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Full text of "Bertholds, Bischofs von Chiemsee Tewtsche theologey [microform]"

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O b c cl n i v c r * U v o C bi c 
libraries 




Lmil G. Hirscn-Bernays 
Library 

Given l,y JULIUS ROSENWALD 



ff, 

ifs-- l ^H 3. 



XBertholds, Biscbofs von Chiemsee, 

i '> .-'-,' 

T e wt s ch e Th e olog e 



Neu herausgegeben 



und mil 



Anmerkungen , einem Worterbuche und einer Biographie 



versehen 



von 



Dr. Wolfg. Reithmeier. 

Mil einem einl ei ten d e n Vor^vorte 



von 



Dr. ,fr. 1HUtnliiC 

Generalvicar der Erzdiocese Munchen-b'reysing, Mitglied der k. Akademie der Wissenschaften etc. 



Miinclien. 

Literarisch-artistische Anstalt. 
1852. 



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C * 








V R W B T. 



Mehr als ein Grund besti'mmte den Unterzeichneten dazu, dem Wtmsche 
des Herrn Herausgebers cntgegenzukommen, und dieser neuen Bearbeitung der 
Dentschen Theologie Bertholds von Chiemsee einige einfiihrende Worte voraus- 
zuscbicken. Vor Allem schien es mir eine Pflicht, dem riihmlichen Fleisse 
des Herrn Bearbeiters Zeugniss zu geben, der zum Theil durch Anregung und 
RatK von meinerSeite sich der muhevollen Aufgabe unterzogen hat, das selten 
gewordene Werk Bertholds, welches iiberdiess nur in der ziemlicb schwer -zu 
gebrauchenden Form alten Druckes vorliegt, den deutschen Theologen wieder 
zuganglicher zu machen, die schwierigen Stellen zu erklaren, und dureh Bei- 
gabe eiries Glossars die eigenthiimlicbe Sprecbweise zu erlautern. Moge 
eine : freundliche Aufnahme diese einem wiirdigen Gegenstand zugewendete 
Sorgfalt des Herausgebers lohnen und seine Absicht, fur unsere theologischen 
Studien etwas Erspriessliches zu leisten, in vollem Masse erfiillen. 

Billig war es iiberdiess zu erachten, dass ein Buch, das vdr mehr als 
dreihuhdert Jahren von dem Oberhirten einer Diocese Verfasst worden ist, die 
zum grnssten Theil der jetzigen Erzdiocese Muncheri-Freysing angehort, und 
welches sbnach als ; ein besonderes Eigenthum und Vermaclitniss dieses schb'nen 
Kirchensprehgels angesehen werdeh muss , bei jen&i vorziigliche Theilnahme 
finde, die von Golt den schweren Beruf haben, in die Fussstapfen Bertholds 
tretend, die Folgen der unseligen Glaubensspaltung wie sie seit dem Ende des 
vorigenJahrhunderts auch in dem katholischen Suddeutschland fiihlbar geworden 
sihd, mitzutragen und mitzuheiJen> von welcher der ehrwiirdige Vorfahrer noch 



IV VORWORT. 

boffen durfte, sie werde in ihweuEnts^hfiii-igehoben werden konnen. Sein 
ahnender Blick verkannte iibrigenfe fuchfd{TJ*g3nze Tragweite des hereingebro- 
cbenen Ungliicks, und er ist einer der ernsten Geister, die vor Allem in der 
innerlichen Wiedergeburt der Kirche durch Heiligung des christlichen Lebens 
den Damm gegen Irr- und Unglauben suchten. Es kann dessbalb sein Wort 
fiir jene Generalionen, die, so Gott will, das Ende der zu Bertholds Zeit be- 
gonnenen furcbtbaren Krise erleben werden, als eine Mahnung dienen, dem 
heiligen, durch dreihundertjahrige Feuerprobe bewabrten Glauben der Ya'ter 
treuzubleiben, und als eine Ennunterung fur uns, der Kirche Gottes in dieser enl- 
scheidenden Zeit des Kampfes, noch grosser vielleicht als der in Bertholds Tagen, 
mit alien Kraften uns zu weihen. 

Das war denn auch eine vorziigliche Ursache, warum diese neue Aus- 
gabe Bertholds unternommen wurde. Ein tiefdenkender ufid in seiner amt- 
lichen Stellung zum compelentesten Urtheil befahigter Zeuge des Anfanges der 
sogenannten Reformation soil heute, wo ihr Kreislauf vollendet ist, vernom- 
raen werden, damit man kennen lerne, wie der Ausgang das nur zu sehr be- 
statigt hat, was die Rufenden in der Wiiste des damaligen Parteihaders und 
verblendeten Hasses gegen die Kirche von dem Inhalt und den Folgen dieser 
neuen Haresie aussagten. 

Vorurtheilsvolle Geschichtsdarslellung hat leider auch viele oberflachliche 
Katholiken gewohnt zu meinen, zur Zeit der Glaubensspaltung seyen Geist, 
Gelehrsamkeit, Eifer fiir Besserung der Kirchenzucht, Ernst und Kraft der 
Sprache beinahe ausschliesslich Eigenthum der Neuerer gewesen. Es ist nicht 
dieses Orles solchen Wahn zu widerlegen, der von dem Glanz der Heiligkeit 
und wahrhaften Reformationsbestrebungen sowie von den staunenswerthen 
Werken der Wissenschaft , der gewaltigen katholischen Manner des sech- 
zehnten und siebenzehnten Jahrhunderts absichtlich nichts wissen will. Ber- 
thold von Chiemsee moge dem Unbefangenen zeigen, wieviel iiberlegnen Geisl, 
theologischen Tiefsinn und wahrhafte Frommigkeit der Oberhirt einer der 
kleinsten Diocesen Deutschlands damals besessen, und wie .venig der damals 
und beute von so mancher Seite her verachtete Suden Deutschlands dem 
Norden an theologischer Bildung nachsland. Dass seine, dass des Johannes 
Eck und so vieler andern Stimme in der Zeit des Sturmes verhallte, ist eben- 
sowenig ein Beweis gegen die Geisteskraft dieser Manner und die Wahrheit 
ihrer Sache, als bei einem ansteckenden Miasma die aufopfernden Anstrengungen 
der Arzte und die Wirksamkeit der erprobtesten Heilmittel verachtet werden 
diirfen, wenn trotz ihrer Tausende der Seuche erliegen. 

Was Kraft unserer Sprache in siiddeutscher Farbung betrifft, so werden 
jene, welchen es eine Art von Glaubenssatz geworden ist (obgleich sie hun- 
dertmal durch den Augenschein widerlegt wurden): Luther habe zuerst das 



VORWORT. V 

Wort Gottes in wahrhaft deutsch.es Gewand, gekleidet: und zuerst in- geistliehen 
Din a en kraftig deutsch gesprochetf, sich durcb die Erscbeiriung Bertholds in 
ihrer vorgefassten Meinung nicht irre macben lassen. .Uns sey es aber verr 
gonnt; an diesem Kerndeutsch uns zu laben, und so manchen ehrwiirdigen 
Sprachrest bei. Berthold mit Freuden wiederzufinden, der noch heute in unserm 
Heben bayeriscben Lande fortlebt, und hoffentlich durch nordische Cultur 
nicht ausgereulet werden wird. Die Wiederherstellung eines wichtigen , und 
schonen christlichen Sprachdenkmals des siidlichen Deutschlands aus der Zeit 
des Ubergangs verbleichender, deutscher Herrlichkeit in die Zerbrockelung 
durch Reformation und Revolution war mit ein Beweggrund der auf Ber- 
tholds Herausgabe verwendeten Miihe. > 

Weit wichtiger jedoch, als diese sprachliche Bedeutsamkeit Bertholds ist 
sein theologischer Standpunkt. Wer sich je blenden liess von dem boswilligen 
Vorgeben, als ob zu Trient neue kirchliche Lehren gemacht, oder die alien 
in andernde Fornien eingekleidet worden seyen, der schlage den vortridentini- 
schen Berthold auf, und er wird zu seinem Erstaunen finden, dass er oft bis 
ins Einzelne das katholische Dogma im Wesentlichen so dargestellt hat, wie 
es vom tridentinischen Kirchenrathe formulirt worden ist. Der Katholik 
aber wird sich dariiber nicht wundern, sondern es natiirlich finden, dass ein Bischof 
seiner Kirche, wenn er katholisch seyn wollte, nichts anderes lehren konnte, 
als was nachher die Vater von Trient aussprachen. Er wird andrerseits kei- 
nen Anstoss daran nehmen, wenn ein katholischer Schriftsteller vor dem Tri- 
dentinum einzelne Ausdriicke und Wendungen, die wac^tridentinische Theo- 
logen zur Abwehr von Missverstandnissen vermieden habn wiirden, noch mit 
Unbefangenheit gebraucht es ist diess ja eine Erscheinung, die sich in der 
Entwiklung des Dogma's ofters wiederholt. Jedenfalls ist Berthold ein merk- 
wurdiger und authentischer Berichterstatter dariiber, was im katholischen 
Deutschland vor dem Tridentinum gelehrt und gepredigt wurde. Noch eine 
Seite bietet Berthold seinem Beobachter dar er widerlegt das Geschrei, 
als ob zur Zeit der Reformation die Theologie in lauter scholastische Spitz- 
findigkeit versunken gewesen sey. Der ,,deutsche Theologe" war mit der Scho- 
lastik und ihren Untersuchungen wobl vertraut und ihr keineswegs abhold 
aber erbesass aucheintiefes mystisches Element, wasuberallmitderwahrenScho- 
lastik verbunden war; und da, wo die theologische Theorie in die Tiefe der 
gottlichen Geheimnisse hinabsteigt, oder die Erfahrungen und Zustande des 
menschlichen Herzens beriihrt, horen wir aus Berhold einen Mann wahrer 
geistlicher Anschauung und ascetischer Erfahrung reden. 

So moge denn das erneuerte Werk Bertholds ein Zeugniss seyn von der- 
Lebenskraft der Kirche und von ihrer unveranderlichen Lehre aus einer furcht- 
bar ernsten Zeit, eine Prophetenstimme iiber das, was aus derSpaltung kom- 



1 VORWORT. 

men inusste, ein Denktnal deutscher. Treue fur den wahren Glauben der Vater 
moge es unter dem heranzubildenden Klerus besonders auch in uhserm baye- 
rischen Vaterlande jene ernste und treue Begeisterung fur Lehre und Gesetz 
der Kirche bestarken, welche so dringend nothwendig ist in dieser Periode 
ausserordentlicher Gefahr und ausserordentlichen Segens fur die Kirche, da- 
Ihit nicht die Nachwelt uns jetzt Lebenden den gerechten Vorwurf macheh 
konne: wir seyen nicht im Stand gewesen, das Erbtheil des beiligen Glaubens, 
welches Manner wie Berthold fiir unsere Gaueii gerettet haben, gegen den 
Uhglauben dieser bosen Tage fur die nachkommende Generation zu erhalten. 

Munch en, am Tage der Erhohung des hi. Kreuzes 1852. 



Dr. WindischmaMii. 



VORWORT DBS HERAUSGEBERS. 



Jn Betreff der neuen Ausgabe der Tewtschen Theologey babe ich nur 
nocb einige Bemerkungen beizufiigen (*). Die deutsche Ausgabe vori''l28 
wurde zu Grunde gelegt und Bertholds eigene lateinische, Ubersetzung y'ori 
1531 damit verglichen. Wo sich eine Abweicbung in der Ubersetzung farid, 
babe fcb dieselbe in den Anmerkungen angezeigt , und , wenn sicb Zusatze 
vorfanden, dieselben ausgehoben. Eine Veranderung in der Scbreibart wurde' 
nur insofern vorgenommen, dass die Abkiirzungeri ausgescbrieben lihd die 
ober den Bucbstaben hefindlicben Zeichen in die Linie gesetzt wurden. Bei 
Bearbeitung der Anmerkungen konnte nur auf das Nothwendigste Rticksicbt 
genommen werden, urn das ohnehin umfangreicbe Werk nicht zu vertheuern. 
Eswar mir vorziiglich datum zu tbun, die auffallende Abnlicbkeit der Lebre 
, Bertbolds mit den Entscbeidungen des Concils von Trient zu zeigen. In dem 
i' beigegebenen Worterbuche sollte nur das, was nicbt fur Jeden gleich beim 
ersten Lesen verstandlich ist, kurz erklart und erlautert werden. 



(* Man darf die ,.Tewtsche Theologey" Bertholds nicht mit einem andern Werke 
verwechseln , das unter demselben Titel besonders bei den Protestanten zu Ansehen 
kam, well Luther dazu eine Vorrede schrieb und eine Bestatigung seiner Lehre zu 
fmden suchte, und nach seiner Weise auch finden musste, indem er dem Verfasser 
desselben Ansichten unterschob, die urspriinglich in dem Werke nicht enthalten waren. 
Hr. Pfeiffer in Stuttgart hat nun eine neue Ausgabe nach einer aufgefundenen Hand- 
schrift besorgt (Theologia deutsch, Stuttgart bei Liesching 1851) und den Verfasser 
gegen die Unterschiebung reformatorischer Tendenzen vertheidigt, die Ullmann (Refor- 
matoren vor der Reformation. Bd. II. pag. 251 256) gefunden hat. Ullmann sucht 
nun neuerdings (Studien und Kritiken von Umbreit 1852. H. 4. pag. 859 874) gegen 
Pfeiffer seine friihere Behauptung aufrecht zu erhalten ,* indem er mit reformatorisch 
einen Begriff verbindet , der geschichtlich unwahr ist. Nach diesem Begriffe konnen 
nicht bloss der hi. Augustin, sondern auch der hi. Bernhard, Thomas von Aquin und 
viele andere zu den Reformatoren gerechnet >verden. Aber unter denen haben 
Luther, Calvin und Consorten keinen Platz. 



VIII VORWORT DBS HERAUSGEBERS. 

Moge das Publicum diese neue Ausgabe des Berthold mil Wohlwollen 
und Nachsicht aufnehmen! Ich weiss nur zu gut, dass noch manches zu thun 
iibrig ist. Freundliche Winke werde ich gerne beriicksichtigen ; dogmatisch- 
confessionelle Gegner aber werde ich ohne Beriicksichtigung ihre Wege gehen 
lassen. Mit Gottes Beistand wird das Werk Bertholds seinen Zweck erreichen 
den er sich vorgeselzt hatte. Ideo praesentem tractatum institui (sagt er in 
seinem Schreiben an den Cardinal -Erzbischof von Salzburg) non ad aures 
mulcendas vel ad eloquentiam ostentandam * sed ad christianae reipublicae 
utilitatem et ad errantium informationem eorum scilicet qui magis imprudentia 
quam temeritate errant et circum veritatem vacillant ex simplicitate titubantes 
et ambigentes in utram nredendi partem declinent, non totaliter ab orthodoxa 
fide deficienles; quibus meam lucubrationem conducere spero. 

Am Scblusse fiihle ich mich verpflichtet zweien Mannern meinen innig- 
sten Dank offentlich abzustatten: Herrn Generalvicar Dr. Fr. Windischmann, 
der mich nicht bloss zur Herausgabe des Werkes ermuntert, sondern mirvielfach 
mit Rath beistand, und mit grosster Bereitwilligkeit zur neuen Ausgabe ein 
einleitendes Vorwort schrieb, und Herrn Bibliothekar Dr. Ruland in Wiirz- 
burg, der mir mit grosster Freundlichkeit seine gesammelten Notizen iiber 
Bertholds Theologey zum Gebrauche tiberliess. 

Miincheri, am Tage der Heiligen Cornelius und Cyprianus 1852. 



W. Reithmeier* 



BERTHOL.DS LEBEN UNO JSCflRIFTEN. 



. i. 
BERTHOLDS LEBEN. 

Unter den Manner n, die ihre Thatigkeit in der Reformalions-Zeit ent- 
wickelten, treffen wir einen, dessen Leben und Wirken die meisten Schriftsteller 
kaum dem Namen nach kennen. Dieser Mann ist Berthold Pirstinger. Er war 
iin Jabre 1465 zu Salzburg geboren (*) und stammte wahrscheinlicb von burger- 
lichen Eltorn ab. An seinem Geburlsorte hing er mit grosser Liebe.: tjber 
seine Yerhaltnissc bis zu sein,em Eintritte ins Domcapitel zu Salzburg wissen 
wir nichts, und selbst aus dieser seiner Wirkungsperiode ist nicbts tiberliefert 
worden als der Name bei einzelnen kirchlichen Functionen, die uns obne weitere 
Aufscbliisse lassen. Die Acten, in denen sicb iiber seine vielseitige Tliatigkeit 
Materialieii linden muss ten, wurdenvonden aufriihrerischen Unterthanen des Erz- 
bischofs von Salzburg zerstort vnd vernicbtet. Die Pinzgauer Rebellen , sagt 
Hiibner, verwiisteten unter Erzbiscbof Matthaus Lang das erzbiscbofliche Archiv 
sowohl, als die Schriftenbehaltnisse der Hofkammer so graulich, wie Scblacbtner 
erzablt, dass sie bis iiber die Knie in zerissenen Papieren wateten, indem sie auf 
solcbe Weise die Urkuuden ihrer Abgaben zu vertilgen glaublen.cc ( 2 ) 

NocbkaumdreissigJahrealtj finden wir Berthold als KammermeisterdesErz- 
bischpfs von Salzburg. Nachdem der Erzbischof Siegmund Holneck auf seiner 
Riickreise vom Reicbstage zu Worms am 3. Juli 1495 zuMiibldorfgestorben war, 
wurdeschonam 7. Juli Leonhard von Keutschach zu soinemNachfolgererwahlt; 
und bei dieser Wahl erscheintauchunser Berthold alsKammermeisterindemZeu- 
genprotokolle aufgefiihrt ( 3 ) Ebenso wohnte er der Wahl des P. Virgilius zum 

(* Berthold sagt dieses selbst in seiner ,,Tewtschen Theologey:" ,,jch wildemuee- 
tigklich erzaigen, AVOS jch zuo verschinen taegen syderher jch aus Saltzburg gezogen 
bin, in ewrem dinst gelesen vnd gearbait habe, aucn solchs ew saltzburgern, als meineh 
Heben friinden (bey denen jch geporen bin) hiemit in schlechten wortten vnnd ainfal- 
tiger weis zuoeschreiben." pag^ 6. / 

( 2 Bescbreibung der hochfurstlich-erzbischoflichen Haupt- und Residenzstadt Salz- 
burg und ihrer Gegenden verbunden mit ihrer altesten Geschichte. Von L. Hiibner. 
Erster Band. Topographic. Salzburg. 1792. der zweite Band. 1793. Statistik. Note in 
der Vorrede. . . 

( 3 Erant autem compromissarii Ludovicus eleclus et conflrmatus Kyemeiisium Epis- 
copus, Virgilius St. Petri Prior, cui abbas Rupertus valetudine prohibitus vices suas de- 
Keith meier. Berthold's Theologey. a 



X BERTHOLDS LEBEN UNO SCHRIFTEN. 

Abtevon St. Peter in Salzburg bei , die gleichfalls im Jahre 1495 statt fand ( 4 ). 
Nach dem Tode des Virgiliuswurde Wolfgang Walcher 1502 zu seinem Nacbfolger 
gewahlt, bei dessen Wahl der Licentiat des canonischen Rechts und Kammer- 
meister Berthold als Zeuge zugegen ist. ( 5 ) Unter diesem Abte hatte das Kloster 
zu St. Peter mit mehrern andern Klostern frommeBundnisse win solatium defunc- 
torum gescblossen, in einer solchen Bestatigungsurkunde finden \vir unsern Berthold 
als Yicarius perpetuus ( 6 ). Diese Urkunde ist vom Jahre 1503. 

Christoph Mandl, der von 1502 1508 Bischof zu Chiemsee war, hatte im 
Jahre 1508 nach Ostern das Zeitlicbe gesegnet. Zu seinem Nachfolger ernannte 
der Erzbischof yon Salzburg seinen Kammer-Prasidenten Berthold Pirstinger. ( 7 ) 
Er war fromm, sittlich rein, ein milder Gharakter.und durch wissenschaftliche 
Bildung ausgezeichnet. Das Bisthum Chiemsee wurde im Jahre 1215 von dem 
damaligen Erzbischofe Eberhard II. errichtet und vom Papste Innocenz III. auf 
dem vierten Lateranensischcn Concil zu Rom durch eine eigene Bulle bestiitiget. 
Das neue Bisthum stand in einem ganz eigenthiimlichen Abhiingigkeitsverhaltniss 
vom Erzbischofe zu Salzburg. Die Chiemseer Bischofe waren nicht bloss Suffragane 
in der gewohnlichen Bedeutung des Wortes, sondern auch zugleich Weihbischofe 
(Vicarii in Pontificalibus) und zu verschiedenen andern Diensten verbunden. Die 
bischofliche Residenz war in Salzburg. ( a ) Erzbischof Eberhard fertigle fiber die 
Errichtung des Bisthums Chiemsee zwei Urkunden aus. In der erstenvomSO. 
Dec. 1217 weist er dem Bischofe von Chiemsee seine Einkiinfte und die Granzen 
seiner Diozese an; im folgenden Jahre erliess er eine zweite Urkunde unterm 
24. Februar, worin er die Rechte und Pflichten desselben bestimmte. Der Erz- 
bischof verordnete darin dass 

1) der Propstund das Capitel zu Chiemsee sich niemals ein Wahlrecht an- 
massen, sondern die Ernennung des Bischofs dem Erzbischofe und seinen Nach- 
folgern stets vorbehalten bleiben soil ; 

2) dass der Bischof, sobald er ernannt ist, dem Erzbischof den Eid dcrTreue 
und der Unterwiirfigkeit ablegen und von ihm die Belehnnng empfangen soil; 

3) dass er unter keinem Vorwande in die Wahl des Erzbischofs zu Salz- 
burg oder in andere Angelegenheiten des dasigen Domcapitels sich jemals rnischen sol I; 

4) dass dem Dompropst zu Salzburg der Vorrang vor dem Bischofe von 
Chiemsee, wie auch vor andern Bischofen die der Erzbischof zu ernennen hat, 

legaverat: Heinricus Ruegcr de Pcgniz Plebanus Lauffensis, Licentialus in Decrelis, 
Bertholdus Pirstinger camerac Magister postca Kycmensis episcopus ct Nicolaus Vi/dom, 
quern Anonymus Petrensis in Chronico praedicatorem Stifftae Salzburgensis appellat. 
Hansiz, Gernaania sacra. August. Vind. 1729. torn. II. pag. 549. 

(* Novissimum Chronicon antiqui Monasterii ad Si. Petrum Salisburgi ordinis St. 
Benedict!. August, vind. et Ocni ponti. Sumptibus Josephi Wolff. 1792. pag. 416. 

( 5 Ibid. pag. 230. Bertholdus Pirstinger magister camerae ejusdem curiae, ulriusque 
juris Licentiatus. 

( r - Ibid. 

C 7 Anno 1508 posl Pascha e vita cessit Christophorus Chiemensis, in cujus locum 
proinotus Bertholdus Camerae Archiepiscopalis raagister. Hisloria Salisburgcnsis, hoc 
est, vitae Episcoporum et Archiepiscoporum Salisburgensium. Aiithorc Jos. Mezger. 
Salisburgi. 1692. fol. pag. 518. Iu dem Kalalog der Bischofe von Chiemsee heissl es: 
Bertholdus Pirstinger S. S. canonum Licentialus et PraescscameraeSalisburg. insliluitur 
anno 1508. Episcppalum rexit annis 12. Das letztere ist unrichlig, A,vie \vir weiler 
uulen sehen werden. 

( 8 Die ganz cigenthumliche Abuormitat zeigl sich recht fiuffallend bei dem Archi- 
diaconate von Chiemsee. Sicli. Bcilriige von M. v. Deutinger. pag. 2:60262. 



LEBEN UNO SOHRIFTEN. XI 

sowohl in offentlichen als Privalorten, der bisherigen Gewohnheit gemass, unver- 
riickt verbleiben soil. ( 9 ) Unterm 26. October 1218 erhielt derErzbischof Eber- 
hard vom Kaiser Otto IV. auf dem Reichstage zu Nurnberg einen Bestatigungs- 
brief mit der Zusicherung, dass die Belebnung der Bischofe zu Chiemsee und 
Seckau einzig und allein dem Erzbischofe zu Salzburg zugehoren , mid denselben, 
sobald sie vom Erzbischofe belehnt vnd ernanrit sind, die Fiirstenwurde gebiihren 
sollte ( 10 ), ohrie dass sie Reichsstande waren ( ii }. '' . 

Die Granze dieses Bisthums fing bei der Siidoslspitze dieses grossenSees an, 
stieg gegen den Bergriicken hinati, der das Gastrauthal Von Osten her eirischliesst, 
senkte sich gegen den Hecbtensjeeherab, und hob sich wieder gegen die salzburgische' 
Landgrahze emporj der sie getreulich bis an das Brixesithal nachzog. Hiertrennte 
sie sich, und ging fiber die Bergriicken und Spitzen, \velche das Brixenthal vom 
Pinzgau, dem Zillerthale und dem sudlichenTheiledesOb'erwildschonthalesschei- 
den. Das tyrolische Yicariat'Niedergau gab sie an Chiemsee , und das Vikariat 
liter an das Erzbisthum Salzburg. Bis auf dieses Vikariat war das unter salz- 
burgischer Landeshoheit stehende Pfleggericht Hopfgarten , -was das geistliche 
Wesen betraf, dem Bischof von Chiemsee untergeordnet. Von der nordwestlichen 
Granze des Brixenthales an ging die Scheidungslinie fiber den Loflberg, die 
Spitzen des Kaiserberges , uber den Rucken, der westlich vom Kolbenthal sich 
nordwarts hinstreckt gerade der ; Landgranze Tyrols zu, verfolgte diese noch um 
den Seitengraben des Trockenbaches heriim, wandte sich um die Bergrucken, die 
ostlich von Nussdorf und Neubeuern hinstreichen , herum , und setzte ostlich von 
Torwang und Lauterbach bis an den Simsee fort. Von der nordostlichen Spitze 
des Simsees trenrite sie sich gleichsam im Bogen nordlich von Endorf , Stephans- 
kirchen und Eggstatt bis an den Ghiemsee, lief, um Gollershausen Chiemsee zu- 
zutheilen, um die Pfarrei Gstatt Salzburg zulassen, landeinwarts, ging end lich 
zwischen den Inseln des Chiemsees Herren- und Frauenwerd hindurch und schloss 
sich dort an, \vo man anfing. (^j ! 

Das war also der Wirkungskreis unsers Berthold , der ihm im Jahre 1508 
angewiesen wurde. Die Zeit war eine sturmische und der Vorboten noch gros- 
serer Stiirme zeigten sich tag! ich mehrere. Die Sittenlosigkeit hatte bereits einen 
grossen Grad erreicht, die Disciplin sowohl in den Klosternals unter dem Welt- 
Klerus war vernachlassiget , Luxus und Sinnengenuss batten reissendeFortschritte 
gemacht, Unwissenheit und Aberglaube wucherten ungehindert fort, so dass jeder 
redliche Charakter in banger Erwartung in die Zukunft blickte. Berthold hat 
sicher Massregeln ergriffen, um demumsinhgreifendentjbel kraftigEinhaltzuthun. 
Wir wissen zwar nicht, worin diese Massregeln bestandeti, allein aus seinem Eifer 
fur die Reinerhaltung des katholischen Glaubens und der Sitten lasstsich dieses mit 
Bestimmtbeit schliessen. Ausser einigen kirchlichen Functionen, die er in den er- 
sten Jahren seiner Regierungvorgenommen,ist( 13 ) unseinCharakterzugiiberliefert 
worden, der seinem edlen Herzen stets Ehre machen wird. 

( 9 Chronik yon Salzburg. Von Judas ThaddSus Zauner. Salzburg. 1796. II. Thl. 
pag. 219. Hundii, Metropolis Salzburgensis. torn. pag. 160. 

( 10 Ibid: pag. 221. Sieh. in Diplomatariis sacris Ducatus Styrie. P. pr. pag. 194. 

(" von Deutinger, Beitriigc. Bd. I. 2. H. pag. 216. 

( 12 Sich. intelhgenzblatt von Salzburg. 47. St. Nov. 1807. pag. 739. Nachrichten von 
Juvavia. pag. 265. v. Dcutinger, Beitrage. pag. 215. 

. -( 13 ,,Im Jahrc 1510 weihte Berthold die Rlosterkirche Nonnberg und die vier 
rniltleren Altiire in derselben, und im Jahre 1512 die neuerbauteSt. Sebastians-Kirche 
zu Salzburg." v. Deutirigcr, Beitriige. pag. 223. 



XII BERTHOLDS LEBEN UND SCHRIFTEtt 

Der politische Schwindel hatte sich einiger Burger und besonders etlicher 
Mitglieder des Magistrals bemachtiget, die sich dem Gehorsame und der Auctoritat 
des Erzbischofs entziehen und Salzburg zu einer unmittelbaren Reichsstadt erheben 
wollten. Im Jabre 1511 wurde dem Erzbischofe dieVerschworungverrathenund 
die betheiliglen Mitglieder des Magistrals bezeichnet. Er suchte die freiheits- 
scbwarmendeGesellschaft durch List in seine Gewalt zu bekommen. : Er liess den 
Bin-germeister nebst dem Rathe, deren Anzahl sich alsAusschuss aufzwanzig be- 
lief, nach Hofe zur Tafel laden. Sie erschienen alle zierlich gekleidet und versammel- 
ten sich in der goldenen Slube, wie mansie nannte, als dem gewohnlichen grossen 
Speisesaale. Die Tischewaren alle gedeckt; allein auf denTellern nurein Brod, 
ohne Messer undanderesZugehor. Aufeinmal wurden die Thore der Residenz ge- 
sperrt und verriegelt, und Erzbischof Leonhard tratmitergrimmtem Angesichtund 
mit von Rache gliihenden Augcn unler Begleitung bewaffneter Trabanlen, ( 14 ) ) in 
den Saal. Der Erzbischof verwies ihnen ernstlich ihren Hochverrath und ihre Un- 
treue. Hierauf liess er sie von den Trabant.en an Handen und Fiissen binden, in 
den Residenzhofhinabfiihren, auf Schlitten setzen und in grosster Eile , damit kein 
Tumult entstehen mochte, u'ber den Frauenhof in die hohe Festung hinauf fiihren. 
Wahrenddiess geschah, kam ein Rathsherr, Schmeckenwitz genannt, auch einer von 
den Geladenen, der sich aber etwos vespatet halte, andasResidenzthor, und klopfte 
stark an, um eingelassen zu werden. Als ihm aber der Pfortner leise ins Ohr sagte, 
welche sonderbare Mahlzeit ge\vesen , und ihm sagte , er sollte anderswo zu essen 
suchen, die Sache standenicht wohl, war dem Schmeckenwitz nicht mehr geheuer, 
sondern eilte nacli Hause, liess sich ein Pferd satteln, nahm Geld zu sich und ritl zum 
Thore hinaus. Als der Erzbischof fragte , wo der Schmeckenwitz ware, und ver- 
aahm, dass er nicht vorhanden, soil er gesagthaben: der Schmeckenwitz hat ver- 
muthlich den Braten gerochen, der ihm nicht schmeckenwollte; sogleich wurde mit 
der Execution vorangeschritten. Indessen war doch die schrecklicheNachriGbt in der 
Stadtbekanntgeworden; die Kaufleuteschlossen ihre Gewolbe, dieHandwerkereil- 
tenausdenWerkstatten; alles griff zu den WafFen, und eilte der Residenz zu. Als 
der Erzbischof die bewaffneten Rotten sah, trat er unerschrocken auf den Balcon 
hervor, und bat sie, sich zur Rube zu begeben, indem der Biirgerschaft nicht das 
geringste Leid widerfahren wiirde, und er sich bloss zu ihrcm eigenen Besten ge- 
zwungen gesehen hatte, nach den Aufruhrstiftern zu greifen. Das Niimliche liess 
er auch durch Verordnete uberall bekannt machen , welches eine so gute Wirkung 
that, dass dieBiirger die Waffen niederlegten, und sich friedlich nach Hause begaben. 
Indessen wurden die Gefangenen in der Festung mit einer guten Tafel bewirthet, 
allein sie fanden wenigLust daran. ( 15 ) In der Nacht liess der Erzbischof einige 
der vornehmsten Verschwornen hinten hinab gegen Weingarlen in dasNonnlhal 
fiihren, zwey und zwey v mit den Riicken zusammengebunden, auf Schlitten wer- 

( w So hatHiibner, pag. 290 nach Hansitz, pag. 551. Fickler in Reitgarllers Chrq- 
nik hat die einfache Form. Saltzburgische Chronik, von ainem Teiitschen Schulmai- 
ster, v. Reitgartler genannt, vor dreissig Jharen zusamen getragen, vnnd beschribeii, 
nun aber sowol "wasz die geschichten als den Stylum betrifft corrigicrt, gebesserl vnd 
gemehret durch Johann Jiaptisla Ficklern der rechten Doctor, Bayrischen Rhat zue 
Munchen. Munchner Handschrift: codex bav. 2891, 2892. u.2893. in 4. Man vergleiche 
die interessante Bemerkung des Rectors Mutzl in dem Programme v. 1852. pag. 4. 
iiber Hansitz und seine Geschichtschreibung. 

( 15 Die Chronik sagt : ,,Als man die Gefangene auf das haupt-Schloss gebracht, 
hat man jnen zu essen vnd zelrinckhen genug aufgetragen, was sie aber fur Lust zu 
essen vnd trinckhen gehabt, kann ein jeder bei sich erachten." fol 123. 



BERTHOLDS LEBEN UND SCHRIFTEN. XIII 

fen, in der strengsten Kalte (es warzwischen Weibnachten und Licbtmessen) in 
Begleitung des Henkers nacb Werfen und Radstadt fiihren, urn sie dann zu Maut- 
tendorf im Burgau vom Leben zum Tode richten zu lassen. Auf dem Wege be- 
gegnete dieserZugdem Bischof Berthold vonChiemsee, dem Abte Wolfgang zu 
St. Peter, und einigen vom Adel, welche eben von einer Reisezuruckkamen. Diese 
eilten nach Salzburg und baten urn Gnade fur sie. Der Erzbischof , geriihrt von 
den Bitten der Frauen, denen ihre Manner enlrissen waren, und in Riicksicht dieser 
machtigen Furbitte, schenkte ihnen das Leben, doch mit der Bedingung, dass sie fur 
sich und ihre Nachkommen schriftliche Versicherung geben mussten, sich niemals 
zu racben, und in'Zukunft ruhig zu verbleiben. ( 16 ) 

Im Jahre 1512 hatte der Erzbischof ein Goncil nacb Salzburg ausgeschrieben, 
auf dem Berthold personlich erschien. Nach dem Beschlusse dieses Concils sollte 
die Reformation beim Klerus begonnen werden, damit die Laien nachfolgen konn- 
ten. Die Oberer sollen bei sich zuerst beginnen und das an sich bessern, was sie 
von andern verlangen. Sehrviel verspricht sich der Erzbischof von denVisitatoren. 
Dazu sollen gottesfiirchlige Manner gewahlt werden, diedurchGelehrsamkeitund 
gute Sitten vorden iibrigensich auszeichnen, die durch Wort und Beispiel Klerus 
und Volk auferbauen konnen. Wenn diese Visitatoren ihr Amt treu und mit 
Eifer vollfuhren, so kann daraus fiir dieKircbe Gottes grosserNutzen entspringen 
und sehr viele verlorne Seelen wieder fiir Gott gewonnen werden. ( 17 ) Auf diese 
Weise hofFte der Erzbischof und seine Mitbischb'fe dem urn sich fressenden Ubel 
einigen Einhalt thun zu konnen. Das Concil hatte richlig geurtheilt, dass die 
Reformation und Restauration von der Mitte ausgehcn, vom Klerus anfangen 
sollte, ohne dass desswegen dadurch die Laien von dem Werke ausgeschlossen 
werden sollten. Nur in Ermanglung des Klerus war es gestattet , dass die Besse- 
ruugvon der Peripherie herkommen konnte, obgleich es nicht in der Natur der 
kircblichen Verhaltnisse'gelegen , dass die Besserung hatte auf diese Weise ge- 
schehen sollen. 

Unterdessen war Leonhard von Salzburg am 8. Juni 1519 geslorben, undsein 
Coadjutor, Matthaus Lang, der seit 1511 auch Cardinal war, hatte am St. Ruprechts- 
Tage 1519 seinen feierlichen Einzug in Salzburg gehalten. Er wird als ein 
tugendhafter, gelehrter und woblberedter Herr geschildert, der als ein sehr mil- 
der Fu'rst jeden nach seinem Stand tractirte.cc Die vierzigtagige Fasten hat er in 
eigner Person mit Abbruch von Fleiscb, Getrauk und Wollusten (erlaubtenFreu- 
den) zugebracht, auch Andere dazu angehalten. In der Marter-Wochen hat er 

C 16 Hiibner, 1. c. pag. 292. u. flg. Hansiz, Germania sacra, torn. II. pag. 551. Chro- 
nik v. Fickler,' ad ann. 1511. Metzgersagt: ,,Vcrum preces Magnatum Salisburgensium, 
pracsertina praesulis Chiemensis et Abbatis Petrensis Wolfgangi id potuerunt, ut Archi- 
episcopus reis vitam indulgeret." Historia, pag. 519. 

(" Primum in se ipsis ea emendantes, quae sacris canonibus obviare noscuntur, 
quatenus ipsi praestare possint, quod ab aliis requirere debent et in se ostendant, qua- 
liter caeteros aporteat in domo Domini conversari. Deinde circa capitula, et singulos 
canonicos ecclesiarum suarum cathcdralium idem officiuin visitationis incipiant exercere 
et visitatores eligant viros Deum timentes, doctrina et moribus caeteros praestantes, 
qui yerbo et exemplo apud clerum et populum aedificare possint . . . indubie sperans, 
si hujusmodi offlcium visitationis recte et laudabililer confectum fuerit, exinde fructus 
multiplices in Ecclesia Dei provenire, et plurimas animas depertitas Deo lucrifleri, de- 
nique clerum deo et hominibus reddi acceptionem, et si vitia emendata fuerint, eccle- 
siarum ministros a populo in Dei timore magis revereri. Dalham, Concilia Salisbur- 
gensia. pag. 279280. 



XIV BERTHOLDS LEBEN UND SCHR1FTEN. 

sich von den Leuten abgesondert, entweder sich auf das Hauplschloss begeben 
oder nach Hallein, urn der Andacht und der geistlichen Betrachtung in der Ein- 
samkeit obzuliegen. ( 18 ) ! 

? Die Irrlebr e Lutbers hatte gelockerten Boden gefunden und konnte bei der 
politischen Zerrissenheit des deutschen Vaterlandes uugehindert ihren Kreislauf 
antreten. Die Vorschlage des Salzburger Concils wurden nicht in der vorgeschrie- 
benen Weise ausgefuhrt oder konnten nicht ausgefuhrt werden, weil vielleicht die 
Visitatoren, selbst wenigstens nicht alle; den recbten Ernst angewendet batten, oder 
aber weil das Ubel schon zu sehr urn sicb gegri ften hatte. Der Cardinal und Erzbischof 
Matthiius Lang macht in seinem Mandat eine grauenbafte Scbilderung von mancbem 
Kleriker. Er glaubte durch ein Provinzial-Concil dem Unwesen steuern zu kori- 
nen. Erberief daher seine Suffragane nacbMiibldorf und berieth sicb mit ibnen 
iiberdie Mittel, die angewendet werden eollten, umdemUmsichgreifenderlrrlehre 
Luthers Schranken zu setzen, und den vielfacben Abfall, der bereits an vielen Orten 
stattgefunden , zu bindern. Das Mandat vom 31. Mai 1522 war das Resultat der 
Berathungen des Miibldorfer Concils, dem Berthold von Chiemsee personlich bei- 
gewobnt batte. ( 19 ) Aber schon im darauffolgenden Jahre sab sich der Erzbischof 
wiederumgenotbigt, seine Mitbischofe nach Salzburg zu berufen. Berthold er- 
schien personlich, die andern liessen sich durch Abgeordnete vertreten. Die Be- 
rathung geschah am 4. December 1523. Das Hauptaugenmerk wurde auf die 
Vollziehung der inMiihldorf erlassenen Verordnungen gerichtet, ausserdetn aber 
noch der Beschluss gefasst, dass der Erzbischof mit seinen Mitbischofen sich ent- 
weder in eigner Person, oder durch hevollmachtige Gesandte zum Reichstag nach 
Niirnberg begeben und dort alien Fleiss anwenden sollte, dass der Ausbreitung der 
lutherischen Irrlehre aller mogliche Einhalt gethan, dass die gefiihrdete 
geistliche Immunitat aufrecht erhalten werde; und dass die durch den piipstlichen 
Gesandten von den Geistlichen geforderteHiilfsteuer wider die Tiirken, die in einern 
dritten Theile aller Einkiinfte und selbst desKirchensilbersbestehen sollte, bedeu- 
tend herabgesetzt werden sollte. ( 20 ) 

In dem namlichen Jahre entstand zwischen dem Erzbischofe und der Biirger- 
schaft zu Salzburg ein Zwist, indem sich die Burger, wahrscheinlich von aussen 
durch Sendlinge und Aufriihrer gereizt, seiner Auctoritat entziehcn wollten. Ber- 
thold machte den Vermittler zwiscben dem Erzbischof und der Biirgerschaft, und 
es gelang ibm wirklich Frieden und Rube unter ihnen herzustellen. Indessen wur- 
den die Yerhaltnisse immer schwieriger, das Parteiwesen nahm zusehends zu , der 
Abfall von der Kirche wurde immer starker und die Regierung einer Diozese er- 
forderte einen Mann von jiingeren Jahren. Berthold hielt sich fiir zu schwach, sei- 
nem Bisthume vorzustehen und resignirte freiwillig dasselbe im Jahre 1525. Er 
hatte mit Muth und Kraft bereits siebzebn Jahre seine Diozese verwaltet, seine 
Diozesanen durch Wort und Thaterbaut, und nun sehnte er sich nach einem Ruhe- 
platze, um seine noch iibrigeLebenszeit ganz dem Studium und dem Gebete wid- 
mn zu konnen. Er zog sich von deni offentlichen Schauplatze zuriick, und suchte 
auf and ere Weise fiir die Wahrheitund Reinheit deskatholischen Glaubens zu wir- 
ken. Sein Nachfolger war Aegidius Rehm, Domherr von Passau. ( 21 ). Berthold 



( 1S Fickler, Chronik, fol. 132. ad. ann. 1519. 
( 19 Dalham, 1. c. pag. 281 287. Sinnacher, Beitrage zur Gcschichte der bischof- 
lichen Kirche Saben und Brixen in Tyrol. Bd. VII. pag. 193. 

sctn r~i * _ i_ C 1 * u .~._ n l n .... 1 n v. nr A f\>-f A AO Tinp h| 1) pC/*h 

pag. 150. Quo anno cpiscopatum adierit 



en Kirche aaben und JBnxen in Tyrol. JJC 
( 2 o Sieh. Sinnacher, 1. c. pag. 197198 nach llesch. 
( 21 Veith, bibliothcca Augustana. torn, I. 



,' BERTHOtDS tEBEN UNO SCHR1FTEN. XV 

begab sich ins Klosfer Raitenhaslaeh beiiBurghausen und , da er als Ireuer Mitar- 
beiter im Weinberge des Herrh stets fiir<die Kirche zii arbeiten \v\inschte, suchte 
? erdaeinenWunschdesCardinal-Erzbischofsauszufuhren. DieserhaUenamlichmir 
zii guterkannt, dass die Unwissenbeit im-Glauben der 1'rrlebre grossen Vorschub 
leiste ; desswegen hatte er den Wunsch ausgesprochen, man sollte auf \vissenschaft- 
lichem Wege dern Jrrthume entgegeh \virken. Da Lulber vorzuglicb durcb seine 
deutschen Scbriften Anhang gewarin, so, wollte Rerlhold sich desselben Mittels be- 
dienen, umseinem Werke selbst bei den Laien Eingang zu verschaffen. In der 
Abgeschiedenheit zu Raitenhaslachjarbeitete er seine ..Tewtsche. Theologey" aus, 
wie er selbst, am Schlusse des Werkes anzeigt und uns in den Annalen des Klosters 
Raitenhaslacb berichtet wird ( 22 )., , Er blieb aber uicbt imrnerin Raitenhaslacb, 
sondern begab sicb nacb Saalfelden im Pinzgau. ( 2? ) ,-Hieir iiberselzte er auf Anra- 
then des Erzbiscbofs die Tewtscbe Theologey in die lateinische Sprache, und ar- 
beitete ein Tewtscb Rational iiber das Ambtheiliger meszxc und ein Keligpucbel 
Ob der keligausserhalb der mess zeraicben sey aus, die beideim Jafare 1535 ge- 
druckt wurden. Er verTiess Saalfelden nicbt. mehr. Er.stiftete daselbst einePrie- 
sterbruderscbaft, namlich ein Spital fiir alte, ver,diente Seelsorger, und erbaute 
zugleicheineCapelle, die er selbst im Jahrc 1541. zu Ebrcn des heiligen Geistes 
und aller Heiligeu einweihte. und : macbte ausserdem noch mehrere grosse 
Stiftungen ( 24 ). Er starb im Jabre 1543, in eiuem Alter von 78 Jabren. Sein 
Leib wurde in der Pfarrkircbe zu Saalfelden begraben und ibm eine Grabscbrift 
gesetzt C 25 )."- ; : ; : : : - . ., . . 

(Aegidius Rehm uamlich): quamdiu tenuerit; quando diem supvemutn clauserit, non 
convenit inter Auctores. Joscphus Mezger et Corbinianus Khramm nostrum anno 1520 
episcopum institutum fuisse, pracfuisse episcopatui annos 16. mortem appetivisseanno 
1536. volunt. Paulus a Stetten senior nostrum anno 1535 decessisse tradit: Paulus a 
Stetten junior eundem anno 1526 episcopi dignitatem capessivisse ait. Reginbaldus 
Moebner autem eum- anno 1526 episcopum factum, anno autem' 1547 vivis ereptum 
esse contendit. Quis tantas componat contradictioncs? Diesc Widerspruche sind aus- 
geglichen; Berthold resignirte 1525, nd Aegidius Rehm -wurdc in demselben Jahre 
* l sein Nachfolger, und starb am 15. Sept. 1536. 

( 22 Codex bavaricus. N. 912 u. 913- Tachleri annales Raitenhaslachenses 1612. 

in 4 b . fol. 565. Circa ista tempora pullularc cpepit Haeresiarcha et effrenus Monachus 

Martinus Lutherus, qui passim Christi gregem a salutis falsis suis dogmatibus seduce- 

' bat via. Quare motus Mathaeus Salzburg. Archiepiscopus quibusdam injuuxit, utlibrum 

conficerent ad coufirmandam sanctam lidem catholicam praecipue in cordibus eorum, 

; qui titubantes et ambigentes in quam partem declinent, nondum aperte a fide des- 

; civerurit, vel qui defecenmt,' (ut) per ilium reducantur. Bertholdus tune Chiemensis 

; episcopus, omnibus saecularibus valedixit negotiis, atque sein hoc recepit ; Monaste- 

rium ibique anno 1527. ad instantiam Mathaei dicti Archiepiscopi germaniam scripsit 

Theologiara, quam anno eodem ultimo Novembr. ad finem perduxit et Monachii anno 

1528 ultimo Augusti expudi fecit. .Dictum librum postea anno .1529 in oppido Salfel- 

dae vallis Pinzgeu, ubi silvestris est solitudp et strumpsis collis referta latinitati do- 

navit. Gegen das Ende der Handschrift wird Berthold unter den Wohlthatern des 

Klosters aufgezahlt. ;. 

( 23 Kobolt hat dis lateinische Ubersetzung nicht eingesehen, sonst hiitte erihn nichtin 

'; Raitenhaslach sterben lassen; Baierisches G el ehr ten-Lexicon Landshut 1795. pag. 87. 

i ( 2l : Pie inschrift in der Capelle lautet: ,,BischpfBertold hat diese Capelle zusambt 

denn Pfruepthaus aufgericht iin namen heiligs Geistes auch aller Heiligen zu guelder 

Briesterbruederschaft Sariki Johanns in Saalfelden und ist verbracht im 1541. Jare." 

1 Hiibner, 1. c. pag. 6^5. Intelligenzblatt vpm Jahre^ J802i St. 22: ' 

i ( 25 Diese Grabschrift lautet: Reverendo Praesuli BertKoldo Pfirstinget, juris Ponti- 

ficii Dpctpr.i, pauperum parenti, et Salveldensis xenodochii divo' Joanrii consecrati.furi- 

datori, qui, cum Episcopatui CHemensi XVII annos magna cuin laude praefuisset, ut 



XVI BERTHOLDS LEBEN UND SCHR1FTEN. 

Wir haben nun in kurzen Umrissen das Leben Berlholds zu Ende gefiibrt, 
aber leider viele taicken lasses miissen , die- vielleicht spater ausgefiillt iverden 
konnen. Aber selbst aus diesen kurzen Ziigen korinen wir uns ein Bild von ihrri 
entwerfen, das wir um so hoher schatzen mu'ssen, jeweniger wir in der da- 
maligen Yerwirrurigs-Periode antreffen* ^Ert' war cine offene und gerade Seele 
die kein Falsch kannte, einitreuer SobnidenKirche, der stets-nur das Beste der- 
selben vor Augen hatte. --Strong katholiscb< bemiihte er sich immer eine Ver- 
besserung und Erneuorung der Kirche und' der kirchlichen Verbaltnisse herbei- 
zufiibren, obne in den Organismus der Kirche selbst eingreifen zu wollen. Er 
wollte nach der von Gott geselzten^ Weise und nach den Vorscbriften der Gonci- 
lien eine Reformation erzielen. -Der kircblichen Auctoritat sich unbedingt unter- 
werferid <und streng kirchlicb, kam docb kein beleidigendes Wort gegen Anders- 
denkende;: man findet in 'seirien Scbriften keine beleidigenden Ausdriicke, selbst 
wenn er die Gegensatze scharf hervorhebt und die Widerspriicbe und das Irr- 
tbiimliche der Gegner offen darlegt. Sittlich rein und unschuldig, war er stets 
mild und versohnend, undsucbte die Fehlenden durcb Milde und Giite auf den 
rechten Weg zu fiihren. Einfacfa in seiner Lebensweise, gab er was ihm vorisei- 
nem Einkommen iibrig blieb, den Arnien, daher ihn dieGrabschrift alsVaterder 
Armen preist. Wissenscbaftlicb gebildet, besonders im canoniscben Recht, war 
er unermudet thalig, den Kreis seines Wissens zu erwoitern und zu vervollkomm- 
nen. Seine Zeit war gelheilt, besonders seit seiner Resignation, zwiscben Stu- 
dium undGebet, und in seiner Zuriickgezogenheil inRaitenhaslaeh und Saalfelden 
war Wohlthun seine liebsle Beschaftigung. 



- - - -: S.-2.-- ' -- '-- ' - -.. ' 

SEINE SCHRIFTEN. ; '. ; J 

Der Cardinal und Erzbischof JMatthaus Lang, den wir schori als einen tiich- 
tigen Kirchenfiirsten kennen gelerntbaben, .batte seinen Domherren den Auftrag 
gegeben, eine Schrift auszuarbeiten, in welcher die katholische Glaubenslehre 
zur Starkung der Wankenden und zurBefestigung der Glaubigen dargestellt wcr- 
den sollte. Um diesem Wunscbe des Erzbiscbofs nachzukpmmen, batte sich 
Berthold von alien weltlichen Geschaften los gemacht und sich in das Cisterziehser- 
kloster Raitenhaslach zuriickgezogen , urn mit Musse das Werk ausarbeiten zu 
konnen. Er batte es im Jahr 1527 am 30. November zu Ende gebracht. Er gab 
ibm den Titel ,,Tewtsche Theoldgey (t \ nach neun Monaten lag das Werk auch 
schon gedruckt vor. Der Drucker war Hans Schobser in der furstlicheh Stadt 
Miinchen ; denn Salzburg hatte damals noch keinen Buchdrucker. Der Druck 
ward im Jahre 1628 am 31. August vollendet. Das Werk ist in Gapitel und diese 

temporalium rerum cura se liberaret, libere resignavit, ac tandem die XIX Julii anno 
a Christo nato MDXLII1, aetatis yero suae LXXVIII, pia ac sana ment'e ex hac vita 
migravit, monumentum, quod aspicis, positum. Dieses Denkmal wurde aber bei dem 
grossen Brande zu Saailfelden im Jahre 1811 zerstort. Beitrage von M. v. Deutinger, 
pag. 224. Anmerk. Ubcr Bertholds Leben sieh noch: Besnard, Litteraturzeitung. 
XXII. Jahrg. 1831. Bd. II. pag. 377. von Gandersdorfer. Intelligenzblatt vou Salzburg 
v. M. Vierthaler. 1810. St. XXIL d. 31. Mai. 



fj 

' BERTHOLDS EEBEN^ UND SGimi^TEN. XVII 

in ParagTapheiabgetheilt."' Atri'Schlusscdes-Werkes 'befindet sich die Dedication 

an v <den Cardinal und Erzbischbf Lang 5 iri : einzelrien Elemplaren fehltf dieselbe. 
' Obwohl'dte Schrift gftgen"die'JrriehTd'Luthers und anderer Sectenstifter gerichtet 

war, iiod polemischer Natur seyn musstei'*So moss'nian ;i sich wohl biiteh, diese 
,Tewlsche T/ieoloffey"den gew6milicben ; polemischen Schriften 'a'us dieser Periode 
aozureih'en. Er stelft liberal! dispositive k'atholis6he''Glaubenslehre voraus und 
beriihrt die 1 Gegensatze'riur vorubergeheoti; ; Noeh weniger darf mail sie inBetreff 
des Styles und Tones- niit den polemisclren 1 Schriftett der ! Gegner vefgleichen. 
Seine Sprache und Ausdrucksweise ist rein und edel ; - rait Ausnahme einiger Local- 
forrnen, die'im Salzburgischenmhd'Bayerrschen''einheJn>isch sind. Wenn man 
die Spracbe Luthers eine classische zu nennen beliebt, so darf man ihm Berthold 
kiihn zur Seite'stellen. (^ Docb eineh soIcheri ! Vergleidh : wird man sich nicht so 
leicbt gefallenlasseh. Immerhin. 1 Man ma'cbenur den 'VeTsucb, ; die Behauptung zu 

widerlegeri. ''''''' \'^ ' '"' ^ '> ! i(l ' |: (" : ' "'''';'' ' i: 

Um denrWerke eine grossere Verbreitung ! zu verschaffen. wiinschte der 
Erzbischof -'von Salzburg, Mattbau'si Liang, eine lateinische 'Ubersetzung der 
Te\vtschen Theologey. Das Schreiben : des Cardirials lautet: Wir Matthaus, 
aus gottlicher Barmhe'rzigkeit Cardinal I f! Er'zbfschof' Von Salzburg, M des Aposto- 
lischen Stuhles Legat etc. unserm ehr\viir'digen ; Bruder und tbeuersten Freund. 
demHerrn Bertholdv einst Bischof in j Ctiernsee. Es ist uns j einBuch zuHanden 
gekommen, das inunserer^gewobnlicbenMuttersprache gescbrieben, und voneucb, 
tbeuerer Bruder ,' im jiingst verflossenen Jahre herausgegeben, und uns namentlich 
gewidmet worden ist. Es hat den Titel :' Te\vtsche Theologey.cc Da wir das- 
selbe duTchlesen , haben wir gefunden, dass es vieler heilsamer Lehren und Ge- 
bote voll ist, und besonders gegen dieLebren der Lutberaner und einiger anderer 
ist, die in dieser betriibten Zeit bin und wieder die Volker vom Wege des Heils 
abfiibren. Da nun dieses Buch sehr viel zurBefestigung des heiligen katholischen 
Glaubens beizutragen scbeint, besonders in den Herzen derjenigen, die zwar 
wanken und nicbt wissen, auf welcbe Seite sie sich wenden sollen, abernoch 

nicht offen vom Glauben abge'fallen sind; so halteri wir es fiir niitzlich, dass dieses 
Buch so weit als moglich auch bei Christglaubigen, die andere Sprachen. reden, 
^erbreitet werde. Da wir nun nicht zweifeln, dassihr, theuerer Bruder, diese 
Arbeit allein zuf Ebre des iyameris Cbristi unterriomrheuhabt, so ermahnenund 
bitten wir euchim Herrn, dass ihr ebeh dieses Buch in die lateinische Sprache 
iibersetzet und herausgebet , damit es so weit als moglich verbreitet werden kahn. 
Wirhoffen, dassihr dahir von Golt.'demVergelterallesGuten, die reichlichste 
Belohnung' empfahgeh werdet. Uns aber werdet ihr, theuerer Bruder, einen 
grossen Gefallen erweiseh, den' 'wir" durct wechselseitiges Wohlwollen ver- 
gelten wollen. Gegeben in unserer Stadt Salzburg, arn 17. December, im Jahre 
des Herrn 1528.cc , 

Berthold iibersetzte sofort seine Tewtsche Theologeycc in Saalfelden und 
Yollendete dieselbe am 15. April 1529. (2) Gedruckt wurde dieselbe in Augsburg 

(* Wenn sich die Bruder Grimm unsern Berthold angesehen batten, so wurden 
, sie urn viele Thorheiten und Unrichtigkeiten in ihrem Wcirlerbuche weniger haben, 
besonders in Betreff katholischer Glaubenslehren. Sie : haben aus Luther getreulich 
gesammelt und alles fiir baare Miinze hingenommen , unbekiimmert ob es wahr oder 
falsch sey, und haben so ihr Nationalwerk zu einer polemischen Tendenzschrift 
gemacht. . 

C 2 Am Schlusse des Textes heisst es: Suprascripta traductio edita est in opido 



XVIII BERTHQLDS LEBEN UNO 8GHRIFTEN. 

im Jahre 1531 ( 3 ) unler folgendem Titel : Tbeologia germanica, in qua continentur 
articuti de Ode, evangelic virtutibus ct sacra mentis; quorum materia jam nostra 
tempestate controverli solet. (531. Seit dieser Zeit wurde die deutsche Theologie 
nicht mebr aufgelegt, auch sonst wenig hemitzt, bis endlich die historiscb-poli- 
tischen Blatter auf das interessante Werk aufmerksam machten, einige . aus 
derselben abdrucken liessen und ihm das gebtihrende Verdienst zuerkannten. ( 4 ) 
Jeder Leser wird sich von der Wabrheit dieser Behauptungen durch nahere Be- 
kanntschaftmit dem Werke selbst leicht fiberzeugen konnen. 

Tewtsch Rational iiber das Aiubt lieiiiger ITIesz. 

Das zweite Werk Bertholds ist das Tewtsch Rational fiber das Ambt heiliger 
Mesz, welches er im Jabre 1535 herausgab. Er nennt sicb selbst in der Dedi- 
cation an den Bitter Cbristopb Fuchs von Fuchsberg, der ihn angegangen batle, 
er mochte ihm das deutscbe Rational tibersenden. Der letzlere hatte namlich in 
Erfahrung gebracht, dass Berthold ein deutsches Rational fiber das Amt der hei- 
ligen Mess ausgearbeitet, aber npch nicht habe drucken lassen. Nachdem aber 
derRitter von Fuchsberg seine Tewtsche Theo|ogey sich yerschafft und gelesen 
batte, erkannte er sogleich, dassBerthqld der rechteMann sey, welcher der Irr- 
lehre entgegen wirkenund dieKatboliken unterrichten konnte. Da er selbst nicbt 
zu Berthold kommen konnte, indem erHauptmann zuKufstein war, so schrieb er 
unterrn dritten Januar 1535 an Berthold und bittetihn, er mochte ihm den neuen 
Tractat zuschicken, oder wenn er sonst noch etwas geschrieben habe, solle er 
es drucken lassen und ibm vaterlich mittheilen. Nachdem durch Martin Luther 
vnd ander falsch scbribenten, wider die mesz, in vil weg schaentlich tewtscb 
geschriben, derselben rnesz haymligkait betrueglich geofiFenbart, verklaint, ver- 
letzt vnnd gelestert ist, zuo nacbtail gantzer kirch. Darauf bitt ich ewr hoch- 
wirde, die welle mir bemelten newen Tractat, vnnd ob dieselb villeicht ettwas 
mer biertiber geschriben hiet, dasselbig vaeterlich mithaylen, Auch sonst inn 
druck kommen lassen damit dieselb ewer bochwirdig schrift geoffenwart werde 
zuo behelff vnnd errettung des boecbsten ambts heyliger mesz vnnd jhres hoch- 
wirdigisten Sacraments. f. 1. Schonam 20. Januar 1535 fiberschickt ihm Ber- 
thold nicht nur den Tractat fiber die heilige Messe , sondern auch das Kelchbuchl, 
das eine nothwendige Erganzung zum Bational bildet. Das Rationale des Wil- 
helm Durand nabm er sich zum Muster und arbeitete, wie er selbst in der Vorrede 
sagt, grosstentheils darnach, jedoch auch mit Benutzung anderer Werke. 

Die heilige Scheu, mit der Berthold alles Religiose bchandelte und besonders 
wo es sich urn so tiefeGeheimnissehandelt, bieltihn lange ab, das Werk drucken 

Salfelden vallis Pinzgeu, atque complete Idibus aprilis. Anno domini millcsimo quin- 
gentesimo vigesimo nono. JBeide Ausgaben erscheinen in kl. Fol. 

, ( 5 . Nach dem Druckfehler-Verzeiehniss steht : Excusum Augustae viudelicorum, 
per Alexandrum Weyssenborn, expensis per diligentis viriMartiniSilbereysen. Anno 1531. 
(* Historisch-politische Blatter Bd. VII. pag. 113 124. Alzog sagt in seiner 
Kirchengeschichte, dass diese ,,polemisch-dogmatische Schrift zu den interessantesten 
der deulsch-kathplischen Literatur gehort." Kirchengeschichte pag. 921. ,,Besonders 
ist noch der geistvolle Bischof von Chiemsee, Berthold Piirschtinger, zu nennen, 
dessen deutsche Theologia zu den interessantesten Erscheinungen der katholischen 
Literatur Deutschlands gehort." Geschichte Maximilian des Ersten. Von C. M. 
Freiherrn voo Aretin. Erster Bd. pag. 1112. Wackernagel hat einige Proben davon 
mitgetheilt. Proben der deutschen Prosa seit dem Jahre 1500. Bd. 1. pag. 274302. 



BERTHOEDS LEREN *JND SCHRIFTEN. XIX 

zu lassen, und erst die Aiiffarderung seines Freundes von Fuchsberg veranlasste 
ihn zur Herausgabe. Er war def Meihung. diese Geheimnisse sollten bei der 
Kirche und in hohen Schulen bleiben. 

wDieweil abef Luther vnnd annder mesz feyrid die heylig schrifft verkerenn, 
des glaubs aynfeltigkayt verspotteh, die lewt betriiglich verfueren, die sacrament 
verachtlicb machen, die gehaim des Canon in tewtsche sprach vertulmaetscbt 
faelschlich gebffenbart vnnd allenthalbenn wider das ambt heyliger mesz groeblich 
gebandelt baben mil schraybenn, pfedigeri, verkiinden, vertulmaetschen vnnd 
init vngeburlichem gespraech besudelt dadurcb schierin gantzer Teiitscher Nation 
die rechte niesz vefletzt, vefsaumbt vnnd ankommen ist. Daneben wirt aller 
anderer gotszdienst gescbwecht ynd ainlziger weysz gar vnderlassen. Darumh 
eruodert die nott zuoerretten viid aufFzehalten ( heylige mesz, daz wider bemelt 
mesz feynd in teiitsch gescbriben vnnd jr falscbe Icre mit warhayt widertriben 
\verde. Sbnderiich Ihuot not hierauff den grand vnnd krafft heyliger mesz anze- 
zaygen, zuoerwegen , auszzelegen vrind zuoerforschen. Auffdas gemain leiit nit 
glauben (wie die widersacber plapern) die mesz gelle bey got nicbts oder gar 
wenig.cc Vorredi Er'las'st sich aber nicbt in eine nutzlose Polemik mit den Geg- 
nernein, sonllern erzahlt den Grund und die Ursacben des heiligen Messopfers 
und erklart den Sinn der Ceremonien bei der Messe; Urn zu sehen, wieBerthold 
seinen Gegehstand behandelt, wollen wif eine kleine Probe mittheilen aus dem 
dritten Capitel. 

Die Mesz ist eingesetzt am meisten zur Ehre und GedachtnuszChrisli, der 
solche Mesz den Prjestern eingebunden und befohlen bat, dasz sie dieselb Ihun 
zu seiner Gedacbtnusz, gleich als spracbe er: Die Zeit, darinn icbvom bimliscben 
Vater hieber in diese WJelt gekommen bin, ist vergangen; numals ist die Zeit, 
daszich aus dieser.^Velt dortbin gehe zum Vater, deszhalb musz ich vorber clari- 
ficiert werden durcjimein Sterben, Aufersteben und Auffahren. Derselben merk- 
licben Werke will ich ein Gedachtnusz oder Memorial, .namlich die Mesz zuriick- 
lassen , da mit. ihr cles.^ fleisziger an rnich denket, so icb nimmer sichtbar bei euch 
bin. PQegt man eines irdisclaen Konigs lobiiche That oft zu begebcn, oder zum 
Gedixchtnusz einzuschreiben bder aufzumalen, viel billiger sollen unsershimm- 
lischen Konigs, beilige Thaten begangen und bedacht werden. Wie ein Vater, 
der fern iiber, Land zieben will, seinen Kindern eine Letz (Freude, Freudenmahl) 
liiszt, bei der sie an ihn gedenken sollen, also hat uns Christus die Mesz und 
darin sein eigen Fleisch und Blut zur Letzgelassen, und befohlen, dasz wir dabei 
gedenken an dieubertreffliche Wohltbat seines Leidens, (seiner) Auferstehung und 
Auffahrt. Denn Christus will haben, dasz solche seine heiligsten Werke bei uns 
stets sprossen und griinen. 

Darauf soil ein Christglaubiger, so viel moglich ist, emsig bedenken oder 
betracbten den Tod, die Auferstehung und Auffahrt Christi, nicht allein geistlich 
imHerzen, sondern auch leiblichin Werken, namlich mitZusehen oder Zuhoren 
oder Aufmerken in der Mesz, da der Priester mit Worten und Gebarden begeht 
und anzeigt das Leiden und andere Werke Christi. Denn was dieKirche geordnet 
hat in der Mesz durch die Priester zu lesen oder zu handeln, dasselbe bezieht 
sich auf das Leiden und Sterben oder auf die Auferstehung und Auffahrt des 
Herren. Darum sollen wir solcher unaussprechlicher Werke, die uns zum Heil 
Christus vollbrachMiat, nitnmer mehr vergessen, sondern taglich bedenken, auch 
uns derselben heilsamen Werke getrosten und erfreuen. Also hat die Gedacht- 



XX BERTHOLDS LEBEN UNO SGHB1FTEN. 

j 

nuss Christi namlich die Mess drei principal Theil, namlich das Sterben, die Auf- 
erstehungUml Auffabrt Christi. Cap. III. . 1. 

Das Werk hat 76 Blatter in Fol. und ist nach seiner Weise in Gapitel (25) 
und Paragraphe abgetheilt. Es ist aus derselben Druckerei hervorgegangen wie 
die Tewtsche Theologey.cc namlich aus der des Hans Schobser zuMiinchen.ee 
Das Werk ist wie seine Schriften u'berhaupt wenig bekannt, theils weil die da- 
maligen buchbandlerischen Verbal tnisse von Miincben sehrbeschrankt waren, 
/theils weil die Gegner der katholischen Kirche vortrefflich Anstalten zu treffen 
swussten, gewisse ihnen missliebige Werke von katholischen Verfassern in Ver- 
gessenheitzubringen. Dasmit diesem Werke engverbundene ist das scbon genannte 

Keligpucliel. 
Ob der kelig ausserhnll* der mess zeraiclteri sey. 

Das Werk ist zugleich mit dem vorausgehenden erschienen und bildet, wie 
Berthold selbst in dem Schreiben an Bitter Fuchs von Fuchsberg sagt, die noth- 
wendige Erganzung vom Rational. Da die Reformatoren des sechzehnten Jahr- 
hunderts nur alte Irrlehren, wie Berthold in seiner Thcologey rnehrfach nach- 
weist, neu aufwarmten und sie mit einem neuen Lappen umhingen, damit die 
Einfaltigenund ArglosendieoptischeTauschung nicht so leicht merkten, so musste 
nothwendigerweise aucb die schon friiher verurlheiltelrrlehre der Calixtiner, die 
aus den hussitischen Kriegen bekannt ist, aufsneue ihren Kreislauf beginnen. 
Luther und einigeseinerGenossenwussten zwar lange nicht, wiesiesich in diesen 
Beziehungen benehmen solllen. Da es aber gait, die katholische Kircbein Miss- 
credit zu bringen, so suchte man (lurch Berufung auf die heilige Schrift die Mei- 
nung zu verbreiten , als sey bisher unrechtmassiger Weise den Laien der Kelch 
entzogen worden. Berthold unternimmt es in diesem Tractate, den Beweis der 
Gegner aus der Schrift, Tradition und dem alten funrzehnhunderfjahrigen Her- 
kommen der Kirche zu \viderlegen Da die Kirche, bernerkt er, eine Sauleund 
Grundfeste der Wahrheitist, so musste die Schrift , die solches ausdriicklich der 
Kirche vindicirt, liigen, wenn man behaupten wollte, die Kirche konne in ihren 
Entscheidungen irren. Durch solche Behauptungen wiirde man die Schrift und 
dieKirche, ja in letzter InstanzChristus selbst alslugnerisph brandmarken miissen, 
was doch kein vcrniinfliger Mensch zu thun gedenkt. Der heilige Geist, der nach 
dem Zeugnisse Christi in der Kirche fort lebt, ware wider sich selbst. Er hat die 
heil. Schrift geschrieben und redet in, der Kirche. Dahier ist der bestimmte Be- 
schluss.desConcils yon Costnitzfiir eine Wahrheit zu balten und der Kelch ausser- 
halb der, Mess nicht zu geniessen. Hierin , bemerkt Berthold weiler, hat das 
Concil nichts Neues verordnet, noch etwas tlnziemliches entschieden, sondern 
nur erklart, was der hi. Geist gewirkt und der allgemeinen Kirche eingegeben 
hat. Es ist eine langwierige christenliche. loblicbe und ersessene Gewohnheit, 
dass vom Anfange an bis jetzt in der Kirche nicht gebrauchlich gewesen ist, 
ausserhalb der Mess den Kelch wcder zu reichen noch zu geniessen. Solche Ge- 
wohnheit haben auch gelobt und gehalten die alien frommen Yater und halten 
noch heut die christenlichen Lehrer. 

Die Eintheilung ist dieselhe wie beim Rational, das Werk hat dreissig Ca- 
pitel, die wieder in Paragraphe abgelheilt sind. Auch bier zeigt er sich wieder 
als ruhiger leidenschaflsloser Vertheidiger der katholischen Wahrbeit. Nirgends 
eine Schimpferei und Possenreisserei, wie wir sie bei Luther und Consorten fast auf 
jederSeite antreffen. Die feste, unerschiitterliche Ueberzeugiing von der katho- 



1 BERTHOLDS LEBEN UNO SCHR1FTEN, XXI 

lischenWahrheit machte ihm dieGemeinpliitze seiner Gegnerentbehrlich. .Wean 

man also protestantischer Seits die Gemeinheiten des sachsisehen Reforma tors 
(damit entschuldigen will, dass man die unerwiesene Behauptung zu machen sich 

nicbt scheute, als sey diese Art und Weise der Polemifc damals allgemeih ge- 
iwesen, so kann wenigstens Berthold in diese Kategorie von Polemikern nicht 
igerech'net werden, wie denn iiberhaupt die Katholiken eine; solche Tertheidigung 
| der cbristlichen Wahrheit nicht nothwendighaben. Selbst da wo Berthold Gegen- 

sa'tze beriihrt und widerlegt, bleibt.er stets der ruhige, leidenschaftslose Ver- 

Iheidiger der christlichen ;Wahrheit und der kirchlichen Institutionen. . 

Am Schlusse beider Werke unterwirft er beide dem Urtheile seiner Obern. 

Was dieselben dariiber verordnen, das will er gerne gehorsam gedulden und de- 

miithig annehmen. Nach dem Texte und dem Druckfehler-Verzeichniss folgt 

ein ausfiihrliches Register uber beide Werke. 
'; Wir haben jetzt noch ein anderes Werk zu betracbten, dessen Verfasser 

ebenfalls unser Berthold seyu soil. : Es ist das bekannte Buch: 

Onus ecclesiae. 

Die erste Ausgabe erschien 1524 zu Lahdshut in kl. Fol. Am Scblusse dieseT 

Ausgabe beisst es: 

I. Opus compilatum est anrio 1519. Sed ! in lucem edituni typisque D. .Toannis 
Weyssenburger Landsshute. excussum. Anno dotriini. 1524. 

Eine zweite Ausgabe erschien 1531 zu Koln unter nachstehendem Tit el: 

II. Onus Ecclesiae temporibus hisce deplorandis Apocalypseos suis aeqiie 
convenient. Turcarumque incursui iam grassariti accomodatum , nbn tarn 
lectu quam contemplatu r digriissimum : ! Jam primurri authoris exactioread- 
hibita lima typis a mendosis"ex'purgatum : et quam plurimis turn Evange- 
starum locistuiri aliofum Sanctorum scripturis tnutuo non pugnantibus recens 
illustraium. 1531;' '^it'Figu^ri'auf dem Titelblatte." Am Schlusse des 
Werkes steht : Opus compilatum est anno 1519. Sed in lucem editum typis- 
que excusum anno dbtnirii 1531. 

Eine zweite Kolner Ausgabe von demselben Jahre erschien unter nachstehen- 
' dem Titelf : " '''' ' "' ; : ' ; ' ; ' ;'' . ' ' ' : . " ' ./". 

III. Reverend! in Cbristo Patris ac domini, D. Joannis, olim episcopi Ghe- 
mensis et Reverendiss. Archiepiscopi/Saltzburgensis a Suffragiis, onus Eccle- 
siae. In hoc libro lector c'ahdidissime, admirarida quaedam ac plane ohstu- 
penda, de sep'tem ecclesiae statibus|, abusibus quoque gravissimis et futuris 
ejusdem calamitatibus ex sanctorum prophetijs et novarum reyelationum 
vaticinijs, solidissimis que scripturis, luce clarius enarratur. Verte igitur 
pagellam et capituloruin perlege argumenta. Quod si feceris (invehies enim 
quorum culpa et quibus de causis, acta Christi pereat ecclesia) librum te 
hunc emisse nunqiiam poenitebit. ;( 5 ) 

Am Schluss dieser Ausgabe steht: Cploniae ex aedibus Quentelian.is. Anno virgi- 
neis partus 1531 mense Jiinio. Diese Ausgabe hat einige Veranderungen er- 
litten. Wir baben nur hoch eine 

I IV. Ausgabe anzuzeigen mil folgendem Titel: 

Onus Ecclesiae temporibus hisce deplorandis apocalypseos suis aeque con- 
\ veniens, turcarumque incursui iam grassanti accomodatum , non tarn lectu, 

( 5 DieAusgaben 1. II. und,. III. sind mil einem Holzschnitt geziert, dessen Beschrei- 
bungen Lessere in seiner Typographia jubilans, 1740, -pag. 273. tiefert. 



XXH BERTHQEDS LEBEN U#D 

quain contemplatu dignissimum; iJamprimum Autoris ex acliore adhibita 
lima typis a mendosis ex purgatum; et quam plurimis turn Evangelistarum 
locis, turn aliorum Sanctorum scripturis mutuo non pognantibus recens illu- 
stratum. Opus compilatum est anno 1519; typis excusum anno 1531. 

Nunc ad petitionem doctissimbru'm virorum luci redditum. 1620. in 4. 

Mil einem alphabetischen Repertorium. 

Diese Ausgabe hat 381 Seiten. 

Alle diese Ausgaben, die sich bier au.f der konigl. Hof- und Staatsbibliothek 
hefinden, habe icb eingesehen. Das Werk wurde seit dieser Zeit nicht mehr 
aufgelegt. 

Die Landshuter Ausgabe ist sehr selten , wabrend die beiden Kolner Aus- 
gaben haufiger angetroffen werden. Das Werk wurde in derReformationsperiode 
vielfach genannt Und besonders .von , den Lutheranern haufig beniitzt. Da der 
Verfasser sich an einigen Stellen seiner .Schrift mit grossem Freimuth iiber dieda- 
maligen kirchlicben Zustande und namentlich aucb iiber den Unfug, der von eini- 
gen gewinnsiichtigen Menschen mit dem Ablass getrieben wurde, ausserte, so 
glaubte die neuerungssiichtige Partei aus diesemBucb einenBeweisfiirdieRecbt- 
massigkeit ibrer Trennung von der alten Mutterkirche zu finden. Spater aberbat 
man eingesehen, dass man einen falschen Schluss gemacht, indem der Verfasser 
ganz auf katholischem Boden steht und sein Buch im katholischen Geist auch ge- 
schrieben sei. ( 6 ) 

Nun drangt sich die Frage nothwendig auf: wer der Verfasser dieses Wer- 
kes sey? Die Beantwortung derselben ist nicht ohne Schwierigkeit, indem die 
Meinungen dariiber schon friihe sehr getheilt waren. Die Einen hiessen ihu Uber- 
tinus, Bischof von Chiemsee, die Andern Johannes, ebenfalls Bischof in Chiem- 
see ( 7 ), und einige hielten unsern Berthold fur den Verfasser des Werkes. In 

( 6 Wir wollen hicr die treffende Literatur. tiber das Werk und die verschiedenen 
Ausgabeu zusatnmcnstellen : Anton M. Kobolt, 1. c. pag. 87 u. flg. Jo. Christ! Mylii 
Memoralia Bibliothec. Jen. pag. 285 et auctores ibidem adducti. Vincentii Placii 
Theatrum Anonymorum. Hamburg, fol, 1708. pag. 144. N. 812. Christoph. Augusti 
Heumanni de libris Anonymis et JPseudonymis Schediasma complectcns observatidnes 
Generales et Spicilegium ad Vine. Placii Theatrum etc. pag. 151. Jm Jahre 1705 er- 
schien in Jena eine Recension dieses Werkes in der: Bibliotheca antiqua publicala 
Jenac. Anno 1705. pag. 201203; die Fortsetzung pag. 315. Bibliotheque curieuse 
historique et critique, par David Clement, torn. 8- pag. 7. Unschuldige Nachrichlwi 
vom Jahr 1713. pag. 177. verglichen mit 1722. pag. 426. Vorzuglich ist Schellhorn zu 
vergleichen in seinem Buche: de ortu, progressu et fatis Evangelii Relig. Deutsch. 
Leipzig, pag. 17. . 6. Sieh: Denkmahler der Buchdruckerkunst in Baiern und dem 
Nutzen ihrer naheren Kenntniss, von Christoph Freyherrn v. Aretin. Miinehen 1801. 

( 7 Vogt sagt in seinem Catalogus von dem Onus .ecclesiae., pag. 632.. Opus papa- 
lem curiam et naevos Ecclesiae libere exagitaris, scriptum quidem jam A. 1519. ab auc- 
lore Johanne Chimensi in carmiola episcopb; typis vero excusum primo Landshuti in 
Bavaria a. 1524. postea Coloniac 1531. 1536. (von 1536 existirt keine Ausgabe) in 
fol. ct alibi. Prior editio perrara cst, et non castrata. vid. Placcius in Theatre Ano- 
nym, f. 144. Wendlerus in dissertat. dc libris rarior. . 14. Nov. antiq. Theolog. 1722. 
pag. 426. Vogt Catalogus historicp-criticus libror'um rariorum post curas tertias el 
quartas denuo recognitus pluribus locis emendatus et copiosiori longe accessiohe ad- 
auctus. Francofurti et Lipsiae. 1793. pag. 632. Placcius nennt einen Bischof Uber- 
tinus von Chiemsee: Onus ecclesiae. Ita passim sine autoris nomine, ab orthodoxis 
bic liber allcgatur, compilatus anno 1519 et postea Landshuti in Bavaria anno 1524 
excusus esl. Sunl qui Cbertinum Episcopum Chemensem ejus autorem vocitent. (vid. 



BEROMUDS tEBEN UND S-EHRIETEN. XXIII 

5 Betreff der beiden ersteo Ansichten wird nacb. dem was in der Biographic Ber- 
1 tholds gesagt worden ist , kaom mehr eine weitere Widerlegung der Grtinde er- 
forderlich seyn ; da es keinen Bischof dieses Namens urn diese Zeit indhiemsee ge- 
geben bat; dass ein Bischof von Ghiemsee der Verfasser sey , wurde von keinem 
bezweifelt. Allein der Umstand, dass Bertfeold irn Jahre 1519 noch Bischof in 
Chiemsee war, sprichtsehrgegen seine Autorsehaft. Geradeiri diesem Jahrehatte 
der Cardinal und Erzfaiscbof Matthaus Lang sein Bisthum angetreten, und es gab 
damals so viele Geschafte fur unsern Berthold, dass es kaurn denkbar sey, er babe 
so viel Zeit gefunden/ eiti, solches Werk auszuarbeiten. Das Sammeln deryer- 
schiedeneri Werke , die Bei dtirn Qnus ecclesiae beriiitzt sind , erforderte einen 
bedeutenden Zeitaufwand , nicbt minder eine ansehnlicbe Bibliotbek. Berlbbld 
batte sich zu seine'h literariscben Arbeiten jedesmal an einen einsamen Ortbege- 
ben, urn ungehindert der literarischen Thatigkeit obJiegeh zu konnen. Allein es 
ist nicht bekannt, dass er sich als Bischof so absonderte. Berthold nenht sich in 
seinen oben angefiihrten Werken immer am Anfang derselben, warum sollte er 
sich in diesem niclitgenanntbaben? warum nicht irgendeineAndeutungdavon ge- 
geben? Berthold fiihrt zwar das onus ecclesiae in seiner wTewtschen Theologeycc 
mehrfach an, aileiri das scheint noch kein Grund zu seyn, ihndesswegen fiir den 
Verfasser zu halten. Der Verfasser des 0nus ecclesiaea hat eine Menge Werke be- 
niitzt; man sollte also meinen, Bertbold miisste von dieser grossen Belesenheit in 
seinen spaterii Werken, besonders in seiner Tewtschen Theologey ebenfalls 
Gebraucb gemacht haben, wenn er der Verfasser gewesen. Aber nocb ein ande- 
rcr Umsland scheint gegen unsern Berthold zu sprechen. In seiner lateinischen 
tJbersetzung der Tewtschen Theologey spricht er in der Widmung an den Car- 
dinal Erzbischof Lang von seiner Unkenntniss und Uhbehiilflichkeit in der lateini- 
schen Sprache; das wiirde er sicher nicht gethan haben, wenn er schon zehn 
.lahre fruher ein lateinisch.es Werk verfasst ha'tte. Wiinscht er ja sogar, dass seine 
Ubersetzung der Tewtschen Theologeycc von einem geschickten Rhetor gebessert 
werden mochte. Eo gravior opprimit me difficultas: quo minor est mihi latini 
sermonis peritia, sagt er. Sicher war der Verfasser des onus ecclesiaecc Einzelnen 



Gerh. Ipc. de Minist. Eccl. . 197. f. 116.) alii Johannem episcop. Chemenscm nomi- 
nant (vid. ex Jacobo. Ussero D. Sinic. contra Schefl. pag. 104.) Quisquis tandem sit, 
omnino papalem curiam et ecclesiae naevos libere cxagitavit sicut maxime testantur 
ea, quae exinde contra adversaries produxerunt rostrantes. De. Jac. Heilbrunn. A cat hoi. 
Pap. fol. 135, 29ti, 475. Theatrum Anonymo. pag. 144. N. 818. Heinrich Wharlon in 
Jacobi Usseri, Armachani Archiepiscopi historia dogmatica. London. 1690. in 4. fiihrt 
eine Stelle aus dero Werke an pag. 449, setzt aber das Werk ins Jahr 1520, und nennt 
Johannes als den Verfasser. Gerhard nennt ebenfalls einen Bischof Johannes von 
Chiemsee. Extat liber aliquis, cui titulus, onus ecclesiae, compilatum fuit hoc scrip- 
turn ann. 1519 ut in fine libri habetur, ac primum quidcm Landshutae in Bavaria 
anno 1524. per Johannem Weissenbergerum postea vero ann. 1531 Coloniae edilum. 
Autor ejus censctur Johannes episcppus Chemensis, Archiepiscopo Salisburgensi a Suf- 
fragiis, cujus nomen ctiam cditioni posteriori in frontispicio statim praefigitur. Ger- 
hard, confess, catholicae. Jenae 1634. lib. I. in proemio. pag. 18. Man sieht, die 
falsche Angabe, als sey um diese Zeit in Chiemsee ein Bischof Johannes gewesen, ging 
von eincra Werk in das andcre tiber, ohnc dass sich auch nur einer die Miihe ge- 
nommen ha'tte, nachzusuchen ob er denn wirklich existirt habc. Es gab weder einen 
Ubertinus noch Johannes. Auf den Ubertinus kam man wahrscheinlich , weil dieser 
ein Buch de septem statibus geschrieben und in dem Werke : onus ecclesiae mehr- 
fach citirt ist. 



XXIV BERTHOLDS LEBEN UND SCHRIFTEN. 

bekannt. Rerthold hatte gewiss dem Ritter Fuchs von Fuchsberg dieses sein 
Werk iiberschipkt, da ibn derselbe aucb um andere, Werke ersucht, die ihm etwa 
noch nicht bekannt, Berthold aber schon ausgearbeitet haben mochte. Eriiber- 
schickt ihm das Buch nicht, noch macht er irgendeine Meldung in seinem Ant- 
wortschreiben davon. Diess mochten ungefahr die Griindeseyn, die gegen Berthold 
sprechen. Wir wollen nun die Griinde untersuchen, die etwa angefiihrt werden 
konnen, dass Berthold der Verfasser des >xmus ecclesiaecc sey. 

Yor allem ist die Einriehtung d,es Buches, die Eintheilung in Capitel und Pa- 
ragraphe, das Aussetzen der Stellen u. s. w. ganz dieselbe wie in der Tewtschen 
Theologeycc, in dem Rational und Kelchbiichel. In demonus ecclesiaecc gibt der 
Autor den Grund der Eintheilung in 70 Capitel mil folgenden Worten an : 
Distinguo itaque praesentem materiam et collecturam in subsequentta septua- 
ginta capitula quasi in septuaginta palmas, quae erant in Helim, quod interpretatur 
arietes, per quos designantur Cbristiani gregis homines ; quorum septuaginta mil- 
lia, utpote absque numero, portabunt onera imrninentis calamitatis. prolog. in fin. 
In der Theolpgey gibt Berthold seine Eintheilung mit diesenWorlen an in der 
lateiniscben Ubersetzung : congessi itaque libellum in centum capitula; quibus 
juxta paradigma evangelicum centum ovibus pascua uberrima praestaretur. Die 
Ahnlichkeit ist zu auffallend , als dass eine weitere Darlegung nothwendig ware. 
In seiner ,,Theologey" nennt er kein einziges neueresWerk als dasonusecclesiae. 
Er fiihrt kein Werk an, dessen Verfasser nicht genannt ware; Berthold wiirde 
sicher das Buch gar nicht weiter beriihrt haben, wenn er nicht der Verfasser ge- 
wesen ware. Berthold zeigt sich in seiner Theologey als einen ausgezeichneten 
Kenner des canonischen Rechts. Zur Begriindung seiner dogmatischen Beweise 
aus der Tradition weiss er stets die Stellen aus dem Corpus juris zu beniitzen und 
darauf seine Beweisfuhrung zu bauen. Der Verfasser des onus ecclesiaecc bewahrt 
sich auf jeder Seile als tiichtigen Canonisten; und was das Auffallende, ja Uner- 
klarliche ware, ist diess, dass gerade dieselben Stellen in der Theologey beniitzt 
sind , wie im onus ecclesiae. Er miisste gerade dieselben Capitel, dieselben Ca- 
nones, ja dieselben Abkiirzungen und dieselbe Gitationsweise aus dem onus eccle- 
siae sich angeeignet, und sozusagen das Werk eines andern ausgeschrieben haben. 
Die Einwendung aber, dass Berthold sich in den andern Werken nennt, in dem 
onus ecclesiaecc aber nicht, diirfte von selbst wegfallen, wenn man erwa'gt, welche 
Stellung er damals bekleidete, als er dieses Werk geschrieben. ErwarBischof 
von Chiemsee und Milglied des Dorncapitels in Salzburg, hatte genaue Kenntniss 
der kirchlicben Verhaltnisse von diesen beiden Diocesen, und beriihrt in dem onus 
ecclesiae Dinge und Thalsachen , die manchen unter dem Klerus nicbt angenehin 
waren. Er stellt zwar diese Tbatsachen als allgemeine bin, ohne einen besondern 
Ort zu nennen oder Petsonen anzufiihren, allein wie leicht konnte er sichUnan- 
nehmlichkeiten in seiner Stellung zuziehen, die er verniinftigerweise vermeiden 
wollle. Mit scharfen Worten riigt er Missbrauche, die sich im Laufe der Zeit 
durch die Sorglosigkeit der aufgestellten Wachter in dieKirche eingeschlichen ha- 
ben, und verkiindigt improphetischenGeiste den Sturm, der iibersie und iiber die 
Kirche hereinbrechen werde. Wie leicht war es, einige Stellen seines Buches 
zu missdeuten , ihn zu verdachtigen und ihm seine Stellung noch schwieriger zu 
machen. Ja wer weiss ob nicht gerade die Veroffentlichung des onus ecclesiaecc im 
Jahr 1524 ein Grund mehr war , dass er 1525 sein Bisthura freiwillig resignirte, 
und nicbt mehr ols Mitglied des Domcapitels in Salzburg blieb, sondern sich in ein 



BERTHOLDS LEBEN UND SCHRIFTEN. XXV 

emsames Kloster zuriickzog. Auf die Moglichkeit der Missdeutung selbst der 
klarsten Stellen deutet er selbsthin in seinem Schreiben an den Cardinal Lang im 
Jahre 1529. Ubi minus, sagt er, perite aut parum caute scripserim: ibi emendari 
desidero. Nib il quid era est lam solidum quod non in dubium vertatur; nihil tarn 
claris probationibus deductum quod cauillari nequeat. Wenn man das genannte 
Scbreiben mit dem Prolog des onus ecclesiaea vergleicbt, so findet man nicbt nur 
einzelne Anklange, sondern dieselben Ausdrucke und Redewendungen, Wir fin- 
den in der Tewtschen Theologey inehrere Stellen ganz aus dem onus ecclesiae 
aus^ehoben, die gerade die Gegner in der Kirche nach ibrer Weise gedeutet 
undals Zeugniss fur sich angewendet haben. Fast mit denselben Worten , wie 
der Verfasser des onus ecclesiae, unterwirft Berthold seine Werke demUrtfaeile 
des apostolischen Stuhles. 

Nacb alien diesen Beweisen gelangen wir zu dem Schlussresultate: Berthold 
ist der Verfasser des onus ecclesiae. ( 8 ) 

Nachdem nun festgestellt ist, dass Bertbold der Verfasser des onus ecclesiaea 
ist, haben wir nur noch einige Bemerkungen zu machen. Die Wichtigkeit des 
Buches wurde gleich bei seinem Erscheinen anerkannt, allein aus einem Grunde, 
den der Verfasser sicher bei der Abfassung nicht vermuthen konnte. Die Gegner 
der Kirche rissen Stellen aus dem Zusammenhange heraus, erkliirten dieselben 
nacb ibrer Weise, und, nachdem siezu einem fur sie scheinbar giinstigen Resultate 
gelangt waren, erklarten sie ihn fiir einen Zeugen der Wahrheit, d. h. fiir einen 
Anhanger Luthers und seiner Partei. War einmal dieser Weg betreten, so musste 
immer weiter gegangen werden. Da nun Berthold in seiner Tbeologey geradezu 
gegen Luther und andere Sectirer auftrat, so musste unserm Berthold eine weitere 

' Scbmacb angethan werden. Er wurde von den Mannern der Wahrheit fiir einen 
Heuculer erklart, weil er in seinem letzten Werke gegen den seligen Luther sei- 
nen Widerwillen in der ganzen Scbrift aufs heftigste bezeugt ; wahrend er in dem 
onusecclesiae gegenLuther milder auftrat. ( 9 ) Berthold riigt in dem onusecclesiaecc 
einige Missbrauche der damaligenkirchlichenZustande. Diese Stellen sagten den 
Lutheranern sehr zu, weil sie glaubteu dadurch ihren Abfall von der Kirche recht- 
fertigen z u konnen. Da nun diese Stellen aus Schriften anderer Manner sich in 
der Theologey nicht wieder finden, so musste er seine Gesinnung geandert haben 
oder ein Heuchler seyn. Einen biindigeren Schluss kann es gewiss nicht geben. 

' Was wurde man denn von Seite der Gegner fur einen Larm machen, wenn man 
ihnen in Betreff Luthers solche Schlussfolgerungen machen wiirde ? Am meisten 

; wurde das funfzehnte Capitel : vom Ablass, nach ihrer Weise gedeutet. Allein 

;:f das ganze Capitel mit seinen 47 . enthalt die kircbliche Lehre vom Ablasse, 
wie sie im jus canonicum und in katholischen Schriftstellern sich findet. Dieselbe 

( s Schellhorn hat nach dem Vorgang von Job. Wolf (in seinem II. ThI. 

der Lectionum memorabilium pag. 104) und Mathias Bernegger (in seinem Tuba 

pacis etc. pag. 239) sich fur Berthold ausgesprochen. 1. c. pag. 17. . 6. in der 
v] deutschen Ubersetzung. 

( 9 Diese Beschuldigungen hat besonders Schellhorn in dem oben angefiihrten 
Werke vorgebracht, der als ein redlicher Geschichtschreiber von den Protestanten dar- 
gestellt Avird. Schellhorn fiihrt einige Stellen aus dem onus ecclesiae an, die so prag- 
nant fur die Lutheraner sprechen sollen. 1. c. . 12. pag. 45. 

Reithmeier, Berthold's Theologey. fc 



XXVI BERTHOLDS LFBEN UND SCHRIFTEN. 

Lehre tragt er in seiner Theologey wieder vor, ohne dass man ihn je auch nur 
einer Hinneigung zur Ansicbt Luthers beschuldigen konnte. Sein unerschiitter- 
liches Festhalten an dem Mittelpunkte der katholischen Kirche batte dieGegner 
von der Falschheit ihrer Consequenzen iiberzeugen konnen , wenn sie nicht um 
jeden Preis einen Anhaltspunkt fiir ihre Ansichten batten finden wollen, Enim- 
vero quidquid ecclesia Romana statuit vel ordinal, sagt er, ab omnibus est obser- 
vandum. Et qui apostolicis voluerit contraire decretis, exors fiet a sancto ministerio. 
Onus ecclesiae. cap. 19. . 2. 



DEDIKATION. ( 4 ) 



Dem Hochwirdigisten Fiirsten vnd Herren herren Matheusen der heyligen 

Roemischenkirch Cardinal vnd ertzbischof zuo Saltzburg etc. meinem genedigisten 

herren. Embewt Ich Bertold Bischof etwan zuo Kiembse. mein geborsam 

dienst. Dieweil jcb verscbiner zeit in ewrer fiirstlicben Gnad rat gesessen, 

hat dieselb ewr F. gnad mir vnnd andern jren geistlichen Raten mermals 

bevolhen, in disen geschwinden jrrungen Christenlichs glawbs, dorjrin ewrer 

F. gnaden Vnnderthan ditsmals schweben, embsiklich ratzeflahen vnd etwas 

in schrift zebegreiffen. Wie doch bemelten Ewrer gnaden vnderthan aucb 

anndern verjrrten Christen in gegenwiirtigen lewffen widerumb aufrechte pan 

des glawbs vnd cbristenlicher gehorsam moecht geholffen werden. Darauf 

bemelt Ewr. F. gnaden geistlich Rate ettwas zuozeyten gemacht, aber jcb 

hab desselbenmals an Ewrer gnaden Hof vnd in zeitlicben beladungen nichts 

kiinnen noch moegen schreiben noch machen. Deszhalb jch mich auf ain ort 

than auch von weltlichen sachen abgesondert vnd obbeschriben Tractat zesam 

getragen hab, auf das Ewr furstlich gnad sehen moege, daz jch jrem ob- 

bestimbten bevelh gehorsamlich gelebt vnd gern.das besft than hiet, souerr 

jcb koenndtvnd darzuoe geschickt waere. Nachdemjch aber vngelert vnnd in 

der schrift vngeyebt, auch numals allt vnd vergessen bin, bab ich mit meinem 

1 embsigen fleis vnd arbait erstatten mueessen , was an meiner kunst vnd schick- 

likait abgeet. Domit jch vor meinem sterben etwas hinder mein lasse, 

dadurch jch Ewrerr F. Gnaden mein gehorsam ertzaige vnd Ewrer gnaden 

' vnderthan nach meinem guotbedunckhen ain vnderricht christennlichs glawbs gebe. 

Verhoffennd Ewr. F. gnad werde meinen guoten willen annemen fur die 

< frucht meiner arbait, die jch in obbescbribem puoech angelegt hab. Hieraul 

' f ' s schickh jch solch puoech Ewrer F. Gnaden dasselb zevbersehen vnd dutch 

.' " r \ sich selbs oder jr gelert Rate zelesen. Vnd ob hierjnn ain oder mer jrrig 

"?} artickei oder vnrechtmaessig maynung begriffen, die dem Ewangelj vnnd hei* 

r | liger schrifft vngemaes oder gemainer kirch widerwaertig waeren. Dasselb bin 

\ jch erbiitig auf Ewrer F. gnaden anzaigen zewiderrueeffen , nach billikait aueh 

1 sonst allenthalben mich hierjnn vnuerweislich zehallten, mich allzeit Ewren 

( F. Gnaden vnderthaeniklich bevelhend. Gebenzuo Rayttenhaslach am vierden 

tag des Monats Decembris, Anno domini 1.5.27. 

'i. (' Die Dedikation, die am Ende des Buches angehangt ist, wird tier eingeriickt. In 

$ manchen Exemplaren fehlt dieselbe ganz. 



Keith meier, Berlholdt's Theologey. 



2 DIE VORREDE DES BUECHS. 

DIE VORREDE DES BUECHS. 

Allen vnd yeglichen Ersamen jnwonern in Salisbury, anch andern Stetten 
vnnd Cfemainen jmm land Bay em , vnd ainem yeden Tewtschen in sonnderJiait , 
der dits puoecJi lesen oder vernemen wirt. Wiinsch jch Bertold Bischof elttvann 
zuo Kiembsee, gluck vnd hayl in ttnserm heeren Jhesu Christo. 

Von der zeit vnnsers Patron sand Ruodbrechts (a) der nach verwueestung 
Ober tewtscher land so Atyla begangen, zuo Wormbs vnd derselben ort ze- 
predigen angehebt (das bissher schier tawsenndt jar ist) vnd herab durch Bayren 
in gantz Noricken durch ober Hungern bis an die Balaohey, Cristenlicben 
glaub verkiindigt. Zuo lesst mit gunst des loblichen Fiirsten Theodo (b) Her- 
tzogs in Bayren Piscboflichen Stuoel zuo Hellfenburg yetzt genent Saltzburg (c) 
alsinNorikerProuintz hawptstat awfgericht vnd einsaelig ende daselbs beschlossen 
hat, seinn die ober tewtscben guot Christen gewesen, allzeit trewlich bey 
Christenlicher kirch bestannden. Vnder jnen kain langweriger noch mercklicher 
jrrsa! jmm glawb angenomen, sonnder sich, als aw frecht Christen , allenthalben 
wol gehallten. Dazwischen haben dieselben tewtschen an eren vnd guoten 
syten, an macht vnd reichtumb awfgenomen. Zuo sich das Roemisch reich 
bracht, dadurch sy weit vnd prait auf erd hohen preis erlangt. Aber diser 
geuaerlichen zeit hat grewlicher tewfel etlich fals lere vnd allt Sect, die lang 
geschlaffen vnd in der belle begraben gewest, widerumb awferweckht vnnd 
herfiir gezogen, daneben vil poess zuosatz erfunden vnd eingefueert, mit denen 
dewfel schier gantz deiitsch (d) land iibergangen, villeicht aus vrsach goettlicher 
verhengnuss, vmb das wir geistlich vngeschickt leben fueeren, vnsere ambt 
nit wol awsrichten , poes exempel vortragen. Darab sich gemain volckh ge- 
ergert. Desgleichs die weltlichen an Christenlichen gepoten verdriis gehabt, 
vnwilliklich der Kirch gehorsam gelaist, wider geistlich ainen has gefasst, den 
- sy bey sich lanngzeit her verporgen getragen. Dem ditsmals dewfel herfiir (e) 
hilfft, dainit er in etlicben verkertten hertzen nit ersticke. 

(a f Rudbreehts. im23. .8.k.et91. . 14. b. (b 5 Theodo. im 24. . 6. d. (cf Saltz- 
burg- im 17. . 4. d. (d f De\ytsch. im c. 1. . 5. c. (e f Herfiir. 2. Thes. 2. 
mysterium jam operatur iniquitatis. im . 2. f. et . 3. a. et im 15. . 7. c. 

I. ^ Dewfels anschleg seinn zwen, abzewenden die menschen von hohen 
zwayen tugenten. aine ist gebiirliche forcht (a) gegen got, die ander ist 
gehorsam (b) gegen vnsere oberkait. Goetliche forcht ist dermassen bey vns 
erloschen, daz wir vermuoetten, mit ainschichtigem glawb vnser ewig hayl 
zuoerlangen vnd dardurch verachten annder gepot vnd awfsatzung. Zuom an- 
dern. Wie die oberkait von jren Vnterthann verschiner zeit hat iiberstanden 
awfruor, not vnnd noch vngehorsam, ist meniklich vnuerporgen, soltes alles 
hat dewfel yetz angericht. Daz aber gegenbtirtige new lere, so yetz in 
tewtschland vmbfert fals vnd vnrecht sey, daz befindet sich in weissagung (c) 
Christi vnnsers haylers. Da er seinn jungernn zuouersleen gab, wie Jheru- 
<salem zerstoert wurde. Fragten sy jne, wann solhe zerstoerong beschehen 
Vnd was zaichen verlauffen wurden , darauf er jn geantwort. Jr stilt scbawen 
daz ew nyemant verfueer. Vil werden in meinem nomen kommen vnd sagen 
sy seinn Cristus , aber sy werden vil verfueeren. Erstlich mueessen beschehen 
streyt vnnd manigerlay verwaenen oder disputation des streyts. Aber es hat 
ppch kain end, sonnder fiirter. wirt ain volckh wider das ander aufsteen, 



DIE VORREDE DES BUECHS. 3 

alszdann mueesst jr von yederrrian gehasst werden von wegen meines nomens, 
sich werden auch ettlich fals Propheten erheben und vil lewt verfueeren. 
Item die Sim -warden awfsteen (d) wider jr ellter, vnd sy toedlich beschedi- 
gen. Jr werdet gehasst von alien menschen durch meinn nomen, wann jr 
werdet sehen die vnmenschlikait steen an der stat, daran sy nit steen sol, 
alstdann ist zefliehen. 

(a f forcht. im 44. . 2. b. (b f gehorsam. im 51. . 7. d. (c f Tveissagung. 
Math. 24. in princip. (d f aAvfsteen. Marc. 13. in medio. im. . 2. b. et im 1. . 
5. a. et im 16. . 1. a. 

II. ^ Dise weyssagung hat Ghristus nit allain woellen versteen von 
gemainer zerstoerung gantzer kirch vnd aller weld, als auf den Antichrist 
oder awf jungsten tag.^ sonder auch ziehen woellen auf ain y^de ainlitzige 
zersloerung seiner kirch. Als newlicher zeit dewfel angehebt hat lewtsche 
kirch vnd christenlichen glawb in vnns Tewtschen zuoerstoeren vnnd zereyssen. 
Hat er anfaenklich erweckt falsch Lerer awfzestecn vnd noch die predigen 
vnd schreiben wider heilige kirch vnd sacrament auch wider guote werch, 
wider die heiling jmm himel, wider die seelen jmm fegfeur, vermuoetten 
sich guot Christen zesein, vermainen dye allten Lerer gellten nichts, mit dem 
sy vil lewt verfueeren, vnd wider Roemische kirch awfruerig machen. Erst- 
lich seinn streyt beschehen, nemlich miszhellung oder jrrung vnnd kriegig 
disputation iiber menig artigkel CristenlichT glawbs vnd heiliger sacrament, 
bissolang dieselben falsen propheten auf jr verkerte maynung vil vngeschickt 
volck gebracht haben. Solche tewflische jrrung noch kain end genomen, son- 
der daraws hat dewfel mer vnglucks erweckht, nemlich ist gemain volck in 
tewtsch landen awfgestanden vnd hat die priesterschaft auch all geistlich, als 
diener Christi gehasst, veruolgt, gepliindert, vnd laesterlich beschedigt, von 
wegen des nom Cristi, vmb das dieselben geistlichen der warhait (a) helffen, 
- die gepot gottes auch der kirch satzung furtragen vnnd nit (wie die newen 
verkerten prediger thuon) predigen woellen siind sey nit siind. Item die Sim 
benentlich die vnderthan, seinn awfgestanden (b) wider jr geistlich obrer auch 
wider ander jr herren, dieselben todlich zebeschedigen angetast. Sy hassen 
auch dieselben jr herren von wegen der oberhand (c), die sy von got vnd jm 
nom gottes haben vnd regieren. Nu sehen wir die vnmenschlikait, nemlicli 
die vnchristlichen Lerer, yetz steen vnd regieren das gemain volck, so nit 
jnen sonder den vorigen selsorgern (d) zuogehoert. Sy zaigen auch an ain 
.germilzt vnd verkerts Ewangelj als sey dasselb allain vnd nichts anders gotlich 
ewangelj, vnd sich doch nyemants weniger dem waren Ewangelj vergleicht 
dann dieselben falsen ewangelischen vnd jr nachvoliger. Darumb solten all 
christen fliehen (e) von denselben falsen Lerernn vor denen vns cristus (wie 
vor steet) gewarnet hat. Darawf woellet Ew nit verfueeren lassen noch keren 
an jhen die predigen oder schreiben aus neyd vnd haessikait, so sy empfangen 
haben wider Papst vnd Roemische Kirch, wider gemaine Priesterschafft vnnd 
Ordenslewt. Auf das jr nit verdacht werdet, als habt jr yormals dergleichen 
neyd vnd has haimlich in Ewrm hertzen getragen, der sich numals in Ew 
offenbart (f), durch solh haessig predig oder schrift, so leichtlich die leicht- 
fertigen bewegt [zuo vngehorsam jrer obrer. Damit Ew nit beschehe wie 
jhenen, die aws neyd wider Moysen (g) jren vorgeer awfstuoenden vnd dar- 
; umb verderbt seinn , als gemainiklich widerfert jhenen (wie geschriben ist) (h) 
i i* 



4 DIE VORREDE DES BUECHS. 

die aws neyd verfolgen die geistlichen vnd goetliche gepot nit leiden moegen. 
Dermassen ist Cristus aws neyd dem Pilato (i) vbergebeu. 

(a ? warhait. im 15. . 8. d. (b f aufgestanden. sieh. . 1. d. (c 5 ober-. 
hand. Rom. 13. in prin. non est potestas nisi a deo. (d [ selsorgern. im 8. .7. a. 
(e f fliehen. Marc. 13. fugiant ad montes. (f f offenbart. 2. Thes.2. sieh. in prin. e. 
(g f moisen. num. 16. in prin. eccli. 45. ant fin. (h f geschriben. eccli. 48. in 
prin. (i <% Mat. 27. post prin. per invidiam tradidissent eum.. 



III. 5 Also wirt ditsmals, nach sant Pauls weissagung, geoffenbart ver- 

kerter menschen neyd vnd haimliche poszhait, die lang verporgen in jren 

hertzen ist gesteckht, dadurch wir verfueert werden vnnd erstlich abfallen (a) 

vora Papst vnd der Kirch, vom Kaiser vnd aller oberkhait. Die verkerten 

j setzen ain gestumpfft Ewangelj an die stat des waren ewangelj. (b) Mit ain- 

j litzigem glawjj toettet sy all ander tugent vnd werch christennlicher satzung, 

durcb jr schmaycktmd predig vnnd huebsch schreiben, so inn druck verfasst 

vnd allenthalben in der lewt hende koemen, seinn gemainklich die tewtschen 

von warem glawb verfueert, in zweyflich mainung verwiekhelt vnd in geuaer- 

licb jrrsal gefallen , dermassen, daz schier nyemant kan wissen noch aigentlich 

vernemen wie vnd was zeglawben (c) oder zeuerwerffen sey. Dauon hat 

Christus gesagt, es werden falsz (d) propheten aufsteen vnd wunderzaichen 

verbringen, daz auch die erwoelten, souerr es miiglich waer, in jrrthurnb 

verfueert werden. Dann dieselben verkerten lerer vermengen jren furtrag rnit 

ettlichen guoten leren, dadurch die lewt bewegt werden Inen zeglawben in 

alien jren entschidungen. Darauf aber gar weiszlich zemerckhen, daz die 

guot lere (e) so mit gifft vermischt ist, nit auch vergifft vnd geuaerlich ze- 

niessen werde. Wo ain slang ainn guoten apfel jmm mawl zuo dir trueeg, 

on zweifel dw wurdest denselben apfe!, wiewol er guot, dannoch nit gern 

essen, vmb daz jne ain gifftige slang jmm mawl gehabt hat. Also soltestu 

dich awcb hueettcn vor wortten vnd schrifften gifftiger lewt. Ob dieselben 

gleich etwas wares (f) oder guots zuo zeitten aws jrem mund t'uerbringen, 

thuon sy doch solhes nur zuo betrug der ainfalltigen. Wann man ettwem 

zuom tod vergeben wil , mu'scht man zucker (g) vnder hiiltrawch. Huet dich 

vor geschmuckten wortten vnd gezierten schreiben aines yeden verkerten lerer, 

der sein schrift vnd wort sueesz (h) macht, auf daz sy lieplich zelesen vnd 

lustig zehoeren sey. Aber solche sueessikait (spricht Job) (i) seinn poese wiir- 

mel. Darumb kam Paulus (k) nit mit biibschen worlten , noch mit mensch- 

licher weiszhait zeuerkiinden die zewgnus Ghristi , sonder in ertzaigung des 

geists vnd der tugent, damit vnser glawb bestee auf gottes krafft vnd nit 

auf menschlicher weiszhait. 

(a f abfallen. 2. Thes. 2. nisi venerit discessio primum. sieh. in princ. e. (b ^ 
ewangeli. 2. thes. 2. ut in templo dei sedeat. (c f gelauben. im 1. . 1. a. 
(d ^ fals- Mat. 24. in med. surgent pseudo prophetae. (e J gift, im 13. . 6. f. 
(f ^ wares, im 18. . 6. et 7. (g f zugker. im 13. . 6. f. (h J suesz. prov. 7. 
in med. verba sua dulcia facit. im . 4. b. (i J Job. 24. in fin. dulcedo illius ver- 
mes. (k f Paulus 1. Corin. 2. in pnnc. 

IV. f Ferrer ermant vns Paulus aufzesehen (a) auf jhen die zwitracht 
vnd ergernus anrichten, ausserhalb der lere, so wir biszher von vnsern elltern 
gelernt haben, von denselben newen leren soellen wir weichen, nachdem sy 
nit dienen vnserm herrenChristo, sonder jrem aigen pawch, durch sueesse (b) 
predig jnd prachtliche wort verfueeren sy vil vnschuldiger hertze. Merck 



DIE VORREDE DES BUECHS. 5 

liiebev wie gar trewlich warnet vns heiliger Paulus durch sein schrifft (die 

' alwee mit vns redt (c) daz wir nit leichtfertiklich solten nachuolgen newen . 

; lernuneen, die ditsmals bey vns tewtscben wmfliegen wider haylsam ere ; 

: Cristenlicher kirch, vnd wider allten langhergebrachten brauch vnd lobhch 
crewonhait, die vnnser lieb vorellter fleissiklich gehallten vnd durch vns auch 
zehallten vns trewlich vnderweist vnd beuolhen haben. Nacbdem aber die- 
selb lere'pauli bey vns klain ansehen hat sender wir teiitsch, als fiirwitz lewt 
vnd scbmal Christen, begem zeerfragen new maer, fleissiklich zuozehoeren 

frembden predigern zelesen lustig schrifft oder gedicht liederlich zeuersuoecben 
vnbewaert aerzt. Also haben wir auch leichtfertiklich angenomen neiiwe lere, 
die yetz in tewtschlanden vmbschwaimbt, dadurch bej vns scbuldige gotsere- 
vnderwegen gelassen, himlische kirch, vnd die heiling veracht, die lieben selen 
jmm fegfewr versawmbt vnd jrdische kirch gar zerrissen wirt, alszdann klaeg- 
lich erscheint, daz alle zier der alltaer vnd kirchen, in kurtzer zeit gar zer- 
"anffcn ist. Sey dermal nil solh zier vnd gotzdienst bey vnns also abnymbt, 
mueessen wir , nach goetlichem vrtail , rechtlfch auch abnemmen an leyb vnd 
sel, an eren vnnd gueetern, dann geschriben (d) steet, uhertretung goetlicher / 
gesetze bleibt nit vnerrochen. Auf das verlieren ditsmals die geistlichen jr 
hohe wird vnd erbarn standt, mitsambt zeitlichen herlikaiten vnd gueetern. 
Die weltlichen nemm.en ab an frid vnnd vertrawen, fallen in menig vnrupe, 
vnnd mercklich vnuermoegen. Roemisehe kirch wirt zerrissen, Roemisch reich 
vnd mer ander herlikait kommen von tewtscher nation in frembd zungen. 
Daraus zebesorgen ist, jmm swantz gegenwirtiger tibelfart moecht in 
teiitschlanden iiberbeleyben ain aberglawb oder ketzerey ? oder sonnst ain 
grosse plag, dem alien Got parmhertzigklich geruoeche fiirzekommen,. 

(a J aufzcsehen. Rom. 16. im 15. . 2. b. (b J suesse. sieh. . 3. h. im 13. 
. 6- i. (c,? redet. im 11. . 2. o. (d f geschriben. 2. Mach. 4. post, princ. in 
leges enim divinas impie agere impune non cedit. 

V. ^ Dieweil mi bey Ew vnd nahend in gantz tewtschland vor awgcn 
; ist solh grosz vngefell, sonderlich in Christenlichem glawb vnd kirch, die 
'I dewfel groeblich antast vnd gar zescheytern versuocht, dasselb vngefell solt 
billich yeglicher verniifftiger Christ klagen vnd bewainen. Daneben embsiklich 
i betracbten vnd verhelffen das vnkrawt auszzereyttern vnd weytern, einwurtzung 
des vnglawbs nyderzedrucken. Vnd wiewol wider beslimbt fals lere vnd new 
betrieglich fiirtrag ettwo vil hoch vnd gelerter lewt, disputation weis, grunt- 
lich vnd warhaftigklich geschriben vnd gepredigt. Haben sy doch mit jrem 
fleis vnd disputiern, gemain lewt biszher nit bewegt, von newer falschait ze- 
fallen vnnd zuo allter warhait Christenlichs glawbs widerzekeren 

Nil hab jch verhofft vnd lang begierlich gewartt, herfu'r zekommen ainen 
oder mer, die griindt des glawbs vnd entliche warhait in schrift oder miind- 
lich lere wurden anzaigen. Daraus jr vnd meniklich, die ain zeither durch 
""widerwaerttig predig vnd schrifft verjrrt seyt, moechtet vernemcn goetliche 
warhait, vnd grund Cristenlichs glawbs. Nacbdem jcb aber dergleichen schrift 
oder lere in tewtscher zung aufgericht zesein biszher nit erfragen, mir auch 
darauf lenger zewartten gegen got vnuerantwortlich ist. Deszhalb jch aus 
brueederlicher lieb genaygt bin vnnd ambtszhalben meines stands wol schuldig 
waere, in swebunden jrrigcn sachen nit vergebens fiirzegeen (a) vnd meinen 
nagsten in halbtodtem glawb ligen zelasseu, sonder demselben haylsame lere 
vnd guote vnderweisung nach meinem vermoegen, zegeben. Nachdem aber 



6 DIE VORREDE DES BUECHS. 

von jugent auf biszher mein zeit wenig in lernung der schrift angelegt, souder 
in zeitlicher arbait vnd heerendinsten iibel verzerfc hab, daz jch numals in 
abitz vnd vergessenhait kommen vnd eralltent bin, darumb jch besorg, mil 
nachaolgendem meinem schreiben vnd fiirtrag, werde ich mer spot aufheben 
dann frucht wiirchen. Doch suoech jch nit zegefallen oder zeschmaicken (b) 
den lewten , sender gehorsam zelaisten ewigem got , der vnsere hertz erkennt. 
Ich kumm auch nit mit hohen (c) wortten, die jch gar nit kan, noch mit 
hoher weiszhait, die in mir nit ist, sonnder jch wil demueetigklich erzaigen, 
was jch zuo verschinen taegen syderher jch aus Saltzburg gezogen bin, in 
ewrem dinst gelesen vnd gearbait habe, auch solhs ew saltzburgern , als mei- 
neu lieben friinden (bey denen jch geporen bin) hiemit in schlechten wortten 
vnnd ainfaltiger weis zuoeschreiben, 

(a f fiirzegeen. luc. 10. ant. fin. si sacerdos semi vivo viso praeterivit. (b J ze- 
schmaicken. 1. Thes. 2. non hominibus placentes, sed deo, (c hohen f 1. Corin. 
2. veni non in sublimitate sermonis. im. 14- . 6. f. 

VI. f Darzuoe, zwingt mich ains tails verfueerter lewt not, anders tail 
mein aufgeladen piird vnd ambt, daz jch got zuo lob, Christenlicher kirch 
zuo dinst, tewtscher nation zuo behelff, vnnd vns ellenden zuo haylsamer vnder- 
weisung mich vnderstee, aus schriften vnd lerern, sonderlich aus sand Augu- 

j stins pueechern , zesuoechen vnd zusamen zeklauben, auch in disen tractat 
zebringen, was der warhait gleich vnd zuom griindt Christenlichs glaubs dinst- 
lich ist, in hoffnung, jr moegt darausz guoten beschaid vnd bericht nemen, 
wie vnnd was jr entlich fiir gewisse waKrhait glauben soellet. Nit daz (a) 
jch woelle disputieren mit jhenen die neyd wilder priesterschafft oder verdriis 
in guoten werchen oder sonst vnlust zuom gotzdiust haben, oder jren poch 
treiben, vnd sich deszhalb auf newe lere oder partheysch disputation geben, 
Dieselben laesst dewfel nymmer aus seinen kraempeln. Dieweil in jren hertzen 
solcher neyd, vnlust vnd poch steckt, seinn sy vnbekerlich vnd nit zeunder- 
weisen, sonnder sy werden durch gueetig ermanung, in .jren hertten nack niir 
desztstaerrer vnd gryntiger. Paulus vermaint, solh lewt jrren (b) vnd ver- 
fueeren annder in jrrung. Also seinn diser zeyt vil vnuerstaenndig (die zuo 
jrrung genaigt) verfueert werden. Welh aber aus vnuerst^nd, nit aus posz- 
,/ hait, vom wege der warhait abgeweist vnd vnschuldiklich verfuerrt seinn. 

1 Dieselben frummen lewt verlaesst got nit gar einfueeren in gefaerlich ver- 
suchung, sender seiner zeit schickht er jne hilf. Darumb hoffjch, dits puee- 
chel moecht ain fudrung geperen jhenen die, on jr schuld aus ainfallt, durch 
verfueerisch lere vnd gefaerlich anwcisung, von rechter pan auf jrrig wegs 
gelaitt vnd in zweiflichen glawb geuallen seinn, aus der sweb jres zweifels 
vnd jrrthumbs zuoerheben, widerumb zuo guotem glaub zefueeren vnd die 
warhait ann tag zebringen. Ich muoesz mich verwegen daz jch vnnd gegen- 
buertige mein schrift durch die widerwaertigen , werde geschendt, gelesstert, 
verspott (c) verworffen vnd verdambt, nach art vnd poesen sytten der ketzer, 
so dieselben nit ferrer kiinnen, alszdann entgegnen sy mit dewfels waffen, 
das seinn spoetlteyding vnd lassterwort, der sich ditsmals die verfueerer des 
volcks brauchen gegen Pabst vnd Kaiser, gegen Kiinigen vnd hohen schuoelen, 
gegen Biscbofen, vnd Christenlichen Fiirsten. Ja wider heilige kirch vnd all 
jhen, die jren verfueerischen leren vnnd ketzereyen nit anhengen. Nichts- 
weniger hab jch, als ain knecht der Got seinem heeren hundert (d) krueeg 
oeles oder hundert metzen waitz schuldig ist, mich jmm nomen gottes vnnder- 



DIE VORREDE DBS RUECHS. 7 

standen, die hernachuplgende maynung in hundert Capitel zebringen vnd auf- 
zesclireiben , auch die Capitel in ettlich Paragraphos zetailen. Darunder in 
latein nach yeden paragraphum anzezaigen, wo yedlicher furtrag oder ver- 
teiitschte maynung in heiliger schrift befunden werde. Deszgleichs mich von 
ainem Capitel auf das annder zelaitten mit zifern. Die erst so vor dem. . 
sleet, bedeyt des Capitels zal. Die ander zifer, so nach dem. . steet, bedeyt 
den Paragraphum, aber der puoechstab daneben steend zaigt an, wo yede 
sondere maynung oder stell jmm Paragraphs zefinden sey. 

(a f disputieren. 2. Thim. 2. in med. im 15. . 9. b. (b J jrren. 2. Thim. 3. 
ant. fin. seductores proficient in pejus errantes et in errorem mittentes. (c f ver- 
spott. im 13. . 5. b. (d j Luc. 16. post princip. 



f Hernach volgen die Capitel. 

1. Von Christenlichem glawb. 

2. Wie zeglawben sey. 

3. Ob zuor saelikait des glawbs allain 
gnuog sey. 

4. Von der gerechtfertikait. 

5. Was zeglawben ist in gemain. 

6. Von stuckhen Christenlichs glawbs. 

7. Von jnwendiger warhait gots. 
8- Von eingeleibter warhait gots. 
9. Von der golhait Christi. 

10. Von der menschait Christi. 

11. Von auszwendiger warhait des gots- 
worts. 

12. Von der Bibel. 

13. Vom Ewangelj. 

14. Von warer auslegung der schrift. 

15. Von vnrechter auslegung der schrift. 

16. Von abtriinigen Christen. 

17. Von miindlicher warhait gots. 

18. Von beschaftener warhait. 

19. Von allem ding, genannt totum uni- 
uersum. 

20. Vom nichding, das ist kain ding. 

21. Ob der creatur wesen widerumb zuo 
vnwesen koeme. 

22. Von grosser weld genannt Macro- 
cosmus. 

23. Von lawtter geistlichem geschoepf. 

24. Von verkerten geisten. 

25. Vom obertail lawtter leiblichs ge- 
schoepfs. 

26. Vom vndertail leiblichs geschoepfs. 

27. Vom geschoepf das geistlich vnd leib- 
lich vermiischt ist. 

28. Von menschlichem geist. 

29. Von gottes pildnusz in menschen. 

30. Von staenden menschlichs ge- 
schlachts. 

31. Vom paradis. 

32. Von des menschens fal ausm pa- 
radis. 

33. Von des menschens vbel. 

34. Von der erbsiind. 



35. Vou fleischlicher raytzung genannt 
fomes. * 

36. Von siinden in gemain. 

37. Von menschlicher faencknuss. 

38. Von freyem willen. 

39. Ob todtlicher mensch freyen willen 
nab. 

40. Ob alle ding aus not gotlicher fur- 
sehung beschehen. 

41. Vom Regiment des freyen willens. 

42. Von gottes Regiment vber freyen 
willen. 

43. Von gotlichen gnaden in gemain. 

44. Von tugenten vnd gaben heiligs gei- 
stes. 

45. Von der lieb in gemain. 
46- Von der lieb gottes. 

47. Von der nagsten lieb. 

48. Von aigener lieb. 

49. Von natiirlichen schulden des men- 
schens. 

.50. Von bezalung natiirlicher schuld. 

51. Von aufgesetzten schulden. 

52. Von verfallen schulden. 

53. Von gnuogthung vmb menschlich 
schulden. 

54. Vom gnuogthuoer menschlicher schul- 
den. 

55. Vom leiden Christi. 

56. Von betrachtung des leiden Christi. 

57. Von der vrstend Christi. 

58. Von Sacramenten in gemain. 

59. Von Sacramentlichen zaichen. 

60. Vom tawf. 

61. Von der firmung. 

62. Von aufsatzung heiliger mess. 

63. Von notdurfftigem form der mess. 

64. Von zuoberaittung zuora sacrament 
des altars. 

65. Vom opffer der mess. 

66. Von ettlichen fragstucken der mess- 
halb. 

67. Vom sacrament des fronleibs Christi. 



8 



DIE VORREDE DBS BUECHS. 



68. Von empfahung des hochwirdigen 

sacraments. 
69- Ob der kelch ausserhalb der mess 

zuo empfahen sey. 

70. Vom sacrament der puoess in gemain. 

71. Von dreyen tailen sacramentlicher 
puoess. 

72. Von der Rew. 

73. Von peicht vnd ablas. 

74. Von aufgesetzter puoess. 

75. Von peinlichen plagen. 

76. Von Ewangelischer puoess. 

77. Von guoten werchen. 

i"8. Von schuld guoter werch. 
/9. Vom verdienn guoter werch. 

80. Von hellischer puoess in gemain, 

81. Ob ain fegfewr sey. 

82. Von schriften des fegfeAyrs. 

83. Ob froembde fiidrung jmm fegfewr 
erspriesz. 



84. Von anrueeffung der heiling. 

85. Von gemalten pilden. 

86. Von missbrauch der pilde. 

87. Vom almosen. 

88. Von Cerimonien, 

89. Von gnadenreicher jndulgentz. 

90. Vom Pan. 

91. Von der larch. 

92. Von Bapstlichem gwallt. 

93. Vom sacrament der oelung. 

94. Von der weich. 

95. Vom priesterthuomb vnd Christenli- 
cher Oberkait. 

96. Ob yglicher getawffter sey priester. 

97. Von ordensle\ytten. 

98. Vom gliibd. 

99. Vom sacrament der Ee. 
100. Von jungstem gericht. 



ERST CAP1TEL 

Voii Christenliclaem glawlen. 

I. Verschiner zeytist in Christenlichem glaub eingefallen vnd noch, mercklich 
zwitracht vnd gefaerlich jrrung, mit vngeschickter verwarrung vnd haefftigcr 
verwicklung, darjnn vndereinander vermischt istlebendiger vnd toder, geklaidter 
vnd nackennder, formlicher vnd vnformlicher glawbe ( 1 ), dadurch gemain 
lewt dermassen verjrrt seinn, daz scbier nyemant kan wissen (a) wes er sich 
hallten soelle, dann die verfueerischen maister, machen zuo zeiten den glawb 
gantz klain vnd leicht, als kumm der glaub selbs ainem yeden entgegen ( 2 ), 
ymer macben sy den glawb als swaer (b) vnnd weitschaechig , daz daran 
ain yeder zweifeln muoess ob er recht glawb oder nit. Doch sol yeder Christ- 
glawbiger bey jm selbs erwegen daz jme gewisser vnd haylsamer ist zeglawben 
nach ordnung vnnd anzaigen Christenlicber kircb (c) wie die heiligen lerer 
vnd allten vaetter (d) gelernet vnnd lannger loblicher gebrawch herbracht hat, 
dann newer vngewondlichen lere nachzeuolgen , sonnderlich angesehen , daz, 
die allten lerer ain heiligs leben gehabt, vnd die newen ain pueebisch wesen 
fueeren. Darauf hab jch fiirgenommen zuo vnderricht der vnweisen zebe- 
schreiben was jch in sand Augustins Pueechern auch aws andern leren allent- 
halben zuoerstraeet von der mater] des glawbes gefuhden. 

(a f wissen. sieh. in prol. . 3. c. (b f swar. im 3. . 4. a. (c f kirch. im 
6. . 5. k. (d ^ vatter. Psm. 77. im 2. . 7, d. 

II. ^f Anfanngklich ist zewissen daz der glawb beschriben (a) wirt durch 
sant Pauls also. Der glawb ist ain substantz, nemlich ain gewisse zuouersicht 
jhener ding die zehoffen seinn , vnd. richtet sich nach vnscheinberlichen sachen, 
die nit erscheinen. Oder also, der glawb ist gewisse zuouersicht vnd ain 
argument (b) das ist ain vertrawen jhener ding die zeuerhoffen seinn, aber 
noch nit erscheinen ( 3 ). Der glaub wirt genennt ain substantz, vmb das er 

*) formlicher vnd vnformlicher glawbe, fides formata et informis; dcrGlaube, dessenPrin- 
cip die Liebe ist, heisst fides formata charitate; er vereint den Menschen mit Christus; er 
wird auch der lebendige Glaube genannt, wahrend der fides informis der todte Glaube ist, der 
auch neben der Siinde vorhanden sein kann. Man vergleiche Concil. Trid. Sess. Y. cap. VII, 
et XV- et can, XXVIH. 

( 2 Der Glaube ist ein Geschenk Gottes. Der Mensch kann sich den Glauben nicht selbst 
geben oder ohne Gnade Gottes dcm Evangelium glauben, wie die Pelagianer behaupteten und 
die Reformatoren im sechzehnten Jahrhundert, gegen die der III. Can. der YL Sitz. des Con- 
cils von Trident gerichtet ist. 

._ 3 ) Der Apostel beweist durch die oben angefiihrten Worte die Festigkeit des Glaubens, 
die bei dem Christen zur Gewissheit wird, indem er das, was noch in der Zukunft ist und er 
vermoge der christlichen Hoffnung erwartet, als gegenwartig annimmt. Er glaubt die hi. Ge- 
heimnisse, ob\vohl er sie mit seinenAugen nicht sehen kann, wie wenn er sie sehen wiirde. 



10 ERST CAPJTEL 

natiirlich ist ain anfang (c) vnd erste schickhung zuo andern tugenten ( 4 ) durch 
die der mensch aufpawen vnnd erwerben sol sein hayl, das zepawen ist auf 
Cristum (d) als auf ain substantz vnd fesste grundfesst, die vnder solh geistlich 
paw zesetzen, vnnd ist erster pawstain der glawb, auf demselben steet die 
hoffnung (e) dadurcb der mensch verhofft von Got zuoerlangen bie gnad, dort 
hayl, welh gnad vnd hayl ditsmals glawblicb vnd hoffenlicb seinn aber nocb 
nit empfindlicb erscbeinen (f). Darumb wirt der glaub genennt ain argument 
das ist ain bewaerung vnscbeinberlicher sachen, dadurcb die verniift bewegt 
wirdt zeglauben (g) hoffenlicbe ding, die nit offenbar erscbeinen, vnd doch 
vnser bayl daran steet. Solher glawb vnd hoffnung ist ain warttung auf 
kiinftige saelikait, die got den gerechten verleicht aus sondern gnaden, nit von 
wegen des glawbens noch hoffens noch verdiens, nocb aws ainicberlay anndern 
vrsachen, sonder allain aws lawtter parmbertzikait. ( 5 ) 

(a f beschreibung des glawbs Hebr. 1 ! . in prin. fides est sperandarum substantia 
rerum argumentum non apparentium. (b *[ argument, im f. (c ^ anfang im .3. 
I-, et im 4. . 8. k. (d J Christum Math. 16. im 91. . 2. b. et 92. . 1. c. 
(e j hoffnung. im 2. . 2. g. (f f argument, s. b. (g f zeglawben. im 5. . 7.- b.j 

III. f Des menscbens hayl ist anzefahen mit natiirliche'm (a) gesetz, 
benenntlicb das poes zelassen, das guot zethuon vnd in fursichtigen tugendten 
zeleben. Darnach aufzepawen mit dreyen geistlichen tugenten (b) in denen 
vnnser hayl bleibt, wie Paulus bescbletisst. Nunmals bleibt glawb, hoffnung 
vnd lieb. Dieselb lieb ist vnder jnen das groessist (c). Der gelawb furcht (d) 
die straff, besonder das angstlicb gericbtgottes, dadurcb der mensch geursacht 
wirt sich vor siinden (e) zehueetten. Erstlich aus knechtlicher forcht, darnach 
zeiicht die hoffnung (f) des ewigen, den menschen von zeitlichem wollust. ( 6 ) 
Daraws entspringt das groessist, benentlicb die lieb (g), die das hertz anziindt 
alles das zehassen was wider got ist vnnd denselben iiber alle ding zelieben. 
Ine nymmer knechtlich, sonder kindlich (h) zefiircbten, nit von wegen 'ver- 
gelltung, sonder von wegen sein selbs (i) als das hoechst guot. Dergestallt 
ist der glawb vnnsers hayls anfang (k) vnnd grund, nachdem er antzaigt 
goettliche recbt, dadurch der mensch .fellt in forcht. ( 7 ) Er zaigt auch an 
goetliche parmbertzikait, dieselb gibt dem glawbigen ain hoffnung. Die hoff- 
nung steet zuo gnad vnd gab gottes, daraws volgt die lieb, dieselb bescblewst 
(1) des menscbens hayl. ( 8 ) 

(a f von natiirlichem gesetz. Psl. 36. ant. finem. declina a malo et fac bonum. 
im . 4. a. et . 7. c. et 17. 13. b. et 39. . 11. d. et 16. c. et im 42. . 3. b. 
et 43. . 5. d. et 44. . 5. d. et 49. . 2. i. et 51. 1. a. et 52. . 7. c. et 53. 
. 1. c. et 78. 1. c. et 100. . 4. b. (b J tugenten. im 44. . 1. b. (c f grossist 
1. Cor. in fin. im g. et im 78. . 10. b. (d f furcht. im 71. . 1. b. (e *j knecht- 
licher, im 44. . 10. i. (f ^ hoffnung, im 2. . 2. g. (g f lieb. s. cet im 2. . 

( 4 Das Concil von Trient bemerkt in seiner sechsten Sitzung: fides est humanae salutis 
initium, fundamentum et radix omnis justiflcationis. Sess. VI. c. 8. 

( 5 Berlhold sagt, dass ein solcher lebendiger Glaube und eine solche Hoffnung die Selig- 
keit zu erwarten hat, bemerkt aber schliesslich ausdru'cklich, dass Gott diese Seligkeit den 
Gerechten aus lauter Barmherzigkeit und Gnade verleiht. Der Mensch Tvird ,,durch den Glau- 
ben und aus Gnade gerechtfertigt", sagt das genannte Concil. Ibid. c. 8. 

( 6 Die Hoffnung nach den ewigen Giitern zieht den Menschen von der unordentlichen Be- 
gierde nach irdischen Giitefn ab. Ueber Wollust sieh im Lexikon. 

(7 Der Glaube zeigt dem Menschen das gottliche Gericht, wodurch ervon Furcht ergriffen 
wird; er zeigt ihmaber auch die Barmherzigkeil Gottes, damit der Mensch Hoffnung auf Ver- 
zeihung fasst. 

( 8 Der Mensch erwartet in der Hoffnung von Gott Gnade und die ewige Seligkeit. 



VON GHRISTENLIGHEM GIAWBEN. 11 

2 k. et. <S. 3. a. et 36. . 7- 1. et im 50. . 7 - a - ( h f MndUch, im 44. . 12. a. 
(i f seinselbs, im 22. . 4. e et 44. . 2. g. et 46. . 1. i et 49. . 12. a. (k '} an- 
fang, s. . 2. c. Of beschlewst. im 50. . 5. m. et 64. . 14. c. 

IV. 5 Christenlicher glawb is.t glaewblich vnd nit wider, sender nach der 
natur (a) dann alles daz derselb glawb jnnhellt, ist gestellt awf erliche zucht 
vnd geschickte ordnung, den menschen in seiner natur zuoerhalten, zuo tu- 
genten vnd guotem wesen zebefiid'ern, jme das hayl versprochen, damit er 
zuo boeberm (b) stand erhebt und ewiklich beleiben mocht, vnd dienen all 
siiickh vnnd artickel des glawbs zuo ruoe, frid , ainikait vnd wolfart der men- 
schen, deszhalb sy glawblich lieblich, vnd annemblich seinn. ( 9 ) Dann goet- 
liche senfftmueetikait ernert vns jmm glawb dermassen daz wir neben des 
glawbs, aus natur, zuo zeiten mit syn oder verstand, begreiffen die warhait 
jhenes das Cbristenlicher glawb jnnhellt, auf das wir ander artikel (die gantz 
unbegreiflich seinn) als die haimlikait des sacraments, desztleychter glawben. 
Vnd ist ain false lere die ditsmals Luther gibt, vor Gott sey gerecht, aber vns 
werde fur vngerecht angesehen, daz got die menschen on jr zuoethuon straff 
vmb jr miszhandlung , die sy (nach seinn syn) on jren freyen willen, aus 
not (c) haben begeen mueessen. Gleich als hab got nit nach pildniiss seiner 
goetlichen gerechtikait den menschen beschaffen , vnd doch got sein gerechtikait 
dem menschen reckt (d) daz er dieselb sol annemen vnd brauchen, auch mit 
goetlicher warhait vergleichen. (e) ( J0 ) Daneben gepewt got daz wir nyemant 
vnuerschuld belaidigen ( i1 )., Wie moecht ain gleichniiss goettlicher gerechtikait 
sein, was bey vnns vngerecht, dasselb sol gerecht sein bey got, vnd daz vns 
got ain sondere gerechtikait solt aufladen vnd bey jme ain andere, die der 
gerechlikait vnns aufgeladen gantz vngleich waere, solt bey jmselbs behalten 
nemlich daz got die ellenden menschen belaidig vnd vmb sonst straffe, der 
vns aufladet, daz wir den belaidigten zuo hillf koemen auch witiben vnd 
waysen beschermen. (^j Darauf spricht got, wir moegen in nit straffen (f), 
noch ainigs vnrechtens (g)bezeihen, gleich als spraech er, die belaidigten wer- 
den durch got befiidert, nit beswaert, dasselb soellen wir auch thuon. Mer 
spricht Got, wer mein recht (h) volbringt, der wirt haben das leben, dann 
meine wege seim nit vngerecht. ( 13 ) 

(a f natur. s. . 3. a et im 5. . 7. b. et im 100. . 8. a. (b 5 hoherm. 
im 30. . 1. g. et 38. . 7. a. (c f not, im 40. . 1. a. (d J reckt; prov. 1. im 43. 
. 6. a. (e ^ gleichen, im 5. 2. c. (f f straffen, Esa. 1. post. med. venite 
arguite me. (g f vnrechtens. im 3. . 10. d. (h_, f recht. ezech. 18. in med. et 
in fin, qui judicia mea fecerit, vivet. . 

V. f Wo widerpart des Christenlichs glawbs ist, als bey turcken vnd 
hayden, daselbs wirt gelernt vnd gebraucht vnruoe, vnfrid, vntugent, fechten 

( 9 Der Glaube des Christen ist nach der Natur und enthalt alles, was sich auf Zucht und 
Ordnung bezieht, um die menschliche Natur zu erhalten und die Tugend zu vermehren, damit 
er zu hoherem Stande erhoben und ewig bleiben mochte; daher dienen alle Glaubensartikel zur 
Ruhe, zum Frieden, zur Einigkeit und Wohlfahrt des Menschen, desshalb miissen wir sie 
glauben, .lieben und annehmen. 

( 10 Bei dem Artikel u'ber die Rechtfertigung werden wir uns weiter auslassen, und hier 
nur auf den Gegensatz aufmerksam machen, den Berthold so klar hervorhebt. 

( u Gott befiehlt, dass wir Niemanden ungerechter Weise beleidigen. 

( u /Wie soil es ein Bildniss der gb'ttlichen Gerechtigkeit sein, wcnn das, was bei uns 
ungerecht ist, bei Golt fur gerecht gehalten wiirde, und wie sollte Gott von uns eine gewisse 
Gerechtigkeit verlangen, einen Unscfiuldigen nicht zu beleidigen, Gott aber sollte nach "Willkiir 
strafen, u. s. w. Berthold hebt hier die "Widerspriiche Luthers scharf hervor, indem nach 
Luthers Lebre Gott mit sich selbst in "Widerspruch kame. 

( 13 Wer meine Rechte halt wird leben, sagt der Herr. 



12 ERST CAPITEL 

vnnd menschlich vngefell , als verschiner zeit geprueefft ist in teiitschlanden, 
darjnn newlich wider waren christenlichen glawb ettlich artickel ketzerisch 
eingefueert. Daraus erstanden seinn jnwendig geuaerlich krieg vnd aufstand (a) 
die noch ains tails sweben, alslanng villeicht die ketzerey bey vnns tewtsghen 
nit aussgelescht wirdet. Dieweyl vnser ellter aufrecht Christen gewesen, 
seinn sy in frid vnnd guotem Yermoegen gesessen. 

Nachdem aber wir teiitschen verfueerischen leren ditsmals leichtfertiklich 
glawben vnd von der kirchen fallen, dadurch wirt vnser wolfart abgeschniten, 
das wir an zeitlichen gueettern erarmen, taeglicbs vnfrids gewartten vnd vor 
einfal der tiircken vnd anderer feind nit ainen tag gesichert, sender deszbalb 
mit Stewr vnnd anderm lasst beswaert seinn , vnd zuo lesst gar verderben 
mueessen, dann gcscbriben steet (b). Alsofft die kind von Israhel (dabey die 
Christen bedeyt seinn) ausserhalb jres gots ainen andern angepetl haben, alsz 
denn seinn sy meniklich gegeben zuo preys vnd in schleg auch in schand vnd 
laster. Dergleichen dieweyi die teiitschen (c) jmm dienst gottes vnd der kirch 
gehorsam gewesen, haben sy gliick vnd saeld gehabt. Do sy aber new fals lere 
gehoert, gelesen vnd angenommen, daneben gwondlichen gotzsdienst vnndter- 
lassen, die kirch verschmaecht vnnd verfueerischen maystern nachgeuolgt, hat 
sy der deufel bewegtzuo aufstand, von dem Christus sagt, daz zuo poeser zeit 
die sun wider jr ellter aufsteen. (d) Dadurch wir teiitschen in armuoet vnd 
in vil ander iibel gefallen seinn. Der kirch zier vnnd klainat (mit denen vnser 
eliter got vnd himlische kirch hie in streytunder kirch andechklich geeret) haben 
wir schaentlich verkert, versmelzen (e) vermiinssen, oder sunst poeszlich ver- 
kiimern mueessen , gleich als hab got am opffer vnnd zier seines altars missua- 
len. (f) ( 14 ) Also ist dem dewfel vnnd seinem hawffen worden, was got vnd 
seiner kirch zuogehoert. Darauf sein gotliche weiszhait spricht zw vns durch 
ezechielem (g). Jr habt in alien ewren belaydungen vnd vnmenschlikaiten meinen 
heiligen vorrat zerprochen , darumb wirt jch euch auch zerprechen , vnd mich 
vber euch nit erparmen, sender meinen zorn erfiillen. Die Stet werden ver- 
lassen vnd die hohen vesst zerstoerl. Ewr altaer werden zerprochen vnd ewr 
pilder zergeen, auch ewr tempel nyderfallen. Ewr erd wil jch oed legen, vmb 
das jr meinen gepoten nit seyt obgelegen vnd nit meine recht, sounder hayd- 
nisch gedicht volbracht habt. Die kind von jsrahel haben got nye hertter er- 
ziirnet, dann do sy vender synagog gestannden vnd jrer vaetter glawb verlassen 
vnd froembden glawb angenomen haben, Darumb sprach got zuo den abtrii- 
nigen juden. Mein angesicht (h) wil jch von jnen abkeren, nachdem sie seinn 
ain verkertes geslaecht vnnd vngetrewe kind. Sy haben mich wider sich bewegt 
mit vngerec.htem glawb vnnd mit jren eytelhayten. Deszhalh ist in meinem 
zorn (i) hie angeziindt ain fewr, das wirt prynnen bis zuo abgrund der belle. 

(a f awfstand. im d. et sieh. . 1. d. et 13. . 7. c. et 24. 5- 3. f. et '31. . 2. f. 
et 37. . 3. h. et 47. . 6. d. (b ^ gesehriben. Judith. 5. post med. (c f von der 
tewtschen vngefell. sieh. in prin. phe. d. et im . 6. h. et 8. . 8. f. et 9. . 8. d. 
et 13. . 5. d. et 14. . 13. e. et . 14. b. et 15. . 1. g. et . 9. g. et 16. 1. a. 
et . 6. h. et 24. . 2. g. et . 5. g. et 88. . 9. c. et 91. . 14. d. et 95. . 10. h. 
et 99. . 13. g. (d ^ awfsteen. Marci. 13. surgent fllii in parentes. s. a. (e ^ smel- 
tzen. 13. . 5. e. et 15. . 6. e. (f J Ezechiel. 5. post med. et Ezechiel 6. post 
princ. (h f angesicht, Deut. 42. post. prin. (i J zorn. 9. . 2. h. 

VI. f Noch mehr grawssamer plag steen daselbs in der schrifft, mit denen 
got getroet hat zestraffen jhen die von warem glawb fallen, als ain gemain 
volckh (a) das on alien rat vnd weiszhait isl, auch kiinfftigen schaden nit 



VON CHRISTENL1CHEM GLAWBEN. 13 

betracht. Also fallen wir tewtsch (b) diser geuaerlichen zeit on alle vernufft 
von dem waren glawb, vnd volgen abtriinigen pfaffen, auszgeloffen moenichen 
vnd andern losen lewten, die sich vor Gott vnd der weld vnrain vnnd laester- 
lich halten. ( 14 ) Ab denen unser vaeter ausgespiirtzt hieten. Dieselben loben- 
wir vnd erheben sy fiir vnser vorgeer als weis vnd warhafftig lerer, die 
doch schaelck vnd mainaydig seinn an jren obrern auch an got vnd heiliger 
Idrch. "Wie koennen wir dann gliick vnd wolfart haben, dieweil wir solhen 
losen lewten vnd verfueerischen lerern nachuolgen vnd die heiligen Lerer ver- 
werffen. Alsofft ain glawbig landt von Christenlicher kirch gestanden vnd newen 
erfindungen obgelegen vnnd nachgefaren ist. Seinn albeg darnach in demselben - 
land grosz plagen beschehen, wo sich das volckh dariiber nit gepessert , alsz- 
dann ist solh lannd in seinem jrrthuomb von Golt verlassen. Darauf bitt jch 
euch, jr wellet von newen vnglawb weichen vnnd heiliger kirch in jrem waren 
glawb nachuolgen, wie ewr vaeter than haben. Derselb glawb ist die hoff- 
nung vnserr saelikait vnnd der starck turn (c) vomantlitz des feinds, benentlich- 
des dewfels vnd seiner gesellen der ketzer. Vnd wiewol dieselben feind ver- 
suoechen waren glawb umbzestossen. denn sy keren ihr gehoer (d) von der 
warhait vnd wenden sich zuo fabeln. moegen sy doch wider die warhait nit 
obsigcn. (e) Darumb auf ewr bekerung wirt sich got mit gnaden widerumb 
zuo ew keren. der ew erledigt hat mit dem kostlichen pluoet (f) seines ain- 
gepornen sunes. 

(a f volckh. Deut. 32. in med. gens absque consilio. (b f tewtsch. s. . 5. c. 
(c f turn. Ps. 60- (d f gehor. Thim. 4. in prin. (e f obsigen. Matth. 16; im 11. 
. 5. f. (f 5 pluet. 1. Petr. 1. in med. 

VII. 5 Yeglichcr ist aus natiirlichem rechten schuldig zeglawben die Chri- 
stenlichen stuckh die an der vernufft (a) hafften, vil mer dann das widerpart. 
Vnd sich bas naygen zuo tugent dann der vnglawbigen (b) gesetz. ( 15 ) Der 
mensch sol von natur (c) lieber suoechen seinselbs geistliche volkommenhail, 
nach vermoeg Christenlichs glawbs , dann beleiben in leyblicher (d) gebrochen- 
hait, dorjnn der vnglawbigen gesetz den menschen verlassen. ( 16 ) Obgleich 
Christenlicher glawb (das doch vnmoeglich ist) vnrecht vnd fael , waere dannoch 
Christglawbiger mensch entschuldigt (e) vor got vnd allem rechten. Dieweyl 
er jhenes glawbt das got loeblich, dem menschen haylsam, seinem nagsten 
niitzlich vnd alien creaturen leidlich ist. ( 17 ) Es ist auch ausserhalb Cristenlichs 
gelawbs kain anderr glawben ganntzer weld nye ainhelliklich vnnd vberall (f) 
auszgepraytt noch allennthalben verkundt, daz Got den Christglawbigen ver- 
sprochen babe das ewig leben, mit troung die vnglawbigen ewiklich zestraffen, ( 18 ) 

( u Berthold konnte damals schon mit eigenen Augen die Friichte des neuen Evangeliums 
Oder der neuen Lehre sehen, und den Baum an den Friichten erkennen. Man sehe Riffel, 
Kirchengeschichte, I. u. II. Bd.; Dollinger, die Reformation, Bd. I., II., III. 

( 15 Jeder ist nach dem Naturgesetze verpflichtet, die auf die Vernunft gegriindeten 
Glaubensartikel zu glauben; sie ftihrcn besser zu Tugenden als die Gesetze der Unglaubigen. 

(i Der Mensch soil von Nalur aus nach geisllicher Vervollkommnung streben vermb'gc 
des christlichen Glaubens, worin der Irrthum den Unglaubigen verlassen hat. 

( l7 Selbst Avenn der christliche Glaube in Zweifel gezogen werden konnte, was aber un- 
moglich ist, so ware der glaubige Mensch vor Gott entschuldigt, \veil er das glaubt, was Gott 
angenehm, den Menschen heilsam, dem Nachsten nutzlich und alien Creaturen geziemend ist. 

( L8 Vincenz von Lerin sagt in seinem Cormnonitorium cap. ?.: Man mass in der katho- 
lischen Kirche sorgfaltig darauf bedacht sein , dass wir an dem halten, was an alien Orten, zu 
alien Zeiten und von Allen geglaubt worden ist. Und das ist wahrhaft und im eigentlichen 
Sinne katholisch, wie es die Bedeutung des Namens selbst und die Beschaffenheit desselben, 
die im Ganzen Alles in sich enthalt anzeigt. 



14 ERST CAPITEL 

Darauf ettwan vil heylig martrer (g) gelitten 'vnd leiblich sterhen haben wellen ee 
sy sich Christenlichs glawbs verzigen. Vnd also mitjrem vnschuldigen pluoetdie 
warhait unsers glaubs bestaettigt vnd dariiber zewgnuss (h) geben baben. Daraus 
billich die christen ain exempel vnnd besterckhung in christenlicbem glawb nemmen, 
vnd darab die vnglawbigen (i) erschrecken sollen. Dann kain verstaendiger menscb, 
weder Christ noch hayd mag billich sprechen , daz ehristenlicher glawb nit guot 
noch von got hie sey , nachdem alles guots von got hie ist. Nyemants wird aus- 
genomen oder gefreyt vor christenlichem glawb der gemainklich alien Menschen 
von got gegeben auch durch die apostel vnd ander junger christi in gantzer weld 
vberal gepredigt vnnd in schrifft hie gelassen ist. On vngefueer vnd belaidigung 
gotles moegen weder hayden noch ander vnglawbig sprechen, daz got vnfrucht- 
bar (k) vnnd nit zelieben oder zeeren noch anzepetten sey. oder daz annder chri- 
stenlich artickel nit aufrecht noch zeglauben seinn. Vnd wer solhes widerspricht. 
der ist als ain widerwaertiger gottes rechtlich zeuerdammen. ( l9 ) 

(a 5 vernufft. im 2. . 1. b. (b f vnglaAvbigen. im 1. 5. et5. . 4. m. (c f na- 
tur. s. . 3. a. (d f leyblicher. im 34. . 11. c. (e J entschuldigt. im 5. $. 6. a. 
(f f vberal. Marei. 16. in fin. praedicaverunt ubique. im 21. . 4. f. (g 5 von 
martrern steet. im 2. . 6. b. et 8. $. 3. d. et 9. . 4. b. et 10. . 9. f. et 11. . 7. 
d. et 22. . 9. b. et 32. . 2. b. et 41. . 9. f. et 54. . 9. k. et 56. J. 2. b. et 69. 
. 9. d. et 84. . 8. d. et 85. . 11. c. (h ^ zewgnusz. Hebr. 11. in fin. testimonio 
fidei probati sunt. (i ^ vnglawbigen. s. b. et 5. g. 6. a. (k f fruchtbar. im 7. . 2. a. 



VJII. 5 Wie nur ain Got unnd warhait, also ist von Got hye nur ain (a) 
vnzergaenngklicher warer glawb in alien zeytten von anfanng der weld bis am 
jungsten tag , der nymmer mer faelt (b) in ainem puoechstab noch ini klainisten 
punkt. ( 20 ) Auszgenommen daz im newcn gesetz der glawb lawtrer auszgefueert, 
vnd villeicht fiirter noch clarer wirdt, dann er im allten gesetz gewesen ist. 
Darauf Paulus redet. Gottes gerechtikait (c) wirt geoffenbart vom glawb jnn 
glawb. ( 21 ) Des allten Testaments satzung ist nur ain schatten (d) gewesenkiinff- 
tiger gschicht, derselben leibliche volziehung in Cbristo, nemlich im newen 
testament, was die ailten gelawbt haben kunftiklich zebeschehen, das glawben 
ains tails beschehen zesein vnd etllicbs noch fur an (e) zebeschehen als vrstennd 
desfleysch, Jungst gericht, auch straff der verdambten vnd belonung der er- 
welten. P) Darauf vns petrus ermont, In kraft (f) gottes solt jr behu'et sein 
durch den glawb zur saelikait, die ew zuoberaytt ist zeoffennbaren zuo jungstem 
tag. ( 23 ) Von anfanng der weld seinn die alltuaetter, nach jnen die Juden (g) 
in warem glawb gewesen vnd verhoft haben vnsers erledigers zuoekunfft die jnen 
versprochen was. do derselb erlediger nu kommen, ist der glawb kiinftiger mensch- 

( 19 Die Behauptnng, dass der christliche Glaube fiir unsere Zeit nicht mehr passe, die 
wir in unsern Tagen so haufig gehort, ist also eine neue Auflage der Glaubensstiirmer des 
sechzehnten Jahrhunderts, \vie wir aus Berthold erfahren, der Heiden und andere Unglaubige, 
untcr denen er offenbar die damaligen Gegner der Kirehe verstand, auf eine Linie setzt. 

( 20 Der Heiland spricht zu seinen Jiingern : ,,Wahrlich sag ich euch: Bis der Himmel und 
die Erde vergehen, wird nicht Bin Strichlein oder Bin Punkt vom Gesetze vergehen, bis Alles 
gescbieht." Matth. S. 18. 

( 2l Die angezogene Stelle Rom. 1., 17. -wird von dem Erklarer verschieden interpretirt. Der 
Apostel beschreibt die Gerechtigkeit, welche Gott den Menschen aus freier Gnade ertheilt, und 
den Glauben, der das Mittel ist, diese Gerechtigkeit zu erlangen. Siehe Reitbmayr, Commentar 
zum Rom. Brief bei dieser Stelle. 

( 22 Die Worte: ,,auch straff der verdambten vnd belonung der envelten" hat Berthold in 
seine TJebersetzung nicht aufgenommen. 

(23 Die ihr durch Gottes Kraft mittelst des Glaubens aufbewahrt werdet fiir eine Seligkeit, 
welche bereit steht, dass sie geoffenbart werde in der letzten Zeit. I. Petr. \., S. Durch die 
Gnade Gottes wird der Gerehte durch den Glauben bewahrt, weil er, so lange er in dieser Welt 
Jebt., stets aus dem Glauben lebt. ....... 



DAS ANDER CAPITEL WIE ZUO GLAUBEN SEY. 15 

werdung Christi in vergangene verwenndet , ( 24 ) dadurch der Juden glawb, gwallt 
vnd hochait abgenomen (b), dargegen der gewallt Christi vnd seiner kirch auf- 
eenomen hat, souil daz zuozeiten kaiser Justinian Chnstennliche kirch schier in 
eanntzer weld geistliehe oberkait (!) gehabt. Nachmals hat die kirch ainzig wi~ 
derumb abgenomen vnd taeglich abnymbt, auch fiirter abnemen wirt bis auf 
erossen Antichrist, das ist bis auff die ander zuoekunfft des waren Christi. ( 23 ) 
Wie vor zeiten neben der synagog manigfeltig abgoetterey eingewurtzt bis auf 
erste zuoekunfft Christi , also seinn neben christennlicher kirch vil ketzerey (k) 
erstanden vnd ersteen noch taeglich bis auf die ander zuoekunft christi, vnder 
abtriinigen christen, aws denen numals worden seinn Hayden, tiircken, sarra- 
cen , marran, hussen, Luterisch vnd mer ander aberglawb. Dieselben all haben 
kain gewisse veraynigung noch gegriindte schrift noch glawblich kundschafft jrer 
ketzerey anders dann souil sy heylige schrift an ettlichen ortten, sonderlich das 
Ewangeli vnd Epistel Pauli, felschen (1) oder sonst aebich auslegcn vnd auff jren 
muotwilligen syn betriiglich ziehen. Darauf seinn in christlichem glawb zemer- 
cken zway hawpstuckh, ains wie (m) zeglawben, das ander was (n) zeglawben sey. 

(a * ain. Eph. 4. in prin. im 7. . 1. h. et 47. . 2. f. (b } fait. Math. 5. post, 
prin. apex unus non praeteribit. (c f gerecht. Rom. 1. in med. (d f schatten. 
Collo. 2. ant. sin. umbra futurorum. Hebr. 10. in prin. im 64. . 3. a. et 73. . 7. d. 
(f * fiiran. im 57. . 5. a. et 100- . 12. a. (g } Juden. im 8. . 2. h. (h ^ abge- 
nomen im 9. . 3. i. (i f obrikait. im 9. . 3. I. (k f ketzerey. im 6. .. 4. e. 
(1 f felschen. im 12. . 9. e. (m f wie. im c. 2. in prin. (n } was. im c. 5. 
in prin. 



DAS ANDER CAPITEL 

Wie zuo glauben 



i I. Ain haubtstuck ist, wie (a) zuo gelauben sey? Warer Christennlicher 
t glaub erayscht syben aygenschafft. Aine ist gemain, das der mensch in seiner 
\ vernufft(b) erwege, ob glaublich (c) von Got hye sey jhenes daz jme gepredigt, 
1 geschriben, oder sonst verkiindt wirt. Dasselb ist gemainklich vnbegreyflich vnnd 
| vnglawblich ( J ) nach thierischer synnlikait, aber nach sinnen der vernuft wol 
I glaublich , als geschriben steet (d) das auffrecht Christen durch gewonheyt haben 
; l soellen geyebt sinn, zuoerkennen guots vnnd poesz. Zuo vordrist (spricht Jo- 
] hannes) ist gottes sun kommen , vnd hal vns synn (e) geben , daz wir waren Got 
I erkennen, nemlich daz wir bey der warhait besteen, vnd die vnwarhait fliehen. 
] Darawf beuilcht die schrifft, das du dein hertz naygest (f) zuoerkennen die 
i weiszhait. ( 2 ) Nachdem aber fiber menschlich vernuft ist goetliche ding zuoer- 

i ( 2 * In dem alien Testamente -wurde das Bewusstsein der Siinde und die Hoffnung des Er~ 

I losers rege gehalten. Der Glaube an den kunftigen Erloser war das Hauptdogma und Unter- 

I pfand der Seligkeit. Als aber Christus erscbien, ward dieser Glaube ein vergangener, 

:;' sagt Berthold. 

;| ( 25 In der Uebersetzung setzt Berthold nocb. hinzu: tanquam reformatoris; der Grand ist 

i leicbt einzusehen. 

I ( l vnglawblich steht in der Uebersetzung nicht. 

i ( 2 Wir wissen, dass der Sohn Gottes gekpmmen und uns den Sinn gegeben hat, den 

I wahren Gott zu erkennen, namlich der "Wahrheit anzuhangen uu<l die Umvahrheit zu fliehen ; 

| denn die Schrift sagt: damit dein Ohr "Weisheit hore, neige dein Herz, die Klugheit zu er- 

^ kennen; denn wenn du rait all deiner Kraft die Weisheit suchst, so wirst du die heil. Furcht 

1 Gottes erhalten, welche der Anfang der Weisheit, ja die Weisbeit selbst ist. Prov. 2., 211, 



16 DAS ANDEB CAPITEL 

messen, auch beswaerlich ist goetliche vnd vns verporgne iiaymlikait zeglauben 
erfordert vnser nottiirfft, Got demueetiklich anzerueeffen, das er vns mitlail sei- 
nen goetlichen glanntz (g) das ist die gnad heyliges geystes, dene vims Golt 
vatter versprochen (b) vnd zuo vns zesenden zuoegesagt hat vnser hayler Jesus 
Cristus. Derselb (wie gescbriben steet) er leycht (i) yeglichen menschen, der in 
seinen nom glaubt. Derselb nora (k) ist genanndt Gottes wort, aucb warer sun 
vnd scbein gottes. On zweiffel der berr Jesus erleycbt jnwenndig des menschens 
gemueet durch den glaub dermassen, das derselb glaubig mensch verwilligt in 
goettlicbe kundtschafFt, als in gewisse warhait, wiewol er dieselb nit enndtlich 
begreyfft, er mag aber verboffen (1) solicbe warhait on jr selbz war zesein. 



(a 5 wie. s i en - c - * ^ n & n - 0* 5 vernu ff t - s - ! 7. a. et 18. . 2. a. 
(c ^ glaublich. im 5. . 7. b. (d f geschriben. Hebr. 5. in fin. im . 7. c. (e f synn. 
1. Job. 5. in fin. im 18. . 7. b. (f f" naygest. Prov. 2. in prin. (g *f glanntz. Ps. 
89. in fin. sit splendor domini super nos. (h f versprochen. Luc. 24. in fin. (i ^ 
erleycht. Joh. 1. illuminat omnem hominem qui credit in nomine ejus. im 94. . 9. e. 
(k f nom. Apo. 19. ant. fin. Hebr. 1. in prin. filius est splendor gloriae. im 22. $. 
5. e. (1 f hoflen. im . 2. g. 

II. f Darauff volgt die ander aygenschafft des glawbs. Nemlich so nw der 
mensch durch haymliche vnlterweysung in seiner vernufft versteet, das Christen- 
licher glawb guot vnd gelaublich sey, sol er denselben glaub annemen vnd mit 
boffnung(a) zuo Got meren, desshalb sein goetlicbe milldikait pitten daz er jme 
hellffe (b) in seinein swachen glaub. Wie des besessen suns vatter that , auf das 
der glaub fesst vnd gross werde. Darumb hat der berr petrum angeredt, du 
klainglaubiger warumb hastu gezweyfelt (c). Ynd daneben gelobt jhene fraw, 
zuo der er spracb. weyb (d) dein glaub ist grosz, gescheb dir nacb deinem 
willen, dae ist nacb deiner hoffnung. Docb soellen wir nit zuouil hoffen, als 
moegen wir on glaub, lieb vnd guote werch (e) besonder on die Sacrament, 
saeligkaiterlangen, sonst hieten wir ainen vnrechten glawb oder vnzeitigen trost 
vnd iibermueetige hoffnung, dardurch wir ee verdambt, dann saelig wiirden, 
welicher mensch aber recht glaubt, got vnd den nachsten ordennlich liebt, die 
siind fleiicbt, guote werch verpringt, vnd darjnn allenthalb mit biillff gots, 
thuoet alsouil jme moeglich vnd tbuoelicb ist. Derselb mag froelich hoffen, got 
verleich jme angenaeme (f) gnad vnd er werde durch solcbe gnad fiirter erraichen 
die gnad der glorj , da er Got ymmer vnd ewiklich loben vnd preysen moege. ( 3 ) 
Nachdem geschriben ist das wir soellen hoffen (g) in goetliche gnad die vns an- 
gepoten wirt. Bemelte boffnung sol allweg mit forcht beschehen, von wegen 
der vngewisshait vnd menschlichen swachait, derbalb yedlicher zefurchten hat, 
sein glaub, lieb, guote werck vnd ander ambt (h) souil jme beuolhen ist, sey nit 
nacb seinem gantzen vermoeg (i) gehanndelt noch wol ausgericht. Dardurch er 
seiner saeligkait vngewisz ist* Nach diesem leben hoeren auf glaub vnd hoffnung, 
alszdenn seinn die erwoelten jrer saeligkait, vnd die vngerecbten jrs abfals gewiss. 
Aber lieb oder bass beleyben ewigklich. ( 4 ) 

( 3 Die Stelle: ,,wellicher mensch preysen moege," gibtBertboId also mit einigen Aus- 
lassungen in seiner Uebersetzung: Qui vero fideliter credit, deum et proximum ordinate diligit- 
vitia detestatur bonaque pro sua virili deo adjutore diligentius agit: is alacriter sperare potest 
de concessa sibi gratia, ipsum deo gratum faciente et tandem ad consummatam gloriam 
perducente. 

(* Nach diesem Leben geht das Glauben in das Schauen iiber; hier kann Glaub'en ohne 
Liebe seyn, und jenseits wird Liebe ohne Glauben seyn. Ebenso hort die Hoffnung nach diesem 
Leben auf, da in dem Menschen entweder nur Liebe oder Hass ist, je nachdem er von diesem 
in das andere Leben mit guter oder schlechter Gesinnung hiniibergegangen ist. 



I WIE ZUO GLAUBEN SEY. 17 

y* 

1 (a *' hoffnung. im f. (b ^ hellffe. Mar. 9. in med. adjuva incredulitatem meam. 
* (c f zweyffelt. Math. 14. in fia. im 73- . 15. e. (d f weyb. Math. 15. post med. 
I (e f werch. im 79. <J. 8. f. (f f angenaem. sieh. a. et im 42. . 4. a. (g f hoffen. 
I 1 Pet. sperate in earn, quae offertur vobis gratiam. im 18. . 7. e. von der hoffnung 
steet- sieh. >!. 1. et J.. 2. e. et. 3. f. et40.. 10- a. (h f ambt.Luc. 17. serviinuti- 
| les sumus.im77.. 3. g. (i f vermoeg. im 50. . 4. d. (k f ewigklich. s. im 5.3. g. 

' III. f Dritte aygenschafft, die der glaub erayscht, ist, daz der glaub mit 

' lieb (a) geziert vnd wol foiraiert sej. Marie magdalen (b) seinn vil siind nach-- 

1 gelassen, vmb das sy in jrem glawb got vil geliebt hat. Wiewol verfueerisch 

! lerer sagen derselben Magdalen seind jr siind vergeben allain von wegen jres 

glawbs, nachdem Christus zuo jr sprach. Dein glaub hat dich haylbertig ge- 

1 macht, (c) Hat doch derherr eemals anzaigt, das jr vmm menigfeltig lieb die 

* siind abthan seinn vnd gesprochen. Jr werden vil siind nachgelassen , daun sy hat 

' vil geliebt. ( 5 ) Nachdem aber derselben lieb anfanng (d) gewesen ist der glawb 

' hat Christus jr saelikait beslossen mit dem glawb, der beklait ist gewesen mit rew 

hofnung lieb vnd guoten werchen (e) die nachuolgend in demselben Ewangelj an- 

gezogen werden. Awsserhalb der lieb ist der glawb nichts wie Paulus (f) erzellt, 

wann jch gleich alien glawb hiet dermassen daz jch die perg iibersetzte, vud da-- 

neben khain lieb so bin jch doch nichts. Merck Paulus spricht alien, damit ist 

kain glawb awszgeslossen der on die lieb gnuoegsam sey. Der glawb on lieb ist 

& genoetter glawb vnd zenichtig wie des dewfels (g) glawb ist oder ains poesens 

knechts der glawbt auch daz er seines herren aigen ist, derjne vommgaling er- 

ledigt vnd sonst aucb/vil guots than vnd noch thuoL Soelher glawb des poesen 

knechls ist dem herren nit geuellig dieweyl er merckht, daz jne der knecht nit 

liebt wie sieh gepuert, sender was derselb thuot, das beschehe nur aws not vnnd 

vnwilliklich (h). Dergleichen ist vnwillig guot werch on freye vnd vnwillige lieb, 

Got nit angenaem. 

(a f lieb. s. 1. $. 3. g. et . 7. g. etim4. .8. f. (b 5 magdalen. Luc. 7. in fin. 

im . 4. d. (c f gemacht. Math. 9. in med. Marci 5. ant. fin. Luc. 8. ant. fin. Luc. 

17. in med. et 18. in fin. (d f anfang. im. 4. 5. 8. k. (e f werchen. im . 4. a. 
; (f ^ Paulus. 1. Cor. 13. in princ. im 3. . 12. et 87. . 3. g. (g f dewfels. Jac. 2. 
, ant. fin. daemones credunt. (h f vnwilliklich. im 48. '. 11. b. 

IV. ^ Yierde aigenschafft ist, daz der glawb erschein vnnd bewaert sey mit 

, werchen.,(a) Die werch eraischen den glawb vnd der glawb eraisch (b) die werch. 

, Also ist vor Got erhoertdasgepet vnd bedacht das almosen so Cornelius (c) aws- 

( gericht. Christus hat awch gestrafft den phariseier (d), daz er in seinem glaub 

;guole werch vnderliesz, vnd daneben gepreist Magdalenam die jm glawb guote 

' werch verbracht. Darauf sprach er zuom phariseier, du hast meinen fueessen 

nit wasser (e) gegeben , aber diss weyb hat mein fueess mit zaehera genetzt vnnd 

mit jrem bar abgewischt etc. daselbs jmm Ewangelj werden mer werch ange- 

''zogen. Alsohet das weib angerueert des heeren klaid. (f) Der aussetzel (g) ist 

, vor dem beeren niderkniet, lob vnd danck gesagt. Der plind (h) hat den herren 

angerueefft, darauf hat derselben leiit glawb gewiircht. On die werch ist der 

' glawb tod ^nach zeugknuss Jacobi , der wider jhen ketzer (die allain aufn glawb 

_ ( 5 Gegen den Ausdruck, dass der Glaube mit Liebe geziert und wohl formirt seyn musse, 
natte sieh Luther mit aller Gewalt ausgesprochen, weil er wohl einsah, dass damit seine ganze 
Lehre von der Rechfertigung vernichtet sey. Er nennt als Gegenbeweis die Erklarung der Ka- 
tnohken erne ,,schadliche und giftige," und die katholischen Theologen ,,grobe Esel", weil sie 
seme Lehre vom Alleinglauben" nicht geltcn liessen. Mohler, Symbolik, pag. 1S6 166. Das 
Loncil von Tnent bemerkt: 3 ,Der Glaube, weiin die Hoffnung und Liebe nicht hinzukommen, 
veremiget wedervollkommen mit Christo, noch auch macht er zum lehendigen Gliede semes 

Jj6ID6S O6SS. Yl. C* 8 

Reithmeie , Berthold's Theologey. o 



18 DAS ANDER CAP1TEL 

passieren) geschriben hat solh beyspil waz (i) hilfFt es so yemant sagt, er hab den 
glawb vnd hat doch daneben kain werch? der glawb allain (k) mag jne nit saelig 
machen als wenig ein nackender beklaidt oder am hungriger ersettigt wirdt so jm 
nyemandts gibt, ob er gleich glawbt, Got werde jne wol beraten. Also auch 
wann der glawb nit werch hat, ist er an jm selbs tod (1). Darnach schreibt Ja- 
cobus ferrer. Daz Abraam (m) gerechtferttigt sey durch sein werch do er seinen 
sun Isaac in guotem glaub auf den altar geopffert daselbs hat der glawb jmm 
werch mitgewiircht. Dann Abraham hat nit allain Got gelawbt sonder dariiber 
sein Sun geopffert, vnd damit seinen glawb erfiillt. Dergestallt ist daz opfer 
vnd werch beschehen durch den glawb vnd der glawb ist bewaert vnd volfueert 
durch daz werch. Mit dem ist erfiillt die schrift (n) so spricht. Abraham hat 
Got gelawbt dasselb ist jme zuo ainer gerechtikait gerechent. Dauon schreibt 
Paulus (o) also. Abraham hat in versprechung gottes nit gezweyffelt , er ist jmm 
glawb starck gewesen vnd hat Got die ere geben vnd volkommenlich gewisst, alles 
was Got verspreche, dasselb zeuolziehen sey Got maechtig. Darumb ist dem 
Abraham solher sein gezicrter glawb geschaetzt zur gerechtikait. ( 6 ) (p) 

(a ^ werchen. sieh. g. 3. e. et im g. 5. b. (b J eraischen. im 79. g. 4. d. 
(c f Cornelius. Actu. 10. in med. im43. . 2. c. (d f phariseier. Luc. 7. sieh. g. 
3. b. (e ^ wasser. im 70. . 6. e. (f f gerueert. Marc. 5. ant. fin. Luc. 8. ant. fin. 
(g f awssetzel. Luc. 17. in med. im 73. . 7. c. (h J plind. Luc. 18. in fin. im . 
7. h. (i f was. Jaco. 2. in med. im 3. . 2. c. et 4. . 9. i. (k f allain. im 3. . 
1. c. (1 f tod. im 77. g. 5. a. et 98. . 8. 1. (m f abraham. Jaco. 2. ant. fin. im 
. 5. c. et im 3. g. 1. g. et 4. g. 1. c. et 79. . 8. d. (n schrift. gen. 15. (o J Pau- 
lus. Rom. 4. in fin. ip J gerechtikait. im 4. . 8. i. et . 12. b. 

V. f Zuom fiinfften sol ain mensch dem etwas von Got ist awfgesetzt dem- 
selben nit allain glawben, sonnder auch gehorsam (a) laisten, vnd die gepot mit 
werchen (b) volziehen. Wie Paulus melldet, das Abel (c) durch den glawb ge- 
opffert, Enoch (d) hinweg gefaren, No e die arch zuoberait, Abraham (e) gehor- 
samlich istauszgangenindasversprochenland, daselbs als ain frembdergewonet, die 
vnperhafft Sara sieh in geperung vndertaenig gehalten. Ob du gleich glawbest 
das almosen (f) auszlesch die siind wie wasser das fewr, dannoch erlangstu khain 
ableschung deiner siind durch solhen glawb niir du gebest wiirchlich almosen, 
allszdann wirdt erst dein siind auszgelescht durch deinen glawb mitsambtdem werch. 
Dergleichen werden dir dein siind durch aynicherlay plossen glawb nit vergeben, 
allain du verbringest das gepot der peicht allszdann magstu glawben dein siind 
von dir aufgehebt zesein, nemlich durch dein glawb rew vnnd peicht, auch durch 
des priesters ablas. ( 7 ) Dieselben alle beschlieszen das sacrament der puoesz. (g) 
Niir solhe stuckh alle seind beyeinander, sonst durch deinn glawb erlangstu we- 
der ablas der siind noch das verdienn Christi. Ausgenomen wo du kainen priest er 
gehaben noch miindlich peichten (h) moechtest, vnd doch willens waerest ze- 
peichten souerr du moechtest, alszdenn wurdestu auf dein rew nichtsweniger 
tailhaftig goetlicher gnaden in kraft des verdienn Cristi. Welher nii gottes ge- 
pot in vngehorsam nit awszricht , desselben glawb (er sey wie grosz er woelle) 
ist vor got nit gnuegsam, die gepot gottes gelten etwaz. Darauf lautten des 
herren wort, wildu in ewig leben geen, halt die gepot. (i) Item zuom jungsten 

(6 Die angefiihrte Stelle Rom. 4. in Verbindung mit der Stelle aus Jakobus zeigt auf 
schlagende Weise die unbiblische Anschauung der lutherischenRechtfertigungslehre, die weiter 
unten ausfiihrlicher besprochen werden wird. Wir verweisen noch auf Reithmayr, Commentar 
zu dieser Stelle, S. 212. Schon der hi. Augustin bemerkt: ,,Der Glaube ohne die Werke 
macht Niemanden selig;" c. 2. epist. ad Pelag. UJ. S.n. 14. Concil. Trid. Sess. VI. c. 19. etc. 

( 7 ablas des priesters steht bier statt: der priesterlichen Lossprechung, absolutio sacerdotalis. 



WIE ZUO GLAUBEN SEY. 19 

tag werden vil lewt sich jres grossen glawbs berueemen vnd zuom heeren spre- 
chen (k) Heer wir haben ia deinem nora das ist jmm glawb, weisgesagt vnd dewfel 
'ausztriben, auch vil ander krefftvnd zaichen verbracht. Darauf wirt jnen der 
I herr antwortten. Ich hab eiich nye erkennt. Ir iibeltaeter mueesst von mir ab- 
''*' weichen. Wo die person (1) Got missuellig, daselbs ist auch der glawb vnge- 
nuegsam. Wildu ain gerechter Cristglaubiger sein, muoestu nit allain glawben 
' daz vns Christus erledigt auch gepot aufgesetzt vnd ordnung vnsers hails gemacht 
hat, benenntlich daz gepoten sey du soldest got lieb haben, nit toedten, nit vn- 
" keiischen etc. , sonder du soldest auch dieselben gepot vnd verpot mit werchen(m) 
hallten* Jakobus schreybt. wie du redest (n) also soldestu auch thuon. Christus 
wirt amm jungsten (o) gericht nit sprechen. Du hast nit glawbt was jch dir gepo- 
ten vnd gesagt hab sonder er wirt sprechen, du hast meine gepot mit werchen 
nit volzogen, geet hin jr verfluoechten in ewig fewr, mich hat gehungert, vnnd 
" jr habt mir nit geben zeessen etc. mit mer nachuolgennden versaumbten (p) werchen. 

(a f gehorsam. im 51.' 5- 7. d. (b f werchen. sieh. g. 4. a. et m. et im g. 7. i. 

; (c f abel. Hebr. 11. in prin. im 30. . 8. e. et 65. . 8. e. (d J enoch. im 12. 5- 

' i. g. Noe. im 4. . 14. g. (c <[ abraam. sieh. . 4. m. (f f almosen. Elddi. 3. in 

-fin. im 51. . 10. f*-et 87. . . 3. a. (g 5 pues. im 71. 1.- a. et 73. . 15 f. (h f 

peichten. im 58. $. 12. e. et 73. g. 4. b. (i f gepot. 1. Cor. 7. in med. observatio 

mandatorum dei est aliquid. Math. 19. im 4. . 15. b. (k f sprechen. Math. 7. ant. 

fin. im 3. . 12. c. et im 88. g. 4. g. (1 <f person, im 77. . 10. i. (m $ werchen. 

sieh. b. (n f redest. Jaco. 2. in med. (o J jungsten. Math. 25. in fin. im 87. . 

8. d. (p f saumbten. im 3. . 4. c. 

VI. If Zuom sexten muoesz der glawb mit verharrung (a) vnd bestandikait 

;bewaert vnd bekreftigt sein. Wie jmm glawb verharrt vnnd bestanden seinn die 

heiligen martrer (b) die durch den glawb (als Paulus beschreibt) uberwunden ha- 

; ben weltliche reich vnd volbra.cht die gerechtikait auch erlangt gottes verhaissung. 

. 4 Sy seinn bekreftigt ausderkranckhait vnd bestaenndig worden jmm streyt, Darauf 

vj vnns Paulus ermont, das wir wachen (c) vnd jmm glawb besteen auch manlich 

; arbaitten vnd besterckt seinn, auch all vnnser sachen in der lieb bescheben. Desz- 

| gleichs Petrus damit die bewaerung ewrs glawbs vil koestlichersey danngold (d) 

^ das durch fewr bewaert wirt. Wer nil auf gemainem christenlichen glaub vnbe- 

:| staendig ist vnnd von ainem oder mer artickeln des glawbs abtriingig wirt, vnd 

4 ettwas newes hallten wil, der ist zeachten fur ainen ketzer. (e) ( 8 ) 

1 (a f haeren. Math. 10. et 24. post, princ. im 46. . 3. d. et im 64. . 14. c. et 

;i 79. 5- 4. o. et 97. . 5. h. (b ^ martrer. Hebr. 11. in fin. sieh. 1. g. 7. h. (c f 

-*! wachen. 1. Cor. 16. in med. im 76. . 3. d. (d f gold. 1. Petr. 1. probatio vestrae 

1 fidei pretiosior sit auro. im 4. . 6. f. (e f ketzer. im 6. . 4. e. et im 16. 1. c. 

ij VII. ^ Sibende aigenschaft, auf die ain mensch merckhen sol, ist daz sein 
] glawb vergleicht sey der warhait ( 9 ) Ob ain artickel gleich leycht zeuersteen 
I vnnd glawblich (a) ist aber nit war waere, alszdenn ist der glawb auch vmb- 
| sonst. Darumb sol mer glawbt werden aufrechter kundschaft, dannscheinlichem 
''I verwaenen. ( 10 ) Also hat Moises (b) nit woellen glawben daz er des Pharaonis 
| tochter Sun sey fiir den er gehallten was sonder glawbt daz er ausmm geschlaecht 

] 

'i 

? ( 8 Die Nothwendigkait der Behavrung im Glanben, in der Hoffnung, in der Liebe und in 
"I den guten Werken erhellt aus den Worten Christi, der Apostel und aus der Tradilion: ,,Wer 
bis ans Ende (in der Liebe) ausharrt, wird selig." Malth. 24. 13. Vergl. Concil. Trident. Sess. 
;^ VI. cap. 13. et c. 16. 

-;' (' Der Glaube muss mit der Wahrheit ubereinstiinmen. 
, ( 10 Daher soil man mehv sieberen Zeugnissen glauben als wahrschein lichen Meinungen. 

'*; 2* 



20 DRITT CAPITEL. 

Levi geporen waere des er guote kundschaft hat. ( w ) Ain ding war zesein wirt 
vermuoet aus gwalltigen kundschaften als aus heiliger schrifft (c)auspredigenoder 
ansagen heiliger vnnd allter vaetter (d) P) Jtem aws bewaertten maistern oder 
awfrichtigen zewgen. Solhen kundschafften ist mer zeglawben dann begreiflichen 
vrsachen, Nymm ditsbeyspil. Diekirch gibt kundtschafft, jmm sacrament (e) des 
alltars sey gegenbiirtig des waren leibs Christi substanz vnd nymmer materlich 
prot, darumb ist derselben Kirch mer zeglawben dann alien pecken, die da sagen 
moechten, es waer niir ain prot nach begreiflicher gestallt vnd nach leiblichen 
syndlikaiten. In mass dann hewt uttlich vnchristen vermueetten, nach der wand- 
lung beleib neben dem Sacrament noch materlich prot vnd wein. ( 13 ) Von deme 
jm. 66. Capitel gesagt wirt. Noch mer notdiirfftiger aigenschaft des glaubs er- 
zellt petrus, wie hernach volgt. Jr siillt alien fleis ankeren daz jr in ewrem 
glawb tugent (f) erhalltet, in tugenten beschaidenhait, in beschaidenhait maessi- 
kait, in maessikait geduld, in geduld gueetikait, in gueetikait brueederliche lieb (g) 
(in derselben lieb des nagsten sollen wir entlich gottes lieb wiirchen) weme solhe 
ding -nit gegenbiirtig seinn der ist plind (h) vnd graykelt mit der hand, vnd vergisst 
sich zerainigen von seinen allten siinden. Darumb thuot embsigen fleis, durch 
guote werch (i) ewr berueeffung vnd erwoelung gewis vnd fesst zemachen. ( 14 ) 
Hiebey merckh, das der glawb allain den menschen nit rainigt, wie yetz falschlich 
gedichtwirt, sonder neben des glawbs seinn auch notdiirfftig bestymbte guote 
werch (i) durch Petrum erzellt. 

(a ^ glawblieh: im 5. . 7. b. (b f moses. Exod. 2. inprinc. et Hebr. 11. post, 
med. (c [ schrift. sieh. . 1. d. et im 12. . 1. c. X& J vater. Psl. 77. palres 
nostri narraverunt nobis. sieh. 1. . 1. d. et im 5. . 5. e. et 12. . 1. f. (e J sa- 
crament, im 6. . 10. g. et 66. . 1. a. (f J tugent. 2. Petr. 1. post princ. im 35. . 
7. d. (g f lieb. sieh. . 3. a. et 45. . 4. a. (h ? plind. sieh. . 4. h. et 45. . 8. a. 
(i f werch. sieh. . 5. b. et im 3. $. 2. c. et 10. . 5. h. et 40. . 5. a. 



DRITT CAPITEL. 

zuoir stililtait Acs glawlieiis allain gnuog 

1. Der glawb ist ain anfang (a) vnd notdurft des menschens, zuoerlangen von 
Got gnad vnd rechtfertikait auch saelig wesen. (*) Darumb haben zuo zeit der 
Apostel, die ketzer genannt Eunomiani oder Eciani [b) gesagt. ( 2 ) Wer jmm 

( u Moses war aus den Nachkommen des Stammes Levi. Amran war der SohnKahats und 
der Vater des Moses; Jochebeth war seine Mutter. Deut. 2. etc. 

( 12 ,,gwalltige kundschaften" gibt Berthold mit: efficialia testimonia; predigen oder ansagen 
mit: tradilio seu assertio. 

( i3 Die Stelle: 3 ,In mass wein" ist in der Uebersetzung nicht gegeben. 

( u Die Stelle: ,,Darumb guote werch" fehlt in der Uebersetzung. Berthold scbliesst 
gleich mit: Ecce sola fides hominem non mundat (prout jam quidam fingunt) sed ultra fidem 
necessaria sunt opera per Petrum enunciata. Die ganze Stelle erhalt sogleich ihre ausfuhr- 
liche Erklarung und Darlegung in der Beantwortung derFrage: ob der Glaube allein zur Se- 
ligkeitgenug sey. 

f 1 Der Glaube ist der nothwendige Anfang des Menschen, um vonGottGnade, Rechtfertigung 
und Seligkeit zu erlangen. Credere, sagt der hi. Augustin, eslinitium religionis et vitae nostrae. 
torn. Y. p. 193. e. 

(2 Der hi. Gregor von Nyssa bemerkt in seinem ersten Buche gegen Eunomius, dass er den 
Glauben allein als hinreichend zur Vollkommenheit gelehrt habe. AA fj,oj>rj^ tigxav -up KV- 
&Q<6n(i) -irjv ttlQSTtxijy TiiGTiv TIQOS TfteioTqici. Eunomius war ein Schiller des gotllosen 
Aetius', wie ebenfalls Gregor bemerkt. 



OB ZUOR S1LIKA1T DBS GLAWBENS ALLAIN GNUOG SET. 21 

'*; 

| glawb beleibe, dem werd kain siind zuoegemessen. Darauf fallen noch hewl 

ettlich fals lerer vnd predigen. Zuo menschens hayl sey gnuog des glawbs allain (c} 

I on all werch vnd zuothuon. Sonderlich setzen sy, die siind werden vergeben 

! durcb den glawb vnd durch khain Sacrament, dann in aynem yeden Sacrament 

I seinn wort ainer versprechung (d) , als jmm Sacrament der tawf. Wer glawbt, 

der wirt saelig , deszhalb darjnn kain werch, sonnder allain der glawb eraischt 

i werde, wie Paulus sprech. on den glawb ist vnmoeglich (e) got geuellig zesein. 

- Soelhe ketzerey hat dewfel erweckt, auf das guote werch vnderdruckt (f) vnd die 
-; menschen bewegt werden on sorg zeleben, gleych als seinn sy, on jr zuothuon, ge- 

wis des himelreichs, dasselb allain mit plossem glawb zuoerlangen. Dadurch 

; werden die Sacrament veracht, der menschen rew erloschen, peicht, puoess 

'V vnd gnuogthuoung vmb siindig schulden versawmbt (g) das hochwirdigist sacra- 

i ment in siinden vnwirdiklich empfangen, gleich als moeg ain yeder, durch seinn 

plossen glawb, bekoemen vnd tailhafftig werden alles des waz zuo notdurft seines 

hails gehoere, daz weder ablas noch gnad, weder des priesters noch christen- 

licher kirch gwallts nodt sey. Berueerte jrrung des ainschichtigen glawbs ist 
anfanklich erstanden aws ainer epistel Pauli, do er schreibt. Abraham (h) sey aws 

; seinem glaub nit aus seinn werchen, gerecht worden. Solh wort woellen guoter 
werch feind vnrecht auslegen vnd piegen auf jren verkerten syn, damit sy gemain 
volckh verfueeren. Dauon Petrus (i) sagt, das solh lewt die schrifft felschen. ( 3 ) 

(a J anfang. im 4. . 8. k. (b f Eciani. 24. q. quidam haeretiei. Isidor. 8. 
Ethi. 5. (c f allain. sieh. 2. . 4. k. et im 73. . 15. d. et im . 3. c. (d f ver- 
sprechen. im . 7. a. et im 4. . 1. b. (e J vnmoeglich. Hebr. 11. im 4. . 10. d. 

s (f ^ druckt. im . 3. e. (g J versawmbt. im 11. . 7. c. . (h J Abraam. Rom. 4. in 

i priuc. sieh. 2. . 4. m. (i f Petrus. 2. Petr. 3. im 4. 6. b. 

II 5 Wider dieselben verfueerer hat Jacobus (a) geschriben, plosser glawb 

sey allain nit gnuog zuor gerechtikait. Doch seinn nierjnn Paulus vnd Jacobus 

gegeneinander nit widerwaertig. Paulus sagt von geklaitem (b) glawb \nd ain 

mensch werde gerecht on die werch allies gesetz, die yor oder on den glawb 

; beschehen. Er hat damit nit auszgeschlossen guote werch, die nach dem tawf 

; vnd jmm glawb beschehen. Jacobus setzt, der glawb sey eitel vnd tod on guole 

werch (c) die aus lieb nothalben dem glawb nachuolgen. Solhes Paulus selbs an 

vil orten (d) auch bekennt, der glawb sey nichts on guote werch der lieb. ( 4 ) 

Dannoch vermuoetten hewt die widerwaertigen des glawbs allain genuog zesein 

zum hayl des menschen, on all andere werch vnd zuothuon. Sonnderlich setzen 

( 3 Der hi. Paulus spricht in der angefiihrten Stelle (Rom. 4., 5.) nur jenen Werlien recht- 
fertigende Kraft ab, die des.GIaubensgrundes entbehren, nicht aber jenen, die aus dem Glauben 
hervorgehen und als dessen Entwicklungen zu betrachten sind. Da aber der Glaube einc Gnade 
nnd ein Geschenk Gotles ist, so \vird der Mensch, also auch Abraham, gerechifertiget durch 
Glaube und Gnade. SiehReithmayr L. c. zu dieser Stelle. Concil. Trident. Sess. VI, c. 2. Daher 
bemerkt schon der hi. Augustin in seinem Hriefe (194) an Sixtus: ,,Fides igitur ad Christum nos 
trahit, quae nisi desuper gratuito munere nobis daretur, non ipse diceret: Nemo potest venire ad 
me, nisi Pater qui misit me, adtraxerit." torn. 2. p. 719. a. 

(* Der hi. Augustin bemerkt am Schlusse seiner 76 Quaestio iiber den scheinoaren "Wider- 
spruch der beiden Apostel: Quapropter non sunt sibi contrariae duorum apostolorum sententiae, 
Pauli et Jacobi, cum dicit unus justificari hominem per fidem sine operibus et alius dicit inanem 
esse fidem sine operibus: quia ille dicit de operibus quae fidem praecedunt, isle de iis quae 
fidem sequuntur; sicutetiam ipse Paulus mullislocis ostendit. torn. VI. pag. 6768. "Weil die 
Stelle des hi. Jacobus zu deutlich gegen Luthers Lehre sprach, so verwarf er ihn als uncanonisch: 
Paulus aber sagt im Briefe an die Galater 5., 6. : ,,In Christo gilt weder Reschneidung noch Vorhaut, 
sondern der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist;" daraus istoffenbar, dass der Glaube obne 
die Liebe nichts ist und von dem Glauben der Damonen nicht verschieden wa're, 'wie schon die 
Vater bemerkten. Sieh. Dionysii Petavii opus de theologicis dogmatibus, torn. V. lib. HI. de 
Incarnat. cap. XII, 



22 DRITT CAPITEL. 

sy, die siind werden vergeben durch den glawb, vnnd nit durch die piioes (e) oder 
andere sacrament. Daneben sagen sy, gemainer glawb, der ainen menschen saelig 
mach, sey nichts annders dann zeglawben was Got sage vnnd verspreche, gleich 
als widerfare (f) ainem jeden jhenes das er glawbt. So ain Siinder glawbt, er sey 
durch das leyden Jhesu Christi on vnnderlas erledigt, alszdenn werde er saelig in 
all wege vnangesehen sein siind. Solb.es zeboeren ist ganntz schimpflich. danti 
diserweis wurde saelig yeglicber siindiger Christ, der plos gelawbt das verspre- 
chen gottes. Vnd jme doch nichts wissunnd- ist was Got sage oder verspreche 
annders dann das gemaine Christennliche kirch(g) antzaygt. Derselben wellen die 
widersacher nit glawben , deszhalb sy der kirchen kundschafft rechtlich nit ge- 
nyessen sollen. ( 5 ) 

(a J Jacobus 2. in fin. sieh. 2. . 4. i. (b 5 klaidten. Gal. 5. post prin. fides 
quae per caritatem operatur. im . 6. g. et im 4. . 8. f. (c ^ yerch. sieh. 2. . 7. i. 
et im J. 9. a. et im 4. . 9. e. (d J ortten. Rom. 3. et 1. Corin. 13. et 15. Gal. 5. 
1. Thes. 3. cum similibus. (e J pues. Marci. postprinc. poenitemini et eredite evan- 
gelio. Luc. 17. in princ. si poenitentiam egerit, dimitteilli. im . 6. a. (f ^ "widerfar. 
Math. 8. sicut credidisti , fiat tibi. (g ^ kirch. im 6. . 5. k. 

III. 5 Ferrer sagen die widersacber. Der glawb erwerb von Got gnad, die- 
selb gnad werde eingossen mit grossem zwang (a) der sele. Sol hen zwang nennen 
sy ainrew, dadurch dem menschen sein siind vergeben werden, gleich als koenne 
der glawb on rew (b) nit sein etc. ( 6 ) Aws derselben Lere voligt, daz der glawb 
allain (c) nit gnuog ist zuoerlangen gnad vnnd vergebung der siind , nachdem die 
gnad der rew auch dabey sein muoes. Vnnd khainer moecht wissen, ob er durcb 
seinen glawb absoluirt waere oder nit, dieweyl er vngewis ist , ob jme ain ge- 
rechte rew im glawb eingossen sey oder nit. Dann offt hat ainer rew vnnd 
trawern im gemueet on gnad, wie Judas (d) gehabt. Dadurch wirt des menschens 
glawb auch vngewis , vnd dermassen ineinander verwickelt , daz sieh nyemandts 
daraus verrichten kann, yemer die widersacher von jrem glawb schreiben vnd 
predigen, yeferrer kommen sy von warem glawb vnnd yeweytter verfueeren sy 
das volckh vom wege der warhait in vnchristennliche jrrung. 

Dewfel mag waren christenlichen glawb nit fiieeglicher vnderdruckhen(e) vnd 
vertiligen, dann durch solh verfueerisch lere des nackenden glawbs. Wol ist war. 
Wo der glawb beklaidt wirt mit rechter rew, alszdenn erlangt der mensch von 
Got dem allmaechtigen gnad yber sein siind vnd nachlassen ewiger pen. Dann 
Christus ist gesandt zuo berewten (f) hertzen. Doch daz sieh dariiber der mensch 
mit miindtlicher peycht (g) gehorsamlich erzayge vnd christen! ichem gesetz gnuog 
thuoe, zuo ablegung zeytlicher schulden vnnd siindigen maylen. Alszdenn ist der 
mensch gewis gotlicher gnaden vnnd ablas seiner siind , in krafft des Sacraments 
der puoes. Wer sieh aber verlaesst auf seinen glawb vnd rew, der ist solher 
gnad ganntz vngewis. f 7 ) 

( 5 Auf diese "Weise, meint Berthold, miisste jeder Sunder selig wevden, wenn er nur das 
Versprechen Gottes glaubt, obgleich ihm nichts bekannt ist was Got sagt oder verspricht> als \vas 
ihm die allgemeine, katholisch christliche Kirche zeigt. Und doch verdanken auch die Prote- 
stanten die hi. Schrift der Sorgfalt der katholischen Kirche, 

( G Luther und seine Anhanger mussten durch ihren All einglaubenzu der Behauptunggetrieben 
werden, dass die Gnade mitZwangeingegossen werde; daher liessen sie dieReue erst der.durch den 
instrumentalen Glauben erfolgten Siindenvergebung folgen, wahrend die Katholiken sagen, dass 
der Glaube der Reue vorausgehe, und dass sie sey ein Abscheu mit dem Bewusstseyn, nicht mehr 
zu siindigen. 

( 7 Kraft des Sacraments der Busse kann der Mensch Nachlassung seiner Siinden und Gnade 
Von Gott erlangen; wer sieh aber auf seinen Glauben und seine daraus hervorgehende Reue ver- 
lasst, bann der goltlichen Gnade nimmermehr gewiss seyn^ Mohler 1. c. S. 195 flg. 



OB ZUOR SALIKAIT DBS GLAWBENS ALLA1N GNUOG SEY. 23 

* 

(a. f zwarig. im 72. .- 1. b. (b J rew. im f. et im 72. . 1. e. (c f allain. sieh. 
K ic et im 64 . 6. c. (d.^f judas. Math. 27. in princ. poenitentia ductus. im 29. 
fi'q b et72 .5.' a. (e f vnderdruckhen. sieh. . 1. e. et im . 4. e. (f J berewten. 
Luc ' 4 post prin. misit me sanare contritos corde. sieh. b. et im 72. . 6. f. et 
74. : 10. a. (g f'peycht. im 73. . 3. a. et . 8. a. 

IV. f Alszlang Christennliche kirch gestannden, hat dewfel durch sein lewt 
allweg auff die pan bracht vnd eingefueert, der glawb allam mache den menscheu 
gerecht vnd saelig. Damit guote werch vnderlassen vnnd gottlicher gepot yer- 
gessen werde. Daz auch frumm vnd gerecht menschen in jrer gwissen verjrrt, 
vnd vngerecht lewt zuo poszhait vnnd vbeltaten destleichtfertiger seinn. Auff das 
die frummen erschreckt vnd die poesen kueen werden. Die sunder moegen wol 
glawben vnnd dannoch gottes vngnad haben dieweyl sy in todsiinden ligen. Dar- 
zuo antworten die luterischen. Ain sunder hab nit rechten glawb der gnuog sey 
ainen sunder gerecht zemachen. ( 8 ) Vnd sy erzelen doch nit, wie gros vnd weit 
oder was es fur ainn glawb sein solle, der solhe merekliche krafft habe. Mit der 
gestallt hiet khain mennsch rechten glawb (a). Denselben moecht nyemandts vber- 
komen noch aynichs gnuogsamen glawbs gewis sein, nachdem nyemants on 
siiud (b) ist. Durch bestimbte Luterischc lere wurde der anfang vnd zuoegang 
zuo gotlichen gnaden alien menschen versperrt. Gemain lewt seinn sonnst vn- 
lustig zuo guoten werchen vnd werden noch destlaessiger so sy vermueetten, der 
glawb allain sey jnen gnuogsam zuo jrem hayl vnnd weyter vnnot guoter werch. 
Darauf sieh nu vil menschen verdamblich verlassen vnd ordenliche puoes versaw- 
tnen (c) , auch gebiirlich gotsdienst verachten. Ain yeder wil auf seinen glawb 
pochen vnd frey siindigen , gleich als werde all sein fraeuenlich vbel durch seinen 
plossen glawb abthan. Mit solhem glawb wurden zuo saelikait geschickt sein all 
glawbig vnkeyscher, eeprecher, moerder, dieb, rawber, lestrer vnd ander vn- 
gerecht lewt, wider die zewgnuss pauli, der offenlich schreibt (d), dazsolhvbel- 
taeter gottesreich nit erlangen. Dann vnnser hayler ist kommen vnns durch den 
glawb die siind zuouerpieten, nit zuo erlawben. Wie paulus ferrer schreibt. Gottes 
vnd vnnsers haylers gnad ist alien menschen erschinen vnnd lernet (e) vns abze- 
stellen all su'ndig wesen vnd zeytlich wolliist, domit wir in diser weld an vns 
nemen ain ziichlig, gerecht vnd goetlich leben. Daraus mag menigklich versteen, 
daz durch bestymbte fals lere des plosSfen gtawbs die lewt verfueert seinn vom 
wege der gerechtikait zum vnrechten , vnd zuo poeser sundiger leichtfertikait. ( 9 ) 

(a ^ glawb. sieh. 1. . 1. b. (b f on siind. 1. Job. 1. im 36. . 5. d. (c *[ ver- 
sawmen. sieh. . 3. e. et 2. . 5. o. et im 11. g. 7. c. et 43. . 8. c. et 77. . 1. e. 
(d f schreibt. Gal. 5. in fin. (e \ lernet. Tit. 2. erudiens nos. 

V. f Wann dise lere bestueend, daz frumm vnnd poes lewt, allain von we- 
gen jres glawbs gleychermass saelig wurden, als seinn tugent vnd lasster ain 
ding (a) vnd alles su'ndig, alszdann waere Christennlicher glawb wierser, dann 
der glawb aller Juden, Hayden vnd Tiircken, bey denen die tugent gepreyst vnd 
vbelthat gestrafft werden. Mit was vernuft moegen nu die widersacher spre- 
chen, der glawb allain mache saelig. Solhe lere, solten sy geben den vnglaw- 

( 8 Nach der Lehre der Reformatoren kann der Mensch von Gott fur gerecht erklart seyn und 
doch in Todsunden liegen, wa'hrend die katholische Kirche lehrt, dass der Mensch durch die 
Rechtfertigung aus dem Stande der Siindhaftigkeit in den der Gnade und Kindschaft Gottes ver- 
setzt werde. Cone. Trid. Sess. VI. c. 8. 

( 9 Das Gestandniss, dass diese Lehre vom Alleinglauben die Menschen zum Siindigen ermun- 
tere, musste Luther und seine Anhanger schon nach einiger Zeit ihrer Wirksamkeit ablegen. Man 
siihe daruber ausfiihrlich: Dollinger, die Reformation, Bd. I. HiOel, Kirchengeschichte, Bd. I, 
Mohlerl. c.S. 163.u.flg. 



24 DRITT CAPITEL. 

bigen, die jre werch on waren glawb, verbringen, ausserhalb der kirch, nil 
vnns Christen, die in der kirch geporen vnnd erzogen, auch des waren Christen- 
lichs glawbs vnderweiszt seinn. Heyliger geist hat im ewangeli (b) nitvmbsonst 
erzelt, daz drey haydnisch koenig, die durch newen stern bev?egt seinn in Chri- 
stum den herren zeglawben, jren glawb mit werchen erfiillt, vn$ mit opffer des 
golds, weyrach vnnd myrren angetzaygt haben, dasz Christus sey ewiger Got vnd 
hoechster priester, der von wegen vnsrr siind begraben werde. Sy haben auch 
nit allain anhaym im hauss in Christum haymlich gelawbt, sonnder denselben 
offennlich haimgesuoecht mit weyter fart vnd swaerer kostung. ( 10 ) 

(a f ein ding, im 77. . 1. f. (b } Ewangeli. Math. 2. im 5. 5- 6. e. et 30. .9i. 

VI. f Wo der glawb allain, on andern zuoesatz, die siind aufhebt vnd den 
menschen gerecht macht. Warumb hat dann Christus vnnser saeligmacher ge- 
litten vnd die puoes (a) mit sambt andern Sacramenten nichtsweniger aufgericht, 
daneben vil gepot vnd verpot im allten vnnd newen gesetz geordennt. Dieweyl 
alle solhe not durch aynigen glawb moecht aufgehebt sein. ( !1 ) Deszhalb chri- 
stus billich ungepaynigt, sein junger vnbemueet vnd die sacrament mitsambtchri- 
stenlichen satzungen wol vnderwegen waeren beliben. Dann wo die vrsach (b) 
auffhoert, daselbssol das werch auch auffhoeren, Nachdem nu die sund sollt auf- 
gehebt sein durch aynigen glawb. Waere vnnot gewesen des sterben Christi, vnd 
in krafft desselben durch heylige Sacrament die siind abermals auffzeheben. Do 
Phinees (c) gerochen hat den Eepruch, vonstundan hat auffgehoert die plag wider 
die Juden. Aws obbeschriben antzaygen ist lawtter befunden, daz durch aynigen 
glaub die siind nit auffgehebt, sonnder daneben not ist diemueetiger rew, gehorsamer 
peycht vnnd fleyssiger arbait. Wie Dauid (d) pittet. Herre schaw an mein diemuot vnd 
mein arbait. Vergib mir all mein siind. Jtem ain berewter geyst ist ain opffer gottes, 
der nit verschmaecht ain rewigs vnnd andechligs hertz. Got hat auffgehebt das vbel 
von koenig Achab (e) sein leben lanng, vmb das er sich durch gotteswillen het gedie- 
mueetigt. Doch merck, wie miszlich ist, sich zeuerlassenawf plossen glawb on werch, 
allsoistschedlich sich zeberueemen guoter werch on diemuetigen glaub. Solhlewt 
vertrawen jnselbs zeuil vnd vermuoetton aufzepawen on grund. Ihene wellen 
awff des glawbs grund nichtsmer aufpa^jen. Dergestallt seinn bed wege jrrig, 
deszhalb lernt vnns Christenliche kirch den mittern (f) weg. Nemlich den glawb 
dermassen zuoerheben, damit den werchen nichts abgenomen werde, vnd den 
werchen souil zuouertraven alsuil sy mit lieb vnd guotem glawb vnderpiiltzt 
seinn. Darauf ist zesliessen, daz siindiger mensch moeg glauben, hofi e en vnd 
zuouersicht haben zuo got, aber soelher glaub allain ist nit gnuog zuo erwerben 
angenaeme gnad vnd ablas, sonder der glawb muoes geziert (g) sein mit lieb, die 
muot, forcht, vnd mit guoten werchen auch nach gelegenhait der notdiirfft er- 
fullt werden mit den sacramenten (h) derselb glaub also geklaidt wiircht des 
menschens saelikait, doch nur in kraft des leidens Christi. t 

( 10 Die heiligen Vater lehren einstimmig, dass sie Christus als K8nig Gold, alsGottWeih- 
rauch und als Mensch Myrrhen darbrachten. Sieh. Maldonat zu Matth. 2, 12. Unter dem 
Golde konnen -wir die Weisheit, unter dem Weihrauch die Kraft des Gebetes und unter den 
Myrrhen die Abtodtung der Begierlichkeit des Fleisches verstehen. Die Stejle: Non suffl- 
ciebat eis se interius per stellam illuminatos esse in fide vera, sed voluerunt eliam exterius 
corporaii intuitu inquirerc quod visu mentis inspexerant. De qnibus scriptum est: ambula- 
buntgentesinlumine tuo et reges in splendore ortus tui (Jsa. GO) stehtniclHimdeutschen Texte. 

( u Wenn (wo) derGlaube allein selig macht, so hat Chrisius umsonst gelitten, seine Jun- 
ger umsonst sich Mu'he gegeben und die Sacramente etc. sind umsonst eingesetzt. Dadurch 
Wird die Incarnation und der Opfertod Christi selbst gelaugnet oder vielmehr vernichtet. 



OB ZUOB. SALIKAIT DBS GLAWBENS ALLAIN GNUOG SEY. 25 

(a f pues. sieh. . 2. c. et im 70. .. 1. e. , (b , J vrsach.. extrav. de appl. .c. cum 
cessante causa cessat effectus. (c J phinees. num. 25. im 79. . 8. e. (d 5 Dauid. 
Psl 24 in fin. et Psl. 50. in fin. im 72. . 8. b. (e f Achab. 3 Reg. 31. in fin. 
(f j mittern. im 44.. 5- 5. e. (g } geziert. sieh. . 2. b. et im 5. . 5. m. (h f sa- 
cramenten. im-54. 10. 1. 

VII. f Gegen der widersacher fiirtrag (daz jnn Sacramcnten kaia werch 
eraischt werde, sender ain versprecbung (a) beschehn, wer demselben versprechen 
glaube, der werde saelig etc.). 1st zewissen das vil versprechen bescheben vnd 
guote werch, darjnn dannoch kain Sacrament ist, als do Christus verspricbt, ain 
yeder der pitt, (b) wirt empfaben. Wer suoecbt der fmdet, wer anklopft, dem 
wirt aufthan, gebt allmosen (c) so werdt jr rain, vergebt (d) so wirt eiich auch 
vergeben. Noch vil mer dergleicben versprecbung bescheben. Aber glaub hier- 
jnn wieuil du wild, wo du die angetzogen werch, nemlich petten, suoecben, 
anklopffen, allmosen odervergebung nit verbr ingest, wirdestu khain versprocbene 
gab erlangen, als wenig du saelig wirdest durch ainscbicbtigen glawb on wiirch- 
liche tauf. Darumb zuo erlangen die saelikait ist nit allweg gnuog, das du allain 
glawbest dem Ewangelj (e) vnnd dem wort der versprechung, nur du verbrinngest 
daneben das werch, so dir awfgeladen ist in der versprecbung, sonnst bringt 
dein glawb wenig friicht. Dann ain guoter glawb kann on guote werch nit gesein. 
Ja der glawb on jmselbs ist ain guot werch Lawt des Ewangelj. Discs ist ain 
werch (f) gots, daz jr glawb in jhenen den Got gesandt bat. ( J2 j Desselben glawbs 
werch seinn die nemlich das sieh ainer in seinem gwissenn fleissiklich selbs frag 
vnd sein siind peychte, andechtiklich pette, sein gemueet fiber sieh gegen Got 
erhebe ynnd aufrichte was zuo ere gottes dient. Solh vnnd anndere geistliche 
werch seinn wol nit gnuog nocb got angenaem on den glawb. Aber daneben ist 
plosser glaub on guote werch auch vngnuogsam vnnd vnersprieszlich. 

(a f spreehung. sieh. g. 1. d; (b f pitt. Luc. 11. post princ. im 51. . 17. g. 
(c J almosen. Luc. 11. ant. fin. im 87. . 3. c. (d [ vergebt. Luc. 6. post rued, im 
. 8. c. et im82. 6. c. (e f ewangelj. im 13. . 11. b. (f f werch. Job. 6. ant. 
med. hoc est opus dei ut credatis. 



VIII. 5 D as ainschicbtiger glawb nit gnuogsam sey zur saelikait nocb. zuo- 
oerlanngen goettlicben segen, befindet sieh an menigen ortten heiliger schrifiFt, der 
jcb ettlich wil hyemit anzaygen. Darjnn lawtter befiinden , daz zuosambt dem 
glawb guote werch not seinn zuoerlangen goettlich gnad vnnd recbtfertikait. Erst- 
lich spricht vnser hayler. Wer meine Wort (a) hoert vnd darnach thuot, der 
wirt zuogleicht aynem weysen mann. Item alszdenn seydt jr mein freiind (b) 
so jr thuot was jch eiich gepewt. Hiebey merck daz zur gerechtikait Christus nur 
werch (c) anzewcht vnd nit den glawb. Wiewol er denselben darunder verilies- 
sen wil. Ferrer steet darnach, wer meine wort hoert (d) vnnd dieseiben nit 
thuot mit werchen,der ist zuoezegleycben ainem narren, der sein bawss awf sannde 
pawt. Hiebey verstestu daz zuo rechtfertigung nit gnuog ist, die wort Christi 
vnsers bailers zehoeren oder zelernen vnd zeglawben, niir dieseiben wordt wer- 
den volbracbt mit wercben. Sonst geet zuo hauffen jhenes das du gehoert, ge- 

( 12 Der Glaube an Christus ist ein Geschenk, ein Werk Gottes, wie der hi. Augustin bemerkt. 
Nee ipsa fides esset in nobis, nisi Deus unicuique partiretur mensuram fidei. Epist. ad Pau- 
Hn. 186. n. 4. An einer andern Stelle sagt er in Bezug auf die angefuhrlen "Worte Chrisli: 
Ipsa est enim fides quae per dilectionem opera tur. Nee dixit, hoc est opus vestrum, sed hoc 
est opus Dei, ut credatis in eum quern misit ille, ut qui gloriatur, in Domino glorietur. Quia 
ergo invitabat eos ad fidem, illi (Judaei) adhuc quaerebant signa quibus crederent, Tract. 
in Joannis Evangel, cap, 6. traet. XXV. lom. 3. pag. 489. 



26 . DR1TT GAP1TEL. 

lernt vnnd glawbt hast. ( 13 ) Jteih jmm Ewangelj steet. Ob jr nit vergebet (e) 
den lewten, so wirt eiich Ewr vater die siind auch nit vergeben, hierjnn macht 
dich dein glawb nit gerecht allain du vergebest deinem nagsten , sonst bleibstu 
vngerecht mil sambt deinem plossem glaub. Jtem mer steet jmm Ewangelj. Niir 
ewr gerechtikait iibertreffe (f) der schriftgelerten vnd gleichsner gerechtikait, 
sonnst wert jr nit eingeen jns hymelreich. Wissennlich ist daz daselbs Chrislus 
maynt die gerechtikait guoler werch die er nachuolgend in vil exempeln anzaigt 
wie der Gristen werch jmm newen gesetz soellen ubertreflicher, dann jmm allten 
gesetz, beschehen. Vnnder denen ist ains, daz wir vnser widerwaertig soelien 
lieben, denselben wolthuon auch fiir sy petten (g) sonnst sein wir nit Sun gottes 
vatters noch rechtfertig noch wirdig des himlischen lones (h) ob wir gleich vast 
glawben. Jtem Christus meldet, daz jhener knecht (i) der seines herren willen 
versteet vnd beraitt (k) sich nit darnach, daz er seines herren willen volbring, sonn- 
der er thuoet dawider, derselb muoes schleg leiden. Wer aber vnwissennd wider 
seines herren willen verbandelt derselb wirdet weniger sleg leiden. Darumb 
muoes jhener mensch der gottes willen nit thuoet vngerecht (I) sein, ob er gleich 
denselben willen glawbt aber nit verbringt, sonst waer er nit straffmaessig vmb 
versawmbnuss des werchs, wo sein glawb allain gnuog gewesen. ( u ) 

(a 5 wort. Math. 7. im 77. . 4. a. (b J freiind. Job. 15. ant. med. im 77. . 
4. b. (c ^ wcrch. Job. 5. post med. precedent, qui bona fecerunt, in resurrectipnein 
vitae. im 12. . 4. d. et 77. . 4. c. (d J hort. Math. 7. in fin. im g. 9. c. et im 4. 
. 10. n. (e J vergebt. Math. 6. ant. med. sieh. . 7. d. (f f iibertreff. Math. 5. 
post princip. (g ^ petten. Mat. 5. in fin. im 47. . 2. t. (h f lones. Math. 6. in prin. 
alioquin mercedem non habebitis. im . 11. b. (i f knecht. Luc. 12. ant. fin. im 39. 
. 4. m. (k J berait. im 4. . 4. i. (1 5 vngerecht. Rom. 2. in med. non auditores 
legis sed factores. im . 9- c. et im 4. <J. 10- o. 

IX. f Hernach volgen ettlich spruch aus Paulo der setzt daz blosser glawb 
on guote werch, nichts sey vnd got werde ainen yedem begaben nach seinen 
werchen. (a) Er spricht nit nach seinem glawb. Die wort Pauli lawtten awf 
solche maynung, daz Got jhenen menschen die in guoten werchen geduldiklich 
verharren vnd das vnzergenklich wesen suoechen, gebe das ewig leben. Dasselb 
wirt nyemants geben dann den gerechten. Daraus volgt daz guote werch den 
menschen geschickt machen zuoerlangen die gnad der gerechtikait, die plosser 
glawb nit erlangt. Ferrer steet in Paulo, daz glori, ere vnd frid (b) ist ainem 
yeden der guote werch thuoet. Dann bey Gott nit die zuohoerer (c) des gesetz 
gerecht seinn, sonder die wiircher des gesetz werden gerecht gemacht Siehe 
an paulus besteet nit daz die zuoehoerer oder glawbiger des gesetz gerecht seinn 
vor Got, alslang bis sy des gesetz werch volbringen. Darauf vnns Jacobus ermonl, 
das wir nit allain zuoehoerer, sounder auch wiircher (d) seinn des worts sonst 
betriegen wir unsselbs. Wer das werch thuot, derselb wirt saelig in seinem 
werch vnd nit jhener der das wort hoert vnd vergisst des werchs. Nachmals 
verspricht Paulus das leben jhenen die fleischliche (e) werch mit dem geist toed- 
ten, das ist jren leib kestigen (f) mit strengem leben vnnd herrtten werchen. 
Zwischen leib vnnd geist ist staeter kampff (g) darjnn der geist den leib mer 
mit strenngen werchen dann mit plossem glawb iiberwinden mag. Niir jhener 

(3 rjer Glaube oder das Wort ist nicht genug, \venn er nicht durch die That bekraftiget 
wird, sonst stiirzt zusammen was du gehort und geglaubt hast. 

( u Berthold gibt: ,,Darumb muoes etc. gewesen," also: Qui ergo dei voluntatem non 
facit, etiam si credat, injustus est; alioquin si sua nuda fides sufjSceret, non esset obnoxius 
poenae ob neglectam domini voluntatem. 



OB ZUOR SAL1KA1T DES GLAWBENS AILAIN GNUOG SEY. 27 

glaub gillt (n) ettwasder durchdie lieb wiircht. Paulus (i) hat auch gepeten fur 
die Colosenser damit sy in alien guoten werchen frucht bringen. 

(a f Svercheh. Rom. 2. post prin. qui reddet unicuique secundum opera ejiis. 
sieh. . 2. c. et im 79. 5- 2. f. et'82. . 4. b. (b } frid. Rom. 2. pax omni operanti 
bonum. (e 5 horer. Rom. 2- non enim auditores. sieh. . 8. d. et 1. et iim 4. . 10. 
o.' (d f wtircher. Jacob. 1. in fin. (e f fleiscbliche. Rom. 8. post princ. im 60. . 3. 
m. (f f kestigen. im 76. . 1. b. (g } Icam. Gal. 5. in med. im 25. . 7. c. (h f 
gillt. Gal. 5. post prin. fides valet quae per caritatem operatur. im 4. . 6. d. et . 
8. c. (i f Paulus. Colo. 1. post prin. in omni opere bono fructificantes. 

X. f Schier in alien Episteln Pauli werden guote werch angetzogen sonn- 
derlich zuo Thimotheum den er fur vnd fiir zuo werchen ermont nit allain das 
er den glawb predig vnd verkiinde, sender auch daz er den Christglawbigen mil 
werchen guot exempel (a) vortrag, das er reichen lewten gepiette reich (b) ze- 
-werden in guoten werchen vnd daz er selbs arbaitten sol als ain redlicher Ritler 

(c) Cristi. .Daz er sorgfeltig sey vnd ainen guoten werchman nit ainen tadel- 
hafftigen tagloener gebe. Zu Hebreyern schreibt Paulus, daz Got nit vngerecht 

(d) sey noch vnsers guoten werchs vnd arbait, aws lieb bescbehen, vergesse. Jtem 
Paulus spricht ferrer. Die geduld (e) ist ew not, damit jr volbringen inoegt 
goltes willen, vnd empfahet sein verhaissung. Derselben verhaissung werden 
tailhafftig (f) niir jhen, die den willen gots mit geduld vnd guoten werchen vol- 
ziehen jmm glawb. Darumb voligt darnach der gerecht (g) wirt geleben des 
glawbs. ( 15 ) Derselb ist ain anfang (h) guoter werch. ( l6 ) Noch weytter meldet 
Paulus, wie Esau (i) sein erstgepurd vmb ain ainige speis verkaufft vnnd nach- 
mals (on zweyfel jmm glaub) mit zaehern von seinem vatter den segen zuoem- 
pfahen gepeten. Er bat aber solhen segen nit koennen erlangen noch stat ge- 
funden zepueessen. Wiewol er die puoesz waynund gesuoecht hat. Waere 
sein wainen vnd gjawb gnuog gewesen, hiet er on widerred den segen vom vater 
in puoes erlanngt. Dermassen ist plosser glawb nit gnuog, von vnnserm himli- 
schen vater gnaedigen segen zuoerlangen. 

(a f Exempel. l v Thim. 4. in fin. im 12. . 7. b. (b f reich. 1. Thim. 6. in fin. 
divitibus praecipe, divites fieri in'bpms operibus. im 7. . 8. e. (c f ritter. 2 Thim. 
2. probabilem exhibere deo operarium. im . 11. d. et im 39. . 14. e. et im 100. . 
5. e. (d ^ vnrecht. Hebr. 6- sieh. 1. g. 4. g. et im 84. . 6. 1. (e J von der geduld. 
Hebr. 10. in fin. patientia nobis necessaria est. im 15. . 5. g. et im 33. . 7. e. et 
53. . 6. g. et 74. . 9. e. et 75. . 4. h. et 80. . 9. g. et 85. . 11. f. et 97. . 5. 
g. (f ^ von tailhaftigung. im . 12. h. et im 4. . 2. d. et 39. . 8. i. et im 52. ?. 
7. f. et 54. . 10. d. et 56. . 3. d. et 57. .6. i. et 58. . 10. g. et 59. . 10. a. et 
60. . 9. b. et 68. . 3. e. et 69. . 4. b. et 70. . 8. e. et 74. . 4. g. et 79. . 7. b. 
et 80. . 5. c. et 83. . 7. c. et 84. . 3. c. et 93. . 3. g. (g 5 gerecht. Hebr. 10. 
in fin. Justus meus ex fide vivit. im 4. . 14. c. (h f anfang. im 4. . 8. k. (i ^ 
Esau. Hebr. 12. in med. im 77. . 10. h. 

XI. *f Zuo lesst ermont vns heilige schrifft daz wir auf vnnsselbs schawen 
vnnd nit verlieren (a) was wir gewiircht haben, auf das wir einnemen vollen Ion 
(b) vnnd himlische Cron, benenntlich das ewig leben, daselbs beschicht kain mell- 

( 15 Die angefiihrte Stelle ausHebr. H, 38. bezieht sieh auf cinen gerechten Menschen, der 
von Tag zu Tag in der Gerechtigkeit und Vollkommenheit zunimmt und bis zum Ende im 
Glauben, in der Hoffnung und Liebe ausharrt. Sieh. Estii. Comment, zu dieser Stelle. Reith- 
mayr zu R8mer c. 1, 17. 

( 1G Berthold scheint die Stelle des hi. Augustin vor Augen gehabfc zu haben, wp dieser hi. 
Bisehof sagt: Ideo vero saepe dicit (Apostolus) non ex operibus, sed ex fide nobis justitiam 
deputari, cum potius fides per dilectionem operetur, ne quis quam existimet ad ipsam fidem 
meriiis operum perveniri, cum ipsa sit initium, unde opera bona incipiunt. De gestis Pelagii, 
torn. 10, pag. 211, b. 



28 DRITT CAPITEL. 

dung vom glawb. Jtem daz ainschichtiger glawb, on guote werch dem menschen 
nit erlannge himlische Cron, erscheint in Paulo, der seiner saelikait vnd Cron der 
gerechtikait gewarttel (c) hat nit allain von wegen seines glawbs, sonder auch 
von wegen seines herten lebens so er hie gefueert, vnnd spricht. Guoten streyt 
(d) hab jcb gestritten, meinen lauf hab jcb. volbracbt vnnd glawb geballten, jtntn 
ubrigen ist mir behallten die Cron der gerechtikait. Hiebey merckhe. Paulus 
hat sein rechtferttigung vnnd kiinfftige saelikait nit allain dem glawb , sounder 
aucb seinem geistlichen streyt, herrtter arbait vnd guoten werchen zuoegemessen. 

(a f verlieren. 2 Job. 1. ne perdatis quae operati estis. im 60. 5- 9. c. (b f Lon. 
sieh. . 8. h. (c f ge\varttet. Gal. 5. im 4. . 8. e. (d f streyt. 2 Thim. 4. bonum 
certamen certavi. sieh. g. 10. c. et im 4. . 9- d. 

XII. ^ Jn alien vnd yeden obuerscbriben stollen wirt lawtter befunden, daz 
dich plosser gelawb allain (a) nit saelig mach noch sonst ettwas tapffers in dir 
wiirch, er sey wie gros du wild. Nyemant mag groessern glawb haben dann 
jhener der durch seinn glawb perg vmbsetzt (b) oder propheceyt (c) oder dewfel 
ausztreibt oder mer kreft wiircht, dannoch macht derselb grosz vnd plosz glaub 
nyemant gerecht noch saelig on Jieb vnd guote werch so aus derlieb fliessen. ( 17 ) Dar- 
umb werden in alltem vnd newen gesetz poese werch gestrafft, on frag was oder 
wieuil der straffmaessig glawbe. Also seinn gestrafft Ananias (d) vnnd sein hawszfraw 
Saphyra vmb jr luge, wiewol sy Christglawbig gewesen seinn. Deszgleichs Hyme- 
neus (e) vnd Alexander vmb jre scheltwort, vnd ain Chorinthier vmb sein vnkeysch. 
Dieselben all hat jr glawb nit geholffen noch sy gerecht gernacht, sonder sy seinn 
vnrecht erfunden, von wegen jrer poesen werch. Noch vil mer beyspil moechten 
in heyliger schrifft anzaigl werden, do die glaubigen vmb poese werch gestrafft 
seinn, die jcb vmb kiirtzwillen ditsmals auszlasse. Dargegen werden etlich ge- 
recht on alien wurchlichen glawb, als jung kind (f) vnnd vnuerniifftig lewt, die 
durch tawff on glawb erledigt werden von erbsiinden, darein sy aus frembder 
miszhanndlung gefallen. Deszhalb sy in der kirchen glawb jmm tawf, durch krafft 
des leiden Christi, erledigt seinn, wie dem petrisen jmm glawb (g) seiner trager 
die siind vergeben seinn. Sy werden entschuldigt von wegen jres vnuermoegens, 
vnd nichts weniger taylhafftig (h) der gnad vnnd verdienn Ghristi. Wer aber 
selbs aus aigner posshait in wiirchlich siind fellt, der muoesz selbs glawben, sonst 
wurde er, on aigen glaub durch ainicherlay sacrament oder guote werch von 
siinden nit erledigt noch rechtferttig. 38 ) 

( 17 Der hi. Auguslin bemerkl: ,,Itaque si fides sine dilectione sit, sine opere erit. Ne au- 
tem multa cogites de opere fidei, adde illi spem et dilectionem, et noli cogitare quid opereris. 
Jpsa dilectio vacare non polest. Enarratio in Psalm. XXXI. torn. 4. pag. 173. 

( 18 In seiner laleinischen TJebersetzung hat Berthold noch eine Num. eingeriickt yon der 
Kindertaufe, die wir bier deutsch mittheilen. ,,Yon der Taufe der Kinder sagt der Allmachtige: 
Das ist mein Bund, den ihr halten sollt zwischen mir und euch etc. (a) Ein Kind von acht 
Tagen soil bei euch beschnitten werden ; ein Mannliches, das am Fleische seiner Vorhaut nicht 
beschnitlen ist, dieselbe Seele soil ausgerottet werden aus ihrem Volke, weil sie meinen Bund 
zu nicbte gemacht hat. Auf gleiche Weise sollen die Kinder der Christen nicht von dem 
Bunde Gottes ausgeschlossen, sondern getauft werden; denn die Taufe wird durch die Be- 
schneidung vorgebildet, sonst wurde das nicht getaufte Kind nach dem allgemeinen Gesetze 
der Verdammniss unterworfen seyn. Desswegen sagt der Herr: Lasset die Kleinen zu mir 
kommen und wehret ihnen nicht, denn fur solche ist das Himmelreich. (b) Und nachdem er 
sie umaimt und ihnen die Ha'nde aufgelegt hatte, segnete er sie. Die Kinder miissen also 
durch die Taufe zu Christus gefuhrt werden, der befahl, dass alle Vb'Iker getauft werden sol- 
len, worunter auch die Kinder sind. Denn alle unsereTater waren unter der "Wolke und alle 
wurden getauft im Meere und unter der Wolke. Es ist aber gewiss, dass auch Kinder unter 
der Wolke waren und also vorbildlich gelauft wurden. Denn wenn die Kinder auch keinen 
Glauben haben, so erlangen sie doch durch die Taufe welcbe das Sacrament des Glaubens und 
der Bekehrung ist, den Glauben und die Bekehrung zu Gott; den Mangel erganzt das Sacra- 



VJERD CAP1TEL VON DER GERECHTFERT1KAIT. 29 




VIERD CAPITEL 

Von der Oei-eclitfertikait. 

I. 5 Diser geuaerlichen zeyt seinn allt ketzerey, die lang zeit biszher hinder der 
belle gelegen (a) widerumb herfiir gezogen jnnhalltund daz weder durcb Sacra- 
ment, noch guote werch, sonnder allain durcb den glawb, die meriscben von Got 
gnad vnd gerechtikait erlangen. Wider die Sacrament wirt vermuot, wie sacra- 
mentliche wort kain gnad noch gerechtikait, sonnder ain versprechen (b) jn sicb 
hallten, benenntlich wer tawft ist vnnd glawbt, derselb wirt saelig. Jtem was du 
auf erden aufloesest, das ist jmm himel geloeszt, vnd mer der gleicben. Wer 
solher versprechung glawbe, der erlanggnad, dann der glawb allain vnd sonst 
nichts macbe den menschen rechtfertig, mit merer jnnhallt derselben falsen lere. 
Des schoepffen sy jnen ainen grund aus disen wortten Pauli, do er setzt. Abraam 
(c) sey aus werchen des gesetz nit rechtfertig worden. Darauf ist antwort. An- 
fanklich der Sacrament halben daz obbemelte vermuoettung gantz vngeschickt vnd 
jrrig ist dann die wort des versprechen (benenntlich der getawfft vnd glawbt, ist 
saelig) gehoeren nit zuom Sacrament, sonder dise wort. Jch tauff (d) dich jmm 
nom des vatters, suns vnd heiligs geists. Jtem jcb absoluier dich jmm nom vatters 
suns vnd heiligs geists. Jn solchen worten ist kain versprechen. So sy aber 
fiber ainen menschen gesprochen werden mit zuoesatz des wassers jmm tauff vnd 
mit rew in imindlicher peicht, alszdann wirt erfiillt das Sacrament, dadurch der 
getaufft oder peychtund mensch goetliche gnad eraicht (e) vnd kummbt aus sei- 
nem vorigen vnrechtem wesen zuo gerechtem wesen. (*) Darumb nit wer plos 
glaubt sonder wer in guotem glawb das sacrament erraicht, derselb wirt in krafft 
des Sacraments rechtferttigt vnd erlangt versprochene gnad vnd hail nach jnnhallt 
des herren versprechen (f) wer glawbt vnd getauft, der wirt saelig. Wiewol der 
glawb so guot vnd grosz (g) moecht sein, daz on die sacrament die villeicht der 
mensch nit erlangen kan, dadurch er dannoch gerecht vnd saelig wurde als 
schacher (h) der Christum amtn kreytz hat bekent, die siind beklagt vnd sein jnge- 
denck zesein gepeten, dadurch ergnad der tauff vnd puoes erlangt hat, deszgleicbs 

ment; denn sie sind durch die Taufe in Christus begraben (c). Wenn also das Kind die Taufe 
empfa'ngt, so wird ihm von Gott der Glaube eingegossen ; die Taufe macht es zum Glaubigen 
Christi ; so getauft hat das Kind den Glauben in Babitu, wenn gleich nicht in Actu. Den 
Kindern -wird also in der Taufe das Geschenk des Glaubens eingegossen. 

(a Gen. 17. im 60. 5, 10. (b Math. 19. (c Col. 2. post. prin. 

(*} Das Concil yon Trient sagt, dass die Rechtfertigung des Sunders nicht eine blosse 
Nachlassung der Su'nden sey, sondern auch die Heiligung und Erneuerung des innern Men- 
ichen durch die freiwillige Aufnahme der Gnade und Gaben. Daher wird der Mensch aus 
einera Ungerechten ein Gerechter, aus einem Feinde ein Freund u. s. w. Sess. VI. cap. 7. Die 
Rechtfertigung ist also nicht bloss Wegnahme derSiinde, sondern Setzung und Mittlieilung eines 
neuen Lebens; daher hat das Concil die Anskht venyorfen, als beslande die Rechtfertigung 
nur in der Wegnahme der Su'nde, eben so jene als wiirde uns die Gerechtigkeit Christi a'user- 
lich imputirt. Sess. VI. c. XL Mohler, 1. c. p. 129 flg. 



30 V1ERD CAPITEL 

offner (i) sunder. Sol sich doch nyemant auf solhe gnad des grossen glaubs 
verlassen kaioer ist gewis seines gnuogsamen glaubs noch rew, deszhalb er goet- 
licher gnad auch vngewis ist. Dann spate (k) rew thuot selten guot. ( 2 ) Darumb 
ist sicberer bey zeit zeeylen (1) zuo den Sacramenten, lawt der schrifft, Jr soil 
das Osterlamp eylund nyessen. 

(a f gelegen. im 13. . 4. d. (b J versprechen. Math. 16. in fin. im f. et sieh. 
3. . 1. d. et im 59. . 7. g. (c f Abraham. Rom. 4. im g. 6. a. et g. 14. h. et 2. 
g. 4. m. (d f tawf. Math. 28. im 7. . 6. k. et 58. g. 11. g. (e J erraicht. im 59. 
g. 9. g. (f f versprechen. Mar. 16. sieh. b. (g J gros. im g. 8. g. et im 72. g. 6. f. 
(h f schacher. Luc. 23. nos quidem juste, nam digna factis recipimus. memento mei. 
im . 10. f. et im 72. . 8. f. et im 73. g. 14. f. et 75. g. 4. e. (i J ofiner. Luc. 18. 
im 72. g. 8. g. (k f spate. Hebr. 12. ant. fin. sieh. 3. . 10. i. (1 } eylund. Exod. 
12. post. prin. im 76. . 8. a. et . 9. d. 

H. 5 Paulus spricht zuo den getaufften : Jr seyt abgewaschen. Jr seyt ge- 
heiligt. Jr seyt gerechtferttigt durch den nom des herren, vnd durch den geist 
vnnsers gottes. Daraus verstanden, daz die Sacrament (a) mit in bringen goet- 
liche gnad etc. die ainen menschen gerecht macht, ob gleych sein glawb nit gross 
noch gnuogsam aber dannochett was ist. Was dem menschen jmm glawb oder 
rew oder in andern geistlichen notdurfften abgeet, dasselb erfullen die sacrament 
in krafft des leiden (b) Christi, das all vnnser geistlich maengel erstatt (c) vnd 
allain gnuog ist zuo aufhebung aller siinden vnd schulden. Doch daz der mensch 
solhes leidens vnnd verdienn Christi tailhafftig (d) werde durch Sacrament oder 
in ander geordent wege , sonderlich daz er sein kreytz (e) nach Christum trage, 
alsuil jm moeglich ist. Welher aber des leyden Cbristi nit faehig (f) noch tail- 
hafftig wirt, das steet an jmselbs vnd nit an Christo, der sein leiden vnnd ver- 
dienn aymm yeglichen menschen gleichmaessig mittailen wil vnd kain aufnemer 
ist der person (g) ( 3 ). Darauf beuihlt vns paulus, dermassen auf der pan zelauffen 
(h) damit wir ergreyffen das kleinot, daz ist der kirch scliatz (i) nemlich des herren 
auch seiner heiling leiden vnd verdienn. Daneben pitt Paulus vns dermassen darein 
zeschicken vnd gegriindt (k) zesein, damit an vns nit abgang sey in seinen trueebsalen 
die er vmb vnser ere willen geliten, auf das wir solhes moegen begreiffen mit alien 
heiling (1) vnnd erfullt werden allenthalben mit goetlichen gnaden. Sieh an Paulus 
(m) laittet die rechtfertikait, nit auf plossen glawb sender mer auf die sacrament. 
Do er spricht jr seyt nu abgewaschen, geheiligt vnd rechtferttig, wie obsteet. 

(a f sacrament. 1 Corin. 6. in med. abluti estis. sanctificati et justificati estis. im. 
m. et im . 10. a. et 15. c. et 35. g. 4. c. et 36. g. 8. a. et 68. g. 9. i. (b f leiden. 
im . 3. h. et . 4. k. (c f erstalt. im g. 3. c. et im 54. . 10. 1. et 70. . 4- 1. et 72. . 4. e. 
(d J tailhaftig. sieh. 3. g. 10. f. (e J kre\vtz. im 33. g. 10. f. (f J faehig. im g. 15. 
m. (g f person, im 40. g. 8. e. (h f lauffen. 1 Cor. 9. fie currite ut comprehen- 
datis. im 40. g. 10. 1. (i f schatz. im g. 5. a. et im 56. . 7. a. (k J gegrundt. Ephes. 
3. circa finem. peto, ne deficiatis, fundati ut possitis comprehendere cum omnibus sanc- 
tis. im g. 15. p. (1 f heiling. im . 5. b. (m f Paulus. 1 Cor. 6. sieh. a. 

III. f Die Sacrament geben gnad dermass daz jhener, der ain Sacrament 
in guotem glaub empfaecht, gerecht wirdet souil daz jm Got durch das sacrament 
sein genad reicht, die er jm sonst durch plossen glawb nit raicht, wol ist der 

(*) In der TJebersetzung ist noch die Stelle aus Hebr. 12. 17. Esau non invenit poenilen- 
tiae locum. Weil Luther durch diese Stelle die Busse aufgehoten glaubte, wollte er den Brief 
aus dem Canon der hi. Bu'cher verdrangen; daher er sagt, es sey Holz, Stroh oder Heu darin 
enthalten, in seiner Vorrede zu diesem Briefe. 

( 3 J Gott gibt einem Jeden so viel Gnade, als nothwendig und hinreichend ist, urn selig 
wevden zu ko'nnen. Die Gegenbehauptung \vuvde verworfen. Concil. Trid. Sess. VI. c. 8. et 
c. IX. Rom. IX. 13, Matin. XI. 21. Der Mensch muss sich die Gnade Gottes und das Ver- 
dienst Christi frei aneignen und ihr beipflicbten. I. c. cap. 5. 



VON DER GERECHTFERTIKAIT. 31 

glawb (a) ain hilf, daz Got durch sein sacrament gnad verleicht vnd den mcnschen 
gerecht macbt, also geben die Sacrament dem glawb ainn form (b) vnd krafft, daz 
dadurch des glawbs scbwachait erstatt vnnd der glawb durch die sacrament (c) 
erfiillt vnd der mensch gerecht wirt. Dergestallt macht Got durch gnad seines 
sacraments aws ainem vngerechten menschen ainen gerechten. Daz hoeher (d) 
zeschaetzen ist, dann daz er jne aws nichte beschaffen. Ja mer dann daz Got 
eantze weld von newen geschoepft hat. Dorjnn got kainen widerstanndt gehabt, 
als in erledigung aines vngerechtens, goetliche gerechtikait widersteet. Aber 
entlich vergleicht (e) sich die gerechtigkait mit der parmhertzikait. Dabey zuo- 
uersteen, daz principaliter vnd am maisten got mit gwalt seiner parmhertzikait 
ainen vngerechten menschen gerecht macht durch die sacrament so die priester 
als gottes diener (f) raichen. Vnd wirt der mensch geistlich geertzent, in mass 
er sonst von leiblichen geprechen erledigt wirt. ( 4 ) Vrsprunglich kumbt des men- 
schensgesund von got, darnach wurchlich von der arlzeney, ordennlich vom wol- 
hallten, speislich aus der piixen (g) oder apoteken. Zuo lesst dienstlich vom artzt 
als vom zuoeraicher der artzeney. Dergleichen kumbt geistlicher gesund vnnd 
rechtfertikait vrspninglich vomm verdienn Jesu Christi (h) anheblich durch den 
glawb, ordennlich durcb geordennt leben vnd guote werch, speislich ausmm sacra- 
ment vnd dienstlich, vomm priester der als ain diener, anstat (i) gots dem diirftigen 
das sacrament raicht als ain artzney (k) aus der apoteken Christenlicher kirch. 

(a f glawb. im 72. <J. 9. a. (b J form, im . 8. f. (c f erfiillt. sieh. . 2. c. et 
im 72. . 9. c. (d j hoeher. im 20. . 9. f. (e 5 vergleicht. psl. 84. im 54. . 12. a. 
(f 5 diener. im 62. . 4. d. (g f puxen. im . 15. d. (h <[ Christi. sieh. . 2. b. 
(i ^ anstat. im 69. . 3. e. (k ^ artzeney. im 58. . 2. b. 

IV. 5 Dariiber ist zewissen, daz zuo des menschens rechtfertikhait sex ding 
gehoerig seinn. Zway mueessen beschehen durch den mennschen. Zway ver- 
leicht got vnd mit zwayen kumbt die kirch dem mennschen zuo hilf. Erstlich 
muoes der mensch haben lieb gegen got vnd layd wider sein begangen siind ( 5 ). 
Dasselb ist ober vnd vnderr miilstain, den wir, nach laut des geselz (a) dem dewfel 
nit verpfendten, sender frey behallten soellen. Dauon jm Ewangelj stet, daz 
zwo malen (b) mueessen auf der miil, das ist jm freyem willen oder jm lauf diser 
geswinden weld, aine, nemlicb die lieb gegen got wirt angenomen, die ander, 
nemlich das laid wider sich selbs wirt verlassen, das ist aufhoeren nach disem 
ellend. Darumb sol sich der mensch auf haimliche ermonung, die von got in 
guoter vnd poeser menschen gewissen pfligl zefliessen (c), in seinem freyen willen 
bewegen lassen zuo guotem. Dann wil ain sunder bekert werden, ist not daz 
er erster goetlicher begegnuss nachhenge auch seinn willen vnd glaub darein gebe. 
Zum andern ist not zur rechtfertigung, daz der mensch willige rew vnd layd hab 
vber sein missetat. Darnach verleicht got auch zway. Ains ist das er sein parm- 
hertzikait reckt (d) dem vngerechten menschen. Soferr er dieselb annymbt, alsz- 
denn begibtjn got seines vnrechtens, auchewiger pein vnd verdamnuss. Dadurch 
er ains tails gerecht wirt. Jnnhallt dieses spruchs (e) wer got fiircht vand ge- 
rechtikait wiircht, der ist got angenaem. Jn krafft derselben angenaemen (fj gnad 
pfligt got dem menschen nachzelassen sein siind, dadurch der mensch, so vormals 
vngerecht gewesen, numals gerecht (g) ist. Doch raicht solhe angenaeme gnad 

( 4 ) Sieh fiber die Rechtfertigung Concil. Trid. Sess. VI. cap. 4. S. et6. In^en Sacramenten 
empFa'ngt der Mensch Speise und Nahrung fur seine Seeje, und zwar in dem Mass, als er sich 
durch das Sacrament der Busse von seinen Siinden reiniget. 

( 5 ) Die Uebersetzung hat: Inprimis homo affici debet erga se ipsum odio et erga deum amore. 



32 VIERD CAP1TEL 

dem menschen, nit von wegen seines verdienn (a!s Pelagius (h) vermairit hat) nach- 
dem abgefallener mensch nichts mag verdienen sender got wirt aus angenaemen 
werchen destgenaigter jhenem menschen der sich in seiner gewissen, alsuil an jm 
ist, zuoberait (i) mit guotem glaub vnd rechter lieb, auf das er got lob vnd Ere, 
seinen nachsten befiider vnd seinselbs hayl suoeche. Deraselben verloicht got 
hilf vnd angenaeme gnad aws dem verdienn Christi. (k) Dann all vngerecht, schul- 
dig vnd vngoetlich menschen mueessen von got die gnad erwartten allaih von we- 
gen des gerechten, vnschuldigen vnd goetlichen menschen vnsers herren Jhesu 
Christi. Das ander, sogotverleicht, istsein gerechtikait, dieselb verwandelt ewige 
straf in zeitliche pein oder gnuogthuoung. Soelhes ist bedeyt bey zwen jungern 
(I) wie derselben albeg zwen vnd zwen Christus vor jme awsgesandt hat in all 
stet vnd oerlter dohin er desselbenmals leiblich in seiner person komen wolt, also 
schickt (m) got vor jme die parmhertzikait vnd gerechtikait zuo alien puoessiinden 
menschen, dohin er hewt geistlich mit seinen genaden koemen wil. Dasselb seinn 
zwen junger die vnser hayler voran gesandt hat zeberaiten das ostermal. (n) ( 6 ) 

(a ^ .gesetz. Deut. 24. post. prin. non accipies loco pignoris inferiorem et superio- 
rem molam. (b 5 malen. Math. 24. ant. fin. duae molentes in mola. (c ^ fliessen. 
im 21. . 4. a. (d f reckt. Prover. 1. ant. fin. extend! manummeam. im 5. . 2. h. 
et 30. . 10. e. et 3i. . 9. h. et 32. . 3. c. et 43. . 6. a. (e J spruchs. Actu. 10. 
ant. fin. (f ^ angenaem. im 42. . 4. a. (g ^ gerecht. im . 9. f. et 56- 5- 5. g. (h 

J Pelagius. im 38. . 7. c. et 42. J. 6. a. (i 5 von gueter zuberaittung. sieh. 3. . 8. 
. et im . 8. a. et . 10. 1. et . 15. n. et im 38. . 2. e. et 10. a. et 39. g. 6. c. 
et 40. . 3- f- et 42. <J. 10. e. et im 43. . 7. g. et 56. .. 5. b. et 77. . 9. a. (k ^ 
Christi. Job. i. post prin. nos onmes accepimus et gratiam. sieh. . 2. b. et im 39. 
5. 8. h. (1 f jungern. Luc. 10. in princip. (m J schickt. Psl. 56. misit deus miseri- 
cordiam suam et veritatem suam. Psl. 35. sustitiam tuam his, qui recto sunt corde. 
(n f ostermal. Marci. 14. post prin. Luc. 22. in prin. im 64. <J. 1. a. et 94. . 13. f. 

V. ^ Zuo lesst hilfft die kirch dem menschen zuo der gerechtikait auch mit 
zwayen. Ains ist vnsers bailers Jhesu Christi verdienn dasselb ist der kirch vnaus- 
schoepflicher schatz (a), dene jr Christus vber geben hat. Zuom ander hilft vns 
die kirch mit der lieben heiling (b) verdienn, dasselb mag gebrawchen die kirch 

( 6 Die Lehre von der Rechtfertigung des Sunders, die Berthold in dem obigen Absalze kurz 
dargelegt, wird vom Concil von Trient auf dieselbe Weise auseinandergesetzt. Der siindige 
Mensch wird von Gott ohne irgend ein Verdienst zum gottlichen Reiche berufen. Sess. VI. 
cap. 5, Der Mensch wird nun durch die anregende und mitbelfende GnadeGottes vorbereitet, 
indem er die Erleuchtung des hi. Geisies in sein Herz aufnimmt, die er auch abweisen kb'nnle. 
Er erkennt sich nun als Sunder, durch die Betrachtung der gottlichen Barmherzigkeit ermun- 
tert, fasst er Hoffnung und Vertrauen, Gott werde ihra um Christi willen gnadig seyn; er fasst 
einen Hass und Abscheu gegen die Siinde. Cap. 6. Durch diese ineinanderwirkende Thatigkeit 
des hi. Geistes und des mit Freiheit sich hingebenden Menschen -wird die Rechtfertigung selbst 
eingeleitet. ,,Auf diese Zurichtung oder Vqrbereilung folgt die Rechtferligung selbst, welche 
nicht eine blosse Nachlassung der Siinden ist, sondern auch die Heiligung und Erneuerung 
des inneren Menschen durch die freiwillige Aufnahme der Gnaden und Gaben. Daher wird 
der Mensch aus einem TJngerechten ein Gerechter, aus einem Feinde ein Freund, auf dass er 
ein Erbe sey nach der Hoffnung des ewigen Lebens." Der Mensch wird nicht allein fur ge- 
recht erklart, sondern er ist es wirklich. ,,Denn obwohl Niemand gerecht seyn kann als nur der- 
jenige, dem die Verdiensle des Leidens unsers Herrn Jesu Christi zugetheilt werden, so geschieht 
diess doch in dieser Rechtfertigung des Gottlosen, indem durch das Verdienst desselben heiligsten 
Leidens die Liebe Gottes in die Herzen derer, welche gerechtfertiget werden, ausgegossen wird 
und ihnen innehaftet, daher denn der Mensch eben in der Rechtfertigung mit Vergebung der 
Siinden dieses Alles zugleich mit eingegossen empfangt, den Glauben, die Hoffnung und die 
Liebe, durch Jesum Christum, dem er eingepflanzt wird." Cap. 7. Wenn aber der Apostel sagt, 
,,dass der Mensch durch den Glauben und aus Gnade gerechtfertiget werde, so ist das so zu ver- 
stehen, dass wir namlich insofern durch den Glauben gerechtfertiget heissen, als der Glaube der 
Anfang des menschlichen Heiles, Grund und "Wurzel aller Rechtfertigung ist: ohne welche es 
unmoglich ist Gott zu gefallen und zur Gemeinschaft seiner Kinder zu gelangen ; aus Gnade ge- 
rechtfertiget werden heissen wir desshalb, weil nichts von dem, was der Rechtferligung vorhergeht 
es sey Glaube oder "Werke, die Gnade der Rechtfertigung selbst verdienet." Cap. 8, can. 3 et 4. ' 



VON DER GERECHTFERTIKAIT. 33 

i f ^^ 

^ als ain muoter jrer kind varunde gueeter jnnhaben vnd awsspenden. Wiewol die 
heiling gegen got nichts vbrigs gethan das sy zethuon nit schuldig gewesen waeren, 
haben sy dochsouil oel der lieb bey jnengehabt vnd mit guoten werchen ibrlampen 
(c) des glaubs dermassen reichlich angezundt vnnd jre prynnende liecht gehalten, 
daz wir dauon auch wol sehen vnd jres liechts genissen moegen. ( 7 ) Wie jnen dann 
vnser herr beuolhen hat, daz jr liecbt alsuil scheinen (d) solt vor den leiiten, do- 
mit dieselben jre guote werch sehen vnd dadurch himlischen vatern glorificirenn. 

Dergleichen beschicht oft leiblich. wo ainer fiirsich zuo seiner notturft ain liechtl 
aufziindt (e), daz dauon ain anderr zuo seinem gebrauch auch gesehen mag. Also 
moegen wir geniessen guoter werch vnd verdiens , so die hey ling zuo jrer not- 
durfft, dieweyl sy in diser weld vnd toedtlichem leben gewesen seinn, volbracht 
vnd von got erlangt haben. Jn soelher zuouersicht pfligt Christenliche kirch, als 
ain muoter (f), jrer Erwellten vnd heiligen kind guoter werch vnd verdienn, den 
andern jren ellenden kinden mitzetailen (g) vnd fur vnser schuld helffen abzezalen. 
Das ander, mit dem heilige kirch vns diirfftigen menschen zuostatten kumbt, ist 

; gnad vnd antlas. Wiewol dieselb, durch etlich Lanndfarer, kurtzuerschiner 
5zeyt merckblich mispraucht. (h) 1st doch soelhe gnad nit zeuerachten sounder 
andechtiklich zesuoechen, wo sy durch Papstlichen gwalt oder andere geistliche < 
oberkait ordenlich vnd formlich ausgespendt wirt, als von wegen gemains cristen- 
lichs nutz oder notdurft. (i) Alszdann mag der berewt vnd gepeicht mensch (wie 
dann in Papstlichen gnadbullen gemainklich gesetzt ist) durch sein gehorsam 
vnd gezierten glawb, erlangen ablassung der pen, die er sonst hye oder dort jm 
fegfewr leiden solt fur zeytlich gnuogthuoung seiner schuld. Von deme hernach 
(k) geredt wirt. Biszher von sacramentlicher rechtfertigung. 

; (a f schatz. sieh. . 2. i. et im 56. 5- 7. a. (b f heyling. Eph. 3. sieh. . 2. I. 

;: et im 20. 7. d. (c f lampen. Math. 25. in prin. aeceperunt oleum in vasis suis cum 

> lampadibus. im 87. . 7. f. et 77. . 4. g. (d J scheinen. Math, post prin. im 51 . . 11. h. 

'; et 77. . 2. g. et 88. $. 5. i. et im 44. jj. 12. h. (e f aufzundt. im 7. . 8. h. (f J mueter 

; ist die kirch. Gal. ant. fin. libera est quae est mater nostra. im . 10. g. etim 5. . 7. 

c. et 6. ff. 5. k. et 9. . 5. f. et 11. . 5. d. et 15. . 10. c. et 47. . 2. g. et 60. 5- 

5. h. et 62. . 6. b. et 71. . 3. c. et 81. . 9 f . (g f tailen. im 56. . 8. a. (h f 

j prawcht. im 89. . 1. d. (i f notdurft. im 89. . 7. f. (k f hernach. im 89. ff. per tot. 

; VI. f Auf den andern principal artikel, der guoten werch halb , so die vn- 
? christen verwerfifen vnd sieh behelffen woellen obbemellter wort Pauli (a) als hab 
I er vermaint Abraham sey allain aus seinem glawb, nit aus werchen, gerccht wor- 
| den. Petrus (b) schreibt von Paulo, daz in seinen Episteln etliche ding hart seinn 
I zuouersteen. Dieselben mitsambt andern schriften felschen die vngelerten vnd 
| leichtferttigen lerer zuo jrem verderben. Darumb gibt Augustinus (c) fiber be- 
;; slymbte wort Pauli ainen solhen verstand, daz paulus die werch nit plos genennt, 
i sonder hiezuoe gesetzt hat die werch des gesetz, nemlich des allten testaments. ( 8 ) 
.i Dieselben allt auffgesctzten werch thuon fiirter nichts zur gerechtikait als Paulus 

anderswo (d) erklaert, die besneydung gelte nichtsmer sonder der glawb so durch 

; ( 7 Gbristus hat der Kirche die Verdienste seines Leidens und Todes iibergeben, damit sie die- 

selben durch die hi. Sacramente den einzelnen Gliedern des myslischen Leibes, der Kirche, mit- 
= thcile, und zvrar in dem Masse, als der Empfanger sieh zum Empfange vorbereitet und alle Hinder- 
; nisse entfernt hat. Die Verdienste der Gerechten und Heiligen haben ihren Grund in den Verdien- 
i sten Christi; es wird also das Verdienst Christi durch diese Lehre nicht verdunkelt. Concil. Trid. 
; Sess. VI. cap. 16. Catech. roman. de poenitentia cap. 68. 

; -. ( s Die oben angefiihrte Stelle hat der hi. Augustin einer weitlaufigen TJntersuchnng unterstellt 
: und stehtin dem genannten Buche: Liber de fide et operibus. torn. VI. pag. 176 182. Luther und 
; die ubrigen Reformatoren haben also zur Zeit Augustins in den Pelagianern ihre Vorfahren und 

Lehrer, inderen Fussstapfen sie in vielen Beziehungen traten und ihrelrrthumer"auf\varmten. 

lleithmeier, Berthold's Theologey, 3 



34 YIERD CAP1TEL 

die lieb wiircht. Das seinn guote werch des newen gesetz, die jm vnd nach dem 
glawben aus rechter lieb beschehen, dieselben werch machen den mensehen recht- 
ferttig. Daz aber berueert vnchristen vermuoetten alle werch siindig zesein, vnnd 
solhes zeweisen mit disem spruch Esaie. Wir all seinn gemacht vnrain (e) vnd 
vnser gerechtikait seinn schier als ain vermailigt tuoech. Dagegen ist annttwort, 
daz derselb spruch zaigt allain auf die synagog der Juden, die all desselbenmals 
mit siinden vermailigt vnd deszhalb gefangen gewesen. Dadurch sy den tempel nit 
haimsuoechen noch pflichtige opfFer legen haben moegen. Daraus geuoligt, daz sy 
vnrain beliben vnd sich nach Moysi geselz nit gerainigt haben. Das erscheint aus 
den worten so Esaias, in demselben Capitl darnach setzt von zerstoerung der 
Stat Jherusalem vnnd zerprechung der hohen Fesst Syon Welhe wort khains- 
wegs gezogen moegen werden awf Christenliche kirch, die biszher rain vnd vn- 
zerstoert beliben ist als ain lawter gold (f), vnd durchsichtig glas, vnangesehen daz 
offt vnd vil jre glid vermailigt gewesen vnd noch seinn. ( 9 ) 

(a J Pauli. Rom. 4. sieh. . 1. c. (b f Petrus. 2. pet. 3. in fin. sieh. 3. $. 1. Ii. 
et im 86. 5- 2. b. (c f Augustinus in libro de fide et operibus. (d ^Sanderswo. 
Gal. 6- neque circumcisio aliquid valet, sed nova creatura. Gal. 5. sed fides, sieh. 
3- . 9. h. (e J vnrain. Esa. 64. post prin. im 54. . 4. c. (f f gold. Apoc. 21. ipsa 
vero civitas aurum mundum. sieh. 2. ..6. e. et im 30. . 9. a. et im 80. . 8. f. 

VII. ^ Auf das kan nit besteen der gegenparthey maynung, daz ain menscli 
albeg siindig vnd vnrecht thuoe in alien seinen werchen, sy seinn guot oder poes, 
gleich als mueessen wir aws not vnrecht thuon. Discs ist kain rechte Conclusion, 
der mennsch mag nit sein on siind, nemlich laszlich (a), darumb siindigt er in 
seinn werchen. Dann menige werch seinn guot vnd gerecht, in denen der menscli 
alle su'nd wol vmbgeen kan, alsjm almosen vnd andern werchen der parmhertzi- 
kait. item jm gepet vnd allem gotszdienst. Sonnst hiet vns Christus nit beuolhen (b) 
zepetten vnd almosen zegeben , wann solhe werch, siindig waeren. Wer hict 
ye vngereimters gehoert, wo des Almosen pfenning guoet vnd gerecht ist, derselb 
pfenning ersprewsst auch wol dem petler, daz dannoch jhener , der solh almosen 
gibt, dorjnn vnrecht thuoe. Daz aberDauid (c) zuo gotschreylt. Herr alle le- 
bentige mensehen werden nit gerecht vor deinem angesicht, dasselb vermaint 
Dauid, nach streng goetlicher gerechtikait, vor derselben wurden all mensehen 
als sunder vngerecht gefunden, aber nit alle jre werch, darumb setzt Dauid all 
lebentige mensehen, vnd nit alle werch vngerecht zesein. Dann ain mensch mag 
guote werch verbringen vnd daneben in andern werchen siindigen. Vnmoeglicb 
ist, dieweil ain mensch souil zethuon hat, er muoes darunder siindigen, nemlich 
laeslictu (d) Vnd von wegen ainer laeslichen siind moecht got, nach streng sei- 
ner gerechtikait, verwerffen den mensehen mitsambt alien seinen guoten werchen. 
Solhe strenghait wirt gemildert durch goetliche parmhertzigkait (e), dieselb pfligt 
laeslichen sunder mit guetiger straff vnd ainen todsunder mit ordennlicher puoes 
aufzenemen. Dergleichen setzt Jacobus, daz all mennschen in vil (f) dingen got 
belaidigen, gleich als moeg nyemant vmbgeen er muees got in ettlichen sachen 

( 9 Die Stelle aus Isaias c. 64. y. 6. lautet: ,,Wir Alle wurden wie ein Unreiner, all un- 
sere Gerechtigkeit wie das Tuch eines blutgangigen Weibes." Daraus haben Luther, Calvin, 
u. s. w, den Schluss ziehen -wollen, dass alle guten Werke siindhaft seyen, nicht nur die der 
Unglaubigen und Gottlosen, sondern auch der Glaubigen und Heiligen. Der Prophet spricht 
aber nicht von den Gla'ubigen und Gerechten, sondern von den gottlosen und unglaubigen Ju- 
den zur Zeit Christi. Die Juden waren auch in der That angesteckt und mit dem Aussatze be- 
fleckt; daher sie Christen und Heiden floben. Die Juden verwarfen die Gerechtigkeit Chrisii und 
suchten in ihren Ceremonien und Gewohnheitendieselbe, daher wurden sie von Gott verworfen. 
Sieh. Cornel. aLapide. Comment, ad hunc locum. 



VON DER GERECHTFERT1KAIT. 35 

belaidieen. Wo Jacobus vermaint, gar kain werch gerecht zesein noch on siind 
zebeschehen, alszdennhiet er gesetzt, daz wir in alien dingen, nit etlichen, got 
belaidigen. Darauf ist zebeschliessen. wiewol wir all menschen mitsambt vnnsern 
aisen (a) gerechtikaiten, die wir aufvnsselbs reymen, vngereclit vnd sunder seinri. 
Voligt doch nit daraus, daz deszhalb alle vnsere werch auch vngerecht vnnd siin- 
dK sonnder wir selbs seinn vngerecht vnd vnsere guote werch seinn gerecht, 
soferr wir dieselben ordenlich ausrichten. also pfligt dewfel, wiewol er vngerecht 
ist, dannoch aus goetlichem beuelh ain recht werch auszerichten. 

(a f laslich. 1. Job. i. si dixerimus quoniam peccatum non habemus etc. im d. 
et im 36. $. 5- d. (b f beuolhen. Math 7. in prin. im . 9. 1. et im 40. . 10. d. et 
im 51. . 10. f- et 77. . 5. f. (c J Dauid. Psl. 142. non justificabitur in conspectu 
tuo oinnis vivens. im 35. . 7. h. (d $ laslich. sieh. a. (e f parmhertzikait. im . 
9. i. (f 5 vil. Jaco. 3. in princ. in multis oflendimus omnes. (g f aigen. im . 13. 
a! et 'im 37. . 4. c. 

VIII. 5 2uo lauterer erklaerung diser sachen, wollest vernemen, daz inder 
schrift auf drey maynung meldung beschiecht von der rechtfertikait. Aine ist die 
zuoeberaitung (a) vor guoten werchen jrn glawb. Die ander ist die arbait so der 
mensch aus lieb verbringt in guoten werchen. Dritte vnd gantze rechtfertikait 
orobert der mensch nacb guoten werchen durch das sacrament vnd gnad gots. 
Von erster rechlfertikait schreibt Paulus (b). wir wartten jm geist ausmm glawb 
auf hoffnung der gerechtikait. ( 10 ) Dann in Christo gillt (c) weder besneydung noch 
vnbesneidung ettwas, sender der glawb, so durch die lieb arbait, gleich als 
sprech er. Als wir hoffen, jhene gerechlikait, die wir jm glawb anheben, werde 
taeglich in vns gemeret (d) durch guote werch, also soellen wir jm glawb emb- 
siklich warten (e) auf guote nachuolgende werch. Alsofft Paulus vom glawb ge- 
schriben, hat er albeg gemaint fruchtbaren, formlichen (f) vnd wiirchlichen glawb 
in demeder mennsch vonstundan willig ist, alszpald er mag, guote vnd gerechte 
werch zethuon. Wo er gleich solhe werch nit volbringen moecht (g), waere 
sein glawb dannoch gerecht von wegen der lieb vnd guotwillikait so er zuo guo- 
ten werchen hat. Dergestallt wirt jme sein glawb gerechent zur gerechtikait. 
Darauf spricht Paulus anderswo (h). Welher nit werch thuot (villeicht nit thuon 
mag) aber er glawbt in got, der ainen vngerechten mag gerecht machen, demsel- 
ben wirt sein glawb gerechent zuo ainer gerechtikhait (i) nach dem fursalz der 
gnaden gols. Also ist der glawb ain anfang (k) der rechtfertigung, aber er macht 
noch nit gar gerecht. ( J1 ) 

(a ^ beraitung. sieh. . 4. i. (b f Paulus. Gal. 5. in princ. (c f gillt. sieh. 
3. . 9. h. (d f gemeret. im . 9. g. (e f warten. Gal. 5. in prin. ex fide spem 
justitiae sc. beatitudinis exspectamus. sieh. 3. . 11. c. (f ^ formlich. sieh. , 3. b. 
et 2. . 3. a. et 3. . 2. b. (g f moecht. sieh. . 1. g. (h f anderswo. Rom. 4. in 
prin. ei vero qui non operatur. (i f rechtikait. sieh. 2. . 4. p. (k f anfang. Psl. 
110. initium sapientiae timor domini. sieh. im 1. g. 2. c. et 2. g. 3. d. et 3. . 1. a. 
et 10. h. et 10. c. et 15. a. et 5. . 5. i. 

IX. J Darumbenzum andern, wernach solhem anfang des glawbs in der 
lieb, guoten werchen nachkummbt, derselb wirdt gerecht durch die werch, wie 

( I0 Die angezogene Stelle Gal. 5. 5. wird \vohl richtiger das Object unserer Hoffnung, 
den Frieden des hi. Gcistes in diesem Leben und die ewige Seligkeit in dem andern Leben 
bezeichnen. Es ist bier von schon Gerechtfertigten die Rede. Windischmann , Erklaruug zu 
der Stelle pag. 129. 

( u Sieh. Cone. Trid. Sess. VI. cap. 8. Der hi. Augustin bemerkt, dass durch den Glau- 
ben die Heiligen d. h. die Glaubigen zum Reiche Gottes vorfaereitet werden. Tune enira lo- 
cus paratur, si ex fide vivatur. torn. 3. pag. 680. 

3* 



36 V1ERD CAP1TEL 

Johannes schreibt. Hueetet Ew dazEw nyemandt verfueerej(a). Wer gerechtikail 
wurcht, der 1st gerecht, wer siindigt der ist aufrn dewfel. Hierjnn hat vns Jo- 
hannes gewarnet vor gegenbiirligen verfueerern, die yetz predigen vnnd schrei- 
ben, der glawb allain (b) mach den menschen gerecht, vnd bekennen doch daz 
die siind neben (c) dem glawb jmm menschen beleib, gleich als moeg recht vnnd 
vnrecht, got vnd dewfel beyeinander steen, das Johannes mit vorbestymbten 
wortten abschneidet, auch Paulus (d) selbs bekent daz er seiner rechtferttigung 
gewart aus seinn guoten werchen vnd nit allain ausm glawb. Daraus erscheint, 
daz plosser glawb, on guote werch, nit gerecht macht, wie Jacobus schreibt, 
aus guoten werchen (e) wirt ain mensch rechtferttig vnd nit ausm glaub allain. 
Cristus nennet gerecht (f) zesein jhen, die guote werch thuon vnd eingeen wer- 
den in das ewig leben. Deszbalb sol nyemant guote werch vnderlassen noch mit 
ainem oder zwayen guoten werchen aufhoeren, nachdem geschriben steet, der 
gerecht ist, sol noch bas (g) gerecht werden. Ain aufrechter Christ vbet sich 
staets zu guoten werchen , auf das er allzeyt gerechter werde vnd von ainer tu- 
gent (h) in die ander gee, nachdem er noch vorseinem ende, goetlicher gnadon 
vnd rechtfertigung vngewis ist ( l2 ). vnd zuo soelher rechtfertigung not seinn die 
werch der parmherlzikait, sonst beleibt der mensch vngerecht. Wie Jacobus (i) 
gezewgt. Wer nit thuot parmhertzikait, dem wirt begegen das gericht on parm- 
hertzikait. Cbristus hat vmb werch der parmhertzikait , nit vmb plossen glawb, 
die rechtfertikait verhaissen. sprechund, gebt (k) almosen, alszdenn seinn Ew allc 
ding rain. Wildu gerecht werden durch parmhertzikait muoestu nit allain mitlei- 
den haben mit dem diirftigen , sonder noch zway thuon, nemlich gelauben daz 
dir got aufgesetzt hab almosen zegeben. Ynnd daz du solh almosen (I) nach deinem 
vermoegcn gebest. 

(a f verfuere. 1. Job. post prin. im . 13. g. (b 'f allain. sieh. 3. . 12. a. 
(c f neben. im 64- . 6- e. (d f paulus. 2. Thim. 4. sieh. 3. . 11. d. (e f wer- 
chen. Jaco. 2. sieh. 3. . 2. c. (f f gerech^. Math. 25. in fin. jusli in vitam aeternam. 
sieh. . 4. g- et 100. . 15. a. (g f bas. Apo. 22. qui Justus est, justificabitur adhuc. 
sieh. . 8. d. et im . 12. 1. et 35. . 7. c. (h f tugent. Psl. 83. in 42. . 4. f. et79. . 
6. b. (j ? Jacobus. 2. judicium enim sine misericordia illi, qui non facit misericor- 
diam. sieh. . 7. e. et 2. g. 4. i. (k f gebt. Luc. 11. ant. fin. im 78. . 2. e. (1 f 
almosen. sieh. . 7- g. 

X. f Dritte vnd gewisse rechtfertigung, die nach guoten werchen beschicht, 
flewsst aus goetlichen gnaden durch die sacrament (a) , so dieselben ordenlich 
empfanngen werden. Ausgenomen junge kindel (b) vnnd annder vnuerstaendig, 
so sy getawfft seinn, alszdenn in krafftdes sacraments, von wegen jresvnschul- 
digen vnuerstands, werden sy gerecht vor guoteu werchen vnd on wiirchlichen 
glawb wiewol sonnst nyemants gerecht wirt on glaub , als on den anfang (c) der 
gerechtikait. Nachdem vnmoeglich ist got on den glawb zegeuallen. (d) Dann jrn 
hertzen (e) wirt glaubt zuo der gerechtikait. 

Ist doch nit albeg not des wiirchlichen glaubs sonder gnuog daz vnuerstaen- 
digen getawfften eingegossen sey des glaubs habitus oder schiklikait. Deszgleichs 

( 12 Das Coneil von Trient bemerkt fiber dieses Fortschreiten in der Rechlferligung : ,,Die 
nun so gerechtfertiget und Freunde Gottes und Hausgenossen geworden sind, werden, fprtschrei- 
tcnd von Tugend zu Tugend, wie der Apostel sagt, von Tag zuTag erneuert, das ist, in dem sic 
abtb'dten die Glieder ihres Fleiscbes und anwenden dieWaffen der Gerechtigkeit zur Heiligung, 
durch die Erfiillung der Gebote Gotles und der Kirche, nehmen sie zu in der durch die Gnade 
Christi empfangenen Gerechtigkeit, indem derGlaube zuden guten Werken mitwirkt, und werden 
noch mehr gerechtfertigt, wie geschriebea steht: ,-Wer gerecht ist, werde noch rnelir gerecht- 
fertiget." etc. gess. TI. cap. 10. 



in 
on 



VON DER GERECHTFERTIKAIT. 3t 

verstaendigen moecht der glawb vnd lieb so vasst inpriinstig sein, daz airier 
die tawf gerecht wurde.Wie oben gemelt ist vom schaeher (f), der durch sein 
bekantnus am krewtz getaufft ist, Aws obgemelter dryfacher maynung magstu 
vernemen, daz die rechtfertikait jm glawb anfaenklich wirt empfangeu. Darnach 
wirt sy lebentig in der lieb, als in jrer muoter. (g) Naehmals wirt sy aus derselben 
lieb geporen vnd kumbt herfiir durch guote werch, wie ain kind aus muoter leib 
in die weld. Zuo lesst wirt die rechtfertikait vollendt vnnd beschlossen jm sacra- 
ment. Alszdenn gibtlgot sein angenaeme gnad dem rechtfertigen mennschen. wie 
ain vater sein kind pfligt zebegaben. Darawf Jacobus also schreibt. Got hat vns 
wilkurlich mit dem wort der warhait gepert (h), auf das wir waeren ain anfanng 
seiner creatur. Solhen anfanng (i) nennt Paulus ain newe (k) creatur, sprechend, 
daz in Gristo Jhesu weder die besneydung noch vnbesneydung etwas werdt sey, 
sonnder die new creatur. Das magstu also versteen, der glawb vnnd guote werch 
seinn nit gnuog sonder nur ain zuoeberaitung (1) zuo der gerechtikait, aber die 
gnad gots (die den menschen als ainn newen Sun Christi vnd der kirch jm tauf- 
sacrament gepert) macht denselben menschen rechtferttig, rain vnnd facing him- 
lischer erbschafft lawt des Ewangelj (m). Nur ainer werde widerumb geporen 
aus wasser vnd heiligem geist sonst mag er nit eingeeen ins reich gots. Wann du 
nu hoerest (n) das gotswort vnd glaubest demselben. von stundan hebestu an 
gerecht zewerden vnd hast in dir die gerechtikait empfangen, dieselb ist aber in 
dir noch nit lebentig, bis du ain lieb vnd naygung gewingest, williklich zeuolbrin- 
gon jhenes was du jm gotswort gehoert hast. Es ist nit gnuog das gesetz (o) 
zehoeren sonder es muoes auch volzogen werden. So du dariiber willig vnd fleissig 
List, mit guoten werchen zeuolfueeren was du glaubest vnd demselben ordenlich 
nachgeest nacb aufsaizung gottes vnd der kirch, alszdenn bistu rechtfertig vnd 
got angenaem. ( 13 ) 

(a f sacrament, sieh. . 2. a. et im 58. . 14. f. (b f kindel. sieh. 3. .12. f. 
(c ^ anfang. sieh. g. 8. k. et im i. (d f geuallen. Hebr. 11. in prin. sine fide im 
possibile est placere deo. sieh. 3. . 1. e. (e ^ hertz. Ro. 10. corde ereditur ad ju- 
stitiam. im 88. . 1. f. (f 5 schaeher. Latro tune baptisatus est quum primum in 
cruce christum confessus est. de penit. dis. 7. nullus. sieh. 3. 1. h. (") (g [ mueter. 
sieh. . 5. f. (h ^ gepert. Jaco. 1. (i ^ anfang. sieh. c. (k J newe. Gal. 6. in fin. 
nova ereatura valet, im 22. . 4. d. et 35. . 10- c. (1 ^ beraittung. sieh. . 4. i. 
(m f Ewangelj. Job. 3. in prin. im 20. . 3. i. et 59. . 7. f. et im 60. . 1. d. et 
. 3. q. et 67. . 3. b. et 67. . 1. c. et 70. . 7. b. (n J horest. sieh. 3. . 8. d. 
(o f gesetz. ro. 2. sieh. 3. . 8. 1. et . 9. 

XI. f Zuo besserr erklaerung wisse. daz dreyerley (a) gerechtikait, wie all 
annder goetlich tugent, seinn. Aine isl jnwendig in Got ewig, \olkommen vnnd vner- 
meslich, nemlicfrGot selbs. Die annder gerechtikait ist auch volkoemen vnd aws- 
wenndig, sy geet aus got in das geschoepf, vnd macht alle werch gots gerecht. 
Dritte gerechtikait flewsst (b) aus der andern goetlichen volkoemen gerechtikail 
vnnd wirt gereckt auch mitgetailt vernuftiger creatur* Solhe dritte gerechtikait 
ist hie von got vnd nit aus nicbding aber vnuolkommen alsuil die creatur betrifft, 
nach schicklikait derselben creatur ist in jr die gerechtikait etwas oder nichts. 

- _....____ !..- . . .1 |,| , ,, I B . . . " -I ......_--., ^ .. I,.,, . __ ^ , . _., .^^ 

( 13 Der gerechtfertigte Mensch ist eine neue Creatur; die Gerechtigkeit ist nicht bloss Susser- 
Hch an dem Menschen, sondern inharirt ihm; er ist ein neuer Mensch ; wahrhaft heilig, Sieh. 
Concil. v. Trient. d. justif. Sess. VI. cap. XIV. etc. can. 11. 

. ( u Die Stelle istaus dem hi. Augustin: de vera et falsa poenitentia, wo sieh der hl.Bischof 
liber die Busse am Ende des Lebens weitlaufig ausspricht: Licet enim latro veniam meruisset 
in fine de omni suo criminc, non tamen dedit baptizatis peccandi et perseverandi auctoritatem. 
Tune enim baptizatus est, qui tune primum in cruce Christum confessus est. 



38 VIERD CAP1TEL 

gros oder klain, vil oder wenig. Souil der mensch von Got annymbt, alsuil ist er 
gerecbt, wil er nichts (c) annemen, bleibt er vngerecht. Vermaint der mensch 
aus jmselbs gerecht zesein, alszdenn wirt er nur destungerechter, nachdem sein 
aygene gerechtikait, nicbts annders ist dann ain vngerechtikait, wie all ander 
aigen tugent vnd krefft, die der menscb verrnaint aus jmselbs zebaben, seinn eytl 
vnnd laer aucb nicbts anders dann das widerspil. (d) Dein aigene weiszhait, ist 
ain torhait, dein aigene geduld fellt in vngeduld , deinn aygene bestandikait in 
vnbestandikait vnd all ander dein aygen tugent seinn vntugent. Also ist aucli 
vnnser aygner (e) will nur zuo poesem genaigt. Deszhalb wir taeglich got pitten, 
daz sein will in vns jrrdischen menschen beschehe (f) nemlich daz wir goetlichen 
willen, der aus got geet vnd vns gereckt wirt, annemen vnd volbringen. 

(a f dreyer. im 5. . 1. c. et im 10. . 9. a. et 19. . 4. d. et 38. . 2. a. 
(b f flewsst. im 21. . 4. a. (c f nichts. im 46. g. 4. a. (d J widerspil. im 9. . 
3. g. (e 5 aigner. im 37. . 4. c. (f f beschehe. Mat. 6. im 10. . 9. e. 

XII. f Jn welbem menscben goetlicber will beschicbt, derselb menscb greiffet 
nacb alien tugenten, die jme Got reckht, dadurcb er, als ain pildnuss gots, gerecht 
wirdt wie got gerecbt ist. Darumb spricbt der herr zuo vns. Jr soelt volkom- 
rnen (a) sein wie ewr bimlischer vater volkommen ist. Soelhes mag bye gar vol- 
kommenlich nit bescbeben, bis dort jmm ewigen leben. Daselbs werden die er- 
welten got beweysen vollige lieb vnd gnuogsamen dinst, alsuil yeder nach seinen 
statten zethuon hat, onallwiderstand aynicherlayjrrung. Dadurcherlanngen dieseS- 
ben erwelten volkoemmene gerechtikait die sy in disem leben nit haben, aber wol auf 
kbiinfftigs bye erwerbenmoegen. Dergestalt ist menschlicbe gerechtikait bye noch 
vnuolkommen, mangelhafFtigvnndgegengoetlichergerecbtikait zeachten fur ain vn- 
gerechtikait von wegenmenschlicherleichtfertikait. Jadasklainestfiinckelgoettlichcr 
gerecbtikaitverplendtaller menschen gerecbtikait oder recbtthuon. Wie vnserwesen 
nicbtz ist vnd vnser leben der tod ist gegen goetlichem wesen vnd leben, also ist gegen 
goellicher gerecbtikait vnser gerechtikait vngerecht. Nachdem sy ploed vnnd wan- 
delbar aucb vnbestanndig ist. wie Job (b) bekennt, ob er an jm gleych ettwas 
gerechts biet, welle er doch dasselb nit fur gerecht anntwortten, sonnder Got 
pitten, daz er dariiber sein Ricbter sey, ob er sichselbs wolt gerecbt machen, so 
wirt in sein aygner mund verurtailen. Ain yeder gerecbter bezeicbt (c) sichselbs 
am ersten. Darauf vermaint Gregorius (d). ( 15 ) Guoter lewt sytt sey, jr vnrecht 
zebekennen ob sy gleich nichts verscbult haben. Oft beschiecht etwaz on su'ncl 
das aus der siind flewsst, daz wir hungerig (e) vnd diirstig seinn, kummbt aus der 
erbsiind, wir moegen aber on siind maessiklicb essen vnd trincken. Wer nu nach 
allem seinem vermoegen allenthalhen rechtthuot, derbraucht wol die gerechtikait 
jme von Got geraicht. Er vergleycht auch dieselb sein gerechtikait der jnwendigen 
goetlichen gerechtikait alsuil an jm ligt. Dergestallt ist des menschens gerechtikait 
von got hie auch guot vnd nit poes, wiewol sy noch nit volkommen aber ain 
pildnuss ist goetlicber gerechtikait, dann got eraischt vom menscben seinen guoten 
willen vnnd^ileis, nicbts liber sein vermoegen (f). Sonnder des menschens gerech- 
tikait bat zuo yglicber zeit ir gemessen zyl. wo sy dasselb zyl erraicht, alsdenn 
wirt sy geacht fur gnuogsam (g) vnd volkommen. Tbuoestu hye in diser zeit, 
recht alsuil du. magst, hastu dein than vnd dasselb dein thuon wirt dirgeschaetzt(h) 

( 15 Die Stelle des hi. Gregor ist aus einem Briefe an den hi. Augustin, Apostel Englands. 
Bonarum quippe mentium est, ibi etiara aliquo modo culpas suas agnoscere, ubi culpa non 
est; quia saepe sine culpa agitur, quod venit culpa. Unde etiam cum esurimus, sine culpa 
eomedimus, quibus ex culpa primi hominis factum est, ut esuriremus. Dist. V. ad ejus. 



VON DER GERECHTFERT1KA1T. 39 

zur gerechtikait. Nichtsweniger sol dannoch dein zeytliche gerechtikait taeglich 
<rebessert werden, bis sy goetlicher gerechtikait gantz vergleicht vnd kommen ist 
zuo Got als zuo jrem ende, (i) in dem du ewiklich vnnd volkommenlich gerecht 
beleiben magst. Kain mensch wirt hie volkommenlich gerecht er koenne all tag, 
alslanng er lebt, gerechter werden durch gottes gnad, die er mag erwerben in 
guotem glawb vnd gantzer lieb, nit daz er dieweil vngerecht oder zuouerdammen 
sey, sonnder daz er noch nit faehig ist himlischer glorj. Auf das hat fur vns 
derApostel Got gepeten (k), daz vnser lieb ye mer vnd mer iiberflussig werde, auch 
daz wir dermassen wandern vnd Got geuallen, damit wir vns staettigs bessern. (1) 

fa 'f volkomen. Math. 5. in fin. im $. 14. k. et im 39. . 13. h. et 44. J. 4. k. el 
50. . 5. g. et 53. . 7. a. (b f Job. 8. post princ. si habuero quippiam justum, 
non respondebo. im 21. g. 2. n. (c f bezeicht. prov. 18. Justus, prior est accusator 
sui. (d f Gregor. dist. 5. ad ejus in fin. (e ^ hungrig. im 10. . 12. h. et 44. . 
7. d. et 69 . 10. b. (f <f yermoegen. im 40. $. 12. a. (g f gnuegsam. im 46. . 4. d. 
(h f geschaetzt. Rom. 4. in fin. sieh. 2. . 4. p. (i <f ende. Rom. 6- in fin. 
21. . 8. c. (k f gepeten. Phil. 1. post prin. et 1. Thess. 4. in prin. (1 J bessern. 
sieh. . 9. g. 

XIII. f Wann aber ainer jmeselbs sein verlihene gerechtikait zuoezewcht vnd 
nit mit goetlicher gerechtikait vergleicht, vermainend, sein aigener (a) will vnd 
was jme geuellt, sey gerecht, dasselb ist plosse (b) menschliche gerechtikait, die 
auff sande (c) gepawt auch an jrselbs vngerecht vnd zernichtig, siindig vnd straff- 
maessig ist. Darumb lernt vnns das Ewangelj (d) daz wir vnnser gerechtikait (das 
seinn guote werch die wir rechtlich schuldig seinn zeuolbringen) nit thuon vor 
den mennschen vmb ruoembs willen, daz wir von jnen wolten gesehen vnd ge- 
preist sein, sonst wurden wir dauon khain belonung haben. Daheben gepewt die 
schrifft (e) daz wir jbenem was recht ist, rechtlich nachgeen, dadurch wir das 
ewig leben erlangen. Wo wir aber das gerecht werch vnrechtlich auszrichten, das- 
selb ist nit on klag. (e) Also zeuersteen. Wer gottes gerecht gepot vnordenlich 
auszricht, der ist billich als ain vngerechter anzeklagen. Welher aber sein gerecht 
werch zuo got ordent, dasselb ist gottes, nit des menschens gerechtikait vnd desz- 
halb zebelonen mit ewigen leben. Also sein Zacharias (f) vnd Elizabeth vor Got 
gerecht vnd on klag gewesen in alien gepoten vnnd gerechtikaiten des herren, 
wiewol auff jnen beden on zweyfel laeszlich siind gelegen, seinn sy doch nichts- 
\veniger gerecht gewesen , von wegen jrer gerechten werch. Dann wer gerech- 
tikait braucht, der ist gerecht (g). Auf disc maynung lobt Jacobus das gemainweyb 
Raab (h), vmb das sy den kundtschaftern nit allain glawbt, sender auch dieselben 
wiirchlich verporgen vnd haimlich iiber die mawr auszgelassen hat. Von wegen 
solher guoter tat ist Raab gerecht worden, ob sy sonst gleych ain siinderin gewe- 
sen waere. Doch ist solhe rechtfertikait noch vnuolkoemen. 

(a J aigner. sieh. . 7. g. (b f plosse. Rom. 10. in prin. suam quaerentes sta- 
luere, justitiae dei nan sunt subject!, (c ^ sande. im 88. . 12. k. (d ^ ewangelj. 
Mat. 6. in prin. im 51. . ll.i. et 79. . 4. n. et 88. . 12. f. (e f schrift. Deut. 16. 
in fin. (e 5 Mag. Phil. 3. post prin. (f.f Zacharias. Luc. 1. in prin. im 35. . 4.1'. 
(g <[ gerecht. 1. Joh. 3. in prin. qui facit justitiam Justus est. sieh. . 9. a. et im 36. 
. 7. f. (h 5 Raab. Josue. 2. et Jaco. 2. in fin. 

XIV. f Daruber gibtAugustinus (a) dise vnderricht daz dem menschen zuoe- 
geburen zwo gerechtikait. Aine wirtdort volkoemen, die anderist hye vnuolkoemen, 
doch disemzeitlichen leben, nach menschlicherploedikaitbequemlich (b). Mit der- 
selben vnuolkoemen gerechtikait lebt der gerecht mennsch hye in seinem glawb 
lawt heiliger schrifft (c), nachdem yeglicher mensch hie, als ain pilgrin (d) nit an- 



40 YIEED CAPITEL 

ders rechtthuon mag dann durch den glawb. ( 16 ) Darumb wirt jm zuo kainer vn- 
gerechtikait zuoegemessen, daz er diser zeyt nit souil guote vnnd gerechte werch 
oder ere goetlicher mayestat mag beweisen, alsuil billich vnd recht auch got wo! 
wirdig (e) waere. Wer nu in ssinen werchen moeglichen fleis ankert, der wirl 
nit fur vngerecht geurtailt, sounder in der schrifft fur getechtgeacht. Also isl Enoch (f) 
hye gewandert mit Got. Noe (g) istgenennt ain volkommener vnd gerechter man. 
Zuo Abraham (h) sprach Got. Wander bey mir vnnd sey volkommen. Deszgleichs 
wirt. Job (i) genennt ain ainfaltiger, gerechter vnd gotsfoerchtiger man, nachdem 
er in alien seinen widerwaertikaiten durch sein lebsen nit gesiindigt noch ettwas 
naerrisch wider Got den allmaechtigen geredt hat. Wer sein hertz vnd mund pen- 
digt, der hueet sich leycht vor siinden. Wie Job than. Dauon Jacobus setzt, wer 
got mit wortten nit belaidigt der ist ain volkommen (k) man, doch so ferr das 
hertz (I) auch guot ist. Job hat weder mit murmeln jmm hertz noch mit wortten 
awsm mund gesiindigt. von Dauid (m) gibt got selbs zewgnuss, daz erhab gehallten 
goetliche gepot vnd sey Got nachgeuoligt aus gantzem hertzen, auch gethan was 
got in seym angesicht geuellig gewest. Deszgleichs steet geschriben von koenig 
Asa (n) derselb hab recht gethan vor gottes angesicht wie sein vater Dauid. Jtem 
von koenig Ezechia (o) daz er vor Got gewandert sej in warhait mit volkommen 
herfzen, auch gethan was got geuellig gewesen. Jtem Thobias (p) alsain gerechter, 
der sich vor alien siinden ennthallten, hat englischen trost vnd behuoet erlangt 
vnd Got angenaem gewesen. Jtem Judith (q) ist vor Got gerecht gefunden, vmb 
das sy ain heilig vnd ketisch leben gefueert, staets gepet, gefasst vnd jren leib 
kestigt (r) deszhalb Got durch sy das volck Jsrahel erledigt hat von Holofernes. 
Dergleichen ist dasselb volck vor verderblichem jamer verhueet durch demuetig 
fiirpete vnnd erwerbung der gerechten Hester, (s). 

(a ^ Augustinus. de spiritu et litera. circ. fin. (b J bequemlich. im 46. 5. 4. h. 
et 50. . 3. b. (c ^ sehrift. Abac. 2. in prin. Justus in fide sua vivet. sieh. 3. . 10. g. 
(d f pilgrin. Hebr. 11. peregrini et hospites sunt super terrain, (e 5 wirdig. im 12. 
. 3. d. et 46. . 1. k. et 48. . 1. f. et 49. . 2. c. et . 12. c. et 53. . 8. f. 
(f f Enoch. Gen. 5. im 12. . 1. g. (g 5 Noe. Gen. 6. sieh. 2. .5. d. (h f Abraam. 
Gen. 17. in prin. sieh. . 1. c. (i ^ Job. 1. in prin. et in fin. (k f volkommen. 
Jaco. 3. iu prin. sieh. . 12. a. (1 5 hertz. Mat. 15. im 51. . 5. a. (m f Dauid. 
3. Reg. 14. post prin. (n f Asa. 3. reg. 15. post prin. (o J Ezechia. 4. reg. 20. in 
prin. (p 5 Thobias. 1. et 5. (q f Judith. 8. et 13. (r } kestigt. im 76. . 1. b. 
(s f Hester. 8. 

XV. f Die gerechtikait beschiecht in vil wegen vnd manigerlay weis. Erst- 
lich so der mennsch nach goetlicher bewegung, waren glawb annyinbt dasselb 
ist der anfang (a) des menschens gerechtikait. So darauf der mensch guote werch 
thuot, besonnder so er goetliche gepot erfullt, alszdenn wirt er wiirchlich geschickt 
vnd geordent zuo volkommener gerechtikait, lawt des Ewangelj (b), wildu ein- 
geen in ewig leben, halte die gepot gottes. Zuo lesst wirt der mensch enntlich 
gerecht durch die Sacrament (c) als durch piixen (d) in denen zuo getragen wirt 
goetliche gnad vnd geistliche artzney. ( 17 ) Aber der mensch hat noch nit vol- 

( 1G Der hi. Augustin sagt in dem allegirten Werke: Liber de spiritu et litera. Unde aliter 
dicimus, Deus sanciificat sanctos suos; aliter autem, sanctificetur nomen tuum. Nam illud 
ideo, quia ipse illos facit esse sanctos, qui non erant sancti; hoc autem ideo, ut quod semper 
apud se sanctum est, sanctum etiam ab hominibus habeatur, id est sancte timeatnr. torn X. 
pag. 109110. Ausfiihrlicher lasst sich der hi. Augustin iiber diese Gerechtigkeit pag. 
123 124. in demselben Werke aus. 

( n Die Sacramente sind Canale, durch welche uns die Gnade und Arznei zufliesst. Berthold 
nennt sie ,,piixen" receptacula, BehSltnisse. Der ,,Catechismus romanus" bemerkt: tertia causa 
fuit, ut ilia tanquam remedia atque Evangclici Samaritan! medicaments, ad animarum sanitatem 



FtfNFT CAPITEL. WAS ZEGLAWBEN IST JN GEMA1N. 41 

kummene gerechtikait, der not ist zuo ewigem leben, er muoesz eemals erledigt 
sein von zwayen vngerechtikaiten, erstlich von siinden, darnach von mailen vnd 
schulden. (e) Wem das siindig vnrecht vergeben der ist rechtferttig zuom leben, 
aber noch ait zuo eren, gleiehwie ain iibeltaeter, der des malefitz (f) vnd strengen 
vrtails des tods begeben ist, widerumb gefueert \virt in faeneknuss, daselb zege- 
wartten ainer gemaesen biirgerlichen pen, nach gelegennhait seiner verschuldung. 
Wann dieselb pen erstatt ist an des iibeltaeters leib oder guoet oder mit seinem 
abpet oder durch annderr lewt fiirpet, alszdenn -wirt er aus faeneknuss erledigt 
vnnd zuogelassen zuo biirgerlichen eren. Dergleychen beschiecht in geistlicher 
rechtfertikait. So der sunder durch das Sacrament der peicht (g) erledigt ist von 
seinn siinden vnud von strenngem vrtail ewigs tods, alszdenn ist er wol fiir recht- 
ferttig vnd nymmer fiir ainn siindigen iibeltaeter zehallten, er ist aber noch nit 
gnuogsam rechtferttig, nemlich nit aus siindigen schulden (h) noch maylen erledigt. 
vnd deszhalb vnwirdig himlischer eren vnd saelikait, bissolang vmb sein siindig 
schulden Got ain zeitlich benueegen beschehen vnd die mayl abgewischt seinn, 
hyemit kestigung seines leibs oder dort mit pen seines geistes,oder mit seinem oder 
anderr lewt petten vnd almosen. Wie erste rechtfertikait gibt das leben, also gibt 
die ander rechtfertikait himlische glorj. Zuo der nyemandts eingeet, nur er sey 
gantz vnd volkommenlich rechtfertig vnd von allem vnflat gerainigt (i) als die en- 
gel gots. Nach goetlicher allmaechtikait moecht (k) der mensch on sein zuoelhuon 
gerecht werden, aber es waere wider goetliche ordnung. (1) Dieselb ist, daz sich 
der mensch aws freyen willen zuoeberait faehig (m) zewerden goetlicher gnaden. 
Gleycher weis. Wildu aws sawrm hertlen taig sueess prot pachen, muoes derselb 
laig eemals gewaickt vnd der mass zuoeberait (n) werden, daz er geschickt sey, 
suess hoenig in sich zememen vnd domit des prots seyr zewenden. Dergestallt 
wil ain mensch, der in pittern siinden erberttend vnd vngerecht ist, rechtferttig 
werden, muoes er sich gegen got pucken vnd naygen (o) vnnd mit rew souil er- 
waickhen, daz er geschickt (p) sey zuoempfahn goetliche gnad, die seine mayl 
vnd siindig schulden gar ausztilig. 

(a J anfang. sieh. . 8. k. (b f Ewangelj, Math. 10. in med. sieh. 2. . 5. i. 
et 39. . 13. g. et 50. . 11. i. et 56- . 5. 1. (c <f sacrament, sieh. . 2. a. (d f pii- 
xen. sieh. . 3. g. et im 87. . 7. f. (e 5 schulden.' im h. et im 74. . 3. d. (f 5 
malefitz. im 74. . 3. g. et 78. 2. b. (g f peicht. im 73. . 1. a. (h j schulden. 
sieh. e. et im 53. . 1. b. (i f raiuigt. Math. 22. post med. Marci. 12. in med. im 
23. .8. i. et39..4.h. etim30. 7-d. et53. . 4. d. et60.. 1. e. et 80..8.c. et81. 10. e. 
(k f moecht. im 55. . 1. h. (1 ^ ordnung. im 20. . 6. d. (m f faehig. sieh. . 2. 
f. et im 18. . 7. h. (n f berait. sieh. . 4. i. (o f naygen. Ephes. 3. flecto genua 
mea ad patrem. (p f geschickt. sieh. . 2. k. et im 59. 4. d. 



} FUNFT CAPITEL. 

Was zeglatvben ist jn 

; I. Das Ander haubtstuckh was (a) zeglawben sey. Jn gemain ist zeglauben 

allain goetliche warhait, ausserhalb derselben nichts war ist. Wie nur 'am got (b), 

; vcl recuperandam vel tuendam praesto essent. Virtutem enim, quae ex passione Christi manat, 
- hoc est gratiam quam ille nobis in ara crucis meruit per Sacramenta quasi, per alveum in nos 
; ipsos derivari oportet. P. II. art. IX. n. 3. Edit. Ritter, pag. 98. 



42 FtiNFT CAPITEL. 

also 1st nur ain warhait, doch an dreyen ortten , wie all ander goetlich tugent 
dreyerlay (c) seinn. Erstlich 1st der warhait anfang vnd vrsprung jnwendig (d) in 
got der die ewig vnd vnermeslich warhait ist. Aus derselben fleusst die ander, 
benenntlich auszwendige goetliche warhait in all geschoepf. Solhe warhait des 
geschoepfs ist anfangklich den engeln furgehalten, darjnn aber die verkerten Engel 
nit bestanden (e) sender darab gefallen vnnd lugner worden seinn, lawt des ewan- 
gelj. Dritte warhait ist in verniifftiger creatur vnd mitgetailt warbaffligen lewt- 
ten, dadurch sy das war wort gots glawben, reden vnd schreiben. Solhe warhait 
goettlichs worts ist fiirgehallten alien menschen, darjnn die vnglawbigen (f) nil 
besteen sender darab fallen, welh aber goltes wort glawben, die beleiben (g) in 
got vnd in goettlicher warhait, die ain anfanng (h) ist aller wort gots. Dieselben 
wort gots seinn vns gruntlich verporgen, aber got offenbartvns seinhaimlikait(i) 
durch menigerlay weg, alsuil vns not thuot hie zuoerwerben das kiinftig hail. 
Darauf Paulus (k) bekennt, was er vns gelernet, dasselb hab er von got empfan- 
gen. Darumb ist solher oSenbarung vnnd goettlichen wortten fesstiklich zeglawben 
als gewisser warhait (I) vnd gesandter botschaft gottes. 

(a f was. sieh. 1. . 8. n. et im 78. . 10- d. (b f ain. Ephes. 4. im . 7. e. 
(c ^ dreyerlay. sieh. 4. . 11. a. etim . 2. a. (d f imvendig. im . 3. a. (e 5 be- 
slanden. Job. 8. ant. fin. in veritate non stetit. im 15. . 8. e. et 16. . 6. c. et 18. 
g. 3. d. et . 4. g. et 19. . 8. m. et im 24. g. 3. d. et 33. . 1. d. (f f vnglawbig. 
im g. 6. a. (g f beleiben. 1. Job. 4. ant. fin. in deo manet. im 19. . 8. g. (h $ 
anfang. Psl. 118. v. principium verborum tuorum verita*. (i f haimlikait. Psl. 50. 
occulta sapientiae tuae manifestasti mibi. im 7. . 2. b. et 11. . 1. a. ei 12. . 1. 1. 
et 17. J. 1. a. et 80. 5- 6. f. (k f Paulus. 1. Cor. 11. in med. (1 f Avarhait. 
im 6. . 1. a. 

II. ^ Zuo erklaerung bestymbter trifacher (a) warhait, ist zemerckhen, daz 
von jnwenndiger warhait gots flewsst (b) die auswenndig goetlich warhait herab 
zuom mennschen, in dem got zuo seiner pildnusz (c) menschliche warhait beschaf- 
fen, daz istjns geschoepf geordent hat. Solbe warhait des geschoepfs kumbt nit 
aus nichding (d) sonnder von auszwendigem fluss goetlicher warhait, der do flewsst 
ausm prunn jnwendiger warhait gots. Das alles ist nur ain warhait, die von ain- 
annder nit zertrennt wirt. Der mensch sol sein warhait so jra got verlihen hat, 
allzeyt vergleychen (e) mit goetlicher warhait vnnd von derselben nymmer ab- 
weichen noch dauon fallen, sonnder allweg ain pildnusz beleiben gottes in der 
warhait. Alszdenn ist menschliche warhait auch goetlich, als ain gleichnusz aus- 
wenndiger warhait gots vnd ain pildnusz jnwendiger warhait gottes. Dergestallt 
ist alles nur ain wahrhait gots. Dergleichen seinn trifaltig all ander goetlich tugent, 
als lieb, (f) weiszhait, gerechtikait, mildikait etc. ( J ) Anfanklich ist got jnwendig 
das hoechst (g) guoet vnd vnermesliche lieb, ewiklich weis vnd allmaechtig, grund- 
los, parmhertzig, vnaussprechlich, mild vnd gerecht. Von denselben jnwendigen 
tugenten fliessen die auswendigen gottes kreft, nemlich goetliche lieb, weiszhait, 
maechtigkait, parmhertzikait, gerechtikait etc/ Bis aufn menschen, denselben macht 
got auch guot, weis, gerecht, parmhertzig, das ist, got reckt (h) vnd gibt dem men- 
schen freyen willen vnd die lieb, gerechtikait vnd weiszhait, auch ander auswen- 
dig goetlich tugent vnd gnad, daz dieselben der mensch solt annemen vnd braw- 
chen auch sieh damit vergleichen mit auszwendiger goetlicher lieb vnd andern 

(! Es braucht hier kaum erinnert zu \verden, dassBerlhold bei dieser Auseinandersetzung 
der Tugenden d. h. Eigenschaften Gottes dem theologischen Sprachgebraucb. seiner Zeit sieh an- 
scbloss. Es gibt in Gott keine Eigenschaften. Er ist selbst der Weise, Gute etc. Er ist sieh 
selbst gleich; ipse sua . . . deitas, ipse sua magnitude, ipse sua bonitas, ipse sua aeternitas, ipse 
sua omnipotentia. August. Trinit. Y. 11. n. J2. 



WAS ZEGLAWBEN 1ST JN GEMAIN. 43 

tu^enten gotes. auf das er. t waefe ain pildnuss gottes vnd seiner jnwendiger goet- 
lichen tugent. Was guots jnwendig (i) jm menschen, das ist in got aus wend ig, also 
ist jnwendige menschliche gcrechtikait, auswendige goetliche gerechtikait. Ber- 
gestallt werden verstanden all lugent zesein anfangs jnwendig in got, darnach 
auswendig von got, zuo lefft hyeunden dem menschen geraicht vnd zuoegeordent, 
die beschaffen tugent geacht werden, vmb dasdieselben jmm geschoepf zegebraw- 
chen seinn. 

(a f trifach. sieh. . \. c. (b f Qeusst. im 21. . 4. a. et 44. $. 1. b. (c ^ pild- 
nusz. im 29. 8. c. (d 5 nichding. im 11. . 3. e. (e f vergleichen. sieh. 1. $. 
4. e. et im 11. . 7. f. et 18. . 4. d. et im 50. . 2. b. (f f lieb. im 19. . 8. g. el, 
45. I- d. eg ^ hoechst. im 7. . 4. a. (h f reckt. sieh. 4. . 4. d. (i f iirsven- 
dig. im . 3- a. et im 88. . 3. e. 

III. ^ Gottes wort ist auf funfferley weg zeuersteen, ainsten jnwendig (a) 
vnd vierfert auszwendig. Inwendig goetlieh wort ist ewig vnd vnermeslich, be- 
nenndtlich die person gottes sun, dauon hernach jmm sibenden Capitel gemellt 
wirt. Das ander wort flewszt aus got vnd ist eingeleibt (b) in jumkfrau Maria 
(c) benenntlich Jhesus Christus, an dem endtlich Christenlicher glaub hangt, wie 
bernach voligt jmm achten Capitel. Dritt gottes wort ist schrifftliche oder rniind- 
liche potschafft von got, als die Bibel (d) vnd weissaguug, dauon jmm zwelfften 
Capitel steet. Vierdt goetlich wort wirt verporgenlich eingegeist (e), vorzeiten 
in Propheten, darnach in getrew vaetter vnd kunstreich lerer, auch taeglich jnn 
sacramenten vnd gemainschafft der kirch. zuo zeiten in besonder andachtige 
hertz (f) oder in ausgesetzt geistlich oebrer (g). Fiinft wort gots ist natiirlich vnd 
offenlich anzaigt in scheinberlichen creaturen (h). Dermass wirt ewigs jnwendigs 
wort gots (das vns sonst gaentzlich verporgen ist) auszwendig geoffenbart (i) mit 
leiblichen worten vnd scheinberlichen werchen durch vorangezaigt vier wege, die 
on mittel ( 2 ) hie seinn vnd ausgeen von got, benentlich die menschaifc Gristi, die 
beschriben Bibel vnd geistlich eingeistung auch leiblich geschoepf. Dasselb hat 
auch seinn anfang on mittel von got, der jmm anfang beschuof (k) himel vnd erde. 
Berueerter gestallt hat vns got sein jnwendig kretft auch seinen auszwendigen 
willenvnnd maynung geofFenbart, verkiindt vnnd zewissen than durch Patriarchen 
vnnd Propheten (I) durch engel vnnd erwoelt menschen, durch zaichen vnd leib- 
lich geschoepf. Zuo lesst durch seinn aygen Sun vnd heiligen geist. wie Paulus 
beschreibt, daz vor zeiten got manigerlay weis geredt hab mit den allten (m) vnd 
spricht. Got hat seines suns geist gesandt in ewre hertze. (n) 

(a ^ jnwendig. Job.. 14. ego sum via, veritas. sieh. . 1. d. et . 2. i. et im . 
4. a. im 7. . 1. a. et 18. 5. 1. a. et 20. . 1. a. (b f eingeleibt. im8. 1. c. et 54. . 9. 1. (c 
f maria. im 6. . 2. b. (d ^ Bibel. im 12. . 1. c. (e ^ vom eingeisten stet. im . 
4. e. et im 6. . 6. b. et ll. . 1. g. et 12. g. 2. c. et . 9. a. et 14. . 11. e. et 
12. 1. et 17. . 9. h. (f ^ hertz, im n. (g J oebrer. im 6. 5- 7. e. (h J creaturen. 
im 11. . 1. h. et 18. . 1. b. cum seq. (i 3 offenbart. im 11. . 1. c. (k ^ be- 
schuef. gen. 1. in prin. (1 f propheten. im . 6. d. et im 10. g. 3. k. (m J allten. 
im . 5. e. (n f hertze. Hebr. 1. in prin. multipharie multisque modis. Gal. 4. post 
prin. misit deus spiritum filii sui in corda vestra. sieh. f. et im 7. . 7. c. et 11. g. 
7. e. et 14. . 11. a. et 17. . 5. d. et im 71. g. 7. d. 

IV. f Auf erst vnd jnwendig wort, benentlich auf natiirlichen sun gottes, 
lawttet das Ewangelj. Imm anfang (a) das isl in got vatter, was das wort, nem- 
lich gottes sun, vnd das wort was bey got, vnd got was das wort, dasselb was auch 
jmm anfang bey got, iiber solh erst jnwendig goetlich wort lawttet das sybend 

( 2 on mittel-, unmittelbar, immediate. 



44 FUNFT CAPITEL. 

Capitel hernach volgund. Nachdem aber bestymbt ewig wort vnns gaentzlich 
verporgeti ist, hat es sich geoffenbart in annemung der menschait Gbristi. Der 
ist das ander vnd einleibt wort gots. Dariiber steet Ferrer jmm ewangelj. Vnd 
das wort ist worden fleyscb (b) vnd hat gewonet vnder vns, wir haben auch ge- 
sehen sein glorj gleich als des eingeporen goetlichs suns herrlikait, voller gnad vnd 
warhait. Dasselb wort ist vns ains tails verporgen vnd doch zeglawben, wie her- 
nach steet jmm achten Capitel. Drittes wort ist heylige schrifft vnd miindliche 
weissagung, dasselb wort zuoerforschen (c) vnd zelernen hat vns der herr beuol- 
hen, darjnn wir das leben linden moegen, dann solh wort gibt zewgknuss (d) von 
Cbristo dauon jm zwelften vnd sechzehenten capiteln. Das vierd eingegeist (e) 
wort ist zuouersteen bey disen wortten des herren. So jr vor koenigen (f) vnd 
fursten steen werdet soelt jr nit sonderlich bedenckhen, wie oder was jr reden 
wellet, in derselben stund wirt Ew eingeben was zereden ist, dann jr seydt nit 
jhen die do reden, sender meines vatters geist redet (g) aus Ew. Derselb geist hat 
geredtaussant Steffan (h) von deme geschriben ist, daz jhen, die mit Steffano dis- 
putiert, nit haben moegen widersteen dem weiszthumb vnd geist der aus jmge- 
redt. Dauid (i) spricht. Ich wil hoeren was got in mir rede, wann er wirt reden 
den frid in sein volckh. Dises eingegeist wort wirt an mer orten hieunden ange- 
zogen. Das funfft vnd auszwendig leiblich wort ist angerueert in bestymbtem 
Ewangelj bey disem stoll. Alle (k) ding seinn durch jne gemacht Also ist vns 
in obbestymbten funff wortten glawbliche (I) warhait angezaigt vnd fiirgelegt auf 
fiinf wege, nemlich verporgen in ewigem wort, darnach offenlich im eingeleibtem 
wort, deszgleichs in geschribem vnd rniindlichem wort, auch in eingegeistem, item 
in nattirlichem sichtbarem wort, das ist leiblicher kundschafFt. ( 3 ) Bey derselben 
leiblichen kundschafft vnd auszwendigem scheinlichem wort gots, soil ain yeder 
verniiftiger mensch glaubiger vnd vnglawbiger, sich selbs lernen erkennen vnd 
goetliche warhait erforschen vnd bedenckhen aws wen, durch wen vnd warumb 
er beschaffen sey. Alszdann wirt er erjnndert daz er vnd ain yeder aus nichding 
vnd von got beschaffen vnd zuo aimm menschen gemacht sej on alien zweifel, vmb 
das er got seinem schoepfer dienen sol. Zuo disem dienst vnd glaub ist ain yeder 
mensch von natur gepunden. Darausz sich die vnglawbigen (m) nit ziehen noch 
entschuldigen moegen. ( 4 ) 

(a f anfang. Job. 1. In principio erat verbum. sieh. . 3. a. et im 7. . 2. c. et 
19. . 4. a. et im 20. . 2. d. et 21. . 8. a. et 22. . 1. a. et 51. . 2. c. et 88. . 
10. c. (b f fleysch. Job. 1. verbum caro factum est. im 8. 1. c. et 10. g. 1. b. 
(c J erforschen. Job. 5. scrutamini scripturas. im 9. . 2. m. et 12. . 2. f. (d J 
zewgnusz. im 8. . 6. a. et . 8. a. (e 5 gegeist. sieh. g. 3. e. (f *f koenigen. Mat. 
10. in med. im 7. . 7. e. et 39. . 8- m. (g J redet. Mat. 10. im 7. g. 7. e. et im 
15. . 2.1. et 17. . 6. m. et . 11. g. et 18. . 8. b. (h f steffan. Actu. 6. im 62. $. 
1. h. et 84. . 2. b. (i f Dauid. Psl. 84. audiam quid loquatur in me deus. (k J alle. 
Job. 1. omnia per ipsum facta sunt. im 7. . 8. a. et 19. . 8- d. (1 ^ glawbliche. 
im . 7. b. (m 5 vnglawbig. im . 6. a. et 1. . 7. b. 

Y. f Dreyerlay ist zeglawben, ains das got sey. Das ander ist goetlichen 
worten zeglauben. Zum dem dritten isl in Got zeglawben. ( 5 ) Ersten artickel daz 
Got sey, mueessen aus natur glawben all menschen, Juden (a) vnnd Haiden auch 

( 3 in inspirato et create verbo quasi testimonio natural!, iibersetzt er. 

(* In der TJebersetzung bemerkt er, dass sich weder der Heide geschweige der Christ ent- 
schuldigen konne: a qua obligatione nee paganus excusatur ne dum Christianus. 

(= Die Theologen unlerscheiden nach deui Vorgange des hi. Augustin ein dreifaches ,,Glau- 
ben": credere Deum, glauben, dass Gott sey; credere Deo, dass das wahr sey, was Gott spricht; 
credere in Deum , im Glauben Gott lieben. S. Aug. Tract, in Joan. XXIX. 



WAS ZEGLAWBEN 1ST JN GEMAIN. 45 

ander vnglawbig (b), deszgleichs guot vnd poes Christen. Wider ganntze natur / 
\nd vernufft waere daz kain Got sey der beschaffen hab alle creatur, die wir 
scheinberlich sehen nach dem kain creatur sich selbs machen noch ainen elpogen : 
hinzuoe setzen mag. Dadurch wirt yeder verstaendiger aus not der natur be- 
zwungen, zebekennen vnd zeglauben, daz Got sey, sonst mueeszt liberal! nichts 
sein so kain Got waere. Zuoin andern ist zeglawben goetlicher weiszhait vnnd 
vnermeslicher warhait, neralich alien obbemelten wortten gots als vnwidersprech- 
licher zeiiknus vnd gewisser kundschaft. Also wird gelawbt Christo (d) vnd seinn 
gesandten. Also haben vor zeyten gelawbt vnd noch , Juden vnd Christen den 
allten vaettern (e) was sy von Got gesagt, sonderlich was jrarn newen vnd all- 
ten gesetz von Got aufgeschriben vnd vor zeiten durch die synagog auch dits- 
mals durch die kirch (f) angenommen ist, als die Bibel, zuo zeiten wirt glawbt 
den wunderzaichen (g) oder plagen als ermonungen von Got gesandt, aber solber 
glawb ist noch vnformlieh vnd nit gnuogsam zur saelikait. Darumb moegen den- 
selben glaub frumm vnd poes haben. Zuom dritten zeglauben in got seinn all 
menschen schuldig (h).derselb gelawb ist ain vertrawen vnd anfanng (i) der ere 
vnd lieb gots, dann wem du nit glawbest noch vertrawest, dem erzaygestu vnere 
vnnd vnwill als ainem vnwarhafftigem. Wildu nu Got, als hoechstes guoet, eren 
vnd preysen, jne auch iiber all ding lieben, so muoestu in jne gantzen glawb vnd 
dein vertrawen (k) setzen, alszdann wirdestu gesichert (I) vnd hebest an gerecht 
zewerden. Solhen glawb haben die frummen, so in Got glawben, vertrawen vnd 
hoffen. Jne auch furchten, pitten eren, loben, preisen, iiber alle ding jmm her- 
tzen lieben vnd jme dienen aus alien krefften, auch solhen glauh, lieb vnd dienst 
auswendig mit guoten werchen erzaygen vnd goetliehen gepoten alle gehorsam 
laisten. Diser formlicher (m) glawb ist gnuogsam vnd hailbartig. Wer aber 
denselben glawb nit hat, der bleibt vnsaelig. (n) Dauon wirt khain verstaenn- 
diger mensch ausgeschlossen. 

(a f Juden. sieh. . 2. h. (b f vnglawbig. im . 6. a. (c 5 creatur. Psl. 99. ipse 
fecit nos et non ipsi nos. Mat. 6. ant. fin. quis potest adjicere ad staturam suam 
cubitum unum? im 6. 5. 1. d. (d f Christo. im 8. 4. d. (e f vaeter. sieh. 2. $. 

7. d. sieh. . 3. m. (f f kirch. im 91. . 12. b. (g J zaichen. Aetu. 5. post prin. 
per manus appstolorum fiebant signa. im 86. . 8. a. Mat. 12. ant. fin. generatio mala 
signum quaerit. (h J schuldig. im 8. . 9- a. et 20. . 3. b. (i J anfang. sieh. 4. . 

8. k. (k J trawen. im 18. . . 7. e. et im 45. g. 3. f. (1 f sichert. 2 paral. 20. in 
med. credite deo et securi eritis. im 8. . 2. b. (m J formlicher. sieh. 3. . 6. g. 
et 64. . 6. f. (n f vnsaelig. im 6. 5- 10. i. 

VI. 5 Darumb haben die vnglawbigen (a) kain entschuldigung jres vnglawbs, 
dieweil sy sich selbs moegen erkennen vnnd vnlawgenbar wissen, daz ain got ist, 
, den sy aus not der natur vnd nach alien rechten schuldig seinn ordenlich zesuoe- 
chen, zefiirchten vnd zelieben. dem sy .glawben vnd dienen auch gehorsam laisten 
soellen, als jrern schoepfer, der beschaffen hat all zeitlich creatur souil wir der- 
selben sehen, versteen vnd empfindlich begreiffen mogen. Bey solhen creaturen 
wir lawtter vernemen das ewig. vnsichtbar vnd vnbegreiflich goetlich wesen. wie 
Pauhis beschreibt. Got hab jnen solhe ding geoffenbart. dann die vnsichtbaren 
(b) ding gottes, nemlich sein ewige gothait'vnd kraft, werden ersehen vnd ver- 
standen awsmm geschoepf der weld, besonder durch jhene ding die got herniden 
geworcht hat, dermassen daz sich die Lewt nit awsreden koenncn, dieweil sy 
ainen got bekennen vnd demselben nit beweisen geburliche Ere vnd danckbarkait, 
sonder sy seinn in jren gedannckhen eytel worden. Darnach Paulus weiter mel- 
det. Jm gesetz ist geschriben, daz got spreche. Jch wil mit andern zungen (c) 



46 FtJNFT CAPITEL. 

vnd mit andern lebsen reden zuo disem volck (der vnglawbigen) aber sy werden 
mich nit erhoeren. Darumb seinn die zungen (nemlich sichtige geschoepf) zuom 
xaichen, nit den glawbigen, sender den vnglawbigen, vnd die prophecey (d) (das 
ist heilig wort oder schrift) nit den vnglawbigen, sender den glawbigen. 

Bey sichtigen creaturen seinn zeuersteen leibliche ding vnnd scheinberliche 
zaychen, die offt vnglawbig leiit bewegt vnd zuom glawb gefueert baben als die 
drey koenig. (e) Job, Thobiam, Acbior (f) vnd ander mer. Bey propbeceyen 
seinn zuouersteen schrifftlich vrkund als die Bibel vnd miindlich potschafft, als 
der Apostel vnd ander vaetter predig vnnd lere. Nit daz got selber on mittel 
gescbriben oder geredt hab mit gemainen menscben, die goetlicbs beywesens 
vnwirdig (g) seinn, sonder Got bat seinen willen vnd maynung vns toedlicben men- 
schen hieher in dise weld schrifllicb oder miindlicb verkiindt durcb Engel oder 
Propbeten. Zuo lesst durcb heilige menschait Christi vnd sein Apostel, aucb 
nachmals durch annder lerer, zuozeiten durch wunderoderleiblicbe warzaichen, 
als do ain newer steren dreyen koenigen ist erschienen in orient, (h) 

(a J vnglawbigen. sieh. g. 1. f. et g. 4. m. et g. 5. b. et 1. g. 7. e. et i. etimS. 
g. 2. f. et . 8. e. et im 10. g. 5. g. et 18. g. 1. i. et 43. . 6. d. et . 11. h. et im 
51. g. 14. c. et 54. g. 11. d. et h. et 92. g. 4. n. (b ^ ynsichtbaren. Rom. 1. inmed. 
[nvisibilia enim ipsius a creatura immdi conspiciuntur. im j8. . 1. b. et 59. . 4. c. 
(c J zungen. 1 Cor. 14. in med. im 85. g. 5. f. et 39- . 6. i. (d f Prophecey. sieh. 
g. 3. 1. (e f ' Koenig. Mat. 2. in prin. sieh. 3. g. 5. b. (f f Achipr. Judith. 5. 
(g f vnwirdig. im 11. . 2. m. (h f Orient. Mat. 2. vidimus stellam ejus in oriente. 

VII. f Aws vorgemellten antziigen erscbeint , daz Christennlicher ( 6 ) glawb 
in ganntzer warheit steet, aber nach vnserm groben syn vnbegreiflich ist, vnd 
doch aus natur vnd vernufft zeglauben ist.^ Deszhalb hat got den menschen ver- 
staendig (a) gemacbt ( 7 ), domit er lerne vnd erkenne auch lieb babe die warbait, 
daneben die vnwarbeit basse vnnd vermeyde, daz er auch, aus zwayen dingen, die 
widereinander seinn (als ja vnd nayn) das glawblicher erwoele vnd glawbe, das 
annder faren lasse. Christenlichs glawbs stuckh vnd artickel ( 8 ) seinn gemaink- 
licb nacb der syndlikait swaer vnnd vnbegreiflich, aber aus grundlichen vrsachen 
vnd nach guoten sytten seinn sy fast glaublicb, daz wider billicb kain verniifftiger 
mensch streben soil nocb fueeglich mag, besonder die Christen, denen jr inuoeter 
(c) christenliche kirch anzaigt vnd fiirgibt, wie vnd was zeglauben sey. Dersel- 
ben kirch, als aufgesetzter seyl (d) der warbait, seinn wir Christen, als jre kind, 
schuldig geborsam zelaisten vnd vnwidersprechenlich zeglawben, angesehen, daz 
all maynung der kirch besser vnd gelawblicher seinn, dann das widerpart, als wo 
gefragt wirt ob ain ayniger Got sey oder nit, ob derselb ewig oder zeitlicb, frucht- 
ber oder vnfrucbtber, item ob alles, was von got hie ist, gewisse warhaitsey oder 
nit. Jst natiirlich glawblicher daz alle warhait got ist vnd besser es sey nur ain 
(e) got dann kainer oder mer goetter. Derselb got sey aucb ewig gewesen vnd 
nit von newem gemacht, nachdem on got nichts aus nichte werden mag. Desz- 
gleychs sey er jnwenndig fruchtbar (f) vnd nit vnfruchtbar nachdem sein vnmaessig 
auszwendig iriicht , das ist leiblich creaturen, offennlich erscheinen, dann kaine 
derselben von ewikait hat moegen sein sonst waere sy auch got , das vnmiiglich 
ist. Dergleichen raytung mag bescbehen in alien andern christennlichs glawbs, 
artickeln, daz sy glawblich vnd guot sein. Jnmass dieselben a.nfangklich durch 

( 6 In der TJebersetzung ,,katholischer" Glaube. 
( 7 Mit Verstand begabt. 

( 8 In der TJebersetzung : Enimvero fidei articuli sunt frequenter pro nostra sensualitate dif- 
flciles etc, 



SEXT CAPITEL VONN STUCKHEN CHRISTENLICHS GLAWBS. 47 

die Apostel christenliche kirch aufgesetzt vnd jm pete des glawbs eingeleibt hat, 
wie hernach voligt,. 

(a fl" Verstaendig. Ephe. 4. veritatem facientes in caritate etc. deponentes men- 
dacium loquimini veritatem. im 18. . 2. a. (b <f glawblicher. sieh. . 4. 1. et sieh. 1. . 2. R. 
et . 4. a. et 2. . 1. c. et . 7. a. et im 6. . 3. b. et im 7. . 5. d. et 8. . 5. a. 
et "9. 5. 8. b. et 10. . 4. d. et 11. . 6. b. (c J Mueter. sieh. 4. . 5. f. et im 63. 
& 7. d. (d f Seyl. 1 Thim. 3. in fin. im 11. . 6. d. et 14. . 11. d. et81. . 9.b. et 91. 
j. 12. b. (e f Ain. 1. Joh. 5. sieh. g. 1. b. et im 7. . 1. b. (f f Fruchtbar. im 
7. 5- 2. a. 



SEXT CAPITEL 

Yoim stiieklien Cluristenliclts 

I Aws schriftlichem vnd miindlichem wort gots seinn zeglawben, als 
vnwidersprechliche warhait (a) all artickel souil die kirch durch jr Regierer auf- 
setzt vnd gepewt in gemainen besatnungen vnd Concilien. Erstlich seinn durch 
die Apostel, als desselbenmals Regierer der Kirch, gemacht vierzehn artickel jmm 
gepet des glawbs begriffen. Darausz syben betrefFen die gothait, die andern syben 
artickel berueeren die menschait Christi vnd seinn bedeyt bey syben gulden leych- 
tern (b) in der selben mitte gestanden ist des menschens sun vnd hat in seiner 
rechten hand gehabt syben stern. Erster artickel bemelts glawbs, betreffend die 
gothait, ist. Jch glawb in ainen (c) Got. Der ander. Yater almaechtigem, schoe- 
pfer himels vnd erden. Dabey zuouersteen, daz got, der alle ding vermag, er- 
schaffen hab all geistlich vnnd leiblich crealur. (d). Dieselben zwen artikel hat 
gesetzt Petrus. Dritten Artickel Andreas also lawttend. Vnd in Jhesum Chri- 
stum seinn aingeporen sun vnsern herren. Dabey zuouersteen, Daz der sun warer 
Got ist. Den vierden artickel, daz heiliger geist auch warer got sey, hat gesetzt 
Bartholomeus. Jch glawb jnn heyligen geyst. yetzbemellt vier artickel beschlies- 
sen maechtikait vnd ainigkait des goetlichen wesens auch die Trinitet (e) der 
goetlichen personen. Deszgleichs Fiinffter artickel betrifft alltnaechtigen got, der 
allain die siind zuouergeben hat vnd vergibt, neralich jhenen die vnder Christen- 
licher kirch seinn, vnnd ist gesetzt durch sand Symon also lawttend. Jch glaub 
heilige cristenliche kirch, gemainschaft (f) der heiling vnd ablas der siind. Bey 
disen wortten seinn zuouersteen all drey (g) tayl der kirch. Erstlich die hie, 
streyttunde cristenliche kirch. Darnach die Triumphierund kirch jmm himel. 
Zuo lesst die pueessennd oder schlaffennd kirch, die jmm fegfewr ablas (h) der 
schuld erwartt. Sexsten artickel hat gesetzt Judas thadeus. Vrstend (i) des 
fleysch, daz die erwelten in alien dreyen tailen der kirch werden ersteen in jrem 
fleysch, welche erkiickung des toden fleysch allein got zuoegehoert. Deszgleichs 
hat allain sein goetliche allmaechtikait, ewige saelikait zegeben vnd die vngerech- 
ten ewiklich zestraffen. Darauf hernach voligt der sybend artickel, so Mathias 
hinzuoegesetzt vnnd gesprochen hat. Jch glawb das ewig (k) leben, so die erwelten 
erlangen werden. Die qbbeschriben siben artickel berueeren die gothait allain, 
die nachuolgenden syben artickel gehoeren zuo der menschait Christi. 

(a ^ warhait. sieh. 5. . 1. 1. (b f leychtern. Apo. 1. post med. vidi septem 
candelabra aurea. im . 6. e. (c f ainen. im 7. 5- 1. b. (d f creatur. sieh. 5. . 5. 
c. (e ^ trinitet. im 7. . 2. d. (f ^ gemainschati't. im 84. . 5. c. (g <f drey, im 



48 SEXT CAP1TEL 

13. . 10. c. et 58. 5. 7. 1. et 63. . 3. d. et 65. $. 2. e. et 81. g. 1. c. et 82. . 9. 
b. et 83. . 2. a. et 91. . 1. k. et . 3. g. (h f ablas.imSl. 5- 3. d. (i J verstend. 
im . 2. c. et im 57. 5- 1- g. et . 3. i. (k f ewig. im 20. . 6. b. 

II. f Erster artickel, die menschait (a) Christi betreffend, setzt zeglawben, 
daz gottes sun sey empfangen vora heiligen geist. Zuom andern daz er geporcu 
sey atis Junckfraw (b) Maria. Dise bed artickel hat gemacht Jacobus der merer 
(*) Sein bruoeder Johannes hat gesetzt dritten artickel, benenntlich goltes sun hab 
fur vns gelitten, vnnder pontio pylato , er sey auch gekreiitzigt, gestorben vnud 
begraben. Zuom vierden hat Thomas gesprochen gottes Sun sey in seiner sele 
abgestigen zuo den hellen. FiLnffter artickel durch Matheum gesetzt, melldet 
die vrstennd Christi daz er amm drilten tag erstannden (c) sey von den toden. 
Von seiner Awffart hat Jacobus der klainer jmm Sexten artickel gesprochen. Got- 
tes sun ist aufgestigen zuo den himeln vnd sitzt zuo der gerechten gottes vatter 
allmaechtigen. Zuom Sibenden hat Philippus gesetzt, zeglawben jiingsten tag 
rait disen wortten. Von dann er, benenntlich gottes sun, luinfftig ist zericbten 
die lebendigen vnnd toden, das seinn die gerechten vnd vngerechten menschen. 
Obbestymbte vierzehn stuckh des gelawbens haben zuo vnderweisung der newen 
Christen, gemacht die heiligen Apostel, do sy vonn Juden abbesondert vnnd aus 
forcht in aimm verschlossen gemach beyeinannder (d) gewesen vnnd daselbs ver- 
aintlich jmm gepet verharrt haben. Deszhalb pfligt man denselben glaub haim- 
lich zezprechen, vmb das desselbenmals die kirch iiberall durchaecht vnd in sor- 
gen gestanden vnd still sein hat mueessen. Nachdem aber Kaiser Constantin der 
kirch frid gab vnd erlawbte in gaulzer weld Christenlichen glawb zuoezelassen, 
desselbenmals hat Concilium (e) Nicenum, zuo auszlegung Christenlichs glawbs, 
verordnet des glaubs lobgesang das genennt ist Patrem (f) vnd offenbar froelich 
gesungen wirdt jmm Ambt der mess. ( 2 ) 

(a f menschait. im 10. . 1. a. (b J junckfraw. sieh. 5. . 3. c. et . 10. d. et 
im 85. f. 9. i. (c } erstanden. sieh. . 1. i. (d J beyeinander. Actu. 1. post prin. 
erant perseverantes unanimiter. (e f Concili. im . 5. c. et im 7. . 6- d. (f ^ 
Patrem. 

III. ^ Nach den Aposteln seinn jmm glawben vil zweiflich jrrung vnd misz- 
glawb erstannden die vnerledigt seinn beliben bis auf bemelten Kaiser Constan- 
tinum, vor jme vnd nach austailung der Apostel haben der kirch regierer Nemlich 
Bischof vnnd annder Vorgeer nit moegen zesammen kommennoch jrrig Artickel 
desglawbs erledigen. ( 3 ) Do aber Constantinus den geistlichen erlawbt hat, sieh 
zuouersammeln vnd Concilia zehallten. Jn denselben Concilien seinn die zweif- 
lichen Artickel vnd jrrung des glawbs erledigt vnd hindan gericht mit gemainem 
rat der geistlikait. Dariiber Athanasius (a) zuo beschiitzung des waren glawbs 

(* Jakobus der Aeltere, Grossere. 

( 2 Dass die Apostel das Symbolum nicht schriftlich in der angefiihrten Weise verfasst und 
hinterlassen haben, braucht kaum bemerkt zu -werden. Es heisst das apostolische, nicht nur 
weil es die apostolische Lehre und Glauben enthalt, sondern weil es von den Aposteln iiber- 
liefert wurde, zwar nicht schriftlich, aber mundlich, wie der hi. Hieronymus bemerkt: ,,Sym- 
bolum fidei et spei nostrae ab Apostolis traditum non scribitur in charta, sed in tabulis cordis 
carnal ibus."Epist. 61. Ebensp berichtet der hi. Petrus Chrysologus: ,,Symbolum fldei sola fide fir- 
matur: non Iiterae,sedspiritui credituretmandalur cordi,nonchartae."Serm.62.Derr6mischeKa- 
techismus gibt den Grund an, wavum sie dieses Symbohim verfasst; weil sie vom Herrn den Auf- 
trag erhalten, jedem Geschopfe das Evangelium zu verkunden, so hielten sie es fiir nbthig eine 
Formel des christlichen Glaubens zu verfassen, nach welcher alle Christen denken und sprechen 
sollten, damit keine Spaltung entstehe zwischen denen, welche sie zur Einheit des Glaubens be- 
rufen batten, sondern dass sie in Gesinnungen und Grundsatzen vollkommen einia waren. 
Cap. 1. n. 2. 

( 3 Sie konnten nicht msammen kommen and die i.rrigen Artikel erledigen. 



VONN STUCKHEN CHRISTENLICHS GLAWBS. -49 

aemachthat den psalm, Quicunque So man jmm Ambt der Prim spricht ainen versz 
vmb den anndern, wie vorzeiten vnnd noch Christenlich Lerer pflegen wider ketze- 
risch Lerer, red vmb red, scbrift vmb schrift, disputation weis zehallten. Darauf 
sol ain rechter Christ glawben all artickel souil in demselben psalm beschliissig 
steen, auch noch mer artickel die in anndern Concilien beschlossen vnd glawblich 
(b) seinn. die auch Cristenliche kirch zeglawben gepewt, besonder daz nyemandt 
fraeuenlich dawider strebe. ( 4 ) 

(a f Athanasius im concilio laodicensi. im . 10. h. et im 19. 9. f. et 54. . 
11. e- (b f glawblich. sieh. 5. . 7. b. 

IV. 5 Das aber biszher vil artickel (a) des glawbs seinn gemacht, verursacben 
die ketzer. Alsofft ain ketzerey (b) mit aimm falsen punct ist aufgestannden, da- 
wider hat die kirch souil des glaubs artikel setzen vnd die lewt zuo glawben die 
=3 warbait, mit gepot bringen mueessen. Darumb ist not, daz diser zeit ain Concili 
1 zesam kome von wegen der verrnaledeyten ketzerey die in lewtsch Landen er- 
1 stannden. ( 5 ) Domit die wahrhait an das liecbt koeme vnd der glawb in ainikait 
'4 bracht werde, dann in warhait nur ain (c) glawb vnnd ain gottliche tawb (d) ist, 
auch nur ain kircb, von der sich vil tewtsch yetz awszziehen vnnd jrrig wege fal- 
ses glawbs suoechen. ( 6 ) Wer sonndere lere trutzlich gibt, die von gemainer kirch 
verworffen oder sonnst abbesondert vnnd sich wider gemain kirch erhebt (e) vnnd 
nit gleych stymbt mit andern lerern die vnder ainiger kirch seinn. Denselben solt 
man hallten fur ainn ketzer vnd abgeschnitten widerspaenigglid. Dann alle glid 
mueessen jrem leib Christenlicher kirch ainhelliklich anhangen. Wir verkert tewt- 
schen wellen ditsmals lieber anhangen den zerissen lugen vnd verlaugenten Moe- 
nichen oder falsen lerern. Dann der gentz vnd ainikait Christenlicher warhait, die 
in aimm Concili (f) geoffent moechte werden. Was in aimm Concilj beslossen, 
ist zeglawben dasselb sey bescbehen durch den geist Chrisli, der zuoegesagt hat, 
Alsofft zwen oder drey in seinem nom zesamen komen, welle er in jrer mitte (g) 
sein. Hat nu Christus versprochen zekomen zuo zwayen oder dreyen, die sich in 
seinem nom zesamen fueegen, vil liederlicher kumkt er zuo ganntzer menig, die 
jm Concili beyeinander ist, von wegen des nom Christi. Wo nu Christus, daselbs 
ist auch sein heiliger geist den er versprochen hat zuo der kirch zesenden als ainn 
troester (h) der betruoebten vnd als ainn waren vnderweiser der jrrigen. Vmb das 
wirt solhe besamnung ain Concilj genent, daz daselbs der kirch Vorgeer vnd Re~ 
gierer (i) in ainem geist awf ain maiming zesamen gehelen vnd gleich stymen. 

( 4 Es gibt in der katholisehen Kirche folgende Glaubensbekenntnisse: das schon bcspro- 
chene apostolische, welches daskurzeste ist. Im Jahre 325 legten aufdem Concil zuNicaa 318 Va- 
ter den Glauben in einer erweiterten Formel gegen die Irrlehren des Arianismus dar; dieses beginnt 
Credimns in unum Deum etc. Eine weitere Erklarung wurde im Jahre 381 von ISO Vatern im Con- 
cil zu Eonstanlinopel gegcben. Dieses heisst auch das nicano-konstantinopolitanische oder das 
nicanische Symbol, und ist auch jetztnoch an einigen Often gebrauchlich. Die Irrlehren Luthers 
batten neue Bestimmnngen nothwendig gemacht, dieim Concil von Trient in einem eigenen Glau- 
bensbekenntnisse niedergelegtwurden. Dieses wird noch jelztin der Messe gebetet. DasAthanasi- 
scheheisstes, weil Athanasius (340) seinen Glauben in Rom bekannte, die Formel selbst ist wahr- 
scheinlichvon demBischofeVigiliusvonTapsosamEndedesS. Jahrhunderls verfasst worden. Dann 
haben wir noch ein Symbolum derSynode vom Lateran im Jahre 1212, dann von der Synode von 
Vienne im Jahre 1311 und das Decret des Papstes Eugen IV. an die Armenier. Der Inhalt der- 
selben ist gleichlautend, nur die Ausdrucksweise ist verschieden. 

( 5 In der Ueberselzung nennt er die Irrlehre Luthers ausdrucktich : ob Lutheranam cete- 
rasquemalediclashaeresesin Germania exortas, wabrend ersie hiernichtausdriicklichbezcichnet. 

( 6 Der Wunsch des frommen Berthold ging durch die Berufung des Concils von Trient 
in Erriillung. Es war ihm aber nicht mehr gegonnl, den Verlauf der Yerhandlungen und die 
endlichen Beschliisse dieses Concils zu erleben, da er schon 1343 starb, wain-end dasselbe erst 
1545 am 13. December eroffnet werden konnte. 

A e i t h m e i e r , Berlhold's Theologey. 4 



50 SEXT CAP1TEL 

(a f artikel. Dist. 15. c. 1. et c. sancta. dist. 16. et c. prima. ( 7 ) (b f ketzerey. 
im e. . . et im 54. . 11. g. (c f ain. Eph. 4. in prin. una fides, im 7. g. 1. d. et 
14. g. 9. i. et im 91. g. 12. e. et 92. . 1. d. (d J tawb. Cant. 6. una est columba 
mea. im 60. g. 2. d. et im 91. I.e. (e f erhebt. 2. Cor. 10. post prin. extollentem 
se adversus scientiam dei. sieh. b. et 1. '. 8- k. et 2. g. 6. e. et im 8. g. 2. g. et 14. 
. 7. e. et im 15. . 10. e. et 16. g. 4. 1. (f J Concilj. im . 5. c. et im 11. . 5. c. 
(g f mitte. Mat. 18. in med. im 14. g. 1. g. et 16. . 2. d. et 35. . 8. g. et im 44. 
. 5. e. (h } troster. Job. 16. post prin. im 11. . 5. b. et 12. 7. h. et 14. . 10. 
a- et 91. g. 12. f. (i f regierer. Dist. 15. c. 1. g. sinodus. im . 7. c. ( 8 ) 

V. ^ Wann in heiliger schrift ain oder mer punct (als offt beschiecht) in 
zwifachen verstand gezogen wirt, oder sonst jm glawb oder heiligen schrift jrrig 
artikel oder zweiflich sachen fiirfallen, die durch anndere heilige schrifft nit 
leicht moegen erledigt (a) werden, alszdenn ist not, dariiber ain Concilj zuoeruo- 
dernvnnd dorjnn, durch mittel ainsPapst|(b)/als obristen priesters gemainer kirch, 
nach rat seiner beysitzer, erklaerung vnnd entschids der warhait zegewartten. 
Also haben auf ain turfalende jrrung, der beschneidung halb, die Apostl vnd ander 
vaeter zuo Jherusalem ain Concilj (c) gehalten. dauon geschriben steet, daz sy 
beyeinander besambt gewesen vnd haben auf vnderweisung heiligs geistes (d), nach 
jrem guotbedunken dorjnn ain entschid gemacht vnd denselben den Christen gen 
Antiochia zuoegesendet. Darnach seinn vier genoetige Concilia gehallten. benent- 
lich Nicenum (e), Constantinopolitanum, Ephesinum vnd Calcedonense, in denen, 
als in vier Ewangelien, gantzer christenlicher glawb begriffen. Dieselben seinn fur 
ander Concilia zuoeren (f) vnd zehallten. Nachmals seinn mer ettwouil tapffer 
Concilia, in fiirfallenden jrrungen des glawbs, versamelt vnd gehalten, von denen 
jm Decret (g) ( 9 ) vnnd bewaerten Historien meldung beschiecht. Was dorjnn be- 
slossen, das ist zeglawben vnnd zehallten als ain gesetz der kirch. (h) Die in 
soelhen faelen von Christo gwalt hat Doch on veraendrung (i) der warhait. Diser 
gestalt seinn biszher all zweiffel des glawbs aufgehebt vnd all artikel in gewiszhait 
gestelt. Auf das die rechten Christen billich nit jrreh sollen noch sich durch ver- 
fueerisch lerer (die yetz allt ketzereyen widerumb vernewen) abfueeren lassen, 
sounder albeg jren festen glawb (k) selzen zuo heilyger kirch, als zuo jrer muoeter, 
vnnd sprechen, wie vor zeiten frumm ainfaltig lewt gesprochen haben, was chri- 
stenliche kirch glawbet, das glawb jch auch. Alszdenn waere ain yeder in seinem 
glawb gegen got ausgeredt vnd versichert. (I) 

(a f erledigt. im 14. g. 12. b. (b f Papst. im g. 6. m. et g. 7. e. et im 15. . 
1. b. et 17. g. 13. g. (c f Concili. Actu. 15. sieh. . 4. f. et im $. 6. 1. et g. 9. a. 
et 92. . 4. g. (d f geist. Actu. 15. post med. visum est enim spiritui sancto et 
nobis. im g. 6. b. et d. (e f Nicenum. sieh. g. 2. e. (f J zeeren. Dist. 15. sicut. ( 10 ) 

( 7 Nach der hi. Schrift haben wir im Laufe der Zeit keine Canones allgerneiner Concilien 
bis zum Concil von Nicea, da in den Zeiten derVerfolgung es den Bischofen nicht erlaubtwar, 
sich zu versammeln. In der angefu'hrten Stelle wird ausgefiihrt, wie unter Constantin und 
unter den spatern Kaisern sich die Bischbfe versammelten, und gegen die auftauchenden Irr- 
lebren die katholische Lehre nach dem Inhalte der hi. Schrift und der Ueberliefernng nahcr 
bestimmten. In dem Can. prima werden ebenfalls die verschiedenen Concilien aufgefuhrt, in 
denen Irrlehren verworfen und die katbolische Lehre festgestellt wurde. 

( 8 Der . 7. dist. 15. c. 1. beginnt mil einer Erklarung uber Concil. Synodus autem ex 
graeco interpretatur comitatus, vel Coetus. Concilii vero nomen tractum est ex more Romano. 
Tempore enim quo causae agebantur, conveniebant omnes in unum communique intentionc 
tractabant. . . . 

( 9 Decret Gratians, der dasselbe um das Jahr 11S1 vollendet hatte; es bildet den ersten 
Theil unseres Corpus juris can. und ist in 101 Distinctionen eingetheilt. Gratian war Monch 
mm hi. Felix in Bologna. Berthold fiihrt oft Stellcn daraus an, wie wir sehen werden. 

(i Die fragliche Stelle fiber die Autoritat der Concilien lautet: Sicut sancti Eyangelii 
quatuor libros, sic quatuor Concilia suscipere, et venerari me fateor. Nicaenum scilicet, in 
uo,o perversum Arii dogma destruitur. Constantinopolitanum quoque, in quo Eunomii et Ma- 



VONN STUCKHEN'CHRISTENLICHS GLAWBS. 51 

(a f Decret. Dist. 15. et 16. et 17. per tot. im 17. . 11. d. (h 5 kirch. im . 6. k, 
et im 8. $. 7. b. et 14. 5. 12. a,. et 91. 12. b. (i f aendrung. im . 6. n. et im 
11. g. 3. g. et 13. . 4. a. (k f glawb. sieh. 1. . 1. c. et 3. . 2. g. et 4. . 5. f. 
et im 81. $. 9. a. (1 } sichert. im 8. . 2. b. et 81. . 9. g. 

VI. f Wiewol geroaine kirch (a) 1st all Chrislenlich volckh durch gantze weld. 
dieweil aber solh gros volckh nit zesamen koeme noch vndeinahder etwas awsrich- 
ten mag. Deszhalb ist geordent daz aines yeden volckbs obrer vnd geistlicher 
vorgeer, benentlicb. die Pischof an ain ort zesamen kornen vnd daselhs halten, 
ain gemain Concilj. Dasselb hat gewalt in gantzer christenhait. denn in seinen 
satzungen, ordnungen vnd entschid, gentzlich gelawbt sol werden als der heiligen 
schrifft. Nachdem in rechtinaessigen Concilien heiliger geist regiert (b) alswol er 
bey den Propheten vnnd Aposteln regiert hat. Dann alsuil die kirch vnd Concilj 
zuo der Apostel zeit ; gwalt gehabt, souil gwalts hat nocb heutige kirch, die gantz 
vnd vngetailt ist zuo aller zeyt vergangener, gegenbiirtiger vnd kiinfftiger. Fiir 
dieselb, als fiiv sein ainige prawt, hat Ghristus gelitten vnd seinen heiligen geist 
zuo jr gesandt. Er lasst auch denselben geist, als die lebentig sele (c), albeg bey 
der kirch beleiben. Vnd ist vnnot daz ain Concilj jm beslus oder gepot albeg 
schrift anzaige, heiliger geist (der iin Concilj regiert) bedorf zuo seiner weisuug 
kainer schrift, die nur dem nienschen not ist, sich dorjnri heiligs geists maynung 
zuoerkundeh. Die A-postel vnd a'rider Vaeter haben on schrilBFtlich anzaigen, allain 
aus einflus 'heiligs geists (d), nach guotbedunckben, in jren Concilien satzung ge- 
rnacbt, vnnd enntschid geben. Also seinn in der Apostel Concilj erwellt syben 
Diacon (e) vnd Mathias (f) zuo aimm Apostel. J v tern die besneidung (g) abgenomen 
vnd der tawf (h) form ain Zeit verwahdelt. Dieweil Christenliche kirch durch 
Petrum (i) vnd durch 'annder jr'vorgeeY v61len : gwalt (k) gehaht, in jrehi Concilj (I), 
on bewaerung ainiger schrifft, aus eihgeben heiligs geistes, zeordnen ynd zesetzen 
was christglawbigen not gewest, warumb solt dann hewt die kirch durch Papst (m) 
vnd anderjr vorgeer hit auch solh mach't Kaben, angesehen daz taeglich der kirch 
new vrsach furfallen vnd den lewten sender notdurfft obligen. Derhalb new ge- 
setz vnd sonder vefs : ehurig zeordnen vnd zemachen seinh. Doct allenthalben on 
verserung (n) der warhait. 

(a f kirch. im 12. . 9. b. et 27. . 6. e. et 91. . ; 2. a. (b f regiert. sieh. $. 5. 
d. et 5. . 3. e. (c f sele. im 7. . 7. f. (d 5 geists. sieh. . 5. d. (e f Diacon. 
Actu. 6. im 94. . 9. h. et sieh. . 1. b. (f ^ Mathias. Actu. 1. im 92. , 4. a. (g f 
besneidung. Actu. l'5..in,^prin. (h ^ lawf. Actu. 2. et c. 10. im 60. . 11. d. (i f 
Petrum. im . 9. b. (k f gwallt. sieh. . 5. h. (1 ^ Concili. sieh. 5. c. et im 16- 5- 
4. g. (m J Papst. sieh. . 5. b. (n ^ verserung. sieh. . 5. i. 



VII. 5 Wo J Q ettlichen Concilien widerwaertig (a) enntschid erscheinen, 
dieselben sollen nach gelegenhait (b) der zeyt vnd lewt vergleicht, vnd daneben 
angesehen werden, welh Concilj ellter vnd tapffrer gewesen, oder deme aus be- 
weglichen vrsachen mer zegelawben sey. Dann heyliger geist hat sein lere oder 
gepot durch die Concilj gemeret oder gemyndert veraendert oder gar awfgehebt, 
nach gelegenhait der zeit oder nach gescbicklichait der menschen, die ain zeyt 
fur die ander diemueetiger oder vbermueetiger, andechtiger oder vngotszforchti- 
ger, fleyssiger oder laessiger, milder oder gueetiger seinn. Nach denselben aygen- 

cedonii error convincitur. Ephesinum .etiam primum, in quo Nestorii impietas judicatur. 
Chalcedonense vero, in quo Eulychis Dioscurique pravitas reprobatur, lota devotione com- 
pleclorj integerrima apprpbatione custodio, quia in his ve^ut in .quadrato lapide sanctae fidei 
structura consurgit, et cujusiibet vitae, alque actionis horma cbhsisiit. Dist. XV. c. 2, sicut. 
aus dem hi. Gregor lib. I. Registr. epist. 24. 

4* 



52 SEXT CAPITEL 

schefften mueessensicb rich ten der Concilj Regierer vnnd des volckhs vorgeer. (c) 
Doch in mass sy nach jrem stannd vnd vernufft (d), vom heyligen geist vnderweist 
werden. Wiewol zebesorgen ist, poeser geist vnnd aygner nutz koeme biszweyl 
auch dazwischen vnd verhinder guoete awszrichtung. Wann aber in aines Concilj 
entscbid, widerwaerlig mainung vnd vngleich stym waeren, Alszdenn ist on 
zweiffel, aws krafft heiligs geistes jhener tail zehallten, den ain Babst (e) be- 
schlewsst. Dann hat der vnrecht Caiphas (f) (der nur auf ain jar obrister priester 
der synagog gewesen) heiligen geist gehabt, die warhait zepropheceien, darausz 
ist zeuermuoettcn, daz ain Bapst (der sein leben lanng Obrister priester der kirch 
ist) vil billicher dann jaeriger Caiphas, Waren geyst hab zuo erklaeren (g) die 
zweiflichen sachen jmm glawb vnnd die schwaeren Punct in heiliger schrifft. Ob 
nun gleich ain Bapst oder ander geistlich obrer, siindig oder vnrain'(h), waere er 
dannoch der Kirch fiirgesetzt, dcszhalb durch jne, von seines Ambts wegen, heiliger 
geyst wiircht, \\ie derselb durch Caipham gewiircht hat vnd taeglich wiircht jnn 
Sacramenten durch geweicht Priester, sy seinn guot oder poes. Offt ist ettwas 
guots vnderm poesen. (i) ( n ) 

(a J widerwaerlig. Dist. 50. domino, in fin. im 14. . 5. g. ( 12 ) (b J gelegen- 
hait. im 11. '. 6. c. et 14. . 9. c. et . 12. c. et 17. . 10. c. et 19. . 4. e. et 91. 
. 12. b. (c f vorgeer. sieh. . 4. i. et im . 8. b. (d J vernufft. im 18. . 2. a. 
(e ^ Papst. sieh. . 5. h. et 5. . 3. g. et 14. . 11. c. et 89. 5- 9. a. (f f Caiphas. 
Job. 11. in fin. im 20- . 9. e. et 39. . 7. h. et 92. . 7. a. (g f erklaerung. im 
91. . 15. c. (h f vnrain. im 91. . 9. a. (i ^ poesen. im 44. . 5. e. 

Yin. ^ Hyewider wirt durch Luther eingefueert diserspruch Pauli (a). Ob 
dem beysitzer etwas wurde geoffennbart, alszdenn sol der obrer geschweigen, 
gleich als hab heiliger vnd nit deiiflischer geist dem Luther sein newe lere ein- 
gespiben vnd geoffennbart, deszhalb soelle gegen jme Bapst schweigen. Denselben 
spruch Pauli pewgtLuthervnbillich auf sein false maynung, sonder er ist also zuouer- 
steen, wann gantze kirch zesamen kompt, nemlich die Bischof, als geistlich der 
Christen obrer (b) in aym Concili, alszdenn solten nit vil durcheinander reden, 
sonder in zymlicher ordnung, ainer nach dem andern sein guotbedunkhen sagcn, 
die anndern soellen dariiber yrtailen. Wann der vorder geredt vnnd jhenem, der 
nach jm sitzt, geoffenbart ist zereden, alsdenn sol der vorder geschweigen vnnd 
den andern auch reden lassen, auf das nit zwen miteinander reden. Darumbmag 
nyemant aus bestymbtem spruch Pauli vermuoetten, daz der obrer dem nidrern 
vnderworffen oder zeuolgen schuldig sey, oder daz ain gantz Goncilj wider ainen 
man nichts moegen beschliessen. Solher form wirt gehallten in ordenlichen Con- 
cilien, was daselbs fiirbracht oder not ist zerichten, dasselb wirt zwayen oder 
dreyen oder mer personen, als aimm ausschus, beuolhen, dariiber ain beschlus 
zebegreiffen, vnnd denselben airnm ganntzen Concilj nachmals fiirzetragen. Darauf 
ain yeder sein Stym vnd volg pfligt zegeben. Ob darnach ainem aus jnen ettwas 
sonnders geoffennbart, darjnn wirdt er auch gehoert, aber sein. offennbaren gillt 
nicbts es werdedann durch das Concilj angenomenvnndbeschlossen. Heiliger geist 
wiircht on zweifel mer bey ganntzcr besamlung, dann bey ainlitzigen menschen. 

( u Ueber diesenPunkt bemerkt das Concil von Trient: Siquis dixerit, ministrum in pec- 
cato mortal! existentem, modo omnia essentialia quae ad sacrameutum conficiendum aut con- 
ferendum pertinent, servaverit, non conficere, aut conferre sacramentum: anathema sit. Sess. 
YH. c. 12. 

( 12 Die Stelle wird dem Isidor zugeschrieben; sie steht in Corp. jur. dist. SO. c. domino; 
sie ist einem langeren Briefe enlnommen: In fine autem hujus epistolae hoc adjiciendum pu- 
tavi, ut quotiescunque in gestis Conciliorum discors sententia invenitur, illius Concilii magis 
teneatur sententia, cujus aut antiquior, aut polior extat auctoritas. 



VONN STUCKHEN CHRISTENLICHS GLAWBS. 53 

i (a f Pauli. 1. Cor. 14. anf fin. si sedenti revelatum fuerit prior taceat. (b ^ 
[ Obrer. sieh. . 7. c. et im 15. 'g. 1. b. 

! IX. f Aines vnderthans ratschlag mag jmm Concilj angenomen vnd darauf 

I beschlossen werden. Daneben des Babsls oder ains andern obrer ratschlag ver- 

I -worffen, dann in ratschlegen gibt Bapst sein stymm wie ain mensch, nit an stat 

gots wie ain Bapst. Aber der beschlus des ratschlags muoes jmm Concilj durch Jn 

bescheben als durch den Stathallter Christi, wie beschehen ist jmm Concilj (a) das 

\ die Apostel vnnd ElHer zuo Jherusalem gehallten. Darjnn Petrus, als jr Vorgeer, 

f seinn rat erstlich gegeben, nachmals Jacobus auch sein maynung gesagt, nemlich 

! daz nacb dem Ewangelj das alt gesetz nymmer pinde. Darein aintraechtiklich das 

I ganntz Concilj verwilligt. Darauf Petrus (b) als Bapst vnd obrer, vnangesehen 

| seinen vorigen ratschlag mitsambt anndern Aposteln, die rnaynungJacobi beschlos-^ 

I sen vnd auszgcen hat lassen, Dergleichen mag ain yeder, wer jmm Concilj stymm 

| hat, sein maynung frey erzelen, vnnot daz er des Babsts, als aines menschens rat- 

1 schlag volg. Welliche maynung jmm Concilj den Beysitzern oder mererm tail aus 

jnen, amm besten gesehen vnnd geuellig ist, dieselb wirt durch den Bapst, als 

Stathallter Cristi , beschlossen vnnd zehallten gepoten. Das alszdenn ain yeder 

Christ anzenemen schuldig ist bey Christenlicher gehorsam. 

(a *f Concili. Actu. 15. sieh. . 5. c. (b f Petrus. sieh. . 6. i. 

X. ^ -^'so seinn nach den Aposteln ettlich artikel zuom glawb gesetzt, be- 
nenllich das Cristus (a) gottes naturlicher Sun vnd warer Got sey. Deszgleichs 
heiliger geys-t (b) dritte person in der gothait sey. Jtem das Cristus nur ainfache 
person vnd nit zwo seinn, dauon jch hieunden (c) sagen wil, Es ist auch in der 
kirch gepoten zeglawben ewige junckfrawschafft (d) Marie, dawider Eluidius 
groblich geschriben het. Deszgleichs seinn die pild (e) in Goncilien zuoegelassen 
Dergestallt haben Bapst vnnd Concilia als Obrikait der kirch (die durch dieselben 
representiert vnd bedeyt ist) vollen gwallt, mil hilff heiligs geistes, zuoerkennen 
vnnd zuoerklaeren (f) was war oder vnwar sey. auch dariiber zegepieten bey Chri- 
stenlicher gehorsam, jhenes was sy beschliessenn zegelawben als ainn Artickel des 
rechtens oder wares glawbs. Nit das soelhes ain neiiwer artickel, sonnder erst 
bey vnns von newem die warhait dariiber erfunden ist. Dann Sun vnd heiliger 
geist seinn von ewikait zwo person in goettlicher Trinitet. Maria ist allzeit junck- 
i'raw beliben. Deszgleichs in der mess die verwandlung (g) des prots jnn leib 
Cristi vnd des weins in pluoet Christi von anfang der kirch allweg beschehen, 
aber solhes den menschen lanngzeit vnbewisst gewesen, bis die kirch dariiber er- 
klaerung geben hat. Wer nun wider die kirch ainen oder mer beschlossen ar- 
tickel nit glawben wil, oder fraeuenlich dawider strebt, derselb ist zeachten fur 
ainn ketzer, vnd wirt nit tailhafftig des verdienn oder gnuoglbuoung Cristi, als 
taeglich jmm Ambt der prim (h) gelesen wirt. Quicumque vult salvus esse etc, 
Wer saelig (i) wil sein, der muoes vor alien dingen hallten vnd glawben Christen- 
lichen glawb mit seinen stuckhen, sonst mag er nit erraichen die saelikait. 

| . (a f Christus. im 7. . 9. d. et54. . 10. b. (b geist. im 7. g. 6. f. (c f vnden. 

im 19. $. 9. a. et . 11. b. (d 5 junckfrauschaft. Esa. 7- virgo concipiet. Mat. 1. in 
i fin. ecce virgo in utero habebit. sieh. g. 2. b. et im 10. g. 3. d. et 11. . 4. e. et im 

51. . 16. a. et54. g. 5. g. et 85. . 9. per tot. et 97. . 2. b. (e f pild. im 85. . 

6- b. (f J erklaeren. im 11. . 4. a. et 13. g. 4. c. (g J wandlung. sieh. 2. . 7. e. 

et im 63. . 8. f. et 66. . 1. a. (k f Prim. Psl. quicunque. sieh. . 3. a. (i f 

saelig. sieh. 5. S. 5. n. 



54 SIBENJD CAPITL 

~ ' 



SIBEND CAPITL 

von jnwemliger warliait gottes. 

I. Oben (a) beschiecht meldung von jnwenndigem goltes wort, das ist ewige 
bestaendige warhait, dorjnn Christenlicher glawb festiklich besteet. Ausserhalb 
desselben mag kain ander glawb war sein, dann wie nur ain got vnd ain warbait 
ist, also mag riur ain warer glaub sein. Daraus entsteen zwo frag. Erstlich ob 
nur ain got oder mer goetter seinn. Darnach ob Got in jmselbs fruchtbar oder 
vnfruchtbar sey. Auf die a'in frag ist antwort. daz von natur nur ain ainiger (b) 
got sein muoes, der vater vnnd anfanng(c) aller ding vnd in vnns alien sey, nach 
spruch des Apostels. (d) Ain herr, ain" glawb, ain tawf, ain got vnnd vatter aller 
ding. Wie erste zal (e), von der all ander zal koemen, nur ains allain vnnd nit 
mernoch weniger ist, also mag nur ain goetlich ding sein. Von deme all ander 
ding berkommen, Jtem in natiirlicher ordnung wirt befunden, daz nur ain got ist. 
Wie ganntze leibliche creatur, als dietyer, inmenigerlay natur vnd geslaecbt seinn 
gespallten als leben, Pernn, Ros, Binder vnd andere tyer, der geslaecht on zal 
seinn jm luft, in wasser vnd auf erd^ dieselben alle sollen dienen vnd vnderworf- 
fen (f) sein der ainigen menschlichen natur vnd geslaecht. Also ist ganntz mensch- 
liche nalur in menigerlay zal der menscben gespallten, daz sy all dienen vnd vnder- 
worffen solten sein ewigem got, der ainig ist in der zal. Darumb sol got billich 
vnd naturlich in der ainikait hoeher steen vber menschliche (g) nalur, die ainig 
ist jm geslaecht r aber vilfeltigin der zal. Deshalb muoes die gotbait, nit allain jm 
geslaecht vnd natur (wie die menschen) sender aucb in der zal aynig sein, nem- 
lich daz nit mer dann am got sey, wie nit mer dann ain menschait ist. Wo goet- 
licbe zal (h) gespallten vnd mer goetter dann ainer, waere jr khainer allmaechtig 
noch vnermeslich, was ainer h jet, das wurde dem andern abgeen vnd goetlich 
regiment gespallten, yedes freyer will waere sein aigeu, dadurch all jr krefft getailt 
vnd geswaecht warden, Daraus enntstueende vngleichait, vnainikait, vnrichtikait, 
verwuestung vnd zerstoerunj; aller ding. Vnd in die leng weder goetter noch jr 
geschoepff besteen mpechten. Dieweyl wir aber scheinberlich empfinden daz die 
geschoepf beleiben, sonderlich das ober firmament (i) richtiklich geordent vnd 
seinen staeten gang b.ehellt,. dabey mueessen wir abnemen ( J ) vnd vnzweiflicb 
glauben, daz nur ain ayniger gotsey in der zal ain wesen, ain natur vnd vnzer- 
tailte Substanz. Das lernet vns die natur vnd vernuft auch allenthalben hei- 
lige schrift. (k) 

(a f , Oben. sieh. 5. . 3. a. (b f ainiger. 1. Job. 5. pater, verbum et spiritus 
sanctus et hi tres unum sunt. im k. et im . 6. c. et im . 7. a. et sieh. 1. .8. a. 
et 5. . 7. e. et 6. . 1. c. et 12. . 3. g. et 20. . 4. c. et 22. . 10. b. et im 29. . 
3. c. et 51. . 2. a. (c f anfang. im . 2. c. (d f Apostel. Eph. 4. in prin. unus 
dominus, una fides, unus pater omnium, sieh. 6. . 4. c. (e 5 'Zal. im h. et im . 
3. n. et im 26. 7. c. (f f vnderworffen. Psl. 8. im 27. . 2. e. et 29. . 12. c. 
et 78. . 5. e. (g 5 .menschliche. im 27- .1. g. (h 5 Zal. sieh. e. im 20. X 4. d. 
(i f Firmament. Psl' 18. in prin. opera manuum ejus annunciat flrmamentum. im 
25. . 4. b. et 28. . 9. a. et 29. . 5J e. 'et ; 3f. 5- 5. d. -'' et 49. . 10. d. et 54. . 3. 
d. et 79- . 8. b. (k f schrift. JDeut." 6. in prin. deiis unus est. sieh. 6. 

(* Bertbold lasst sieh in die Beweisfuhrung des Grunddogma's von der Einzigkeit Gottes 
nicht ausfiihrlich ein, indem 'er es voraussetzt, und nur den sogenannten kosmologischen Be- 
ffeis gibt. Tertullian bemerkt schon: Si Deus est, unicum sit necesse est. advers. Hermogen. 
c, 4.; und gegen Marcion: Deus, si non unus est, nonest. lib. I. c. 3. 



VON JNWENDIGEK WARHAIT GOTTES. 55 

heiliger Trinitat. 



II. 5 Die ander frag. Ob got jnwendig in jmselbs fruchtbar (a) oder vnfrucht- 
bar sey. Das betrifft heilige Trinitat. vnnd ist vbermenschlichen verstand ettw.'is 
sruntlichs zewissen pder zuoerforschen in goetlicber haimlikait. (b) Besonnder 
ist froemd zegelawben, daz ain got drey person seinn, vnd wir mueessen docb 
solicbs glawben, dieweyl Christennlicher glawb seinn ursprung bat aws jnwen- 
digem wort gots. dadurch goetliche Trinitat geursacht ist, wie jrn Ewangelj steet. 
| Im anfang (c), das ist in Got vater, was das wort, nemlich got sun, vnd das wort 
" was bey got, ist zeuersteen in der lieb (c) beiligs geistes. Dises ist goettlicbe 
Trinitat (d) die heiliger, geist geoeffennt bat seinen Aposteln, die darauff solhe 
Trinitat in jren glawb eihgeleybt vnd dariiber Augustinus (e) fiinfflzehen bueecher 
I geschriben hat, aus denen ich vnd nocb aws mer andern Lerern die hernachuol- 
| gend vnderricht gezogen bab. Von Erst, dieweil gesehen wirt, daz got ausser- 
halb seiner natur, all geschoepff berfiirbracbt vnnd nocb taeglicb new menschlich 
geist, aws nicbding beschaefft auch jaerlich new frucht gibt. Daneben geordennt 
bat, daz sein creatur (f) aucb frucbtbar seinn. Jnwendig vnd awszwendig frucbt 
4 wiirchen. ain yede creatur nach jren statten, Darumb waere wider goetlich 
I aigenschafft vnd natur auch wider alle vernuft, daz Got auszwendig fruchtbar vnd 
1 jnwendig vnfruchtbar solt sein. Sender festiklich ist zegelawben vnd entlich 
I dafiir zehalten, Got geper vnnd hab jnwendig vil groessere frucht, dann er ausz- 
j wendig erzaig. Wie dann got selbs jm Esaia (g) spricht. Warumb wolt jch nit 
1 geperen der jch anndere ding mach perhafft? warumb wolt jch vnfruchtbar sein, 
"I der anndern dingen fruchtberkait verleyhe? Aber Esaias verraaint, nyemannts 
1 moege gottes ewige geperung awssprechen (b). Solber jnwendiger vnermeslicher 
I frucht gottes seinn zwo. aine der natur, die ander der lieb. Der natur frucbt ist 
I genennt goettlicber Sun. der lieb frucht ist genennt heiliger geist. ( 2 ) 

:4 (a 5 fruchtbar. sieh. 5. . 7. f. et im 11. . 1. d. et 26. . 1. i. et 88. 5- 12. g. 

1 (b ^ haimlich. sieh. 5. . 1. i. et 80. . 6. f. (c f anfang. Joh. 1. in prin. sieh. . 
H- c. et . 4. b. et . 7. b. et 5. . 4. a. (c f lieb. im g. 5. a. (d ^ Trinitat. sieh. 

2 G. 5- 1. e. (e f Augustinus de trinitate. (f ^ creatur. im . 3. a. et h. et 46. . 5. e. 
| (g <[ Esaia. 66. post prin. im 8. . 2. i. (h J awssprechen. Esa. 53. generationem 
| ejus quis enarrabit in 10. . 7. a. 

| 111. ^ Erstlich will jch sagen von naturlicher frucht gottes. Wir sehen daz 
$ got mennschlichem geschlaechtkrafft (a) geben hat, aus Jme zwayerlay ausfuerung 
j zethuon, ain naturliche vnnd ain kunstliche. die natiirliche ist. daz der mensch 
| aws seiner natur ainen andern menschen derselben natur gepert. Die kunstlich 
! ausfueerung ist, wann ain werchman (b), nit aws seiner natur, sonnder aws ande- 
| rer materj, oder aws seiner Jdea (c), das ist aus fantasey oder Visier, ain werch 
| macht. Dabey zeuersteen daz Got auch zwayerlay awsfueerung hat, nach ainer 
j gepert Got jnwendig awsz seiner natur den Sun, als sein ewige (d) pildnusz, nem- 
I lich Got von got, das Liecht (e) vom liecht, die Warhait von der warhait. Nach 
| der andern auszfueerung hat pt als Kunstreicher (f) werchman, aus keiner an- 
| dern materj, allain aws nichding, durch sein goetliche Jdeam, in der zeit aus- 

-'4 _ _ . _ _ _____ ' _ ^ __ __ _ _ 

-1 ! : - ' 

;:] ( 2 Die Stelle des Propheten Isaias: ,,Sollte ich, der Andere gebaren macht, nicht selbst 
I auch gebaren; sollte ich, dev Andere fruchtbar macht, nnfruchtbar seyn, sprichl derHerr," 
| hat Berihold nach dem Vorgange der Scholastiker auf die naturliche Fruchlbarkeil Gottes an- 
';( gewendet, allein nach dem ganzen Zusammcnhange spricht er von der Bekehrung der Heiden 
,S zum Glauben in der Taufe Christi. Vergl. Cornel, a Lapide zu dieser Stelle. Die zweile Stelle 
\ (c. S3, 8.) kann allerdings von der ewigen Zeugung, Geburt genommen werden, aber auch von 
i der menschlichen nach Alhanasius de Incarnat. verbi, Justin, quaest. 67. Tertull. contr. Ju- 
> daeos. c. 13. 



56 SIBEND CAPITL 

wendig gemacht alle weld, (g) Die Erst awszfueerung gottes Suns ist vnermeslich 
vil mer zeschaetzen dann die annder awszfueerung der weld. Jn mass, ain 
wercbman mer schaelzt auf sein geporen kind, dann auf sein gemacht werch. 
Jtem yede creator (h) gepert staets vnd on vnderlas jr pildnuss, als gesehen wirt 
in aimm spiegel (i) oder in andern gegenwurffenn die faehig seinn der pildnuss, 
was dauor sleet, das gepert von stund an sein pildnusz alsofft vnd alslang es vor 
dem spiegel steet. Hat nu solhe aygenschaft yegliche creatur, vil mer bat dieselb der 
Schoepffer, von deme die creatur mitsambt jrer aygenschafft herkummbt, daz derselb 
Got schoepfferin jme cwiklich vnd staetigs geperl sein vnermeszlicbenaturliche pild- 
nuss, benenntlich goellichen Sun (k) der solb geperung staets annymbt. Doch ist 
hyerjnn disevnnderschid, daz die creatur vnd jr pildnuss (I) zway ding seinn. desgleichs 
Got vnnd sein auszwendige pildnuss, nemlicbder mensch, seinn auch zway ding. Aber 
got vater vnd sein jnwendige nalurliche pildnuss, benentlich got sun, seinn nurayni- 
ger Got, ain substanz (m) vnd allentbalben nur ain ding, dann die golhait ist natiir- 
lich aynig in der zal (n) wie die menschait aynig ist jm geslaecht. ( 3 ) 

(a f krafft. sieh. . 2. f. (b ^ werchman. im 22. . 3. c. (c f Jdea. im 19. . 
1. c. (d ^ ewige. im k. et im 29. 5. 8. e. (e f liecht. im . 8. h. et 9. 6. c. et 
88. . 5. i. (f f kunst. im 22. $. 2. h. (g f weld. 22. . 1. b. (h } creatur. im 1. 
et sieh. . 2. f. (i J spiegel. im 21. . 1. k. et 40. . 4. d. et 42. . 9. a. et 44. . 
8. e. et 47. . 8. c. et 68. . 7. c. (i f Sun, sieh. d. im . 10. a. et im 29. <J. 8. e. 
et 45. g. 1. e. et 54. . 6. e. (1 f pildnuss. sieh. h. et im 29. . 1. c. et . 8. c. 
(m f substanz. im 9. . 6. b. et 54. . 6. f. (n f Zal. sieh. . 1. e. 

IV. f Darumb ist khain vnnderschied zwischen goetlichem vater vnnd sun, 
allain daz vater gepert vnd Sun geporen wirt. Der ain gibt , der ander die gab 
annymbt, der ain wtircht goetlich krefftvnnd tugent, in demanndern werdensoelh 
krefft vnd tugend geworcht. Das woellest also versteen. Got vatter ist in jm- 
selbs natiirlich vnd vnermeslicb das boechst(a) guoet, ewig, weis, groszmaecbtig, 
krefftig, gerecbt, mild, gueetig, vnd vol aller annder rugennt. N,acb-goettlicher 
aygenschafft vnnd natur, geperen dieselben krefft vnd tugennt widerumb,.vnermes- 
lich hoechstes guoet, ewikait, weiszhait, allmaechtikait, gerechtikait,. mildikait, 
gueetjkaif, vnd all annder goetlich krefft vnd tugent. Die ain goettlich fruchtbar 
vnd perba fft a vgehscHafft, s^geporen wirt, ist genennt valer. die annder goett- 
lich aygenschafft, so geporen wirT, vnnd die tugent annymbt, ist genennt Sun. 
Vnnd wirdt geacht fur ain geperung, vmb das erste auszfueerung in Got natiirlich 
beschiecht. Vnnd nachdem soelhe geperung kummbt aus goetlichem gemueet, 
deszhalb ist der geperer genennt anl'ang (b) vnd der geporen, ist geneut das wort 
Jtem nachdem derselb geporen in alien krefften gleych ist dem geperer, deszhalb 
werden sy bed genennt vater vnnd sun. Jr yeder ist auch von jmselbs ain vol- 
kummene natur vnd bestaendjge^ubsianiz ;i ,djBszhalb seinn sy zwo person gleich- 
foermig in alien dingen. ( 4 ) Also machen bed aygenschafft (das ist geben vnd 
empfahen) zwo person (c) in ainem Got, in ainer natur, vnnd in ainer substantz. 

( 3 II. Cor. 4, 4. Qui est imago Dei. Col. i, 15. Qui est imago Dei invisibilis. Hebr. 
1. 3. Splendor et figura substantiae ejus. Phil. 2. 6. Non rapinam arbilratus est esse se 
aequalemDeo. DerSohn istdasBilddes Vaters. Nach einerweillaufigeren Erorterung, obderSohn 
dem Vater gleicb sey und gleiches Wesens reit ihm, schliesst der hi. Augusiin also: In omnibus ergo 
aequalis estPatrifilius, et eslunius ejusdemque substantiae. De Tritiii. torn. 8. lib. 6. pag. 847. 

(* Der Vater erzeugt den Sohn und der Sohn \vird erzeugt; der Vater sendet und der Sohn 
wird gesandt. Der Sohn ist wahrer Gott, der dasselbe thut wie der Vater und durch den Alles 
geschieht. Der Vatcr erschien nicht ausserlich in der "Welt und in der Zeit, wenigstens nicht 
unmittelbar, sondem mittelbar, durch den Sohn und im Geiste. Der Sohn heisst auch das 
Wort. Verbuna autem Pairis ideo dictum est, quia per ipsum innotescit Pater. St. August. 
lib. de fide et symbolo, torn. 6. pag. 153. 



VON JNWENDIGER WABHAlT GOTTES. 57 

(a f hoechst. sieh. 5. . 2. g. et im 11. &. 9. d. et 22. . 6. b. et 25. $. l.-b. 
etim 36. 5- 13. f. et 46. 5- 1. d. et 49. .2. b. et 78. . 10. g. (b J anfang. sieh. . 
2- c. (c J person, im . 5. b. et im 19. 5- 7. d. 

V. f Numals 1st zemercken goetliche frucht der lieb. Natiirlich ist, daz in 
<rot sey vnermesliche freyd vnd lieb (a), dieselben moecht Got allain on gesel- 
schafft nit haben. Deszhalb ist not, daz in der gothait ain geselschafft sey, 
zwischen zwayen personen , die sieh vndereinander vnmaessiklich erfreyen vnd 
lieben, ain person die ander \vie siohselbs. Also ist natiirlich vnd ganiz 
glawblich, daz berueert bed person Vater vnd Sun aneinander vnmaessik- 
lich lieben. Nym ain beyspil. Wann ainer friintlich gibt, das der ander friint- 
licb annymbt. Daraus entspreusst zwischen jnen das drilt, nemlich ain lieb, die 
sy bed williklich gegeneinander gewinnen. Bey solher zeitlichen vnuolkomen 
ynd gemessen lieb, magstu ausnemen in got die ewig, volkomen vnd vnermeslich 
lieb. Dergestallt. Got vater gibt vnd gepert ewiklich den Sun. Got Sun nymbt 
vnnd wirdt geporen ewiklich vom vatter. Darausz enntsprewsst zwischen beden 
personen ain dritts, das weder vater noch sun ist, nemlich ain wilkurliche, ver- 
ainte, vnmaessige lieb, die auch goetlich, gros, ewig, guot, gerecht, parmhertzig, 
tugenthaft vnd souil auch on anfang vnnd on ennde ist, als yedwedere person ge- 
sein ma'g. Deszhalb muoes dasselb dritt, volkommener, ayniger vnd ewiger got 
sein, auch gleich derselben got so vorbemellt zwo personen seinn. Nachdem 
auch solhe lieb in alien jren tugenten vnd aygenscheften volkomen, ewig vnd 
vnmaessig ist in aller mass wie got, darumb macht dieselb lieb in der gothait 
ainen besondern stand vnd person (b).dieselb person ist heiliger geist, dor von 
jmselbs wesenlich besteet, so wol als des vaters oder suns personen von jnselbs 
bestanndig seinn. ( 5 ) Berueerter mass vnd vnnderschid seinn drey person nur 
ain ayniger got. Do aus des vaters person, als aus vnermesslichem prunn, die 
gothait flewsst vnnd ewiklich gescKoepfft wirdt jrinsun, als in ain vnermeslich 
vas, das die gothait annymbt. Aus denselben beden personen entsprewsst vnd 
wirt gpgeist vnermesliche gab der lieb, weiszhait, maechtikait auch aller anderer 
goellichen kreft vnd tugenten. Dieselbe gab ist heiliger geist, der bed goetlich 
personen zuoeinander von ewikait veraint. (c) Vnd isl glawblicher (d) auch goet- 
licber natur gemaeser, bestymbter heiliger geist sey in der gothait dann nit. Desz- 
halb seinn wir mer schuldig die heilig Trinitat (e) zegelawben vnd zebekennen 
dann zuouernainen, oder darjnn zezweifeln. 

(a ^ lieb. Job. verbum erat apud deum. sieh. (J. 2. c. et im 29. . 9. e. (b ^ 
person, sieh. . 4. c. et im 19. . 7. d. (c } veraint. im 99. . 3. b. (d f glawblicher. 
sieh. 5. . 7- b. (e J Trinitat. im 8. . 6. c. 

VI. ^ Jin allten gesetz, deszgleichs jm anfanng newes gesetz ist goettliche 
Trinitat nit klar auszgefueert noch gemainen lewten bewisst, noch zegelawben 
desselbenmals streng gepolen gewest. Sonder zweiffel eingefallen, ob die Drey 
personen in der gothait vnermeslich gleich seinn. Arrius (a) vnd sein nachuoliger 
haben vermuet, goetllicher Sun sey dem vater in der substanlz vngleich vnd 
klainer, haben jren grund geschoepfft aus falser awslegung des herren worts, do 

( 5 Der hi. Geist geht vom Vater und vom Sohn als von einem Princip aus, -wie der hi. 
Augustin bemerkl; er ist Gott wie der Sphn und der Vater, gleich ewig, weise etc. Fatendum 
est Patrem et filium principium esse spiritus sancti, non duo principia; sed sicut Paler et 
Films unus Deus, et ad creaturam relative unus creator et unus dominus, sic relative ad Spi- 
ntum sanctum unum principium; sicut unus creator et unus dominus. De Trinit. lib. V*. 
^m. VIII. pag. 841. Wie der Sohn ewig gezeugt wird, so geht auch der hi. Geist ewig vom 
Yater und Sohn aus. Er ist daber dem Valer und Sohne gleich: Qua propter etiam Spiritus 
sanctus in eadem unitate substantiae et aequalitate consistit. Ibid. lib. VI. cap. 5. pag. 847. 



58 SIBEND CAPITL 

er sagt von seiner menschlichen auffart. Mein himlischer vater ist mer (b) dann 
job. Zeuersteen von der menschait Christi. Dann in der gothait ist Christus 
gleich mit dem vater. Darumb sprach er anderswo. Job. vnd got vater seinn 
ain (c) ding. ( 6 ) Darawf jm Ersten Concilj zuo Nicen (d) die warhait erfunden 
vnd beslossen auch fur ainn Artickel des glawbs gepoten ist, zebekennen vnd ze- 
glawben, daz Christus gottes Sun ain wesen vnnd substanntz sey mit got vater. (^ 
Deszgleichs ist wider Macedonium (e) vnd sein anhenger, jm Concilj zuo Constan- 
tinopel zegelawben awfgesetzt fur ain Artikel des glawbs. Daz heiliger geist (f) 
nit ain knecht des vaters vnd Suns, sonder gleicher got vnd dritte person in der 
golhait sey, die vom vater vud Sun substantzlich ausgee , wie dann Cristus selbs 
solhen goetlichen geist offenlich anzaigt in diesen worten. Jch will Ew vom va- 
ter senden den troester vnd geist der warhait, der vom vatter auszgeet (g). ( 8 ) 
Schaw an, Heiliger geist geet aus vom vater vnnd vom Sun, der jne sendet: Also 
ist nu hewt durch christennliche kirch gepoten vnd fur zwen arlickel wares glawbs 
insonderhait hinzuoegesetzt. Got den Sun vnd got den heiligen geist zebekennen 
vnd mitsambt Got vater fur drey personen zegelawben vnd fur ainen Got anze- 
peten. Solhes hat vnnser herr Jhesus geweissagt, daz im newen gesetz die wa- 
ren Christen wurden anpetten Trifaltigen Got, do er zuom weib bey dem prunn 
(h) sprach. Ain zeyt wirt kommen vnd ist nwmals (nernlich jm newen gesetzt) 
daz die warbaftigen anpetter werden goetlichen vatter anpetten jm geist vnd in 
warhait. Bey der warhait ist bedeyt Got Sun, bey dem geist, got heyliger geist. 
Ferrer spricht daselbs Christus. Gott (i) ist ain geist, deszhalb muessen jhen, die 
Got anpetten, denselben anpetten jm geist .vnd in der warhait. Sihe. Wie gar 
lawtter hat der herr gemeldet, daz Got als trifaltiger sey anzepetten. Er hat 
daneben beuolhen, die tawf (k) zeraichen jm nom der Trinitet, nemlich des Vaters 
Suns vnd heiligs geisles. Es hat auch dewfel (I) goetliche trinitet bekennt, do er 
zuo Eua sprach. Wo jr die verpoten friicht niessen, alszdenn wert jr wie die 
goeter. Dabey zeuersleen seinn drey goetlich personen. 

(a ^ Arrius. im 8. . 5. c. (b J Mer. Job. 14. pater major me est. (c f ain. 
Job. 10. ego ct pater unum sumus. sieb. . 1. b. et im 9. . 1. i. (d J Nicen. sieh. 
6. . 2. e. et . 10. a. et im 11. .- 4. e. (e ^ Macedonium. (f ^ Geist. sieh. 6. . 
10. b. et im 5. 8. b. et im 19. . 8. e. (g 5 awsgeet. Job. 15. in fin. qui a patre 
procedit. im 8. . 6. d. (h f Prun. Job. 4. adorabunt patrem in spiritu et veritate. 
(i } Got. im 23. . 2. a. et 27. g. 4. e. et 29. . 4. b. et 85. . 4. b. et 86. ..6. d. 

fi ) Indem der hi. Augustin diese Frage erprtert, bemerkt er nach der Stelle Philipp. 2. 6: 
Qui cum in forma Dei esset, non rapinam arbitrates estesse se aequalem Deo; sed semetipsum 
exianivit formam servi accipiens, in similitudinem hominum factus, et habitu inventus ut 
homo; Folgendcs: Est ergo Dei filius Deo patri natura aequalis, habitu minor. In forma 
enim servi quam accepit, minor est Patre; in forma autem Dei in qua erat etiam ante quam 
hanc accepisset, aequalis est Patri. In forma Dei, verbum per quod facta sunt oinnia; in for- 
ma autem servi, factus ex muliere, factus sub lege, ut eos qui sub lege erant redimeret. Proinde 
in forma Dei fecit hominem, in forma servi factus est homo. De Trinit. lib. I. torn. 8. pag. 7S7. 

( 7 Es wurde schon angefiihrt, dass auf diesem Concil (325) die Irrlehre des Arius ver- 
dammt und Arius selbst aus der Kirchengesellschaft ausgeschlossen wurde. Die Vater erklarten, 
dass der Sohn gleiches Wesens mit dem Vater sey. Sie wollten dadureh ausdrucken, sagt 
Mbbler, dass der Sohn nicht nur dem Vater ahnlich, sondern als sein Ebenbild derselbe \vie 
der Vater sey. Sieh. Mohler, Alhanasius der Grosse und die Kirche seiner Zeit. Mainz. 1844. 

( 8 Die Macedonianer laugneten die Gottheit des hi. Geistes. Im Jahre 381 hatte Theo- 
dosius eineSynodenachKonstaniinopel berufen, auf der!50Bischofeerschienen. Die Macedo- 
nianer wurden verurtheilt, das Nicanische Symbol bestatiget und die Gottheit des hi. Geistes 
gegen die Irrlehren vertheidigt. Secunda (Synodus) in Constantinopoli , contra Macedonium 
Constantinopolitanum Episcopum, qui negabat Spiritum sanctum Deum esse, temporibus 
Gratiani et Theodosii Principum, Damasi, Papae Romani, Cyrilli Hierosolymitani , Nectarii 
Consianlinopolitani, qui condemnata praefata haeresi statuerunt canones tres, quoium maiime 
auctor Nectarius Constantinopolitanus full. Dist. XVI. C. X. prima. 



VON INWENDIGER WARHAIT GOTTES. 59 

, 

(t J Tawf. Mat. 28. in fin. sieh. 4. $. 1. d. (If Dewfel. Gen. 3. in prin. eritis. 
sicut dii. 

VII. f Doch seinn in heiliger Trinitat all drey personen nur ain (a) Got, 
ain warhait, ain lieh, ain weiszhait, ain substantz vnd allentbalben nur ain vnzer- 
tailt ewig wesen. Es^ist auch ain person liber die annder mit mer noch hoeher, 
nit groesser noch, maechtiger, nit edler noch ellter, sonnder all drey person seinn 
vnermeszlich gleich auch in alien krefften vnd tugenten ain wiirchung, on anfang 
vnd on ende. Got ist seinselbs anfang (b) vnd ennde. . Wiewol ain person von 
der andern kumkt, seinn ,doch all drey person vnuerschaidenlich v.on ewikait mit- 
einannder gewesen, sy werden auch on aufhoer ewiklich beleiben. Der vater / 
gibt allweg dem Sun, der sun nymbt albeg vom vater, bed person geisten | 
albeg heiligen geist, der bed personen vater vnd sun in lieb zesamen ewiklich i 
veraint. Hierjnn ist ordniing des vrsprungs vnnd nit der zeit, gleichwie vom j 
fewr vrsprunglich kummkt liecht vnd hytz, vnnd ist doch des fewers substanntz ' 
nit ellter, sonder dieselben alle drew, fewr, liecht vnd hytz, wiirchen gleich mit- 
einander zuo ainer zeit, ains alslang wie das ander. Wiewol ains von dem ann- 
dern entspringt vnnd vnnderschidlich wiirchung haben, werden doch soelh wiir- 
chung vnd aigenschefft vom fewr nit getailt. Dergleichen zuo vnhderweisung der 
lewt vnd nach gelegenhait der zeit oder zuo notdurfft Cristenlicher sachen, wer- 
den goetliche werch vnnderschidlich getailt, gleich als auf drey person. Got dem 
vatter ist zuoegemessen, Er hab vor zeiten durch propheten geredt (c) mit vnn- 
sern elltern vnnd zuo jungsten tag durch seinn Sun mit vnns, wie in Paulo steet. 
Got dem Sun wirdt zuoegeschriben. Er hab durch sein apostl, den weg der puoesz 
vnnd warhait auch seinn gepot, in gantzer weld verkiinden vnd lernen (d) lassen. 
Got beiligem geist wirdt zuoegeaigennt. Er vnnderweise das volckh durch der 
Apostel nachkommen vnnd durch wirdigLerer, in denen er redet nach sag Cristi. 
Jr seyt nit jhen die reden (e) sonnder ewrs vater geist redet in ew. Daz auch 
derselb heilig geist, als der kirchen sele (f) die kirch lebentig mache vnnd auf- 
hallle auch aflweg bey der kirch sey. Wiewol yetz beschribene vnnd mer anndere 
goetliche werch vnnderschidlich werden zuoegemessen sonndern dreyen personen, 
seinn sy doch von einander nit getailt (g) in mass Got in jmselbs vngetailt bleibt. 

(a 5 a ' n - sieh. . 1. b. (b f anfang. sieh. g. 2. c. -(c f redt. Hebr. 1. in prin. 
sieh. 5. . 3. n. et im 14. . 3. d. (d f. lernen. Mat. 28. in fin. dpcentes eos. (e 5 
reden. Mat. 10. ant. med. spiritus patris veslri loquitur in vobis. sieh. 5. ff. 4. g. et 
14. . 11. f. (f f sele. sieh. 6. . 6. c. et im 14. . 9. m. et 17. . 8. g. et 47. . 2. 
e. et 81. . 9. d. et 91. <J. 3. f. et 95. <J. 9. c. (g f tailt. im 14. <J. 11. g. 

Till. f. Zuo pildnuss heiliger Trinitet vnd trifalltiger goetlicher aigenschaft, ; 
hat got dem menschen geben trifache khraft, benenntlich gedaechtnuss oder ge- j 
mueet, item vernufft oder verstand vnnd freyen wi'len. Das seinn drey wiir- / 
chund aigennschefft, nemlich naygung vnnd ordnung auch lieb oder hasz. Ausz \ 
der gedaechtnuss vnnd auszm gemueef flewsst die naygung zuo menschlichen | 
sachen. Dieselben werden durch die vernufft verstanden vnnd geqrdennt zuo j 
freyem willen. Derselb alszdenn liebt oder hasst solh sachen. Das alles thuoet j 
nur der aynig men?ch, aber durch mer krefft. Dabey ist zuouersteen goetliche 
Trinitat. Ausz dem vater, als aus goetlichem gemueet, fleust der Sun, als gottes 
Wort vnd weiszhait, dadurch got alle (a) ding beschaefft vnd ordennt. Aws beden 
personen enntsprewsst heyliger geist (b) der alle ding zuo Got fueert vnd in lieb 
mit Got .vergleicht, das alles thuot nur der aynig got. Noch mer. Got hat indie 
natur gesetzt daz am creatur in die anader mildiklich flewsst (c) darauf YDS men- 



60 SIBEND CAPITL 

schen gepoten vnnsern nagsten (d) zelieben als vnsselbs. Deshalb aineri (e) reich 
gemacht, den andern arm, auf das ainer moecht geben, der ander empfahen. 
yemer ainer hat, desztmer sol er gegen seimm nagsten mild seinn. Dits alles ist 
geordent zuo goetlicher pildnusz vnd mildikait. Do ain person die ander liebet, 
wie sich selbs, auch ain person alles wazsy hat, miltiklich gibt der andern. Soe- 
lichs war zesein mag natiirlich verstanden werden. Wir prueefen, daz gottes aigen- 
schafft ist, auszwendig sein, reichlich zegeben vnd iiberfliissiklicb mitzetailen alien 
creaturen jr notdurfft, alsuil ain yede creator zuo guolem faehig (f) ist nach jrer 
naturlichen gebiir. Darawsz erscheint gottes allmaechtige, jnwendige vnmaes- 
sige mildikait, dazGotvater alles, das er selbs ist, aws lieb gibt seinem Sun. vnd 
behelll dannoch in jme njchtsweniger ditselb gab, wie die Sonn (g) jren schein, 
oderwiedeinliecht (h) nichtswenigerbleibt, wiewoljchdauonmein liecht(h)ange- 
ziindt hab. Bestimbte goetliche gab alle empfaecht der Sun vnd behelt in jm die- 
selb vnd gibt doch mildiklich aus lieb hinwider dem vater die gantz gab, nemlich 
sicb selbs. Also ist vrspriinglicher gaber got vater, Einemer der gab ist got Sun. 
Dieselb vnmaessiggab ist got heiliger geist. 

(a ^ Alle. Job. 1. in prin. sieh. 5. g. 4. k. etim!9. . 8. d. (b 5 Geist. sieh. g. 6. 

f. et im 45. . 1. f. (c f flewsst. im 23. . 2. f. et 25. g. 4. a. (d f Nagsten. im 47. 

g. 1. f. (e 1 Reicb. sieh. 3. . 10. b. et im 66. . 6. f. et 87. . 4. f. (f } faehig. 
im 18. . 2. h. (g } Son. im 21. g. 1. d. et 25. g. 4. e. (h f Liecht. sieh. . 3. e. 
et 4. g. 5. e. et im 21. . 1. i. et 45. g. 10. c. et 88. g. 5. i. . 

IX. ^ Daz aber bey vns goetlich trinitat vnmoeglich zeuersteen, ist kain 

wunder* nachdem wir in vnsselbs vnser aygen wesen vnd sachen nit versteen 

moegen vnnd dieselben nur aus not prueefen (a) mueessen. Daz dein leib vnd 

sele (die zwayer weytlauffiger vnd widerwaertiger (b) natur seinn) faeyeinander 

': besteen vnd dich zuo aimm menschen machen, prueef'estu in experientz vnd bey 

\ deinem wesen, du kanst aber solhs nit begreiffen, wie es zuogee vnd beschecb 

i daz geistliche vnd leibliche natur beyeinannder in dir bestean miigen. Nocb vil 

] mer ist glawblich, daz in ainem goetlichen wesen, vnnd in ayniger gothaitdrey 

sender person, die ainer natur seinn, beyeinander faesteen. Dann daz zwo wider- 

waertig natur leib vnd geist, in ainer menschlichen person beyeinannder beleiben. 

Domit noch klarer vernomen vnnd leichtlicher glawbt werde," daz moeglich sey 

drey person in ainer gothait zesein. Wil jch hyemit geben ain schuoelerisch bey- 

spil, das die schuoeler lernen in der grammatica, auf solhe maynung. Dits woertel 

Lego, bedeyt lesen, vnd hellt in jm drey wiirchund person, benenntlich. jcb Us, 

du list, jhener list, vnd ist doch nur das aynig woerttel lesen. Doneben hat das- 

selb woertel (lesen) in jm drey aygenschafft, daz es ist actiuum vnd passiuum auch 

impersonale ain aygenschaft ist wiirchund, also, Peter list. Die ander ist leydund 

vnd wirt geporen aus erster wiirchunder aygenschafft, als diss puoech wirt ge- 

lesen. Drilte aygenschafft ist vnpersoendlich, vnd entspringt aus berueerten 

zwayen aigenschefften, also, man list. All drey aygenscheft seinn das aynig woertl 

lesen, ainer bedeytung, ainer natur, vnd ainer kraft. Auf solhe mass magstu 

i liederlich glawben, daz in heyliger Trinitat seinn drey person mit dreyen sondern 

I tiygeoacheften im aynigern got, in ainer natur vnd wesen auch in vngetailter substanlz. 

' (a J Prueefen. im 32. g. 4. b. (b f widerwaertiger. im 27. . 3. h. et 45. 
.12. b. 

X. ^ Darauf entlich zebesliessen, daz Got nach seinen dreyen principal 
aigenscheften dreyer person ist. Jnwendig vnd auszwendig fruchtbar. Jnwen- 
dig gepert Got valer den sun (a), nemlic > 11 goeltlich tugent, der Sun macht 



DAS ACHT CAPITEL VON EIJSGELEiBTER GOETLICHEN WARHAIT. 61 

dieselben tugent friichtig. Aus jnen beden entsprewsst heiliger geist , der bed 
person. in. lieb vnd andern tugenten ewiklich miteinander veraint. Awszwendig 
friicht der goetlichen personen, nach jrer aygenschafft, seinn, daz Got vatter all 
creatur beschaefft, durch got Sun werden all creator beschdffen. Jn sonderhait 
menschlich geslaecht erledigt. heiliger geist fleusst init seiner lieb in all creatur, 
aus denen er die enyoelten, als Engel vnd gerecht menschen, zuo Got fueert vnd 
ewiklich mit got veraint. Er verfueegt auch, wie goetlich personen miteinander 
in ewikait veraint sein, daz sich menschlich personen miteinander auch friindtlich 
verainen, vnnd zuo lesst dort mit Got ewiklich veraint werden, als dann vnser 
hayler fur vns himlischen vater gepeten hat. heiliger vater, in deinem nome 
erhallt jhen, die du mir geben hast, daz sy ains (b) seinn, gleicb wie wir 
ains seinn. 

(a 5 Sun. sieh. . 'B.k. (b J Ains. Job. 17. inmed. im 67. . 7. b. et99. .7. d. 



DAS ACHT CAPITEL 

von eingeleibter goefUcheu warhait. 

1+ Von jnwenndiger goettlichen warhait flewsst awszwendige warhait, dann 
got wil nit allain in jmselbs jnwendig (a) wonen vnnd nur bey jme goettlicb krefft 
wiirchen, sonder aucb solh wonung vnd wiirchung haben awswendig in seinem 
gescboepf, sonderlicb in verniiftigen creaturen, als in engeln vnd menschen, die 
got geordent hat, als ain kirch (b), zuo seiner wonung, vnnd daz sy in got, als in 
jrem anfang vnd ende, auch solteu ewiklich wonen. Nachdem aber got in der 
creatur vnd die cr-catur in got, aus vngleichbait der natur nit ewikhlich wonen 
mag, deszhalb bat natiirlicher got an sich genomen ain natiirliche creatur vnd aus 
beden naturen ain mittel (c) gemacht, dadurch zwischen dem schoepffer vnd sei- 
nem geschoepf ewige ainikait beleiben koenne. Dasselb mittel ist eingeleibte (c) 
goetliche warhait, die ains tails jnwendig, annders tails awswendig wort gottes ist, 
benentlich vnser bailer Jhesus Christus, in deme am maisten Christenlicher glawb 
swebet. Dann in der schrift setzt heiliger geist. Wer glawbt das Jhesus (d) sey 
warer Sun Gots, derselb vfaerwindet die weld, wer aber solhes nit glaubt, der 
machtjnezuo aimm lugner, nachdem got vater christo zewgnuss (e) geben vnd 
gesprochen hat. Hie ist mein lieber vnd wolgeuelliger sun. 

(a ] inwendig. sieh. 5. .3. a. etim43.. 1. a. (b f kirch im 91. 1- m. (c f 
mittl. im 10. . 1. d. (c f eingeleibte. Job. 1. verbum caro factum est. sieh. 5. .3. 
b. et . 4. h. et 68. $. 5. a. (d J Jhesus. 1. Job. 5. im 10. . 5. g. et 98. . 1. e. 
(e 5 zewgnusz. Mat. 3. in fin. Hie est filius meus. im 54. . 5. h. 

II. f Weitcr hat sich Christus selbs got zuogeleicht auch berueembt (a) der 
Sun gots zesein vnd wer in jne glawbe, der werd nymer sterben. Derselb glawb 
ist sicher (b) vnd gewis, dann er mag sich seines glaubenszhalb, gegen got vnd 
meniklich wol verantworten. (c) Herwiderumb wer nit in Christum, sonder 
anders glawbt demselben ist sein glawb schedlich, geuaerlicb, vnsicher, vngewis 
(d) vnd allenthalben vnuerantwortlich, aws vil vrsachen. Sonderlich angesehen, 
daz Christennlicher glawb gegrundt ist vnd seinen anfang allain von got bat, lawt 
derBibel. (e) All vnglawbig (t) als vorzeiten abgoettereyer vnd yetz ha-yden, 



62 DAS ACHT CAPITEL 

Tiircken, Sarracen, Marran, ( j ) Hussen vnd ander ketzer, so von gemainer kirch 
abtriinig (g) worden, baben jres vnglawbs anfang vonn menschen , als vom Arrio, 
Sergio, Mahumet, Wiclef, Huss vnd andern falsen lerern, wie etlich tewtsch jren 
vngrund vnd anfang des gefelschteo glawbs schoepfen vom Luter. Karelstat, Zwing- 
ling, Ecolompadi vnd von andern verfueerern. Allain die Juden (h) baben jren 
anfang von warem got vnd angepet ainen got des himels. Desselbenmals ist jnen 
goetliche geperung unbewisst gewesen. Dieweil aber solhe geperung durch Esaiam 
(i) (den die juden fur waren propheten annemen) lawtter anzaigt ist, sollensybil- 
lich wissen daz got ainen natiirlich sun hab. Deszbalb sy christenlichen glawb 
vnbillich scbeihen vnd in jrem vnglawb verharren aucb goetliche geperung nit 
zuoelasseu jnen zuo verdamnuss. 

(a ^ beruembt. Job. 5. ant. med. aequalem se faciens deo. et Job. 11. ant. med. 
im 9. . 1. d. et 10. $. 5. c. (b f sicher. sieh. 5. . 5. 1. et 6. . 5. 1. et . 5. a. 
et im 9. 2. b. et 34. . 9. i. (c J antwortten. im 11. . 4. c. (d ^ vngewis. im 
100. . 8. f. (e ^ Bibel. im . 8. d. (f f vnglawbig. sieh. 5. 5- 6. a. (g f abtriinig. 
sieh. 6- 4. e. (h f juden. Judith. 5. post prin. unum deum coeli coluerunt. sieh. 
1. . 8. g. et 5. 5- 5. a. et im 9. . 4. f. et 13- . 12. a. (i } Esaiam. 66. post prin. 
sieh. 7. . 2. g. et im 98. , 1. f. 

111. ^ Wer do glawbt daz got ainn natiirlichen Sun hab vnnd daz Jhesus 
Christus, nacb seiner gothait, derselb sun sey, der ist rechtlich vnstrafmaessig, dann 
er mag gegen got vnd dem rechten, soelhen seinn glawb wol verantwortten. Gleich 
als wo ain frernbder vnerkandter herkaeme, der sieh berueembt vnd auszgibt fur 
ainn sun vnsers Lanndszfursten, der vormals potschaft hyeher than wie er seinen 
sun zuo vns hersenden woelle. Daneben dicht bemelter sun mer andere glawb- 
liche anzaigen, daz er vnsers Landszfiirsten warer sun sey. demselben Fiirsten 
ist solhes alles vnuerporgen. Darzuo er aber stillsweigt, vnd wer sweigt (a), 
der bekent. Darumb ist gegen dem Fiirsten jhener, der dem vermainten Fiirst- 
lichen sun (er sey derselb oder nit) glawbt, vertrawt vnd voligt, entschuldigt. Ja 
nicbtsweniger sol der furst erkennen die geborsam, ere vnnd lieb so mit seinem 
wissen, von seinem wegen vnd in seinem nome, dem vermainten gesandten Sun 
bewisen wirt. Dergleicben mag ain swacher christ, der an Christo zweifelt, awf- 
gedencken, daz Jhesus Cbrislus in disc weld herkoemen, sieh fur waren Sun vnd 
gesandten gots ausgeben vnd solhes anzaigt mit Patriarchen, Propheten vnd an- 
dern poten, sonnderlich mit heyliger schriffifc, in der vns got lanng vor verkiindt 
hat, Er woelle vns seinen Sun hersennden. Daz aber Christus derselb Sun ge- 
genwirtig sey. das haben anzaigt vnd dariiber zewgnuss geben Joha.nnes tawffer 
(b). die Apostel (c) in jrem schreiben vnd predigen. die Ewangelisten in jren 
ewangelien. Darauff seinn all martrer (d) gestorben ( 2 ) daz vnnser erlediger Jhe- 
sus Christus warer sun gottes sey. Dasselb haben all peichtiger gepredigt vnnd 
bekennt bis in jr ennde. All heilig junckfrawen haben jr rainikait geopffert Christo 
als dem rainen (e) vnd lautern Sun gottes vnnd Marie. Dem noch hewt vil ah- 
daechtig war Christen, als jrem Got vnd erlediger dienen. 

f 1 Die Marren marram, Maraner sind die Mpriskos Mauren, in Spanien, die in Folge 
vielfacherEmporungen und Verschworungen gegen die spahischeOberherrschaftanfangs aus den 
einzelnen Konigreichen und endlich aus ganz Spanien verwiesen wurden (1613 u. liB14). Ihre Re- 
ligion war ein Gemisch judisch-muhamedanischer Lehrmeinungen, obgleich sie sieh ausserlich 
rum Katholicismus beltannten. Ueber die Ableitung des "Wortes Maran oder Marran sind 
die Ansichten getheilt. Sieh. Du Cange, glossarium unter dem Artikel: marani, der es vom 
Syrischen Maranatha ableitet. Steph. de Infestura sagt von Papst Innocenz VIII.: Innocen- 
tius traxit unam bullam contra quosdam Hispanos. Judaeos vel haereticos, yulgariter dictos 
Marani lingua Hispana.tc 

( 2 In der Ueberselzung findet sieh beiall martrer der erklayende Zusatz: ceu Yeri fllii dei. 



VON EINGELEIBTER GOETLICHEN WAKHA1T. 63 

(a f sweygt. de reg. juris, qui tacet. im . 4. b. et im 51. . 4. i. (b f tawffer. 
Job. 1. ecce agnus dei. im 9. . 1. e. et 64. . 5. k. (c J Apostel. im g. 6. e. et 
im 58.- 5- 11- b. (d J martrer. sieh. 1. . 7. g. (e f rainen. im 54. . 5. f. et 85. 
J. 11. d. 

IV. 5- AM vn d y e nc h obbestymbte sachen got vater offenlich leidet, vnge- 
zweiffelt gantz wissenlich, nachdem seiner goettlichen weiszhait nichts verporgen 
(a) sein mag. Sein goettliche gerechtikait bat auch stillsweygend (b) solhes bisz- 
hergeduld lenger dann 1.5.27. jar vnd laesst nochhewt an alien ortten gantzer 
weld (c) haimlich vnd offennlich Jhesum Christum fur seinen naliirlichen sun an- 
nemen, mit singen vnd sagen, eren vnd auszrueeffen. Demselben, als gottes sun, 
glawben vnd nacbuolgen, auch seine gepote halten. Ob nu in solhem glawb 
[der doch kainn zweifel hat noch anders zesein moeglicb ist) die Christen betro- 
gen. Waeren sy doch guoter maynung gewesen vnnd von wegen des sun gottes 
verfueert. Das Got vater von glawbigen Christen kains wegs in arg aufnaeme. 
Es moecht sich auch ain yeder guoter Christ gegen got bereden vnd sagen, er 
hiet in gottes nome glawbt vnnd nacbgeuolgt Christo (d) den got fiir seinen sun 
alslang gelitten (e), deszhalb er rechtlich vngestraft solt beleiben, allain souil er 
verschuldt mit seinem zweifel, den er vnbillich setzt in vnsern hayler Jhesum chri- 
stum waren gottes sun. 

(a porgen. Heb. 4. im 40. . 4. g. (b f sweygt. sieh. g. 3. a. et im e. (c f 
weld, im 9. . 2. c. et 54. . 9. a. (d ^ Christo. sieh. 5. . 5. d. (e J gelif fo u. 
sieh. b. 

V. f Mercke noch annder sicherhait (a) Christenlichs glawbs vnd vrsacb, 
derhalb zegelauben ist Christo vnd seinem gesetz. Dasselb ist allenthalben der- 
massen glawbwirdig (a), heilig, guqt, nutzbar, geschickt, wolgeordent vnd gemaes 
got vnd aller creatur, gemain alien vnd yeden menschen, gleichfoermig dem all- 
ten Testament vnd alien guoten menscblichen syten vnd loblichen satzungen, daz 
es nit pesser gesein moecht. Daraus klar verstanden, daz es von got hie vnd vn- 
ser herr Jhesus warer Sun gottes vnd sein gesetz der gerecht glawb ist. Dawider 
auf hewtigen tag kain grund (b) noch etwaz anders glawbwirdigs fiirbracht wer- 
den mag. Wiewol sich Arrius (c) nach jm Mahumet, Sergius vnnd annder ver- 
kert lerer vnderstanden haben Christo, sein gothait abzeziehen, als sey er nur ain 
Prophet vnnd lawtter mensch, aber derselben ketzer gegenwufff seinn vnbestan- 
dig vnd in kainer schrift gegriindt, sounder auszfiindig, daz Christus, als gottes sun 
vnd gesahdter, aus goetlicher schickung , iiber vil B^aiser , Koenig, Fiirsten vnd 
annder herren auch iiber vnzelig volck, biszher langezeit vnd noch hewt anstat 
gotes vaters, regiert (d) vnd durch sein Stathalter auf gantzer weld, das geistlich 
regiment noch in seiner hanndt hat. Auszgenomen wo durch ketzer vnd abtriim'g 
lewt, vnrecht wege gesuocht vnnd aberglawben eingefueert seinn, dadurch ab- 
sondrung von gemain kirch beschehen, dauon jch hernach (e) weyter sagen wil. 
Welh nu bey rechtem gemainen wege beleiben, die koennen nit jrren nochzwei- 
feln, dann Christus sey warer sun gottes, vnd die Bibel (f) das beschriben wort 
gottes, darjnn allennthalben zewgnuss steen von der gothait Christi. 

(a J sicherhait. sieh. . 2. b. (a f glawbwirdig. sieh. 5. . 7. b. et im 5. 6. g. 
(b f grund. im 10. . 4. e. (c J Arrius. sieh. 7. 5. 6. a. (d f regiert. im 9. $. 3. i. 
(e 5 hernach. im c. 16. per tot. (f J Bibel. im . 8. d. 

VI. f Noch seinn vilmer glawbliche anzaigen, in denen griindtlich beweist, 
daz vnnser herr Jhesus warer Christus vnd natiirlichersun gottes. deszhalb ewige 
vnd eingeleibte warhait ist, wie er selbs bezewgt, er sey die warhait. (a) Dariiber 



64 DAS ACHT CAPITEL 

meniklich glauben muoes alles das vnwidersprechenlich war zesein, was Christus 
allenthalben gepredigt, gepoten, gesetzt vnd geordennt hat. Vnmoeglich ist, 
daz goetliche warhait moeg liegen, betriegen, jrren faelen oder jndert miszhan- 
deln, nach gezeugnuss des tawffers, sprecbend. Got ist warhafftig (b), vnnd den 
got gesandt hat der sagt die wort gottes. Darauf ist Christo zeglauben der groessist 
Artikel vnnsers glawbs, daz in dergothait seinn drey (c) person, do er bekennt 
vnd vns verspricht Job wil Ew vom vater senden den troester vnd geist (d) der 
warhait, der vom vater auszgeet. wann derselb koemen. wirt er von mir zewgnusz 
(e) geben. Desgleichs werd jr zewgnuss (e) von mir geben, nachdem jr von an- 
fang bey mir seyt gewesen. Daneben ist Christo zeglawben, daz er warer got 
vnd mensch sey, ain naliirlicher Sun gottes vnd Marie, daz er auf sich wiliklich 
fur vns das crewfz vnd tod angenomen, zuo notdurft vnsers hails vnd erledigung, 
wie er selbs bekennt. Des menscben Sun muoes vil leiden. (f) Sonst waere vn- 
glawblich daz des allmaecbtigen Sun solt vergebens gemartert vnnd aines schaent- 
lichen tods gekreylzigt sein , wo wir durch ainen anndern weg hieten rechtlich 
moegen von ewigem tod erledigt werden. Noch vil leichter ist Christo zegelaw- 
ben in alien seinen worlten vnd leren, auch in seinen beyspilen vnd geschichten. 
Dann dieselben seinn alle gewis, war vnd vnlaugenbar (g) gezewgnusz nachdem sy 
auszgeen von Christo, der ewige vnermesliche warhait ist. Jme ist auch nit al- 
lain zeglawben jnwendig jm gemueet mit willen vnd gedaencken, sender auch 
auswendig mit mund vnd werchen. Deszhalb wir alle seine gepot annemen, hall- 
ten vnnd volziehen solten. 

(a f warhait. Job. 14. in prin. 5m . 9. e. et 5. . d. (b ^ "\yarhaftig. Job. 3. in 
fin. 9. . 8. a. (c J Drey. sieh. 7. . 5. e. (d ^ geist. Jon. 15. in fin. sieh. 7. . 6. 
g. (e <[ zewgnusz. sieh. . 3. c. (f J leiden. Marci. 8. ant. fin. (g ^ vnlawgenbar. 
sieh. . 5. a. et im . 9. h. 

VII. ^ Jlem Christo ist zegelawben in alien jhenem das er vns versprochen 
kunftiklich zegeben, oder berait geben hat. Deszhalb muessen wir enntlich glaw- 
ben, daz die Selsorger (a) von Christo beraiten gwalt haben die siind zeuergeben, 
in kraf't der wort Christi, die er zuo jnen spricht. Wem jr die siind nachlasset 
(b), dem seinn sy nacbgelassen. Daz auch die geistlichen oebrer jr vnderthan mit 
gepoten vnd vrlawben haben zepinden vnd aufzeloesen. Denen er zuogesagt. 
"Was jr pindet (c) auf erd, wirt gepunden jm himel , was jr aufloest auf erd, das 
wirtjm hymel auch aufgeloest sein. Deszgleichs daz Christus Petro, als seinern 
stathaller hie injrdischer kirch, die sltissel (d) des hymelreichs beuolhen vnnd vol- 
komen gwalt geben, das ist. Jne gesetzt hab vber ander geistlich, nemlich die- 
selben bestaetten vnd zeregieren. Doch als ain diener, nit als ain herr, nacb lere 
vnnsers haylers, doer zuo seinen jungern sprach. die welllichen (e) koenig herschen 
vberjr vnnderthan, vnd jhen, die gwaltig seinn, nennet man gnaedig herren. Aber 
jr nit also, sonder wer vnder Ew obrer ist, der sol sein als ain junger, vnd wer ewr 
vorgeer ist, der sol sein als ain diener. (f) Daselbs sprach der herr ferrer zuo Pelro. 
Wanndubisweil bekertwirdest, alszdannbestaett (g)auchdein bruoeder. Darumb 
was Roemische kirch (h), als der gwalt Petri, faeslaett, setzt, gepewt vnd verpewt, das 
hat grund vnd kraft aws den wortten Christi Petro (i), (wie vorsteet) zuoegesagt. 

(a ^ von selsorgen. sieh. in Prolog, g. 2. d. et im 17. . 12. b. et 60. $. 7. d. 
et 71. . 4. e. et 73. . 12. f. et 76- . 9. c. et 86. 5- 1. d. et 89. . 8. b. et 91. . 
5. a. et 95. . 2. g. et 96. . 5. c. et . 6. c. (b f nachlasset. Job. 20. im 94. g. 14. 
e. (c f pindet. Mat. 18. im 72. . 8. k. (d f sliissel. Mat. 16. im 89. . 9. b. et 
im i. (e f weltlichen. Luc. 22. ant. med. reges gentium dorainantur. im 95. g. 7. h. 



VON EltNGELEIBTER GOETLIGHEN WARHAIT. 65 

?f f diener. Luc. 22. ant. med. im 65. . 8. p. et 92. $.2. 1. (g f bestaett. im 92. 
. 3. h. (h f kirch. sieh. 6. $. 5. h. et im . 9. -g. et im 89. . 9. a. (i [ Petro. 
Mat. 16- sieh. d. 

VIII. ^ Pfligt man zegelawben ainem warhaftigen menschen. Warumb nit 
dem waren Sun gottes? der seines vaters willen vnd maynung verkiindt vnd yns 
mit wortten rnd wercben zeuersteen gebcn bat, Deszbalb ist vor alien dingen 
zegelawben dem Ewangelj vnnd newem gesetz, als dem faescbriben wortt, das 
warer got vnd mensch ains tails durch sichselbs, anderstails, durch sein junger ge- 
gen vnns awszgesprocben .hat. Daneben ist nichtsweniger zegelawben Moysi vnd 
dem allten gesetz, so Cbristus zewgnuss (a) gibt. Dasselb bat aucb Christus er- 
fiillt (b), bestaett vnd kreftig gemacht auch zebalten gepoten. (c) was vns die 
schriftgelerten vnd Phariseier sagen vnnd lernen, nemlich aws der scbrifFt des 
allten gesetz, dasselb soellen wir hallten vnd tbuon. Darauf ist gantzerBibel (d) 
mit jrem jnnhalt, , alsui! dorjnn die kirch annymbt, gentzlich zeglawben. Von 
welhem glawb nyemants auszgeredt (e) wirt, nachdem denselben Cbristus, als 
der Sun gottes vnd vnser erlediger, in gantzer weld verkiinden vnd das Ewangelj 
der warhait predigen hat lassen. Wiewol dasselb eltliche Land vnd Lewt nit 
angenommen, oder. nachmals widerumb von Christenlicfaem glawb gefallen oder 
sieh sorist von gemainer kirch abgesondert haben. Wie dann yetz beschiecht 
in teiitsch lande, dbrjnn jrrige lere fiirfaricht. Darauf ettlich vermaint Ewange- 
lisch leiit von jrer Ellter warem glawb treten vnd sieh von gemainer kirch laes- 
sterlich absonndern, vnd also abtriinig (f) Christen werden. 

(a f Zewgnus. Job. 5. in fin de me moyses scripsit. im 12. . 5. g. et sieh. 5. 
. 4. d. (b ^ erfiillt. Mat. 5. im 12. . 2. b. (c ^ gepoten. Mat. 23. in prin. quae- 
cunque dixermt vobis servate et facite. im 13. . 2. e. et 14. . 13. b. et 17. . 7. e. 
et 51. -. 7. f. (d -f Bibel. sieh. . 2. e. et . 5. f. et im 12. . 1. c. (e f awsgeredt, 
sieh. 5. . 6. a. (f *f abtrunig. sieh. 1. . o. c. 

IX. ^ Auf alles obbeschribens ist zebeschliessen, daz der mensch nit allain 
rechtlich schuldig (a) sonnder aus natur genoettigt (b) wirt gentzlich zeglawben 
vnnserm hayler Jhesu Christo, als dem eingeleibten wort gots vnd als vnwider- 
sprechenlicher warhait, on all auszziis; vnd on all ander zewgknuss, sonst thaet 
dervnglawbig mensch Christo grosse jniuri (c) vnd naeme got sein hoechste ere, 
nemlich guoten lob vnd nome (d) der wahrhait, gleich als wolt Cristus mitseinem 
newen gesetz den menschen jrrig machen vnd verfueeren. Vnd der herr bekennt 
(e) doch selbs, er sey der weg, die warhait vnnd das leben. Wer nu nit die- 
mueetiklich glawben, sonnder aigenlich wissen wil vrsach (f) warumb Cristus die 
sacrament aufgesetzt, warumb er dits oder jhenes hab gepoten oder verpoten, 
warumb er in seinem abwesen, der kirch (g) gwallt geben zeloesen vnd zepinden. 
Oder wer nach a'ygem syn vermainen wil, die satzung Christi oder seiner kirch 
seinn nit wol geordent, derselb thuot vnere Cristo, heiliger schrift vnd der kirch, 
gleich als sey sein aigener syn pesser dann gemainer kirch. Ain vnderthan muoes 
seines herren gepoten glawben vnnd nit fragen warumb der herr solhs gepotten 
hab. Dergleich muoes der mensch dem wort gots, on all frag vnd on ferrer wai- 
gerung, gehorsamlich glawben, vmb das es hie ist von Got, der ayniger herr ist 
aller menschen, vnnd nach seiner goetlichen weiszhait nichts vngeschickts gepieten 
mag. Pfligt man ainem aufrechten menscben zeglauben wasersagt, vil mer ist ze- 
glawben den wortten gottes vnd Christi, der ewige vnnd eingeleibte warhait gottes 
ist. D.araufDauid (h) vnder anderm vergicht, daz guot ist, hie in diser nacht zebe- 
kennen die warbait gots, dann sein gezewgnuss seinn gar fasst glawblich gemacht. 

Reithmeier, Berlhold's Theologey. 5 



66 NEUNDT CAP1TEL 

(a f schuldig. sieh. 5. . 5, h. (b f nottigt. im 10. . 5. b. et 54. $. 1Q. b. (c 9 
jniuri. im 12. . 5. h. fd f nome. im 22. J. 6- d. et 78. 5. 10. a. (e [J beke'nt, Job. 
14. sieh. . 6. a. (f '' J vrsach. im H. 5. 1. e. et 12. . 3. b. (g f kirch. sieh. . 7. 
h. et 91. . 12. b. (h f Dauid. PsI. 91. bonum est confiteri veritatem tuam per noc- 
tem. Psl. 92. testimonia tua credibilia facta sunt nimis. sieh. . 6- g. et im 9. . 8. b. 
et 11. . 6. b. 



NEUNDT CAPITEL 

von der gotliait Christ!. 

I. Das vnser hayler Jhesus Cristus (a) warer sun gottes sey, erscheint aus an- 
sehnlichen vrsachen vnd glawblichen geschichten, der etliche wil jch hiemit anzay- 
gen. Goetlicher mayestet ist zuogehoerig alle ere vnd glorj, loeblicher nom (b) 
vnd ewiger preis. Deszhalb got all vnd yglich creator beschaffen vnd georderit 
bat. Jben, die in loben vnd seinn nomen heiligen, zebogaben, vnd die seinen lob 
jrren oder versaumen, zestraffen. (*) Wie gescbriben steet, daz der engel gescbla- 
gen hab Herodem (c) vmb das er got sein ere nit gegeben bet. Wo nu Christus nit 
warer Sun gottes gewesen, da fur er sieh auszgegeben, alszdenn waere sein lere fals 
vnd er mitsambt seiner lere. von got langst vertiligt, als ain gots feind, der got sein 
ere entzogen vnnd jmselbs geaigent. Nu bat sieh Cristus berueembt (d) got sey 
sein vater, deme er sieh auch gleichgemacht vnd gesprochen. Johannes (e) hal 
von mirzeugnuss geben, als von der warhait, dariiber hab jch noch ain zewgknuss. 
nemlich himlischer vater zewgt von mir, vnd ob jch zewgknuss gib von mirselbs (f) 
istdoch mein zewgnuss war. Dann jch bin nit allain, sonder himlischer vatter, 
der mich gesenndt hat, zewget auch von mir. Item jch bin von obern himeln vnd 
nit von diser weld (dann Cristus het gesagfc, got waer sein vater) der mich ge- 
sandt hat ist in rnir. Jch bin auszgangen (g) vnd kommen von got. Jtem dp die 
juden den berren fragten (h) bistu Christus, sag vns offennbar. darauf er geant- 
wort. Jch bab euchs gesagt jr woellt mir aber nit glauben. Jch vnnd got vater 
seinn ain (i) ding. Darzuoe die Juden. Du bist nur ain mensch vnd machest (k) 
dich selbs zuo got. Darnach spricht der herr. jch bin gottes sun den der vater 
geheiligt vnd gesendet hat in diese weld. Wann.;der vater (1) ist in mir vnd jch 
bin jmm vater. Mit dem hat sieh Jesus Cr.istus ausgeben fur gottes sun, der got 
vater (I) gleich vnd mil jm ain ainig wesen sey in ayniger gothait vnuerschaidenlich. (^ 

(a f Christus. im 10. . 2. c. et im 54. . 1. b. et . 9. c. (b f Nom. im 22. . 
4. g. (c ^ Herodem. actu. 12. in fin. (d f Beruembt. Joh. 5. sieh. 8. 2. a. (e ^ 
Johannes, sieh. 8. . 3. b. et 54. . 2- c. (f ^ Mirselbs. Joh. 8. postprin. (g ^ Ausz- 
gangen. Johann. 8. im 19. . 8. c. (h, f Fragten. Johan. 10. (i f ain. sieh. 7. . 6. 
c. et im . 3. d. (k f machest. Joh. [l 10. 'ant. fin. facis teipsum deuih. '(1 ^ Vater. 
Joh. 14. post prin. 

( l Ecce dominus Jhesus seipsum exhibuit filium del, patri aequalem et, unum cum eo 
indivisum in substantia. Der hi. Augustih bemerkt zu dem oben aiigezeigten" Vorfall zwi- 
schen Christus und den Juden, wo sieh Christus als natiirlicheh Sohn Gottes"' efklart. Die Ju- 
den konnten die Worte des Herrn ertragen, bis er sagte: ego et pater unum sumus. Nach 
diesen Worten hoben sie Steine auf. Ecce Judaei intellexerunt, quod non intelligurit Ariani. 
Ideo enim irati sunt, quoniam senserunt non posse dici, ,,eg'o et pater unum sumus" nisi iibi 
aequalitas est Patris et Filii. Den Einwand, dass er eihmal nicht heilig gewesen seyn miisste, 
weil ihn der Vater heiligte, widerlegt Augustin so: Sic sanctificavit, quomodo genuit. Ut enim 
sanctus esset, gignendp ei dedit, quia sanctum eum genuit. In Joan. Tract;* 48. toin. III. 
pag. 617. :;;T ' - - 



VON DER GOTHAJT GHRISTI. 67 

II. ^ Christus hat jmeselfas zuogemessen etliche werch die ausserhalb Got sonnst 
nyemandt verbringen mag, nemlich siind zuouergeben (a) welhe vergebung allain got 
zethuon hat, aufdas wir wissen moegen, Cristus als ain sun gols vnd des men- 
schens Marie hab gwalt auf erden die siind nachzelassen. Daneben hat er seinen 
zwelf jungern.(b) beuolhen vnd gwalt geben in seinem nomen die lewt von siinden 
vnd poesen geisten zuoerledigen. Jn aller weld (c) seinen nom auszzepraitten, sein 
newe vnerhoerte lere zeuerkiinden vnd zepredigen, den glawbigen versprochen die 
saelikait, den vnglawbigen gedroet mit ewiger verdamnuss. Das allain got zuoe- 
sleet. Deszgleychs hat Cristus zuo zewgnuss seiner gothait fiirgewendet seine 
werch (d) die er than hat jmm nom seines vaters, der in jm wone vnd solhe werch 
volbringe. Daneben beuolhen, so wir in Got glawben (e) soellen wir in jne auch 
glawben, dann nyemandt kaeme zuo got vater (f) nur durch jne. Er sey jmm vater 
vnd vater in jme. Christus hat auch versprochen (g) das ewig leben jhenen die in 
jn, als den Sun gotes, glawben, welher jme aber nit glawbt, auf demselben bleibt 
der zorn (h) gots daz nyemants gebiirt (i) zeuersprechen noch zedroen, ersey dann 
got. Weyler hat sich Cristus berueembt. Wie got vater erkiickh (k) vnd leben- 
tig mache die toden, also auch Er, als gotles sun, moeg wen er woell erkiickhen. ( 2 ) 
Essey jm auch von got val;er all gericht (1) vber die menschen beuolhen, auf das 
SY denselben Gristuin eren, in mass sy got eren. Item der herr Jhesus hat die 
juden gewisen (m) auf heilige schrift, als gebe dieselb zewgnusz von jme, daz er 
warer Christus vnnd gottes. sun sey, durch den das ewig leben erlangt werde. Er 
hat auchferrer zuo jnen gesprochen, seines himlischen vaters will (n) sey, dgz yg- 
licher der den sun sehe vnd in jne glaub (o) hab das ewig leben. Denselben woefie 
auch Er Christus erkiickcn am jungsten tag. Dann er gebe seinn schoeflein (p) das 
ewig leben, domitsy nymermer verderben. Jn summa Cristus hat vnuerporgen 
vnd pips gesagt. J.tn als den sun gotes sey von got vater gegeben aller gwallt (q) 
in himel vnd auf erd, auch vber all fleisch, dabey die menschen begriffen seinn. Er 
gebe auch daz ewig leben , jhenen die waren got vater erkennen (r) vnd Jhesum 
cristum den der vater gesendt hat. 

(a fj" vergeben. Mat. 9. in prin. (b J jungern. mat. 10. in prin. job, 6. in fin. 
im 96. . 4. k. (c f weld. marc. 16. in fin. sieh. 8. . 4. c. et 22- . 4. h. (d f 
werch. job. 10. et 14. im 77. . 2. e. et i. (e f glawben. job. 14. in prin. (f f va- 
ter. job. 14. in prin. im 76. . 2. q. (g f versprochen. im 12. g. 4. b. (h f zorn. 
job. 3. in fin.- sieh. 1. . 5. i. et im 18. 2. d. et 32. . 1. 1. et 64. . 7. c. et 77. 
. 6. g. (i f gebiirt. im . 4. c. et im 12. . 4. b. et 54. . 8. h. (k f ktick. job. 5. 
in med. (1 f gericht. joh. 5. im 73. . 1. g- et 84. . 3. b. (m <f gewisen. job. 5. 
ant. fin. sieh. 5. . 4. c. (n f will. job. 6. in med. (o ^ glawb. sieh. 8. . 2. b. 
(f ^ schoflen. joh. 10. post ' med. vitam aeternam do eis. (q 5 'gwallt. Mat. 28. in fin. 
job. 17. in prin. im . 3. a. et 39. . 8. e. et 91. . 7. g. (r ^ erkennen. joh. 17. in 
; ; prin. im 30. 7. f. ^ 

] III. ^ Ob nu der herr Jesus nit waere, den er sich zesein hat beruemnbt, 

| benenntlich ain sun gotes, demselben in der gothait vngleich vnd nit gewisser 

I Cristus von got hieher gesandt, alsdenn waere auf gantzer weld solher todfeind 

4 vnrid schedlicher widersacher gottes nye kommen als Jesus. So lang die weld 

I gestanden hat ausserhalb sein kain mensch got dermassen angetasst vnd gesagt. 

| Er sey warer got vnd naliirlicher sun goltes, der gantzen goetlichen gwallt (a) hab 

I in himel vnd auff erde. Wiewol sich vor jm Theodas (b) unnd judas galileus, 

I villeicht ettlich mer, fur Messia. oder sonnst fiir suii gottes gedichtuhd eingedrun- 

| ( 2 Wie der Vater die Todten erweckt und sie lebendig macht, so macht auch der Sohn 

I lebendig, welche er will. Ueber erkuclih,sieh im "Worterbuch. 

1 5* 



68 NEU1SDT CAPJTEL 

gen haben, souil daz die juden geursacht seinn,.ain geselz zemachen, wer sich 
fiirter fiir Messia oder ain sun gottes auszgaehe, derselb soil sterben. Wic sy 
dann zuo pilato wider Cristum sprachen. Wir haben ain gesetz (c), nach dem- 
selben sol er sterben, dann er hat sich gemacht ainn sun gottes, khainer magjnu! 
ainn groessern nom scboepfen noch hoehere ere zuoeziehen, dann sagen, er sey 
ain (d) ding mit got, wie Jesus fiirgeben hat, Deszhalb waere derselb, souerr er 
gelogen hiet, der groessist widersacher vnd todfeind (e) gotes, den die juden (f) 
rechtlich durchaecht vnd gekreytzigt hieten. Deszhalb sy von got billich begabt 
vnd fiir all ander volckh, gnediklich fiirgesehon waeren, als diener goltes, des ere 
vnd nome sy bescherniet vnd die gotes schendung gerochen hieten. Dagegen 
wurden von got billich gebasst vnd gestraft jhen, die Cristum, als ainn todfeind 
gottes, annemen vnd anpeten. Aber das widerspil (g) ist entfertten. Judisch 
volck hat vor zuokunft Cristi sein aigen Reich vnd wonung bey einander gehabt. 
auch in grossen eren (h) gcwesen auff ganntzer weld. Nachdem sy Cristum 
schantlichen tod angelegt, haben sy jr Reich verloren vnd seydher kainn koenig 
gehabt, syseinn schaentlich allenthalb in ganntzer weld auszgestraeetworden vnnd 
noch. Wie in Jacob patriarch vorgesagt hat. das kbeniglich scepter (i) wirt nit 
aufgehebt vom geslaecht juda, bis jhener kummbt der zesendcn ist, vnd die juden 
selbs bekent. Wir haben kainen koenig, nur den Kaiser (k). Herwiderumb seinn j 
die Christen erhoecht vnd in merklich ere kommen durch jhesum Cristum, nit 
allain zuo himel, sonnder auch auf erde. Das Reich gantzer weld (1), welllichs 
vnnd geistlichs ist vorzeiten alles gewesen vnderm gwallt Christi vnd noch alles 
in der geistlikait vnd ains tails in der weltlikait. Dorjnn geziert vnd gepreyst 
werden, Gotszhewser, Altaer, vnd Feyrtaeg, zuo vordrist got zuo glorj. darnach 
himlisclier kirch zuo zier aucb zuo lob alien vnd yglichen heiling, die Christo 
nachgeuoligt auch goettliche maiestet hie geert haben vnnd dort ewiklich Ercn, . 
denen wir auch nachuoligen soellen. Doch ist aller lob (m) hie von got, nit vonn ; 
menschen. 

(a f gewalt. sieh. . 2. q. (b f Theodas. act. 5. ant. fin. im . 4. d. (c J gesetz. 
Job. 19- in prin. (d f ain. Job. 10. sieh. . I. i. (e f feind. im . 7. c. et im 20. 
. 8. a. (f f juden. im 10. . 10. g. et 15. . 4. b. et 40. . 9. b. (g f widerspil. 
sieh. 4. . 11. d. et im 29. . 7. b. et 31. .. 9. a. et 48. . 4. h. et 52. . 2. e. 
(h ^ Eren. Rom. 2. in fin. im . 4. f. et im 98. . 1. g. (if scepter. Gen. 49. sieh. 
1. . 8. h. et 10. . 4. a. (k J Kaiser. Joh. 19. (1 f weld. Apo. 11. ant fin. factum 
est regnum hujus mundi domini nostri. im 1. . 8. i. et 8. . 5. d.. et 91. . 11. a. 
(m f lob. Rom. 2. in fin. cujus laus non ex hominibus sed ex deo est. 

IV. f Darumb muoes Jhesus Chrislus dor sein, fur den er sich auszgeben 
hat, oder got muoes nit got sein: Wie hiet sonst warer got schoepfer him els 
vnd erden, alslang biszher ymmer gedulden moegen ainen solhen felscher (a) vnd 
darzuo verhengen, daz souil frummer martrer (b), Lerer, Peichtiger, Junckfrawen 
vnd ander diemueetig leiit verfueert waeren worden durch solhe false vnd vnge- 
rechte lere Christi, Dadurch Got seiner Ere berawbt, sein Lob vnderdruckt, sein 
goetlicher nom geschendet, auch aller goetlicher stand vnd ordnung zeriitt wurde 
vnd vmgekert. Kain weiser Koenig moecht zuoesehen , daz in seinem Reich 
(dorinn erfreyen gwallt hiet) wider seinen willen, ain froembder herschte, der sich 
berueemte als des koenigs Sun, von jme in das koenigreich gesandt zesein, vnd 
vnderstueend sich koeniglichs gwallts auch annders auszzerichten, das allain dem 
koenig zuogebiirt. (c) On zweifFel, der weis vnd maechtig koenig wurde ainn 
solhen fellser austreiben, alsseinn todfeind vnd verfueerer seines yolks. Er wurd(> 
auch vertiligen sein false lere. Daraus ist entlich zeuermueetten. Wo der herr 



VON DER GOTHAIT CHRISTI. 69 

Jhesus nit warer Cristus noch mit seiner lere gerecht gewesen, Cristenlicher glaub 
waere langst zergangen, wie dann obbenant Theodas (d) vnd Judas mitsambt jrer 
lere vonstundan vertiligt seinn. Darawf hat geweyssagt der schrifftgelert Gama- 
liel (e) Sey die lere Christi nur aws den menschen so werde sy bald zergeen, sey 
sy aber aus got, so kiinn man dieselb lere nit tempfen. Wo nu Gbristus vnd sein 
lere vngerecht erfunden, destmer wurden gerecbt diejuden, so Christum nit ange- 
nomen haben vnnd beliben seinn injrem allten gosetz von denen geschriben steet, 
sy haben geert (f) ainigen got des himels, derselb streyt fur sy nur allain sy wei- 
chen ab dem dinst desselben jres gots. 

(a f felscher. im 54. . 9. d. (b f martrer. si eh. 1. . 7. g. (c 5 gebiirt. si eh. 
. 2. i. (d f Theodas. sieh. . 3. b. (e f Gamaliel. Actu. 5. ant. fin. (f J geeret. 
Judith. 5. sieh. . 3. h. et 8. . 2. h. et . 5. a. 

V. 5 Axtf gantzer weld seinn die Juden (a) vnnd jr vorellter das erst vnd 
olltist volckh, die allain erkent (b) vnd angepet haben ainen waren got. Aus Jnen 
ist das hayl (c). das gibt Christus selbs zewgnusz. Waere nu auf der Juden alt 
gesetz die lere Christi vnd das Ewangelj von himlischem vater nit gepflanzt (d), 
alszclenn soltnach laut desselben Ewangeli, die lere Christi mitsambt seimmEwan- 
geli billich langst ausgereyt seinn. Solh auszreyltern ist biszher in fiinftzehenhun- 
dert jaren ( 3 ) nit beschehen. Die lere Christi ist durchjnselbs in Jiidischem land, 
durch sein Aposlel vnd ander lerer in gantzer weld gepflanzt vnd auszgeprait in 
alle oertler des erdreichs, allenthalben die abgoetterey zerstoert. Dawider hat 
das obrist irdisch, benenntlich Roemisch (e) Reich, vnder deme desselbenmals 
ganntze weld gewesen, mitsambt andern tyrannischen Reichen, mit gwalt streng- 
lich gestritten. Dieselben aber durch die lere Christi vberwunden seinn vnnd 
darawf Christennlichen glawb angenotnen auch sieh Cristo, als jrem got vnd her- 
ren, christenlicher kirch (f) als jrer frawen vnd rnuoter, vnderworffen haben, vnd 
noch gehorsam seinn, auszgenomen jhen die sieh widerumb aus christenlicher 
geborsam gezogen vnnd aberglawb angenomen haben alsHaiden, Tiircken, Tatern,* 
Kriechen, Hussen vnd ander ketzereyen, als ditsmals vnser new Luterischen. 

(a f Juden. sieh. . 4. f. (b f erkent. Psl. 75. in prin. notus in judea deus. 
(c ^ hayl. Joh. 4. ant. med. salus ex judeis est. (d ^ pflantzt. Mat. 15. post prin. 
plautatio quam non plantavit pater, eradicabitur. (e f Roemisch. im 92. . 5. d. 
(f f kirch. sieh. 4. . 5. f. 

VI. ^ Dieweil solhes alles ewiger got wissenlich zuoegibt vnd geduldt Chri- 
stum zeregieren, anzepetten, zeeren, zeloben vnnd den nom (a) Jhesu zeheiligen, 
als seinen ewigen Sun vnd zeitlichen gesandten von got. Daraus fesliklich zeglaw- 
ben, die lere Christi sey hie von got vnd raiche zuo Ere seiner maiestet vnd zuo 
lob goetlichs noinens. Desgleichs vnser hayler Jhesus sey warer messias vnd ge- 
salbter Cristus (b), auch natiirlicher Sun gottes vatters, mit demselben,ain sub- 
stantz (b) vnd gothait, geborner got vngeborem got, als liecht vom liecht (c) vnd 
koemend, warhait aws warhait fliessend, als ain ewige person aws der andern, 
die ganntz gleich seinn in macht, weiszhait, ewikait vnd in alien andern goetlichen 
kreflen vnd tugenten. ( 4 ) Sonst hiet got sein gelernig (d) lewt nit alslang in jrrung 

( 3 In der Uebersetzung : quae tamen hactenus ultra M.D.XXVII. annos agro domini in- 
serta floret. 

'(*. Mit diesen und ahnlichen Ausdrucken ^vird der Sohn Gottes nach dem Vorgange der 
hi. Schrift von der einstimrnigen Tradition bezeichnet. Das Symb. Nic. Gonstantinop.: Deus 
vcrus de Deo vero, per quern omnia facta sunt. Deus de Deo, lumen de lurnine; exPatre natus; 
genilus, non factus, ex Patre nalus ante omnia saecula, consubslanlialis (ouoovaios) Patri. 
Man vergl. Klee, Dogmatik 2. Bd. S. 140. flg. 



70 NEUNDT CAMP ftffi DER GOTHAIT CHBISTI. 



steen vnd falsen glawb b'eleiben lassen, seiner goetlichen wirde zuo schand vnd 
laster. Nochmcr. "Wo Christus nit hie von got noch sein lere recht :! gewest, so 
waere er gaentzlich gestorbeh vnd vor jungstem tag vom tod nymer aufeYstan- 
den (e) dadiirch sein nom alslang nit beliben. Es waer'e auch sein lere, rhitfsambt 
den jnstrumenten vnd steten des leiden Christi, nit in eren getiallten.sbnnder langst 
vertiligt, nachdem anfaenklicb die Juden, nachmals die Roerher vnd all weltlich 
herschefft mit aller macht Chrislerilichen glawb, zuosainbt den glawbigen men- 
scben, angetast haben, zeuertiligen, zetdetten vnd auszzeleschen. yemer die wider- 
sacher soelhs versuoecbt, destmer ist christehlicher glawb gewachsen auch Stett 
vnd jnstrument des leidens Christi zuo Eren koemen. Wissenlich ist, daz Jheru- 
salem vnd heilig krewtz (f) (daz zuo schmach der grossen vbeltaetter awrgesefzt 
was, aber numals in zier verwandelt isl) von glawbigen vnd vnglawbigen, inhohen 
Eren vnd guoter behuoet gehalllen werden. Wiewol die vnglawbigen jr Ere vnd 
behuoet bey dem grab Christi oder anderswo, nit thunn aws lieb. sender vmb zeit- 
lichs nutz willen, hat doch got soelbes von vnglawbigen zebeschehen nit on vrsach 
geordent, nemlich zuo kreffligung Christenlicher warhait vnd zuo besserm fleis 
den wir zuo Christum haben solten. 

(a ^ nom. Phil. 2. im 82. . 5. c. (b f Christus. im^ ?. 8. c. et im 93. 5- 1- a. 
(b f substantz. sieh. 7. . 3. ra. (c 5 liecht. sieh. 7. g. 3. e. (d f gelernig. joh. 6. 
post med. erunt omnes docibiles dei. im 18. . 7. i. (e f erstanden. im 57. . 1. b. 
(f ^ kreytz. im 85. . 7. f. 

VII. ^ Wann Jhesus nur plosser mensch, nit auch got gewesen, doch sieh 
dafiirausgebenhiet, alszdenn waere er wierser vnd grosser lugner dannLuciper(a), 
der nur aufgestigen vnd sieh got gleich machen hat wellen, dannoch ist er vater (b) 
der liigen genent. Vilmer waere vnser herr Jesus aiii lugner, der sieh nit allain 
got vergleicbt, sounder gar got macht, mit dem hiet cr got aufsgroebist gelestert, 
demselbcn sein hoechste Ere genomen, dieselb jmselbs : zuoegeaigent vnnd sieh am 
ersten fiir got geliebt. Dadufch er der swaerist todfeind (c) gottes waere der 
in himel vnd auf Erd nye gewesen. Er hiet auch an jme alle vbel vnnd vngefell 
die aus aigener (d) lieb vnd hochfart eruolgen, nemlich waer. er der vnwarbafti- 
gist, vngerechtist vnder all'em geschoepf, auch verplend!;, vnrueeig, haessig, verzert 
vnd vngeordent, wider alle crealur die er belrogen, gefelscht vnd verkert hiet. 
Darumben waere das Ewangelj viid geselz Christi auch alle ander lere vnd vnder- 
weisung, die seinjunger vnd ander lerer nach jm vns gegeben haben, wider got 
vnd recht, wider natur vnd all ordnung, nachdem soelhe lere entsprung aws giff- 
tiger wurtzen (e) aignef lieb. Dafaus nymenner guote frucht wachsen mag. Es 
mueesst auch das Ewangelj vnd Historj von Christo, souil das leiden Christi be- 
rueert, gefelscht sein. Danri vnglawblich ist, daz ain solh hochfertig mensch, der 
gesehen sein wil, als sey er got, darjnn sein aigene ere vnd hochfart subecht, welle 
oder moege diemueliklich leben, williklich koemen in die hende seiner feind vnd 
geduldiklich annemen ainen schaentlichen, laesterlichen tbd. wie vhser hayler 
Jhesus gethan vnd geliten hat. 

(a J Luciper. Esa. 14. im 24. . 2. b. (b "f vater. Job. 8. im 24. . 3. d. 
(c f feind. sieh. g. 3. c. (d, f aigener. im 48- - 1. m. (e ^ wurtz. im 45. . 7. a. 

TIJJ. f Aws alien vnd yglichen obangezogen vrsachen, wirt lautter vnd 
befluslich befunden, daz Jhesus Christus warer got muoes sein. daz auch sein lere 
vnd new gesetz gegriindt war (a), heilig, rain, gerecht, ordenlich, tugenlhaft vnd 
allenthalben goetlichen sachen gemaes, zuo vnserr saelikait gelegen vnd von me- 



ZEHENDT CAPITEL VON DER MENSCHAIT CHRIST! 71 

niklieh attzeneniiBh ist, als ain hailsame ler^ Vhfl fruchtbar riutz. Dieselb Ghristen- 
lich lere ist vberall geschifft zuo frid, ruoe, ainikait, zuo bruederlicher lieb vnd 
zuo allem guten, wider aigen nutz vnd rverkerten willen. wider weltliche Ere vnnd 
fleischliche gier, wider des dewfels einflus vnd alle poszhait vnd dermassen glaub- 
wirdig (b), daz nyemants zweifeln mag noch andevs glawben kan, dahn Jhesus 
Christus sey natiirlicher Sun vnnd warer gesandter gottes. Deszhalb all sein lere 
vnd gesetz auch all christenlich sachen, von jme herfliessend. seinn krcfftig, war 
vnd gerecht auch von meniklich in alien vnd yeden puncten vnd artikeln zehallten. 
Dann solhe gantze lere Cristi ist dermassen aneinander gepunden vnd aufeinander 
gesehrauft wo sy in aimm Artikel faelt, alszdenn waere sy alle fael, deszhalb ist 
nichts vnwares noch vnnulz in allem geselz Christi vnsers waren haylers. Welher 
fiirter nach vnserm herren Jhesum kommen vnd sich fur messiam auszgeben, der 
wirt offenlich ain falser prophet vnd grosser Antichrist sein, den die Juden fiir 
jren versprochen Messia (c) werden annemen. Wie ytz etlich verfueert tewtsch (d) 
des Antichrist(e) vorlawffer Martinum Luther mitseinen gesellen vnd falsen leren 
annemen wider waren Christum vnd sein heilige kirch. 

(a f war. sieh. . 6. b. (b f glawbwirdig. sieh. 5. . 7. b. et 8. . 9. h. 
(c f messia. job. 5. in fin. sieh. . 6. b. et im 10. . 4. f. et 54. . 7. a. (d 5 
tewtsch. sieh. 1. .5. c. (e f Antichrist, im 15. $. 6. g. 



ZEHENDT CAPITEL 

Ton der ntenscltait Cliristi. 

I. Wie Christus warer got, also ist er auch warer mensch (a), lawtdesEwan- 
gelj, vnd gotlich wordl ist worten fleisch (b). Von got ewigem anfanng ist durch 
sein wort, benenntlich durch goetlichen sun, auszgangen alle crealur.. Zuo lesst 
die, beschaffen menschait, vnder welher got gemacht hat ainen inenschen, benennt- 
lich Jesum, den er zuo seinem geuelligen (c) Sun erwoelt, daz (lurch denselben 
erwoelten sun, als durch ain mittel, alle verniiftige creatur widerumb zuo got solt 
kbhimferi in natiirlicher ordnuiig die got aufgesetzt het. Darzuoe paiilus sagt, der 
mensch Jesus Cristus ist ainiger riu'tler (d) zwischen got vnnd der inenschen. 
Glawblich ist, diewei! got ausserhalb sein vnd aus nichding das geschoepf gemacht 
vnd ztiom wesen bracht hat, daz desselben geschoepfs wesen natiirlich widerumb 
gedcihien wurfle zuo nichding (e) aus dem es gemacht ist, hur allain es werde an 
got, als an ewig wesen vnnd ah sein sicher ennde ge ! puriden. ( J ) Das aber natiir- 
lich nit besciiehen kan, nachdem das geschoepf iii Got kain hanndthab noch gleich- 
nuss Hat, an die es sich hallteh mbecht ewiklich. Deszhalb erfordert des ge- 
schoepfs notdurft, daz got an sich neme ain creatur, in der all annder creaturen 
beslossien (f) seihn, neirilich die menschait Ghristi, in denselben, als in ainem men- 
sch en, ist aller creatur gleiclmuss vnd in jme, als in warem got, moegen all crea- 
tur gee wigt werden. Also ist Christus alpha vnnd o, das ist vnser anfang (g) 
vnd ende, anfang vmb das got durch in, als gotlichen Sun, all creatur beschaffen. 

( l , Es. ist glaublich, class, dieweil Gott ausser stch.und .ausNichts das Geschopf gemacht 
und zum Wesen gebracht hat, desselben Geschopfs Wesen iiatu'rlicn wiedertim ins Nichts ver- 
sinken wiirde, aus dem es gemacht ist, wenn PS nicht an Golt als an ein ewig Wesen und an 
sein sicheres Ende gebunden wiirde. 



72 ZEHENDT CAPITEL 

Er ist auch das ennde, vmb das durch jne die creator widerumb zuo got kom- 
men sol, ( 2 ) , ,,: . 

(a f mensch. sieh. 6. . 2. a. (b f fleisch. Joh. 1. sieh. 5. . 4. b. et'im . 
3. b. (e 5 geuelligen. Mat. 17. in prin. im 19. 2. b. et 54. . 5. b. (d f miller. 
1. Thim. 2. im . 10. a. et 8. . 1. c. et 12. . 8. c. et 20. . 3. 1. et 27. . 4. b. h. 
et 42. . 4. m. et 54. . 4. f. et $. 9. f. et 55. . 3. h. et 67. . 1. h. et 79. . 7. a. 
et 84. 4. e- et 91. . 3. a. et 94. . 2. a. (e nichding. im 21. -g. 2. b. (f ^ beslos- 
sen. im . 2. a. et im 67. . 9. 1. (g j anfang. apo. 1. post prin. Ego sum alpha et 
o. im 19. . 8. a. et f. 

JI. ^ Weyter ist zemerckhen, daz all leiblich geschbepf ist von wegen des 
menschens, vnd wirt on mitlel beschlossen (a) jm menscben als jm enride, zuo 
deme dasselb leiblicb geschoepf gewident ist. Soelher beslus beschiecht auch 
on mittel, nachdem die menschen (der leib aus elementen gernacht ist) mit an- 
dern leiblichen creaturen ainer elemenllicben crealur vnnd aigenschaft seinn. 
Nu muoes der mensch auch von ettwas wegen sein vnd darjnn beslossen werden, 
als in seinein ende, zuo dem er gewidennt. ( 3 ) Das ist allain Got. Nachdem aber 
goelliche Natur weit ist von menscblicher natur, deszhalb der mensch zuo got, als 
zuo irembder natur,, on mittel nit mag koemen. Darumb ist not daz ain mittel 
sey, beden naturen, gotlicher vnd menschlichcr gleichmaessig. Dasselb ist Cri- 
stus (b) water got (cj vnd mensch. Domit durch jne die menschen kommen moe- 
gen zuo hoher gotlicher natur vnd angewiinscht (d) sun werden des hymlischen 
^ vaters, desselben ist Cristus erstgeporner (e) sun vnder vil bruedern. Durch jnfi 
mueesson die erwelten mennschen kommen zuo got vnd ewiklich mit jme veraint 
belciben, in kraft der vnzergenklichen aynikait beder natur gotlicher vnd mensch- 
licher, die in der person Cristi ewiklich beyeinander seinn. Darauf schickt sieh 
alle crcatur, die von got durch seinn sun auszgcet, widerumb durch gotlichen sun 
zuo gol einzegeen. Das sehen wir in elementen, wiewol dieselben von natur 
widereinander seinn, noch machen sy.sich zesame.n in wachsunden dingen, vnd 
steigen vber sieh durch empfindlich leben bis zuom menschen, daselbs finden die 
element ainn verniiftigen geist (f), der sy jmm menschen sollt bringen zuo Cri- 
stum, auf das sy durch. denselben Cristum (g) gefueert werden zuo got von dem 
die element vnd alle cneatur auszgefueert ist. 

(a f beslossen. sieh, . 1. f. et im 19. . 6. f. (b ^ Christus. im 19. . 6. g. et 
54. . 3. f. (c f Got. sieh. 9. . 1. a. et 54. . 1. a. (d f gewunscht. im $."10 h. 
(e^geporner. Rom. 8. ant. fin. (f ^ geist. im81. . ll.f. (g ] Christum. im 21. . 8. k. 

III. ^ Das aber Cristus warer mensch sey, befindet sieh jmm allten vnd 
newen gesetz. Von erst jmm puoech des gesangs, dorjnn von der kanschafft gots 
vnd seiner prawt der synagog oder kirch vnder des Salomonis vnd seiner prawt 
tytel geschriben steet also. Schawt (a) an den koenig Salomonem in der kron mit 
der jne gekroenet hat sein muoeter. Salomon (der koenig Dauids sun gewesen) 
bedewt Cristum den sun goltes, den sein leibliche muoeter Maria hat gekroenet 
vnd vmgeben mit der kron jres junckfrawlichen leibs. Dabey wirt verslanden 
die menschait vnd ejnleibung (b) gottlicbs suns, der in der gdthait wol ainn vater, 
aber daselbs kain muoeter hat. Deszhalb muocs bey der muoeter salomonis ver- 

( 2 Wie durch den Sohn Alles von Gott erschaffen ist, so soil auch durch den Sohn, als den 
Mittler zwischen Gott und den Menschen, zu Gott zuruckgefuhrt werden. 

( 3 Alle leiblichen Creaiuren sind in dem Menschen, urn dessenwillen sic erschaffen sind, 
eingeschlossen als ihrem Bilde und Ende, zu dem eben die leiblichen Geschb'pfe bestimmt sind. 
DicserBeschluss geschieht unmiltelhar, -well die Menschen mit den andern leiblicben Creaturen 
Yon derselhen elementlichen Crealur und Eigenschaft sind etc. 



VON DER .MENSGHAIT GHBISTI. 73 

standen seinjlaria (c) die leiblich.muoeter,Cristi, daselbs er kainn leiblichen vater 
hat. Von solher leiblicher zuokunft Cristi hat propheceit Esaias (d). Nembt war t 
ainjunckfraw wirt empfahen vnd geperen ainn Sun, der wirt genennt Emanuel, 
das ist, got mit vns. Jtem ain klain kindl (e) ist vns geporn vnd der Sun ist vns 
gegeben. Jtem ain ruoet (f) wirt auszgeen vom slam Jesse, vnnd von derselben 
ruoet ain pluoem auff welher pluoem, der geist gots rastet. Bey der ruoet ist 
bedeyt junckfraw Maria, die ausm geschlaecht Jesse gewesen. Bey der pluoem 
ist bedeyt Jhesus, in dem die gothait rasst. Jtem weyter Esaias. Der herr wirt 
den menschen senden jren hayler (g) vnd beschirmer, daz er sy erledige. Jtem die 
erd (h) werde aufthan vnd geper vns den hayler. Jtem Malachias (i). Paid wirt 
kominen zuo seinem heiligen tempel, der herrscher den jr suoecht vnnd der pot 
des Newen testaments des jr begert. Noch seinn vil mer weissagung des allten 
Testaments, darjnn all Propheten (k) vnd geselz, vom anfang bis auf Johannem 
tauffer anzaigthaben die leiblich zuokuhfft des waren Messie vnnsers herren Jhesu 
Christi. ( 4 ) ,'-.... 

(a f Schawt. cant.* 3. in fin. de onere eccles. c. 62. in prin. im 85. . 8. f 
(b J leibung. sieh. . 1. b. (c J Maria, im . 6. b. et 51. . 16. e. et 84. . 6. f. 



(d f Esaias. 7. sieh. 6. . 10. d. et 85. ..9. f. (e f kindl. esa. 9. post prih. (f 
ruet. esa. 11. in prin- im 54. . 3. b. (g J hayler. Esa. 19. ant fin. (h ^ erde. esa. 
45. post prin. (i f Malach. 3. in prin. (k f Propheten. mat. 11. in med. sieh. 5. . 
3. l.'et 17. 5- 8. a. 

IV. 5 Soelh zuokunfft vnsers bailer vnd gnuogthuoer ist vngezweifelt vor 
1.5.27 jaren beschehen. Nachdem patriarch Jacob geweissagt. Das koeniglich 
scepter- (a) werde vonn juden nit aufgehebt noch das hertzoglhumb ( 5 ) aws jrern 
geslaecht zergeen, alslang bis jhener komme der zesenden ist vnd auf dene alle 
voelcker wartten. Dise prophecey ist erfullt zuo zeilen herodis, der den lesten 
Koenig jiidisch geslaechts Anligonum vnd seine kind hat vertiligt vnd sieh als 
ain frembder, mit hillf der roemer, in jiidisch koenigreich eingedrungen. Seydher 
haben die juden aus jrem geslaecht kaihen Koenig noch ander Fiirslen gehabt 
anders dann roemisch Kayser. Wie syselbs bekennt (b) vnud gesprochen. Wir 
habcn kainn koenig, nur den kayser, dem sy noch hewt vnderworffen seinn nach 
geschriben rechten. (c) ( 6 ) Die juden bekennen daz Messias oder Christus koe- 
rnen sol, vnd kiinnen khain glawbliche (d) vrsach anzaigen, warumb vnser herr 
Jesus nit derselb messias vnnd gesandter oder gesalbter gots'sey. Sy wartten auff 
ainn andern, deme sy glawben auch annemen welleii, vnd erzelen doch kainn 
grund (e) wider Cristum, daz nit jme, sender dem kiinfftigem jrem Messie, das ist 
dem Anticrist, sey zeglawben. Von demselben redt Christus zuo den juden. 
Jch bin koemen in meines vater nom, aber jr wollet mich nit annemen, so ain 
anderr (f) kombt in seinem aigen (g) nom, denselben wert jr annemen. Dauor 
hat esaias (b) gewarhet jhen die aut denselben gesandten wartten, daz sy nit zuo- 
schanden wurden. Aber der sorgfeltigen (i) leiit warttung ist verloren. wie der 
weis sagt. Also werden die juden mit jrem wartten betrogen vnd zuo lesst jren 

( 4 Die Uebersetzung hat noch folgenden Zusatz: Praecipue ubi spiritus sanctus per Nathan 
prophetam (2 reg. 7. ant. med.) ad David ait: Cum dormieris cum patribus tuis, suscitabo semen 
tuum post te, quod egredietur de ulero tuo; ego ero ei in patrem et ipse eril mihi infilium. 

( b Berthold gibthier das dux mit ,,herzogthum" stall Heerfiihrer, Fiirst, Gesetzgeher. Die 
Stelle ist bekannt: Non auferetur sceptrum de Juda nee dux de femore ejus, donee venial qui 
mittendus est. 

, ( G Zur Zeit, : als Berlhold dieses schrieb, waren die Juden den kaieerlichsn Gesetien unter- 
worl'en, da das, hi. Rb'mische Reich noch bestand. 




n ZEHENDT CAPITEL 

faisteri herreh Eglon (k) toden finden, nemlieb den grdssen ahticrist als messiam 
defposzhait. 

(a j Scepter. Gen. 
iudeis. 1. iudei. (d 
anderr. job. 5. in fin. 
fin. ne confundentur qui expectant eum." (1 f sorgfaeltig. prov. 11. in prih. expectatio 
sollicitorum peribit. (k 5 Eglon. Judith. 3. ant. fin. 

T. 5 Darnacb in schrift des neiien (a) gesetz erzaigen sich all vrid yglich 
aigenscbaft vnd vmbstand so die notdurft (b) aines bailers vnd gnuogthuoers er- 
aiscbt, vnd dieselb schrifl wirt erfiilt in vnnserm herren Cristo Jesu, der sichselbs 
angezaigt (c) vnd gesagt hat, er sey anfang vnd der verheissen messias von got 
bieher gesandt. Do Cristus jhenen plinden, den er gesehen gemacbt bet, fragte, 
ob er glawb in gottes sun, fraget derselb binwider, wer doch gotes sun waere, 
darauf jme der herr anntwort. Du bast jn yetz gesehen vnd der mit dir redet 
(d) derselb ist gottes sun. Jcb bin in disc weld konunen in dasgericht. Darauf 
bat jn, als ainn sun gots, bemelter plind, angepet, das Cristus nit geliten hiet, 
wo er nit warer got gewesen waere. Jtem weytler bat er gesprocben, wer durch 
mich eingeet, der wirt saelig. (e) Jcb bin kommen domit die lewt das leben haben 
vrind vberfliissig, das ist ewiklich haben. Jch bin vom vater auszgangen (f) vnd injdise 
weld kommeri, vnd yerlass die weld vnd gee widerumb z'uo'ih vater. Wer dariiber 
nit glawbt (g) daz got die menschait an sich genomen vnd dadurcb das gantz ge- 
schoepf bestaetligt hab, der vermaint alle creatur zeuerkiirtzen, got zuo vnere, 
gleich als soelle got nitymer vnd ewiklicb durch sein creator gelobt werden. Dann 
nit gnuog ist ewigen Cristum zegelawben, sender auch not, denselben wiirchlich 
(h) zeloben in ewikait. 

(a ^ Ne-wen. im 54. . 7. e. (b f notdurft. sieh. 8. . 9. b. et 30. . 6. e. (c J 
anzaigt. job. 8. in med. tu quis es? dixit eis iesus; principium qui et loquor vobis. 
sieh. 8. .2. a. et 54. . 2. c. (d 5 redet jqh. 9. in fin. gui loquitur tecum ipse est. 
(e J selig. job. 10. post prin. (f f auszgangen. job. 16. in fin. (g f glawbt. 1 Job. 
5. in med. qui non credit filio, mendacem facit eum. sieh. 8. . 1. d. et 5. . 6. a. 
(h ^ wurchlich. 2 pelr. 1. ministrate in fide vestra virtute. sieh. 2. . 7. i. 

VI. ^ Cliristi gepurd seinn drey. Zuom ersten wirl Cristus nach seiner got- 
bait staetigs vnd goetlicb von ewikait (a) geppren aus seinirh himlischen vater, on 
ain inuoter. Zuom andern i ist Cristus gemacht ausrn sam Dauid (b) vnd nach 
seiner menschait ainsten leiblich geporen aus seiner niubeter junckfraw Maria, on 
ainen vatter. Dieselb maria ist die guot erde (c) dareih jbene samen Fallen die 
vilfeltig friicht gebon. Daraus gewa'cbsen ist die warhait (d) vnd gottes gepurd 
auch die hochfrucht der erde. Aus derselben erd marie, prost (e) auch ain wol- 
geschikt kirawt. .Welhe erde iiberfieusst mit milich (f) vnd hoenig, daraus geet 
jhener prunn (g) benentlicb Jhesu's , der do waessert alle oerter des enlreichs. 
Zuom dritteh wirt Cristus nach seinem geist jm gemiieet andachtiger menschen, 
durch die gnad offt geistlich geporen, in derselben gepurd hat Cristus vater vnd 
ihuoeter, wie er selbs bekcnt. (h) Wer meins vaiteh, der jm himel ist, willen 
thuoet, der ist niein bruoeder vnd swester vnd muoeter. Also ward nit allain 
maria leibliche muoter Cristi gelobt, sondefn Cristus hiesz auch saelig (i) all jhen, 
die in geistlich geperen , benenntlich die das wort gots hoeren vnd verhueetten 
desselben. 

(a ^ ewikait. im 54. . 5. m. (b f dauid. Rom. 1. in prin. sieh. <J. 3. c. et im 
51. . 16. c; et 54. . 5. i. (c ? erde. mat. 13. Luc. 8. in prin. cecidit interram bo- 
nam. (d f warhait. psl. 84- ven'tas de terra orta est. Esa. 4. fructus terrae sublimis. 



VON DEfc 'jftfcftSCHAlT GHR1STI. 75 

im 29. 5- 10. d. (e f prost. Hebr. 6. p'ost pfiiil terra germinans -herbam oporlnnam. 
(f ^ milich. Lev. 20. 'ant. fin. (g ^ prunn. Gen. 2. post prin. inrigans universam 
superficiem.tercae. im 60. 5-2. b. et .8. a. (h ^ bekennt.; mat.;12. in fin. 60. ..5. 
i. et im $."7. d. (i f selig. Luce. 11. in med. beati qui audiunt ver'bum dei. 

VII. 5 Yetz bestjmbt drey gepurd pfligt Christenliche kirch anzezaigen amm 
weicbnachtag. Die erst mit der Cristmess, die zuo nachlzeit gehalten wirt nach- 
dem vns in diser Gnster gantz verporgen ist gotliche gepurd, die'nyemandt efzelen 
oder aussprechen (a) mag. Die ander vnd leiblich gepurd .ist bedeyt bey der mess, 
so gelesen wirt in. der morge'ri rbet, zwis'chen tag vnd hacht, nachdem vns dieselb 
gepurd jm gesicht wissund ist aber vnbewist in waz mass juhckfreiiliche gepe- 
rung bescbehen sey, darab sich der weis verwundert vnd gefrag't bet, wer ist jhene 
die herfiir kunrimbt vnd aufsteet gleicb wic die morgen roet. (b) firitte mesz so 
zuobobem tag gelesen, bedeyt dritte gepurd Cristi, nacbderh geistlichb geperung 
jm gemueel der menschen albeg bescbehen vnd offenbar sein sol, nernlich daz 
Cristus durch die lieb jawendig im b'ertzen des menschens empfangeri vnd aus- 
wendig durch guote werch ausni hertzeri offenlich geporen werde. \^ie esaias zuo 
got redet von deinem angesicht (c) haben wir cmpt'angen vnd gleich als seinn wir 
gros swanger, haben wir gepert den geist des hayls. Darzuoe dient des herren 
rede. Wer meins vatlers willen tBuot der ist mein muoter (d) etc. ( 7 ) 

(a f aussprechen. Esa. 53. sieh. 7. . 2. h. (b ^ roet. Cant. 6. quasi aurora 
consurgens. (c ^ gesicht. esa. 26. ant. fin. a facie tua domine concepimus. (d ^ 
mueter. Mat. 12. in fin. sieh. . 6. h. 



YIII. ^ Wie in Cristo drey gepurd , also seinn in jme drey verainigung (a). 
die erst ist des suns gotes mit der sele cristi. Die ander mit dem leib cristi. Die 
Drill daz sieh die sel cristi mit seinern leib veraint hat. Dieselb dritt veraynigung 
ist jm sterben christi aufgeloest (b) nit die ersten zwo. Also ist die gothait beli- 
beh bei dem leib cristi jiri grab vnd bey der sel Gristi in der vorhell. Aus dem die 

( 7 Berthold scheint dieErklarung Taulers iiber die drei Geburten gekannt zu haben, Die- 
ser sagt in seiner ersten Weihnachts-Predigt: ,,Die erste und onerst^ Geburt ist, dass der 
liimmlische Vater gebicret seinen eingebornen Sohn in gottlicher Wese'nilichUeit, in person- 
lichem Unterschied. Die andere Geburt, die man heute hegeht, ist das multerliche Gebaren, 
das gpschah in jungfraulicher Keuschheit, and in rechter Lauterke/t. Die dritte Gebiirt ist, 
dass Gott alle Tage und alleStunde wird wahrlicb, geistlich geboren in einer.guten Seele, rait 
Gnade und Liebe. Diese drei Geburten begeht man heule, mit den drei Messen; , Die erste 
Messe sin'ge't man in der finsterii Nacht, und fahet an: Dominus djxit ad me; Der iierr hat 
pesprochen zu mir: Du bist mein Sohn, ich habe dich heute (das ist in Ewigkeit) geboren. 
Diese Messe bedeutet die verbqrgene Geburt, die geschah in der .finstern yerborgeiiheit unbe- 
kannter Gotlheit. Die andere Messe Tangt an: Luxfiilgebit hodie super nps. i)asLicht scheint 
heute iiber uns. Diese bezeichnet den Schein der vergottelen Naiur; diese Messe ist eines 
Theils in der Nacht, und eines Theils im Tag, denn sie war zum Theij. bekanrit, zum Theil 
unbckannt. Die dritte Messe singet man an dem klaren lichten Tag, uri'd die hebt an also: 
Pucr natus est nobis, et filius datus est nobis. Ein Kind ist uns geboren und cin Sohn ist 
uns gegeberi. Sie zeigt an die inniglicbe Gebiirt, die alle Tage und alle Augenblicke soli ge- 
schehen, und geschieht in einer jeden guten heiligen Seele, wenn sie sieh dazukehrt mit Wahr- 
nehmen und mit Liebe." In weiterer Entwicklung dieser dritten Geburt sagt er: ,,Der Vater 
in seiner personlicben Eigerischaft, kehret sieh in sieh selbst mit seiner gotlichen Verstiindniss 
und durchsiehet sieh selber in klarem Verslehen in dem wesentlichen Abgrurid seines ewigen 
AVesens, und denn von dem blosen Verstehen seiner selbst spricht er sieh ganz aus, und das 
"Wort ist sein Sohn, und das Bekennen seiner selbst ist das Gebaren seines Sohnes^h Ewig- 
keit; er ist irinebleibend in wesentlicher Einigkeit, und ist ausgehend in perso'hlicKe'm Unter- 
schied. Also gehet er in sieh und bekennet sieh selber, und gent denn aus sieh selber in ein 
Gebaren seines Bildes, das er da hekahnt und verstahden hat in personlichem Unterschied. 
Er geht wider in sieh in vollkommenem Gefallen seiner selbst; das Gefallen seiner selbst flies- 




pag. 89 u. folg. 



76 ZEHENDT CAPITEL 

manicheyer (c) vorzeiten vnd noch hewt ettlich jr nachuolger vermuotten, cristus 
hab viertail, als gothait, geist, sel vnd leib vnd ain yeder amler mentch hab an jm 
drey tail, benanntlich leib, sel vnd geist. Dauon nochmals (d) geredt wirt. ( s ) 

(a J aynigung. im 55. . 6. d. (b ^ aufgelosst. im 57. . 1. d. el 67. . 9. a. 
(c J manicheyer. im 38. . 6. e. (d <[ nachmals. im. 28. 15. a. 

IX. * Wie in Cristo dreyorlay (a) gepurd, also seinn in jme drey willen ge- 
wesen. Der goetlieh vnd ewig in seiner gothait. Der verniinfftig jmm obertail 
der sel, so sicb goettlichem willen veigleicht vnd ganntzlich vndergeben hat. vnd 
der syndlich zeitlich will jmm vnderntail der sel, so sich zuom fleisch genaigt vnd 
deszhalb ploed gewesen ist. Soelher trifacher will wirt angerueert jm Ewangelj 
(b). Do Ghristus nach seim syndlichem will leibliche pein fleucht vnnd spricht. 
Vater ob du woellest, hebe von mir auf disen kelich. Darnach verniiftiger will, 
verwilligt jnn tod, sprechend, aber doch beschehe dein goetlicher vnnd nit mein 
ploeder (c) will. Daselfas hat yglicher will Gristi das sein geworcht. der geist vnd 
will, alsuil er sich zuom fleisch naigt, hat nit sterben woellen, alsuil sich der will zuo 
der vernunfft naigt, ist er Got gehorsam gewest. Der goetlich will hat die gerech- 
tikait erhallten vnnd nach jm den menschlichen willen gezogen, Damit hat vns 
Christus woelien vnderweysen wiewol wir anfanklich den vndern syndlichen wil- 
len, als flucht des fleisch, aws erster bewegung (d) nit moegenmeiden, sol doch 
derselb vnnderthan will, durch den obern vernufftigen willen gezogen vnd ver- 
gleicht werden mit goetlichern willen. wic vns Cristus gelernt hat zepetten. Dein 
goetlicher will geschech (e), als oben in der vernuft, also auch herniden jmm fleisch. 
Die heyligen matrer (f) ha ben zuo zeiten geschichen leiblichen tori, aber denselben 
mit vernuft geduldiklich gelitten, souerr sy darjnn *oetlichen willen geprueeft 
haben. ( 9 ). 

(a f Drey. sieh. 4. 5. 11. a. (b f Ewangelj. Mat. 26. Luc. 22. post med. pater 
si vis transfer calicem. im . 12. k. et im 28. i 15. 1. et 35. . 3- h. et 72. 5. 4. d. el 
80. . 9. d. (c ^ ploeder. im . 10. e. et 5. 12. a. et . 13. a. et 28. $. 17. f. (d f 
bewegung. im 35. . 1. d. (e f gesehech. Mat. 6. sieh. 4. . 11. f. et 29. J. 7. f. el 
37. J. 5. e. (f f martrer. sieh. 1. . .7. g. 

X. 5 Fiinf vrsach seinn goetlicher menschwerdung. Aine, daz Christus mit- 
ler (a) sey zwischen Got vnd aller creatur, dornit durch sein menschait dieselb 
creatur zuo got eingefueert, mit jm veraint vnd bey jme ewig vnd bleiblich sey als 
beyjrem ende. (b) Die ander vrsach ist, nachdern Got in verniiff'tigen creaturen 
geordennt hat ettlich lugent (c) als gehorsam, diemuoet, geduld etc. die goetlicher 
hochait aigentlich nit zuoesteen (dann got sol nit gediemueetigt noch gepeinnigt 
werden) Dieselb geordent tugent hat Got in sich auch verleyben woelien in seiner 

( 8 Die Seele Cbristi, sagt der romische Katechismus, ist in die Verbolle hinabgestiegen 
und dorl solange gebliebcn, als sein Korper im Grabelag. ,,His autem verbis simul etiam con- 
fitemur, eandem Cbristi personam eo tempore et apud inferos fuisse et in sepulchra jacuisse. 
Quod quidem cum dicimus, nemini mi rum videri debet, propterea quod, quamvis anima a 
corpore discesserit, nunquam tamen divinitas vel ab anima vel a cprpore separata est. P. 
I. cap. VI. qu. 1. pag. 4243. 

( 9 Tauler sagt: Wissc, du hast zwey Willen. Der natiirliche, niederste Wille, der will alle- 
zeit des Leidens ledig stehen; aber derobersle (Wille) spricht mit Christo: Nicht, wie ich will, 
sondern wie du \villst in alien Dingen." L. c. Thl. 3. pag. 137- DerinnereMensch, der Geist, 
der nach dem Aposlel Paulus auch Yernunft im hb'heren Sinne heisst, istimKampfemit dem 
Flcische, welches denselben von Gott und dem gottlichen Willen abzuziehen sucht. Das sind 
die untern Triebe und Bewegungen des Gemtithes, wie sie die Schultbeologie nennt. Quod autem 
ad animam pertinet, earn ad imaginem et similitudinem suam (ormavit liberumque ci arbiirium 
tribuit; omnes praeterea motus animi alque appetiones ilain eo temperavit, ut rationis imperio 
nunquam non parereut. Cat. roman. P. I. c. 2. qu. 18. pag. 20. 



YON DER MENSHA1T CHR1STI. 77 

angenomenmenschait, daselbs ist weiszhait wo diemuoet (d) ist. Aws beden yetz- 
bemellten vrsachen waer Got dennoch mensch worden wo das menschlich ge- 
schlaecht gleich nit gefallen. Er waer aber nit gestorben ( 10 ). Vnd ist dritte 
vrsacb daz got sterblicbe (e) vnd leibliche menschait an sich genomen hat. domit 
er menschlichen fal mit strennger puoes widerbringen, als Christus selbs bekennt, 
\vie er, als vnser erlediger, muoes vil Iciden (f) vnd yon juden (g) verworffen wer- 
deu auch gar sterben vnd widerumb ersteen. Vierde vrsach goetlicber mensch- 
werdungist, daz er dem vnuerstaendigen menschen nit allain durch schrifft, pro- 
phetcn vnnd ander lerer. sonnder auch durch sich selbs, haylsam lore vnnd vnder- 
weisung geben hat woellen. 

Zuom fiinfften ist natiirlicher Sun gotles mensch worden, daz die menschen 
wurden angewiinscht (h) siin gots ( n ), wie jm Paulo steet. Do die zeit erfullt 
wardt, scbickt Got seinen Sun, auf das er jhen, die vnderm gesetz gewesen, erloe- 
set vnnd wir die anwiinschung der sun empfingen. Enntlich ist die groessist 
vrsach goetlicher menschwerdung daz dadurch Got all geschoepf gantz gemacht 
vnd erfullt hat. 

(a f mitler. sieh. . 1. d. (b J ende. iin 19. . 5. a. et 21. $. 8. c. (c J tugent. 
im 35. . 2. c. et 36. . 5. e. et 44. . 1. c. (d 5 diemut. prov. 11. in med. ubi hu- 
militas ibj et sapientia. im 14. g. 6. c. (e.f sterbliche. sieh. . 9. c. (f J leiden. 
Marc. 8. in fin. im 55. . I. c. et . 4. e. (g ^ juden. sieh. 9. . 3. f. (h f von an- 
gewiinschten kinden. Gal. 4. in prin. sieh. g. 2- d et im . 11- b. et im 37. . 10. c. 
et 47. 5- 4. f. et 49. . 2. f. et 50. . 8. f. et 55. J. 9. b. et 56. . 5. c. et 60. J. 2. h. 
et 99. g. 15. a. 

XI. f Zemerckhen soinn drey (a) wege angewiinschter (b) Sunschafft gottes. 
Erster wege ist der natur. Der ander der gnaden. Dritter der glorj. Auf erstem 
weg ist von natur (c) adam gewesen angewiinschter Sun gots, vnd nach jm waeren 
all menschen aws Adams natur herkdmmend , angewiinschte kind gots worden 
nach goetlicher ordnung, in der solhe sunschaft gestanden ist vnd nit in macht der 
menschen. Nachdem aber menschlich geschlaecht solhe ordnung vbertretten hat, 
seinn die menschen aus natiirlicher sunschaft gefallen vnd panckharden (d) wor- 
den. Dariiber bat got menschlichem geslaecht zuo goetlicher sunschaft zekoemen 
gemacht ainen andern weg, benenntlich der puoess vnd gnaden. Daneben den 
menschen gwalt (das ist freyen willen) geben, auf demselben weg zewerden new 
siin gottes. Dauonverstandenwerden disc ewangelischewort. Er hatjnen niacht(e) 
geben gotes siin zewerden, nernlich kind der gnaden durch puoess. Wer auf den 
weg der gnaden kummbt, der ist angewiinschter sun gotes. Alsuerr er in soelher 
gnedigen sunschaft bleibt bis .an sein ende ; alszdenn kummbt er auf den dritten 
wege, vnd wirt ain erwelter sun gottes. Dieselb Sunschafft steet nit in macht 
noch jm zuoethuon des menschlichen freyen willens, sonder allain in der gnad 
gottes, der wiircht alle saelikait des menschens, on aynicherley sein zuoethuon 
oder mitwiirchung. 

( 10 Diese Frage hat die fruheren Theologen vielfach beschaftigt, ist aber in neuester Zeit 
aus deirdogmatischen Werken verschwunden. Es gab hier zwei Ansichten, die in der Schrift 
und in der Tradition ihren Anhaltspunkt suchten und fanden. Die erste Meinung sagte mit 
Augustin: Si homo non periisset, Dei films non vcnissct. Die andere: Christus heisst der 
,,Erstgeborne aller Creatur," dieses kann er aber nur seiner Menschheit nach seyn; daher sagt 
Cyrillus, Christus heisst derErstgeborne als Menscb, derEinziggeborne als Gott. Fur die letzte 
Meinung hat sich auch der hi. Franz von Sales in seinem Theptimus ausgesprochen, wornach 
also die Menschwerdung doch erfolgt ware, wenn auch Adam nicht gesundigt halte. 

( ll angewiinscht sun gots; Berthold nimmt auf Gal. 4. 3. Riicksicht. Die Glaubigen werden 
an Kindes Statt angenommen, dessen Haupt Cbristus filius naturalis ist. Vergl. Windischmann 
1. c. p. 98. 



78 ZEHENDT CAPITEL ..YQJS DER MENSCHAIT CHRISTI. 

(a ^ Drey, im 37. . 1. a- (b f angewiinscht. sieh. . 10. h. (c J naf,ur. im 32. 
f. 1. e. (d 5 panckhard. im 29. . 7. d. et 32. . 3. d. et 55. . 9. d. (e 5 macht. 
Job. 1. dedit eis potestatem filios dei fieri, im 39. . 12. c. et 44. . 9- g. et 47. . 2. 
t. et 56. . 4. d. et 77. . 9. f. 

XII. ^ Weyter, daz Cristus warer mensch gewesen, ist aus nacbgeschribenn 
seinen werchen lawtter zeuersteen. Von erst hat got menschliche ploedikait (a) 
an sicb genomen. Vnd ist nit jm paradis oder jm hohen stand belibcn, als er von 
natur wol thuon hiet moegen, son'nder hyeher zuo vnns in das jamertal koemen, 
als ain artzt (b) zuo krancken, als ain erlediger (c) zuo gefangen. als ain wegweiser 
zuo jrrigen vnd als das leben zuo loden Vntoedlicber Cristus hat sich in toedt- 
likait eingelassen, auff das die toedtlichen menschen vntoedlicb wurden. Der reich 
(d) got hat sich in armuot erzaigt, auf das arm mennschlich geschlaecht himlischen 
reichtumb iiberkomen. Vnser herr ist worden ain knecht (e) domit wir ellend 
knecht wurden herren. Got ist aus hirnliscber freyung herabgestigen in den kaer- 
cber (f) diser erde (g) damit er vns daraus erledig. Er ist worden ain Sun des 
menscbens, auf das der mennsch wurde ain sun gottes. Das hoechst liecht ist wor- 
den tiinckel, damit die finstern menschen wurden erleiicht. Jhesum Christum hat 
gehungert (h), daz er vns hungerige menschen wolt ersettigeh. Jne als waren 
prunn hat gediirst (i) auf das vnnser poeser siinndiger durst durch jne wurd ab- 
gelescht. Er hat zeitlich getrawert bis jnn tod dadurch wir moechten erlanngen 
ewige freyd vnd leben. Er ist kommen hieher in das ellend, damit er ynns bringe 
dort in sein vaterland. Christus hat sicb geforcht (k), daz er vns wolt bringen 
zuo sicherhait. Er als der wege der gerechtigkait, ist vmb vnsern willen muoed 
(I) worden, vnd also gesessen auff dem prunn. domit wir durch jne moechten ge- 
laytt werden vom wege der vngerec^itikait, auff gerechten wege der saelikhait, vnnd 
koernen zuo goettlichem prunn. Er ist gar gestorben, auf das er vnns fueeren 
wil vom tod zuom leben. Vnd er berueefft (m) vns staetigs vom erdtreich zuoru 
himelreich. Darumb hat Paulus zuom aufgesetztem zyl geeylt, zuoerlangen das 
klainat himlischer berueffung gottes in Cristo Jhesu. 

(a f plodikait. sieh. . 9. c. (b f artzt. im 58. . 2. c. (c f erlediger. im 37. . 
2. e. (d f rech. im 54. . 1. b. et 97. . 6. e. (e f knecht. phil- 2. formam servi 
accipiens. (f f kercher. im 24. . 10. b. et 32. 6. e. (g 5 erde. ephe. 4. descendit 
in inferiores partes terrae. im 29. g. 11. h. (h f gehungert. Mat. 4. in prin. postea esu- 
riit. sieh. 4. g. 12. e. (i f durst. Job. 19. post med. sitio. im 69. . 10. c. (k f 
forcht. Marc. 14. in med. cepit pavere. sieh. . 9. b. et 44. 10. t et 80. . 9 c. (1 \ 
mued. Joh. 4. in prin. fatigatus ex itinere. im 43- . 5. e. (m f berue'ft. Phil. 3. in 
fin. ad bravium supernae vocationis. . 

XIII. 5 Derselb sun gottes hat an sich ploede (a) menschait genomen, aihs 
tails zuo bestaettung vnd vollkommenhait des gantzen geschoepffs, annders tails 
zuo erledigen ploed menschlich geschlaecht Daselbs Christus von wegen der 
menschen williklich nochmer angenornen hat, Nemlich widerwaeftikait des geistes 
vnnd ploedikait des leibs, alsuil der pein vnnd nit der schuld zuogehoerigseinnvnd 
neben den tugenten besteen moegen, als leydlikait,forcbt, traurikait, hunger, qlurst, 
hytz, kelt, bemueeung, gehorsam. geduld, diemiit etc. Was aber aus verschul- 
dung vnnd zerriitte natur den menschen anligt, das hat Cristus nit angenom en, 
als? krankhait, vnsawberkait, torhait, vnschicklikeit oder leychtfertikait, als lichen, 
weltliche freyd, poese Begier oder dergleichen. 

(a f plode. sieh. . 9. e. 



AINDLIFT CAP1TEL YON AUSZ WEND1GER WARHAIT DBS GOTSWORT. 79 

AINDUFT GAPITEL 

Ton auszwendlgep warhait des gotswort. . 

I. Goetliche jnwendig vnnd haymliche (a) warhait ist yns yerporgen vnd 
vnmoeglich daz wir derselben aigentlich vnderricht werden anders dann jm glawb. 
Zuo beuestigung desselben glawbs flewsst jnwendige warhait durch auszwenndig 
wort. Wiejmrn Ewangelj steet. Der mennsch lebt in allem wort das ausgeet 
vom mund (b) gots, gleich als gee^jnwendig wort aus goetlichem mund in ausz- 
wendige warhait herab zuo veraiinfftigen creaturen. Domit denselben geoffen- 
bart (c) werde, daz got jnwendig fruchtbar (d) vnddrifaltig auch aller tugent vol 
sey, nit daz wir, wie solhes beschehe, wissen, sonder das es beschehe, vngezwei- 
feltglauben. (e) Darumb hat ewigerGot nit allweg allain jnwendig woellen tu- 
genthaft't beleiben, sounder seinn krefft vnnd tugent auch auszwendig erzaigen 
vnnd seinen creaturen z'uoerkhennen geben. Dieselb auszwendig warbait steet 
in dreyen, benentlich jmm wort gots, jtem in goetlicber eingeistung vnd in sich- 
tigem geschoepf, durch dieselben auszwendig drey wege gibt got der allmaecbtig 
sich vnd seih jnwendige warhait auch sein maynung zuoerkennen. Das wort gots 
ist heilige schrift (f) vnd miindliche weissagung auch predig vnd ander hailsam lere, 
die glawbigen lewten fiirgelegt ist. Goetliche eingeistung (g) betrifft andaechtig 
menschen oder hohe Ambt, vnd bewegt den menschen zuo Rew vnd andacht oder 
zuo weissagung. Das wort des geschoepfs (h) ist gottes thuon vnd wiirchen, da- 
durch der mensch lerhet sich selbs erkennen vnnd sein aygen tadel zuoerwegen. 
Er erkennt auch daiieben gottes krefft vnd allmaechtikait, vnd all ander jnwendig 
goetlich tugent. Erstlich wil jch sagen von schriftlicher vnd miindlicber warbait 
gols, wie yetz hernach voligt. 

(a f haimliche. sieh. 5. . 1. i. et im . 3- a. et 22. . 7. a. (b f mund. Mat. 4. 
et Luce. 4. in prin. im . 2. b. ^t f. et . 7. a. et .8. b. et 12. - * 1. b. et . 7. a. 
et 17. . 1. g. et . 3. d. (c f offehbart. sieh. 5. . 3. i. et im . 2.n. et 31. g. 6. b. 
et 73- . 3. c. (d ^ fruchtbar. sieh. 7. . 2. a. (e J glawben. sieh. 8. . 9. f. (f f 
schrift. im 5. 2. a. et 12. . 2. g. (g f geistung. sieh. 5. . 3. e. et 92. . 7. a. (h f 
geschoepf. sieh. 5. . 3. h. et im 18. . 4. b. 

II. f Die warhaitwirtvns menschen verkundt durch gottes wort miindlich 
vnd schriftlich (a) vnnd ist genennt erstgepome weiszhait (b) die aus des hoechglen 
mund geet in die Propheten vnd Christenlich Lerer. Durch Propheten hatgiDet- 
licher mund geredt. Wie Esaias (c) verspricht, daz all mensphen sehen werden 
daz durch jne des herren mund geredt hab. Wie auch got ziim Ezechiel (d) sagt, 
du wirdest hoeren aus meinem mund mein wordt, dasselbs soldeslu dem volck aus 
mir verkiinden. Gemainklich all Propheten was sy lernen, verkiinden, setzen 'oder 
gepietten, dasselb sagt got selbs (e), der auftbuoe seinen mund (f) der weisbait 
vnd gueetig gesetz sey in seiner zung. Also hat Got durch aller Propheten mund 
verkiint das leiden (g) CrisU. Deszgleichs in hailsamer lere hat Jhesus aufthan (h) 
seinen mund vnd das volck vnderweist. Vnd nit allain haylsame gesetz sonder auch 
strenge gepot vnnd dariiber aufsatzung der straff fliessen ausm mund gols. Lawt 
der schrifft. Das aus des herren mund gee ain swert (i) das bederseyt scharff ist. 
Nemlich goetlich vnd natiirlich gesetz (k) gepieten das guot vnd verpietten das 
poes. Wie geschriben stee. Naig (1) dich vom poesen vnd thuo das guot. Wie- 
wol Got solhe wort zuo vns nit selbs (m) ausspricht, sonder offennbart (n) vnnd 
zuo erkennen gibt durch Propheten, Ewangelisten, vnd ander heilig vaeter, auch 



80 AINDLIFt CAP1TEL 

yetz durch Christennlicher kirch Yqrgeer vnd war Lerer, nemlich durch heilige 
schrifft, die albeg (o) an stat gots mit vns redet, dannoch nichtsweniger geen be- 
stirabte goetliche wort vnd warhait vrsprunglich aus dem gemueet vnd wil- 
len gots. 

(a f schriftlich. sieh. . 1. f. et im 12. . 1- c. (b f weiszhait. eccli. 24. in priu. 
ex ore altissimi prodivi primogenita. sieh. . 1. b. (c ^ Esaias. 40. in priri. et 58. 
in fin. (d f Ezechiel. 3. in med. im 53. $. 6. a. (e f Got. Jher. 45. haec dicit 
dominus. (r f mund, prover. 31. in fin. os suum aperuit. sieh. . 1. b. (g ^ leidcn. 
Actu. 3. ant. fin. (h f awfthan. Mat. 5. in prin. aperiens os suum. (i J swert. Apo. 
1. et 19. (t j gesetz. im 51. . 1. e. (1 J naig. Psl. 36. ant. 'fin. declina a malo et 
fac bonum. im 12. . 6. d. (m ^ selbs. im 18. . 8. 1. et sieh. 5. . 6. g. (n f ot- 
fenbart. sieh . 1. c. (of albeg. lex semper loquitur. L. de , Haereticis, I. Arriani. 
im 12. . 2. e. et . 9. d. im 14. . 1. f. et 54. . 11. k. et 91, 5- 16. m. 

III. J Was nu von Got auszgeet vnnd hyeber kummbt, als Gesetz, gepot, 
verpot, item ordnung vnnd versprecbung, oder offennbarung goetllicber haim- 
likait (a), das alles ist gottes will vnnd maynung, als gpellich wort auszwendiger 
warhait. Dann aller beuelh gots vnnd all sein wege seinn : die warhait (b) die nit 
aus nichding (c) geet, sender sy flewsst aus jnwendiger warhait (die got selber isl) 
durch miindlich oder sehrifftlicb vnderweisung oder durch sichtber geschoepl. 
Dasselb ist auswendige warhait, die von Got ist auszgangen, Ee das geschoepf aus 
nicblding gemacht, dann do got sprach (d), seinn erst die creatur gemacht. Darauf 
ist zeglawben. Daz nit allainjnwendige warhait vnd wort (so gotles sun vnd sub- 
stantz ist) sonder auch auszwendige warhait vnd -wort (wiewol es nit got selbs 
ist, aber dannoch aus Got kummbt) hoeher (e) vnd mer zeschaetzen, dann all 
creatur die aus nichding kummbt vnd deszhalb widerurnb vernicht wurde wo got 
dieselb creatur in jrem wesen nit erhiellt. ( 4 ) Aber die warhail vnnd wort gols 
mag nymrner zergeen. Wie got spricht jm Psalm. Was von meinem lebsen (f) 
auszgeet, das mach jch nit vnliichtig. Jtem des herreu wort beleiben ewiklich. 
Darumb hat nyemants, weder Bapst noch Concilj. weder die kirch noch gantze 
weld, fuoeg oder recht in auszwendiger, goetlicher warhait etwas zeueraen- 
dern (g), zerneren. zemindern etwaz darzuoe oder dauon zesetzen, oder ettwas 
war oder vnwar zemachen annders dann es an jmselbs vnd von got hye isf. 
Nachdem goetliche wort vnd alle warhait allain an Got hangen (h) vnd in seinem 
goetlichen willen vnd geuallen steet, was vnd wieuil er seiner warhait vnd may- 
nung, auch durch wen vnd zuo welhergelegener zeyt, vnnsveruerstaendigen men- 
schen verkiinden lassen woelle. Hierauff hat geistliche j oberkait weder gewallt 
noch macht zeschoepiFen oder zegepieten new artickel des glawbs, die nit von 
got berfliessen noch an goetlicher warhait hangen. 

(a ^ haimlich. sieh. . 1. a. (a ^ warhait. Psl. 118. 1. et t. omnia mandata et 
omnes viae tuae veritas. (c f nichding. sieh. 5. . 2. d. (d f sprach. Psl. 148. ipse 
dixit et facta sunt. (e J schaetzen. im .6. g et 21. 5. 1. n. (f f lebsen. Psl 88. 
quae procedunt de labiis meis, non faciam irrita. Psl. 116. veritas domini manet in 
aeternum. Mat. 24- Marci. 13. verba mea non transibunt. im .' 6. f. (g f zeandern. 
im . 4. a. et 13. . 1. f. et 6. '. 5. i. (h f hangen. im . 7. b. 

IV. ^ Doch in furfallenden zweiflichen jrrungen vnnd jmm miszuerstand 
der schrifft hat geistliche oberkait die schrift auszzelegen vnd zuo erklaeren (a) 

( l Dass die "Welt, naher die Creatur ohne Erhaltung des Schopfers ins Nichts zuriicksinken 
wiirde, ist constante Lehre der Schrift und der Tradition. Man vergleicbe Job. XII. 9. Hebr. 13. 
Col. 1. 17. etc. Der Katechismus romanus sagl: nisi conditis rebus perpetua ejus providentia 
adesset atque eadem vi, qua ab initio constitutac sunt, illas conservaret statim ad nihilum re- 
direntetc. P.I. c. 1. qu. 19. 



VON AUSZWENDIGER WARHAIT DBS GOTSWORT. 81 

\velhes gottliche warhait sey oder nit, naemlich was zeglawben oder nit zeglaw- 
ben sey. Wo jmm glawb zweifel oder verjrrt sachen fiirfallen, dorjnn hat die 
kirch von Cristo gwallt enntschid dariiber zemachen, wie ain zweiflicher artikel 
zestellen vnd auf was mass oder form derselb zeglawben sey, nil alsain new erfun- 
dene warhait, nachdem solher artickel albeg bey got wissenlich war gewesen, 
aber vnns erst yetz zekund than isl, als on zweyfel noch vil warer sachen vnns 
todlichen menschen verporgen seinn. Wer nu der kirch als vnserr fiirgesetzten 
oberkait. in jrern anzaigen (b) gelawbt vnd nachuoligt, der ist bey got entschul- 
digt. (c) Wer aber ausser der kirch ainschichtigen abbesonderten lerern glaubt, 
der mag sich vor got nit entschuldigen. Vernym ain beyspil. Vorzeiten ist frag 
gewesen wie noch hewt etllich in zweifel ziehen- Ob jmm Sacrament (d), des prots 
substantz beleib oder verwandelt werde in des leibs Christi substanlz? Dariiber 
Concilium Laleranense zuo zeiten Bapslslnnocenz des dritten, erklaerthat, soelhe 
verwandlung beschehe. derselben erklaerung ist also, wie gotlicher warhait vnd 
als ain artickel des glawbs, gentzlich zeglawben, daz die wandlung dermassen 
durch Got beschehe, wie die kirch erklaert, wer dawider glawbt vnd den yetz 
auferstanden falsen Lerern voligt, der wirt verfueert vnd mag sein jrrungnymmer- 
mer verantworten. Desgleichs hat die kirch erklaert in zwaien mercklichen 
artickeln, betreffend golliche Trinitat, von wegen zwaier person des suns vnd 
heiligen geistes. Deszgleichs von wegen der junckfrawnschafft marie, dauon 
obsteet (e). 

(a ^ erklaren. sieh. . 3. g. et 6. . 10. f. etim 15. . 1. b. (b f anzaigen. im 13. 
. 1. g. (c f entschuldigt. sieh. 8.-;2. e. (d f sacrament, im . 6. k. etim 12. . 5. 
c. et 1C. . 6. d. et 63. . 8. f. (e ^ obsteet. sieh. 6. . 10. d. et 7. . 6- d. 

V. f Noch vil mer exernpel vnd beslus der kirch in artickeln des glawbs, moechten 
hiebeyeingezogenwerden. Die jch von kiirtz wegen vnderlasse. Aber entlieh ist der 
kirch zegelaubenvnnd trostlich zehoffen, daz got sein prawt die kirch nitverlasse, 
noch verhenge lang zejrren(a) oder wey t von der warhait zeweichen. Dieweyl Christus 
tersprochen hat. Erwellehimlischen vater pitten, daz er der kirch gebeden andern 
troester (b) nemlich den geist der warhait, daz er bey jr ewiklich beleyb, vnd 
wann derselb komme, alszdenn werde er die kirch lernen alle warhait. Diss ver- 
sprechen Christi wurde eytel vnd laer, wo got sein kirch, nemlich die Concilia (c) 
so von christenlichs glaubs wegen ordenlich zesamen kommen, liess jrren vnd 
fallen von der warhait, nachdem wir sonst nit moechten wissen welhes ain be- 
waertes Ewangelj vnd was fur war zeglawben oder fur vnwar zeuerwerffen sey, 
allain souil vns die kirch anzaigt vnd lernt. So wir derselben, als vnnser muoeter (d) 
gehorsamlichgelawben, alszdenn seinn wir gegen Got alsvnserm vater entschuldigt, 
der vnns in seinem abwesen die kirch (e) als vnser geistliche oberkait fiirgesetzt 
hat, wider dieselb der helle porten (f) nit obsigen moegen, lawt des Ewangelj. 
Wo wir aber aimm ainlitzigen Lerer glawben was newer lere derselb wider 
gemaine kirch herfur bringt, alszdenn seinn wir mit vnserm leichtfertigem glawben 
gegen Got nit entschuldigt. 

(a f jrren. im 14. . 13. c. et 81. . 9. e. (b f troster. Job. 14. et 16. post 
prin. sieh. 6. . 4. h. etim 18. . 7. d. (c ^ Concilia, sieh. 6. -4. f. (d f mueter. 
sieh. 4. . 5. f. (e } kirch. sieh. 91. . 12. b. (f J porten. mat. 16- im 56. . 7. f- 
et 91. . 2. g. et 92. . 3. m. 

VI. 5 Auszwenndig warhait gots hat vil aygenschafft. (^ Zuom ersten, daz 
jrcn werchen, worten vnd schrifften, on all ander verkiind vnd zeugnusz (a) ist 

(' Quarura septem referam, setzt er in der Uebersetzung hinzu. 
Reithmeier, Berthold's Theologey. 



82 AINDLIFT CAPITEL 

zegelawben nachdem sy fleust ausz jnwenndiger warhait gots, der kainen obrer 
hat vnnd dcszhalb vmb seinen fiirtrag kaines zewgens bedorf, dann gottes vrkuml 
seinn sonst fasst glawblich (b). ( 2 ) Die annder aigenschafft gotlicher warhait vnd 
jres worts, so vnns Got senndet, ist, daz dorjnn nichts poes noch vnniitz, nichls 
iibrigs noch abgeents, sonder all notdiirfft, nach vnnserr gelegenhait, (c) gesetzi 
ist. Dise warhait der vns got (souerr wir vns darzuoe schickhen) gnediklich vn- 
derweist, wirt bedeiit bey der seyl (d) so bey tag wolkig, bey der nacht fewrein 
gewest vnd dem volkh von Jsrahel nye abgangen ist, sonder got hat durch die selb 
seyl das volckh zuo yederzeit gewislich gefueert. Solheseyl isthewt die kirch(o), 
der got gwalt hat geben, vnns recht vnnd sicher zefueeren. Dritte aigenschaft 
goetlicher wort vnd warhait ist, daz sy nymmermer vergeen, biz daz alle dins 
beschehen. Ain slechter mensch wil daz seine wort nit zuo wasser werden, cc 
mueessen himel vnd erd zergeen dann die wort gots, als Christus bezewgt, dits 
geslaecht wirt nit abgeen, bis es allesbeschiecht, himel vnd erde werden vergeen (f), 
das ist, sy seinn zergaenklich oderjr lauf wirt aufhoeren, aber meinewort werden 
nit zergeen. Daraus voligt, daz das auswendig wort gots krefftiger (g) ist dann all 
creaturen, die durch soelh wort aus nichding beschaffen. (h) Deszhalb seinn sy 
demselben wort billich gehorsam vnnd vnderworffen. Es mag auch kain creatur 
dem wort gots widersteen oderjrren, vil weniger verwandeln. Wie Balaam (i) 
zawbrer bekennte, er mocht goetlich wort nit verwandeln, noch desselben mer 
oder weniger machen. Aber dasselb goetlich wort mag wol die creatur verwan- 
deln, als taeglich beschiecht im sacrament (k) des altars, dodurch das wort gots 
prot in leib vnd wein in pluoet Christi verwandelt werden. . 

(a ^ zewgnusz. im 12. . 3. e. et 14. . 9. a. (h f glawblich. Psl. 92. sieh. 8. 
. 9. h. et 5. . 7. b. (c ^ gelegenhait. sieh. 6. . 7. b. (d ^ seyl. Exod. 13. in 
tin. sieh. 5. . 7. d. (e f kirch. im 91. . 12. b. (f ^ vergeen. Mat. 24. Marci. 13. 
Luce. 21. sieh. . 3. f. et im 13. . 12. g. et 59. . 7. h. (g ^ kreftiger. sieh. . 3. c. 
(h f beschaften. Joh. 1. in prin. im 19. . 8. d. (i f Balaam. Num. 22. ant. med. 
im 38. . 10- d. (k f Sacrament, sieh. . 4. d. 

VII. ^ Vierde aigenschaft des worts gottes ist, nachdem goettliche warhait, 
so dieselb verkiindt wirt, flewsst aus gottes mund (a) vnnd jnwendigem wort, 
benenntlich ausm Sun gottes. Deszhalb seinn wir soelh wort vnd warhait nil 
allain schuldig zesuoechen, zelernen, zefiirchten vnd zehalten, sonder auch zelieben, 
zeeren vnd zepreisen vber alle creatur, die ferrer von got ist vnd aus nichte be- 
schaffen, dann goetliche warhait, die aws got vnd on mittel zenaegst an got han- 
get (b). Darumb wer solhe warbait vnd wort gots versmaecht oder versawmbt (c) 
vnd lieber obligt oder zuoehoert weltlichen maeren vnd zeitlichen taedigen, die 
aws oeden sachen oder liigen gesamelt seinn, derselb versmaecht das jnwendig 
goetliche wort, nemlich den Sun gots vnnd versawmbt daneben das verdienn 
Cristi, in dem sein hayl steet. Aber layder wirt die warhait diser zeit zuruck 
gelegt vnd verworffen, dann gemain volckh glawbt mer verkerten lerern, die aus- 
gelauffen moenich oder verzweiffelt pfaffen seinn, dann heiligen vaetern vnd all- 
ten lerern, der vil vor zeiten von wegen der warhait vnd Christenlichs glawbs 
gemartert (d) vnd gestorben seinn. Fiinffte aigenschafft ist, daz die warhait, so 
aus got flewsst. sol ferrer fliessen in menschliche hertz (e) vnd dorjnn sein wo- 
nung haben. Wer nun solh goettlich wort annymbt vnd jm hertzen tregt, der 
vergleicht (f) sein warhait, die er von got empfangen hat, mit goetlicher warhait 
vnd wortten, bey denen er fiirter ewiklich beleiben (g) mag vnd sol. 

( 2 Deioe Zeugnisse sind iiberaus glaublicb geworden. 



VON AUSZWENDIGER WARHAIT DES GOTSWORT. 83 

(a f mund. sieh. . 1. b. etim 12. . 7. a. (b f hangt. im 12. .4. a. et sieh. . 3. h. 
(c f versaumbt. sieh. 3. . 1. f. et . 4. c. etim 52. . 2. k. et 54. . 11. c. et im56. 
$. 6- 1- (d 5 gemartert. sieh. 1. . 7. g. (e f hertz, sieh. 5. . 3. n. et im 76. . 8. f. 
(f J vergleicht. sieh. 5. . 2. e. et im 18. 5. d. (g f beleiben. im 18. . 5. g. 

Yin. Sexle aigenschaft ist, daz goetlich wort vnd warhait, gibt der toden 
sel das geisllich leben. Wie der leib natiirlich lebt durch die sele, vnd sein leben 
bellt durch leibliche speis, also lebt die sel geistlich durch got vnd erhellt jr leben 
durcb das war wort gots, als geistlich speis. Von der geschriben steet, der mensch 
lebt nit allain jm prot (a) sender in allem wort so aus gottes mund (b) geet. Nym- 
war zuo aufenrhalltung menschlichs lebens gibt got zwayerlay narung, nemlich 
geystliche vnnd leybliche speis* Die leiblich ist zeitlich vnd zergaenklich, rnit 
ijerselben wirt ernert toedlicher vnd zerriitlicber leib. Aber geistliche speis ist 
vnzerriitlich vnd vnzergaenklich, nemlich das wort gots, so deszhalb durch Chri- 
stum genennt wirt, wort(c) des geistsvnnd des lebens. mit dem geystlich gespeist 
sol werden vntodlicher.menschlicher geist. Wie nu leibliche speis herkummbt 
von lebentigen dingen, als von trayd, krawt, paem, friicht, Iyer, vnd dergleichen 
essunderding, dadurch menschlichleib ernert vnd bey leben beleiben. Alsokummbt 
geistliche speis von lebentigem got, aus des gemueet vnd mund sein wort vnnd 
warhait herflewsst in des menschen sel vnd gemueet, denselben zuoerneren vnd 
bey geystlichem leben zuo erhallten. Wie auch leibliche speis (d) dem leib muoes 
zimlich vnd gelegen sein, daz er dadurch in seinn krefften awfennthallten miig 
werden. Also ist auch geistliche speis, nemlich die warhait vnd wort gots, 
<ler sele zymlich vnd gelegen zuonemen, dadurch sy ernert werde jm glaub, 
hofnung, lieb, kunst vnd andern tugenntlichen krefften, so zuogehoeren geistli- 
chern leben. 

.(a f prot. Deut. 8. in prin. Mat. 4. et Luc. 4. in prin. im 69. . 7. h. (b ^ mund. 
sieh. . 1. b. (c ^ wort. Job. 6. in fin. verba mea spiritus et vita sunt. (d f speis. 
im 31. . 4. a. 

IX. 5 Sibende aygenschaft goetlichs wort ist, nachdem dasselb goetlich wort 
der warhait aus lebentigem freydenreichen got flewsst. darumb erkiickt es des 
menschens warbait, die jme got geraicht bet, aber erloschen was, vnd fiieert den 
menschen zuo geistlichem leben vnd freyden. (a) Gemainklich erfreydt sieh der 
mensch so er ainer warhait seines geuallens erjnndert wirt. Jtem wie die warhait 
vrspriinglich kummbt aus goetlicher lieb vnd gerechtikait, aus starckem vnd vn- 
wandelbarem got, deszgleichs aus alien andern jnwendigen tugenten gottes. also 
entziindt sy vnnd befiidert den menschen zuo ordennlicher (b) lieb vnd gerechti- 
kait, zuo maessikait vnd bestaendikait auch zuo alien andern tugenten. Sonderlich 
zewcht goetliche warhait des menschens gemueet vbersich (c) zuo got als zuo 
hoechstem guot dauon sy ausgeet. dadurch die sel geistlich ernert vnd erfreyt 
wirt. Gleich wie sieh erfreyt ain frummer Sun der gueetigen vnderweisung seines 
vaters, oder ain gehorsamer vnderlhan, so er seines gnedigen herren willen erjnn- 
dert, oder ain ellender mennsch dem hilf vnd trost zuoegesagt ist, also rnuoes sieh 
ainer erfreyen goetlicher vnderweisung vnd gnaediger gepot auch milder ver- 
sprechung, des wir glawblich bericht werden jm wort vnd warhait gottes als 
vnsers himlischen vaters, herren vnd hailmachers. Es sol sieh auch ainer daneben 
erfreyen, vmb das got in seinem wahrhaftigem wort, durqh schrift oder miindlich 
lere oder durch offenbare geschoepf, als gnediklich redet vnd sprach hat mil 
dem mennschen, als schoepffer mit seiner creatur, als herr mit knecht, oebri- 
stcr mit dem vndristen, das hoechst (d) guoet mit tewffister poszhait, das ewig 



84 ZWELFFT GAPiTEL 

wesen mit der nichlikait vnd als guoetiger richter mil aimm verurtailten 
vbeltaeler. 

(a J freyden. im 46. . 6. d. et 48. . 7. d. (b f ordenlich. im 45. . 4. a. 
(c J vbersich. im 28. . 15. h. (d } hbchst. sieh. 7. . 4. a. 



ZWELFFT CAPITEL 

von der Bibel. 

J. In nagstem Capitl (a) ist vernomen, daz vnns goetliche warhait verkiindt wirt 
durch schrifftlicb vnnd miindlich wort gots. Zuo Erst wil jch sagen von schrifft- 
lichem, benenntlich von der Bibe!, darnach von miindlichem (b) wort gots. Die 
Bibel (c) ist schriftlich wort gots, das moyses aus haimlicher offenbarung zeschrei- 
ben angehebt hat. Vor Moyses (d) zeit ist kain aufscbreiben beschehen gotliclier 
wiirchung oder rnainung, noch eltere (e) schrift vorhanden dann die Bibel. Zuo 
zeit der alltuaeter (f) seinn goetlich sachen bey den menschen nur in miindlicher 
vnderricht gestanden, villeicht sonst auch nicbts aufgeschriben gewesen, das wis- 
senlich sey, allain was Judas Thadeus in seiner Epistl meldet. Enoch (g) der sy- 
bend nach Adam hab geweissagt. Desselbenmals haben die Patriarchen (das seinn 
ertzuaeter) als Adam, Noe, Abraham vnd ander, jre kind vnd vnderthan gelernet, 
vnderweist vnnd bericht der warhait vnd wiilen gots, alsuil sy gewisst vnd von 
got gehabt. Wie Esaias (h) gezewgt, daz vater seinen Siinen werde offenbar 
machen goetliche warhait. Nachmals ist solhe lere vnd berichtung allain mit 
worten, von ainem auf den andern beschehen, bis auf Moysen. Wie Got durch 
Dauid ermeldet. Jr mein volckh sollet merckhen (i) inein gesetz, naigt Ewr or in 
die wort meines munds. Vnser Vaeter haben vns verktindt goetliche haimh'kait, 
die sy vor jren kinden nit verporgen. Dann got hat vnsern vaetern beuolhen, daz 
sy solhes offenbaren jren kinden, doinit jr nachkommen dasselb auch wissen. 
Deszgleichs daz jhen Sun, die von jnen geporen werden vnnd awfersteen, jren 
kinden bestimbte lere auch weiler anzaigen, Auf das sy jr hoffnung setzen in got 
vnd seiner werch nit vergessen, sender seine goetliche gepot ersuochen. Also 
haben die Patriarchen vnnd alltuaeter jre kind vnd vnderthan gottes gepot geler- 
net, ainer auf den andern (k) bis auf Moysen. Ja derselb Moyses hat nit aufge- 
schriben all goetlich haimlikait (1) sonder derselben ettlich allain miindlich den 
vertrawten Juden zewissen than. Wie sich noch heut die Juden berueemen solhe 
haimlikait in jrem Gabala (m) zehaben. Dergleichen seinn ditsmals verhanden 
etwouil Christenlicher lere vnd satzung, die nit aufgeschriben, sonder vor zeiten 
durch vnser Elter vnd oebrer miindlich gegeben vnd loblich herbracht seinn, wie 
vns vnser Vaeter gelernt vnd angesagt. Wir tewtschen haben auch solhes loblich 
gebrawcht schier tausend jar her bis auf gegenbiirtigen luterischen abfal. 

(a } Capitel. sieh. 11. . 2. a. (b f mundlich. 11. . 1. b. et 17. . 6. a. (c ^ 
Bibel. im j. 2. g. et 2. . 7. c. et 5. . 3. d. et 8. . 8. d. et 11. . 2. a. et 17. . 
3. c. (d f Moyses. im . 5. g. (e f Eltere. im . 9. f. (f ^ Vaeter. Psl. 77. sieh. 
2. j. 7. d. (g f Enoch. Jud. 1. in med. sieh. 4. . 14. f. et2. .5. d. (h f Esaias. 
38. in fin. pater filiis notam faciet veritatem. im 17. .1. f. (i 5 mercken. Psl. 77. in 
prin. attendite popule meus. (k ^ andern. im 17. . 2. d. (1 ^ haimlitait. sieh. 5. 
. lj i. (m f Gabala. (*) 

( Gabala, Kabbala, heisst die von einem Andern empfangene Lehre, die jiidische Tradition 
im \veiteren Sinne. Man vergl. den Artikel: Kabbala, von Dr. Martin, im Kircheulexikon von 
Aschbach. 



VON DER BIBEL 85 



1 II. f Nach abganng der Patriarchen hat Got Moysi beuolhen, goetlich wort 

"\ vn d warhait aufzeschreiben. Darauf Moyses (a) angehebt, das allt Testament vnd 

willen gottes, mitsambt voruergangen geschichten vnd aufgesetzten gepoten, in 

schrift zeuerfassen. Nach Moysen haben annder Propheten auch geschriben bis 

auf das new gesetz. Das vnser herr Jhesus aufgericht, domit das allt gesetz erfullt 

(b) vnd bestaett, auch daneben noch mer goetlicher maynung eingesetzt. Aber selbs 

nichts aufgeschriben, sonder den ewangelisten vnd andern etlichen seinen jungern 

i- vnd stathaltern fiirter sein maynung zebeschreiben durch heiligen geist (c) beuol- 

[ hen. Dergestallt ist allt vnd new gesetz aufgericht in schrift. Dieselb heilig schrifft 

mueessen wir (wie schiiler) erstlich lernen lesen nach dem puochstab (d) darnach 

die wort auslegen jm geist, ( 2 ) vnd daraus gottes wort vnd maynung versteen. 

[ Dariiber sollen wir Cristen bedencken, von weme anfaencklich solhe schrift ausgee, 

[ nemlich von got. der dorjnn gesuoecht vnd gepreist wirt, der auch selbs dorjnn 

Tedet. (e) Alszdenn koennen andaechtig vnd fleissig menschen guoeten bericht 

empfahen, daz heylige schrift von got vns toedlichen lewten furgelegt ist. Domit 

wir daraus erjnndert werden, vnnsers ellends vnnd abfals, auch daneben erkennen 

den wege der warhait, dadurch wir widerumb aufsteigen vnnd zuo Got koemenmoe- 

gen. Nachclem vns Christus beuolhen hat heilige schrifft zuoerforschen (f), desz- 

I halb thuoet not zewissen, welhes die heilig schrift vnd von got hie sey, dieweyl 

I in diser welt on zal puoecher vnd schrift seinn. yeglich puoech wirt genennt nach 

[' jhenem von dem es hie ist. Vnd aus alien pueechern ist nur ain furgends vnd 

[ genennt die Bibel (g), dorjnn besqhriben steet, was vns got hieher empoten, be- 

uolhen vnd verkiindt hat durch Patriarchen, Propheten, durch sein aigen Sun vnd 

desselben apostl. Was nu von got durch die feder in schrift bracht, das ist genent 

die Bibel, vom bibere, vmb dasselb puoch in sich trinckt vnd befleusst merern tail 

goetlichs versprechens vnd lessten willen oiler Testaments gottes. Doch seinn 

dorjnn nit all sachen vnnd beuelh gottes beschriben, sonnder vil durch predig vnd 

andere wort miindlich ausgesprochen. Dauon hernach (h) meldung beschehen sol. 

(a ^ Moyses. im . 5. g. (b f erfullt. Mat. 5. post prin. im . 6- b. et im . 
8. b. et 8. . 8. b. et 14. . 3. c. et 51. . 6. a. (c } geist. sieh. 5. . 3. e. (d f 
puechstab. 1 Cor. 3. in prin. im 14. . 1. a. (e 5 redet. sieh. 11. . 2. o. (ff for- 
schen. Job. 5. sieh. 5. . 4. c. (g f Bibel. sieh. . 1. c. et 11, . 1. f. (h f her- 
nach. im 17. . 1 . g. 

Ill, f Daz aber beraelte Bibel (souil dorjnn Christenliche kirch (a) annymbt) 
von Got hie sey, befindet sich aws deme, daz all beschreibung derselben Bibel, 
es seyen Historj, gepot, verpot, Iroung, verhaissung oder verkiindung, sich Jaittet 
auf got als auf waren grund, on all beweisung oder bewaerung auch on disputa- 

, tion, vnangezogen ainicherley vrsach (b). Dieselben seinn wol not in mensch- 
lichen schriften, die wargemacht vnd gewisen mueessen werden mil anzaigung 
heiliger schrift oder geschribener recht, oder aws naliirlichen oder rechtmaessigen 
vrsachen. Kain mensch moecht weisen noch glawblich anzaygen (wie heylige 

: schrift plos setzt) daz nur ain (c) got sey, der jm anfang beschaffen bab himel vnd 

] erde. Daz gottes Sun mensch worden, aws ainer junckfraw geporen, hie in diser 
weld gewonet, in seiner menschait geliten vnd gestorben, widerumb erstanden 

, vnd gen himel aufgefaren auch widerkoemen werde zerichten vber all creatur. 

; Solh geschicht vnd anders, was in der Bibel beschriben, ist hie von got, der wirdig 
(d) vnnd aines solhen anseheu ist , daz jme , als ewiger gewisser warhait, on all 

(?. TJnter dieser Auslcgung ,,jm gcisl" vcrstehtfierlhold den ,,mysticum sensum," wie er in 
I uer Ubersetzung es wiedergibt. 



86 ZWELFFT CAP1TEL 

zewgen (e) vnd widerred, gentzlich zegelauben ist. Ainige goelliche kundschaft 
vbertrifFt all menschlich syn vnd beweysung, gezewgus vnd bewaerung, all dispu- 
tion vnd vrsachen. Aber menschlichen worten vnnd schrifften, als der lerer 
pueechern oder schrifftlichen vrkunden, ist nit anders zegelauben dann souil sich 
jr jnnhalt mit heiliger schrift vergleicht, oder mit grund der Recht r oder aus art 
der natur oder sonst mit gnuogsamen vrsachen glawblich'angezaigt wirt. Der- 
massen hat sich Aristoleles (f) vnderstanden, daz nur ain got sey warzemachen 
aus der natur, in acht puechern genennt Phisicorura vnd in zwelf pueechern ge- 
U'snnt Metaphisica. Das alles setzt heilige schrift mit ainem wort, do got selbs 
spricht. Schawet, daz jch. allain (g) got bin vnd kain ander got ist ausser mein. 
Entlich ist mer zegelawben ainem wort gottes, dann alien pueechern vnd schriff- 
ten, so die menschen gemacht. Dieselben in alien jren satzungen weichen billich 
der Bibel, Dorjnn gotsein satzung gemacht vnd sein maynung geoffenbart. Die- 
selben durch Moysen vnnd Propheten auch durch ewangelisten vnd etlich junger 
Cristi einschreiben hat lassen. 



(a f liirch. im 13. g. 1. d. (b f vrsach. sieh. 8. . 9. f. (c f ain- sieh- 7. . 
1. b. et g. (d f" -wirdig. sieh. 4. . 14. e. (e f zewgen. im J. 5. f. et 11. . 6- a. 
(f ^ Aristoteles. (g $ allain. Deut. 32. ant. fin. videte quod ego sim solus et non sit 
alius deus praeter me. sieh. c. et 7. . 1. b. 

IV. ^ Wie aller creatur wesen seinen bestand hat allain in gotlichem wesen 
on dasselb wurd das geschoepf widerumb zuo nichding gedeihen) also mueessen 
"er menschen wort vnnd schrift nur an gotlichem wort hangen (a) vnd dorinn 
gegrundt sein, sonst gellten sy nichts. Darauf vns die natur lernet, daz wir fur 
all ding, gotlichen worten vnnd gepoten sollen glawbenvnd volgen, auch fursehen 
was zuo thuon oder zelassen sey. Solh thuon vnd lassen ist neben gotlichen wor- 
ten vnd gepoten begriffen vnd beschribenjm puoech der bibel. Daraus zeuermuoe- 
ten, daz dieselb bibel von gotbie ist, nachdem dorinn poesen menschen getroet 
wirt bey ewiger straff vnd den frummen versprochen (b) ewige freyd. Dasselb 
hat allain Got vnnd khain creatur zethuon. Die creatur mag nit sprechen, wie 
der herr spricht. Die verkerten werden geen (c) in ewige pein vnd die gerechten 
in ewig leben. Sy werden^hoeren (d) mein stynim, daz jhen, die guoete werch 
than haben, aufersteen zum leben vnd jhen die poese werch than haben, aufer- 
steen zum gericht. Jtem jch wil all menschen vertiligen (e) von der erden. Jch 
wil ain synckflus schickhen auf erde zuo verderbung alles fleiscbs, Wer moecht 
fueeglich sprechen wie got durch Esaiam. Jch kumb vnnd wil zesamen klawben 
jre werch vnd gedaenkh (f) ( 3 ), so all menschlich fleisch wirt koemen inich anze- 
petten vor meinem angesicht. Dergleichen spriich seinn noch vil mer in der Bibel, 
die allain von got ausgeen moegen vnnd von kainer creatur weder guoeten noch 
poesen. Die guoet wil jrselbs nit zuoeziehen aygene ere oder goetlichen gwalt. 
Die poes creatur fligt nit zegeben guote gepot noch haylsam faete. Die allent- 
halben in der Bibel erscheinen. Deszhalb muoes dieselb schrifft von'got hie sein 

(a ^ hangen. sieh. 11. . 7. b. (b ^ sprochen. Joh. 3. in fin. sieh: 9. . 2. g. et 
i. (c f geen. Mat. 25. in fin. im 81. . 2. c. (d ^ horen. Joh. 5 post med. sieh. 3- 
. 8- c - et i m 79. g. 2. e. (e ^ tiligen. Gen. 6. delebo omnem hominem. (f ^ gedank. 
Esa. 66. in fin. 

V. ^ Was got in heiliger schrift gepewt oder verpewt, das wirt in der natur 
vnd creatur beweist, daz solhes zehalten der mensch natiirlich schuhlig ist. Nymm 



(* gefaenkhf Gedanken. Ich komme und will sammeln ihre Werke und Gedanken. 



VON DER BIBEL. 87 

dits beyspiel. Die schrift (a) gepeut, got vber all cling liebzehaben vnd den uagsten 
als sicbselbs. Solhes zethuon vermag auch die natur vnd ordnung (b) aller crea- 
tur. Nochmer steet in der Bibel, zuo welher zeit die weld vnd ain yede erste 
creatur jm anfang beschaffen ist. Jtem daz got in dreyen personen angezaigt vnd 
daz goettlicher Sun an sich die tnenschait genommen, geporen vnd gestorben ist. 
Jtem in seinen leib vnd pluot prot vnnd wein zeuerwandeln"(c), vnd vilmer der- 
crleicben boch vnnd vnbegreiflicb punkt, die vber menschlicben verstannd seinn, 
vnd docb yeder verniifftiger mensch daraus vernemen kan, daz die Bibel, wiewol 
sy durch moisen vnd andcr heilig vaeter beschriben, daunoch von got hie ist, sonst 
hieten dieselben vaeter solh sachen nit moegen wissen zeschreiben, nur allain sy 
waereii jnen von'gotgeoffenbart. Adam (d) der on mill menscblicben verstand 
gehabt, bat moegen wissen die zeit seiner erschaffung, aber nit ob er erster 
inensch oder vor jme annder menscben bescbaffen seinn oder nit. dieweil got 
ander creatur vor Adam beschaffen vnd jne erst am sexten (e) tag formiert hat, 
lawt der Bibel, dorinn stet erster tag vnnd anfang auch ordnung der geschoepf 
vnd andere werch gots, die nyemants bat koennen wissen, allain got, der solh 
sachen awfzeschreiben beuolhen hat. Darumb ist festiklich zegelawben Moysi 
vnd der Bibel als gotlichem beschribem wort, on all ander beweisung. (f) Wer 
nu Moysi (g) glawbt (spricht Christus) der glawbt auch mir, dann Moyses hat von 
mir gescbriben. Wer aber seinem schreiben nit glawbt, der glaubt auch nit mei- 
nen worten. Wer dariiber der bibel, als gotlicher schrift, nit wil festiklich glau- 
ben, der setzt ainn zweifl in got. Daran er got vnd seinem wort nit klain vnere 
(h) thuot, gleich als moeg sein gotliche weiszhait in jren worten jrren oder wello 
domit die menschen gefaeren. 

(a [ schrift. Gen. 6. Mat. 22. im 46. 5- 7. e. (b f ordnung. im 46. g. 2. c, (c [ 
wandeln. sieh. 11. g. 4. d. (d ^ Adam, im 34. . 1. d. et 18. . 2. a. (e f sexten. 
Gen. 1. in fin. (f f Aveisung. sieh. . 3. e. (g f Moysi. Job. 5. in fin. sieh. . 1. d. 
et 8. g. 8. a. et 13. . 11. e. et 51. . 7. f. et 92. . 7. b. et 94. . 6. f. (h f vnere. 
sieh 8. . 9. c. 

VI. 5 Die Bibel ist getailt in zway gesetz oder Testament, wie zwo zeit seinn 
vnsers hails, aine vorCbristi geburd, dorinn vnsers bailers zuoekunfft vnd vnser 
erledigung versprochen. (a) Ju der anndern zeit nach Ghristi geburd, ist soelh 
versprechen erfiillt (b). dann verhaissen eraischt laisten. (c) Bede gesetz seinn 
vergleicht vnd ziehen sich auf vnser hail, yedes verpewt das poes vnd gepeut das 
guoet. Jm alien (d) steet, daz wir soellen aufhoeren verkerlich zehandeln vnd 
lernen guoet thuoen. Jm newen gesetz pewt der herr, daz wir vnser hiif (e) giir- 
ten, nemlich das poes vnderlassen, vnd in henden prynnund latern tragen, das ist 
guote wercb verbringcn. Bede gesetz seinn auch hie von got. Das allt, vmb das 
nyemants ausserhalb got, Ycrsprechen mag vnnser erledigung, die jm allten testa- 
ment got durch Patriarchen vnd Propheten vnns verkiindt hat, Deszgleichs ist 
new gesetz hie von got, der allain vermag (f) vns zuoerledigen. 

(a ^ versprochen. Esa. 62. in fin. ecce, salvator tuus venit. im . 7. f. (b f erfiillt. 
sieh. . 2. b. (c f laisten. im 65. . 1. b. (d <j allten. Psl. 36. Esa. 1. in med. sieh. 
11. . 2. 1. et im . 7. e. et 31. . 2. m. (e $ huf. Luc. 12. im 51. 8. a. (f [ 
mag. im 54. . 1. b. 

VII. ^ Jm allten Testament der Bibel seinn sex tail, jm erstenhat Got mit 
ettlichen seinen erwelten dienern geredt. Anfaencklich durch ainn schein seines 
goetlichen muncls (a), seine vorergangene geschoepf auch seine gesetz vnd gericht 
geoffenbart Moysi. derselb hat solhes, zuo vnderricht aller menschen, beschriben 



88 ZWELFl-T CAP1TEL VON DER BIBEL. 

in ersten fiinf piiechen der Bibel, so genennt seinn, fiinf puoech moysi. Zuorn 
andern hat got bemelt sein gesetz vnd gericht nitallain gepoten mit worten, son- 
der auch angezaigt mit werchen vnd beyspilen oder exempeln (b), als aufgeschriben 
ist in historien vom Josue bis auf Job , in sexzehn puoechen. Zuom dritten hat 
Got, sich zeloben, wort vnd weis geben durch koenig Dauid, der dariiber den 
Psalter (c) gemacht. Zuom vierdcn hat vns got gelernt die waren kunst (d) vnd 
weiszhait. dariiber fiinf puoech der weiszhait geschriben seinn. Zuom fiinfftcn 
hat got des gesetz vbertreter vor kunfftiger straf, durch die Propheten gewarnet. 
Daneben die leiit ermont, das poes (e) zelassen vnd das guoet zethuon auch ver- 
kiindt vnd versprochen die zuokunft (f) Crisli der vns wurde erstlich erledigen, 
darnach richten (g). Derselben Prophelen lere ist beschriben in achtzehn puoe- 
chen, vom Esaias bis auf malacbiarn. Zuom sexten ist zuo trost (h) der betrueeb- 
ten, der Machabeier figur beschriben in zwayen puoechen. Obbestimbte siben- 
vndviertzig puoech steen jm ersten tail der Bibel. Biszhcr raicht das allt testament 
oder geschaeft, das Got vor zuoekunfft Christi awfgericht, aber noch vnkrefftig was. 

(a ^ nmnds. sieh. 11. . t. b. et. . 7. a. (b f exempel. sieh. 3. . 10. a. (c [ 
psalter, im . 8. e. et im 88. . 3. d. (d f kunst. im . 8. h. et im 18. . 5. a. et 
43. . 4. b. et 44. . 6. a. (e ^ pos. sieh. . 6. d. (f ^ zuekunft. Esa. 62. sieh. 
. 6. a. (g f richten. Esa. 3. deus ad judicium veniet. im . 8. i. et 54. . 7. c. 
(h f trost. sieh. 6. . 4. h. 

VIII. f Do nu vnser herr Christus koemen vnd sterben wolt, hat Er hinzuo- 
gesetzt das new Testament als ainn anhangenden Codicill dorjnn Er das allt testa- 
ment nit aufgeloest sonder gemaessigt vnd erfiillt auch zuo lesst mit seinem heiligen 
tod bestaett (a) hat. Darauf sprach er. Jch bin nit koemen das gesetz aufzeloesen 
sonder zuoerfiillen. (b) Also ist Christus mitler (c) des newen testaments, auf das 
nach seinem tod die crwelten moechten empfahen die versprechung ewiger erb- 
schaft. Wie Paulus gezeugt. Wo ain testament ist, daselbs muoes sterben jhe- 
ner der dasseib testament machet. sonst in seinem leben bleibt das testament vn- 
kreftig, nachdem ain testament jm tod bekreftigt wirt. New testament ist ver- 
gleicht mit alltem testament, dorjnn erstlich gesetzt seinn new gotlich lere vnd 
gepot in vier ewangelien. Vom Ewangelj wirt hernach (d) weiter geredt. Zuom 
andern vnd dritten steet im puoech der Apostl geschicht, daz dieselben Apostel 
bestimbt new lere vnd Cbristenlich gesetz in gantzer weld verkiindt, mit werchen 
volfueert vnd das opffer heiliger mess (e) auch daneben andern dinst vnd lob (e) 
gottes, nach gebiirlicher zier vnd ordnung, in newer kirch (f) angehebt. Darzuoe 
grosser Papst Gregorj vnnd ander heilig vaeter mer Cerimonien (g) gemacht, auf- 
gesetzt, erweitert vnd loeblich geordent hafaen. Zuom vierden hat heiliger geist 
durch Paulum vnnd ettlich annder Apostl, in ainvndzwaynzig Episteln, vnns ge- 
lernet gottliche weiszhait (h), auch angezaygt den wege Christo nachzeuolgen. 
Zuom funfften vnnd sexten hat Christus, jm puoech der offennbarung, verkhert 
lewt gewarnet vor kunfftiger ewiger straff (i) daneben puoeszwaertigen inenschen 
verkiindt das ewig leben, vnd zuo lesst die betrueebten getroest. Dergestallt das 
new dem allten Testament vergleicht, vnnd bede Testament seinn genennt die 
Bifael. 

(a f bestaett. im 65. . 1. d. (b ? erfullen. Mat. 5. sieh. . 2. b. (e f mitler. 
Hebr. 9. in med. novi testamenti mediator est.'sieh. 10. . 1. d. (d ^ hernach. im 
13. . 2. a. et per tot. (e <f mess, im 63. 6. a. (e ^ lob. sieh. : 7. c. (f f 
kirch. im 88. . 9. a. (g f Ceremoni. im 58. . 14. a. (h f weiszhait. sieh. . 7. 
d. (i f straff, sieh. . 7. g. 



DREYTZEHEND CAPJTEL VOM EWANGELJ. 89 

IX. f Heiliger geist hat vorzeiten jiidische synagog (a) vnd yetzraals Christen- 
liche kirch vnderweist, welhe schrift anzenemen vnd zegelawben, oder zeuerwerf- 
; fen sey. Darauf die kirch (b) alle obbestymbte puoech , alsuil in der Bibel hewt 
i eingeleibt, als jhene die von Got hye seinn, annymbt vnnd alien Cristen einpindet, 
denselben schriften, als dem wort gottes, on widersprechen fesstiklich zegelawben, 
zebalten, in gewonhait vnnd gebrawch zefueeren. Doch on veraendrung der 
scbrift. wie got gepewt. (c) Jr soelt meinem wort, das jch mit ewch rede, nichts 
hinzuoe setzen noch etwas clauon aufheben, damit jr gotes gepot ballet. Solhes 
1st zuouersteen , hit allain von geschribem wort, sonder von yedem wort das Got 
allenthalben ausspricht durcbschrift, predig, zaichen, eingeystung oder in annder 
wege, nachdem vnuerschaidenlich steet, nit zeueraenndern das wort so Got redet, 
nil allain so Gott scbreibt. Aber darjnn mag maessigung oder erweytrung be- 
schehen , nach gelegenhait der zeit, vnd nach notdurft menschlicher zucht, zuo 
fiidrung des guoten oder zeuerhueetten vor poesem. Soelh maessigung der schrifft 
1st auch bye von Got. der durch sein kirch vnnd heilig Lerer albeg mit vnns redef, 
wie obsleet. (d) Jn soelher beschaidennhait ist berueerter Bibel vnnd jrer ausz- 
legung, alsuil sy nit corrumpiert (e) ist, gaenlzlich zeglauben, als den elltisten (f) 
geschichten. nachdem sonst nichts gefunden wirt, was oder ob ettwas vor den 
sachen, so in der Bibel beschriben seinn, beschehen oder aufgeschriben sey oder 
nit. angesehen daz die Bibel anhebt vom anfanng der weld, vnd beschlewsst mit 
jungstem gericht, jn mitte ist das hertz, nemlich das ewangelj. Daraus berueembt 
sich yetzschier ain yeder pawerEwangelisch zesein, vnnd doch nit versteet, was 
ewangelj sey. Dauon jch nachuolgend cftpitel setze. 

; (a f synagog. sieh. . 3. e. et im 17. . 7. d. (b J kirch. sieh. 6. . 6. a. (c % 
gepewt. deut. 4. in prin. non addetis ad verbum. im 14. .12. k. (d f obsteet. sieh. 
; h. 2. o. (e J corrumpiert. sieh. 1. . 8. 1. et 15. ^. 4. a. (f f. elltisten. sieh. 
$. 1. e. 



DREYTZEHEND CAPITEL 

Vom 



I. Des newen Testaments satzung vnd Christenlichs glaubs lere seinn a mm 
maisten begriffen in Ewangelien, derselben anfaengklich vil gewesen, die beschri- 
ben (a) haben, etlich aposlelvnd annder heylig vaeter, benenntlich Andreas, Thomas, 
Bertholomeus, Thadeus vnd Paulus (b). item Barnabas, Thimoteus, Lucianus, 
Hyricius vnd Pbilippus (c). den die schrift ainn ewangelisten nennet, vnd hoch 
etlich mer, besonders die vier, Matheus, Marcus, Lucas vnd Johannes. Die yetz- 
benannten vier Ewangelj hat Christenliche kirch (d) dieweil angenomen, aus vrsa- 
chen vnd vnderweisung heiligs geietes. (*) Derselb wil, von wegen verporgener 
bedeyttung, daz der ewangelien zal auf viere gedeyhe, als auf vier rad amm wagen 
ots. Auf welhem gefueert wirt der aynig glawb heiliger Trinitat. in vier tail 

C 1 Uber die kanonischen Schriften vergleichc: Concil. Trident, sess. IV; iiber die Apokry- 
phen sehe man die Dist. XV. can. sancta; \vo in dem Decret des Gelasius die verschiedcneu 
apokryphischen Evangelien etc. aufgefiihrt werden; ferner den Artikel ,,Apokryphen-Literalur" 
mi Kirchenlexikon von Welzer und Welte, wo Movers die Literatur zusammengestellt hat. 
Scholz, Einleitung in die hi. Schriften des alien und neuen Testaments. Bd. I. 



90 DREYTZEHEND CAPITEL 

gantzer weld, nemlich gegen aufgang, vndergang, mittag vnd mitnacht. ( 2 ) Damit 
der mennsch aufstee von seinen vier toeden (e). nemlich von der siihd als geist- 
lichem tod seiner sele, vnd nit falle in andern, das ist in ewigen tod derselben sele, 
noch in dritten tod, das ist in ewige verdambnusz leibs vnd sele, sender amm jung- 
sten tag aulerstee zuom lebenvomvierden (e) tod des leybs, dene er hye iibersteen 
hat mueesscn. Vnd alszdenn auf bemeltem wagen gots gen himel fare. Aus yetz 
bestymbten vnd noch mer andern vrsachen, hat die kirch. nemlich geistlich re- 
gierer erster kirch nur die vier ewangelia, in der Bibel eingeleibt, biszher ange- 
nomroen. Sonst moecht nyemants aigentlich wissen, welhe ewangelia die gerech- 
ten vnd vom heiligen geist hie waeren, welhe man hallten oder vnderwegen lassen 
soelle, allain durch kundschaft vnd vrtail der kirch. Nit daz die kirch gwalt (f) 
hab ain ewangelj zemachen, das vor kain ewangelj gewest, oder ain ewangelj zeuer- 
werffen das gewislich ain war ewangelj vnd vom heiligen geist diser zeit zehallten 
geoffennbart waere, sonnder die vier ewangelj hat vns angezaigl (g) die kirch, der 
wir das vnd anders, was sy vns lernet vnd gepewt zeglawben (h) pflichtig seinn, 
Darauf Augustinus (i) vermaint, er hiet dem ewangelj nit gelawbt, nur er waere 
durch cristenliche kirch vnderweist, welhes das recht ewangelj, vnd welhem ze- 
glawben sey oder nit. 

(a f beschriben. dist. 15. sancta. im 85. . 4. g. (b ^ Paulus. 2. Thim. 2. post 
prin. secundum evangeliura meum. (c [ Philippus. actu. 1. post prin. (d J kirch. 
sieh. 12. . 3. a. (e f toden. im 21. . 6^ e. (e f vierden. im 67- . 3. a. (f *j 
gwallt. sieh. 11. . 3. g. (g f gezaigt. sieh. 11. . 4. b. (h ^ glawben. im 81. . 
9. a. (i f Augustinus. im 14. . 4. a. 

II. ^ Die benannten vier Ewangelj (a) seinn bedeyt bey den vier thyeren, von 
denen Ezechiel (b) schreibt, vnnd werden angezaigt in vier angesichten oder figu- 
ren. Matheus hat mennschlichen form, vmb das er aigentlich schreybt von der 
menschait Christi geboren aus menschen Maria. Marcus ist formiert alls ain Leo, 
vmb das starcker Christus vberwunden hat die siind, den tod vnd den dewfel. Lucas 
wirt aimm kaelbel zuoegleicht, vmb das Ghristus geduldiklich geopfert ist fiir vns 
vnd liir vnser siind. Johannes aimm adler, vmb das er amm maisten schreibt von 
verporgener gothait Cristi. ( 3 ) Der herr hat anfaengklich das ewangelj beuolhen 
zepredigen (c), nil zeschreyben. nachdem not ist, das gemain vngelert volck mu'nd- 
lich zeunderweisen vnd zelernen waren glawben. Nachdem aber wider solhen 
glauben von stundan, noch zuo zeiten der Apostel, ketzer auferstanden seinn, hat 
die notdurft eruodert, das Ewangelj aufzeschreiben. Domit die ketzer wurden 
schrifftlich vberwunden auch annder fals Lerer gestillt, die sieh taeglichallenthalben 
wider die warhait einlegen, daz sieh auch darjnn wolgeschickt lewt yeben zuo ler- 

( 2 Isti igitur quatuor Evangelistae universe terrarum orbe notissimi et ob hoc fortassc 
quatuor, quoniam quatuor sunt partes orbis terrae, per cujus universitatem Christi ecclesiam 
dilatari, ipso sui numeri sacramenio quotlammodo declararunt, hoc ordine scripsisse perhi- 
bentur. torn. 3. pag. 3. Has quatuor partes saepe scriptura commemorat, Orienlem et Occi- 
dentem, Aquilonem et Meridiem. Opp. torn. 4. pag. 1150. 

(3 Die Zeit, warm dise Darstellung bcgonnen, la'sst sieh nicht genau bestimmen; die don 
Evangelislen zugetheilten Bilder kornmcn schon bei Augustin und Hieronyraus vor. Natus nt 
homo, operatus ut leo, immolatus ut vitulus, volavit ut aquila. St. Augustin. Serm. 210. Sedu- 
lius stellt sie in seinem Osterlied also dar: 

Hinc Malthaeus agens hominem generalitcr implet, 
Marcus ut alia fremit vox per deserla leonis, 
Jura sacerdotis Lucas tenet ore juvenci, 
More vohms aquilae verbo petit astra Joannes. 

carm. pasch. 1. 
Sieh. Kreuser, der christliche Kirchcnbau. Bd. II. pag. 8891. 



VOM EWANGELJ. 91 

nung vnd guoten werchen. Dawider vermainen gotlos Lerer, das Ewangelj er- 
uorder kain werch, sender allain (d) den glaub. Es sey auch darjnn kain gepot 
noch satzung sender ainermonung vnd anpiettung der gnaden, vnd dringe nyemanls 
zuo arbait. Dasselb ist ain verfueerisch lere, dadurch die lewt /uo laessikait geur- 
sacht vnd evangeliscbe puoess versaumen. Dann on menig orten des beschriben 
ewangelj, werden wir mit strengen gepoten (e) vnd hailsamen raeten gewisen vnd 
getriben zuo guoten werchen auch gedrungen zuo puoess, dauon hernach (f) ge- 
schriben steet. 

(a ^ Ewangelj. sieh. 12. . 8. d. (b f Ezechiel. 1. (e J predigen. Marc. 16, 
(d f allain. sieh. 3. . 12. a. (e ^ poten. sieh. 8. . 8. c. (f f hernach. im 76. vj. 
]. a. cum seq. 

HI. ^ Ewangelj haisst ain guote potschafft (a) die von got hie ist, nit allain 
schrifftlich, sonder auch nriindlich oder sonst anzaigenlich, \vas vns got allenthalben 
vnderweist hat durch Patriarchen, Propheten, Engel oder durch ander creatur, vnd 
zuo vodrist, was Christus selbs vns gelernt, gepredigl oder sonst vnderweist, ist Ewan- 
gelj genennt. Also &teet das Ewangelj nit jm puochstab (b) (der das Ewangelj 
nur bezaichent) sonnder es steet in gottes krafft vnnd warhait, die vns got zuoem- 
pewt in schrift, in predig, in zaichen, jm geschoepf, vnd in mer ander wege. Vnnd 
ist nit gnuoeg das geschriben Ewangelj jmm puoesen zetragen oder miindtlich ze- 
lesen, sonnder du rauocst das tragen in cristenlichem leben, jnwendig jmm hertz 
vnd auszwendig mit guoten werchen erfullcn. Darumb Cristus , als er das ewan- 
gelj, aller creatur zepredigen (c) beuolhen, hat nit allain gemaint das geschriben 
ewangelj, das dieselb zeit noch nit aufgeschriben (d) was, sonder beuolhen, alle 
warhait vnd verbaissung gottes des allten vnd newen testaments zeuerkiinden. 
Dasselb gemain Ewangelj, als goetlicbe warhait, bringt nit jme den gantzen Cri- 
stum, nemlich sein menschwerclung, sein leiden, sein verdienn, sein gepot vnd sat- 
zung, auch die versprechung ewiger saeligkait. Von demselben Ewangelj goett- 
licher warhait redet Paulus. Jn aller creatur (e), die vnderm himel, ist gepredigt 
das Ewangelj. Dasselb kummbt durch diemueetig lewt, auszm geist der lieb vnd 
warhait, zuo hayl der menschen, vnd gibt frid vndern menschen. Aber diser jaemer- 
lichen zeyt kummbt herfiir ain vnfridlich new Ewangelj durch hocbfertig lewt aus 
poesem (f) geist des neyds vnd falschhait, zuowiderdriess den geistlichen vnd zuo 
gift gemainem volck. Demselben Ewangelj yetz merer tail dertewtschen (g) laider 
anhangen, die bey plossem puoechstab des ewangelj beleiben vnd daraus hailsamen 
verstandt Cristenlicher gemainer kirch nit annemen woellen. 

(a ^ potschaft. im . 7. b. et 23. 5- 8. c. (b ^ puoechstab. im 14. . 1. a. (c f 
predigen. Mar. 16. praedicate evangelium. (d ^ aufgeschriben. im . 12. c. (e 5 
creatur. Collo. 1. ant. fin. (f f poesem. im $. 10. a. et 95. . 10. g. (g f teiitschen. 
im . 5. d. 

IV. f Wiewol weder Bapst noch Concilj, weder kirch noch all regierer der- 
selben, gwallt haben des Ewangelj Text oder substanntz zeueraendern, (a) zemeren 
noch zemindern, zeerweyttern noch zesmelern, nach sand pauls spruch. (b) Ob wir 
oder ain Engel von hymel das Ewangelj annders sagt, dann wiejch ewchs verkiindt 
hab der sey verfluocht. mag doch die kirch vnnd jr regierer durch jr lere neben 
vnd ausserhalb des Ewangelj,- ordnen vnd setzen, was zuo erklaerung (c) desselben 
ewangelj dienet oder die notdurft Christennlichs glawbens, oder zucht der men- 
schen eruodert. Aber die widersacher vndersteen sieh solhen geistlichen vnd ge- 



92 DREYTZEHEND CAPITEL 

recliten verstand zepiegen. ( 4 ) der allten lerer vnd heyligervaeter auslegung zeuer- 
werffen, die allten ketzerischen auslegung, die vor lannger zeit durch Christenliche 
kirch verdambt vnd bis in die hell vergraben (d) gewesen, auffain newes widerumb 
lierfiir zeziehen, gleicb als sey soelb ewangelj lang vnder der panck gelegen, guot 
waere, es laeg noch darunder, wieChristenlicherFiirstHertzogGoerg vonSaxen 
zuo Luther scbreibt. Bede Ewangelj, allt vnd new, seinn wol ainer schrift vnder 
aincm puoechstab. (e) auszgenomen souil derselb puoechstab an ettlichen ortten 
faelschlich verkert ist. Aber jmm anfang vnnd ennde seinn sy von einannder ge- 
schiden. Das ordenlich Ewangelj ist bye von Got vnnd bat seinn anfang von wa- 
rem Cristo vnd vom heiligen geist. Das verkert Ewangelj ist hie vom dewfel, vnnd 
erdicht von ettlichen vorlauffern des Antichrist, darjnn wirt Cristus mit wortten 
bekennt, aber mit werchen verlawgent. (f) Solhe vnderschid erfindetsich in lere 
vnd ende auch in friichten (g) beder ewangelien. Fals Propheten werden erkennt 
bey jren friichten. 

(a f verandern. sieh. 6. . 5. i. (b f spruch. Gal. i. post prin. im 90. . 4. k. 
(c ^ erklaerung. sieh. 6. . 10. f. (d ^ vergraben. sieh. 4. . 1. a. et 15. . 5. i. 
(e f puoechstab. im 14. g. 1. a. (f f lawgent. Tit. 1. in fin. im . 7. a. (g 5 friich- 
ten. mat. 7. im . 5. h. et im 39. . 15. d. 

V. ^ Warer Christus hat vns gelassen vnnd geben seinen frid. (a) alsofft er 
zuo seinen jungern koemen, hat er sy gegrueeszt mit dem frid, jnen auch beuolhen, 
in welh haus sy geen, daselbs jren frid zuoezesagen (b). sonderlich daz sy vnder 
jnen selbs (c)frid hallten, alsdenn werde mit jnen sein, got'des frids vnd der lieb. 
Solher frid ist gewesen in disem lannd von der zeyt sand Ruoprechts ( 3 ), alslanng die 
jnwoner das gerecht Ewangelj vnd waren Cristglawbe angenomen vnnd gehallten 
haben, auch der kircb gehorsam gewesen seinn. Als aber kurtz verschiner zeyt 
eingewurtzt hat ain new erdicht Ewangelj, do seinn vnnder den Tewtschen (d) er- 
standen krieg vnd vnaynikait. auch vernewet die allten verworffen ketzerey. dane- 
ben wirdt Got gelestert, die heiling veracht, die Sacrament verworffen, aller zier- 
licher gotsdinst vnd stifftungzerstoert, die kirchen zerprochen vnd beraubt. Jr 
zier vnd klainat zerscbmeltzt (e), vnkeisch pfaffen trutzlich verheirat (f) durch aus- 
geloffen rminich mit verfueerten Nunnen die verdambtist vnkeysch, genannt Jnce- 
stus begangen, in schein vermainter kanschafft. Daneben wirt kanlewten der Ee- 
pruch erlaubt, die vnderthan aus gehorsam gezogen. Daraws aufstannd (g) der 
pawern schier in ganntz tewtschlannd vnnd zwier bey vns, wider jr oberkait eruo- 
ligt vnd vnuberwindtlicb schaeden erstannden seinn. Solh vnd noch vil mer poeser 
friicht (h) seinn gewachsen ausm samen der newen Sect vnnd erdichtem ewangelj. 
Darab ain yeder frummer Christ, aus bestymbten vrsachen, billich ein scheyhung 
vnud grossen grawsen haben sollt berueerter falschen lere als ainem poesen samen 
nachzeuolgen , sonder er sol gern beleiben bey gemainer kirch (i) vnnd loblichem 
allten gebrauch, darjnn vnser ellter gliicklich beliben seinn, bis auf vnser ver- 
fluochte vnd vngliickhafftige abkerung. (k) 

(a 5 Frid. Job. 4. in fin. et job. 20. Luc. 24. ira 24. $. 4. k. et 44. . 9. f. aliter 
im 35- 8. d. (b f zesagen. Mat. 10. Luc. 10. pax huic domui. (c f selbs. Mar. 

( 4 Die Stelle Gal. 1. 8: ,,Aber \venn auch wir Oder ein Engel vom Himmel euch ein an- 
deres Evangelium verkiindigte, als wir euch verkundigt haben, der sey verflucht" \vollteu die 
Lutheraner fiir sieh ausbeuten und gegen die Kirche gebrauchen, imlem sie diese Stelle vom 
schriftlichcn Evangelium verstanden, aber yergassen, dass dasselbe noch garnicht existirte und 
dass sieh das ,,Vcrkunden" gerade auf die miindliche Lchre bezieht. Vergl. Windischman. 
1. c. pag. 20. 

(* Der hi. Rupert starb am 27 Marz 718. 



VOM EWANGELJ. 93 

9. in fin. 2. Cor. 13. in fin. (d f Tewtsch. sieh. 1. . 5. c. et . 3. g. (e f Scbineltzt. 
sieh. 1. g. 5. e. (f J heyrat. im 29. g. 2. e. et 64. g. 3. c. et 99. . 13. e. (g f 
aufstand. im 86. .2. c. (h f frucbt. sieh. . 4. g. (i f kirch. im 14. .9. e. (kf 
abkerung. 2 Thes. 2. im 16. g. 1. a. 

VI. f Vilmer ist zeglawben vnnd nachzeuolgen jhenen Ewangelischen ord- 
nungen, so erste kirch hat gemacht vnd vns gegeben nach lere vnnd vnderweysung 
der allten andechtigen vaeter. (a) darin der abbesoenderten (b) vnd newfiindigen 
ewangelischen weis , so aus neyd vnd hochfart wider die geistlichen vnd gemaine 
kirch, betrieglich eingefueert wirt durch verfueerisch lerer. als do seinn ettlich 
verzweyfelt pfaffen vnd verlawgent miinich, die des herrenjoch von jnen geworffen 
vnd amm pfluoeg (c) hindersich sehen. Sy seynn wolckhen (d) on wasser goet- 
licher gnaden vnd schweben vmb jrnm wind jres hochmuoets. Sy wellen Ewan- 
gelisch sein vnnd doch kain Tiirck noch Hayd souil vngefuoer dem waren Ewan- 
gelj zuoefueegt vnd die kirch mit fueessen so hart tritt, als die Lutherischen. Wi- 
der dieselb kirch brawchen sy das ewangelj fur ainn mantl (e). darunder sy jren 
fraeuel deckhen, vnd die sacrament aws der kirch verstolen abtragen , vnd dafiir 
fawl satzung eintragen. vnnd also das gemain volckh betriegen. Dieselben ver- 
kerten lerer befleissen sieh zuozeiten die warhait zeschreiben vnnd guoete ausle- 
gung zegeben, auf das jr falsche lere, so sy darunder miischen als gift (f) vnder zu- 
cker, destlieber geschlunden werde, nach dem spruch Esaie. (g) Dein weinn ist 
vermiischt mit wasser. ( 6 ) 

(a ^ Vaeter. im 14. . 13. d. (b ^ besonderten. im 15. . 2. a. et 48. g. 1. d. 

(c f pfluoeg. Luc. 9. in fin. im 77. g. 15. g. (d J wolcken. Jude. 1. in med. (e ^ 

mantel, (f } gift, im 48. g. 6. f. et 59. . 8. f. et im 26. . 3. d. et sieh. in pro- 
log. 3. e. et g. et . 4. b. (g J Esaie. 1. ant. fin. 

VII. ^ Ewangelische lere vnd Christenliche zucht wirt nyndert weniger ge- 
hallten noch Cristo nachgeuoligt, dann bey berueerten vermainten ewangelischen 
lewten. Sy bekennen (a) got mit mund vnd verlaugen got mit jren werchen, ais 
jhen die zuo allem guoten werch verworffen seinn. Sy baben biszher mit jn von 
got kain fridliche potschaft (b) noch ware new verkiindung die aimm Ewangelj ge- 
maes waere, gebracht, sender mit jrer lere, zanck vnd hader, vnruoe (c) vnd auf- 
ruor gemacht vnnd noch taeglich machen. Ob sy gleich ainn oder mer driimer 
des ewangelj halten, daneben prechen sy vil mer krueeg des ganntzen Ewangelj. Sy 
schenden (d) die paepst zeytlich Stathalter Cristi, sy schmaehen die bischof der apostl 
nachkommen, vnd durchaechten all geistlich person vnd Stett. Dannoch vermainen 
sy seinn fiirtrager des ewangelj. Dasselb verpewt doch lesstrung vnd scbendung. 
Ja es setzt. Wer seinn nagsten nur ainn toren (e) nenne. Derselb sey ain schuld- 
ner des hellischen fewers. Was wirt dann jbener schuldig, der sein oebrer, beson- 
der obristen priester schenndt. Dauon geschriben steet. Du solid est den Fiir- 
sten (f) deines volcks nit missprechen. On zweifel er ist zeuerstainen als ainer 
den perg antasf. (f) Deszbalb gab Paulus clem dewfel zwen ketzer, die jmm glaw- 
ben schufpriichig worden vnd gescholten (g) heten, domit sy lernten nymer zeschel- 
ten. Solh schender seinn billich vncristen genennt, nachdem sy sieh schaiden von 
vnserm haubt Christo. von deme wir christen (h) genennt seinn. 

(a ^ bekennen. tit. 1. in fin. sieh. . 4. i. (b ^ potschaft. sieh. . 3. a. (c ^ 
vnrue. sieh. 1. . 5. a. et im 30. . 8. g. (d J schenden. im . 8. c. (e ^ toren. 

( 6 Die Schriftstelle: ,,DieseIben verkerten lerer" etc. lautet in der Ubersetzung: Immiscent 
quandoque vera falsis: quo avidius pestiferum eorum dogma sub melle dulcis doctrinae dealu- 
tiatur juxta verbum Esaiae: vinum tuum mixtum sit aqua. 



91 DREYTZEHENB CAP1TEL 

Mat. 5. ant. med. (f f fiirsten. Exod. 22. in fin. et Actu. 23. in prin. (f ^ antast. 
exod. 19. im 35. . C. g. (g f gescholten. 1 thim. 1. in fin. im 15. . 5. c. (h t 
Cristen. Actu. 11. in fin. im 58. . 14. d. et 60. . 9. e. et 61. $. 3. a. 

VIII. ^ Merck was Petrus von solhen Ewangelischen lewten vnnd hewtigen 
ketzern weyssagt. Vnder ew werden sein lughaftig maister (a), die einfueeren 
verdaemblich secten, das ist absondrungvom glawb gemainer|kirch. Sy verlawgen 
des herren dersy gekauft hat vnd fuceren iiber sich selbs ain snelie verdambnuss. 
Jrer vnkeysch werden vil lewt nachuolgen. Durch sy wirl der weg der warhait 
gelestert. in geytz vnd erdichten wortten werden sy rnit ew hanndthieren, Nym- 
war. wie gar lautter petrus abvnderfecht (b) die maister der newen Luterischen 
sect, die vngescbickt vnd verdamblich artickel gepredigt vnnd in gedruckhten pueech- 
len ausygepraitt baben. Daraus leichtfertik lewt vil vergiffte lere angenomen. da- 
durch gefallen in jrrung des glaubs. in bass der geistlicben vnnd in verdrus des 
gotsdinst. Also verlawgen sy vnsers herren Jhesu, der sy erledigt hat mit seinem 
pluoet. Demselben seinn sy vndanckbar vnd beweysen jme nit gebiirlichen diennst 
noch ere. Ja sy verachten heilige mess vnd griipeln jmm Sacrament des waren 
leibs vnd pluoets Cristi. Sy verfueeren sichselbs \nd nach jnen jre kind in snelie 
verdamnuss, nachdem sy vermuoeten jne gebu're zebrechen, Fasten, Petten, keyschait 
vnd ander guote werch zevnderlassen vnd allzeit fleisch zefressen, zeprassen, ze- 
trinckhen, die Ee zeprechen vnd von kainem vbel aufzehoeren, gleich als mueessen 
all ding aus nodt sein wie sy plodern. Jtem durch sy wirt der warhait wege gele- 
stert (c). die kirch mitsambt jren verwalltern vnnd ordnungen verspott (d) vnd 
geschendet. Sy gebrauchen ainn subtilen geytz (e.) in dem, daz sy haben abbracht 
(f) opffer, besingen frueemess vnd andern gotsdinst, dauon ettlich erber priesterjr 
taegliche narung gehabt, vnd daneben verfueegen sy, daz ansleg beschehen, auf 
gemain volck, dermassen. Wo vorzeiten ain pfarrman mit ainem opfferpfenning 
ist abkoemen der muoess yetz fur seinen anslag villeicht ainn gulden ausgeben, 
zuo aufentballtung der ketzerischen prediger. Denselben falsen selsorgern geben 
die lewt lieber vnrechtlich ainn schilling, dann waren selsorgern rechtlich ainn 
pfenning. 

(a f maister. 2 pet. 2. in prin. im g. 9. b. (b ^ vnderfecht. im 15. . 3. e. et 
29. . 8. f. et 37. . 3. ]. (c f gelestert. sieh. . 7. d. (d j" verspott. im 15. . 5. 
b. et . 7. e. (e f geytz. im 15. . 3. d. et . 6. c. (f $ abbracht. im 88. . 9. c. 

IX. ^ Daneben vndersteen sich etlich layen, sonderlich wo vnricbtig gesind 
beyeinander ist, als in perckwerchen, bestymbt falsch prediger wider jr recht Sel- 
sorger, ja wider landsfiirsten vnd all oberkait, on recht zeschermen , zebeschiitzen 
vnd aufzehallten, mit anlegung fraeuenlicher hand. Wie ainem Bischef begegent 
ist, als er zuo Kiitzpiihel in seinem bistumb, wider newe verfueerische lere ange- 
bebt hat zepredigen, ist jm vnnder awgen aufmm predigstuoel von vnfridlichen 
lewten, ainoffene geschribene feindtliche absatz zuoegestellt, mit graussamer be- 
troung, dadurch er gwallliklich gedrungen ist, von seinern hailsamen furnemen auf- 
zehoeren vnnd seinn Bistumb zeuerlassen. Dieweil er darjnn kainswegs wider ge- 
genbiirtig geswind ketzereyen etwas guots hat koennen noch mogen auszrichten. 
Dergleichen poeser hanndlung seinn anderswo mer beschehen zuo hanndthabung 
der falsen newen propheten vnnd verfueerischen predigern. Waeren sy gerecht 
vnd Ewangelisch (dafiir sy sich auszgeben) alszdenn solten sy sich kains fraeuels 
noch glayts behelS'en, nachdem sich Pauluswarer Apostel berueembt. Erbediirff 
kainer fiirschrift (a) wie etlich fals apostel bediirfft haben. Solhes alles steet (b) 
in obbemejjter weyssagung petri. 



VOM EWANGELJ. 95 

(a f furschrifTl. 2 Cor. 3- in prin. num quid egemus comoiendatiis epistolis sicut 
quidam, s. falsi prophetae secundum glossam ibid, (b steet. sieh. . 8. a. 

X. 5 Daraws erscheint, daz beslymbte falsche Ewangelische lere erdicht vnd 
hye ist vom geist der jrrung. Dauon Paulus schreibt, daz heiliger geyst offennlich 
sage, wie in lessten (das ist yelz zuo vnsern zeiten) werden etlich vom glawben ab- 
tr'eten vnd anhanngen den jrrigen geisten (a) vnnd dewflischen lerern, die in 
gleichsznerey liegen vnd ain prantmailige (b) gewissen baben. Was mit marcbey- 
sen geprennt oder gemerckt, ist geaennt prantmailig. Diser spruch Pauli wirt ge~ 
zogen auf vnser gegenwiirtige ketzerey, die gerad gericht ist zuom abfal von ge- 
mainem Christenlichem glawb, dieweil wir vns absoendern vongemainer kirch vnd 
crdichten new artickel vnd ordnung jmm glawb vnnd in Sacrarnenten. Wir hangen 
an jrrigen geisten vnd an plossein glawb. Damit vergessen wir des heiligen geist vnd 
leben on alle zucht, ere, dinst vnnd forcht. Daneben volgen wir dewflischen leren 
vnd verwerffen ganlze kircb (c), bimliscbe kirch vnd jre glid, die lieben heyling 
werden durcb vns verklaint, pueessende kirch vnd jre glid benentlich die selen jm 
fegfewr werden durch vns versaurnbt. Jrrdisch kirch vnd jr regierer die geyst- 
lichen oebrer werden durch vns veracht, verspott, gelestert, zerstoert, zertrennt 
vnd vertilgt, mit felschung des ewangeljvnd anderr schrifften auch mit einfuerung 
allter verlegner ketzereyen. Darjnn wir vnns souil verwikeln vnd vnser gewissen 
dermassen verprennen auch ains voder das ander vermiischen vnd ainen solhen 
durcheinander oder confusion (d) machen, daz nyemand kan wissen, welhes war 
oder gelogen, was zeglawben oder zeuernainen sey. Soelhes alles mag nit her- 
fliessen vom heiligen geist, sonnder es wirt eingespiben von dewflischen geist (e) 
der jrrung. 

(a f geisten. 1 thim. 4. in prin. sieh. . 3. f. et e. et im 14. . 10. g. et . 14. 
c. et 16. . 3. e. et 64. . 3. b. et 91. . 14. c. (b J prantmailige. 1. Thim. cauteria- 
tam. (c f kirch. sieh. 6. . 1. g. (d f confusion, im 15. 5. 1. f. et88. . 9. e. (e J 
geist. sieh. a. et im 14. . 5. a. et per tot. 

XI. ^ Die berueerten falsen Lerer vermuoetten, nichts sey zeglawben dann 
was jm puochstab (a) des Ewangelj geschriben stee. vnd ist doch cristenlicher 
glawb an dcnselben puoechstab nit gepunden. Cristenlicher glawb ist angehebt 
vnd gewesen auch an alien orten der weld gepredigt, ee daz ainich Ewangelj ausz- 
geschriben vnd in der weld verlesen was. Es wirt auch nyndert jm Ewangelj 
befunden noch gepoten, daz allain (b) deuie, was jm ewangelj aufgeschribenist, 
zeglawben vnd nichts anders zuozelassen sey. Sonnder Cristus hat vil mer gepre- 
digt auch mit wortten vnd werchen auszgericht dann jm ewangelj beschriben 
steet. wie Johannes bekennt, daz Jesus (c) mer dann beschriben ist, than hab vnd 
souil, daz er vermaint, gantze weld moecht nit begreyffen die puoech so dariiber 
zescbreiben waeren. Darnach haben sein Apostel vnnd jr junger tiilenthalb in der 
weld gepredigt, on zweifel vil mer dann in beschriben Ewangelj steet. Vnd setzt 
der ewangelist, daz got seinen aposteln mitgeholffen vnd jr predig bestaet (d) hab. 
Er melldet bestaette predig, nit bestaette schrifft. Dann das Ewangelj , nemlich 
die warhait vnnd cristenlicher glawb erstreckt sieh vil weyter dann die schrift 
des ewangelj begreifft. Darumb wer seinen glawb wil enngen auf beschriben 
ewangelj vnd ausserhalb derselben schrift nichts glawben. der istkainrechter crist. 
Cristenlicher glawb hangt nit an der schrifft des ewangelj, sonder an goellicber 
warhait, die ist das recht ewangelj, vnd alle zebeschreiben vnmoeglich. Die stuckh 
wares glaubs seinn nit alle in heiliger schrifft lautter auszgedruckht. Wie hieten 
sonst Adam, Abel, Noe, Abraham, Moyses, auch ander Patriarcheu vnd Alltvaetor 



96 DREYTZEHE.ND CAPITEL VOM EWANGELJ. 

glawbt, dieweil noch nitvorhanden gewesen ist heylige scbrifft, die erstMoyses(e) 
angeheht hat zeschreiben. 



f puechslab. im 14. g. 1. a. (h ^ Allain. sieh. 3. g. 7. e. (c f Jhesus. job. 
21. in fin. im 17. . 1. d. (d 5 bestaet. Mar. 16. in fin. sermonem confirmante. 



(a 
in 
(e f Moyses. sieh. 12. . 5. g. 

XII. 5 Deszgleich seinn die Juden (a), denen alle jre pueech Antiochus (b) 
zereissen vnd verprennen lies, dannocb nit glawblos worden* So haben die junger 
Ghristi vnd vil mer lewt dem lierren vnd seiner miindlichen predig gelawbt ee 
daz ainicb ewangelj (c) beschriben gewest. So ist das Ewangelj Jobannis (darauf 
die widersacher am maistcn ligen) vber funfftzig jar nach auffart Cristi in Asia 
erst gemacht. Dazwischen baben vil leiit glaubt, on scbrift desselben Ewangelj. 
Zuo zeyten Diocletian] ist alle heilige schrift verprendt. Wann abermals geschri- 
bene puoech der Bibel vberal vertiligt warden, dannocb belib warer glawb on 
ainicb schrift. Als dann etliche puoech aus der Bibel verloren vnnd ditsmals nit 
vorbanden seinn. Dorjnn on zweit'el vil geschriben gewesen, das noch zegelawben 
ist. Jm Machabeo beschiecht meldung vom puoech des priesterthuombs Johan- 
nis, dorjnn die predig (d) vnd ander sachen desselben obristen priester Johannis 
bescbriben vnd ditsmals in der bibel nymer ist. Mer dergleichen puoech seinn 
aus der Bibel verloren, benenllich das fiinft puoech derKonig. Jtem diebeschrei- 
bung Hieremie auch die Coinent Neemin, vnd des jude Machabej Kriegpuoech. 
Dieselben puoech werden jm allten gesetz angezogen (e) aber nit funden. Desz- 
gleichs thuoet judas meldung von des Enoch (f) prophecey, die auch nyndert 
vorhanden. Vnd seinn docb on zweiffel in angezogen verloren puoechen ettlich 
artikel goetlicber warhait beschriben gewest, die desselbenmals gehallten seinn 
vnd villeicht noch gehalten werden, alsuil Cbristenlicber kirch gelegen vnd jm 
brawch ist, wiewol daruber kain schritft mer gefunden wirt. Solten wir nu on 
schrift nicbts glawben, alszdenn waer warer glawb, souil des in bestimbten ver- 
loren puoechen durch heiligen geist gepoten gewest, vnnderganngen. Das kains- 
wegs zeuermuoetten ist, nachdem die wortgottesnymmermer zergeen, ee mueesst 
liimel vnd erde zergeen. (g) 

(a f Juden. sieb. 8. . 2. h. (b f Antiochus. 1. Machab. 1. in fin. libros legis 
dei combusserunt. (c f Ewangelj. sieh. .3. d. (d 5 predig. 1. Machab. 16. in fin. 
(e f angezogen. 3. Reg. 22. ant. fin. et 2. Mach. 2. in prin. et post prin. (f J Enoch. 
Jude. 1. (g f zergeen. Luce. 21. in fin. sieh. 11. . 6. f. et 78. . 1. 1. 

XIII. ff Das war vnd goetlicb Ewangelj ist verporgen (a) verkerten Christen 
vnd vnglawbigen lewten. Derselben gemueet zeuerplendten bat got verhengt, 
'daz jnen des waren ewangelj liecht nit scbeint, nachdem sy mit offen augen oder 
oren (wio der herr spricht (b)) weder sehen noch hoeren. deszhalb sy nichlrecht 
versteen. Daraus kummbt alle kelzerey der abtriinigen lerer, die mit pochen jror 
Aimst vertrawen vnd sicb vber allt lerer erheben vnd verwerffen derselben allten 
Yaeter awslegung so die kirch angenomen vnd vil hundert jar biszher Cristenlich 
gebrawcht hat. Wiewol bestimbt fals Lerer jren grund setzen in geschriben 
ewangelj oder auf ander heilig schrift, tbuon sy doch soehls mit aebichem verstand 
vnd falser auslegung (c) vnd piegen (d) die schrift auf jren aigen syn, wie Paulus 
weissagt. daz jhen, die ab der schrifft jrren, sieh keren in vnniilz geswaelz (e) 
vnd wellen schriftgelert sein vnnd versteen doch nit was oder von wew sy sagen. 
Der gleich spricht Petrus. Daz die ?ngelerten vnbestaendigen lerer heylige schrifft, 
wo sy hart zeuersteen ist, daselbs vertuschen (f) vnd zuo jrem vortail auch zuo 
jrem aigen verderben brawchen, Solh ketzer seinn auferstanden jm anfang der 



YIERZEHEND CAP1TEL VON WARER AUSLEGUNG DER SCHRIFT. 97 

kirch zuo zeiten der apostl.nemlich Ebion. Cherinthus (g). Nico'aus vnd ander mer. 
'< Wider die ersten zwen hat Johannes sein Ewangelj gemacht, vnd Apocalypsim 
I geschriben wider des Nicola] (h) lere, die got hasst. Dieselben vnd all ander 
\ jcetzer haben zuo jrem vortail biszher heilige schrift faelschlich ausgelegt. Dauon 
i hie vnderi (i) gesagt wirt. 

(a f verporgen. 2. Cor. 4. post prin. evangelium in his qui pereunt, opertum est. 

: (b f spricht. Luce. 8. post prin. (c f auslegen. im 15. . 10. a. (d f piegen. im 

j5. . 3. b. (e 5 geswatz. 1. Thim. 1. conversi suntin vaniloquium. (f f vertuschen. 

'1. Pet. 3. in fin. depravantes scripturas.im 14. 5. 1. c. (g f Cberinthus. im 47. 11. 

b. (h 5 Nicolai, Apo. 2. im 45. $. 4. c. (i f vnden. im 15. . per tot. 



VIERZEHEND CAP1TEL 

Von warer anslegung der schrift. 

I. Heilige schrift hat zwayerlay verstand. ainer istbrieflich nach auszwendigem 
puochstab. der ander ist geistlich nach jnwendiger verporgener maynung. Dieselb 
mag auch trifach sein. Ain maynung ist nach menschlichen syten. die ander 
nach geistlichen figuren. die dritt nach himlischer glorj. Solher trifacher ver- 
stand vnd bedeytung wirt in latein genent moralis, item tropoiogicus vnnd ana- 
gogicus. Heilige schrift ist wol geschriben jm puoechstab (a) aber mystice zeuer- 
steen jm geist. (b) Daraus eruoligt, daz vnns vnuerstaendigen menschen heilige 
schrift verdunkelt vnd aus jrselbs hart zeuersteen ist, wie Petrus meldet, daz sein 
lieber bruoeder Paulus, nach der weis/hait, diejme gegebenistin seinen Episteln, 
etlicbe ding geschriben hab, die swaer (c) zeuersteen seinn Wie auch der Koe- 
nigin von Etiopia (d) diener bekennt. Er koennenit versteen die schrift on vnnder- 
weysung. So was zwayen jungern ze Emaus (d) die schrift alszfasst vertunkell, 
daz jnen Cristus hat mueessen auflhuon den verstand der schrift. Aus solhem 
vnuerstannd der schrifft, seinn jm glawb vnndern Christen ye vnnd ye biszher 
zweiflich jrrung aingefallen vnd noch, allain vmb das wir die scbrift vnrecht vnd 
nit wol versteen. Wann wir selbs heiligen geist (der in der schrift albeg redet (f)( 
. koenden versteen. oder daz die schrift sich selbs vns zeuersteen geben moecht, 
alszdenn waere die schrift jrselbs besster ausleger in alien zweiflichen vnd vns 
verporgen puncten. Dieweyl aber der schrift heyliger geist sich nit ainem yeden 
menschen offenbart, sender haimlich in erwelten hertzen wiircht auch nit in. 
milte (g) Christennlicher kirch schwebet, vnnd wir solten doch wissen, was gottes 
maynung sey in der schrifft. Die wir aber nit lawtter versteen. Darumb muees- 
sen wir gewartten ainhelliger auslegung cristenlicher lerer, souil die kirch darjnn 
annymbt vnd bestaettigt. 

(a f puochstab. sieh. 12. . 2. d. et 13. . 13. b. et . 4. e. et . 11. a. et iml5. 
?. 2. h. et 16. . 4. d. et 39. . 1. c. et 40. . 11. c. (b f geist. im 85. . 10. k. et 
99. . 6. g. eti. et t. (c ^ swaer. 2. Pet. 3. in fin. sieh. 13. . 13. f. et im . 6. a. 
(d ^ Ethiop. actu. 8. in fin. (e f Emaus. Luce. 24. (f f redet. sieh. 11. . 2. o. 
et im . 10- g. (g f mitte. Mat. 18. sieh. 6. 5- 4. g. 

11. f Heilige schrifft ist an jrselbs wol gewis (a) vnd nyndert fael noch jrrig, 
nit gespalten noch zweiflich. (^ Aber wir prechenhafftige 'vnkundige mensohen 

( l Quippe sacra scriptura in se est certa, indubia, non erronea neque divisa, lautel die 
Uebersetzung. Ueber die hi. Schrift als Glaubensregel in der katholiscbn Eirche sehe man 
Klee, Dogm. 1. Bd. pag. 256.; ferner die schone Auseinandersetzung iihf,' Schrift und Tradi- 
tion: "Wiseman, die vornehmsten Lehren und Gebrauche; pag. 66. u. flg f 
R e i t h m e i e r, Berthold's Theologey. 



98 TIERZEHEND CAP1TEL. 

raoegen dieselb heylig schrifft on lernung vnnd on gnad heiligs geistes nit versteen. 
Wiewol wir gewis seinn, daz die schrift war ist, seinn wir doch vngewis des 
jnnhalts derselben schrift, alslang bis wir darjnn durch die kircb geweist werden. 
Darumb ist not, daz wir der kirch vnd jrer lerer vnderweysung annemen vnd 
derselben voligen. Ditsmals koennen wir der warbait nynndert erjnndert wer- 
den dann in der kirch (b), dorjnn heiliger geist durch cristenlich lerer vns alle 
warbait lernet. Wie petrus setzt, daz all weissagung (c) der schrift beschehen 
weder aus aigner auslegung noch aus menschlichem willen. sounder heilige men- 
schen gottes, weyssagen aus eingebung heiligs geistes. Also hat Cristus, als der 
kirchen haubt, selbs sein verporgene red, die er vom samen (d) thet, vnnd noch 
mer parabel, so er gemainem volckh vorgesagt, offt erklaert vnd seinen jungern 
alle (e) gehaim in sonderhait geoffenbaret vnd auszgelegt. Damit angezaigt, daz 
verporgene maynung der schrift vnkiindigen lewten soelle ausgelegt werden 
durch jhen, die Tiber heylige schrifft geordent seinn. Denselben ist von Got geben 
(wie der herr zuo seinn jungern spracb) zewissen die gehaim (f) der schrift vnd 
des reichs gottes. 

(a f gewis. im . 4- b. et . 7. c. et . 9. e. et 15. . 1- e - ct 16. . 3. b. 
(b f larch, im . 12. a. (c J weissagung. 2. Pet. 1. in fin. (d ^ samen. Mat. 13. post 
prin. audite parabolam seminantis. (e f alle. Mar. 4. ant. fin. seorsum discipulis 
suis disserebat omnia. (f 5 gehaim. Luc. 8. post prin. vobis datum est nosse 
mysterium. 

III. f Deszgleichs hat Cristus geistlich auszgelegt disc; wort Esaie: Ewr 
hend seinn vol pluots (a) wascht ew vnd seyt rairiig. Do die juden dieselb schrift 
angezogen vnd daruber zuom herren sprachen. Warumbiibertreten (b) dein junger 
der alltvaeter satzung vnd essen das prot mit vngewaschen hennden. Darauf hat 
der herr bemellten spruch Esaie geistlich auszgelegt also, was ausm mund geet, 
nit was jnn mund geet, vermailigt den mennschen. Mit solher auslegung hat 
Christus die schrift erfiilt (c) nichts hinzuogesetzt noch herdan gethan, noch 
darjnn ettwas auszgelegt das widerwaertig oder nachtailig sey derselben schrift. 
Weytter hat der Sun gottes seinen vater erklaert, do er zewgnuss gibt war zesein 
die wort so got durch Propheten (d) zuom volck geredt. Desmer heiliger geist 
erklaert (e) den sun gotes, so er mit verporgener eingeiatung der Lerer verstannd 
erleycht, damit sy das volck jmm glawb vnd lere Christi vnderweisen. Darauf hat 
Christus vnd sein kirch geordent, der schrift auslegung (f) zebeschehen durch gelert 
lewt, die darzuoe aus gnad gottes geschickt vnd durch die kirch zuoegelassen wer- 
den. Was dieselben erwoelt lerer gemainklich in ainikait besliessen. Dasselb soil 
bestaett werden vomBapst vnd ander geistlich oberkait, die anstatCristi der kirch 
hie fiirgesetzt (g) seinn. 

(a ^ pluoets. Esa. 1. in med. tb ^ treleii. Mat. 15. in prin. Exod. 30. im 64. 
2. c. et . 7. f. (c f erfiillt. Mat. 5- sieh. 12. ff. 2. b. (d f propheten. Heb. 1. in 
prin. sieh. 7. . 7. c. (e ^ erklart. Job. 16. post prin. ille me elarificabit. im g. 10- 
e. et 92. . 8. f. (f ^ auslegung. im . 12. a. (g f gesetzt. Deut. 17. qui praesunl 
loco quern elegerit deus. im 92. . 8. c. 

IV. * Jn heiliger schrift, als jmm wort gots, steet gewisse warhait, die nymer- 
mer faelen mag. Awsserhalb derselben, ist khain anndere schrift gewis. sy 
sey dann bewaert vnd vergleicht mit heiliger schrifft, oder daneben mit guoter 
vernuft vnd gegrundten vrsachen. Darauf schreibt Augustinus (a) Jheronimo 
soelhe maynung. Allain jhenen puoechen, die heiliggenent seinn, gib jch dise ere, 
daz jch festiklich glawb kainer aus jhenen, so dieselben puoech geschriben, hab 



VON WARER AUSLEGUNG DER SCHRIFT. 99 

uejrrt. Die anndefn lerer, wie heilig vnd gelert sy gewesen, lis jch dergestallt, 
nit daz job pen plos glawb vmb das sy etwas also gemaint haben, sender das jr 
schriftaus heiliger schrift oder aws bewarlichen vrsachen herflewsst, alszdenn ist 
mir sol h jr scbrift annemlicb. ( 2 ) Daraus zeuernemen, daz aines sondern lerer 
auslegung vngewis (b) ist, bis dieselb heiliger schrift gemaes gefunden vnd ge- 
mainen bewaerten leron nit widerwaertig auch durch die kirch zuogelassen wirt. 
Sonst seinn die lerer, als menscben, genaygt zuo jrrung. Daraus kummbl. daz allt 
lerer in jren schriften nit vberal gleich stymmen, sender zuo zeiten ettlich aws jnen 
jrren haben moegen, nachdem heiliger geist nit albeg durch sy geredt oder ge- 
schriben. ( 3 ) Doch haben dieselben lieben lerer widereinander nit straeflich 
gehandelt. wie die ketzer pflegen zethuon, sender sich guetlicb weisen lassen auch 
noch weisen vnd mit andern vergleichen liessen, wo sy in leben waeren. Der- 
gestallt bat Prophet Nathan (c) gejrrt, do er dem Dauid auf sein frag anntwort 
gab, er solt verbringen das werch so er zepawen bet furgenoipen, alswaeregot 
mitjme. Doch darnach hat Got dem Nathan erst, verkiindt, Dauid wurde solh 
werch nit verbringen. 

(a f Augustinus ad Jhero. aieh. 13. . 1. i. de onere eccle. c. 18. . 13. (b ^ 
vngewis. sieh. . 2. a. et im . J2. i. (c f Nathan. 2. Reg. 7. in prin. 

V. f Dergleichen jrrung erscheinen an mer enden jm allten vnd newen 
testament. Petrus hat aus got geredt vnd war gesagt, daz Cristus (a) sey des 
lebentigen gots Sun. Darauf zuo jm der herr sprach. Saelig bistu Petre, solhes 
hat dir geoffennbart, nit fleisch vnd pluoet, sonder min himlischer vater. Paid (b) 
darnach hat Petrus gejrrt, do Christus sein kiinftig leiden anzaygt, sprach zuo jm 
Petrus. Herr solhes sey weit von dir, du soldest nit leiden noch sterben. Darauf 
sich der herr vmbgewendt vnd zuo petro gesprochen hat. Du sathan gee nacb 
mir, du bist mir ain schande. Du versteest nit das goetlich, sonder nur was 
menschlich (c) ist. Noch mer hat Petrus gejrrt. do jin Paulus vnder sein ange- 
sicht (d) gestanden vnd er desselbenmals zuoermanen was, wiewol er vormals 
mitsambt andern Aposteln heiligen geist empfanngen hat. ( 4 ) Auf das ist entlich 
zepassen, wo die Propheten, apostl oder lerer aus heiligem geist geredt oder ge- 
schriben, daselbs haben sy nit gejrrt, sonder die kirch hat solhs aus heiligem geist 

( 2 Die Stelle ist aus einem der Briefe des hi. Augustin an den hi. Hieronymus, die in 
Folge ihres Streites iiber Gal. 2., 14. entstanden war. Die Stelle lautet: Ego enim fateor ca- 
ritati tuae, salt's eis Scripturarum libris, qui jam canonici appellantur, didici hunc timorem 
honoremque deferre, tit nullum eorum auctorem scribendo aliquid errasse firmissime. credam. 
Ac si aliquid in eis oflendero literis, quod videatur contrarium veritati, nihil aliud, quam vel 
mendosum esse codicem, vel interpretem non assequutum esse quod dictum est, vel me mi- 
nime intellexisse, non ambigam. Alios autem ita lego, ut quantalibet sanctitate doctrinaque 
praepoJleant, non ideo verum putcm, quia ipsi ita senserunt; sed quia mihi vel perillos auc- 
lores canonicos, vel probabili ratione, quod a vero non abhorreat, persuadere potuerunt. Epist. 
82. n. 3. torn. 2. pag. 190. Die Stelle wurde auch ins Corp. jur. aufgenommen. dist. 9. can 
ego solis. 

( 3 Nicht dem Einzelnen ist der Beistand des hi. Geistes bei der Erklarung der hi. Schrift 
versprochen, sondern der Kirche. Concil. Trid. sess. IV. Die hi. Vater sagen, es sey eine 
besondere Gnade nothwendig, um die Scbrift zu verstehen; unsere Zeit denkt freilich anders- 
aber welch ein "Wirrwar? ' 

(* Das ist die Stelle Gal. 2. 12., bei der schon so vieleErklarungen versucht wurden, von 
denen die meisten missgliickten. Uebcr den Streit des hi. Augustinus und des hi. Hieronymus 
sieh. Mohler's Abhandlung in seinenvermischten Schriften Bd. I. p. 118. Nachdem die Befreiung 
der Heiden von dern mosaischen Ritualgesetze von den Aposteln ausgesprochen war, und Petrus 
selbst schon mil ihnen gegessen hatte, Hess ersich spatereine,,praktische Connivenzgegen die Juden- 
christen zu Schulden k'ommen, die wegcn ihrer Folgen tadelnswerth war, keineswegs aber aus 
dogmatisctiem ilrrthume entsprang."Pelrus hatte den Conciliarbeschlussnicht praktisch ausgefiihrt, 
und darurn wurde er von Paulus getadelt. pass dadurch der Primal nicht alterirt wurde' 
braucht nicht' weiter ausgefiihrt zu werden. Sieh. "Windischmann pag. 3054. 

7* 



100 V1ERZEHEND CAP1TEL 

zesein erfunden vnd dartiber bestaettung than. Was aber die lerer aus [nnenselbs, 
villeicht in jren aigen sacben oder in anderr leiit haendeln, ausserhalb goetlicher 
sachen, gehandelt, dorinn moegen sy gejrrt haben als menschen. (e) Die all lug- 
ner (f) seinn, wie Dauid in seiner verzuckung bekent. Darumb ob bisweil Cri- 
stenlich lerer als menscben, vorzeiten oder noch miszhelen (g), oder jrren, ist doch 
soelher fael durcb sy selbs oder durch annder gelert, dieraueetiklich wider&racht. 
vud in guoeten verstand gestellt dermassen daz daraws weder in warem glawb 
nocb in der kirch jrrung noeh sondere miszhelung biszber erstanden ist noch in 
gotwill fur an ersteen wirt. 

(a ^ Christus. Mat. 16. tues christus filius dei vivi. im 91. $. 2. e. (b J paid. Mat. 16. 
im 42. . 8. a. (c f menschlich. im . 12. i. (d f angesicht. Gal. 2. in faciem ei 
restitit quia repraehensibilis erat. (e ^ menschen. im . 12. i. (f ^ lugner. Psl. 115. 
im 18. . 5. c. (g f miszhelen. sieh. 6. . 7. a. et im 91. 5. 14. d. 

VI. f Die schriftgelerten vnd awsleger heiliger schrift sollen diemuetig, 
sytig vnd aynig sein, khainer sich selbs berueemen noch ander verachten, sonder 
mer von andern lewten halten (a) dann von sich selbs. Wie Petrus, der erst vnd 
obrist jm gwalt vber annder Apostel, gethan vnd seinen vnderthan Paulum gelobt, 
daz er, in seiner von got erlangten weiszhait geschriben bab. Durch denselben 
Paulum (b) gepewt vns heiliger geist, daz wir veraintlich ain ding vernemen vnnd 
nichts thuon durch zanck noch durch eytel ere, sonder in diemuot, (c) daz ainer 
den andern fur seinen obrer halte, daz nit ain yeder merckhe das sein, sonnder 
was anderr Jewt sey. Darauf bekent bemelter Paulus, daz er vnd sein junger 
das ewangelj predigen, nit daz sy den menschen wellen geuallen, (d) sonnder ewi- 
gem got, der jre hertz bewaert (e) vnd erkennt daz sy nye in jren predigen den 
lewten zuoegesmaicket haben. Ferrer spricht Paulus. Jch kumm zuo ew nit mil 
hohen (f) worten oder boher weiszbait, ew xeuerkiinden das wort Cbristi. Jch 
gib micb auch nit aus vnder ew als kiinne ich etwas. Mein red vnd predig seinn 
nit in hiibschen (g) worten menschlicher weiszhait. sonder zuoerzaigen den geist 
vnd kraft, domit ewr glaub bestee auf gottes kraft vnd nit auf weiszhait der 
menschen. 

(a f halten. 2- Pet. 3. in fin. sieh. . 1. c.et. 9.g. etim 29. . 11. b. etim45. . 
5. c. (b ^ Paulum. Phil. 2. in prin. (e ^ diemuet. sieh. 10. . 10. d. (d ^ geual- 
len. 1. Thes. 2. in prin. im . 8. b. (e f bewaert. im 100. . 5. f. (f J hohen, 1. 
Cor. 2. in prin. sieh. im prolog. 5. c. (g J hubschen. 1. Cor. 2.im 15. .2. d. et 5. 3. h. 

VII. 5 Welh lerer sich in geduld vnnd diemuoet gehorsamlich weisen lasseu 
auf gemain anderr lerer maynung, dieselben erlangen gnad daz sy berueeblich on 
gezaenck beleiben bey gemainer awslegung vnd vergleichen sich mit andern Ghri- 
stenlichen lerern. dieselben reden vud schreiben schier all gleich (a) als aus ainem 
mund in jren auslegungen heiliger schrift, aller mass wie vnns Paulus pitt durch 
den nom Jhesu Ghristi, daz wir all ain ding sagen, (b) nemlich was die kirch sagt, 
domit wir im glawb nit zertrent noch zwispilig sonder volkommen sein in aynigem 
syn vnd ainerlay maynung. Wo daruber, in awslegung der schrift, befunden wirt, 
daz Christenlich lerer aintraechtig vergleicht seinn, daselbs ist gewis (c), daz solhe 
ainige awslegung beschehen durch heiligen geist. Der herr ist gantzer ainikhait 
vnd hasst zaenckisch disputation. Jnhalt discs spruchs Pauli. vnsers glawbs 
waffen (d) seinn nit fleiscbig sonder vor got maechtig zuoerstoeren weltliche befe- 
stigung vnd derselben raetig ansleg auch alle hochait die sich erhebt (e) wider 
ware kunnst gottes. Bemellte waffen bringen zuo faencknuss alien menschen 



VON WARER AUSLEGUNG DER SCHRIFT. 101 

verstannd bis in dinslberkait Christi. ( 5 ) Das ist souil geredt. Heiligs geistes 
\vaffen seinn nit ausm fleisch noch yemants widerwaerlig, sonder aus gottes macht 
dienen sy zuo Cbristenlicher ainikait. 

(a f gleich. im 16. . 6- e. (b ^ Paulus. 1. Cor. 1. post prin. idipsum dicatis 
omnes. im 91. . 16. e. (c f gewis. sieh. . 2. a. (d f waffen. 2. Cor. 10. in prin. 
im 15. . 5. a. et 16. . 3. a. et 33. . 10. e. (e f erhebt. sieh. 6, . 4. e. 

VIII. f Darumb sol ain yeder in glawbiirdigen dingen, on gezaenck, mer 
nachuolgen dem gemainen glawb dann ainer sondern Sect, vnd in aufrechten sa- 
chen sol er mer glawben andern verniiftigen lewten dann jmeselbs. vnd also gegen 
gemainer kirch diemueetig ynnd gehorsam sein. Dann got spricht. Jch schaw nur 
auf denarmendes geistes, der diemueetig (a) vnd berewt ist auchmeine wort fiircht. 
Dermassen seinn die allten lerer der kirch gehorsam, diemueetig vnd gotsforchtig 
gewesen. Jr schreiben vnd predig ist beschehen, nit zesmaicken nochliebzekosen, 
nit zuo gunst den lewten noch zuo geuallen (b) der weld, nit aws signer lieb 
noch zuo jrselbs ruoem oder nutz, sonder aws rechter lieb, zuo lob gots vnd zuo 
Lessening des nachsten, als war diener gottes. Dann gerechte lieb suoecht erst- 
lich gottes ere, darnach des nachsten nutz in geduld vnd senftmueetikait. Vnd 
schreibt Paulus. (c) So ainer gleich mit englischer zung predigt vnd die lieb nit 
hat, ist er doch zuoezegleichen ainer klingunden schellen oder sueessen zymeln* 
Solhen allten lererji solten nachuolgen die yetzigen newen lerer, jren obrern oder 
andern lewten nit nachreden (d) noch schand zuoeziehen (domit sy gemain volckh 
zuo bass vnnd gespott bewegen) dasselb volckh solten sy sytlich vom poesen ab- 
weisen, die siindigen lewt on hytz gueetlich ermonen vnd lieblich strafFen vnder 
awgen, nit hinder rucks. Dauid (e) hat in angesicht derjKoenig geredt von gottes 
zewgnuss. Johannes tauffer hat Herodem (f) vnder augen gestrafft vnd zuo jm 
gesprochen. dir gezymbt nit deines bruoedern weibbey dir zehaben. 

(a f diemuetig. Esa. 66. in prin. respiciam ad pauperculum etcontritum spiritu. 
im . 13. f. et im 44. . 2- d. et . 9. d. et 79. . 6. d. (b J geuallen. sieh. . 6. d. 
(c f Paulus. 1. Cor. 13. in prin. (d f nachreden. im 15. . 6. a. (e ^ Dauid. Psl. 
118. v. loquebar in conspectu regum. (f f Herodem. Marci. 6. post pnn. 

IX, f Die kirch hat biszher angenomen ettlich aber nit all, auslegung so die 
lerer vber heilige schrift gemacht. Entlich was schrifften oder auslegung, von 
Propheten oder aposteln, von allten vaetern oder anndern lerern herrueerend, 
die kirch annymbt oder bestaettigt, gebrawcht oder in gewonhait herbringt, das- 
selb alles vnd yedes ist zegelawben (a) hie zesein vom heyligen geist, der der 
kirch beywonet. Daraws eruoligt disc gemain Regel. heilige schrift ist ausze- 
legen vnd zeuersteen, nit nach aigem geist oder kopfs (b) syn, sonder nach ein- 
gebung heiligs geistes, von deme solhe schrift herruert. Derselb hat zuoeerklae- 
ren goetlich maynung vnd zemaessigen die vrtail, so got selbs in die schrifft 
zesetzen verordent alsofft vnd souil der mennschen notdurfft (c) eruodert. Solhe 
awslegung gibt vngelerten lewten richtigen verstannd der schrifft, wie Dauid (d) 
gegen got bekent. Deiner wort awslegung erleicht vnd gibt guoten yerstand den 
klainen, das ist diemueetigon ainfaeltigen leiiten. Darumb ist dir vil gewiser (e) 
vnd saeliger, zeuoligen der kirch vnd jren allten lerern in jren aintraechtigen 
awslegungen, dann newen Lerern in jren zwispiligen vermuoetungen, Paulus (f) 

( 5 Denn die "Waffen unsers Kampfes (glaubs) sind nicht fleischlich, sondern m3chtig dnrch 
Gott zum Niederreissen der Vesten, indem wir niederreissen die Ratschlage (raetig ansleg), und 
allc die Hoheit, welche sieh erhebt wider die Erkenntniss (ware kunst) Gottes und gefangen 
nehmen jeden Verstand zum Gehorsame Christi. 2. Cor 10. 4 5. 



102 WERZEHEND OA.PITEL 

lernet dich, daz du nit mer wcllest wissen dann not ist zfiwissen, du soldest nit 
zeuil von dir halten (g) noch mer dann du hist. Wie got dir vnd ainem yeden 
zuoegetailt hat sein mass (h) des glaubs, dorinn sol er beleiben. vnd fur sich gerat 
geen, nit neben aus ziehen, sender veraintcr kirch nachuolgen. Dann' nur ain 
gerechter weg (i) ist der warhait. Dauon geschriben (k) stet, dises ist der weg 
aufdemjr wandern sollet vnndewnitnaygen wederauf gerechte noch lynckc seytt. 
Jtem jr sollet fragen (I) nach dein allten gangsteyg. wo der guot weg sey, denselben 
sollt jr gecn, alszdenn wcrt jr finden ewr ergelzlikait. Darauf wellest in jhcncn 
jrrigen Artikeln, dieditsmals bey vns im glawb einfallen vrid mitzwifacherschriffl 
verwickelt seinn. ainmueetiger maynung gemainer kirch nachuolgen, wie dich dein 
frumm Ellter gelernt haben, vnnd dabey alslang beleiben bis die kirch anders 
erklaert. VnserhayierJhesuslaesst sein kirch iugeuaerlichemjrrthumb nit langswe- 
ben. Er ist jr biszher in soelhen faelen albeg zehilff kommen mit warem heiligen geist, 
der in Cristenlicher kirch ist als ain sole (n) in jrem leib, vnd albeg bey der 
wonet (n) als ainPreytgam bey seinem Gemahel. Derselb geist lernt (o) die kirch 
alle warhait zuo yeglicher gebiirlichen zeit. (p) 

(a f zeglawben. sieh. 11. . 6. a. (b ^ kopf. im67. 5.5. a. (c f notdurft. sieh, 
6. . 7. b. (d f dauid. psl. 118. phe. declaratio sermonum tuorum intellectum dat 
parvulis. (e f gewiser. sieh. g. 2. a. et 13. . 5. i. et 91. . 12. d. (f J Paulus. 
Rom 12. in prin. (g f halten. sieh. <J. 6. a. (h 5 mass, im 39. . 4. d. et 73. . 2. 
g. et 91. . 8. g. et 84. . 1. e. (i $ weg. Eph. 4. sieh. 6- . 4. c. et im.16. . 2. f. 
et 20. . 4. m. et im 37. . 11. b. (k f geschriben. Esa. 30- post med. (I 5 fragen. 
Jhere. post med. (m 5 s ^le. sieh. 7. . 7. f. (n f wonet. Job. 14. ant. med. 
(o 5 lernt. Job. 16. post prin. im . 13. c. <p 5 ze it- sieb- c. et im . 10. c. 



X. 5 Daz bey der kirch albeg heiliger geist sey, hat Christus offenlich an- 
zaigt in disen worten. Jch wil meinen vater (a) pitlen, daz Er ew (nemlich der 
kirch vnd jren gliden) gebe ainen anndern troester, der ewiklich bey ew beleibe (b), 
das ist der geist der warhait. Jch wil ew nit wayslos (c) verlassen. derselb hcilig 
geist wirt ew all sachen lerrien vnd erjndern oder auslegen jhene ding die jch ew 
fiiran wissen lassen will, nemlich was zuo yeder zeyt des herren maynung in der 
kirch sein wirt. Jtem jch hab ew noch vil (d) zesagen, ,das jr difsmals nit tragen 
moegt. Wann aber der warhait geist kumbt, derselb wirt ew in alle warhait 
laitten, vnd nit von jmselbs reden, sonder was er hoeret, dasselb wirt er reden. 
Daneben wirt er verkiinden zuoekiinftige ding. Derselb geist wirt auch erklae- 
ren (e) mich (das ist mein lere) die er von dem meinen ahnemen, vnnd ew ver- 
kiinden wirt. yetz bestymbt versprechen hat Christus nit allain seinen Aposteln 
diejme desselbemals beygewont, gethan, sonder auch ganlzer kirch, die bey den- 
selben aposteln bedeyt ist. Paulus was derselben zeit ain feind (f) vnd kain jun- 
ger des herren, dannoch hat jne darnah heiliger geist vnderweist vnd durchjne 
geredt (g), als Paulus selbsThimotheo bekent. Daraws zeuermuoetten, dazChristns 
seiner kirch, alszlang dieselb in disem ellennd wandert, des heiligen geists (h) 
gnad mittailt, in auslegung heiliger schrift vnd in andern jren noldurftigen sachen. 
Nemlich hat heiliger geist durch die lieben vaeter vnd heilig lerer geredt, auch 
alsuil zuo vnserm hayl not gewesen, die zweiflicheh vnd swaeren artikel der 
schrift gnuogsamlich ausgelegt vnd dariiber die warhait anzaigt vnnd erklaert. 
Deszhalb ist heiliger geist von den andern zwayen (i) goetlichen personen, mit 
seinem gnaedigen einflus hieher gesandt, der kirch beystand zethuon vnnd sy allo 
warbait zelernen. 

(a f vater. Job. 14. sieh. 6. . 4. h. etim 76. . 6. b. (b ^ bleib. im 16. . 3. d. 
(c f wayslos. sieh. . 9. p. et im 91. 53. d. (d f vil. Joh. 16. post prin. multa 



VON WARER AUSLEGUNG DER SCHRIFT. 103 

habeo vobis dicere. im 17. . 2. a. (c f erklaer'en. sieh. . 3. e. (f^-feind. im42. 
<J. 7. c. (g ^ geredt. 1. Thim. 4. in prin.. spirilus manifeste dicit. sieh. . 1. f. et 
13. . 10. a. (h j' geistes. im . 12. 1. (i f zwayen. Job. 14. in fin. quern pater 
mittet in nomine meo. Luce. 24. in fin. mittam promissum patris. 

XI. ^ Weiter, daz heiliger geist fliess in gemaine kirch, erscheint aws dem, 
daz sein goettli.che gnad pfligt zefliessen in ainschichtig kirchen. das ist in son- 
der (a} andaechtig personen in der bertze got wonet als in seineu erwelten tem- 
peln. Dann dein rew, geduld, andacht oder seyfften (b), so du in dir hast, ist nit 
dein, sender des heyligen geists. Pfligt nu heiliger geist haymzesuoechen ain- 
schichtig kirchen, nemlich besondere glid gemainer kirch, vilmer geriicht sein 
goetliche gnad, mit warhait vnd trost haimzesuoechen gemaine Christenliche kirch 
(nemlich derselben kirch Regierer (c) oder versamelt regiment) in jrem trueebsal. 
jrrungen, noetten vnnd obligunden sachen, sonderlich wider ketzerey. Dieselben 
hat heiliger geist nye lassen obsigen vber die kirch. Er wirt auch die kirch (hoff 
jcb) npch heut nit verlassen. Dann vnmoeglich ist, daz in noetten der kircb, hei- 
liger geist feyer, auf deme, als auf ainer grundfesst, steet die kirch als ain seyl(d) 
des glawbs vnd ain erbaltung der warhait, vmb das dieselb kirch mitheyligem 
geist vnderpiiltzt vnnd beuestend ist. Doch kumbt heiliger geist mit seiner vnder- 
weisung nitscheinbarlichanders dann durch scbrifFt vnd predig der weisen. denen, 
durch lernung oder faaimliche eingebung, die warhail heiligs geistes geoeffent ist. 
Geschriben stet. heiliger geist geistet (e) wo er wil. du hoerest sein stymm durch 
die lerer, aber dir ist nit wissend von wann oder wohin dieselb stymm koeme, 
dann des himlischen vaters geist redet (f) vnd nit die lerer selbs. Dieselben lerer 
vnderweisen ferrer das volckh, dorjnn auch verporgene eingeistung beschiecbt. 
Wiewol solhe gnad vnd eingeistung allain der person heiligs geists zuoegemessen. 
Jst sy doch herfliessend von gantzer trinitat. Dauon jch oben (g) meldung than. ( 6 ) 

(a J sender, im 91. . 1. m. et sieh. 5. . 3. e. et n. (b f seyfften. Rom. 8. 
post med. spiritus postulat pro nobis gemitibus. im 43. g. 9. g. (c f rcgierer. sieh. 

6. . 7. e. (d ^ seyl. 1. Thim. 3- sieh. 5. . 7. d. (e f geistet. Job. 3. post prin. 
spiritus ubi vult spiral, im . 12. 1. et sieh. 5. . 3. e. (f 5 redet. Mat. 10- sieh. 7. 

7. e. (g J oben. sieh. 7. . 7. g. 

XII. ^ Nachdem nu der kirch (wie vernomen) heiliger geist beywonet, hat 
sy billich von Ghristo volmaechtigen gwalt (a) , durch jr lerer heilige schrift in 
jren swaeren stollen auszelegen, die dunkeln punct zuoerklaeren, jrrung jm glawb 
zuoerledigen auch daruber zebesliessen. Jtem ain schrift mit der andern zeuer- 
gleichen (b), dieselben erfiillen vnd auspraitten, verdecken oder absneiden, nach 
gelegenhait (c) vnd notdurfft der lewt. Daneben hat die kirch von got gwalt vnd 
zuo seinen zeiten gnad, zuoerfmden was vns noch biszher in der schrifft verporgen ist. 
Wie vorzeiten ettlich artikcl, als das fegfewr, roemische (d) gnad vnd annder mer 
sachen die der kirch verporgen gewest seinn, so numals die a Hten lerer durch 
jren fleis, aws gnad des heiligen geistes, in der schrift gefunden haben, also moegen 
noch hewt in heiliger schrift vil warer sachen begriffen vnnd vns ganntz verporgen 
seinn, die auch den lerern .biszher vnbewisst, aber hoffenlich ist, solh haimlikait 

[ fi Dass die Kirche nicht verschwinden, nicht aufhoren soil und kann, hat Christus unA 
die Apostel klar und dentlich ausgesprochen ; dasselbe hat die Tradition einstimmig anerkannl 
und gelehrt, weil dadurch die Erlosiing fur uns aufgehobcn und unnutz gemacht "wurde; 
konnte die Kirche aufhoren, so warcn die Worte Christi nicht wahr: sein Versprechen wurde 
vereitell. Die Reformatoren und die protestantischen Bekenntnisssch'riften geben die Indefecti- 
bilitat der Kirche zu, Irennten sieh aber doch von ihr. Der Grund derUnheiligkeit vielerMit- 
glieder in der Kirche ist nicht stichhaltig ; denn sie \vurden nach ihrer Lostrennung nichi hei- 
Hger, sondern noch unheiliger, wie die Geschichte bezeugt. 



104 YIERZEHEND CAPITEL 

vnd anderswerde noch hinfiir der kirch geoffenbart, wann vnd souil die noldurfft 
zuo yeder zeyt eruodern wirt Deszhalb hat got geordent, jm woingartten (f) 
heiliger schrifft staetigs zearbaitten von driller stund, bis auf die aindlift stund, 
das ist vom anfang der kirch bis aufjungsten tag. Got strafft (g) auch die muees- 
sigen. "Welh aber die arbait jm weingartten fleissiklich volbringen vnd haylige 
schrift erklaeren, denselben verspricht die schrift (b) selbs das ewig leben zebe- 
sitzen. Vnd welh lerer wil lewt vnderweisen zur gerechtikail, dieselben werden 
scheinen als die steren in ewiger ewikait. Was nu die lerer vber heilige schrift 
erfinden vnd schreiben, dasselb ist auch hie von got und nit menschen (i) gedicht, 
sonder goetlich gesetz. Dann dadurch wirt heilige schrift erklaert vnd nit ver- 
sert, nichts vom wort gots abthan noch hinzuoe (k) gesetzt, sonder nur in bes- 
sern verstand bracht. Die kirch hat ditsmals gleichen gwalt, den sy zuo zeiten 
der apostel vnd jrer mituerwonten gehabt, nemlich durch Papst, Pischof, Prelaten, 
Selsorger, Lerr vnd ander geistlich vorgeer, Ghristenliche notdurft zehandeln in 
aller mass hewt wie vorzeiten. ( 7 ) Darzuoe dieselben vorgeer von Cristo geweicht 
ynd von der kirch geordent seinn, daz sy dem volckh geben sollen haylsame lere 
vnd mittailen die gnad heiligs geistes (1) jn sacramenten auch in predjgen vnd 
schreiben. 

(a J gwallt. sieh. 6. . 5. b. et . 2. b. et . 3. f. et . 14. a. et im 15. . 1. a. 
el 9l. . 12. a. et 92. . 8. f. (b f vergleichen. sieh. 6. . 5. a. (c f gelegen. sieh. 
6. . 7. b. (d 5 romischer. im 89. '. 1. a. (e f verporgen. im 81. . 3. f. (f f 
gartten. Mat. 20. in pr'm. jm 16. 5. 7. a. (g 5 strafft. im 77. . 4. e. (h f schrift. 
Eccli. 24. ant. fin. qui elucidant me, vitam aeternam possidebunt. Daniel. 12. in prin. 
qui ad justitiam erudiunt multos quasi stellae in perpetuas aeternitates. (i ^ men- 
schen. sieh. . 4. b. et . 5. c. et im 17. . 9. c. (k J hinzuoe. Deut. 4. in prin. 
sieh. 12. . 9. c. (1 f geistes. sieh. 5. . 3. e. et . 10. h. et .11. e. 

XIII. 5 Denselben Selsorgern vnd geistlichen vorgeern, als poten Christi 
vnd geordenten dienern gottes, sollen wir gla\vben, jrer lere voligen vndjr aws- 
legung heiliger schrift, auf der kirch entschid, annemen. Wer soelh poten ver- 
smaecht, der versmaecht Christum. Der spricht zuo geistlichen vorgeern. wer 
ew versmaecht (a), der versmaecht micb. Darauf Paulus. wer dise ding (nemlich 
gemaine lere der kirch) verachlet, der verachtet nit ainn menschen sonder got, 
der seinen heyligen geyst geben hit in vns. Bey denselben seinn begriffen Chri- 
stenlich lerer so die kirch hat angenomen vnd jr lere bisher in loblichem gebrauch 
vnd langweriger gewonhait (b) trewlich gehallten, on zweilel aws sonderr schik- 
hung gottes. Dann vnglawblich ist. daz got sein kirch vnd geistliche haup als- 
lang vber vierzehenhundert jar jrren (c) vnd die allten diemueetigen getrewen 
lerer vnd heilig vaeter (d), aus vnrechte^n geist, schreiben hab lassen, vnd sende 
erst yetz seinen beyligen geist in verlawgent moenich vnnd leichtferlig pfaffen 
auch in ander hayllos, hochfertig vnd haessig lerer. die newlicher zeit in tewtsch (e) 
landen aufgestanden seinn, jren hochmuoet vnd poch .wider christenliche kirch 
vnd jr diener treiben, auch in soelhem pueebischem leben vnd verdamblichen 
wesen seinn, daz sy bas ansteen dem dewflischem dann heyligem geist. Derselb 
wonet nit bey vnziichtigen vnd fraeuenlichen lewten, sounder er schawt (f) nur 
auf die diemueetigen vnd flewcht vom gedicht der zucht. Darumb sollen die 
waren Christen solher lewt lere nit annemen, sonder als gehorsame Schoefl jrer 
geordenten hyrten stymm (g) erhoeren, denselben nachuoligen in dem, was sy an 

( 7 Ecclesia nunc eandem qualem olim habet a Cbristo poteslatein omoia necessaria in 
epublica Christiana agendi etc. 



VON WARER AUSLEGONG DER SCHRIFT. 105 

stat Christi des hoechsten hyrten denselben Schoeflen vorsagen oder schreiben. 
Wie vns dann der herr selbs beuilht (hj, daz wir halten vndausrichten was vnser 
geistlich obrer predigen. Angesehen jr ambt, sollen die Schoeffel wissen, (i) daz 
der geordennten hyrlen stymm hie isl von got heiligem geist. 

(a f versmacht. Luce. 10. et 1. Thes. 4. im 94. . 7. e. (b ^ gwonhait. im 17. 
5. 4. a. (c ^ jrren. sieh. g. 9. o. et 11. . 5. a. (d ^ vater. sieh. 13. . 6. a. 
(e f tewtsch. sieh. 1. . 5. c. (f f schawt. Esa. 66. et Sap. 1. in prin. spiritus sanc- 
tus disciplinae effugiet fictum. sieh. . 8. a. (g f stymm. Joh. 10. in prin. oves 
vocem ejus audiunt. (h J beuilht. Mat. 23. sieh. 8. . 8. c. (i f wissen. Joh. 10. 
post prin. sciunt vocem ejus. 

XIV. f Darauf ist yglicher christ schuldig zehalten was jme die kircli (a) 
durch jr diener erklaeren, entscheiden vnd verkiinden laesst, alslang bis die kirch 
annders erfindet. Dieweil sol nyemants dawider handeln nocb etwas newes oder 
sonnderes ftirnemen noch jrrung wider der kirchen lere eintragen. Wie ytz w.ir 
teutsch (b) thuon vnd verspotteri deralltenvaetervndheiligen lerer vnd verwerften 
derselben lerer bewaerte schrift vnnd puoech mit jren waren awslegungen vnnd 
haylsamen leren. die wir weder hoeren noch lesen woellen. Wie paulus vor~ 
langst von vnns geweissagt. Es werde ain zeit (c) koemen (die layder yetz ist) daz 
die lewt haylsame lere nit erleideii, sonder nach jrem geuallen vnd lust werden sy 
jnenselbs maister zesam klawben, die sy bey den oren jucken, alszdenn werden sy 
die warhait nymmer hoeren, sonder sieh zu fabeln keren. Gemainpn vnuer- 
staendigen lewten klingt in jren oren(d) wol vnd schoen so man jnen predigt oder - 
schreibt was jnen geuellt, nemlich jr herren vnd obrer, besonder die geistlichen 
lesstert. den leichtferttigen pfaffen erlawbt zeheyraten, tagzeitlich pete zevnder- 
lassen, Moenichen vnd Nunen awsnri Cloestern zelawffen. jr gliib vnd ayd, so sy 
got gethan, schaentlich zeprechen. Edellewt zebewcgen daz sy den geistlichen jre 
gueetcr nemen vnd sieh domit reichen. Wie vorzeiten in behaim beschehen vnd 
newlicher zeit in teutsch land durch diegesellschaftFrancisci vonSyking gemueet- 
willigt was. Item kanlewten zum Eepruch zeraten. die vnderthan frey zemachen 
vnnd aws gehorsam zeziehen, wider jr herren zuo aufstannd zebewegen. Chri- 
stenliche gesatz awfzeheben. Vnnd sagen siind sey nit siind, guote werch seinn 
nit guoet noch zeuolbringen. Derraassen befleissen sieh verfueerisch lerer, all 
vnd ycglich Christenlich staende vmbzekeren vnd gemainem volckh zesmaicken. 
Ainem yeden zesagen was er gern hoeret. Domit machen sy den layen vnd leicht- 
fertigen geistlichen vnder jre hawp poelster, auf dehen sy, in jrem aigen willen 
nach fleischlischem lust sanft schlaffen. Dadurch wirt gemain volck betrogen. 
Aber wee (e) jhenen die poelster machen vnder das hawp aller lewt nach aines, 
yeden allter, domit sy jr selen betriegen. Daneben vndersteen sieh bemelt ver- 
fueerer, zu behelf jrer falszhait, ctlich posten heiliger schrift aebich auszelegen, 
wie ytz hernach voligt. ( 8 ) 

(a J kirch. sieh. . 12. a. et im 91. . 12. b. (b <f tewtsch. sieh. 1. . 5. c. 
(c f zeit. 2. Thim. 4. in prin. sieh. 13. . 10. a. (d ^ oren. Oze. 2. im 16. . 4. a. 
(e ^ wee. Ezech. 13. ant. fin. vae! quae consuunt pulvillos. 

(* Die ausfiihrlichen Belege sieh bei Riffel: chrjslliche Kirchengeschichle. Diillinger, 
die Reformation. 



106 FtJNFZEHEND CAP1TEL 

FUNFZEHEND CAPITEL 

von vnrechter auslegung dei* sclwrlft. 

I. Auslegung heiliger schrift mag beschehen durch gelert (a) leiit, sol aber 
angenomen vnd zuoegelassen auch bestaettigt sein durch die kirch vnd jrRegierer. 
sonst ist die awslegung von nyemant auf staet anzenemen. Solt solhe auslegung, 
die geistliche oberkait (b), als Papst jm Consistorj seiner Cardinael oder gemain 
Concili in seiner Session, annymbt vnd beslewsst, nit bestaendigen fiirgang haben. 
noch festiklich gebalten werden, gleicb als moecht ain yeder der kircb gemainen 
geist faren lassen vnd seinem aigen geist muotwiliklicb nachgeen. alszdenn wur- 
den die falsen lerer fur dringen. die gemainklich klaeftiger (c), zaenckiscber, 
fraeuenlicher vnd auf die weld geschickter seinn dann die frummcn lerer. yeglicher 
vnnder-stueende sich nach seinem aygen kopff heilige schrifft auszzelegen oder 
zeuersteen wie er wolt. Dadurch gewung die schrift souil auslegung vnd bedeyl- 
tung, alsuil aigner koepff (d) seinn. Das vngoetlich waere, nachdem die schrift an 
jrselbs nur die aynig warhait vnd nit vngewis (e) noch gespalten ist. Durch soelh 
gespalten auslegung wurde Cristenliche kirch in jren hailsamen staeten vnd ain- 
traechtigen leren vnderdruckt, zerissen vnd dermassen durcheinander (f) verwickelt. 
daz sich daraus nyemant moecht verrichten. Mit dem mueesst zuolesst eristen- 
licher glawb gantz vnd gar zuo grund geen. Wie er dann laider an ettlichen 
ortten tewtscber (g) lande ditsmals schier gar zuo grund zergangen ist. Darauf 
gezymbt nyemandts heylige schrifft annders zeuersteen noch auszzelegen , dann 
nach verstand vnnd auslegung jhener lerer so die kirch annymbt, als haben die- 
selben lerer aus heiligem geist geschriben. Dann allain die kirch hat gwallt (h) 
zuoerkennen was vom heyligen geyst hye ist oder nit. Der wir hierjnn glawben 
soellen als vnserr muoeter (i), die Christus in seinem abwesen, durch heiligen geist 
hie regieren laesst vber vns als glid Christi vnd seiner kirch. 

(a f gelert. sieh. 14. . 12. a. (b f oberkait. sieh. 6. . 5. b. et . 8. b. et 11. 
. 4. a. et 16. . 3. c. et 95. 5- 7. a. (c f klaftiger. im 17. . 5. e. (d f kopff. im 
67. . 5. a. (e f gewis. sieh. 14. . 2. a. (f ^ durcheinander. sieh. 13. $. 10. d. 
et 91. . 7. f. (g f tewtsch. sieh. 1. . 5. c. et . 3. a. (h f gwallt. im 91. . 12. b. 
(i 5 nmeter. im . 10. c. 

II. * Wer aber iiber gemaine auslegung der lerer ettwas senders (a) macht 
vnd dadurch ainn beschlusz der kirch aufzeloesen vermuoet, derselb ist gewislich 
bewegt vom poesen geist, der ain feind ist der kirch vnd guoter aynikait. Desz- 
gleichs welh der kirch lere vnd auslegung nit annemen oder darjnn ettwas vnge- 
reymbtserdichten, dieselben seinn auch hie vom deiifel, nachdem sy macheninder 
kirch zeriittung. jmm glawb jrrung vnd jmm volckh ergernuss. Vor solhen lewten hat 
vns Paulus gewarnet, daz wir sollen aufsehen (b) auf jheh die zeriittung vnd 
ergernuss machen ausserhalb der lere, die vnns vnnser ellter gegeben. Von den- 
selben newen lerern sollen wir weichen (c) , nachdem sy nit dienen vnserm herren 
Jhesu Ghristo , sonnder jrem aygen pawch. durch sueesse predig vnd pracht- 
Jiche (d) wort verfueeren sy vil vnschuldiger hertz, wir sollen auch meyden (e) 
all jhen die der kirch vnd jrer gemaineu lere widerwaertig seinn vnd sich vnder- 
steen etwas abbesonnderts zemachen wider dits verpot Pauli. Jr sollet nit be- 
trueeben (f) den heyligen geist gottes. in dem jr bezaichent seyt amm tag der 
erledigung. Sonnderlich seinn zemeyden jhen abtriinnig, die nach ainer oder 
zwayen ermonungen (g) erstockht beleyben, dann solh lewt seinn gar verkert 



VON VNRECHTER AUSLEGUNG DER SCHRIFT. 107 

vnnd fallen in jr aygen vrtail. nachdem sy heilige schrifft. gleichwie anndere - 
schrift, nur stracks nach dem puochstab (h) pflegen auszzelegen, jnenselbs zuo 
verdambnuss. Darauf warnet vns Petrus vnd spricht. Jr soellet ew hueetten (i) 
daz jr durch den vnweisen jrrsal nit verfueert werdet noch von ewrer aygen be- 
staendikait fa'llet. Vnns hat auch Ghristus vor solhen hyrten gewarnet vnd ge- 
sprochen. Sy werden zuo ew kummen in schofhawten aber jnwenndig seinn sy 
rawbund woelf (k). Welhe nu denselben abbesonnderten Lerern nachuolgen 
(als ettlich tewtsch yetz thuon) die glawben der poszhait vnnd verschmaehen 
heiligen geist, der durch seinLerer vnd heilig vaetter in der kirch biszher geredt(l) 
vnd geschriben hat. 

(a J senders, im . 4. f. et 13. . 6. b. (b 5 awfsehen. Ro. 16. in med. sieh. 
in prolog. . 4- a. et im 16. . 4. c. (c f weichen. im 47. .11. g. et 74. . 2. g. 
(d f prachtlich. sieh. 14. . 6. g. et im 16. . 3. f. (e f meyden. Ro. 16. im . 7. 
b. et . 9. a. (f f betrieben. Ephe. 4. in fin. (g ^ ermonung. Tit. 3. et caus. 24. 
q. 3. dixit apostolus. C 1 ) (h ^ puechstab. sieh. 14. . 1. a. etim . 4. d. (i J hueet- 
ten. 2. Pet. 5. in fin. (k f wolf. Mat. 7. in med. (1 f geredt. Math. 10. sieh. 
5. 5-. 4. g. 

III. ^ Solh abtriinig lerer seinn verschiner zeit in tewtsch (a) land aufgestandcn, 
die sieh abziehen von gemainer kirch vnd von jrer verainten auslegung. Sy ma- 
chen new glos fiber ettlich punct heiliger schrift, die piegen (b) sy awf jr maynung 
nach jrem syn vnd gefallen. Sy vertrawen jren wytzen mer dann gemainn lerern. 
Sy seinn in jren kiinsten scharf vnd lernen (c) albeg vnd koenen doch nymraer zuo 
erkanntnuss der warhait noch auff gwissen glawb , sonnder sy steen staets in sor- 
gen vnd zweifel. Von jnen hat Paulus geweissagt also. Zuo lessten tagen (naem- 
lich yetzmals) werden einfallen grawssam zeylung vnd menschen aufsteen, die von 
jnenselbsvil hallten, vnd seinn geytzig(d), trulzig, stoltz, aygenwillig, halsstarck, 
jren elltern vngehorsam, vndanckbar, lessterlich, vngeystlich, vnfridlich, frae- 
uennlich, vnkeysch, vngueetig, fraessig vnd dergleichen etc. Die mer lieben 
jren wollust dann Got. Sy erscheinen als guot lewt vnnd seinn doch ganlz vntu- 
genthaft. Hiebey nymm war wie gar lautter mit diser Prophecey sieh die Lute- 
rischen (e) vergleichen in yedem artickel, besonder seinn sy cristenlicher kirch 
vngehorsam vnd glawben anders dann sy durch jr frumm vaeter vnderweist seinn, 
sy fressen (f) zuo verpotten zeyten fleisch vnd suoechen allenthalben fleischlichen 
wollust. Wie ander jr vntugent in bemellter prophecey pauli angezaigt seinn, 
mag ain yeder selbs auszraitten. Daneben seinn sy stoltz vnd woellen auf zeit- 
lichen ruoem kunnstreich sein. Deszhalb lernen sy vil sprach hebreisch vnnd 
kriechisch, das ist jiidisch vnd haydnisch. sonder poetisch. darjnn vil abgoetterey 
auch ander gedicht vnndfabeln seinn. gleych als^stee cristenlicher glawb in mani- 
gerlay sprachen (g) vnd hiibschen worten. Darumb gebrawchen sy sieh in jren 
schrifften vnd reden Instigs fiirtrags vnd gezierter wort lateinisch vnd tewtsch, 
wider sand Pauls syl, der gepredigt vnd geschriben hat nit in hohen oder hiib- 
schen (h) worten noch in menschlicher weiszhait, sonder zuoerzaigen den geist 
vnd krafft gottes. 

( l Die allegirte Stelle gibt an, wer Ketzer ist und wer es nicht ist. Dixit apostolus: 
Haereticum hominem post primam el secundam corrcptionem devila; sciens , quia subversus 
est hujusmodi, et peccat, et est a semelipso damnatus. Sed qui sententiatn suam, quamvis 
falsam atque perversam, nulla pcrtinaci animositate defendant, praescrtim quam non uudacia 
suae praesumptionis pepererunt, sed a seduclis atque in errorem lapsis parentibus acceperunt, 
quaerunt autem canta sollicitudine.veritatem, corrigi parati; cum inyenerint, nequaquam sunt 
inter haereticos deputandi. Caus. 24. q. 3. diiit apostolus. u. c. quid autem. 



108 FUNFZEHEND CAPITEL 

(a f tewtsch. sieh. . 1. g. (b J piegen. sieh. 13. . 13. d. et im 16. . 2. c. 
(c f lernen. 2. thim. 3. semper discentes. (d J geytzig. sieh. 13. . 8. e. (e J lu- 
terischen. sieh. 13. . 8. b. (f f fressen. im 76. 4. b. (g f sprachen. im 85. . 
5. f. (h f hiibschen. 1. Corin. 2. post prin. sieh. 14. . 6. g- 

IV. ^ Man pfligt yetz auf ain newes heilige schrifft zedulmatschen aus allten 
hebreiscben vnd kriechiscben Texten der Bibel , die diirch juden vnd kriecheu, 
als veind roemischer kirch , dickmals gefelscht (a) vnd auf vngerecbten syn, wider 
new gesetz, an ettlicben orten gezogen vnd zuo betrug der eristen, vnrecbt ausz- 
gelegt ist. Die juden seinn von anfang bis auffhewt todfeind (b) Cristi, ,( 2 ) lestrer 
der juukfraw Marie widersprecher, basser vnd verspotter (c) Christenlichs glawbs. 
an etlicben stelen baben sy Got versuoecht mit zerprecbung , zerstecbung, ( 3 ) vnd 
verprennung des hocbwirdigsten sacraments, item pildnuss Cristi vnnd seiner 
heyling gesmaecht vnd an vnschuldigen kindlen mermals grawssam rnord began- 
gen. Sy erwaegen aucb heilige schrift nur fleischlicb nacb dem puochstab, nit 
geisllich nach recbtem verstand. Wie sy vom herren bezigen seinn. do er zuo 
jn sprach, jr jrret (d) vnnd versteet nit die schrifft nocb die krafft gottes, Desz- 
balb bat vnns der berr beuolhen, von juden zelassen, sy seinn plind (e) vnd fueerer 
der plinden. Noch bas seinn plind jhen die nacbfolgen jiidiscbem dulmatscben 
die newlich aufkommen. Deszgleichs seinn die kriechen (f) vorlangen zeitenin etli- 
chen artickeln wider lateinische kirch aufgestanden vnnd vil sondrungjmm glawb ge- 
macht. zuo lesstgar von Cristenlichem glawb gefallen, vnd nochhewthayden vnd 
tiircken seinn. Darauszeuermuoeten, daz sy den Text allies vnd newes gesetz gefelscht 
vnd auf jrenvortail gezogen haben. Ausdenenvndanndern vrsachen, istmerzeglaw- 
ben Jberonima vnd andern heiligen lerern, die vor langen zeiten die beilige schrift, aus 
hebreisch vnd kriecbiscb, in latein verdulmatsch vnd awszgelegt haben. daunjhenen 
die diser zeit heilige schrifft, ausz der juden vndhaydenpuoechennemen. nachdem 
dieselben puoech zwischen solher zeit vil gefelscht moegen sein. Darumbist vnzym- 
Hcb in denselben frembden puoecben grund oder auslegung zesuoechenheiliger scbrifl. 

(a J gefelscht. sieh. 12. . 9. e. (b J feind. sieh. 9. . 3. f. et im 20. . 8. a. 
et 56. . 1- h. (e f spotter. 1. Cor. 1. ant. fin. judeis scandalum. im . 5. b. et . 

7. e. "(d f jrret. Mat. 22. ant. fin. sieh. . 2. h. (e f plind. Math. 15. im 45. . 

8. a. (f 5 kriechen. sieh. . 2. a. 

V. ^ Aber verkhert Lerer schamen sieh nit vor gelerten, wo sy gleycb mit 
listen die schrifft verkeren oder gefaerlich auslegen vnd die warhait verplueemen. 
dieweil sy zuo vodrist suochen jren aygen lob vnd ruoeme bey gemainen vn- 
schrifftgelerlen lewten vnd bey denselben mit haessigen worten die gerecbten 
lerer zegeswaigen vnd nyderzedruckben. Dann wo sieh die verkerten mit der 
schrift, wider die warhait nymmer kiinnen bebellffen, alszdenn koemen sy rait 
dewfels stymm vnd waffen (a), nemlich daz sy die warhafftigen lerer verschmae- 
hen, verspotten (b), schennden (c), lesstern, verfluochen, ver^urtailen vnd verdammen. 
Vnd sy hat doch nyemandt (wie im Luca steet) dariiber zuo Ricbter (d) erkiest, 

(* Diese durch die Geschichte bestaligte Bahauptung mag allerdings den Ideen unserer 
neueren Humanisten nicht angenehm seyn, allein daran liegt auch nichts; unsern Humanislen 
ist eben der Begriff des positiven Christenthums abhanden gekommen. 

( 3 Die modernen Kritiker und hyperklugen Geschichtschreiber mochten allerdings diese 
Thatsachen ungeschehen machen; allein sie vergessen, dass unsere Vorfahren auch Menschen 
mit fiinf Sinnen \varen, die wohl im Stande sein mussten, die Wahrheit von der Luge zu unterschei- 
den. Eine solche Thalsache ist in der Stadt Deggendorf durch die Geschiehte bestatiget. 

(i Berthold meint hier die Vulgata, nach der er citirt. Er hat richtig gesehen; die Yul- 
gata wird durch die neueste protestantische Kritik als die richtigste arierkannt, obwohl man 
sie selbst von katholischer Seite, wahrscheinlich urn hinter der protestantischen Aufkliirung 
nicht zuriickzubleiben, veracbtet hatte. S- Lacbmann, Yorrede zum N. Test. 



YON UNRECHTER AUSLEGUNG DER SCHRIFT. 109 

weder zuo auslegung der schrifft noch zuo vitailen annder lewt. Wer hat ye 
wider alltvnd new gerecht lerer gehoert odergelesenn groessergespoett.'vnziicb- 
tigere word t, wind iger kallen, vnfridsamcreweis, vngeduldigererzaigenvnd groes- 
sern trutz, dann ausm Luther vnd seinen gesellen. Soelhe vnscbicklikait mag nit 
kommen von got, sonder aygenntlich vom Belial (e), nacb lawt dises spruchs. Des 
mans guote lere wirt erkennt bey der geduld (f). Dieselb erscheint nyndert in den 
luterischen. Jre lere vnnd gepaer ist nynndert geleych dem wort gots, sonnder 
allenntbalben widerwaertig ewangelischen sytten vnd gepotten , angesehen , daz 
wir in vnnserr geduld solten besytzen (g) vnser gemueet. Bestymbt schaentlicb 
gepaer der Lutherischen isl ain gewis zaichen, daz sy mitsambt jrer verlegen vnd 
vnbestaendigen lere hie seinn vom dewfel, der die lewt raitzt zuo poch vnd vnge- 
horsam, zuo gespoett vnd schendung zuo vngefuor vnd leichtfertikait. Deszhalb 
soellet jr soelh luterisch lerer, als frembd hyrten fliehen vnd nit erboeren. nach- 
dem jr mueesst erkennen, daz jr stymm (h) hie ist vom dewfel vnd jren anfang bat 
aus allten verlegen ketzereyen, die vor vil hundert jaren nacheinander wider Chri- 
stenlichekircherstanden vnnd langzeitbisinabgrund der belle vergraben (i) gelegen 
vnd laider ditsrnals in teiitsch landen auf ain neweswiderumbherfurgerucktsoinu. 
vns tewtschen zuo schand vnnd lasstcr, auch vil lewten zuo ewiger verdambnuss. 

(a ^ waffen. sieh. 14. . 7. d. et im 16. . 2. a. et 33. . 9. g. (b f spotten. sieh. 
. 4. c. et 13. . 8. d. et sieh. pro!, . 6. c. (c 5 schenden. sieh. 13. . 7. g. (d J 
richter. Luce. 12. post prin. quis me constituit judicem. (e 5 Belial, im 24. 5- 8. a. 
(f f geduld. prov. 19. ant. med. (g J besitzea. Luce. 21. in med. sieh. 3. . 10. e. 
etimSO. . 9. g. (h <$ stym. Johan. 10. in prin. sciunt vocem ejus, alienum non se- 
quuntur, sed fugiunt ab eo. im . 6- h. (i f graben. sieh. 13. .4. d. 

VI. f Zuo beschoenigung der poszhait vnd zuo bedeckung falser lere. lassen 
sichbenannt verkertlewt nit benueegen, daz sy warbaftigen lerern vnd frummen 
lewten hinderrucks poeszlich nacbreden (a), verschimpff'en, scbenden vnd ver- 
wcrffen. sonder sy loben vnd preysen allt vnd new lughafftig lerer, wiewol die- 
selben verlangst vnd auch noch fur ketzer erkannt, verurtailt vnd von cristenlicber 
kircb verworffen seinn. als Manicbeus, Wiclef, Hus, vnd sein gesell Jheronimus, 
die bed mit Recht verprent seinn in Costnitzer Concilj ( 5 ) nur vmb etlich artickel, 
der die lutheriscben in jrem aberglaub viermal mer aufriigeln. Gemainklicb hall- 
ten die ketzer sich vnd jr Autores fur warhaftig lerer vnd guot Cristen, vnd 
die gerechten lerer vnd war Cristen fur ketzer vnd poesz Cristen. Also 
verkeren sy die warhait in lug, vnd die lug in warhait. Dauon Esaias (b) 
schreibt. wee jhenen, die das guot fur poes, vnd das poes fur guot ansagen, 
sy nennen die finster ain liecht, vnd das liechtnennen sy ain Gnster. Daneben 
erzaigen sich verkerter lerer, als thuon sy grossen fleis zuo hayl der men- 
schen, vnnd erdichten, gleich als haben sy die layen erledigt von jrrungen vnd be- 
swaerungen, so jnen die geystlichen solltcn zuoegefugt haben. Aber darunder 
suoechen sy entlich jrcn aygen nutz. wie petrus von jnen schreibt, daz sy aus geytz 
(c) durch erdichte wort mit den lewten handeln werden. Annfancklich habeasy, 
als woelff (d) den selsorgern entzogen jre schoefl mitsambt leiblicher narung, so 

( 5 veluti Manichaeus, Wiclef, Hus ej usque censors Hieronymus, qui ambo in concilio Con- 
stantiensi per scntentiam ad ignem judicati sunt. Hus \vurde yon der Synode wiederholt auf- 
gefordert, eine sehr gelinde Wderrufungsformel zu unterschreiben, vergebens; er wurde als 
Ketzer verurtheilt und dem \velilicben Arme ubergeben. Gemass den damaligen weltlichen 
Gesetzen musste ein hartnackiger Ketzer den Feuertod sterben. Ebenso Hieronymus, der 
seine Irrlhiimer widerrufen, aber dann auch den Widepruf \viderrief im Jalire 1416. S. 
Aschbach, Kirch. Lexicon. Artikl. Huss. Dollinger, Lehrbuch der Kirchgesch. II. Bd. I. Ablh. 



110 FIOVFZEHEND CAPITEL 

dieselben von jnen bi.szher rechtlich gehabt. Dadurch die verkerten lerer, nach 
jrem willen nutzung erlangen von den layen. Der sy nit allain gros genyessen, 
sonder dieselben vnd gantz tewtschlannd in armuoet gefueert haben, aus gerechtem 
vrtail gottes. Dann wer Got gebiirlich ere nit erzaigt. noch seinem nagsten thuoet 
was er jm schuldig ist, dem verleicht Got nit was jm not ist. Dieweyl vnser ellter 
jmm dienst gottes gewesen, vnnd den geysllichen geben haben was wir nach ord- 
nung der kirch schulldig, seinn vnnser ellter vnd wir nach jnen bey eren vnd guoter 
narung beliben. Nachdem wir aber verfueerisch lere annemen , von gemayner 
kirch abfallen, gottes ere versawmen vnd die geistlikait verlassen, mueessen wir 
leyden die poesen friicht, so aus vnserm abfal wachsen. Dieselben friicht seinn, 
daz der Kirch klainat verschmeltzt (e) , jre gueter verkumert , dadurch zeitliche 
kirchliche zyer vnd cristenlicher gotsdienst aufhoert. Daraus werden gereicht vnd 
geziert hayllos lewt, allzeyt geprasst vnnd fleischlicher wollust getriben. Ynan- 
gesehen verpotene zeit oder sybtschafft, mit verachtung allergliib, grad vndgesetz. 
Also haben fals Lerer jr nachuoliger gezogen vom geyst auffs fleisch, von tugennten 
auf lasster. von got zuom dewfel , von himmel gen belle. Dauon Paulus setzt. 
Wer in seinem fleisch saeet (f) der wirt vom fleisch schneiden sein verderben. 
yetzbestymbt frticht wachsen aus vnnserr newen Sect mit verderben tewtscher 
land vnnd lewt. Daraus klar erscheint daz obbemellt new lerer fals Propheten 
vnnd des grossen Anticrist (g) vorlauffer seinn, vom dewfel (h) hergesandt. 

(a f nachreden. sieh. 14. . 8. d. (b f Esaias. 5. ant. fin. im . 8. f. el 18. 5- 
6- e. et 32. . 5. e. (c J geytz. 2. Pet. 2. in prin. sieh. 13. . 8. e. et im 44. $. 4. 
d. (d ^ wolff. Mat. 7. in med. im . 8. a. (e ^ schmeltzen. sieh. 1. . 5. c. (f f 
sa'et. Gala. 6- in med. im 25. . 10. e. et 33. . . h. (g f Anticrist. im 24. . 6. e. 
et sieh. 9. . 8. e. (h ^ Dewfel. sieh. . 5. h. 

YII. f Obberueert hayllos Lerer seinn gemaynem volck angenaem vnnd wol- 
kommend. Zuo jnen lauffen all mennschen vnnd hoeren das new wunder, dasselb 
kiinnen sy nit gnuog verloben, eren vnd preysen. wie geschriben slet von jnwo- 
nern vnd auslendern zuo Athenis (a), daz sy auf nichtsmer gericht gewesen, dann 
ettwas newes oder seltzams zesagen oder zehoeren. Darauf vnns Paulus warnet 
zeuermeiden (b) die vngeistlichen newen maere vnd die zuoesatz aines falschen 
nomens der kunst, die etllich fiirgeben aber des gerechten glawbs faelen. Dise 
hailsame ermonung pauli verachten vnser junckherren vnd volgen der newen ver- 
fiieerischen lere. darjnn sy doch nichts gruntlichs versteen noch etwas guots 
daraus lernen, noch wissen wohin es trefle, allain zuo hass der geistlichen vnd zuo 
arg der weltlichen, sonnderlich zeoeffnen hitzigen grollen, den vnrichtig lewt in 
jrem hertzen, wider die geistlichen lanng hayrnlich getragen, der numals mitsambt 
seiner poszhait (wie Paulus (c) weissagt) durch false lere gewaltiklich herfurpricht. 
Jn der kirch ist kain sorglicher (d) libel dann daz die cristen jr geordent selsorger 
hassen vnd frernbd selsorger annemen. Was die fremden mit lug vnnd betrug 
reden oder schreiben, das alles muoes bey gemainen lewten ewangelisch vnd hey- 
lig sein. was jhen, die in schiildiger profess vnd in geordentem stand bleiben. die 
bey der warhait vnd cristenlicher kirch besteen, predigen oder thuon, dasselb alles 
wirdt veracht, verspott, vernichtigt vnd ain narrhait genennt. Jn mass dann Cri- 
stus vnd sein warer glawb , deszgleichs recht christen, bey der weld allzeit ver- 
spott vnd veracht gewest vnd nocb seinn. Dariiber diser sententz lauttet. Wir 
predigen gekreytzigten (e) Cristum den juden zuo schaml , den hayden zuo spot. 
Was die weld fiir witzig achtet, das ist bey got ain torbait. Herwiderumb ist 
goetliche weiszhait bey der weld ain torhait. Darauf ist Christus ewige weiszhait, 



VON UNRECHTER AUSLEGUNG DER SCHR1FT 111 

/ 

als ain narr, verspolt, wie er von jmselbs geweissagt hat, des menschens sun (f) 
wirt dem volck iibergeben , verspott vnd verspiirtzt. Solben spot bat nacbmals 
der herr gelitten in seiner spoellichen kroenung (g) mit verpindung vnd ver- 
spiirtzung seines beyligen antlitz. Deszgleicbs in weissem klaid, in deme jn Herodes 
tnitsambt seinem gesindgesmaechtvnnd verspott. Seinhabenauch gelacht vnd ge- 
spott die fiirsten vnd dienstknecbt der juden. Das alles jmm ewangelj befunden wirt. 

(a f Athenis. actu. 17. im 16. . 2. g. (b J meyden. 1 thim. 6. in fin. sieh. . 
2. e. fc *[ Paulus. 2. thes. 2. jam mysterium operatur ininquitatis. sieh. in prin. 
prologi. e. et im 16. . 1. h. (d f sorglicher. 6. c. q. I. sunt plurimi. (e 5 kreytzig- 
ten. 1 Corin. 1. ant. fin. sieh. . 4. c. et 13.8. d. et im 40. . 9. h. '(f f *>un. Luce. 
18. ant. fin. (g ^ kronung. Luce. 22. in fin. et 23. post prin. 

VIII. f Dergestallt seinn gerecht lewt, sonnderlicb prediger der warhait, 
gemainem volckh jmm anfang vnangenaem, veracht vnd haessig. von verkerten 
lewten offt gepeinigt, vertriben oder getoedt. Solhes hat vnnser hayler seinen 
jungern vnd andern dienern vnd warhafftigen Lerern weiszgesagt. Nembt war. 
Jch schick ew als die schof mitten vnder die woelf (a), hueet e\v vor den men- 
schen, sy werden ew iiberantwortten in jren landtaegen vnnd gayseln in jren 
schuolen. Jr werdt gefueert fur fiirsten vnd koenig von meinen wegen. Jtem 
sy werden ew hassen (b) vnd toedten von wegen meins noms. du volckb zuo 
Jberusalem (c) (das seinn vnrichtig layen in der kirch) du toettest die Propbeten 
vnd verstainigst jhen die zuo dir gesandt seinn. Dergleichen beschiecht taeglich. 
daz jben, die autgerechtem wegeCristi seinn, in diser weld bey gemainem volckh 
veracht, verspott, gehasst vnd gedruckt werden von wegen der warhait. diealbeg 
in der weld neyd (d) gepert. dann die weld ist voller luge vnd dem vater (e) 
der lug, als jrem fiirsten vnuderworffen. Deszhalb weltlich lewt begirlicher hoe- 
ren gedicht dann ware geschicht. Daraus kumbt, daz gemainer man dem vnge- 
rechten lerer recbt gibt (f) vnd dem gerechten lerer vnfuoeg zuoemisst. Aus 
solhen vngerechlen gemiieet hat gemain jiidisch volck begert Barrabam (g) zuoer- 
ledigen vnd Jesum zekreytzigen. Deszgleichs haben die juden, durch poes vnder- 
weiser, gantze gemain bewegt wider Paulum vnd Silam (h). Dergestallt seinn 
hewt all tewtsch gemain alsgar plind vnd erstockt, daz yederman den vrirainen 
ausgeloffen monichen, verzweifelten pfaffen vnnd verfueerischen lerern, in jrem 
predigen vnd schreiben zuoelegt vnd recht gibt. Den frummen brueedcrn die 
jnn Cloestern beleyben, desgleichs rechtmaessigen selsorgern vnd erbern priestern 
vnrecht geben auch sy verachten, neyden vnnd hassen auffs hinderist. Vnud jch 
besorg, daz verkert lewt ditsmals dermassen seinn besessen mit ketzerischen gei- 
sten vnnd in fiirgenomer aigenwilligen maynung erherttend, daz sy on grosse gnad 
gots zuo recbtem glawb nit seinn widerzebringen. der weis (i) setzt. die ver- 
kerten seinn hart zeunderweisen. 

(a ^ wolf. Mat. 10. post prin. sieh. . 6. d. (b J hassen. Mat. 10. in med. et 
Mat. 24. post prin. (c f Jherusalem. Mat. 2'J. in fin. (d ^ neyd. terentius in andria. 
veritas odium parit. sieh. in prolog. . 2. a. (K f vater. Job. b. ant. fin. sieh. 5. $. 1. 
e. et im 18. . 4. g. (f ^ gibt. Esa. 5. dicunt bonum malum. sieh. . 6. h. (g 5 
Barrabam. Mat. 27. (h ^ Silam. actu. 17. in prin. (i ^--weis. eccl. 1. ant. fin. per- 
versi difficile corriguntur. 

IX. ^ Darumb ist gepoten die abtriinigen Cristen nit allain zemeyden (a) 
\vie obsteet. sonnder auch gegen jnen nit zedisputieren (b) iiber der kircb beslus. 
Damit vngehorsarn lowt nit vrsach haben albeg rnit heiliger kirch zezancken vnd 
gehaylt wunden widerumb aufzekratzen, zuo nachtail gantzer Gristenhait, Aigent- 



1 12 FUNFZEHEND CAP1TEL VON UNRECHTER AUSLEGUNG D. SCLRIFT. 

lich gepewt die schrift, mit solhen leiiten nit zewoertlen (c) , sender zeraeiden 
narrund vnd vntuchtig frag (d), nachdem zaenockische wort vnnutz vnd eytel auch 
zuonichte guot seinn, vnd nur dienen zuo verkerung der zuoeboerer. Wie jamnes 
(e) vnd Mambres moisi widerstuoenden, also widersteen yelz die vncristen der 
warhait. Sy seinn menschen jmm gemueet zeriitt vnd deszhalb vntiichtig zuom 
glaub. Doch werden sy jr false lere nit auszfueeren. sounder jr torhait wirt zuo 
lesst meniklich geoffenbart. Auf disc maynung Pauli hat Cristenlicher Kayser (f) 
Marcianusverpoten, mit den widerwaertigen des glawbs zedisputieren vnd wider- 
umb zeaefern die artickel so ainsmals geurtailt vnd in der kirch recht geordent 
seinn. Dann durch solh muoetwillig disputation wurde vnere vnd missglawb 
zuoegefuegt dem wirdigen Ooncilj vnd geistlichem regiment. Nachdem zweifliche 
stuckh des glawbs gemainklich in Concilien mil lugentlichen syten, durch hilfhei- 
ligs geistes, abgelaint seinn. Wiewol dawider die ketzer allzeit getobet haben, 
als Arrius, Pelagius, Manichcus, Heluidius, Jouinianus, Vigilantius, Eulices, Felix, 
Albigensor, vnd Waldenser, Wiclef, vnd Huss. Luther vnnd sein mitgenossen auch 
ander mer mitsambt jren anhengern. hat doch die kirch bisher all ketzerey recht- 
lich iiberwunnden, aber nit gar ausztilgen moegen, es sey allweg aws allten kelze- 
reyen ain newe erstannden. Wie ditsmals in tcwtsch (g) lannden erhebt ist die 
geschwindist ketzerey, dergleychen, villeychl alslang cristenliche kirch gestannden. 
nit gewesen ist, darjnn als in ainer hellischen pfutzeu zesammen rynnen schier all 
ketzerey (die sich annders bey einander leiden moegen) so von anfanng der kirch. 
Ja von anfanng der weld , nemlich vom Cain bis auf Hussische ketzerey , wider 
cristenliche kirch getobet haben. 

(a ^ meyden. sieh. . 2. e. (b ^ disputicren. 24. q. 1. majores. sich. in phe. . 
6. a. (c ^ Tvorteln. 2. Tbim. 2. in med. Noli contendere verbis. (d 5 f ra g- Tit. 3. 
ant. fin. im 57. . 2. b. (e f Jamnes. 2. Thim. 3. in med. (f f Kayser. L. d. summ. 
trin. 1. nemo, (g f tewtsch. 1. g. 5- c. 

X. f Darauf ermon jch ew, wo jr findet daz heilige schrift darthan oder 
angezogen wirt anders dann sy durch Cristenlicb lerer trewlich auszgelegt (a) vnd 
langzeit biszher in der kirch gewondlich gebraucht vnd gehallten ist. Jr woellet 
solhe newe abbesonnderte auslegung erstlich wol besynnen vnd nit vonstundan 
annemen noch ew von gemainer auslegung ziehen, noch von Gristenlicher kirch 
leichtfertiklich abtriinig werden, sonder vorhin fleissiklich besehen, ob newe aus- 
legung vnnd derselben geist aws got komme oder des dewfels gespenss sey. Auf 
das jr nit bezi gen wert, Jr habl vergessen oder geprochen ewr gliib (b) vnd ver^ 
sprechen. das durch ewr doten, an ewr stat, in ewr tawf dem allmaechtigen Got 
vnd seiner kirch beschehen ist. Daneben wurdet jr auch vor got bezigen als wae- 
ret jr trewpriicbig an ewrer muoeter (c) cristenlicher kirch vnnd verschmaehe ewr 
geistlich vorgeer , die ew von got vnnd nach Recht zuoegeordennt seinn. Jch 
ermon ew nochmals, daz jr nit nachuoligt frembden selsorgern vnd falschen pro- 
pheten, die awsnn cloestern entloffen, noch hayllosen pfaffen noch andern ver- 
kerten lerern, die ain vnkeysch, vnerlich vnd schaendtlich leben fueeren vnd ew 
verfueeren von aymm aberglawb in den anndern. Nit daz jch yemants fur ain 
ketzer achten woelle anders dann wie die Recht setzen. Wer vermuoet heylige 
schrift zeuersteen oder auszzelegen anders dann wie der syn vermag des heiligen 
geistes, von deme sy beschriben ist, derselb wirt aymm ketzer (d) zuogeleicht. Ob 
ainer gleich von der kirch nit gar abgetreten, ist er aber besondert von Christen- 
licher ainikait (e) in vngehorsam, alszdenn wirt derselb aimm kelzer zuogeleicht. 
Wie hymeneus (f) vnd philotes von paulo ketzer geoennt, vmb das sy aus der 



SEXZEHEND CAP1TEL VON ABTRtJNIGEN CHRISTEN. 113 

bait gefallen seibn. Deszgleichs werden fiir ketzer geschaetzt, die sich abtai- 
]en von mennschlicher natur (g) leiblicher geperung als Sodomiten. Von den- 
selbeii ist byebey nit zeschreiben. Allain von jhenen die sich abtailen von Chri- 
stennlicher gemainschafft geistlicher geperung. All Cristen seinn gemainklich aws 
ayniger muoeter (b) cristenlicher kirch geistlich geporen. Wer von jr tailt vnd 
von jrem glawb abtrunig wirt, der ist ain ketzer zeschaetzeri. Dauon hernach 
voligt. 

(a ' J auszgelegt. sieh. 13. . 13. c. et im 86. 5- 2. d. (b J gliib. im 60. 5- 9. a. 
(c ^ muoeter. sieh. . 1. i. etsieh. 4. . 5. f. im h. (d ^ ketzer. 24. q. 2. haeret. in fin. 
(.6). (e J ainikait. sieh. 6. . 4. e. (f J hymeneiis. 2. thim. 2. (g f natur. im 23. 
. 7. h. et 45. . 12. c. (h f mueter. sieh. c. et im 16. $. 2. b. 



SEXZEHEND CAPITEL 

von abtrunigen Cliristen. 

1. Die groeesst plag. so got vber die menschen verhengt, ist abtriinig zewer- 
den von warem glawb vnd sich aus ordenlicher gehorsam zeziehen. Dieselben 
bede, benentlich abtriinikait vnd vngehorsam , ergeen yetz in tewtsch (a) landen. 
Dauon Paulus sagt. daz der tag Christi (nemlich die gross plag vnd verhengnuss 
ainer ketzerey) verhanden werde sein, wann daruor beschehe der abfal (a), das 
ist, so die le\vt abfallen von gemainer kirch, auch vonPapst vnd Kaiser, als erzaigt 
ist newlicher zeit vnd auch noch , daz weder dem papst noch kaiser gebiirliche 
gehorsam beschiecht. sender wider Papst ergeet vnchristennliche vngefuerr. Diser 
zeit wirt auch gcoffenbart- haimlicher neyd vnd bass, den vnrichtig lewt in jrem 
hertz lang verporgen (b) gehabthaben wider gemaine kirch vnnd wider die geisllikait. 
Ferrer beschreibt Paulus die abtninigen (c) also. Wer sich in seiner lere nit hellt 
der hailsamen wortvnsers herren Jhesu Christi vnd jhener lere die zuo guefikait 
gehoert, derselb ist hochfertig vnd kan nichts, sender er socht in fragstucken vnd 
striligen worten. daraus voligt Neyd, Krig, schellten, argwon, gezaeng vnsiniger 
lewt. Nachdem dieselbender warhaitberawbt seinn, vermainensy, zeitlicher genies 

(d) sey ain wolthat. Yetz bemelte weissagung Paul! erscheint offennlich in ge- 
genbiirtigen falsen lerern vnd verfueerern des volckhs. Wie vorzeiten Jheroboam 

(e) ainen rat erdacht zuo vndertruckhen die synagog, also hat diser ellender zeit 
dewfel vnd sein diener, christenlich kirch zeuertiligen, disen lisligen rat erfunden. 
daz erstlich die geistlichen werden verderbt, vertriben vnd gar awsgetilgt, ver- 
mainen schon saclig zesein so sy der priester los werden. Wo nu in sand Peters 
schiffel nymer schef lewt seinn, daselbs muoes dasschif aufmm moer dits jamerlals 
vndergeen. Als Paulus zuo Centurio (f) vnnd seinen reyltern sprach. Nur die- 
schifmannen beleiben jm schif, sonst miigtjr nit bailsam beleiben. Dewfel hat 
durch sein gesind daneben souil angericht, daz desselben schifs ruoedervnnd ann- 
der notdurftig geschirr zerbrocben, zuoerslraeet vnd verloren ist, benentlich die 

( 6 Haerelicus est, qui alicujus temporalis commodi et maxiraae gloriae, principatiisque 
sui gratia falsas ac novas opiniones yel gignit, vel sequitur. Ille autem, qui hujusmodi homi- 
nibus credit, homo est imaginalione quadam veritatis ac pielatis illusus. Caus. 
q. 3. c. 28. 

R e i t h m e i e r , Berthold's Theologey. 8 



114 SEXZEBEND CAPITAL' ii 

sacrament, mess, singen, lesenauch all ander Gristenliche zier vnnd gotsdinst er- 
loschen seinn. Dadurch vris tewtschen (g) bey got vnd seiner kirch aller trost vnd 
hofnung vnserr saelikait entzogen vnnd benomen 1st. wie abermals Paulus spricht. 
Die scbiffart ist nit sicher (h), sender mit vnrecht vnd grossem schaden hebt sich 
an die scbiffung vnserr selen. Als dann numals bey vns teutschen nymer seinn 
gebiirlich noch brueederlich trew, sender aller jrrthumb, pochen, vbermuoet, 
khain lernung auf guoet tugent, allain auf hochfart, geytz, gellt gewingen, aufJie- 
gen vnd betriegen auf krieg vnnd vergwaltigung. Welher bas mag, der schewbt 
den andern in sack. 

(a 5 tewtsch. sieh. 1. . 5. c. et im g. (a f abfal. 2. Thes. 2. in i>rin. nisi ve- 
nerit discessio. sieh. 13. . 5. k. et in Prolog. . 1. d. (b 5 verporgen. 2. Thes. 2. ut 
reveletur in suo tempore. sieh. 15. $. 7. c. (c f ablriinig. 1 Thim. 6. in prin. quis 
non acquiescit sanis sermonibus, sujserbus est, nihil sciens. im 85. . 3. e. et sieh. 2. 
. 6. e. (d f genies. im 89. . 7. h. (e f Jheroboam. im 96. . 2. b. (f f Cen- 
turio. Actu. 27. ant. fin. (g f tewtschen. sieh. a. (h f sicher. Actu. 27. post prin. 
non est tuta navigatio. 

II. f Wann die Lerer jmm glawb widereinander seinn, (wie yelz beschiecht) 
vnnd dubegerest die warbait zewissen vnd zegelawben, alszdenn merck die art 
beder partheyen. Die vngerechten lerer bescbermen sich mit dewfels waffen (a), 
erstlich in jren leren, predigen vnd schreiben absonndern (b) sy sich von gemainen 
leren vnd komen her in vbermuoet, hochfart, pochen, trutzen, sy ball ten Von nye- 
mants dann von jnenselbs vnd von jren nachuolgern , vnd berueemen sich heilige 
schrift zeuersteen liber all annder lerer. Dieselben pflegen sy zeuerachten, zeuer- 
werffen, zeuersmaehen vnd zuosambt gemainer kirch zeuerspotten, damit sy vn- 
uerstaendig volckh iiberreden. Augastino, Ambrosio, Jheronimo, vnd andern 
heiling als vnbewaerten lerern, sey nit zegelawben. (*) Gestymbt fals lerer dichten 
vnnd piegen (c) wol jren grund auf heilige schrift, aber dieselb pflegen sy vnrecht 
zeuersteen vnd faelschlich auszzelegen, zeueraendern, ettwas hinzuoe oder dauon 
zesetzen auch sich abzesonndern von gemainer auslegung, die beschlossen seinn in 
Concilien vnd besamlungen heiliger vaeter vnd Crisenlicher lerer. in derselben 
mitte (d) Cristus vnd heiliger geist on zweifel gnaediklicher wonet, dann bey Lu- 
ther vnd andern abtriinnigen vnkeyschen munichen, dievol seinn poeser geist. Ge- 
genbiirtig fals lerer verraten sichselbs mit dem, daz sy aus der schrift allerlayjrri- 
ger Artickel zesamen klawben. darob syselbs vndereinander offt vnainig, gespal- 
ten, -widerwaertig vnd zwispiliger falser rnaynung werden, als beschehen ist zwi- 
schen Luther vnd Karelstad. Zwingling vnd Eccolampadj auch andern newen 
maistern. Dermassen seinn verkerter lerer nit allain wider die kirch vnd jr lerer, 
sonder auch vndereinannder offt straeflich vnaynig. Ja bey jnenselbs an ettlichen 
ortten widerwaertig. dann die poszhait (e) lewgt jrselbs. vnd wer jrr geet , der 
kombt auf vil vnwegweis steyg. Der gerecht weg ist aynig (f) on vnderschid. Die 
verkerten Lerer seinn auch in jren worttcn vnnd maynungen offt wandelbar, hewt 
lernen sy ains, morgen ain annders. hie lernet ainer weis, dort lernet der ander 

(* Luther sagt von Augnstin: wAugustinus hat ofift geirrt, jm ist nicht zu trawen. "Viele 
yon seinen Biichern taagen. nichts. Vngeacht er gut vnd heilig gewesen, so fehlte jm doch der 
ware Glaube sowol als andern Veterri. Wittenb. Ausg. II. S. 227 et 246. ,,Hieronymus 
ist ein Ketzer gewesen, fiaf-'vieleDing gottlos geschriben. Er hat die Hell bes'ser als den Hini- 
mel verdient, vnd es ist .weit von mir, das ich jn canonisire, oder sagen diirfe, das er heilig. 
Ich weis keinen unter.denVetern, dem ich feinder bin als diesem. Er schreibt nur von fasten, 
Jungfrawschafft etci" Tischreden; Eisl. Aasg. S. 831. ,,Ja Ambrosias hat offt geirrt." etc. 
Ibid. S. 526 u.'528i. Solche Kernstellen finden sich noch viele bei Luther fiber die hei- 
ligen Vater, ; 



VON ABTRUNIGEN CHRISTEN. 115 

schwartz vnd slymmen sellteri zesamen. Sy beleyben auch nit lanng auf ainem 
wege. sonnder sy erdichten taeglich ettwas newes (g) das man gern hoert. nach- 
darn sy ferr vom weg der warhait wandern. dann falscheit vnd lug (h) baben vn- 
gewis wege, auf deneh die jrrigen gcmainklich noch jrriger werden. Von soell- 
hen hochniueetigen maystern steet geschriben. daz vber sy gegossen sey ain wider- 
waertige vennuoetung. die sy macht noch bas jrren jmm vnweg (i) vnd nit in 
rechtem wege. 

(a J waffen. sieh. 15. 5. 5. a. (b J absondern. sieh. 15. . 10. h. (c f piegen. 
sieh. 15. g. 3. b. (d J mitte. im $.'3. d. et sieh. 6. . 4. g. (e f poszhait. Psl. 26. in 
(in. mentita est iniquitas sibi. inf 55. $. 5. c. (f ^ aynig. sieh. 14. . 9. i. (g f 
newes. sieh. 15. . 7. a. (h f liig. im 51. . .4. h. (i f vnweg. Psl. 106. in tin. 
errare fecit eos in invio. 

III. f Daenfgegen pflegen die waren Lerer, als diener gottes, aintraechtik- 
lich zegebravsrchen die waffen (a) der gerechtikait zuo bederseit der rechten vnd 
tencken. das ist in hailsamei lere gegen den gehorsamen vnnd in ziichtiger ab- 
laynung der falschen lere gogen den ketzern. dann die warhait (b) vnd ware lere 
hat nur ainigen verstand vnd gewissen wege. wer daraiif bleibt derjrretnynndert. 
Darauf er bye geet durch jrdische kirch vnnd kummbt bis in himlische kirch. Wo 
aber. jmm verstannd des glawbs oder der scbrift zweifel furfellt, derselb istzuo- 
erledigcn von obrern (c) geistlichen, denen solhes von Christo beuolhenist. domit 
allweg aynikailin der schrifft sey. Darauf Bapst, Bischof, auch allt bewaertlerer 
vnd heilig vaeter, die aintraechtiklich geordent vnd beschlossen haben jhenes das 
lanngzeit biszher in crislenlicher kirch gemainklich gehallten ist, billich mer 
gellen sollen, als frumm bestaenndigmannen, dann gegenbiirtig new, ainlitzig vnd 
leichferttiglerer, so die heilig schrift falschlich eintragen vnd gemaine kirch frae- 
uenlich antasten zuo auffruor wider dieoberkaitvnd zuo verfueerung desgemainen 
vnuerstaendigen volckhs. Wer mag glawben vnnsern gnaedigisten got als graws- 
sam zesein, daz er sein kirch nu iiber fiinfzehendhundert jar in jrrung steen vnnd 
alslang vertzigen hab heiligs gejstes (d). den er doch versprochen hat alllzeit bey 
der kirch zesein, vnd sy alle warhait zelernen. Darumb muoess vbm poesen (e) 
geist bye sein die new lere, so yetz wider die kirch eintragen wirt durch verkert 
lerer, die mit jrem geziertem schreihen vnnd su'eesstm (f) wortten gemain vblck 
betriegen vnd verfueeren. Soelh iibel verhengt got tiber vns tewlsch in gemain, 
von wegen vnserr siind. Dauon geschriben sleet. Des herren fewr (g) hat geslickt 
flen awssern tail des hoeres gelegers. 

(a ^ waffen. 2. Corin. 6. post prin. per arma jutitiae. sieh. 14. . 7. d. (b ^ 
warhait. sieh. 14. .2. a. (c J obrern. sieh. 15. . 1. b. (d ^ geists. Joh. 14. post 
prin. Joh. 16. posfpriri. sieb. . 2. d. et sieh. 14. . 10. b. (e f posen. sieh. 13. . 10. a. 
(f_5 suessen. sieh. 15. . 2. d. etim 59. . 8. d. (g ^ fewer. Nu. 11. in prin. ignis do- 
mini devoravit extremam castrorum partem. 

IV. f Gemelltbetrieglich Lerer, mit jren verplueembten syten , seinn bedeyt 
bey jhener huoeren, von der Ozea setzt, daz sy an jren oren (a) geziert vnnd 
allenthalhen mit spanngfn gesmuckt ist vnd betrewgt jr liebhaber, daz sy gottes 
vergessen. Derselben verfueerer lere wirt auch zuogeleicht derii vrhab der pha- 
riseyer vnd saduceyer, vor deme Gristus gewarnet (c) hat sein junger. Die bey 
demselben- vrhab verstuoenden das materlich geurhabt vnd sawer prot der phari-, 
sever. Deszhalb straffotsy der herr vnd gab jneh zuoerkenhen , daz er bey dent 
vrhab, der phariseyer verkerte lere vnnd nit jr sawr prot gemaint hab. Dieselben 
pbariseyer haben die schrifft auszgelegt nach dem puoechslab (d) vnd sieh nif 

8* 



116 SEXZEHEND CAPITEL 

woellen weisen lassen vom schrifftlichem syn auf geistliche auslegung. deszhalb 
seinn sy fur ketzer geacht, als von jhen geschriben (e) steet, ettlich aus der pha- 
riseyer ketzerey seinn aufgestannden , die haben glawbt vnd gesprochen. not ze- 
sein zur saelikait," daz die vnbeschniten Cristen beschniten vnd das gesetz (f) 
Moysi gehallten werde, vnd doch die leiblicb beschneidung allain geistliche be- 
schneidung bedeyt. Dariiber heten die apostel ain Concilj (g), darjnn beschlossen, 
daz nach zuoekunfft des herren, leibliche beschneydung nymmer not vnd das 
gesetz Moysi geystlich (h) auszelegen sey. Wie es sich dann selbs geistlich aus- 
legt sprechend. jr soellet besneiden das vorheytel eurs hertzens. Dieseib jnwendig 
besneidung (setzt Paulus (i)) ist gerecht vnd beschiecht verporgenlich, jm geist vnd 
nit awswendig jm puoechstab (k), das ist im fleisch. Daraws ist vernomen, daz 
-4 jhen fiir ketzer (I) gehalten werden die allain auf plosser schrift (wie die Phariseyer 
gethan) hafften, vnd Ghristenlicher kircb auslegung veracbten, als gegenbiirtig 
verfueerisch lerer pflegen zethuon vnd die juden, so auf jrern glawb beleiben 
Darauf sollen wir vns vor jnen hueetten (m), dann sy pachen aus vrhab ain sawr 
prot, des sy nit gnuog ersettigt koenneh werden wider die kirch vnd die geist- 
lichen. wie der weis sagt. Das awg (n) des vnersettigen gierigen mennschen wirt 
mit poszhait nymer erfiillt, sonder derselb ist albeg prots bediirffend. das er nit 
suoecht, nemlich goetliche gnad. mit derselb allain vnd sonst mit nichle mag der 
mensch erfullt (o) werden. 



(a ^ oren. Oze. 2. in med. sish. 14. . 14. d. (b f, vrhab. Mat. 16. post prin. 
im . 6. a. (c f gewarnet. sieh. 15. . 2. b. et im. m. (d f puechstab. sieh. 14. . 
1. a. et im. k. (e f geschriben. actu. 15. in prin. (f ^ gesetz. Leu. 12. in prin. 
(g 5 Concilj. actu. 15. in prin. sieh. 6. . 6. 1. (h f geistlieh. Deut. 10. ant. fin. 
circumcidile praeputium cordis vestri. im 36. . 14. e. (i f_ Paulus. Ro. 2. in fin. 
(k puechslab. sieh. d. et im 98. . 1. g. et h. (1 f ketzer. sieh. 6. . 4. e. (m f 
huetten. Mat. 16. sieh. c. (n f awg. Eccli. 14. im 37. 6. d. et 48. 5. 4. n. (of 
erfullt. Psl. 147. adipe frumenti satiat te. im 28. . 1. f. 

V. f Bey^ dem vrhab (a) ist zeuersteen die ketzerey, dieselb (bekent Paulus (b)) 
muoes sein wider die kirch, domit geoffent werden , welh jm glawb bewaert vnd 
bestaendig seinn , oder dauon abfallen. Nit daz die ketzerey on widerstand solle 
ditsmals in tewtsch land gern gelitten werden. sonder wir tewtsch seinn so lang 
vnd hart erhytzt wider roemische kirch vnd geistlikait, auch sogar traeg jmgots- 
dinst vnd im glaub alsfasst zerissen, daz daraus ketzerey mueessen entsteen. 
Gleichso ainer vil starckhs weins trinckt, muoes er truncken (c) werden, wiewol 
jne nycmants nottigt truncken zewerden, also noettigt vns teiitsch nyemand zuo 
Lutherischer ketzerey dann vnnser aigner verkerter will. Wie das vnkrawt awsm 
acker nit gar gereyt , also mag aws der kirch nit gar vertiligt werden aller ratten 
oder kicher der ketzerey. Die dewfel (ain feind gots vnd des menschens) an- 
faencklich gesaeet (d) hat mitten vnder guoeten samen der kirch. Aus demselben 
poesen sam prosen die ketzer. Ob gleich zuo zeiten durch die oberkait etlich 
ketzer rechtlich verprendt werden , dannoch wachsenander ketzer awsmm aschen 
der verprentten wie Fenix. (e) Diser aschen ist allenthalben gestraeet jm tempi. 
Dorinn der falsen priester fuoestrit erscheinen. Dauon im Daniel, (f) 

(a f vrhab. im . 6. a. (b f Paulus. 1. Cor. 11. oportet haereses esse. (c f 
truncken. im 77. . 15. a. (d f gesaeet. Mat. 13. in med. seminavit zizania in medio 
tritici. (e f Fenix. im 26. . 2- d. (f f Daniel. 14. post prin. 

VI. ^ Darumb hat die kirch von anbeginn biszher albeg mueessen leiden 
ketzereyen ynd dieselben nye gar moegen awsrewttern, es sey noch hinden beli- 



VON ABTRtMlGEN CHRISTEN. 117 

ben ain sawr vrhab, das nachmals jm taig Christenlichs glawbs aufgangen vnd 
das volck erpittert hat. dann ain klain vrhab (a) macht sawr ganntzen tayg. Wie 
Paulus schreibt vnnd yetzmals beschiecht. daz ain Monich Luther mit seiner lere 
schier gantz tewtschland vber gangen hat. dadurch wir tewtsch (b) wider heylige 
kirch erpittert vnnd von warem glawb verfueert auch von alltem herkoemen vnd 
guoten sytten abgefallen. Deszgleichs seinn aus poeser lere zwispilige vrhab auf- 
gangen , vnd moechten noch mer pbes talcken daraus pachen werden. nachdem 
aller kelzer art ist, daz sy selten beyeinander awf ainer maynung besteen, dann 
die falszhait ist vnbestaendig (c) vnd ferr von jr selbs vnd noch ferrar von warem 
wege. Nymm dits beyspil. Huss setzt im sacrament des altars sey nit warer 
leib Christi. Luter vnd Wiclef setzen, waren leib Christi dazesein , aber nit sub- 
stantzlich , sender des prots substantz beleib. Karelstat , Zwingling vnd Eco- 
lompadi machen aws der Mess gar ain affenspil. Dergestallt trispilen sich die ketze- 
reyen jm hochwirdigen Sacrament, dorinn nach der wandlung (d) warer leib 
Christi subslantzlich ist vnd daselbs allain des prots gestalt vnd nit sein substantz 
beleibt. als aintraechtiklich (e) all heilig vaeter vnd Christenlich lerer besliessen. 
darauf solhes zeglawben die kirch alien Christen gepewt, bey swaerer straff von 
got daruber zegewartten. ( 2 ) 

(a ^ vrhab. 1. Cor. 5. modicum fermentum tptam massam corrumpit. sieh. g. 4. 
h. et .5. a. et im 63. . 2. b. (b f tewtsch. sieh. 1. . 5. c. (c f vnbestaendig. 
sieh. 5. . 1- e. et im 96. 5. 1. t. (d f wandlung. sieh. 11. . 4. d. et im 66. . 
1. e. (e f aintraechtig. sieh. 14. . 7. a. 

VII. f Vmb das wir tewtsch von disem vnd andern gepoten Christennlicher 
kirch fallen, mueessen wir rechtlich plag leiden vnd fiirter noch mer straf ge- 
wartten. Dann seinn nach lawt des Ewsngelj , straffmaessig jhen die jm wein- 
garten (a) mueessig steen, vil has werden gestraft die im weingarten Cristenlichs 
glaubs geuaerlich arbaiten vnd vntrewlich dorinn vmbgeen auch guoter arbait nit 
nachkommen. Als die verkerten lerer so nach jrem aygen kopf (b) heilige schrift 
vnrecht awslegen vnd nit gemainer kirch noch jren bewaerten lerern nachuolgen 
wellen , sonder sich selbs fur Ecclesiasten vnnd Propheten awszgeben. Solh fals 
Propheten werden (lawt der schrift (c)) gepeinigt tag vnd nacht in ewiger belle. 
Daneben seinn ketzerisch lerer vnnd jr nachuoliger, nach ausweisung Kaiserlicher 
Recht, hertiklich zestraffen auch jr puoech vnd schrift zeuerprennen, mit 
verlierung aller jrer giiter gegenbiirtiger vnf kiinftiger erbschaft. Desgleichs 
sollen die ketzer in gantzem Roemischen reich nyndert aufgehalten werden. 
Daz auch der ketzer verschuldung vnd giieter, nach jrem tod, inquiriert vnd 
ersuoecht werden. yetzbestymbte Kaiserliche gesetz seinn eingeleibt (d) in 
geschriben Rechten, die in gantzer Christenhait gehalten vnd zeuolziehen 
seinn. ( 3 ) 

(a 5 garten. Math. 20. sieh. 14. 5- 12. f. et im 77. . 4. e. (b [ kopf. im 67. . 
5. a. (c f schrifft. Apo. 20. ant. fin. (d f eingeleibt. L. de haereticis. 1. Manichei 
et 1. Arriani et 1. quicumque. 

( 2 Sieh bei dem Sacrament des Altars. . 63. 64. 

( 3 Die Verhaltnisse inBezugauf dieStrafen wegen Ketzerei gestalleten sich durch den Re- 
ligionsfrieden (1535) und besonders durch den westphalischen Frieden (1648) anders, indem die 
Lutheraner und Reformirten als gleichberechtigte Confessionen im Reiche anerkannt warden; 
dadurch fielen auch die Strafen weg, die friiher gegen die Ketzer in Kraft waren. 



118 SJBENTZEHEM) CArPITEL 

5 SIBENTZEHEND CAPITEL 

von miiudllelicr warhait gotg. 

I. Yor vnd naeh auch neben heiliger schrift bat got scinen \villen vnd mainung 
auch seine gepot vnd hailsam lere den rnenschen verkiinden lassen menigerlay (a) 
durcb wort vnd zaicben, durch geschoepf vnd exempl. Ain yedes werch Cristi, 
ist vnser vnderweisung (b). mit denselben seinen werchen hat er vns guote 
exempl (c) geben vnd beuolhen, daz wir aucb also thuon sollen wie er gethan. 
Doch seinn alle (d) werch Christ! nit beschriben, als Johannes bekent, daz Jhesus 
geworcht hab vil ding die nit aufgeschriben. Dergleichen seinn vil sachen des 
glawbs v.ndern puochstab heyliger schrift nit komen weder jm allten noch newen 
geselz. Jm allten gesetz sprach got zuom geslaecht jsrahel. Du soldest nit ver- 
gessen (e) jhener geschiecht die deine awgen gesehen baben, dpmit dieselben dein 
leben lang nit fallen aus deinem herlzen, sender du soldest soelheszuo kund thuon 
deinen kinden (f) vnd kindes kinden. Dasselb ist miindlich (g) wort gots. Jm 
newen gesetz spricht heiliger geist. was du von mir gehoert (h) hast durch vil 
zewgen, dasselb sag oder beuilh getrewen menschen, die tiiglich seinn ander lewt 
auch zelernen. Darauf Paulus (i) zuo Chorinthiern spricht. Jv seit vnser brief 
in vnser hertz geschriben, der bekant vnd gelesen wirt von alien menschen, denen 
jr geoffenbart, daz jr seit ain brief Christi durch vns zuoberait vnd beschriben. 

(a ^ menigerlay. sieh. 5. . 1. i. (b ^ vnderweisung. im 54. . 9. e. (c ^ exempl. 
Job. 13. im 19. . 4. c. (d ^ alle. Job. 2(.infm. sieh. 13. .11. c. (e f vergessen. 
Deut. 4. post prin. (f ^ kinden. sieh. 12. . 1. h. (g ^ Miindlich. im .6. a. et 11. 
ff. 1. b. et 12. . 2. b. (h f gehort. 2. Thim. 2. in prin. (i f Paulus. 2. Cor. 3. in 
prin. im 60. . 14. c. 

II. ^ Christus vnd sein junger haben vil gepredigt vnd gelernet das nit alles 
aufgeschriben ist. Ja dariiber bekent der berr selbs, Er hab seinen jungern noch 
vil zesagen, das alles sy vnderainst nit tragen (a) moegen. Nu wirt nichts in 
schrift funden was Christus nachmals seinen jungern oder jren nachkommen gesagt, 
anders dann was heiliger geist geoffenbart auch gesetzt vnd gepoten hat durch 
miindlich predig der apostel vnd ander Christenlich lerer, nemlich souil gemaine 
lurch angenomen vnd biszher gebrawcht hat. Es wirt auch nyndert beschriben, 
was Paulus (b) zuo seiner zuokunft bey den Corinthiern geordent, wie erzethubn 
jnen versprochen vnd on zweifel awsgericht bat. Desgleichs wirt in Paulo be- 
funden , daz er den von Thessalia (e) beuolhen , daz sy staet halten sollen die 
awfsatzung so sy gelernt haben durch sein predig oder sendtbrief. Nachdem nil 
heiliger geist durch Paulum vil hat predigen vnd miindlich verkiinden lassen alien 
menschen. dieselben aber nit all gegenbiirtig gewesen noch selbs Paulum gehoert 
haben. deszhalb ist not, dazjhen, die sand Pauls predig gehoert , ander lewt die 
nit dabey gewesen, solher predig erjnndert haben von ainem auf den andern. 
Dermass seinn miindlich vnderweisung Pauli vnd anderer apostel in Christenlichen 
gebrawch komen vnd in der kirch bisher loblich gehalten. dergleichen istjm all- 
ten (d) gesetz auch beschehen. 

(a f tragen. Joh. 16. post prin. non potest portare modo. sieh. 14. . 10. d. 
(b f Paulus. 1. Cor. 11. in fin. caetera cum venero disponam. im 63. . 6. c. (c f 
Thessalia. 2. Thes. 2. in fin. (d f allten. im-g. 3. a. et sieh. 12. . 1. k. 

III. 5 Wie Paulus neben seinen Episteln gepredigt vnd beuolheu, daz sein 
gepredigte lere, sowol als schriftliche , gehalten werde. Also haben ander Apostl 



VON MiMMGHJER WMHAIT^GOTS. 119 

diekhain oder wenig schrift hinder jnen gelassen, allenthalben in der weld auch 
gepredigt aus herligem geist. Der wil on zweifl daz sOlb. pr^dig vnd miindlich 
lere gehalten werden. Darumb seinn wir schuldig zehalten alles das was Christus 
seinen jungern zepredigen beuolhen vnd sy aws heiligem geist gepredigt vnd 
iniindlich gepoten haben. wiewol solb predig hit aufgeschriben hpch in heiliger 
schrift begriffen seinn anders dann was die allten yaeter vnd hoylig lerer, ainer 
nach d em andern, aws ansagen jrer ellter (a), oder aws eingebung heyligs geistes, 
awfgeschriben vnd vns trewlich gelernet. Das numals die kirch angenomen vnd 
vns gepoten hat zehalten alsuil der gebrawch vermag. Nach lere^augustini (b) 
seinn in christenlicher kirch dreyerlay awfsatzung zehalten. aine ist in heiliger 
schrift (c) eingeleibt. Die ander haben die apostl (d) miindlich gegeben vnd'sy 
auch jr junger vnd nachkomen jm gotszdinst biszher gebrawcht. Dritte satzung 
ist, aws eingeistung oder gnaediger verhengnuss (e) gots, in die kirch eingefueert 
mit loblichem gebrawch vnd allter gewonhait (f) (*) als zier vnd beraitung heiliger 
mess (g) oder anderr sacrament, item die vorpete vnd nachpet auch salbungjm 
tawf. Solh vnd ander christenlich satzung seinn zehalten, nit; allain die schrift- 
lichen sender auch die gwondlichen. Sonst wurde in der kireh vil vngerats er- 
steen yndin Christenlichem glawb merklicher abfal beschehen. 

(a ^ ellter. sieh. j: 2. d. et im . 4. e. et g. 6. e. (b ^ Augustini. 'Dist. 11. eccle- 
siasticar. im". 13. a. (c ^schrift. sieh; 12. i 1. c. (d f ApostL im . 5. c. et sieh. 11. 
5. 1. b. (e f verhengnuss. im 43. . 11. b. (f J gwonnait. im 5- 4. a. (f g mess. 

im 63. . 7. e. 

IV. f Zemerckhen, daz lange gwonhait (a) loblicher brawch vnd allther- 
komen der kirch pindet ainn Christen gleich alsuil ain awfgesetzt gepot oder 
gepoten gesetz. DieRecht (b) wellen, daz ersessen gwonhait kraft haben recht- 
licher satzung. ain gwachait wirt in christenlicher kirch ersessen, wann ain geist- 
licher gotsdinst oder Cerimonj , mit wissen geistlicher oberkait auch mit geduld 
vnd zuoethuon gemainer vnderthan , ist gebrawcht vnd langzeit herhracht, alsz- 
denn ist got vnd der kirch ain ersessene gerechtikait angewachsen. dermas, daz 
sieh daraws kain vnderthan furter ziehen mag. sonder er rnuoes gegen Got vnd 
jhener kirch als gemainer roemischer (c) oder sonderr Saltzburger (d) oder ainer 
andern kirch dorinn soelh gewonhait ist , halten das allt loblich vnd gewondlich 
herkomen seiner kjrch darunder er wbnet. Hastu ainen gangsteyg vber deines 
nagsten grund gehabt nur zehen jar, daraws wildu dir schoepfen ain ersessene 
gerechtikait. Warum wildu dann got .vnd der kirch nit gesleen ainer gerechtikait 

(' Die Stelle, welche Berlhold im Sinne hat, lautet: Ecclesiasticarum institutionum 
quasdam scripturis, quasdam vero Apostolica tradilione per successiones in roinisterio coDfir- 
matas accepimus; quasdam verb censuetudine rqboratas approbavit usus, quibus par ritus et 
idem utrisque pietatis debetur affectus; unde quis vel aliquantulum : sacrarum expcrtus scrip- 
turarum haesitaverit? Si enim attentaverimus consaetudines ecclesiae, non per scripturas a 
patribus traditas nihil aestimare, quantum religio detriment! sit latura, intente inspicientibus 
liquido constabit. Quae cnim scriptura salutiferae crucis signaculum fldeles docuit insig- 
nari? vel quae trifariam digesta super panem et calicem prolixae orationis vel consecrationis 
ve'rba commendavit? Nam non modo, quod in evangelic continetur, vel ab apostolis insertum 
est, in secretis dicimus: sed et alia plura adjicimus, magnani quasi vim commendantia my- 
sleriis. Quae orientem versus, nos orare literarum forma docuit? : Benedicimus font em Bap- 
tismatis oleo unctionis. Hue accedit, quod ter oleo injungimus quos baptizamus, verbis abre- 
nuntiare Satanae vel angelis ejus informamus. Unde haec, el alia in hunc modum non pauca, 
nisi quia tacita et mystica traditione a Patribus, Ecclesiastico more, reverentiori diligentia sunt 
in 1 mysteriis observata silentio, quam ptiblicata scripto? Dist. 11. c. 5. Ecclesiasticarum, ex 
dictis Basilii. Anderswo sagt Augustin: Catholica ecclesia per orbem terrarum diffusa, 
tribus modi's probatur existere. Quicquid enim in ea tenetur aut auctoritas est scriptuarum, 
aul tradilio universalis, aut eerie pvopria, et particularis Institutio. Ibid. c. 8. ex Hbro de 
fide Christiana. 



120 SIBENTZEHEND CAPITEL / 

in gotszdinsten vnd christenlicher zierlikaiteti , die den glawb, vnd gehorsam be- 
treffen vnd die durch dein ellter (e) auch ander frumm lewt vnd guoet Christen, 
in der kirch langzeither gehalten seinn. 

(a 5 von gueter gwonhait. sieh. . 3. f. et im . 5. b. et g. et im 5- 6. f. et $. 
7. a. et 5. 10. b. et 14. g. 13. b. et im 33. 5- 3. 1. et 63. . 7. a. et 65. $. 10. e. et 
68. . 5. c. et 69. . 9. e. et 76. . 1. e. et 79. . 6. i. et im 88. . 2. e. et . 9. b. 
et 91. 14. c. (b f recht. Ps. de legibus. 1. de quibus et 1. diuturna. L. q. sit long, 
consuetudo, 1.2. extra deconsuetud. circ. fin. etdist. 11. per tot. 2. (c ^ romisch. im 
91. . 13. c. et . 14. a. (d f Saltzburg. im . 6. h. et sieh. in prin. prologi. c. 
(e 3" ellter. sieh. . 3. a. 

V. f Du bist mer gepunden zehalten guoten brawch vnd loblich gwonhait 
dann gepoten salzung, nachdem kain gebraucb , on deiner vorellter vnd anderr 
leiit zuoethuon auch on ir will vnd gefallen eingefueert ist. Aber die gepot ge- 
schehen offt, on geuallen vnd verwilligung der vnderthan. Augustinus (a) inaint, 
nichis sey fesster zehalten . dann ain guote gwonbait der die warhait hilft. Was 
guoter gwonhait (b] vnd loblichs brauchs in der kirch eingefueert ist, daskumbt 
her von der apostl (c) safzungen, die nit awfgeschriben sender sonst biszher trew- 
lich gehalten seinn, mit gnad heiligs geistes (d). der in christenliche hertz eingibt, 
daz sy guoet gwonhait, allt herkomen vnd loblich gebrawch fleissig halten. Pau- 
lus maint, ain guote gwonhait sey awfrecht wider kriegber ketzer vnd bas zehal- 
ten dann all geswaelz (e) derselben widerwaertigen. Daselb setztPaulus (f) dise 
wort. Ainem mann ist vnerlich daz er lang bar zu'gl , vnd dem weib ist erlicb die 
lang bar ziigolt, dann das har ist jr geben zuo ainer dockbe. ( 2 ) Dawider moecht 
ain zaenckischer mensch fragen wo soelhes geschriben stee. Dasselb zeuerant- 
wortten, zaigt Paulus an die gwonhait (g) guoter Christen vnd christenlicher kirch. 
Hiebey merckh eben, daz in der kircb guoet gwonhait hie seinn vbm heiligen geist, 
daz auch dieselben gwonhait an jnselbs krefftig seinn wider jhen die solh gwonhait 
nit zehalten vermuoetten. Sonst biel Paulus der kirch gwonhait nit gesetzt in 
heilige schrift. Darauf ist zebesliessen. daz guot gwonhait vnd alltgebrauch, so 
die kirch biszber zuoegelassen vnd angenomen hat, seinn fiirter zehalten vnd 
moegen durch die vnderthan nymer ablhan werden, on zuoegeben der kirch. 
Dieselb allain hat gwalt (h) jr ersessene gerechtikait nachzelassen vnd allte gwon- 
hait awfzeheben. in kraft dits worts, was jr auf erde loeset (i), das ist jrn himel 
awfgelost. Angesehen daz solh lieblich christenlich gwonhait mer durch goetlichen 
dann menschlichen rate seinn erfunden, eingefueert vnd herbracht. ( 3 ) 

(a f Augustinus. dist. 8. frustra. (b f gwonhait. sieh. . 4. a. (c f apostl. 
sieh. . 3. d. (d f geistes. sieh. 5. . 3. n. (e f geswatz. sieh. 15. . 1. c. (f f 
paulus. 1. Cor. 11. in med. (g f gwonhait. sieh. g. 4. a. (h f gwalt. im . 6. 1. et 
. 7. b. et . 9. a. et . 12. c. et . 13. c. et im 91. . 12. b. (i f loset. Mat. 18. 
im 72. . 8. k. 

VI. ^ Heilige schrift der Bibel kegreifft nit alle Christcnlicbe notdurft noch 
dorinn beslossen alles was der kirch oder dem glawb zuoegehoerig oder mensch- 
lichen sylen not ist. Darumb seinn daneben durch Christum vnd sein aposll, 

( 2 ,,Wenn ein Mann ein langes Haar tragt, ist es ihm zur TJnehre; wenn aber das Weib 
ein langes Haar tragt, ist es ihr zur Zierde." 1. Cor. ii, 14. 

( 3 Auguslin bemerkt zur Stelle 1. Cor. ii, iG: ,,In his rebus, de quibus nibil certi statuit 
Scriplura divina: mos populi Dei, vel instituta majorum, pro lege lenenda sunt. Epist. 86. S. 
Estii. comment, ad b. locum. 



VON MttNDLICHER WARHAIT GOTS. 121 

auch dutch die kirch vnd jr Regierer miindlich (a) lere beschehen auch satzung, 
gepot, verpot, ordnungvnd recht awfgericht vnd gemacht nach veraendrung (b) 
der zeit vnd nach gelegenhait der lewt. Dafaws fliessen zupeberaitung der Sa- 
crament, ellich artikel des glawbs so in heiliger schrift mit awsgedruckten worten 
nit steen. item christenlich Cerimonj , als Sontag (c), Weichnachten vnd ander 
hochzeitlich taeg zefeyren. Freitag vnd ander klagtaeg zefassten (d). tag zeit ze- 
petten. vnd noch vilmer gotszdinst, so vns von vnsern frummen vorelltern (e) 
verkiindt vnd bis auf vns christenlich gehalten seinn. Solh vnd mer ander hayl- 
sam gotszdinst hat in die kirch gefueert heiliger geist, durch sein lerer oder durch 
awfrechte Concilj oder durch zeitigen rat geistlicher oberkaitoder durch guoeten 
brawch vnd lobliche gwonhait (f) andachtiger menschen, oder sonst aus treflichen 
vrsachen durch die kirch awfgesetzt. Daraws seinn nachmals gezogen vnd awfgericht 
geistliche Recht (g) vnd christenlich satzung, Statut vnd ordenlich Cerimonj in ge- 
rnainer kirch oder in sondern kirchen vnd pisthumben gemacht, nachdem ain yede 
Prouintz (h) sender aigen syten vnd gebrauch hat. vnd ist gnuog daz solhe awf- 
richtung beschehe aws notdurftoder ansehnlichen vrsachen. vnd dassy nyndert 
seinn wider (i) heilige schrift, sender sich mit derselben vergleichen. Bestimbt 
satzung all vnd yeglich koemen gleich sowol (k) vom heyligen geyst als die Bibel 
mit jrem jnhalt. Deszhalb seinn sy, als gottes miindlich wort, nichtsweniger ze- 
gelawben vnd zehaltm, in mass goetliche schrift. Die Apostel vnd jr nachkomen, 
das ist die kirch vnd jr geistlich Regierer, haben vom heiligen geist souil gwalt (1) 
mit worten zepredigen, als die ewangelisten oder Paulus hat gehabt zeschreiben. 
beder gwalt ist on mittl hie von Christo. der hat seinn jungern mit lawtlern wor- 
ten beuolhen zepredigen, nit zeschreiben vnd versprochen, heiliger geist werde 
aws jnen reden (m), nit schreiben. wiewol dannoch derselb geist durch Ewange- 
listen ewangelia, durch Paulum vnd ander junger Christi Epistl geschriben hat. 

(a $ miindlich. sieh. . 1. g. etim. It.h. etsieh. 12. . 1. b. (b ^ andrung. im 
5. 10. c. (c J Sontag. im 51. $. 2. m. (d * fasten, im 76. . 5. d.. et 51. . 2. n. 
(e J ellter. sieh. . 3. a. (f f gwonhait. sien. . 4. a. (g f gerecht. im . 11. a. 
(h ^ provincia una quaeque in suo sensu abundat. sieh. . 4. d. (i ^ wider, im . 
10. d. (k f sowol. im . 11. f. (1 f gwalt. sieh. . 5. h. (m ^ reden. Mat. 10- 
sieh. 5. . 4. g. 

VIL ^ Darauf entlich zebesliessen, daz nit allain zegelawben vnd zehalten 
ist gotes schriftlich wort, benentlich die bibl souil dorinn die kirch annymbt, son- 
der auch gottes miindlich wort, das ist der kirch gepot, verpot, ordnung, gwon- 
hait (a) vnd all salzung, souil dieselb vnser muoeter gemaine kirch, vor zeiten oder 
yelz, awsmm gwalt (b) Christi vnd aws gab heiligs geistes, biszher gebrawcht oder 
liirter gebrawchen wirt. Wer die kirch nit hoert (c), der ist zeachten fur ainn 
hayd vnd offen siinder. Dergleichen gwalt haben vor zeiten der Synagog (d) Re- 
gierer auch gehabt vber das volkh von jsrahel. Des der herr zewgnuss gibt, 
sprechent. Was sy ew sagen (e). das sollet jr balten vnd volbringen. Doch ist 
dariiber disc vnderschid zemerckhen, daz gemaine Synagog nit on mittl von got 
gwalt gehabt, wie ytz gemaine kirch hat, allain ettlich besonder person aus jnen, 
als die Patriarchen. Moises, Dauid vnd ander Propheten oder gottes poten haben 
vber die Synagog vnd jr volckh, on mittl von got, geistlichen" gwalt oder sondern 
beuelh gehabt. Desselbenmals was die Synagog nur ain versprochene prawt (f) 
gotles. deszhalb jr nit gebiirt hat, jm haws gottes volmaechtiklich zeregieren. 
Nachdem aber numals dieselb prawt haimgefueert vnd beygelegen ist in der 
menschwerdung Christi, wirt sy genent die kirch, das ist derleib Christi vnd Ge- 



SIBENTZEHEND CAPITEL 

mahl gotes. deszbalb sy volmaechtigen vnd alien (g) gwalt hat aws gemainem 
beuelh gottes. an seiner gotlichen stat, jm haws diser weld vnd jrdischen lurch, 
all vnd yeglich geistlich sachen, souil der menschen hayl betreffen, zehandeln vnd 
auszerichten , zepinden vnd zeloesen, zeordnen vnd anders zethuon was ain,er 
hausfrawen in abwesen jres hauswirts gezimbt. Soelher gwalt kumbt anfanck- 
lich on mitlel von got auf gemaine kirch, vnd von derselben auf jr Re- 
gierer, als Papst, Pischof vnd ander prelaten, so die kirch selbs, als jr Sim, gepert 
vnd darnach aws jnen fiirsten (h) jrdischer kirch macht, anstat jrer vaeter der Pa- 
triarcben, Propheten vnd aposteln. die jren geistlichen gwalt on mittl von got 
gehalt. Aber gegenbiirtig Regierer haben solhen gwalt wol auch von got , aber 
durch mittl Christi vnd seiner kirch. 

(a 5 gwonhait. sieh. . 4. a. (b f gwalt. sieh. . 5. h. et im g. (e 5 hort. 
Mat. 18. in med. sit tibi ethnicus et publicanus. im 51. . 14. c. et 63. . 7. f. (d ^ 
synagog. sieh. 12. . 9. a. et im 90. . 5. b. (e f sagen. Mat. 23. in prin. sieh. 8. 
. 8. c. (f J prawt. im 81. 5. 9. c. et 91. . 1. b. et 99. . 4. b. (g <f alien. Mai. 
16. et 18. quodcunque ligaveris. sieh. b. (h 5 fiirsten. Psl. 44. in fin. pro patribus 
tuis nati stint tibi filij. constitues eos principes. im . 13- e. 

YIII. J Darumb seinn Propheten vnd jr gwalt des gesetz gewesen bis auf 
Johannem tawffer (a), nach jnen ist solher gwalt gedigen aus jrdische kirch. 
dauon geschriben steet, das himelreich (benentlich die kircb) leidet gwalt (b). all 
propheten vnd das gesetz haben geweissagt bis auf Johannem. darnach wirt 
das reich gottes durch das ewangelj verldindt, vnd yederman thuot gwalt jns reich 
(c) gottes. gleich als sprech Christus. das reich gottes wirt nymer verkiindt 
durch propheten, sonder durch ewangelische kirch, die jns himelreich gwalt hat, 
wen sy auf erd loest, der wirt geloest jm himel. Also ist auch Paulus (d) der 
kirch gehprsamer nachuoliger gewesen. Darumb ist dilsmals kaines propheten 
(e) not der vns verkiinde goetliche maynung vnd haylsam sachen. dieselben steen 
(nach sag des herren) in macht seiner kirch bey dere Chrislus, als jr hawp, all- 
zeit bis zuo ende (f) der weld geistlich wonet. dieselb kirch wirt auch durch 
heiligen geist, als durch jr verstaendige sele (g), albeg vnderweist. 

(a 5 tawffer. Mat. 11. sieh. 10. 5- 3. k. et im e. (b f gwalt. im 43. $. 14. a. 
et im 46- . 6. b. (c ^ reich. Mat. 11. in med. Luce. 16. post med. im 59. . 9. b. 
(d ^ Paulus. Actu. 9. im 42. . 7. f. (e J prophet. Psl. 73. jam non est propheta. 
sieh. a. (f f ende. Mat. 28. in fin. 62. . 5. d. et 91. . 3. b. (g f sele. sieh. 

7. 5. 7. f. 

IX. f Die kirch hat on mittl vnwidersprechenlichen gwalt (a) von Ghristo 
vnd on mittl baimliche vnderweisung vom heiligen geist. Wie Ghristi vnd hei- 
Jigs geists gothait gleich ain ding, also ist beder person gwalt vnd vnderweissung 
auch vergleycht, dermassen daz nichtsweniger kreftig ist was heyliger geist nach 
Christum, durch die Apostel oder ander lerer vnd Regierer, in der kirch geistlich 
(b), geworcht hat oderfuranwiirchen wirt, als was Christus durch sichselbs anfanck- 
lichleiblich than vnd a wfgeselzt hat Was die kirch also aufsetzt, das seinn goetliche, 
nit menschliche gesetz. Aber die yetzigen vnchristen fliehen bailsamawslegungvnd 
vnderweissung der kirch. gleichalssey soelhelere, menschen satzung. vnd dochnursy 
selbs machen menschliche (c) oder gar dewflische gesetz, nemlich pflegensy dieschrif 7 
aufs fleisch awszelegen vnd dadurch geistlichen syn zerreissen. Sy gebenl e wider 
heilige mess vnd etliche Sacrament, wider Decretal vnd geistlich recht. wider prie- 
sterscbaft vnd gliib der ordenslewt, wider gwalt vnd guoet gwonhait der kirch. 
wider gotszdinst vnd all christenlich ordnung. Jtem sy lernen vnd erlawben Ee- 



VON MtrNpLIGHER WARHAIT GOTS. 123 

pruch vnd vnrechtmaessig heyrat, nit zefasten noch zefejren, allzeit fleisch fressen 
vnd nichts guoels zethuon. Jtem Luther in seiner Reformation ermont die layen. 
Jr hende jm pluoet der geistlichen zewaschen. Solh vnd rner dergleichen vnchri- 
stenlich lere vnd moerderisch vnderweisung, so yfz die vnchristen wider die kirch 
anrichten vnd geben. seinn gesetz nit allain pluoetiger menschen sender auch 
graussamer dewfel. Da rgegen seinn der kirchen gesetz gotlicher aigenschaft vnd 
englischer syten. wie hernach voligt. 

(a f gwalt. sieh. . 5. h. et im 91. . 12. h. (b f geistlich. sieh. 5. . 3. e. et 
im . 12. d. (c f menschliche. sieh. 14. $. 12. i. et im . 11. e. et . 13. i. 

X. f Wie nach Christum die apostl vnd jr junger christenliche ordnung an- 
gehebt, also haben nach jnen solhe orJnung continuiert vnd fiirter gefueert jr 
nachkomen, Papst, Pischof vnd ander Prelaten. Daneben haben heilig vaeter vnd 
christenlich lerer fleissiklich aufgeschriben miindliche wort gots awch heilige 
schrift awsgelegt vnd erklaert. Darnach seinn gesamelt getnaine vnd sondere 
Concilj, daraus seinn geschoeft canones (a), geistliche recht auch gemacht statut, 
ordnung vnd satzung. daneben loeblich gwonhait (b) eingefuert. Die noch taeg- 
lich gemacht, gemert, gepessert, gemyndert, veraendert, gar abtban oder von 
newem awfgeselzt moegen werden nach notdurft vnd gelegenhait (c) auch nach 
veraendrung derzeit vnd lewt wie die not eraischt ainer yeden zeit, stat, person 
vnd standes. Auf das die Christenhait in guot wesen gestellt vnd dorinn orden- 
lich erhalten werde. Doch daz solh ordnung, statuta vnd gwonhait gemaes (d) 
seinn heiliger scbrift. daraws vermuoet moeg werden. daz solhes fliesse vom 
heiligen geist, nemlich daz es diene zuo erb'erkait, frid, siien, ( 4 ) ainikait, gotsforcht, 
sonderlich zuo der !ieb gottes vnd zuo des nagsten bessrung. 

(a f canones. im . 11. a. (b ^ gwonhait. sieh. . 4. a. (c f gelegenhait. sieh. 
J. 6. b. et sieh. 6. $. 7. b. (d f geraas. sieh. (J. 6. i. et im . 13. h. 

XI. ^ Geistlich recht vnd canones, (a) haben angehebt die Apostel vnd ander 
erst Regierer der kirch. das erscheint aws jren geschichtenn. Erstlich do paulus 
gezogen ist durch Syriam (b) vnd Ciliciam, daselbs hat er all kirchen besterckt vnd 
jnen beuolhen zehallten die gepot der Apostel. Zuom andern do derselb Paulus 
vnd Thimotheus giengen durch ettlich Stett (c) haben sy denselben Steten beuolhen, 
daz sy solten hallten die lere vnd awfsatzung oderGanones, so die apostel vnd 
vaeter zuo Jherusalem gemacht vnd aufgRricht heten. Derselben Canones fiinfflzig 
hat die kirch angenomen vnd nachmals geordent durch der apostel nachkommen, 
als durch Bapst, Bischof, vnd Concilj, die Canones zemern nach eruodrung ainer 
yeden zeit vnd sachen. Daraus das puoech genannt Decret (d) ains tails versa- 
melt ist. ( 5 ) Bestymbt cristenlich ordnung, Statut, Canones, Recht vnd ander 

(* ...siien." fehlt in der ijbersetzung ; das Weitere sieh im "Worterbuch. 

( 5 tJber das Alter der apostolischen Canonen ist viel gestrilten worden; die Einen set/ten 
sie ins dritte, die Andern ins fiinfte Jahrhundert; v. Drey hat in seiner Schrift: Neue Unter- 
suchungen iiber die Constitutionen und Canones der Apostel, Tubingen 1832. nachgewicsen, 
dass das Ganze der apostolischen Canones nicht vor dem Ende des 4ten Jahrhunderts zusam- 
mengesetzt werden konnte, wenngleich kleinere Saramlungen apostolischcr Canones schon 
fru'her und an verschiedenen Orlen vorhanden sein konnten. Es sind allerdings Canones 
darunter, die insofern apostolisch genannt werden konnen als ihr Inhalt in den Schrifien der 
Apostel, besonders in den Paulinischen Briefen in der That vorkommt. Sie sine! im Ganzen 
funfzig; in der griechischen Kirrhe erhielten sie Ansehen von Echtheil, wShrend sie im Abend- 
lande als apokryphisch betrachtet wurden; erst nachdem Gralians Decrel, in dem sie ofters 
angefiihrt werden, im Abendlande als allgemeines kirchliches Gesetzbuch angenoinmeii wurde, 
erhielten sie ebehfalls allgemeine gesetzliche Geltung. Sieh die oben angeffihrte Schrift, den 
betreff.. Artikel.im Freiburger Kirchen-Lexicon, von Drey und den Artikei von Walthcr im 
Aschbach'schen Lexicon. 



124 SIBENTZEHEND C AP1TEL VON MClSDLICHER WARHAIT GOTS. 

satzung auch loblich gwonhait der kirch, seinn goetlich vnd nit menschen (e) ge- 
setz nachdem daijnn goetlicher will vnd recht begriffen ist. vnd heiliger geist 
sein wort sowol (f) wiircht durch reden (g) als durch schreiben. Dann sol der 
kirch gesetz nur fur menschen gesetz gescbaetzt, alszdcnn waeren alle geselz hey- 
liger schriift auch nichts anders dann gesetz der menschen. die solhe heilige schrift 
mit jren henden geschriben vnd durch jren mund (h) verkiindt haben. vnd jben, 
die also geschriben, benentlicb moises vnd ander propheten, Paulus vnd ewange- 
listen auch anderscribenten seinn toedlich (i) menschen gewesen gleichwie ander 
lewt. Also haben auch Augustinus, Jheronimus vnd ander mer, als miller (k) 
zwischen got vnd vngelerter menschen, ausm heiligen geist geschriben vnd gepre- 
digt. Doch nichts daz in ainer zyfer wider heilige schrift sein moecht , souil die 
kirch annymbt. 

(a f Canones. sieh. . 6. g. et . 10. a. et im d. et im 24. $. 7. a. (b f syriam. 
actu. 15. in fin. (c J stett. actu. 16. inprin. (d J decret. sieh. a. et . 5. g. (ej men- 
schen. sieh. g. 9. c. et im 98. . 8. c. (f J wol. sieh. . 6. k, (g f reden. sieh. 5. 
. 4. g. (h J mund. sieh. ; 6. a. (i J todlich actu. 14. post med. Et nos mprtales 
sumus similes vobis. (k f miller, im . 12. a. et im 23- . 4. d. et im 27. . 4. b. 
et 94. . 11. d. 

XII. ^ Aus bemelten vrsachen hat got seiner kirch jmm allten vnd newen 
gesetz geben, nit allain Patriarchen, Propheten, schriftgelert, apostl (a) ewange- 
listen, sonder auch (wie Paulus setzt) Selsorger (b) vnd lerer, benantlich Pabst, 
Cardinael, pischof, prelaten, Pfarrer vnd doctores. Solh leiit gibt got noch taeg- 
lich zuo auslegung der schrift, zuo vnderweisung die lewt vnd zuo regierung cri- 
stenlicher kirch. Dieselben haben geistlichen gwalt (c) in der kirch vnnd iiber 
jre glid cristglawbig menschen. Auch vnder jnen mit bilf beiligs geistes (d), ge- 
setz vnd ordnung zemachen. Auf das dieselb kirch vnd jre glid als der leib Cristi, 
in guotem wesen erhallten werde. zuo ewigem lob gottes, vnd zuo hayl der 
menschen. 

(a f Apostl. Ephe. 4. post. prin. sieh. . 11. k. etim 18. g. 8. c. et 91. . 4. c. 
(b f Selsorger. sieh. 8. $. 7. a. (c f gwalt. sieh. . 5. h. (d ^ geistes. sieh. . 9. h. 

XIII. ^ Merck dreierlay (a) gesetz. das erst ist on mitel von got, der selbs 
das poes (b) verpewt vnd das guoet gepewt in menig faelen. Vns auch soelh sein 
gesetz verkiindt durch die natur oder durch ander mittel , als engel oder men- 
schen. Dasselb goetlich gesetz mag kains wegs veraendert werden. Das ander 
gesetz ist aucb von got durch mittel der kirch vnd jrer regierer. denen Cristus 
gantzen gwallt (c) geben hat, an seiner stat gesetz zemachen, zepinden vnd aufze- 
loesen. zeuerpielten vnd zegepietten. Das gezewgt Paulus. Do er sprach zuo 
den elltern der kirch Ephesi. Merckt (d) auf ewselbs vnd auf gantze schar ewrer 
schoefel. in denen ew heyliger geyst aufgesetzt hat zuo Pischouen (e). Zuo re- 
gieren gottes kirch, die er durch sein aygen pluoet erworben hat. Darnach be- 
uilcht Paulus cristglawbigen, daz sy jren prelaten gehorsam (f) vnd vnderworffen 
seinn. Wie vorzeiton die apostl vnd ander verwalter erster kirch gwalt gehabt. 
also baben diser zeit die Regierer gegenwiirtiger kirch, als Papst (g), Cardinael, 
Pischof, Concilj vnd ander, auch gwallt zehandeln in geistlichen sachen, nach not- 
durft der kirch vnd jrer glid, auch nach vermoeg aines yeden Ambts. Doch was 
die kirch vnd jr verwalter, als recht Stathalter Cristi, setzen. Dasselb sol heiliger 
schrift vnd dem wort gots gemaes (h) sein, das ist aigentlich berueeren gottes 
diennst. oder aigene puoess oder des nagsten hayl. Dritt geselz ist lawter mensch- 
licb, das nit strebt wider got, als hend zuom essen zewaschen (i) vnd dergleichen 



ACHTZEHEND CAP1TEL. VON BESCHAFFENER WARHA1T. 125 

gesetz, die menscbliche zwcht, vnd doch nit geystlich hail berueeren. Dergestalt 
haben die Apostel verpotten (k) zenyessen speysz, die Abgoettern geopffert oder 
erschlagen oder ertrunckhen ist. Solhe gesetz seinn zehallten gebiirlicher weis 
vnnd zeit. Wo aber goetlich gesetz fiirfellt, daselbs ist menschlich gesetz aufze- 
schieben vnd das goetlich auszzerichten. Goetlicher maiestat ist iner (I) gehorsam 
zelaisten dann den menschen. Deszhalb hat Cristus die juden angeredt. (re) Jr 
vnderlasst gottes gepot vnd halltet der menschen aufsatzung. Aber welh men- 
schen gesetz wider got oder wider die warhait aufgericht vnd fabeln (n) seinn 
dieselben soellen wir, nach lere Pauli, nit hallten. 

(a 5 dreyer. sieh. g. 3. b. (b [ poss. sieh. 1. . 3. a. (c J gv/allt. sieh. . 5. 
h. (d f merckt. act. 20. ant. fin. im 91. . 6. c. et 95. g. 4. b. et g. 5. e. (e f von 
Bischouen. sieh. . 7. h. et im 65. . 5. k. et im 69. '. 6. c. et 89. g. 8. d. et 91. . 



5. h. et g. 6. a. et . 11. f. et im 94. . 4. i. et im 95. . 2. d. et g. 4. per tot. et 
(j. 6. per tot. (f ^ gehorsame. hebr. 13. ant. fin. im 1. et im 91. . 11. g. et 98. . 
10. e. (g ^ Papst. sieh. 6. . 5. b. (h J gemas. sieh. g. 10. d. (i f waschen. Esa. 
29. et mat. 15. in prin. im m. et sieh. . 9. c. et im 64. . 7. k. (k f verpoten. actu. 
15. abstineant a conlaminationibus. im 76. g. 6. i. (1 f mer. Actu. 15. post med. 
obedire oportet deo magis quam hominibus. sieh. f. (m } angeredt. Marci. 7. post 
prin. sieh. i. (n 5 fabeln. Tit. 1. hi fin. 



ACHTZEHEND CAPITEL. 

Ton Iesehft'ener warhait. 

I. All geschoepf ist warlich beschaffen von got durch sein gotlich wort, do 
got sprach (a) vonstundan seinn alle ding gemacht. Dasselb ist auszwendige vnd 
fiinfTte warhait, vender oben (b) meldiing beschiecht. Sy kombtwol von got, aber 
aus nichding, nit aus got, aus deme vorbestymbt drey (c) awswendig warhait koe- 
men. Dieselb erschaflfen warhait ist getailt in geistlich vnd leiblich geschoepf. 
Das leiblich ferrer in sichtbar vnd vnsichtbar creatur. Die sichtbar creatur vnd 
warhait hat got fur vnser syndlikait gelegt. auf das wir dabey soellen lernen vnd 
abnemen das war goetlich wesen vnnd leben, sein allmaechtikait vnd weiszhait 
auch ander goetlich krefft vnd tugent. Nymm dits beyspil. das ain got wesen- 
lich, befindt sieh bey sichtbarem geschoepf, das sonst on got nit gesein moecht. 
Jtem das got lebt, (d), das wirt beweist mit alien lebentigen creaturen, denen got 
jr leben gibt. deshalb -muoes erselbs das e wig vnd staetig leben sein, an deme aller 
creatur leben hangt, wie dann aller creatur wesen an goetlichem wesen (e) auch 
hangt. Dergleichen ist in andern empfindlichen kreften , bey denen auszenemen 
seinn jnwendig vnd auswendig goetlich kreft. Also sol der mensch, durch erkant- 
nuss leyblicher sichtiger warhait , iibersich (f) kommen zuo hoeherm verstannd, 
nemlich zuo got vnd geistlichen creaturen auch zuo vnsichtbarn geschichten gots, 
dann bey sichtigen leiblichen beyspilen moegen wir versteen vnsichtbar geistlich 
sachen. wie Paul us beschreibt. daz gotes zorn (g) von himel geoffenbart werde 
iiber all vnbillikait vnd vngerechtikait jbener so die warhait gots jm vnrecht ver- 
hallten, vmb das in jnen geonenbart ist was got kund ist. Dasselb hat jnen got 
geoffenbart, nachdem die vnsichtbarn (h) ding gottes, nemlich sein ewige krafft 
vnd gothait, werden scheinberlich verstanden durch diesichtbarn werch, die jmm 
geschcepf der Welt gemacht seinn. Souil daz vnglawbig lewt kain auszred (i) 



126 ACHTZEHEND CAPITEL. 

noch entschuldigung haben, dieweil sy erkennen daz ain got ist. dene sy, als jren 
schoepfer, nit preisen noch jme dankbarkhait erzaigen. sender sy beleiben in jren 
reden vnd eyteln gedaenncken. biszher Paulus. Dabey zeuersteen. Wo wir vns 
emsiklich yeben (k) zuoerkennen leiblicbe vnd empfindliche geschoepf gotes , alsz- 
denn erwarmen(l) wirinlieb. zelernen geistlicb vnsichtbargescboepfvnd geschicht 
gottes. nachdem wir wissen. daz all leiblich creator bye von Got vnd deszbalb 
liebzebaben seinn, Daraus sollen wir lernen vnd bedencken aucb lieben geist- 
liche ding gottes. Das aber on hohe vernuft nit bescheben mag. 

(a f sprach. Psl. 148. ipse dixit et facta sunt. im 19. . 8. d. (b J oben. sieh. 
11. . 1. h. et 5. g. 3. h. (c j drey. sieh. 5. . 3. b. d. e. (d f lebt. im 28. 5- 7. 
c. (e f \vesen. im 21. . 1. b. et 48. . 4. g. (f f ybersich. im 28. . 15. h. (g } 
zor'n. Ko. 1. in med. revelatur ira dei de coelo. im g. 2. d. (h J vnsichlbarn. 
Ro. 1. Jnvisibilia ipsius a creatura mundi conspiciuntur. sieh. 5. g. 6. b. (i f aus- 
reden. ro. 1. ita ut sint inexcusabilis. sieh. 5. . 6. a. et im jj. 3. c. (k ^ yeben. 
im 35. . 7. c. (1 [ warmen. im 48. . 12. e. 

II. ^ Wiewol got menschlichem geslaecbt zuogeordent hat hohe vernuft (a) 
vnd gemaesen gnuogsamen verstand, denselben anfangklich dem adam (a)geraicbt, 
souil daz er hat moegen versteen vnd lernen aus leiblichem geschoepf. Jst jm 
doch derselb verstannd nit fur aigen (wiefreyer will)gegeben. deszhalbhatsolher 
verstand moegen verloren vnd zuo nichte werden, nachdem derselb menschlich 
verstand ausm vnuerstand, das ist aus nichte (b) beschaffen was. Darumb hat 
Adamdurchseinen fal vnnd injmegantz mennschlicb geschlaecht gebiirlichen ver- 
stand verloren vnnd ist gedigen inn vnuerstand vnd in gotes zorn. Dann yglicher 
mensch ist aus fleisch (c) geporen vnd nichts anders dann fleisch vnd aus zeriitter 
natur ain kind des zorns (d), auch dermassen verplendt, daz er weder an leib noch 
an sel aus aigner kraft icbts kan noch mag versteen (e), bedencken noch begreifen 
anders dann werch des fleisch vnd jrdische ding, die gegenbiirtig vor seimm ange- 
sicht ligen. Himlische ding seinn jm zuo hoch goetliche zuo ferr, geistliche zuo 
subtil, derselben sachen kaine mag er von jmselbs versteen, on sonder gnad vnnd 
gab gottes. Vnuerstaendig vnd vnrain fleisch wirt ains aus dem andern (f) ge- 
poren. dadurch all menscben fallen in vnuerstand vnd moegen nit ferrer sehen 
dann so weyt jr leiblich gesicht raicht. (*) vnd solten doch mit geystlichem ge- 
sicht jrer selen, das ist mit verstandiger vernufft (g) sehen ferr bis an got als an 
jr hoechst guot, vnd hinein bis in haimlikait jrer gwissen, vnnd also bey leiblicher 
warbait iernen erkennen sieh selbs vnd seinen schoepfer ewigcn got. 

(a f Von der vernufft. sieh. 2. g. 1. b. et 5. g. 7. a. et 6- 7. d. et im g. et 
im . 4. b. et im 27. . 3. a. et 29. g. 9. c. et . 12. b. et im 41. . 5. h. et . 7. 
g. et 49. 5. 3. d. et 54. . 11. 1. fa f Adam. sieh. 12. $. 5. d. (b f nichte. ini 22. 
. 4. a. (c 5 fleisch. Job. 3- quod natum est ex carne. caro est. im 24. . 1. b. et 
25. . 7. a. et 28- . 15. n. et 34- . 11. b. (d J' zorns. Ephe. 2. in prin. eramus 
natura filii irae. sieh. . 1. g. et sieh. 9. . 2. h. et im 32. g. 1. i. (e f versteen. im 32. 
. 5. c. (f f- andern. im 37. . 10. e. et 67. . 5. c. (g f vernutt. sieh. a. et im 
51. . 10. g. et 41. . 7. e. 

(' Durch die Siinde Adams sind alle seine Nachkommen Kinder des Zorn es Gottes ge- 
\vorden. Adam hat durch seinen Fall die gottliche (Inade verloren, daher wird bier der Mensch 
Fleisch genannt, denn durch die irdiscne Geburt befindet sieh der Mensch in diesem Zustande 
der TJngnade Gotles; er wendet sieh von Gott weg, and jagt der Begierlichkeil naeh. Der 
Mensch ist unfahig, aus sieh selbst Gott wohlgefa'llig zu handeln und gerecht zu werden als. 
nur dureh das Verdiensi Christi. Si quis hoc Adae peccatum, quod origine unum est, el pro- 
pagatione, non imitatione transfusum omnibus, inest unicuique proprium, vel per humanae 
naturae vires, vel per aliud retried ium asserit tolli, quam per meritum unius mediatoris domini 
nostri Jesu Christ!, qui nos Deo recpnciliavit sanguine suo, Cactus nobis juslitia, sanclificatio 
et redemtio, anathema sit. Cone. Trid. Sess. Y. dec-ret, de pecc. orig. Ausfuurlicheres beim 
Artikel fiber die^Erbsiinde. . 32. 



v / VON BESCHAFFENER WARHAIT. 127 

IIL f Wil nu der mensch widerumb erlangen seinn verstand , muoes er 
denselben suoechen vnd pitten von got, der allain sein goetliche weiszhait mag 
senden in gelernigen (a) menschen , dadurch er verstaendig, wytzig, gelert, vnd 
kiinstreich wirt , nach seiner schicklikait vnd nach -willen gottes. der in kraft sei- 
ner ewigen weiszhait, aimmyeden vnuerstaendigen, aof sein pete, gibt gnad vnd 
verstaendige vernuft vnd weiszhait. Wie Jacobus spricht. Wem weiszhait abgeet 
derselb pitte got, der jms alszdenn iiberfliissiklich gibt, vnd ist in arg nyemants 
aufhebend sein gab, sonnder es wirt jm gegeben. ( 2 ) Wann dn nu verstand von 
goterworben hast, denselben muoestu brawchen zuo erkanntnuss gottes, derge- 
stallt. dieweil du versteest, daz alle ding in diser weld (b) zergengklich seinn auch 
anfang vnd ende haben. Deszhalb mueessen solhe ding koemen von ettwe vnnd 
enden in ettwe, das weder anfang noch ende hab auch nit zergeen moeg. Dasselb 
ist got. Dergestallt mag ain yeder mensch, aus beschaffener vnd sichtiger warhait 
kommen zuo gottes erkanntnuss. Dauon die hayden jres vnglawbs nit entschul- 
digt (c) seinn. sonnder sy sollen bey dem geschoepf erkennen ainen got. Wie nu 
derselb zuo gleychnuss seiner goetlichen ewigen krefft vnd tugent, ettlich tugent 
dem menschen geraicht. also hat got demselben menschen geraicht die krafft der 
warhait. Nachdem aber das geschoepf , dem soelhe warhait geraicht, wandel- 
waertig ist. deszhalb ist auch jm geschoepf die warhait wandelbar, dermasz daz 
darab haberi moegen (aber nit sollen) fallen die poesen (d) geist vnd verkert men- 
schen. Von solher menschlicher warhait ist ditsmals zesagen. 

(a J gelernigen. Jaco. 6. in prin. im . 7. a. et i. (b ^ weld. 1. Job. 2. mundus 
transiet. im 2l. . 2. b. (c } entschuldigt. sieh. . 1. i. (d ^ posen. Job. 8; 
sieh. 5. . 1. e. 

IV. f Anfanngs hat got die warhait dem menschen, als seiner beschaffen 
pildnuss, geraicht vnd geben. daz er dieselb, Got zuo warem lob, jmselbs zuo 
warem hayl vnd seimm nagsten zuo warem nutz, solt brawchen , auch sieh ent- 
lich vergleichen mit goetlicher warhait die aws got geet. Auf das er belib ain 
ware pildnuss (a) ewiger jnwendiger warhait gots. Jn diese warhait hat got 
anfangklich gesetztdasmenschlichgeslaecht, nemlich vnser ellter Adam vnd Euam. 
Nachdem aber der mensch die warhait on vernuft (b) nit kan begreiffen, vnd 
doch die vernuft nur ain geystliche vnd kain leibliche schickung ist (wiewol sy 
durch leiblich hyrn (c) gebrawcht wirt) deszhalb hat got sein weiszbait dem men- 
schen mittailt vnd in seinn geist gegossen die vernuft, die kain plosser leib sender 
ain geist empfahen mag vnd sol. Domit nit allain menschlicher geist durch sein 
verstaendige vernuft, sender auch menschlicher leib durch seinen geist, vnd also 
alle creatur leibliche vnd geistliche moecbt kommen zuo erkanntnuss gottes seines 
schoepfers vnd mit seiner goettlichen ewigen warhait veraint (d) werden. Wie 
sieh die vernuft naturlich veraint mit jrem leib, also solt sy sieh williklich verainen 
mit jrem schoepfer. Jn mass der weis (e) nach lengs beschreibt. daz got den 
menschen erfiillt hab mit zucht des verstands vnd hab jme beschaffen die kunst 
des geistes auch jm gezaigt guots vnnd poess, nemlich was waroder vnwar sey. 
Aber Adam (f) hat soelhe arigezaigte warhait in jm nit vergleicht mit goetlicher 
warhait. sonder himlischen vnd warhafiftigen vatter veracht vnd geuolgt dem lug- 
hafftigen dewfel. der vatter ist aller liige(g), alsjne Christus bezeicht, nachdem 
er in der warhait nit bestannden ist. dadurch Adam vnd sein naturlich nachkom- 

. ( 2 Fehlt es aber Jemanden aus euch an Weislieit, der erbitte sie von Gott, welcher 
Allen reichlich gibt, und es nicht vorriickt, und sie wird ihm gegeben werden. Jaco.b. 1. 4. 



128 ACHTZEHEND CAP1TEL. 



men, nemlich ganntz mennschlich geschlaecht, verloren haben warhafftigen ver- 
stand vnnd seinn gefallen in lughafftigen vnuerstand. ( 3 ) 

(a J pildnuss. im 29. . 8. c. (b <J vernuflt. sieh. . 2. a. (c J hyrn. im 27. 5. 
8. h. < d ^ veraint. sieh. 5. [. 2. e. im .. 5. d. (e 5 weis. eccklu 17. creavit illis 
scientiam spiritus. im 85. . 5. i. (f f adam. im 34. . 1. d. (g 5 luge. Job. 8. sieh. 
15. . 8. e. et im 51. $. 4. h. 

V. f Dauon Jberernias sagt, daz all menschen narren (a) seinn gemacht ab 
jrer kunst. Darzuo dauid. daz die warhait geschmelert sey von den kinden der 
menschen , vnd Esaias (b) spricht. Nach der siind 1st richliger verstand hinder 
sieh gekert vnd die warbajt gefallen auf die gassen daz die billikait nymmer ein- 
geen mag vnd die warhait in vergessen koemen. Darumb seinn all menschen lug- 
ner, lawt discs spruchs. Got ist warhafftig vnd all menschen lugner(c). Desz- 
gleycbs hat Dauid in seiner verzuckung gesprochen. yeglicher mensch ist ain lugner, 
nemlich der sein warhait vnnder sieh zuo sieh selbs auf sein aigen menschlich wort 
setzt vnd nit tibersich zuo got laittet vnd mit goetlicher warhait vergleycht. (d) 
Desselben mennschens warhait zergeet vnd flewcht vom menschen. Wo die war- 
hait miszbraucht, daselbs wirt sy getreten jns kot. (e) Hiet aber der mensch sein 
wort vnd warhait gesetzt zuom wort gots vnd vergleycht mit goetlicher warbait, 
alszdenn waere in jm die warhait bestaettigt (f) vnd nymer zerganngen. in mass 
goettliche warhait ewiklich bleibt. (g) Jn kraff't derselben awswendigen warhait 
mag got allzeit dem menschen sein verlorene warhait widerumb erstatten. 

(a ^ narren. Hiero. 10. in fin. stultus factus est omnis homo. Pslm. diminutae 
sunt. veritates a filiis hominum. im . 6. d. etsieh. 12. . 7. d. etim 37. . ll.c. et 
78. . 6. e. (b ^ Esaias. 59. ant. fin. conversum est retrprsum judicium. (c f lug- 
ner. Ro. 3. in prin. pslm. 115. omnis homo mendax. sieh. 14. . 5. f. (d f ver- 
gleicht. sieh. . 4. d. et sieh. 11. . 7. f. et im . 7. f. et im 28. . 14. a. et im 19. 
. 5. e. (e jj kot. Dani. 8. in med. prosternetur veritas in terra, (f f beslattigt. 
Psl. 32. in prin. verbo domini coeli firmati sunt. (g ^ bleibt. sieh. 11. . 7. g. 

VI. f Paulus schreibt. Welh nit ruoen (a) auf der warbait, die glawben der 
poszhait. wiewol sy alweglernen, kommen sy-doch nymmer zuo erkantnuss der 
warhait, sender sy verschliessen goetliche warbait in jrer vngerecbtigkail vnd ver- 
wandeln solhe warbait in liige. (b) Aber ain gerecht hertz (c) suoecht zewissen 
kunst vnd warhait, die jme verporgen ist, nacbdem ganntz menschlich geslaecht 
jrret (d) vom wege der warhait vnd das liecht vrspriinglicher gerechtikait verloren 
hat. Deszbalb jme nit wissend, was guot oder poes recht oder vnrecht, war 
oder erlogen sey. Gemainklich erwoelt der vnuerstaenndig mensch das poes(e) 
fur das guot, das fals fur das war, finsterfur liecht. Damit versawmt er sein 
hayl vnd erwirbt das sayl (f). Darumb hat got dem menschen ain natiirliche nai- 
gung (g) geben, geren zewissen die warhait. der jm gemueet nit feyert, bis er 
vermaint die warhait begriffen zehaben. Wiewol darjnn oft ainer faelt vnd etwas 
vnwares fur war faellt, oder daz er die warhait nit zuo guotem furnymbt zebrau- 
chen. als wann ainer ware lere vnder false musche wie diser zeit beschiecht. 

(a f ruen. Ro. 2. post prin. 3. th. 3. post .prin. (b J luge. Ro. 1. ant fin. (c f 
hertz, prov. 27. ant. fin. cor rectum inquirit scientiam. (d f jrret. sap. 5. in prin. 
sieh. . 5. a. (e f pos. Esa. 5. ant. fin. sieh. 15. g. 6. b. et im 41. . 5. i. (f f 
sayl. im 27. . 10. f. et 43. . 17. k. et 50. . 2. k. et 53. $. 8. a. (g 5 naygung. 
sapi. 2. videamus ergo si sermones illius veri sint. 

(3 Dass Adam durch seinen Ungehorsam seine Heiligkeit und Gerechlipkeit (in qua con- 
slitutus fuerat) vevloren habe, ist schon bemerkt, eben so dass der ersle Mensch mit hoher 
Vollkommenheit ausgeriislet war, wie Schrift und Tradition beweisen. Er hat aber seine 
Heiligkeit nnd Gerechtigkeit nicht b.loss fiir sieh verloren, sondern auch (iir seine Nachkpm- 
men. Concil. Trid. sess. V. n. 2. Uber die Folgen des Falles sieh bei der Erbsiind. ' : ' 



VON BESCHAFFENER WARHAIT. ' 129 



VII. 5 Darauf w jj V nser hayler daz all menschen koemen (a) zuo erkantnuss 
rechter warhait. Got hat vns syn (b) vnd vernufft geben , vmb das wir waren got 
vnd sein goetliche warhait erkennen vnd vns derselben in pildnuss vergleichen, daz 
wir auch gesein (c) moechten in seinem waren sun Jesu cristo. wie Johannes 
scbreibt. Daneben wil vns got, durch seinen heyligen geist (d) alle warhait 
lernen. Besonnder jhen , die jr vertrawen (e) in Got setzen, werden die warhait 
versteen. Also muoes der mensch erstlich habensein zuoegeaigente warhait. die- 
selb sol er vergleichen (f)mit awszwendiger goetlicher warhait, dadurch er moeg 
soin ain gnschickte pildnuss jnwendiger warhait goltes. Doch mag kain mensch 
aus jmselbs menschliche warhait, die wir verworcht haben, widerumb erkriegen. 
noch auswondige goetlicbe warhait (die vns vorsteet) erforschen noch erlangen. 
Nur wir toedtlich menschen (denen von jnselbskain kunst anwaechst) haben lerer 
vnd maister die vns vnderweisen. (g) Daneben muoess auch durch goetliche gnad 
das herlz jnwendig geschickt vnd der lere fahig (h) sein, nemlich daz der mensch 
gelernig sey. Dann geschriben (i) steet. Sy all werden lernen von got als von 
aymm wegfueerer vnd vnderweiser der voelcker. 

(a f komen. 1. thi. 2. vult omnes ad cognitionem veritatis venire, sieh. . 3. a. 
et im 20. . 6. b. ^b f syn. 1. Job. 5. in fln. dedit nobis sensum ut cognoscamus 
dcum. sieh. 2. . 1. e. et im 26. . 5. b. et 27. $. 9. c. (c f sein. 1. Job. 5. in fin. 
ut simus in vero filio ejus. (d f geist. Job. 16. post prin. sieh. 11. . 5. b. (e ^ 
vertrawen. sap. 3. qui confidunt in domino, intelligent veritatem. sieh. 2. . 2. g. et 
5. . 5. k. et im 78. . 10. f. (f f vergleichen. sieh. . 5. d. (g 5 weisen. im . 
8. h. (h J von der fahikait. i. de capacitate, sieh. 4. . 15. m. et 7. . 8. f. et im 
. 8. 1. et im 19. 5. 11. e. et 21. . 1. 1. et $. 3. c. et ff. 7. 1. et im 27. . 1. c. et. 
3. g. et 28. g. 14. g. et 29. . 3. g. et im 34. . 6. e. et . 8. a. et . 10. d. et im 
3(j. . 12. g. et $. 14. b. et im 38. <J. 2. c. et 39. . 4. i. et 42. . 9. c. et 43. 5- 5. 
i. et . 7. c. et im 46. . 5. c. et 49. . 3. b. et 56. g. 8. d. et 65. . 4. f. et im 70- 
5. 2. c. et 79. . 2. d. et 89. . 2. b. et . 9. h. et 85. . 5. b. et . 10. e. (i 5 ge- 
schriben. Job. 6. post med. erunt omnes docibiles dei. Esa. 55. post prin. dedi eum 
ucem et praeceptorem gentibus. sieh. . 3. a. et 9. . 6. d. 

VIII. f Ware kunst verhellt got den weysen diser weld vnd offenbart (a) 
dicselb den diemueetigen. Dcrgestalltistgot allain maister, der anfaengklich durch 
sein vorlawffennde gnad, nachmals durch mitler, den menschen vnderweist. 
Was diesclben mitler zereden haben, das reden (b) sy nit anders als rede got 
selbs. Darauf hat got der kirch geben mitler (c), ettlich zuo propheten, etlich zuo 
aposteln, etlich zuo selsorgern etlich zuo lerern. Domitgemain volck der war- 
hait vnderweist werde. Also ist auf gantzer erde vnseraygentlicher maister allain 
cristus, fur dene er sieh selbs auszgibt vnd spricht. Jr soelt ew nit maister 
nennen lassen, nachdem nur ainer ewr maister (d) ist, benentlich cristus. Jst 
zeuersteen wesenlich. dann allain gottes Sun ist geporene weiszhait vnd wesen- 
liche maisterschaft , gegen der, aller menschen kunst vnnd weiszbait nichts ze- 
schaetzen (e) seinn. Wie sonst all jnwendig goetlich vnnd wesenlich krefft, als va- 
terschafft, herrschafft, machtikait vnd ander tugent aus got herab in die creatur 
fliessen (f) , also flewsst auch gotliche maisterschafFt in die menschen , dermass daz 
ain mensch des andfirn vater, herr vnd mayster ist, nit essentialiter, das ist we- 
sennlich, sender accidentaliter oder zuoefelliklich. Dergestallt isl jhener dein 
maister der dich von got etwas guots lernet. Also hat paulus (g) selbs bekennt, 
sieh jmm ewangelj gesetzt zesein ainn prediger, ainn apostel, vnd ainn maister 
der gemainen lewt. Dieselben mueessen von got erlewcht vnd der warhait vnn- 
derweist (h) werden durch die verstaendigen, als durch ain mittel(i), zwischen 
got vnd des vnuerstaendigen menschen, Wie Paulus anderswo bekennt. Jch 

Keithmeier, Berthold's Theologey, 9 



130 NEWJSZEHEND GAPJTEL 

sag die warhait (k) in Cristo vnd lewg nit. desgibt mir zewcknuss mcin gewisscnn 
jmmheyligen geyst. Nun seinn wir toedtliche menschen nit wirdig(l) hochfachig, 
daz vnns Got selb on mittel anrede oder vnnderweyse der warhait. Deszhalb lernl 
er vns durch zway wort vnd mittel. ains ist sichtbare creatur, dasander istschrifft- 
lich oder miindlich wort, dasselb sendet got hieher in disc weld durch engel vnd 
propheten oder ander mitler (m). die in zaichen oder stymm, in schriftodcr predig, 
den willen vnd mayhung gottes, vns anzaigen auch seiner warhait vnnd wort vnn- 
derrichten. Ja Cristus hat von jmselbs (als gepieter etwas wie got) nit wellen 
zewgnuss geben, noch als got, sonnder als ain mitler rnensch, sein lere den lew- 
ten fiirtragen vnnd gesprochen. Jcb suoech (n) nit rneinen willen , sonnder den 
willen meines vatters , nemlich gottes, der tnich gesandthat. ob jch von mir selbs 
zewgnuss gaebe, alszdannist mein zewgnuss nit war. Dieweil nu got sich selbs 
auch daneben seinn willen vnd geschaeft, durch schriftlich oder miindlich wort, 
gibt, zuoerkbennen. Also wil er sich auch zuoerkennen geben durch sein ge- 
schoepf , als durch natiirliche lernung der warhait. ( 4 ) Dasselb geschoepf ist gross 
vnd manigfelltig, wiehernach (o) voligt. 

(a f offenbart. Luce. 10- in med. revelasti ea parvulis. (b 5 red en. 1. Pet. 4. 
in med. si quis loquitur, quasi sermones dei. sieh. 5. . 4. y. (c f mitler. Ephe. 4. 
post prin. dedit quosdam apostolos, quosdam prophctas, nlios pastores et doctorcs. 
im i. et ra. et sieh. 17. . 12. a. (d ^ maister. Math. 23. in prin. im 29. g. 4. "a. et 
77. . 3. b. et im 88. . 12. i. et 95. 5. 7. e. (e f zeschatzen. im 21. . I. n. (f } 
fliessen. im 21. . 4. a. (g ^ Paulus. 2. Thi. 1. post med. (h f vnderweist. sieh. 
. 7. g. (i f mittel. sieh. c. (k ^ warhait. Ro. 9- in pvin. veritalem dico in cristo. 
(1 5 v on vnwirdikait der menschen. sieh. . 7- h. et 11. 5- 2. m. et im 43- 3. c. 
et 49. . S. g. et 64. . 9. a. et 84- . 4. g. et 86. $. 5. a. (in <[ mitler. sieh. c. 
(n f suoech. Joh. 5. post med. (o 5 nernach. im 22. . per tot. 



} NEWNZEHEND CAPITEL 

You allem diug , das ist totum 



I. Anfangklich zemercken, daz all ding oder gantze weld, in latein ge- 
nannt Totum (a) vniuersum , getailt ist in Got vnd in grosse weld , nemlich jno 
Schoepffer vnd in all sein geschoepf. Ewiger got ist sein selbs vnnd aller crealur 
archetipus (b) , das ist ainJdea auch anfang vnnd ende. Erstlich Jdea (c) ist ain 
form oder visier vnd ain vorwissen (d), dorjnn got siecht sich selbs auch alle ding 
gegenwiirtige vnd kiinfftige, vor vnd uach, do vnd ee sy beschaffen oder be- 
scheheu seinn oder fiiran werden. Solhe ding alle, hat Got von ewikait gewisst, 
bedacht, geordent, verfasst oder visiert. Wie in aines zymermaisters (e) gemueet 
vnd fantasey steet die visier aines kiinftigen hawsz , das er zemachen lurgenomen 
oder gar gezymert hat. in was gestallt vnd form er dasselb pawen woelle oder ge- 
pawt hab , also ist all geschoepf gegenbiirtigs vnnd ku'nfftigs. in gottes , als des 
schoepfers vnd werchmaisters, gemueefc vnd Jdea, als in der wurfz vnd same, nit 
wiirchlich oder natiirlich , sender nach macht vnd weiszhait gottes, der von ewi- 
kait hat moegen vnd koennen all creatur beschafen. Aber solhe macht, weisz- 

(i Christus Jesus ist Milller /wischen Golt und den Menscben; er ist der Meister und 
Lehrer im ausschliesslichen Sinne; er ist aber nicht bloss dieses, sondern auch Gesetzgebcr, 
\vie das Concil von Trient sagt: Si quis dixerit Christum Jesurn hominibus datum fuisse ut 
redemplorem, cui fidant, non etiam ut legislatorem, cui obediant; an. sit. Sess. VI. can. 21, 



VON ALLEM DING, DAS 1ST TOTUM VNIVERSUM. 131 

bait vnd beschaffung gottes ist erst mit der zeit jns werch gefueert vnd wiirchlich 
beschehen (f) auch taeglich beschiecht. (*) 

(a J Totum. im J. 7. a. (b f typus. i. idea, im c. anfang. im . 4 ende. im 
15. 5. (c J idea. sieh. 7. . 3. c. et ira t. 3. a. ct . 4. h. et im 21. . 8. d. et 22. 
j. 10. d. el im 29. 5- 3. f. et 36. . 13. h. et 44. . 1. a. et 51. $. 16. d. (d f vor- 
vissen. eccli. |23. ant. fin. deo antequam crearentur omnia sunt cognita. Sic post 
perfeclum respicit omnia. (e f maisters. im22. . 3. c. (f $ beschehen.im22. . 10. e. 

II. ^ Obbestimbter mass hat got in seimm goetlicben vorwissen des Jheremie (a) 
kiinftig tugent vnd schiklikail geseben, deszhalb jne vor seiner gepurd got zuo 
aimm Propheten erwelt auch in seiner gepurd geheiligt, nachmals von wegen 
seines kiinftigen verdiens, gelobt vnd zuojin gesprochen. ee jch dich in muoeter 
leib formiert, habjch dicb erkennt, vnd vor deiner gepurd geheiligt, dich auch 
ainn Propheten gemacht vnderrn volckh. Desgleichs hat got in seimm vorwissen 
vnder alien creaturen kaine gesehen dann aine, nemlich die menschait Christi (b), 
die fahig gewesen, sieh mit got zeuerainen in ainer person. Dariiber Dauid 
schreibt. Got hab von bimel herab geschawt (c) nuf der menschen Siin, dornit 
er saehe, ob vnder jnen ain verslaendiger waere der got heirnsuoecht. aber sy all 
haben sich genaigt vnd seinn vnnutz, das ist vnfahig der gnaden, vnd ist kainer 
vnder jnen der guoet thuoe, allain bis an ainen. Dabey der rnenscli Jhesuszeuer- 
steen. Also ist auch Maria (d) von ewikait fiirgesehen zuo ainer muoeter Christi. 
Solher gestallt ist die weld vnd yede creatur ee gewesen in got dann in jrselbs, 
als geschriben (e) sleet. Was gemacht ist, das was in jme das leben. gleich als 
sprech der ewangelist. Was beschaffen, ist in lebentigem got ewiklich gewesen. ( 2 ) 
on zweifel geschikhl vnd guoet zuo ainer creatur. Alsuil die creatur verkert wirt 
vnd jrrung rnacht in goetlicker ordnung, dasselb kumbt nit von got, sonder von 
jrer aigen nichtikait, die sy annymbt aus poesem nichding. (f) Also seinn verkert 
lewt in jnselbs, nit in got, ewiklich poes gewesen vnd Got hat vorgesehen die 
poszhait verkerter creatur ee sy beschaffen was. Got sol aber nichtsweniger die 
creatur erschaffen nachdem goetlicho ordnung bey jrem furneroen beleibt vnd 
durch ainich poszhait (g) nit gehindert werden mag. 

(a f Jheremia. 1. in prin. im 56- 5- 8. b. (b f Christi. sieh. 10. . 1. c. (c f 
geschawt. Psl. 13. et Psl. 52. im 54. . 8. a. (d f Maria, im 85. . 10. c. (e J ge- 
schriben. Joh. 1. in prin. quod factum est. in ipso vita erat. (f f nichding. im 20. 
. 5. a. (g ^ poshait. sieh. 91. . 9. a. 

(* Bcrthold folgt hicr in derldeenlehre dem hi. Augustin und dem hJ. Thomas von Aquin, 
rlie im Mittelalter viele Streitschriften veranlasste. "Wir konnen hier nicht ausfuhrlich in die 
Frage selbsl eingehen, sondern miissen zur weiteren Orientirung auf das Werk von Stauden- 
maier: Die Lehre von der Idee Giessen 1840. venveisen, das leider unvollendet zu blei- 
ben scheint. 

( 2 Aus einer Stelle des hi. Thomas von Aquin -wird die Darstellung Berlholds ihreErkla- 
rung finden: Respomlep dicendum, quod necesse est ponere in mentedivina ideas. '/(Tea enim 
graece, latine forma dicilur. ITnde per ideas intelliguntur formae aliarum rerum praeter ipsas 
res existentes. Forma aulem alicujus rei praeter ipsam existens ad duo esse potest, vel ut sit 
exemplar ejus, cujus dicilur forma, yel ut sit principium cognitionis ipsius, secundum quod 
formae cognoscibilium dicuntur esse in cognoscente. Et quantum ad utrumque est necessarium 
ponere ideas; quod sic palet. In omnibus enim, quae non a casu generantur, necesse est 
I'ormam esse finem generationis cujuscunque. Agens autem non ageret propter formam, nisi 
in quantum similitude formae est in ipso. Quod quidem contingit dupliciter. In quibusdam 
enim agentibus praeexistit forma rci ficndac secundum esse naturale, sicut in his, quae agunt 
pernaturam; sicut homo general hominem, el ignis ignem. In quibusdam vero secundum t^e 
intelligibile, ut in his quae agunt per intclleclum, sicuc similitudo domus praeexistit in (nnle 
aediflcatoris: et haec potest dici idea dnmus quia artifex intendit domum assimilare Jormae, 
quam mente concepit. Quia igitur mundus non est casu factus, sed est factus a Deo per in- 
lelleclum agente, necesse, quod in mente divina sil forma, ad similitudmem cujus mundus est 
faetus. Et in hoc consislit ratio ideae. Thorn. Aquin. Summ. Tbeolog. P. I. Quaest. XV. art. I. 

9* 



132 NEWNZEHEND CAPITEL 

III. Bcmelte Jdca (a) isl das puoech des lebcns. dasselb puooch (h) hai 
zwen tail , in ainera steen angeschriben die in disem zeitlichcn leben on tbdsiind 
vnd gerecbt seinn. Daraus jhen, die widerumb in siind fallen, gelhan vnd abge- 
wischt (c) auch mit den gerechten nymer bescbriben werden. Wie got spricht. 
Wer wider mich siindigt, den wil jch abwischen aws meincm puoech. Jm ann- 
dern tail bemelts puoechs steen boschrihen jhen die bis in jr ende wolfaren vnd 
in guotem verbarren. Dieselben beleiben ewiklich jm puoech vnabgcthan. als 
geschriben steet. Wer vberwindet (d), des nom wirt jch nit abwischen ausmm 
puoch des lebens. Wer in demselben tail geschriben befunden (e), der wirt sac- 
lig. dorinn dann aller heyling (f) nomen steen. Sonnst seinn puoech , in denen 
der menschen siind aufgeschriben. nach welher schrifft die toden gericht (g) wer~ 
den, yeglicher nach seinen werchen. Vnd wer im puoch des Icbenns nit beschri- 
ben gefunden, derselb ist geworffen in fewrige putzen. ( 3 ) 

(a ^ Jdca. sieh. . 1. c. (b *f vom puch des lebens. Apo. 5. im 27. . 3. d. ct 
im 82. . 5. c. (c f gewischt. Psl. 68. ant. fin. deleantur de libro viventium. Exod. 
32. in fi. qui peccaverit delebo eum. im 22. . 5. g. et im 64. . 7. d. (d J vber- 
windt. Apo. 5. in prin. et Apo. 20. in fin. im 40. . 6. k. (e ^ funden. Dan. 12. 
in prin. (f f heyling. Phil. 4. in prin. quorum nomina sunt in libro vitae. im 61. . 
4. g. et 36. $. 8- c. (g ^ gericht. Apo. 20. in fin. 

IV. f Zuom andern ist Got soin selbs vnd des ganizen geschoepfs anfang (a), 
form \nd exemplar oder original. Nach desselben gleichnusz (b) t'ormiert gotall 
creatur, yede in gebiirliclu'm stand. Vor dem geschoepf hat got sonst nichts 
gehabt nach deme er die creatur formierthiet daun sich selbs. demnach hat vns 
der herr ainn formm seiner guoeten \verch vorgetragen, dadurch er vns gelernet, 
vnd gesprochen. Jch hab ew ein beyspil (c) geben. .In mass \vie jch gethan, also 
solt jr auch thuon. Wie nu got guoet, gerecht, bestaendig. weis vnd allenthal- 
ben tugenthaft ist, also hat er seiner tugent (d) gleichnuss beschafFen vnd geben 
yeder creatur nach jren statlen vnd gelegenhait (e). Sonderlich dem menschen. 
den got gar zuo seiner pildnuss (f) gemacht hat. Dauon nachmals geredt wirt 
Doch wisse, daz nur der creatur form aws Got kumkt, aber der creatur 'rnateri 
(f) ist aus nichding beschaffen. ( 4 ) Darauf hat got geordent daz verniiftige creatur, 
die durch erschaffung von got ausgeet vnd jrem freyen willen (g) gelassen ist, nil 
zuoferr von got gee, sender mit jrem freyen willen widerurnb zuo got kerc vnd 
koeme jns haws (h) daraws sy gegangen, daz ist zuo Got, in des Jdea derselbcn 
creatur form von ewikaitgewesen ist Disermaynung wasdcrverthan (i) Sun, der 
in ferr land gezogen vnd widerumb hairnkoemen ist zuo seinem vater, der jnc 
vonstundan parmhertziklich awfgenomen, leiblich empfangen vnd gekost hat. 
Also ist der creatur anfang aws Got, aber die creatur wirt nit gar berait rioch or- 
fiillt (k) bis sy jr ende erraicht, nemlich widerumb kumbt in got als zuo jrem 
anfang. 

(a f anfang. sieh. 5. . 4. a. et im . 8. b. et im 23. . 1. b. (b J gleichnuss. 
im 22. . 3. a. et 29. . 8. a. (c f beyspil. Johan. 13. exemplum dcdi vobis. sieh. 
17. 1. c. et im 69. 6. b. et im 71. . 9. 1. (d f tugent. sieh. 4. . 11. a. (c f 
gelegenhait. sieh. 6. . 7. b. . (f J pildnuss. im . 11. g. et im29. . 8. c. (f 5 ma- 
teri. im 20. . 2. c. (g 5 willen. eccle. 15. in fin. reliquit ilium in manu consilii 

( a In dem Buche des Lebens hat Golt eingeschrieben die Hciligen und Auserwahlten; die 
Namen der in Siinden Verharrenden werden ausgeloscht. 

( 4 Aus der Erdsubstantz bildete Gott den Lcib und schuf den Menschen nach seinem Bildr; 
derMensehist das Abbild des Urbildes. Daher sagt Berthold: dasz die l''orm, die Ebenbild- 
Hchkeit und Gleichnuss, von Got sei, die Materi aber, der Leib, aus Nichts geschaffen sei. 



VON ALLEM DING, DAS 1ST TOTUM VN1VERSUM. 133 

sui. im 39. 5- 11. a. et 78. . G. i. (h J haws. sieh. J. 1. c. et im 49. . 7. g. et 
81. . 6. h. (i f verthan. Luc. 15. in med. ira 21. . 8. e. et 32. 6. i. (k f er- 
fiillt. im 28. . 1. f. et 37. . 6. e. 

V. ^ Daraus ervoligt zuom dritten. daz got aller creatur ende (a) vnd vrsach 
(b) 1st, derhalb got die creatur beschaffen hat. Ausserhalb got seinn noch ander 
vnd menigerlay vrsach des geschoepfs. Lawb vnd gras ist beschaffen von wegen 
der tyer. die tyer von wegen des menschens. der mennsch von wegen gottes. ( 5 ) 
Dergleichen mag ainos yeden geschoepfs vrsach ermessen werden zuo wew es on 
mitl beschaffen sey. Aber endtlich vnd durch menig inittl ist all creatur got zuo 
lob beschaffen. Got hat von seinselbs (c) wegen gemacht gantze weld, sonst 
ausserhalb sein ist vor dem geschoepf nichts gewesen von deswegen got die weld 
beschaffen hiet moegen. Doch beschaefft got die creator nit vmb das er derselben 
bediirffe (d) (Got ist jmselbs gnuog grosz, guoet, gerecht, maechtig, loblich, 
weis vnd sonst aller tugent vol) sonnder daz sein jnwendig tugent auszwendig er- 
zaigt vnd gepreist werden. Daz auch die verniiftig creatur anneme die tugent 
so jm got raicht vnnd sich rait goellichen tugenteii vergleiche. (e) Sonst bedarf 
got weder vnserr person noch vnserr werch. aber wir bediirffen gottes. als vns 
dann Cristus anzaigt, daz wir krancke menschen des herren bediirffen , als vnsers 
artzts (f), on den wir nit das allerwenigist vermoegen. Manigerlay vnserr du'rf- 
tikait hat got ertzellt der Katherine (g) von Senis , als in jrer weissagung, beschri- 
ben ist. Entlich seinn wir vnder gotes handen (h). Daneben hat got geordeut 
daz ain mensch des andern auch bedorf vnd deszhalb aufgesetzt des nagslen lieb 
vnd die werch der parmhertzikait. 

(a f endc. sieh. . 1. b. et 10. . 10- b. et im 21. . 8. c. (b J vrsach. (c 5 
sein selbs. prov. 16. in prin. universa propter semetipsum operatus est dominus. im 
22. . 4. e. et im 36. . 15. b. et 100. . 1. a. (d 5 bediirfe. Psl. 15. bonorum 
meorum non eges. im 21. . 5. c. d. et im 40. . 4. b. et im 77. . 3. i. et 78. . 9. 
a. et 88. . 12. a. (e f vergleich. sieh. 18- . 5. d. et im 29. . 9. p. et 38. , 1. 
f. et50. . iO. e. etim99. $. 3. d. (f J artzt. Luc. 5. in fin. Luc. 12. ant. med. neque 
quod minimum est, potestis. im 58. . 2. c. (g f Katherine. c. 7. . 1. in fin. cum 
similibus. (h f handen. im 21. . 7. a. 

VJ. ^ Biszher ist vernomen erster tail des gantzen vniuersi (a), das ist erst- 
lich got, nach desselben gleichnuss ist gemacht der ander tail, benentlich all ge- 
schoepf. Das ist gantze vnd grosse weld genannt Macrocosmus (b). Dieselb gros 
weld ist ferrer getailt in himel vnd erde, nemlich in geistliche vnd leibliche natur. 
Die geistlich vnd himliscij oder englisch creatur ist geordent got zuoerkennen, aber 
die leiblich vnd jrdisch creatur ist nach jrer aigenschafft, der vernuft nit fahigge- 
west, dadurch beliben eytel (c) vnd laer on verstand vnd on erkantnuss gots. 
Deszhalb hat got, jne durch leibliche natur auch zuoerkennen vnd zuo pild > .uss(d) 
grosser weld, beschaffen klaine weld, genannt Microcosmus (e), das '.st uen men- 
schen mit sel vnd leib, als mit himel vnd erde. Dorjnn zesanie^ Kummbt geist- 
liche vnd leibliche natur. Domit ist also gantze erschaffene weld beslossen. (f) 
Aber noch was Got vnd sein creatur nit bey einander. Darumb hat got alle ding, 
genannt totum vniuersum, das ist gothait vnnd alle geschoepf, zuo lesstbeschlossen 
mit ayniger person Chsisti (g). der warer Got vnnd mensch , als oebrist geschoepf 
ist, in dem alle creatur hangt vnd geewigt (h) wirt. Dann die vnwandelbar per- 
son gottes sun. hat an sich genomen die wandelbar (i) menschait, domit dieselb 

( 5 Schrit't und Ueberlielerung bezeugen, tlass Gott die Scliopl'ung zur Oll'enbarung seiner 
Herrlichkeit und Macht vollbracht habe. 



134 NEWNZEHEND CAPITEL 

auch vnwandelbar wurde mit sambt aller anderr creator so in der menschait be- 
schlossen ist. ( 6 ) 

(a f vniuersi. sieh. . 1. a. (b 5 macro, im 22. . I. c. (c f eytel. Gen. 1. 
terra erat inanis. im 34. . 2. e. (d f pildnuss. 1. Cor. 15. ant. fin. sicut portavimus 
imaginem terreni. im 29. . 1. c. (e ^ microcos. im 29. . 1. d. (f f beslossen. 
sieh. 10. . 2. a. et im 24. . 2. c. et im 26. . 2. e. et 27. . 1. d. et 37. . 1. h. 
(g f Cristi. sieh. 10. . 2. b. et im 27. . 2. b. et 54. . 2. b. et . 3. e. et. . 6. b. 
et 85. . 8. e. (h } geewigt. im 67. . 9. 1- (i f wandelbar. im $. 10. a. et im 21. 
. 1. i. et 63. . 8. c. 

VII. 5 Domit aber totum vniuersum verstanden werde, wie got vnd sein 
geschoepf personlich gewident. Wie aucb got vnd mensch Cristus nur aine, nit 
zwo person seinn, als vorzeytten ettlich vermaint haben, wil jch ain scbuoelerisch 
exempel geben. Jn got vnd in allem geschoepf, benentlich in toto (a) vniuerso, 
seinn nur fiinfferlay person, wie in aller rede vnd schrift seinn nur fiinff puoech- 
staben, die vocales (b) das ist stymmlich genennt werden, nemlich. a. e. i. o. u. 
Der yeder hat ain besonderte slymm. die andern puoechstaben, so Consonantes. 
das ist mitstymlich genent, haben von jnselbs kain stymm, sy seinn dann ainem 
vocal zuoegemeegt, als das b. biet kein stym wo das e. nit dabey stueend, alszdenn 
ist das be. gestimbt. Dieselben puocbstaben oder consonanten bedeyten all nyder 
creaturen, die nit person seinn noch aygen stymm haben, sonder beschaffen seinn 
von wegen der personen. Dergleichen seinn vberal nur fiinferlay person, drey 
ewig in der goshait, zwo beschaffen im geschoepf. A. E. vnd 0. bedeylten drey 
gotlich person, bei. J. seinn bedeyt Engel, als ainschichtig(c) person, die allaingeist- 
lich seinn, bey. u. werden bedeyt menschen als person aws geist vnd leib zesam 
gefiigt. Bey dem wort person (d) ist bedeyt ain ding, das an jm hat aygene stymm 
oder ton, oder seinn volkoemen stand, dasselb wirt genent person. 

(a f toto. sieh. . 1. a. (b f vocales. (c f ainschicht. im , 8. i. (d ^ person, 
im . 9. b. et . 11. i. et sieh. 7. . 4. c. et . 5. b. 

VIII. 5 Die erst person got vater, von deme all ding awsgeet, ist zeuer- 
steen bey dem vocal a. (a), dasselb istoben zuogethan, vndenerweitert, bedeyt, daz 
got valer seinselbs anfang (b) vnd jnwendig in der gothait beslossen ist, aber herni- 
den awswendig im geschoepf erweitcrt sol werden. Die ander person got Sun. 
so vom vater awsgeet (c). ist zeuersteen bei dem. e. durch dasselb. e. seinn ge- 
mainklich gestymbt ander puochstab, nemlich die consonanten^als. be. ce.de. ef. 
ge. el. em. en. pe. er. es. te. also seinn gemainklich all creatur durch (d) got 
Sun gemacht, wie Johannes setzt. Dritte person got heiliger geist (e) , der die 
zwo gotlich person Vater vnd Sun, in ewiger lieb vnd vnmaessiger ainikait zesamea 
fueegt vnd staetsvbet die creatur auch durch lieb in gotzeuerainen, nemlich all 
ding, das ist Got vnd sein geschoepff. ist bedeyt bey dem vocal, o. (f) dasselb ist 
zesamen gescheibt, was darein kumbt, das wirt verslossen. Wie geschriben stet. 
Got ist die lieb (g) vnd wer in der lieb bleibt, der bleibt in got. Disc lieb ist 
der geslossen gart (h) vnd bezaichend prunn, von dem im gesangpuoech stet. Die 
bemelten drey gotlich personen seinn vnermeslich ainig. deszhalb yeder person 
nur aine vnd nit mer i&t auch all drey person nur ain got seinn. Das vierd per- 
sonlich ding ist Englische (i) natur vnd bedeyt bey dem vocal, i. Wie dasselb ain 

( 6 Gott hat die materielle Welt und Geisterwelt erschaffen; zwischen diesen aussersten 
Gebieten stebt der Mensch, der mit beiden Gebieten im Rapport steht. Die intelligente Creatur 
verhalt sieh zur materiellen wie deren Seele; die materielle Creatur zur intelligenten wie 
deren Leib. 



VON ALLEM DING, DAS 1ST TOTUM VNIVERSUM. 135 

ainlitzigs strichel hat, also seinn die englischen person ainlitzig geist. Uerselben 
person hat got grosse zal erschaffen vnd geordent zuo vilerlay dinst (k). Vnder 
jnenselbs sollen sy ainig (I) sein vnd sich all mit got auch verainen. Aus welher 
ainikhait die posen (m) geist gewichen seinn. Die fiinft personlich natur ist der 
menschen vnd bedeyt bei dem. u. rait zwayen strichlch, jn mass ain mensch zwen 
tail hat, nemlich sel vnd leib. Das. u. ist oben offen vnd vnden zesamgezogen, 
dabey wir sollen lernen vnser hertz vber sich (n) gegen got awfzethuon vnd vor 
vndern (o) jrdischen dingen zuoezesliessen. 

(a f a. Apo. 1. ego sum alpha et o. sieh. 10. . 1- g- et im 21. $. 8. a. (b * 
anfang. sieh. $. 4. a. (c J awsgeet. Joh. 8. ego ex deo process!, sieh. 9. . 1. g. 
(d 5 durch. Joh. t. omnia per ipsum facta sunt. sieh. 5... 4. k. et sieh. 7. . 8. a. etlO- 
. 1. g. et 11. . 6. h. et 18. 1. a. et im 39. . 5. f. (e f geist. sieh. 7. . 6- f. 
(f 5 p. sieh. 10. .1. g. et im 21. . 8. b. (g f lieb. 1. Joh. 4. qui manet in cari- 
tate in deo manet. sieh. 5. . 1. g. et . 2. f. et im 67. . 7. h. (h f gart. Cant 4. 
in fin. hortus conclusus fons signatus. (i ^ englisch. sieh. . 7. c. et im 23. . 1. a. 
et 24. . 1. a. (k J dinst. psl. 103- in prin. qui facis angelos tuos spiritus et mi- 
nistros. im 23. . 3. e. (1 ^ ainig. eph. 4. in prin. solliciti servare unitatem spiritus. 
(m f posen. Joh. 4. in angelis suis reperit pravitatem. sieh. 5. . 1. e. et im . 10. h. 
(n 5 vbersich. im 28. 15. h. (o f vndern. im 28. . 15. k. 

IX. ^ Numals merckh wider die mainung Jouiniani (a) ( 7 ) daz Gristus nur 
ain person ist, wie der puoechstab. u. so er allain stet, ain gantze silben macht, 
also macht yede menschait ain person. Wann a her das. u. zuogesetzt wirt dem 
e. (das vormals selbs ain silben gewesen vnd ain sondere stymm gehabt) alszdenn 
ist das. u. bey dem. e. steund, khain sondere silben, es bleibt mitsambt dem. e. nur 
ain silben vnd stymm, benentlich. eu. Dadurch ist hcweist, daz Cristus (a) nur 
aine, nit zwo person ist. Solhs wil ich noch klarer anzaigen. Wo der puoch- 
stab. e. (der ain silben ist) an sich nymbt den puochstab. u. bleiben nit zwo silben, 
sender wie das. e. vor dem annemen, ist gewesen ain silben, also ist noch yetz. 
eu. auch nur ain silben, vnd werden aus zwayen silben. e. vnd u. nur ain silben 
per diphtongon. Dergestalt ist gotes Sun, vor annemung seiner menschait, von 
ewikait gewesen ain volkomene person (b), die von jrselbs allain bestaendig ist 
vnd die in der zeit zuo sich angenomen hat menschliche natur, dieselb allain, on 
die gothait, kainn aigen stand hat. Darumb ist die menschait Cristi an jrselbs kain 
sondere person, nachdein sy gewibent ist zuo der gothait, dermassen, daz sy allain 
vnd on die golhait nye gewesen noch awsserhalb der golhait, besteen mag. sonder 
jm punct, dorinn sy beschaffen, ist sy on vnderlos angenomen von goetlicher per- 
son des Suns, welher von ewikait ain person gewesen vnd noch ewiklich ain 
person beleibt. dorinn die menschait Cristi numals auch personiert (c) ist. Vnd 
wirt dieselb menschait Christi durch die gotbait aufgehalten vie aines menschens 
Leib durch seinn geist. Doch bleibt in Christo yede natur goetliche vnd mensch- 
liche, in jrer aygenschaft, wie die zwen vocal, e. vnd. u. jr erste stymm nit ver- 
wandeln in jrer zesamfueegung vnnd silben. eu. sonder jr yeder bleibt in seiner 
aygenschaft ains vocals. Also bleibt auch Gristus warer got vnd warer rnensch, 
wie hernach (d) voligt. Demnach ist Gristus nur ain ainige person, nemlich goet- 
liche vnd nit menschliche, wie der mensch ain geistliche vnd nit leibliche person 

( 7 Jovinianus lebte alsMoncli in einem Rlostcr zuMailand.bis erum das Jahr388nachRom 
kara und dort durch einc sehr freie Lebcnsweise und durch seine haretischen JJehauptnngen An- 
sloss sab, indern er die Verdienstlichkcit des Fastens verw'arf, demjungfrauliclien Stand den Yor- 
/UR vor dem rheliclien abspradi, und bchauptctc, dass Maria nach der Geburt Chrisli aufgehorl 
lull)!- .lunglVau /u seyn. Seine Leliro >Yurdcvoin Papsle Siricius verdniunit vnd er aus der Ktrcheri- 
ycmcinscaaft ausgeschlossen. Sieh. Aschbach, Kirchenlex. Bd. III. S. 585, 



136 



NEWNZEHEND CAPITEf, 



1st. wiewol er aws geist vnd leib ist. dann die obrer kraft zewcht zuo sich die 
nidrer natur. das principal (e), benentlich goetliche person, personiert in sich die 
menschait Christi. Vnd wie verniifflige sele mitsambt jrem fleisch ain mensch, 
also ist got vnd mensch ain Ghristus. als jm Psalm Athanasij (f) stet. Sonst ist 
ain yeder mensch, dieweil leib vnd sele beyeinander seinn, ain person. Wann 
aber die sel vom leib abschaidt, alszdenn ist weder leib noch sel personiert. So 
sy bede widerumb zesam (g) gefueegt, als zuo jungstem tag, alszdenn macheri sy 
widerumb ainn menschen vnd ain person. 

(a ^ Jouiniani. im 76. . 4. h. (a f Christus. sich. 6. . 10. c. im . 11. b. et 
f. et im 54. 5. 1. c. (b 5 person. Leui. 19. in fin. honora personam senis, ego sum 
dominus. sieh. . 7. d. et im . 11. i. (c J personiert. im 55. . 6. c. (d J her- 
nach. im 54. g. 1. a. (e 5 Principal, im . 11. c. et im 99. 5- 4. a. (f J Athanasij. 
in simbolo. sicut anima rationalis et caro unus est homo, ita deus et homo unus esl 
christus. im . 11. h. et sieh. 6. 3. a. (g 5 zesam. im 57. . 5. c. 

X. 5 Zemerckhen, das drey vocal, a. e. vnd o. jr stym nymer verlieren. in 
mass die drey goetlich personen vnwandelbar (a) seinn. Aber zwen vocal, i. vnd. 
u. verlieren offt jr natiirtich styrn ains vocals vnd verkeren sich in ainn consonan- 
len. Wo. i. oder. u. vor den anderndreyen vocalen steen, alszdenn verlieren sy 
jr silben vnd naturlich stym vnd werden verwandelt, das. i. in. g. vnd das. u. in, 
f. als. ia. ve. io. Dabey ist angezaigt. daz sich kain personliche creatur, wider 
die gotlichen personen erheben oder fursetzen sol. Sonst wirt sy verkert (b) vnd 
verwandelt. nemlich der engel in ainn deufel (b). der mensch in ain poswicht (c) 
gots als ain trewloser. Do sich Lucifer (d) fur got setzen wolde ward aus seimm. 
i. ain. g. aigentlich daz demselben ainlitzigen geist vnd seinen engeln ward zuoe- 
berait (e) gehenna. das ist hellisch fewer. Wann der mensch sein aigen (f) nutz, 
ere oder lieb fur gottes dinst ere vnd lieb setzt, alszdenn verkert er sich in seiner 
geordenten natur vnd verwandelt sein. u. in ain. f. nemlich wirt er ain falser (g) 
vngerechler menscb, bey. f. bedeyt, der nit thuot, was sich aitnm rechten menschen 
gebiirt. der seinen geist fur sein fleisch vnd nach got setzen sol. Desgleichs wo. 
i. ynd .u. beyeinander steen, werden sy auch verkert, als wann deufel zum 
menschen kumbt, ist das. i. dem u. zuogefuegt, wirt ausm. i. in der zung ain. g. 
Dabey ist bedeyt gehenna die hell, so deufel mit jm dem menschen zuoebringt, 
darauf spricht Jacobus, so die zung (h) von der hell angeziindt ist, vermailigt sy 
gantzen leib. Herwiderumb stet das. u. bey aim i. das ist mensch bey dewfel, 
alszdenn wirt in der zung awsm. i. ain. f. dasselb. f. bedeyt poese frucht (i) vnd 
derselb mensch ist der paem, so poese frucht macht vnd deszhalb auszestocken 
auch ins fewr zewerffen ist. Wie jm ewangelj steet. Alsofft nu. i. vnd. u. das 
ist dewfel vnd mensch zesamen stymen, verlieren sy bed jren ordenlichen natiir- 
lichen stand, nachdem yede verniiftige creatur beschaffen vnd geordent ist, mit 
got gleich zestymen. Das die dewfel vnd jr gesellen die verkerten menschen vn- 
derlassen. Desgleicbs wann sich ain mensch fur den andern (on ordenliche ober- 
kait) pricht vnd aus jmselbs vorselzt, derselb verlewst sein ordenliche tugent, 
nemlich diemueettikait, die er verkert in hochfart vnd swecht in jm gotliche pild- 
nuss. als wo ain. u. fur das ander. u. gesetzt ist, verlewst das vorder. u. sein na- 
tiirliche stym vnd wirt verkert in ain. f. Darumb muoes es mit schanden vor got 
vnden (k) sitzen. 

(a f vnwandelbar. Malach. 3. im 38. 5- ! b. sieh. . 6. i. (b J verkert. im 20. 
. 6. g. (b f dewfel. sieh. . 8. m. (c f poswicht. Esa. 24. post prin. dissipave- 
runt foedus. (d f Lucifer. Esa. 14. im 26. . 4. e. (e J berait. Mat. 25. in fin. 
im 24. 5. 10. f. et 30. . 3. e. et 40. . 6. 80. . 1. f. (f f aigen. im 48. 



VON ALLEM DING, DAS 1ST TOTUM VNIVERSUM. 137 

i. m. et 31. . 6. d. (g ^falser. Hiere. 10. in med. falsum est, quod conflavif. et 
aon est spiritus in eis. (h J zung. Jacn. 3. (i ? frucht. Mat. 3. excidere et in ignem 
mittere. im 76. . 9. i. (k J vnden. Luce. 14. post prin. cum rubore novissimum 
locum tenere. 

XI. f Welher geist oder mensch sein lieb, ere, zucbt vnd ander kreft gibt got 
seinem schoepfer vber (a) all ding, derselb bleibt in seiner geordenten natur ain 
engel oder ain recbter menscb. Wie die zwen vocal, i. vnd. u. in jrer natiirlichen 
stymm beleiben vnd weder verkert noch verklaint werden so sy nacb der Trinitat 
puoechstab, benentlich nach. a. e. oder. o. steen, a!s: ai. ei. oi. au. oder. eu. Dasselb. 
eu. stet beyeinander in der person Christi (b). Des gotbait durcb annemung der 
menschait, in jrer natur oder bocbait, weder verwandelt noch verklaint noch ge- 
nydert ist. sender sy bleibt in alien jren tugenten vnd kreften, dorinn sy ewiklich 
gewesen vnd noch ist. ( 8 ) Daneben erbocbt sy jr angenommene menschliche na- 
tur, daz dieselb mit got Sun ain person vnd numals genent ist got vnd menscb, 
von wegen goetlicher vnd mcnschlicher natur, die in Cbristo beyeinander steon. 
Wie ain zweyl edler natur, so auf aimi wilden stockh gepellzt (c) wirt, die wild 
natur desselben stocks an sicb zewcht vnd daraws ainn edoln paem macht. der 
guote frucht bringt. also ist goetliche natur gepeltzt in die menscbait Christi. 
dadurch dieselb menschait goetlich worden vnd vnermeslich guoet frucht bringt. 
Dennassen ist die menschait erhoecht vnd doch die gothait nit genidert. Wie 
ain koenig (d) nit genidert wirt durch sein prawt, sonder erhoecht dieselb, daz er 
aws ainer pawrin ain koenigin machen mag. Wie got leibliche natur in niensch- 
lichem fleisch so hoch gebracht, daz sy fabig (e) ist worden zuo empfahen ainn 
verniiftigen geist als ain beschaffene pildnuss gots, also bat got menschlicbe natur 
in der sole Christi (f) so hoch gebracht, daz die menschait Christi fahig worden 
ist, sich zeuerainen mit gotlicher person des Suns, als mit ewiger pildnuss (g) gols. 
Dergestallt ist Christus, als gollicher Sun, die ewig pildnuss vnd als warer mensch 
(h), die beschaffen pildnuss gottes. Vnd wie die leiblich natur vnd die beschaffen 
pildnuss gots nur ain person vnd mensch ist, also seinn bed pildnuss in Christo, 
benentlich die ewig vnd erschaffene, nur ain person, (i) ( 9 ) Numals wil jch wi- 
derumb komen auf der welde gescboepf. Nachdem aber all geschoepf aws nich- 
ding beschaffen, isl erstlich zesagen vom nichding. 

(a f vber. im 20. . 6. e. et 46. . 1. c. (b f Christus. sieh. $. 9. a. (c f 
pcltzt. sieh. . 9. e. et im 32. . 8. f. et 46. . 1. f. (d J konig. im 45. .11. i'. et 
55. . 6. b. (e ^ fahig. sieh. 18. . 7. h. (f f christi. sieh. . 9. a. (g f pildnuss. 
sieh. . 4. f. (h J mensch. sieh. . 9. f. (i f person, sieh. . 9. b. et . 7. d. 

( 8 Dass in Christo zweiNaturen seyen, braucht nicht weitererortert zu werden, so wie dass 
keine Vermischung der beiden Naturen stattgefunden habe. Die Vereinigung ist eine bleibende, 
physische, hypostatische ; die menschliche Natur \vurde durch die Aufnahme verklart, wie eben- 
I'alls klar ist. 

( 9 Der hi. Aagustin hat sich iiber diese Lehre an vielen Stellen seiner Werke ausfiihrlich 
ausgesprochen. Non enim homine assumpto personarum numerus auctus est, sed eadcm tri- 
nitas mansit. Nam sicut in homine quolibet, praeter unum ilium qui singulariter susceplus 
est, anima et corpus persona est, ita in Christo Verbum et homo una persona est. Epist. 1(59. 
torn. II. pag. 606. a. Dadurch hatte der Heilige zngleich auch die Behauptnng abgeschnittrn, 
als entstehe durch die Menschwerdung eine ncue Pcrsonlichkeii. 



138 ' ZWAINTZIGIST CAPITEL 

ZWAINZIGIST CAPITEL 

vom iiiclidiug, alas ist Itaiii ding. 

I. Vor dem geschoepf vnd vor anbegia der zeit ist got allain ewiklich gewe- 
sen vnd neben jine nichts. dieweil ist gantze warhait jnwendig (a) in Got beliben 
vnnd awszwendig nyndert erschinen, bis Got aws nichding hat gemacht die zeyt 
vnd ander geschoepf. Nachdem nu all geschoepf kumbt awsmm nichding, das ist 
aws kainem ding, thuot not ettwas dauon zewissen. (*) Anfangs ist zemerckhen, 
daz dreyerlay nichding vnd vnwesen seinn. die werden zuoegleicht dreyen na- 
tern (b). Die erst (c) hat got gepandt daz jr gift nymer schadet^ sonder daraws 
koemen manigerlay friicht, nutzer creaturen vnd naturen, die gotdaraus geschoepl't 
hat vnd noch taeglich schoepft. Dises nichding ist bedeyt bey der kupt'rein slan- 
gen, der die juden ainzeit geopffert, aber zuo lesst durch Ezechiam (d) zerpro- 
chen ist. Das ander (e) nichding ist vnmaessiklich poes vnnd zuoegleicht ainer 
vbergiftigen nater, die nyemants panen mag, aber got hat dieselb nater vermale- 
deyt (f) vnnder allem vnzifer vnd viech der erden, auch dermass getaemet, daz sy 
mit jrem gift khain creatur mag hecken noch gar toetten on willen der creatur, 
derselben wil got wider soelh nichtige nater verhelffen, souerr sy die hilf (g) an- 
nymbt. Jn disc slang, als in das listigist (h) vnder alien tyeren, hat sich Luciper 
gewendet do er Adam vnd Euam betrogen vnd noch domit taglich die menschen 
antasst vnd versuoecht zeuerfueeren. Derselb gros drack (i) vnnd allte slang ist 
verworffen vnd durch den engel gots ain guoete zeitgepundengewest. Aber diser 
jamerlichen zeit widerumb ledig worden. als in ain pueechlen, genent der kirch 
purde (k), begriffen ist. Dieselb vermaledeyt slang gepert vil naelerl in verkerten 
creaturen , benantlich all sund (1). Das ist dritt nichding vnd drittes nater ge- 
slaecht, von dem der herr zunn Siindern sagt. Jr slangen vnd gezucht der viper- 
natern, (m) wiemoegt jr entrinnen der hellischen verdamnuss? Wiegotauserstem 
gemaesen nichding guoet creaturen macht, also vndersteen sich die verkerten crea- 
turen aus dem andern vngemaesen nichding auch ettwas zemachen. daraus aber nichts 
annders wirt dann possiinde, die on got (n) gemacht seinn. Solh stindignatern werden 
getoett durch das leiden Ghristi vnd jr gift durch sein junger awsgetriben vnd souil 
awfgehebt, daz dieselbennatern den Lewtten nymer schaden. wie in Marco (o) stet. 

(a f inwendig. sieh. 5. . 3. a. (b 5 natur. im 68. . 3. c. et 78. . 5. b. (c f 
erst, im g. 2. a. (d ^ ezechiam. 4. Reg. 18. in prin. im 85. . 2. g. (e <T ander. 
im . 4. a. et . 8. i. (f f maladeit. Gen. 3. (g f hilf. im 24. . 9. f. (h f listi- 
gist. Gen. 3. in prin. serpens erat callidior. im 24. . 6. c. et ini 31. . 2. c. et 34. 
g. 1. g. et $. 7. a. (i f drack. Apo. 12. in med. et Apo. 20. in prin. im 24. . 6. 
b. (k f purde. de onere eccle. c. 17. 5- 21. et 22. (1 ^ siind. im g. 8. b. (m 5 
viper. Mat. 23. ant. fin. im 72. . 2. a. (n 5 on got. Job. 1. sine ipso faclum est 
nihil. im . 5. d. et im 21. . 6. i. et 39. . 8. b. (o ? Marco. 16. in fin. ser- 
penles tollent. 

II. f Das Erst (a) nichding ist nit alsgar nichts noch ewigs vnwesen. sonder 
es ist mit der zeit etlwas worden vnd zum wesen komen. Darumb ist es massik- 
lich poes vndalbeg im gwalt gottes gewesen vnd noch, es stet vnder vnd nit wider 

( l Die Kirche hat stets den Glauben ausgesprochen , dass Gott alle Dinge aus Nichts er- 
scbaffen. Im Glaubensbekenntniss des vierten Concils vom Lateran heisst es: ,,Deus creator 
omnium visibiliuin et invisibilium, spiritualium et corporalium . . . sua omnipotente virtiite 
simul ab inilio temporis utramque de niliilo condidit creaturam spiritualem et corpoream, 
angelicam et inundanam; ac de inde huinanani quasi connminein ex spiritu el corpore eonsli- 
tutaiit. cap. I. Catech. roui. cap. II. ;u-t. -13. 



VOM 3VICHDING , DAS 1ST KAIN DING. 139 

got vnd ist seiner gotlichen macht vnderwbrffen awch gehbrsam vnd laesst etwas 
a-wsjm machen, nemlich allerlay creatur beschaffen. vnd strebt nyndert wider 
got, der soelh nichdirig on widerstand gnediklich pfligt zuo guoetem zeordnen (b), 
daraws zebeschaffen vnd zemachen nach willen vnd geuallen seiner gotlicben 
maiestet. ( 2 ) Besonder hat got biszher geben vnd gibt noch fiirter, aws solhem 
nichding, ainer yglichen creatur ir materj vnd nalurlich wesen (c), zuo gleichnusz 
gotlichs wesens. Doch ist. zemerckhen. daz der creatur anfang (d) got ist vnd 
nit das nicbding. das aws jmselbs kain frucht tregt noch etwas herfiir ziehen mag. 
in jmselbs ist es vnuolkomen , vngeordent, vnwesenlich, vnbestaendig. Got bat 
\vol aus demselben nichding die creatur beschaffen, aber der creatur wesenhait 
nit auf nichding sonder auf sein gotlich wesen gesetzt vnd gepawt. Also ist got, vnd 
nit das nichding, ain grund vnd anfang der creatur. auf das dieselb in jrem wesen 
ewiklich (e) mog beleiben vnd nit widerumb zuo nichding godeihe. 

(a f erst. sieh. . 1. c. (b f ordneii. im . 6. d. (c $ wcseu. sieh. 19. . 4. f. 
el im . 3. If. et im 21. . 3. c. et im 22. . 3. d. et 28. . 5. i. et 53. . 10. h. (d J 
anfang. sieh. 5. . 4. a. et im 27. . 1. h. (e <J ewiklich. im 91. $. 1. h. 

III. f Wol ist bemelt erst vnd gemessen nichding vor allern geschoepf ain 
vnwesen gewesen, vnd also ellter (a) vnd sterckher dann die creatur. darumb 
moecht es die creatur (so aws jme gernacht ist) als sein widerwaertig wesen vber- 
winden vnd widerumb zum vnwesen (b) bringen. das ist, zuo nichding machen. 
als die vnrechten verwaenen vnd sprechen. wir seinn aus nichte geporen (c) vnd 
hinach werden wir gleich als waeren wir nye gewesen. Aber got ist ee gewesen 
dann all vnd yeglich nichding, das nye gewesen. Deszhalb ist got alles nichdings 
gwallig, vnd thuot not, daz got wider solb vnwesen, der creatur zuo hilf kome. 
als der weis spricht zuo got. Wie mocht elwas beleiben (d) nur du woltesl ? oder 
wie wurd etwas erhalten das durch dich nit berueefft waere? dann in gottes hande 

(e) ist des menschens gwalt. Darauf wil got sein geschoepf wider berueert erst 
nichding erretten vnd bey seinein wesen erhalten. domit ain yede creatur wesenn- 
lich beleib aucb gotlichem wesen anhang (f) vnd nymer falle in vnwesen. das ist 
in erst nichding. Merckh in erst nichding moegen wir nymer fallen, dauon hernach 

(f) stet, aber in drit nichding, das ist in die siind, fallen wir taeglich. von demselben 
i'al vns got nit erret (g) sonder erledigt vnd widerumb aws posem vnwesen zuo 
guoetem wesen fueert. Deszhalb sol der mensch emsiklich bedencken. was vnd 
wieuil vnmaessiger gnad jme got thuoe. Erstlich, daz jne got aus erstem nichding 
beschaffen vnd staets bey natiirlichein wesen erhallt. Darnach haf in got aus ver- 
derblicher nichtikait vnd posem vnwesen. darein er gefalle.n was, nemlich aus der 
su'nd erledigt vnd von ewiger verdamnuss gemueessigt. Darumb ist der mensch 
drifach gepunden vnd schuldig (h) got zedancken vnd zedienen. Ainsten daz er jnc 
aus erstem nichding beschaffen. zum andern, daz er jn aus drittem nichding der 
siind erledigt hat. zum dritten daz er jn saelig machen wil, souer der mensch des 
verdiennChristi tailhafftig wirt. Wie got anfanklich denmenschen aus natiirlichem 
nichding.beschaffen vnd jme durch mittl der natur, das natiirlich wesen geben hat, 
also zum andern (i) mal beschaeft Christus (das ist erledigt) den menschen aus tod- 

( 2 Gott hat die Welt frei erschaffen, nicfats hat ihn, konrite ihn dazu zwingen. Das ist 
Lehre der Schrift und Tradition: ,,Qui operatur omnia secundum consilium voluntatis suae. 
Rom. IX. 22, 23. Der hi. Augustin bemerkt: In eo yero quod dicitur, vidit Deus quia bomnn 
eft, satis significatur, Deurn nulla necessitate, nulla suae cujusquam utilitatis indigentia, sed 
sola bonitate feoisse quod I'actum est, id est, quia bonum esi. J)e civil. Dei. lib. XI. rap. 24. 
Catech. rom. P. I. cap. II. qu. 15.. 



140 ZWAINTZIGIST CAPITOL 

lichem vnd sundigem nichding vnd gibt jm gnad auclrguoct wesen (k), durch mit- 
tel (I) der kirch, in sacramenten der tawf vnd puoes. 

(a J cllter. Job. 7. in fin. nihil enim sunt dies mei. (b f vnwesen. Eccles. 2. 
ant. raed. nihil permanere sub sole, (c f gep'oren. Sap. 2. in prin. ex nibilo nati 
sunt. im 21. . \. a. (d ^ bleiben. Sap. 11. in fin. im 21. . 2. i. (e f hand, im 
21. . 5. a. et . 6. n. (f } hang, im 21. $. 2. a. (f f bernach. im 21. . 2. e. (g 
5 rett. im . 9. d. et im 21. . 6. 1. (h f von schulden gegen got. sieh. 5. . 5. h. 
et im 26. . 2. f. et im 27. . 3. e. et 31. . 1. e. et 34. . 1. i. et 38. . 2. m. et 
im 49. . per tot. et im 56- 4. a. et 74. 5- 1. a. et 84. . 1. b. (i 5 andern mal. 
sieh. 4. . 10. m. (k f wesen. sieh. . 2. c. im'28. . 2. e. (1 f mittl. sieh. 10-5- 1. d. 

IV. ^ Das ander nichding (a) ist vnermeslich vnd sleet gerat gegen got vhcr, 
als ewig vnwesen wider ewig wesen. Diss vnmaessig nichding ist das posist vbcr 
all ander pos ding. Daraws kumbt, daz man sprieht, nichts ist poser dann 
dits oder das, wie geschriben stet. Nichts ist poser dann der sichselbs ney- 
det (b). Vnd ist vnrecht geredt, nichts ist besser dann dits oder das , nach- 
dem die nichtikait nit guot kan sein. Vil weniger besser dann ain ander guoet ding. 
Nur aincr wolt das woerlel (nichts) ziehen nit auf die nichlikait sonder auf all crea- 
turen, die guot seinn wiewol sy aus nichte komen. Aus solhem vnmaessigem nich- 
ding ist koin gescboepf zemacben. sonst rnoecbt beschaffen werden ain Got oder 
ain vnermesliche creator, dieselb wurd warein Got gleicb. dadurch gotlich ere 
vnd wirde verklaint vnd gesmelert, dann got waere nit das ainig hochst guoet noch 
allain vnermeslich, noch vber all ding noch gantz volkomen. Solhes ist vnmooglich 
vnd wider goltlich natur. Allmaechtikait, vnermeslikait vnd all ander hochst tu- 
gent oder krefft gebilren allain dem ainigen (c) got. Deszhalb muoes nur ain got 
sein. Dann waeren zwen oder mer goelter, alszdenn wurde jr khainer allmaechtig 
(d) noch der hoecbst. Sonst muoesst ainer den andern erobern vnd vberwinden 
oder vcrlreiben. dadurch derselb nymer Got nocb allmaecbtig sonder onmaecbtig 
waere, nachdem er dem andern nit moecbt widerstcen. So ist aucb bestimbt ander 
nichding vnmaessiklich poes souil, daz daraws Got nichts macben sol. Aber daraus 
etwas zemachen vnderstet sieh verkerte crealur vnd brawcht soelh poes nichding 
zuo aygem willen. Also bat Luciper (e) vnniaessige nichtikait gebrawcht do er awf- 
gestigen vnd sieh zuoegleichen wolt dem vnermeslichen got. An demselben poesi- 
slen nichding hengi verkerter mensch von natur des ersten gemaesen nichding aus 
dem er bescbaffen ist. Daher kumbt, daz wir todlicb menschen genaigt seinn, nit 
zuo guotem , das ferr von vns ist sonder zuo posem , nemlicb zuo siinden vnd allem 
vbel. das nahet bey vns oder gar in vns wonet. Vnd wiewol menscblicber geist 
sichselbs vnd mit jme seinn leib zuo guotem vber sieh (f) ziehen solt. ist doch der 
leib in seiner poszhaiteralltent vnd dermassen zeru'tt, daz durch jne der geist merck- 
licbbeswaert (g) vnd vnder sieh gezogen wirt, nachdem irdische wonung vil guoeter 
gedanck vnderdruckt. Darauf vermaint Auguslinus (h). das lang eingefueert vbel 
vermoeg vil mer dann vngewonlicbe guoete sacb. Also vermag bey vns vil mer die 
allt poszhait vnd fleischlich gier, die gegenbiirlig in vns ist, dann die tugent soweit 
von vns vnd awsscrhalb vnser ist. Darumb moegen wir, ausvnsselbson frcmbdbilf, 
das poes leichtlich volbringen. aber das guot, on gnad gots, nit erlangen vnd ist na- 
liirlicher abzesteigen dann aufzesteigen. ainer allain rnag mer vnder sieh (i) ziehen 
dann zwen vber sieh. Diss seinn die zwen wege, dauon im ewangelj (k). ainer ist ain 
weiter spacierweg, der vil lewt vnder sieh verfueert zuo verdamnusz. Der ander weg, 
so vber sicb zuo ewigem leben i'ueert den wenigleiit finden, ist smal (m) vnd harlt. 

(a 5 ander. sieh. . 1. c. et im . 9. a. et im 24. . 4. a. et . 5. d. et 30. 5- 3. 
d. et im36. . 1. b. ct im 80. . I.e. (b ^ neyt. Eccli. 14. in prin. qui sibi invidet, 



VOM NICHDING, DAS 1ST KA1N DING. 141 

nihil est illo ncquius. (c f ainiger. sieh. 7. 1. b. (d f allmaechlig. sieh. 1. . I. 
h. (c f Lucipcr. Esa. 14. in med. ascendam et sbnilis ero altissimo. sieh. 19. . JO. 
d. et im 21. . 5. i. el 24. .2. b. et per tot. (f f vbersich. im 28. . 15. h. et 60. 
. 3. h. (fi f beswart. Sap. 9. in fin. im 34. 5- 5. c. et 35. . 1-i. (h 5 Augustinus. 
malum solitum plus valet quam bonum insolitum. im 25. . 8. b. (i 5 vndersich. im 
22. 4. b. et 28. 15. k. (k f Ewangelj. Mat. 7. im 30. . 8. a. (1 f verdamnuss. 
im 29. . 11. b. et 30. $. 9. d. et 100. . 14. e. (m f smal. sieh. 14. . 9. i. et im 
76. . 2. c. 

V. f Awf bestymbtem weyten wegesteet das dritt nichding, ( 3 ) bcnennllich 
die siind. dieselb ist auch nichding genennt vmb das sy durch verkerlen menschen 
gemacht ist vnd aus dem anndern vnmaessig poesem (a) nichding kummbt. Daruber 
lawt die schrifft. daz in der weld all goetzen (b) oder abgoetter nichts seinn. Wie 
erst gemaes nichding dem inenschen. alslang bis er kummbt zuo got als zuo seinem 
sichern ende. sonst albeg natiirlich anhangt (c) , nachdem er aus solhem nichding 
gemacht ist, also herwider verkert vnd hengt sieh der mensch an das ander vnge- 
inaes nichding. dasselb vbet den menschen widerumb nichtig zewerden. Deshalb 
sol er sieh aus freyem wiilen (den jme darzuoe got verlihen) williklich zuo got als 
zuo ewigem wesen keren vnd ab wend en vom poesen nichding als von ewigem vn- 
wesen. Wo sieh aber der mensch von got vnd zuo berueertem vnmaessigem ubcl 
keret, alszdenn fellt er nit in das erst nichding daraws or gemacht ist, sonnder in 
das dritt nichding, das ist in die siind Dasselb siindig nichding wirt on got durch 
verkherten menschen gemacht, wie jm ewangelj (d) steet, vnd on got ist gemacht 
nichts. Jtctn on mich miigt jr tlmon nichts, benentlich die siind, dieselb rnacht da- 
neben vnwissenlich den menschen- zenichtig. wie Dauid (e) bekennt. Jch bin ge- 
digen zuo nichding vnd hab solhes nit gewisst. Ja alle menschen werch, die on got 
beschehen, seinn nichts. Cristus bat jmselbs kain werch zuoegezogen sonder ge- 
sprochen. Wo jch mich selbs preisz (f) daselbs ist mcin preis nichts. Wer sieh 
ettwas zesein vermuot vnd doch nichts ist, der betreugt (g) sichselbs, vnnd welh sieh 
awssern (h) von got, die werden verloren. Wiewol die siind an jrselbs ain gemessen 
vnd nit vnermeslich nichding ist, so hilfft sy doch wider ewigen Got dem anndern 
vnmaessigen nichding vnd vnwesen, dadurch belaidigt die siind Got, als das hoechst 
guot vnd owig wesen vnnd macht sieh also ain vnermeslich ubel , vnd ainn ewigen 
widerwaertigen feind (i) gottes. Dem der mensch durch die siind das sein nymbt, 
nachdem die siind berawbt vnnd vernichtigt all tugent, die got der crcatur raicht 
vnd geben wil. 

(a f posem. sieh. 19. . 2. f. (b <J gb'tzen. Esa. 44. post. prin. plastae idqli om- 
nes nihil sunt. 1. Cor. 8. in prin. Nihil est idolum in mundo. (c 5 anhangt. im 21. 
. 1. f. et 25. . 10. p. et 48. g. 4. b. (d f Ewangelj. Joh. 1. sieh. . 1. n. Joh. 15. 
in prin. sine me nihil potestis facere. im 77. . 1. c. et . 7. a. (e ^ Dauid. I'sl. 7^. 
ant. fin. ego ad nihilum redactus sum et nescivi. im 48. . 4. f. (f $ prcis. Joh. 8. 
in fin. si glorifico meipsum gloria mca nihil est. (g f trewgt. Gal. 6. in prin. (h f 
awssern. Psl. 72. qui elongant se a te peribunt. (i \ feind. im . 7. f. et 5. 8. a. 

( 3 Das Bose, die Siindc, oder wie Berthold sagt, das Nichtding, ist nach Augustin nicht 
etwas Positives, sondern nur eine Privatio boni. Quod enim malum est per vitium, profecto 
bonum est per naturam. Vitium quippe contra naturam est, quia naturae nocet; nee uoceret, 
nisi bonum ejus minueret. Non est ergo malum nisi privatio boni. torn. VIII. pag. 852. contr. 
adversar. Leg. lib. I. cap. 5. Da aber die Siinde eine Aufl^ehung des mit freiem Willen er- 
schafTenen Menschen gegen den gbttlichen Willen und eine Hinwendung zu dem was Gott 
entgegengesetzt ist, so kann sie allerdings auch eine Position genannt werden. Klee. Bd. II. 
p. 225. Dass die Siinde keine Substanz sey, hat schon Augustin gegen die Manichaer bewie- 
sen: Malum illud quod quaerebatn unde esset, nonest subslantia: quia si substantia esset, bonum 
esset. Aut enim esset incorruplibilis substantia, magnum utique bonum; aut substaiitiacorruptibi- 
jis esset, quae nisi bona esset, corrumpi non posset. Conf. lib. VII. cap. 13. torn. I. p. 140, 



142 ZWA1NTZ1G1ST GAP1TEL 

VI. ^ Damitistdie siind (nemlich freyer will (a) der die siind volbringl) nit 
allain ain i'eind goltes, sender auch seiner creator. Jst jhener dein feind zescbaetzen 
der dir dein gesicht oder gesund nymbt, vil mer ist dein feind die siind so dicb be- 
rawbt deiner rechtfertikait vnd (ugent. Sonderlicb entsetzt dich die siind deiner 
saelikait, zuo der dich gotgeordent vnd furgenomen hat. Dann got wil (das ist 
ordent) daz all menschen saelig (b) werden. Soelbe saelikait wirt von dir aufgc- 
hebt. Wiewol du dieselb noch nit bast, wirdestu docb, von wegen der siind, ktinff- 
tiklich deiner zuoegeordenten saelikait verzigen. lawt des herren wort. Wer nit 
hat, von demselben wirt aufgehebt (c). das ist vertzigen, was er hat, nemlich ha- 
ben solt vnd erlangen moecht. Merckh also gotliche ordnung (d). Got hat an- 
fanngs geordent, daz ain rnensch aws dem andern geporen werde zuo pildnuss (d) 
goettlicher geperung darjnn got vater gepert got sun. Daz auch der mensch guot 
tugent von got anneme vnd dieselben in jme gegen got erscheinen. nemlich daz der 
mensch in alien seinen .gedancken, worten vnd werchen, das ewig, vnwandelbar 
vnd boechstes guot, das ist allmaechtigen got solt lieben (e) vnd fiirsetzen fiir das 
zeitlicb, wandelbar vnd beschaffen guot, das ist fur alle creatur. Der mensch solt 
auch sein vernufft setzen fiir sein synlikait. das geistlich fur das zeitlich, vnd in 
all wege seinn willen, den jm got frey gemacht, dem goettlicben willen gentzlich 
vnderwerffen, vnd solhen seinen freyen willen hinwider goetlicher mayeslat fiir 
aigen iibergeben. So der mensch solh ordnung hellt, alszdenn wurd er iiber sein 
natur (f) erhebt jnn himel vnnd mit Got ewiklich veraint. Wann aber vnnd 
alsofft der mennsch dise ordnung vmbkert (g) alszdenn fellt er in siindig nichding. 
vnd got der allmaechtig gibt solhem fal kain vrsach (h). Denn got bescbaeft oder 
vergont nichtz poess, wiewol er es verhenngt. aber darnach wol ordennt. Wie 
Joseph (i) sprach zuo seinen brueedern (die jne aus neyd verkauft heten) jr babt 
vber mich poes (urnemen gehabt, aber dasselb poeshat got in guoet gekert. (k) 
Also werden pos siind in guoet straf gekert durch got. Der spricht. Jch mach 
frid, nemlicb gerechte ordnung, vnd beschafft das vbel (I), villeicht die pen, mit 
der gotliche gerechtikait die sunder vbel straft Dieselb schrift mag noch anders 
awsgelegt werden, also. Jch rnach frid, das ist, ich mach alle ding guot, vnd 
fridsam. Daneben beschaff jch das vbel, das ist, aws gemaesem nichding (so 
hierinn ain vbel genent wirt) beschaff jch die creatur, die zuo zeiten vbel thuot. 
Vnd ist kains wegs zeuerstren von vngemaesem vbel vnd ewigem nichding, aus 
dem die siind kumbt, so got nit beschaefft, sonder der mensch selbs(m) aws seiner 
poszhait vrsacht vnd verbringt sein siind aus aigem willen. ( 4 ) 

(a f will, im . 8. d. ct im 35. . 1. f. et im 48. . 2. b. et 72. J. 9. f. et 97. 5. 
2. h. (b ^ selig. 1. Thi. 2. vult omnes homines salvos fieri, sieh. 6. . 1. k. et 18. 
. 7. a. el im 38. . 1. e. et 40. , 3. b. (c f aufgehebt. Mat. 13. post prin. quod 
habet auferetur ab eo. im 21. . 7. n. (d ^ Von ordnung gottes. der das pos wol 
ordent. im k et sieh. g. 2. b. et 4. . 15. 1. et im . 7. b. et . 9. d. et im 23. . 2. 

( 4 Die Reformatoren batten sieh zu derJJehauptung verlcitcn lassen, dass Gott dcrUrhcbcr 
des Bosen wie des Gulen sey. Dieser Ansicht tritt IJerthold entgegen, und das Concil vonTrient 
hat ebenfalls diese absurdeLehre verworl'en, indem es sagt: Si quis dixerit, non esse in pote- 
slate hominis , vias suas malas facere, sed mala opera ita ut bona Deum operari, non permissive 
solum, sed etiam proprie, et per sc, adeo utsit prpprium ejus opus non minus|proditio Judae, 
quain vocatio Pauli, anathema sit. Sess. VI. can. 6. Die Reformatoren haben nur einen alien 
Irrthum der Manichiier hervorfiesucht, wie wir aus Augustin sehen: Quocirca cum in Catholiea 
dicitur, omnium naturarum atque substantiarnm esseauctorem Deum, simul intelligitur ab eis, 
qui hoc possunt inlelligere, non esse Deum auctorem mali. Quomodo enim potest ille, qui 
omnium quaesunt, caussa est utsint, caussa esse rursus, ut non sint, id est, ut ab essentia 
deficiant, et ad non esse lendant? quod malum generale esse clamat verissima ratio. De mori- 
bus Manichaeorum, lib. II. cap. 2. torn. I. pag. 117. 



VOM NICHD1NG, DAS 1ST KA1N DING. 143 

I), el 25. g. 3. f. et 27. . 1. i. et . 5. b. et im 29. . 2. d. et . 3- i. el 33. . 4. h. 
et 34. 1. h. et im 37. . 9 c. et g. ct 39. 2. 1. et 41. . 1. e. et 46. . 1. b. el 
im 55. 1. a. et 8. g. ct 74. . t. n. et 84- . 4. h. et 89. . 4. a. et 95. . 8. c. 
et 100. . 3. b. (d f pildnuss. im 29. . 8 g. (e f lieben. sieh. 19. . 11. a. et im 
46. J. 1. c. (f f natur. im 38. . 9. b. et 55. . 9- e. (g f vmbkevt. sieh. 19. . 10. 
b. et im 22. 8. c. et 27. . 10. e. et im 31. . 9- e. et 34. . 1. k. et 46. /2. c. 
et 48- 5. 6. b. el im 50. . 1. f- et . 10. g. et 52. . 6. f. et 53. . 10. a. et im 94. 
. 11. c. et 100. . 3. c. (h f vrsach des posen ist nit got. im m. et im 23. . 2. c. 
et im 24. . 1. c. et im 25. . 10. c. et 29. . 3. k. et 31. . 9. k. et 34. . 10. a. et 
im 36. . 13. a. ct im 37. . 2. a. et 39. . 2. e. el 40. . 2. c. et 43. . 6. b. et im 
52. 2. b. (i 5" Joseph. Gen. 50. ant. fin. (g f gekert. sieh. d. et im 48. . 5. b. 
et 53- 5- 10. b. (1 5 y bel. Esa. 45. post prin. faciens pacem et ercans malum. im24. 
. 1. g. et 29. g. 3. b. et 33. . 4. f. (m j selbs. sieh. h. et im . 7. a. et im 28. 
. 17. i. el 43. . 15. i. et im 77. . 15. i. et 80. . 4. d. 

VII. ^ Item die siincl (a) als ain feind gots, verursacht, daz got scin gnad 
vnd guot tugent, die er clem menschen geraicht oder gereckt het, von jme wider- 
umb aufhebt vund die siind mit guotetn fuoeg strafft vnd sein goetliclio ordnung 
(b) so die siind zeriitt bet , widerumb wol ordent zuo r.echf.maessiger vnd geor- 
denter puoes. Erstlich flewsst (c) got in siindigen menschen mit gnacdiger er- 
monung zuo rew, darnach mit vergebung.der stind vnd nachlassung ewiger straff 
vnd schulden auch ferrer mit gnad heiligs geistes durch mittel der sacrament. 
Daneben fleusst goelliche gnad in diirftige menschen durch fiirpete der heiling(d) 
im himel vnd durch frumm lewt auf erde. Deszgleichs in die selen im fegfewr 

(e) durch gotsdienst vnd ordenlich pete der lurch, durch almosen vnd ander guote 
werch andechtiger lewt, die fur glawbig selen got anruccfFen Dadurch denselben 
selen jr peen hoffenlich geringert wirt, doch aus gnad en gots in krafft des leiden 
Cristi. Solb.es alles beschiecht aus ordnung vnnd einflus gotles. Wer aberdise 
gnaedige ordnung zeriitt vnd ordenliche puoes versawmbt der beleibt ain feind 

(f) gottes. 

(a f siind. sieh. . 6. m. (b 5 ordnung. sieh. . 6. d. (c f flewsst. im 21. . 
4. a. (d } heyling. sieh. 4... 5. b. (e f fegfewr. im 83. . 4. a. (f ^ feind. 
sieh. . 5. i. 

VIII. ^ Bestymbter mass werden aus ay mm feind gols drey feind. Ersler(a) 
vnd groesster feind ist die vnermeslich nichtikait, dieselb mag jr wiirchung wider 
got nitbrawchen, aber sy bewegt verkerten menschen. der sieh freywilliklicb 
vndersteet, nach seimm lust, dieselb nichtikait wider got zebrawchen. Daraus 
koemen siind, dieselben seinn die anndern (b) feind gots, nachdem sy got vnd sein 
creatur berawben der tugent vnd beklaiden dieselben creatur mit vntugentcn. Da- 
durch wirdtsiindigermensch gottes dritter(c) feind, nachdem er sieh naigt zuom er- 
sten feind poeser nichtikait vnd hilfftdem ander n feind nemlich der siind. Deszhalbso 
vermailigt er in jme goettliche pildnuss vnnd verlewsst gottes gleychnuss, huld vnd 
gnad. Jtem siind jger mensch macht drey feindschafft, Erste zwischen sein vnd got, den 
erbelaidigt vnd jmselbsgoetliche ere vnd lieb zuoezewcht. Die ander istzwischensiin- 
dervnd seinnagsten, den er brawcht anders dann ain pildnuss gottes, villeycht zuo 
vnordennlicher lieb oder zuo aigem nutz oder in poeser rach. Zum dritten ist siindiger 
mensch jmselbs (d) feind vnnd widerwaertig, nachdem er nyemanls mer belaidigt 
dann sichselbs mit ewiger verdamnuss. Er vermailigt in jm goetliche pildnus (e) 
vnd treibt aus jm goettliche gnad , dadurch er geystlich stirbt (f) vnnd in ewigem 
tod verdirbt. Sihe an, die siind ist ain rawberische nichtikait, die Got das sein 
nymbt (g) vnd die creatur verderbt, dadurch wirt sy ain todfeind gots vnd seiner 
creatur. Daraus zemerkhen, daz die siind, so bei diser nichtikait bedeyt ist, 



J 44 Z WAINTZIGIST CAPITEL VOM NICHDING , DAS 1ST KAIN DING. 

geracl wider got slrebt, alsdas toedtlicb vnwosen wider das ewig vnnd Icbentig 
wesen. Dargegcn ist got dem todsiinder (b) billich feind als jhenem, der das guot 
wesen, so got an in gelegt, in pocs wesen verkert Er solbs wirfft sich in dritte 
poesenichtikait, wann cr fellt von guoetem wesen in pocses, vom rechten zuom 
vnrcchtcn, vontugenten zuom lasster, von gehorsam zuo vngehorsam, vnd sonst 
von vnschuld in siindige schuld, die an poeser vnmaessigen (i) nichtikait hangt, 
nachdein die sund abnemen guot kreft vnd iugent die got dem menschen zuoe- 
geofdent vnd gcgebcn bet. 

(a f feind. sieh. . 5. i. et 9. . 3. e. et 15. . 4. b. et im 36. . 1. d. et 52. . 
7. g. (b f andern. sieh. . 1. 1. et im 33. . 9. c. et 36. $. 1. c. et 58. . 8. c. et 
70. . 4. g. et 71. . 4. d. et 72. $. 6. b. et . 9. f. et 76. . 8. b. et 89. $. 4. b. 
(c ^ dritten. im 21. . 5. o. et im 24. 5. c. et 31. . 6. f. et 33. . 1. e. et 47. . 
10. g. et 48. . 5. d. et 54. . 4. e. et 56. . 1. g. et 74. . 5. c. et 80. . 4. f. et 90. 
. 1. d. (d f selbs. sieh. . 6. a. et im 48. . 2. b. (e f pildnuss. im 32. . 6. b. 
et 60. <J. 5- 1. et 81. . 5. e. (f J stirbt. von geistlichem tod. im 28. . 2. a. et 
33. . 3- f. et 34. $. 8. f. et 36. . 7. c. et . 10. q. et 48. g. 4. a. et 60. . 3. d. et 
67. . 3. b. et 75. . 2. b. ct 81. . 4. c. (g f nymbt. im 70. . 8. g. et 72. . 9. h. (h f sunder, 
de poen. Dist. 3. e. sunt plures. ^scio enim deum inimicum esse omni criminoso. (i f 
vnmassigen. sieh. . 1. e. et im '. 9. a. 

IX. ^ Hiebcy merckb das iibel der sund, die sich gehraucbt des andern (a) 
vnmaessigen nicbding, das albeg wider got steet vnd steckht in verkerten lewten. 
.In denselben suoecbt es zeuernichten was got aus erstem vnd gemaesm nicbding 
gemacht bat, gleych als woelle es, durcb die siind, aus jmselbs etwas machen. vntl 
durch die sunder, als durcb dritten feind gots, all tugent, die got an die croatur 
gelegt hat, gar toedten vnd vertiligen. Solbes ist im allten gesetz figuriert mit 
zwayen feinden Madian (b) vnd Amalecb, bey denen bedeyt seinn bed feind gottes.. 
benenntlicb das vnmaessig nichding vnd das siindig nichding. Dann sy bed haben 
gar nichts, was zuom lobenjgehoert, beleiben lassenn imvolckh Jsrahel. Wann 
nu verkerter menscb die tugent vnderlaesst oder ain vntugent begect , dasselb ist 
ain rawb der tugent vnnd naygung zu ewigem nicbding. Wiewol die siind des 
menschens naturlich (c) wesen nit gar vertiligen, mag sy doch den menschen ver- 
dcrben vnd berawben der iibrigen gaben vnnd gnad gottes. ( 5 ) das ist, des guoten 
wesens entsetzcn vnnd in ewigen lod als krefftiklich fueeren, daz got nacb seiner 
gotlichen ordnung (d), den menschen nit hat sollen erretten vor solbem starcken 
feind der siind. dieselb ist got vnd seiner creatur dermassen widerwaertig, daz von 
jr Cristus menschlich geschlaecht hat mueessen erledigen mit seinem vnschuldigen 
sterben. Got hat licber wellen seinen erwelten sun lassen sterben, dann ganlz 
volckh in der siind \erderben, nacb. weissagung Caypbe (e). Vnd ist swaerer (f) 
gewest, die creatur zuo erledigen aus siindigem nichding, dann von newem ze- 
beschaff'en aws erstem nicbding. Dasselb ist Got alltzeit gehorsam vnnd nye wi- 
derspaenig gewesen noch biszher got ye belaidigt. Jn mass die siind than hat vnd 
noch taeglich got belaidigt, Dadurch dieselb siind, als ain iibel tbaeter in vnnd feind 
gotes, vom menschen hart aufzeheben ist. Auf das bat got durch den Propheten 
gleich als zweiflicb gefragt. Ob sein hand nit verkiirtzt (g) vnd klain sey gemacht 
daz er vns nit moeg erledigen, oder ob jme kain krafft sey zuo erledigung. Dar- 
zuoe der prophet geanntwort. Nembt war, des herren hand (h) ist nit verkiirlzt 
daz er nit moeg erledigen. Wie dieselb hannd gots den menschen erledigt aus 

( 5 DBS Wesen des Menschen wird durch die Su'nde nicht alterirt, wohl aber wird er 
der ubernatiirl|chen Gaben und Gnaden Gottes beraubt. Das Weitere sieh bei der Erbsfinde, 



AINSUNDZWAINTZIGIST CAPITL OB DER CREATOR WESEN etc. 145 

dem libel des siindigen nichding darein er gefallen ist, also errett sy den menschen, 
daz er nit falle in erst nichding aus dem er beschaffen ist. wie hernach volgt. 

(a 5 andern. sieh. . 4. a. et . 8. i. (b J madian. Judi. 6. in prin. (c J na- 
tiirlicb. im 21. . 2. c. (d f ordnung. sieh. g. 3. g. et 5. 6. d. (e f Cayphe. Johan. 
11. ant. fin. sieh. 6- g. 7. f. (f J swarer. sieh. 4. g. 3. d. et im 28. g. 2. b. et 52. 
. 5. g. et 59. . 2. h. (g J verkurtzt. Esa. 50. et 59. in prin. nunquid abbreviata 
est manus mea? (h 5 hand, im 21. . 5. a. 



J AINSDNDZWAINTZIGIST CAPITL 

Ob der ereatur wesen ivlderuml* znni vnwesen koenie. 

I. Frag ist, Ob gottes geschoepff, so aus nichding gemacht ist, widerumb 
nichts werde vnnd zum vnwesen komme (wie Sceptic! (a) glawben). Darauff 
wisse, daz zway wesen seinn. Ain ewigs vnd bestaendigs. Das ander zeytlich 
vnd vnbestaendig. Das ewig wesen (b) hat got aus jmselbs, der vor jm kainen 
anfang, noch nach jm ende hat anders dann sein aigen wesen. Deszhalb ist das- 
sclb gotlich wesen bestaendig (c) vnzergaenklich vnd genaigt zuo allem wesen. 
Dasselb gotlich wesen ist albeg vol vnnd nymbt nit ab, wiewol vil andere wesen 
daraus koemen wie die sonn (d) albeg vol liechts ist vnnd nit abnymbt, wiewol 
all ander hie jge liecht aus der sonn herfliessen. Daraus eruoligt das ander (e) 
zeitlich wesen, das got vber nichding angehangen (f) hat vnd deszhalb vnbestaendig 
ist. es nymbt auf vnnd ab wie der Monschein, nach gelegenhait seiner schicklikait, 
wie er des sonnen liechts fahig ist. scheint die Sonn wol annMon (g) , vmb souil 
mer hat er liecht. Dergleychen scheint got mit seinem gnaedigen einfliessen (h) 
vil oder wenig auff ain ereatur, nach demselben hat sy vil oder wenig guot wesen. 
Wo die Sonn jr liecht nit ausztailt, daselbs ist finster. wohin sy aber scheinl da- 
selbs wirt liecht, vnd die Sonn behellt doch nichtsweniger all jr vorig volkommen 
liecht. Sy hat in jr ain vngetailt liecht (i) vnd gibt dannoch soelh liecht nichts- 
weniger aym yeden spiegel (k) vnd alien andern gegenwiirffen alsuil dieselben des 
sonnenliechts fahig seinn. Dergleich bleibt das ewig vntailig goetlicb wesen ewik- 
lich in got vnd wirt dannoch dauon nichtsweniger beschaffen vnd ainer yeden 
creator gegeben jr wesen, alsuil sy des faehig (1) ist. Solh vnser beschaffen vnd 
swach wesen erscheint hie in diser nachtzeit. Wir moegen auch dasselb an- 
schawen wie den monschein, vnnd dabey erkennen (m) das sonenliecht, nemlicfc 
das ewig goetlich wesen Jn das, als in klare sonn, wir sonnst mit jnwendigen 
augen vnnsers verstands nit sehen moegen. Aber bey dem nachtliecht des mons, 
nemlich bey vnserm auf vnd abnemendem wesen, erkennen wir gotlicher sonnen 
bestaendig liecht vnd ewig wesen. Das nit bey vns, sonder ferr von vns vnd in 
got ist. Wie der Mon selbs kain aygen liecht hat, sonder das liecht von der Sonn 
nimbt (dann sein liecht anfancklich in der sonn ist) also mueessen wir bekennen, 
daz vnser wesen vnd leben an jm selbs nichts, sonder anfancklich vom wesen vnd 
leben gotes hie ist. Des mons liecht, in abwesen der Sonn, erscheint gros, aber 
neben der Sonn scheint es nit. Also ist vnser wesen klain vnd gar nichts gegen 
gotlichem wesen zeschaetzen. (n) Wie Esaias spricht. Alle voelckher seinn vor 
got gleich als seinn sy nit, dann sy seinn gegen got eytel vnd gleich als nichts ze- 
schaetzen. Der weis spricht. all reichthumb (o) seinn nichts gegen got. 
Reithmeier, Berlhold's Theologey. |Q 



146 AINSUNDZWAINTZIG1ST CAPITL 

(a f sccplici. Sap. 2. in prin. post hoc erimus tnnquam non fuerimus. sieh. 20, 
. 3. c. et im 28. . 7. b. (b J wesen. sieh. 18. g. 1. e. (c <J bcstandig. im 19. . 
G. i- (d ^ Sonn. sieh. 7. g. 8. g. et im . 7. f. (e f aader. ira - 3. a. (f 5 gehan- 
gen. Job. 26. deus appendit terrain super nihilum. im g. 2. a. et k. et 20. g. 5. c. el 
im 29. g. 11. d. et im 80. g. 4. i. (g f Mon. im 25. . 4. d. (h f einflus. im5.4. a. 
(i g liecht. sieh. 7. f. 8. h. et im 88. g. 5. i. (k J spiegel. sieh. 7. . 3. i. (1 f 
fahig. sieh. 18. g. 7. b. (m f erkennen. im 30. g. 7. f. et 29. g. t2. d. (n J schii- 
t/en. Esa. 40. in med. sap. 7. post prin. sieh. 4. g. 12. b. et 11. g. 3. e. et 18. 5- 8. 
e. et im 25. g. 1. c. el 28. g. 2. e. et 50. g. 4. a. (o ^ reichthumb. sap. 7. in prin. 

11. f Wiewol an gotlichem wesen der creatur wesen hangt(a),kummbt doch 
dasselb beschaffen wesen ausnichding. Deshalb ist es vnbestaendig, zergaengklich 
vnd genaigt zuo allem vnwesen. Danu got hat das geschoepff vnd desselbeu natur 
gemacht aus nichding vnnd das vnwesen gebracht zuom wesen. Deszhalb wurd 
die weld (b) vnd all geschoepf, seiner natur nach, widerurnb nichts vnd zuom vn- 
wesen gedeihen. Aber got wil. zuo gleichnuss seines einigen wesens vnd goet- 
licher natur, all vnd yglich crealur in jrem wesen vnnd gemainer natur (c) ewigk- 
lich erhalten. Auf das sein geschoepf nit vergebens (d) sey gemacht. Darauf ist 
Ecclesiastes (e) erjnndert, daz alle werch, die got gemacht, ewiklich beleyben. wir 
moegen aucb densclben wercben nichts zuocsetzen noch abnemcn. was gemacht 
ist das beleibt. ( J ) Dergestallt hat das fewr kainen gwallt gehabt zeuerprennen 
oder zeuertiligen die drey kind von denen im Daniel (f) meldung beschiecht. noch 
vilweniger mag ainer sicb selb (g) entsetzen des was naliirlichs jme got geben 
hat. Die schrift (h) selzt. Alle creatur ist guot vnd nichts zeuerwerffen. Got 
hat all ding guot gemacht. Darumb magkhain creatur gar (i) zenichtig werden, 
sonder sy muoes natiirlich beleiben in jrem guotcn oder poesen wesen, souil das- 
selb an goetlichem wesen hangt. (k) Von deme sieh kain creatur schaiden mag. 
Was aber Got an der creatur, u'ber jr erst natiirlich wesen, aus nichding beschaffen 
vnd zuom wesen zuoefallund geben hat, dnsselb mag widerurnb zuo nichding oder 
zuo verlust gedeihen. ( 2 ) 

(a ^ bangt. im k. ei sieh. . 1. f. et 20. g. 3. f. (b f weld. sieh. 10. g. 1. e. et 
18. g. 3- b. et im 22. . 4. c. et im 91. . 1. d. (c f natur. im g. 3. c. et im 30. . 
2. a. et 43. 5. 4. e. et sieh. 20. . 9- c. Cd f vergebens. im g. 6. d. etim40. . 10. c. 
(e J Ecclesiastes. 3. sieh. 20. g. 3. f. (f f Daniel. 3. ant. fin. nihil potestatis habuit 
ignis in corporibus eorum. (g f selb. im . 6. a. (h J schrifft. 1. Thi. 4. in prin. Marci. 
7. in fin. im 23. g. 2. h. et 59. g. 7. e. et 78. . 10. h. (i J gar. sieh. 20. . 3. d. et 
im . 5. g. et n. et im 26. g. 6 a. (k f hangt. sieh. a. et . 1. f. et im 48. g. 10. g. 

III. ^ Dariiber inerckh drew vnderschidliche wesen (a) so verminftige creatur 
haben. Ain natiirlichs. das ander zuoefallund. das dritt ist gnaedig vnd guot 
wesen genennt. Natiirlich wesen beschaefft got aus seiner allmaechtHcait. zuoe- 
fallend wesen verleicht got nach seinem willen vnd nach gelegenhait der creatur, 
als sterck, schoen, gesund, reichthumb, ere, zeitlich frid etc. Guot wesen gibt 
got aus mildikait vnd nach schicklikait des menschens, als gnad , saelikait ewige 
freyd, dasselb ist das hoechst (b) menschlich wesen. Vnd wie ainer yeden crea- 
tur nichding von ewikait ist fahig (c) gewesen aines wesens, also hat got daraus 
elwas gemacht vnd darein sein goetlich wesen geflossen (d), auch ant'angs ainer 

( Es will hier nicht gemeint seyn, dass die Creatur in jedem Augenblick ohne positive 
Erhaltung Gottes ins Nichts versiukcn wurde; die Creatur hat selbst erhaltende Krafte, aber 
nicht aus sieh, sondern von Gott, der Alles aus Nichts erschaffen hat. 

( 2 Der hi. Augustin betnerkt: Ueus igilur nee coepit essc, nee desinet: sed opera ejus 
quaedum incipientia certo fine esse desistunt, sicut lempnra rt temppralia; quaedam incipien- 
tia permanebunt, sicut ipsa sanctorum hominum, quam percepturi sunt, vita aeterna. toni. 
VIII. pag. S50. Lib. 1. cont. Advers. Leg. et Proph. cap, 2. 



OB DER CREATOR WESEN WIDERUMB ZUM VNWESEN KOEME. 147 

ycdcn creatur geben jr natiirliche materj vnd ersten form. Dasselb erst naliirlich 
(c) wesen bleibt ewiklich. Wiewol got wesenlich bey vnns nit wonet, hengl (f) 
dannoch vnnser wesen vrspriinglich an seinem goettlichen wesen, das von ewikait 
in jme ist vnd herab in das geschoepff uberall (g) flewsst, dasselb in seimm naliir- 
lichen vnd beschaffen wesen zuoerhallten. Dann got wil sein jnwendig ewig 
wesen, mitsambt anndern krefFten, nit in jme allain vnermeslich haben, sonder 
auch dieselben awsjine mil der zeyt ermeslich fueeren. Deszhalb hat got durch 
seinn jnwendige frucht (h), benentiich durch seinn Sun, all creatur, als sein ausz- 
wcndige, frucht, beschaffen. aufdas die creatur zeitlich sey vnnd staetigs wesen 
hab, wio Got ewiklich ist vnnd vnermeslich wesen hat. Die anndern zway we- 
sen, gnaedigs vnd zuoefallends, hat menschlich geschlaecht im Paradis verloren (i) 
ncmlichhie vnschuld, weiszhait, warhait, bestaendikait, vntodlikait, syg. tugent 
vnnd annder goetlich gab vnd menschlich krefft. Dort seinn dem menschen ab- 
gosniten saelikait vnd himlische freyd. Dennass seinn wir all in poesem (k) wesen. 
das Cristus von vnns aufhebcn wil. Doch das ander zuoefallend wesen hat vnns 
Christus nit herwiderbracht, allain souil not ist zur saelikait. Aber das dritt vnd 
besst wesen hat Christus mit seinem leiden alien menschen erlangt, souil jr des- 
selben leidens tailhaftig worden. Darauf magstu versteen. daz du, als ain crea- 
tur nymer gar zuo nichding gedeihen, sonder dein natiirlich wesen ewiklich be- 
halten wirdest. wiewol du, von wegsn der erbsiind, dein menschait hie bis auf 
jungsten (1) tagiibergeben mueest, vnd von wegen deinerwtirchlicheri sund, ewik- 
lich verlioren inagst dein guot wesen, das dir iiber dein natur got von ewikait 
zuoegeordent vnd Cristus mit seinem leiden erlangl het. 

(a 5 wesen. sieh. . 1. e. et 20. . 2. c. et im 60. . 3. c. et 68- .10. g. (b J 
hochst. im 28. . 2. e. (c f fahig. sieh. 18. . 7. h. (d 5 flossen. im . 4. a 
(c f natiirlich. sieh. . 2. c. et im . 6. b. (f J hengt. sieh. . 2. k. (g f vberal. 
im . 4. f. (h J frucht. im 29. . 9. a. (i f verloren. im . 7. g. et im 26. . 3. e. 
(k ^ posem. im 47. . 4- i. et 60. . 5. m. (1 J jungsten. im , 5. f. 



.IV. f A_ ws obangetzogen geschichten wirdt verstanden, daz jnn menschen 
von got fliessen (a) vierlay gab. Zwo geistlich vnd zwo leiblich. Zwo on mittl. 
zwo durch mittl. Erste leibliche gab on mittel ist, daz got in Adam gantzer 
menschait den leib geben vnd beschaffen hat, ay mm yeden seinen leib mit seiner 
zuogKhocrung zuogeordent, desselbenmals in der moeglikait vnnd numals in der 
wiirchung. Zuom anndern gibt got ainem yeden menschen besonder seinen leib 
wiirchlich durch mittl vater vnd muoeter. Deszgleichs alle andere auswendige 
leibliche giietet durch gelegene mittel. Zuom drilten gibt got on mittl aimm yeden 
seinn verniifftigen geist. deszgleichs gnad vnd parmhertzikait. Zuoni vierden gibt 
got gnad vnd ablas der siinden durch mittl der priestervnd sacrament, oder durch 
hilf vnd fiidrung der heiling, auch durch pete frummer lewt, vnd am maisten 
durch das leiden Cristi. Also ilewst auch goetliche gerechtikait (b) mit straff in 
sundige mennsch. Dermass steet all wesen des rnenschens in zwayen (c) gottes 
hannden. Von natiirlichem (d) wesen wird die ain goetliche hand nymer ab- 
getzogen. Das zuoefallend wesen steet bey goltes willen vnnd verhenngen. Das 
guot wesen des menschens steet in der andern hand gottes, nemlich bey seinen 
goettlichen gnaden, vnd bey freycm willen des menschens. Dairumb wirt hier jrin 
vom menschen dieselb ander goetlich hand offt abgezogen (e). Deszgleichs 
flewsst got mit seinen kreften in all ander crealur, in aine mer oder weniger dann 
in die ander, nach gelegenhait vnd notdurft ainer yeden creatur. Elariimb ist 
Got liberal (f) in gantzer weld, auch in alien vnd yeden creaturen, nit wesenlieh 

10* 



148 AmSUNDZWAIiSTZlGIST CAPITL 

(do or nynderl dami in jmselb isl) sondcr rnac.chtiklich , wcislich, gncdiklich etc. 
Wie ain Koenig in seinm Reich ist vnd allenthalben rcgiert, Darauf sprichl der 
herr dutch Esaiam. Der himel (g), ncmlicb die gothuit, ist rncin sytz vnd die erd, 
benentlich die creatur, ist ain fuoesschaemel meiner fuecss. Abcr Cristus ist bey 
vns sacramentlich auch wiirchlich , vnd rcgiert in der kirch , wie er vns vcrspro- 
cben hat. Er welle bey vnns (h) scin alle tag bis zuom ende der weld. 

(a f von gotlichen einfliissen. Ro. 5. caritas dei diffusa est in cordibus nostris. 
sieb. . 1. h. et . 3. d. et sieh. 4. . 4. c. et <J. 11. b. et sieh. 5. . 2. b. et 18. . 
8. f. et 20. . 7."c. et 25. g. 3. a. im 27. . 3. c. et 38. . 1. g. et 42. . 7. d. et 44. 
. 1. b. et 45. . 1. g. et im 47- . 1. a. et 48. . 9. g. et 49. . 6. b. et 56. . 5. d. 
et im 85. . 5. a. et 87. g. 6. e. (b ^ rechtikait. im 38. $. 1. g. (c f zwayen. im 
. 5. a. et . 7. d. (d } natiirlichen. im J. 6. b. et im 49. . 5. d. (c f gezogen. 
im 30. . 10. f. (f ^ vberal. sieh. . 3. g. et 1. . 7. f. et im~38. . 1. c. et 68. . 4. 
1. et im 89. 5- 6. g. (g f himel. Esai. 66. in prin. im 29. . 11. e. (h 5 bey vns. 
Mat. 28- in fin. im 62. $. 5. d. 

V. 5 Also steet in gottes macht vnd handen (n) all geschoepf , sonderlich 
der mensch. den got in ainer band erhelt, in deranndern behueet. Voin erhalten 
steet geschriben. Wie der laym in aines hafner (b) hand zuoezeberaiten ist, also 
stcet der mensch in gottes hand, der jne gemacbt hat. Jm jheremia sagt vnns 
got , daz wir in seiner hand seinn wie der laym in aines hafner hand, deszhalb 
seinn wir allzeit gottes bediirffend. (c) Dermass erbelt got in natiirlichem wesen 
den menschen vnd gantz geschoepf, so got aws erstem nichding beschaffen hat. 
Daran dem menschen nichts tnangelt. (d) Wie Dauid bekennt. Der herr regierl 
mich, vnd mir wirt uichts abgeen. Deszgleicbs gaben die junger dem herren auf 
sein frag zuo antwort. Alsoffl er sy on peyil, on taschen, on schuoech ausgesandt, 
hieten sy dannoch kainn mangel gehabt. Dermassen ist den kinden von Israel 
nichts abgangen, dieweil sy durch die wueest (e) gezogen vnnd got bey jnen ge- 
wonet hat. Also wirt natiirlich wesen vom menschen nymer aufgehebt, er muoes 
ewiklich ain creatur wesenlich beleiben auch ain mensch sein, bis er stirbt, vnd 
/uo jungstem tag in seiner vrstend (f) widerumb ain mensch werden, er welle oder 
nit. Was aber got dem menschen iiber sein natiirlich wesen gnediklich verlihen 
hat, dasselb mag der mensch verlassen vnd verlieren. Dergestalt hat dewfel vnd 
sein nachuoliger verloren jre zuoefallunde vnd tugentliche giieter, dadurch sy zuo 
saelikait hieten moegenkoemen, aber ewige pein erlangt haben. deszhalb sy gern 
gar zuo nichding werden woltcn, vnd moegen docb nit koemen zum ersten (g) 
nichding aws dem sy gemacht seinn , sender sy muoessen nichtsweniger in jrem 
angenomen zeriilten wesen beleiben vnd koennen nymer mer daraus uoch zuo 
besserm wesen koemen. Sy seinn noch etwas in der natur, aber nichts in der 
saelikait. Darumb werden sy fur nichding geschaetzt, als seinn sy gedigen zuo 
poesem nichding vnd zuo ewigem vnwesen, mitsambt jren aigen werchen vnd 
zeitlichen freyden. (h) Vom dewfel steet geschriben. O Cherub (i), das ist, o 
listiger engel, du hast verloren deinen weisthumb, du bist nichts gemacht vnd 
wirdest nit sein in ewikait. Aber etlich natiirlich gaben vnd krefft seinn dem 
dewfel nit benomen. Dauon jm Job (k) vnd hieunden stet. Desgleichs werden 
ander verdambt auch fur nichding geschaetzt, nachdem sy guoet wesen verloren 
haben. Darumb Jherernias (1) zuo got pitt. Herr straff mich, doch in gericht, 
(das ist zeitlich) vnd nit in deinem zoren. auf das job nit zuo nichding gedeihe, 
das ist nit ewiklich verdambt werde. Die verdambten (m) begern nit allain jrcr 
gantzlicben yertiligung, sonder daz got in seiner substantz vnd wesen aucb ver- 



OB DER GREATER WESEN WIDERUMB ZUM VNWESEN KOEME. 149 

liligt (n) waere, nachdem sy haessig seinn goetlicher gerechtikait, nach der sy ge- 
peinigt werden. Domit machen sy sich zuo ewigen feindten (o) gottes. 

(a f handen. sieh. . 4. c. et ira . 6. m. et . 7. a. et 19. . 5. h. et 20. g. 3. e. 
et . 9. h. et im 30. . 10. f. et 41. 5/8. e. et im 42. . 5. g. et 43. 5. 6. c. (b J 
hafner. Eccli. 33. ant. med. Jhere. 18. post prin. im 39. $. 4. b. (c J diirffend. sieh. 
19. . 5. d. (d ^ mangelt. PsI. 22. in prin. Luce. 22. in med. im 66. . 6. e. (e f 
wuest. Gen. 2. post prin. (f f vrstend. sieh. . 3. 1. et ira 5- 6. h. et im 57- . 5. c. 
(g *f ersten. sieh. . 2. i. et im 80. . 4. h. (h ^ freyden. im 48. . 7. c. (i <J Che- 
rub. Ezech. 28. sieh. 20. . 4. e. et im 38. 5. 4. e. (k f Job. 41. in fin. im 24. 5 
3. b. (I J Jheremias. 10. in fin. (m 5 verdambten. im 24. 5- 1. f. et 100. . 14. a. 
(n f tiligt. sieh. . 2. i. et im . 6. a. (o f feinden. sieh. 20- 5- 8. c. 

VI. <J Degleichen ist in disem leben maniger mensch dermassen verzweifelt, 
daz er begert gar vertiligt (a) vnd nichts zesein. Domit sein kranckhait oder vn- 
gefell auch zergieng. Derselb gibt sich in ewige feindschaft gottes, nachdem er 
verwilligt in ewige nichtikait die am maisten gegen got strebt vnd wider sein 
ewigs wesen ist. Wer solher vernichtigung begert, der wil gottes ewiger wider- 
waertiger ersterben. Er naigt sich von got williklich vnd kert sein wesen zuo 
vntraeglichem vnwesen Nachdem aber desselben verzweifelten menschen natiir- 
lich (b) wesen hengt an goetlichem wesen das ewig isl , deszhalb muoes sein na- 
liirlich wesen albeg beleiben vnd nit vernicht werden, sonst waere goetlich ge- 
schopf vnd das beschaffen wesen zergaencklich vnd nit bleiblich. (c) Dann erste 
gnad, natur vnd wesen hat Got freywilligklich vmbsonst (d) geben dem menschen, 
on sein wissen, willen vnd zuothuon. dergleich behellt got den menschen in 
solher seiner natur vnd wesen, on sein willen vnd zuoethuon. Er muoes albeg 
ain natiirlicher mensch bleiben, aufs wenigst in moglikait. Das meld jch von we- 
gen des tods, (e) der laib vnd sele voneinander schaidet, dadurch der abgestor- 
ben ain zeit kain mensch ist. Doch bed materj, benentlich leib vnd geist werden 
nit zuo nichding, sonder der geist schaidet sich plos (f) vom leib vnd lebt dort 
natiirlich. aber der leib bleibt hie vnd wirt vernriischt in die element (g) daraws 
er ist. vnd bleiben bed natur, leiblichevnd geistliche, dergestalt, daz moeglich 
ist zuo jungstem tag in des leibs vrstend (h) , werden leib vnd geist widerumb 
zuoesamgefueegt vnd daraws voriger mensch vernewet, der darnach ewigklich na- 
tiirlicher mensch bleibt zuo hell oder /uo himel. Darumb fellt der verzweifelt 
mensch nit in sein erst nichding aws dem er besehaffen ist. sonder in das ander 
siindig nichding, das er jmselbs gemacht (i) hat. Dadurch er zuolesst fellt in das 
vnmaessig nichding, das ist in ewige verdamnuss. (k) Vor solhem poesen nich- 
ding vnd vnwesen hat got den menschen nit errett; (1), aber daraus erledigt vnd 
wil jne fiirter daruor verhueetten souerr sich der mensch selbs auch darein wol 
schickht. Dasselb ist die ander hand (m), mit der got behueet vnd in guoetem 
wesen erhellt den menschen, dene vber sein natur hoeher zekomen vnd zuo geor- 
dentem ende nemlich bis im himel zuoerheben, got fiirgenomen hat. Lawt diser 
schrift. (n) Jn gottes hand ist des menschens macht vnd desselben ere wirt got 
einsetzen vber der schriftgelerten anplickh. 

(a f tiligt. sieh. $. 5. n. et . 2. g. (b f natiirlich. sieh. . 3. e. et . 4. d. et 
im 28. . 16. c. et 60. . 3. e. (c f bleiblich. im 28. . 7. d. (d f vmbsonst. sieh. 
. 2. d. et im 25. . 5. a. et im 28. 5- 2. c. et 30. . 10. c. et im 43. . 4. c. et 66. 
. 5. a. et 70. . 7. a. et im 77. . 7. f. (e f tods. sieh. 13. $. 1. e. et im 28. . 1. 
d. et 5. 10. d. et 32. 5. 2. e. et 33. . 7. h. et . 9. d. et 57. . 3- 1- (f ? plos. Job. 
1. in fin. nudus revertetur illuc. (g ^ element, im 44. . 1. f. (h f vrstend. sieh. 
5. 5. f. (i <[ gemacht. sieh. 20. . 1. n. (k ^ verdamnuss. iin 100. . 14. a. (1 ^ 
errett. sieh. 20. $. 3. g. (m ] hand. sieh. 5. 5. a. (n f schrifft. eccli. 10. post prin. 
in manu del poteslas hominis. sich. 20. . 3. e. et im 29. . 6. a. 



150 AINSUNPZWAIISTZIGISTCAPITL Q PER CREATOR WESEPf etc. 

VH. J Jn diser hand (a) gotes seinn alle oerter der weld, darjnn steet der 
gwalt der erden vnd des menschens. Dieselb hand ist auch der rate (b) den hei- 
lige Trinitat beschlossen hat iiber ganntz ordtreich vnd auszgepraitt iiber all ge- 
slaecht vnd nyemand mag solhe hand von vns aufheben. Dauon geschriben (c) 
steet. Gpt hgt sein hand dem diirfftigen (d) aufthan vnd bed hende auszgepraitt 
gegen dem armen. nemlicb daz got diirfftigen rnennschen in seiner natur erhellt 
auch daneben zuo gnaden aufnymbt. Wo Got sein hand abzewcht, daselbs fellt 
(e) alle hilf. wann got soelhc sein gnad nur ainn augenplickh vom menschenauf- 
hebt, von stundan stirbt er geistjicb. Gleicherweis als ob vns aufgehebt wirt die 
Sonn (f), so vnns lieblich liecht gibt, von stundan verlieren wir vnnser guot sehen. 
Dergestallt werden wir entsetzt (g) vnsers guolen wesens wann got die hand sei- 
ner gnaden von vns aufhebt. Des haben wir ainbeyspil. Do Paulus zuom zawbrer 
Elymam (h) sprach. yetzt kummbt die band gots iiber dicb vnd du wirdest plind 
vnnd die sonn nit-sehen. vonstundan viel aut jn die plindthait vnd fmster. alsz- 
pald von jm got die hand seiner gnaden aufhuob, ward sein gesicht zuo nichte. 
Darumb so man spricht. Ob wir nit puoess (i) iibersteen, alszdenn werden wir 
fallen in die bend des herren. Jst zeuersteen, nit daz got niit henden darein 
schlach, sonnder sein hende (das ist hilf (k) vnd gnad), von vns aufhebe nachdera 
wir derselben nymmer faehig (I) seinn, deszbalb wir in vngnad vnd iibel fallen. 
Darauf spricht der Apostel. Erschrockenlich ist (m) zefallen in die hende des le- 
bendigen gots. Jst auszzelegen, daz wir verlieren die hende goettlicher gnaden. 
die vnserr miszhandlung halb von vns offt wirt aufgehebt, nach des Ewangelj 
spruch. Wer nit hat, von demselben wirdt aufgehebt (n) auch jhenes das er hat. 
Das ist, er kummbt nit zuo got als zuo seinern ende so jine zuoeberait was. 

(a f hand. PsI. 94. In manu ejus sunt onrnes fines terrae. eccli. 10. in prin. In 
manu del potestas terrae et hominis. sieh. . 5. a. (b J rat. Esa. 14. ant. fin. (c ^ 
geschriben. prov. 31. (d f bed. sieh. . 4. c. (e ^ fellt. Esa. 31. post prin. im 39. 
. 8. e. (f < sonn. sieh. $. 1. d. et im g. 8. g. et 49. . 8. h. et 50. . 6. g. (g f 
entsetzt. sieh. . 3. i. (h 5 elymam. actu. 13. post prin. (i f puess. eccli. 2. in fin. 
si poenitentiam non egerimus, incidemus in manus domini. (k ^ hilf. im 24. . 9. 
f. (1 f fahig. sieh. 18. . 9. h. (m ^ schrockenlich. Hebr. 10. aut. fin. im 100. . 
9. f. (n f gehebt. Marci. 4. post med. sieh. 20. . 6. c. 

VIII. f Dann got ist alpha (a) vnd o. benentlich aller ding anfang vnd ende. 
Sein selbs anfang ist got on ende. aber der creatur anfanng ist Got in erschaffung 
vnnd ende in saeligmachung, dergestalltflewgtdas. o. (b) widerumbzuom: a. Also 
zeuersteen. Vom. a. der gothait hat die creatur, mit jrer natur, ersten auszgang 
oder anfang. Dieselb creatur sol rnit dern. o. das ist mit hilf beiligs geistes, nern- 
lich mit goetlicber lieb, gescheibt vom anfang bis zum ende geen vnnd widerumb 
koemen in got als zuo seinem geordentem ende (c). Darumb wie der mensch 
durch goetlich geschoepf ist von Got, nemlich aus seiner goetlichen Jdea (d.) aus- 
gangen, also solt er durch goetliche gnad widerumb in got kommen. Da.riiber 
seinn vil spriich in heiliger schrift. das wir soellen in ynser behawsung, nemlich 
zuo got fridlich widerkeren (e). Wo du mit gantzem hertz suochst (f) gp.t dein.en 
herren, alszdenn wirdestu jne finden vnnd zuo lesst zuo jm kommen. Die Sonn 
(g) geet auf vnd vnder, vnd kurnbt alheg widerumb an jr stat. Got spricht (h) zuo 
vns. keret ew herwider zuo mir alszdenn wird jch mich zuo ew auch keren. 
Darauf schreibt paulus (i), vnder anderm. Got ist gefellig, daz alle voelle der got- 
heit, nemlich all goetlich creatur, in jme wone vnnd durch Cristum (k) alle ding 
(nemlich all menschen) jrdische vnnd himlische werden versueenet in jme. Jtem 
welh bekennen, daz sy frembd (1) vnd gesst seinn auf erd. dieselben geben zeuer- 



ZWAYUiNDZWAlNTZIGIST CAPITL VON GROSSER WELD GEN. etc. 151 

steen, daz sy das vaterland suochen vnd hedencken woher sy soinn auszgangeii. 
zwar sy haben zeyt widerzekeren. uumals begem sy ainer bessern slat, nemlicli 
der himlischen , die jnen got zuoberait bat. biszher Paulus. Ferrer setzt petrus 
daz vns got durch Christum alle ding der gotlichen kraffl hab gebcu souil zuon\ 
leben vnnd gueetikait dient, auf das wir tailhafflig werden goellicher natur (in). 
Aus allem obbescbribem anzaigen ist lawtter verslanden, daz der mensch ewiklieh 
behaltenmuoesseinnaliirlichwesen. auch danebenguot vnd saolig wesen behalten 
mag. souerr er des verdienn Crisli nit vnfaehig wirt. Nuiuals ist zebedenckeu 
was got aus erstem nichding gemacht bat, nemlicb grosse weld vnnd was dai> 
jnn ist. 

(a 5 alpha. Apo. 1. sieh. 5. g. 4. a. et 19. . 8. a. (b f o. sieh. 19. . 8. t. 
(c f ende. Ro. 6. in fin. habebitis fmem vitam aeternam. sieh. 4. . 12. i. et 10. . 
10. b. et 19. . 5. a. et im 27. g. 9. g. et im 37. . 11. h. et 38. . d- et 45. . 3. 
b. et 47. 5- 2. d. etim 49. . 12. e. et 53. . 9. e. et 58. . 1. e. et67. . 7. a. et 68- 
. 1. d. et 87. . 2. e. et 100. . 1. d. et 2. a. et 5 15. b. (d f idea. sieh. 19. . 
1. c. (e ^ keren. 3. Reg. 2. post prin. revertatur unusquisque in domum suam. 
sieh. 19. . 4. i. (f J suechest. Gen. 4. in med. si quaesieris deum invenies eum. (g ^ 
son. eccles. 1. in prin. sieh. . 7. f. et im 32. . 4. d. et 70. . 7. h. (h f spricht. 
malach. 3. in med. revertimini ad me et revertar ad vos. (i f Paulus. Col. 1. in 
med. (k f Christus., sieh. 10. . 2. g. (1. 5 frembd. Hebr. 11. ant. med. (m ^ na- 
tur. 2. Pet. 1. in prin. el'ficiamini divinae consortes naturae, im 47. . 10. d. 



ZWAYUNDZWAINTZIG1ST CAPITL 
Von grosaet- weld genaiit Iflacrocosiuus. 

I. Jn allem, waszuo himel vnd auf erde ist seinn vier vnderscbidliche ding> 
Ains das selbs kain vrsprung oder anfang (a) hat, nemlich ersle person gotes va- 
ters. Aus demselben got vater ist die ander person geporn, nemlich der Sungots. 
Drite person, die aus denselben beden personen entsprewsst, ist heiliger geist. 
Das vierd kumbt von alien dreyen personen als von ainem got, doch in der zeit, 
aus nichte beschaffen. Das ist gantze weld (b) genent Macrocosmus (c). Das erst, 
nemlich got vater ist on alien vrsprung. die andern drew haben vrsprung. Darun- 
ter zway, nemlicli got Sun vnd heiliger geist, ewig seinn. das lesst ist zeitlich er- 
schaffen. Wie Paulus (d) beschreibt. Alle ding seinn aws got vnd durch jne vnd 
injme, Jst zeuersteen , alle creatur ist erschaffen anfangklich von Got vater, 
durch got Sun , in got heiligem geist. ( 1 ) Dieselben drey personen seinn ewige 
vnzertailige ainighait. Zuo gleichnuss solher ainighait hat ainiger schopfer ain 
ainig geschopf gemacht drifaltig, doch zertailig in vil creatur vnd dasselb anfangk- 
lich von einander geschiden in drey natur. Aine ist lawtter geistlich als die En- 
gel, (e) die ander lawtter leiblich als dise weld vnd was dorinn ist. Drite natur 
ist geistlich vnnd leiblich mit einander als die menschen. Dise drew vnderscbid- 
liche geschopf seinn gollicher Trinitet gleicher, dann zway oder viere oder ander 
nachuolgend zal. 

( l Est autem haec, Deum Patrem omnipotentem universani crcaturam I'ecisse atque con- 
stituisse per Filium suum unigenitum, id est Sapientiam et virtutem suam consubslanlialem 
sibi ct coaetornani, in imitate Sj)irilits Sancti, et ipsius consubstanlialis el coaetenii. Aug. 
n Genes, ad Lit. cap. 1. torn. HI. pag. 93. 



152 ZWAYUNDZWAINTZIGIST CAPITL 

(a 5 anfang. sieh. 5. $. 4. a. (b f weld. sieh. 7. . 3. g. fc J Macrocosnms. 
sieh. 19. . 6. b. et im 29- 5. 1. e. et 41. 5- 2. a. (d f Paulus. Ro. 11. in fin. ex 
ipso et per ipsura et in ipso sunt omnia. im 30. . 6. d. et im 39. . 8- d. et 62. . 
6. g. (e 5 Engel. im 23. . 1. a. 

II. ^ Bey dem gesclioepf grosser weld vnd bey iren tailen, benentlicfa bey al- 
ien vnd yeden sonndern creaturen, seinn zebedenckhen achtfragstuck, diehernach 
voligen. Erstlich ob die weld ewiklich gewesen vnd kain geschopf odor ob sy be- 
schaffen sey. Darzuoe antwort, daz gantze weld vnd was dorinn, ist ain zeitlich 
geschoepf gots. dann wo sy ewigklich gewesen vnd vnbeschaffen, waere sy in irer 
ewikait gleich gotlicher ewikait. Dessgleichs mueesst die weld in andern iren kreff- 
ten auch vnermeslich sein vnd deszhalb fiir ainn Got geschaetzt werden. Dann 
ewikait vnd vnermeslikait gebiirt nyetnants, ausserhalb des waren gots, zuoezemes- 
sen vnd aus natur nur ain (a) got sein mag. Zum andern wirt gefragt wer die weld 
gemacht bab. Jst vngezweifelt vnd gantz glaublich , nachdem vor dem geschoepf, 
awsserhalb Got, nichts gewesen vnd nicbding mag weder weld noch ander ding 
machen. Deszhalb muoes allain got, als aSlmechtiger werchmaister vnnd hoech- 
stes guoet , gemacht haben das loblich vnd ansehenlich werk diser weld, sonnst 
awsserhalb Got rrioecht nyemannt solh maechtig werch verbringen. Darawf spricht 
der weis. Jn der wercbleut (b) hande werden ire werch gelobt Also hat Got 
selbs anfanngs on miltl die weld vnd all creatur beschaffen vnd beschaeft noch taeg- 
lich menschlich geist on mittl, aber die menschlichen vnnd annderleib formiert vnd 
gibt got durch mittl der natur. (c) Derselben natur bat got macht vnd ordnung ge- 
ben ferrer zefliessen (d) indie vndern nachuoligenden leib. Wasguotsnudermensch 
an seinem geist empfaecht, das hat er on mittl von got. Was guots er aber an sei- 
nem leib empfaecht, das hat er auch von Got durch mitll der natur, die dem men- 
schen staetigs dient. On dieselb natur moechten wir weder leben noch gesein, nit 
daz gemaine natur selbs, sender durch sy got vns awfhallt. 

(a ^ ain. im . 10. b. (b f werchlewt. Eccli. 9. in fin. sieh. 7. . 3. f. et im 31. 
. 9. c. (c f natur. im 25. . tf. a. et 32. . 2. g. et 47. . 4. g. (d f fliessen. im 
26. fi. 3. b. et 28. . 9. d. 

III. f Drite frag ist. nach wew die weld formiert sey? Antwort. Got hat 
nach seiner gleichnuss formiert (a) die weld, als ainn awswendigen form oder abun- 
fehung (b) seiner goellichcn kreft vnd tugent so ewiklich in got jnwendig seinn vnd 
durch gotlichen Sun ausgeen, dieselben werden fur auswendig tugent gehalten vnd 
der weld angelegt. dadurch sy guoet, gros, starck, maechtig ist vnd mer ander krefft 
von got hat. Jn mass wie ain new gepaw awszgeet aws des werchmaisters (e) kunst 
vnd "Visier oder Idea, das er in seiner fantasey vnd fiirnemen erstlich gehabt vnd for- 
miert hat. Denselben form fueert er darnach herfiir ins werch, daraus gemacht 
wirt. das materlich gepaw, so vormals ins werchmaisters fantasey oder visier ge- 
standen ist. Wie dasselb paw weder sein mated noch natur, sonder allain sein 
gleichnuss vnd form aus des werchmaisters hyrn hat, also wiewol der weld vnd al- 
ler creatur form aus goetlicber Idea kumbt, ist doch jr materj vnd natur nit aws 
Got, sonder aws nicbding. ( 2 ) Darawf voligt die antwort zuo vierder frag, so ist, 
aus wew die weld gemacht sey? nemlich aws erstem gemaesem nichding (d), dauon 
obstet. Wie got Vater lieblich vnd aus not gollicher natur gepertgot seinn Sun also 

(2 Bei der Erschaffung der Welt hatte Golt kein Muster, kein Bild, welches er anders- 
woher genommen hatte, als sieh; da also die gottlichc Weisheit das Abbild aller Dinge in sieh 
fasst, so hat er in sich selbst schauend und gleichsam bildend durch seine unendliche Weis- 
heit und Kraft, die ihm eigen ist, das Weltall am Anfange erschaflen. Catech. rom. P. I. 
<cap. I. 9. 18. 



VON GROSSER WELD GEtfANT MACROCOSMUS. 153 

macht Got das geschoepf nit aws not noch aws gotlicher natur, souder williklich 
aws nichding. 

(a f formiert. sieh. 19. . 4. b. (b J fehung. ira 29. . 8. f. (c <J maisters. 
sieh. 7. . 3. b. et 19. . 1. e. (d J nichding. sieh. 20. . 2. c. 

IV. f Fiinfte frag ist. wie die weld vnd alle creatur awfgehallten werde. Na- 
tiirlich ist, dieweil die creatur aws nichding (a) beschaffen, daz sy sieh widerumb 
nayge (b) vnd gedeihe zuo nichte, als zuo deme daraws sy gemacht ist. Darumb 
muoes allain ir schoepfer, der sy gemacht, dieselb weld vnd all creaturen erhallten, 
auf das dieselben nit widerumb zuo nichte werdeo, dauon oben (c) gesagt ist. Got 
ist ewig wesen, zuo gleychnuss desselben wesens, gibt er alien vnd yeden creaturen 
ir gemaes wesen. Wie Got nymmermer mag komen zum vnwesen oder zuo nich- 
tikait, also wil er yede creatur bey irem erschaffen wesen albeg vnd staets erhallten 
vnd dorinn beleiben auch nymmer gar zenichtig werden lassen. Dann die plos leib- 
lich natur hat kain verstannd noch willen, dadurch sy ir natur verkeren oder got be- 
laidigen moecht, deszhalb ist sy noch in irem ersten stand vnd natiirlichem wesen 
vnzeriitt. Vnd wirt dieselb leyblich natur zuo Jungstem tag noch has clarificiejt 
vndvernewet, lawt des worts gottes. Jch mach alle ding new. (d) zum sexten, 
hat Got entlich von seinselbs (e) wegen gantze weld vnd alle creatur beschaffen, 
auf das sein gotliche ere geoffenbart, sein lob gepreist vnd sein jnwendiger heiliger 
nom, durch verniiftig creaturen, auswendig (f) auch geheiligt werde. Wievnsdann 
der herr lernet. am ersten zuo Got zepetten, geheiligt (g) werde dein nome. Das- 
selb ist das ende zuo dem wir aigentlich beschaffen seinn. Nu wirt gottes ere, lob 
vnd nom vmb souil mer awsgeprait (h) vnd geheiligt, alsuil verniiftige creatur got- 
liche werch, kreftvnd tugent erkent , verstet, liebt vnd preist. Dann alsofft ain 
creatur (die eemals got nit erkent bat) anhebt got zuoerkennen, so waechset (i) Got 
awswendig. nachdem sein nom vnnd ere wirt ausgeprait vnd kumbt an ain ortdaran 
derselb nom vormals nit gewesen ist. yemer creatur lernen got erkennen, destmer 
wachset got awswendig. vnd dieweil Got awswendig wachset im menschen, die- 
selb zeyt wachset jnwendig der mensch (k) in got. 

fa f nichding. sieh. 18. . 2. b. (b f nayge. sieh. 20. . 4. i. (c ^ oben. sieh. 
21. 5. 2. b. (d f new. Apo. 21. in prin. nova facio omnia. sieh. 4. . 10. k. (e f 
seinselbs. sieh. 19. . 5. c. et sieh. 1. . 3. i. (f f awswendig. im . 7. b. et im88. 
. 1. i. et . 12. h. (g ^ geheiligt werd dein nom. Mat. 6. im . 8. d. et sieh. 9. . 
r. b. et im 31. . 6. a. et 48. . 4. c. et 50. . 4. g. et . 8. h. et im 51. . 2. b. et 
78. . 8. g. et 84. . 8. f. et 87. . 7. b. et 88. . 11. d. et 100. 5. 1. e. et . 15. d. 
(h <T praitt. sieh. 9. . 2. c. (i f wachset. im . 5. f. et im 49. 5- 4. d. et 56. . 3. 
b. et 88. . 7. g. et . 11. a. (k f mensch. im 29. 5- 11. 1. et 61. 5. 1. f. 

V. f Zewissen, daz zwayerlay nomen seinn. ainer ist aigen als Johannes (a), 
der ander zuoefallend als tawffer. Der aigen nom bedeyt plos die person vnd wirt 
gegeben im tawf(b) oder firmung, on all vor beschehene guoete oder pose werch. 
Wie nachmals derselb Johannes wurcht vnnd sein leben fiiert, darnach gewingt er 
ainn guoten oder poesen zuoenom (c) vnd wort, als tawffer vom tawffen. dasselb 
ist zuoefallender nom, souil als ain guoter oder poser lob. Wie man spricht. Jbe- 
ner hat ain guot oder poes wort. Ewigcr vnnd aigner nom gottes ist vns todlichen 
menschen wunderlich (d) vnd verporgen. Er mag auch in Got weder heiliger noch 
groesser, dann er ist, werden. aber heruor durch verniiftige creatur isl er ausze- 
praitten vnd vil zeheiligen. Den andern zuoefallenden nom vnd guoeten Rucm 
gottes muoes yeglicher verstandiger mensch bekennen (e) aws gottes loblichm vnd 
scheinbarlichen werchen, dadurch sein aigner hoiliger nom, der vormals kain an- 



154 ZWAYUNDZWA1NTZIGIST CAPITL 

sehen nach gebiirliche ere awswendig gebabl , nuinals bey verniiftigen lewten 
groswirdig, loblieh, wunderlich, hocbberuembt vnd gepreist wirt. Dann die merck- 
lichen werch der geschoepf vrsachen, dazgottes verporgner jnwendigervnd aigner 
uom (den wir nit nennen, aber wol loben vnd eren moegen) heruorin vns waechst 
(f) als ain beiliger, loblicher ynnd gebenedeyter Ruem vnnd gros wunderlicLer 
nom. Dasselb ist der zuoefallend oder erlangter nom golles, der aws erkanntnuss 
seiner gotlichen werch erscheint vnnd empfangen wirt verporgenlich im bertzen 
des menscbens. Derselb soel solhen nonien nachmals durcb mund, scbrift odur 
werch geperen vnd an tag bringen. Domit derselb nom Gols geoffenbart vnd 
gemert auch in andere hertz kome vnd eingeschriben werde. Desgleichs , daz er 
in laessigen menschen vernewet vnd nit widerumb ausgelescbt oder abgethan (g) 
werde. Dann entlicb seinn die menschen beschaffen zuo ere goltes, des nom sy 
in ire hertz schreiben, denselbcn beyligen vnnd gros machen, darnach soelhen no- 
men mit worten vnd werchen heriur (h) ziehen vnd preisen sollen nacb allem irem 
vermoegeu. 

(a ff Johannes. Luce. 1. post prin. vocabis nomen ejus johannem. (b 5 tawf. im 
60. . 9. h. (c f zuenom. mat. 3. in prin. venit Johannes baptista. im 23. . 8. b. 
et im 45. . 9. d. et 88. . 10. d. et 97. . 4. d. (d J wunderlich. Gen. 32. in fin. 
nomen meum est mirabile. im 23. . 8. a. (e 5 bekennen. sieh. 2. . 1. k. et im 
39. . 2. c. et 61. . 4. g. (f j wachset. sieh. . 4. i. (g ^ abthim. sieh. 19. . 15. 
e. <h f herfiir. im . 7. c. 

VI. 5 Der nom vnd ere gottes wirt geheiligt vnd ausgeprait solher mass. Got 
thuot liebliche vnd guoete werch durch sichselbs oder durch sein creator. Desz- 
balb got die lieb (a) vnd das hoechts (b) guot genent ist, dadurch wir bewegt wer- 
den, got binwider liebzehaben vnd fur das hoechst guot zeschaezen. Gotverkiimil 
vns die warhait durch schrift vnd lerer. Deszhalb Er die warhait genent (c) ist 
vnnd wir jme destleichterglawben (d). Er thuoet alle werch maechtiklich, darumb 
er allmaechtig genont ist. Deszhalb wir in jn hofferi, vil getrcwer gab vnd gnad 
beweist vns got. Deshalb Er getrewer (e) Got genent ist vnd wir jme billich ver- 
tra wen. Got herst vnd thuoet werch der weiszhait vnd gerechtikait , werch des 
gericbts vnd der parmhertzikait, der erledigung vnnd beschermung, deszhalb wirt 
got genent herr (f), auch der weis vnd gerecht Richter vnd parmhertziger erlediger 
vnd bescbermer. also erlangt got aws menigen guoten werchen vilerlay nomen, 
das doch an jmselbs nurain gantzer, grosser, loblicher, erlicher, lieblicher, forcht- 
samer vnd heiliger nom gots ist. Der durch vns jnwendig in got vubegreiflicb 
vnd wunderlich, aber auswendig derGothait in vns zeuersteen vnd ewiklich ze- 
loben ist. 

(a f lieb. 1. Job. 2. im 45. . 1. d. (b 5 hochst. sieh. 7. 4. a. (c ^ genenl. 
im 78. . 10. a. (d 5 glauben. sieh. 8. . 9. d. (e ? trewer. im 29. . 7. e. et78. 
. 10. e. (f <f herr. L)eut. 10. im 78. . 10. i. 

VII. ^ Got hat in jme verporgen (a) ainen aygen vnawsprcchlichen nom, 
daneben vnsaeglicli Ere, wierd, inacht, recht, lieb vnd guothait, auch annder Got- 
lich tugent, dieselben all waeren vns vnwissund, wo got solh sein tugent mit wer- 
chen nit erzaigt hiet. jme zuo awswendigem (b) lob vnnd vns zuo jnwendigem 
nutz. Nachdem nu solhcr nom mitsarnbt gotlichen tugenten herfiirkomen, ist not 
etlicher stet vnd oerttcr dorinn gotlicher nom vnd tugent wonen. das seinn die 
recht geschaffcn menschen, die erkennen vnd awfnemen auch jnwendig injnen 
wonen lassen Gotlicb nom vnd tugent. Daneben sol nichlsweniger derselb haim- 
lich nom vnd tugent got Irs, durch des mmnscliens mund, lawl vnd verstandiklicb 



VON GROSSER WELD GENANT MACROCOSMUS. 155 

awsgesprochen vnd geoffenbart (c) werden. Domit ander lewt des nom vnd lob 
goltes auch erjnderl vnd fiirler zuo guoten geraitzt vnd also durch sy Got glori- 
ficiert werde, Darawf ruoefft ain gerechter mensch zuo got, mil solhen oder 
dergleicben wort vnd nomen. Q du beiliger, giieliger, parmhertziger herr, 
ewiger, gueetiger Got, nit allain jnwendig inandacht vnd gedanckhen dcs her- 
izens, sonder aucb awswendig (lurch mund mit schreyen, oder andern lawt- 
maerigen vnd offenbaren erzaigungen. Nachdem vns Got seinen jnwendigen wun- 
derlicben nomen vnd tugent mit awswendigen werchen im gescboepf bat wellen 
verkiinden, ist billich, daz der menscb gottes nomen vnd ere, so criminals in sein 
hertz baimlich gofasst hat, auch offenbar mach mit mund vnd hand., das ist, den 
lob vnd dinst gotes mundlich awsprecbe vnd in guoeten werchen (d) erzaige. Dar- 
aWs meniklich versten moege, daz durch jn gelobt vnnd geheyligt werde der 
nom vnd glori gottes. Das ain mensch auswendig wiirch, gibt auzaigen was 
Er jnwendig im hertzen Iregt. gleichsnerey (e) awsgeslossen. 

(a f verporgen. sieh. 11. . 1. a. (b f awswendig. sieh. . 4. f. (c J oftenbart. 
sieh. 5. 5. h. (d f werchen. im 78. . 3. a. (e ^ gleichsnerey. im 52. . 7. a. 

VIII. ^ Dieweil nu got allc werch thuoet von wegen seines aygen noms vnd 
lobs, so ist der mensch in diser weld das genoetigist werch gottes. Darumb ist 
er schuldig mer dann ander geschoepf , guoete werch (a) zethuon , dieselben alle 
im nom gots anzefahen auch zeschifften vnd znenden zum lob gottes. Domit aus 
jme vnd seinen werchen entspries der lob vnd gros geheyligt werde der nom 
gottes, Er mag auch nichts bessers thuon , dann den nomen gots heiligen, vnd 
nichts poesers dann denselben vneren oder schellten oder eytel (b) nennen oder 
sonst miszbrauchen wider gottes gepot. Darumb ist der mensch amm aller ersten 
schuldig got sein Ere zegeben in haimlichen vnd offenlichen werchen. nemlich 
in got glawben, hoffen, vertrawen. jtem got vber all ding lieben, furchten. ge- 
horsamlich (lien en vnd all zucht beweisen. Wer aber solhs nit thuot, der vnert 
vnd versmaecht got, dann er zerpricht vnd vmbkert gotliche ordnung (c), dorian 
got zuo seiner ere alle creatur geordent, vnd dem menschen awfgeladen hat, daz 
er gotlicben nomen solt heiligen , das befindet sieh im ersten artikel des gepets (d). 
Darnach ist der mensch den nomen gots zeheyligen schuldig nit allain fur sich- 
selbs, sonder fur ander leiblich creatur, die all zum lob gotes entlich beschaffen 
seinn. An stat vnuernuftiger creatur sol der mensch selbs got loben vnd die ver- 
niiftigen sol er zum lob gottes befiidern (e), daz on auswendige guote werch nit besche- 
hen mag. Was nu drselben guoeten werch der mensch volbringt, das sol er gotlicher 
maiestet, vnd nitjmselbs, zuo lob thuon. Dadurch sein gotlicher nom awswendig gehei- 
ligt, gegroest.geeret, gelobt, vnd berueembt werde. Alszdennerraicht der mensch aws 
solhem werch seinn nutz(f) vnd saelikait. Hierinn ist der nom gotes erweitert auch 
durch vns geheiligt, dadurch erlangen wir nutz, nemlicb daz in vns ernert seinn die tu- 
gent der dinstberkeit vnd ere oder lob Gottes, der forcht vnd gehorsam.-des fldss vnd 
danckberkait. Daraws eruoligt das sibend stuckh hernach beschriben. 

(a J werch. im 78. . 3. a. et per tot. (b f eytel. Exo. 20. im 51. . 2. e. et 
86. . 2. e. (c f ordnung. sieh. 20. 5- 6. g. ct im 46. . 2. c. (d J pets. Mat. 6. sieh. 
. 4. g. (e J ftidern. im . 9. f. (f ? nutz. im . 9. a. 

IX. f Zum sibenden ist zebedencken , daz got seine werch vnd geschopf 
gemacht hat nachuolgend, zuo nulz (a) vernueftigen creaturen als engeln vud 
menschen. Besonder die leiblichen geschopf seinn geordent zuo dinst vnd nulz 
des rnenschens, doch daz wir allain goltes reich (b) entlich dorinn suoochcn. 



156 ZWAYUNDZWAINTZIG1ST CAPITL VON GROSSER WELD etc. 

Deszhalb hat vns der herr gelernt zepetten. Zuo kome dein reicli. Wie gotse'm 
werch gemacht hat dem menschen zuo nutz, also solt der mensch seine werch 
thuon zuo vodrist got zu lob, nachuolgend jme selbs zuo haylsamen nutz. Darauf 
vns Paulus ermont, daz wir vns zuo alien guoten werchen (c) heraitten, vns aucli 
befleissen in guoten werchen tapfer zesein. dann solh werch seinn guot vnd nutz 
den menschen. Weiter schreibt Paulus. Ainem yeglichen zuo nutz wirt geben 
offenbarung des geistes. (d) Vnd wiewol leiblich vbung (e) wenig nutz, istdoch 
die guetikait daraws fliessend, zuo alien dingen nutz, dunn sy hat verhaissung 
gegenbiirtigs vnd kiinftigs lebens , das ist hie gnad vnd dort saelikait. Wie Got 
seine werch nit allain dir, sonder auch deinem nagsten (f) zuo nutz gemacht hal, 
also bistti auch schuldig deine werch zuo guotikait vnd nutz deines nagsten an- 
zelegen. yedes guoet werch bringt drey frucht (g) , bcnentlich die ere Gots vnd 
aigen hayl auch des nagsten fudrung. Dennassen haben heylig martrer (h), die 
werch irer pein zuo vodrist geliten, zuo gottes ere, dadurch gollichcn nom ge- 
heiligt vnd Christenlichen glawb befiidert, daneben ir hayl vnd nutz, nemlich 
das reich Gots mit geduld gesuoecht, jr zeytlich leben vmb ewigleben vbergeben, 
auch ironi nagsten vorgetragen guoet exempel der geduld, diemuot vnd bestaendi- 
kait im glawb. Hiebey wirt gesehen vberfliissige gnad gottes, der sein geschoepf. 
desgleichs alle werch vnd arbait awf diser weld ordent, erstlich zuo lob seiner 
gotlichen roaiestat. nachmals zuo nutz der menschen. Doch sol jm hierinnkain menscb 
nigeii lob vnd ere zuoeziehen, sonder allain sein nutzbar hayl suoechen vnd alle 
ere got geben , sonst wurde jme daraus vnnutz (i) erspriessen. 

(a J nutz. sieh. . 8. f. et im 31. . 7. b. etim 49. . 7. c. et 77. . 3. k. et 88. 
g. 11. b. (b ^ reich. Mat. 6. im 41. . 2. e. (c 5 werchen. Tit. 3. haec sunt bona 
et utilia hominibus. im 78. . 3. a. (d ^ geistes. 1. Cor. 12. in prin. (e <J vbung. 
1. Thi. 4. corporalis exercitatio ad modicum utilis est. im 35. . 7. c. (f J nagslen. 
sieh. . 8. e. (g ^ frucht. im 56. 8. c. (h f martrer. sieh. 1. . 7. g. (i f vu- 
nutz. im 31. . 7- d. 

X. ^ Das Acht fragstuck ist, ob got mer weld on zal beschaflen moge. 
Daraufkurtze antwort. Got vermag alle ding, so ordennlich gotlicher maecb- 
tikait zuoegeburen. Deszhalb mag Got nichts vngeordennts noch vngerechts, 
weder poess (a) noch siindigs, weder zeriitts noch tadelhaftigs oder dergleichen 
ding, die wider goetliche allmaechtikait slreben vnd gotlicher wierde vnerlich 
waeren. Dann all gotlich tugent seinn in got vnmessiklich vergleichtvnd nichts 
anders dann got selber, die maechtikait gottes ist sein will , der will gottes ist 
sein wiirchung, die wiirchung ist sein rnacht. Dergleichen ist in alien andern 
tugenten. Gotliche gerechtikait oder guoethait ist nit klainer dann der will oder 
rnacht gottes. gotlicher will ist nit weniger dann die maechtikait oder wiirchung 
gottes. gottlicher will vnnd thuoen oder wurchen gottes isl nit abgestumpft von 
der macht gottes, gleich als sey gotlich wellen mynder dann gotlich vermoegen. 
Nachdem aber offenbar, daz gotliche natur ains (b) ist in irem wesen, thuon, ver- 
stand, willen, macht, ordnung ,vnd in alien andern gotlichen iugenten. Deszhalb 
mag ain .golliche kraft vber die ander nit grosser noch klainer, nit mer noch we- 
niger werden, sonder all gotlich tugent vnd kreft seinn mit einander vnermeslich 
vergleicht (c) vnd ain ding. Got ist volkomenlich guoet, gros, weis, warhaftig, 
slarck, maechtig, geordent, willig, pannhertzig, gerecht, wiirchlich vnd sonst 
allenthalben tugenthaft. Wo die macht kainen abgang, daselbs hat auch kain 
abgang weder will noch wiirchung gottes noch annder gotlich krefft. Darauf ist 
zebesliessen. Daz got nichls wirt vnderwegen lassen zebescliaffen was in seiner 



DREYUNDZWAINTZIGIST CAP. V. LAWTTER GEISTL. GESCHOEPF. 157 

gotlichen jdea (d) ist , nachrlcrn ersclbs spricht. nichts ist verdeckt (e) das nil ge- 
offcnbart wcrde. Darumb wirt got nit mer weld noch ander crealur bezchaffen 
(f) dann er mag, nit mer mag dann er wil, nit mer wil dann cr sol vnd alles 
was Got mag, dassclb wil er. Wo es guot ist mer weld zebeschaffon , sol vnd 
xvils got on zweifel beschaffen , sonst Hess got etwas guots vnderwogon vnd sein 
macht waerc weiter vnd groesser dann seinn will oder wiirchen. Jst aber nit 
guot mer zebeschaffen dann Got beschaefft, alszdenn mag nyemant sprechen 
noch got bezeihen daz er etwas vermoeg, das nit guot sey. Solhe macht waere 
kain rcchte macht sender kraftlos vnd ain onmacht oder abgang. Got ist so 
guoct daz nichts poes noch mangelhaftigs in jme sein noch aws jm fliessen mag. 

(a ^ POS. im 37. . 4. a. (b 5 ains. sieh. . 2. a. et 7. . 1. b. (c J vergleieht. 

im 29. $. 3. e. ct g. et im 81. 8. d. (d f Jdea. sieh. 19. 5- 1. c. (c ^ verdccH. 

Luce. 12. in prin. nil opertum quod non reveletur. sieh. 19. . 1. f. (f 5 beschaffen. 
im 29. . 3. d. 



DREYUNDZWAINTZIGIST CAPITEL 

von Jawtter geistlicliem gesclioepf. 

I. Gantzer weld geschoepf ist getailt in drey vrsprung vnd naluren. aine 
ist lautter geistlich, benentlich englische (a) natur. die ander lautter leiblich als 
die firmament vnd element auch was darunder ist. Dritte creator ist leiblich 
vnd geistlich miteinander, benentlich menschliche natur. Von lauter geistlichen 
vnd englischen natur kan ich nichts sonders schreiben, mir gebiirt auch nichts 
dauon zesagen. dieweil es vbermenschlichen verstand auch gegenbiirliger matcrj 
nit ist. Wer will, der mag dariiber lesen sand dionisien puoch von himlischen 
fiirstenthumb. Doch souil hierinn gebiirt, will ich etwas dauon melden, ee ich 
kome auf leiblich geschoepf, vor deme got geistliche substantz der engel beschaf- 
fen hat. laut der schrift, die im geschoepf gotes, den himel (dabey englische 
natur bedeyt ist) vor der erde setzt. vnd spricht. Jm anfanng (b) bat got be- 
schaffen himel vnd erde , das ist geistlich vnd leibliche creatur. (*) 

(a f englisehe. sieh. 19. . "8. i. et 22. 5- ! c. (b f anfang. Gen. 1. in prin. 
sieh. 19. <J. 4. a. 

II. ^ Got in jmselbs ist ain geistliche vntoedliche substanlz, nemlich ain 
clarer vnermeslicher geist. (a). Darumb hat er nach seiner goetlichcn geistlichen 
gleichnuss im anfang beschaft'en englische natur , vntoedlich vnd lauter personlich 
geist, in die sein jnwendige geistliche natur herausfleust zu ausserer ere vnd 
zier seiner gotlichen maiestat. Auf das alle creatur erjndert werde der ewigen 
jnwendigen clarhait gotes, die durch die engel gepreist wirt. Derselben eng- 
lischen geist hat got gemacht newn chor, dieselben nacheinander geordent ze- 
nagst an sieh als hochsten geist, vnd getailt in drey jherarchey. Das seinn geist- 
liche fiirstenthumb. yede jherarchey ist ferrer geordent in drey englische ambt. 
Wie darnach die engel weiter geordent , ist vns verporgen. Doch giitlich ze- 
gelauben, daz got vnder denselben geisten kain confusion oder zeriittung im an- 
fang gestatt hat, sonder guoele ordnung gemacht in der sy all beliben sein solten. 

(' Sieh. Cat. rom. P. I. cap. II. 9. 17. Elee. Dogmat. fid. II. pag. 231. a. flg. 



158 DREYUNDZWAINTZ1GIST CAP1TEL 

Gcschriben slet, was von got hie, das ist wol geordent. (b) ( 2 ) .Item got hat all 
ding in seiner mass vnd zal vnd gewicht vberal wol geschickt vnd geordent. Wcr 
niocht nu gedenckhcn daz got poesen gcistcn ainicherlay vrsach (c) zuo irer posz- 
bail gebe odcr geben bab. Englisch geist seinn on mitll facbig gollicher weisz- 
hait. dadurch sy mil irer jnwendigen vernuft, so got beschaffeh vnd jnen geben 
hat, got auswendig erkenncn (d) vnd seinn jnwendigen willen vernemen vnd vol- 
zichen. Darauf bat englische kraft vnd natur, alslang got wil, ir einfliis (c) in 
die himel, firmament vnd in ander ober coerper. Dadurch dieselben, bis auf 
jungsten tag, in staelem gewissen, gang beleiben vnd ferrerherab in dieelemen- 
tischen leib fliessen (f), nach gollichem willen. Wie Dauid (g) anzaigt. dauon 
hernacli weiter geredt wirt. 

(a ^ geist. Joh. 4. in med. spiritus est deus. sieh. 7. 5. 6. i. (b f geordent. 
Marci. 7. in fin. Ro. 13. in prin. Sap. 11- ant. fin. sieh. 20. . 6. d. et 21. . 2. h. 
et im 31. . 5. b. (c ^ vrsach. sieh. 20. 5- 6. h. (d 5 kennen. im 27. $. 1. a. 
(e f einfliis. im . 3. d. et 5. 5. a. et . 7. f. et . 8- g. et im 25. $. 7. a- et . 3- c. 
et . 6. b. im 26. . 7. b. im 28. . 9. d. el 29. . 1. g. (f 5 fliessen. sieh. 7. . 8. 
c. et im 28. . 9. d. et 29. . 1. k. (g f dauid. psl. 102. in fin. potentes virtute, fa- 
cicntes verbum illius. 

III. 5 Etlich engcl seinn gcmaincm menscblichem niitz fiirgesetzt, als Mi- 
chael ist awsm orden des englischen fiirstenlhumb vnd vorzeiten gewesen ain 
1'iirst der synagog, hewt ain probst der kirch. Vorzeiten ist er komen zuo hilf 
dem volckgoles, hewt kriegt (a) er mit dem dewfel vnd fueert die erwelten sel 
gen himel , wie von jme geschriben (b) steet. Michael ainer aus den ersten Fiir- 
sten kummbt mir zuo hilt'. Jtem der gros fiirst michael steet fur die kind deines 
volcks. Jlern michael vnd sein engel haben gestritten mit dem drackcn(c). Da- 
gegen hat gefochten der drack vnd sein engel , aher sy waren zeswach vnd seinn 
fiirler nit t'unden im himel, das ist in cristenlicher kirch. Etlicb besonder engel 
seinn besondern menschen fiirgesetzt, die jr guot einfliiss (d) denselben menschen 
mittailen aus beuelh vnd gnad gots. Dauon geschriben stet. All engel seinn 
dinstbar (e) gcist, zum dinst auszgesandt von jener wegen die erbschaft des hayls 
empfahen. Dergestallt dienen die engel nit allain got on mittel, sender auch 
seiner creatur dem menscben. Ersthch dienen sy goetlicher maiestat (f) wie im 
psalm stet. Jr all gots engel soellet jne anpeten vnd dem herren wol sprechen. 
Jtem jr all gots engel soellet jn loben vnd preisen. Also seinn zum herren 
Christo gegangen (g) die engel vnd haben jine gedient. 

(a ^ kriegt. jude. 1. in med. michael cum diabolo altercatur. (b 5 geschriben. 
dan. 10. ant. fin. et dan. 12. in prin. (c ^ dracken. Apo. 12. post prin. (d ^ ein- 
lluss. sieb. . 2. e. et im . 4. b. et f. et im 84. . 9. c. (e f dinstbar. hebr. 1- in 
fin. sieh. 19. . 8- k. el im 84. 9. a. (f 5 maiestat. Psl. 96. Psl. 102. in fin. psl. 
103. in prin. ct psl. 148. in prin. (g f gangen. Mat 4. post prin. 

IV. f Zum andern seinn besonder engel fiirgeselzt besondern menschen, 
dcnen sy mit hailsamen einfliissen zuo trost dio.nun. Dann patriarch Jacob (a) 
hat gesehen engel vom himel ab vnd auf stcigen villeicht mit jren einfliissen in 
das firmament vnd in menschen. Jne hat auch sein engl erledigt aus allem sei- 
netn iibel. Dargegen soellen die menschen jren fiirgesetzten engeln auch dienen 

( 2 Von der Einiheilung der Engel in ncun Chore sagt die hi. Schrift nichts, auch die 
Tradition schweigt. Dass ein Unterschied bestehi ist durch Schrift und Ueberlieferung cori- 
statirt. Nur Dionys gibt die Zahl der Chore auf neun an in seinem Buche : Hier. Coel. cap. 
b 9. Thorn. Aquin. Summ. Theolog. qu. 108. Ueber die Wirksamkeit dieser neun Chore 
vergleicbe man Tauler's Prcdigt auf das Fest des hi- Michaelis und aller heiligen Engel. 
JFrankf, Ausgabe, Thl. HI, S. 145. u. flg. 



VON LAWTTER GEISTL1CHEM GESCHOEPF. 159 

vnd gchorsam laistcn. Sonnst koernen englisch einfluss (b) den vngchorsamen 
lewten zuo wider vnd istraff (c). Die lieben engel aus jrer hohen natur vnd stand, 
seinn in mitte (d) zwischen got vnd der nicnschen. Durch dieselben <'iigel werdcn 
Her menschen guote wcrch vor got bcfiidert vnd poese wercb gestrafft. Jn son- 
Herhait wellcn guot engel sich mit den menschen veraincn (e), auf das sy dicscl- 
lien auch verainen mil got, deme sy die engel in ainikait gehorsam scinn. Doch 
geen die englischen einfluss nur in der menschen geist, ats ain geist zum andern, 
nit jnn leib (f), allain durch mittel himlischer einfluss. dann nach jrer natur, be- 
rueeren die engel khainen leib ausserhalb himlischer coerper. Auch nit zegelaw- 
bcn ist (als vngezaembt astrologi vermuoetten) daz ettlich engel die obern coer- 
per, alssaturnum, martem, venerem oder ander stern oderzaichen, durch des 
himels lauf bewegeu zuo siinden oder zuo schaden dem menschen oder zuo nach- 
tail den eleinentischen sachen. Darjnn goetliche maiestat vnd die engel auch him- 
lisch coerper vnrechtlich beschuldigt werden, nachdem weder von got noch von 
seinen engeln, im geschoepf ettwas schedlichs furgenomen sonder all sachen von 
oben herab wolgeordent seinn. ( 3 ) 

(a J Jacob. Gen. 28. et 48. angelus me eruit de cunctis malis. (b ^ einfluss. 
sieh. . 3. d. (c ] straff, im . 7. g. et k. (d f mitte. sieh. 17. . 11. k. im 24. . 
9. d. de onere eccle. c. 51. . 9. (e $ ainen. im 67. . 9. e. (f f leib. sieh. . 3- 
d. et im . 6. a. 

V. f Daz aber got den menschen guot engel zuogeordennt hat, befmdel sich 
an menigen orten heiliger schrift Darjnn stet. Got hah seinen engeln beuolhen 
(a) daz sy den menschen soellen behueetten in alien seinen fertten. Daz sy jne 
auch tragen auf den benden, damit er sein fuesz nit stoesse an ainn stain. Zuo 
abrahams diern agar (b) kam jr engel vnd hat sy in jrem trueebsal getroesst. Also 
hat den Jsaac (c) sein engel behueet vor seines vater todslag. Heliam (d) hat sein 
engel antast vnd aufgeweckt zum essen. Thobiam (e) vnd Saram hat engel Ra- 
phael geertzent (f) vnd jr gepet getragen fur gotles angesicht. Den jungen thobiarn 
hat sein engel bin vnd herwider gefueert zum Gabel. Derselb engel was des 
thobie guoter geferl vnd hat all vrsachen desselben thobie wol geordenl. Frawcn 
Judith (g) hat jr engel behueet, zum vnd voin holofernes zeziehen. bey demselben 
vnuermailigt zewonen vnd wider jne obzesigen. Dergleichen ist gotes engel mil 
asaria (h) vnd seinen gesellen gegangen in den prinnenden ofen, daraus getriben 
die fewrcn flammen, daz jnen solh fewr nit geschatt. Der engel hat auch zuoe- 
geslossen der leben (i) maul, daz sy danielem nit gefressen haben. Daneben hat 
den Abachuc (h) sein engel beyrn har genomen vnd getragen gar bis gen babilon 
zum daniel, darnach vonstundan hat er jn widerumb an sein stal bracht. Dem 
Zacharie (1) erschain sein engel , do er jme seines suns johannis gepurd verkiindl 
hat. Dem Joseph (m) ist sein engel zwyer erschinen, ainsten daz er nit solt fiirch- 
ten zuo jme zenemen sein geinahel Marian). Abermals daz er in egipten soil 
fliehen mit dem kind vnd seiner inuocter. Petrurn (n) hat sein engel aufgcweckt 
vnd gefuert aus herodis faencknusz. Ja zuo tester zeit des menschens beysteet 
jm sein engel. also haben die engel den toden armen lazarum gefueert in Abra- 

( 3 Die Lehre von den Schutzengeln isl constalirt dutch Schrift und Tradition, mid hat die 
Kirche diese Lehre stets gegen alle auftaiichenden Irrthiimer vertheidigt. Die gottliche Vor- 
sehung hat dem Menschen, der nur ein Pilger isl auf dieser Erde, einen stelen Begleiter gege- 
ben, damit er keinen bedeutenden Schaden nehme. Gott hat, sagt der Romische Katechismus, 
jedem von uns auf der Reise zum himmlischen Vaterlande einen Engel beigegeben, damit wir 
durch ihre Hiilfe und Obsorge beschutzt, den von den Feinden hinterlistig gelegten Fallstrjcken 
entgeheii. Cat. rom. P. II. cap. 9. qu. 4. 



100 DREYUNDZWAINTZIGIST CAPJTEL 

hams scboss (o). Davauf offenbari Cristus, daz der diemucetigen mcnschen 
allzeit anschawen (p) gottes angcsicht im himel. gleich als spraech der herr. Die 
engcl verkiinden got was hie auf crde frumm lewt guots fhuon vnnd was wider- 
wacrtigs denselben beschiecht. Nit daz soelh sach goetliche weiszhait sonst nit 
wisse, sonnder daz durch dor engel verkiindung frumm lewl getroost vnd pocss 
geschreckt werden. 

(a 5 beuolhen. Psl. 90. Mat. 4. in prin. sieh. . 2. e. et im . 8. g- et im 84. 
. 9. d. (b f agar. Gen. 16. et 21. (c f Jsaac. Gen. 22. (d f Heliam. 3. reg. 19. 
post prin. (e ^ tbobiam. 3. et c. 5. in fin. (f f ertzneyt. im . 8. f. (g f Judith. 

13. (h f Azana. dan. 3. post med. (i 5 leben. dan. 6. ant. fin. (k J Abacuc. dan. 

14. in fin. (1 ^ zachariae. luc. 1. post prin. (m f Joseph. Mat. 1. et 2. im 99. . 
16. m. (n f Petrum. actu. 12. post prin. im 84. . 9. h. (o f schosz. Luce. 16. 
ant. fin. im 80. . 5. m. (p f anschawen. Mat. 18. post prin. 

VI. 5 Wirt gefragt. nachdem der engel seinen menschen, so jme beuolhen 
ist, nur mit geistlichen nit leiblichen (a) einfliissen berueert, ob er doch des men- 
schens leibliche werch verneme. Dariiber ist gueetlich zegelawben. Was der 
uiensch mit seinem engel redet oder pitt, dasselb vcrneme der engel, nachdem cr 
mit seinen einfliissen on mittel seinem menschen zuoegeordent ist. Deszhalb 
muoes er wissen was der menscb guotz oder poesthuot. domit er solh tbuon moeg 
goetlichem gericht furtragen. Die schrifft verpewt vnuerniiftiklich zereden (b) 
vor dem engel, gleich als verstee dein engel dein rede. Wann aber menschlicher 
geyst vom fleisch abgeleybt ist, alszdcnn redet er on zweifel mit seinem engel 
durch geistliche krafft vnd wege. so vnns im leib vnmoeglich vnd vnbewisst ist. 
Dargegen haben die engel aus beuelh gotes, villeicht durch mittel des luffts, jr 
stymm oft hoeren lassen die lebentigen menschen. Also hat der engel zuo Za- 
charia (c) geredt guote wort, trostliche wort, also ist das volckh geflohen (d) awf 
lawtte stymm aines engels. 

(a f leiblichen. sieh. . 4. t. (b *T zereden. eccles. 5- post prin. Ne dicas coram 
angelo non est providentia. (c J zacharie. 1. in med. et zach. 2. in prin. im 84. . 
6. g. (d J geflohen. Esa. 33- in prin. A voce angeli fugerunt populi. 

VII. f Die engel seinn nit aliain zuo huoet besondern personen, sonder auch 
zuo guot vnd zuo beschutzung besondern Stetten vnd Gemainen fiirgesetzt. Also 
hat der Engel erledigt die statt Jherusalem (a) vom tyrann Sennacherib, vnd got 
hatgesandt seinen engel, der dem volck Jsrael (b) ist vorgangen vnd aufm wege 
verhueet hat. Wann jiidisch volck im nom gottes gegen seinn feinden ain Feld- 
hoere gemacht hat got demselben hoere ainn engel geschickt. der ist genennt des 
feldhauffens (c) engel. Darauf die schar (d) des volcks mil einander got gepeten, 
daz er vor jnen schicke ainn guoten engel zuo hail des gantzen jsrael. Vnd vns 
alien verspricht got durch Baruch (e). Mein engel, nemlich englischer einfluss (f) 
ist bey ew. Wo sieh aber gemain oder besonder menschen, aufjrer engel bey- 
stand vnd ermonung, vngeschickt hallten, dannoch pflegen die engel dieselben 
verkerten vnd laessigen lewt, denen sy fiirgesetzt seinn , nit gentzlich zeuerlassen. 
nur sy waeren gar erherttent, alszdenn pilegen sy dieselben zerichten (g) vnd ze- 
straffen. Also haben die zwen engel, so von got in die slat Sodoma (h) verordent 
vnd durch die sodomiter gesmaecht gewesen, dieselb statt verurtailt vnd vertiligl. 
Dergleichen hat gottes engel durcb Danielem jhen zwen fals richter, die susannam 
(i) vnrechtlich beschuldigt heten, verurtailt zum tod. Vnd steet geschriben. daz 
got wider poes menschen graussam (k) engel sende. So aber die sunder wider- 
keren, alszdenn koemen die engel auch wider mit gnaden. Darumb sol yglicher 



VON LAWTTER GEISTUGHEM GESCHOEPF. 161 

mensch taeglich vnd embsiklich dienen seinem engel, als seincm vorgeer, den jm 
got zuogeordent hat, vnd deszhalb diemuetiklich dancken ewigem got. des diener 
(I) der engel 1st. 

(a } Jherusalem. 4. reg. 19. in fln. et 2. mach. 15. post med. (b f Jsrael. Exo. 
14. et 23. in med. et jud. 2. in prin. (c f hawfl'ens. malach. 2. in med. angelus do- 
mini exercituum est. (d f schar. 2. Mach. 11. post prin. et 2. Mach. 15. post med. 
(e f baruch. 6. in prin. (f f einfluss. sieh. . 2. e. (g f richten. sieh. . 4. c. et 
im 52. . 3. c. (h f sodoma. Gen. 19. sieh. 15. . 10. g. (f f Susanna. Dani. 13. 
ant. iin. (k J grawssam, prouer. 17. post prin. sieh. . 4. c. (1 ^ diener. im 
84. 5- 9. e. 

YIII. f Aygen nomen engliscber geist seinn wunderbar (a) vnd vns verpor- 
gen. Jr zuoenomen werden gemainklich nach jren amblen (b) genent. Engel 
bedeyt ainn potenvongot, dauon kutnbt ewangelium (c) ist von got ain guote 
potschaft. Gabriel ist ain verkiinder gotlicher kraft. Michael ain fiirseher oder 
behueelter grosser lugent Deszhalb haben vnser elter zuo den porten der stett 
gwondlich Capelen gepawt in eren sant Michaels , zuo gedechtnus des spruchs. 
Nur Got verhueete (d) die statt, sonst wacht vergebens jhener der solher stat 
verhueeten wil. Jtem raphael bedeyt ainn goetlichen artzt. derselb hat mit 
bewegung des wassers 5m teych (e) gesunt gemacht die krancken, plinden, lamen, 
diirren vnd von alien kranckhaiten. Deszgleichs ist Thobias durch ainn engel 
geertzent (f). Von guoter Engel einfliissen steel oben (g). von poeser Engel ein- 
fluss wirdt hernach (h) volgen vor denen vns aber Got der allmaechtig behueett 
auf fiirpete guoter Engel vnd lieber heiling. Dann endtlich zeuerhoffen ist. wie 
Got der allmaechtig vns menschen gnaediklich hilfft durch guot Engel, daz er vns 
auch helfe durch die heiling. nachdem dieselben seinn, wie die Engel (i) golsim 
himel. lawt des Ewangelj. Wer kan zweifeln. dann Ruodbertus (k) vnd ander lieb 
vaelter, die bey got yetz seinn vnd vor zeiten dem volck der kirch Saltzburg ftir- 
gesetzt gewest, haben dasselb volckh auch ander Christglawbig lieb gehabt vnnd 
fur sy auch fur Ew als desselben volcks nachkommen got gepeten. Dieselben 
heilig vaelter seinn in solher lieb von hinn abgeschiden. Dieweyl sy dort fur vns 
Got gepeten, isl es wol zuo saltzburg gestanden. Nachdem wiraber numals die- 
selben vnd ander goltes heiling verachlen, pitten sy nymmer fur vns. Daraus 
moegt jr empfinden. dazEw, als verachlern der allten beiling vnd als nachuoligern 
der newen lerer des deufels, dilsmals beswaerlich zuoesteet, vnfrid vnd vnruoe, 
wach vnd stewr, abfal an guoet vnd an wolfart, auch vnhail an leib vnd sele. 
Darauf ermon jch die ablaessigen Christen, daz jr Ewr engel vnd heyling, die 
Ew hie vnd dort seinn von got gegeben vnd fiirgesetzl, nit dermasz wie jr biszher 
ain zeyt gethari, verachtet. sender dieselben widerumb wie vormals durch ew 
vnnd ewr vorellter andaechtiklich beschehen, nochmals ersuoecht vnnd anrueefft. 
domit sy got pitten ew nit zeuerlassen in gegenwiirtigem jrrsal, darjnn jr des- 
glawbszhalb ditsmals verwickelt seyt. 

(a wunderbar. Jud. 13. ant. fin. nomen meum quod est admirabile. sieh. 22. 5. 
5. h. (b f ambten. sieh. 22. . 5. c. (c <f Evangelium. sieh. 13. . 3. a. (d f ver- 
huette. Psl. 126. nisi dominus custodierit civitatem. im 39. . 8. I. (e ^ teych. Joh. 
5. in prin. (f J ertzent. sieh. . 5. f. (g *f oben. sieh. . 2. e. et g. 5. a. (h f her- 
nach. im 24. . 5. a. (i J Engel. Mat. 22. ant. fin. sieh. 4. . 15. i. et im 99. j. 
11. e. (k f Rudbertus. sieh. in prin. prologi. et im 91. . 5. i. et . 14. h. 



Keith meier, Berthold's Theologey. 



162 V1ERUNDZWAINTZIGIST CAP1TEL 

V1ERTJNDZWAINTZLGIST CAP1TEL 

Ton verUerlen geysten. 

I. Englischen geysten seinn vorgestanden zwen staendc. Welh Engel sich zuo 
got kert haben , dieselben seinn beliben vnd bestaettigt im ersten stand englischer 
tiatur, darjnn sy willigklich in ewikait verharren. Welh aber jr gemueet zuo sich- 
selbs keren vnd Got nit vber alle ding lieben, dieselben fallen herab in anndern stand 
verkerter englischer oder dewflischer natur. vnnd koennen nyinmer aufsteen. 
Dann die Engel seinn ainschichlig (a) geist vnnd naygen sich willkiirlich on mittel 
zuo Got oder zuo sichselbs, dadurch wirt jr freyer will dermassen beuestend , was 
sy ainsten wellen, das wellen sy albeg. Darumb inoegen sich guot geyst nit 
verkeren zuom poesen, noch poes geyst sich bekeren zuo guolem, nachdem 
sy allain aus jrer aygen bewegung vnd jnwendigen nichtikait, on all auszwen- 
dig verursachung , von Got in siind gefallen seinn. ( j ) Aber menschlich geyst 
seinn an jr flcisch gepunden vnd dadurch wanckel (a) vnd wandelbar, in mass 
yedes fleisch vnslaet ist vnnd seinen geist zuo verkerung verursacht. Deszhalb 
wirl menschlicher freyer will zuozeylenguoet, zuozeiten poes, nach gelegenhait 
seiner jnwendigen schicklikait oder auszwendigen raytzung. yetz naygt er sich ge- 
horsaralich zuo got, den er suoecht zelieben, bisweil felltervndersichzum fleisch 
(b), an das er gepunden, aber noch nitgefanngen ist, bis er sichselbs gibt. Aber 
englischer freyer will istanfangs vnangepunden, naygt er sich vbersich zuo Got, da- 
selbs wirt er gepunden vnd ewiklich beslaettigt (b) in guotern, naigt er sich vnder- 
sich zuo jmselbs, daselbs wirt er an poes nichding gepunden, als poesen geysten be- 
schiecht. wiewol got dieselben anfangklich guot gemacht, haben sy sich doch ausz 
jnwendiger vnd aygner jrer nichtikait, on all auswenndig vrsach (c) frey zuo sichselbs 
vnd von got gekert. also seinn aus engeln worden dewfel. Dieselben raitzen (d) 
die menschen auch zuo siinden vnd seinn in jrer poszhait numals so fasst erstarret 
vnd in vernuft verplendt, daz sy wedergot noch 'sichselbs noch jr vbel , darein sy 
gefallen , fiirter erkhennen noch jr siind berewen oder dauon aufhoeren moegen. 
Sonder sy seinn Gristo, vmb seinn vorgang (e) allweg neydig vnd hoechstem got 
staets haessig, dersy dessaeligen wesens entsetzt vnd vmb jr poszhait strafft. Welhe 
straff poes geyst ewiklich leiden mueessen wider jrenwillen. vmb das sy alweg 
williklich siindigen. Dergleichen haben die verdambten (f) virib jr willig vbel der 
siind, jr vnwillig vbel der pein. Dauon got spricht. Jch mach frid vnd beschaff 
das libel, benentlich die straf. Dasselb gerecht vbel (g) Hgt nach goetlicher gcrechtikait 
auf den siindern von wegen jres siindigen vbels das vngeslrafft (h) nit sol beleiben. 

(a 5 ainschichtig. sich. 19. . 8. i. (a J wanckel. im 3S. . 11. e. (b f fleysch. 
sieh. 18. . 2. c. et im 25. . 7. a. (b f bestattigt. im 61. . 1. e. et 31. . 1. g. 

(' "Wie die Engel, nachdem sie ihren Willen zu Gott gekehrt nnd ihm Gehorsam erwicsen, 
ewig im Stande der Seligkeit bleiben. so miissen auch die Teufcl, die sich von Golt abgekehrt 
und ihm den Gehorsam verweigert haben, in dem Stande der Ungliickseligkeit, in ewiger Strafe 
verbleiben. Als rein geislige VVesen haben ihre Handlungen, Aveil ausser diesem Raume und 
dieser Zeit, den Charakter der Ewigkeit. Yon einer Erlosbarkeit des Teufels konnen nur jene 
reden, die wohl die Barmherzigkeit Gottes, aber nicht seine Gerechligkeit gelten lassen wol- 
len. Angeli, qui nullo suadente spontanea praevaricatione sic lapsi sunt, per mediatorem non 
reconciliantur. August. Eposit. ad Galat. cap. 3. n. 24. torn. III. p. II. pag. 956. Eine Resti- 
tution des Teufels annehmen hiesse dem Laster Thiir und Thor offnen, wie der hi. Hierony- 
mus bemerkt. Sed hoc quia sancta scriptura non dicit, et evertit limorem Dei, dum facile ho- 
mines labuntur ad vitia, putantes etiam diabolum, qui auctor malorum est, et omnium pecca- 
torum fons, acta poenitenlia posse salvari, de nostris menllbus abjiciamus. In Joan. III. 6. 



VON VERKERTEN GEYSTEN. 163 




et im 80. 8. 1. et 81. . 6. i. et 100. $. 2. c. 

II. ^ Jn aller Engel ordnung ist Luciper gewesen der obrist (a), clarist, schoenist, 
edlist, wirdigist vnd fiirnaemist geist. Got bet jme anfancklich geben subtile ver- 
nufft; bohen stannd, grossen gwallt, vil guot krefft vnd tugcnt, daz er dieselben solt 
brawchen erstlich vnd entlich zuo ere vnnd lieb gottes, nachmals jmselbs zuo guot 
vnnd zuo nutz seiner vnnderthan. Luciper hatt solliche seine bochbait zuo muoet 
gefasst vnd daraws ain bochfart gescboepft alle ere, lob, glorj vnd dienst jmselbs 
zuogezogen vnd also seinn aygen nutz allenthalben gesuoecbt, wider seinen got vnd 
schoepfer. dern er sich anfangs gleichmacben (b) vnd neben got setzen hat wellen 
vnd noch staetigs gleich machen wil, mil begier, zeberrschen vber all creatur. Do 
Luciper in seiner hohen vernuft im anfang verstannden, daz vber jne ewiger got zuo 
erhalllung seines geschoopfs, noch ain hoehere creatur machen. nemlich die mensch- 
hait Christi (c) die Gotansich persoendlichnemen vnnd dieselb person vber Luciper 
vnnd all ander creatur setzen wurde. Deszhalb empfieng Luciper ainn neyd (c) 
wider kiinffligen Christum vnd ain feindschaft wider got denallmaechtigen, vmb das 
erjnnitzuo solhcr wierde fiirgcnomen vnd Christum gemacht het. Noch hewt 
vnndersteet sich dewfel fur Got zehallten, sein kirch awfzerichten', nemlich die kirch 
der poszhafftigen (d) vnnd gottes kirch zeprechcn ( 2 ) Deszhalb yebet er die lewt 
zuo ketzerey vnd aberglawb. Vorzeyten haben sich poes geist in pilden (e) verpor- 
gen, aws denselben red vnd anntwort geben auch wunderwerch erzaigt vnd falsch 
gespennst gemacht auf das sy als goetter, angepet werden. Vnd noch hewt begert 
dewfel an die Zawberer daz sy in seinem nompeten, fasten, opffern. almosengeben 
vnnd annder werch thuon, die gottes ere zuoegebtiren. Er verbiess (f) Christo alle 
ding diser weld, souerrerjn knyend anpeten wolt. also wil jm dewfel gottliche 
ere allzeyt zuoeziehen, die mennschen zuo stinden raytzen vnd verfueeren. Wie ei 
diser Zeyt vns tewtscb (g) durch verfueerisch lere, von guoetem geist in poes fleisch 
getzogen vnnd in sein ketzerey bracht, damit schier das gantz volckh vergiftvnd vn- 
serrellterguote ordnung vmbkert hat, souil daz wir numals guoete werch fliehen 
vnd fleischliche iibel volziehen. 

(a J obrist. im 27. . 2. a. et 38. . 4. b. (b f gleych. esa. 14. sieh. 9. . 7. a. 
et 20. '. 4. e. et im 85. . 1. e. (c f Christi. sieh. 19. . 6. f. (c f neyd. sieh. $. 
1. e. et im 36. . 9. i. et 48. . 8. g. (d f poszhafl'tigen. PsI. 25. im 27. . 7. g. ie 
5 pild. im 85. . 1. a. (f J verhiesz. Mat. 4. post prin. (g ^ teutsch. im . 5. g. et 
sich. 1. . 5. c. 

III. f Also wie vernomen, hat Luciper sein vrspriinglich krefft vnnd guoet ga- 
ben, so jm anfangs Got geraicht, vmbkert vnd verworch. dadurcb er von seiner 
christen stat, daran er geselzt was, zuo vndrist abgefallen ist. ye hoeher (a) ainer 
oben sytzt, destlyeffer er vndersich fellt. Vmb wieuil got den Luciper pesser ge* 
macht vnd hoeher gesetzt vber ander geyst, vmb souil bat er sichselbs poeser ge- 
macht vnd tyeffer abgeworffen vnnder annder poes geyst. Doch seinn jm die guo- 

( 2 Ob der Teiifel gerade der erste, schonsle etc. Geist gewesen, liisst sich mil Gewissheit 
nicht angeben; abcr auch nicht das Gegentheil. Auch lasst sich nicht bestimmt angebcn. 
durch welche Siinde er gefallen. Nonnulli enim dicunt ipsurn ei fuisse casum a supernis sedi- 
bus, quod inviderit homini fjcto ad imaginem Dei. Porro autcm invidia scquitur superbium 
non pruecedit; non enim causa supcrbiendi est inyidia, sed causa invidendi supcrbia. Cum 
ieitur superbia sit amor eicellentiae propriae, invidia vcro sit odium felicitatis alienac. August, 
De Gen. ad lit. lib. XI. cap. 14. n. 18. lorn. IIF. p. I. pag. 281. 

11* 



164 VIERUNDZWAINTZIGIST CAPITEL 

ten krefft verwandelt in poes krefft, dadurch Er noch gwallt hat vnd obrer heleibt 
vberdie poszhafftigen. Dauon Job sagt. Rain gwallt (b) ist auf erde der ver- 
gleycht sey jhenem, der gemacht ist, daz er nyemanndt fiircht. Er sihet alle hoehe. 
Er ist Koenig vber all Sim derhochfarl. Darauf haben dem Luciper williklichnach- 
geuolt vil verkert Engel, diejr lieb, so jnen Gotgegeben, zuosichselbs von got(c) 
gekert baben. Sy seinn Got vmb sein gab, die Er an sy gelegt, vndankber gewesen 
vnd noch. daneben haben sy in jnselbs gefallen vnd in Cristo miszfallen, daz Er als 
ain niensch ^nnd nit ain Engel, jr gwalltiger Obrer vnd Richter sol sein. Dadurch 
sy aws warer Engelschar gefallen vnd dewfel worden seinn, domit sy zeriitt haben 
ware ordnung gottes vnd darein liig gefueert. Wiewol jnen kain wort gots fiirge- 
legt, seinn sy dannoch aus der warhait des geschoepffs gefallen in vnwarbait vnnd 
also lu'gner (d) worden vnd fiirter poes vnnd falsch einfliiss (e) machen, derselben 
falschhait vnnd lugenbafftigen einfliiss ist Luciper ain vatter. Dann er hat angehebt 
goettliche warhait vmbzekeren. des jne Chrislus bezeycht, sprechend. Dewfel ist 
in der warhait nit bestanden, darumb ist er lugenhafftig vnnd vatter der liig. Was 
goetlicher warhait zuogehoert, dasselb pfligt dewfel zefelschen vnd damit goetlichc 
ordnung zeuerkeren vnd die lewt auf seinn falschen weg zeuerfueeren. dadurch 
wirt dewfel ain herr vnd regierer aller ketzer vnd jhener die abtriinnig werden von 
got vnd seiner kirch. Dewfel hat vorzeyten die lewt mit Abgoetterey lanng be- 
trogen, daz sy die dewfel fur Goetter haben angepett. diser zeyt erweckhet Dewfel 
die ketzerey, den voligen leichlferttig lewt vnd verlassen waren glaub gots. Dane- 
ben vor zwayen vnd dreyen jaren hat dewfel wider geistlich vnd weltlich oberkait 
aufgewigelt (f) pawren vnd gemain volck, dieselben haben vesstiklich gelawbt vnd 
offenlich bekennt. Got sey jr hawbtmah vnnd also den dewfel fiir jren gotgehallten. 
Zuo zeyten glawbt ainer got hab jm etwas verlihen, das er vom dewfel empfacht, 
als vngerechten syg im feld oder guoten fal am spiil oder gliick auf puoelen. Der- 
gestallt vndersteet sich dewfel bey verkerten lewten liberal einzcmiiscben als sey er 
jr got. 

(a f hoher. im 32. . 4. f. (b f gwalt. Job. 41. in fin. non est super terrain 
(potestas), quae comparetur ei. im . 9. If. et 21. . 5 k. (c f von got. im 36. . 9. 
g. (d ff liigner. Job. 8. ant. fin. sieh. 5. . 1- e. et 9. . 7. b. (e ^ eiuflus. im . 
5. b. (f J wigelt. sieh. 1. . 5. a. 

IV. 5 Luciper hat die siind geschoepft ausm prun des poesen nichding (a) vnd 
sich gemacht erste wurtz vnnd anfang (b) aller poszhait, betrugs, falschait vnnd lii- 
gen, mit denen er goellicher mayestat vnd seinen creaturen schaden wil. seinen 
freyen willen (den gotanfangs guot beschaffen) hat er vmbkert vnd wider gotles 
willen gesetzt auch sich beflissen dergleichen zeuerkeren anderr Engel frey willen, 
vnd noch taeglich befleisstdie menschen zeuerfueeren in seinn gwallt zebringen vnd 
von got abzewenden. Deszhalb ist Luciper genennt erfinder (c) der poszhait. 
fiirst der weld vnd regierer der finster. Jrne haben nachgeuolgt vnd noch all poes 
geist, die seiner nalur (d) seinn. die als sein poten vnd engel , seinen willen ver- 
bringen in veraintem gemueet, nit aus natur, wie ain mensch vom andern in poes 
fellt, sender ain yeder poeser geyst hat aus aygem willen dem Luciper nachgeuoeligt. 
Dieselben poesen geist all vnd yglich schicken jren willen aintraechtiklich nach dem 
willen jres oebrer vnd vorgeer des Lucipers. derselb regiert vnder jnen, sy voligen 
jme allenthalben, was er wil, das wellen sy auch. Sy all haben ain Reich (e) vnd 
sein mileinander veraint auf das poes. Deszhalb khain zwitracht (f) noch widerwill 
vnnder poesen geisten ersteet, sounder jr reich ist starck vnd vnuerhoeret, sonst wurde 
nach lawt des Ewangelj (g) dasselb reich vnbestaendig vnd zertrent, wo die dewfel 



VON YERKERTEN GEYSTEN. 165 

aneinander raufften vnnd entzwayet waeren. Dieweil abcr der starck (h) gewaffcnt 
luciper sein vorhawss verhueet bleibt sein Reich in frid, dann sein vnderthan seinn 
jme gehorsam vnd beystaendig, vnd fliehen nit von jrem hawptman. Wiewol in 
demselben dewflischem Reich kainvnainikait. Jst dannoch solh regiment vngerecht 
auch got vnd aufrechten menschen widerwaertig. Jn mass der Rawber oder Moer- 
der ainikait vnd gesellschaft, so syvndereinander machen, auch vngerecht vnd wider 
guot lewt ist. Solhen weltlichen frid vnd geuaerlich ainikait hat Christus vonein- 
ander zertrennen (i) gepoten vnnd gesprochen. Meinen frid (k) gib jch ew. nit wie 
die weld frid gibt, das ist ainikait in poesi'n sachen. Jn mass tiirckhen vnd hayden 
wider Christen, oder ketzer vnnd juden wider rechtglawbig , vnnder jn aynig seinn. 
Jch bin nit koemen frid zesenden, sonder das swert (I) mit deme abzeschneiden ist 
solher<weltlicher frid, den verkert lewt haben in vntugenten. 

(a J nichding. sieb. 20. . 4. a. (b ^ anfang. im 33. . 1. c. ct 36. . 10. b. 
(c f erfmder. Ro. 1. in fin. inventores malorum. Ephe. 6. principes etrectores tene- 
brarum. (d f natur. im 32. . 8. c. (e 5 reich. im 37. . 7. b. (f f zwitracht. im 
38. . 4. c. (g 5 ewangelj. mat. 12. in med. (h } starck. Luc. 11. post prin. im 36- 
J. 2. d. (i f trennen. Lue. 12. ant. fin. Non dico pacem, sed separationem. (k ^f 
frid. Job. 14. in fin. non quomodo mundus dat. sieh. 13. 5. a. (I f swert. Mat. 
JO. ant. fin. 

V. f Merckh, poes (a) geistlich einfluss des menschens kommen vrsprunglich 
vom dewfel. Wie sich derselb von guotem wesen zuo poese'm vnwesen gekert, 
dergleichen seinn die natiirlichen sein einfluss , so jm got zuo guotem gegeben hat 
auch vmbkert zuo poesem. Derselb dewflisch einfluss ist alweg poes, wiewol er zuo 
zeyten fruinmen lewten zuo guotem gedeicht, als zuo geduld oder puoes. Darauf 
spricht Dauid. (b) Daz got in die sunder sende den zorn seiner vngenad vnnd ein- 
flusz durch poes engel. dieselben poes einfluss seinn dewfels raytzung zuo siinden. 
Dadurch sy mit jrer aigen poszhait die menschen vergifftcn vnd auch poszhafftig 
machen. Die dewfel (als feind (c) gotes vnd seiner creatur) seinn begierig die crea- 
tur, so got aus erstem gemaesem nichding beschaffenn, durch das ander vnermeslich 
nichding (d) zeuerderben vnd zuo demselben poesen nichding (dorjnn deiifel' selbs 
ist) zebringen. Dewfel ist allzeit berait vnd fleissig den menschen anzeweigen vnd 
zefueeren in wollust oder in vngeduld, oder in verzweiflung vnd in all ander iibel. 
damit er den menschen abwend nit zekommen an jhene stat, aus der Er deulel ge- 
fallen ist. Darumb ermont vns petrus zewachen (e) im geist, nachdem deufel vnser 
widersacher geet, vmb vns als ain brummbleter leo vnd suoecht vns zeuerschlicken. 
Was dewfel nit mag bekommen am geist des menschen, dasselb suoecht er am leib. 
Nachdem aber dewfel aus seiner natur den menschen am leib on mittel nit mag be- 
rueeren noch jchts darjnn wiirchen on verhengnuss gots. Deszhalben bewegt dew- 
fel sein gesellen, nemlich poszhafftig mennschen, als sein knecht vnnd glide , daz sy 
annder frumm lewt betrieben oder verkert leiit noch in groesser poszhait fiieren. 
Also thuot ditsmals deufel, so er die lewt fahen vnd Christenliche kirch zereissen 
wil, pfligt er auszesetzen poes Lewt. wie ain vogler, der voegel (f) in springhew- 
sern oder schafikel awfsetzt , mit derselben vogel locken vnd gesang ander voegel 
zebetriegen vnd aufrn kloben oder ins netz zebringen vnd zefahen. Dewfel hat di- 
ser ellenden zeit durch solh sein poese geselschaft, vil ketzerey awfgericht, domit 
er die airifaltigen tewtschen (g), durch sueesse wort vnd hiibsche schreiben verkerter 
lererbetriege vnnd von christermlicher kirch bringe aufnn tenne desvnglawbs, auch 
zuo lesst fueere in die strick ewiger verdarnnusz. Wir tewtsch seinn verplendt vnd 
besessen vom deufel (b), der fueert vns numals wohin er wil. ,wie ainer sein vnuer- 



166 YIERUNDZWAINTZIGIST CAP1TEL 

uiiftig pfcrd, darauf er silzt, roylt nach seimm gefallen, on des pferds verstand. Also 
wirt ylz der vnucrstaendig tewtsch durch den dewfel geritten vnd gefueert von aimm 
ende zum andern, von aimm aberglaub in den andern, von ainer siind in die ander, 
von aimm vbel zum andern. 

(a 5 pos. sieh. 13. . 10. e. et 23. . 8. h. et 25. . 2. e. (b f Dauid. PsI. 77. 
ant. fin. inmissiones per angelos malos. sieh. . 3. e. et im . 7. b. (c J feind! 
sieh. 20. 5. 8. c. (d ^ nichding. sieh. 20. . 4. a. (e 5 wachen. 1 Pet. 5. im 76. . 
3. d. (f J vogl. im $. 8. g. (g ^ tewtschen. sieh. . 2. g. et sieh. 1..5. c. etim. 6. 
a. (h j dewfel. im . 9. a. 

YI. f Bestimbten dewflischen einflus auch gegenbiirtige vbelfart der tewt- 
schen (a) vnd roemischer (b) kirch abfal, hat himliscber adler gesehen, daz die slang 
(c), bcnenllich giftiger deufel hat veruoligt das weib, dabey die kirch zeuersteen, so 
das kindel geporen hat, nemlich die christen indertawf. Dieselb slang hat aws irem 
mund, das ist durch dewflischen einflus vnd durch vbung seiner diener, nemlich ver- 
fueerisch lerer vnd grawsam krieger, gegossen wasser wie ainn flus, mil dem sy das 
weib, nemlich die kircb, wolt ertrenckhen vnd gar vnderdrucken. Aber die en], 
nemlich etlich weltlich fiirsten (alsdie loblichen Hertzogen in Bayren (d) heiliger kirch 
in gegenbiirtigen noetten wider fals lere getrew beystander seinn) hat dem weib ge- 
holffen, das ist, der kirchen beystand than. Dadurch ward der drack zornig vber 
das weib vnd gienge bin zuo streylten mit andern leiiten, so desselben weibs samen 
seinn vnd gottes gepot halten vnd zewgnuss Jbesu Christi haben. Dieselben christenli- 
chen gelid dewfel ditsmalsversuoecht durch seine gelide vender kirch vnd gehorsam 
abzeziehen. Dewfel hat biszherseinsach mit seinn gifftigeneinflussen durch poeslewl 
widergot vnd die kirch erobert besonderbar mil tyranney, die ytz verschinerzeit zuo 
Rom, ist ergangen. dadurchaller gotsdinst vertiligt, christenlich ere vnd zuchtgegen 
gotawsgelescht, die himlisch kirch von vnsabgelailt, die pueessendoderslaffend kirch 
im f egfewr von vns verlassen, die roemisch kirch gantz zerissen domit all vnser hail ver- 
loren ist hie vnd dort, als in ainer figur kiinftiger zeit des grossen Antichrist, (e) 

(a ^ tewtschen. sieh. . 5- g. (b f riimisch. im 92. . 5. e. (c f slang. Apo. 
12. ant. fin. sieh. 20. . 1. h. (d Bayren. sieh. in prin. prol. b. (e f Antichrist, 
sieh. 15. . 6. g. et im 66. . 4. k. 

VII. ^ Poes geist wurchen jr verkerf einflusz zuo zeiten in die leib, als in die 
element, besonder in den luft, dorinn sy wonen. wie Paulus bekent. daz dewfel 
fu'rst sey vnd gwalt hab vber disen luft (a), dorinn er regiert nach dem geist vnd 
wu'rcht, nemlich mit seinn einfliissen (b), in die siin des ynglawbs. Doch nur aws 
verhengnuss goltes. Derselb einflus beschiecht von wegen der menschen poszhait 
vnd aberglawb. Daraws fliessen verpoten kunst, als zawberey (c), die in der steren 
kraft griipeln vnd daraws Judicia machen. Jtem Necromancia, chiromancia, Geo- 
mancia vnd mer dergleichen erdicht kunst so geschribene recht vnd christenliche 
geselz crnsllich verpielten. Dann die deufel, aws irer subtiler vnd listiger natur, 
moegen vilmer versteen dann die menschen, vnd suoechen sieh durch die menschen 
zeeren Ynd fur goetter zehalten, zuo abbruch gottes vnd seiner kirch. Daraws ist 
vorzeiten erstanden Abgoetterey (d) vnd noch hewt vil ketzerey vnd aberglawb. 
Ynd wiewol zuo zeiten dewfel oder sein discipel etwas erraten vnd ir warsagung 
also, wie sy sagen, beschiecht vnd war wirt, so seinn doch daneben wol zebene er- 
logen. Es kutnbt auch solh war geschicht nit aus grundt der warhait, sonder aus 
dewflischer list. Dann deufel mag ainem menschen oder tyer, von wegen des men- 
schens vnglawb, ain vngefell zuoefviegen vnd dasselb wider ab jme abwenden. Der- 
massen ist krapckait vnd wider gesundha it hie vom dewfel, Desgleichs beschiecbt 



VON YEBEERTEN GEYSTEN. 167 

mil falser weissagung kiinfftiger geschicht. Sonst vermag deufel nicbts wider ge- 
mainen lawf der natur, nocb kiinflign ding wissm. Dieselben zway jme Got vor- 
bebalten hat, dorinn nyemant griipeln sol, -dann wem es got offenbart oder be- 
uilbt. Darauf der herr zw seinen jungern sprach. Ew gebtird nit zewissen zeit 
noch minut (e) das ist des firmaments einfluss oder kunfflige ding. Dieselben hat 
got vater in sein macht gesetzt. 

(a f luft. Ephe. 2. iu prin. ira . 10. i. (b f Qiissen. Ephe. 2. in prin. in filios 
diffidentiae. sieh. g. 5. b. im . 10. k. et im 25. . 6. c. et 31. . 4. i. et 83. . 9. e. 
et im 91. . 8. h. (c ^ zawberey. im 25. . 6. d. (d f abgot. im 86. . 7. a. (e J 
minut. actu. 1. in prin. non est vestrum nosse momenta. 

VIII. f De\vfel versuocht sfaetigs vnnd arbaitt in sein reych poeser geist die 
menschen auch zebringen, domit dasselb reych erweittert werde vnd nit zergee. 
wie dann lyrannisch fiirsten , als dewt'els gesellen, vngerechten krieg fueeren vnd 
streyten , auf maynung jre lannd vnd herschefft zuoerweytten aus hochfart oder 
geytikaitoder aus andern verpoten vrsachen. Darumb kriegen Ghristus vnd Belial 
(a) staets widereinander bis aufjungslen tag. Cristusrechtlich, der Belial vnrecht- 
lich. Jr yeder arbait sein stat (b) vnd volckh zemeren vnd dcs gegentails hawffen 
zeschwechen, angesehen daz die ploeden verwaisten menschen leichtfertig, vnbe- 
staendig, wandelbar vnd leichtlich bin vnd wider zebewegen seinn , vora\vs zuo 
poesem. Daraus entsteen in diser weld vnder verkerten lewten krieg, vnainikait 
vnnd vehd (c) bis daz solh lewt gar komen vnder des Luciper hellisch reich. Von 
solhen kriegsleiiten schreibt jheremias (d), daz sy schreyen. O wee mein muoeter, 
warumb hastu mich gepertainn kriegsman vnd ainn man der zwitrachtauf gantzer 
weld. Die kriegbaren lewt seinn des lucipers nit natiirlicbe glid. (wie poes geist) 
sonder angeuogte glid (e). Der gestallt hat luciper zwayerlay gelid, wie ain paem 
hatzwaierlayesst, etlichso mit jm aufgewacbsen, seinn paemstocks natur vnnd ai- 
genschafFt, etlich so aufnn stockb gepeltzt, seinn ainer andern natur vnd dannoch 
dem paem eingeleybt. Also haben poes lewt ain natur vndereinannder zekriegen 
so die dewfel nil haben. Es seinn aber dannoch sol verkertlewt vnder desdewfels 
gwallt (f) vnd herrschaft dermassen, daz er ainn pbesen menschen im poesen be- 
sterckt vnd verfueert. Er brauchtjn auch als seinen dienner (g), zum verfueeren 
ander lewt. Solhen gwallt vber den menschen hat deufel erkriegt, do er ersten 
adam angegriffen vnd vberwunden. Aber er hat denselben gwallt ains tails wi- 
derumb verloren, do er angesuocht (h) hat den andern adam, benentlich Chri- 
stum , der jne gefangen vnd vberwunden hat. 

(a 5 Belial, sieh. 15. . 5. e. et im 55. $. 5. d. et im 86. J. 6. f. (b f stat. im 
30. . 8. h. (c f vehd. im 38. 5. 5. e. (d ^ Jheremias. 15. in med. ve mihi mater 
mea. (e J glid. im 28. : 6. e. (f f gwallt. im . 9. e. et im 38. J. 5. a. (g ^ die- 
ner. sieh. . 5. f. (h J angesucht. Mat. 4. in prin. Luc. 4. in prin. 

IX. 5 Diser ellenden zeit ist dewfel (a) aws gottes verhengnuss, vnns zuo 
plag, abermals ledig gelassen. Dadurch er seinen grawssamen gewallt widerumb 
treibt mit vns leichtfertigen menschen, von wegen vnserr siind. Dauon geschriben 
steet. Der Sathan (b) wirt aufgeloeszt aus seinem kaercher vnd verfueeren die 
voelckher. Wer hat nur den waldesel (c) ledig gelassen vnd seine pand aufge- 
loest? Von anweygung vnnd aufloesung des dewfels beschiecht lange meldung im 
pueechlen der kirchen purcle. Doch wirt daneben der mensch von seimm guoten 
engel (d) offt bewegt zuo guotern, daraus kummfat daz er leidet widerwertikait 
krieg vnd annder vnruoe. Dann kainn menscb kummbt hie als strenng jns dewfels 
gwallt (e) er moeg sieh ycben vnd weg finden aus dewfels gwallt widerumb ze- 



168 VIERUNDZWAINTZIG1ST CAP1TEL VON VERKERTEN GEYSTEN. 

kommcn, nachdem goctliche bilf (f) vnd vorlaufFende gnad in gemain (g) auf all 
menschen guot vnd poes herab flewsst vnd nyemants awsschlewsst, er moeg die- 
selbhilf durcb seinn freyen (b) willen erlangcn. Nyemants wirt abgescblagen noch 
verzigen die scboss der kirchen. zuo der got spricbt. Trag (i) die mennschen 
in deiner scboss, wie die Ame pfligt ain khlain kindel zetragen. Darauf Job (k) in 
dicselb scboss sein hoffnung geselzt hat. Darumb verlewst zuozeyten Luciper den 
gwallt vber die menscben, aber er bat nye verloren den gwallt vber ander poes 
geyst, die jme mit jrem willen gentzlich vnderworffen vnd gehorsam seinn. 

(a ^ dewfel. sieh. . 5. h. (b J Sathan. Apo. 20. solvetur sathanas. sieh. 20. . 
i. i. de onere ecclesie. c. 17. . 21. et per totum. (c ^ esel- Job. 39. in prin. quia 
dimisit onagrum. (d J engel. sieh. 23. 5- 4. d. (e <f gwallt. sieh. g. 8. f. (f f von 
gotlicher hilf. sieh. 20. . 1. g. et 21. g. 7. k. et 25. g. 10. h. et 32. . 2. c. et 34. . 
8. d. et 37. g. 3. a. et 38. . 2. 1. et 42. . 4. g. et . 5. i. et 48. J. 12. c. et 52. . 
4. k. et 60. . 13. b. et im 70. g. 3. i. et 76. g. 8. d. et 77. g. 3. f. (g J gemain. 
42. . 5. e. (h ^ freyen. im 40. . 6- g. (i 5 tra o- nu - H- P ost - P rm - (k 5 Job- 
19. in fln. sieh. . 3. b. 

X. ^ Also wie von oben biszher veruomen, ist lucifer gefallen aus ordnung 
englischer natur in das vbel der scbuld. Darauf volgt das vbel der pein, so nacb ordnung 
gotlicber gerechtikait aufgesetzt ist dem Luciper (a) vnd seinen gesellen wider jren 
willen, nacbdem sy staets williklich volbringen das \bel derschuld. Dasselb straef- 
lich vbel ist, daz verkert geist von irer erster natur vnnd engliscbem stand ausge- 
triben vnd gestossen seinn inn kaercber (b) diser element, do finster vnd nepel, re- 
gen vnd vngewiter ist wider der geist natiirlicb (c) aigenschaft. Dorinn sy gefan- 
gen beleiben bis awf jungsten tag. Wie geschriben (d) stet. daz der herr jhen 
engel, die iren ersten stand nit gehalten sender ir bebawsung verlassen, zuo dcs 
grossen Gottes gericbt mit ewigen panden vnder der dunckelhait behalten bab. 
Darnach zuo jungstem tag werden sy verurtailt in hellisch (e) feur, so in mitte oder 
cenlro des erdreicbs stet vnd dem deufel aucb seinen engeln zuoeberait (f) ist. 
Dann wiewol dieselben posen geist nach irer verkerung durch gotlich gericbt zuo 
ewiger pein verurtailt seinn, wirt doch solhs vrtails volziehung verschoben bis auf 
jungst (g) gericbt. Dieweil seinn die posen geist gefangen (h) vnd gesetzt in die 
element, als in ainn kaercber. Daraws zeuersteen, daz die dewfel hie im Gnstcrn 
luft (i) wonen vnd dorinn die menschen anweigen. (k) Wie der menscben geist 
pueessen vnd wonen vnder der erd im fewralso puoessen vnd wonen verkert eng- 
lisch geist ob der erd im lufft, domit sy nahend haben die menschen anzeweigen 
vnd zebetriben. Nach jungstem tag komen menschlich geist awsmm fegfewr vber 
die erd in himlisch feur gotlicher glori. Die posen geist komen alszdenn ausmm 
luft vnder die erden in hellisch fewr, dohin auch die verdambten gewident seinn. 

(a ^ Luciper. im 33. . 1. c. et im 100. . 13. e. (b f kaercher. sieh. 10. . 12. 
f. et im 37. . 6- f. et. 7. d. (c f natur. im 80. . 7. c, (d <f geschriben. iudi. 1. 
post prin. im 42. . 2. c. et im 100- 5- 13. d. (e f hellisch. im 80. . 1. k. et 100. 
. 13. f. (1 J berait. Mat. 25. in Gn. sieh. 19. . 10. e. (g f jungst. im 100. g. 13. 
d. (h ^ gefangen. im 37. g. 8. e. (i f luft. Eph. 2. in prin. secundum principem 
potestatis aeris hujus. sieh. g. 7. a. et im 80. g. 7. b. et 90. . 4. f. (k 5 anweigen. 
Eph, 2- in prin. nunc operatur in filios diffidentiae. sieh. . 7. b. 



FUNFUNDZWA1NTZIGIST CAPITL 169 

5 FUNFUNDZWAINTZIGIST CAPITL 

vom ober tail leibliclis gescliopfg. 

J. Nach lautter geistlichem geschopf, hat got lautter leiblich creatur beschaf- 
fen vnd dieselb fasst guot (a) gemacbt, nachdem er das hochst (b) guot 1st. Doch 
wirt leibliche natur klain geschaetzt (c) gegen geistlicher natur , die vnbegreiflich 
vnd on mittel von Got hie ist auch kain ruoe hat bis sy zw got kumbt. (') Dar- 
gegen ist leibliche natur begreiflich vnd nit on mittel hie von Got, sy suoechtir 
ruoe in nagster materi von der sy on mittel herkumbt, nemlich yedesleiblichsding 
in seiner spera oder rasst, als ain stain awf der erde, ain kind bey seiner muoter. 
Bemelte leiblich geschopf ist getailt in obere vnd vndere weld. Des obern tails 
natur ist vns todlichen menschen vnkiindlich, awsgenomen was wir von ferren mit 
awgen sehen oder sonst ober einflus empfinden, als des liechts vnd der wyrm oder 
in dergleichen ernpfindlichen sachen. Nachdem aber ich in der astronomey vnge- 
lert bin, deszhalb ich dauon nichts awstraeglichs schreiben kan, allain was ich in 
ettlichen pueechlein von obern einfluessen gelesen vnd daraws gezogenhab. 

(a f guet. Gen. 1. in fin. erant valde bona. (b J hochst. sieh. . 4. a. (c ^ 
geschatzt. sieh. 21. $. 1. n. 

II. ^ Die ober weld, als himel, stern vnd gantz firmament seinn vnzerprech- 
lich vnd vnzemtlich leib, vndnemen insichenglisch (a) einflusz, dadurch sy regiert 
vnd bewegt werden, alslang die Engel dariiberim gemueet goltes willen versteen. 
Dieselben ober coerper senden ferrer ir einfliiss, durch das liecht vnd villeicht 
durch mer ander verporgen krefft, herab in die vnder weld, das ist in die Element 
vnd Elemenlliche ding, dieselben seinn zerprechlich vnd zeriitlich, gleich als wel- 
len die obern kreftigen corper, die andern swachen corper bringen von irem ge- 
prechen zw krefften vnd allenthalben awfrecht machen. dadurch wachsen ele- 
mentliche ding, werden auch lebentig vnd empfindlich. Awsgenomen souil ober 
guot einfliiss verjrrt seinn aus mangel vnd vngelegenhait der vndern gegenbiirf, 
denen sy offt zuo schaden komen, als heler sonschein ploeden awgen (b). Daneben 
werden geystlich vnnd leiblich einfliiss manigerlay weis poes vnd verkert, die leib- 
licben wie du yetz gehoert hast, aus abgang der gegenburf. Die geistlichen aus 
verkerung vnd paszhait der mittel, durch die got guoet einfliiss zebeschehen geor- 
dent het. von denselben posen einfliissen ist oben (c) gesetzt. 

(a f englisch. sieh. 23. 2. e. (b J awgen. im 50. . 6. g. (c ^ oben. sieh. 24. . 
5 vsque ad .7. 

III. ^ Darauf merckh zwaierlay einflusz, ordenlichen vnd verkerten geistlichen 
vnd leiblichen. Von dem vnordenlichem vnd verkertem einflus hast yetz gehoert. 
Dann der ordenlich leiblich oder geistlich einflus kumbt vrspringlich her von got 
on mittel oder durch mittl. Dauon oben (a) ainstails gesagt ist, vnddesmer. Geist- 
lich einfliiss komen on mittel aus got herab in menschen, als gerechtikait, gueeti- 
kaitvnd ander gotlich tugent. Auf das der mensch, als ain spiegel vnd pildnus 
(b) gots, auch gerecht, guoot vnd allenthalben tugenllich sey vnnd in jme solh tu- 
gent erscheinen lasse. Zum andern fliessen menigerlay gnad herab inn menschen 
durch mittel des leiden Christi vnd heiliger Sacrament. Desgleichs durch mittel 

(' Quia fecisti nos ad te et inquietum est cor nostrum donee requiescat in te. Augustin. 
Conf. lib. I. cap. 1. n. 1. torn. I. pag. 69. 



170 FUNFUNDZWA1NTZIGIST CAPJTL 

guoeler cngel (c) vndfrummer menschen. Leiblicher Goltlicber einflusist on mit- 
tel beschehen, do gotanfangs beschaffen batleybliche nalur. Darnach kumbt heral> 
gotlicher einflus durch mittel derselben natur. Was der menscb hat, kumbl alles 
her von got, nit allaingeistlich krefft vnd tugent, wie yetz bemeltist, sounder auch 
zeyllicher stand vnd giieter. Daz der mensch in eren oder reich, maechtigvnd 
gwaltig (d) ist, hat er von gotlichen eren, gwallt, macht, reichtumb vnd mildikait, 
die durch mittel herabfliessen in menscben, domit er in seinem stand solh ere, 
macht, gwalt vnd gueeter, so jme got verlihen hat, mildiklich vnd recht brawche 
vnd gegen seinem nagsten wol anlege. Vnd stet geschriben (e). daz got die maech- 
tigen nit verwerffe, nachdem er selbs maechtig ist. Jtem der segen golles macht 
reich lewt. Ordenlicher (f) vnd gotlicher einflus ist albeg guoet, wiewol er den 
verkerten nit albeg wol ersprewsst, als hie rechlliche puoes vnd dorthellische pein. 
Dann alles was von got hie, ist guoet vnd zw guoetem geordent, als fewr (g) vnd 
wasser seinn den menschen zuo nutz, geordent. ob aber ainer darinn ertrinckt 
oder verprint, das beschiecht aus vnordnung zerriitter natur, darein wir wider got- 
licbe ordnung gefallen seinn. 

(a ^ oben. sieh. 21. . 4. a. cum ibi notatis. (b <[ pildnus. im 29. . 8. c. (c 
5 engcl. sieh. 23. . 2. e. (d f gwaltig. Job. 19. post prin. non haberes potestatem 
nisi tibi esset datum desuper. im 91. . 11. d. (e 5 geschriben. Job. 36. in prin. et 
provcr. 10. ant. fin. (f f ordenlich. sieh. 20. . 6. d. (g f fewr. Ekkli. 15. in fin. 
apposuit libi aquam et ignem. 

IV. ^ Nu wil ich sagen von naliirlichem einflus leiblicher natur, der ist ge- 
genbiirtiger materi vnnd kurnbt natiirlich von obern vnzerriitlichen leiben herab 
in zerriitliche element vnd elementisch leib. Diser natiirlicher (a) einflus ist an 
jmselbs guoet vnnd vnschedlich. Dann sein kraft ist hie von got vnd anhengig 
den rainen vnzerriillichen himeln vnd gestirn. Nach sag natiirlicher maister. Vom 
obristen himel (empireum genent) flewsst sein kraft in den andern himcl, darnach 
in gantz firmament (b). besonnder wirt desselben himels Hecht der Sonen (c) vnd 
alien steren mitgetailt. weiter gibt die son ir liecht, wirm vnd ander kraft den 
andern elementen vnd andern coerpern, am maisten dem Mon (d) planeten. Der 
nachmals kreftiklich wiircht in die element besonder in menschlich leib. Daraus 
die natiirlichen maister vermuoetten, die vilfeltig verwandlung der wetter im luft. 
desgleichs vnschicklikait menschlicher leib, komen amm maisten aus des mons fin- 
stern vnd gelegenhailen gegen des wassers vnd erden elementen. Daneben sen- 
den die andern stern vnnd das ganntz firmament on vnderlos staets ir einfluss 
herab in die element, (e) Daraws vil pluoemben vnd ander friicht wachsen in 
manigerlay form vnd gestallt, der wir menschen entlich genissen, als sonderer 
gab gottes, so er vns durch mittel obrer einfluss zuoschickt. Wiewol etlich friicht, 
so aws obern einfliissen die element empfahen vnd ferrergeben, als trayd, wein, 
obst, krawf, lawb vnd gras oder ander nulzung, dietyer erneren, komen doch solh 
friicht entlich den menschen zuo nutz. dann sy vmbsonst (f) geniessen derselben 
tyer, milich, haut, bar, vnd fleisch oder irer arbait. 

(a ^ natiirlicher. sieh. 7. . 8. c. et im . 8. a. et im 29. . 5. d. et im31.. 3. b. 
et 49. . 5. e. et 70. 3. c. de onere eccle. c. 51. . 11. cum seq. (b ^ firmament. 
Gen. 1. post prin. fiat firmamentum inmedio aquarum. fiant luminaria in lirmamento. 
sieb. 7- . 1. i- (c f son. Eccli. 43. post prin. in firmamento coeli resplendens glo- 
riose. sieh. 7. . 8. g. (d f Mon. sieh. 21. . 1. g. (e ^ element. im26. . 1. c. et 
. 3. b. (f f sonst. im . 5. a. 

V. f Wir menschen bezalen auch nichts weder got vmb sein gnad, weder 
den obern guoten einfliissen vmb ir mildikait noch den tyeren oder aodern crea- 



VOM OBERTAIL LEIBLICHS GESCHOPFS. 171 

turen vmb ir dinst vnd friicht, so wir alles vmbsonnst (a) empfangcn. Deszhalb 
moegen \vir awch nichts vorderen von diirftigen lewten, den wirzedienen vnd ze- 
helfen schuldig seinn. Wo wir aber. bestimbter haylsamer obrer einfliiss vnnd 
milder friicht, so daraus entspriessen, nit geniessen, ist vnnser schuld (b}, nit der 
Stern noch obrer einfliisz. Darumb wann derselb ober guot einflus herab, kumbt 
erwol zuozeitenvnfueeglicb denvndern leiblichendingen, die nit albeg noch vberall 
geschickht seinn ober haylsam einfliiss anzenemen oder zuo hay! zegebrawchen. 

(a ^ sonst. sieh. . 4. f. etsieh. 21. . 6. d. (b fschuld.de onereEccle. c. 51.$. 8. 

VI. 5 Wiewol got all einfliiss in der natur anfangklich wol geordent, haben 
doch die menschen jr vrsprungliche natur verkert vnd vrsacli geben, daz gotseinen 
scgen von der erde widerumb awfgehebt vnd dieselbevermaledeyt(a)hat in Adams 
werch. Dermassen \vie der ober natiirlich einfluss gemainschafft hat mit engli- 
scbern (b) einflus. also beschiecht zuozeiten, daz die vndern zeriitlichen coerper, 
sonderlich die menschen, in annemung der obern einfliiss, daneben zuoelassen 
dewflisch (c) einfliiss so mit irer poszhait die obern natiirlichen vnd guoeten ein- 
flus hernidenzeriitten vnd verderben. Wann aber die menschen in irer gebiirlichen 
ordnung belyben, alszdenn waeren die jtdischen coerper auch in fruchlbarordnung, 
sy hicten auch die obern einflus ordenlich empfangen vnd dem menschen haylsamlich 
niitgetaill. Was vns daraws vngefell zuoestet, sollen wir vnsselbs zuoemessen vnd 
nit den obern einfliissen. Nym ain beyspil. Wo ain zawbrer (d) weter niacht mit 
schaw.er oder hagel, mit plitz vnd toner oder ettwas annders wunderlichs zuoe- 
richt, dasselb weter oder wunderwerch muoes naturlich zuocgeen. nemlich daz 
zawbrer, mit hilf seins dewfels, aws verhengung gottes, vrsacht von der erde kallt 
vnd fewcht taempf aufzesteigen, zuo denen obere hytz herab kumbt vnd diesclben 
bede, nemlicb fewr vnd wasser als widerwaertige ding, im luft (der sy bede leiden 
mag) widereinander steen, alszdenn komen die obern einfliiss vnd bringen die wi- 
derwaertigen element widerumb von einander vnnd wcllen ain yedes ziehen zw 
seiner spera, nemlich die fewrein hytz vbersich wasreinkellt vndersich. Alszdenn 
wirt durch dieselben widerwaertigen element naturlich ain vngestueemb erweckht. 
Was nu daraws schaden entsteet, der ist nit den obern einfliissen, sonder dem 
zawbrer vnd seimm dewfel, oder in naturlichen wetern, den vndern nahenden 
elementen oder anndern gegenbiirfFen zuoezemessen. 

(a f maladeit. Gen. 3. maledicta terra in opere tuo. im33. . 2.k. ct 34. . 9. d. 
ct 53. . 2. e. et 60. . 1. f. et 83. . 4. g. et 85. . 10. 1. et 90. . 7. e. (b ^ eng- 
lisch. sieh. 23. . 2. e. (c f dewflisch. sieh. 24. . 7- b. (d ^ zawbrer. sieh. 24. . 
7. c. et im 88. . 5. d. 

VII. 5 Wie des menschens leib oder syten geschickht seinn, darnach wiir- 
chen in jm die obern einfliiss. Wo in jm hytz herscht daz er ain Colericus ist, 
alszdenn wirt er durch ober einfliiss naturlich bewegt, erstlich zuo guoetem nach 
seimm geist, nemlich zuo der gerechtikait, in poesern nach seimm fleisch zuo rach. 
Ob in jm fewchtikait des lufls herscht, alszdenn ist er ain Sangwineus vnd bewegt 
nach seinem geist zuo guoetem froelichem wesen, oder nach dem fleisch zuo leicht- 
fertigen poscn freyden. Herscht in jm kellt des wassers, ist er Flegmaticus vnd 
genaygt nach dem geist zuo frid vnd guoter ruoe gegen seimm nagslen, oder nacjx 
seimm fleisch zuo poser traghait wider guoete werch. Herscht in jm erdene diirr, 
ist er ain Melancolicus vnd naturlich genaygt awf guot gedaenck vnd vorbetrach- 
tung nach dem geist. aber nach dem fleisch (a) ist er genaygt awf fleischlich ge- 
daeockh vnd pose trawrikait oder zuo neyd gegen, sqimm nagsten, JJjerioq die 



172 FUNFUNDZWAINTZIGIST CAPITL 

obern einfliiss dem menschen zuo guoet geordent seinn, aber seinn freyen willen 
nit noelten. Darumb sol der mensch sein fleisch vnd poes naygung zaemen mit 
seiner vernuft vnd williklich nacbgeen dem geist vnd guoter naigung vnd verlassen 
das fleisch. Zwischen leib vnd geist ist hie albeg kricg, vmb das sy bede zwayer 
natur seinn. der geist ist genaigt vbersicb, der leib vnder sich. derselb ist tod- 
licb, der geyst vntodlich. Wo der leib im Paradis vntodlich (b) beliben, alszdenn 
waere solher krieg im menschen nit entstanden, sonder das fleiscb dem geist ge- 
horsam beliben. Aber hie ist staete widerwaertige (c) begier zwischen leib vnd 
geist, als Paulus anzaigt. Das fleisch verlusst wider den geist vnd der geist begerj, 
wider das fleisch. dise zway seinn widereinander. Darumb solt jr nit thuon was 
ir wellet (ist zeuersteen nach dem fleisch) sounder fart nach dem geist, alszdenn 
seyt ir nit vnnderm gesetz. das ist. Jr werdet alszdenn nit fallen vnder des ge- 
setz slraffe. 

(a 5 fleisch. sieh. 18. . 2. c. et 24. $. 1. b. (b f vntodlich. im 31. . 3. c. 
(c 5 widerwartige. Gal. 5. caro concupiscit adversus spiritum. sieh. 3. . 9. g. et im 
. 10. I. et im 33. . 2. d. et 34- $. 7. f. et 35. . 1. b. et . 5. e. et 38. $. 11. b. 
et 50- . 5. c. 

VIII. ^ Wo nu ains menschen natur (a) genaigt ist zum fechten oder zuo 
vnkeiisch, zuo stelen oder spilen oderzuo anderm vbel, kumbt doch solhe verkerte 
natur aws poser gewonhait (b) oder geselschaft, aws poser zwcht oder leichtfer- 
tikaitjdes fleisch oder gemueets, vnd nit aus obern einfliissen. Wiewol dieselben 
guoelen einfliiss der verkert mennsch zuo posem lusst brawcht, sol er doch alien 
posen naygungen vnd lust seins fleisch mit vernufft aws freyem willen widerstre- 
ben vnnd fiirkomen. Darumb spricht man. Das gestyrn (c) pfligt einzefliessen 
aber nit zcnoettigen, es bewegt wol das fleisch, aber bezwingt nit den geist noch 
seinn freyen willen. Aus obbemelten vrsachen sol yglicher siinder sein missetat 
oder schuld allain jmselbs vnd seinem verkerten willen zuoemessen vnnd bezeihen. 
Was vbels jme daraus enlsteet, das mag er weder auf got noch auf das gestyrn, 
weder awf den deufel noch auf sein muoeter legen. Wiewol etlicher mass der 
mensch 2uo siinden geraitzt, wirt er doch durch nyemannts genoettigt, allain was 
er thuot aus freyem willen (d), der gwaltiger herr (e) vnnd regierer des menschen 
ist. Wer nu vermuoet oder erdicht, des gestyrn einfliiss noetten ainen zesiinden, 
der vneret (f) got vnd sein creatur, die kain vrsach geben zuo poszhait. Des inen- 
schens nichtikait ist allain gnuog poszhaftig, sy bedorf nyemants anders zum ver- 
fueeren den menschen in siind. ( 2 ) 

(a f natur. sieh. . 4. a. et 22. . 2. c. et im 40- 12. b. (b f gwonhait. sieh. 
20. . 4. h. et im 33. $. 3. 1. (c f gestyrn. Astra iniluunt sed non necessitant. im 
45. J. 9. b. (d ^ willen. im . 10. g. et im 39. $. 14. k. (e f herr. im 41. g. 1. a. 
f) ^ vneret. de onere eccle. c. 52. . 9. 

IX. t Das du menschliche naygung lawtter versteen moegst, wisse siben des 
menschen geuerliche naygung zesein. Drey in der sele, vier im fleisch, daraws 
siben todsiind (a) fliessen. Die ersten drey menschlich naygung beschehen vber- 
sich wider got, nebensich wider den nagsten, vndersich zuo zeitlichen gueetern. 
vnd komen von verkcrtem geist des menschen aus seiner aigen nichtikait, on alle 
raylzung vnnd einfliiss, ausgenomen souil deufel darzuoe bilft. Deszhalb solhe geyst- 
licbe naygung gepert vbersich die hochfart, nebensich den neyd, vndersich die gei- 

( a Der Teufel kann wohl den Menschen versucben; ihn aber nicht nothigen zur Siinde. 
Der Mensch kann iiber die Einfliisse des Teufels mit der Gnade Gottes siegen. Goltlasst den 
Menschen iiber seine Krafte nicbt versuchen. I. Cor. I. 13. Math. Y, 2930. Gal. V. 16. 
Jac. I, 13-18. 



VOM OBERTAIL LElBLICffS GESCHOPFS. 173 

x 

tikait. dieselben drew (b) vbel seinn genent haupsiind, vmb das sy herkomen von 
des inenschens haup, nemlich von verkertem geist. Der sich darnach ferrer naygt 
von aimm vbel zum andern bis zuoe ewigem tod. dann sein gangsteyg (c) geet zu 
den hellen, lawt der schrift. Aber die andcrn vier naygung seinn fleischlich vnd 
komen aws vier elementen, aus denen menschlicher leib zesam gepachen ist. Jn 
mass der weis bekent. Jch bin ain todlicher (d) mensch vnnd im muoeter leib 
figuriert zuo aimm fleisch vnd bin also ins inenschens pluoet zesam gepachen aws 
menschlichem samen. Jch hab empfangengemainen luft, dergleichen bin ich auch 
get'allen in die erde. Hiebey hat der weis offenbar anzaigt, das des menschens 
fleisch vor eingieszung diesel, noch nit lebentigsey vnd dasselb fleisch wurde figu- 
riert vnd zesamgefueegt in muoeter leib aws vier elementen. Erstlich bey dem 
pluoet wirl verstanden desfewrs element, bey dem samen des wassers element, die an- 
dern zway element lufft vnd erd, seinn mitnom awsgesprochen. Alsokumbtawsl'ewr 
hytzvnudraytzungzuozorn, aws luft lust zuo der narung, awswassergierzuogepe- 
rung, aus erde naygung zerassten. Wo dise vier naygung ordenlich gebrawcht vnd 
maessiklichgehalten, seinn sy loblich, wo nit, alszdenn seinn syschedlich. Darumbist 
zornige naygung zegebrawchen zuo straf der vbertreter, vnd nit zuo rach. wie Da- 
uid setzt. Jr solt ziirnen (e) aber nit siindigen. Lust zuo der narung ist zege- 
brawchen zuo awfenthalltung desleibs, nit zuo prassen vnd slemmen. Die gier zuo 
geperung ist zetaemen mit keyschait oder zemaessigen mit beyraten, vnd nit ze- 
uolziehen mit wollust. Die naygung zerassten ist zebrauchen zuo zymlicher ruoe 
vnd feyr, nit in traeger laessikait. 

(a 5 siind. im 36. . 11. d. (b 5 drey, im 44. . 1. h. (c f gangsteyp. prov. 
2. inclinare est ad mortem et ad inferos semitae ejus. im 43. . 15. e. (d f todli- 
cher. Sap. 7. in prin. im 28. . 5. d. (e f ziirnen. Psl. 4. irascimini et nolite pec- 
care, im 36. . 10. n. et im 44. . 5. a. 

X. 5 Wiewol (lawt heiliger schrift) all synn vnd gedanckh (a) menschlichs 
hertzens allzeyt von jugent auf genaygt vnd berait seinn zuom posen, seinn doch 
solh gedaenckh nit hie von got noch von naturlichen einfliissen. Sy seinn auch 
nit siindig, bis darein freyer will verhengt. Got bet anfanngs ordenliche gier an 
dem menschen beschaffen. die der mensch selbs hat verkert in vihische naygung. 
Darumb gepewt heiliger geist durch Jacobum. daz nyemants, der versuoecht (b) 
wirt, sage, das er von got versuoecht sey. Dann got ist kain vrsacher (c) zuo poe- 
sem, er versuoecht nyemants sender ain yeglicher wirt versuoecht vnd abgezogen 
oder verfuert vnd gelockt, durch sein aigene gier. (d) Darnach so die gier em- 
pfangen hat, nemlich so des menschens will darein verhengt, alszdenn gepert sy die 
siind. Hiebey merck. daz poese werch anfancklich fliessen aus fleischlicher gier, 
nit von got noch obern einfliissen, nit aws not noch gedrang, sonnder vom 
menschen selbs. Darumb werden sein poes tat genent werch des fleisch. (e) Got 
beuilht (f) nyemants poszlich zehandeln, er gibt auch nit zeit zuo siinden. Darauf 
zebesliessen. daz die siind zuoezemessen ist allain dem freyen willen (g) der sich 
von alien siindigen naygungen vnd raytzungen wenden moecht. doch mit vor- 
laufferidergotlicher hilf (h), die got nyemants verzeicht wer dieselb ordenlich er- 
suoecht. Bey dem obbeschriben wort gedaenckh (i) ist zeuersteen fleischliche be- 
gier, daraus leiblich gedanckh vnd fantasey entspringen, dieselben fleischlichen ge- 
daencknaigen sich nurzuo poeser gier, aber darinn seinn nitbegriffen die gedanck 
so menschlicher geist gepert. Dieselben seinn guoet vnd fechten wider fleischlich 
gedanckh. Darumb Paulus lernt zewandern (k) im geist vnnd fleischliche begier 
zcmeiden, nachdem das fleisch gierig ist wider den geist. als obstet. (1) Wie nu 



174 SEXUNDZWAINTZIGIST CAP1TL 

das fleisch dem hertzen pos gedanck gibt, also ist zeschaetzen, der geist gel) guoet 
gedanckb ins menschens hertz. Wer fleischlichen gedancken furkomen wil , der 
mupes volgen des dauids lore. Saelig (rn) ist der jm fiircht vnd stosst sein jung 
geporen vmb den fels, das ist, der seiu fleischlich gedanck vnd erst angehebl an- 
fechtung, dieweil sy noch jung vnd klain seinn paid awsmm syn slecht (n) vnd 
stosst vmb den fels Christum. Der vns durch sichselbs auch durch sein junger 
vnd Propheten ermont, vnsere hertz rain xehallten vnd poes gedaenckh awszp- 
slahen. Erselbs haist saelig jhene die raincs hertzens (o) seinn. Darauf beuilht 
Paulus, daz wir aws vnsselbs das vbel awfheben. Dergleicben auch im Esaia stet. 
Jr suit rain sein vnd awslahen das vbel ewrer gedaenckh. Aws allem obbeschriben 
wirt verstanden, daz vnser vngefell nit kumbtaus obern einfliissen, sender aws poser 
nichtikait, der wir anhangen (p). Souil vom oberntail des lawtlern leiblichen 
geschopfs. 

(a f gedanckh. Gen. 6. in prin. ct Gen. 8. in fin. im 1. et im 33. . 5. f. el im 
34. . 5. c. et im 3C. . 5. h. et im 51. . 8. g. (b f versuecht. Jaco. 1. in med. 
im 36. . 13. d. (c f vrsacher. sieh. 20. . 6. h. (d 5 gier. im 35. . 8. h. et im 
51. . 8. i- (e f fleisch. Gal. 6. sieh. 15. . 6. f. (f 5 beuilht. Ekkli. 15. in fin. 
nemini mandavit impie agcre., ^g ^ willen. sieh. . 8. d. ct im 36. . 10. i. (h ^ 
hilf. sieh. 24. . 9. f. (i f gedanck. sieh. a. et im 46. 3. h. (k ^ wandern. im 
33. S- 9. o. (1 f obstet. sieh. . 7. c. (m ^ salig. Psl. 136. in fin. im 35. . 1. d. 
et 51. . 18. c. (n ^ slecht. im 41. S- 6- n / ( 5 hertzens. Mat. 5. beati mundo 
cordc. 1. Cor. in fin. auferte malum ex vobis. Esa. 1. in med. im 30. . 7. e. et44. 
. 8. c. (p ^ anhangen. sieh. 20. . 5. c. 



SEXUNDZWAINTZIGIST OAP1TL 

vom vndertail lellilielts 



I. Vom Zyrck des Mons herab, durch alle element vnd was leiblichs dorinn begrif- 
fendasselb ist vnderr tail des lawttern leiblichen geschoepffs, vndinvilvnderschidlich 
staeffel (a) geordent oder gelailt, dadurch die nidern leib hoeher erhebt werden 
bis zuo menschlicbern stand, derselb hat fiirter sein ordnung vnd staefFel. wio 
hie vnden (b) gesehen wirt. Ersler slaffel der lautern leiblichen creatur ist plos 
Elementlich (c) wesen, das on alien zuosatz aus nichding beschaffen, vnnd kumbt 
doch vom goetlichem wescn vnd ist demselben anhengig. (^ Weiter werden ele- 
mentliche ding gespaltenvnd ainzigerweis erhoecht. (d). Etlich seinn zuo vndrist, 
on ainich besonder kraft, alssand, stain, kot, sne, eys. Etlichesteen hoeher, als 
sallz, pley, Eysen, kupffer, silber, gold vnd dergleichen leiblicher ding, die aus ele- 
mentlicher schickung vnd metallischer (e) kraft auswendig gemert vnd jnwendig 
gebessert werden. Etlich leiblicbe geschoepf steen vber die metall, als edelgc- 
stain, die von obern einfliissen besonder kraft empfahen. Nachdem aber dieselbcn 
elemenlliche ding noch vnfruchtbar, deszhalb seinn dariiber zwen hoeher staffel 
geordent, benentlich vegetativa (f) vnd sensitiva (g). das ist, erkiickung vnd em- 
pfindlikait. Dadurch plosse leibliche creatur vbersich steygt bis an den menschen. 

(* Berthold iibersctzt: Primus quidem gradus corporeae creaturae est mera ct nuda ele- 
mentalis essentia ex nihilo crcata; profluens tamen ct dependens ab cssenlia divina; wodurch 
die Dependenz der Welt von Gott ausgedriickt und die Sehopfung der "Welt aus Nichts Le- 
wiesen \vird, ohne dass die Bchauptung unlerschoben werden kann, als ware die Welt aus 
dem Wesen Goites. 



VOM VNDERTA1L LEIBLICHS GESCHOPFS. 175 

Dann got erkiickt sich in jmselbs vnd ist jnwendig fruchtbar, lebendig vnnd empfind- 
licti. deszhalb hat cr auszwendig gemacht sein geschoepff fruchtbar, lebcntig vnnd 
empfindtRch. Jn mass got selbs in hcyliger schrifft spricht. Gleich als ain wein- 
stock (h) mach jch frucht aines sueessen wolgeschmachs vnnd mein place ist ain 
frucht der Ere vnnd Glorj. Nymwar got wil durch auszwendige crealur anzaigen 
sein jnwendige, goetliche vnd erenreifhe frucht (i), nachdem er die creatur entlich 
beschaefft vnd begabt , auf das sein goetlicher lob auszgepraytt werde. Darumb 
spricht Got weiter. Jch wird meinen pflantzgart (k) waessern vnnd die gepurd 
meiner frucht mit wein erfiillen. Also hat got sein plosse elemenlliche creatur 
erkuckl vnd fruchtbar gemacht. 

(a f staftel. im . 2- a. et im 27. . 4. i. ct . 5. a. ct 87. . 1. c. et im 94. . 
3. a. ct . 10. c. et . 11. a. (b J vnden. im 27. . 7. a. et per tot. (c ^ element. 
im . 3. c. et sieh. 25- . 4. e. et im 27. . 10. a. et im 28. . 16. f. et 41. . 8. g. 
et 49. 8. d. et . 10. e. et 57. . 3. a. et e. (d 5 erhocht. im 46. . - J. e. (e 



metall. im . 2. b. (f ^ vegetativa. im . 4. a. (g ^ sensitiva. im . 5. a. . (h ^ wein- 
stock. eccli. 24. in raed. ego quasi vitis fructificavi. (i ^ frucht. sieh. 7. . 2. a. et 
im . 5. d. (k ^ gart. eccli. 24. in fin. rignbo hortum plantationum. 

II. ^ Wievermelt drey staffel (a) leiblicher creatur nacheinander geordent, also 
siinnsyauch in jmselbs geordent, ain ding fiber das ander, vud ainyedeelcmentlich 
creatur wirtvolenndt in ainemhoecbsten. Jmersten staffel, benenntlichdeswesens, 
ist zuo vnndrist die erde, darnach wasser vnd luft, zuo obrist das fewr. Jtem die melall 
(b) seinn geordent, in denen ist dasgold zuo obrist, dergleychen im edelgestain der Car- 
bunckel amrn hoechsten stcet. Jmm andern stafFel nemlichder erkiickung, isl on zwei- 
felgewesenobrister paem (c)deslebens, der mitten imparadisgestanden. Jmdritten 
staffel dcs empfindcn, ist vndernvogeln deradleroclerfenix (d) furobrislengeacht. 
vnder jrdischen tyercn villeicht der leo. On zweifel, vnndern wasserlyeron istauch 
ordnung, aber vnns verporgen. Zuo Icsst ist alle leibliche creatur beschlossen (e) 
im menschen, der iiberdieselb leiblich crealur geordent ist, auf das er fur sy vnd 
fur sichselbs mit seinem verstand vnd freyem willon auch mit guoten werchen, got 
tlanckh vnd bezal die schuld (f) so er vnd all leiblich creatur got zethuon ist. 

(a f staffel. sieh. . 1. a. et im 27. . 10. a. (b f metall. sieh. . 1. e. (c J 
piim. Gen. 2. lignum vitae. (d ^ fenix. sieh. 16. . 5. c. (e f beschlossen. sieh. 
19. . 6. f. et im 47. . 8. f. (f 5 schuld. sieh. 20. . 3. h. et im 50. . 13. g. 

III. ^ Vber ersten staffel des wesenns, seinn bed obrer staeffel , bcnenntlich 
vegetativa vnd sensitiva, zwen gemain form, dadurch leibliche geschoepf wachsen 
vnnd zuofriichten kominen auchlebentig vnd empfindlich werden aus aygncrkraft 
vnd natur, die sy von got haben, dochzeriitlich, nachdem jr form auf vnd abnymbt, 
aus vrsachen, claz darinndie element negen einander widerwaertig seinn (a), nem- 
lich fewer wider wasser, lufft wider erde, deszhalb sy indie lenng nitbeyeinander 
besleen moegen, sonnder sich zertrennen mueessen vnd doch ain zeit, nach gele- 
genhaitder natur, aines yeden lebentigen dings miteinander vergleicht vnd frucht- 
bar seinn. Dann die obern einflus des gestirns vnd firmaments (b), fliessen herab 
in die element, daz dieselben in sondern gegenwiirffen, als in wurtzen, kraut oder 
lyeren vnd dergleichen dingen, zesamgefueegt vnnd veraint werden. Daz aber die 
krawt verderben, die Iyer sterben vnd andere elementliche ding widerumb zer- 
trennt vnnd vnfrecht werden. dasselb vrsachen nit die obern einfliiss, sender der 
element (c) grobhaitvnnd widerwaertikait, auch zuo zeiten der menschen poszhait. 
Daz auch elllich elementische ding dem menschen zuo gifft (d) zuo schaden oder 
vnnutz komen , daran ist allain der mensch vnd weder got noch aynich creatur 



1 76 SEXUNDZ WAINTZIGIST CAPITL 

schuldig. Dann aws erster vrspninglicher menschlicher natur vnd stande, soil 
der mensch ob elementen im paradis (e) beliben vnnd nit gefallen sein auf disen 
erdpoden, der gemainemviech (f) zuoegeordent ist, wiewasserdenvischen. Nach- 
dern aber menschlich geschlaecht "wider sein erste natur vnnd wider goelliclie 
ordnung hieher kommen. ist sein guot naliirlich wesen verkert in poes wesen. da- 
durch vnser waehsund vnnd empfindlich leben gleich ist worden vnuermifftigcn 
tyercn vnd nymmer frey wie nach ordnung menschlichs stands gebiirthiet, sender 
numals vnderworffen elementlichen zeriitlikaiten. Wiewol bede leben friichligs 
vnnd empfindlichs, leiblich vnd nit geistlich form, seinn sy dock nit aus den ele- 
menten, sorider dieselben zwen form friichtigen vnd empfindlichen hat der mensch 
aws seiner aygensele (g), aber vnuernu'fftige tyer habenjrwachsen vnd empfinden 
aws obern einfliissen. Das erscheint aus derne. wann ain paem abgehawt ist 
vnd nymmer friichlig leben hat, oder ain rynd abgeslagen wirlvnd nimmer empfin- 
det, so seinn bede friichligs vnd empfindlichslebcn nymmer gegenwiirtig vndbelei- 
bendochnichtsweniger die element in abgethanem paem oder rynd. Also bleiben 
die Element in todem menschlichem leib, vnnd des toden menschens geist behellt 
beyjm bede leben friichtigs vnd empfindlichs, benenntlich diezwen form, vegeta- 
tiuam habitu, vnd sensitiuam actu. 

(a ^ Avider. im 18. . 10. c. (b ^ firmament, sieh. 22. 5- 2. d. et sich. 25. . 4. 
e. et im 18. . 9. d. et im 29. . 1. k. (e.f element, sieh. . 1. c. (d } gift. sieh. 13. 
. 6. f. (e f paradis. sieh. 21. . 3. i. e't im 30. . 1. b. et31. . 3- a. (f f viech. 
im 29. . 5. f. (g 5 sele. im . 7. a. et im 27. $. 8- k. 



IV. 5 Jm andern staffel. das ist in friichtigem oder wachsundem leben, ge- 
nannt, vegetaliua (a) steen drey aigen krefft, benenntlich narung, awfnemung vnnd 
geperung, in latein nutritiua, augmentatiua vnnd jgeneratiua, Neben denselben 
dreyeu krefften hat vegetatiuanoch vieranhangend(b)kreft, genenntappelitiua.re- 
tentiua, digesiiua vnd expulsiua. Erste krafft ist lustspeiszemen. Dieander, speisbey 
jr zehallten. Dritte ist speis im magen zekochen vnd jnn leib auszetailen. Vierdo 
khrafft ist den vberfluss awsm pawch durch stuoel zetreiben. Es moegen auch 
daneben, ausserhalb bestymbter natiirlicher krefft, die wurtzen, krawt, paem vnnd 
ander friichtige ding, menigerlay krafft haben aus obern einflussen. deszhalb die- 
selben materialia aertzt vnd apotecker pflegen zebrawchen. 

(a f vegetatiua. sieh. . 1. f. et im 27. . 8. b. et 28. . 4. b. et 29. . 11. m. 
ct im 41. .-4. a. et 49. . 4. c. (b ^ anhangeud. im 41. . 4. b. 

V. ^ Dritter staffel ist genannt sensitiua (a), das ist empfindlich leben vnd 
leiblich synn, die alle lebentige tyer an in haben. Dieselben tyer beschaft got, 
vml) das auszwendig verstanden werde gottes jnwendig synn vnnd empfindlikait. 
Doch ist in got nit solher syn oder frucht noch empfinnden wie in tyeren oder 
creaturen, sonder in goetlicher mass vns verporgen vnd vnbegreiflich. Wie der 
Apostel fragt. Werhat des herren synn (b) ye erkannt? vnd Salomon. O herr 
wer waisz deinen syn nur du gebest jme denselben zeuersteen. Aber dannoch 
soellen wir aws dem syn, den vnns got geben bat, waren got erkennen (c) vnd 
glauben, daz got jnwendig in jmselbs aygentlich fruchtber vnd empfindlich sey, 
dann wo in got nit erkiickte frucht (d) noch empfindlicher syn waere, hiet er sein 
creator weder friichtig, synnig noch empfintlich gemacht. Wie zway wesen vnd 
zway leben, nemlich ewigs vnd zeytlichs, also seinn synn oder empfinden zwifacb, 
ain gollichs, das ander beschaffen. Aus dem gotlichen entsprewsst das beschaffen. 
bey dem beschaffen erkhennt man das gotlich. 



SEXUNDZWAINTZJG1ST CAPITL V. VNDERTAIL LEIBLIGHS GESCH. 177 

(a f sensitiua. sieh. . 1. g. et im 18. . 4. d. et im 29. . 12. a. et32. . 5. h. 

et 41. 5. a. et d. (b <f syn. Ro. 11. in fin. sap. 9. in fin. sieh. 18. . 7. b. etim 

39. 5. 9. b. (c f kennen. 1 Johan. 5. in fin. im 27. . 3. a. et 49. . 4. f. et 45. . 
3. c. (d ^ frucht sieh. . 1. i. et im $. 7. d. 

VI. ^ Wiewol gottes creator nymmer gar zenichtig. das ist, in erst nichding 
(a) nit verwandelt, wirt sy doch durch das ander nichding oft yerderbt vnnd be- 
rawbt jhenes was jr got fiber jr natur zuo gnaden geben oder zegeben geordent 
bet, dermass, daz der creatur leiblicb guot wesen in poes wesen verwandelt wirt. 
Jtem an der sele die gedecbtnuss in vergessenhait, die vernuft (b) in vnuernuft. 
vnnd der will , so vbersich zuo got geordennt was, mit gwallt angenomer poeser 
natur, vnndersich zum fleisch vnd zuo ewiger nichlikait sieh verkert. Dadurch 
werden im menschen annder krefft auch geschwecht vnnd ain zeyt vertiligt. Aber 
in got mag sein frucht, syn oder empfinden nimmermer aufhoeren noch abgang 
leiden noch vnderwegen beleiben. Wie die creitur vilmals on frucht vnd vnem- 
pfindlich seinn. Ja zuolesst jr synn gar verlieren, nachdem der creatur t'rucht vnd 
synherkommen vndgemacht seinn aus nichding. das ist ausvnfruchtvnnd vnsynd- 
likait. Deszhalb aller vnd yeglicher tyer ainlitziger form mit jren besondern syn- 
nen zergeen vnd widerumb in gemainer tyerlikait oder sindlikait (daraus die tyer 
herkommen) beschlossen werden. allain was nach jungstem tag die menschlichen 
leib in jrer vrstennd (c) widerumb erraychen vnd empfindlich werden. die nach- 
uolgend ewiklich empfindlich beleiben, nachdem der menschen syn vnd empfinden 
an gotlicher ewiger empfindlikait hanget. 

(a f nichding. sieh. 21. . 2. i. (b f vernuft. im29. . 9. d. et 34. .5. e. (c^ 
vrstend. im 57. . 4. e. 

VJI. f Wie dem menschen sein wesen vnd leben gegeben ist von goettlichem 
ewigem wesen vnd leben, also hater sein sehen vnnd hoeren auch all ander leiblich 
synn von goettlichem syn oder empfinden, doch durch mittel seiner sele. (a) die- 
selbe empfaecht on mittel von got jr empfinden vnd tailt dasselb mit jrem leib. 
Aber anndere tyer empfahen jr empfinden von empfindung gemainer natur. in die- 
selb flewsst englisch (b) empfinden, vnnd die engel haben jr empfinden on mitll von 
got. in mass menschlich geist jr empfinden auch von got haben on mittel. Das 
wachsund vnd fruchtig leben hat on zal vil form, geschlaecht vnd gestallt vnnder 
alien vnnd yeden pluoemen, wurtzen, kra-wt, paemen vnd friichten. Noch hoeher 
steet empfindlich leben, aus demselben kommen auch manigerlay geschlaecht vnd 
sonderform, nemlichvogel, vischvnnd tyer, der on zal allenthalben seinn, im lufft, 
wasser, auch oberhalb vnd in dererde, alswurm vnd ander erdviech. Yil form vnd 
geslaecht der tyer seinn vnder aynigem form vnd geslaecht der menschen. der- 
selben seinn wol vil in der zal, aber all jr zal ist vnnder ayniger zal (c) der gothait. 
Got hat die lawtter leyblich creatur fruchtbar gemachtauchlebentig vnd empfind- 
lich, auf das wir sehen vnd daraus lernen, daz got jnwendig sey ewig, wesenlich, 
fruchtbar (d) lebentig vnd empfindlich. Nachdem aber solhe plosse leibliche natur 
vngeschicktist seihen Schoepfer zuoerkennen vnd zepreisen. deszhalb ervodert die 
not daz sy veraint sey mit geystlicher natur, dadurch leibliche natur geschickht 
werde Got zuoerkennen vnnd zuojmezekommen als zuo jrem ersten anfang vnd 
lessten ende. Darauf voligt zesagen yon dem geschoepff , das miteinander geist- 
lich vnd leiblich ist. 

(a f sel. sieh. $. 3. g. (b f englisch. sieh. 23. . 2. e. (c f zal. sieh. 7. . 1 
e. (d f fruchtbar. sieh. . 5. d. 



Keithraeier, Berthold's Tlieologey. 12 



178 SYBENUNDZWAINTZIGIST 



SYBENUNDZWAINTZIGIST CAPITEL. 

Tom gesclioepf das geistlieli vnd leiMieli vermiisclit 1st. 

I. Do nu got beschaffen het lauter geistliche creatur die in jrer vernuft got 
erkennt (a), daneben auch lautter leibliche (b) creatur. Die was wol auswendig 
empfindlich aber noch vnuerstaendig got zuoerkenrien. nachdem plosse leibliche 
natuv nit fabig (c) ist der vernuft noch freyes willens. Deszbalb mag sy Got jrem 
schoepfer weder auszwendig nocb jnwendig erkennen nocb jme dienen wie bil- 
lich wae.r, nocb die warhait ausm geschoepf erlernen wie not tbaet. Darumb 
zuo volkommenbait vnnd beschlus (d) ganntzes gescboepffs hat got formiert ainn 
leib der geistlicher nalur faehig vnnd mit aymm geist vermischt (e) sey. nemlich 
ain genoetig (f) geschoepf, das geistlich vrid leiblich mileinander sein moeg. Das- 
selb ist der mennsch. des ley b hat got durch wiirchung der engel formiert (*) vnd 
selbs darein ainn geist gegossen vnd daraus gemacht ain aynig (g) menschlich ge- 
schlaecht. Dasselb hat vier anfamig (h) zwen leiblich , zwen geistlich. Ersten 
leiblichen anfanng hat Got selbs on mitte! gewurcht vnd formiert im Adam vnd 
Eua als in ainer wurlz. Der ander beschiecht aus ordnung (i) gottes. daz all 
andermenschenvom Adam vnnd Eua leiblich herkommen, die seinn anfangs wurtz- 
lich (k) gewesen im Adam vnd numals a\vs jme ain mensch nach dem andern ge- 
poren. Bed geistlich anfang des menschens kommen von Got. Der ain beschiecht 
aus erster ordnung gottes, der on mittel menschlichen geist rain (I) beschaefft vnd 
jnn loib schickt. auf das ain natiirlicher mensch werde, wie geschriben steet. Got 
der herr hat formiert (m) den menschen aus laym der erden vnd in sein angesicht 
gegeist ainen atem des lebens vnd ist also worden ain mensch (n) in lebentige sele. 
Wiewol nach Adam vnd Eua, die andern menschen aus jrer vaetler samen in 
muoeterleib zuo glidmass (o) vnd menschlicher gestallt formiert werden durch 
einflus gemainer nalur. so mag doch dieselb nalur den leib weder erkiicknn nocb 
empfindlich macben. sonder der geist, den got jnn leib gewsst, machl denselben 
seinen leib lebentig (p) vnd empfindlich. Nachdem aber solher geist durch sein 
fleisch vnrain vnnd toedtlich wirt, macht Got den anndern geistlichen anfanng, 
nemlich daz er durch miltel des leiden Christi, menschlichen geist in der tauf (q) 
widerumb geisllich erkiickt vnd raynigt. Also hat got aws alien creaturcn mensch- 
lich geschlaecht erkiest, daz dadurch leibliche creatur erfiillt vnd fiirter erhoecht 
werde. 

(a f erkennt. im . 3. a. et sieh. 23. . 2. d. (h <f leibliche. sieh. 25. et 26- per 
toltim. (c ^ fahig. sieh. 18. . 7. h. (d 5 beschlus. sieh. 19. 5- 6. f. et im 29. . 
9. k. (e ^ miischt. im 57. . 4. g. (f f genotig. im 31. . 5. e. (g f aynig. sieh. 
7. . 1. g. et im 28. . 15. f. (h <J anfang. sieh. 20. . 2. d. et im 47. . 3. b. et 
88. 5- 10- . a. (i ? ordnung. sieh. 20. . 6. d. et im . 5. b. et g. (k f wurtzlich. 
im 30. . 2. b. (I \ rain, im 32. g. 8. g. et 81. . 6. g. (m ^ formiert. Gen. 2. for- 
mavit hominem. im 28. . 1. c. fit 29. . '^. b. et 47. . 3. b.. et 49. . 4. b. et 99. 
. 5. g. (n f mensch. im 37. . 10- b. et 41. . 1. h. (o f glidmas. im 28. $. 1. a. 
(p f lebentig. im . 8. k. et im 47. . 3. d. (q f tawf. im 32. 5- 1. a. 



II. ^ Wie Lucifer, als ain zier vnnd obrister (a) iiberall engel vnd himelisch 
geist von Got fiirgenomen vnd gesetzt gewesen, also ist der mensch ain zier vnd 

( l Der erste Mensch wurde unmittelbar von Gott ersohaffen, und nicht mit Hulfc der En- 
gel. Der Mensch wurde nivch dem Ebenbilde Gottes, nicht nach dem Ehenbild der Engel er- 
schaffen; \v'ir standen dann in eincm Abhangigkeils-Yerhiiltniss, was aber nicht sialtfindel. 



VOM GESCtiOEPF MS GElSTLlca VNfc LEIBtlCH VfiKMUSCHT 1ST. 179 

obrer aller leiblicher crcatur , auch in der person Christi ain beschlus (b) vnd be- 
uesstigung geistlichs vnd leiblichs gcschoepfs. Durch denselben menschen Cristum 
(lawt heiliger scbrift) werden all menschen vnd tyer von Got bestaet vnd gesae- 
jjgt. (c) Vnnd ist menschliche natur yetz berait boeher dann die plos leibliche 
natur, nachdem sy an jr hat ainn geist, der englischer natur nachschlecht vnd na- 
liirlich vntoedlich (d) bleibt. aber vnder englischer nalur steet vmb ainn grad 
nidrer menschlicher geist, vmb das eraymm sterblichen leib zuogefueegt ist. Wie 
Dauid zum herren sprichl. Du hast jne ain wenigs gernynndert vonn engeln, aber 
jne dannoch mit preis vnd eren gekroenet vnd gesetzt (e) vbcr die werch deiner 
hende. Bey denselben werchen seinn all leiblich creatur zeuersteen , vber die der 
mensch gesetzt ist. Seinn nu leibliche werch toedtlich, so seinn sy billich vnder- 
worffen vnloedtlichem menschlichem geist. 

(a f obrister. sieh. 24. . 2. a. (b f beschlus. sieh. 19. g. 6. g. el im .4. a. 
(c f saligt. , Psl. 36. homines el jumenla salvabis domine. (d ^ vntodlich. im . 8. 
g. el im 28. . 8. a. (e ^ gesetzt. Psl. 8. constiluisli eum super opera manuum tua- 
rum. sieh. 7. 1. f. el im 31. . 1. c. el 41. . 1. a. el 48. . 11. g. et54. . 3. g. 
et im 78. . 4. c. 

III. ^ -' n menschlicher natur hat Got leib vnd geisl zesamen gefueegt aus vil 
vrsachen. Von erst, daz menschliche creatur mit jnwendiger vernufft (a) got be- 
kennen, glawben, fiirchten, loben, lieben, vnd anpeten, auch mit empfindtlichen 
synnen auszwendig vernemen moeg. Zum andern, nachdem plosse leibliche crea- 
tur an jrselbs jren schoepffer weder wissen noch erkennen mag, darumb hat got 
ainer erwelten leyblichen natur, benenntlich dem menschen, geben ainen geist. 
flurch dene leibliche creatur koeme zuo erkanntnuszgotes jresschoepffers. Darauf 
spricht die schrifft. Got hat nit geregert (b), das ist geflossen (c) auf die erde, 
nernlich auf jrdisch crcatur, nachdem noch kain mensch was der die erd hiet ge- 
pawet. zum dritten. auf das leibliche creatur im menschen gewirdigt werde, 
doniit sy koenne goltes puoech (d) lesen jnwendig vnd auswendig. das ist, ver- 
steen gotlich warhait zesein jnwendig ingot vnnd ausz\v r endiginseinemgeschoep{F. 
Oder Got erkhennen jnwendig im geist, mit glawb, hoffnung vnd lieb, auch ausz- 
wendigen mit guoten sytten vnd fleyssigen werchcn. zum vierden. nachdem leib- 
liche crealur von jrselbs got jrern schoepfer nit danckbar sein mag als sy wol 
schuldig (e) waere, vmh das sy got aus nichding zuo ettwe bescbaffen vnd guot 
gemacht hat. daz doch dieselb leiblich vnucrstaenndig crealur solhe schuld got 
bezale vnnd jrnc danckbar sey durch den mennschen, der allain vnnder alien leib- 
lichen creaturen, aus seimm vcrstand fur sieh vnd all leyblich creatur, gegen got 
danckberkait erzaigen mag. Daz wir in alien dingen got danckbar (f) sein soellen, 
erjnndert vns der herr. do cr fragt. seinn nit zehen vom aussatz gerainigl? wo 
beleiben dann die neiin? dabey bezeycht vnd strafft er die vndanckbaren. Zum 
fiinfften. nachdem die plos leiblich natur nit fahig is I ettlicher holier goetlichen 
tugent, als weiszhait, gerechlikait, lieb vnd dergleichen. Hat got dannoch solh 
sein tugent erzaigen vnd miltailen wellen der leiblichen creatur, die im menschen 
derselben tugent fahig (g) ist, auf das Got durch leiblich crealur wurde gefurcht, 
geliebt, gelobt vnd allenthalben gepreist. dadurch Iciblicho creatur auch (wie 
geislliche) nahennd zuo Got komme. Zum Sexten. daz durch veraynigungzwayer 
vngleicher vnd widerwertiger (h) natur, als im menschen geist vnd leib seinn, an- 
gefueegl werde noch ain vil hoehere vnnd vngleichere veraynigung zegelawben 
vnnd zegewarlten, nemlich des schoepfers vnd soines geschoepffs in der person 

12* 



180 SYBENUNDZWAINTZIGIST CAPITEL 

Christi. Daraus zeuerhoffenn, durch mittel desselben Cbristi werden ander crea- 
turen auch mit Got veraint. 

(a J vernufft. sieh. . 1. a. et sieh. 18. 2. a. et im . 8. ra. et . 9. b. et sieh. 
26. . 5. c. (b f geregert. Gen. 2. non enim pluerat deus super terram. im 43. . 
17. b. et 77. 5- 7. e. (c ^ geflossen. sieh. 21. . 4. a. (d J puech. Apo. 5. in prin. 
librum scriptum intus et foris. sieh. 19. . 3. b. (e f schuldig. sieh. 20. . 3. h. et 
im 50. . 13. e. (f f von der danckbarkait. Luce. 17. novem ubi sunt. im 33. . 8. 
e. im 49. . 8. a. et . 9. b. et 5. 10. a. et im 50. . 2. g. et 54. . 11. a. etim 55. 
. 4. k. et 78. . 3. d. et 81. . 1. e. et 83. . 7. e. (g J fahig. sieh. 18. . 7. h. 
(h 5 widerwertig. sieh. 7. . 9. b. 

IV. ^ Zuo volkoemenbait des schoepfers vnd alles geschoepfs ist veraynigung 
beschehen zwischen dem anfang vnd cnde. Gotlich wort gottes ist anfang aller 
gescboepf vnd die menschait Gristi ist aller creatur ende vnd beslus (a) nachdem 
der mensch am lessten beschaffen ist vnd nocb taeglicb new menschlich geist be- 
schaffen werden. Dann got hat all leiblich creatur geordent auf die menscben 
vnd nachuolgend all menschen auf Cristum. Also seinn all creator durcb Cristum 
geordent auf got. Dergestallt ist menscblicb geslaecht mitler (b) zwischen leib- 
licher creatur vnd Cristum, vnd die menschait Gristi ist das mitll zwiscbengotvnd 
der menschen. Deszgleichs ist des menschens geist (c) mitler zwischen seinem 
fleisch vnd der gnad Cristi. Jtem der priester (d) ist miller zwischen des sacrn- 
ments vnd des menscbens. So ist auch der geist oder sele Gristi das mittel zwi- 
schen goetlicbem (e) geist vnd alien englischen geisten. Dermass ist Cristus (wic 
Dauid (f) geseben hat) entlicber beslus des gantzen geschoepfs gotes. Dann Cri- 
stus beschlewsst all creaturen. die leiblicben mit seinem heiligen leib. die enng- 
lisch (g) mit seiner heiligisten sele vnd die menschlich mit seiner menschait. Also 
wirt entlich durch Cristum das gantz gescboepf gepunden an got. Vnd ist fueeg- 
lich auch tiiglich, daz Cristus, als mittere person in der golhait, mitler (h) sey 
zwischen got vnd aller creatur. Nachdem er beden partheyen , benenntlich got 
vnd seiner creatur, gleichfoermig vnd gemaes ist. Er hat an jme vnd lieb bed na- 
lur, goelliche als den schoepfer vnd menschliche als das goschoepf. in mensch- 
licher natur ist begriffen geistliche vnd all leiblich natur mit jren staffeln. (i) Das 
wellest also versteen. All leiblich creaturen seinn zuoeinander genaw geordent 
vnd aine in die ander geschrawfft (k) bisann menschen. Darnach seinn dieselben 
creaturen mit dinsten gepunden an die menschen als an jr obrer. Darumb soellen 
die menschen auch aneinander in lieb (I) vnd dienstbarkait gepunden sein, vnd da- 
neben leiblichen creaturen. als jren gehorsamen vnderthanen, gegen got guotwilli- 
kait ertzaigen. Auf das nit allain die menschen sender auch dieselben leiblichen 
creaturen, so mit den menschen verwont seinn, durch des hoechsten menschen 
Cristi verdienn, tailhafftig seinn, in menschlichen leiben zuo got gefuert (rn) zewer- 
den vnd doselbs ewiklich zebeleiben. 

(a f beschlus. sieh. . 2. b. (b f mittel. sieh. 10. . 1. d. et sieh. 17- . 11. 
k. et im 43. . 5. h. et 78. . 4. b. (c f geist. im 60. . 3. n. (d J priester. im 
94. . 11. d. (e J gotlichen. sieh. 7. .6. i. (f f Dauid. Psl. 118. m. Omnis con- 
sumationis vidi fmem. (g ^ englisch. im . 7. a. (h f Cristus. sieh. 10. . 1. d. 
(i ^ staffel. sieh. 26. . 1. a. (k f schiawfft. im 100. . 4. a. (1 J lieb. im 47. . 
8. a. (m ^ gefuert. im 91. . 1. e. 

V. f Wie die plos leiblich creatur vnder jr gemaesc ordnung vnd etllich staf- 
fel (a) hat, also ist menscblich geslaecht in jmselbs in mer stailel oder staend zwi- 
fach geordent (b). Ersler staffel ist nach ordnung der natur. der ander nacb 
ordnung des geselz. Oder also, amm erslen yeden menschen in somlerbait. zuin 



VOMGESCHOEPF DAS GEISTLICH VND LEIBLICH VERM USCHT 1ST. 181 

andern, dem gantzen menschlichen geschlaecht in gemain. Erstlich wiewol na- 
fiirlich all menschen in der natur aines gleichen stanndes, so seinn doch dienalur- 
Hchen kreft in ainem yglichen menschen vngleich vnnd aine iiberdie annder geor- 
dent. zuo vndrist seinn die fuess (c) als pawrische glid die im koi mueessen stra- 
peln vnd all ander glid tragen. Darnach seinn auszwendige versmaechte glid der 
geperung vnnd auszclaeung. Jnwendig seinn glid der narung, der speis behalltung 
vnd awsztailung, item derzuoenemungvnd abnemungdesleibs. deszgleichs hende 

(d) zuo auszwendigen guoten vnd notdurffligen werchen. Bestymbte glid seinn 
on mittl dem leib zuogeaigent. deszhalb steen sy vnderm haup. Aber im baubt 

(e) steen die glid, durch die der geist als des menschens geistlich haup, leiblich 
wiircbt die obern krefft vnd menschlich synn, nemlichim round das kosten, in der 
nas das s.chmeckben , inn oren das hoeren, inn augen das sehen, in ganfzem leib 
vnd alien gliden das empfinden. Zuo obrist irn baubt sleet jnwendig das hyrn mit 
seinen Cellen (f). durch die der geist wiirchtseinjnwendig krefft, nemlich fanlasey 
vnd gedaechlnuss auch list oder vernufft. Zuo hoechst ist geordent (g) des gei- 
stes will (h), der an kain leiblich glid gepunden sonder frey ist. 

(a f staffel. sieh. 26. . 1. a. et b. (b f geordent. sieh. 20. 5. 6. d. et sieh. 1. 
i. (c 5 fuess. im 29. .1. h. et 91. . 7. b. et 92. . 4. e. (d J hende. im 41. . 5.. 
c. et 29. . 6. a. (e f haup. im . 7. b. et im 28. . 5. g. et 29. $. 1. i. (f ^ Cel- 
len. im . 9. a. et im 41. . 7. f. " (g f geordent. sieh. . 1. i. (h J will, im . 6. 
b. et . 9. d. et im 39. . 14. k. et 41. . 6. a. 

VI. <[ Zuorn andern hat got gantzem menschlichem geslaecht fiirgesetzt drey 
ordnung. Die erst ist natiirlich. (a) Daraus sieh nyemants ziehen mag, yeder 
mensch hat seinn vnderschidlichen stand vnd mass. Ain mensch muoes aus vnd 
nach dem andern geporen werden. Auch wes vater oder ene ainer yeder des an- 
dern sein sol hat von ewikait geordent der Almaechtig, deme alle khiinfftige ding 
gegenwiirtiklich wissend seinn vnd dannoch verhenngt (b) daz die lewt nach jrem 
freyen willen. (b) Die annder gemain ordnung ist die gehorsam (c). Deszhalb 
Got (von dem allain alle oberkait (d) hye ist) aufgesetzt hat zwo oberkait geist- 
liche vnd weltliche. darjnn staeffel vnd vnderschid menigerlay ambt gemacht vnd 
alien menschen eingepunden die gehorsam. Daraus sieh ziehen die vngelawbigen, 
faesonder die ketzer. Dise ordnung wirt allain in Christenlicher kirch gehalten 
vnderschidlich bey geistlichen vnnd weltlichen. Vnder denen in Christenlicher 
kirch (e) (die von grund auf bis zum obrislen gepawt wirt aus lebentigen stainen 
(f)) seinn Bapst vnnd Kayser zway haup derChristenhait. Dieinjr vil ambt, stannd 
vnnd staffel hat geistlich vnd weltlicb, ainen auf den andern, von Babst vnd Kayser 
(g) herab bis auf lesten Cristen. Solh ordnung kumbt nit aus natur sonder aus 
schickhung gottes, in der geistlikait on mittel von Ghristo. Jn der weltlikait (h) 
wirdt aus verwilligung vnnd satzung Cbristenlicher lewt, ain mensch durch wal 
odergepurd fiirgenomen vnd gehallten fur ainn weltlichen fursten oder regierer. 
fur ainn herren oder knecht, fur ainn obrer oder vnderthan. Dritte ordnung ist 
gottes wal in himlischer kirch, darjnn vil wonung (i) seinn. wie im ewangelj ge- 
meldet, aber darein koemen nur die erwelten, yeder an sein beleibliche stat. 
nach willen vnd austailung (k) gottes, der ainem yeden nach seinem verdienn ge- 
ben wil. 

(a 5 natiirlich. im 95- . 7. b. (b f verhengt. im 43. . 11. a. (b f wil. sieh. 
5- 5. h. (c ^ gehorsam. im 51. 5. 7. d. (d J oberkait. Ro. 13. in prin. non estpo- 
lestas nisi a deo. im 37. . 1. e. et im 95. 5- 8. f. (e f kirch. sieh. 6. .6. a. (f 
stain, im . 7. k. (g f kaiser, im 95. , 10. a. (h J weltlikait, jm 95. , 7, h. (i 



182 SYBENUNDZWAINTZIG1ST CAP1TEL. 

wonung. Job. 14. in prin. im 100- . 15. b. (k 5 tailung. 1. Cor. 12. post prin. di- 
videns singulis prout vult. 

VII; f Jn yelzberueerter ordnungist vnserhaylerdhristus nit attainder men- 
schen sender auch der engel (a) vnnd aller annderr creator obrisl haup (b) vnnd 
vorgeer. doch als ain meosch, nitalsgot, nachdem das haubt, als ain tail des 
ganntzen leibs, sein sol des leibs natur, deszhalb muoes des gantzen geschoepfs 
hawp auch ain mitgeschoepf sein. Got 1st seines geschopfs schoepffer vnd herr, 
nit ain tail noch mitgenosz. Also ist Chrislus, als ain christenlich glid, das recht 
haup gantzer kirch, (e) benentlich aller Engel vnd heilingimhimel, aller glawbigen 
sellen im fegfewr vnd aller gerechlen christen auf erde auch aller anderr vnuer- 
kerter creator. Die verkerten creaturen seinn hauplos (d). als dewfel vnd ver- 
dambt selen auch vnendlich lewt aufmm erdpoden. Dieselben all seinn von got 
vnd seiner kirch abgesondert, dadurcb hauplos vnd ellend. Wiewol Luciper (e) 
jr vorgeer vnnd angenomer herr ist, rnag Er jnen doch aws jrem vbel nit helffen, 
nachdem erselbs Gottes gefangenist. Daneben pfligt Luciper zefahen leichtferttig 
lewt vnd dieselben gefangen zebringen in sein Stat (f) vnd einzeleiben in gemain- 
schafft der posen, so genentist kirch der poszchaftigen (g) die Got hasst. Dannoch 
hat Ghristus, als gemainer herr, obrer vnd Richter, yetz taeglich vnd hinfur zu 
jungstem tag, vber all vnd yeglich poszhaflig, sonderlicb vnd geinainklich frey ze- 
richlen (b) vnd zestraffen. vnangesehen, daz er nur. der heiligen kirch, vnd nit der 
posen, hawp ist. Nach Gristuin ist junkfraw Maria (k) der hals chnstenlicher 
kirch, dann durch Mariam ist got mil alien gnaden herab zuo vns koemen -.vie 
vom haup all guot einfliiss durch den hals herab in die anndernglid fliessen. Die- 
selben glid gantzes leibs der kirch seinn all engl vnd heiling im himel auch die 
erwelten hie vnd im fegfewr, ain yeder nach seinem stand. Dergestallt wirt got- 
tes kirch gepawt aws vil lebendigen stainen. (k) 

(a f engel. sieh. . 4. g. et im 67. . 9. e. (b f hawp. Eph. 5. post med. chri- 
stus caput ecclesiae et salvator corporis ejus. sieh. . 5. e. et im 47. . 2. b. et 56. 
. 2. f. et 62. 5- 6. c. el 63. . 8. e. et 67. . 7. e. et 87. . 7. g. et 91. . 3. e. et 
. 8. a. et . 15. b. et im 100. $ 13. g. (e f lurch. Collo. 1. in med. ipse est caput 
corporis ecclesiae. im 28. . 5. h. ct 91. _. 10. b. (d 5 hawplos. Acephalus. im 91. 
. 14. h. (e f Luciper. im 28. . 6. e. (f f slat, im 30. 5- 9. d. (g f poszhaft. Psl. 
25. odivi ecclesiam malignantium. sieh. 24. . 2. d. et im 91. . 1. g. (h f zerichten. 
im 100. . 9. a. (i f Maria, im 84. . 6. b. (k f slainen. 1. Pet. 2. in prin. tan- 
quam lapides vivi supcraedificamini. sieh. . 6. f. et im 91. . 2. d. et im 96. . 3. d. 

YIII. 5 Bestimbt zwo erst menschlich ordnung zuoerhalten vnd die dritt 
zuoerlangen, hat Got menschlichem geistgegeben vierhoch krefft oder aigenschefft 
die der mensch vndersich, hindersich, fiirsich vnd vbersich sol brawchen. Aine 
ist daz der geist vndersich (a) flewsstvnd wiircht in seinenleib, denselben erkiickt 
(b), wachsen vnd empfindlich macht , auch sein synn (c) durch den leib ausfueert 
nach schiklikait aines yeden leiblichen glids, als das sehen vnd hoeren durch augen 
vnd orcn. dergleichen mil andern synen vnd gliden. Von wegen solher leiblicher 
wiirchung wirt menschlicber geist geuennt ain sele (d) vnnd der mensch ain pild- 
nuss (e) jrdischer ding. Wie die gemain leillich vnd erkiicklich oder empfindtlich 
sel flewsst in alle tyer oder krawt, also menschliche sel tailt mit jrem leib (f) jr 
vnder krefft, vnnd erkiickt denselben leyb, macht in aucb empfindtlich. Dergestallt 
wirdt geacht als sey menschlicher geist nur ain sel vnnd todlich mitsambt seinem 
leib. Aber er ist ain sondere vnd vntodliche (g) substantz. Befindet sieh aus 
deme, daz derselb geisfc noch drey mercklich kretit hat, benenntlich gedaechlnuss 
vernuft vnd willen. Die ausserhalb des leibs jr wtirckung haben. Wiewol die 



VOM GESCHOEPF DAS GE1STEICH VNDLEIBLIGH VERMUSCHT 1ST. 183 

gedaechtnuss vnd vernuft durch das hyrn (b) geen, vnd daran ains tails gepunden 
seinn. so ist doch der will frey.undweder an seinen leib, noch an ay nichseingl id ge- 
punden. Also wirt jnwendiger (i) mennsch genennt ain geist, vrub das er sich mit 
gotlichem geist, vnd nit mit seimm fleysch, verainen solt. Er ist auch genennt ain. 
sole, vmb das die sel (k) den leib lebentig macht. Jlemer wirt genennt ain geist von 
wegen freyes willens, der im menschen herrs'cht (I). ( 2 ) wie ain herr. wirt auch 
genent ain sele, von wegen der vernuft so mitherrscht als fraw (m). Durch den 
geist haben wir die lieb undgollich leben. durch die selhaben wir begier vnnd na- 
liirlich leben. Durch den leib seinn wir empfindlich vnd auswendig sichtig. Mit 
dem geist soellen wir williklich veraint werden mit gotlichern ieib Christi; mit 
der sel seinn wir natiirlich veraint mit todlichem leib Ade. 

(a f vndersich. im 34. . 7. b. (b <$ erkiickt. sieh. 26. . 4. a. (c f synn. im 
5. 9. c. (d ^ sel. im 29. . 2. c. et 49. .4. g. (e } pildnuss. im 29. 5- 1. c. (f J 
leib. im 41. . 7. b. (g $ vntodliche. sieh. . 2. d. et im 28. . 8. a. (h <J" vom 
hyrn. sieh. iy. <J. 4. c. et im 41. . 5. g. et . 1. h. (i f jnwendiger. im . 10. d. et 
im 28. 3. a. et . 15. g. et im 35. . 10. b. (k f sele. sieh. . 1. p. et sieh. 26. 
. 3. g. et im 28. . 13. a. ct 34. \. 8. g. (1 ^ herrscht. im 28. . 17. b. et 41. . 
1. a. (m f fraw. sieh. . 3. a. et "im 41. . 6. d. 

IX. f Got hat dem menschen geben dieannder krafft, bcnenntlich gedaecht- 
nus (a) vnd fantasey. mit der er hindersich sol gedencken vnd belrachtenvon wann 
vnd was auch wohin ergewidembt sey, nemlich daz er ain letze crealur aus nich- 
ding von got zuo aimm menschen gemacht, vmb das er gotlichermayestat zuoeren, 
seinem nagsten zuo nutz vnd jmeselbs zuo hail leben solle. Dritte krafft ist die 
vernuft vnnd ;fur sich zebrawchen. dann der mensch sol fiirsichtig sein vnd ver- 
steen (b) was er zethuon oder zelassen schuldig sey , was guot oder poes sey, wie 
er das guoet erlangen vnd das poes empfliehen moeg. deszbalb bat vns got synn 
(c) geben. Dises ist grosse kunst vnd zucht, die ygelicher mensch lernen vnd da- 
bey got erkennen sol. Vierde vnnd obriste krafft ist freyer will (d), in dem die lieb 
steet. Damit der mensch frey vnd vngenoett (e) welle thuon was zelhuon, vnnd 
lassen was zelassen ist. Daneben sein lieb vnd willen vbersich (f) seize zuo got, 
denselben als hoechstes guot, iiber all ding Hebe, fiirchte, lobe vnd ere, auch sich 
allenthalben williklich darein schickhe , domit durch jne got nit belaidigt sonnder 
betzaltwerdenach seinem vennoegen. Vnuerniiftig creaturen muoessen das thuon, 
was sy thuon, aus not dernatur. der mensch ist vberanndere tyer vmb ainn grad 
hoeher erhebt, daz sein that guot vnd willkur lich sey. Vber das sol der rnensch beslymb t 
sein drey krefft, gedaechtnuss, vernufft, vnnd freyen willen hrawchenjmselbszuo nutz 
vndhayl, nemlich sein erberwesenvnnd geordennten stand zuoerhajllen. Domit er 
das ennde (g) zuo dem er gewidembt ist, benenntlich ewig leben erlange. 

(a f gedechtouss. sieh. 5. 5. f. et im 41. . 5. f. et . 7. f. et im 49. . 3. e. 
(b f versteen. sieh. . 3. a. (c ^ syn. sieh. . 8. c. et sieh. 18. . 7. b. et im 45. . 
3. c. (d f will. sieh. . 5- h. (e ^ vngenott. im 29. 5- 12. g. (f f vbersich. im 28. 
. 15. h. (g ^ endc. sieh. 21. - 8. c. 

X. ^ Natiirlich begert ygliche creatur jr wesen zuerhallten vnnd zekommen 
zuo gebiirlichem ende (a), als gebrueeft wirdt in ele/nehllichen (a) dingen. Das 
feur mit seiner flammen waechelt vber sich zuo seiner spera. Der verslossen lufft 
dringt aws zuo gemainem luft. Das wasser rynnet bis jns moero Erdene ding 
fallen bis auf die erde. yedes wachsund ding ist geschickt zetragen sein frucht. 
Die tyer (b) erretten sich beyjrem form vnd loben, bis sy nach jrer natur zuom 
ennde gedeyhen, alszdenn fliehen sy nit den tod, sonder sy naigen sich widerumb 

( 2 Uber den freicn "VYillen sieh. cap. 38., wo das Nothige ausgefuhrt ist. 



184 ACHTUNDZWMNTZ1GIST CAPITEL 

2UO der materi dara\vs sy formiert. seinn. Der mensch hat wol fleis, sich zeitlich 
aufzehalten vnnd zebeleiben in leiblicher ordnung, aber sich geistlich aufzeballten 
vnd zuo got, als JZUQ seym nagsten aufanng, von dem on mitle! des menschens geist 
herkommeu ist, hinwider zekoramen, thuoet der mensch gar kainen fleis. Derge- 
stallt vevkert (c) der mensch gotliche ordnung vnd natiirlichen lawf. Er fert nach 
dem fleisch vnd vihischer aygenschaft vnnd pfligt seines awswondigen leiblichen 
menschens vnd vergisst seines geistes vnd jnwendigen (d) menscbens. Er verlaesst 
gerechle menschliche vnd verniiftige natur vnd hengt sich an sein widerzaeme 
vihische (c) vnd zeriitte natur. Er versawmbt sein hayl vnd suoecht das sayl (f). 
Er ledigt sein awswendig fleisch vnd pindet seinn jnwendigen geist. domit er nit 
gee, zuo got der jne hergeben (g) hat. 

(a J ende. im 28. . 12. c. (a 5 element, sieh. 26. . I.e. el . 2. a. el im 28. 
. 14. e. (b f Iyer, im 30. . 1. a. (c J verkert. sieh. 20. . 6. g. (d 5 jnwendigen. 
sieh. g. 8. i. (e ^ vihisch. im 31. . 6. g. (f J sayl. sieh. 18. . 6. f. (g f herge- 
ben. Eccles. 12. im 28. 14. e. 



ACHTUNDZWA1NTZIGIST CAPITEL 

von menscltlichem geist. 

I. Wann des Yatters same in muoter leib mil menschlicher glidmas(a)durch 
die natur formiert ist, alszdenn beschaft got aimn newen rainen (b) geist aus nich- 
ding vnd gewssl denselben on mittei in formierten leib vnd macht daraus ain le- 
bendigen menschen. Laut der schrift (c). Das ist, derselb erkuckt seinen leib vnd 
macht jn wachsen vnd empfindlicb. Nach Adam vnnd Eua werden menschlich 
leib durch einfliisz gemainer natur formiert. Aber furter wirt das formiert fleisch 
durch sein aigen geist vnd nymer aws einflusz gemainer leiblicher natur, regiert 
oder bewegt. Got verleycht menschlichem geyst zwayerlay leben , ain nalurlicbs 
vnd ain geisllichs. Jn natiirlichem leben ist der geist vntodlich, ingeisllichem todlich. 
Natiirlich leben hat got dem geist fur aigen geben vnnd flewsst awsmm geist ins 
fleisch. dadurchder mensch erkuckt wirt vnd leiblich lebentig bleibt alslangsein 
fleisch des geists naturlicbs einfluss fabig (d) ist. Vnd wann das fleisch vngeschickt 
wirt durch krankhait oder sonst des geistes einfluss nymer fahig ist, alszdenn muoes 
der mensch seinen geist aufgeben vnd sein fleisch verlasscn. dadurch er aufhoert 
(d) ain mensch zesein, das fleisch stirbt, aber der geist dannoch natiirlich lebt, er 
sey zuo hell oder zuo himel. Des geistes ander leben ist gnedig, saelig, vntodlich 
vnd gotlich. das got dem geist verleicht, daz er seimm fleisch auch vntodlikait vnd 
saelikaiterlange. (e) Dasselb geistlich leben wirt genent guot wesen vnd gerecht 
leben, gleich wie gemain lewt vermainen guoet leben zesein, wann ir leib vol ist 
vnd hat was jm gezimet als leibliche speis vnd zeitliche freyd. also ist mensch- 
licher geist in guoetem leben, so Got bey jme vnd er bey got ist. Dadurch wirt 
er hie ains tails erfreyt vnnd dort gar erfiillt. Wie Dauid bekent. Er werde erst 
ersettigt (f) so jme gottes glorj erscheinet. 

(a f glidmas. sieh. 27. . 1. o. el im 29. . 2. a. el im 41. . 1. g. el 49. . 4. 
a. et 59. 9. d. (b f rainen. im 60. . 5. n. (c f schrift. Gen. 2. et Sap. 10. in 
prin. sieh. 27. . 1. m. el im . 4. a. el . 16. d. (d 5 fahig. im $. 14. g. (d f auf- 
bort. sieh. 21. . 6. e, el jm 31- 5. 4. f. (e | erlange. im 60. . 3. h. et im . 15. 1. 



VON MENSCHLICHEM GEIST. 185 

(f ^ ersettigt. Psl. 16. in fin. satiabor cum apparuerit gloria tua. sieh. 16. . 4. o. et 
19. . 4. k. et im 37. jj. 6. d. et 48. $. 4. m. 

IT. 5 Bemelt geistlich lebcn kumbt allain von got, des gnad, als ain geistlich 
leben, fleusst in menschlichen geist, auf das er lebentig sey wie der leib lebentig 
ist dieweil in jne des geistes naliirlich leben fleusst. On gotliche gnad ist mensch- 
licher geist tod (a) souil daz er nichts mag thuon noch ausrichten was er got ze- 
thuon schuldig ist, gleichwie der leib on sein sel tod vnd vnbeweglich ist Gros- 
sere (b) gnad ist, daz Got dem menscben geistlich leben gibt im geist, dann das 
naliirlicb leben am leib. Dasselb ist ain gnad vmbsonst (c) geben, dorinn gotkai- 
nen widerstand leidet, nachdem dermensch lebentig wirt on sein wissen, willen 
vnd zuoethuon. Aber die gnad geistlicbs leben ist angenaem (d), die gotverleicht 
nit wider des menschens willen, sonder got leidet offt widerstand von veikertem 
willen. Deszhalb muoes got erstlich sein gotlicbe hilf recken dem menschen, do- 
mit er solhe geistliche gnad anneme, dadurcher Got angenaem werde vnd gotlicher 
gerechtikait nit widerspaenig sey. Dits geistlichs leben bat vns Christus erworben 
mil seimm tod vnd ist hoeher zeschaetzen dann das natiirlicb leben, vmb souil 
menschlicher geist besser ist dann sein leib. Vnd ist fur die grossist gnad vnd parm- 
hertzikait zeschaetzen daz got dem menschen wider gibt das geistlich leben, so er 
poszhaftiklich het awszgetriben vnd nit mil danck widerumb annymbt, vnd behelt 
doch gern sein naliirlich leben, das nyndert so tewr ist als das geisllich leben. 
Wann sich nu menschlicher geist von Got wendet, alszdenn schaiden sich derselb 
geist vnd got voneinander. dadurch der geist verlewsst gottes gnad als sein geist- 
lichs vnnd ewigs leben. daneben erraicht er ewigen tod vnd vngnad. Also ist 
siindiger mensch geistlich tod vnnd natiirlich lebentig. 

(a f tod. sieh. 20. .-8. f. (b f grossere. sieh. 20. 9. f- (c f sonst. sieh. 21. 
. 6. d. (d ^ angenam. sieh. 42. . 4. a. (e f grossist. sieh. 20. . 3. k. et 21. . 
1. n. et . 3. b. et im 54. . 13. b. 

III. f Dariiber seinn drey frag. Erste ist, ob menschliche sele geistlicher oder 
leiblicher natur sey? Zum andern, obdieselb sel aws natur vntodlich sey oder mit- 
sambt dem leib sterbe. Zum dritten, Ob ain mensch an jm hab drey tail, benent- 
lich geist sel vnd leib. Ant wort auf erste frag. Menschlichesel ist geistlicher, nit leib- 
licher natur. Deszhalb wirt sy in der schrift genent (a) ain geist vnnd ist ain geist. ( 1 ) 
das wirt natiirlich beweist also. Was der mensch von awswendig begreifft vnd in 
sein gedaechtnusz oderverstand fiiert, dasselb zewcht er ab von alien leiblichen 
aigenschefften. Nym zuo beyspil. ain materlich gslos , dasselb ist stainen, gros, 
schoen, gefaerbt liecht, fesst vnd wolgelegen vnnd hat ain sonndern nom. Wann 
du dasselb gslos mil alien yetzbenenten vnd andern seinen leiblichen aigenschefften, 
bringst jnwendig in dein gemuoet, gedech'nusz vnd verstand, oder du nennest das 
gslos, alszdenn zewchstu dauon alien leiblichen form vnd materi, nachdem diesel- 
ben an dem haup leiblich nit steen moegen. Deszhalb muoes in deinem wort oder 
in deiner gedaechtnuss oder vernuft geistlich steen das gslos mit seinem nom vnd 
form, on all leiblich zuoefallend aygenschefft, die awswendig dein, dem geslos an- 

f 1 Die Seele \vird in der hi. Schrift Geist genannt, wie Math. 27, SO. Luc. 23, 46., wo 
die Seele Christi Geist heisst. Auch die Vater vertheidigen die Unkorperlichkeit der Seele. 
Claudianus Mamertus beweist die Unkorperlichkeil der Seele auf folgende Weise: Si imago 
Dei est, humana anima, incorporei videlicet imago est. Si incorporei imago est, incorporea 
utique ipsa-est. At si incorporea non est, incorporei prorsus imago non est. Sed incorporei 
imago est, incorporea igitur est. Nam quia creata est, pon estDeus, Quia imago Dei est, non 
est corpus. De Statu animae, cap. Y~, n. 2, 



186 ACHTUNDZWAINTZIGIST CAPITEL 

hangen vnd jnwendig in deinem gemueet geislich vmbgeben seinn. Gleicherweis 
wie du durch dcinen mund von awszwendig, in dich isst ain materlich prot (b) mit 
seinen ernerlichcn aigenschefften, dasselb prot wirt in dir verdaeet. das ist, ver- 
wandelt in aigenschaft deines fleischs vnd pluoets. Also wann du durch dein ge- 
sicht oder hoeren von awszwendig in dich das materlich gslos mit seinen leiblichen 
aigenschefflen bringst, alszdenn wirdet dasselb gslos verwandelt in geistlich aigen- 
scheff't. Dermassen ist solh gslos jnwendig in deimm gemueet weder gros noch 
klain, weder swartz noch weis, weder dort noch da gelegen. Sender es verlewst 
in dir leibliche mass vnd gestallt vnd gewingt darfiir ain geistliche mass vnd gestallt. 
Daraws wirt lawtter verslannden. daz dein sele, oder gemueet ist ain sondere 
substantz, nemlich ain natiirlicher geist, sonnst moechtest du in dir leibliche ding 
nit iin geistliche verkeren, daz dieselbennyrner seinn diinn noch dick, nit kurtz noch 
lang, nit swaer noch ring, nit scheyblig noch eckat, nitkalt noch warm (c), nit ge- 
faerbt noch sonst gestaltigt, nit begreiflich noch figuriert, nit zerprochen noch ze- 
rissen. sounder du hast, on alien leiblichen form, geistlich (d) aigenschaft in dei- 
nem gemueet angenomen. 

(a ^ genent. Jaco. 2. in fin. corpus sine spiritu mortuum est. cum similibus. sieh. 
27. . 8. i. et . 15. g. (b f prot. im 63. . 2. a. et 66. . 1. b. et im fi7. . 1. a. 
et 68. . 4. i. et 69. . 7. g. et . 8. a. (c f warm, im 41. . 5. e. (d ^ geistlich. 
im 68. . 8. c. 

IV. ^ Menschlicher geist wirt seinem leib zuegefueegt, auf das ain volkomener 
natiirlicher mensch (a) werde. Derselb geist hat auch von got ain natiirliche lieb 
vnd naigung zuseimm leib, zuerhalten sein menschait. Darumb er aus seiner na- 
tur vnd kraft vegetatiue (b) seinen leib erkiickl vnd lebentig (c) macht. Er macht 
auch empfindlich (d) vud beweglich vnd erfullt alle seine glid (e) ain yedes wie es 
geschickt (f) ist. Jn mass wie der leib vil sichtbare glid, ader vnd ander vnder- 
schidlich tail hat, aber dermassen hiibscblich zesam gefueegt, daz sy alle nur ain 
leib (g) seinn. Dergleichen hat menschlicher geist vil vnsichlbar ambt vnd kreft, 
nach gelegenhait vnd schicklikait leiblicher glid. Jst aber nur ain geist. Alsuil 
derselben leibliche glid seinn , souil hat menschlicher geist vnderschidliche ambt, 
gwalt vnd kreftig wiirchung. Jn yeden glid hat geist vnd leib ain besonder ambt, 
dasselb wiircht der geist durch das glid als durch ain instrument (h). Wie ainer 
mag mer dann ain ambt verwesen oder mer handwerch kiinnen. Darzuoe er aber 
vnderschidlich Register bedorf oder menigerlay werchzewg brawcht, also hat 
menschlicher geist, zuo aufrichtung seiner ambt vnd werch menigerlay leiblicher 
glid, als register vnd werchzewg, vnd alle leibliche werch des rnenschens fliessen 
aws seinem geyst durch die glid. Deszhalb muoes der geist souil vnderschidliche 
ambt, kreft vnd macht haben, alszuil menigerlay werch durch menschliche glid 
beschehen. 

(a ^ menscb. sieh. . 1. c. (b f vegetatiue. im 26. . 4. a. et im . 15. i. (c J 
lebendig. im . 5. f. (d J empflndlich. sieh. 26- ?. 5. a. (e ? glid. im . 5. a. et 
im 49. . 5. a. (f ^ geschickt. im . 14. g. (g f ain leib. 1. Cor. 12. in med. multa 
membra unum corpus, (h ^ jnstrumcnt. im 39. 5. 4. k. 

V. f Bey leiblichen gliden magstu versteen die aigenschafFt geistlicher glid 
also. Leibliche glid (a) nemen an sieh guot oder poes, t'risch oder schwach wesen 
aws einflus der principal glid. Derselben seinn drey leibliche, benentlich Leber, 
hertz vnd hyrcn oderhaup vnd drew geistliche, benentlich Adams fleisch, mensch- 
licher geist vnnd Chrislus. Ersllich die Leber (b) sendet durch die Adern in leib- 
liche glid grobe fewchtikait. aus derselben wachsen vnd werden ernert, pluoet, 



VON MENSCHLICHEM GEIST. 187 

fleiscb, pain, hawt vnd bar auch gantzer leib. Dergleichen kutnbt awsmni Adam 
(c) das grob fleiscb in all menschen, als in seine glid. Wie der weis bekent. (d) 
Jch bin in muoeter leib Bguriert ain fleiscb aws jrdischem geslaecht jbenes derarn 
ersten gemacht ist. Zum andern das hertz sendet durch subtile aederl (die Arterie 
genent seinn) in die glid naturliche wyrme (e) (so spiritus vitalis genent ist) da- 
durcb alle glid wesenlich leben. Wie das hertz lebentige glid macht, also macht 
menschliche sele (die Got gibt vnd iren stuoel im hertzen hat) den leib vnd seine 
glid naturlich lebentig (f). Zum dritten, das hawp (g), so ob alien gliden steet, 
sendet herab in dieselben vndern glid gesund vnd guot wesen, nemlich empfindli- 
kait vnd bewegung. on des haups guot einfluss seinn die glid vngeschickt. Der- 
gleichen vnser hawp Christus (h) sendet herab in seine glid, nemlich in Christ- 
glawbig menschen, sein hilf vnd gnad, dadurch zuo guotem wesen (i) komen all 
die solhen gnedigen einfluss von Christo annernen. Was die Leber (k) vnd hertz 
awsztailtim leib, das dient zw gemainer naturlicher awfennthalltung des men- 
schens. Was das hawp dem leib gibt, dasselb dient zuo wol geschickter aufent- 
haltung des leibs. Wan aber voin leib ins haup vbrig taempi'aufsteygen, alszdenn 
fliessen herafa pos fliiss, dauon die glid geswecbt oder vngeschickt, krumpoderlam 
oder sonst zenichlig werden. wiewol sy noch aus einflus der leber vnnd hertzens 
It- faentig, aber vngesund seinn. Also wann vom menschen die siind aufsleigen zuo 
Christum als zuo dem hawp, alszdenn verlewsst der mensch die gnedigen einfluss 
Christi, dadurch ergeschwecht (I.) vnd zenichtig wirt. Wiewol er noch vom adam 
seinen leib vnd von der sele sein zeitlich naturlich leben, so hat er doch von Chri- 
sto kain gnad noch geistliche schicklikait. 

(a ^ glid. sieh. . 4. c. et im . 13. b. et im 29. . 6. b. et 41. 5-4. c. (b-J 
Leber. im k. et im 83. . 1. i. (c f adam. im . 6. a. et im 34. . 1. d. et 55. g. 4. 
c. (d f bekent. Sap. 7. in prin. sieh. 25. $. 9. d. (e ^ wirm. im 63. $. 12. e. et 
im . 16. e. (f f lebentig. sieh. (J. 4. c. et im 31. . 4. b. (g 5 haup. sieh. 27. . 
5. e. et im . 6. o. et im 90. . 2. b. et 91- 7. a. (h ^ vom einflus Cristi. Collo. 
1. inmed. ipse est caput corporis ecclesiae. sieh. 27. . 7. c. et im . 6. b. et im59- 
5. 2. f. et 62. . 6. f. et 64. . 12. c. et im 67. 5- 2. c. et 70. . 2. b. et 83. . l.k. 
et 90, . 1. g. et . 2. g. ct im 91. . 4. b. et 93. . 1. a. et 96. . 5. a. (i ^ wesen. 
sieh. 20. . 2. c. et im 60. . 4. c. (k f leber. sieh. b. (1 f geswecht. im 64. 
. 12. b. 

VI, f Leifalich glid hat zwayerlay bewegung. aineist grob, daz es sieh naigt 
vndersicb zuo der erde (a), daraus es gernacht ist. Die ander ist subtil vnd kumbt 
aws des hawps einflusz, dadurch sieh das glid bewegt vbersich, nebensich vnd al- 
lenthalben nach kopfs syn. Dergleichen hat der mensch in seiner sele, als ain glid 
Christi, zwo faewegung. ain grobe nach zeriitter natur, daz er sieh albeg haigt 
zefalleu vndersich zur nichtikait daraus er beschaffen ist. ( 2 ) Die ander bewegung 
hat der mensch vber sein ualur awsgnaden vnd einfluss Christi seines hawps. Da- 
durch er bewegt wirt vbersich zuo got, nebensich zum nagsten, fur sieh zuo guoe- 
ter vorbetrachtung, hindersich sein siind zebereuoen , vndersich zuo diemuot vnd 
geduld. Darauf ist vnser hawp (b) Jhesus Cristus albeg geschickt vnd berait sein 
gnaedig einfluss vns diirfftigen seinen gliden mitzetailen. Daentgegen sollen wir 
vnns embsiklich schicken vnd zuoeberaytten, solh haylsam einfluss vnd gnad wil- 
liklich zuoempfahen vnnd vnsere glid (c)zum dienstgottes zebrawchen. Seinn wir 

( a ,,Der Mensch ist geschaffen von Zeit und von Ewigkeit, von derZeit nach demLeihe, 
und von Ewigkeit nach dem Geist. Nun ist jeglich Ding gencigt auf seinen Ursprung; und 
wann der Leib geschaffen ist von Erden und von der Zeit, und davon neiget er sieh auf irdi- 
sche und zeitliche Dinge." Tauler, armes Leben Christi. Franbf. Ausg. 1833. p. I. n. 111. 



188 ACHTUNDZWAINTZIGIST CAPITEL 

aber hierin sawmig, alszdenn werden wir an vnsselbs (d) schuldig. Dann wer 
bestimbt gnadig einfliiss Christi nit erlangt, der ist ain krurnp vnd vnliichtig glid 
seines hawps Ghristi vnd wirt ain angeuogt glid des dewfels. (c) Desgleichs sol- 
len christglawig lewt sich gegencinander halten als vergleichte vhnd verainte mil- 
glide in Christo (f), sonst seinn sy nit gerecbt Christen nocb getrew brueeder oder 
mitglid vnder irem hawp Christo vnd in irem geystlichem leib chrislenlicher kirch. 
Aws obbeschribner vnderricbt magst du wol versteen, dazdem menschen anligeu 
drew wesen, die voneinander gespallten seinn. Ains ist grob vnnd fleiscblicb, das 
kumbt vom Adam, als von der leber menschlichs geslaechts. Das ander ist subtil 
vnnd kumbt vom hertzen, benentlich vom geist. den Got hat beschaffen vnd ge- 
ben daz sich dadurch der mensch zuo guoetem wesen moecht schicken. Das dritt 
kumbt von Christo als vom haup, von deme in gehorsame glid gnad vnnd saelikait 
flewsst. Souil vom ersten tail menschlichs geistes. 



(a f erdc. sieh. . 5. c. etim . 14. e. (b ^ hawp. sieh. . 5. g. eth. (c 5 
1. Cor. 12. im 49. $. 5. a. (d } selbs. im 31. . 5. g. (e f dewfels. Ro. 6. ant. fin. 
membra servire immundiciae. 11. c. 3. omnis. ( 3 ) sieh. 24. . 8. e. et 27. . 7. e. et 
im 60. 5- 10. d. et 63. . 12. d. et im 70. . 8. h. et 74. . 8. k. et 90. . 2. i. (f J 
Christo. im 32. . 3. b. et 47. 5. 4. c. et h. et . 6. b. et im 67. . 2. i. 

VII. 5 Die ander frag ist. ob menschlicher geist oder sele vnlodlich (a) sey, 
oder mitsambt dem leib sterbe, gleich als sey aller glaub ain gedicht wie Sceptici 
(b) vermainen, auf denselben wege hat dewfel vil lewt besonder etlich maechtig, 
gebracht. gleich als sey der mensch nichtsmer nach seimm abgang, vnd speibt in 
die leiit ain solhe vrsach. Allain got nach seiner gotlichen natur sey vnlodlich, 
nachdem er selbs von ewikait das leben (c) vnnd vnermeslich wesen. aber alle 
creatur sey todlich vnd widerumb zergaengklich, nachdem sy awsmm vnleben le- 
bentig gemacht vnnd awsmm nichding zum wesen gebracht ist. Deszhalb muoes 
sy sterben vnd widerumb zuin vnwesen gedeihen, gleich als sey weder himel noch 
belle. Dasselb wurd geschehen wann Got das wesen vnd Jeben, von seiner creatur 
widerumb aufhuebe, daz er aber nit thuoet. Was Got beschaffen vnd seiner crea- 
tur gegeben, das laesst er seinenthalben beleiben. (d) Der mensch hat sichselbs ge- 
worffen in leiblicheu tod, den got nit gemacht (e) hat. aber dewfel ratt den sei- 
nen daz sy glawben, des menschen geist vnd leib sterben naturlich miteinander. 
Dadurch werden dieselben lewt bewegtdie siind nitzescheihen, Got vnd sein straff 
zeuerachten, guoete werch zeunderlassen, poese zeuolbringen, irem wollust hie 
awszewarten vnd zesprechen, wir wellen schawen daz wir baben vmb vnd an, wir 
bringen nit mer dauon. Dasselb sprichwort ist vnuerstandigem viech zuogehorig, 
nit verniiftigen lewtten, die zuo gotsforcht gezogen vnd zuo gotszdinstgeraitztvnd 
aws dewfels panden geloest solten werden. Wider solhe falsche mainung seinn 
vil vrsach vor awgen aws denen glawblich anzaigt vnd ermessen mag werden die 
naturlich vntodlikait menschlichs geists vnnd daz derselb geist mit seinem leib nit 
sterbe, sonnder nach abgang desselben seines leibs noch lebentig beleib. ( 4 ) 

( 3 Die beriihrte Stelle: omnis Christianas, dilectissimi, qui a Sacerdolibus excommunicatur, 
Satanae traditur: quomodo? scilicet, quia extra Ecclesiam diabolus est, sicut in Ecclesia Chri- 
stus: ac per hoc quasi diabolo traditur, qui ab ecclesiastica communione removelur. Undeil- 
los, quos tune Apostolus Satanae csse traditos pruedicat, excoinmuriicatos a se esse demonstrat; 
findet sich nur dem Sinne nach (de unico baplismate) beim hi. Augustinus. Berthold hat nach 
dem corp. jur. cilirt, wo diese Stelle dem hi. Bischof zugesclirieben \yird. 

( 4 Die Unsterblichkeit der Seele wird von der Kirche nach Schrift und Tradition bekannt 
und ausgesprochep, und ist nicht Qb'thig, bier weiter davon zu sprechen. S. Klce. Bd. II. pag. 
306. u, flg, 



VON MENSCHLICHM GEIST. 189 

(a f vntodlich. .ira 32. . 5. i. (b f Sceptici. sieh. 21. . 1. a. (c f leben. sieh. 
18. . 1. d. (d ^ beleiben. sieh. 21. . 6- c. (e 5 gemacht. Sap. 1. in fin. im 31. 

5- 4. g. 

VIII. 5 Erste vrsach vntodlichs geystes ist, daz menschlicher geist nit leibli- 
cher sender gelstlicher vnd vnzerriitlicher natur ist, ain wenig nidrer dann engli- 
sche natur. dauon ich oben (a) gesagt hab. Dann ist dein sel aSn geist, so muoes 
auch derselb, nach art geistlicher natur, vntodlich sein. nachdem sein natur an 
nichte gepunden ist das jne zerprechen moecht. Wie menschlicher leib gepunden 
ist an seinn geist, aber der geist ist nit gepunden an seinn. leib. Wiewol er na- 
turlich mit jme veraint ist. Darumb mag der ieib nit leben on seinn geist, aber 
on den leib lebt dort der geist wol oder vbel. jmselbs zuo staetem (b) hayl oder 
zuo staeter straff vnd got, zuo staetem dinst vnd ere oder zuo gericht. Dariiber 
schreibt Paulus (c). Der leib ist tod von wegen dersiind, nemlich der erbschuld. 
Vnd der geist lebt von wegen der rechtfertigung, nemlich Crisli. Der geist Christi 
bat seinen leib erweckt (d) von den toden. derselb vnsterblich geyst Christi gibt 
zewgnusz daz du auch airm vnsterblichen geist hast. Souer bey deirnm geist der 
geist Christi wonet. so wirt dein leib zuo jungstem tag gnediklich erweckht zuo 
ewigem leben. Wonet aber der geist Christi nit bey deinem geyst, so wirt dan- 
noch dein leib naturlich erweckt zuo ewigem tod. Darnach kumbt zuo deinem 
geist nymer (e) der geist Cristi. Darumb muoeslu beleiben in ewigem geistlichem 
tod. Wisse, daz menschlicher geist zwaierlay wonung (f) hat, ain nalurliche in 
seinem leib vnd ain gnedige in got, daselbs moecht er hie mit lieb zeitlich vnd dort 
mit freyden ewiklich wonen, souerr er sieh mit seiner lieb von Got hie nitschaidet 
noch seinem fleisch nachhengt. Wo er aber on die lieb gots von seinem leifa hie 
abscbaidet, alszdenn bat er kain wonung mer weder in seimm leib noch in Got vnd 
muoes fiirter im ellend vnd pein silzen, bis jme sein leib am jungsten (g) tag wi- 
derumb naturlich zuoegefueegt wirt zuo ewiger verdamnuss. 

(a f oben. sieh. . 3. et sieh. 27. . 2. d. et 5. 8. d. (b ^ statem. im . 9. c. 
et . 12. b. et im 68. . 2. b. (c f Paulus. Ro. 8. post prin. im . 10. d. et iro 90. 
. 2. b. (d J erweckt. im 57. . 6. f. (e ^ nymer. Sap. 16- cum exierit spiritus, non 
revertetur. (f f wonung. im 67. . 3. c. (g 5 jungsten. im 57. . 4. b. et im 41. 
6. g. 

IX. f Die ander vrsach, daz menschlicher geyst vnsterblich sey, befindet sich 
in natur vnd gotles ordnung. Die ist, daz all leiblich creatur dem menschen die- 
nen. Vnder denselben seinn Son vnd Mon auch ander stern vnd gantz himlisch 
firmament (a), die mit iren einflussen dem menschen dienen, vnzerriitt vnd albeg 
leiblich seinn auch in iren krefften des lawfs vnnd ordnung bey jnen kainn abgang 
noch awfhoeren haben. Vnd ist vnglawblich, daz got solhe edle, vnprechenhaftige 
vnd vnzerulliche creatur geordent hiet dem menschen zedienen wann amm men- 
schen nit elwas bleiblichs vnd vnzeriitlichs oder vntodlichs waere, dasselb ist des 
menschens geist. Sonst waeren die knecht vber den herren, wider disen spruch 
des weisen. Vngebiirlich ist, daz der knecht hersche vber die fiirsten, (b) Darumb 
ist bequemlich, daz der mensch, als herr dem gedient wirt, ettwas an jm hab, mit 
dem er sey vber all creatur die jme dinstbar seinu. Dasselb ist menschlicher geist 
mit seiner vntoedlichen natur auch mit geystlichen krefften, nemlich gedcchtnuss, 
vcrnufft vnd willen die awsserhalb des menschens sonst kain leibliche creatur 
an ir hat. Mit denselben krefften solt der mensch dem allmaechtigen got staets 
(c) vnd vnablassig dienen. Wie dann demselben menschen die obern creaturen 



ACHTtlNDZWAiNirzrcist 

auch staets dienen, daz er durch ir einfliiss (d) albeg moecht leben vnd got dienen 
auch nymer sterben. 

(a f firmament, sieh. 7. . 1. i. (b ^ fursten. prov. 19. post prin. Non decet 
servum dominari principibus. ^c f stats, sieb. . 8. b. (d J einfliiss. sieh. 22. ^2. 
d. et 23. . 2. e. et 26. . 3. b. et im . 10. b. et im 29. . 5. d. et im 31. . 3. b. 
et 33. . 2. a. et 49. $. 8. c. 

X. ^ Deszhalb bet Got anfangs den menschen geselzt ins Paradis (a), daselbsz- 
hin hiet das firmament sein frey haylsam einfliiss vngeirret mittailtdem menschen. 
der dadurcb nit allain naturlich an seinem geist, sonder danebenschicklichamleib 
auch vntodiich beliben waere. Nachdem aber der mensch vmb sein verschuldung 
awsmm paradis getriben vnd gestossen ist herab in dise Element, do das ober fir- 
mament, in seinen haylsamen vnd vnzerstoerlichen einfliissen, durch die element vnd 
zuozeiten durch der mennschen poszhait oder durch ander zuoefael, irrungleidet 
vnd der mensch also der obern guoeten einfliiss (b) ains tails berawbt ist. vnd wie 
andere tyer den elementen vnd iren scharffen vnd prechenhafftigen einfliissen vn- 
derworffen ist vnd zuo lesst leiblich sterben (c) muoes, nachdem sein leib zesam 
gefueegt ist aws vier elementen. die widereinander (c) seinn. welhewiderwaerti- 
kait vrsacht, dazalle elementlich dingwiderumb zergeen. Wann nu des menschens 
Elementlicher leib vngeschickt wirt vnd beyeinander ferrer nit bleiben mag, alsz- 
denn kann menschlicher geist sein naturlich leben dem zerganngen leib nymer mil- 
tailen noch bey jme lenger beleiben, sonder er muoes vom leib verschaiden. Das- 
selb ist. genent der tod (d) des leibs, aber nit des geists, der in seiner geistlichen 
vnd lebentigen natur dorthin fert, wohin er verdient hat, vnnd bleibt daselbs bis 
aufjungste vrstend (e) seines leibs, dem er alszdennwiderumb sein naturlich leben 
im'ttailen wirt. 

(a f Paradis. im 31. 5- 3- a - (b 9 einflus. sieh. 5- 9. d. (c J sterben. im 67. 
. 3. a. (c 5 widereinander. sieh. 26. $. 3. a. et im 57. 5- 3. g. (d ^ tod. sieh. . 
8. c. et 21. . 6. e. (e f vrstend. im 57. . 1. g. 

XI. f Dritte vrsach, derhalb menschlicher geist vntoedlich, ist daz der mensch 
aws ordenlichemoderverkertem willen, Got vber alie ding liebtvnd gebiirlich eret 
oder belaidigt vnd vneret, dadurch er von Got erlanngt staette begabung oder 
straff. Daiin nach willigen guoten oder posen werchen. ist der mensch von natur 
(a) zeurtailen. Darumb muoes er ettwas vntodlichs an jm haben das solh vrtail 
empfahe. das ist freyer will muoes nit awsgelescht werden als die wurtz guoter 
oder poser werch. Nachdem aber schier alle guoie vnd pose werch der menschen 
hie in diser weld beleiben vnuergolten (b) vnd vnuergleicbt. Daraws voligt, daz 
menschlicher geist, der hie aus freyen willen wol odervbellhat hat, muoes vntod- 
iich sein, auff das er dort zuo hell oder zuo himel empfahe was er verdient oder 
verschuldt vnd hie gegcn got nit abgelegt hat. Sonst \vurde der menschen ord- 
nung zeprochen vnd doch der andern leiblichen creaturen ordnung gehallten. Das 
nit glawblich ist , nachdem dadurch der menschen guote oder poese werch we- 
der belont noch gestrafft wurden. Das waere wider gottliche mildikait vnd 
gerechtikait. 

(a f natur. im 100. . 3- f. (b 5 vnuergolten. sieh. 24. ff. 1., h. et im 55. .9. g. 

XII. f Vierde vrsach der geistlicben vntodlikait wirt geschoepfft aus alien 
creaturen, die got endtlich jmeselbs beschaffen hat zuo ere, lob vnd glorj, die der 
mensch, anstat sein vnnd anderr leiblichen vnuerstaendigen crealur, oniniUelvnd 
onaufhoer got zebeweisen schuldig (a) ist. Deszhalb thuot not, daz eltwas im 



VON MMsC&LttHfeM GisT. idl 

menschen sey, nemlich vntodlicber geist, der, dieweil sein leib tod ist, anstat des 
menschen solh ambtauszrichte vnd goltlichc mayestet, staetigs (b) vnd on aufhoer 
ere vnnd glorificier, es sey mit lob zuo himel oder mit recht zuo belle. Wiege- 
maine leibliche natur dem menschen staetigs on aufhoer dient vnd zedienenberait 
ist, also sol der mensch stactiklich vnd ewiklich dienen got als seinem nagsten vnd 
ewigem obrer. Dieweil sichgannlze natur aller leiblicher crealur naigtzuo ayniger 
menschlicher natur. Deszhalb wil got vnd die natur, daz sich ganntz menschlich 
geslaecht nyndert annderszwohin naigen solle, nur zuo ayniger gottlicher natur. 
Nachdem aber menschlicher leib, nach seiner aygenschaft, vndersich zewcht, hat 
jm got eingossen ainn verniinftigen geist, auf das der mensch sich durch denselben 
seinen geist moecht vber sich keren zuo hoechstem gotlicbem geist. Ainer yeden 
creatur natur ist, sich zenaigen zuo jrem nagsten anfang, als ain kind zuo seiner 
muoter, vnd zuo jrem hoechsten ende (c), als ain fliessund wasser zuo hohem 
moere. Darumb sol ainyeder aufrechter geist nit feyern noch aufhoeren, bis er 
koem zuo got als zuo seimm nagslen vnd ersten anfang, der auch sein hoechstende 
sein sol. Daselbszhin hat got menschlichen geist geordent nach absterben seines 
leibs zefaren. Daraus erscheint, daz der geist nit stirbt mit seimm leib. derselb 
leib, vnd nit der geist, ist geordent sich zenaigen zuo der erd von wegenderscbuld 
menscblichs fleischs. 

(a f schuld. im 49. . 1. a. (b f statigs. sieh. . 8. b. (c f ende. sieh. 27. . 
10. a. et im 100. . 2. a. 

XIII. 5 Fiinffte vrsacb, aus der lawtler verstanden wirt menschlichs geisles 
vntodlikait, ist des menscbens khrafft, so der geist (als des leibs seie (a)) durch 
denselben leib jnwendig oder auszwendig erzaigt, nemlich jnwendig gedenckhen 
vnnd versteen, auszwendig sehen, bocren, reden, geen vnd all ander empfindlich 
krefft, auf vnd abnemen nach gelegenhait vnd schicklikait des leibs vnd seiner glide 
(b). Welhern sein haup schwach ist, der hat schwache gedechtnuss oder klaine 
vernufft. Der awgen oder oren geprechen (c) schwecht das gesicht oder boeren. 
Dergleichen ist in andern vndern krefften, die allzeit auswendig erscbeinen nacb 
schicklikait leiblicher glid, dadurcb die sel solh kreft wiircht. Vmb das mensch- 
licher leib precbenbaff'tig vnd gar todlich ist, seinn auch prechenhaiftigvnd lodlich 
des geists krefft, die an den leib gepunden vnd durch denselben leib zewiirchen 
seinn. doch die krefft, so allain durch den leib zefueeren aber an den leib nit ge- 
punden (d) seinn, als vernufft vnd gedechtnuss, werden durch ploedikait des hyrn 
in jrer leiblicben wiircbung wol gescbwecht, aber im geist nit awsgelescbt. Desz- 
halb beleiben sy im geist nach abgang des leybs. Ja offt erzaigen sich die vernuft 
vnd gedecbtnuss imtodlichen leib, lebenlig vnd gesunt zesein souil daz zuozeilen 
ain todlich kranckher mennsch bessere vernuft oder awfgedencken hatdann ander 
hundert die gantz gesunt seinn. Vrsach ist, daz gedechtnuss vnd vernuft jnwen- 
dig im geist lebentig vnd gesunt beleiben vnd mit dem leyb weder kranck nocb 
todlich werden. Wiewol jr auszwendige wiirchung durch toden leib nymmer cr- 
scheihenmag. Fiirter des geistes hoecbste (e) krafft, benentlich der will, wirt 
durcb des leibs swacbait weder geswecht noch auszgelescht vmb das derselb frey 
will an den leib nit gepunden ist. Ain kranckh oder slerbund mensch maggleych 
jhenen willen haben den er bey seimni.gesund gebabt hat, es sey mit hassen oder 
mit lieben. Der kranckh mensch mag auch solhen seinen willen meren, mynndern, 
oder veraenndern alslang er lebt, on verhindrung aller seiner ploedikait. Ge- 
mainklich die krancken haben willen gesund zesein vnd hassen jr leiden, welhen 



192 ACHTllNDZWAINTZIGlST CiPlTEL 

willen jn nyemants nemen oder mit gwalt verkeren kan, wiewol man deaselben 
durch hailsam raele auf guoten weg weysen mag. was yelz ainer in vngeduld wil 
oder nit wil, denselbenwillenkan er nachmals mit vernuft verkeren, dannochbleibt 
nichtsweniger der will vnuersert. Der vmb das frey genennt ist, daz er bin vnd 
wider verkerlich ist vnnd an nyemants gepunden, dann an got sol er sichselb 
pinden. 

(a f sele. sieh. 27. . 8. k. et im . 16. b. (b f glide, sieh. . 5. a. (c } pre- 
chen. im 41. 7. c. (d ^ punden. im 41. . 4. d. (e ^ hochste. im 47. . 1. a. 



XIV. 5 Daz a ^ er die krafftfreyes will, mit seiner Heb vnd bass, allain im geist 
stee, vnd nyndert amm leib hange. befindet sieh aus deme, daz freyer will khaines 
leyblicbs glids bedorf wie annder krefft, als das gesicht bedorf der awgen vnd der- 
gleichen. Ja ye ellter menschlicher leib vnd im abnemen ist, ye has meret sieh der 
will zuo guotem oder zuo poesem, in lieb oder in hass. Darumb die alllen ge- 
mainklich gegen got andechliger oder zuo zeitlichen gueettern geytiger werden 
dann sy in jrr jugendt gewesen seinn. Derselb will wirdt auch durch den tod 
nit ausgelescht, sounder bestaettigt, dermassen, daz derselb nachmals nymmerge- 
aendert mag werden, dann der guot wil! ist vergleicht (a) mit gottes willen. Der 
verkert will ist erherttend in jmselbs. Darauf hekreffligen geschribene recht der 
menschen lessten willen vnd geschaefft, aus vermuoettung, daz in jhener weld 
menschlicher geist behalt seinen willen mit dem er hie abgeschiden ist. Doch 
souerr solher lesster will mitral (b) seiner vernuft beschiecht, sonst werden unuer- 
nviftiger lewt geschaefft nach recht nit zuoegelassen. Dieweil nu menschlicher will 
mitseimm leyb weder swach noch awszgelescht wirdt, sounder allweg vngejrrt 
wurcht. Jst zeuermuoetten, daz er auch mit dem leib nit sterbe. Bleibt nu der 
will lebentig, als des geists grosse kraft. so muoes auch der geist, als des willens 
principal, lebentig beleiben. Derselb geist hat nit fleisch (c) noch pain, deszhalb 
er vnbegreiflich vnnd sein hinfart vns verporgen ist, nach sag des weisen. (d) Du 
kanst nit wissen den weg des geist. Jtem der stawbig leyb kummbt wider in die 
erde (e) von der er gewesen vnd der geist geet wider zuo got der jn hergeben hat. 
Darauf beuilht der weis, zeuerfueegen daz vmb ruoe (f) des menschen emsige ge- 
dechtnus gehallten werde. vnnd daz man jntrosle im abscind seines geistes. Solhe 
pete vnd troslung zebeschehen hiet heiliger geist, durch den weysen nit gepoten, 
so menschlicher geist mit sambt seimm leib sturbe. Derselb geist hat am aigen 
natiirlich leben das jm nyemandls nymbt. Er verleicht wol dasselb seinem leib, 
solang der leib solhes lebens fahig (g) ist. Wann aber derselb leibzum leben vnge- 
schickt wirt, alsdenn muoes er das entlehent leben faren lassen vnd also sterben, 
nachdem erkain aigen leben hat. Die menschen nemen jren geist vnd leben on 
mittel von got vnnd nit von diser weld (h), wie die vnuernuftigen tyer, (i) dieselben 
haben kain besondern geist noch leben, deshalb bleibt nach jrem sterben jr leben 
in gemainem leben der natur, wie das wasser im moere. Aber der mensch hat 
ainn besonndern geist, derselb hat ain besonder natiirlich leben, so derselb geisl 
got anhengig (k) isl, alszdenn kummbt er zuo vbernatiirlichem vnd ewigem leben. 

(a ^ vergleicht. sieh. 18- 5 5. d. et im 48. . \. 1. (b f rat. im 39. . 11. b. 
et 41. 6. e. (c ^ fleisch. Luce. 24. ant. fin. spiritus carnem et ossa non habet. 
(d ^weisen. eccles. 11. in prin. (e ^ erde. eccles. 12. in med. sieh. g. 6. a. etsieh. 
27. J. 10. a. et g et im 29. g. 10. a. (f J rue. eccli. 38. in med. Consolare ilium in 
exitu spiritus sui. (g 5 fahig. sieh. . 1. d. et . 4. f. et sieh. 18. . 7. h. (h f weld. 
1. Conn. 2. ant. fin. non spiritum hujus mundi accepimus sed spiritum qui ex deo 
est, (i 5 tyer. im 30. . 1. a. (k ^ anhengig. 1. Corin. 6. in fin. im . 16. a. 



VON MENSCHLICHM GEiST. 103 

XV. ^Dritte frag ist. Ob ain mensch hab an jm drey (a) tayl, benenntlich geist, sele 
vnnd leib. Darzuoe thuon dise wort pauli (bj. GotVles frides welle Ew heiligen, 
damit gantz vnnd on schuld sey ewer geist vnd sel vnnd leib in der zuokunfft vn- 
sers herren Jesu Cristi. Desgteichs steet im Job (c). daz in gottes hannd sey die 
sele aller lebentiger vnd der geist alles menschlichens fleischs. Es thuon auch dar- 
zuoe dise wort Christi. Trawrig (d) ist mein sel bis in tod, mein geyst ist wol be- 
rayt, aber mein fleiscb ist swach. HiebeynennetChristusder herr seinn leib, sel 
vnnd geist. Deszgleichs hat Junckfraw Maria vnderschid gemacht in jrem geist 
vnd sel. Do sy sprach. Mein sel macht grosz (e) den herren, vnd mein geist er- 
freyt sich in got meinem hayler, darjnn zway vnd zway begriffen seinn, nemlich 
sel vnd geist, herr vnnd hayler. Es seinn wol zway wordt, aber nur ain ding () 
Wie das wort herr begreifft gottes maechtikait, hayler die parmhertzikait, also seinn 
5m menschen sel vnd geist nur ain ding, aber yedes woertl begreifft ettwas son- 
ders. Geist (g) wirdt genennt des menschens geislliche substanlz, der sich wil- 
ligklich mit hilff gots solt erheben vbersich (h) zuo got. Derselb geist wirt auch 
genennt ain sel, vmb das ersich natiirlich vndersich uaigt zuomleib, denselbener- 
kiickht (i) vnd empfindlich macht, regiert vnd in leiblichem leben erhelt. Doch 
sol die sel dem leib vndersich (k) nit nachuolgen, sender denselben mit jr vbersich 
zieben (I), sonst verkert er den mennschen. ( 5 ) Dergestall t ist auch des herren wort (m) 
zeuersteen, traurig ist mein geist, alsuil er sich naliirlich naigt zuo todlichem fleiscb, 
aber souil sich derselb geist williklich zuo got kert, ist er berait, wiewol das fleisch 
alweg kranck bleibt bis jun tod. Darumb hat Christus den menschen nur in zway 
tail oder stuckh geschiden vnd gesprochen. Was vom fleysch geporen, das ist 
fleysch. was aber ausm geist (n) geporen, das ist geist. Was wir versteen oder 
wellen, das kummbtaus obermtail des geistes. Daz wir leiblich leben oder em- 
pfinden, kumbt aus vnderm tail desselben geistes. Darumb hat ain mensch nur 
zwen tail, benenntlich leib vnd geist, der ain sele genennt ist. 

(a ^ tail. sieh. 10. . 8. d. (b ^ Pauli. 1. thes. 5. in fin. integer spiritus vester 
et anima et corpus, (c ^ Job. 12. ant. med. (d J trawrig. Mat. 26. et Marc. 14. in 
med. im. m. (e 5 grosz. Luce. 1. Magnificat, (f J ain ding. sieh. 27. . l.g. (g f 
geist. sieh. . 3. a. et sieh. 27. . 8. i (h f vbersich. sieh. 11. . 9. c. et 18. ff. 1. 
V. et 19- . 8. n. et 20. . 4. f. et 27. . 9. f. et im 29. . 5. g. et 30, . 3. g. et 35. 
. 10. a. et 37. . 5. b. et 38. . 8. c. et im 45. . 6. c. et 46. . 1. a. et 48. $. 8. b. 

( 5 Fur die Dichotomic spricht die Schrift und Tradition. Wir brauchen hier nur auf den 
hi. Auguslin einige Riicksicht zu nehmen, nach dem Berthold sich gerichtet. Die Seele ist keine 
Partikel Gottes, sondern ein Geschopf, nicht von ihm geboren, sondern von ihm gemacht, aber 
nichl mit gleicher Wiirde der Natur wie Gott, sie ist kein Korper, sondern ein Geist. Hac- 
tenus autem dicimus sine periculo latere animae origincm, ul non tamen cam partem Dei esse 
credamus, sed creaturam. Nee de Deo natam, sed ab illo factam, atque in ejus genus adop- 
tandam mirahili dignatione gratiae, non parili dignitate naturae. Nee earn corpus esse, sed 
spiritum. Tom. If. p. 701. Epist. 190. n. 4. Cur autem animam nolis esse spiritum, sed cor- 
pus earn velis esse, non video. Si enim propterea spiritus non est, quia distincte Apostolus 
nominavit spirilum dicens: El integer spiritus vester, et anima et corpus: eadem causa est, cur 
ea non sit corpus, quia distincle nominavit ct corpus. Sicut ergo, video, interiorem homi- 
nem vis esse animam; intimum, spiritum: lamquam et ipse interior sit animae, sicnt ilia cor- 
pori. Ita fit, ut quemadmodum corpus per interiora caya sua recipit aliud corpus, quod est 
anima sicut putas; sic et anima crcdenda sit habere interiora inania, qua corpus tertium rece- 
perit spiritum: alque ita lotus homo constel extribus, exteriore, interiore, intimo. Itane non- 
dum respicis, quanta te absurdissima consequantur, cum animam conaris asseverare corpoream ? 
De anima et ejus origine Lib. IV. cap. 13. n. 19. torn. 10. pag. 397 u. 398. Weiter bemerkt 
der hi. Kirchenvaler: Nalura animae praestantior est quam natura corporis, excellit mullum, 
res spiritalis est, res incorporea est, vicina est substantiae Dei. Invisible quiddam est, regit 
corpus, movet membra, dirigit sensus, praeparat cogitationes, exserit actiones, capit rerum in- 
tinitarum imagines. Enar. in Psl. 143. n. 4. torn. II. pag. 1620. Alle diese Thaligkeiten kb'n- 
nen der Seele nur, insofern sie Geist ist, /ugeschrieben werden. 

Keilhmeier, Berlhold's Theologey. 13 



194 ACHTUNDZWAINTZIGIST CAPITEL VON MENSCHLICHEM GE1ST. 

et 50. . 2. f. (i ^ erkitckt. sieh. . 4. b. (k f vndersich. sieh. 19. . 8. o. ct 20 
. 4. i. et im 31. . 6. c. et 32. . 1. g. et 34. . 1. e. et 37. 5 5. c. et 38. . 8. c. 
et 45. . 6. d. et im 46. 2. c. (1 f ziehen. sieh. . 1. e. (m ^ wort. sieh. d. et 
sieh. 10. . 9. b. (n f geist. Johan. 3. in prin. quod na turn est ex spiritu. spiritus 
est. sieh. 18. . 2. c. 

XVI. ^ Jn sonderhait zemercken. Wann du dich freywilliklich zuo got khe- 
rest, alszdenn bastu ainen geist mit got, von dem dein geist herkummbt. deszhalb 
soltestu ja binwiderumb zuo got keren. Darauf spricht Paulus. Wer got anbengl 
(a) der ist ain geist. Wann aber dein will zuo deimm fleiscb keret, alszdenn wirl 
dein geist genennt nur ain sel (b). die geistlich stirbt. Wiewol sy nocb natiirlich 
(c) lebt vnd dasselb jr naliirlich leben deinem leib auch mittailt (d) bis zuo deimm 
sterben. Darumb ist des menschens sel vnnd geist nur ain ding. Derselb geist 
fert gen hell oder gen himel, der leib wirt begraben, nyemant wesst, wohin die 
sel, als dritter tail faren solt. Dergleichen hat der leyb auch z\ven tail, in ainem 
seinn die subtilen fewchlikait vnd pluoet, so genennt seinn spiritus vitales (e) vnd 
vbersich geen zum leben. im andern tail seinn grob elementlich (f) aigenschefft, 
die sieh vndersich naygen zum tod, vnd ist dannoch nur ain leib, wie sel vnd geist 
nur ain ding ist das zwo naygung hat. 

(a f anhengt. 1. Corin. 6. in fin. sieh. . 14. k. (b ^ se ]- s i en - 13. a. (c ^ 
natiirlich. sieh. 21. g. 6. b. et im 30. . 2. a. (d J mittailt. sieh. . 1. c. (e ^ vita- 
les. sieh. . 5. e. (f ^ elementlich. sieh. 26. . 1. e. 

XVII. f Wiewol sieh des geistes obrer tail, nemlich in der gewissen (a), offt 
beswaert, daz sieh sein vndertail, benentlich diesele, zumfleisch vnordenlichnaigt, 
dannoch seinn sel vnd geist nur ain ding. Also zeuersteen. Wann menschlicher 
geist mit freyem willen (der sein obriste (b) krafft ist) sieh naigt zum fleisch vnd 
darjnn vnrecbt Ihuot wider sein gewissen, das ist wider die vernufft, alszdenn wirt 
der will gestrafft durch sein vnder kreft, das sein gedaenckh vnd vernufft, die von 
got oder von desmenschenengelermont (c) vnnd bewegt werden, missualenzeha- 
ben an der siind, so freyer will verbringt im fleisch, vnd deszhalb denselben freyen 
willen slraffen. Dergestallt steet des menschens gewissen in zwayen geistlichen 
kreiften, benenntlich in gedechtnuss vnd vernuft. Wann dieselben aulgedencken 
vnd versteendes freyen willen lurgenomene vntat, so strafen sy jn, als vnnderlhan 
jren obrer. Wo dariiber freyer will der gewissen voligt vnd in poes werch ferrer 
nit verwilligt, alszdenn bleibt die siind laeslicb (d), sonst wirdtdarausain todsiind. 
Der frumm empfind in seinen gliden das gesetz der siind, er volgt (e) jnraber nit, 
wie Cristus (f) seimm fleisch nit geuolgt hat. Ain poeser mensch sihet zuozeifen 
in seiner gewissen beschriben gotlich gesetz, er ist jm aber nit gehorsam. Wie 
zuozeiten der frumm durch sein fleisch geraitzt wirt zuo siindigem lusst wider das 
gesetz, also wirdt der poes durch sein gewissen ermonl zehallten das geselz. khainer 
ist als gar verkert, den sein gewissen nit zuozeytten beschwaert vnd der ni t wolt, daz er 
ain besser leben an jm hiet. An yeder verniiftiger muoes bekennen, das tugenthafft 
leben saeliger zesein dann in vntugenlen zeleben. Wiewol er selbsdas poes leben 
schillt, dannoch demselben aus leichtfertikait. oder poeser gewonhait (g) nachfert. 
Daz solhen menschen sein begier wider die gewissen vberwindet vnnd noettigt dem 
fleiscb nachzeuolgen vnd guolen geist (h), als gottes pildnuss, zeuerlassen, desist 
vrsach (i) sein aigene nicbtikait vnd sonszt nyemants. 

(a f gewissen. ira 42. . 10. b. et im 45. . 3. e. et 64. . 1. d. et 71. . 4. c. 
b ^ obriste. sieh, 27. . 8. 1. et im 45. . 9. c. (c ^ ermont. im 36. . 12. d. el 



NEUNliND2WAlNTZfGIST CAPITEL 195 

42. 5. c. (d f laslich. im 36, . 6. a. (e f voligt. im 35- . 6. d. (f ^ Christus, 

sieh. 10. . 9. c. (g } gwonhait. im 33. . 3. 1. (h f geist. im 36. 5. 12. h. (i f 
vrsach. sieh. 20. 6. m. 



5 NEUNUNDZWAINZIGIST CAPITEL 

Von mensehl iclier pilduuss. 

I. Der menschist auswendig gotes (a) pildnuss, vnnd jnwenndig der weld (aj 
pildnuss. Jtemauszwendigammleibtragen wirderweld pildnuss. Jnwenndig im geist 
soellenwirtragengotles pildnuss. lawtdiserermonung Pauli. (b) Wie wirgetragen 
haben jrdische pildnuss, also soellen wirlragen himlische pildnuss. Jrrdische (c) pild- 
nuss ist ain gleichnuss ganntzer weld, wie dieselbgeordennt, also ist menschlicher leib 
geschickt. Deszhalbdermenschgenenntwirtmicrocosmus(d), das ist klaine weld. Jn 
macrocosmo (e) (das ist in grosser weld) seinn geist, nemlieh die engel auchobervnd 
vnder corper. die obern leib, als himel, stern vnnd gantz firmament (f) seinn bestaen- 
digvnd vnzeriitlieh, werden auch durch englisch(gj einfluss regiert. Die vnnderweld, 
alselementvnnd was dorjnnist, wirt wol durch ober einfluss regiert, aberdannoch 
vnbeslaendigvnd zeriitlich ist. Wionuinderselben gantzen weld geordent ist, daz die 
besserricorper obenvnddie. schlechtern corper vnden steen, also seinn dergleichcn 
geordent menschlicheglid. Haup oben,fueess(h) vnd anderglidvnden.dieselben wer- 
den regiert durch das haup. vom haup (i) fliessen die krefft berab in alle lebentige 
glid des leibs. jnmass wie das ober firmament mit seinem liecht vnd wyrme aucb 
rnit andern verporgen krefften flewsst herab in die element (k) vnnd in alles was 
dorjnn ist, dasselb nymbt sein jnwenndige kraft von obern cinfliissen. 

(a f gottes. im . 8. c. (a f weld, im . 7. a. et . 9. I. (b J Pauli. 1. Corin. 
15. ant. fin. im 68. . 1. ]c. (c ^ jrdische. sieh. 7. . 3. 1. et 19. . 6. d. et 27. . 8. 
e. et im 41. . 1. c. (d f microcosmus. sieh. 19. . 6. e. et im 41. . 2. b. (e f 
macro, sieh. 2. 5- 1. c. (f f firmament, im . 5. e. (g f englisch. sieh. 23. . 2. e. 
(h f fucss. sieh. 27. 5- 5. c. (i f haup. sieh. 27. . 5. e. (k f element, sieh. 23. . 
3. f. et 26. . 3. b. 

II. ^ Wiewol menschlicher leib anfancklicb von got bescbaffen, wirdterdocb 
von der natur gepflantzt bis zuo seinem vollen gcfueert. Wie die erde als muoeler 
empfacht ainen paemsam der durch krafft ober einfiiiss aus den elementen nymbt 
sein na rung vnd aufnemen, daraus wurtz, stock, esst, laub, pluee friicht vnd newer 
sam auch anders kummbt. Also faecht menschlichen samen die muoeter, in der, 
durch krafft ober einfluss, der sam ernert wirt vnd aufnymbt, bis daz er geschickt 
vnd bequemlich ist in seiner gebiirlichen auswendiger vnd jnwendiger glidmasz (a), 
nemlich zuo menschlichem form, alszdenn on vnderlos beschafft got vnd gewsst 
in denselben formierlen (b) leib ainn newen geist, daz ist verniifftige sole, (c) von- 
slundan werden leib vnd geist mit einander veraint vnd machen ainn persoendli- 
chcn menschen. Ynangesehen ob die muoeter in der Ee oder ausserhalb, den 
samen empfangen. als ob ain pawer in aygen oder frembden acker saeet, bleibt 
got vnd natiirlicher einflusz alweg bey fiirgenomer ordnung, so got von ewikait 
in gpperung der menschen hat eingesetzt. Dergestalt mag golliche ordnung (d) 
nit verhindert werden durch ainicherlay miszhandlung. Ob gleich ain kind aus 
verdambten (e) beyligen geporen wirt, als yelzmals laider beschiecht zwischen 



196 NEtfNtNDfcWAlNTZIGIST CAPiTEL 

Moenichen vnd Nunnen, Pfaffen vnd Pfaeffin, so aneinander , zuo ewiger wee nemen, 
laesstgotnichtswenigerwachsenmenschlichenleib, deme (so er berayt 1st) got ainn 
newbeschaffen geist eingewsst. 

(a f glidmas. sieh. 28. 5- 1. a. (b f formierten. sieh. 27. . 1. m. (c J sele. sieh. 27. . 8. 
d. (d J ordnung. sieb. 20. . 6. d. (e f verdambten. sieh. 13. . 5. f. etim64. . 3. c. 

111. ^ Got hat erstgeporem siindigen menschen, benenntlich dem Cain (a), 
eingossen ainn vnuermailigten geist, dene von stundan sein fleisch gemailigt hat. 
Dariiber wirt gefragt, warumb got siindig menschen beschaffe, dieweil seinergot- 
lichen weiszhait offenbar ist der menschen verkerung in vbel gleycb als beschaff 
(b) got gern etwas poes. Darauf werden erdacht menigerlay anntwort. aus de- 
nen nur aine geuellt, daz got in jmselbs vnermeslich ist in alien seinen krefften, 
dieselben fueert got aus jm in die geschoepf, doch ermeslich auch souil vnd souerr 
alsuil es gesein mag. Des istain beyspil die zal, so am ersten ort nitweniger dann 
aines (c) gesein mag vmb das Got selbs die vnermeslich aynikait ist. Deszhalb got 
hinder ainem nit weniger beschaffen mag. Dabey zeuermuoetten , daz sieh die 
zal zuolesstim multiplicieren auchenden muoess, domitdiezahl nit sey vnerzelich, 
das allain got zuoegehoert der in seiner unermeszlikait vnzelig ist. Es muoes ye 
ain yedes zergaengklich werch amm ende aufhoeren. (d) Wie dann got kain hoe- 
her creatur beschaffen mag vber die menschait Christi, die sieh mit got veraint hat 
in der person goltes, vber den khain creatur sein mag, sy waer dann vnermeslich, 
das allain Got zuoegehoert. So ist Got gleichmaessig (e) in alien seinen krefften. 
dermassen, daz sein gotlicher will oder wiirchung nit weniger ist dann sein goet- 
liche weiszhait oder macht. Nu seinn in gottes Jdea (f) oder form alle ding, die 
Got aus nichte beschaffen mag, darunder die siindigen menschen auch seinn, hat 
dann got dieselben menschen in seinem gotlichen vorwissen gebabt, so hat er sy 
auch moegen beschaffen. Hat er gemoegt, so hat er wellen, hat got wellen, so hat 
er auch solh menschen wiirchlich beschaffen. Sonnstwaerengotlichkrefftvngleych, 
nemlich gottlicher will vnd werch wurden abgeschnilten vnd im geschoepf. klainer 
sein dann gotlich vorwissen, weiszhait oder macht, welhe vngleicbait nit ist in Got, 
der in jmselbs vnermeslich vergleicbt ist. Aus bestimbter vrsach hat got sein ge- 
schoepf nit wellen schmelern, sender nach seiner macht vnuerhindert soellenver- 
bringen, vnangesehen der menscben verkerung, Waeren sy des guoeten fahig (g) 
gewesen, got hiet sy vngezweifelt guot gemacht. Got wirt vmb sein geschoepff 
gelobt, der mensch vmb sein siind gestrafft, allain zuo seinem schaden, nit zuo ab- 
pruch goetlicher maechtikatt, sonnder zuo erfullung goetlicher gerechtikait. Cri- 
stus sagt vom juda (h). Wee dem menschen durch den des menschens Sun vber- 
geben wirt. Jm waer pesser, daz er nit rnensch geporen waere, gleich als spraech 
Christus. Judas werde gestrafft allain zuo seinem schaden vnd sonst zuo nyemants 
nacbtail. Gottes willen vnd ordnung (i)ist in seinem geschoepf, daz sieh der mensch 
kere zuo got seinem schoepffer vnnd nit zuo nichding aws deme er beschaffen ist. 
wo er solhe erste ordnung vberlritt, ist gottes andere ordnung, daz der mennsch 
vmb sein vbertreltung geslraft werde, dann got hat solher vbertrettung khain vr- 
sach (k) geben. Wo nu Got siindigen mennschen nit beschueeffe, alszdann thaet 
er wider sein allmaechtikait vnd erste ordnung. Wo er den menschen vmb die 
siind nitwurd straffen, alszdann thaet got wider sein gerechtikait vnd andere ord- 
nung. Darauf mag got kain schuld zuoegemessen werden. vmb das er aus seiner 
maechlikait die sunder beschaefft vnd dieselben aus seiner gerechtikait strafft. 

(a f Cain. Gen. 4. im 39. . 1. a. (b ^ beschaff. Esa. 45. creans malum. sieh. 
20- S- 6. 1. et im 36. $. 13. b. (c f ains. sieh. 7. . 1. b. (d f aufhoren. eccli. 14, 



VON MENSCHLICHER PILDNUSS. 197 

ant. fin. omne opus corruptibile in fine deficiet. sieh. 22. . 10. f. (e ^ gleich. sieh. 
22. 10. c. (f f idea. sieh. 19. . 1. c. (g <f fahig. sieh. 15. . 7. h. (h J vom 
juda. Mat. 16. in prin. Luce. 22. sieh. 3. . 3. d. et im 33. $. 4. b. et 40. . 9. c. et 
42. 5- 8. b. et 52. . 5. h. et im 55. . 8. I. et 72. 5- 5. a. et . 8. a. (i f ordnung. 
sieh. 20. . 6. d. et im 89. . 4. a. (k f vrsach. sieh. 20. . 6. h. 

IV. ^ Der mensch, nach seiner vrspriinglichen natur, hat kainen andern oebrer 
dann got on mittel. deszhalb ist er von natur verpflicht vnd verpunden gegen got 
als ain creator gegen schoepfer, als ain werch in seinem maister (a), als ain sun, oder 
knecht odervnderthanvnderseimmvater.herren vnd obrer, alsaingericbstman gegen 
seinem richler, als ain gemahel mitseimm preutigan, sonderlich als ain geliebter gegen 
seinem liebhaber. Daraws ist zeuermuoetten, Got der berr hab im anfanng ainn solhen 
menscben gemacbt, derbestimbte pflicht.vnd verpiintnus, ausrecbtem gemueetvnd 
freyerlieb, hab moegen verbringen vnd hallten auch an jm nichtsgehabt. das jne 
daran mocht gwaltiklich irren, nemlicb daz gottes Ere oder des menschens frummen 
soil verhindern. Dabey ist auch zeuermuoetten , nachdem got der obrist geist (b) 
ist, vnd zuo seiner pildnus dem menschen aucb ain lebentigen geist eingegossen, vnd 
ain geistliche belonung oder erbschafft, benentlich das ewig leben, versprochen. er 
hab dem menschen entlich beuolhcn, in geistlichem golszdinst zesein vnd leiblich 
haendel nit anders zetreiben dann souilzuo leiblicher narung, notdurfft eruodert. 
Got hat darzuoe dern menschen geben freyen willen, (c) dadurch er jm williklich 
mocht dienen, auch jn vberalle ding heben vnd sieh also mil got ewiklich verainen 
vnd verpinden. Der mensch hat an jm nichts bessers dann gerechten freyen willen, 
dadurch jn got saelig macht. Dagegen ist am menschen nichts ergers dann verkerter 
will, durch den der mensch verdambt wirt. Awsserhalb des freyen willen ist der 
mensch vber annder creatur noch mit vil mer vortail begabt. dauon hernach (d) 
gemelt wirt. Daraus jme zuoestet sondere freyd, die andere tyer (e) nithaben. Vn- 
uerstandig creatur hahen kain ergetzlikait an jbenem dorinn sy vber ander creatur 
geordent seinn. die Son hat kain freyd vmb das sy hubsch scheinet vnd vber den 
Mon gesetzt ist. des Kornigs kind in der wiegen hat nit sondere freyd noch trauern 
fur ainespauern kind, bis es zumverstand kumbt. kain freyd ist dem Leo oderAdler 
nach dem Carbunckel oder Balsam vmb das sy fur andere tyer vnd vogel gesetzt oder 
edler seinn dann ander stain vnd oel. 

(a f maister. sieh. 18. . 8. d. (b 5 geist. Joh. 4. sieh. 7. g. 6. i. (c f willen. 
im . 9. m. et im . 12. f. et im 39. $. 14. k. (d f hernach. im 49. 5- 3. c. (e f 
tyer. im . 5. c. 

V. 5 AHain der mensch ist beschaffen zuo freyden (a), daz er sieh aus seinern 
verstand erfrcye vnd solhe freyd in got ende , anstat seinselbs vnd aller vnuerstan- 
digen creaturen, die nit wissen noch versteen (wiewol sy empfinden) wann jn wo! 
oder we ist, deszhalb &y weder froelich noch traurig gesein mogen. desgleichs ist 
der mensch vnd kain ander tyer trawrig (b). Das aber ettliche tyer (c) aingleichnuss 
deslayds oder freyden erzaigen, das beschiechtnuraws bewegung gemainer natur, 
die in lebentige tyer flewsst (d) vnd ain yedes bewegt nach seiner geschicklikait. 
Solhe freyd, so bemelte Iyer scheinlich erzaigen oder die sonn vnd ander stern aws 
irer clarhait oder ain pluoem vnd pisein aus irem wolrawch (wo sy verstand hieten) 
empficngen. Dieselben freyd hat, an irer stat, allain der mensch. Darauf er bil- 
lich sol zw lieb vnd danckberkait gegen Got bewegt werden vnd bedencken den vor- 
tail, so jrne got fur ander creatur verleicht, dann der mensch muoes bekennen, daz 
zuo seinem nutz all ander creatur geordent seinn. Das gestyrn vndgantz ober fir- 
mament (e) baben gewissen lawtf vnd. nalurlichen eioflus herab in dise element, djo 



198 NEUNUNDZWA1NTZIG1ST CAPITEL 

sich vndereiander bewegen vnd nymer feyrn, alslang bis ain yedes zuo seinern zuoe- 
geordentem ende kumbt, alles zuo dinst dem rnenschen. Die Iyer suoechen ir na- 
rung auf der erde, domit sy durch ir friicht dem menschen helffen neren. Sy naygen 
(f) ire haup vndersich zuo der erde vnd dienen entlich nyemantsdann dem menschen, 
auf das der mensch sein gemueet vbersich stell gegen dern himel vnd diene enllich 
nyemants dann got. der hat in menschlicher natur geordent, dazvnder alien lyeron 
allain der mensch awfrech gee , sein haup ist vbersich (g) formiert vnd sein antlitz 
wolgestallt. (*) Dabey zeuersteen, daz der mensch ist gottes pildnus, die vbersich 
geschickt sol sein, domit in ir got erscheinen moege. 

(a ^ von ziralicher freyd. im . 9. f. et im 30. . 4. e. et ira 46. . 5. b. ct 48. 
. 3. c. et . 6. g. et 49. . 4. f. et 51. . 2. o. et im 55. . 2. a. et 80. -. 3. a. (b 
*J Irawrig. im 46. . 7. h. et 53. . 4. a. (c J tyer. sieh. . 4. e. et im . 9. h. et im 
30. . 1. a. (d ? tlewsst. sieh. 25. . 4. a. et sieh. 28. . 9. d. (e f firmament, sieh. 
. 1. f. el sieh. 7. . 1. i. (f 5 naigen. Ovidius. pronaque cum spectanl animalia ce- 
tera lerram Os homini sublime dedit coelumque videre. im . 6. f. et sieh. 26. . 3. 
f. et jm 31. . 6- g. et 32. . 1. h. (g f vbersich. sieh. 28. . 15. h. et im . 13. i'. 

VI. ^ Vnder alien tyeren hat nur der mennsch hende, mit denen er guote werch. 
sol verbringen got zuo ere, dem nagslen zuo notturfft vnd jmselbs zuo hayl. wie 
Paulus die Thessalonerermont zuoguoeten werchen vndzearbaiten initiren henden 
(a), nernlich hat er jn beuolhen nur guole vnd nit pose werch auszerichten. Welhe 
guoete werch hewt verspot werden, dadurch awswendiger golszdinsterloschen ist, 
Got zuo vnere vnd vns zuo verdamnuss, dieweil wir vns^re glid (b) nur zuo fleisch- 
lichen werchen, nymer zw lob Gots brawchen. Dergleichen hat Got alle anndere 
glid im menschen wol gemacht vnd zierlich geordent, awf das der mensch waer ain 
ere vnd zier gottes, der in seinen werchen gelobt wil sein als pessterwerchman. (c) 
Wil nu der mensch als ain sun oder diener gottes , die erbschaft (d) vnd belonung 
von got erlangen, muoes er in seines vaters sachen vnd herren dienst handeln vnnd 
sich in frembden geschaefften, der weld oder aigern (leisch zuogehoerig , nil verwi- 
ckeln. sonst wirt er geistliche erbschafft vnd belonung nit erkriegen, sonder gun 
hell abt'aren mit zeytlichem Ion (e) den er hie einnymbt. Darumb sol der mensch, 
bleiben ain aufrech werch gots, seinen lusst vnd freyd suoechen ingeistlichen sachen 
wie menschlicher pildnussgebiirt, nit in fleischlichen bcgieren, die zuoegehoeren 
vnuerstaendigem viech, vber derselben natur ist menschliche natur in hoeherm 
stannd, deszhalb jme verweist wirt so er vihischer naygung (f) nachhengt. 

(a 5 hende. 1. thes. 4. in mod. operemini manibus vestris. sieh. 21. . 6- n. et 
27. . 5. d. et im 41. . 8. e. et 77. . 3. c. (b f glider, sieh. 28. . 5. a. etim 49. 

(' Die Grande der aufrech ten Stellung des Menschen gibt der hi. Thomas von Aquin also an 
Primo quidem, quia sensus snnt dati homini non solum ad vitae necessaria procuranda, sicut 
aliis animalibus, sed etiam ad cognoscendum; unde cum caetera animalia non deleclentur in 
sensibilibus, nisi per ordinem ad cibos etvcnerea; solus homo dclectatur inipsa pulchritudine 
sensibilium secundum seipsam. Et ideo, quia sensus praecipue vigent in facie, alia animalia 
habent 1'aciem pronani ad terram, quasi ad cibum quaei-cndum, et providendum sibi deviclu; 
homo vero habet faciem erectam, ut per sensus, et pracipue per visum, qui est subtiltor, el 
plures differeiitias rerum ostendit, libere possit ex omni pane sensibilia cognosccre, et coele- 
stia, el terrena; ul ex omnibus intelligibilem colligaL veritalem. Secundo, ut interiores vires 
liberius suas operationes habeaut, dum cerebrum (in quo quodammodo perflciunturj non est 
depressum, sed super omnes paries corporis elevalum. Tcrtio, quia oporlerel si homo habe- 
ret pronain staturum, quod ulerelur manibus loco anleriorum pedum; et sic ulilitas manuum 
ad divrsa opera periicienda cessaret. Quarto quia si haberet pronain staturam, el uteretur 
inanibus loco anteriorum pedum: oporterel quod cibum caperet ore, et ita haberet os oblon- 
gum, et labia dura, et gi-ussa: et linguam eliam duram, ne ab exlerioribus laederetur, sicut 
patet in aliis animalibus. El lalis disposilio omnino impediret locutionem, quae est proprium 
opus rationis. Sum. Theol. P. I. qu. 91. art. III. n. 3. 



VON MENSCHL1CHER PILDNUSS. 

. 5- a. (c f werchman. im 40. g. 3. c. et 77. . 3. b. et 78. . 4. d. (d <J erb- 
schafft. im 32. . 3. d. et 34. . 9. c. et 37. . 9. b. et im 55. . 9. d. et 56. $. 3. h. 
et 86. . 9. c. et 88. . 7. f. (e f Ion. Mat. 6. in prin. receperunt mercedem suam. 
(f J naygung. sieh. . 5. f. et im . 7. c. 

VII. 5 Wiewol wir mennschen, als verstaenndig pildnuss (a) ganntzer weld, 
an stat der vnuerstaendigen creatur diser weld, vns gegen got dermassen (wie 
verstanden) hallten solten, so thuon wir doch nur das widerspiel (b) vnnd naygen 
vns vider geordente vernufft zum fleiscb vnd vihischer natur. Dann an vns nichts 
erscheint, das verniifftigen creaturen vnd gottes siinen gleich sey, sonder wir 
wueetten vnd toben als vnuerniifftige tyer vnnd als wechslpaelig vnd miszgeraten 
siin oder panckharden. (d) Jn vnns ist kain gotsuorcht noch geordente lieb, kain 
ere noch gehorsam, kain glawb noch vertrawen (e) gegen got als gegen vnserm vnd 
anderr crealur schoepfer, herren, vater, erlediger, ri enter vnnd saeligmacher, den 
wir nit allain verachten, sonder menigfeltiklich vnnd fraeuenlich belaidigen. Wir 
vndersleen vns auch Got aus seinem regiment zetreyben , dann von recht vnnd 
natur solt er regieren in aller mennschen hertz, on alien widcrstand jres freyen 
willens, der sich gotlichem willen auch vnderthaenigmachensolt, wie in laglichem 
pete stet. Zuokoem dein reich (f), dein will (g) gescheh. Aber wir lassen in vns 
regieren vnsern aigen willen wider gottes willen, den wir seiner rechtlichen gwer 
entsetzen vnd vnsselbs vnrechtlich darein setzen vnd tyrannisch dorjnn herrschen. 
Wer mag nu sprechen, daz wir diser vnd ander sachenhalb guoete pildnuss seinn 
weder goltes noch seiner creatur. 

(a ^ pildnuss. sieh. . 1. a. (b f \viderspil. sieh. 9. . 3. g. (c f naygen. sieh. 
. fj. f. et im 48- jj. 10. b. (d J panckhard. sieh. 10. . 11. d. (e f vertrawen. sieh. 
22. . 6. e. (f f reich. Mat. 6. sieh. 10. . 9. e. et im 41. . 2. e. (g <J will, im 
50.- 5. 8. 1. 

VIII. ^ Nun merck wie poslich der mensch in jmselbsauszwarlt der pildnus 
gottes. Do milder herrgot wolt ausserhalb sein das geschoepf machen, hat ervon 
ewikait kainen andern form (a) gehabt dann sichselbs. Darumb hat got nach jme 
vnd zuo seiner gleichnuss sein geschoepf ibrmiert vnnd all seinjnwendigvnmaessig 
Itrefft vnd tugent auszwendig maessiklich erzaigt in den creaturen nach massen, 
souil ain yede creatur gotlicher gleichnuss (b) fahig ist, aine mer oder weniger 
dann die annder. Ain Engel ist on ander zuoesalz ain bestaenndiger vnd lawtter 
geist, ist got als dem vnbeweglichem hochstem vnnd aller claristem geist gleycher 
dann n\enschlicher geist, der nit ain lawtter noch allain bestaendiger geist, sonder 
geordent ist ainen leib an jm zehaben. Aber got hat zuo seiner pildnuss (c) ge- 
macht weder Engel als lautter geistlich natur, noch die himel oder stern als lautter 
leiblich creatur, sonder die menschen samentlich (d) vnd sonderlich, so geistlicher 
vnd leiblicher natur miteinander seinn vnd injnen beschliessen die menschaitCri- 
sti, die sich gar veraint mit ewiger (e) pildnuss, die ist gottes sun. Ain pildnuss 
oder abunderfehung (f) oder ain abschrifft ist genennt das alles jhenesbegreifftvnd 
ain gleichnuss an jm hat des was im ersten form steet oder im Original geschriben 
ist. Der Engel hat an jrn nit all gottes gleichnus, doch etlich, als geistlikait, ge- 
dechtnuss, vernuft, freyen willen vnd mer ander kreft. Aber der mensch sol an 
jm haben all gottes gleichnuss jnwendig vnd auswendig.jGiot ist fruchtbar jnwen- 
dig natiirlich vnd auswendig krefftlkTichT Jnwenflfg gepert got aus natur vnnd 
natiirlicher lieb ewige vnermesliche pildnuss, nemlich seinen sun (g), auswendig 
beschaft er all crealur aus seiner macht vnd ordenlichen Heb^, Der mensch vnnd 
kain engel ist aus natur perhafft. Er sol auch jnwendig aus naturlicher lieb gegen 



200 NEU-NUNDZWAINTZIGIST CAPJTEL 

got all tugent gepern vnd auswendig in der ere gots auch gegeu seinem nagsten 
aus ordenlicher lieb vnd aus seinen krefften guote werch verbringen. Daneben 
entspreust zwischen vater vnd sun ain sender natiirlicbe lieb zuo gleichouss der 
besondern natiirlichen lieb die zwischen got valter vnd Sun von ewikaitvnnd hei- 
liger geist genennt ist. Wiewol die Engel aucb jnpriinstiklicb aneinander lieben, 
ist doch dieselb lieb nit natiirlich wie zwischen vater vnd Sun, sonder solhe englische 
lieb isl ordennlich wie zwischen vnsern nagsten als guoten freundtcn. 

(a f form. sieh. 19. . 4. b. (b f gleichnusz. im . 9. i. et im 32. . 6. a. et 
38. . 2. b. et 59- 1- e. (c ^ von gotes pildnusz. gen. 1. ad imaginem dei creavil 
ilium, sieh. . 1. a. et sieh. 5. $. 2. c. et 7. $ 3. 1. et 18. . 4. a. et 19. . 4. f. et 
25. . 3. b. et im 35. . 10. f. et 37. . 1. g. et 38. . 2. i.' et 42. . 9. b. et 49. . 
8. f. et . 13. a. et 50. . 10- b. et 55. . 4. g. et 59. . 1. d. (d <f samentlich. im 
47. . 8. b. (e f ewiger. sieh. 7. . 3. d. et k. et im g. et im 40. . 6. d. (f ^ 
fehuug. sieh. 13. . 8. b. et 22. . 3. b. (g f sun. sieh. e. et sieh. 20. . 6. d. 

IX. f Beriirter mass ist vnder alien creaturen allainder mensch gantzegleich- 
nuss vnd erfiillte pildnusz gottes. Derselb ist das ewig wesen. nach gleichnusz 
solhes gotlichs wesens hat got alle creator aus nichte bescbaffen vnd zum wesen 
gebracht. Got ist in jmselbs f'ruchtig (a) vnd das vntodlich ieben das sieh in jmselbs 
erkiickht. Deszhalb hat er ctlich vnlebentig creator erkiickt vnd lebentig auch 
fruchtbar gcmacht. Got hat in jme syn (b) vnd enipfinden, so vnsverporgenseinn, 
nacb gleichnusz derselben hat got die tyer syndlich vnd empfindlich gemacht. Got 
ist ewige weiszhait, deszhalb hat er die vernufft (c) nit allain in geistlicher sonder 
auch in leiblicher natur, benentlich im menschen beschaffen zuo gleichnusz seiner 
gotlichen weiszhait. wiewol die vernuft, von wegeri der siind, in vns verdunckelt 
(d) ist. Got ist die vnmaessigwilliglieb vnd lieblicber will, derfrey sein aygenist 
vnd an nichte hengt dann an jmselbs. Zuo gleichnuss desselben, hat got in ver- 
niiftiger creatur beschaffen die lieb vnd freyenwillen, doch daneben geordent, doz 
solher beschafFner freyer will vnd lieb nit aigen sonder gotlicbem willen anhengig 
sey. Got (e) ist in jmselbs vnmaessig freydenreich, zuoegleichnusz derselben, hat 
got in vernuftiger creatur freyd (C) beschaffen vnd zuo ewiger freyd zekomen ge- 
ordent. Aber die freyd ist wandelbar, dann so verniifftige creatur vbertrit gottes 
ordnung, alszdenn wirt aws ewiger freyd das ewig layd. (g) dasselb ist nur dem 
menschen sonst kainem anderm tyer (b) zuoeberayt, vmb das der mensch in jin 
vermailigt gotliche pildnusz vnd die gotlich gleichnuss gar auslescht. (i) ( 2 ) Aws 
yetzbeschriben fiirtrag istverstanden, das yede creatur an jr hat etlich gottes gleich- 
nusz, aber nit all, awsgenomen im menschen solten sy all samentlich sein, deszhalb 
er ain pildnuss gots vnd seines geschopfs ist, auch der beslus ist aller creaturen, 
nachdem er anjmhat geistliche vnd leibliche nalur, auch aller vnd yeder leiblicher 
creatur aygenschafft (k), benentlich das wesen vnd Ieben auch empfinden. deszhalb 
ist der mensch genent ain pildnuss irdischer weld (I). Daz er aber an jm hat ge- 
dechlnuss, vernuft vnd t'reyen willen (m) (derselb ist entlich das zaichen gotlicher 
pildnuss) deszhalb ist der mensch ain pildnuss gots. Diser gestallt seinn getruckt 
all gleichnuss Gots inn menschen, als gottes pild oder Sigil (n) in ain wax. tlas- 

( 2 Das Ebenbild Goites ist in dem Menschen durch die Siinde verunstaltet, befleckt. aber 
nicbt ausgeloscht. Berthold versteht nach dem Vorgunge des hi. Thomas und mehrerer Theo- 
logen unterdera Ebenbildedas "Wesen der Seelc, Nveil der Mensch seiner Seele nach vorziiglich 
als das Bild Gottes, das heisst, als das Bild des Bildes Gotles, namlich des Sohnes Gottes, 
welcher das Bild Gottes heisst, erscheint; unter Gleicliniss aber die iibernatiirlichen Gaben und 
Gnaden, dicHeiligkeit und GcrechligUeit, Die Aelmlichkeit wurde durch die Siinde ausgeloscht. 
Thorn. Qu. 93, Art, 9. Conci}, Triij, Sess, V, Peir, Lomhar^, Jyib, gent, JI, djsf, 16, , ^, 



VON MENSCHLICHER PILDNUSS. . 201 

selb nienscblich wax (o) sol die eingetruckten gleichnuss gots an sich annemen. 
das 1st. er sol sich vergleichen (p) mil gotlichentugentenauchainvnuermailigtpild 
vnnd Sigil gottes beleiben vnnd nit werden des dewfels (q) pildriuss. 

(a f fruchtig. sieh. 21. . 3. h. (b f syn. sieh. 26. . 5. b. (c f vernuft. sieh. 
18. . 2. a. (d J tunckelt. sieh. 26. . 6. b. (e ? got. sieh. 7. . 5. a. (f f freyd. 

ht. si 



sieh. 5. a. (g f layd. im 45. $. 8. h. (h f tyer. sieh. . 5. c. (i f gelescht. sieh. 
. 8. b. et im 59. . 1. g. (1< f aigenschaft. im 41. . 8. f. et sieh. 27. . 1. d. (1 f 
weld. sieh. . 1. a. (m f willen. sieh. $. 4. c. et im 78. 10. c. (n f sigil. im 59. 
. 1. h. (of wax. im 36. . 13. 1. et 84. $. 4. d. (p f gleichen. sieh. 19. . 5. e. 
iq f dewfels. im 60. . 5. 1. 

X. f V/il nu der menscb beleiben raine pildnuss gots, muoes er sicbselbs 
erstlich erkennen vnd zuovndrist an seinem nicbding anheben, nemlichbedencken 
wio die frucht, so aus der erden wachsen. widerumb zuoerde werden, also ist des 
menschen leibaws erde (a) vnd wirt widerurnbain erde, als eyss oder schneistaus 
wasser, deszhalb wirt es wider zuo wasser. Gotlicbergeist spricblzum menschen. 
Du wirdest widerumb geen in die erde von der dugenomen bist, dann du bist nur 
ain stawb, deszhalb wirdeslu widerumb gekert in staub. Nit daz sich ain mensch 
selbs moeg formieren aws erde vnd wider zuo erde machen, sender got vermags 
allain, der solhes zethuon der natur beuolhen, aber den geist einzegiessen (b) jme 
vorbehalten, als dem allermaechtigisten. der allain vber alle dinggwalt vnd weisz- 
hait hat. Nu soldestu versteen, daz du nit allain aus nichte sonder auch aus 
slechter materi, nernlichawserd vnd stawb beschaffenvndformiert bist. Jnsolher 
schlechten materi muoestu anheben zelernen die warhait auch dich vnd dein jrdi- 
sche natur zuoerkennen. Von derselben nidern creatur der erde kan der mensch 
aufsteigen insichselbs (c), nachmals von jme bis zuo Got, in demselben findet er 
alle warhait. Dermassen enlspringt von erde die warhait (d), daz sich ain mensch 
selbs diemuetigklich erkenne, alszdenn gibt jm das erderreich sein frucht, dadurch 
er kumbt zw erkantnuss hoher ding, nernlich goltes, daz ist die hohe frucht, vn- 
sers erderreichs. von derEsaias sagt vnd das Ewangelj, daz aws klainem senif (e) 
sam kumbt hohe frucht. 

(a f erde. Eccli. 17. in prin. deus creavit de terra hominem. Gen. 3. ant. fin. 
Ecclcs. 12. revertalur pulvis in terram suam. im . 11. c. et . 12. e. et . 13. e. et 
sieh. 28. . 14. e. et im 53. g. 2. f. <b f giessen. im . 13. c. (c f selbs. im g. 11. 
a. (d f warhait. Psl. 84. veritas dc terra orta est. Esaias. 4. sieh. 10. . 6. d. (e f 
senif. Marci. 4. ant. fin. im 58. . 11. n. 

XI. f Wildu der warhait von deiner person erjndert werden, muoestu nit an 
hohen dingen anheben. ye hoeher etwasist, yewcniger magstu dich dabey lernen 
erkennen. Nachdem aber der mensch vnder alien jrdischen creaturen die hochst 
natur an jm hat, deszhalb kan er sich an jmselbs (a) am wenigistenerlernen. Daraws 
kumbt, daz sich nyemants selbs erkent, sonder ainyederhellt (b) mer von jm dann 
cr ist. vnd spricht der weis. Des narren weg ist in seinn augen gerecbt. Es ist 
ain weg den der mensch fur guoet ansiecht, aber sein lesst end fueert zum tod. 
Darumb dichselbs zuoerkennen, gedenckh, dasdu seistainvnrainevnd vnberegente 
erd (c), die got erstlich awf nichte angehangen (d), vnd zuo seiner fuoesscbamel (e) 
gemacht hat. Wie die schrift ausweist. Was sloltzest (f) dann du erd vndaschen? 
Darawf gepewt (g) Cristus dem volckh, sich niderzethuon awf die erde, darnach 
hat er es gespeisl. Wie Christus erstiich abgestigen (b) ist in vndern tail der erde, 
nachmals awfgefaren zuo gerechter gottes, also sol sich erstlich diemueetigen vnnd 
nider jq sichsejbs geen, der binawf 350^ jjerren koemen wjl, Alszdenn erweckt (i) 



2 NEUNUNDZWA1NTZIGST CAP1TEL VON MENSCHLICHER ETC. 

got von der erden den diirftigen vnd erhebt den armen awsmm myst. Daneben 
sol yeglicher hedenckhen, daz er ist im vnflal empfangen, zuo arbait geporen (k), 
anfanklich on all leiblich kraft vnd vnfrecht geweseri, mil der zeyt awsmm erd- 
poden dits ellends awfgewachsen (I) vnd kreftig worden. Dabey zemercken, daz 
in jm ist wachsend leben, genent Vegetatiua (in) , so gras, laub kraut, paem vnd 
andere-wacbsende creatur an jne baben, die aws aigner kraft, so sy von Got 
natiirlich empfangen, ir narung vnd aufwachsen nemnien vonn elementen. 

(a f jmselbs. sieh. . 10. c. et im 37. . 11. d. et 56. . 1. b. (b 5 hellt. pro- 
ver. 12. in med. via stulti recta in oculis ejus. prover. 14. post princ. novissima 
ejus deducunt ad mortem, sieh. 14. . 6. a. et 20. . 4. 1. et im 44. . 2. e. et 76. 
. 2. b. (c 5 fi rd. Ezech. 22. ant. fin. tu es terra non complula. sieh. . 10. a. 
(d f angehangen. Job. 26 sieh. 21. . 1- f. (e f schamel. Mat. 5. ant. tin. terra 
scabellum pedum ejus. sieh. 21. $. 4. g. (f 5 stoltzest. Eccli 10. post prin. quid 
superbis terra? im 36. . 10. a. et 48. . 8. c. et 88. . 12. d. (g } pewt. Marci. 8. 
in prin. (h f stigen. Eph. 4. post prin. sieh. 10. . 12. g. (i f wcckt. Psl. 112. sus- 
citans a terra inopem. (k f poren. Job. 5. in prin. homonascitur ad laborem. Job. 14. 
in prin. de immundo perceptum semine. im 34. . 5 b. (I 5 wachsen. Gen. 41. in fin. cres- 
cere me fecit in terra paupertatis. sieb. 22. . 4. k. (m 5 vegetatiua. sieh. 26. . 4. a. 

XII. ^ Nocbmer mag ain mensch ausnemcn bey jmselbs, nemlich bey seiner 
syndlikait genannt sensitiua (a), als bey sehen, hoeren, genissen, empfinden etc. 
daz er ain empfindlich leben hat wie allc Iyer haben, die auch sehen, boeren, 
kosten, smecken vnd gemainklich empfinden, doch ain tyermeroder weniger dann 
das ander. Vber solches vernymbt der rnensch in jme zesein etwas boehers vnd 
bessers, denn in andern tyeren, nemlich ainn sondern vnsicbtbern geist. deman- 
hengig ist die kraft genant rationatiua (b). in derselben stet die gedechtnusz vnd 
vernuft auch freyer will, des die vnuerstaendigen Iyer ernperen vnnd deszhalb dem 
menschen vnderworffen (c) seinn. Dabey magstu ermessen (d) gottes vnermes- 
lichen gwalt vnd allmaecbtikait, der aus solbcm slechten vnd niedern ding, so die 
erd (e) ist, als ain edle vnd bohe creatur, wie nienschlicher leib ist, solt tbrmiert 
werden, der do fahig sey ains verniiftigen geisles vnd pildnusz gots. Daraus ver- 
bteet ain yeder, daz menscblicb geschlaecht sey vber all leiblich creaturen gesetzt 
vnd gewierdigt, aucb von got begabt dermassen, daz ob jme kain creatur stee, nach- 
dem er besitzt freyeu willen, vber (f) den in der natur nichts gewaltigers ist, das 
denselben irren oder noetten (g) moecbt allainGot, der solchen freyen willen dem 
menschen wol gibt, aber nit zwingt, sender frey laesst als ein pildnuss seines got- 
licben freyen willens. Aws welhem gotlichen willen got ainn willen beschaffen 
vnd denselben dem menschen gegeben vnnd frey gemacbt hat alsuil, daz solher 
menscblicher will von nyemant gefangen (h) warden mag, nur erselbs geb sieh 
gefangen. Ergibt er sieh Got gefangen, derselb nyrnbt jn an vnd ist ain saelige 
iancknusz, dadurch ervon posen panden frey vnd ledig wirt vnd kumbtin gnaden- 
reiche pand. Gibt sieh aber mennschlicher freyer will seinem aigem fleisch orler ainer 
andern creatur gefangen. Ist ain pose fancknuss, dorinn er ewiklich bleiben 
inuocs, allain er werde durch got hie erledigt vnd dem dewfel abgefangen (i). 
Daher kumbt daz vermuoet wirt der mensch hab kainen freyen willen. Jst aber 
zeuersteen von jhenen die sieh selbs irem fleisch gefangen geben durch ir siind 
vnd pose gwonhait(k), dieselben werden durch ir ileisch, weld vnd deufel gefuert 
wobinsy verlusst Aberdietyer, so nit freyen willen haben, moegengenoettigt wer- 
den durch die menschen oder durch gemain gwalt vnd lawf der natur. 

(a ^ sensiliua. sieh. 2G. 5. a. (b f ralionaliua. sieh. 18. . 2. a. et im 78- 
. 6. e. (c $ vnderworffen. Psl. 8. sieh. 7. . 1. t. et im. 100. . 3. d. (d f niessen. 



DREISSIGIST CAP1TEL 203 

sieb. 21. 1. ra. (e J erd - sieh. . 10. a. (f f willen. sieh. . 4. c. (g J notten. 
sieh. 27. . 9. c. et im 38- . 9. d et 40. '. 2. a. et 41. 9, b. et 42. 5. 6. g. et 
45. . 10. a. et 49. . 11. f. et im 50. . 2. c. et 78- . 6. f. (h f gefangen. im 37. 
g. 4. d. et . 8. e. et 45. . 6. h. et 48- . 13. b. et 53. g. 10. m. (i J abgefangen. 
im 80. . 5. 1. et im 100. . 8. d. (k f gwonhait. im 33. . 3. 1. 

XIII. f Nym war. daz du bist ain senders werch des grosseu gots, der aws 
klainem samen deines Vaters, durch naturlichen einflusz, souil dings an deinen 
loib gelegt, geordont vnd herfurgezogen hat. Du magst nit sprechen, daz weder 
dein vater noch inuoeter in deiner geperung, an dir ain haerlein gemacht, son- 
cler on jr wissen vnd zuoetbuon. Ja offt on ir begem vnd on iren willen wachst 
das kind in muoeterleib. Off hieten frumrn kanlewt gern kind (a), sy koennens 
aber nit geperen aws irer vnscbiklikait. Dann aller geperung vrsprung (b) kumbt 
allain von got. wie Paulus sagt. Weder der do pflantzt, nocb der do wassert 
ist etlwas, sonder got dor die wacbsung gibt. Dergleichen mag man sprechen. 
Weder vater mit seim sarnen noch muoeter mit irerri empfaben, ist vrsach daz 
ain kind in muolerleib wachst vnd geporen wirt, sonder got der durch die na- 
tur dem kind gibt form vnnd wachsen auch naruug, zuolesst durch erschaffung 
vnd eingicssung (c) aines geistes, macht er des kinds leib lebentig vnd daraws 
ain -pildnusz gots. Solhes alles wiircbt (d) got allzeit. wie Christus selbs 
bekent. Mein.himliscb.er vater wurcht biszher vnd ich wiirch auch. Aus ob- 
bemelten anzaigen siehestu, daz dich got aus nichte vnd aus vndrisler erde (e) 
vber sieh zuo bohem stand vnd edler rneuschUcher natur erbebt, vngezweifelt 
zegelauben, er hab dich gewident vnd beruoeft noch zuo hoeherm stand, nem- 
lich zuo jme inn himul zekornen, souerr du ain vnuermailigte pildnusz gots er- 
funden wirdest, nemlich daz dein gemueet vber sicb zuo got stee, vnnd nit irdiscbe 
ding suoechesl. Wie vns Paulus lernt. daz wir sollen suoechen was oben (f) ist 
do Cristus sitzt zuo der gerechten gots, daz wir auch sollen besinnen jhene ding, 
die ob vns, nit die awl'erde seinn. Dornit wir vom vndristen stand komen bis 
zum obristen stand den uns got zuoeberait hat. Von welhen standen her- 
nach voligt. 

(a ^ kind, im 99. . 10. e. (b f vrsprung. 1. Cor. 3. post prin. incrementum 
clat deus. im 60. 5. c. (c f cingicssen. sieh. . 10. b. (d f wurcht. Joh. 5. 
ant. med. pater meus usque modo operalur et ego operor. im 59. . 9- f. et 78. 
. 5. g. (c 5 erdc. sieh. . 10. a. (f f oben. Col. 3. in prin. quae sursum sunt 
querite. sieh. 5. g. 



^ DREfSSIGIST CAPITEL 

Von et ass dem ttieitscIiliclBg 



1. Gemainetyer (a) hahen vil vnderschidlich nalur vnd geslaecht, als roszhait, 
rinderhait, hundhaitetc.aberallenthalbennurainenstandiresvrsprungsvndgemaines 
tyerlichs wesens. Dadurch sy formiert vnnd gepert werden auch wachsen, em- 
piinden, awf vnd abnemeri nach gemaincm einflus der natur. Enlgegen all vnd 
yeglich menschen on vnderschid haben nur ain natur vnd ainig geslaecht, benent- 
lich die menschait. aber daneben sex staenc), drey hie vnd drey dort. Ersten hi- 
eigen stand, nernlich des Paradies (b) vnd guoets wesens, hat menschlich geslaecht 
verloren vnd ist gefallen aus guotem ordenlichen wesen in poes wesen. Daraws 



204 DREISSIGIST CAP1TEL 

eruoligt der ander (c) vnordenlich vnd vngnadig stand hie auf diser weld, daselbs 
sollten wir, durcb das leiden Christ! widerumb erlangen newe ordnung vndgnad 
gottes in streyttunder kirch. dieseJb ist dritter (d) hieiger stand. Daruber steen 
monschlichem geschlaecht dort auch drey staend beuor. ainer ist die belle (e), 
darein vonbinn ferrer abfallen jhen die hie den stand der gnaden nit erlangen. 
Der ander dortig stand ist in slaffunder oder piiessunder kirch, benentlich im 
fegfewr (fj, dorinn zeitlich gefegt vnd gerainigt werden menschlich geist, die hie 
gnad erlanngt aber siindige mayl nit gar abgezogen haben. Wann nu mensch- 
lich geist gar gerainigt seinn, oder vonhinn in gottes gnaden on mayl abschaiden, 
alszdenn komen sy dort zuo sextem vnd hoecbstem (g) stand himlischer kirch. 
dieselb ist dritter dortiger stand. Vorbestirnbt vnderschidlich drey staend, nem- 
lich der ander dritt vnd fiinfft, betreffen allain des menschens geist, der hie in 
vngnad fellt vnnd gnad erlangen sol oder dort im fegfeur gerainigl werden. Die 
andern drey staend. benentlich erster, vierder vnd sexter betreffen gantzen men- 
schen in geist vnd leib miteinander, die im paradis zeitlich gewesen vnd dort 
ewiklich verdambt oder saelig werden. Doch ist in der menschen leib (h) khain 
vnderschidlicher stand, nachdem dieselben leib nur ainer natur vnd allvom Adam 
hie, auch siindig, todlich vnd zenichtig fleisch seinn. vnd ist nur ain ainiger leib 
vnd geslaecht alsuil menschliche natur beriirt. Wiewol aus zuoefallenden vrsa- 
chen der menschen leib vngleych werden. an leib ist groesser, stercker oder hiib- 
scher dann der ander. Ja an aimm menschen mag seins leibs vngleichait er- 
scbeinen. do ain fuoesz krumb oder kurfz, der annder gerat oder lang. Jst dan- 
noch nur ainiger leib aller menschen im abfallunden stand vnd also vnder alien 
menschen leibszbalben kain vnderschid. 

(a q" tyer. sieh. 27. . 10. b. et 28. . 14. i. et 29. . 5. c. et im 31. . 5. e. et 
. 6. g. et im 35. . 1. e. et im 49. . 7. d. et$. 9. a. et im 78. . 5. d. et79. .7. f. 
(b f paradis. Gen. 3. in fln. emisit de paradiso voluptatis. sieh. 26. . 3. e. im . 3. 
a. et . 4. a. et im 31. . 1. a. et . 3. a. et $. 6. e. im 34. . 1. c. et . 9. b. et 37. 
. 1. c. et 49. . 7. f. et 54. . 4. a. et 59. . 5. a. (c ^ ander. im . 4. i. (d f 
dritter. im . 5. o. et imo9- . 5. b. et 68. . 1- c. (e ? helle. im . 5. 1. (f f feg- 
feur. im 5- 7. c. et im 82. . 9. a. (g J hochstem. sieh. 1. . 4. b. et im . 4. g. et 
im 3?. . 9. b. et 49. . 4. e. et 53. . 9. d. et im 57. . 6. h. et 58. . 1. a. (h 5 
leib. im 47. . 1. d. 

II. ^ Darumb seinn obbemelt sex vnderschidlich staend gantzem menschen 
zuoezeziehen, doch am maisten menschlichen geislen, dieselben haben manigerlay 
zuoefallender vnderschid irerkrefft, als in gedechtnuss, vernuft vnnd freyem wil- 
len. Dieselben krefft machen vnderschid inn menschen, daz ainer gelerter, listiger, 
fleissiger, besser oder poeser ist dann der ander. Daraus kumbt, daz durch 
freycn willen ain mensch ainen guoeten, der ander ainen posen stand erraicht. 
Solh zuoefallund staend erheben oder ernidernn den mennschen. Sy mogen jne 
in seinem wesen veraendern aber aws der natur (a) nit gantz abtiligen. Er bleibt 
dannoch ain nalurlich mensch dieweil die wurtz (b) menschlicher natur noch da- 
selbs ist. Aber aws derselben wurlz wachsen nymer guoet sender pos friicbt. 
Deszhalb ist der rnensch an jmselbs, awsserhalb zuofallender guottat, vnbeklaid, 
ganiz plos vnd slecht. Doch mag er durch uwswendige hilfbeklaidt (c) vnd guot 
werden. Merck dits beyspil. Wo ain schofwoll fiirgenomen ist, daraus zespin- 
nen vnd zemachen scharlach tuoech zuo koeuigklichem klaid, dieselb woll wirt 
getailt in vil wikel, die vngleich werden. ains laesst (d) sieh schon spinnen, dann 
es ist zugig vnd tueglich zuo scharlach. Das ander wickel ist vnziigig, daraus 
niohts anders worden inog daim grob Men tuoech, Pegzhalb kumbt dos ainen 



VON STANDE-N MENSCHLICHS GESLACHTS. 206 

wikels woll im scharlach zum koenig. des andern wickels woll kumbt im loden 
zumm ackerman, wiewol bede wickel ainer woll vnd natur seinn. Jtem mer 
ain beyspil. vngefaerbte tuoech seinn ainer materi. So sy aber gefaerbt oder 
angesniten, wirt ain tuoech boher oder tewrer dann das ander, nach gelegenbait 
der farb (e) oder des forms daraus gesnilen. Dergleichen ist menschlicb geslaecht 
fiirgenomen zuo got zekomen. Aber dannoch mag ain mensch durch sein leben 
vnd tat vber den andern awf oder abkomcn, erhocht oder genidert werden. 
Das der ziicbtig (f) zuo got, der vnziichtig zum dewfel fert, wiewol sy bed ainer 
menschait vnd menschlicher natur seinn lasst sich docb ainer leicbtlicher zieben 
dann der ander. 

(a f natur. sieb. 21. . 2. c. et sieh. 28. $. 16. c. (b J wurtz. im . 5. f. et 
sieh. 27. . 1. k. et im 32. . 8. d. et im 34. . 1. a. et 45. '. 6. in. (c f klait. im 
. 4. b. (d J lasst. im 45. $. 2. d. (e f farb. im 94. . 10. g. (f f zuchtig. im 
31. J. 2. m. et 39. <J. 12. d. 

III. f Darawf seinn menschlicbem geslaecbt zuoberait anfanklicb zwo hoch 
stet, nachuolgent drey nider stet. Erste hobe slat was dasParadis (a), darein 
menschlich geschlaecht gewidemt gewesen, daselbs noch hoeher zetrachten, nem- 
lich gen himl, das ist hochste stat vnd ewige Ireyd. (b) Ob aber der menscb ab 
des paradis stat fiel, alszdenn was jme ztioberaitt die erst nider stat, benentlich 
diser erdpoden, daz er daselbs. durch den weg der gnaden, pueessen vnd suoechen 
solt awfzesleigen zwbochster stat dosbimels, dieweil er daselbshinnymer koemen 
mag durch erste bobe stat des paradis. Wo er nu hie auf den wege, der gen hi- 
mel zaigt, kumbt vnd doch inn himel zelassen nit gnuoegsam geschickt. Jst dem 
menschen dort die ander nider stat zuoeberait nemlich das fegfeur. (c) dorinn 
des mcnschlichen geists mayl vnd irrung (in bimel einzegeen) gar awfgehebt wirt. 
Dritte vnd niderisle stat ist hellisch, do all vbel zesam fleusst. dieselb belle stet 
zenagst bey ewigem nichding (d) vnd ist zuoeberait (e) dem dewfel vnd seinn die- 
nern die nit puoess vbersteen noch gnad erlangen. Wann nu got dem menschen 
geben bat sein gebiirende natur, nemlicb leib vnd geist, leben vnd empfinden, ver- 
nuftvnd freyen willen, milsambt andern notdurftigen kreften. alszdenn seinn dem 
menschen furgezaigt zwen wege (f), ainer vber sich (g) zuo gotles stat (h), den- 
selben weg sol er annemen. Der ander wege zaigt vndersich zuo dewfels stat, 
denselben weg sol der mensch meiden. Darawf spricht Got zuo dir. Von allem 
holz (i) des Paradis soldestu essen, das ist, goles gepot halten vnd guoete wercb 
thuon. aber vom holtz der wissenhait guots vnd poess soldestu nit essen , sonst 
wirdestu sterben des tods, das ist, gUQete gesetz soldestu nit prechen, sender 'das 
poes vnderlassen, sonnst wirdestu todlich fallen in die belle. 

(a f paradis. sieh. . 1. b. et im 31. 1. a. (b f freyd. im 5. 4. c. (c ^ feg- 
fewr. im . 7. c. (d ^ nichdiqg. sieh. 20. . 4. a. et im . 8. d. (e f berait. mat. 
25. in fin. sieh. 19. jj. 10. e. (f f -weg. im . 8- a. (g f vbersich. sieh. 28. . 15. h. 
(h f stat. im . 8. h. (if holtz Gen. 2. im 31. . 2. k. et 55. . 2. f. et 56. . 2. 
a. et 59. . 5. e. et im 68. . 9. c. et 76. . 7. d. et 88. . 2. d. 

IV. ^ Jn obbestimbten sex menscblichen staenden seinn zwen guoet, zwen 
pos vnd zwen mittelmaessig. albeg ain stand hie, der ander dort. Erster (a) 
hieiger guoeter stand , benentlicb der vnschuld , ist anfangs im paradis gewesen. 
derselb was gerecht, gemaes vnd zuogehoerig menschlicher natur. Dann des 
menschens guot wcsen ist, daz er recht lebe, geistliche notttirftbedenke, wol ver- 
stee, beschaidenlich welle, warbaftiklich glaube, fesstiklich hoffe, ordenliche lieb 
hab vnd in alien tugenten bestandig sey. Solhe werch seinn des menschens hoch- 



206 MEISSIGIST CAPiTEL 

zeilliche klaid. Wer derselben klaid (b)|fleissiklich btiett, der ist saelig, domit 
er nit nackend (c) geo noch sein schnoedikait gesehen werde. Disen stand haben 
anfangklich gebabt Adam vnd Eua, nachjnen, allain die menscbait Cbristi aus 
natur vnd sein gepererin Maria (d), dieaws sondern gnaden on erbscbuld empfan- 
gen ist. Derselb stand was im paradis ain gewisser wege, dadurch zekomenvber 
sicb dort zum andern guoten vnd boechsten stand bimlischer freyde (e), zuo der 
menscblich gescblaecht vber sein natur (I) entlicb gewident was. Wo nu im er- 
sten stand der vnschuld, die mennschen gotlicbe gnad vnd klaidung williklich an- 
genomen vnd nit fraeuenlich von jnen geworffen bieten, alszdann waeren sy Got 
angenaem aucb gerecbt wordenvnd bestaettigt in guotem wesen vnd dadurch zuo 
lesst entlich koemen zuo bcsstem (g) stand ewiger saelikait. Daran aber numals 
allain koemen die erweltcn, so im ersteri stand der vnscbuld beliben , als Jbesus 
vnd Maria, auch die nacb jnen im stand der gnaden erfunden vnd widerumb huld 
von got erlangen vnd hie oder dort gantz gerainigt seinn. Ander lewt komen 
nymermer an solhen hoechsten stand, diewcil sicb irfleisch in adams person gegen 
got vngeborsam erzaigt (h) bat, vnd aines yeden menscbens geist nocb heut seimm 
fleiscb anbengt vnd Got vngehorsam ist. Nachdem gantz menschlicb geslaecbt 
vmb sein verschulden ausm paradis gefallen (i) ist in gegenbiirtigen posen stand 
der vngnad. Darein aucb ein yegb'cher mensch besonder fellt, erstlich in seiner 
empfaencknuss mit der erbsiind, nacbmals taeglich mit seinen wtirchlichen sun- 
den. Daclurcb verlieren all menschen das bochzeitlicb klaid (k) des ersten guoeten 
stands, deszhalb sy von himliscber hocbzeit ausgescblossen vnd hieher in aussere 
iinster geworffen seinn mit gepunden henden vnnd fueessen , laut des ewangelj. 
Dann sy verlassen das guot wcsen vnd verkcren geburlicben menscblichen stand 
in vncbristenlicbe ordnung. (') dafur brawcbensy, nacb vngebiirlicber vihiscber(l) 
art, ain vngerecht, krump, snoed vnd siinclig wesen. fur hochzeytlicb klaid legeu 
sy an ain scbabaossig (m) vnnd zerissen gewandfc irer gwisscn. 

(a ^ erster. sieh. . 1. b. et im 55. . 9. c. et 57. . 3. d. (b f klaid. Apo. 16. 
ant. fin. beatus qui custodit vestimenta sua. sieh. . 2. c. et im 3J. . 4. h. (e ^ 
nactend. Ezech. 16. in prin. eras nuda et confusione plena, im k. et im 34. 5. 2. I. 
(d. f Maria, im .34. . 4. e. (e ^ freyd. sieh . 3. b. et sieh. 29. . 5. a. (f f na- 
tur. im 38. . 9. b. ' (g f besstem. sieh. . 1. g. et im 31. . 7- f. et 43. . 4. i. 
(h f erzaigt. im 57. . 3. c. (i ^ von erslem fal des menschens. sieh. . 1. c. et im 
31. . 5. a. et . 9. i. et im 32. . 4- c. et . 5. g. et 39. . 2. k. et 43. . 13- b. et 
im 47. . 2. a. et 50. . 1. b. et 52. $. 1. h. et . 3. h. et 58. . 1. d. et im 62. . 
7. c. (k ^ klaid. mat. 22. non habens vestem nuptialem. sieh. c. el im 77. . 4. 1'. 
(I f vihisch. im . 5. b. et im 31. . G. g. et 64. . 11- g. (m ^ schab. jaco. 5. in 
prin. vestimenta veslra a tincis comesta sunt. 

V. f Daz wir in vorgemeltem verkerten wesen vnd im stand gollicber vn- 
gnadcn seinn, mueesseu wir bekennen (a) vnd lawtter vernemen aws deme. daz 
wir poszlicb, schaentlicb, laslerlicb, vnrecbtlich bandeln vnd fueeren ain vngefuer 
leben in posen gedancken vnd argen listen, in aigem willen vnnd vnordenlicher 
lieb, mit wanckler boffnung vnd laerem glawb, wider got vnd sein kircb. Wir 
seinn zuo kainem guoeten genaygt, sonnder wir volgen nacb dem fleisch vnd 
fleischlicber gicr wie vnuerniiftige tyer vnd naygen vns gar auf vibische (b) art. 
Deszbalb wir recbtlich in gotlicben vngnaden seinn, sonderlicb von wegen gegen- 
biirtigs vnnsers vnglawbs, als gescbriben sleet Gottes zorn (c) kumbt vber alle 
kind des vnglawbs. Vil frumm vnd recbtglawbig lewt seinn ditsmals in mitte 

(' Relicto enim bono naturae ct congruo humano slatu perverse ac ordine catlioKco 
destracto, sunt more brulali in conversationc vili et culpabili, iibersetzt Berthold. 



VON STANDfcN MENSCflLICHS GESLlCHTS. 207 

vefkerter tewtschen nation (d) vnd vnnderLulherische Sect verkawft. der sy ent- 
eellten vnd die plag, so got von wegen der verkerten hieher verhenngt, muessen 
tragen. welle got daz sy solhes geduldiklich leiden. Wie dann Paulus (e) gelitten 
hat. Nachdem nu in guoten vnd pocsen menschen bleibt die natur, vnd wurtz 
ff) vergiffter menschait. aus der, vor jrer vergiftung, guote frucht gewachsen 
waere, numals nichts anders waechszt dann poes dysteln vnd dorn. Welh poes 
frucht wol im tawfvon des getawften geist, aber nit vom fleisch angenomen 
werden. Darumb wirt poese vihische naigung von kainem menschen aufgehebt. ( 2 ) 
Domit yglicher erkenne sein verkerte natur, sein arm vnd swach wesen auch 
gros zellend vnd vngnadigen stand, dorjnn sein geist hye im fleisch gefangen (g) 
ligt. dadurch er zuo rew vnd puoes bewegt werde. lawt dises spruchs. Dietu- 
gent (h) wirt in kranckhait volbracht. Also moegen wir gegenwiirtigen vnnsern 
zeriitten stand vnd poes wesen, das vns anligt, leichllich brueefen (i) vnnd em- 
pfinden am leib, aber nit am geist, der von seinem zerulten vnnd grobem fleisch 
lasst beswaert (k) vnd in seinen geisllichen synen vnd krefFten durch jrdisc.be jn- 
wonung, vnderdruckt ist, der sonst ausserhalb des leibs vil bedenckhen moecht, 
nach ausweisung heiliger schrift. Der leib ist bye albeg in poesem stand, daraus 
der geist erledigt werden mag. Aber wo dem menschen an seinem geist hie aus 
disem poesen stand, das ist, aws vngnaden gots, nit geholffen wirt, alszdenn fellt 
er aws demselben poesen stand, in vierden (1) stand ewiger verdamnusz. Dasselb 
ist dort der erst vnd poesist stand menschlichs geslaecht wider sein natur. Wie 
die menschen mit jrer gehorsam erlangt hietten guoten lust im paradis vnd vber 
jr natur dasewig leben dort im himl (m), also haben sy mit jrer vngehorsam er- 
raicht poesen vnlust awf diser erd vnnd dort wider jr natur ewigen tod in der 
belle. Darein fallen wider jren willen (n), jhen die mit jrem willen gesiindigt 
vnd dariiber von Got kain huld noch angenaeme gnad erworbenn haben hye in 
diser kirch. Dieselb lurch (o) ist des menschens dritter stand, benenntlich got- 
licher gnadcn. 

(a ^ bekennen. im 32. . 3. a. et im 44. . 2. e. (b ^ vihische. im 31. . 6. g. 
sieh. . 4. 1. (c 5 zorn. Coll. 3. post prin. im . 9. n. et im 32. . 1. i. (d ^ na- 
tion, phil. 2. in medio nationis pravae. im 44. . 5. e. (e f Paulus. Ro. 7. venum- 
datus sub peccato. im 36. 5- 1- f- (f f wurtz. sieh. . 2. b. (g f gefangen. im 37. 
2. d. (h 5 tugent. 2. Corin. 12. post pr4n. virtus in infirmitate perficitur. (i ^ 
bruefen. im 3>. . 4. b. et 80. . 4. a. (k J beswart. Sap. 9. ant. fin. im 35. . 1. i. 
(I ^ vierden. sieh. . 1. e. et im 33. 5- 3. o. (m f himl. im 31. . 1. h. (n ^ wil- 
len. im 33- . 6. h. (o f kirch. sieh. g. 1. d. et im . 6. a. et . 8. c. 

VJ. ^ Dieweil mennschlich geschlaecht verloren hat ersten stand der vn- 
schuld als den wege genhimel vnnd gefallenist in schuld vnnd stannd der vngnad 
auf den wege gen helle, hat im got ( 3 ) annder zwen mitter weg gen himel zuoe- 
berayt. ainer ist der puoess (a) so wir auf vns nemen soellen. der annder weg 
ist der gnaden, die wir in Christo suoechen soellen. Darjnn mag der mensch er- 
lanngen gottes huld nach ablegung seiner mayl vnd schulden vnd nochmalskoemen 
zuo hoechstem stand ewiger saelikait. zuo der jn got entlich beschaffen hat. Jn 
solbem mittelmessigem vnnd gnedigem stand seinnhie all die des verdienn Christi 
tailhafftig werden vnd dorjnn verharren bis an jr ennde, nernlich die bis jnn tod 
cristenlich leben. ( 4 ) Allain derselb vnser hayler Jhesus cristus mag vnd wil vns 

( 2 Dass die Oegierlichkeit, oder die ,, vihische naigung" durch dieTaufe nicht aufgchoben 
wird, hat die Synode zu Tricnl ausdruchlich erkliirl. Sess. V. can. 5. 

( 3 Benignissimus deus ei praeparavit alias duas medias ad coelum vias. E. 

( 4 Persevcrantes usquo in fincm, nempe qui usque ad mortem catholice vivunt. B. 



208 ' 

hie helffen aus poesem stand der vngnaden vnd verhueetten vor poesistem staund 
ewiger verdamnuss. Er wil vns setzen in christenlichen stand der gnaden (a}-, 
daneben mittailen hoechsten stand himlischer freyd. ( 5 ) Der herr Jhesus 
sehawet (b) von himel herab auf vns ellende menschen, als ain erkiicker auf die 
toden, als ain artzt (c) auf kranck, als ain erfinder auf verloren, als ain wegfuee- 
rer auf verjrrt, als ain weiser auf plind, als ain werchmaister auf pawfellig, als 
ain reichervnd milder bezaler fiir notig schuldner, als ain erlediger aufgefanngen 
lewt vnd endtlich als der schoepfer auf jhen die zur nichtikait gedigen seinn. 
Domit jcbsmit aimm wort beslies. Cristus ist alles in alien (d) dingen. injme 
findet yeder mensch sein notdurft. (e) 

(a f puoess im . 7. a. (a f gnaden. sieb. . 5. o. (b f scha-wt. Psl. 32. de 
coelo respexit dominus super omnes. im 73- 5- 14. e. (c ^ artzt. im 58. . 2- c. 
(d f alien. Collo. 3- in med. omnia in omnibus Christus. sieh. 22. . 1. d. et im 
39. . 5. f. (e f notdurft. sieh. Kh 5. h. 

VD. ^ Dargegen sollen wir not halben vnser aufsehen haben allain auf Chri- 
stum vnd seine gepot, domit wir erlanngen zebelcyben irn stand der gnadeu. 
Dasselb ist bie der ain mittelmaessig stand , ains tails beswaerlich, daz dorjnn der 
menscb pueessen vnd gedulden rnuoes zeitlicb pein (a), Irueebsal vnd widerwaer- 
tikait, aber daraus gewarttund ist ewiger saelikait. lawt diser schrift. Nichts ist 
sueesser (b) dann aufzesehen in des herren gepot daraus saelikait kummbt. Der 
ander rnitlelmaessig stannd ist dort im fegfewr (c), das anfanngs peinlicb ist, im 
ende froelicb friicht bringt. Dorjnn wirt abgefegt vnd bezallt nach gotlicher gc- 
recblikait, was scbulden oder vnflats an der selebie im stand der gnaden vnbezalt 
awssteet noch gar abgewischt ist, alslang bis die sel, wie ain Engel (d). gesaubert 
vnd gescbickt sey fiir goltes anplick (d) zekornmen. Dann gotlich liecbt (in dem 
die erwelten jr saelikait haben) ist als grosz vnd wirdig, daz darein allain raine(e) 
hertz sehen moegen, lawt des ewangelj. Nachclem aber hie im stand der gnaden 
menig erwelt geist nit gnuogsam geraynigt werden noch volkotnmene gnad er- 
langen. Deszhalb ist not solhes stands vnd fegfewrs, dorjnn dort menschlich geist 
gerainigt werden. auf das sy erkhennen vnnd anschawen moegen die klarhait 
gottes, zuo deme Christus spricht. Das ewig leben ist, daz die menschen schen 
vnd erkennen (f) dich aynigen waren got vnd den du gesendet hast Jhesum Cri- 
stum. Vom fegfewr wirt hernach (g) weyter gemeldet. 

(a ^ pein. sieh. . 6. a. (b 5 sueesser. eccli. 23. in fin. nil dulcius quam respi- 
cere in mandatis domini. im 97. 2. k. (c ^ fegfcwr. sieh. . 1. f. et . 3. c. etim 
5. 9. b. et im 33. . 4. c. et im 82. . 9. a. (d f Engel. sieh. 4. 5. 15. i. (e ^ raine. 
Math. 5. mundi corde deum videbunt. sieh. 25. . 10. o. (f f kenneu. Joh. 17. in 
prin. sieh. 9. . 2. r. et 21. . 1. m. et im 44. . 8. d. et 45. . 3. c. (g hernach. 
im 81. et 82. . per to. 



VIII. 5 ^ e( l vorgemellt hyeigig staend, benenntlich der gnaden vnd vngna- 
den goltes, haben vor jnen zwen wege. (a) Von denen im ewangelj steel vnd 
got durcb Jheremiam (b) zuo vns spricht. Nembt war. Jch gib vnd selz fiir e\v 
den weg des lebens vnd den wng des todes. Des tods weg ist der stannd golt- 
Jichs zorn, darein menschlich gescblaecht ausinrn paradis hieher in ditsjamertal ge- 
fallen ist. Der weg des lebens ist puoeszwaertig stand gottlicher gnaden vnd 
versueenung, die vns Christus erlangt vnd in sein kirch (c) gelegt hat, dorjnn jre 

( 5 Nee non (vult) nos locare ad catholicum statum graliae et nobis parlicipare coeleslcin 
statum gloriae. Ibid. 



VON STANDEN MENSCHLICHS GESLACHTS. 209 

glid solhe gnad suoechen vnd empfahen soellen. Denselben Christenlichen vnd 
engen wege gepeut vns got. Den andern weltlichen vnnd weyten spacierweg 
raett ynns dewfel. Auf demselben weg wirt der mensch gefueert in des dewfels 
stat, so gelegen ist in hellischer wueesst zevndrist bey vnmaessigem nichding. (d) 
Dorjnn wonen vnd ligen gefangen goltes feind. Auf Cristennlichen weg wirdt der 
mensch ausmm stand der puoess gefueert in gottes stat, die ist gelegen oben im 
himlischen vaterland, zenagst bey dem gotlishem wesen vnd zuoeberayt den er- 
wellten vom Abel (e) bis auf Jessten gerechten mennschen der zuo jungstem tag 
sein wirt. dieselben alsfriind gots, werdenin himlischer stat ewig burger (f) sein. 
Sy haben hie gehallten gegen got gehorsam, gegen jrem nagsten frid, deszhalb 
finden sy in gottes stat ewige ruoe vnd saelikait. Die andern seinn got hie vnge- 
horsam gewesen, haben daneben gesuochtjren wollust, auch aufrur vnd vnfnd 
gegen jrem nagsten, dadureh sy sicli allentbalben feindsalig gemacht, deszhalb fin- 
den sy in hellischer stat ewige straff auch pein vnd vnruoe (g). Von denselben 
zweyen stetten (h) hat Augustinus geschriben 22. puoech. ( 6 ) 

(a ^f weg. Math. 7. post prin. sieh. . 3. f. et im . 10. a. et sieh. 20 . 4. k. et im 
46. . 7. k. et 81. . 1. a. (b f Jheremiam. 21. in fin. (c f kirch. sieh. . 5. o. et 
im . 9. a. (d [ nichding. sieh. . 3. d. (e ^ Abel. Gen. 4. sieh. 2. . 5. c. (f f 
burger, im 37. . 2. g. (g f vnrue. sieh. 13. . 7. c. (h J stetten. sieh. . 3. h. et 
sieh. 24. . 8. b. et im 49. 5. 9. c. et Angustinus de civitate dei per to. 

IX. 5 Gotles guldene vnd gemaine stat ist heilige kirch (a), dieselb hat drey 
gassen, darein der gerecht weg zaiget. Ain gassen ist hie auf disem erdpoden, 
dorinn guoet Christen in puoess wonen. Die annder ist im fegfewr (b) , dorjnn 
wonen jhen menschlich geist die noch zerainigen seinn, bis sy tiiglich werden zuo 
burgern der obern vnd dritten gassen in gottes stat des himelreichs. Deszhalb 
begert dauid vom herren sprechent. Schaw (c) ob in mir sey der wege der posz- 
hait vnd fueere mich auf ewigem wege. Deszgleichs hat dewfels stat auch drey 
gassen, darein zaigt der weydt (d) spacier weg. in ainer gassen wonen hie all ver- 
kert menschen. in der anndern gassen wonen dortin ainer vorhell (e) vngetawft 
lewt, auf welhen allain die erbsiind ligt. Jn drilter wonen die vmb jr aygene 
poszhait verdambt seinn. Von denen Dauid (f) sagt. Jn jrem wege ist verderben 
vnd vnsaelikait, dann sy haben den wege des frids nit erkennt. Jtem baruch. (g) 
Du bist gewidennt zuo den absteygunden gen belle. Wo du aber aufmm weg 
goltes gewanndert, alszdenn hietestu gewonet im frid. Von gotes stat sagt dauid. 
Sy baben geschriren (h) zuo got der hat sy aufgefueert auf rechten wege damit sy 
giengen in die stat der wonung. Darauf ist vns gepoten (i) nit hinwider zegeen 
auf jhenem wege durch den wir her kommen. Also seinn die drey koenig ainn 
anndern wege haimgezogen in jr gegent. Aber verkert leiit geen hinwider den 
weg des fleisch dadureh sy sieh hergefueegt haben. Darauf spricht (k) Got. Sy 
werden in mein stat nit eingeen, sonnder inwoner sein der stat des dewfels. 
Dorjnn gefangen sitzen vnd pein leiden werden all vngerecht lewt von Cain (1) 
bis auf lessten poesen menschen. Wie geschriben steet. Wee jhenem die aujf 
des Cain wege von hinn geen. Dauon got spricht. Dise stat ist voller posz- 
hait (m) vnnd verkerung. Deszhalb wil jch den jnwonern mitfaren nach jrem 

(* An dem Hauptwerk: De civitale Dei, hatle der hi. Bischof fast dreizehn Jahre gear- 
heiiet. Er sucht zu zeipen, dass von jeher zwei Staaten auf Erden, deren einer Golt, der an- 
dere den Teufel znm Konig hat, neben einander beslanden und bis zum Ende der Welt 
bestehen werderi. Mil dem SiindenfallAdams begannen die beidcn Staaten. (lib. XII. cap. 27) 
Wir miissen auf das Werk selbst verweisen. Tom. VII. Edit. Benedict. 

lleilhmeier, Berlhold's Theologey > 14 



210 AINSUNDDRE1SSIGIST CAPITEL 

wege. Sy haben nit erkennt meinen wege. Darauf hab jch in meinem zorn 
gesworen, daz sy hit eingeen werdcn in mein ruoe. (n) ( T ) 

(a f kirch. Apo. 21. sieh. 4. . 6. f. et sieh.g. 8. c. et im 49. g. 9. d. (b J feg- 
fewr. sieh. . 7. c. et im 80. $. 7. a. (c f schaw. Psl. 138. in fin. (d f weyt. sieh. 
20. . 4. 1-. et 27. <J. 7. f. et im 43. . 5. e. et 46. . 7. 1. (e f vorhell. im 80 . 
6. a. (f f Dauid. Psl. 13. in med. (g J baruch. 3. ant. med. im 40. . 6. o. (h f 
geschriren. Psl. 106. in prin. (i J gepotem 3. reg. 13. post prin. Math. 2. per aliam 
viam reversi sunt. sieh. 3. J. 5. b. (k f spricht. 4. reg. 19. in fin. (1 f Cain. Gen. 
4. jude. 1. im 39. . 1. a. (m J poszhait. Ezech. 7. ct 9. in fin. civitas plena ini- 
quilate. im 98. . 1. k. (n } me. Psl. 94. in fin. quibus iuravi in ira mea. sieh. .5. c. 

X. ^ Es seinn auch nit mer dann obbcmelt zwcn wege (a), vnd ist kain 
mitter weg zuo dem sieh frcyer will keren moeg, dannzuoguotom oder zuo poe- 
sem, dazwischen kan nicbts anders gcsein dann eytel vnd laer. Dieselben bed 
weg seinn gantz vnglejcb vnnd ferr voneinander, nachawszweisungderschrift. (b) 
Wie die faimel erhoccht seinn von der erde, also seirin goltes wege erhoecht von 
der mennschen wege. Jtcm des herren weg ist gcrecht, abcr vnser weg ist krump 
vnd arg. Bed wege seinn vngleicbs gcwichls. Jtem auf gerecbtem weg wandern 
die gereebten aus gnad en goltes. Die vngerecbten vbertrelen den rcchten weg 
vnd wandern auf vnrecbtem weg on gnad gots, die von vngeborsamen lewten 
awfgehebt ist. Got gibt wol erste gnad der natur vrnbsonst (c) vnd hebt dieselb 
nymermer auf vom menschen. aber die andcr gnad, so den menschen gotlieber 
mayestet angenacm (d) macbt. reckt wol Got dem mennschen, er gibt jms aber 
nur mit seinem willen vnd zuotbuon. Sollies gezewgt got durch jheremiam mit 
disen wortten. Jch bin fruec (e) atifgcstannden vnnd hab gesprochen. hoeret 
mein stymm, aber sy habcn hit gehoert noch jre oren aufgctan, sonnder ain yeder 
ist abgangen in poszhait seines poesen hcrlzcn. Wo nu der incnsch solhe gnad 
nit wil annemen oder dorjnn lacssig ist, alszdenn zewcht got die hand (f) seiner 
gnaden widerumb an sicb. Dadurch der menscb fellt in vngnad gots. das ist, in 
gegenwiirtigenn cllenden stand , darein gantz menschlich geschlaecht ausmm pa- 
radis gefallen ist vnd wir sunder tacglich fallen aws gnad in vngnad goltes. Nu - 
mals ist weyter /ereden von crstem stand menschlichs geslaechts. 

(a f weg. sieh. . 8. a. (b <f schrifft. Esa. 55. Ezech. 18. ant. fin. Ezech. 33. 
in med. Ozee. 14. in fin. (c f sonst. sieh. 21. 5. 6. d. (d 5 angenam. im 42. . 
4. a. (e f frue. Jhere. 11. post prin. mane consurgens contestatus sum. sieh. 4. . 
4. d. (f ^ hand. sieh. 21. . 4. e. et 5. 5. a. 



AINSUNDDREISSLGIST CAPITEL 

Vom Paradis. 

I. Paradis ist gewesen ersler stand vnnd hobe stat (a) darab menschlicb 
geslaecht gefallen isf. Wie got ob allem geschoepf steet, also hat got nach jm 
die menschen vber leibliche creatur gesetzt vnnd gesprochen. Jr solt herrschen 
(b) vber des meres fisch vnd vber des lufftes voegel vnd vber alle lebentige ding 
so sieh auf erd bewegen. Dieselben tycr alle hat got vnderworffen (c) menschlichen 

{' Die Sladt Gottes hat ihren Ursprung von Abel, die Stadt des Teufels von Cain. Haec 
civitas inilium habei ah I'pso Abel, sicutmala civilas a Cain. St. August, lorn. TV. pag. 1589. 
Enar. in Psalm. 142. 



VOM PARADIS. 211 

fueessen, nemlich daz sy dera menschen dienen soellen von wegeri seines vermiftigen 
geistes vnd freyes willens. Jtem got het anfangs menscblich geschlaecht gemacht 
on all verschuldung (d), aucli on raytzung zesiinden ('), vnd ist derselb vergangener 
stand das paradis genanntder vnschuld, vmb das der mensch daselbs hoch gestann- 
den vnnd noch wider gotnicbts verschuld bet, daz er vor got waer schuldi^ gewesen 
abzelcgen. Aber nichtsweniger was der mensch got schuldig auszzerichten natiir- 
licbe schuld (e), alsgotfiirchten, liebcn, lobenvnd eren. Dann got bet dem menschen 
geben wierde vnd ere zesleen ob anderer leiblichen creatur, aucb mocht vber die- 
selb (eiblich creatur zeberschen, viul daueben gepoten, allain zedienen Got, der jne 
in solh ere gesetzt, daz jme die anndern creaturen solten dienen. Daneben hat Got 
der herr dem menschen geben fursicbtikait, domit er seines feinds listikait mocht 
vmbgcen. Deszgleichs raetige gedechtnuss, domit er jmselbs raten vnd bedencken 
auch suoechen rooecht was haylsam vnd gerecht sey. Mer hat got dem menschen 
geben verslaentnuss , dadurch er verstuecnde, daz er got allenthalben volgen sol. 
Zuolesst hat jm got geben ainn solben leib der on widerspaenikait vnnderworffen 
waere seinem gcist, der on vnkeysch geperen, vnzeriitlich vnd vntodlich auch dem 
geist gleichformig sein mocht. dermassen wie der geist nit mocht siindigen weder 
todlich nochlaeslich, also hiet der leib moegen nit einfallen in vnkewsch noch in 
zeriittung noch in todlikait, nachdem im paradis die sindlikait, der vernuft nit waer 
widerstanden. Got het daneben menschlichem geslaecht zegeben furgenomen zwi- 
fache gab, ain berayte vnd zeitliche im paradis. Wo daselfas der mensch in gehor- 
sam (f) bestanden, alszdenn waer er bestaett (g) worden in guotem wescn vnd tugen^ 
ten, vnd hiet nachmals crlangt (h) die ander versprochen gab des ewigen lebens vnd 
himlischer (reyd. Nachdem aber mennscblich geschlaecht yetzbestymbt zwo gab 
verzett, hat vns got hie fiirgelegt annder syben gab des heiligen geist, von denen 
hieunden (i) steet. 

(a f slat. sieh. 30. 5. 1. b. et . 3. a. (b $ herschen. Gen. 1. in fin. (c f -\vorf- 
fen. Psl. 8. sieh. 27. . 2. e. et im 36. . 5. b. (d ^ verschuldung. im . 3. a. etim 
35. .. 5. a. (e f schuld. sieh. 20. . 3. h. (f J gehorsam. im . 2. a. (g f bestatt. 
im . 9. 1. et sieh. 24. . 1. b. (h f erlangt. sieh. 30. 5m. (if vnden. im 44- 
. 1. i. et per tot. 

II. 5 Jmm paradis het got awfgesetzt zway geringe gepbt, in denen nichtsbe- 
schwaerlichs allain die gehorsam (a) awfgeladen w,as, mit betroung schwaererpen 
(b), nemlich des zeytlichen vnd ewigen todes, auf das der mensch desztmer geur- 
sacht wurde gottes willen zeuolzieben vnnd aigen willen zefliehen. Dieweil Adam 
got seinem obrer geborsam gewesen, hat sein fleisch im geist auch gehorsam ge- 
laist, darnacb alle leibliche crealur dem adam, alsjrem geordentem obrer, auch 
vnderthanig gewesen. ( 2 ) Jme hiet auch kain creatur widerstreben moegen , aber 
wol anweigen wie jn dann dewfel durch die schlang (c) angeweigt hat. ( 3 ) Do aber 

( l Berthold iiberselzt: In primo quidem statu erat homo absque fomite innocens (on all 
versehuldung, auch on raytzung zesiinden). Unde idem status innocentiae nuncupatus cst; ubi 
homo nondum qujdcurnque commiserat luendum. Daber sagt die Kircbenlehre: der Menscb 
wurde geschafl'en in Heiligkeii und Gerechtigkeit. Concil. Trid. Sess. V. can. i. 

( 2 Der romische Katechismus sagt, Gott babe zuletzt den Leib des Menschen aus Lcbin 
der Erde gebildet und z\var so, dass or nicht kraft seiner naiiirlichen Bescbaffenheit, sondorn 
durch die goltliehe Giite nnslcrblich und dem Leiden nicht unterworl'en war. Die Seele aber 
hat er nach seinem Ebenbilde geschafTcn und sieh ahnlich gebildet; alle Gemuthsbewegungen 
und Begierden in ihr so gemassigt, dass sie jederzeit der Vernunft gehorchten. Cat. rom. P. 
1. cap. H. qu. 19. Damit. ein \Viderstreit zwischen dem Geiste und Lcibe im Menscben statt- 
nnde, wurde ihm das ubernaturliche Geschenk gegebcn. 

( 3 anweigen=versuchcn. Sieh. im Lexik. 

14* 



212 AWSUNDDREISSIGIST CAPITEL 

der mensch got seinem hoechstgeordenlem obrer vngehorsam (d) ward, hatsich die 
vnder creator auch gezogen aus des menschens gehorsam, daz nit allain das 
fleisch, als der poes knecht, dem geist als seinem guoten herren (e), sounder auch 
die firmament vnd element mil jren einflussen, deszgleichs die Iyer mit jren friich- 
ten, dem menschen vngehorsam vnnd offt scliedlich oder widerwaertig seinn. Noch- 
mer poes friicht der vngehorsam magstu abnernen aws gegenbiirtigem vngefell der 
Tewlschen, so angenomen haben falsch lere vom Luther, deranfangs seiner geist- 
lichen oberkait fraeuenlich vngehorsam bewisenauch solhe vngehorsam seinjunger 
gelernt.Dadurchnewlicherzeitverderblicheraufstand(f) wider all oberkaitintewtscb 
lannden geursacht vnd dancben Christenlicher glawb an vil ortten zoo poden ge- 
stossen ist. Dann die vngehorsam strebt gerat wider gatliche lere vnd Cristenliche 
zucbt, deszhalb wirt sy vergleicbt der abgo.etterey. dauon geschriben (g)steet, 
gehorsam ist besser dann das opffer, vnd mercken auf den herren ist besser dann 
die faisst am widder. Die vngehorsam (h) ist ain siind wic die zawberey, vnd die 
widersaessikait ist ain laster wie die abgoeltcrcy. ( 4 ) Aws obbemellten zwayen 
gepoten, irn paradis awfgesetzt, ist ains gcwesen der natur , das antler der zucht. 
Der natur (i) gepot ist, von allem holt/ des paradis soldestu essen. Jtem wachset 
vnnd wert gemert. Jst also gepoten gcwest, awf das menschliche natur staets 
wurde awfgehalllen. Zuorri anmlern von wegen gehorsamcr zucht wasverpoten, 
daz der mensch nit solt essen vom hollz (k) des lebcns, so in mitte des paradis 
stuoende. welhen tag er dauon essen, wurde er sterben des tods. Solh verpot 
der zucht ist beschehen nur zebewaeren des mennschens gehorsam (I), dadurcher 
das versprochen ewig leben erlangt. Die andern gepot vnnd verpot der zucht (m). 
nemlich das guot zethuon vnd das poes zelassen , seinn aufgericht nach des men- 
schens fal , die numals zuo guotem traeg vnd zuo poesem behend ist , als du sol- 
dest vatter (n) vnd muoeter eren. Jtem du soldcst nit stolen vnd dergleichen 
rner geselz. 

(a 5 gcborsam. sich. . 1. 1'. cL im I. el ini 37. . 2. b. el im 51. . 7. d. et 59. 
J. 5. c. (b ^ P en - tJ en - 2. mortc, s. temporal! morieris. s. etcrnaliter. (c fschlang. 
Gen. 3. sieh. 20. $. 1. h. (d f vngehorsam. im g. ct im 97. . 3. b. (e <[ herren. 
im 38. . 2. h. (f 5 awfstand. sieh. 1. 5. 5. a. (g J geschriben. 1. Reg. 15. post 
med. et eccles. 4. in fin. im 76. . 2. c. (h 5 vngehorsam. sieh. d. et im 32. . 1. 
d. et 55. . 5. e. (i ^ natur. Gen. 2. et 8. ut sint vobis in escam etc. crescite et 
multiplicamini. im 88- . 10. i. (k f holtz. im . 4. a. et sieh. 30. 3. i. (1 f ge- 
horsam. sieh. a. et im 91. . 13- c. (m J zucht. sieh. 12. 5- 6. d. et 30. . 2. f. et 
im 47. . 6. f. (n f vater. Exod. 20. honora patrem. non 1'urtum facies. 

III. f Do nu got erstcn rnenschen in gebiirlicher natur beschaffen, hat er jn, 
nach art seines vrsprungs, wic ain pildnus gots, gesetzt ins paradis (a), als an er- 
sten \nd ordenlichen stand menschlicher natur, do er moecht erhallten sein guot, 
gerechtvndvnschuldigwesen, das gotanfanncklichhetzuoegeordentmenschlichem 
geslaecht, vnd ist genennt der stand der vnschuld, vmb das der mensch daselbsdan- 
nocb nichts verschuldigtnoch got belaitligt bete. Dann im paradis haben die hail- 
samen einfliis (b) des firmaments ir slaete wtirchung. dadurch die menschen an 
sel vnd leib in jrer vollkommen vnzeriitten natur vnd naliirlichen krefften vnuer- 
sert vnd vntotllich (c). auch in wollust beleiben hieten moegcn, als geschriben (d) 
steet. die gnad, als das paradis, ist im segen. Jtem du bist gewcsen volkoinmener 



( 4 ,,Geborsam ist besser als Opfer, und Aufmerken mehr, als das Fett der "Widder opfern: 
denn widerspanstig seyn ist vie die Siinde der Wahrsagerei, and nicht gehorchen wollen, wie 
das Laster der Abgotterci. 1. Reg. 13, 2223. 



VOM PARADIS. 213 

zier vnnd in, wolliisten des paradis gotles. Wo abersolhe stat desparadis gelegen 
sey aufm erdppden pder ob der erde, ist vns nit zuoergriindten, sender gnuog, daz 
wir glauben soelb paradis ettwo zesein als ain gelegene stat des ersten mensfch- 
Hchen stanndes. Es moecbt villeycht ligen eltwo im firmament ob den elemen- 
ten. ( 5 ) Wie dem alien hat Got das paradis gepflantzt (c) als ainn wollustigen gart 
vnnd gelegene stat, darein gesetzt ersle menscben Adam vnd Euam, alszpald die- 
selben formiert seinn, dabey geordent, daz daselbs im paradis rnenschlicb gescblaecbt 
solt aufsehen vbersicb zuo got, denselbenfiircblen, vber all ding lieben, eren, prei- 
seu auoh gehorsam beweisenvnd all ander tugent volbringon, dieaimm aufrechten 
naturlichen vnd wolgescbickten menscben angebiiren. 

(a f paradis. im 4. et sieh. . 1. d. et sieh. 26. $. 3. c. et 28. $. 10. a. et sieh. 
30. 1. h. el . 3. a. et im 32. '. 2. a. ct 37. $. 10. a. et im 51. . 15. i. et 53. . 
9. b. et 55. . 2. f. et 73. . 14. g. (b <J einflus. sieh. 25. . 4. a. et 28. J. 9. d. (c 
J vntodlich. sieh. 25. . 7- b. (d ^ geschribcn. eccli. 40. in med. Ezech. 28. post 
prin. (e J geptlanlzt. Gen. 2. pest prin. plantaverat paradisum. sieh. a. 

IV. f Daneben bet got daselbs zuo menschlicber uarung geordent vnd fiir- 
gezaigt friicht vnd speis (a), die solhergestalt geschickt gewesen, dadurch mensch- 
lich fleisch vntodlich vnd vnzerstoerlich beliben waere, auf das die menschlichen 
geist jren leiben das natiirlicb leben albeg bielen ntoegen mittailen vnd dieselben 
bey gesunt vnd lebentig bebalten. Wie menscblicber geist seimm leib ain stund 
mag mittailen sein natiirlich leben, (b) also moecbt er jm es gleich alswol albeg 
mittailen, souerr nur darzuoe der leib geschickt (c) belybc. Daz aber der leib tod- 
lich worden, ist on verursachen gotles, der zuo pildnuss seiner ewigen vnlodlikait 
anfangs den menschen vntodlich gemacht. Dann nyemant stirbt (d) dem leben- 
tigen got, sender was jndert lebt das lebt got dem herren. Der durch Ezechielem 
(e) spricht. Jch wil nit des sterbunden noch des siindigen menschens tod, sonder 
mer das Er widerker vnd lebe. Dawider bat menschlich geslaecht mil seiner vber- 
Iretung im paradis sein leiblicb vnd natiirlich leben verworcht. Noch mer ent- 
setzen sieh die menschen taeglich durch irsund des geistlichen lebens, dasgotselbs 
ist. Daraus zeuernemen, daz der tod wider got vnd wider erstgcordente mensch- 
liche natur (f), sonderlich wider vnlodlichen menschlichen geist ist. Dann der 
tod zerstoert (f) nit allain den leib, sonder auch ainesmenschail, nachdem der ab- 
gestorben khain mensch mer ist, wiewol seiri geist dannocb lebentig bleibt , vnd 
setzt heiliger geist in der schrift (g). Daz got weder den tod gemacht hab noch 
sieh erfrey in verlierungder lebenligen, sonder all crealur beschaffe, dazsy wesen- 

( 5 Die Frage nach der Oertliclikeit <Ics Paradicsos isi einc ofl'ene; dass es aber eine be- 
stimmte Oertliclikeit war, wird wohl knum im Ernste bestrilten werden konnen. Aus der Stelle 
{Gen. 2, 8) er belli deutlich, dass es ein Ort auf Erdcn war. Die Ansichten der Vater uncl 
Kirchenschriftsteller sind dariiber getheilt. Der hi. Augustin fiihrt die vcrschiedenen Meinungen 
an undentscbeidetsich I'iirdie hislorischeAulTassung, ohne die geisiige, moralische zu venver- 
fen, die neben der erslen besiehen kann. Er sagt niimlich: Non ignore dc paradiso multos 
mulla dixisse, ires tamen de bac re quasi generalcs suntsententiae. Una eorum, qui tantum- 
tnodo corporaliler paradisum intclli^i rolunl. Alia eorum, qui spirituuliler tanlum. Tertia 
eorum, qui utroquc rnodo uaradisum ticcipiuitt, alias corporaliter, alias aulem, spirilualiter. 
Breviter ergo ut dicam, tcriiam mibi Taleor placere senlentiam. Sccundum hanc suscepi nunc 
loqui de paradiso, quod Dominus donare dignabitur, ut homo facias e limo, quod utique cor- 
pus humanum est, in paradiso' corporal! collocaius intelligatur, ut quemadmodum ipseAdam, 
et si aliquid aliud significat sccundum id quod cum lormam futuri dixit esse Apostolus, homo 
tamen in natura propria expressus accipitnr, qui-vixit cerlo numero annorum et propagata nu- 
merosa prole mortuus est, sicut moriuntur certi homines, et si non sicut celeri ex parentibus 
natus, sed sicut primitus oportebat ex terra factus est: ita ct paradisus, in quo eum collocavit 
Ueus, nihil aliud quam locus quidam intelligatur, terra scilicet ubi habitaret homo terrenus, 
Tom. III. p. I. De gen. ad lit. lib. VIII. cap. I. pag. 22(5. 



214 AINSUNDDREISSIGIST CAPITEL 

Ijch seinn, got hab auch menschlich geslaecht aufmm erderreich vntadelhaftig ge- 
macht. Darauf ist fesstiklich zegiauben, got hab im ersten stand. des paradis den 
menschen dermassen gemacht vnd gefreyet, daz er wederan leib noch ansel, we- 
der jnwendig ndcb auszwendig genoettigt sey zuo vbertretung des gcpot gottes, 
sonder er biet moegen frey behallten guoten willen, gehorsam, lieb, rainikait vnd 
ander tugent, mit denen er von got beklaidet (h) gewest. Deshalb ist der mensch 
an ain sicher stat, ncmlich ins paradis gesetzt, do jm kain schedlicber einfluss (i) 
geschadt, nocb sein vrsprvingliche natur verhindern oder ainicherlay vnordenliche 
gier oder poese raytzung oder widerwaertikait zuoegefueegt werden hiet mogen. 

(a f speis. Gen. 3. in prin. de fructu lignorum vescimur. sieh. . 2. k. et sieh. 
11. 5. 8. d. (b f leben. sieh. 48. . 5. f. (c ^ geschickt. im 56. . 5. e. (d f stirbt. 
Ro. 6. quodautem vivit: vivit deo. im 57. . 1. 1. (e } Ezechiel. 18. in fin. et ezech. 
33- post prin. (f $ natur. im 32. . 2. g. (f f zerstoert. sieh. 28. . 1. d. (g J 
schrift. Sap. 1. in lin. sieh. 28. . 7. e. et im 36. g. 14. 1. et 55. .2. b. et 57- . 3- 
k. (h f klaidt. sieh. 30. . 4. h. (i f einflusz. sieh. 24. . 7. b. et im 91. . 8. h. 

V. ^ Daz aber glawblicb vnd scbeinbarlich sey daz anfangklich got die ersten 
aienscben, in bessern stand, dann in dem wir yetz seinn, gesetzt vndnacbmalsdas 
gantz menscblicb geschlaecbt zeselzen fiirgenomen bab, daz awch \virselbs aws 
aigner nichtikait vnd vmb vnser verschulden in zeriitte natur gefallen (a) seinn, 
befindet sieh aus nachuolgenden vrsacben. ( 6 ) Von erst, nachdem got alle ding 
wol gemacht (b) vnd goordent hat, wie sieh (laut der schrift) gebiirt, vnd die 
menschait ist der genotigist (c) vnd obrist tail aller leiblichem creatur, dieselben 
noch bisber an guoeter natur vnd ordnung besteen, nemlich das gantz firmament 
(d) hat seinen pewissen staeten lauf, alle tyer vnd elementliche coerper thuon nach 
irem stand vnd natur (e). Awszgenomen der mensch ist in jrnselbs verjrrt vnd 
genaigt zuo aller vihischer natur vnd vberlritt das zyl menschlicher ordnung. Dabey 
ist zebriiefen (f) , daz in solhen verkerten stand gefallen sey menscblich geslaecht 
vmb sein verschuldnuss vnd nit .von got, der die menschen vberalle leibliche crea- 
tur geordent vnnd sy deszhalb on zweifel anfanklich guoet gemacht vnd in gebiir- 
lichen stand gesetzt hat. wie die menschen gebiirlich sein sollen. Sonst wo Got 
selbs den menscben in gegenbiirligen ellenden stand geordent, alszdenn hiet Got 
wider sein gotliche vnd aller creatur ordnung das hinder herfiir gesetzt, das vn- 
glawblich ist. Darurnb muoes der mensch all sein vbel nur jmselbs (g) vnd nit 
got zuoemessen. 

(a ^ gefallen. im . 9. i. et sieh. 30. . 4. i. (b f gemacht. Marci. 7. sieb. 23. 

. 2. b. (c ^ notigist. sieh. 27. . 1. f. (d 5 firmament, sieh. 7. . 1. i. (e f nalur. 

sieh. 30. . 1. a. (f 5 briiefen. im 32. 5- 4. b. (g f jmselbs. im . 7. g. et sieb. 
28. . 6. d. 



VI. 5 Zum andern. Gegenbiirtiger vnser ellender stand reymbl sieh nyndert 
zuo gemainer ordnung anderr leiblicher creatur, die got wol geordent vnd entlicb 
jmselbs zuoe ere (a) beschaffen hat, daz dadurch sein nom geheiligt, nemlich sein 
gotlicbe giiete, macht, weiszhait vnd ander jnwendig tugent, awswendig geoffen- 
bart (b) vnd gepreyst wurden. Darzuo got aws alien leiblichen creaturen allain 
den menschen fiirgenomen vnd gesetzt hat, dieweil die andern leiblichen creaturen 
on verstand seinn vnd solhen preys nit awsrichten moegen. Nu erscheinen die 
menschen gantz vngescbickt zuo awsrichtung gotlichs preys, nachdem sy genaigt 

( 6 In seiner Ubcrsetzung fasst sieh Berthold kiirzer auf folgende Weise: Quod dens loca- 
veril primes homines et eorum posteros locare decrevcrit ad slatum meliorem slalu corrapto: 
iu quo ob culpam nostram nos sumns, verisimile est ex causis sequenlibus. 



VOMPARAD1S. 215 

seinn vndersich (c) zuo verkerten willen. zw vnordennlicher lieb, zw aigem (d) 
nutz vnd zuo aller poszhait, nit vbersich zum dinst vnd ere gotes, wie ir ambt 
eraischt. Daraws klerlich zcuernemen, daz Got die menschait geordent hab zw 
hoberm stand, dann in dem wir dilsmals begriffen werden, benentlicb zu obbe T 
meltem erstem (e) stand. Wer mocbt sprechen oder leichtlicb glawben daz 'got 
wider sein gebiirlicbe Ere vnd lob ainn vngeschickten menschen, als seinn feind 
(f) beschaffen vnnd jre also irrig, vngerecht, vibiscb vnd sonst allenthalben vnrain 
wemacht vnd in gegenbiirtigen vnsern zeriiten stand gesetzt oder pose naygung 
awfgeladen, sonder jne anfanklich an leib vnd sel guoet vnd wol gernachthab, wie 
ai'mra embsigen schoepfer gezimbt vnd ain tugenthaftige verniiflige crealur zema- 
cben gewesen ist. Dann wo got vns zw vibiscber (g) nalur gewidembt, hiet er vns 
nit ernstlich beuolhen, daz wir nit sollen werden wic ain ross vnd esel in denen 
kainen vernufl ist. 

(a f ere. sieh. 22. . 4. g. el im . 7. a. el'im 88. ! j- (b f oil'enbart. sieh. 
11. . 1. c. (c ^ vndersich. sieh. 28. . 15. k. (d f aigem. im . 7. c. et im 37. . 
4. c. et 48. . 1. m. et sieh. 19. 5. 10. f. (e f ersten. sieh. 30. . 1. b. (f J feind. 
sieh. 20.. 8. c. (g f vihischer. Psl. 31. nolite fieri sieut equus el mulus. sieh. 27. 
. 10. e.'et 29. . 5. i. et 30- $. 1. a- et . 4. 1. ct . 5. b. et im 32. . 1. f. et $ 4. 
a. et 34. 5- 5. g. et 35. . 1. b. et im 51. 15. g. et 57. . 3. f. et 60. . 3. g. et 
im 85. . 4. e. . 

VII. 5 Zum dritten. Nacbdem got nit allain ani vodristen seiner gotli^hen 
maiestatzuo ere (a), sonder nachuolgend dem menschlichen geslaecht zuo nulz (b), 
all leiblich geschopf beschaffen bat vnd docb nit befunden wirt daz weder die men- 
schen ordennlich vber all leiblich ding herschen, noch dieselben ding den men- 
schen als gottlicher pildnusz guoten nulz bringen noch zuo saelikait dienen, son- 
der mer den menschen an guotem wesen verhindern vnd zuo poszhait befudern. 
Dann der mensch brawcht dieselben leiblichen geschopf nit zuo ziemlichem nutz 
noch zuo lieb vnd ere Gots, sonder zuo seiner aigen (c) ere lieb, nutz vnd wollust. 
Daraws jme schad (d) vnd verdamuusz kummbt vnd kain guoeter nutz eruoligt. 
Darumben wirt abermals verstauden, daz got menschlich geslaecht anfangs in 
bohern vnd bessern (dann in dern er yetz ist) stand geordent. Danebenhab auch 
got ersten menschen macht vnd kraft geben wilkiirlich Got zedienen vnd zeuol- 
bringen guoete werch (e) jnwendige vnd awswendige, dadurchsy mochten erlann- 
gen hochsten (f) stand der saelikait. Dieweil sieh aber das widerspil erzaygt, daz 
dje mennschen jnenselbs zuoziehen erste lieb, ere vnd aigen nutz, also williklich 
vnd vnbezwungen zuo verdamlichen werchen genaygt seiun. Daraws muoesyeder 
verniiftiger bekennen, daz die menschen nit seinn in jrem ersten gebiirlichen 
stannd. darein sy Got von anfang geordent, sonder sy selbs haben geursacht (g) 
iren abfal. 

(a f ere. sieh. . 6. a. et im 78. &. 8. d. (b 5 nulz. sieh. 22. . 9. a. et im 78. 
. 8. e. et ." 9. b. (c f aigen. sieh. . 6. d. et im 37. . 4. c. (d 5 schad. sieh. 
22. . 9. i. (e 5 werch. im 77. . ]. b. (f J hochsten. sieh. 30. 5-4. g. (g 5 geur- 
sacht. sieh. . 5. g. 

VIII. ^ Zum vierden. Erster vnd sueesser stand menschlichs geschlaechls er- 
schi-int aws pitterm stand vnd haentiger poszhait, dorinn ditsmals die menschen 
ligen. was yetz sawr vnd pitter, das ist vermuoetlich eemals'sueesz vnd guoct ge- 
wesen, vnd ye lieblicher eltwas ist, destmer verkert es sicb in scherffe. Wie aus 
guotem wein scharffer essig wirt. Bey scharffem essig (a) vermuoet ich, der essig 
sey vrspriinglich guoter wein gewesen, wiewol ich des weins nit gekost hab. Also 



216 AINSUNDDRE1SSIG1ST CAP1TEL VOM PARAD1S. 

wirt aus vnserm gegenbiirtigem poesem stand vnd zerriitlem wesen nolhalben 
verstanden, daz menschlicher stand vnd wesen vrspriinglicb sey gewesen Heblich 
vnd guot auch von got wol geordent, wiewol vnser kainer solhen vrspriinglichen 
stand ye gekost baben. Aber bey dem sawern wirt das sueesz, bey dem zeriitten 
wirt das richtig verstanden. kain dingkan pitfer oder zerriitt werden, es.muoes 
eemals guot vnd ricbtig sein. Also bat gudt vnd richtig niueessen sein der 
vrsprung menschlichs geslaechts. das yetzmals pos vnd vnriehtig ist. 

(a J essig. im 32. . 4. h. 

15. ^ Zum fiinften eraischt got vnd alle natur, daz vnder leiblichen creatu- 
ren ain weise, verniiftige, wolbesynte vnd gescbickte creatur sey, die got kiinne, 
nyiigevnndwelleerkennen, fu>chlen,lieben,eren vnd preysen, auch demselbengehor- 
sam sein vnd frey nacbuolgen, auf das durcb mittel solher rechtfertigen creatur, 
die andern leiblichen creaturen, so vnuerslaendig seinn, auch an got gepunden 
werden. Nu hat vnder alien leiblichen creaturen allain der mensch verstand. dar- 
aws zeuermuoeten, daz er darzuo von Got fiirgenomen vnd dermassen geschickt 
anfangs gemacht, doinit er, anstat sein vnd ander creatur, solhen dinst gegen got 
hiet .awsricbten moegen. Aber solbe notdurftige schicklikait wirt im rnenschen 
nit gesehen, sender widerspil (a) gernerckt, nemlicb torhait, vnuernufft, vnsynnig, 
widerspaenig, vngehorsam, aigner will vnd alle vnordnung. Daraws ist das wider- 
part (b) zeuermuoelen, nemlich daz zuo nolturft aller leiblicher natur, der mensch, 
wie er sein solt, von Got als bessten werchmaister (c), anfanklich wol geordent 
vnd an ersten stand gesetzt, den aber der mensch selbs zeriit vnd verkert (d) hat 
in vnuerstand vnnd pose naygung, so er aws seiner aigen nichtigkhait vnnd nit 
aws Got nymbt, wider ordnung aller leiblichen creatur. dieselben beleiben in irer 
schicklikait vom vndristen hinawf bis zum menscben, in masz sy von got geordent 
seinn. Welhe gemaine ordnung allaio die menschen vbertreten vnnd vmbkeren (e). 
Deszhalbbillichall creatur schreyenvber den menscben, vmbdazer, durchseinver- 
kerung. gegen got nit awsricht das ambt vnd stand, so jmevon wegensein vnd aller 
ereaturzeuerwesenbeuolhen ist, benentlich daz der mensch anstatsein vndderselben 
creatur. Got iren schoepffer nit erkentnoch eret, nitfiircht noch vber all ding lie- 
bet, seiner gotlichen maiestet weder gehorsam noch danckber ist. Sonderlich 
daz er Got nit beweist schuldig dinstberkait, vnd doch bemelt creaturen dienen (f) 
staets dem menschen, domit er fur sy hinwider dem allmaecbtigen dergleicben 
aucb staetigs dienen solt. An solhem vngefell (g) ist nyemants schuldig dann der 
menscL Wo derselb vor seinem fal verhueet gewesen, dasselb waere wol ain 
werch gottes alsdes hochsten werchmaisters der den menschen wol gemacht vnd 
behueett, jme auch danebengnad der bestaendikait gereckt (h) vnd souerr er dieselb 
gnad angenomen, verlihen hiet. Daz aber die menschait gefallen (i) vnd noch 
taeglich fellt, dasselb ist nit got zuoe zemessen (k) sonder ain werch aigener nich- 
tikait, aus der die menschait beschaffen, aber noch nit in guotem bestaettigt(I) 
ist. Nu merckh wie menschlich geslaecht vom ersten guoten stand awsmm para- 
dis gefallen ist in andernn stand der vngnade gots. 

(a f \viderspil. sieh. 9. 3. g. (b f widerpart. im 68. . 3. a. (c f maister. 
sieb. 22. . 2. b. et ira 32. . 2. b. (d f verkert. im 33. . 5. b. (e ^ vmbkeren- 
sieh. 20- . 6. g. (f [ dienen. im 49. . 10. f. (g f vngefell. im 32. . 2. f. (h f 
reckt. sieh. 4- 5- 4, d. et im 32. . 2. c. (i f fallen, sieh. . 5. a. et sieh. 30. 5. 4- 
i. (k ^ zemessen. sieh. 20. . 6. h. (1 f bestattigt. sieh. . 1. g. et im 37. . 11. k. 
ct 34. 5. 12. h. 



ZWAYUNDDREISSIGIST CAPITL 217 

ZWAYUNDDREISSIGIST CAPITL 

von de$ -menschens fal awsmm Paradig. 

I. Menschlicher fal seinn zwen, ainer vom stand der vnschuld ynd von guotem 
wesen, in schuld vnd pos wesen. Der ander fal vom stand der gnaden in besonder 
vngnad gots. Bed fael hat vnser erlediger rait seinem sterben aufgebebt vnd den 
menschen allenthalben rnit got versiienet. Deszbalb awfgesetzt das sacrament der 
tawf (a), wer dieselb erlangt, dem ist vergeben erster vnd ander fal dann er wirt 
tailhafftig des verdienn Chrisli vnd mit got versiienet. Wider andern fal, so ge- 
taufftcr mensch durcb wiirchlich siind abermals fellt in new vngnad gottes, ist 
awfgeselzt das sacrament der puoes.von derselben materi hernach(b) gesagt wirt. 
Djtsmals wil ich allain schreiben von erstem fal rnenschlichs geslaecbts, das ausmm 
paradis getriben vnd hieher awf disen erdpoden in gegenbiirtig jamertal geworf- 
fen ist vmb sein vngehorsam, so es durch Adam erzaigt vnd got bewisen hat. 
Daran schuldig is nit allain adam (c), sonder all menschlich geslaecht, das gantz- 
lich zuo vngehorsam genaigt ist. Daz aber dem also vnd yglicher mensch alspald 
er vogbar (*) wirt. zuo vngehorsam genaygt sey, beGndet sich aus dem, daz der 
geperung glide vngehorsam seinn der vernuft vnd freyem willen, dem doch sonst 
alle andere glid, alsuil sy vermoegen, vnderthaenig seinn vnd thuon was der 
mensch wil. Dargegen sicb der geperung glid widerwaertig hallten vnd offt be- 
wegen on menscbliche vernufft vnd willen. Zuozeiten begern vnuerniifftig puoe- 
ler vnordentliche fleischliche werch zeuolbringen, denen aber dieselben gelid nit 
gehorsam laistcn. Daraws glawblich erscheint, daz wir menschen, so durch yri- 
raine vnd vngehorsam glid geboren werden, vnrain vnd zuo vngehorsam genaigt, 
auch deszhalb kind der vngehorsam genent vnd vmb vnser gemaine vngehorsam 
mit rechtlicher straf zeuergellten seinn, nach laut der schrift, dazyedevbertretung 
vnd vngehorsam (d) hab empfangen iren rechten lone. ( 2 ) Also hat menschlich ge- 
schlaecht sein vrspriingliche guoete natur verkert in zeriitle pose vnnd vihische 
natur. Darawf merckh zwifache menschliche natur (e), aine ist volkomen vnd 
vnuermailigt, wie nach ordnung gotes billich all menschen sein solten. Aws der- 
selben volkomen natur ist menschlich geslaecht durch aigene nichlikait gefallen, 
in vnuolkomene ploede vnnd vihische (f) natur, dorinn wir ditsztnals seinn. Jn- 
wendig im geist vergifft vnd verplendt, awszwendig am Icib poeszgierig vnd tod- 
lich. Wir naigen vns von vrspriinglicher menschlicher natur, die vbersich.zu got 
geordent was, vndersich (g) zuo zeriitter natur, nemlich zum fleischvnnd irdischen 
dingen, die got vnuerniifftigen tyeren (b) in der natur zuoberait. Deszhalb wer- 
den all menschen, die aws zeriilter natur geporen seinn, genent kind des zorn (i), 
nachdem sy in irem geordenten erslen stand nit beleiben. 

(a 5 tawf. sieh. 27. 5- 1. q. et im 60- . 1. b. (b f hernach. im 70. . 1. c. et 
per tot. (c ^ Adam, im . 8. e. et im 34. . 4. a. (d ^ von vngehorsam. Hebr. 2. 
in prin. inobedientia accepit justam retribution em. sieh. 31. . 2. h. et im 37. . 9. 
c. et 55. 5. 5. e. (e f natur. im . 2. g. et sieh. 10. . 11. c. et im 33. . 9. a. (f 
^ vihisch. sieh. 31. . 6. g. (g 5 vndersich. sieh. 28. ". 15. k. (h ^ tyeren. sieh. 29. 

(' vogbar. sieh. im Lexikon. 

( 2 Durch diese Ausdriicke will Bert'nold keineswegs den grobcn Traducianismus des Ter- 
tullian vertheidigen oder als seine Ansicht anerkennen, noch eine besondere Infection des Sa- 
mens zulassen, sondern nur beweisen, dass seit demFalle Adams die Generation mitLibidino- 
sitat behaftet sey, wie Augustin und Andere behauptet haben. 



218 ZWAYUNDDREISSlGlSt CAPltL 

. 5. f. et im . 8. a. (i J vom zorn gots. Eph. 2. in prin. eramus nalura, s. cor- 
fupta filii irae. sieh. . 2. h. .et 18. . 2- d. et 30. . 5. c. et ira 33. . 3. e. et. 9 
n. et im 37. . 12. d. et 38. . 3. b. et 60. . 2. g. et 74. .10. c. 

U. f Anfancklich het got, zuo notdurft aller leiblicher creator, menschiich 
gcslaecht, wie es.scin solt, recht geordent, im paradis (a) behaust vnnd allenlhal- 
ben wol geschickt. Dann ain guoter werchmaister (b) macht im anfang scin 
werch guot vnd gerecbt, wie os sein soil, nit zerissen noch vntiichtig, auf das es 
den werchmaister nit scbende. Got het auch sonst mcnschlichem gcslaecbt, in 
adams person, notdurftige schicklikait geben aucb sonst grosse vnd angenacme 
gnad gereckt, in solhen gnadcn zebeleiben.nemlich dazmitbilf (c) gols dor mensch 
hiet inoegen beleibcn in solber schicklikait, gehorsam, gotslorcht, guoet, gerecht, 
weis, keysch, mild, beslandig vnd in alien andern tugenten volkomen, wie ainim 
menschen gezimbt. Wo er dieselben bilf vnd angcnacm gnad williklich ange- 
nomen vnd lugentlich wesen behaltcn biet vnd im stand der vrischuld bestanden 
waere, alszdenn biet er guoet wesen gehabt vnd sich genaigt, vber sicb zuo got 
vnd menschlichen lugenten auch zuo guoten werchen, vnbezwungen aus freyem 
willen got geforcbt, geliebt vnd gelobt in aller zucht. Danu der leib waer dem 
geist, als seinem obrer, albeg gehorsam gewesen vnd der geist hiet frey (d) vnd 
wol regiert, wie er dann noch hewt frey (aber poszlich) regiert. Daneben waere 
ira paradis der mensch staets beliben Jung, gesund, starck, wolgestalt, vnleidlich, 
weis, verstaendig, mitsam vnd allenthalben tugenthaft on armuoet vnd swachail, 
on smerlz vnd slerben. Solhen vnd mcr dergleichen vortail hielen die gerechten 
menschen im paradis erobert vnd behallten souerr sy im stand der vnschuld be- 
liben waeren. Das wirt vermuoet aus dem, daz derselben guoeten sacheri man- 
gcln vnd geraten muoessen frumm lewt, die mamgerlay vngefell vnd zuo lesst den 
tod leiden in gegenbiirtigcm vnserrn ellenden wesen vnd verkertem stand. Welh 
vngefell vnd sterben nit herfleusst aws vrsprunglicher natur menschlichs geslaechts 
(derselben natur beger ist albeg zeleben, ain mensch zebeleiben vnd kains wegs 
ze sterben, nachdem der tod (e) aines menschait aufloest vnd zerstoert) darumb 
mues nothalben menschiich vngefell (f) herfliessen aus der menschen ver- 
schuldung. Sonst wider menschliche natur (g) vnd vrspriingliche ordnung das 
allter. kranckait, vngestal.lt, smertz, ploedikaitvnd dergleichen \bel. Solh abgaeng 
geordente menschliche. natur vngern ha I vnd mil beswaerung leidet. Vnd wiewol 
heilig martrer (b) pein vnd lod gern geliten, haben sy doch dasselbe than, nit zuo 
verachtung menschlicher natur, sonder zuo eredesleidcn (i) Cristi vnd zuo bestaet- 
Jung christenlichs glaubs auch zuo erlangen das ewig leben vnd vns zuo guoten 
Exempeln oder nachuolgung. ( 3 ) 

(a f Paradis. sieh. 31. . 3. a. et im g. 6. f. (b $ maister. sieh. 31. . 9. c. 
(e ^ hilf. sieh. 31. . 9. h. et24. . 9. f. (d f drey. im37. S- 1- d. (e f tod. sieh. 
21. . 6. c. (f f vngefell. sieh. 31. . 9. g. (g ^ natur. sieh. . I.e. et sieh. 31. 
. 4. f. et 22. . 2. c. (h ^ malrer. sieh. 1. . 7. g. (i ^ leiden. im 56. . 8. g. 

( 3 Uber den Zustaiid Adams nach seinem Falle hat sich der hi. Augustin an inehreren Stellen 
seiner Schriften ausgesprochen, besonders aber dc civitate, Jib. XXII. cap. 22, wphin wir den Le- 
ser verweisen miissen. Tom. VII. pag. 684. Der ehnviirdigc Hildebert bemerkt in seinem: Trac- 
tatus theologicus. cap. XXA r I. Egebat cnim alimonia ciborum: Mortale etiam habetcorpus (nam- 
iich vor der Siindc); poterat enim mori, polerat non mori; upterat peccare, poteral non peccare. 
Sed cornplelo numero (annorum) transferret ad ilium slatum, in quo nee mori posset, nee peccare. 
Erat igitur ante peccatum immorialis scilicet poleral non mori, non ita imrnorlalis quod non pos- 
set mori. Et si non peccassent (Adam el Eva), ut Augustinus dicit, esset inparadiso thorus imma- 
culatus conceptus sine libidine, partus sine dolore. 



VON DES MENSCHENS FAL AWSMM PARADIS. 219 

III. * Aws obangezaigten vrsachen moegen wir lawtler versteen vnd mueessen 
bekenneh (a), daz menschlich geslaechtnit ist in seiner erst geordenten mcnschlichen 
na tur, noch im stand geistlicher aigenschaft, darein der mensch geordent was, nem- 
lich gegen got in forcht vnd gehorsarn, in lieb vnd dinst, auch gegen nagsten in frid 
vnd ruoe, in trew vnd brueederlicher (b) lieb. Sender dasselb menscblich geslaecht 
hat selbs seinn ersten guoten stand zeriilt vnd verkert in andern poesen stand, vnd 
istdurch sein vnschicklikait ausguotem wesen vnd ersten stand dcrvnschuld, so 5m 
got vrspriinglich zuogeordent bet, gefallen in andern stand, nemlicb in dits ellend 
wesen vnnd ploede menschlicbe natur. Wir nemen an vns vihische oder gar deuf- 
lische aigenscheft, neralicb gegen got inabwitz vnd laessikait, gegen vnserm nagslen 
in vnfrid vnd vnruoe, in neyd vnd bass, vnd verlassen alle geordente lieb gegen got 
vnd dem nachstem. Vnd vermailigen also in vns gottes pildnusz. ( 4 ) Dadurch wir 
numals rechllich verloren baben die vrsprunglich natur vnd gottlich gnad , die vns, 
als angewiinschten siinen , got anfangs gereckt (c) , aber wir nit angenomen haben. 
Deszhalb wir nymer kind gots nocb milerben Christi seinn, sonderals poszbaftig 
pankharten (d) des himlischen vaeterlichen erbs (e) vnd ewiger I'reyden aucb aller 
andern gotlichen gnaden billicb enterbt vnd dafiir in helliscbe stratfvnd ewige pein 
gesotzt werden. Dann wer an jmselbs gottes pildnusz vermailigt vnd daneben him- 
lischen vater trutzlich belaidigt, der ist nymer gleicb aimm sun gots vnd tbuot als 
ain gots poeswicht. Darumb er billich enterbt vnd des himelreicbs entsetzt, auch 
ewiklich gestraft wirt, als ain grosser vbeltaetter vnd ewiger belaidiger gotes. So 
aincr belaidigt seinen leiblichen vater der wirt billich enterbt, also werden wir recht- 
lich entsetzt der gnaden gots vnd himlischcr erbschaft. So leiblicber vater gegen 
seimmsungiieetig, senft, mild vnd barmherlzigist, destwenigersoljnsunbelaidigen. 
Deszhalb sol der mensch am wenigisten belaidigen got, der vnser giietigister, senl'tist. 
mildist vnd parmherlzigist vater (f) ist. Vnd nit allain vater, sonder auch vnser aller 
gnedigister herr vnd starckber erlediger, vnser allmaechtiger Fiirst vnd stronger 
richter, der vus allzeit zuo puoess vmb vnnser verprechen gwalltigklich handhaben 
vnd straflich peinigen mag, als sein aigen gefangen vnd todlich vberlraeter, die al|e 
gnad verworcht vnnd alle vngnad verdient haben. 

(a ^ bekennen. sieh. 30. . 5. .7. (b ^ brueder. sieh. 28. . 6. f. (c J gereckt. 
sieh. 4. . 4. d. (d f panckard. sieh. 10. . 11. d. (e' f erbs. sieh. 29. . 6. d. 
(f ^ vater. im 47. . 3. e. 

IV. ^ Wir haben verloren menscblicb tugent vnd erraicbt vihiscb aigenschaft. 
Dauon Dauid schreibt. Dieweil der mensch (a) in eren gewest, hater es nil ver- 
standen, deszhalbist er vertailt zuo vnuerniiftigen tyeren vnd denselben gleich wor- 
den. Ja wir seinn wyerser dann vnuerniiftig viech, dasselb bleibt in seiner geor- 
denten natur vnd strebt nyndert wider got. kain leiblicbe creatur pricht gottes 
ordnungnoch vbertritt das gesetz, allain der mensch widerstrebt got seinem schoe- 
pfer, er pricht gotlicbe ordnungvnd vbertritt alle gesetz. aus aygem verkertem wil- 
len, in vngehorsam vnd vbermuoet mil gantzer vndanckberkait. Aus solhen vnd 
mer dergleichen vnsern vntugenten wirt gebdieft (b), daz der mensch nit ist in sei- 
nem gebtirendem stand der vnschuld, dorinn er von recht sein solt vnd anjmgehabt 
hiet, souerr er im paradis bestanden waere. Sonder zeuermuoeten, der mensch 
sey durch sein vbertrelung ausmm stand der vnschuld in schuld gefallen (c), vnd 

( 4 Das Bild Gottes ward wohl durch die Siinde Adams ,,vermailigt" d. h. befleckt, aber nicht 
zerstbrt. Berthold hcbt dieses schr oft hervor, da die Reformatoren seiner Zeit. Luther und andere, 
das Bild Gottes im Menschen durch den Fall als verloren betrachteten. Sieh. Mohler's Symbolik; 
neue Untersnchungen. pag. 46. u. fig. 



220 ZWAYUNDDRE1SSIGIST CAPJTL 

deszhalb gestossen awf disen erdpoden, den got vnuerniiftigen tjeren, nit den men- 
schen, zuoeberait hat. Darauf sol der mensch sein gros verderben ynd pose verke- 
rung (die er in jmselbs nit versteel) abnemen in auswendigen beyspilen. yehoeher, 
lieblicher oder besser ettwas ist, so es sich verkert, destnidrer, grawssamer vnd poe- 
ser wirt dasselb. Wo die Sonn verkert wurde (als gantzer Sonn finster erzaigi) 
waere in aller wold nichts graussamers wie yetz nichls lieblichers ist dann die sonn 
(d). Desgleichs ye lieblicber ain wein ist, daraws wirt destscherffer essig, ye hitzi- 
gern grad der wein gebabt, destkeltern grad gewingt der essig (e). ye boher ainer 
sytzt aufmm gliickrad (f) destnidrer kumbt er , so sicb das rad vmbkert. wer von 
hoch fellt, der wirt tyef belaidigt. Dergestallt ist der rnenscb die versmaechtist 
creator in gantzer weld, nachdem ervberall leiblich geschoepf geordent gewest. 
abe-r sicbselbs verkert vnd zevndristgeworffen hat, vnd also des menschens gegen- 
biirtiger stand ferr ist vom vrsprung vnd seinem erstgcordentem stand, dadurch dor 
mensch vntiichtig worden zeuolbringen guoete frucht. deszhalb ist er auszereyt- 
tern (g) vnd ins fewr zewerffen, als ain vntiichtiger paem. Wie ain essig nit tawgt 
zuo dem, darzuo erstlicb der wein geordent was, nemlich zuo freyd vnd liebliohem 
getranck. aber essig (h) istgedigenzuolaydvndscherff. also tawgt verkerter mensch 
nit zum dinst gots noch zuo ewiger (reyd, dartzuojn got anfangs geordent het, son- 
der er ist gedigen zw ewigem layd vnd scharffer straff. 

(a ^ mensch. PsI. 43. in fin. homo cum in honore esset non intellexit. sieb. 31. 
. 6. g. et im 54. . 4. b. (b $ prueft. im . 7. b. et sieh. 7. . 9. a. et 30- . 5. 
i. et 31. . 5. f. et im 33. 5. 8. c. (c J gefallen. im . 5. g. et sieh. 30. . 4. i. (d 
5 sonn. sieh. 21. $. 8. g. Eccles. 11. (e ^ essig. im h. (1 $ gliick. sieh. 24. . 3. a. 
et im 40. . 7. d. (g <j reyttern. Luce. 3. post prin. excidetur et in ignem mittetur. 
(h J essig. sieh. e. ct im . 6. g. et sieh. 31. . 8. a. et im 36. . 7. k. et im 74. 
5- 6. b. 

V. 5 Noch vnangesehen all vnnser vngefell, vergessen wir vnscrs ellends vnd 
verkerter weis, vnd wellen vnsernfal nit bedencken, nocb vcrstcen, noch bewainen. 
sonnder wir suechen dariiber awswendige eytle freyd (a) , cede hochfart, zeitliche 
piieter vnd fleischlich wolliist. Wir verachten daneben kiinfFtige straff, so vns vor- 
steet. Jnwendig gedulden wir geistlich beschwaerung die vns obligen, wie vnsini- 
gen (b) leiiten, die ir krankait nit erkennen, sender albeg mer iren aigen schaden 
wiirchen dann nutz befiidern. Daneben ist der mensch in seiner gedaecbtnuss ver- 
gessen, in vernuft vnuerslaendig (c) sein will (d) ist krump vnd von guotem abge- 
wendt auch dermassen versert daz er poes (e) fur guot will vnd nur schedlich ding 
begert. Dergestallt hat die erbsiind den menscben verderbt. ( 5 ) Wie das fieber 
(f) ainem seinn geschmachen vnd cossten nymbt. den liebrigen bedunckt das siiess 
baenttig sein. jme smeckt nichts wol allain was schedlich ist. also aus geprechen 
erblichersiind, zymbt demmenschen uur was zuo seiner verdainnuss dient, nit was 
rum hayl gehoert. Dergestallt ist der mensch in seinem gegenbiirtigen zeriilten 
stand geistlich tod, dieweil er nit empfindt was guots er verloren vnnd in was vbel 
er gefallen (g) ist vnd taeglich fellt, noch was verdamnuss jm vorsteet. Daraus ver- 

( 5 Dass die Folgen der Siinde nicht bloss die erstcn Mcnsclien, unsere Slainmellern getroffen, 
sondern auch alle ihre Nachkommen, ist deutlicli ausgesprochenc Lehre der Kirche. Das Cpticil 
von Trient hat die friiheren Bestimmunpen daruber wiederholt und folgendenUeschluss gel'asst: 
,,Wenn Jemand behauptet, dass Adams tiberlretung ihm allein und nicht seinenNachkommcnge- 
schadet habe, und dass er die von Gotl cmpfangene Heiligkeil und Geiechtigkcit, \\elehe er ver- 
loren, fur sieh allein und iiichtauch fur uns verloren habe; oder dass er, nachdem erverunreiniget. 
durch die Siinde des Ungehorsams nur allein den Tod und dieSlrafen des Lcibcs in das ganze 
Menschengeschlecht hiniibergegossen habe, nicht aber auch die Siinde, welche der Tod der Seek 
ist, der sey im Bannc." Sess. V. c. 2. Calech. rom. p. IV. rap. XII. qii. 14. pag, 357 358. 



YON DBS MENSCBENS FAL AUSMM PARADIS. 221 

nymbt er seinen geystlichen tod. Jn mass wie der mensch leiblich gestorben ist, so 
sein leih nichlsmer empfindt (h), also muoes er geistlich tod sein, so die sel jrselbs 
nyndert warnymt. wiewol menschlicher geist naturlich vntodlich (i) ist, mag er 
dochverlierengotlich leben. Solbertod kumbtausdem, daz sich der mensch wendt 
von got, der sein geistlich-leben ist. deszhalb got sein gnad vom menschen aufhebt, 
dadurcb er geistlich stirbt vnd sich vnfahig macbt des hoechsten stands, benentlich 
Jer saelikait, dartzuo er gewident was. vnd furter awsmm stand der vngnaden 
fellt (k) in vndristen stand, das ist durch zeitlichen tod in ewigen tod. 

(a f von vnzimlichen freyden. im 48. . 6. a. et k. et im 80. . 3. c. (b f vn- 
sinig. im 41. . 7. 1. et ,44. 5." 5. b. et 51. . 4. c. (c f vnuerstandig. sieh. 1^. . 2. 
e. (d f will, ira 37. 5/4. c. (e f pos. Esa. dicunt malum bonum. sieh. 15. . 6. b. 
(f 5 fieber. im 34. . 2. d. et 35. . 1. c. et 5. 3. g. (g f gefallen. im k. et im'. 
8. b. et sieh. . 4. c. et sieh. 30. . 4. i. et im 33. $. 5. a. et 43. . 15. e. (h <f 
empfindt. sieh. 26. $. 5. a. (i J vntodlich. sieh. 28. . 7. a. (k f fellt. sieh. g. et 
im . 6. d. 

"VI. 5 A.' 80 bat der mensch durch seinn ersten fal verloren das geistlich leben 
vnd gottes gleichnuss (a). Docb ettwas behalten, nemlich gottes pildnuss (b) (wie- 
wol vermailigt) vnd daneben das naturlich leben alslang dasselb wert, dieweil mag 
der mennsch widerkeren vnd durch gottes pildnuss in der tawf widerurnb komen 
zuo gotes gleichnus. Dergleichen wir taeglich durch (c) den caracterem, so wir an- 
fangs im tauf empfangen haben, im sacrament der pues auch zuo gleichnuss Cristi 
komen. Welher aber solhe widerkerung in naturlichem leben versawmbt, der fellt 
(d)ferrer in ewigen tod. Dergleiphen beschiecht im andern fall so ainer fellt aus 
drittem stand der gnaden, widerumb in den andern stand der vngnaden. Dann in 
gegenbiirtigem zeitlichem leben solteu \vir pues besleen vnd erlangen den dritten 
stand , nemlicb der gnaden. Vnd ist vnser hieiger stand ain gefangene wonung auf 
disem erdpoden zeschaetzen vnd ain kaercher (e) gegen freyer wonung, so wir im 
paradis (f) gehabt hieten. Daselbs waren wir gewesen in wolgesmachen weinvas 
der vnschuld, die wir numals verzett haben. Darumb miieessen wir hie gefangen 
beleiben im essigkruoeg (g) der pittern schuld. Aus welher fancknuss dauid (h) sein 
sel zuoerledigen begert. Darauf solten wir widerkeren zuo himlischem vater, wie 
nach laut des ewangelj (i) der verthan sun thet, der sein substantz in wollust verzert, 
darnach souil not geliten, daz er nit trebern zeessen gehabt. hat sein ellend bedacbt 
vnd sein siind bekent, sich zum vater bekert, derjne daraufbegnadt vnd aufgenomen 
hat. Wann er was vcrloren vnd widerumb funden. ( 6 ) 

(a f gleichnus. sieh. 29. . 8. b. (b J pildnusz. sieh. 20. . 8. e. (c 5 durch. 
.im 59. . 2. d. (d <J fellt. sieh. . 5. k. et im 43. . 15- e. (e ^ karcher. Job. 7. 
circumdedisti me carcere. sieh. 10. . 12. f. et im 37. . 2. c. (f ^ paradis. sieh. g. 
2. a. (g <J essig. sieh. J. 4. h. (h f dauid. psl. 141. educ de custodia animam meam. 
im 37. . 2. f. (i ^ewangelj. Luce. 15. sieh. 19. . 4. i. et im 72. . 2. g. 

VII. f Wir menschen thuon wie ain eprecherin (a) die von irem hauswirt 
lauft vnd in ain huoerhaws kumbt, daselbs leidet sy schand vnd laster , hunger vnd 
durst , nackend vud vnuerschambt, zuo lesst wirt sy begraben awfs mos , dannoch 
vergisst sy jrselbs, bedenckht nit ir ellend, dorinn sy ditsmals ligt noch das guot le- 
ben dorinn sy gewesen wo sy bey jrem hawswirt in erberrn wesen vnnd frumm be- 
liben waere. Dergleichen verlassen wir got vnd preehen vnser Ee mit ewiger nich- 
tigkhait. dadiirch wir ausmm paradis getriben vnd hieher in all vbel komen vnd zuo 
lesst in die hell begraben werden, dannoch vergessen wir vnser selbs vnd vnsers 

(' Da er verloren war und wiederum gefundeu wurde. 



222 ZWAYUNDDREISSIGIST CAPITL 

vbels. Bey solhem gemainern vnserm vbel der pein vnnd ellend auch pocser ravt- 
zung, so vnns alien menschenhie staetsobligen, wirt glaublich gepriiefft (b). daz 
gantz menschlichgeslaecht hab gemainklich in seimm vrsprung gegen gotverpro- 
chen vnd gesiindigt, sonst hiet got nit all menschen in solhe gemaiue slraff ge- 
setzt, sender im stand der vnschuld hiet yglicher mensch der bestanden waere. 
souil guots wesens an im gehabt alsuil vbels als er ytz im stand der schuld tra- 
gen muoes. Also zeuersteen, des menschen vbel (c) ist. daz cr sich naigt (d) zuo 
aller vutugenl, nemlich zuo vngehorsam, zw fleischlicher gier, zuo aigner lieb, 
zuo zorn vnd zuo andern posshaiten. Daneben ist er vnuernufftig, vnkundig, 
bloed, kranck, allt, arm, smerlzlich vnd todlich, er suoecht eytl ding vnd mer seinn 
schaden danu frummen wider geordente natur vnd menschliche (ursichtikait. des 
alles er vertragen gewesen, wo er im stand der vnscbuld beliben waere. 

(a ^ eprecherinn. im 33. . 9. i. et im 60. . 8. h. (b ^ prueft. sieb. . 4. b, 
(c f vbel. im 33. . 2. b. (d J naigt. im 36. $. 5. I. et $. 11. f. . 

VIII. f Bestimbt vbel vnd menschliche verkerung ist angefangen im Adam (a) 
vnd Eua, die von wegen jrer wiirchlichen verscbuldung in vngad gotskomen, desz- 
halb awsmm paradis getriben vnd gestossen seinn auf dise erde, die got vnuerniif- 
tigen tieren , (a) vnd nit dem menschen , zuo ainer wonung beraittet hat. dadurch 
ir nachkomen, nemlich gantz menschlich geslaecht, ausmrn stand der vnschuld in 
schuld, von guoelem wesen indaspoes, von vntodlikaitin todesnot, vnd entlich 
vom geist in fleisch gefallen (b) ist. Dergestallt seinn all menschen im adam ver- 
sert anders dann die poesen geist. wiewol dieselben ainer natur, seinn sy doch nit, 
durch des Lucifersalsdes erstenengels verprechen, ausjrem ersten stand vndengli- 
scher natur, so jnen got anfangsgeben hat, geslossen, sender ainyederverkerterengel 
(c) ist durch aigen wilkiirlich vbertretung gefallen aus seinern ersten stand vnd guoten 
wesen, in pos wcsen, ausmm liecht in die finster, nachdem ain engel nit aus dem an- 
dern kumbt wie ain mensch leibszhalben vom andern kumbt. Darumb hat adarn 
(aus dem all menschlich leib herkomen) mit seinem fal gantz menschlich natur vnnd 
geschlaecht nider geworffen, dadurch yeglicher mensch seins gebiirlichs stands, den 
jm got gcordent het, entsetzt vnd beraubt. Jst also zeuersteen. Adam hat rnuoet- 
williklich gottes potvbertreten, dadurch seinsel vnnd leib verderbt, daneben vergifft 
vnnd zeriitt ganfz menschlich fleisch, dasinjme, als in derwurtz (d), vrspriinglich 
gewesen ist. Nachmals wie ainige adams (e) sel vergifFt hat das gantz menschlich 
fleisch, also herwider dasselb ainig fleisch vergifft all vnnd yeglich menschlich selen. 
Angesehen , daz aws erster gollichen ordnong yede sel muoes zuogefiiegt werden 
irer portion menschlichs fleischs vnd mit demselben ain person machen. Darumb 
zewcht ains das ander in sein aigenschafft, als ain gepeltzter (f) paem, der zwayerlay 
natur ist vnd wol oder vbel geraett, nach furbrechung des zweils oder stocks, also 
wirt die sel gepeltzt in wildem fleischlichen stock, der numals das edel zweyl die sel 
zeucht in sein grobe natur. Got beschafft menschlichen geist anfangklich lawtter 
(g), guoet vnd vnuermailigt, alspald derselb geist aus natur vnd erster gotlichen ord- 
nung dem fleisch eingegossen, wirter von stundan onvnderlos vermailigt (h) vnd 
vngeschickht Got zedienen. Dasselb isl die erbsiind, daraus aller menschen vbel 
kumbt. 

(a f Adam. ime. et im 34. . 1. d. (a f tyeren. sieh. . 1. h. (b f fallen, sieb. 
. 5. g. (c 5 engel. sieh. 24. . 4. d. (d ^ wurtz. sieh. 30. . 2. b. (e J adams. 
sieh. a. et sieh. . 1. c. (f ^ peltzter. sieh. 19. 5- 11. c. (g f lawter. sieh. 27. . 1- 
1. (h f mailigt. im 34. . 3. b. 



DREYUNDDREISSIGIST CAPITEL 223 

f DREYUNDDREISSIGIST CAPiTEL 

von mensciilicliem vbel. 

I. Menschlicher vbe! seinn zway, ains der verschuldung. das ander der straf 
(a), deszhalb zuo got taeglich zepetten (b) ist. erloes vns vom vbel. Erst vbel 
der schuld kumbl nit von gotsondern aws vnmaessigetnnichding. Dasselbhat ange- 
fangen zebraucben lucifer. Wie got gemainer anfang vnd vrsprung ist alles guo- 
ten, also ist alles vbels vrsacber vnd anfenger (c) der luciper. Do jnn, als obristen 
geyst. Got beschuoef aus gemaesem nichding, isl er vonslundan wider got aufge- 
standen vnd dadurch gefallen in vnmaessig nichding, daraws er geschoepft hat sein 
vbel der schuld, nemlich hochfart gegen got, neyd gegen kiinftigem Christum vnd 
geytz gegen aller creatur. die er jm zuoegezogen vnd mer haben wellen dann jm 
got geben het. Dergestallt ist luciper bey got nit bestanden (d) sonder er hat aus 
verkerlem gemueet vnd aigcm willen, wider got vnd golliche ordnung, ain new 
poes regiment fraeuenlich angericht, sich dadurch gemacht ain todfeind (e) gottes, 
dem er seinn hohen lob vnd geburliche ere zenernen vnd jmselbszuoezeziehen an- 
masst. auch befudert alles das zebeschehen was zuo, seiner aigen ere gehoert, 
daneben zuerstoeren golliche ere, lob, preys, zerimonien (f) vnd alien and erngotsr 
dinst so die creatur got irem schoepfer vnnd erlediger schuldig ist zebeweisen. 

(a f straf. im . 4. a. (b f petten. Mat. 6. im 34. . 5. a. (c f anfenger. sieh. 
24. . 4. b. et . 10. a. et im 36. . 10. a. ct im 38. . 4. a. (d <[ bestanden. sieh. 
5. . 1. c. (e J- feind. im . 8. d. et sieh. 20. . 8. c. (f f cerimonien. im 83. 
?. 9. c. 

II. ^'Nach vrspriinglicher natur solt menschlich geslaecht an jm haben zway 
guote wesen. ains ist daz menschlicher geist on mittel Got anhengig vnnd dinst- 
lich sein sol auch jme sein fleisch vnderthaenig macbe. darawf hiet geuoligt das 
annder guoet wesen, nemlich des mennschen leib-waere vntodlich vnnd vnleidlich 
auch guoeter oberr einfliisz (a) fahig beliben. Aus denselben zwayen guoten we- 
sen ist menschlich geschlaecht durch sein schuld, nach dewfels raytzung, gesetzt 
in zway vbel (b), nemlich berawbt seines guoten wesensvnd gefallen in das wil- 
ktirlich vnd muotwiliig vbel der sund , daz menschlicher geist numals abgeschiden 
ist von Got, demselben nymer dienen noch sein fleisch frey regieren mag, sonder 
dasselb fleisch mit seiner raytzung (so fomes (c) genent ist) streyt (d) staets wider 
den geist vnd der geist naigt sich zum fleisch wider sein vrspriingliche natur. Solh 
vbel ist also geursacht. Dewfel als ain feind gots vnd neyder des menschens wol- 
fart, hat das vbel gesaeet in menschlichc wuiiz, erstlich versuoecht vnd angetast 
Euarn (e) als das ploeder mensch, vnd durch sy vberwunden den adam, der viieicht 
Euam vnordenlichgeliebt, dadurch er destleichtfertiger gewest vnd falsem rat ge- 
uoligt. Hierinn hat dewfel gebrawcht merkliche listikait, anfangs gefragt wariimb 
jnen got verpotcn hab zeniessen daz holtz der wissenhait. dariiber cr jnen be- 
trieglich versprach. kains wegs werdet jr sterben wo ir gleich dauon esset, sonder 
ewre augen wcrden aufthan vnd ir werdet als die goetter wissen guots vnd poes. 
Daraus ist zuoerrnessen , daz deufel euam geraylzt hab dreyerlay weg. Erstlich 
mit dem furwitz (f) zewissen guots vnd poes. zum andern mit hochfart ain goet- 
lin zewerden. zum dritten mit wollust, den sy empfangen hat do sy ansach (g) 
das verpoten holtz. Deszhalb ist eua vnd nach ir weiblich geslaecht mit dreyen 
vbeln der straff geplagt. Erstlich ist eua in irer entploessung zuo schanden wor- 



224 DREYUNDDREISSIGIST CAPITEL 

den. zum andern ist sy vnder des mans gwallt gegeben. zum dritlen; muous sy 
in smertzen geperen. Desgleichs ist adam vmb sein leichtfertige vberlretung vnd 
nach jme das maenlich geslaecht hie auch mil dreyen gestrafft (h), nemlich mit 
schand seiner entploessung. Item vnder seinen henden ist gantzer erdpoden ver- 
maledeit, er muoes auch sein narung gewinnen mit swaiss vnd arbait, wie solhes 
alles geschriben (i) slet im puoech der geschopf. Also ist von got koemen der 
fluoech (k) vber adam von wegen seiner wiirchlichen siind vnd -vber sein nach- 
komen von wegen dcs vergifften fleisch, das alles im vbel der schuld ist. Daraws 
fliessen drew siindige vbel, benenllich erblich, laeslichvnd todlich siind, von denen 
bernach (1) geredt wirt. (*) 

(a 5 einflus. sieh. 28. . 9. d. (b J vbel. sieh. 32. . 7. c. et ira 34. . 3. c. et 
35. . 2. b. et 40. . 2. b. et 67. . 6. g. et im 68. . 1. g. et 80. . 3. e. (c J fo- 
mes. im 35. . 1. a. (d J streyt. Gala. 5. caro concupiscit adversus spiritum. im , 
6. c. et sieh. 25. . 7. c. et im 34. . 5. f. et 35. . 1. g. et 36. . 2. a. (e J Euam. 
im 37. . 8. a. (f f furwitz. (g J ansach. Gen. 3. vidit tjuod bonum esset lignum 
sdvescendum. im 34. . 7. h. (h f strafft. im . 4. a. (i J geschriben. Gen. 3. (k 
f fluech. sieh. 25. . 6. a. (1 J hernach. im 34. et 36. per tot. 

III. f Das vbel der schuld kumbt in dreyerlay wege, nemlich vor der siind, 
in der siind vnd nach der siind. Das vbel vor der siind ist die raytzung zuo sun- 
den, genant fomes (a). Dieselb raytzung ist aus adams geist, nach seiner vbertre- 
tung, komen gemainklich (b) ingantz menschlich fleisch vnd kumbt ferrer vondem- 
selben fleisch in sondertiait auf ainen yglichen menschlichen geist, dem solh vbel 
im tawf (c) wirdt abgenomen, aber dannoch bleibt im fleisch. Dorjnn der mensch 
mit hilf gots dieselb raytzung mag zuo guotem ordnen , sonnst gedeicht es jm zuo 
poesem. zum anndern ist das vbel in der siind die siind an jrselbs, es sey erblicbe, 
laesliche oder todliche, ist die siind albeg ain vbel. vnnder denen die todsiind (d) 
das groessist vbel ist. Nach derselben siind (wiewol das werch vergangen) komen 
dannoch daraus dreii vbl , so die todsiind nach jr laesst. Das erst ist gotes zorn 
(e) den solhe siind wider den menschen bewegt. zum anndern wirt dadurch das 
fleisch mer geraitzt vnd genaygt widerumb zesiinden, zuolesst gar in siindige ge- 
wonhait (e) vnd poesen gebrauch gelait. zum dritten wirt durch die siind ver- 
derbt desmennschens geist. deme nach der todsiind fiinff vbel entstehen. Das erst 
ist. Got schaydet sieh vom siinder dadurch sein geist geistlich slirbt (f) vnd guot 
wesen verlewsst. zum andern wirt getawffter mensch alsainglid, von Cristo durch 
die siind abgeschniten vnd entsetzt seines heiligen leidens. zuom dritten nachdem 
siindiger mensch ewigen got belaidigt, wirt er ewiklich gestrafft, die straff ver- 
glcicht(g) sieh der verschuldung. zum vierden laesst die siind hinder jr ain masen 
oder mail (h) die an menschlichem geist hangt alslanngbis erdie hie oder dort mit 
schwaerer puoes (i) abgelegt hat, sonst muoes er dort ewige puoesleiden. zum fiinff- 
ten, nach volbrachter vbelthat gwingt der geist zuom fleisch vnd fleischlichen sa- 
chen groessere naygung (k), vnd wiewol die siind durch elliche Sacrament vergeben, 
so wirdt doch der siind poese naygung durch kain sacrament auffgehebt, nachdem 

( L Adam bat 1'iirsich und seine Nachkommen die heiligmachendeGnade verloren: die Seele 
des Menschen , die ohne solche Gnade sieh mit dem begierlichen Fleische verbindet, wird von 
diesem iiberwaltigt und seinen Geliisten dienstbar gcmacht. DasFleisch ubt in dem gegenwartigen 
Zustande fiber den Geist eine Gewalt aus, was sicher nicht statlfinden \viirde, -wenn der Geist des 
Menschen in seinem normalen Zustande ware. Wiewirschon fruhergesehenistBertholdCreatianer, 
indem er den Scholastikern folgt, verwirft aber zugleich, wie oben schon hingewiesen wurde, mit 
dem hi. Augustin den Tertullianischen Traducianismus. Augustin. de Orig. anim. lib. I. cap. 13. 
n. 16 u. 17. tpm. X. pag. 34546. Contr. Julian, lib. V. cap. IV. n. 17. ibid. pag. 637 38. Man 
vergleiche iiber diebeiden Ansichten, Creatianismus und Generatianismus den Artikel von Oischin- 
ger in der Ea'thol. Vicrteljahresschrift von Dieringer. Jahrg. 1848. S. 65. u. flg. 



VON MENSCHLICHEM VBEL. 225 

nantz menschlich geslaecht vnd nit sender person, mit solhem vbel geplagt ist, 
in sondern personen wirdt das vbel nur gemeret. Dann nach vil geyebten poesen 
thaten kummbt der menscb in poese gewonhait (I) vnnd brawch oder in erherttung 
der siinde, als ain spiler gewont des spilen, ain puoeler pfligt sich nymmer zescha- 
men, ain moerder wirt diirstiger vber menschlich pluoet. yeoeffter ainer misz- 
handelt, desztmer wirt er dorjnn gefangen vnd deszthertter laesst er von poeser 
handlung. Der menschen werch guote oder poese haben solhe aygenschafft, das 
sy hinder in allweg jr gleychnuss (m) lassen im menschen der aus solhen offtge- 
yebten werchen zuo leszt ain gewonhait macht. Vnd ist kain swaerer vbel dann 
die gewonhait in poesen werchen. Darab sich ain mennsch durch hilf gots nur 
mit gwalt, sonderlich mit kestigung (n) seines leibs, ziehen muoes, sonst verdirbf 
er in gewonten siinden. Dasselb ist der poes stand gottlicher vngnaden, dareib 
der mennsch hiegefallen vnd fiirter gewarttend ist des poesisten(o) stands helli- 
schen pein. 

(a f fomes. im 35. . 1. a. (b <f gemainklich. im 53. . 9. a. (c 5 tawf. im 34. 
. 11. e. et 58. . 5. c. (d f todsiind. im 36. 5- 10. e. et 58. . 5. b. (e f zorn. 
sieh. 32. . 1. i. (e J gewonhait. im 1. (f f stirbt. sieh. 20. . 8. f. (g f gleycht. 
deut. 25. in prin. im 34. . 9. e. et 74. . 8. b. et 80. . 2. a. (h J mayl. im 34. . 
3. e. et im 53. . 4. c. et im 58. . 4. d. et 68. . 10. e. et 73. . 7. e. et im 74. . 
3. f. et 5. 10. d. et 75. g. 4. g. et 81. . 3. c. et . 6. a. et im 82. , 2. b. et 87. . 
3. b. (i ^ puesz. im 74. . 3. d. et 5. 10- f. (k f yon poser naygung. im 35. . 2. 
c. et 58. 5. d. et 74. . 10. 1. et im 75. . 3. a. et 76. g. 1. d. (1 J gewonhait. 
sieh. e. et sieh. 17. 5. 4. a. et 25. . 8. b. et 28. . 17. g. et sieh. 29. <J. 12. k. et im 
34. . 7. 1. et 36. $. 11. a. et im 40. . 12. c. (m <J gleichnuss. im 36. 5- 11. e. 
(n f kestigen. im 76. . 1. b. (o J posisten. sieh. 30. . 5. 1. 

IV. f Wider gemellt erst vbel der schuld vnd nach der siind, ist geordent das 
ander principal vbel, benenntlich die straff (a) vnd puoess, die an jrselbs guot vnd 
von got hie. aber des siindigen menschens vbel ist, alsawsm ewangelj erscheint, 
do Cristus vom judas (b) redet. Wee jhenem durch den des menschen Sun vber- 
geben wirt, guot waere fur jne gewesen daz-er kain mensch waere geporen. 
Dabey zeuersteen , daz die straff an jrselbs gerecht ist, aber dem siinnder zuo vbel 
gedeicht. Welh straeflich vbel, benentlich die puesz , wirt dem menschen auf- 
gelegt vnd zuoegeordent, hie zuo hailsamer artzeney oder dort im fegfewr (c) zuo 
raynigung des geistes, oder in der hell zuo ewiger gnuogthuoung. Wer muoet- 
williklich gern vnd mit wollust (d).siindigt vnd wil nit wissen daz die siind ain 
vbel sey, der wirt rechtlich wider seinn willen mit vnlust vnd smertzen gestrafft, 
auf das er wisse was vbel (e) sey. Er wil nit empfinden das vbel seiner schuld, 
darumb muesz er empfinden sein vbel der straff. Der mensch hat, durch seinen 
verkerten willen, on got vnd wider got gemacht das siindig vbel. dagegen hat got 
durch sein gerechtikait wider den sunder geordent vnd beschaffen das straeflich 
(f) vbel, dasselb wirdt dem sunder awfgelegt zuo havl vnd artzeney oder zuo straff 
vnnd ewiger (g) pein. Wer nu vbertritt gottes gepot vnd zeriitt die ordnung so 
got dem mennschen awfgeselzt hat, derfellt in die ordnung gotlicher gerechtikait. 
Dieweil aber gantz menschlich geslaecht gotliche ordnung vbertreten vnd aus 
guotem stannd natiirlichs wesens, dorjnn es sein solt, in zeriitten stand vnnd poes 
wesen gefallen ist. Dadurch all menschen verderben vnnd nymmer auf erstgeor- 
dentem wege zuo got kommen moegen. Darauf hat gueetiger got geordent (h) 
ainen andern wege der gerechtikait, nemlich die puoes, dadurch der verdorben 
mensch widerumb kommen moege zuo guottem wesen vnd ende, zuo dem jne got 
beschaffen hat. Merck wie gnaediklich hat got des menschens notdurft geordent, 

R e i t h m e i e r, Berthold's Tbeologey. 15 



226 DREYUNDDREISSIGIST CAPITEL 

anfancklich in guot natiirlich wesen, daraus der mensch vonjmselbs durch sein 
siind gefallen ist in das vbel der schuld, dasselb vbel hat got geerlzent mit puoesz. 
Das vbel solher puoesz, souerr es geduldiklich angenomen, wirt geordent in guot 
wesen gotlicber gnaden vnd zuo lesst in ewige glorj. Darumb hat Cristus wasser 
(i) in wein verwandelt, domit anzaigt daz er durch sein gnad das vbel geduldiger 
puoes verwandel in sueessikait himlischer freyd. 

(a f straff, sieh. g. 1. a. et . 2- h. et im f. et im . 5. c. et . 7. a. sieh. 24. . 
1. h. et im 34. . 10. c. et im 35. . 2. f. et 36. . 6. c. et im 37. . 6. g. et 45. j. 

7. g. et 53. . 6. e. (b f judas. Mat. 26. ant. med. sieh. 29. g. 3. h. (c } fegfewr. 
sieh. 30. . 7. c. (d f wollust. im 72. . 4. b. (e J vbel. im 48. . 1. n. (f } be- 
schaffen. sieh. a. et sieh. 20. . 6. 1. (g.? ewiger. im 74. ' . 9. f. (h f ordeht. sieh. 
20. . 6. d. et im 89. , 4. a. (i f wasser. Joh. 2. im 60. . 1. i. 

V. f Dariiber ist zemercken, daz von angeunder natur vnd vrspriinglicher 
ordnung der mensch sein sol on vbel, nemlich im stand der vnschuld. Daraus er 
aber gefallen (a) vnd deszhalb in beden vbeln sein muoes, nemlich im stand der 
schuld vnnd in pein. Jn disen zwayen vbeln seinn alle vnser vbel beschlossen. 
Das vbel der scbuld kumbt aus verkertem freyen willen. das vbel der pein kumbt 
wider aigen willen. das vbel der schuld thuot der mensch vngern. Der schuld vbel 
wirt nit zuoegemessen dem menschen on sein wilkiir vnd willen, den nyemants 
verkeren noch schaden mag dann er jmeselbs. Darumb hat sieh menschlicher will 
allain selbs aws aigem muoetwill verkert (b) vnd in das vbel der schuld gebracht 
vnd williklicb verderbt, deszhalb ervnwilliklichleiden muoes das vbel der slraff.(c) 
Dasselb ist zwifach. ains kumbt aus der erbsiind vnnd ist menschliche ploedikait 
oder todlikait. das ander kumbt von wegen wiirchlicber siind, vnd ist leiblicher 
oder geistlicher smertz hie oder dort. Das straefliche vbel der ploedikait ligt ob 
alien vnd yeden menschen von wegen jrer erbsiind, so yeglicher verbringt alszpald 
er in muoeter leib lebentiger mensch wirt, als ainer der in zeriittem vnnd vnge- 
biirlichem stand erfunden ist. Darumb seinn die kindel in muoeter leib vnnd 
lanng nach jrer gepurd (ee sy yebung freyes willens haben vnnd wiirchliche siind 
volbringen) im vbel diser ploeder straff, vmb das sy an-jnen haben das vbel der 
schuld. zue welher schuld junge kind (d) genaigt vnnd geschickt seinn, wiewol sy 
dieselb noch nit wiirchlich verbringen, alspald sy aber vogtbar werden vnd zuo 
yebung jres freyen willens kumen, vonstundan erzaigen sy poes tuck vnd naygung 
(e) zuo siinden auch begier des fleisch mit gepaer vnd werchen. wie geschriben 
steet. Des menschen syn vnnd gedaenck seinn von jiigent auf berait (f) zum vbel. 
Also ist das vbel in jungen kindeln habitu, nit actu, das ist schicklich, nit wiirck- 
lich, von wegen solher poeser schiklikait werden vngetauffte kindel von got recht- 
lich verworffen. (g) ( 2 ) 

(a J gefallen. sieh. 32. . 5. g, (b f verkert. sieh. 31.. g. 9. d. et im 38. . 3. f. 
(c f straff, sieh. . 4. a. et im g. et im . 6. a. (d ^ kind. sieh. 3. . 12. f. et im 
35. . 7. b. et 37. . 11. c. (e ^ naygung. im 34. . 6. c. (f 5 von jugent auf. Gen. 

8. in fin. sieh. 25. . 10. a. (g f verworffen. sieh. c. et im 80. <J. 6. d. 

VI. f Wider das vbel wurchlicher vnd wilkiirlicher schuld, ist geordent das 
vbel schmertzlicher straff (a), das der mensch wider seinn willen (b) hie oder dort 

( 2 Bevthold folgt der Meinung des hi. Augustin und der Ansicht mebrerer Theologen, 
welche behaupten, dass die ohne Taufe sterbenden Kinder die Strafe der Verdammniss, went) 
auch im mildesten Grade, zu leiden haben; wogegen Andere sagen, dass sie der Seligkeit theil- 
haftig werden, inriem ihnen der Glaube der Kirche oder der Glaube der Eltern applicirt wird. 
Klee hat die verschiedenen Meinungen aufgefiihrt und sieh fur die letzte Meinung ausgespro- 
chen. Dogmatik Bd. III. pag. 158163. 



VON MENSCHLICHEM VBEL. 227 

leyden muoes, nachdem er williklich gesiindigt vnnd wider gotlichen willen than 
j,at. Dasselb vbel der straf wirt nit aufgehebt von des menschen geist, alszlanng 
das vbel der schuld auff jme bleybt. Darumb hat vnser hayler Ghristus mil sei- 
nem leyden von menschlichem geist, nit vom leib, awfgehebt das erst vbel der 
scbuld, vnd dadurch die menschen erledigt nit von aller pein, sonder von ewiger 
vnd swaeristen straff hellischer verdambnus. Doch souerr der mensch das verdienn 
vnd leiden Christi, durch tauf vnd ander weg, erlangt, alszdenn kumbt er ausm 
stand der vngnaden in gottes gnaden. Christus hat on mittel kain vbel aufgehebt 
von menschlichem leib, derselb muoes dutch mittel seines geisfs das verdienn 
Christi erlangen, so dasselb beschiecht, alszdenn wirt erst der leib von seinen 
vbeln erledigt in kraft des leiden Cristi. Derselb hat auch weder vom leib rioch 
vom geist des menschens aufgebebt das ander vbel der straff, sonder bede vbel 
am leib bleiben lassen zuo straf des geists. Domit derselb geist sich staets vebe 
vndstreytfe mit seimm fleisch auch taeglicher kampff (c) sey wider fleisch vnd pluoet. 
Darumb sol der mensch sein kreytz (d) dem herren nachtragen vnd geduldiklich 
das straeflieh vbel leiden. Zuo lesst nit vngern leyblich sterben (e) , doch sich 
vor geistlichem vnd ewigen tod allzeit verhueetten vnd also das vbel der schuld 
vberwinden. 

(a f straff, sieh. . 5. a. (b ^ willen. sieh. 30. . 5 n. (c J kampf. eph. 6. in 
med. colluctatio adversus camera, sieh. . 2. d. (d f kreytz. im. 10- f. (e f ster " 
ben. im . 7. b. 

YII. 5 Die vernuft vnd billikait eraischt. Nachdem Cristus von vnsern wegen 
vns zuo trost vnd hayl, pein vnd tod williklich gelilten , daz wir von seinen wegen, 
jme zuo ere vnd nachuolig den tod vnd vbel der straff (a) auch williklich gedulden. 
auf das wir vnser lieb gegen jme offenbar erzaigen, wie er sein Heb mil auswen- 
digen werchen gegen vns auch gnediklich erzaigt , williklich vnschuldigen tod 
angenomen vnd straflich vbel fur froemb stind geliten hat. Deszhalb yeglicher 
mensch seinen schuldigen tod (b) vil billicher geduldigklich leiden vnd alles vbel 
leiblicher puoes vmb sein aigen sund, got zuo lob vnd jmselbs zuo hayl gem an- 
nemen solt. Der weis vermaint, ain gerechter moeg hoffen (c) in seinn tod. Die 
geduld macht das straeflieh vbel gering vnnd guot, die vngeduld macht dasselb 
schwaerer vnnd poeser. Wildu ain rechter Christ sein, muoestu dein kreytz (d) 
Cristo nachtragen. Jme mil lieb, geduld vnd mitsamkait begegnen, auch dir das 
vbel der straff vnnd zeitlicher widerwaertikait liederlich zerynnen lassen, auf das 
du dein sel in geduld (e) besitzen vnd dadurch selig (f) werden moegst. Wie der 
lierr verspricht. Saelig sein jhen die vmb gercchtikait vneruoligung leyden. Hie- 
bey merck, daz got verwandelt bede vbel zuo guot dem menschen, in solher mass. 
Das willig vbel der schuld wirt vnwillig vnd das vnwillig vbel der straf wirt wil- 
Hg, dadurch werden bede vbel verdinstlich. Ain rechtfertiger Crist siindigt vn- 
williklich vnd pueesst williklich. Nym war dise wunderliche verwandlung (g) 
der gerechten hand gottes, in das siindig vbel poeser raytzung, zuo dem sich der 
mensch vor seiner bekerung williklich mit gefallen vnnd lusst genaygt hat, nach der 
bekerung verwilligt ernymmer darein, sonder er hasst vnd fleucbt dasselb nach 
allem seinem vermoegen vnd hat daran ain missuallen souil er desselben vbels im 
fleisch tragen muoes. Desgleich ist jme vormals des leibs vbel gewesen haessig, 
missuellig vnd grawssam (nichts erschrockenlichers dann der tod (b) der wider das 
leben ist). Deszhalb dasselb vbel der mensch geflohen hat alsuil er gemoegt, aber 
die gnad gots verfugt, daz solh straflich vbel bey guotten Christen williklich mit 
geduld wirt angenomen vnd getragen. 

15* 



228 DKEYUNDDREISSIG1ST CAPITEL 

(a f straff, sieh. 4. a. (b f tod. sieh. . 6. e. et im h. (c f hoffen, prouer. 
14. in fin. sperat Justus in morte sua. (d J treytz. im . 10. f. (e f geduld. Luce! 
21. . sieh. 3. . 10. e. (f J salig. Mat. 5. in prin. (g f wandlung. Psl. 76. in med. 
haec mutatio dextrae excels!, im 43. . 14. e. et 63. . 8. a. (h tod. eccli. 33. j n 
med. contra vitam mors. sieh. b. et sieh. 21. . 6. e. 

VIII. ^ Vermellter mass bleibt im menscben nach seiner tawf (a) das vbel we- 
sen seines leibs neben guotem wesen seines geists, aus nacbbestymbten vrsacben. 
Von erst wo das straeflich vbel vom leib wurd aufgebebt , alszdenn empfind der 
menschnit daz ergefallen vnd verloren waer gewesen mit leibvnd sele vnd daz die- 
selb sel nu aus jrem ersten vbel erledigt vnd dem leib aucb aus seinem vbel helffen 
solt. Zuom andern verwandelt Chrislus des leibs vbels dem geist zuo guotem. Cri- 
stus selbs bat durch sein leiden vnd leiblicb sterben vnermeslicb guot werch ver- 
bracht. darumb wil er, daz sieh der mennscb durch sein geduldig leiden vnd ster- 
ben in guoten werchen yebe (b) vnd dieselben williklich verbringe. Zuom dritten 
wie das leiden vnd pein Cristi got zuo lob vnd menschlichem geslaecht zuo nutz, so 
er williklich geliten, ist gewesen ain mittel, instrument vnd verdienn der erledigung 
aller menscben vnnddergnuogthuoungfiir jrsiind auch der bezalungganntzer stin- 
diger schulden. also wil Got, daz o'er menschdergleichenleide, pueesse, stcrbe, 
auch ander zeitlich pein williklich mit geduld trage, Got zuo lob, dem herren Cristo 
zuo ainer nachuolg , dem nagsten zuo guottem ebenpild, vnd jmedem menschen 
selbs zuo hayl vnd verdienstnuss. Zuom vierden ist fur den menschen , daz er in 
jmebrueefe (c) fomitem, als seinn todfeind derjne vergifft vnnd gar getoedthiet, wo 
er jm nit widerstand taete, mit hilff gotes vnd des herren Cristi. Daraus versteet der 
mensch gotliche gnad, dadurch er vonsolhem seinem feind (d) erledigt mag werden, 
souerrer sieh darein schickt, deszhalb er billich got danckbar (e) vnd dinstlich auch 
petlich sein sol, daz er jn, wider solhen feind, fiirter bescherme vnd in der versuoe- 
chung (f) nit lasse einfueeren. Aus yetz angerueerten vnd aus mer andern vrsachen 
vrsachen geruocht got im tawf, durch krafft des leiden Cristi, vom menschen allain 
an seimm geyst, nit am fleisch, aufzeheben das willig vbel der schuld, vnd das wider- 
willig vbel der straf im leib vnd geist beleiben zelassen. Doch daz dieselben vbel 
nit herschen vber des menschens geist wie sy vor der tawf im menschen regiert 
haben. 

(a f tawf. im 35. . 2. a. (b f yebe. im 35. . .7. c. (c f bruefe. sieh. 32. . 4. 
b. (d f feind. im. 9. c. et 1. et sieh. . 1. e. (e f danckbar. sieh. 27. . 3. f. (f 
^ versuechung. Math. 6. im 34. . 7. c. et im 38. . 7. d. et 42. .6. c. et . 8. e. el 
im 43. . 16. g. et im 97. . 5. e. 

IX. f Nach adams (a) fal hat menschlichfleysch mitvnprdennlichergier, darein 
esgefallen ist, vberhannd gewunnen vnd angehebt zeherrschen vber menschlichen 
geist, denselbenvnderdruckt vndganntz verderbt. Dadurcb der geist seinem fleisch 
nach zeriitternaturanhengt, jme nachuolgt vnd furchlalles das seimm fleisch, als 
seiner Heben frawen Eue, widerwartig ist, dasselb fleisch (b) mit seiner gier ist nit 
allain ain zeriitterin des geysts, sonder auch ain feind (c) gots, der beschaffen hat 
rainen geist, den das fleisch vnraynigt vnd zuo jm zewcht als ain huoer jren puoelen. 
Daraws kumbt, daz vnglawbig lewt, die dem fleisch nachhengen, furchten den tod 
(d) vnd zeitlich pein, auch all ander straeflich vnd leiblich vbel, so Got im leib bleiben 
laesst zuo straff der siinde. Aber poeser geyst hat seine werch in den kinden des 
vnglawbs (e). Darumb soellen Christglawbig mennschen solh straeflich vbel nit 
furchten, sonder fur ain puoes williklich gedulden, doch dem geist vnderworffen, daz 
derselb geist, der durcb die tawf vom vbel der schuld erledigl vnnd frey gemacbt 



VON MENSGHLICHEM VBEL 229 

ist, vber sein fleisch berrscb vnnd regier, dasselb nach jm ziehe (f), auchalle fleisch- 
licbe gier tempfe vnd auslesche. wie Paulus (g) scbreibt. Jr siillt die siind in eurem 
todlichemleib nitregieren lassenn, nocb ewrri fleischlicben begieren gehorsam lai- 
sten, nocb ewre glid, als waffenn (g) der vngerechtikait, ergeben den siinden, sender 
ergebet ew selbs got, als die aus den toden seinnlebentig worden. Jr wisst, wem 
ir ew ergebet als knech t in gehorsam zedienen, desselben knecht seyt jr dem jr dienet, 
es sey der siinde zuom tod oder der gehorsamkait zuo gerechtem bayl. Got sey ge- 
danckt, daz jr, die vormals knecbt der siinde gewesen, numalsbaylsamerlere gehor- 
sam worden. dann jr seyt erledigt (h) von der siind vnnd knecht der gerechtikait, 
souerr jr dem fleisch nimmer nachgeet. Doch wer ainer huoeren (i) anhengt, dei 
wirt mit jr ain ayniger leyb , biszher Paulus. Derselb spricht Ferrer. Welh nach 
dem fleisch (k) seinn, dieseiben versteen nur das des fleischs ist, des fleyschs weisz- 
haitistder tod vnnd ain feind (1) gottes, nachdemesdemgesetzgotsnitvnderworffen 
\vil sein. Deszbalb jhen , die irn fleisch seinn got nit gefallen moegen. Wo jr nu 
lebtnach ewrm fleiscb, alszdenn wertjr sterben. Wo jr abermit ewrem geystdes 
fleyschs werch toet (m), so wert jr leben. Item dieweil wir in begier vnsers fleisch 
gewesen vnd des fleiscb auch poeser gedanck willen than haben, waren wir von na- 
tur kind des zorns (n) wie ander lewt, aber cristus hat durch sein fleich aufgehebt 
die feindschaft vnd frid gemacht zwischen got vnd den menschen. Darumb soellet 
jr wandern im geist, so wert jr des fleisch gier nit volbringen , nach dem geist vnd 
fleisch widereinander (o) seinn. 

(a ? Adams, im 34. . 1- d. (b J fleisch. sieh. 15. $. 6. f. (c f feind. sieh. . 
8. d. et sieh. 20. . 8. b. (d ^ tod. sieh. 21. . 6. e. (e ^ vnglawbs. ephe. 2. in 
prin. sieb. 24. . 7. b. (f f ziehe. im 60. . 3. h. (g [ Paulus. Ro. 6. in med. im 35. 
. 9. b. (g f waffen- sieh. 15. . 5. a. (h f erledigt. Ro. 6. im 35. . 5. g. et 
73. . 14. c. (i ^ hueren. 1. Corin. 6. ant. fin. qui ad haeret meretrici. sieh. 32. . 

7. a. et im 99. . 1. f. (k f fleisch. Ro. 8. post prin. quae carnis sunt sapiunt. im 34. 
. 6. c. et im 35. . 6. f. (1 ^ feind. sieh. . 8. d. et im 35. . 1. f. (m f tott. Ro. 

8. si spiritu facta carnis mprtificaveritis, vivetis. im 5. 10. f. et im 76. . 5. g. (n f 
zorn. Ephe. 2. in prin. et in fin. sieh. 32. . 1. i. .(o ^ wider. Gal. 5. ant. fin. sibi 
invicem adversantur. sieh. 25. . 10. k. 

X. ^ Wiewol Cristus solhen jnwendigen widerstand vnd feindschaft mit sei- 
nem leiden aufgehebt, hat er dieselb docb nit gar vertiligt, sender dem menschen 
jnwendig vnnd auszwendig widerwaertikait gelassenn, nil daz fleischliche gier vber 
den geist herrsche, sonder daz sieh der mensch dorjnn yebe (a) vnd nit feyr, auch 
seinen geist darnach schicke, dazer, als ainritterlicher (b) dienstknecht gottes, sein 
fleischliche gier, als seinn todfeind, iiberkome, erober, peynigvndfancklichbehalte, 
bis zuo seimm ende, dann wer im kampf streyt der wirt nitgekroent (c), er streyt 
dann redlicb. Kain mensch kann sieh auszreden, als moeg er des fleischs vbel nit 
vberwinden, wil er nur annemen gotliche hilff vnd brawchen die waffensoimGot 
wider solh vbelraicht. die paulus erzelt. (d) Wir sollen vns erzaigen als gottes 
diener mit vil geduld, mittrueebsalen, mit noettungen, mitangsten, mitschlegen, 
mit fancknussen, mit aufruoren, mit arbait, mit wachen, mit fasten, mit keyschait, 
mit lernung, rnit groszmueetikait, mit senfftmueelikait, mit heiligem geist, mit vn- 
gedichter lieb, mit wortten derwarhait, mitkraft gottes, durch wafFen der gerech- 
tikait, zuo rechter vnd zuo tencker seitte. Solhe vnd mer dergleichen vnnsere 
waffen (e) seinn nit fleyschig, sonder vor got maechtig, daz wir damit moegen zer- 
prechen poes gier vnd des fleischs vbel. Darauf paulus besleust, die cristo zuoe- 
gehoeren kreytzigen (f) jr fleisch mitsamt seinen lasstern vnd gieren, die den men- 
schen obligen von wegen jrer erbsund, von der hernacb voligt. 



230 V1ERUNDDREISSIG1ST CAPITEL 

(a J yebe. im 35. . 7. c. (b ^ fitter, im 35. . 1. h. (c f kront. 2. Thi. 2. 
in prin. qui in agone certat im 3!?. . .14. d. et im 58. . 9. d. (d f erzell. 2. Corin. 
6. post prin. im 65. 5- 8. p. (e J waffen. 2. Corin. 10- in prin. arma militiae no- 
strae. sieh. 14. . 7. d. (f 5 kreytzigen. Gal. 5. in fin. Vom kreytz Cristo nachze- 
tragen. Luce. 9. Marci. 8. tollat crucem suam et sequatur me. sieh. . 6. d. et . 7 

d. et . 9. m. et sieh. 4. . 2. e. et im 43. . 14. d. et 51. . 7. e. et 52. . 3. r. e i 
. 5.. k. et im 56- . 2. c. et . 4. c. et . 7. c. ct 71. . 9. f. et im 72. . 4. f. et 
74. . 4. f. et 76. . 2. g. et . 5. h. et im 77. . 4 d. et 86. . 9. a. et im 89. . 3 

e. et 97. . 8. b. et 98- J. 2. "f. et 99 .6. h. 



VIERUNDDREISSIGIST CAPITEL 

Von tier ErbsiimB. 

I. Die erbsiind istgemaine wurlz (a) die Adam mil seiner wiircblichennsund 
gesaeet hat in gantz menschlich fleisch, dadurch dasselb flciscb vermailigt \nd zuo 
poeser gier genaigt wirt. Anfanncklicb bat rnenschlich geslaecht im adam von 
got empfangen guot (b) wesen vnd vnsterbliche natur. nemlich ersten (c) stand, 
vnd hat sollen dasclbs erwarlten vnd erkriegen ewigesaelikait den boecbsten stand. 
Aber adam (d) batdem guoten wesen, sojm gotgegeben, vbel aufgewartt, dasver- 
pot vbertreten, sieh gegen got vngehorsam gehallen, dadurch er sein vrsprugliche 
krafFt vnd edel natur versert, nemlich gottes vergessen, die vernufl verplendt vnd 
freyen willen vndersich (e) gekhert. "Wiewol adam gewisst, daz dewfel, so aus 
der slang geredt, ain feind vnd \vidersacber gottes gewesen, nacbderner andersge- 
raten dann got gewarnet hat, nemlich welhes tags jr von verpotener frucht essen, 
wert jr sterben des tods. Das dewfel vernaint (f) vnd gesprochen. Jr wert kains 
wegs des tods sterben, gleich als hab got gelogen (g). Dannoch hat adam aus 
freyem willen, dem dewt'el geuoligt vnd got versmaechl, die warhait gots verhin- 
dert, des deufels lug befiidert, dadurch er nit allain swaerlich gesiindigt vnd sein 
person in schuld ewiger verdambnuss gefueert, sonder auch ail sein nacbkommen, 
nemlich ganntze rnenschliche natur vergifft, verfueert vnd geursacht, daz fiirter 
kain mensch moeg goetllicher mayestet beweisen schuldige lieb, ere, oder ander 
dienstbarkait. Wie aimm menschen gegen seinem schoepfer zetuon gebiirlich 
waere. Dadurch adam goMiche ordnung (h) vnnd diezier aller geschoepf aufge- 
hebt hat. Daraws voligt die erbsiind, daz all menscben, aws jrer zeriitter natur, 
sieh keren von got zuo aigem fleisch. Deszhalb sy gottes schuldner (i) beleiben 
auch gotlichs gepots vnd verpots vbertreter seinn. Dann sy ziehen sieh aus got- 
tes dinst vnd dienen jrem aigem fleisch auch dem dewfel vnd machen also ain vn- 
ordnung (k) in gotlichem geschoepf. 

(a f wurtz. im . 4. g. et sieh. 30. . 2. b. et im 35. . 1. a. et 60. J. 5. o. et 
im 72. $. 9. i. et 80. . 3. d. (b f gut. im 60. . 4. a. (c ^ ersten. sieh. 30. 1- 
b. (d f Vom adam. sieh. 12. . 5. d. et 18. . 4. f. et 28. 5. c. et 32. . 8. a. 
et 33. 5. 9. a. et im 38. . 4. f. "et im 52. . 4. i. et 55. g. 4. a. et 57. $. 3. c. et 
60. 4. b. (e 5 vndersich. sieh. 28. 15. k. etim 36. . 4. a. (f f vernaint. Gen. 
3. nequaquam morte moriemini. (g 5 gelogen. sieh. 20. . 1. h. (h } orduung. iro 
. 10. b. et sieh. 20. . 6. d. (i f schuldner. im . 2. c. et sieh. 20. . 3. h. (k 5 
vnordnung. sieh. 20. .6. g. 

II. ^ Wiewol die menschen vnbewisst (a) in solh erbsiind fallen, wirt jnen 
doch dieselb zuoegemessen von wegen der siindigen menschlichen natur so yglicher 



VON DER ERBSUND. 231 

mensch an jm hat. Obgleich dieselb natur in ains newgeporen kinds person ge- 
genwurtigklich nit siindigt, hat sy doch jr siind ertzaigt (b) in Adams person, sy siin- 
digt aucb yetz mit dem, daz sy got nit beweist was sy zethuon schuldig (c) ist. 
Vnd wirt aimra yeden menschen sein erbsiind zuoegemessen, wie aimm truncken 
(d) der sich aws aigner poszhait vol antrinckht, was er dariiber in trunkner weis 
verhandelt, muoes er pueessen, wiewol er vnbewisst verpricht. Also ist mensch- 
liche natur truncken worden im Adam, als in jrem anfang, der wissenlich gesiin- 
digt vnd dadurch gefallen ist in vnuerstand vnid poese begicr, so all menschen an 
jn erblich haben vnd dorjnn vnwissenlich siindigen. jnen wirt aucb solh erbsiind 
rechtlicb zuoegemessen, nachdem dieselb iren anfang mitadams wissengebabthat. 
wiewol sein nachkomen vnwissendt darein fallen. Dermassen ist jrdisch geslaecht 
oed vnd laer (e) auch nackend worden, nachdem es sich in seinem anfang , durch 
die siind adams, zuom vnwesen vnd nichtikait ergeben, das war wesen verlassen 
vnd sich also der ewigen saelikail vnfaehig vnd vnwirdig gemacht hat. Darauf 
stet geschriben, daz bede, adam vnd eua haben erkennt sich nackend zesein vnd 
adam zuo got gesprochen. Jch hab get'orcht vmb das jch nackennd (f) Was vnd 
deszhalb mich verporgen. 

(a f vnbewisst. im . 10. e. et ira 36. 5- 4. e. et 53. . 9. g. (b ^ zaigt. im . 
4. b. (c f schuldig. sieh. . 1. i. (d ^ trunckhen. sieh. 32. . 5. f. et im 41. . 7. 
m. (e f lar. Gen. 1. in prin. terra erat inanis et vacua, sieh. 19. . 6. c. (f ^ 
nackend. Gen. 3. sieh. 30. . 4. c. 

III. ^ Soelh oed vnd nackend wesen vnd verkertenaturistgenenntfomes(a), 
das ist raytzung zuo siinden, so vom Adam vnnd Eua herabflewsst in all mensch- 
lich leib, die aus jrem samen empfangen seinn, dorjnn die menschlichen geist, als- 
pald sy in solh zeriitt leib eingegossen (b), auch vermailigt vnd vngescbickt wer- 
den. Daraws die erbsiind entsteet. Also kumbt ain vbel (c) aus dem andern. 
Dann der erbsiind seinn alsuil menschen in muoeterleyblebentigwerden. Wiirch- 
licher siind seinn on zal (d), aigentlich souil all vnd yglich menschen vbel thuon. 
Deszhalb ist gantze weld vol libels. Berueerter gestalt erscheinl, daz die erbsiind 
jren vrsprung hat, nit aus adams geist, sonder aus gemainen menschlichem fleisch, 
in dem die Erbsiind materlicb steet, als ainkot (e) im vas, aber im geist ist die 
Erbsiind als in jrem formlichen gegenwurff. Wer in das kotig vas fellt, der wirt 
vermailigt vnd bleibt vnsawber, bis er widerumb heraws gehebt vnd gewaschen 
wirt. ( ! ) Also wiircht die siind in den geist, nit ins fleisch so kainn freyen wil- 
len hat zuo siinden oder zuo tugenten. Wiewol der geist seinen leib brawchen 
mag zuo tugenten oder zuo laster. Er empfaecht auch vnd erbt die siind von 
seinem vnsawbern vnd vergifften fleisch (f) vmb das er jm natiirlich veraint vnnd 
zuoegefueegt ist, aws ersler ordnung gots, die nyemant verhindern mag. 

(a f fomes. im . 7. d. el im 35. . 1. a. (b f eingossen. sieh. 32. . 8. b. et 
im 37. . 10. k. (c f vbel. sieh. 33. . 2. b. (d f on zal. im . 9. e. (e f kot. 
sieh. 33. . 3. h. (f f fleisch. ' im . 5. h. 

IV. ^ Adam vnd Eua werden von menigen betzigen, sy allain seinn schuldig 
an der erbsiind vnd vrsacb daz die erbsiind falle aul'all jr absteigend erben, die 

( L Die Stelle Rom. 7, 25. scheint allerdings die Behauptung derjenigen zu begiinstigen, 
welche den Unsprung der Siinde insFleisph setzen. Dem Fleische wohnt das Gesetz der Siinde 
ein, das dem gottlichen Gesetze gegeniibertritt. Weil man diesen Unterschied nicht richtig er- 
kannte, mussten die trivialsten Ansichten im Zeitalter der Reformation in Schwung kommen. 
tine nothwendige Folge war die Laugnung des freien Willens. Und doch ist es der mensch- 
liche "Wille, der dem gottlicben widerstrebt, Yergl. Staudenmaier, Encyklopadie, I. Bd. pag. S72- 



232 VIERUNDDREiSSlGIST CAP1TEL 

aus jrcm samen koemen. Aber meins bedunckens ist weder schuld noch vrsprung 
oder vrsach (a) dcr erbsiind allain adauis oder der eua, sender desgantzen mensch- 
lichen fleischs. Wer dasselb an jm hat vnd aus natur vom Adam ererbt. der ist 
gchuldig vnd bat tail an der erbsiind, nachdem aines yeden tleisch von jmselbs ge- 
naigt ist zuo nichtikait. Darumb hat got ve.rhengt, daz adam vnd eua durch poe- 
sen geist angesuoecht seinn, auf das init der tat adams angezaigt (b) wurde, daz 
die menschait aus aigner nichtikait vnnd von aigens nutz (c) wegen, jr fleisch vnd 
poesen geist mer vor augen hat, dann gueetigen got vnd gemainen nutz. ( 2 ) Vnd 
muoesz ain yeder bekennen, so er fcelbs adam oder eua gewesen vnd ins paradis 
gesetzt, waere er gleich sopald oder villeycht poelder gefallen in vngehorsam als 
adam oder eua. Solhes mag ain yeder prueefen bey seiner aigen leichtfertikail(d), 
die alien menschen anligt aus aigner poszhait vnd kainer on siind sein mag. Dar- 
umb was adam vnd eua im stand der vnschuld im paradis verworcht, das hiet on 
zweifel daselbs ain yeder mensch dergleichen vnd villeicht etlich noch groeber 
verworcbt, wo er der gesfalt angeweigt waere. Auszgenomen die menschait 
Crisli vnd Marie, die bede zuo poszhait nye genaigt gewesen seinn. Der leib 
Crisli was von natur fahig der vnsculdigen vnnd bestandigen natur. Der leib 
Marie (e) was fahig der gnaden, dadurch sy vor der erbsiind behueet ist, also 
seinn dieselben zwo personen nit gefallen in der erbsiind vbel. Dauon dauid in 
der person Cristi vnd Marie redet. Mein vater vnnd muoeter haben mich ver- 
lasst (f), aber der herr hat mich aufgenomen. Doch hat Christus williklich angc- 
nomen das vbel der straf, das Marie naliirlich hat leyden muessen, nachdem sy 
aus menschlicher natur empfangen, doch in jrer empfancknuszvor der erbsiind (g) 
gnaediklich verhueet ist. Sonst alle menschen haben an jn verkerte natur vnnd 
vergifft fleiscb, von deme empfahen menschlich geist die erbsiind, das ist ain nay- 
gung zum nichding vnd vnwesen, das gotlichem wesen widerwaertig ist. ( 3 ) 

(a 5 vrsach. im . 7. o. et sieh. 32. . 1. c. (b ^ angezaigt. sieh. . 2. b. (c ^ 
nutz. im 48. . 1. m. (d ^ leicbtfertig. im . 7. n. (e f Marie, sieh. 30. . 4. d. et 
im 84. . 6. c. et 85. . lu. d. (f ^ verlasst. Psl. 26. in fin. dereliquefunt me. domi- 
nus autem assumpsit me. (g ^ erbsiind. sieh. . 1. a. 

V. f Darnach fallen die menschen aus aygncr poszhait in menig vngefell, 
daruon wir petten erloeszt (a) zewerden. Yon erst fallen wir in die erbsiind. 
Wie job (b) fragt. Wer mag ainn rainen menschen machen, der empfangen ist 
aus vnrainem samen? zum andern seinn menschliche hertz syn vnd gedaenckh von 
jugent auf altzeit berayt (c} zuo poesem vnd genaygt zuo wiirchlichen siinden. 
zum dritten seinn wir fawl (d) vnd laessig zuo guoten werchen. deszhalb kain nutze 
frucht aus vnns vber sieh kumbt, sender vnser acker ist erfiillt mit nesseln vnd 
dornern auch mit anderm vnkrawt, dadurch vnnser gemawerter weg gen himel 
pawfellig ist. zum vierden seinn wir tob (e) im verstand dermassen, daz vnser 

( 2 Die Erbsiinde darf fiir die Nachkommen Adams nicht als wirkliche Siinde, sondern als 
Sundenzustand genommen werden. Wir sind nicht wirkliche Sunder vor unserer Erzeugung, 
sondern erben die Siinde durch die Abstammung aus Adam. Der Mensch hat die Freiheit 
auch nach dem Falle noch. Durch diese macht der Mensch sieh auch der wirklichen Siinde 
schuldig. Der Mensch tritt mit Adam in Gemeinschaft des Lebens, das ein sundiges ist, und 
bildet mit ihm eine Einheit. Staudenmaier. ibid. pag. 599. 

( 3 Mehrere Vater und Kirchenschriftsteller haben sieh fiir die unbefleckle Empfa'ngniss der 
hi. Jungfrau Maria ausgesprochen. Bekannt ist derAusspruch des hi. Augustin, dasser, wenn 
von Siinden die Rede ist, die hi. Jungfrau ausgenommen -wissen wolle. Excepta itaque sancta 
virgine Maria, de qua propter honorem Domini null am prorsus cum de peccatis agilur, haberi 
volo quaestionem. De nat. et grat. cont. Pelagium. cap. 36. n. 42. torn. X. pag. 144. Das 
Concil von Trient erklart, dass es nicht seine Absicht sey, in diesem Beschluss von der Erb- 
siinde die heiligeund unbefleckte Jungfrau Maria, Gotlesgebarerin, einzuschliessen. Sess. V. c.S. 



VON DER ERBSUND. 233 

zeriitter leib vnsern geisl beswaert, vnd jrdische jnwonung vnderdruckt vnsern 
S yn , der sonst vil bedenckhen moeht. Dann das fleisch strebt (f) staets -wider den 
geist. vnd bat nacb adams fal in seiner wildnuss vnd vihischer (g) art, so vasst vber- 
hand gewunnen, daz der kleber, subtil geist zuo sicb das grob fleisch nit ziehen (h) 
kan, sender gedrungen wirt sicb wider goetlicbe ordnung, zenaigen (i) zum fleiscb, 
dadurch der geist vermailigt vnnd got vngenaem wirdt. Dann er ist vnuer- 
standig vnnd erpewt got weder forcbt noch gehorsam, weder ere nochzucht, wie 
er aus natur schuldig waer. Solches wirdt menslichem geist gemessen zuo erb- 
licher siind. Noch vil mer poeser naigung seinn in menschlichem fleisch, das den 
menschlichen geist zewcbt von Got bis in ewigen tod. von dem vns Christus mit 
scimm leiblichen tod hat erledigt, souerr wir uns desselben tailhafftig machen. 

(a 5 erloszt. Mat. 6. libera nos a malo. sieh. 33. . 1. b. (b f job. 14. in prin. 
quis potest facere mundum de imtmmdo conceptum semine. sieh. 29. . 11. k. (c 
J berayt. Gen. 8. in fin. sieh. 25. . 10. a. d (5 fawl. prover. 24. in fin. agrum 
hominis pigri transivi. (e f tob. Sap. 9. in fin. sieh. 20. . 4. g. et im 37. . 12. c. 
et sieh. 26. 6. b. (f 5 strebt. gal. 5. caro concupiscit adversus spiritum. sieh. 
33. . 2. d. (g f vihischer. sieh. 31. .' 6. g. et im . 8. b. et . 11. f. (h J zie- 
hen. sieh. . 3. f. et im . 8. b. et im 60. . 3. h. (i ^ naygen. im . 6. c. 

VI. ^ Aws obangezaigten vrsachen befindet sieh, daz die erbsiind herflewsst 
aws gemainer vnordenlicher natur menschlichs fleisch vnd nit aws Adams wiirch- 
licher siind, mit dcr er allain sein person, nit sein nachkomen, verwundt hat. Es 
waere gantz vnbillich, nachdem vnser vatter Adam sein siind gepueesst bat vnd 
zuo gnaden .komen ist, daz wir sein sun dennoch solten sein siind tragen vnd des- 
halb straf leiden. Dieweil got durch seinn propheten spricht. Der sun (a) wirt 
nit tragen seines vaters siind, nemlich die straff von wegen frembder siind, dann 
welher sun gotsforchtig ist vnnd recbt thuot, der stirbt nit in seines vattern posz- 
hait, sonder er wirt leben des lebens, nemlich hie in gotlichen gnaden vnd dort in 
ewiger glorj. Der siindig geyst (b) verdirbt in seiner aygen vnd nit in frembder 
poszbait. Sonst moecht got vngerecht geacht werden, als leg er frembd siind 
auf vnschuldig lewt, das aber nit beschiecht. ain yeder erbt sein aygene schuld, 
dergestallt. Naliirlich sol der mensch vnschuldig sein, aber das fleisch ist von 
jmselbs vngcschickt vnd yeder geist zuo seimm fleisch dermassen genaigt (c), daz 
sein lieb vnd freyer will vnder sieh zum fleisch vnd ferr von got zewcht. Da- 
durch yeder mensch von vnschuld in schuld fellt (d). vnnd ist also vnwirdig vnd 
nit fahig (e) der gnaden so jm got reckht zebeleiben in vnschuld. 

(a ^ sun. Ezech. 18. post med. filius non portabit iniquitatem patris. (b J geist. 
im g. 8. c. (c f genaigt. sieh. . 5. i. et sieh. 33. . 5. e. et . 9. k. (d f fellt. im 
43. . 15. e. (e ^ fahig. sieh. 18. . 7. h. 

VII. f Yglicher mensch hat an jm gleichnusz des Adams vnd Eue, benennt- 
lich freyen willen als den adam, vnd verstaentnusz als euam. Wie nu im para- 
dis durcb die schlang (a) anfancklich Eua mit falsem rat angesuocht vnd in wol- 
lust gefueert ist, darauf adam die verpoteu frucht zerpissen hat, also wirdt ains 
yeden menschen Eua, das ist die verslaentnusz oder vnnderer (b) tail der sel, so 
jnn leyb flewsst, angetasst vnd vertunckelt vom dewfel oder weld oder voin 
aygen fleisch, in gestalt ainer slangen. Dise ansuoechung (c) oder raytzung (ge- 
nannt fomes (d)) kumbt wol aus schuld als ain pein der siind, sy ist aber kain 
siind , sonder ain mated vnd yebung zuo tugenten , nachdem erste bewegung (e) 
nit in vnserr macht stet. Darumb ist tugentlich erster raytzung zewiderstreben. 
(f) Wann aber die vernufft oder gedecbtnusz, als Eua (g), das holtz, nemlich gie- 



234 V1ERUNDDREISSIGIST CAP1TEL 

rig fleisch ansiecht (h), daz es guot ist zenycssen vnd bubsch in awgen, aucb lusstig 
im gesicht alszdenn nymbt sy zuo sich die frucht desselben holtz, nemlich die gier 
vnd kosst derselben, villeicht gedenckht vnd versteet fleischlichen lusst vnd hat daran 
ain gefallen. Daraus wirl vnnd bleibt ain laesliche (i) siind . alslang fleischlicher 
lust vnd raytzung im vnderntail der sel verharfet. Alsofft des mennschens synd- 
likait wollust hat in ainer creatur, aosserhalb got, das ist allweg laesliche siind. 
Doch sol der mennsch nit lang dorjnn verharren , domit daraus nit ain todsiind 
werde. Nachmals tregt bemellte Eua solhen schoen apffel oder gier vnd lusst 
fur den Adam das ist fur freyen willen, als regierer vnd obrertail des menschens, 
derselb will sol die raytzung vnnd lusst ausschlahen vnd nit zuoelassen. Souerr 
er aber in verpotene frucht vnnd in fiirtragen apffel peisst. nemlich goetlich ge- 
setz vbertritt vnd frey vnbezwungenlich verwilligt in fleischliche lust, alszdenn 
wirdt daraus ain todsiind. Dann allain verkerter will macht das werch siindig. 
Also wirt die siind gesaeet in der gedechtnussvnd verstaenutnuss, sy wechsztinder 
gier vnd zeytigt (k) im freyen willen, der beschleusst all todsiind, dienachmalsmit 
der that beswaert, mitpoeser gwonhait (1) verwickelt vnd mit verachtung oder ver- 
zweiflung gar erhertend (m) wirt. Dergestalt hat sich die erbsiind , nemlich 
fleischliche leichtfertikait (n) vnd menschliche naygung zum fleisch im Adain nit 
erhebt noch geursacht (o), sonder erzaigt vnd angefangen. 

(a'f slang, sieh. 20. . 1. h. (b 5 vnderr. sieh. 27. 5. 8. a. (c J ansuchung. 
sieh. 33. . 8. f. (d } fomes. sieh. . 3. a. et im 35. . 3. f. (e f bewegung. im 35. 
. 1. d. (f f streben. sieh. 25. $. 7. c. (g J Eua. im 35. . 8. b. et 41. . b 1 . c. (h 
[ siecht. Gen. 3. in prin. sieh. 33. . 2. g. (i f laslich. im 36. . 6. a. (k ^ zey- 
tigt. im 35. . 8. e. et im 36. $. 9. f. (1 ^ gwonhait. sieh. 33. . 3. I. (m J herttend. 
im 36. . 12. 1. (n 5 leiehtfertikait. sieh. . 4. d. (o f vrsacht. sieh. . 4. a. 

VIII. 5 Wiewol gotliche weiszhait vorgewisst, daz die menschait nit fahig (a) 
wurde der gnaden zebeleiben im ersten natiirlichen stannd der vnschuld, sonder 
fallen wuerde in andern stand der schuld, hat got dannoch in ersten stand die er- 
sten menschen Adam vnd Euam setzen wellen. Domit nyemant sprechen moecht, 
got hiet kainen menschen versuoecht ob die menschait im stand der vnschuld vnd 
im paradis beleiblich waere oder nit. Darawf sich aber befunden, daz die menschait 
vnbestaendig. ( 4 ) Wie erschinen ist im Adam vnd Eua, die abgeordenter mensch- 
licher natur, in vngeordente vihische (b) natur gefallen seinn vnd all ire kind vnd 
nachkomen in solher zeriitter natur verlassen haben. Dadurch all menschen ko- 
men, von wegen ires fleisch, in das vbel der schuld. Vnd welhe portion fleisch 
ainn verkerten geist (c) erwischt, derselb mensch wirt von wegen seiner aigen siind 
gar des deufels mit leib vnnd sel. Welher geist aber sich von seimm fleisch vnnd 
zwgot keret, derselb geist mag mit hilf (d) gots sich vnd sein fleisch widerumbzu 
gnadenbringen, aber nit bey natiirlichem leben beballten. noch lebentig machen bis 
awf jungsten tag. Dann aller menschen fleisch ist todlich (e) worden im adamdo 
derselb gesiindigt, hat sein geist verloren geistlich (f) leben vnd gottesgnad, durch 
solheverlust, ist in naturliche todlikait gefallen miteinandergantzmenschlichfleiscb, 
das alles desselbenmals in adams natur gewesen ist. Wil du nu, das dein fleisch 

( 4 Durch die Yersuchung, die Gott zulassen konnte, sollte der Mensch seine Freiheit zei- 
gen untl sich entscheiden, ob er sich zum Schopfer wenden oder zu sich selbst kehren wollie. 
Der Mensch verliess aber den Schopfer, und dann wurde er auch vom Schopfer verlassen. Der 
hi. Augustin bemerkt daher: Npn enim deserta est, ut desereret (anima Adae), sed ut desere- 
retur, deseruit. Ad malum quippe ejus prior est voluntas ejus, ad bonum vero ejus prior est 
voluntatis creatoris ejus, sive ut earn faceret, quae nulla erat, sive ut reficiat, quae lapsa peri- 
erat. De Civ. Dei. lib. XIII. cap. 18. torn. VII. pag. 334335. 



VON DER ERBSUND. 235 

nach seiner vrstend, so es deimm geist widerumbzuoegefueegt wirt, von ewigem 
tod awfefstee zuo ewigetn leben, muoes du verfiiegen, dieweil dein geist nochhie, 
sein na turlich leben deimm ileisch miltailt (g), daz er hie bis an sein ende , das geistlich 
leben, nemlich die gnadgots, beyjmeerhalte, alszdennmagerzuojungstemtag, dein 
fleischauch geistlich lebentig vnd zuo ewigem leben awfzuoersteen geschickht ma- 
chen.(b) Sonst wo dein geist das geistlich leben von hie nit dorthin mitjmbringt, als- 
clenn zuo jungstem tag macht dein geist das fleiscb allain natiirlich lebentig zuo 
ewigem tod der verdamnuss. 

(a f fahig. sieh. 18. . 7. h. (b f yihisch. sieh. . 5. g. et im 37. . 10. h. (c 
f geist. Ezech. 18. anima quae peccaverit, ipsa morietur. sieh. . 6. b. et im 35. . 
6. g. (d f hilf. sieh. 24. . 9. f. (e J todlich. im 60. . 3. d. (f f geistlich. sieh. 
20. . 8. f. (g ? mittailt. sieh. 27. . 8- k. et im 68. . 9. b. (h J machen. sieh. 
. 5. h. et im 60. . 3. h. 

IX. f Dort in jhener weld wirt die erbsiind gestrafft nur mit entsetzung (a) 
ewiger saelikait, on empGndlich pein vmb das die erbsiind beschiecht on empfind- 
lichen wollust. Also hat von wegen der erbsiind menschlich geslaecht nit allain 
verloren geordente sein natur vnd ersten (b) stand der vnschuld, sender auch ver- 
worcht gotliche erbschaffb (c) vnd den zuoegang zuo hochstem stand ewigs lebens, 
zuo deme menschlich geslaecht entlich beschaffen gewesen , vom deme stet ge- 
schriben. Der menschen nation (d) ist vnendlich vnd ir poszhait natiirlich, vnd ir 
gedanckh mag nymer bekert werden, nachdem menschlicher sam von anfang ver- 
fluecht ist. Darumb seinn die menschen hieher in dits jamertal verstossen vnd 
gefallen in zeitliche todlikait. Wo wir dariiber wiirchlich siind auch verbringen, 
alsdenn seinn wir gewartent ewigs tods vnd ferrers abfals bis in hellischen stand, 
vnd wieuil ainer das vbel seiner erbsiind meret (c) mit wiirchlichen siinden , vmb 
souil wirt jme gemert das vbel der verdamnusz. Doch stet ferrer geschriben (f), 
daz got in sein em gericht den vaetern verlihen hab stat zuo puoes. vnnd wil die 
vngerechten menschen nit vonstundan zuo der hell vrbering verurtailen, sonder 
eemals hie straffen auch daneben verleihen gnad vnd artzeney (g), dadurchdie men- 
schen widerumb gerecht werden moegen. Darauf versprach got Abrabe. (h) Jn 
deinen same werden alle geslaecht awf erd gesegent. Christus ist Abrahams sam, 
den got durch dasEwangelj aufgantzen erdpoden gesaeethat. Wer denselben sam 
annymbt vndinjmselbszuofriichten bringt, nemlich wer in Christum wiirchlich 
glawbt (i), derselb wirt tailhaftiggottes segen. Wie Christus selbsversprochen. Wer 
in mich glawbt, der wirt nymer sterben. ( 5 ) 

(a ^ entsetzung. im 72. . 4. a. et 80. . 6. b. (b J ersten. sieh. 30. . 1. b. 
(c ^ erbschaft. sieh. 29. . 6. d. (.d ^nation, sap. 12. post prin. semen erat male- 
dictum, sieh. 25. . 6. a. (e f meret. sieh. . 3. d. et sieh. 33. . 3. g. et im 53. 
. 8. c. (f f geschriben. Sap. 12. in prin. sed patribus judicans dabas locum irae. 
(g f artzeney. im 58. . 2. b. (h f Abrahe. Gen. 22. in fin. im 79. . 8. d. (i f 
glawbt. Job. 11. ant. med. sieh. 8. . 2. b.. 

X. ^ Jn bestymbter erbsiind vnd anderm vnserm vbel mag got kain schuld 
noch verursachen (a) zuoegemessen werden. wiewol er rainen geist in vnrain fleisch 
eingeusst, dasselb beschicht aws. ewiger volkomener ordnung, die eraischt, daz geist 
vnd fleiscb rain seinn vnnd aws jnen beden ain gerechter mensch werde, daz auch 
durch geperung ain leib aus dem andernkoeme, vnd alszdenn yeglichem leibain 

( 5 Berthold will sagen: Wie wir in Adam Alle -Sunder und der Gnade verlustig geworden 
sind, so mussen wir im Samen Abrahams, in Christus gerechtfertiget und Einder Gottes wer- 
den. wenn wir die Erbschaft, d. h. die ewige Seligkeit erlangen wollen. 



236 VIERUNDDRE1SSIGIST CAPITEL 

sender geist beschaffen vnnd eingegossen werde. Solhe ordnung (b) , als der aller 
gelegenist weg die menschen zemachen, ist im rat heiliger Trinitet beschlossen der- 
massen, daz dieselb nit hat soellen nocb rnoegen aufgehebt noch verbindert werden 
durch ainicherlay tat oder miszhandlung der menschen. Vnd wie gotlicber weisz- 
hait ordnung erhallten ist in erscbaffung der menschen, also beleibt auch dieselb 
ordnung in geperung der menschen. Daneben sol auch beleiben die ordnung got- 
licher gerechtikait, die vermag das vbel der erbsiind zestraffen (c). welhe erbsiind 
nit hie ist von Got, sonnder von leichtfertigem fleisch vnd von verkerten menschlichen 
geisten. Gemain menschlich fleisch ist nit geschickht nocb fahig (d) gewest der gna- 
den, im paradis rain vnnd gerecht zebleiben. Deszgleichs seinn menschlich geist ge- 
mainklich nitgnuogsam geschicktzuoempfahendiegnadsyvorvnrainikait iresfleisch 
zuouerhueetten (aber wol daraus in der tawfzeerledigen). Darumb waer vngebiirlich, 
daz got sein ordnung oder gerechtigkait solt awfheben vnnd das fleisch wider sein vn- 
schickligkait saubern, oder die menschen durch ainn andern wege, dann durch die ge- 
purd, herfiir bringen. Deszhalb ist die erbsiind billich strafmaessig, wiewol sy vnbe- 
wisst (e) vnd on wiirchlichen, aber nit on leidlichen oder mocglichen (f) willen be- 
schicht. Dann des geistes verkerter will ist zeuermuotten, dasbefindetsichindeme. 
Alspald freyer willzuo verstand kumbt, vonstundan naygt er sich von got zuojmselbs 
wider alle gebiirliche ordnung. Darumb wirt dem vnuerstandigen menschen , als 
aim kind oder narren die erbsiind zuoegemessen. 

(a f vrsachen. sieh. 20. . 6. h. (b J ordnung. sieh. . 1. h. (c f straffen. sieh. 
33. 4. a. (d ^ fahig. sieh. 18. . 7. h. (e f vnbewisst. sieh. . 2. a. (f ^ moeg- 
liehen. im 35. . 5. d. et 77. . 9. d. 

XI. f Also vermailigt die erbsiind menschlichen geist vnd kumbt nit her von 
got noch vom vrsprung erster natur darein got den menschen gesetzthet, sonder 
von der vnkewsch, die der geperung anhangt aus vnschicklikait menschlichs fleisch. 
Darauf spricht Augustinus (a) Nit die siblschafft oder lini, sonder die vnkewsch, 
darinn wir empfangen seinn, bringt vns die erbsiind. Dergestallt ist deiner erbsiind 
negste vrsach dein vater, der solhe vrsach nit aus jmselbs sonder aus gemainer ze- 
riitter natur gezogen hat. Was aws fleisch (b) geporen, das ist fleisch. Darumb 
hastu die siind ererbt von deimm vater, wiewol jme sein erbsiind in der tawf abge- 
nomenist, nachdem er aber dich nur leiblich (c), nit geistlich hatgepert, deszhalb 
kumbt von seinem leib vnd gemainer natur die erbsiind in deinen leib, mit dem du 
deinn geist vermailigst. Gleicherweisz im allten gesetz hat ain besnitner jud ainn 
vnbesniten sun gepert. Wie aus genewtem habernn (so derselb gesaeet ist) ain 
habern mit fleyden waecbst, wiewol der gesaeet habern kainfleyden gehabt. also wirt 
aws aimm getawfften menschen ain vngetawfft kind gepert. (d) ( 6 ) Aber Ghristus 

( 6 Auf die Frage: wie die Kinder yon getauften Eltern wieder mit der Erbsiinde behaftet 
seyn konnen, antwortet Augustin mit einem Analogon, dass auch die Beschnittenen wieder Un- 
beschnittene erzeugen; und dass reines Korn wieder Spreu hervorbringe. Tune si mihi apud 
obtusos et contentiosos, propter rerum naturae obscuritatem, difficultas refellendi falsa et per- 
suadendi vera resisteret, ad haec forte quae in usu alque in promptu essent exempla confuge- 
rem : vicissimque interrogarem, ut quia eos moveret, quompdo peccatum quod mundatur per 
baptismum, maneat in eis quos genuerint baptizati; ipsi explicarent, quomodo praeputium quod 
per circumcisionem aufertur, maneat in eis quos genuerint circumcisi, quomodo etiam palea 
quae opere humano lanta dijigentia separatur, maneat in fructu qui de purgato trilico nascitur. 
lie peccator. merit, et remiss, lib. II. cap. VIII. n. 16. torn. X. pag. 79. An einer andern 
Stelle sagt er: Hoc autem peccatum, quod ipsum hominem in paradiso in pejus mutavit, quia 
multo est grandius quam judicarenos possumus, ab omni nasceiite trahitur, nee nisi in rena- 
scente remittitur, ita ut etiam de pareniibus jam renatis, in quibus remissum atque tectum est, 
trahalur'in reatum nascenlium filiorum nisi et ipsos, quos prima carnalis nativitas obligavit, 
secunda spiritalis absolTat. Cujus rei mirabilis, mirabile creator in oliva et oleaslro produxit 



FUNFVNDDREISSIGISTCAPITELVONFLEISCHLICHERRAYTZUNGetc.237 

als geistlicher vater vnd sein gepons christenliche kirch, als geistliche muoeter, gepe- 
renvnderledigenindertawf(e) dengeist, nitdenleib, von der erbsiind. ( 7 ) Deszhalb 
naehdertawfim leib poesebegierbleibt. Wellierleib anjm bat vihische (f) natur, do- 
rinn die geperung beschehen rait fleischlichergier, so die menscben an jnnitbietep, wo 
sy im paradis vnd stand der vnschuld beliben, sonder alszdenn waeren die menschen 
in keyschait (g) on fleischliche gier geporen vnd ir geist nit vermailigt worden durch 
solhe pose gier genant fomes, dauon hernacb voligt. 

(a ^ Augustinus. de nup. et concupiscent, li. I. c. 23. (b f fleisch. Job. 3. sieh. 
18. . 2. c. etim 37. g. 10. f. et 57. g. 2. e. et 60. . 5. k. et im 74. g. 2. f. (c ^ 
leib ch. sieh. 1. g. 7. d. (d f gepert. im 60. g. 12. g. (e J tawf. sieh. 33. . 3. c. 
(f J vihische. sieh. g. 5. a. (g j keyschait. im 97. . 4. a. 



FUNFVNDDREISSIGIST CAPITEL 

von fleiselilielaer raytzung genanf fomes. 

I. Jn der erbsiind scinnzway, ains ist im geist, nemlichdie scbuld, das ander ist 
im fleiscb vnd fomes (a) genent, das istain faym oder fuoesslaffel, ain sam oder pose 
wurtz, so zuo pein dem menschen nach der siind im fleisch vberbeleibt als ain gift, 
dadurch dasselb fleisch in seiner geordenten natur abnymbt vnnd an sieh nymbt ain 
zeriitte vihische (b) natur, daraws es angeziindt, geraytzt, bewegt vnd genaigt wirt 
zuo poeser gier vnd zuo siinden. Sonderlich vrsacht fomes die erbsiind. wiewol 
dieselbausmm fleisch geet, ligt sy dech nurawfmm geist, der dadurch versert wirt, 
wie nach ainer wunden schmertz oder afel(c) bleibt, dadurch der mensch ploed wirt. 
Solher fomes vnd raytzung ist erste pose bewegung (genant primus (d) motus) des 
nyemant emperen mag. vnd hangt am menschen als ain pein. herfliessund aws der 
erbsiind, dadurch das fleisch kiitzlig wirt vnnd sieh gwaltiklich naigt auf vihische art 
zuo fleischlichem wollust, derallain vnuerniifftigen tyeren (e) zuogeordent vnd dem 
menschen vnzimlich ist. Darumb sol der mensch wider gemelte raytzung, als gegen 
seinen feind (f), staetigs streiten (g) auf das er nit beleib in seines fleisch vbel , das es 
mil jm von adam herbringt vnnd zw sieh den geist in solh vbel zewcht. Dann des 
menschens leben hie auf diser erde ist nur ain kampf (h) vnd streyt Menschlicher 
geist hangt dermassen am vbel vnd zeriitter natur seines tyerischen fleisch. vnd wi- 
derumb das fleisch hangt so starck an seinem geist, daz er nit vernymbt (i) wasgot- 
tes geist ist. Er wirt auch durch des leibs vbel vnd ploedikait souil beswaert, daz er 
vnuerstaendig ist vnd nichts wol bedenckht, sonder offt vnwissund siindigt. 

(a ^ fomes. im . 11. a. et sieh. 33. . 2. c. et 5. 3. a. et 34. . 1. a. et . 3. a. 
et im 36. 5- 1- g. et . 3. e. et 60. . 12. h. et 67. . 6. f. et 99. . 8. c. (b f vihisch. 
im e. et sieh. 31. . 6. g. (c f afel. sie. 32. . 5. f. (d ^ primus motus. im . 5. 
c. et 5. 11.. d. et sieh. 10. . 9. d. et sieh. 25. . 10. m. et 34. . 7. e. et im 36. . 
5. n. et 51. g. 5. e. et . 18. c. et im 70. . 3. g. (e f tyeren. sieh. 30. g. 1. a. el 

exemplum, ubi non sol urn ex oleastri, verum etiam ex olivae semine non nisi oleaster exoritnr. 
De nupt. et concup. lib. II. cap. 34. n. 58. torn. X. pag. 332. 

( 7 Aber Christus, sagt Uerthold, als der geistliche Vater, der uns wiedergeboren, und 
seine Braut, die christliche Kirche, als unsere geistliche Mutter, gebaren und erlosen in der 
Taufe nicht den Leib, das Fleisch, sondern den Geist von der Erbsiind, wenn sie gleich ihren 
Sitz im Fleisch hat, wie schon bemerkt wurde. 



238 FUNFVNDDREISSIGIST CAPlTEL 

im 36. . 5. f. (f f feind. sieh. 33. . 9. 1. et 20. .- 6. a. et im 48. J. 2. b. (g <f 
streytten. sieb. 33. . 2. d. (h J kampf. Job. 7. in prin. militia est vita hominis su- 
per terrain, im $. 2. d. sieh. 25. . 7. c. et 33. 10. b. et im 58. . 9. d. et 61. . 
1. c. (i ^ vernymbt. 1. Corin. 2. in fin. animalis homo nou percipit ea quae sunt 
spirilus dei. Sap. 9. ant. fin. corpus aggravat animam. sieh. 20. . 4. g. et 30. . 5. 
k. et im 36. .5. g. et 41. . 5. k. et 98. $. 8. g. 

II. ^ Durch die tauf (a) ist menslicher geist wol erledigt von alien siinden vnd 
schulden, aber nit von der purde fleiscblichs vbels. Also ist der getawft noch bela- 
den , aus zeriitter natur , mit zwayen vbeln (b). ains am fleisch , als pose raytzung 
vnd vihische naygung. (c) Das anderam geist, der im vnuerstand vnd an sein fleisch 
gepunden ist, gleich als zuo ainerstraf, vmb daser gotliche maiestet nit beweist was 
er zethuon schuldig ist. (*) Doch laesst Got soelhe verplendte straf in menschlichem 
geist nach der tawf beleiben, nit zuo merung der siind, sonder zuo guoter vbung (d) 
vnd arbait, dieder menscbalbegthuon vnd sieh dad urchvor siinden verhiietlen auch 
wider sein fleiscb kriegen sol. Souerr der geist sein fleisch vberwindt, alszdenn er- 
kriegt er vnd erobert ain odermertugent (e), als keyschait,gedu!d, maessikait, ge- 
horsam oder dergleichen. Wo aber menschlicher geist vnderligt vnnd fleischlicher 
gier nachhengt, daselbs fellt der geist widerumb ins vbel der schuld, darnach in vbel 
der straf (f), hie zeitlich oder dort ewig. Dann wiewol des fleischs gier bier geendet 
wirt in leiblichem tod, bleibt dannoch nach dem tod im geist die schuld vnnd slraf, ( 2 ) 
doch nur mit entsetzung (g) ewigs lebens, souerr der geistauf jm on sein verwilligung 
allain die erbsiind gehabt. hat er aber daneben in wiirchlich siind bewilligt, alszdenn 
bleibt die schuld awfmm geist mit ewiger straf. 

(a f tawf. sieh. 33. . 8. a. et im . 3. b. et . 4. b. et im 58. 5- 5. e. (b ^ 
vbel. sieh. 33. . 2. b. (c f naygung. sieh. 33. . 3. k. (d } vbung. sieh. . 1. h. 
et im 5. 7. c. (e f tugent. sieh. 10. . 10. c. (f f straf. sieh. 33. . 4. a. (g 5 ent - 
setzung. im 80. . 6. b. 

III. f Fomes ist an jmselbs im fleisch vnrain vmb das er raytzt (a) zuo siinden 
vnd vnrainigt menschlichen geist, der sieh zum fleisch naigt. Daraws entsteet die 
vnrain erbsiind, die im tawf (b), mitsambt alien andern siinden, am geist abgewaschen 
wirt. Darnach ist fomes ain verserung oder masen (c), in der die abgewaschen siind 
noch gespiirt wirt. Daraws pfligt diser zeit dewfel durch sein fals lerer gemainem 
volckh einzepilden, fleischliche gier sey an jrselbs albeg ain siind vnd deszhalb dem 
menschen vnmoeglich gottesgepot zehallten, soader was er thuoe, das sey alles siin- 

( l Dass die Begierlicblceit nicht die Erbsunde sey, ist constants Lehre der Kirche und hat 
das Concil von Trient diess ausdriicklich erklart: Si qoisper JesuChristi domini nostri gratiam, 
quae in baptisinate confertur, reatum originalis peccati remitti negat, aut etiarh asseril, non to- 
tum id tolli, quod veram el propriam peccati raiionem habet, sed illud dicit tan turn radi aut 
nonimputarr, anathema sit. Manere autem in baptizatis concupiscentiam vel fomitem, haec 
sancta synodus fatetur et sentit; quae cum ad agonem relieta sit, nocere non consentientibus 
el viriliier per Jesu Chrisli gratiam repugnanlibus non valet; quin imo, qui legitime cerlaverit, 
coronabitur. Hanc concupiscentiam, quam aliquando apostolus peccatum appellat, sancta syno- 
dus declarat, ecclesiam catholicam nunquam intellexisse peccalum appellari, quod vere et pro- 
prie in renatis peccatum sit, sed quia ex peccato est, et ad peccatum inclinat. Si quis autem 
contrarium senserit, anathema sil. Sess. V. can. b. Der hi. Augustin hat sieh gegen diePela- 
gianer an vielen Stellen seiner Werke in diesem Sinne ausgesprochen. Tom. X. pag. 690. 
pag. 636. 273. 

( 2 Denn die Begierlichkeit ruht nicht bloss im Fleisch, sondern auch in der Seele, sagt 
der hi. Augustin: Verissime quippe ac veracissirne scriptum est: Caro concupiscit adversus 
spiritum el spirilus adversus carnem; sed tamen carnem sine anima concupiscere nihil posse, 
puto quod omnis doctus indoctusque non dubitel. Ac per hoc ipsius concupiscentiae carna- 
hs causa non est in anima sola, sed multo minus ost in came sola. Ex ulroque enim fit, ex anima 
scilicet, quod sine ilia delectatio nulla sentitur; ex came autem, quod sine ilia carnalis delectatio 
non sentitur. De Gen. ad Lit. lib. X. cap. 12. torn. III. p. I. pag. 263. n. 20. pag. 264. n. 22. 



VON FLEISCHLICHER RAYTZUNG GENANT FOMES. 239 

dig von wegen poser fleischlicher naygung ( 3 ) Mit deme waeren frumm vnd poes 
lewt gleich schuldig bey got. dem moecht zuoegemessen werden als dring er die 
mennschen zw siindigen. ( 4 ) Aber solhcdewllische lere istfals. dann waere fleisch- 
liche gierau jrselbs siindig vmb das sy raytzt zuo siiaden, dergleichen mueessen siin- 
dig gold vnd sylber, edelgestain vnd ander creator, nemlich schoen frawen , durch 
dergestallt vnd nutzberkait die menschen ofFt angesuoecht vnd geraytzt werden zw 
siinden. Deszhalb vns Paulus lernet, von vns zelegen alle purde (d) vnd vmbstaend 
oder verursachung der siinde. Deszgleichs daz wir soellen toetten vnsere glid (e) 
alslang sy auf erd vnd poser gier vnderworffen seinn. aws denen vnkewsch, vnrai- 
nigkait vnd pose begier kumbt. Doch ist dieselb raytzung (f) an jrselbs kain siind, 
sonnder sy bleibt im fleisch als ain geprechen, domit der geist streytten vnd tugent 
erkriegen, auch daneben die vntugent vberwinden vnd austreiben moego. Dann 
es wirt ain junckfraw genent vmb das injristfleischlich gier, mit der systreitt. aber 
dieselb enllich vberwindt vnd nydertaembl. Dann wo plosse fleischliche gier siin- 
dig waere vmb das sy ist des fleisch schwech vnd abprucb. alszdenn waere das So- 
ber (g) vnnd ander leibs geprechen auch siindig. Desgleichs hiet Christus (das vn- 
moeglich ist) an jm siind gehabt, nachdem er bekennt, daz sein fleisch kranckh (h) 
gewest, gleich als flieh es den tod, den jm got ( 5 ) het aufgesetzt. 

(a ^ raytzt. im f. (b J tawf. sieh. . 2. a. (c f masen. im 58. . 10. b. (d f 
purde. Hebr. 12. in prin. deponentes omne pondus. (e f glid. Collo. 3. in prin. 
mortificate membra vestra. im 44. . 1. d. (f J raytzung. sieh. a. et sieh. 34. . 7. d. 
et im 50. 6. d. et im 77. . 12. h. (g <j fieber. sieh. 32. . 5. f. (h f kranck. 
Math. 26. Marci. 14. caro autem infirma. sieh. 10. 9. b. 

IV. f Daz fleischliche raytzungaigentlich (a) kain siind sey, erscheintaws deme 
dazsysonst nitbelib im menschen nach seiner tawf(b), in der all siind vergeben 
seinn. Wie paulus schreibt. Vorzeiten seyt ir siinder gewesen , aber nu seyt ir 
abgewaschen, geheiligtvnd rechtferttig (c). Jtem wir moegennitsprechen, daz wir 
in ainicherlay siind beleiben, gleich als vberfliess die gnad , sender welh aws vns in 
Christo getawft, die seinn getawft in seinem tod der all siind abnymbt. Desgleichs 
spricht Micheas (d). Der herr wirt widerkoemen vnd sieh vber vns erparmen vnd 
all vnser siind werffen in tyeff des meres. Jtem Ezechiel. Jch wirt vber ew giessen 
ain rain wasser vnd ir wert gerainigt von alien ewren siinden. Seinn nu all siind 
in der tawf vergeben dem menschen, in deme noch fomes vnd raytzung nach der 
tawf beleiben. Daraus ist lawtter beweist, daz solher fomes kain siind ist, wer do 
spricht alle (e) ding, der sleust nichts aus. Dann wo fomes an jmselbs siindig waer, 
alszdenn hieten bemeltpropheten vnd Paulus vnrecht geschriben, daz all siind in der 
tawf afagenomen seinn, dieweil fomes noch vnabgenomen belibe. Deszgleichs bleibt 
fomes vnd fleischliche raytzung in gerechten lewten. Also gibt das ewangelj zewg- 
nus daz Zacharias (f) vnd Elizabet vor got gerecht gewest seinn on klag, darumb ist 
jnen ir fleischliche gier, die sy bede als menschen on zweifel gehabt, nit fur ain siind 
zerayten. ( 6 ) Es seinn auch des herren jiiuger on siind vnd rain gewesen, do er zuo 

( 3 tiber diese Lehre der Reformatoren , gemass welcher der Mensch nichts als Siinde sey 
und also auch nur sundigen konne und miisse, vergleiche man: Mohler, Symbolik. pag. 77. 
u. flg.; indem Luther behauptete: ,,Siindigen sey die Natur des Menschen; der Mensch sey 
nicht nnr Sunder, sondern die Siinde selbst." Ibid. pag. 74. Diese Irrlehre wurde vom Con- 
cil von Trient mit dem Anathem belegt. Sess. VI. c. 7. 

(* Die Lebre. dass Gott den Menschen zur Siinde antreibe und nothige, hat an Zwingli ibren 
hartnackigen Vertheidiger gefunden. Mohler, 1. c. pag. 45. 

(" D ,,gpt" Tater; pater setzt er in der Ubersetzung. 

( B ,,nit fiir ain siind zerayten" nicht fur eine Siinde zu rechnen. rayten=:/ahlcn, rechnen, 
reputare, numerare. Sieh. im Lexikon. 



240 FUNFVNDDREISSIGIST CAPITEL 

jnen sprach. Jr seyt rain (g) , nichtsweniger seinn sy dannoeh vom same der siind 
weiter zerainigen gewest. Darumb sprach er ferrer zoo jnen, got rainigt ainn ye- 
den der frucht bringt, auf das er noch mer frucht bringe, wiewol ir yetz rain seyt. 

(a J aigentlich. im . 5. a. et <J. 9. c. et im 36. . 3. e. (b 5 tawf. sieh. . o. 
a. et im 36. . 4. f. (c J recfatfertig. 1. Cor. 6. in med. Roma. 6. in prin. sieh. 4. 
. 2. a. : et im . 5. g. (d f micheas. 7. in fin. Ezech. 36. ant. fin. (e f alle. de 
Reg. iuris. qui omnia dicit nil excludit. (f 5 Zacharias. Luce. i. sieh. 4. . 13. f. et 
36. 5- 7. e. et 53. 4. g. et 88. . 6. b. (g f rain. Job. 13. post prin. vos mundi 
estis. et Job. 15. in prin. im 97. . 10. a. 

V. ^ Daz aber Paulus fleischliche raytzung (a) ain siind nennet, beschiecht vmb 
das sy aus wiirchlicher siind ins fleisch kumbt vnnd dem geist vrsach gibt liirter ze~ 
siinden. Die wortPauli (b) lawtten also. Wann ich ettwas thuoe das ich nit wil, 
dasselb thuoe nit ich, sender die siind, benantlich die raytzung, so in mir wonet vnd 
icb ways daz in mir, das ist in meinem fleisch, nichts guoets wonet. Nym war. Pau- 
lus hat bezewgt, daz er nitsichselbs, sonder sein angeporene raytzung, die aus der 
siind kumbt, bewege vnd raytze jnn zuo poser fleischlicher gier. Deszhalb vermaint 
Paulus, jme sollenit zuogemessen werden erste (c) bewegungfleischlicher raylzung, 
nachdem sieh dieselb on sein willen bewegt im fleisch. Darein aber der geist nit 
verwilligt, wiewol ersolh fleischlichbewegung leiden mueesse. Darumb Paulus die- 
selben raytzung vnd bewegung nennet passiones (d). das ist leidung der siind vnd nit 
wiirchung der siind. vnd spricht. dieweil wir im fleisch gewesen* haben in vnsern 
gliden geworchtder siind leidlikait, dainit sy dem tod frucht bringen, aber numals 
seinn wir erledigt vom gesetz des tods. Daz aber geschriben. das fleisch (e) lusst 
wider den geist, ist nitzeuersteen, daz darumben yeder mensch der siinde aigener 
knecht, sonder daz verpoten sey zedienen fleischlicher raytzung. Derhalb hat vns 
Paulus gelernet, daz wir sollen zerprechen (f) den gierigen leib , auf das wir hinfiir 
nymer dienen der siinde, das ist der raytzung zuo siinden. Darauf hat Paulus got 
gedanckt, daz die Roemer, so kncht der siind gewesen, vender siind erledigt seinn 
vnd knecht worden der gerechtikait. Nym war, Paulus hat die Roemer, nach irer 
puoesz, fur gerecht (g) geschaelzt, wiewol noch in jn fomes vnd fleischliche gier be- 
Hben ist. Wo nu fomes aigentlich ain siind waere, hiet sy Paulus nit gerecht ge- 
nent. Darauf zebeschliessen. daz fomes an jmselbs, vmb das er zw siinden vrsach 
gibt, kain aigene siind ist, als wenig das swert, mit derne ainer erschlagen wirt, sun- 
dig ist, wiewol dadurchdertodslagbeschiechtalsmitaimm instrument (h) der siinde. 

(a f raytzung. sieh. . 4. a. et sieh. 31. . 1. d. et im 36. . 1. a. (b f Pauli. 
Ro. 7. ant. fin. im 36. . 1. f. et 39. . 14. f. (c f erste. sieh. . 1. d. (d f passio- 
nes. Ro. 7. post prin. sieh. 34. . 10. f. et im 39. . 12. d. (e f Oeisch. Gal. 5. sieh. 
25. . 7. c. (f ^ prechen. Ro. 6. post prin. destruatur corpus peccati. (g ^ gerecht. 
Ro. 6. ant. fin. liberati a peccato servi facti estis iuslitie. sieh. . 4. c. et sieh. 33. . 
9- h. (h f instrument, im 39. . 4. k. 

VI. 5 Fleischliche gier zebrawchen ist wol verpoten, aber gier zemeidenist 
vnns vnmoeglich (a). Deszhalb nit zegelawben, daz vns got ettwas vnmoeglichs (a) 
hab gepoten. Des gibt Johannes zewgnuss, daz gottes gepot nit schwaer (b) seinn, 
Waeren die gepot vnmoeglich, alszdenn moechten sy nit swaerer sein. Darumb 
kan nit gepoten sein, im fleisch kain gier zehaben zw siinden, dieweil vnmoeglich ist, 
solher gier muessig zesein. vnd spricht Augustinus. (c) Got mag nichts vnmoeg- 
lichs gepieten nachdem er gerecht ist. Er verdambt auch nyemants vmb das so 
ainer nit vmbgeen mag nachdem got gueelig ist. Aber bemelter fleischlicher gier, 
im gemueet nit, nachzeuolgen, ist wol gepoten vnnd moeglichzehallten, dieweil solhes 



VON FLE1SCHLICHER RAYTZUNG GENANT FOMES. 241 

stet im freyen willen, vnnd was ainer nach fleischlicher gier gedenckht, redet oder 
thuot, dasselb ist siindig. was poess aber ainer an jm bat wider seinen willen, das- 
selb machtjm kain siind. Darumb ist bestimbter Comes vnd fleischliche gier, aus 
irselbs vnd on verwilligung des menschens, kain siind, sender ain raytzung zuo siin- 
den.auch ain purde vnnd vmhstand der siinde. Wer seinem fleisch widerstrebt (d), 
der thuot guoet, nit siindig werch, wiewol in jm noch fleischliche naygung wonet. 
Darauf spricbt der aposte! Nicbts verdamblichs (e) ist in jhenen die Christo jhesu 
seinn vnd dem fleisch (f) nit nachgeen. ( 7 ) Jst nu in denselben nichts verdaemblichs, 
so ist aucb in jn weder schuld noch siind, nachdem nyemants zeuerdammen, er sey 
dannain vbelthaeter. Dieweil an vil orten des gesetz, die siind verpoten ist bey 
straf des tods, (g) deszbalb kanti fomes kain siind sein, nachdem emit verpoten, 
noch vom fleisch aufgehebt werden mag allain durcb leiblichen tod. 

(a 5 vnmoglichs. im . 9. e. et im 40. . 12. a. et 51. . 14. e. (b J swa'r. I. Job. 
5. in prin. mandata ejus gravia non sunt. imSO. . 11- h. (e f Augustinus. in serm. 
61. de tempore. (d | widerstrebt. sieh. 28. . 17. e. (e J verdamlichs. Ro. 8. in 
prin. im 60. .' 10. e. (f f fleisch. sieh. 33., . 9. k. (g ^ tods. Exo. 19. in med. 
qui tetigerit montem, morte morictur. cum similibus. sieh. 34. .8. c. et 13. . 7. f. 

VII. ^rPemnacb ist zemercken, daz fomes hinder sein laesst leiblicbe todlikait, 
danin der mensch muoes leiblich sterben, nit von wegen der siind (die mit ewigem tod 
(a)gestrafft wirt) sonder von wegen fleiscblicher gier als des sames der siind. sonst 
mueessien die getauften kind (b) nit sterben vmb das sy an jn kain siind haben. ( 8 ) 
Nachdem aber berueerter fomes zw siinden raytzt, deszhalb sol er durch taeglich 
vbung (c) vnd guoete werch aintziger weis abgenomen vnd gebailt werden. Desz- 
halb ist ains christens leben genent desberren gang (d), der von ainer tugent in die 
ander geet, awf dasjnwendiger mennsch vernewet werde von tag zuo tag, nach sand 
Pauls lere. Wer nu wider solhen fomilem vnnd fleischliche raytzung seinn moegli- 
chen fleis (e) ankert vnnd darein kains wegs seinn willen oder geuallen setzt, derselb 
siindigt weder lodlich noch laeslich (docb mit hilf goltes). Wer aber in seiner gier 
geuallen hat, der siindigt laeslich vnd ist schicr vnmoeglich, der gier geuallen zeuer- 
rneiden vnd laesliche siind zuo empfliehen, on die nyemants gesein nochsprechen mag, 
mein hertz (f) ist rain, jch bin lawtter on siind. Ob wir sprechen wir haben kain 
siind auf vns, alszdenn verfueeren (g) wir vnsselbs vnd in vns ist kain warhait, dann 
awf erd ist kain gerechter (b) mensch der guoet thuoe vnd nit siindig. Darumb 
sprach dauid zum berren. vnder alien lehentigen menschen wirt kainer rechlfertig 
vor deinem anplickb. 

(a 5 tod. im 53. . 2. a. et 55. . 3. d. (b f kind. sieh. 33. . 5. d. (c f von 
gueter vbung. sieh. . 2. d. et sieh. 4. . 9. g. el 18. . 1. k. et 22. . 9. e. et 33. . 
8. b. et . 10- a. et im 37. $. 11. f. et 39. . 11. h. et 42. . 8. f. et . 11. a. et 
43. $. 17. o. et im 44. . 7. b. et 50. . 12. b. et 58. . 6. d. et 74. . 6. c. et 78. 
7. d. im 100. . 2. c. (d f gang. JExo. 12. post prin. est enim phase, id est trans- 
itus domini. psl. 83. trausibunt de virtute in virtutem. 2. Cor. 4. in fin. qui intus 
est renovatur de die in diem. sieh. 2. . 7. f. et im 50. 5- 6. b. et 42. . 4. f . et im 
T7. . 7. g. (e J fleis. im 40. . 5. a. (f f hertz, prov. 20. post prin. (g J ver- 

( 7 Der hi. Paulus spricbt vom Wiedergebornen, dcm das, was er von Siindlichkeit in sieh 
erapfindet, nicht zur Siinde angerechnet werden kann; denn der Geist Gottes wohnet in ihm; 
die Siinde ist getilgt und das Fleisch gelodtel, so dass in ihm nichts Gott missralliges ist, also 
uucli nichls verdammliches; denn der Geist Christi lebt in ihm. 

( 8 Daher sagt der hi. Augustin, dass wir erst in dem andern Leben die Begierlichkeit ab- 
legen werden. Contr. Julian, lib. IV. cap. 77. tora.X. pag. 1176. "Weil alleMensehen in Be- 
gierlichkeit geboren werden, miisscn sie sterben. Ibid. pag. 1177- "Wir kb'nnen wohl die Be- 
Sierlichkeit vermindern, schwachen, aber nicht ganz verlilgen, solange wir dieses verwesliche 
1'Ieisch haben. August. Retract, lib. I. cap. 24. torn. I. pag. 37. 

B e i t b m e i e r, Berthold's Theologey. 1 6 



242 FUNFVNDDREISSIGIST CAPITEL 

_fueren. 1. Job. 1. in fin. im 36. . 5. d. (h 5 gerechter. eccles. 7. ant. fin. non est 
homo Justus in terra. Psl. 132. non justificabitur omnis vivens. sieh. 4. . 7. c. 

VIII. ^ Wann nn vnser feind fomes (der fleischliche gier raitzt vnd anziindt) 
aws laessikait oder vnfleis in vnser haus (a) oder gemueet kumbt vnd die eua als 
hausfraw (b), das ist die gedaechtnuss oderverstandnuss, zuolusst vnd wolgefallen 
bewegt, alszdenn beschiecht ain laesliche (c) siind. Wann aber freyer wil als 
hawszherr seinen feind fomitem nit ausztreibt, sender mit jm frid (d) vnd aynikait 
oder gesellschaft macht vnd sich jme ergibt, das ist, in fleischlichen wollust verwil- 
ligt, alszdem wirt volbracht ain todsiind, die sonst, on zuothuon des freyen willens 
(e) nit beschaecb. Erlaesst ein den feind gots, dadurch aws seinem geist flewcht 
das leben vnnd sein bester freund, benenntlicb got. also fellt menschlicher geist, 
durch fomitem als aus poeser wurtz, in todlich siind. ( 9 ) ain poeser paem (f) tregt 
poes friicht. Herwiderumb wie in verkerten leiiten fleischliche gier poese werch 
verursacbt, also in frummen lewten gepert die gnad vnnd lieb gots guote werch, 
die in der lieb eingewurtzt seinn. Gerecht lewt lassen jre werch nit wurtzen in 
poeser gier. in jnen ist gottes gnad mit jrer wiirchung krefftiger dann fleischliche 
gier mit jrer wiircnung. Darzuoe dient diser sprucb. Die gnad gots vnd gabCristi 
ist in vns mer vberfliissig (g) dann des adams vbertretung. Dariiber setzt Jacobus. 
Ain yeder wirt versuoecht oder angeweygt von seiner gier (h), abgefueert vnd ge- 
raitzt. nachmals so die gier an sich den geist gezogen, alszdenn gepert sy ain siind, 
nemlich ain laesliche (i), welhe ain zuoberayttung ist zuo todlicher siind. Wann 
nu dieselb gier beschiecht mit werchen oder verwilligung, alszdenn ist volbracht 
ain siind die den tod gepert. ( 10 ) 

(a J haws, im 36. . 2. b. et 49. . 7. g. et 72. . 9. e. (b J hawszfraw. sieh. 
34. . 7. g. (c f laslich. im i. et im 36. . 6. a. (d f frid. Math. 10. non veni pa- 
cem mittere. im 36. . 2. c. aliter. sieh. 13. . 5. a. (e f J willen. sieh. 34. . 7. 
k. et im 36. . 5. i. (f 5 para. Math. 7. in med. im 43. . i. i. et 49. $. 11. c. (g 
f vberfliissig. Ro. 5. post. med. (h ^ gier. Jaco. 1. sieh. 25. . 10. d. (i f laslich. 
sieh. c. et im 36. . 6. a. 

X. ^ Dariiber merckh. Wann fleischliche raytzung bedachtlich beschiecht, 
alszdenn wirt daraus ain laesliche siind, beschiecht sy aber wiiliklich, alszdenn 
wirt daraus ain todsiind von wegen des freyen willenns, wo gleych darnach der 
auszwendig lust taetlich nit beschicht. Dieselb bedaechtlich oder willig raylzung 
(a) bekhennt Paulus siindig zesein, sprechend. Jch hab nit erkennt die siind, nur 
durch das gesetz, noch die begier gewisst, nur das geselz spraeche, du soltest nit 
begeren, nemlich deines nachsten weib noch guoet. Darauf warnet (b) vns paulus, 
daz wir in vnserm todlichen leib nit lassenn regieren die siind, nemlich raytzung 
der siind. Darumb hat paulus hinzuoe gesetzt disc wordt. Auf das jr nit gehor- 
sam seyt den wolliisten derselben gier. Nym war Paulus verpeut nit fomilem oder 
fleischlicbe gier, on die nyemants leben mag, sender daz vnser gemueet vnd will 
nit gehorsam sey poeser giere. Daraus wirt befunden, daz nachwarem verstannd, 

( 9 Die Wurzel und der Same allerTJbel ist die bose Begierlichkeit, sagt der Romische Ka- 
tecbismus, und welche durch diese entflammt sind, sturzen sich in jede Art von Schandthaten 
urid Lastern. Nam stirps ac semen malorum omnium est prava concupiscentia: qua q'ui incensi 
sunt, praecipiles feruntur in omne flagUiorum et scelerum genus. P. III. cap. X. q. I. 
pag. 314. 

( 10 Die Begierde wird dann eine Siinde, vrenn sieh das Gemuth nach dem Antriebe boser 
Begierden an bbsen Dingen ergotzt, und diesen entweder beistimmt oder auch nicht widersteht. 
Darum sagt der Apostel Jakobns: ,,Jeder wird versucht, indem er von seiner eigenen Lust ge- 
reizt und gelpckt wird: dann wenn die Lust empfangen hat, gebiert sic die Siinde, die Siinde 
aber, wenn sie vollbracht ist, gebiert den Tod." Catech. rom. I. c. pag. 317. 



VON FLEISGHLICHER BAYTZUNG GENANT FOMES. 213 

allein das getnueet oder will der raytzung aygenllich (c) ain siind ist vnd nit die 
natiirlich raylzung so die crblich siind hinder jr laesst als ain pen oder slraff. Darumb 
die lessten zway geselz (d). Du soldest nit begem deines nagsten guoets noch 
deines nagsten weibs, verpieten poese begier des freyen willens, der sich selbs 
fabet mil fleischlicher giere, die dern fleiscb ist eingewurtzt, dermassen, daz sy 
dem lebendigen fleisch weder verpoten noch abgenomen mag (e) werden, sonnst 
\vaer vnmoeglich solh verpot zehallten. ( n ) 

(a f raytzung. Ho. 7. post prin. concupiscentiam nesciebam nisi lex diceret non 
concupisces. Exo. 20. deu. 5. im d. (b J warheit. Rb. 6 non r.egnet peccatum. sieh. 
33. 9. g. (c f aygentlich. sieh. . 4. a. (d f gesetz. Exo. 20. et deu. 5. sieh.'a. 
et im 51. 5. D. (e J mag. sieh. . 6. a. 



X. f Nj m war. Diser fomes vnd gier oder poese naygung des fleisch, her- 
fliessehd vom ad am nemlich aus allter zeriitter hatur, macht den allten auszwen- 
digen menschen, durch leybliche gepurd. Die gnad Christi, so airier erlangt im 
tauf als in geistlicher gepurd (nach der sich der getawft vber sich (a) zuo got, 
nymer vndersich zuom fleisch naygen sol) macht ainn newen jriwendigen (b) 
menschen. Dasselbistdienewcreatur, so der mennschsein fleisch vnd allte naygung 
vberkriegt vnd an sich nymbt guot new geistlich leben. Dauon Paulus (c) sagt. 
wo in Cristo ain new creatur wirt, daselbs seinn allte ding vergafagen. Jtem got 
geb ew durch seinen geist starckh zewerden an jnwendigem menschen, vhnd 
Crislum zewoneri dutch den glawben in euren herlzen in lieb eirigewiirtzt. 
Jtem legt von ew den allten (d) menschen, der nach gier des jrrthumbs zerpricht, 
vernewt ew im geyst ewres gemueets vnd beklaidet ew mitnewem menscben 
der nach got beschaffen ist in gerechtikait vnd heilikait der warhait. Jlem ziecht 
(e) ab den allten menschen mit seinen werchen, vnd klaidet ew mit newem men- 
schen der vernewt wirt in erkanntnuss gottes, derjneiiach seiner pildnuss (f) 
beschaffen hat. 

(a f vbersich. sieh. 28. . 15. h. (b <J jnwendig. sieh. 27. . 8. i. (c f creatur 
2. Cor. 5. in fin. Ephe. 3. ant. fin. sieh. 4. . 10. k. (d } allten. Ephe. 4. ant. fin. 
im 60. . 3- 1. et 76. . 2. d. (e f ziecht ab. Collo. 3. post prin. (f f pildnuss. 
sieh. 29. . 8. c. 

XI. ^ Fomes (a) ist fleischliche gier vnnd naygung zuo aigner lieb, die mit 
nichte fuoglicber vnd leichter vberwunden kari werden, dann mit der lieb gots. 
Darumb soldestu dein fleischliche gier (b) vbersichziehen in deinn geist, derselb 
wirt alszdenn destmer jnpriinstig in goetlicher lieb. dadurch wirdt fleischliche gier 
verwandelt in geistliche lieb. Naygt sich nu menschliche gier zuom geist, alszdenn 
wirt daraus die tugent der lieb. Naigt sich aber die gier zuo jrer gepererin , be- 
nentlich zuom fleisch, alszdenn wirt sy poes vnd siindig. Darumb sollen wir, nach . 
sant pauls (c) lere, nit gierig sein auf poese ding, wie etlich altjuden gewesen. 
Hiebei wirdt nit verpoten fomes (des hyemants gefaten mag) sonder das verkert 
gemueet, so dem fleisch nachhengt. Dann fomes vnd gier, so ausm fleisch prost, 
als erste bewegung (d) steel nit in vnserr macht. Aber dieselb erst bewegung 
vber sich zuom geist oder vndersich zuom Fleisch zenaygen, steet wol in vnn- 

( u Der Romische Kalechismus bemerkt: Quamobrein dixitAposloJus: Concupiscentiam ne- 
sciebam, nisi lex diceret : Non concupisces. Cum enim concupiscentia, id est, peccati fqmes, qui 
ex peccato originem habuit, perpeluo nobis infixus inhaereat, ex hoc agnoscimus, in peccato 
DOS nasi3i; qua propter supplices ad eum confugimus, qui solus potesl peccati sordes eluere. 
L. c. pag. 315. 

16* 



244 y SEXUNDDREISSIGIST CAPITEL 

serr macht vnnd freyem willen, nemlich daraus zemachen ain tugent (e) oder 
laster. (^ 

(a J fomes. sieh. . 1. a. (b J gier. im 36. . 13. c. (c f Paulus. 1. Cor. IQ. 
in prin. (d J bewegung. sieh. . 1. d. (e J tugent. im 44. . 1. c. et 39. . 14. h. 



SEXUNDDREISSIGIST CAPITEL 

voiin sikndeii ill geiuain. 

I. Durch new verkerte Lerer wil dewfel diser zeyt, das wort siind, nur 
ainer mass nemrnen vnd nit weytter auszlegen noch versteen lassen. Domit vn- 
kiindig lewt verfueert werden zeglauben, als sey yglich werch des gerecbten men- 
schen siindig vnd gleich ain ding, guot vnd ppes werch, mit dem hat dewfel ge- 
wunnen, daz nyemant suoecht guote werch zethuon, noch poese werch zefliehen. 
Daz aber dits woertl siind wol verslanden vnd auszgelegt /werde. Jst dasselb wort 
in heiliger schrifft zwispilig zeuersteen. Erstlich nach aygenschafft siindiger 
sachen, als erbsiind, todsiind, vnd laeslich siind. Zuom andere vnaygentlich, so elwas in 
heiliger schrifft ain siind genennt wirt das an jmselbs nit siindig ist, sonder aws(a) 
der siind kumbt, oder zuo siinden raytzt oder die siind tempft. Aigentliche vnd 
wiirchliche siind kumbt aus poeser nichlikait (b) vnnd ist got widerspanig Vnd ain 
naygung zuom vnwesen, das wider got strebt, als wider das ewig vnermeslich 
wesen. Deszhalb wirt die siind geacht fur ainn feind (c) gots, nachdem sy den 
menschen vnd sein guot wesen zersloert vnd naygt sieh auf vnmaessig nichding, 
das ewiger (d) feind gotes ist. Aber nach adams fal hat derselb feind gots , be- 
nenntlich die siind, das menschlich geslaecht erobert, dermassen, daz yglicher mensch 
mit leib vnd geist dersiinde gefangen ist, bis seinjgeistdurch die tauf erledigt (e) 
wirt, dannoch bleibt der leib in fleischlicher gier gefangen (f). Wie Paulus be- 
kennt, daz er noch fleischlich sey vnd vnder die siind verkauiFt. Deszhalb ist solhe 
poese gier, genannt fomes (g), ain feind des menschens, mit dem er s'caetigs kriegen 
doch vberwinden (h) sol. Aber gegen got ist fomes ain pot, nit ain todfeind. Jn 
mass die todsiind, so dem vnwesen gleych, dem menschlichen leben todlich 
auch ewigem goetlichem frid geratwiderwartig vnd also gottes vnd des menschens 
feind (i) ist. 

( 12 In der lateinischen Ubersetzimg sleht noch ein, . 12. der also lautet: Supra. . i. dixi 
in originali esse duo, nempe f omit em et reatum. Fomes quidem est in carne (quaenon peccat) 
reatus autem est in anima (cui peccatum imputatur). Fomes dumtaxat morte extinguitur: rea- 
tus vero per baptismum remittitur: uti dicitur: Auferelur ab eis reatus sanguinis (Deut. 21. 
post prin.]. Sed percussit dominus populum pro reatu vituli. (Exo. 32. in fin.) .Hoc est pec- 
cato praetereunte, reatus in homine remanet excutiendus, sicut febris aut vulnus in corpore: 
vel sicut avaritia in mente. Nam qui a peccato absolutus est, securus quidem redditur ab ae- 
terna poena: sed in ejus anima remanet reatus. i. vinculum et obligatio ad poenam tempora- 
neam, pro qualitale peccatorum remissorum sustinendam. Neque vulnerato sufficit ad salutem 
ut tantummodo spicula de ejus corpore evellatur: sed etiam ut vulneri remedium adhibeatur- 
Verum omnes peccalores poenitentes sunt pares quantum ad noxae dimissionem: At impares 
sunt quantum ad reatus deletionem .Diuina etenim lex (quae quodammodo in angelorum men- 
tibus conscripta est) (v. 23. . 7. in fin. et in 52. . 3. in prin.) exigit nullam iniquitatem lin- 
qui impunilam, sed aliqualisatisfaciione esse diluendum. Ideo quottidieoramus: Dimitte no- 
bis debita nostra. (in 48. . 1.) Neque prius in coelum adiius nobis.patebit, quam huiusmodi 
debita quoquomodo fuerint integre persoluta. Er hat dadurch den Ubergang zu dem folgenden 
Capitel besser vorbereitet. 



VONN SUNDEN IN GEMAIN. 245 

(a 5 aws. sieh. 35. . 5. a. (b f nichtig. sieh. 20. . 4. a. (c f feind. sieh. 20. 
* 8. b. et im i. (d f ewiger. sieh. 20. . 8. a. (e J erledigt. im . 4. d. et im 37. 
5 2. e. et 58. . 5. c. (f f gefangen. Ro. 7. post. med. ego autem carnalis sum ve- 
nundatus sub peccato. sieh. 30. . 5. e. et 35. 5. b. (g f fomes. im . 9. k. et 
K 10. h. et sieh. 35. . 1. a. et per tot. (h f vberwunden. im 50. . 11. n. (i 5 

feind. sieh. c. 

* . . 

II. <f. Menigerlay sach seinn gcnent siind als feind gottes. Von erst kriegt 
(a) fleischliche raitzung auszwendig wider den geist als gegen aimm haws (b) in 
dem got wonen solt. Dieselb raytzung ist an jr selbs poes, sy bringt aber dem 
menschen noch kain siind. Zuptn andern hengt derselb feind am geist als am 
hawss gotes das ist die erbsiind. Zuom dritten laesst der geist denselben feind 
ins haus, dasselbist die laeslich siind. Zuom vierden macbt mcnschlicher geist frid 
(c)vnd freundtschafft mit bemeltem feind gots. Daraws entspringt die todsund. 
Solt nu des menscben geist von beslymblem todfeind erledigt werden, alszdenn 
Ihuot not daz er ainn maechtigern (d) helffer hab, derselb ist Cristus. Der ge- 
sprochen hat. Ob ain maechtiger vber jn kumbt , derselb vberwindt jne vnnd 
nymbt jm alle seine waffen. Also ist solher siindiger feind mit dem leiden Christi 
vberwunden vnnd wirt taeglich awsztriben durch Christum. Deszhalb der^herr 
Crislus (e) auch ain siind genennt ist vmb das er die siind vertiligt. Daraus 
wirdt genomen, daz in der schrifft dits woertel siind, fiinfferlay verstand vnd aws- 
legung oder bedewttung hat. Zwo vnaygentlich vnnd drey aygenllich. 

(a f kriegt. sieh. 33. . 2. d. (b J haws, im . 5. a. et sieh. 35. 5- 8. a. et im 
49. . 7. g. (c ^ frid. sieh. 35. . 8. d. et im g. 9. b. (d ^ machtiger. Luce. 11. si 
fortior eo superveniens vicerit eum. sieh. 24. . 4. h. et im 38. . 4. d. et42. . 2. b. et 
45. . 11. e. et im 48. . 13. d. el 54. . 9. b. et . 10. g. et 55. . 5. b. (e J Chri- 
stus. im . 3. a. 

III. ^ Von erst wirt vnser herr Cbristus (a) vnaygentlich genennt ain siind, 
vmb das er auf sieh die pein vnd straf vnserr siind genomen, dieselben gepuesst 
vnd derhalbgotlichergerechtigkaitgnuog than hat. Daz erauch in krafft seins leidens 
solh vnser siind taeglich durch die sacrament vergibt, awfhebt, tempft vnd vertiligt. 
Desgleichs wirt Christus sein ain rach der siind, nemlich richtervnnd vrtailervber 
all siindig personen. Dergestallt hat Paulus Christum ain siind genennt (b) vnd 
ermont, daz wir vns versueenen mit got, der seinen sun Christum fur vns, als den 
sunder gemacht, der.doch kain siind than hat, awf das wir inChristo wurden got- 
tes gerechtikait. (*) Darauf spricht Petrus. Christus hat in seim leib aufm holtz 

(* "Wir wollen hier kurz die treffenden Stellen aus den Werken des hi. Augustin zusam- 
menstellen, inwiefern Christus eine ,,Sunde" genannt -wird. In seinem 205. Br.'sagt er, dass 
das, Christus kannte die Stinde nicht, soviel heisse, er habe sie nicht gethan. Quid est non 
noverat, nisi quia non fecerat? torn. II. pag. 795. In seinem Buche ad Honoratum. I. c. pag. 
450. bemerkt er, dass: pro nobis peccatum fecit, 'so viel heisse als: sacrificium pro peccatis. 
Nam et ipsa in Lege peccata appellabantur, quae pro peccalis offerebantur. In seinen Quae- 
stiones in Numeros lib. IV. torn. HI. p. I. pag. 532. bemerkt er fiber die allegirte Stelle Num. 
6, 14. mit Berucksichtigung der Stelle des hi. Paulus (2 Cor. 5, 21): In peccatum quippe dic- 
tum est, quia hoc ipsum quod pro peccato 'pfferebatur, peccalum vocabatur. Unde illud est 
apud Aposlolum de Domino Christo, Euro qui non noverat peccalum, peccatum pro nobis fe- 
cit. Deus Pater scilicet. Deum Filium pro nobis fecit peccatum, id est sacrificium pro pec- 
cato. Die Siinde hat sieh zwischen Gott und den Menschen gestellt, sollte die Creatur, naher 
derMensch mit seinem Scbflpfer versohnt werden, somusste das trennende Medium aufgehoben 
werden. Dieses that Christus: Medium separans est peccatum, mediator reconcilians est Do- 
niinus Jesus Christus; unus enim Deus, et unus mediator Dei ^ hominum, homo Christus 
Jesus. Ut ergo lollaturmaceria separans quod est peccatum, venitille mediator, et factus est 
sacriflcium sacerdos ipse. Et quia sacrificium factus est pro peccato, offerens seipsum in holo- 
caustum in cruce passionis suae, sequiturApostolus et dicit, cumdixfsset, obsecramus pro Christo 
reconciliariDeo; quasi diceremus, quomodo poterimus reconciliari? Eum, inquit, id est, ipsum 



246 SEXUNDDREISS1GIST CAPITEL 

getragen (c) vnnser siind, das ist, er hat gelilten die pen, so wir Gotschuldig wae- 
ren fur vnser siind zeleiden. Wie im allten gesetz das opffer fiir die siind , ain 
siind genennt was. Do gescbriben steet. Sy werden essen (d) die siind meines 
volcks, dabey seinn zeuersteen die opffer so fiir des volcks siind gelegt werden. 
Also ist die siind genent Cristus, der an jme kain siind, aber der siind pein, ge- 
habt vnd sich fiir vnser siind gollicher gere*chtikait geopffert vnd vns dadurch 
gerecht gemacht hat. Die annder ynaigentlich siind ist fleischliche raylzung zuo 
siinnden, genennt fomes (e), das sonst an jmselbs khain siind ist, aber ain siind ge- 
nennt wirdt, vmb das derselb fomes aus adams siind kumbt, daz er auch die erb- 
siind vrsacht vnd zuo wurcblichen siinden raytzigt. Darumb wie die rede, so 
durch die zunge beschiecht, ain zung, oder dieschrift, so durch die hand beschiecht, 
ain hand genennt ist, also wirdt fomes vnd fieischliche raytzung ain siind unay- 
gentlich genennt vmb das die erbsiind vnnd wiirchlich siind durch solhe raytzung 
beschehen. Von diser materj ist oben (f) geschrieben. 




IV. f Das ander hawpsluckh ist, daz ain vntat aigentlich ain siind genennt 
wirdt, als erbsiind, laeslich, todsiind, vnd erstockt siind. Erstlich ist die erbsiind 
aigentlich genennt ain siind, vmb das menschlicher geist sich keret (a) zuom fieisch, 
nit zuo got, noch seiner gollichen maiestet schuldige zucht noch dienst beweist. 
Also beschiecht die erbsiind laessiklich (b) nit taetlich. Sy ist ain schuld , in der 
all menschen, aus adams natur empfangen, schuldner (c) seinn, alslangbis sy durch 
die tauf (d) erlangen das verdienn Christi, dersolh vnd ander vbel aufgehebt auch 
die schulden fiir all menschen, was anjn abgeet, gotlichergerechtikait erstatt hat. 
Dieweil menschlicher geist solh vbel vnd schuld vnwissend (e) ererbt von seimm 
vergifftem fieisch, deszhalb wirdt jm awch vnwissend die erbsiind in der tawf ver- 
geben, aber im fieisch poese raytzung nit aufgehebt. doch fiirter nach (f) der tawf 
wirt sy fiir kain siind, sender fiir ain plag gerayt. Von diser erbsiind ist gesagt 
im. 34. Capitel. 

(a ^ keret. sieh. 34. . 1 . e. (b J lassiklich. im . 6. a. et im 52. . 3. i. (c f 
schuldner. im 53. 2. g. (d J tawf. sieh. . 1. e. et im 60. . 8- d. (e f vnwis- 
send. sieh. 34. . 2. a. (f f nach. si.eh. 35. . 4. b. 

V. 5 Darnach ist laesliche siind (a) auch aigentlich ain siind, nachdem 
dieselb wiirchlich beschiecht im gedanck vnd yerstand. Jm paradis hiet der mennsch 
laesliche siind leycht vmbgangen, nachdem daselbs die syndlikait dem geist vnder- 
worffen (b) gewest. Aber numals seinn laeslich siind taeglich (c) worden, die 
schier nyemants vmbgeen (d) mag, dann sy kriechen haemischen vom fleysch jnn 
geyst, von fleischlicher raytzung inn lust. Wann d.erselb erst lust vnderdruckt vnd 

Christum, qui non noverat peccatum, peccatum pro nobis fecit, at nos slams justitia Dei in 
ipso. Bum ipsum, inquit, Christum Deum, qui non noverat peccatum. Yenit enim in carne, 
hoc est in similitudine carnis peccati, non tamen in carne peccati; non habens ullum omnino 
peccatum; ct ideo factus est vcrum sacrificium pro peccato, quia nullum habebat ipse pecca- 
tum. L. c. p. II. pag. 373. Weil Christus selbst die Siinde auf sich genommen, so. wird seine 
Gerechligkeit unsere Gerechtigkeit. Ipse ergo peccatum, ut nos justitia; nee nostra, sed Dei; 
nee in nobis, sed in ipso; sicut ipse peccatum, non suum, sed nostrum, nee in se, sed in no- 
bis cons titu turn, similitudine carnis peccati, in qua cruciflxus est, demonstravit. torn. VI. pag. 
213. Non ergo fecit ipse peccatum, sed cum Deus pro nobis peccalum fecit, hoc est, ut dixi, 
sacrificium pro peccato. lorn. YIII. pag. 679. torn. X. pag. 458. 



VONNSUNDEN.LNGEMAIN. 247 

vberwunden, daraus wirdt am tugent, (e) Wo aber solher lust nit paid auszge- 
triben, sounder im gedanckh vnd versland bleibt, doch on verwilligung, alszdenn 
wirt daraus ain laesliche siind, nachdem solher lust dem mennschen vnzymlich vnd 
allain vnuerniifftigen tyeren (f) zuogeordent ist. So nu menschlicher geist durch 
den lustsich naygtzuo zeriittem leib als.zuo tyerlicher natur, alszdenn wirt ver- 
klaint, beswaert (g) vnnd verlunckelt. Nu mag der geyst solhe naygung zum lust 
hart empfliehen, nachdem dariiber sein freyer will nit volmaechtigen gewallt, wie 
er vber vollbringung oder verwilligung des lusts bat. Darumb wirt bestymbter 
lust so er iin gedanckh (h) vnnd.verstannd angenomen ist, geacht vnd genennt ain 
laeszliche siind, die leichtlich beschiecht vnd deszhalb leicht nachzelassen vnd der 
gnaden wirdig ist. Wer aber darein verhengt vnd verwilligt (i), der volbringtain 
todsund. Daraus zemerckhen, daz in der siind zway seinn, ains aygene lieb neben 
der lieb gots, dasander, got gar zeuerachten. Zum ersten, so der mensch sein lieb 
zuo sichselbs oder zuo anderr creatur vnordenlich keret vnd auf got oder seine 
gepot nit aufmerckt, sonder seines schoepffers vnd erledigers vergisst, doch nit ver- 
aechtlich, dies ist laeslich (k) siind als ain naygung (1) zuopoesemvnd ainschickung 
zuo siinden, aber noch kain wu'rchliche todsiind. Nur allain der mensch wolt in 
solher laessikait vnnd poeser naygung willigklich langverharren vnnd sich in poesen 
fantaseyen erlussten. ( 2 ) Daraws moecht zuolesst die todsiinnd der traghait (m) 
fliessen. Drumb ist erster poeser naygung im anfanng (n) zewidersteen. Werdas- 
selb bey zeit thuot vnd an seiner fleischlichen gier vnd poesen naygungen miss- 
uallen (o) hat vnd be\vegt in jmselbs ain geystliche begier, dpmit die fleischliche 
gier im wollust nit verfar, sonder nach seimm vermoegen nydertempft vnd ausm 
gedanck treibt, demselben^wirt laesliche siind nachgelassen. Doch daz er dagegen 
souil straf (p) vberstee, alsuil er wollust gehabt hat. 

(a f lasliche. sieh. . 2. b. et im . 6. a. (b ^ vnderworffen. sieh. 31. . I.e. 
(c ^ taglich. de peni. dist. 1. tres sunt. ( 3 ) (d ^ vmbgeen. sieh. 3. . 4. b. et 4. . 
7. a. et 35. . 7. g. et im 38. . 8. d. et 42. . 3. e. et 77. . 12- c. (e ^ tugent. 
sieh. 10. g. 10. c. (f f tyeren. sieh. 35. . 1. e. (g f beswart. sap. 9. sieh. 35. <J. 
1. i. (h ^ gedanck. sieh. 25. . 10. a., (i ^ -willigt. im . 10. i. et sieh. 35. .8. e. 
et im 51. . 5. c. (k *f laslich. im . 6. a. (1 f naygung. sieh. 32. . 7. d. (m ^ 
traghait. im 44. . 7. a.- et im . 10. o. (n f anfang. principiis obsta. sieh. 35. . 1. 
d. et im 42. g. 8. g. (o ^ missuallen. im . 6. d. (p f straff, im g. 6. c. 

( 2 Die Siinde ist eine Abirrung und Abweichung des freien Willens von Golt und eine 
Hinneigung und Hinwendung zur endlicben Creatur, zum gndlichen und Nichtigen. Durch die 
Sjinde wendet sich der Mensch von der absoluten Wahrheit zur Luge; er sucht diese zu ne- 
giren und die Endlichkeit an deren Stelle zu setzen. Dass nicht alle Siinden gleich seyen, in- 
dem es viele Abstufungen in Betreff der Abkehr von Gott und Hinwendung zur Creatur gibt, 
wurde von der Kirche stets gelehrt, und im Concil von Trient die Gegenbehauptungen feierlich 
verworfen. Sess. VI. cap. 11. besonders: Sess. XIV. cap. 8. \vo ausdrucklich bemerkt ist, das 
die lasslichen Siinden von der Gnade Gottes nicht ausschliessen. Tiber die lasslichen Siinden 
bemerkt Tauler in seiner vierten Predigt auf den Fronleichnams-Tag, indem er frag't: ,,Wel- 
ches sind nun die eigenen Hindernisse, die den Menschen diesen grossen Schaden thun, dass 
ihnen der theure Schatz nicht \vird (der Himmel und Erde mil Reichthum erfullet), dass sie 
ode und leer dabey bleiben, wie ihr alle Tage wohl sehet an raanchen Menschen? Diess solt 
ihr eben merken. Es sind tagliche Gebrechen, die dieHitze derLiebein ihrem "Werke erkalten, 
das Herz zerstreuen, Andacht vertreiben, des heiligen Geistes Trost berauben, und Gott ihnen 
selbst unheimlich und fremdmachen; wiewohl sie die Gnade nicht gar in den Menschen todlen, 
so thun sie doch diesen Schaden, und geben grosse Ursaehe, und neigen die Gnade zu verlieren, und 
in Todsunde zu fallen, wiewohl sie taglich sind." II. Thl. pag. 204. 

( 3 Der Canon ist aus Stellen des hi. Augustin ^usammengesetzt und unterscheidet nach den 
verschiedenen Graden der Siinde verschiedene Bussgrade, die wir wahrend unsers Lebens durch- 
macben mussen. Von den lasslichen Siinden heisst es: Neque enim eanobis dimitti volumus, 
quae dimissa non dubitamus in baptismo; sed ilia utique, quae humanae fragilitati quamvis parva, 
tamen crebra subrepunt: quae si collecta contra nos tuerint, ita nos gravabunt et oppriment, 
sicut unum aliquod grande peccatum. De poenit. dist. .cap. 81. 



248 SEXUNDDREISSIGISTCAPITEL 

"VI. f Laeslicher (a) siind seinn menigerlay, nemlich \verinspeis oder tranck 
oder slaflust suocht mer dann seiner natur not ist, mer redt oder schweigt dann 
nutz ist, der vnwillig ist gegen armen. laessig gegcn gefangen vnd kranckhen, oder 
raechig gegen seinn widersachern, oder sawmig istaynikailvnndfrid vnnderwider- 
waertigem zemachen, der sich fleischlich verimischt mit seinem Gcmahel vnbe- 
dacht kind zeperen, oder sich groblich hellt gegen seinen vnderlhanen, der gern 
hoert new oed maere, vnnutz red oder schrift, oder zuoesniaicken vnd vil annder 
dergleichen eyteln vnnd leichtfertigen sachen, in denen sich gemainklich die men- 
schen vergessen vnnd dadurch in laeslich siind vnwissend fallen. Dergleych wann 
die todsiind berewt vnd nacli ordnung der kirch gepeicht (b) ist, alszdenn wirtdie- 
selb gepeicht siind widerumb laeslicb, nemlich ist solhe siind nachgelassen in der 
sahuld ewigs tods vnd Ferrer nachzelassen in der pein, nemlich zeitlicher straff (c) 
die durch puoes vnd guote werch mit der zeit auoh abgenomen wirdt. Dann es 
ist vmb das ain laesliche siind genennt, daz sy leichtlich nachgelassen wirdt, vnd 
doch gepueesst vnddem menschen miszuellig (d) sein muoes, nachdemsy gotmisz- 
uellig ist, vmb das sy beschiecht wider gotliche ordnung vnd wider vrspriingliche 
menschliche natur. Doch werden laeslich siind nit vergeben on die todlichen siind, 
wie ain todliche siind on die annder auch nit nachgelassen wirdt, abertodlich siind 
werden offl aufgehebt on laeslich snd. 

(a ^ laslich siind werden erzelt. dist. 25. c. unum orarium. ant. fin. sieh. . 4. 
b. et . 5. a. et k. et im . 7. g. et . 9. d. et . 10. h. et sieh. 28. . 17. d. et 34. . 
7. i. et 35. . 8. c. et i. et im 41. . 6. h. et 5i. . 8. b. et 77. . 12. e. () (b J 
peicht. de peni. dist. 1. quern penitet. et dist. 7. c. fin. et im 68. . 10. d. (c f straff, 
sieh. <J. 5. p. et sieh. 33. . 4. a. (d f missuellig. sieh. . 5. o. et im . 7. a. el 
. 9. c. 

Vil. ^ Wiewol an laeslichen siinden got miszuallen (a), hat er doch an der 
person (b), so laeslich siindigt, kain missuallen. dann dieselb ist nit gar abkertvon 
got, wie ain todsiinnder, der seinn willen von got kert vnd sich selbs vber got vn- 
ordenlich Hebt vnnd domit geistlich toet. (c) Aber laeslicher sunder behellt noch 
bey jme gegen got ain gemaine ordenliche lieb, wiewol on jnpriinstigkait, dieselb 
erlischt (d) wol ains tails durch laeslich siind, dadurch wirdt in laeslichem sunder 
die gotlich gnad vertunckelt aber nit gar aufgehebt. Das wirt beweiszt mit dem 
Ewangelj, do es setzt, daz Zacharias (e) vnd Elizabeth vor got gerecht gewesen 
vnd on klag gegangen seinn in alien gepoten vnnd gerechtikaiten gots. Wiewol 
zegelawben, daz sy bede auf jnen gehabt haben laeslich siind, on die kain todlicher 
mensch gesein mag, seinn sy doch nichtsweniger fur gerecht geacht, vmb das laes- 
lich siind den menschen nit vngerecht (f) machen noch enlsetzen der gnaden gots. 

(* Quae a u tern sintminuta peccala (nachdem vorhef dieTodsiindenaufgezahltworden sind). 
licet omnibus nota sint, tamen quia longuin est, ut ornnia replicentur, opus est, ut ex eis vel 
aliqua nominemus. Quoties aliquis in cibo, aut .in potu plus accipit, quam necesse sit, ad 
minuta peccata noverit pertinere: quoties plus loquitur, quam oportet, aut plus tacet, quam 
expedit; quoties pauperem importune petentem exasperat; quoties cum corpore sit sanus, aliis 
jejunantibus, prandere voluerit, aut somno deditus tardius ad Ecclesiam surgit; quoties, excepto 
desiderio filiorum, uxorem suam cognoverit; quoties in carcere clauses, aut in vinculis positos 
tardius requisierit; quoties infirmos tardius visitaverit; si discordes ad concordiam revocare 
neglexerii; si plus aut proximum, aut uxorem, aut filium, aut servum exasperaverit, quam 
oportet; si amplius fuerit blanditus, quam expedil, si cuicunque majori personae, aut volun- 
tale, aut ex necessitate adulari voluerit; si panperibus esurientibus, nimium deliciosa, aut 
sumptuosa convivia sibi praeparaverit; si se inEcclesia, aut extra Ecclesiam fabulis otiosis(de 
quibus in die judidi ratio reddenda est) occupaverit; si dum incaute juramus, et cum perali- 
qnam necessilatem implere non poterimus, utique perjuramus, et cum pmni facilitate, vel temeri- 
tate maledicimus, cum scriptum sit; IVeyue maledici regmim Dei possidebunt. Dist. XXV. c. II. 
unum orarium. 



VONN StJNDEN IN GEMAIN. 249 

Danndie laeslichen(g) siind den menschen nit toetten, sender vermailigen.verwund- 
ten vnd krencken. Deszhalb bleibt er noch bey geistlichem leben vnd mag durcb sein 
r ew ynd guotat die mayl abwaschen vnd sein laeslich siind pueessen (h), auch von 
seiner kranckhait widerumb aufsteen, das ain todsiinder hit thuon noch von jmselbs 
vom tod aufsteen (i) mag. Gleich wie ain wein, der garzuo essig (k) worden, alle 
sein weinkrafft verloren hat. Welher wein nur zaech oder trueeb wirt oderauf- 
steet, derselb mag sich von jmselbs abligen, leyttern, richten, vnnd widerumb guot 
werden, nachdem er die weinkrafft nit gar verloren Also laeslicher sunder behellt 
noch bey jme ain lieb vnd gnad gots, dadurch er widerumb gehaylt werden mag. 
Vnd moecht des menschens bewegung zuo der lieb (I) gots als fleissiklich beschehen, 
daz jme dadurch all laeslich siind gar wurden vergeben, wo er gleich desmals an 
dieselben laeslichen siind nit gedaecht. Wer fleissig ist in goetlicher lieb dem 
missuellt alles das in von got zewcht, als die laeslichen siind. Daraus wirt ver- 
standen. Wer got liebt, der hat gemainklich missuallen an laeslichen siinden, wie- 
wol er dieselben nit vmbgeen noch ain gewissen fiirsatz (m) haben kan nymmer 
laeslich zesiinden, nachdem jme vnmoeglich ist zuoempfliehen laeslich siind, die nit 
ins menschens gwallt oder freyem willen steen als die todsiind. Darumb ist zuo 
Tergebung laeslicher siinnd gnuoeg das missuallen an menschlicher ploedikait, die 
den menschen in laeslich siind gweltiklich zeucht. 

(a f missuallen. sieh. . 6. d. (b f person, im 79. . 6. c. (c J tott. sieh. 20. 
J. 8. f- (d J lischt. im 46. . 4. b. (e J Zacharias. Luce. 1. sieh. 35. . 4. f. (f f 
vngerecht. sieh. 4. . 13. g. (g 5 laslichen. sieh. . 6. a. (h <[ puessen. im 74. . 6. 
i. (i f aufsteen. .m . 10. q. (k f essig. sieh. 32. . 4. h. (1 f lieb. sieh. 1. . 3. 
g. et 72. . 6. f. (m f fursatz. im 74. 5. a. 

VII. ^ Sonst werden laeslich siind in vil weg vergeben, sonderlich durch drey 
wege. Zum ersten was mit jmgoetlichegnadbringt (als die sacrament (a)) dadurch 
werden laeslich siind geringert. Zuna andern gedeicht zuo vergebung laeslicher 
siind was in der kirch geordent ist zuo fiidrung vnnd behuoet der menschen an- 
dacht oder zuo erhalltung gotlicher gnaden, als weichprunn, priesterlich segen, 
vnnd dergleichen sachen, so in der kirch gebrawcht werden zuoguotem vnd wider 
das poes, sonderlich ist heiliger oelung (b) sacrament aufgesetzt zuo abwaschung 
laeslicher siind. Zum dritten wirdt ain mensch in seinen laeslichen siinden vil ge- 
ringert (c) durch diemueetige yebung, als klopfen an sein prust, fasten, peten, all- 
mosen vnd andere guete werch, so der lieb jnpriinstikaiterweckhen haimlichoder 
offennlich. 

(a f iSacrament. sieh. 4. . 2. a. et im 68. . 9. i. (b f olung. im 93. . 3- e. 
(c ^ ringert. im 58- 5- 4. i. 

5 Von Todsunden. 

IX. 5 Das ander, so in der siind steckt, ist muoetwillige abkerung (a) von got 
vnd gotlichen rechten zuo sichselbs oder zuo ainer annderu creatur, so ainerseinn 
aigen willen treybt vnd setzt fur den willen gotes. Dasselb macht aigentlich ain 
todsiind (b) in solher vnderschid, alszpald ainer, aus fleischlicher ray tzung oder ver- 
kerter naygnng, des wollust empfindt vnd daran kain missuallen (c) hat, siindigt 
er laeslich (d) in der synlikait vnd im gedanckh, bis solher wollust durch die ver- 
nuft wirt gefuert zuom freyen willen. Souerr derselb nit darein verwilligt, bleibt 
es ain laesliche siind. Nur erliesz den wollust zelangverharren in poesen gedaenck- 
hen, alsdenn wirt daraws die todsiind geuaerllcber laessikait. (e) Dabey ist ze- 



250 SECHSUNDDREJSS1G1ST CAPITEL 

uersleen, daz ygliche todsund, so sich erhebt aus fleischlicher naygung, anfanngs 
laeslich ist, bis der sunder seinn willen darzuoe gibt, alszdenn wirt die siind zey- 
tig (f), nemlich daraus aia todsiind. solhe lodsiind beschiecht, wann gottes ge- 
pot nit erfiillt oder gottes verpot vbertreten wirt. Erster tail der siind ist nit 
erfiillt durch verkert engel, die got nit vber alle ding geliebt, wie jnen gepoten 
was, sonder sich selbs fur got gesetzt haben, Der ander tail hat seinn vrsprung 
im paradis aus vngehorsarn ade, der gottes verpot vbertreten mit nyessung ver~ 
potener frucht. Die verkerten (g) engel haben eemals vnnderlassen das gepot, 
dann die menschen das verpot vbertreten. Also hat menschlicher fal raytzung (h) 
gehabt aws fal des dewfels, der durch aigen poszhait vnd neyd (i) des adams geist 
vergift hat. Doch ist adam nit gezwungen gewesen solh gifft zenemmen , sonder 
dasselb bat er williklich geschlickht vnnd domit ferrer vergifft ganntz menschlich 
fleisch. Dasselb gifft numals ain yeglicher mensch vom adam nothalben ererbt. 
Also kumbt ain siinndig vbel aus dem andern. Erstlich hat adams geyst vom deu- 
fel das vbel wilkiirlich angenomen, dadurch sein fleisch aus not ist vergifft. Jn 
dasselb gift (genannt fomes (k)) fellt nolhalben ain yedes fleisch so aus adam her- 
kumbt. Desgleichs aines yeden fleisch tailt solh gifft vnd ander sein poes raytzung 
mit seinem geist, dadurch der mensch in uer erbsiind erfunden wirdt vnnd dar- 
nach in wiirchlich siind fellt. Also vergifft menschlicher geyst auf ain newes sei- 
nen leib mit tatlichen und lassigen siinden. 

(a 5 abkerung. im 58. . 5. a. (b f todsund. sieh. . 2. c. et im . 10- f- (c 5 
missuallen. sieh. . 6. d. (d f laslich. sieh. . 6. a. (e 5 lassikait. im 44. . 7. a. 
(f f zeitig. sieh. 34. . 7. k. (g ^ verkerten. sieh. 24. . 3- e. (h f raytzung. 
sieh. 24. . 1. d. (if neyd. im . 10. m. et sieh. 24. . 2. c. (i: f fomes. 
sieh. 5. 1. g. 

X. 5 Die todsund hat ainen anfang. zwo wurlz. Drey narung vnd siben 
haup. Anfang (a) aller Siind ist die ainig hochfart. dadurch ain sunder sich selbs 
nit got, fur all ding lobt vnd Hebt. Zwo wurtz (b) todlicher siind, seinn verkerte 
lieb vnd vnziemliche forcht, als ain puoeler liebet vnordentlich die maetz vnd 
eyfert (c) vnzimlich vmb dieselb. Der geytig hat lieb zeytliche giieter vnd fiircht 
dieselben zeuerliesen. Die gier (d) des fleischs, gier der augen vnd hochfart des 
lebens seinn drey narung der siind, als alles vbels (e) so in der weld ist. Die haup, 
seinn siben todsund (f) so wilkiirlich wachsen awsbemellen zwayen wurtzen, aws 
der ainen wurtzen wachsen drey vnordenlich lieb. aine ist, so der mensch jn- 
wendig begert vnnd suoecht das nit zebegeren noch zesuoechen, das ist eytl hoch- 
fart, nemlich so er sich in jmselbs erhebt, seinen nachsten versmaecht vnd gottes 
gepot veracht. Die ander vnordentlich lieb ist der geytz, dadurch ainerawswen- 
dige vnnotdurflige ding begert (g). Zum dritten. Wer sein begier vnder sich 
stellt, nemlich seinn leib vnmaeslich zeneren, nil aws not, sonder aws wollust 
oder mit vbertretung des fasten pots, derselb ist fraessig, oder wer sein geslaecbt 
begert vnordenlich zemeren, der ist vnkewsch. doch die plos raytzung zuo vn- 
kewsch (genant fomes) ist kain siind, sonder ain plag. aber der lust, daraus ko- 
mend in den verstand vnd gedanckh, ist laeslich (h) siind. Wann nu der mensch 
solhen lust begert zeuolbringen, alszdenn ist dasselb begem ain willige todsund. (i) 
Lawt des ewangelj. der ain frawen anschawt (k), dieselb zu begeren, der hat sy 
yetz in seinem hertzen gevnkewscht. Darumb pitt (1) vns sand Peter, daz wir 
vermeiden fleisch begem, so wider die sel streytten. Aws der andern wurtzen 
vngebiirlicher forcht, enntspriingen drey siind, dadurch ainer sein naliirlich nay- 



VONNSUNDENINGEMA1N. 251 

gang oder krefft Terkert. Erstlich verkert ainer sein vernufft mil dem neyd (m), 
so er trawrt wmb seines nagsten gliickh oder hayl. Zum andern verkert er natiir- 
liche straflikait mit der rach oder vrbrigem zorn (n). Zum dritten fiircht er 
moegHche arbait vnndversawmtdadurcb sein schickligkait oder awfgesetzte gepot 
durch sein laessigkait. das ist die traegheit (o). Die obgenannten vbertretung 
seinn die syben todsund, die komen aus verkertem willen. (p) Denselben hat 
vns got guotcn geben vmb das wir den frey solten wenden awf got, voa dem er 
hie ist, vnd awf alles jhen, was got zuogeboert. Wo solhes bescbiecht alsdenn 
(lewsst nichts poes aus dem willen. Wer aber seinen willen frey wendet awf 
jhenes daraws er ist, nemlich awf nichte, derselb naigt sicb awf sein selbs verder- 
ben vnd ewig sterben (q), das ist die todsund. 

(a 5 anfang. Eccl. 10. ant. med. jnicium omnis peccati est superbia. sieh. 29. 
5. 11. f. et 33. . 1. c. et im 44. $. 2. a. et 48. $. 8. c. et 85. . 3. g. (b f wurtz. 
sieh. 24. . 4. b. (c J eyfer. im 50. . 3. d. (d f gier. 1. Job. 2. in med. omne, 
quod est in mundo, est concupiscentia carnis. im 51. . 8. m. et 78. . 2, c. et 85. 
. 3. h. et 97. . 5. a. (e J vbels. sieh. 33. , 3. d. (f J todsund. sieh. g. 9. b. 
(g f begert. im 51. . 5. b. (h f laslich. sieh. . 1. g. et g. 6. a. (i J siind. sieh. 
$. 5- i- et im p. et sieh. 25. $. 10. . (k f anschawt. mat. 5- in med. im 38. .11. 
i. et. 51. . 3. f. et . 8. d. (1 ^ pitt. in Pet. 2. post prin. (m ^ neyd. sieh. 5. 9- 
i. et im 48. . 8. g. (n f zorn. sieh. 25. . 9. e. et im 51. . 3. d. et 48. . 8. f. 
(o f traghait. sieh. J. 5. m. et im 44. . 7. a. (p f willen. sieh. i. (q f sterben. 
sieh. . 7. i. et sieh. 20. . 8. f. 

XI. f Vbertretung gotlichs gepots ist ain todsund genent, vmb das sy den 
siindigen menschen fasst pindet vnnd fueert in geistlichcn tod aucb in poese gwon- 
hait (a). Darauf lawt diser spruch. Wann ain sunder in der sundetyef kumbt, 
alszdenn veracbt er es, aber jme voligt nach schand vnd lasster. Vnd spricbt (b) 
Gregorius, daz ain todsund, die durch puoes nit awfgehebt ist, mit irer swaer den 
sunder paid zewcht in andere siind. Ja ain siind gepert (c) die ander, als hoch- 
fart gepert neyd. nachdem ain hochfertiger, der sieh erhebt vber seinn nagsten, 
demselben neydigist so er jn siechtin hohem gliick. Aws solhem neyd v fellt der 
sunder leichtlich in krieg vnd zorn gegen demselben gliicksaeligen nagsten. So er 
sieh an jm nit rechen mag, alszdenn kumbt er in trawrikait, an derselben hengt 
die traghait. In solher fewl gedenckht der sunder awf ander ergetzlikait, be- 
sonder zuo erfiillen sein hochfart. zuo derselben ist not gross zeitlich guoet, 
da,durch fellt der sunder in geitigkait. So er nu vil guots erobert destmer mag 
er prassen vndsawffen. also kumbt aws der geitikait die fraszbait. dieselb gepert 
zuo lesst die vnkewsch, nachdem ain voller pawch faymt in fleischlicher gier. 
Dergestallt werden syben todsund gepert aine aws der andern, sy erheben sieh 
aber erstlich aus siben geuerlichen naygungen, von denen oben (d) gesagt ist. ( 5 ) 
Nocb mer, ain yede tat gepert jnwendig im menschen seinen gleichen(e) daraus 
er destgenaigter (f) vnd leichtfertiger wirt in dergleichen tat weytter zeuerfaren 
vnd alsofft bis solche siindige tat in ain. gewonhait (g) gezogen ist, dazjm nach- 
mals der mensch kain gewissen dariiber nymbi 

( 5 Der Stolz ist die Wurzel alles Bosen. Daruber bemerkt der heil. Augustin, dass er 
dem Neid vorhergeht. Porro autem inridia sequitur superbiam, npn praecedit; non enim 
causa superbiendi est invidia, sed causa invidendi superbia. Cum igitur superbia sit amor 
excellentiae propriae, invidia vero sit odium felicitatis alienae, quid unde nascatur satis in 
promptu est. De gen. ad lit. lib. XI. cap. 14. torn. III. pag. 281. Das bildete die Grund- 
lage fur die schblastische Theologie- Sieh. Petri. Lomp. sent. lib. I. dist. 42. n. 810. 



252 SEXUNDDREISSIGIST CAPITEL 

(a 5 gwonhait. im g. et sieh. 33. 5- 3. 1. (b 5 spruch. prov. 18. in prin. (c f 
gepert. Ro. ant. fin. iniquitati ad iniquitatem. im 43. 5. 15. e. (d 5 oben. sieh. 25. 
. 9. a. (e 5 gleichen. sieb. 33. . 3. m. (f 5 genaygter. sieh. 32. . 3. d. (g j 
gwonhait. sieh. a. 

XII. f All lodsiind beschehen gerat wider got vater oder sun oder heiligen 
geist. Erstlich geen alle gepot vnd verpot aus got vater, wer dawider tbuot, der 
siindigt in got vater. Desgleichs jhen so die person Cristi belaidigt, haben ge- 
siindigl in himlischen vater. Darumb pat Cristus fur sein kreytziger (a). Zuom 
andern hat Chrislus fiir all siinden, sy seinn erblich, laeslich oder todlicb, himli- 
schem vater gnuog (b) than vnnd mit seinem leyden den siinndern gnad vnd erledi- 
gung erworben. Wer solhe gnad versawmbt durch vnuerstand oder verwiircht 
durch leichtfertigkait, der siindigt in Got Sun (c), vnd mag von der sund erledigt 
werden durch gnad des beiligen geistes. der ain prunn ist aller guetikait vnd all- 
zeit mit seinem gotlichen einflussdie sunder injren gewissen (d) oder sonnst er- 
mont vnnd hilft zuo puoeszwaertikait, Wer sieh aber aws aygner poszhait inseim 
verkerten willen solher ermonung widert vnd gotlichs einfluss vnnd hilf vnfahig 
macht, derselb siindigt in heiligen geist (e). Also siindigen vngetawfft menschen 
wider got vatter, getawfft wider got sun, erstockht wider got heiligen geist. Durch 
die tawf werden aufgehebt su'nd vn,d schulden jbener die wider got vater gesiin- 
digt haben. Durch die rew werden vergeben die sund wider got sun begangen. 
Derselben sund schulden werden nachgelassen hie durch peycht vnnd puoess, dort 
durch das fegfewr. Aber die sund in heiligen geist wirt (nach lawt des Ewan- 
gelj (f) weder hie noch dort vergeben. Got zewcht nyemants wider seinen wil- 
len beym bar gen himel. Darumb solt sieh ain sunder zuoeberaytten vnnd fa- 
hig (g) machen lassen zuo empfahen gotliche eingeistung. Wer nu freywilliklich 
got belaidigt vnd heiligs geisles gnad ausslecht, vnd von seiner poszhait nach ett- 
lichen ermonungen nit absteet, der siindigt in heiligen geist, der sein genad vnnd 
inpriinstige lieb vom sunder abzewcht (h), dadurch derselb sunder gegen got gar 
erkalltend vnd in siinden erberttend, erstockt vnd in verkerten syn gefueert wirt, 
dermassen. daz er des ablas ewiklich vertzigen ist, lawt dils ewangelischen spruchs. 
der in heiligen geist fluoecht (i), hat ewiklich kain vergebung, sonder er bleibt 
ain vbeltaeter ewiger vbertretung. Welh got verlassen, die werden von got 
auch verlassen, daz sy weder hilf noch gnad weiter haben. Got ergibt solh lassig 
mennschen in verkerten syn (k), auf das sy thuon was jnen nit gezymbt. Wie 
Paulus schreibt. Dergestallt hat got erherttend das hertz koenigs pharao. (1) ( 6 ) 

(a ^ kreytziger. Luce. 23. pater dimitle illis. im 51. . 9. c. et im 55. .4. 1. 
(b f gnueg. im 55. . 5. n. (c j got sun. Math. 12. in med. quicunque dixerit ver- 
bum contra filium remittetur ei. im 70. . 5. e- (d f gwissen. sieh. 28. . 17. c. 
(e geist. mat. 12. sieh. 82. . 8. a. (f f ewangelj. Math. 12. in med. (g f fabig. 
sieh. 18. . 7. h. (h 5 abzewcht. sieh. 28. . 17. h. et im-42. g. 5. f. et . 11. d. 
(i ^ fluecht. Math. 12. im 55. . 7. f. (k f syn. Ro. 1. in fin. tradidit illos in repro- 
bum sensum. (1 f pharao. Exo. 7. in prin. sieh. 34. . 7. m. et im 39. 5. 2, a. et 
43. . 17. g. 



( 6 Die furcbtbarste Todsiinde des Menschen wird in der heiligen Scbrift die Siinde wider 
den heiligen Geist bezeichnet, die weder bier noch in der andern Welt vergeben wird. (Malth. 
XII. 3132. Marc. III. 2829- Hebr. X. 2627. XI. 4.) Sie ist nicht bloss Hartniickig- 
keit des Herzens, sondern auch Verzweiflung an der Giite und Barmherzigkeit Gottes; sie ist 
vollendete Abkehr von Gott und harlnackige Zuriickstossung der Gnade Gottes. 



VONN StiNDEN IN GFMAIN. 253 

V 

f Ton er&toekten siindeii. 

XIII. 5 Darauf yetz verkert Lerer sich vndersteen gotliche gerechtikait an- 
zetasten vnd zesmaechen, nemlich zebezeyhen, als sey Got vrsacher (a) mensch- 
lichs vbels vnd erstockter stinde, vnd nemen zuo behelf disen spruch (b) salomonis. 
Der herr hat alle ding geworcht von seinselbs wegen aucb dem vngerecbten zuo 
poeser zeit. Dadurch vermuoetten leichtfertig lewt, jrer missetat fuoegvnd ausz- 
red gegen got zehaben, als seinn sy zesiindigen genoettigt. Aber bemelter sprucb 
salomonis ist nit zeuersteen , daz got poes lewt hab beschaffen zuo verdambnusz 
oder daz der mensch gottes geschoepff solt miszbrawchen zuo siinden, sonder die- 
selben mug brauchen zuo seinem hayl vnd zuo des nagsten nutz, als fleiscb vnd 
pluoet zum dinstgots, gier (c) vnnd freydzuo saelikait, zeitlicbe gueeter zuo fii- 
drung des nagsten. "Wer dieselben ding miszbrawcht zuo fleiscblichem lust, oder 
zuo vnfuoeg des nagsten, daran ist sein aygener will scbuldig vnnd nit got, der 
sein creatur zuo guotem, nit zuo poesem geordent hat. Er ist kain vrsacher noch 
versuocher (d) der stind. vil weniger ist er ain taeter der siinnd. Sonst wurden 
die reichthumb (e) gotlicher gupthait versmaecht vnd got ist doch das hoechst vnd 
allain guot (f). Er istaueh das liecht (g), in deme khain finster, nemlich kbain 
siind sein mag. Darumb erschrocklich zehoeren oder zeglawben, daz got sey der 
siinnde ain taeter oder vrsacher, der allain vnnd vnermeslich guot vnnd aller guo- 
ter ding warer prunn ist dem nicnts args zuogesetzt noch etwas guoels abge- 
setzt werden mag. Entlich ist dem menschen selbs all sein vbel vnd siindig we- 
sen zuozemessen, vmb das er aigen williklich erwellt die vngehorsam fiir gehor- 
sam. "Wann nu got in seiner weiszhait siehet (h) ain kunftigen hertnaeckigen 
menschen, der gotlicher gnad alweg vnfahig sein wil, {demselben pfligt got 
sein gnad zuoentziehen vnd nytner zerecken (i), nit vnrechtlich, sonder aus haim- 
lichen vrsachen vnd gotlichen gerichten, der vil seinn, aber kains vngerecht. Solh 
entziehen der gnaden wirt verstanden als hab got den siinder erherttend. Welhs 
erhertten (k) doch nit anders beschiecht als ob ainer spreche, die Son macht ain 
wax (I) hert vmb das sy nit darawf iren warmen glantz gibt. 

(a J vrsacher. sieh. 20. . 6. h. et im . 14. h. (b J spruch. proy. 16. in prin. 
Jmpium ad diem malum. sieh. 19. . 5. c. et 29. . 3. b. (c f gier. sieh. 35. 
. 11. b. (d J versuecher. Jaco. 1. sieh. 25. . 10. b. (e 5 reichthumb. ro. 2. in 
prin. andivitias bonitatis ejus contemuitis. (f "J guet. Math, in med. unus est bonus 
deus. sieh. 7. . 4. a. (g f liecht. 1. Joh. deus est lux. im 88. . 5. i. et 94. 
. 12. g. (h ^ liebet. sieh. 19. . 1. c. et im 73. . 6. c. (i *f reckhen. im 43. 
. 6. a. (k J hertten. im 38. . 4. h. (1 f wax. 29. . 9. o. et im 43. . 17. c. 

XIV. ^ Dann die wort Pauli (a), do er spricht, vber wen Got wil, erparmt 
er sich, wen er wil, den erherllent er, seinn zeuersten, daz aws gotlichem vrtail 
jhenen bertzen, die gotlicher gnad fahig (b) seinn, Got sein parmhertzigkait nnt- 
tailt. aber nit den vnfahigen vnd gantz poszhaftigen hertzen, dieselben werden 
dadurch gar erherttent. \Vie geschribeu stet. Des herren vrtail (c) eraischt daz 
ire herlz erhertlend werden. Darumb steet ferrer in Paulo. Do Got wolt ec- 
zaygen seinen zorn vnnd maechtikait, hat er in vil geduld, die verdamblichen vas 
aufgehallten , domit er seiner glorj reichthumb erzaige in den vassen der parm- 
hertzigkait, nemlich in ziichtigen lewten. Dabey hat Paulus zeuersteen geben, 
daz sich der siinder selbs inn pan (d) thuoet vnd in siinden erhertt vnd nit got. 
Derselb verpeut wol den menschen sich in siinden zuo erhertten vnd spricht. 
Jr solt besneiden (e) das vorheytl ewrs hertzens vnd earn nack (f) fiiran nymer 



S1BENUNDDREISSIGIST CAPITL 

erhertten. Dann die juden hetten den herren pit wellen hoeren, sender iren nack 
erherttent. Dariiber stet im jheremia. Got hat die juden gegayselt, daran sy 
aber kainn smertzen gehabt. Darnach hat er sy erkniischt (g), aber sy haben die 
zucht nit wellen annemen noch widerkeren, sounder ir angesicht erherttent vber 
ainn fels. Daz Paulus spricht, wen got wil, den erh'erttent er. Jst nit anders 
zeuersteen, dann wie ain gnediger herr oder guetiger vater mit seimm senften vnd 
langen vbersehen, daz er seinn poeseri knecht oder streytigen Sun nit zeitlich 
strafft, dadurch dieselben dieb oder moerder werden. Pfligt man zesprechen. 
Diserherr oder vater hat seinen knecht oder sun verderbt. Jst nit zeuersteen 
mit willen oder vnderweisung , sender mit seiner vbrigen gueetikait vnd ge- 
duld. Dergestalt wirt hochstem got, vmb seiner vnmaessigen langen guetikait 
wegen, zuogemessen, als geb er vrsach, daz der sunder taeglich nur mer vnendlich 
wirt vnd in siinden bas erstartt. vnd ist doch bey got kain poszhait (b). Wie 
paulus selbs spricht. Dergleichen ist auszelegen derspruch Esaie (i). also lauttend. 
O herr warumb hastu vns irrig geen gemacht von deiner strass, du hast vnser hertz 
erherttent, domit wir dich nit furchteh. Das jheronimus also auslegt, got erhert- 
tent den sunder so er jn nit paid strafft, got erparmt sich des sunders, so er jn paid 
mit widerwaertigkait zuo puoes bewegt. Wie er spricht. Jch wil ir poszhait 
haimsuoechen in der ruoet (k) vnd ir siind in slegen. Darawf ist zebesliessen, daz 
des siindigen wesens, got weder vrsacher noch anweiger noch taeter ist. Er hat 
auch (wie der weis (1) zewgnuss gibt) den tod, das ist die siind, nit gemacht nodi 
sich erfreyt in verlierung der lebentigen, nemlich daz dieselben in siind vnd geist- 
lichen tod fallen vnd darinn ewiklich gefangen seinn. Desgleichs so ain mensch 
in siinden zuozeiten erherttent vnd dorinn gar gefangen wirt, beschiecht auch nit 
aws schickung gottes , sender aus seiner gotlichen verhengnuss, zuo straff des 
erstockhten siinders, desselben fancknuss hebt (m) sich hie an vnd wert dort 
ewiklich. C") 

(a ^ Pauli. 9. in med. cujus vult miseretur. (b f fahig. sieh. 18. . 7. h. (c ^ 
vrtail. Josue. 11. in fin. (d f P an - in* 90. . 1. h. (e f besneiden. Deut. 10. ant. 
fin. sieh. 16. 5- 4 - ^' @ 5 nac ^- 4- Reg. 17. post prin. induraverunt cervicem suam. 
(g ^ kntiscfat. Hiern. 5. in prin. (h f poszhait. Rom. 9. numquam iniquitas apud 
deum. absit. sieh. . 13. a. (i f Esaie. 63. in fin. (k f ruet. psl. 88. post med. visitabo 
in virga iniquitates eorum. (1 f weis. Sap. in fin. deus non fecit mortem, sieh. 34. 
4. g. (m ^ hebt an. Mat. 24. in prin. haec autem omnia inicia sunt dolorum. im 
74. . 9. g. et 80. . 3. f. 



S1BENUNDDREISSIGIST CAPITL 

vou nienscliliclier 



I. Wer wisscn wil der menschen fancknuss, der muoesbedenckenin wasfrey- 
liait sy sein solten. Jn der schrift werden angezogen drey (a) erlay freyhait. aine 
ist nach vermoegen menschlicher nalur. die ander (b) gollicher gnaden. die dritt 

( 7 Die Yerhartung ist eine freie That und die Schuld des Menschen; von Gott tann nur 
eine negative Verhartung ausgesagt -werden. Ber Mensch entscbeidet sich und verharlet sich 
mit freiem Willen. Er verschliesst selbst der Gnade den Zugang and verharlet so sein Herz 
freiwillig. Sieh. Reithmajr. Comment zu dieser Stelle. pag. 810511. 



VON MENSCHLICHER FlNCKNUSS. 255 

(b) bimlischer glorj. Erste (c) freyhait hat got geben menschlichem geschlaeeht 
im paradis. Nachdera aber aws derselbeh freyhait der mensch gefallen. Jst durch 
vnnsern herren Christum eingefuoert die ander geistlich vnd Christenlich freyhait. 
Nach derselbcn wirt voligen dritte freyhait ewiger saelikait (*). Erste freyhait 
\\raere nach ordenlicher natur ziioegehoerig dem menschen. Jme hat auch dieselb 
ot anfanklich im ersten (c) stand gegeben vnd den menschen frey (d) gemachtan 
Feib vnd an geist, auch vber jne kainen gwallt gesetzt. Nit daz der mensch gotli- 
chermaiestet oder anderr oberkait (e) (die von got hie ist) vngehorsam sey, sender 
daz sein will , als herr vnd regierer (f) vber all krefft im menschen , an nyemants 
gepunden, sonder frey sey als ainpildnuss (g) gotlichswillens, dervnermeslichfrey 
ist vnd kainen obrer hat. Zw gleichnuss desselben gollichen freyen willen 
solt der mensch auch vngepunden guoeten freyen willen haben, den jm Got 
on zweifel anfaencklich geben hat aws der vrsach, daz er zw vodrist Got zuo 
ere, jmselbs vnnd seimm nachsten zw nutz auch allem leiblichem geschoepff 
zw beschluss (h), beschaffen ist. Dieselb naturlich freyhait was anfancklich im 
paradis voellig vnd vniiersert, nit allain etwas zuoerwellen, sonder auch zeuolziehen 
jhenes, das der will erwelt. Also ist in adams willen gestanden, gottes gepptze- 
hallten oder zeubertreten vhd dasselb mit werchen vngejrrt zeuolziehen. Noch 
hewt hat der mensch naturliche macht zewellen was er welle, lieben oderhassen, 
arbaiten oder feyren, guoets oder poess thuon. Jn massPaulusmeldet. der hafner 
(i) hat macht des luembs, aws aim stuckh zemachen ainn kruoeg zuo eren, den ann- 
dern zw scbanden. Dergleichen haben wir macht zuoessen vnd zetrincken oder 
zefasten. Doch nur zewelen (k), nit albeg zeuolbringen. Dise macht vrid natur- 
liche freyhait hat Adam jme vnd alien menschen versert vnd gesmelert, daz wir 
noch wol moegen wellen das guoet oder das poes , aber das guoet nit volziehen 
nach vnserm willen. Dann wider vnsern willen seinn wir dereytelhait (1) vnder- 
worffen. Darumb mueessen wir fleischliche gier haben vnd laeslichsiindigen wider 
vnsern willen. wie Paulus bekent. Dauonhernach(m)meldungbeschehenwirt. ( 2 ) 

(a ^ drey. sieh. 10. .11 a. et im 38. . 3. a. et 43. . 5. a. (b f die ander. 
im . 2. f. (b f drit. im . 11. i. (c f ersten. sieh. 30. . 1. b. et im 38. . 3. e. 
(d f frey. sieh. 32. . 2. d. et im 59. . 1. f. (e J oberkait/Ro. 13. sieh. 27. . 6. 
d. (f ^j regierer. im 41. . 1. a. fg ^ pildnuss. im $. 6. b. et sieh. 29. . 8. c. et 
im 41. g. 8. b. et 49. . 9. b. (h 5 beslus. sieh. 19. . 6. f. (i f hafner. Ro. 9. in 
med. figulus habet potestatem luti. 1. Cor. 9. in prin. habemus potestatem mandu- 
candi. (k f zewelen. im 39. . 14. g. et im 38. . 10. b. (I f eytel. Ro. 8. in med. 
vanitati ereatura subiecta estnon volens. im81.. 8. e. (m f hernach. im 39. . 14. f. 

II. ^ Got hat aber den menschen mit nichte gevrsacht (a) , bestimbte guote 
freyhait in poes zeuerkeren, sonst hiet got freyhait gegeben, aus seiner ewigen 
ordnung zetreten, vnd wider seinn gotlichen willen zesiinden. das vnglaublich ist. 
Dann wer moecht glauben, daz got wider guoeten freyen willen, den er nach pild- 
nuss seines gotlichen willens beschaffen vnd dem menschen gegeben hat, etwas 
wolt ordnen oder vrsachen, daz dem menschen sein freyhait soft verletzen, ver- 
mailigen oder gar ausleschen, sonder glawblicher ist, Got welle dem menschen 
raichen sein gotlich gnad, mit der er seinn freyen willen nviig guoet behalten vnd 

( l post quam electi consequentur finalem coelestis gloriae Hbertalem. B. 

( 2 Dass das "Wesen der Freiheit nicht in dem Vermogen zu sundigen besteht, ist in der 
Schrift deullich ausgesprochen (Job. Till. 34. Rom. VI. 14. VIII, 2. 15.) und von der Tradi- 
tion gelehrt. Der hi. Augustin hat sieh dariiber vielfach ausgesprochen, ebenso die andern 
Yater. Man sehe die Belege bei Klee. Bd. II. pag. 222. u. fig. 



256 SIBENUNDDRE1SSIGIST CAPITL 

gotliche gepot frey willigklich yolziehen. Deszhalb het got awfgericht das gepot 
der gehorsa.m (fa), darein sich guotwilliger mensch solt ergeben vnd gegen got 
vnderthaenig machen. Er ist aber i.m paradis Got vngehorsam gewesen vqnd 
dadurch natiirlicher freyhait berawbt auch gesetzt bieher inn kaercher (c) dits 
jamertals, dprinn all menschen drifeltiklich gefangen (d) ligen, nemlich ist mensch- 
licher geyst ain gcfangener seins fleischs aucb der siind vnd des dewfels, alslang 
bis er erraicht die tawf, dadurch daselbs menschlicher geistvonder siind vnd des 
dewfels faencknuss, aber nit vom fleisch, erledigt wirt in krafft des leiden Christi. 
Der mit seiner gollichen freyhait vnnd leiblichem sterben vnser selen durch die 
tawf aws bestimbten beden geistlichen fancknussen erledigt (e) hat. Wie Paulus 
schreibt, daz vns Christus mit seiner freyhait (f) erledigt hab, vnd dauid pit, daz 
jne aws solher fancknuss zefueeren got geruoeche, Dasselb ist die ander frey- 
hait gotlicher gnaden, so die gelawfften erlanngen vnd dorinn beleiben, so lang sy 
hie in puoes leben, denen Got awf ir pete alzeit verleicht sein hilff vnd gnad, 
dadofch ire geist vom fleisch frey seinn. Wie Paulus gezewgt. Wo des herren 
geist, daselbs ist freyhait. Wer aber nach seiner tawf siindigt, der verlewsst 
widerumb cristenliche freyhait vnd wirt awf ein newes gefangener knecht der 
siind vnd des dewfels. Darumb sol sich getawffter mensch verhuetten, daz er nit 
widerumb falle in solh fancknuss, auf daz er albeg frey sey als ain jnwoner (g) 
christenlicher kirch vnd burger in gottes stat seines gotlichen vaterlands. Das 
beschiecht wo der mensch seinen freyen willen nit aigen sender gemain macht 
vnd vergleicht mit gottes willen. Derselb gotlich will ist das sicher vaterland (h) 
aller gerechter willen. 

(a J geursacht. sieh. 20. . 6. h. (b f gehorsam. sieh. 31. . 2. a. et im 51. . 
7. d. (c f karchcr. sieh. 32. . 6. e. et im 53. . 9. c. (d J gefangen. im . 4- d. 
et . 8. e. et . 9. d. et . 11. g. et . 12. f. et sieh. 30. . 5. g. et im 38. . 6. c. 
et 42. . 11. f. et im 45. . 6. h. et . 7. h. et .. 12. d. et im 48. . 13. b. et 68. . 
3. f. (e f erledrgt. sieh. 10. . 12. c. et36. 5. 1. e. et im 56. 5- 1. i. (f 5 freyhait. 
Gal. 4. in fin. qua libertate christus nos liberavit. Psl. 141. educ de custodia ammam 
meam. 2. Cor. 3. in fin. vbi spiritus domini, ibi libertas. sieh. 1. b. et im . 3. 
b. et g. et m. et sieh. 32. . 6. h. et im 79. . 7. h. et 80. . 9. f. et 96. .1. f. el 
98. . 8. a. (g f jnwoner. sieh. 30- 8. f. (h ^ vaterland. im . 3. c. 

III. f Wer seinen aigen willen toett, sich zw got keret vnd gotliche hilf (a) 
annymbt auch seinen freyen willen mit gottes willen vergleicht, derselb wirtdurcli 
hilf vnd gnad gots frey (b) vnd ledig aws dewflischer fancknuss, aws dinstberkait 
seines fleischs vnd erraichl gottes huld vnd gnad, die hie, an stat des paradis, sein 
recht vaterland (c) ist Das wirt bedewt irn alltcn gesetz, do Jacob (d) an seinen 
sweher Labon begerl hat mueessig zewerden, awf das er moecht widerumb haimm- 
ziehen in sein vaterland. Solh vaterland kaum ainer vnder dreyen erraicht. Wie 
geschriben (e) stet. Nur durch ainen verstandigen wirt das vaterland behawst, 
aber durch drey vngerecht verlassen. Darauf ermont vns Paulus, daz wir vns nit 
widerumb ergeben vnder das joch (f) der knechtlikait. Wir christen seinn wol 
berueeft in christenliche freyhait (g), daz wir nymer der siind noch des dewfels 
gefangen seinn, aber wir solten durch solhe geistliche freyhait nit vrsach geben 
fleischlicherfreyhait, sender in lieb des geistes aneinander dienen vnd vnsern obrern 
gehorsam sein. Darumb die vnderthan, so verschiner zeit, benentlich im {.5.25. 
vnd des. 1.5.26. jars wider ir obrer, besonder wider die geistlichen fraeuenlich 
aufgestanden (h), seinn nit frey christen, sonder poszhaftig knecht vnd des deufels 
gefangen gewesen. Deszhalb sy sich vnbillich Christenlicher freyhait beruembt 
vnd in hohern stand vber sich setzen haben wellen , vnd doch got hat sy zuo 



VON MENSCHLICHER FlNGKNUSS. 257 

vnderthan berueeft (i). Solh letit seinn nit anders frey, dann wie treulos on iren herren 
vnd wie freyhot, so mit dem loterholtz vmb holten, ( 3 ) wider gotes willen, von 
deme all oberkait (k) hie ist. Deszgleichs ist die freyhait, dauon yetz die vn- 
cbristen sagen man sey der oberkait gepot, als menschen gesetz, nit schuldig ze*- 
hallten noch gehorsam zelaisten, ain false freybait vnnd schwaere dinstberkait, mit 
der sich der vngeborsam in siindiger traghait pindet ann dewfel. Dieselb \n- 
rechtlich freyhait hat Petrus abunderfecht (I), do er vns christen verpeut zehallten 
solhe freyhait, dadurch die poszhait verdeckt wirt, sender wir christen, als knecht 
gottes, sollen in aller forcht vnderthaenig sein glawbigenvnd vnglawbigen herren. 
Daneben sol der mensch behallten des geists (m) freyhait, nemlich, daz er seinn 
freyen willen jmsejbs nit zuoeaigen, sender frey vnderthaenig nach gotlichem 
freyen willen vnd dorinn bis an sein ennde verharre, alszdenn kaem er zw dritter 
(n) ewiger freyhait. 

(a f hilf. sieh. 24. . 9. f. (b J frey. sieh. . 2. f. (c f vaterland. sieh. . 2. h. 
(d ^ Jacob. Gen. 30. in med. (e ^ geschriben. eccli. 16. in prin. (f f joch. Gal. 
5. in prin. (g f freyhait. sieh. . 2. f. (h f aufgestanden. sieh. 1. .5. a. (i f be- 
rueft. 1. Cor. 7. im 39. . 4. d. (k [ oberkait. Ro. 13. im 95. $. 8. f. (1 f vnder- 
fecht. 1. Pet. 2. ant. On. sieh. 13. . 8. b. (m J geists. sieh. . 2. f. (n f dritter. 
im . 11. i. 

IV. 5 Nyemant hat aigen freyen willen, ausserhalb got des hochsten willens, 
in dem nichts poess ist, deszbalb aus jm nichts poess (a) fliessen noch Got ettwas 
poess wellen mag, wie aws der creator aygem will nichts guoets kumbt. Mcecht 
gotlicher will ettwas vngerecbts, vnbillicbs oder vnformlichs wellen, so waer emit 
vergleicht mit gotlicher gerechtikait, gueetikait noch mit andern tugenten, in denen 
nichts vnlugenthaftsnoch vngeordents gesein mag. Dagegen in der creator, so aus 
nichding beschaffen, ist nichts (b) guoets anders dann was got hinein gibt. Desz- 
balb ist aigner (c) will des menschens an jmselbs poes vnd zenicbtig. Wie all 
ander plos vnd nackund menscblich kreft, als warhait, weiszhait, gerecbtigkait, 
item das leben, sterckh vnd dergleichen kreflft, eytel, laer vnd nichts seinn so sy der 
mensch scboepft aws jmselbs, nemlich aws seinem aigen nicbding. Wann aber 
der mensch solh tugent freywilligklich nymbt aws gotlichen gaben, die Got in jn 
gegossen hat, alszdenn seinn sy gerecht vnd guoet auch krefftig, Wo nu der 
mensch nit jmselbs, sonder got den willen, so in jm got beschaffen hat, zuoeaygent, 
alszdenn brawcht er wol seinen willen. Derselb will ist aigentlich genent freyer 
will vnnd von Got hie. Welher will aber aigen, der ist kain rechter will noch 
frey, sonnder poes, vngerecht vnd gefangen (d) in jmselbs. 

(a f pos. sieh. 22. . 10. a. (b ^ nichts. im 43. . 1. f. (c f aigner. im . 6. 

c. et sieh. 4. . 7. g. et . H. e. et31. 5- 6. d. et . 7. c. et sieh. 32. . 5. d. et ira 

48. . i. m. et per tot. et 52. $. 2. a. et 80. 2. f. (d f gefangen. sieh. . 2. d. et 
sieh. 29. . 12. h. 

V. * Nu ist des menschens freyer will von got beschaffen aus nichding vnd 
deszhalb nach seiner aigenschafft vnnd ar.t wandelbar (a). Er sol vnd mag sich 
vbersich (b) keren zoo got, von dem er beschaffen ist, dadurch er frey bleibt. 
Derselb will mag sicb auch (wiewol vnrechtlich) vndersich (c) keren zum nich- 
ding als zur materi daraws er beschaffen ist, dadurch er nymer frey sonnder 
gefangen wirt des fleisch vnd des dewfels. Dergestallt seinn all todlich menschen 
alslang bis sy in guotem bestaettigt oder im posem erstockht werden, dieweil vn- 

j ~ * 

( 3 Hujusmodi homines non sunt aliter liberi quam fide fragi vel hislriones, iibersetzl 
uerthold. Ueber ,,freyhot uhd loterholtz" sieh im Lexikon. 

Reithmeier, Berthold's Theologey. 17 



258 SIBENUNDDREISSIGIST CAPITL 

staettvnd wanckhel, nachdem injnen freyer will, als ir herrscher (d) vnd gwall- 
tiger regierer, nit beuesstendt ist. Also mag freyer will (wie ander menschlich 
kreffl) hie auf erd guoet oder poes sein, ain weil dits wellen, ander weil das oder 
gar nichts wellen, yetzund wol wellen, darnach vbel wellen. Jm himel wellen 
die erwellten albeg frey das guoet. Jn der hell seinn die verdambten gefangen 
vrid an iren aigen willen gepunden vnd nichts guoets wellen, sender all vbel be- 
geren. Darumb hat Christus beuolhen zepetten zuo got. Dein will (nemlich 
der beschaffen) geschech (e) als im himel vnd awf erde. Domit die jrdischen 
menschen jren willen, den jnen got gegeben hat. wol brawchen vnd mit gotlichem 
willen vergleichen (f), auch denselben nit aigen machen noch zuo sichselbs naigen, 
dadurch er nymer frey sender gefangen vnd zenichtig wurde. Nichts ist mer 
wider got dannseinen gotlichen willen zeuerachten vnd aigem willen nachzeuolgen 
auch denselben der creatur zw gefangen geben vnd nit widerumb zeopffern got, 
der solhen willen hat hergeben vnd frey gemacht vmb das der mensch vngenoet 
(g) aus freyem willen got \ber alle ding lieben solt. 

(a f wandelbar. im 38. g. 1. b. (b 5 vbersich. sieh. 28. 5. 15. h. (c f vnder- 
sieh. sieh. 28. . 15. k. (d ^ herscher. im 38. 2. h. (e ^ geschech. Mat. 6. sich. 
10. 9. e. et im 38. . 5. g. et 39. . 7. c. et im 50. . 8. 1. (f f gleichen. im 38. 
. 1. f. (g vngenott. im 43. . 11. e. 

VI. f Gotlicher will herscht (a) frey vber all geschopf vnd hat zuo seiner 
pildnuss (b) frey gemacht des menschens willen, der jnwendig den geist vnd aws- 
wendig den leib frey regieren auch vnndersich herschen mag vberall leiblich 
creatur, die von des menschen wegen bescbaffen seinn. Dann des freyen willen 
natur vnd aigenschafft ist zeregieren jhene ding vber die er geordent vnd gesetzt 
ist. Doch sol er regieren mit tugent vnd vernuft, domit er vnuermailigtbeleib ain 
pildnuss gotlichs willens. Nachdem aber erscheint, daz menschlicher will nit 
nach geistlicher vernufft, sender mer nach fleischlicher naigung regiert, dadurch 
des menschens guoet wesen in vbel verkerl, in jme golliche pildnuss vermailigt 
vnd fleischliche gier geliebt. wirt dabey zemercken, daz das fleisch scinen geist 
mitsambt seimm freyen willen gefangen hat. Vnd ist die hertlist faencknuss der 
aigen (c) will, derselb ist vnersettlich (d) vnd mag nymer erfullt werden, nachde.Ti 
ervnmaessige vnd vnerfiindige ding begertvnd abbesondert ist von gotlicher lieb, 
dieselb allain vnd sonst nichts, mag des menschens geist vnd willen erfullen (e). 
Wer nu seinen freyen willen von got vnd zuo sichselbs naigt, der wirt vnwissund 
zwifach geistlich gefangen. Ainsten in seiner aigen poszhait (f) , in der ain sun- 
der gefangen wirt als in seimm aigen kaercher, dann aigner will ist ain ketten 
daran menschlicher geist gepunden wirt dermasseu, daz er zuo allem vbel ver- 
strickht ist vnd nichls guoets thuou mag. Ja clem aigen willen, er gewinge oder 
verlies, begegent albeg ain vbel, wo er, was jn wider Got gelusst, erlangt, alszdenn 
fellt er in vbel der straff (g), wo er aber sein fiirnemen nit erkriegt, alszdenn fellt 
er in vbel des laids. Solhe fancknuss in jmselbs ist die vntraeglich purd vnd 
eysnen joch so jrne der mensch selbs awflegt. Dariiber got verhengt, daz er kumbt 
in die annder fancknuss. Das is vnder des deufels joch. vnd spricht. Jch bab 
ain eysnen joch (h) gelegt aufmm hals aller vnglawbigen, daz sy dienen mueessen 
dem koenig Babilonis, nemlich dem dewfcl, vor dem vnns Paulus (i) warnet, domit 
wir nit widerumb vcrstrickt werden im joch dewflischer dinslberkait. 

(a f herscht. im 41. . 3. a. (b 5 pildnuss. sieh. . 1. g. (c ^ aigen. sieh. . 
4. c. (d 5 vnersettlich. Eccli. 14. post prin. insatiabilis oculus cupidi. sieh. 16. . 
4. n. et 28. . 1. f. (e 5 fiillen. Psl. 16. in fin. satiabor cum apparuerit gloria tua. 



VOtf MftSCHLICFiER f ItiCKNUSS. 259 

sieh. 19- 4. k. et im 48. . 7. g. et . 9. d. (f f poszhait. Ezecb. 33. post prin. 
jniqiiitate sua captus est. sieh. 24. . 10 b. (g f st f- sieh. 33. . 4. a. (h f jocb. 
Jhere. 28. in fin. im 50., . 11. g. (i f Paulus. Gala. 5. in prin. im 60. . 3. K. 

VII. f Dieselb ander faencknuss ist des Liicipefs poeser will, indem er 
liiciper sichselbs anfancklich gefangen, vnd daraws nachmals ainn gemainen kaer- 
cher aller verkerteti freycr willen der deufel vnd der menschen gemacht hat. 
Wie vnsPaulus ennont, widerzekeren (a) aws dewfels stricken, der vns gefangen 
gehaltten hat nach seinem willen. Dergestallt ist ain mensch gefangen, gepuuden, 
gestoeckht vnnd geploeckht in sonderr faencknuss, das ist in jmselbs vnd in seinn 
siinden, daneben in gemainer faencknuss benentlich inLucipers panden. Dann 
dewfel hat den menschen gefangen vnd in sein reich (b) bracht. Wie die schfifft 
setzt, dasz die poszhaftigen seinn in panden der finster verstrickt (c). Aws hoch- 
fertiger art ist dewfel albeg gierig sein hellisch reich zuoerweiltern vnd gottes 
reich zesmelern. Do nu dewfel gesehen, daz die menschen zuin himelreich (aws 
dem er getriben) fiirgenomen seinn dasselb an seiner slat zebesitzen. Darauf hat 
er verfueegt den menschen des himelreichs vnwirdig zemachen vnd von got ab- 
zewenden, jne domit in sein reich zefiieeren vnd mit poszhait zepinden vnd in seinn 
kaercher zesetzen, als geschriben stet. Nembt war dewfel wirt ettlich aws Ew 
setzen in kaercher (d) domit ir angesuoecht wert. 

(a 5 zekeren. 2. Thim. 2. in fin. (b f reich. sieh. 24. . 4. e. (c ^ verstrickt. Sap. 
17. in prin. iniqui sunt vinculis tenebrarum compediti. (d f karcher. Apo. 2. post 
prin. sieh. 24. . 10. b. 



YJII, *J Do der mensch sieh got nit wolt ergeben, ist er poes frey vnd sein- 
selbs worden. deszhalb hat sieh deufel, denselben menschen, alsainen frembden, 
verjrrten, verlassen vnd hawplosen, zefahen vnderstarideh. Erstlich euam (a), 
durch Euam den adam, nachmals durch sy bede ire kind, nemlich gantzmensch- 
lich geschlaecht, Dadurch wir numals genaigt seinn vnsern freyen willen zekeren 
zuo poesem, nit zuo guotem, vnd also des dewfels gefangen seinn. Darauf stet 
geschriben. Saelig (b) ist der in dewfels stricken nit ist gepunden, dann sein jdch 
ist eysnen vnd sein pand ist kupffren. Darumb sollen wir alzeit mit der Sara (c) 
petten, daz vns got vom pand diser sniach erledig. Wiewol ain yeder begert 
frey vnd seinselbs herr (d), zesein nit des dewfels gefangener oderknecht zewerden. 
danhoch kumbt er durch die siind in dewfels dinst vnd wirl also ain gefangener 
des gefangen (e), dieweil er sein syn vnd freyen willen vergleicht mit dem deufel, 
des werch er volbringt. Gleich als ob aines koenigs tochter nymbt ainn aigenknecht 
(f), alsdann wirt sy vnd ire kind auch aigen. Wiewol sy nil williklich aigen ist, 
bringt sy doch des knecbls wollust (daran zy geuallen hat) in splh aigenthumb, 
auch in schand vnd lasster. 

(a ^ Euam. sieh. 33. . 2. c. (b ^ salig. Eccli. 28. ant. fin. (c 5 sara. Tho. 
3. peto ut de vinculis imprpperii hujus absolvas me. (d 5 herr. im 38. . 5. b. 
(e J gefangen. PsI. 67. coepisti captivitatem. sieh. . 2. d. et sieh. 24. . 10. h. et 
29. . 12. h. et im 80. . 5. 1. (f ^ knecht: im . 12. a. et im 53. . 11. b. 

IX. f Domit vir nienschliche faencknusz destleichter vernemen, wil ich ge- 
ben nachuolgcnd pawrisch exempel. Ain koenig hat in seimm koenigreich ain 
dorf, darein er ain vnuerstaendige pawrin gesetztvnd fiirgenomen, er well diesolb 
pawrin mitsambt iren kinden verstaendig machen. Dariiber hat koenig geordent 
vil verstandiger knecht (a) , daz sieh ain yeder in sonderhait, ainer nach dem an- 
dern, persondlich veraine mit ainem kind bemelter pawrin, dasselb kind verstaen- 
dig mache vnd wol ziehe in tugenten vnd rainikait. Wanri solhes beschehen, 

17* 



260 SIBENUNDDREISSIGIST CAPITL 

alszdenn hat Koenig furgenomen, ainn yeden derselben knecht mitsambt seiner 
wolgezogen verainten pawrin, hinawf zw jme in koenigklich palast zenemen vnd 
jme, als seinem angewiinschten kind, ain koenigklich erb (b) einzegeben. Wo er 
aber solhes nit taet, wolt er jn todlich straffen. Erster knecht mitsambt seiner 
zuogeordenten vnd verainten paurin ist anfangs dem koenig vngehorsam (c) gewest 
vnnd hat derselben seiner pawrin im vnuerstannd nacbgeuolgt. Deszhalb hat 
koenig jne mitsambt der pawrin seines ersten stands entsetzt vnnd wider jn fiir- 
genomen todliche straff, doch jn dieweil in Bnster faencknuss (d) gelegt. Dorinn 
die pawrin nur vnuerstaendig, vnrain vnd haylos toechter gepert. Mil denselben 
paurin verainen sich persondlich die bemelten knecht, ainer nach dem andern, in 
krafft erster koenigklicher ordnung, die sich nit |hat gebiirt (e) awfzelesen noch 
zeueraendern von wegen der vnderthan vngehorsam. Dadurch kumbt yeder ver- 
niifftiger knecht, alspald er seiner pawrin im finstern kaercher zuoegefueegt ist, 
in vnuerstand vnnd vnraynikait (f). Daraus er weder sich noch sein veraint weyb 
noch jre kind erledigen mag, on besonder koenigkliche gnad vnd hilf. Darauf hat 
koenig ainn newen weg in gemain gemacht, geordent (g) vnd angezaigt, den yeg- 
licher knecht sol vnd mag suochen vnd dadurch aus poeser fancknuss kommen in 
guote freyhoit auch koenigkliche erb nochmals erlangen. 

(a 5 knecht. im . 12. a. (b f erb. sieh. . 6. d. (c ^| vngehorsam. sieh. 32. g. 
1. d. (d J fancknuss. sieh. . 2. d. et im . 10. d. (e f gebtirt. sieh. 20. . 6. d. 
et im . 10. i. (f J vnrain. im . 10- 1. (g J geordent. sieh. 20. g. 6. d. et im 
10. g. 

X. 5 Dergleich hat koenigklicher got in seinem koenigreich gantzes ge- 
schoepfs, ain dorf benantlich das paradis (a), darein er das vnuerstaendig mensch- 
lich fleisch gesetzt vnd von ewikait geordent, dasselb fleisch mitsambt seinen kin- 
den verstaendig zemachen durch verniiftig geist, als sein gedingt knecht, die 
nacheinander dem fleisch, yglicher seim geburenclem tail, solt eingegossen vnnd 
persondlich zuogefueegt vnd daraus ain verstaendig mensch (b) werden, auf das 
durch solh vermifftig geist das vnuerstaendig fleisch zuo erkanntnusz gottes komme. 
das ist also beschehen in den personen Adams vnnd Eue. Wo derselben verniiff- 
tig geist jr fleisch wol gezogen vnnd demselben fleisch nit nachgeuolgt hietten, 
alszdenn waeren sy als angewiinschte (c) kind gotes zuo himlischen erb angeno- 
men. Nachdem aber adam got seinem koenig vngehorsam erschinen, sein geist, 
als gottes knecht, hat nit seinem herren geuoligt, sender seinem vnuerstaendigem 
fleisch nachgehengt. Deszhalb er mit leib vnnd geist hieher in faencknuss (d) 
dits jamertals gelegt vnd mit finster vmbgeben ist. Do ain poes vnuerstaendig vnd 
vnrain fleisch aus dem andern (e) \vaechst, aus fleisch wirt nichts anders dann 
fleisch (f) geporen. Nichts weniger mueessen die menschlichen geist, aus krafft 
erster gotlichen ordnung (g), ain yeder in sonnderhait seinem vermailigtem fleisch, 
so jm von ewikait zuoegenaichent ist, zuoegefueegt vnd domit ain mensch werden. 
Dadurch (h) yglicher geist von seinem fleisch die siind miterbt vnd sich nit gebiirt 
(i) daz, zeuermeiden solhe siind, erste ordnung gots auffgehebt werde, als hab die 
erbsiind gottes ordnung vberwunden. Dann der geyst, als menschlicher form, 
muoes das fleisch als sein materi, machen lebentig, empfindlich vnnd verstaendig 
durch jr bede naliirliche gesellschaft. Alspald nu menschljcher geist beschaffen 
vnd on vnderlos seinem fleisch natiirlich eingegossen (k) ist, vonstundan findt er 
ain vnrain vnd letz fleisch, dorjnn er vermailigt (I), siindig, vnuerstaendig, ver- 
leiimbt vnnd von meniklich verworffen sein muoes, vnangesehen sein vnwissenhait, 
daz jne sein fleisch vergifft vnd zuo sich zewcht. 



VON MENSCHLICHER FANCKNTJSS. 261 

a) f paradis. sieh. 31. g. 3. a. (b J mensch. sieh. 27. g. 1. n. (c ^ wtinscht. sieh. 
10. 10. h. (d J fancknuss. sieh. g. 9. d. (e f andern. sieh. 18. .2 f. (ff. fleisch. 
job. 3- in P .- s ' en - 34- H- b- (g ? ordnung. sieh. g. 9. g. (h f dadurch. sieh. 
34. . 8. b. (i f gebiirt. sieh. g. 9. e. (k J eingossen. sieh. 34. g. 3. b. (1 J mai - 
ligt. sieh. g. 9. f. 

XI. f Aus solhem vbel magnoch kan kain menschlicher geist jmselbshelffen, 
on newe hilf vnnd gnad gots. Der dariiber gnaedig weg furgenomen (a) vnnd 
angezaigt hat, dadurch menschlicher geist aus seiner schuld hie erledigt vnd dort 
mitsambt seinem fleisch saelig werden mag. Denselben weg (b), nemlich vnsern 
herren vnd erlediger Jesum cristum, sol ain yeder verstaendiger geist williklich 
vnnd fleissiklich suoechen, erlangen vnd demselben nachgeen, bis er aus finsterr 
fanc&nuss komme vnd erledigt werde. Cristus sagt. Er sey derselb weg vnd 
nyemant rnoeg kommen zuom himlischen vatter, nur durch jne. Ain yeder crist- 
glaubiger sol auch fleis ankeren, domit jhen, die nit verstand haben, als kind vnd 
narren (c) auch auf denselben gewissen weg gelait. Das ist getawfft vnd vnnder- 
weist werden, auch kommen aus fancknuss zuo christenlicher freyhait, Wann nil 
ainer denselben weg erraicht, alszdenn sol er sieh selbs (d) lernen erkennen von 
wem er beschaffen vnd erledigt sey. Das ewiger got sein rechter herr vnd hoech- 
ster obrer sey. Dem er billich vnderthaenige gehorsam laist in jneglawben, hof- 
fen vnnd vber alle ding lieben, auch hassen (e) vnd fliehen sol alles das wider got 
ist. Daneben sol menschlicher geist seinem fleisch als demvnuerstaendigen weib 
nit nachhengen noch volgen, sonder dasselb mitstrenngeryebung (f) toetten, nem- 
lich sein vngestueem vnd wollust leschen vnd seinen poesen naygungen fiirkom- 
men vnd aus allter hergebrachten gewonhait bringen. Entlich sol menschlicher 
geyst allenthalben betrachten daz er koem aus des allten adams faencknusz (g) in 
des newen adams freyhait. Vnd zuolesst erlang das ende (h) vnd himlische erbschafft, 
zuo der er vnd sein leib beschaffen vnd erledigt ist. Dasselb ist dritte (i) volkom- 
mene freyhait himlischer glorj, do alle not vnd fancknuss aufhoert. Daselbs ist 
khain dienst mer dann gottes, dem all creatur, besonnder engel vnd erwoeltmen- 
schen, frey vnd vnbezwungen, guotwilliklich vnd ewiklich gern dienen , danh sy 
werden in guotem willen dermassen beuesstend vnd bestaelt, (k), daz sy sieh frey 
zuo allem guotem naygen vnd nichts poess begeen moegen. Dieselb freyhait wirdt 
dortnyndert verhindert, sonnder on all jrrung volzogen. Aberhie khainem todli- 
chen menschen gegeben, dieweil er an fleischlichezeriitlikaitgepunden ist. Wann 
er aber dauon erledigt, alszdenn empfahet der erwoelt williklich gotlicher gnaden 
einfluss, dadurch er aus seinem freien willen hinwider thuot, nach allem gefallen 
vnd willen gots. wie paulus gezeugt. Die menschliche creatur (1) wirt erledigt 
ausm dinst des zeriitlichen wesens vnnd kommen in glorificierte freyhait der kind 
gots. ( 4 ). 

(a f furgenomen. im . 12. b. (b } weg. Job. 14. in prin. ego sum via. Nemo 
venit ad patrem nisi per me. sieh. 14. . 9. i. et im 67. g. 4. a. et 76. . 2. q. (c J 
narren. sieh 18. . 5. a. et sieh. 33. g. 3. d. et im 78. . 6. e. <d ^ selbs. sieh. 29. 



g. 11. a. (e ^ hassen. im 46. g. 3. a. et 48. g. 2. a. et 78. g. 9. d. (f f yebung. 
sieh. 35. . 7. c. (g f fancknuss. sieh. g. 2. d. (h 5 ende. sieh. 21. . 8. c. et im 
im 43. . 3. f. (i f dritte. sieh. . 1. b. et g. 3. n. et im 100. . 15. a. (kf bestatt. 



sieh. 31. . 9. 1. et im 38. . 4. g. et im 43. . 3. g. (1 J creatur. Ro. 8. in med. 
creatura liberabitur a servitute. 

4 ) Nach dem Falle wurde der Creatur die trostliche Verheissung gegeben, dass sie wieder 
aus ihrem Blende erlost, und zur vollen Herrlichkeit, zur vollslandigenFreiheit gelangen werde. 
Alle Fesseln vnd Banden werden von ihr genommen und sie dasEleid der Unsterblichkeit und 
Unverweslichkeit anziehen. Sieh. Klee. Comment, pag. 344348. Reithmayr. L.c.pag.430. 



262 ACHTUNDDREISS1GIST CAPITEL 

XII. f Wann aber hie menschlicher geist, als verstaendigerknecht (a) pbbe- 
rueerten newen wege (b) veracht odersonstversawmbtvndnitdaraufkumbt noch 
bleybt, nemlich nitglawbt noehtawft wirt, sonnder er naygt sich nochzuomfleisch 
als zuo seinem veraintem vnd vnuerniiftigem (c) weib vnd gebrawcht sich muoetwil- 
liklich desselben, Er hat auch zuo solhem fleysch lieb, geuallen, begier vnnd wol- 
lust Alszdenn lasst jn Got beleiben, nit allain in faencknuss des dewfels vnnd im 
zorn (d)gotsauchinanderm zeitlichem iibel, sonder auch er strafft jne als ainn vn- 
flaetigen, todlich hie mil vngnaden vnnd dort mit ewigem tod. Dann ist der geist 
vermaiiigt vmb das er dem vnrainen fleisch aus frembder not natiirlich vnd vnwis- 
sund ist zuoegefueegt. vil mer \virt er vermaiiigt so er sich, aus aigner poszhait, 
wider sein geistliche natur willigklich vnd wissenlicb mit demselben seinem fleisch 
vermuscht vnnd in siinden vergleicht. Darumb werden all poszhait, so vnuerniifftig 
fleysch an jm hat, zuoegemessen menschlichem geist, als dem verslaenndigem (e) 
vnnd natiirlichem obrer des fleischs, nachdem jme beuolhen ist sein fleisch zetoet- 
ten vnd wolzeziehen vnd desselben poesen naygungen nit nachzehenngen. Daz er 
aber nit than, sonder dem fleisch geuolgtvnd sich seiner poesen tiickh gebraucht 
vnd also williklich vnd wissennlich belffen verbringen all poszhait mit denen sein 
fleisch beladen ist. Dasselb fleisch, so awsm paradis getriben vnd in gegenbiirlige 
fancknus geurtailt ist, wirt nach seiner vrstend (g) mitsambt seinem geist auch fer- 
rer verurtailt zuo ewiger straff vnnd fancknuss, vmb das es seinen geist zuo siinden 
geraytzt, vnd der geyst wirt gestrafFt vmb das er durch seinen freien willen , sich 
selbs vnd sein krefft auch leib vnd seine glid nit wolgezogen noch rechtregiert sonn- 
der dem fleisch nachgeuoligt vnd dorjnn gesiindigt hat. Deszhalb sein freyer will 
erherttent vnd ewiklich gefangen sein muoes. Nachdem hierjnn ditsmal gross ir- 
rung aufsleen, dadurch die poesen in jren siinnden besterckht vnd die frummen 
erschreckt werden. Deszhalb wil jch ettwas von freiem willen des menschen 
schreiben. 

(a ^ knecht. sieh. . 8. f. et . 9. a. (b ^wege. sieh. J. 11. a. (c f vnuemiifftig. 
sieh. 34. . 5. e. et im 78. . 6. b. (d 5 zorn. sieh. 32. . 1. i. (e ^ verstandigem 
im 49. 5- 9- e. (f J fancknuss. sieh. 5. 2. d. (g f vrstend. im 57. g. 4. e. 



5 ACHTUNDDREYSSIGIST CAPITBL 

Von freyem willen. 

I. Will ist zwayerlay, guoter vnd poeser. Guoter will ist allain gotes, der 
berscht (a) beder seyt, vber die guptwilligen mit gnaden, wider die poeszwilligen mit 
vrtail. Dann all verniifftig creatur sol nachuolgen gotlichem willen, sonst ist der 
will poes vnd die widerwilligen straffmaessig. Jn got dem herren ist ewiger will 
natiirlich frey vnnd vnbezwungen, staet vnnd vnwandelbar, er wanckelt wed.er bin 
noch wider. Was Got ainsten enndtlich will, das beschiecht, ynnd bleybt ewiklicb. 
fesst vnd staet. wie got selbs durch Malachiam spricht. Jch bin herr vnd wirt nit 
verwanndelt (b). Also ist gottes jnwendiger will ewig vnd vnermeszlich, allweg 
gegehwurtig, weder yerganngen noch kiinfftig. Got der herr ist vberal (c) vnd 
maginkainem Circkel vmbgebenn noch zuo vnwesen geendet werden. Erfueegt 
sich nit von aym ort andasander, sonder er bleybt in jmselbs bestaenndig. Zuo 



VON FREIEM WILLEN. St63 

alter zeit vnnd an aller stat ist gleichmaessig goettlicher will in seinera auszgang. 
daz er aber vngleych wiircht, das verursachen die vngleichen gegenwiirff(d) dareih 
eotlicherwill fleusst, dernymermer anders wil dann wie ervon ewikait.hat wellen. 
Dergleychen moegen erwegen werden all ander krefft gotes, der ewiklich vnwan- 
delbarist, nymenner vnweis noch vngerecht, vnmaechtignoch untugenthaftgesein 
mag, sonnder albeg staets bleibt der aynig, weis, gerecbt, allmaechligvndtugent- 
licb got. Des freyer will voltzogen wirt vnuerhindert von rneniklich. Dann do 
dieschrifft setzt. Got welle, daz all menschen saelig (e) werden, vnd werden docb 
nit all saelig. Daselbs ist zeuersteen prdenlicher, nit endtlicher will gotes. der 
allain saelig machen wil jhen, die jren willen vnd lieb frey gegen got keren vnd 
mit gotiichem willen vergleichen (f), auch sich desselben befleissen. Solh lewt 
lassen jren willen beleibenfrey vnnd guot, in mass er jnen von got gegeben ist, da- 
durch sy gescbickt seinn zuo der saelikait. Daz aber gesehen wirdt als verwan- 
del sich got, beschiecht aus dem, daz sich die creatur (darein Got wiircht) ver- 
wandelt, als in den sunder wiircht gotlicher einfluss (g) durch gerechtikait straeflich. 
Wann sich der sunder verwandelt zuo puoes, alszdenn wirtjm gottlicher einfluss 
gemildert durch parmhertzikait. Vnd ist doch nur der aynig gottlich einfluss, 
aber gottes wtirchung erscheint vielfeltig nach gelegenhait vnnd verwanndlung 
des menschens, als des gegenwurfls, darein got wiircbt. 

(a f herscht. im . 2. h. et im 41. . 1. a. (b f verwandelt, malach. 3. post 
prin. ego nonmutor im . 5. f. et . 11. a. et sieh. 19. . 10. a. et 37. . 5. a. et im 
40. 1. b. et 45. g. 12. g. et im 63. . 12. c. (c J vberal. sieh. 21. . 4. f. (d f 
gcgenwurff. (e f salig 1. Thi. 2. sieh. 20. . 6. b. (f <f vergleychen. sieh. 19. . 5. 
e. et 37. . 5. 1. et im . 3. g. et im 50. . 13. a. (g f einQuss im . 2. f. et sieh. 
21. . 4. a. . 

II. f Gemelter gotlicher will (wie all annder gotlich krefiFt vnnd tugent) ist 
geschiden in drey (a) tail, ainerist jnwendig in got, von dem wir nit koennen 
sagen, aber er geet aws got, dadurch gottes auszwendiger will erscheint in gotli- 
chen wortten, werchen vnd geschoepffen , dasselb ist der ander tail gotlichs wil- 
lens. Zuo gleichnuss (b) solhes gottlichens willens beschaefft vnd ordent got sei- 
nen dritten willen in verniifftiger creatur, nachdem dieselb wandelbar ist, daraus 
voligt, daz menschlicher will, als ain creatur, auf vnd abnemen mag, wiewol gott- 
licher will her flewsst nymermer abgang leydet. Wie ain menschgeschickt vnnd 
fahig (c) ist gottlicher gnaden (die gemainklich auf all creatur gleych flewsst, dann 
got ist kain aufnemer der person (d)) also nach solhem einfluss empfacht der 
mennschvil oderwenigodergarkhaingnad. Darauf spricht derweis. dieselezuoe- 
zeberaitten (e)jist des menschens vnd zeregieren die zung isl des herren Des men- 
schens hertz beraytt seinen wege, aber der herr fueert des menschens trit. Nu 
flewsst (f) got mit seinen krefften vnd gotlichen tugenten in die menschen nach 
gelegenhait wie ain yeder fahig (g) ist, aber mit kainer krafft souil als mit gotii- 
chem willen, denselben gibt got lediklich vnd on mass dem menschen, als ainn 
herren vnd regierer (h) des ganntzen menschens, deszhalb er ain pildnuss (i) gots 
genennt ist. Mit nichte kumbt der mensch naehner (kj zuo got dann rnit der lieb 
vnd freyem wiljen, den Got von ewikait in jm hat vnnd dem menschen mittailt 
vnd frey macht, damit er solhen willen vnd lieb. so jm got gegeben, widerumb frey 
kere in got, dadurch kommen gar zesamen gotlicher vnnd mennschlicher will, dar- 
aws wirt ain vnzertrennliche lieb. Wie got frey ist in seinem willen, also sol 
auch der mensch seinen willen, den jm Got gegeben hat, frey vnd wol brawchen, 
darzuoe jm got hilfft (1). Darumb mag nyemants solhen guten freyen willen in 



264 ACHTUNDDKEISSIGIST CAPITEL 

seiner guoten wiirchung vnd awszfueerung betrueben noch hindern, wie dann offt 
verbindert wirt menschlicher will so erverkert vnd miszbrawcht wirt, (*) Darauf 
ist der menscb Got schuldig (m)Jhoch zedancken, nit allain daz jm got hilff gibtvnd 
gnad vcrleycbt dadurch er saelig werden mag, sonder auch vmb freyen willen, den 
er jme, als die hoechst krafft gegeben hat, daz er domit sein'gotliche gnad sol frey 
annemen vnd jn iiber alledinglieben, dadurch der menschkoemenmoegzuoseimm 
hoechsten ende. 

(a f drey. sieh. 4. . 11. a. et im 45. . 1. b. (b f gleychnuss. sieh 29. . 8. b. 
(c f fahig. sieh 18. . 7. h. et im g. (d f person, im 40. . 8. e. (e J- beraytten. 
prov. 16- in prin. hominis est animam praeparare et domini gubernare Imguam etc. 
cor hominis disponit viam suam, sed domini est dirigere gressus ejus im . 10. a. et 

e. et sieh. 4. . 4. i. et im 43. 7. g. et 77 . 9. a. (f J flewsst. sieh . 1. g. (g if 
fahig. sieh. c. (h f regierer. sieh . 1. a. et im . 5. b. et . 6. a. et . 11. f. el 
sieh. 31. . 2. e. et 37. . 5. d. et im 78. $. 6. a. et 94. . 11. b. (if pildnusz. sieh. 
29. . 8. c. (k f nahner. im 67. . 8. e. et 100. . 2. b. (1 J hilfft. sieh. 24. . 9. 

f. et im 39. . 14. m. (m ^ schuldig. sieh. 20- 3. h. et im 49. . per to. - 

III. 5 Nun seinn dreyerlay (a) freyer willen des menschens. ain freier will 
ist aus natur, der ander aus gnaden, der dritt in ewiger saelikait. Durch natiir- 
Hchen freyen willen fallen die menschen in siind vnnd zornn (b) gottes. Durch 
den andern treyen willen kommen sy widerumb zuo gnaden vud versueenung 
gots. wie derselb guot frey will zuo erlangen sey, findestu hieunden (c). Zuo 
lesst durch dritten freyen willen erwelter menschen wirt Got ewiklich glorificiert. 
Darumb het got anfancklich don ersten menschen, in jrem natiirlichen stand des 
paradis, ainn verstandigen freyen willen gegeben, daz sy dadurch mochten auf- 
steigen zuo vbernatiirlichem (d) vnnd himlischen stannd. Nachdem aber diesel- 
ben ersten menschen von solbem natiirlichem stannd gefallen, ist aller jrer nach- 
kommen vernufft verlunckelt, daz sy wol freyen willen von got noch haben, aber 
gantz vnuerstaendigen. Wie erster (e) menschlicher will im adam frey vnd guot 
gewesen vnd noch sein solt auch an jm guot aigenschaft gehabt, nemlich weisz- 
hait, gehorsam, forcht, lieb, sterckh, vntodlikait etc. Also ist numals menschli- 
cher will von jmselbs verkert (f) vnd poes worden, dann er hat an jm widerwar- 
tig aigenschafit in sel vnnd leib, nemlich vnuerstand, vngehorsam, iibermuoet, neyd. 
bass vnnd all annder vbel, also leidet beschaffener wil vil jrrung. Gotmachtwol 
denselben beschaffen willen anfancklich guot vnnd frey. Erverordentauchdaneben 
daz die creatur solhenjr gegeben willen frey vnd vnbezwungen vergleiche (g) mit 
gotlichem willen vnd denselben widerumb got fur aygen gebe. Aber die creatur 
verkert offt in jr solhen beschaflen willen, daraws eruoligt der annder vnnd poes 
will. Derselb poes will ist zwifach ainer des Lucipers vnd seiner gesellen mit 
einander. der annder poes will ist verkerter menschen vnd aines yeden in 
sonderhait. 

(a f dreyer. sieh- 37. . 1. a. (b J zornn. sieh. 32. . 1. i. (c f ynden. im 
42. . 1. c. et per to. (d f vbernatiirlichem. im . 9. b. (e f erster. sieh. 37. . 
1. c. (f 5 verkert. sieh. 33. . 5. b. (g f gleyche. sieh . 1. f. 

IV. ^j Aller poeser will hat seinn anfang (a) im Luciper, deme het got wol 
ainn guoten willen beschaffen vnnd geraicht, aber solhen willen hat Luciper nit 

(' Gottes Wille, sagt die Schrifft, geschieht absolut (Jes. 38, 11), und der hi. Augustin 
bemerkt, dass der Mensch den Willen Gottes nicht hindern kann. Absit, ut impediatur ab 
homine omnipotentis et cuncta praescienlis intentio. Cont. Jul. lib. I. cap. 92. torn X. 
pag. 926. 



VON FREIEM WILLEN. 265 

suoten angenomen, sounder denselben vonslundan verkert vnd jmselbs zuogeay- 
ffctit Eraygent jm auch denselben noch staetigs , deszhalben erewigerfeindgotes 
1st. Er vndersteet sich das poes zebefiidern, das guot zeuerhinndern vnnd gottes 
creator endtlich zeuerfueeren. Demselben Luciper, als aym hawpmann vnd vor- 
ceer (b) des ganntzen hellbawffen, vnd seinem verkerten willen, seinn aller poeser 
geist willen anhengig vnnd vergleycht, dermassen dasz all dewfel, deszgleichs 
verdambt menschen, die in verkertem willen hie sterben vnd dorjnn dort erhert- 
tent seinn nichts anders wellen dann was wider Got ist, wie Luciper wil, deszhalb 
zwiscben jnen khain widerwill (c) noch krieg entsteet. Luciper streyt albeg mit 
Got, zuoerhallten seinen aygen willen, aber er mag in andern personen, awsser- 
halbjresnachhengen, wider got nichts erhallten, nachdem got vnnd seinwill stercker 
(d} ist dann dewfel vnnd sein will, aber mit arglisten (e) pfligt dewfel menigen 
menschen aws der schar Christi zeziehen, dem vil leychtfertig lewt nachuoligen. 
Der ander poes will hat sich erhebt im adam. wiewol derselb anfancklich bey 
dem willen gottes gestanden, ist er doch nachmals dauon gefallen aws raytzung 
sein selbs vnd aus dewfels anweygung auch aus rat der Eue, domit hat adam ver- 
gift menschlicb fleisch, dadurch ander menschlich geist auch genaigt seinn zuover- 
kerlem willen. Des lucipers will ist nie veraint gewesen mit got, wie adams 

(f) will ain kurtze zeit got gehorsam was. Wann Luciper nur ainn awgenplick 
seinen willen zuo Got gekert , hiet er vonstundan erlanngt bestaettigung guotes 

(g) willens. Nachdem er vnd ander lawtter geist, zuo vbertrettung gottlicher 
ordnung khain awswenndige raytzung haben, wie mennschlich geist, die vonjrem 
fleisch auch von der weld vnnd dewfel betrueebt werden, deszhalb sy, vnd nit 
die dewfel, vber jren fal puoes erlangen moegen, alslang bis jr verkerter will mit 
Luciper gantz vergleycht vnd dort wider got endtlich bestaett (h) wirt. 

(a f anfang. sieh. 33. . 1. c. (b ^ vorgeer. sieh. 24. . 2. a. (c ^ widerwill. 
im g. 5. d. et sieh. 24. . 4. f. (d ^ stercker. sieh 36- 2. d. (e ^ listen, sieh. 
21. . 5. i. (f f adams sieh. 34. . 1. d. (g f guets. sieh. 37. . 11. k. (h f_ bestatt. 
sieh. 36. . 13. k. et 54. . 12. i. 

V. f Wiewol verkert lewtjin lucipers gewallt (a) vnnd geselschafft seinn, die- 
weil sy aber bye leben, moegen sy jren willen mit fail If gotsvmbkeren zuo pesserm 
stannd , deszhalb laesst jnen got jren willen frey. Aber die verkerten brauchen 
solhen willen fur sichselbs, yeglicher wil sein selbs herr (b) vnnd nyemantsvnnder- 
worffen seinn. -Er macht jmselbs gesetz vnd ordnung seines gefallens vnd vber- 
tritt muetwilliklich gotliche ordnung. Dergestalt miszbrawcht er seinen willen, 
den jm got zuo guotem geben hat vnd jrne denselben nymer entziehen wil, sonst 
mag jm nyemant solhen willen prechen noch nemen. Darumb verkert lewt, we-, 
der got noch jren aufgesetzten obrern gehorsam sein woellen, ain yeder aygen- 
williger wil seinn aygen kopf haben. Souil kopf (c), alsuil aigen will vnd abbe- 
sondert synn. Daraus volgt zwischeu vnrueeigen leuten vnwill (d), vnfrid, krieg, 
rauffen vnd schlahen, auffruor, hochfart, ybermuoet, neyd, zorn vnd all annder 
vntugent vnd vnaynikait, daz ain volck (e), ain reich, ain land wider das annder 
awfsteet. Wiewol dewfel mit nyemant vnwillen hat dann mil got vnd was got 
zuogehoert, bewegt er doch sein vnderthan die poesen menschen, daz sy vnder 
einander vhaynig werden auf das sie desztweniger zuo got bekert vnnd destferrer 
von des nagsten lieb hindangefuert werden. Also wirt verkerter menschen aigner 
poeser will veraint vnd vergleycht mit des dewfels willen, der vnfrid, neyd, has 
vnnd zorn vndern lewten haben wil t Aber gerechter meuschen will wirt vergleicht 

gotes willen, der vntern lewten irid und ainikait haben wil. Demselben got- 



266 ACHTUNDI>EISSIGI$T GAP1TEL 

lichen willen scinn vnderthanig vnd voligsarn aller engel ynd saeliger selen willen. 
Dergestallt werden all vndyglich geordent willen miteinander veraint als ain will. 
Was got wil, das wellen all engel vnd gerecht menschen. Aber verjrrter tnensch 
ist in seinem willen noch wandelbar (f). Darauf hat vnns der herr gelernet zuo 
got zepetten. Dein will geschech (g) als im himel vnd auf erde, als in himlischen 
personen, also auch in jrdischen lewten. 

(a f gwallt. sieh. 24. g. 8. f. (b f herr. sieh. . 2. h. et sieh. 37. 5. 8. d. ( c 
kopft im 67. . 5. a. (d f vnwill. sieh. 4. c. (e J volckh. Marci. 13. Luce. 21. post 
prin- exurget gens contra gentem. sieh. 24. . 8. c. (f J wandelbar. sieh. . 1. b. 
(g ^ geschech. sieh. 37. . 5. e. 

VI. f Freyer will mag beschriben werden also. Freyer will ist obriste (a) 
krafft des menschens. dadurch er sieh mag wenden zuo guoetem mitgotlicher hilff, 
on dieselb hilff der will poes ynd aygen ist. ( 2 ) Wie nach adams fal die hohen mensch- 
lichen krefft, ettlich gar auffgehebt, ettlich geschwecht, also ist auch freyer will 
des menschens gekrenckt, aber nit gar awszgelescht, sonnder dermassenvnder sein 
fleisch gefallen, daz er sich von jmselbs aus aygner krafft (b) vnd natur, on newe 
gotliche gnad, nit mag wenden auf gerechte seytten, nemlich das guot zuoerwelen 
vnd das poes zelassen, sonder er ist allenthalben verjrrt, vnd erwellt das poes fur 
guot, fleischliche sachen gezymen jn geschmach zesein vnd sueess, die geystlichen 
schaetzt er fur pitter, domit ist er in seim aygen fleisch gefangen (c)j, deszhalb 
er albeg hinckt vnd sich naigt auf lincke seytt zum poesen. ( 3 ) Nichtsweniger wirdt 
dannoch solher krumper will genennt frey, gleich wie ain krump mensch, der von 
jmselbs nit aufrecbt geen mag, sonnder nur auf lincke seytten sich naigt. Wo er 
sich aber an ainen andern habt, alszdenn mag er wol aufrecht geen. Dergleichen 
mennschlicher schwacher will, so er sich an gottes gnad hallt, alszdenn mag er 
frey vnd recbt wandern zuo got als zuo seinem ende. (d) Solher will ist die handt- 
hab mil der ain mensch sich an golliche gnad, so jme mitgetailt wirt, frey vnd 
gern hallten solt, domit jne dieselb gnad erledig aus fancknuss vnd ziehe zuo 
seinem geordenten ende. Welhe hilf vnd gnad dem menschen anfangklich Got 
reckht, darnach verleycht souerr freyer will nach derselben gnad greiffet. Got 
hat freyem willen solhe hohe natur vnd art geben, daz er mag gottes gnad an- 
nemen oder verlassen , darjnn jn kain creatur verhindern kan dann sein aygene 
nichtikait. Also steet menschlichs willens naygung auf oder ab, etwo in ainem 
klainen funcklein vnd lesstem zyl (e) zwischen seiner natur vnd nichtikait. Dar- 
aus jme eruolgt guoels oder poes. Vnnd ist solher will genennt frey vmb daz da- 
durch der mensch willigklich vnnd frey solt recht thuon vnd nit vnrecht. Der- 

( J Die Freiheit des Willens schliesst nach der Lehre der Eirche sowohl den aussern 
Zwang als die innere Nothigung aus; denn wo Nothigung stattflndet, gibt es keine Krone, sagt 
der hi. Hieronymus. Ubi necessitas, nee corona est. contr. Jovian, n. S. Onne Freiheit des 
"Willens kbnnte weder von einem Verdienste noch von einer Belohnang oder Strafe, sowievon 
keiner Tugend noch Lasler die Rede seyn. 

( 3 Die Eirchenlehre ist in Betreff der Freiheit des Mensqben constant. Durch die Su'nde 
Adams ward allerdings der freie "Wille des Menschen geschwachl, aber nicht vertilgt, oder 
ausgeloscht. ,,Wenn Jemand sagt, der freie Wille des Menschen sey nach der Siinde Adams 
verloren und ausgeloscht, oder es sey eine Sache von blossem Namen, oder vielmehr ein 
Name ohne Sache, endlich eine vom Teufel in die Kirche eingefuhrte Erdichtung: der sey im 
Banne." Con. trid. sess. VI. can. 8. Berthold vcrtheidigt mit grosser Entschiedenheit diese 
Lehre und kommt \viederbolt darauf /uru'ck; indem Calvin (lost.' II. 2.) und Luther (De serv. 
arbitr. ad Erasm. fol. 178T. III. Ed. Jen. fol. 179) dem Menschen alle religiSse Anlage abspra- 
chen. Luther behauptet die geistigen Krafte des Menschen und des Teufels seyen gfeich. 
,,Darumsage ich, dass die geistigen Erafte nicht allein verderbt, sondern auch durch die Siinde 
ganz und gar vertilgt sind, beide in Menschen und in Teufeln." Tischreden. c. X. . 4. 



VON FREIEM WILLEN. 267 



P gestaty ist frey der will gottes, der gar nit vnrecht th 
K manicbeyer (f) fiirwerffen, dieweil sich menschlicher wil 



thuon mag. Als aber die 
aus seiner krafFt nur awf 

tenckhe seylt zum poesen moegwenden vnd nit von jmselberauf gerechte seytten 
zum guoten, deszhalb sey der will nit frey. darauf antwort. Dergestallt waere 
ain mensch aucb nit menscb, nacbdem er on natiirliche gnad gots nit ainnawgen- 
plickh mensch sein mag, kain creatur kan sicb berueemen etwas zesein on got- 
lich wesen, aber durch gottlich wesen ist dannoch yede creatur etwas. Also ist 
menscblicher will on gottes gnad weder guot nocb frey , aber durch die gnad ist 
erfrey vnd guoet, hat got menschlichem willen ain freyhayt geben, dieselb mag 
jm Manicheus nit nemen. 

(a f obriste. sieh. . 2. b. (b f kraft. im 40, . 3. e. (c f gefangen. sieh. 37. 
5. 2. d. (d f ende. sieh. 21. . 8. c. (e f zyl. im < 9. e. (f 5 manicheier. im 
. 8. a. et sieh. 10- $. 8. c. et im 39. J. 6. a. et im 42. . 6. e. et 77. $. 9. g. . 

VII. f Got hat dem menschen guoten freyen willen geraicht entlich daz 
er dadurch solt komen zuo hoherm (a) stand ewiger saelikait, daraws poes geist 
gestossen seinn, desshalb werffen sy darejn vil verwarrens. Derselb frey will jst 
auch jhener stain (b), an den deufel der menschen gewissen stoesst dpmit sy zer- 
prechen vnnd zuo grund ab in die hell fallen wie ain slain. Dewfel gibt oder 
nymbt freyem willen zeuil, domit er die menschen irrig mach, daz sy bisweil bin, 
bisweil her slahen, ann stain slossend, vnd beleiben nit awf dem mittern vnd rech- 
ten weg. Daraws seinn vorzeiten drey mercklich ketzerey widereinander ent- 
standen. der aine oder zwo yetz auch entfertten seinn. ( 4 ) Ainn vnglawb ha- 
ben erdicht die Pelagianer (i) vnd Jouinianer vermainund, der mensch moegmei- 
den die siind vnd tugent wiirchen durch aigene krafft seines freyen willens. Er 
bediirff auch zuo guoten werchen kainer gotlichen gnad anders dann daz durch 
solhe gnad guote werch destleichter ankomen. Aws solhem vbrigen trost wer- 
den die menschen erhebt in hochfart, vermainend vnnot zesein Got zepitten, daz 
er vns nit einfueer in versuoechung (d) , dieweil wir vnsselbs dauor verhueeten 
moegen. ( 5 ) 

(a 5 hoherm. im . 9. b. et sieh. 1. .4. b. et im 39. 5. 4. f. et . 15. b. et 
im 40. . 6. e. (b ^ stain. Eccli. 27. in fin. statuit lapidem proximo suo' et offendet 
in eo. Exo. 15. in prin. descenderunt in profundum quasi lapis, (c 5 pelagianer. 
sieh. 4. . 4. h. (d f versuoechung. sieh. 33. . 8. f. 

VIII. J Die ander ketzerey ist Manicheier (a), die haben verworffen das allt 
gesetz vnd die propheten aws des herren wortten. All die vor mir komen, seinn 
dieb (b) vnd schaelckh, vnd dabey vermaint, im menschen zesein zway gemuoet, 
ain guoets, das ander poes, das guot sey der geist so sich zuo got vbersich hellt, 
das ander nennen sy ain sel, die sich vndersich zum fleisch naigt, gleich als sey 

(* Plures quondam haereses inter se contrariae fuerunt exortae: quarum tres hodie re- 
vivescunt. B. 

( 5 Die Pelagianer, von Pelagius, lehrten, dass der Mensch das absolute Vermogen babe, 
das Gute zu thun und die Gebote Gottes zu erfullen, ohne dass er einer Gnade bedurfe. Da- 
her beraerkt Augustin, dass sie der Gnade keinen Platz mehr liessen. Pelagian! liberum sic 
asserunt voluntatis arbitrium, ut gratiae Dei non relinquant locum. Retract, lib. I. cap. IX. 
n. 3. torn. I. pag. 12. Was der freie "Wille ohne die Gnade Gotles vermag, zeigt derselbe 
Augustin in der folgenden Stelle: Hoc modo ergo ostendere voluit Deus homini quid valeat 
liberum arbitrium sine Deo. malum liberum arbitrium sine Deo! Experti sumus quid valeat 
sine Deo. Ideo raised facti sumus, quia sine Deo quid valeat experti sumus... Ecce bonus 
factus est homo , et per liberum arbitrium factus est malus homo. Serm. 2(5. de v. 6 u. 7. 
Psl. 94. torn. V. pag. 138. 



268 ACHTUNDDREISSIGIST CAPITEL 

geist vnd sel zway, dauon ich oben (c) gesagt. ( 6 ) vnd sprechen. was gee 
derselben sele, als a\vs poesem gemueet, dasselb alles sey siind, die kain mensch 
vmbgeen (d) moeg, nachdem sein will dorinh steckht vnd gefangen ist, gleich als 
sey derselb will zw poesem genoeltigt vnd der mensch hab nichts zethuon, nur 
zeleiden , was got mit jm thuoe als ain holtz vnder ains zimermans henden oder 
ain laym, daraus hafner mach was er welle. wie der laym kainn freyen willen, 
also bab mensch auch kainen. Dise fals lerer nemen dem menschen gantzen freyen 
willen vnd sprechen dochdaneben, all christen seinn gantz frey, wiemagdann 
freyhait vnd vnfreyhait in aimm menschen beyeinandersteen? Durchsolhverzweif- 
lung des freyen willens werden die menschen laessig vnd vnfleissig im gotszdinst 
sprechend, was bediirffen wir rechtleben, das allain in gottesgwaltvndfurnemen, 
nit in vnserr arbait noch willen steet Daraus entspringt dritte kelzerey, die Wiclef 
vnd Luther mitsambt iren anhengern hallten vnd vermuoetten, freyer will sey gar 
nichts annders dann ain gedicht, alleding beschehen aws not (e) vnd gotlicher fiir- 
sehung vnd nichts aus zuoefall end en vrsach en, gleich als haben die Juden genoetter 
weis, nit williklich, Christum gekreytzigt (f). Also geen all ketzerey ausm wege 
der warhait, aine oben aus, die ander vnden aws, die dritt neben fiir, vnnd wellen 
nit in der mitte bleiben. wie der herr aim yeden gepewt, daz er aufstee vnnd 
stelle sich in die mitte. (g) Durch all drey parthey wirt freyer will zerissen vnd 
yetz gar ausgelescht, daz die vnchristen vermuoetten, wie got den menschen on 
seinn willen beschaffen hab, also mach er jn auch saelig on seinn willen. ( 7 ) 

(a f manicheier. sieh. . 6. f. (b ^ dieb. Job. 10. post prin. fares fuerunt. (c 
5 oben. sieh. 28. . 15. h. et k. (d f vmbgeen. sieh. 36. . 5. d. (e f not. im 40. 
. 1. a. (f J kreytzigt. im 39. g. 2. h. et . 15. e. et 40. . 9. b. et 55. . 8. i. 
(g f mitte. Luce. 6. post prin. surge : sta in medium, sieh. 6- 5- 4. g. 

IX. 5 War ist, got gibt dem menschen sein natiirlich (a) wesen on seinen 
willen, den er vor seiner erschaffung nit gehabt. Got wil aber dem menschen on 
seinn guoeten willen nit geben das vbernatiirlich (b) wesen, benentlich die saelikait. 
Darawf beleiben die Orthodoxi (c) das seinn all Christenlich warhaftig lerer in 
ainer inainung beyeinandervnd in mitte des wegs der warhat. sy bekennen son- 
derlich vnd besliessen samentlich, daz got aus derselben vrsach zuo pildnuss seines 
gotlichen willens, dem menschen geben hab ainn willen mit solher art vnd natur 
dadurch er sich frey keren mag zuo guoetem , auch dasselb erwelen vnd mit hilf 
gots erlangen sol. Daran jn got nit verhindern (d) wil noch jn sonst nyemants 
verhindern mag, allain seine aigene nichtikaifc, dieselb sol freyer wil mit gots hilf 
vberwinden, die jm got deszhalb verleicht. Dergestalt stet des menschens guoet 

( 6 tJber diese Irrlehre der Manichaer hat uns der -hi. Augustin reichliche Aufschliissc ge- 
liefert. Die hieher beziigliche Stelle lautet: Duo animarum genera esse dicunt, unum bonum, 
quod ita ex Deo sit, ut non ex aliqua materia vel ex nihilo ab eo factum, sed de ipsa ejus om- 
nino substantia pars quaedam processisse dicatur; alterum autem malum, quod nulla prorsus 
ex parte ad Deum perlinere credunt credendumque commendant; et ideo illud summum bo- 
num, hoc vero summum malum esse praedicant. Lib. de duab. animab. con. Manich. cap. 
XII. torn. VIII. pag. 86. Diese Irrlehre war vielfach Mitursache, warum die hi. Vater und 
Kirchenschriftsteller die Trichotomie verwarfen. 

C Es wurde schon oben darauf binge-wiesen, und Berthold thut es oft, dass die Irrlehren 
im sechzehnten Jahrhundert nur Reproductionen friiher von der Eirche verworfener Haresien 
seyen. Der Manichaismus bebauptete, dass das Bb'se zur Natur des Menschen gebb're und sub- 
stanliell sey (Augustin. torn. X. pag. 432), von der Concupiscenz, dass sie de substantia mala 
et Deo coaeterna sey, ibid. 1116). Aehnliche Ausdriicke Lulhers, dass die Erbsiinde eine dem 
Menschen angeborne Kraft, eine positive Eigenschaft sey (Mohler, Symbol, pag. 76. u. flg.). 
zeigen die nahe Verwandtschaft beider Irrlehren. Nach diesen Systemen kann also von einer 
sittlichen Zurechnung keine Rede mehr seyn, so sehr auch Baur gegen Mohler sich ereifert. 



VON FREIEM WILLEN. 269 

w esen im kloben (e) seins willens, wohin derselb slecht zuo guotem oderpoesem, 
das ist zuo got, der jne beschaffen hat, oder zuo nichtikait aus der er beschaffen 1st. 
darnach treibt (e) got den menschen zuo hass oder zuo straff. Was guoets der 
mensch thuot, das beschicht aws seimm freyen willen (f) mithilf gots, was er poes 
thuoet, beschiecht aus seinem aigen verkerten willen. Got hat wol den menschen 
erwellt vnnd gedingt zw seimm freywilligen knecht, er dient aberofft aigenwillik- 
lich dem dewfel. Darumb bleibt sein will frey vnd gerecht souerr er denselben 
vnderthaenig macht dem ewigen freyen willen gots. Wo aber der mensch seinn 
willen vom willen gots kert vnd aigen macht, derselb will ist nymer frey sonder 
(lurch sichselbs gefangen, aber in solhe fancknusz sonst durch nyemants genoettigt 
dann durch sein aigen (g) wellen oder nit wellen 

(a f natiirlich. sieh. 32. . 1. e. (b f vbernatur. sieh. . 3. d. et . 7. a. et sieh. 
20. . 6. f. et sieh. 30. $. 1. p. et . 4. f. et im 42. . 7- b. et 43. 5- .4. i. et im 53. 
. 9. d. et 99. 5. 3. e. (c f Orthodoxi. (d f hindern. im . 10. c. et sieh. 29. . 
12. g. (e f kloben. sieh. . 6. e. (e f treibt. im 39. . 2. d. (f f willen. im 42. . 
1. a. (g ? aigen. im . 10. i. et im 40. . 9. e. 

X. 5 Daranf ist zemercken, daz yeglicher mensch seinn willen frey gebraw- 
chen vnd denselben zuoeberaitten (a) mag, zuoempfahen gotliche hilf, aber nit al- 
beg volziehen mag, sonder got hat zeregieren die zung, das ist, zeuerleihen gnad 
guoten willen zeuolziehen. Du magstim gemuoet ettwas wellen reden, aber durch 
dem zung nit awssprechen. Also stet der will zereden bey dir, vnd deines willens 
volziehung (b) stet bey got. all menschliche glid vnnd krefft moegen gejrrt vnd 
bezwungen werden. allain der will ist von got dem menschen gefreyt, dermassen daz er 
nyndert genoettigt (c) wirt, got will denselben menschlichen willen nit noetten, 
sonst mag jn nyemant noetten. Die andern menschlichen glid vnd krefft werden 
offt gejrrt vnd genoettigt, wie im Balaan (d). des willen was die kind von jsrahel 
zeuerfluoechen, aber sein zung genoettigt zegesegnen, sein will was noch frey zum 
fluoechen, aber wider denselben willen ist sein zung (e) gefueert zum segen. Oder 
aber Balaan hat seinn willen vmbkert, do er sprach. Jch mag des herren wort 
nit vbertretten, daz ich guoets oder poess rede aus meim hertzen, sonder was der 
herr spricht, dasselb red ich. Wiewol der frey will nit genoetigt, mag er ddch 
sieh zewenden (f) wol geursacht oder poslich verfueert werden. Ob ainer gleich 
nit erlangt nach seimm freyen willen was er gern hiet, dannoch bleibt in jm sein 
will vngenoett. Dein will ist reich zesein, denselben willen hastu staets, wo du 
gleich arm bist, dadurch die volziehung deines willens, vnd nit dein will , verhin- 
dert ist. Also bistu genoett arm zesein, aber nit genoett, daz du williklich (g) arm 
seist. Der will hengt allain an jmselbs, das ist im wellen oder nit wellen, aber die 
volziehung des willens stet bey got oder hengt am mangel der natur. zuo zeiten 
an awswendiger verhindrung oder jnwendigem abgang. Darumb mag der mensch 
nit albeg bekomen was er wil nbch volziehen (h) seinen willen, soust waefe kain 
junckfraw irer eren sicher, esmuoesst offt ainer paid sterben der noch lang zeleben 
hat wo die raechigen willen volzogen wurden. Deszgleichs magstu wellen petten, 
fasten, almosen geben oder anderguoete werchthuon vnd domit wellen gottes gnad 
erlanngen, dein will bleibt vngejrrt, wiewol die gnad vngewis ist, bey dir stet das 
wellen (i), aber gnad zuerlanngen stet bey Got, nach lawtderschrift (k). Nyemant 
mag bedencken was got welle, dann vnser weistthumb ist vngewis. Deszhalb lernt 
vns Paulus (I) sprechend. Dils ist ew nutz nit allain daz ir ettwas guoets thuot, 
sonder daz jr dasselb habt wellen thuon. Darnach ennont er vns, was wir guoets 



270 ACHTUNDDKEISS1GIST CAPITEL VON FREIEM WILLEN. 

im willen haben furgenomen, daz wir dasselb auch mit dem werch volbringeh als- 
uil wir moegen. 

(a beraitten. prover. 1 6. sieh. . 2. e. et sieh. 4. . 4. i. (b J volziehung. im h. 
et im . 11. g. et sieh. 3"7. . 1. k. et im 39. . 6. k. et . 14. f. et 43. . 3. c. (c 
nottigt. sieh. V 9. d. et im 39. . 2. b. (d f balaan. nu. 24. in med. sieh. 11. . 6. 
i. et im 41. . 4. e. (e ^ zung. prouer. 16. sieh. . 2. e. et im 39. . 6. i. (f f wen- 
den, im g. 11. a. (g f williklich. im 39. 5- 14. a. (h f volziehen. sieh. b. (i ^ 
wellen. sieh. g. 9. g. et im 39. . 9. c. et im 40. . 12. d. (k J schrift. Sap. 9. ant. 
fin. (1 f Paulus. 2. Cor., 8. ant. med. velle coepistis. 

XL ^ Freyer will ist wandelbaertig (a) vnd verkerlicher natur, der sich aws 
aigner nicbtikait vndersich zum fleisch verkeret oder mit hilf gots vbersich frey 
keren mag zuo guotem, daselbs erraicht er gottlicbe gnad. Jn krafft solher gnad 
regiert derselb will menschlichen geyst, daz derselb geist numals willigklich streyt 
(b) wider sein fleisch. Er bilft auch fleischliche gier loetten vnd die siind vertili- 
gen. Daz sich aber freyer will offt verkert, beschiecht von jmselbs, on not \nd 
vnbezwungen, yetz wil ich ettwas, das ich bisweil nit wil. Solh wanckel (c) weis 
gibt anzaigen, daz dermennsch ainn freyen willen hat, dem er nachuolgt vnd den- 
selben verwandelt alszofft er wil. Ain narr verwandelt seinn syn wie der Mon 
(d) seinen schein. Was vnderm willen stet, als alle vnd yegliche ding mensch- 
licher natur, als slaffen, essen, trinckeh etc. das mag der will nit nach seimmsyn 
albeg verwandeln, sonder er muoes gedulden was die natur wiircht, oderseinver- 
moegen ist. Was aber frey hanngt am willen, dasselb mag er veraendern, alsytz 
wil ich meimm nagsten dienen, bisweil wil ich jm nit dienen. Nym ain beyspil in Pe- 
tro (e), der willigklich versprach Christum nit zeuerlawgen ob er gleich mit jme 
mueesst sterben. Denselben willen hat er nachmals aus forcht, nit aus not , wil- 
liklich verwandelt, vnd ee liegen wellen dann sterben. Zuo lesst hat er spelhen 
willen abermals veraendertvnd ist ee williklichgestorben dann vonChristogestan- 
den. Wie auch vorzeiten vil awsmm volkh israhel (e) erwelet haben, ee graws- 
samen tod zeleiden dann gottes gepot zeprechen. Freyer will ist wol regierer (f) 
des menschens vnd aller seiner glid, natur, krefft vnd aigenschefft, dorin er sich frey 
yeben mag, aber dieselben nit all noch albeg wiirchlich yohiehen (g), ainer wil nit 
sterben, er mag aber dasselb nitvmbgeen, natiirlich muoes er sterben wider seinen 
willen. Etlichen natiirlicheneinflussenmagder will wol widersteen, alsfleischlicher 
gier, wiewol dieselb ain mensch naturlich an jm haben muoes, mag doch sein freyer 
will solhe poese gier niderslahen vnd derselben nit anhengen. Durch poes gedaenck 
oder anschauen ainer schoenen frauen fellt ain man naturlich in fleischliche begier, 
dariiberstetinseinem willen solhe naturliche begier williklich anzenemen oder aus- 
zeslahen. Wann dise macht nit stueend in des menschens willen, sounder er mueesst 
aws not fleischliche gier zuoelassen vnd darein verwflligen, alszdenn hiet Cristus 
vnbillich (h) strenng verpotten vnd fur ain jnwendigen Eepruch gerechent ain frawen 
(i) anzeschawen vnd zebegeren. Also ist freyer will etlwas zebegeren oder 
zewidern. 

(a f wandelbar. sieh. . 1. b. et . 10. f. et im 63. . 8. a. (b <f streytt. Gal. 
5. sieh. 25. . 7. c. (c f wanckel. im 42. . 6. d. et 54. . 12. g. et sieh. 24. . 1. 
a. (d ^ mon. Eccli. 27. post prin. stultus sicut luna mutatur. (e f petro. marci. 14. 
ant. med. (e f jsrahel. 1. mach. 1. in fin. (f f regierer. sieh. . 2. h. (g 5 yol- 
ziehen. sieh. . 10. h. (h f vnbillich. im 40. . 8. c. (i f frawen. Math. 5. sieb. 
36. . 10. k. 



etc.fft 



NEWUNDDREISSiGIST CAPITEL 

ofo todllelter menscli freyen willen nab. 

I. ^ Der vnglawb wider freyen willen hat sich angehebt im Cain (a) vnd ge- 
wert biszher alslang die weld gestanden ist. Do sich Cain wider seinn bruoeder 
Abel empert vnd ergrimmet, hat er sich auf gottes frag, warumb er also grymmrg 
sey, on zweifel awsgeredt als sey sein will nitfrey sounder von got oderaus natur 
gepunden, daz er miioes grymmig vnd gierig sein wider den Abel. Darauf got zuo 
jme gesprochen. Vnder dir wirt sein die gier (b) zur siinde, vnddu wildest vber 
dieselb gier herrschen. Dabey ist angezaygt daz mit hilf gots der mensch poese 
gier mag vberwinden mit freyem willen. Dawider schreiben allt vnnd new ketzer, 
vermainend der mensch hab nit freyen willen. Derselb sey nichts anders dann ain 
gedicbt. Solhen jrren jrrthumb vermuoeten sy zeweisen mit etlichen schriften, 
die sy plos nach dem puochstab (c) awslegen. Darauf Christennlich lerer ant- 
wortten wie herriach voligt. 

(a f Cayn. Gen. 4. im . 10. a. sieh. 29. . 3. a. et 30. . 9. 1. et im 65. $. 8. e. 
et 77. . 2. a. et 83. . 8. c. et 90. . 7. c. (b J gier. Gen. 4. sub te erit appetitus 
ejus. im . 10. a. et im 78. . 6. h. (c ^ puechstab. sieh. 14. . 1. a. 

II. [ Erstlich wellen sich die widerwaertigen behelffen. Daz got zura Pharao 
(a) gesprochen. Jch hab dich gesetzt, vmb das ich in dir meinsterckh erzaige, 
gleich als sey Pharaonis erhertung nit an seimm willen sender an got gestanden. 
Aber nit anders hat got darinn vrsach geben, dann wie ain Richter lang wartlet, 
ainn grossen vbeltaeter zerichten, auf das vil volckh dartzue koeme vndseheanjme 
dasstrenggericht, dadurchjhenen, diezwvbeltat genaigt seinn, forcht eingegossen 
vnd sich vor vbeltaten zuoenthalten geweist werden. Also hat got pharaonem nit 
genoettigt (b) noch seinn freyen willen abgenomen, sonnder awfgesetzt vndlangsam 
gestrafft, daz sich ander daran stiessen vnd erjndert wurden der gotlichen krafft 
vnd strengen gerichts, awf das der nom(c) gots wurdegepreistinallerweld. Desmer 
nachdem got mit seinen gotlichen wiirchungen vnd naturlichen einfliissen nit awf- 
hoert noch feyert, sender all creatur albeg fiirter treibt (d) zum end e (das ist jme zuo- 
dienen) zw dem got die creatur entlich beschaffen, also hat Got zw seinem dinst (nem- 
lich die Juden in trueebsal zeuersuoechen) Pharaonem angetriben vnd gebrawcht, nit 
daz got vrsacher (e) sey der poszhait so verkerte creatur selbs an sich nymbt, sonder daz 
Gott ain yede creatur treibt wie ersyfindet.dadurchgemert wirt der creatur aigen- 
schaft nach irer art zuo guoetem oder zuo poesem. Yemer man ainn poesen menschen 
zw guoetem yebt , ye hcrtnaeckhyger wirt derselb poes mensch , als ain haerber hund 
vom lockhen. Also ist Pharaonis poese aigenschaft, die erselbs an sich genomen hat, ge- 
mert vnd erhertent.im dinst zuo demejngot gebrawcht hat wider jhenjuden die got hat 
wellenimglawbbestaettenvnndseinmachtbeweisen mit wunderzaichen, awf das sein 
gotlicher nom gepreist wurdeingantzerweld. Wie Paulus (f) anzaigt. AberPharao 
ist zuo seiner hertikait nit genoettigt (g), als wenig die Juden (h), so Christum ge- 
kreytzigt haben, genoettigt seinn. Dergleichen treibt (i) got menschlich geslaecht, 
nacb erster gotlichen ordnung fiirter zegeperen. vnangesehen die erbsiind so darein 
gefallen (k) ist aus verprechen der menschen. Dann das zil, Regel vnnd mass auch 
grund alles geschoepfs ist gotliche ordnung (1), die durch kain thuon der creatur 
abgenomen noch verhindert werden mag. Daraws ist lawter verstanden, daz Got 



272 NEWUNDDREISSIGIST CAPITEL 

denverkertenwillenPharaonisnitgevrsacht, sender den Judenzuoguoetgebrawcht 
hat. Dauon hernach (m) mer gesagt wirt. 

(a J vom Pharao. Exo. 9. ant. med. posui te ut ostendam in te fortitudinem 
meam. sieh. 36. . 12. 1. et im 42. . 11. e. et im 43. 5- 17. a. et f. im 55. . 8. k. 
et 72. . 8. d. et 74. . 9. f. (b f noltigt. im g. et sieh. 38. 10. c. (c <j nom. 
Exo. 9. narretur nomen meum in omni terra, im f. et sieh. 22. . 5. e. (d f treibt. 
im i. et sieh. 38- 9. e. et im 43. . 3. b. et 44. . 11. d. (e f Vrsacher. sieh. 20. 
. 6. h. (f f Paulus. Ro. 9. ut annuncietur nomen meum. sieh. c. (g 5 nottigt. sieh. 
b. (h f Juden. sieh. 38. . 8. f. et im . 15. e. (i J treibt. sieh. d. (k f gefallen. 
sieh. 30. . 4. i. (1 J ordnung. sieh. 20. . 6. d. (m 5 hernach. im 43. . 17. a. 



III. ^Zum andern als geschriben stet, daz got den Jacob (a) geliebtvnd seinn 
bruoeder Esau gehasst hab. Jst nit zeuersteen nach menschlicher syndlikait, son- 
der bey Jacob werden die glawbigen verstanden, die got geaallen vnd sy hinwider 
got vber alle ding lieben. Bey Esau werden begriffen die vnglawbigen, die Got 
missuallen vnd zehassen seinn vmb das sy got weder lieben noch erkennen. Des- 
selben zu ainer figur hat got geliebt den Jacob vnd Esau gehasst ee dazsy bed ge- 
poren seinn , vmb daz sein gotliche weiszhait von ewikait gesehen (b) hat beder 
bruoder kiinftige werch, die der lieb oder hass werd sein wurden. ( J ) Derhalb 
ist Jacob von wegen seiner kiinfftigen tugennt erwelt zw gnaden. Esau vmb sein 
kunftig vntugent ist gewidet zuo straft'. Dadurch ist aberjremfreyenwillennichts 
benomen, noch Jacob zuo guoten oder Esau zuo poesen werchen genoettigt. Got- 
lich vorwissen vberlengt (c) das gantz wesen vnnd tbuon des menschens, der mag 
seinn willen als offt nit vmbkeren , got sehe weiter bis an das lesst ende des men- 
schens vnd alles seines wesens. Dergestallt seinn alle kiinftige werch des men- 
schens gegenbiirtig vor got, derdariiber den menschen erwelen oderrichtenmag nach 
des menscbenaigenschafft oder schickligkait, in mass er kiinftiklich faehig sein wir- 
det gotlicher gnaden oder vngnaden. Also siehet got von ewikait des menschens 
werch, vmb das dieselben kunftig seinn, vnd solhe werch mueesen nit kunftiklich 
beschehen vmb das got dieselben von ewikait vorgewisst hat. Dann guoete oder 
poese werch hangen (d) am willen des menschens vnd nit am vorwissen gots. das- 
selb vorwissen ist gesfellt awf kiinfftige mennschliche werch, vnd nit auf ainn er- 
dichten muoetwilligen gottes, der kain aufnemer ist der person, (e) Got erkent (f) 
sonst wer jme zuogehoert, des Paulus zewgnuss gibt. Darumben wirt bestimbter 
stoll (g) vnbillich wider gottliche gerechtikait eingezogen, als sey got ain Tirann 
vndawfnemer der person, der Jacob hat begierlich geliebt vnd den Esau neydiklich 
gehasst. Deszhalb sey Jacob genoettigt recht zethuon vnd Esau vnrecht zethuon. 

(a 5. Jacob. Malach. 1. Jacob dilexi. Esau autem odio habui. im g. (b f ge- 
sehen. sieh. 19. . 1. d. (c f vberlengt. im 40. 8'. 9. a. (d f hangen. im 40. . 8. a. 
(e f person. Luce. 20. in med. im 40. . 8. e. (f J erkent. 2. thi. 2. cognovit do- 
minus qui sunt ejus. im 45. . 3. c. (g J stoll. sieh. a. 

IV. ^ Zum drilten vermainen sieh die moerder fr eyes will ens, zebehelfen 
zwayer spruch, ainer ist do im Esaia (a) got spricht. Wee jhenem erden scherm 
der seinem macher widerredt. Warumb spricht das kot zuo seimm hafner. Was 

( l Die Auffassung des Berthold ist nach der Erklarung des hi. Augustin und mehrer an- 
derer Vater vor ihm, die aber von den sp'atern Erklarern mil Recht verlassen wurde. Gott hat 
nicht den Esau venvorfen und den Jacob envahlt wegen ihrer kunl'tigen Handlungen. Got gibt 
seine Gnade wem er will; keiner kann sieh eines Anrechtes darauf riinmen. Gott nimmt Ei- 
nige auf, Andere schliesst er aus, nach seinem Wohlgefallen, (If. Tim. 1, 9) ohne Riicksicht 
auf vorgangige Verdiensle. Er kann seine Gnade und sein Erbarmen zirwenden wem und wie 
er will. Yergl. noch Reithmayr zu dieser Stelle. pag. 496 u. flg. 



OB TODLICHER MENSCH FREYEN WILLEN HAB. 273 

macbestu? Der annder spruch ist im Hieremia (b), durch den got vns troet mit 
solhen worten. Yermaint ir jch moeg ew nitthuon wiediserhafner? nembt war 
\vie ain laym ist in bafners band, also seyt ir in meiner band. Jn denselben zwayen 
spruchen ist uichts abgenomen freyem willen, sender dorinn werden angeredt jhen 
menschen die wider got miirmeln warumben er sy nit zuo herren oder reich oder 
edel (c) gemacbt oder jnen nit sonst gliickh zuoegeschickhl. bab, die sich nit wellen 
lassen bentiegen des standes dorinn sy got geuodert hat, wider sand paulslere. 
ain yeder solle beleiben in der berueefung (d) dorinn er geuodert ist. Dann im 
grossen haws (e) seinn nit allain guldene vnd silbrene geschier zuo eren, sender 
auch holtzen vnd erden gefaess zuo vneren. Aber solh zuoefellig aigenschafft irren 
nit noch fiidern den freyen willen, desselben ist not zum hayl (f) des menschens 
mitsambt (g) gottlicher hilff, on dieselb mennschlicher will weder frey noch guoet 
sein mag. Vnd wiewol daselbs Paulus solbe hilf nit ausspricht, sender plossetzt. 
Wer sich (h) rainigt von vnsauberkait, der wirt ain geheiligt vas zuo eren, dem 
herren gebrauchig vnd berait zuo allem guoeten wercb. Jst zeuersteen also. Wer 
sich in seinem freyen willen, mit hilf gots, naygt zw gollicher gnad, der wirt da- 
durch geraynigt von siinden vnd tiiglich zw der ere gots. Derselb herr got mag 
auch alszdenn solhen menschen (der zuo gnaden gots berait vnd derselben fahig (i) 
ist) gebrawchen zuo alien guoeten wercben. Welhe guote werch seinn allain got- 
tes vnd nit des menschens. Wiewol seinfreyer will mitwiirchtwieamwerchzewg 
vnd instrument (k). als ain hamer oder anpas mit dem smid. Geschriben stet. 
Die hacke (I) mag sich nit beniemen wider jhenen der mit ir hacket, noch die sage 
sich awflaynen wider jhenen von dem sy gezogen wirt. Also ist ain knecht leben- 
tig instrument, durch den ain herr sein haendel awszricbt, die der knecht nit mocht 
volbringen on hilf vnd darlegen des herren. Daneben muoes ain yeder bekennen, 
daz dorinn der knecht auch etwas thuoe, wiewol das werch alles des herren ist. 
Dergleichen sol der mensch sein ain knechl (m) vnd lebentig instrument gotes. da- 
durch sein gotliche maiestatire geschaeft hie in diser weld ausrichte mit zuothuon 
des freyen willens. der aber von jmselbs gar nicbts mag on hilf vnd darlegen gottes. 

(a f Esaia. 45. post prin. ve qui contradicit factori suo. (b J hieremia. 18. in 
prin. sieh. 21. . 5. b. (c f edel. im 43. . 11. d. (d J berueffung. 1. Cor. 7. in 
med. unusquisque in qua vocatione voeatus est permaneat. sieh. 14. .9. h. et37. . 
3. i. et 79. . 3. f. et im 98. . 9. c. (e f haus. 2. Thi. 2. ant. fin. im 49. . 7. g. 
(f J hayl. sieh. 38. . 7. a. (g f mitsambt. im <J. 5. g. et <J. 6. f. et $. 8. k. et im 
43. . 11. i. (h J rainigt. 2. thi. 2. in fin. si quis se mundaverit. im 5. 5. d. et 
sieh. 4. . 15. i. (i J fahig. sieh. 18. . 7- h. (k f instrument, sieh. 28. 5. 4. h. et 
35. . 5. h. et im 41. . 5. b. et 42. . 4. i. et 43. . 10- b. et im 58. . 2. e> et im 
77. . 3. a. et94. . 1. 1. (1 f hacke. esa. 10. in med. numquid gloriabitur fecuris. 
im 43. . 12. b. (m 1 knecht. sieh. 3. . 8. i. et im 40. . 3. h. et 43. . 9. d. et im 
49. . 9. e. et 60. . 9. f. et 73. . 14. d. et 77. . 4. b. et im 95. . 7. f. 

V. f Daraufgibt Paulus and ers wo zeuersteen , daz des menschens hayl ligt 
weder an seinem willen noch lawffen (a), sounder allain an gottes erparmung. gleich 
als sprech er. freyer will des menschens mitsambt mitlawffender gottlicher hilf, 
bringt nocb nit das hayl, bis sich Got erparmet vber den menschen vnd demselben, 
gibt die angenaem (b) gnad, dieselb wiircht des menschens hayl. Daraus ist ze- 
nemen, daz die schriftPauliin obbemel ten zwayen (c) stollennitzwispiligist. Zunn 
roemern stet geschriben, daz es gotes parmheitzikait alles thuoe, doch daz des men- 
schens will mitlauff. Dem Thimoteo ist plosgeschriben. Wer sichselbs rainigt 
(d) etc. gleich als stee des menschenshayl in seiner band, aber es sol verstanden werden, 
der sicb in seinem willen darzuo berait, daz jne got rainigt. Dergleichen an vil 

H e i t h m e i e r , Berthold's Theologey. 18 



274 NEWUNDDRE1SSIGIST CAPITEL 

orten der schrift gesehen wirt, daz der mensch miig mit wiirchenawsgotlicherhilff. 
Jm Esaia (e) stet. Du gefangene tochter syon soltest aufloesen die pand dcines 
halls. Jtem ezechiel, werfft von ew all ewr poszhaitvnd machtew ein new hertz 
Vnd ainn newen geist. Jtem paulus. Darumb sollcn wir ab vns \verffen die fin- 
stern werch vnd anlegen das harnisch des liechts. Jtem petrus. Ab vns legen 
alle poszhait vnd betrug. Jtem Johannes. Ain yglicher der dise hofnung hat in 
got, der heiligt sich. das ist, er schickl sich daz jn gotliche gnad heiligt. Der- 
gleichen mainung seinn on zal in heiliger schrift. Dann vberall thuot got alle (f) 
ding in alien. Darumb ist in aim yeden stol verporgenlich angezogen gotliche 
hilf vnd menschlicher freyer will, (lurch denselben wiircht got guote werch des 
menschens. on desselben guoten freyen willen, ist kain werch got geuellig noch 
dem menschen ersprieslich. Sy bede (g) benentlich gotliche hilf vnd menschlicher 
will mueessen beyeinander sein, dannon zuoethuoen vnd verdienndes menschens, 
waere kain slraf noch belonung vnd alle gepot vmbsonst gemacht. Nachdem aber 
got gepot (h) aufgesetzt, hat er nemlich dabey geordent, daz wir solhe gepot koen- 
nen vnd moegen halten. Doentgegen wo der mensch on gnad gottes moecht recht 
thuon, alszdenn hiet Cristus vbrigs geliten vnd vns sein gnad vergebens verspro- 
chen. Darauf istzebesliessen, daz des menschens haylallainingofliohergnadsteet, 
mitzuothuon des menschens freyen willen, denselben der mensch nitfueeren mag 
on sender hilf gottes. Dergestalt ist got alles (i) in alien dingen. ( 2 ) 

(a J lawffen. Ro. 9. in med. non volentis nee currentis. im 42. . 5. 1. (b f an- 
genam. im 42. . 7. a. (c 5 zwayen. ro. 9. et 2. thi. 2. (d ^ rainigt. sieh. <J. 4. h. 
(e f Esaia. 52. in prin. solve vincula colli tui. Ezech. 18. in fin. facite vobis cor 
nouum. Ro. 13. in fin. abjiciamus ergo opera tenebrarum. i. Pet. 2. in prin. depo- 
nentes omnem maliciam. 1. Job. 3. in prin. omnis qui habet hanc spem in eo, sa-nc- 
tificat se. (f *T alle. 1. Cor. 15. in med. ut sit deus omnia in omnibus, im i. et im 
5. 8. d. et sieh-. 19-5.8. d. et 30. . 6. d. et im 4^. . 1. c. et 43. . 10. a. (g f bede. 
sieh. . 4. g. (h f gepot. im . 15. a. (i ^ alles. sieh. f. et im 91. . 4. e. 

VI. ^ Zum vierden machen die manicheier (a) yetz gross festausdisem spruch 
esaie. Jherusalem hat empfangen zwifeltige gab von des herren hand fur all ir 
siind, gleich als sey nichts vom menschen dabey. Aber diser spruch ist nit wider, 
sonder fur freyen willen. Ain gab ist verhengunde (b) gnad , die freyen willen 
hilft zuoeberaiten zuoempfahen die ander gab, nemlich die angenaem gnad. Darauf 
voligt vonstundan nach vorbestimbten worten. Die stym in der wueesst schreit. 
Jr solt zuoeberailten (c) den weg des herren, das ist, ir solt ewr hertz auflhuon, 
vnd ewren freyen willen mit hilf gots naigen zum weg der gerechtikait. Wie da- 
uid (d) pitt. Herr got, fueerr in deimm angesicht meinen weg. Jtem naig mein 
hertz in dein gezewgnuss. Also bitten wir von got hilf. Aber daneben verzei- 
hen wir vns nit vnnsers fleis im freyen willen. Zum fiinften wirt wider freyen 
willen eingefueert dieser. spruch hieremie (e). Bey dem menschen sleen nit sein 
wege, dann kain man mag wandern noch wol schicken sein schrit. Ja on gottes 
hilf, aber mit desselben hilf, mag durch freyem willen solhes wol beschehen, wie 
.obstet (f). Darauf spricht hieremias weiter. Herr straf mich doch im gericht, 
das ist zeitlich, vnd nit im zorn ewiger verdamnusz. Darumb thuoet derselb 
spruch Hieremie mer fiir, dann wider, freyen willen domit vns got nit vmbsonst 

( 2 Die Behauptung, dass dem gerechtfertigten Menschen unmoglich sey die Gebote Gottes 
zu halten, wurde yom Concil von Trient mit dem Banne belegt. Sess. VI. cap. 10. u. can. 18. 
Si quis dixerit Dei praecepla homini eliam juslificato, et sub gratia constituto, esse ad obser- 
vandum impossibilia: anathema sit. NamDcus impossibilia non jubet, sed jubendo monet 
et facere quod possis, et petere quod non possis; et adjuyat, ut possis. ib. cap. 10. 



OB TODLICBER MENSCH FREYEN WILLEN HAB. 275 

slrafft, so wir aus not vnd nit williklich ausmm weg gotles giengen. Nachdem 
wir aber williklich zuo oder vom weg weichen moegen. Deszhalb ist not, daz 
\vir mit gotlicher gaisel, das ist mit zeitlichem gericht vnd strafmaessiger wider- 
wacrtikait (g), zum weg gemcnnt (h) werden, wic hiercmias anderswo spricht, 
wir seinn gemenet bey vnserm nnckh. ( 3 ) Zum sexten wirt fiirbracht des Salo- 
mons spruch, der mcnsch setzt jme wol etwas fur im herlzen (i), aber die aus 
richtung steet bey gol. Hiebey ist freyer will nit verworffen, sender mer geweist 
daz der mensch imm hertzen, das ist im freyen willen, elwas magfurnemen, aber 
dasselb zeuolziehen (k) stet bey got. 

(a f manicheier. sieh. 38. . 6. f. fisa. 40. in prin. suscepit de manu domini du- 
plicia pro omnibus peccatis suis. (b f verhengimde. im 43. . 11. b. (c f beraitten. 
Lnce. 1. in prin. prover. 16. post prin. hominis est animara praeparare. im i. et sieh. 
4. . 4- i. (d "J Dauid. Psl. 5. dirige domine in conspeclu tuo viam meam. Psl. 118. 
e. Inclina cor meum in testimonia tua. (e f Hieremie. 10. in fin. non cst hominis 
via ejus. (f f obstet. sieh. . 4. g. (g ^ widerwartikait. im 42. . 5. d. et 43. .17. 
i. et 61. . 4. c. et 75. . 2. e. (h ^ gemenet. Treno. 5. in^prin. im 75. . 4. h. (i 
^ hertzen. prouer. 16. post prin. cor hominis disponit. sieh. 38. . 10. e et sieh. 5. 
. 6. c. (k J volziehen. im $. 14. f. et sieh. 38. . 10. b. 

VII. f Zum sibenden wirt eingetragen diser sprush. Des koenigs (a) hertz 
ist in des herren hande, dasselb naigt got wohin er wil. Naigen ist nit noettigen, 
sonder verbelfen fueeren den freyen willen. Salomon hat in sonderbait genent 
allain den koenig vnd .nit aller menschen hertz, vnd ist glawblich daz got mit 
seinem gwalt vnd gnaden sonnderlich vnd mer flewszt in koenig, von wegen seines 
standes (b) vnd ambts, dann in ander lewt. Bey dem wort koenig mag aucb ver- 
standen werden jhener freyer will, der in ains gerechten menschen hertz regiert, 
derselb frey guot will stet nu in der hand, das istim willen gottes dem er sieh ver- 
gleicht vnd nachuolgt. laut seines gepets. Dein will bescbehe (c) etc. Allain 
got sol regieren (d) freyen willen des menschens. Darauf got soelhen geordenten 
willen numals naigt (aber nit noettigt) wohin er wil, nemlich zuo guoetem das got 
wil, nit zuo poesem, zuo dem got vnwillig ist. 

(a ^ Konigs. Prouer. 21. in prin. corregis in manu domini im 92. . 7. e. (b 
stands, sieh. 6. . 7. f. (c f beschehe. Math. 6. im . 9. d. et sieh. 37. . 5. e. (d 
regieren. im 42. . 1. a. 

VIII. ^ Zum achten wellen sieh die widersacher gweltiklich halten an dits 
wort Christi. On mich (a) miigt ir nichts thuon. War ist nyemant mag on gnad 
gottes etwas guoets sein noch fruchtigs thuon , on Got ist nichts (b) gemacht vnd 
durch gottes Sun ist alle creatur aws nichte zuo etwo beschaffen. Du konst on 
sein gnad nit ainn augenplick (c) ain wesenlich mensch beleiben. dann durch jn, 
in jme vnd aws jme seinn alle (d) ding. Er hat gewalt (e) im himel vnd auf erden. 
fn jm besteen (f) vnd seinn lebentig (g) alle ding, dieselben haben auch bewegnuss 
durch sein gnad. Von seiner volkomenhait (h) wir all vnser wesen empfahen, vnd 
ist war, daz all vnser thuon vnd arbait vor Got nichts gilt, on das leiden vnd ver- 
dienn Christi. Wir moegen aber vnsern freyen willen mit hilf gottes, naigenzuo 
Christum, dadurch wir seines verdienn tailhafflig (i) werden. Wiewol wir on 
Gristo weder wesenlich sein noch leben noch saelig werden, moegen wir doch vn- 
sern freyen willen dannoch brawchen vnnd mit Christo lawften. Wie dann aus 
freyem willen (laut der schrift) zum herren yeglicher mennsch schreyensol. Zewch 

(* An unsern Nackon fiihrt man uns, d. h. \vir werden wie das Yit'h getricben. 

18* 



276 NEWUNDDRE1SSIGIST CAPITEL 

(k) mich nach dir, auf das wir miteinander lauffen im geschmach deiner wolrie- 
chenden salben. Darawf lawlten des Propheten wort. Nur der herr paw (1) das 
haws, sonst ist eytel die arbait jhener die das haus pawen. vnd nur got behuoet 
die Stat, sonnst wachet vergebcns jhener der derselben stat verhueet. ( 4 ) Jtem 
im Ewangelj stet. Jr solt nit gedenckhen (m) wie oder was zereden sey. Ew 
wirt dieselb stund gegeben was ir reden sollet. Jr seyt nit die reden, sender eurs 
vaters geistredet in ew. Daselbs allenthalben wurcht gotliche gnad durch jhene 
menschen, die aus freyem guotem willen heiiser pawen vnd die arbait verrichten, 
auch der Stet hueetten wachend oder dem volckh redend predigen vnd daneben 
sprechen. Jch bab mit hilf gots gepawt, verhueet oder gepredigt. Alsdann Pe- 
trus (n) nach obbestimbten worten dannoch selbs gepredigt hat aws heiligem 
geist. Ain prediger muoes nichtszweniger aws freyem willen studiern auf die 
predig vnd sich nit zeuasst verlassen auf die gnad so vmbsonst genent ist vnd nit 
aimm yeden nach seimm syn albeg gewis kumbt. Also sol sich nyemant verse- 
hen, daz seinhaws gepawt oder die Slat verhueet werde, on zeuoethuon der lewt 
die solhes mit hilf gols verbringen (o). Lang miiest ainer warten, bis daz sein 
haws durch got awfgepawt wurde, wo er nit zewg vnd arbaitter zuoelegte, also 
muoestulang warten, daz etwas guots durch dichbeschehe, wo du deinn willen 
nit darnach frey richtest. 

(a 5 mich. Job. 15. in prin. im 77. . 1. c. (b fnichts. Job. 1. sich. 20. . 1. 
n. (c f awgenplick. sieh. 21. . 7. e. (d f alle. Ro. 11. in fin. sieh. . 5. f. et 
sieh. 22. . 1. d. (e [ gwalt. Mat. 28. in fin. sieh. 9. 2. q. (f besteen. Collo. 1. 
in med. omnia in ipso constant, (g J lebentig. Ephe. 2. in prin. et vos convivifi- 
cavit. (h f volkomen. Job. 1. de plenitudine ejus non omnes accepimus. sieh. 4. . 
4. k. (i J tailhafftig. sieh. 3. $. 10. f. (k f zewch. cant. 1. in prin. trahe me post 
te. sieh. g. 4. g. (1 f paw. Psl. 126. nisi dominus aedificaverit. sieh. 23. 8. d. (m 
*[ denckhen. Mat. 10. in med. sieh. 5. . 4. f. (n ^ Petrus. actu. 4. (o ^ ver- 
bringen. im 77. . 9. b. 

IX. * Zum Newnten setzt Paulus, daz wir nit tiiglich (a) seinn ettwas zebe- 
denckhen als aws vnsselbs, sender all vnser tueglikhait ist hie von got. Ja der 
herr Jhesus hat selbs bekent, Er moege vonjmselbs nichts thuon. vil weniger 
moegen wir prechenhaftige menschen von vnsselbs ichts guets thuon. Dariiber 
geben die lerer disc vnderweissung, daz menscblichwerchdrey tail hat, benentlich 
anfang, mittel vnd ende. Das ist, guoet werch bedencken, wellen vnd volbringen, 
bey erstem vnd dritten tayl ist allain die goad Gots, bey dem miltern tail, nemlich 
bey dem wellen, ist die hilf gots, mitsambt freyem willen. Dieselb gnad ist allent- 
halben im werch das Principal, vnnd das accessorium ist freyer will, den die vor- 
lawffennd gnad bewegt hat, die mitlawffend hilf anzenemen, darnach wurcht die 
angenaem gnad. Dergestalt ist all vnser tueglikait aus gotlicher gnad. All dein 
krefft mitsambt deimm freyen willen hastu. nur von Got, du soldest dich nit be- 
rueemen (b), daz du etwas nit von got empfangen habst, wiewol du frey magst 
wellen (c) oder nit wellen, wurcht doch got in dir das wellen. Die obberueerten 
newn stollen vnd nochmer dunckler schrift pflegen die manicheier i'iir zewerffen 
' vnnd zereymen wider freyen willen. Dargegen ander glawblich schrifFt fiir freyen 
willen angezaigt werden, wie hernach voligt Nu ist alle heilige schrifft hie vom 
heyligen geyst, der vnns nichls widerwaertigs lernet noch gepeut. Deszhalb ist 
ain yede schrift aufs glimplichist zeuersteen, wie all chrislenlich lerer awslegen 

(* Wenn der Herr das Haus nicht baut, so arbeiten die Bauleute umsonst; ivenn der Herr 
e Stadt nicht behiitet, so wachet der Hiiler umsonst. Psl. 126. 1. 



OB TODL1CHER MENSCH FREYEN WJLLEN HAB. 277 

vnd gemainn kirch annymbt. Alsofft die schrift meldung tbuot (alsdann on zal 
beschiecht) daz wir sollen got vmb bilf anrueeffen, dabey ist[albegzeuersteen, daz 
got vnnserra schwachen freyen willen helffe. deszhalb vnsCbristus beuolhenbat 
taeglich zepetten, dein will gescbech (d). 

(a f tiiglich. 2. Cor. 3. post prin. non quod sufficients simus cogitare aliquid. 
Job. 5. post med. Non possum ego a meipso facere quidquam. (b f ruemen. 1. 
Cor. 4. quid gloriaris quasi non acceperis. Phil. 2. post prin. deus operatur in vo- 
bis velle. im 42. . 5. k. et im 43. . 12. e. et 45. . 2. e. et im . 12. d. (c J wel- 
len. sieh. 38. . 10. i. et im . 11. f. (d ^ geschech. sieh. . 7. c. 

X. f Daz aber dem menschen freyen willen got geben hab, wirt befunden 
vnnd clar angezaigt in vil stollen beiliger schrift alltes vnd newes gesetz. der 
ich etlich wil anzaigen. Erstlicb im alten geselz sprach got zuom Cayn. (a) 
Vnder dir wirt sein die gier der siinde, domit du herschen moegst vber dieselb 
gier. Nu mag im mennschen, awsserhalb gots, nichts herschen (b) dann freyer 
will. Deszhalb muoes er haben solhen freyon willen, durch den er, mit hilf gots, 
poese gier vberwinden moege. Zum andern spricht Got zum menschen. Merckhe 
(c), Jch hab dir hewt fiirgelegt das leben vnd guoet wesen. auch den tod vnd poes 
wesen. Jch gepewt dir, daz du deinen got liebest vnd auf seinem wege wanderst, 
deszgleichs seine gepot, gotszdinst vnd rechte haltest. Bistu aber hierinn vnge- 
horsam, alszdenn wirdestu verderben. Jch nym himel vnd erde zuo zewgen, daz 
icb ew fiirgelegt hab das leben vnd den tod, den segen vnd fluoech. Darumb 
soldestu erwelen das leben, domit du got liebest vnd seinem wort gehorsam seyest. 
Nym war daz got hierjnn dem menschen ain wal gibt freywilliklich zuoerwelen 
das guoet. Spotlich waere dem menschen ain wal zegeben wo er nit freyen willen 
vnd macht hiet zuo erwelen. Daneben waere solher trost von got dem mennschen 
vnzeitlich vnd vergebens versprochen. Wann der mensch kainn freyen willen hiet 
dasgouetzethuon vnd das poes zelassen, sonder genoettigt waere vnrecht zethuon. 
Dasselb vnrecht wurde nit dem menschen, sonder jhenem zuo gemessen, derjne 
zuo poeser tat noettigt. Nach vermoeg der schrifft (d) ist wissenlich, daz gottes 
gericht nach der wahrhait gefelt wirt wider jhen die poese werch thuon. got 
gibt ainem yeden nach seinen werchen. 

(a f Cayn. Gen. 4. sieh. 5. 1. a. et. b. (b^ herschen. im41. . 1. a. (cjmerckhe. 
Deut. 30. in fin. (d J schrift. Ro. 2. in prin. judicium dei est secundum veritatem. 

XL 5 Zum dritten ist des menschens freyer will clar beweistindisem spruch 
des weisen Syrach (a). Got hat von anfang den menschen gesetzt vnd gelassen in 
der hand seines rats (b), nemlich des freyen willens so in der vernuft, als in seinen 
rat, stet. Got hat hinzuoe gesetzt seine geschaefft vnnd gepot, wildu dieselben ball- 
ten, so werden sy dicb auch erhalten (c). Got hat dir furgesetzt wasser vnd fewr, 
zuo welhem du wilt, magstu greyffen. Vor dem menschen stet das leben vnd der 
tod, das guot vnd das poes (d), welhes im geuelt, das wirt jhm gegeben. Got 
hat nyemants beuolhen poess zewiirchen, nochzeit geben zesiinden. Zum vierden 
spricht got im Esaia (e). So ir wellet vnd mich erhoeret, alszdenn wert ir der 
erden friicht nyessen. So ir aber nit wellet nocb mich erhoeret, alszdenn wirtew 
das shwert verzeren. Jn den worten wellen (f) vnd nit wellen, ist vnwidersprc- 
chenlich begriffen freyer will , der mag wellen oder nit wellen. Jtem weiter im 
Esaia. Jr soil mich suoechen (g) vnd ew bekeren vnd komen zuo mir. Wann 
wir gepunden waeren vnd gar kainen freyen willen hieten, warumb hat vns dann 
got ermontjn zesuoechen vnd vns zebekerenvnd zuo jmezekoemen? Dergleichen 
ermonung seinn vil im alten gesetz, daz wir vns solten bekeren von siinden vnd 



278 NEWUNDDREISSIGIST CAP1TEL 

wiirchlich vben (b) zuo guotem wesen. Das alles vmsonst von got beschehen 
'waere, so \vir nit freyen willen hieten, vnd solh ermonung oder gepot nit moech- 
ten hallten noch volziehen. Deszgleichs waeren vmbsonst all verhaissung, so den 
gerechten, vnnd all troung so den vngereckten von got bescheben seinn, wo die 
Jewt nit aws freyeni willen gerecht, oder aws aigera willen vngerecht erfunden 
warden, wo nit in iren henden stueend guoet oder poes (i) zethuon. Vilmer 
spriich seinn im alten gesclz, dorinn freyer will des menschens anzaigt wirt, als 
daselbs im alten gesetz ain fleissiger leser finden mag. 

(a f sprach. Eccli. 15. in fin. sieh. 19. . 4. g. et im . 14. k. et im 46. . 6. 
c. et 78. . 6. i. (b } rats. sieh. 28. . 14. b. et 45. 5- 8. e. (c J erhalten. im 43. 
<J. 13. c. (d f pos. im i- et sieh. 1. . 3. a. (e ^ esaia. 1. post med. sivolueritis et 
audieritis me. (f ^ wellen. sieh. .9. c. et im . 12. b. et . 13. f. et . 14. g. et im 
41. . 9. e. et 43. . 12. g. (g <[ suechen. Esa. 21. circa fin. im 77. . 2. b. (h f 
yeben. sieh. 35. . 7. c. (I ^ pos. sieh. d. 

XII. ^ Dergleichen wirt im newen testament dickermals beweist freyer will 
des menschens. Erstlich aus natur (a), nacb awsweissung des ewangelj. dorinn 
stet was wir wellen haben von andern leiiten, das sollen wir jnen binwider wel- 
len thuon. Nu koennen wir nit wol wellen, wir haben dannainn willen den wir 
zuo guotem brawchen moegen. Jtem do etlich junger vom herren abzogen seinn, 
on zweifel aus jrem verkerten willen, hat der herr die andern junger, die noch 
bey jme beliben, gefragt ob sy auch wellen (b) abtreten, bey dem wort (wellen) 
zeuersteen geben, daz er sy wider iren willen nit noette bey jme zebeleiben vnd 
daznitaus not, sender williklicb seinn abtreten jben die vormals dem herren nach- 
geuolgt ausfreiem willen, den sy nachmals verkert haben. Jtem vnwidersprechen- 
lich ist freyer will angezaigt mil disen ewangeliscben worten. Der herr hat den 
menschen macht (c) geben zewerden kind goltes jhenen die in seimm nomen glau- 
ben. dise macht rnuoes steen im freyen willen. der sieh mil biif goltes magnaigen 
zuo puoesvnd zum glawb Christi, dadurcb der mensch geschickht wirt, daz jn got 
zuo seimm sun anwiinscht. Berueerte ewangelische wort seinn auch nit zeuor- 
steen von gerechten menschen, die vorhin kind gottes seinn, sonder von vngerech- 
ten, die noch nit augenaeme gnad haben, on welhe gnad all menschen vngerecht 
seinn. Also hat der menscb macht sieh durch seinn freyen willen, mit gottes hilf, 
fahig zemachen gotes sunschaft. Nit daz er aus jmselbs ainn Sungots mache, son- 
der daz er leide (d), ain sun gottes zewerden. daz ist, sieh in seimm willen dar- 
nach schickb daz jne got zuo seimm sun anwiinsche. Ferrer im ewangelj wirt 
des menschens freyer will befunden bey disen worten Cristi. Wer mir wil nach- 
uolgen (e), der sol jmselbs widersagen. Jtem wann ir wellet, miigt ir annen (f) 
lewten wol thuon. Der herr sprach zwaimm weib (g), geschech dir nach deinem 
willen, vnd zuo aimm plinden (h), was du wild das wirt ich thuon. Der plincl 
sprach. Herr jch wolt gem seben. Darauf hat jn der herr gesehen gemacht. 
Moecht nu der mensch kainn guoten freyen willen haben , hiet vns Christus ge- 
lernt (i) poese werch zethuon vnd vnbillich geraten willen zehaben jme nachzeuol- 
gen, annen lewten wol zethuon, \nsermnachsten dienstlich zesein. Er hiet auch 
bernelltem weib vnd plinden poeslich zegeschehen gewiinscht. Diser weis waere 
auch jhener lewt will nit guotnocbfrey gewesen, die den herren Jhesum christum 
sehen (k) haben wollen. lawt des Ewangelj. 

(a ^ natur. Mat. 7. Luce. 6. post med. im g. 14. o. et im 47. $. 2. k. et 50. 
. 7. b. (b f wellen. Joh. 6- in fin. numquid et vos vullis abire. sieh. . 11. f 
(c ^ macht. Joh. 1. sieh. 10. 11. e. (d ^ leyde. sieh. 30. . 2. f. et sieh. 35. 



OB TODLICHER MENSCH FREYEN WILLEN HAB. 279 

. 5. d. et 42. . 5. m. et.im 77. . 9. d. et 96. 5. 3. c. et sieh. 5. 9. d. (e f nach- 
uolgen. Mat. 16. in fin. Luce. 9. ant. med. im 97. . 2. g. (f J armen. Marci. 14. 
in prin. (g J weib. Mat. 15. fiat libi sicut vis. (h f plinden. Luce. 18. in fin. quid 
tibi vis faciam. (i ^ gelernt. im 42. . 6. 1. (k 5 sehen. Johan. 12. ant. med. 
volumus jhesum videre. 

XIII. f Vnwidersprechenlich ist freyer will angezaigt. Do vater seinen sii- 
nen (a) jre gebiierende gueeter auszgetailt. Jst nach auslegung Jheronimj zeuer- 
steen, daz himlischer vater yedem menschen scinn freyen willen , als seinn ge- 
biirennderi tail, zuoestellc, aut'das erdomit gotseinem herren frey dienen moege. 
Wie hiet sonnst der jiinger sun seinn tail verthuon (b) moegen, so er denselben 
nit gehabt hiet in seiner hand, das ist in freyem willen, den er von got empfann- 
gen, nachmals verthan hat, nemlich sich nit zuo got, sounder zuo sichselbs muoet- 
williklich gekert. Darnachjn gehungert, das ist, Got hat jn mit vorlaufFender 
gnad der widerwaertikait angetast, dieselb gnad hat dor sun in sich lassen ein- 
fliessen mit rew vud aufgedacht widerumb zum vatter williklich zekeren. Dar- 
auf jme von stundan sein vater begegent in angenaemer gnad, mit der jn haym- 
gefueertvnd dariiber begabt (c) nemlich jme dasfeyer klaidvnd schuoech angeleg(, 
ain ringel geben vnd jne mit freyden gespeist hat, lawt desewangelj (d). An vil 
mer ortten des ewangelj wirt beweist freyer will. Do Cristus spricht zum volckh. 
Wie offt (e) hab jch wellen zesamen bringon deine kind, vnd du hast nit wellen (f) 
nemlich deinen willen durch golliche gnad nit fueeren lassen. Der herr redt vns nit 
an, daz wir nit moegen, sender daz wir nit woellen guot thuon. Darauf spricht 
er, wildu ins ewig leben kommen, so halt die gepot (g), wildu volkommen (h) sein, 
verkauf was du hast. Jt'em wer zuo mir wil kornmen, der muoesz jrnselbs wider- 
sagen (i) vnd wer sein sel hie wilhaylsammachen, der verlewsst dieselb. Jn der 
schrift werden gemainklich guote vnd poese werch nach des menschens willen 
gemessen vnd taxiert. 

(a ^ siinen. Luce. 15. im 72. . 2. g. (g f verlhuen. im 40. . 3. g. (c ^ be- 
gabt. im .14. n. (d f ewangelj. Luce. 15. (e f wie offt. mat. 23- im 43. . 8. a. 
(f f wellen. sieh. . 11. f. (g f gepot. Math. 19. sieh. 4. . 15. b. (h } volkom- 
men. sieh. 4. . 12. a. et im 51. . 10. d. (i f widersagen. Luce. 9. ant. med. si quis 
vult post me venire, im 51. 5". 7. a. 

XIV. ^ Weytter wirt im newcn gesetz freyer will gcfunden. do Paulus ver- 
maint, ob er williklich (a), das ist aus freyem willen predig, dauon hab er Ion. Desz- 
halb muoes sein will nur guot seingewesen, sonnst waer er nit belonet. Er hat 
awch vermaint daz jhen, die guetiklich (b) woellen leben, sollen widerwaertigkait 
leyden. Darumb muoes der wjll gueetigklieh zelebsn, der geduld gemaes auch 
guot vnd frey sein. Mer beuilht vns paulus zelauffen (c) vmb himlisch klainat 
vnd zeslreiten (d) vmb die Coron ewigs lebens vnd zearbaiten vmb guoten 
Ion, dann freyer will sol alzeit arbaiten (e) mit gotlicher hilf, die staets mit 
sambt freyem willen arbait. Warlich muosz bestimbt lauffen, streiten 
vnd arbaiten beschehen aus freyem willen, sonst waer vnnot gewesen dasselb 
zepieten wo es aus not beschehen hiet 'mueessen. Paulus setzt. Er hab willen 
zuo guotem, aber das guot mug er nitvolziehen (f), vnd spricht. Jch thuoe nit 
was ich wil, sender was ich hass, dasselb thuoe ich. Solhes thuoe ich nit selbs, 
sender die siiud, so in mir wonet, thuoet dasselb, dann ich weis daz in mir (nem- 
lich in meinem fleisch) nichts guots wonet. Den willen (g) hab ich wol, aber das 
guot zeuolbringen , find ich nit. Nachdem ich nit das guoet, so ich wil, sonder 
das poes so ich hasz, verbringe. Was ich aber thuoe vber meinen willen, dasselb 
thuoe nit jch , sonder die siind so in mir wonet. Hiebey erkent paulus daz jns 



280 NEWUNDDRE1SSIG1ST CAPITEL 

menschen macht sey das guot zewellen, wiewol er es nit volbringen mag. Das- 
selb guot wellen ist ain tugent (h), wie etwas poes wellen ain laster ist. Es mag 
sich auch ain poeser will zuo guotem keren, wie der h,err sein junger gelernt hat. 
Welher vnder ew wil hoeher sein , nemlich in vbermuot wil mer sein , dann dio 
andern, derselb sol sein als eur diener (i). Dabey hat Cristus gelernt, daz poeser 
hochfertiger will gekert werdezuo diemueetikait, derselb will ist vngezweifelt frey 
sich zuo guotem zekeren, soiist hiet vns Cristus nit gelernt vnsern willen zekeren 
zuo diemueetikait. Darauf ist zebesliessen, daz got dem menschen geben hat die 
hoechst kraft (k), benentlich den willeu, denselben gefreiet, domit er moeg got 
frey vber alle ding lieben, auch wellen diemueetig sein vnd vmbsonst nemen das 
wasser (I) des lebens, nemblich gotliche gnad vnd hilf, so vns got vmbsonst, on all 
vnser verdienn gnaediklich verleicht, allain daz wir vnsern willen zuo solher 
gnad williklich naygen. Vnd wiewol der mensch freyen willen von got hat vnd 
schuldig ist denselben zuo gof zekeren , zuo deme jme got auch hilft (m), nichts- 
weniger wil jn got dannoch belonen (n), allain vmb das er freywilliklich gotesgnad 
annymbt vnd mit derselben gnad durch seinn freyen willen gehorsamlich mit- 
wiircht als gesehen wirt in obbemeltem verthanen sun. (o) 

(a f williklich. 1. Corin. 9- in med. si yolens hoc ago: mercedem habeo. sieh. 
38. . 10. g. (b ^ guetiklich. 2. Thim. 3. pie volunt vivere. (c J lawffen. 1. Corin. 
9. in fin. im 40. . 10. 1. (d J streytten. 2. Thi. 2. post prin. sieh. 33. $. 10. c. 
(e J arbaitten. 2. Thim. 2. in prin. labora sicut bonus miles cristi. sap. 9- mecum 
laboret. sieh. 3. . 10. c. et im 43. . 9. c. (f f volziehen. Ro. 7. ant. fin. perficere 
autem non invenio. sieh. . 6. k. et sieh. 35. . 5. b. et 37. . 1. m. et 38. 10. b. 
(g-^ willen. sieh. . 11. f. et sieh. 37. 5. 1. k. (h J tugent. sieh. 35. . 11. e. (i } 
diener. Mat. 20. im 92. . 2. k. (k J hochst. sieh. . 11. a. et sieh. 25. . 8. d. et 
27. . 5. h. et sieh. 29. . 4. c. (1 f wasser. Apo. 22. in fin. qui vult accipiat aquam 
vitae gratis, (m f hilfft. sieh. 38. . 2. 1. (n 5 belonen. Luce. 15. sieh. 13. c. (o J 
sun. sieh. . 12. a. 

XV. ^ Alle gepot, all warnung, all verhaissen, all troen in der schrifft er 
meldet, waeren vmbsonnst vnnd vergebenlich beschehen, wann freyer willnichts 
waer, on den die menschen weder wol noch vbel handeln moegen, nachdem sy sonst 
aws natur oder not, weder zebelonen noch zestraffen seinn. Gotlich gepot (a) vnd 
raet seinn dem menschen aufgesetzt vnnd gegeben, daz er die gepot soelle, vnnd 
die raet moege frey williklich annemen, vnd dadurch ainn hoehern (b) stand, nem- 
lich das ewig leben erlanngen. Daraus beweist ist, daz der mensch hat freyen 
willen nit vmb das er denselben willen moeg keren zuo poesem (alszdenn ist der 
will aygen vnd nymmer frey) sonder daz er dadurch mag das guot lieben vnd er- 
welen, das poes fliehen vnnd hassen. Darauff troest Cristus jhen so guote werch 
volbracht haben. Erfreyt (c) Ew, dann ewr belonung ist reichlich im himel. 
on zweyfel ist solher Ion nur des freyen willen, der mit hilf gottes zuo guoten 
werchensich genaygt hat, sonst kan sich kain glid noch tail desmenschens von 
jmselbs zuo got naygen. Daneben troet Christus jhenen die poese werch, nit aws 
not sonnder muoelwilliklich, than vnd guote vnderlassen haben. Solh trosst vnd 
troung auch alle gesetz vnd verhaissung waeren vngenoetig , vergebenlich , spot- 
lich vnnd gantz vmbsonnst beschehen, wann sich des mennschen will nit koennt 
kheren, auf welhen tail er wolt, zuo poesem oder zuo guotem. zuo poesem kan 
er sich aws jmselbs (wol vnbillich) keren, aber zuom guoten sol vnd mag ersich 
mit hilf gots keren, auf das wir nit versawmen noch verwiirchenn gottes gnad. 
Christus setzt daz guoete vnd poese menschliche werch der menschen seinn. spre- 
chend. ab jren friichten (d) werljr sy erkennen. Wo solhe frucht vnd werch 



OB TODLICHER MENSCH FREYEN WILLEN HAB. 281 

aws lawtter not vnnd nit aws zuothuon der nienschen beschehen, wurden sy vn- 
billich geacht der menschen, sender sy mueesten jhener sein, so die menschen zuo 
solhen werchen genoetigt haben. Nochmer do Christus der herr pat fur sein 
kreytziger (e), sprach er, vatter vergib jn, dann sy wissen nit was sy thuon. vil 
billicher biet er sy endtschuldigt mit dem daz sy kainen freyen willen gehabt, 
vnd waeren von got oder sonst von etwem genoettigt Christum zekreytzigen. 

(a J gepot. sieh. . 5. h. (b f hohern. sieh. 38. . 7. a. (c f erfreyt. Mat. 5. im 
79. . 6. e. (d ^ friichten. Mat. 7. ant. fin. sieh. 13. . 4. g. (e J kreytziger. Luce. 
23. in med. sieh. . 2. h. et sieh. 38. . 8. f. 

XVI. f Wo der mensch khainn freyen willen hiet, waere sein lieb (a) gots 
nit angenaem. ( 5 ) Es waeren auch alle gepot vnd verpot yergebens. (b) Nie- 
mand wurde billich belontnoch gestrafft, nachdem an jm nicths ligt. Warumb 
ermont vnns dann alle schrift (c) vnd lere das guot zethuon, das poes zelassen, so 
wir nil freyen willen haben vnnd alle ding nothalben thuon mueessen. Got wil 
lieb gehabt sein vber alle ding. Wie moechte jne ainer lieb haben annders dann 
ausseirn freien willen, indemselben allain die lieb steet. Wer kainn freien wil- 
len hat, der mag got weder lieben noch hassen, als die vnuerniiftigen tyer. Jtem 
wie moecht got lieben jhener der staets mueest sorgen got wolt jn nit fiirnemen 
zuor saelikait, sonnder lassen verdambt werden. Derselben verdambnuss er kains 
wegs moecht furkommen. Dagegen warumb wolt Got nit vber alle ding lieben 
jhener der glawbt er hab freyen willen den er zuo got miig keren vnnd dadurch 
sein goetliche goad vnd hilf erwerben auch die verdambnuss mit hilff gots williklich 
empfliehen koenne, wartimb wolt derselb nit fleis thuon, seinen freien willen vor 
verkerung zeurhueetten , dieweil er furchten muoes, daz er selbs nit schuldig 
werde an seiner verdambnuss. Herwider wurde alien fleis sparen jhener der 
hoffte got hiet jn, on seinn willen vnd zuoethuon , fiir genomen vnd erwelt zuor 
saelikait. Noch vilmer vngeschikter verhandlung beschehen durchjhen die freyen 
willen aufheben. Verzweifelt monich nemen zuo gedichter Ee (d) ausgelawffen 
Nunnen, imschein als muoes es also sein, vnangesehen jres muoetwillens. Solher 
vnnd dergleichen tat seinn vil kurtzuerschiner zeyt , vnd noch in teiitsch landen 
schantlich begangen, daz nit wunder waer die erde (e) wurd aufthan vnnd ver- 
schlickte solh dewfelisch lewt mitsambt dem lande. 

(a f lieb. im 49. . 11. g- (b f vergebens. im 40. 10. e. (c <f schrifft. Psl. 
36. ant. fin. sieh. 1. .3. a. et im 40. . 11. h. (d f Ee. im 40. . 8. b. et im 65. 
5. 10. d. (e f erde. Apo. 12. in fin. 



V1ERTZIGIST CAPITEL. 

Ob all ding on freyen willen, aws not gotllcher ftirselmng 

beschehen. 

I. Wiclef vnd sein nachuoliger als Luther vnd ander verfueerer vermuoetten 
alle ding muoessen, on zuothuon freyes willens, beschehen awsplosser not (a) vnd 
aus gotlicher fiirsehung. Dann got seinn alle khiinfftige ding gegenbiirtig vnnd 

( 5 Die Liebe gegen Gott Trare nicht angenehm. 



282 VIERTZIGIST CAPITEL. 

wissund, dem nichts verporgen. vnd was seiner gotlichen weiszhait vorwissund 
ist, dasselb mag nit anders sein noch verwandelt werden, nachdem got vnwandel- 
bar (b) ist. Er thuoe auch alle ding in alien (c), vnd was got thuoe, das alles sey 
guot, obgleich ain tat bey vns fur poes geacht, sey doch vngebiirlich, daz yemants 
dawider murmel, ob er gleicb in seimm synn vmbsonst von got verdambt waer. 
es moeg nit anders noch jchts gerechters sein, dann wie esgot scbicke vnd orden, 
dann alle werch der menscben guote vnd poese seinn gleich vor got siindig on 
vnderschaid etc. mit mer vngeschickten artickelnsoinderselbenjrrungeingefueert 
werden, nemlich daz von got moeg nichts erpeten (d) werden, nacbdem alle ding, 
wie sy bescbehen, also sein mueessen. Solb lewt macben zwen goetter, ainen der 
die menschen mit gewallt ziehezuom vbel, darnach macben sy mer ainn andern 
got, der ettlich aus den menschen nach seimtn geuallen wiederumb erloes 
vom vbel. Dieselben verfueerisch lerer machen aus erstem got ainn grawssamen 
vngerechten wueetricb vnnd tyrann, der die menschen, on jr willen, wissen vnd 
verscbulden (dieweyl sy aus not siindigen mueessen) vnscbuldiklich verdambt. Da- 
wider weder das leiden cristi noch tawf noch annder sacrament, die menschen hilfft, 
sy mueessen siindigen, obsy gleich vermainensy lieben oder fiirchten got, sey doch 
dieselb lieb vnd forcht aucb nichts anders dann ain siind vnd haessig werch. Solh 
vbel sey mit nicbte abzelaynen , allain durch den glawb vnd sondere parmbert- 
zikait gots. Zuo solhem jrrtutnb allegieren die falschen lerer. Christus hab be- 
uolhen, die lewt zenoetten (e) daz sy eingeen. 

(a f not. sieh. 1. . 4. c. et im . 2. a. et sieh. 38. . 8. e. (b J vnwandelbar. 
Malach. 3. sieh. 38. . 1. b. (c f alien. 1. Corin. 15. sieh. 39. f 5. f. (d f er- 
peten. im . 10- e. (e 5 zenotten. Luce. 14. post med. compelle intrare. im <J. 3. d. 

II. ^ Got mag nit hoeher geschendet werden dann jne zebezeichen daz all 
poes sachen seiner verniiftigen creatur begegen aws not (a) vnd gotlicher fiir- 
sehung, on ainich verwilligung der creatur, nemlich daz wir leben, thuoen vnnd 
leiden nit annders wie Got wil, der von ewikait geordent hab, wie ergeen sollen 
alle ding, sy gedeiben zuo hayl oder zuo ewiger pein. Kain jud, kain hayd. kain 
liirckh bezeicht seinen vermainten Got solher poszhait, als diese vnchristen den 
waren got bezeihen, gleich als sey er vrsacher der siinde vnd alles vnnsers vbels (b), 
vnd doch got nyemants zuo siinden vrsacht (c), laut der schrift. Nichts schedli- 
cbers mag menschlichem leben furgeben werden dann dise false lere, dadurch 
allerfleis, arbait. tugent, policey vnd guot wesen vndern menschen awfgehebt. 
Wir wurden vns der feind nymer weren, artzeney (d) nymer nemen, fleischliche 
gier nymer tempfen , noch vns in andern guoten sachen yeben, der ackerman 
wurde nymer korn pawen, die muoeter jr kind nymer neren, der richter nymer 
straffen, noch yemants anderr seinem stand oder ambt auswarten, ain yeder wolt 
sieh verlassen auf kiinftig notdurftige geschicht, die on sein muee vnd zuothuon 
gescheben mueessten aus not vnd vorwissen gots. Dadurch werdenawsgeredt (e) 
all poeswicht vnd vbeltaeter, die fueeglich auf got legen moechten all ir poes tat 
vnd iniszhandlung, derhalb sy got rechtlich nit straffen noch verdammen moecht, 
nachdem er die vnermeslich gerechtikait ist, deszhalb aws jm nichts vngleichs 
iliessen mag. 

(a J not. sieh. $. 1. a. et sieh. 29. . 12. g. (b J vbels. sieh. 33. . 2. b. (c f 
vrsacht. Jaco. 1. in med. sieh. 20. . 6. h. (d f artzeney. im . 10. k. (e f awsredt. 
im . 8. f. et im 78. . 6. g. 

III. f Darauf spricht Dauid (a) zum herren. Du bist nit ain got der ainich 
poszhait welle. vnnd Paulus. Got wil, daz all menschen haylwaertig (b) werden. 



OB ALL DING ON FREYEN WILLEN , AWS NOT GOTLICHER etc. 283 

Jtem das ist gottes will ewr heiligung, daz aiayeder wisse sein vas zuobehallten 
in heyligung vnd eren. Warurnb wolt dann got die menschen zuo nichte guotem 
bcschafFen vnd noetten lassen zuo poszhait, sy auch deszhalb verdammen, dieweil 
Got der besst werchmaister (c) ist, durcb dene nichls poes gemacbt werden mag. 
Daz der herr (wie obstet) beuolhen hat die lewt zenoetten (d). Jstzeuersteenmit 
vnderweisung, mit lieb oder rait straeflicher zucht oder gueetiger ermonung. 
Darauf ain guoelwilliger mensch gem volgt vnd laesst vorn poesen aus freyem wil- 
len durch gotliche gnad, dieselb mag wol freyer will von jmselbs (e) nit erlangen, 
er mag sicb aber zuoberaitten (f), daz er solber gnad fahig wirt. wie sich der veiv 
than (g) sun zuoberait hat widerzekeren zum vater, dergleich sol sich ain knecht 
(h) zuoberailten seines herren geschaeft auszerichten. (*) 

(a ^ Dauid. Psl. 5. in prin. quoniam non deus volens iniquitatem; tu es. (b f 
haylwarttig. 1. Thi. 2. et thes. 4. in prin. haec est voluntas dei sanctificatio vestra. 
sieh. 20. 6- b. et im 48. . 4. k. et . 6. g. (c f maister. siefa. 29. . 6. c. (d f 
notten. sieh. . 1. e. et im 43. . 11. e. (e f jmselbs. sieh. 38. . 6. b. (f f berait- 
ten. sieh. 4. . 4. i. (g ^ verthan. Luce. 15. sieh. 39. . 13. b. et im 42. ,6. k. (h 
ij knecht. sieh. 39. . 4. m. 

IV. ^ Darumb beschiecht nit aus not jhenes was kiinftig vnd got wissund 
ist. Dann nit vmb das got etwas kiinftigs wais, beschiecht dasselb, sender vmb 
das es kiinftiklich beschehen wirt, ist es got vorwissund. Gotliche weiszhait vnd 
verstand gots ist albeg in wiirchlicher volkomenhait vnd an alien orten volliklich 
gebenbiirtig, nit vergangen noch kiinftig. Was vor tausent jaren beschehen oder 
vber tausent jar kiinftig, das ist gotlichem verstand gegenbiirtig. Geschriben 
stet. Tawsent (a) jar seinu vor gotes augen gleich als gestriger tag. Wie got 
nyemants bedorf (b) zuo seiner maechtikait oder zuo andern kreften, also bedorf 
er nichts zuo seinem gotlicben vorwissen, dasselb magstu jm nyndert verkurtzen 
noch verkeren. alsofft du dich verkerst, das ist got albeg vorwissend, bis auf 
lessten punkt. Du magst mit deim vnbestanndigem leben die bestaendig weisz- 
hait gots nit vberwinden (c). Du bist als ain pild im spiegel (d) vor den awgen 
gots. der siehet was vor vnd hinder dein steet oder beschiecht, wiewol du, als 
des spiegel pild, nichts siehst, allain was gegenbiirtig ist vor deinem gesicht. 
Gotes weiszhait ist on zal (e), darumb siehet got in seinem gotlichen wesen, als in 
aimm spiegel, vnderainst mit einander das wesen aller creatur, die zal alles mer- 
sands, die tropfen ganlzes meres, yeglichen atomurn vberall im luft, all minuten 
gantzer zeit, die menig vnd nomen der stern (f), die natur vnnd pleter yeglicher 
krawt vnd wurtzen. Sonderlich aller menschen gedanck, raenckh, fiirnemen, 
fiirwitz, wort vnd wercb, auch alsofft in bestimbten dingen alien vnd yglichen 
verwandlung beschiecht, das alles ist vor got vnuerporgen vnnd seinen gotlichen 
awgen offenbar (g), nachdem aller ding wesenhait hengt an gotlichem wesen. 

(a ^ ta-svsent. Psl. 89. in prin. (b f bedorf. Psl. 15. sieh. 19. . 5. d. (c ^ 
vberwinden. im . 9. a. (d ^ spiegel. sieh. 7. . 3. i. (e ^ zal- Psl. 146. sapientiae 
ejus non est numerus. (f f stern. Psl. 146- qui numeral multitudinem stellarum. 
(g ^ oft'enbar. Hebr. 4. omnia nuda sunt oculis ejus. im . 7. c. et sieh. 8. . 4. a. 
et im 73. . 14. e. et im 100. . 4. f. 

V. ^ Von wegen solhes gotlicbs vorwissen, geschehen nichtsweniger zuoe- 
felliklich vnd nit notiklich jhene ding die gleich im gotlichem vorwissen steen, 

( 4 Die Reformatoren waren in die Fussstapfen Wicleffs und Huss getreten , indem sie die 
"Willensfreiheit laugneten, so dass der Mensch todtlich siindige in jedem seiner "Werke, wenn 
er nach seiner Natur handle, die nur Siinde ist. Die Kirhe hat diese Lehre reprobirt. Sess. 
VI. c. S. 6. 7. 



284 VIERTZIGIST CAPITEL. 

sonst waere alle arbait den menschen vnnot, als ackhern, wayden, pa-wen, kind 
neren vnd dergleichen. Dariiber sollen wir kainen fleis sparen, noch awf genoe- 
tige zuoefallende geschicht wartlen, sender in alien vnsern sachen handeln, thuon 
vnd betracbten was zuo ere gotles vnd vnserm bay! gehoert, vnangeseben, daz got 
von ewikait dieselben vnser sachen mit alien iren vmbstaenden vorgewisst bat, 
dann nichtsweniger lasst got die menscben bandeln nach irem willen. Darauf 
gepeut vns petrus, daz wir gnuogsamen fleis (a) thuon. durcb guote wercb vns ain 
gewisse gotliche vodrong vnd erwellung zemachen. "Wo wir solhes thuon, alsz- 
denn werden wir nit siindigen, sonder dadurcb erlangen den eingang zuo ewigern 
reich vnsers herren jhesu Cristi. Warumb wolt vns sonst Petrus ermonen zuo 
guoten werchen so wir dieselben aws not gotlichs vorwissen muoeessten thuon 
vnd nit aws freyem willen? vnd setzt die schrift (b) alles was zum gebrauch gots 
geboert, das sol roan fleissiklich awsricbten im baws gottes. in demselben baus 
hat das weib (c) den verloren grosch fleissiklich gesuoecht, bis sy denselben gefun- 
den. Dariiber sy sich rait sambt iren nacbbarinn hat erfreydt. 



(a ^ y om fleis. 2. Pet. 1. in med. satagite ut per bona opera, certain vocationem 
faciatis. sieh. 2- . 7. i. et 35. . 7. c. et im 46. 4. c. et im 50. $. 6. f. et 52. . 
1. f. et 5. 6. e. et 56. . 5. a. et im 64. . 9. c. et 71. . 9. i. et 72. . 7. c. et im 
77. 5- 12. f. et . 14. b. (b J schrift. 1. esdre. 7. ant. fin. oome quod ad rittan del 
cpeli pertinet, tribuatur diligenter in domo del. (c ^ weib. Luce. 15. post prin. quae- 
rit diligenter donee inveniat. 

VI. ^ Zemercken seinn zwayerlay verwissen. ains awf die erwelten, dasselb 
ist predestinatio genanl vorsendung. dasanderawf die verdambten (a). Erst- 
lich eruodert (b) got zuo wal der saelikait all vnd yeglicb menschen die gotvnuer- 
schidenlich zuo seins gotlichen Suns pildnuss bescbaefft. Daraus aber nur jhen 
erwelt werden die Got von ewikait siehet, daz sy kiinftiklich sein vnuermailigte 
pildnuss behallten werden. Wie Paulus erzellt. Welh got vorgewisst (c), nem- 
iich in kiinftigen tugenten erkennt, dieselben hater eruodert daz sy gleichmaessig 
seinn der pildnuss (d) seins Suns. Welh gotfiirgeordent, dieselben hat erberueefft, 
nemlich zuo ewigem leben. Welh er berueefft, dieselben hat er gerecht gemacht. 
Welh er gerechtfertigt, dieselben hat ergros gemacht, nemlich hie mit gnaden, dort 
mit ewigersaeligkait. Dergestallt stet gotliche wal (e)andes menschens willen, wo- 
hin sich defselb naigt vbersich oder vndersich, darnach ist er von ewikait geordent zuo 
hayl oder zuo straff. Das ist also zeuersteen. Anfaencklich hat Got den menschen aws 
nichte beschaffen in seiner geburlichen natur vnd jne darauf geuodert zuo hoberm 
stand, deszhalb jm gereckt sein vorlawffende (f) gnad, die der mensch solt anne- 
men, awf das er hoher gezogen werde. Er findet auch neben sein ain gotliche 
hilf (g) die dem menschen hilfft die gnad gots anzenemen. Got siehet (h) von ewi- 
kait welher mensch sich derselben hilff gebrawcben vnd gotliche vorlawfFende 
gnad zuoelassen , vnd darauf die angenaem (i) gnad erlangen vnd behallten oder 
widerumb verlieren vnd awsslahen welle oder nit. Darawf got den gehorsamen 
menschen erwelet vnd furnymbt, schreibt jne in das puoech (k) des lebens. Den- 
selben menschen hat got fiirgesehen mit vorlawffender gnad, dieselbreckhtjmsein 
Gotliche hand, dadurch er zuo hohern gnaden koeme. Welher mensch gegen der- 
selben gnad guotwiilig, nit widerspaenig ist, denselben macht got gerecht, durch 
verleihung angenaemer gnad, zuo lesst macht erin gros mi tewiger saelikait. Solben 
erwelten, die in gotlicher gerechtikait bestaendig seinn, ist durch ewige fiirsehung 
zuoeberait das himelreich. Zuo den Ghristus spricht. Eomet (1) jr gesegenten 



OB ALL DING ON FREYEN WILLEN, AWS NOT GOTLICHER etc. 285 

meines vaters, nemet das reich so ew von anfang der weld zuoberait ist. Wer 
aber durcb sein schuld aus gotlicher gerechtikait fellt, derselbfindet beraite bell, nit 
daz er von got zuo der hell fur genomen, sonder vmb sein vbertretung darzuoe ver- 
urlailt ist. Dann nach vnd nit vor Lucipers (m) fal, hat got die bell beraittet (n) 
V nd erst gemacht, derselbenhell werden des dewfels nachuolger auch tailhaftig lawt 
diser schrift. Du bist gewident (o) zuo jhenen die absteigen gen bell, dieselb stat 
wirt mitgetailt dem poesen volck. ( 2 ) 



(a 5 verdambten. im . 7. a. (b J vodert. Mat. 22. multi sunt vocati: pauci 
vero elecli. (c J vorgewisst. Ro. 8. ant. fin. quos praescivit et praedestinavit. (d f 
pildnuss. sieh. 29. . 8. e. (e J wal. sieh. 38. . 7. a. (f f vorlawflende. im 42. . 
5. h. (g hilf. f sieh. 24. 5. 9. h. (h f siehet. sieh. 19. . 1. d. (i J angenam. 
im 42. 5. 4. a. (k J puech. sieh. 19. . 3. d. (1 J komet. Mat. 25. im 79. g. 3. c. 
(m f Lucipers. apo 6. in med. infernus sequebatur eum. (n f beraytt. sieh. 19. . 
10. e. (o f gewident. baruth. 3. ant. med. deputatus est cum descendentibus in in- 
fernum. 2. Mach. 5. ant. fin. locus particeps factus est populi malorum. sieh. 30. 
5- 9. g. 

VII. f Das ander vorwissen ist prescienlia vnnd betrifft die verdambten (a), 
derselben poszhait got von ewikait siehet, wie geschriben (b) stet. Got seinn 
kund alle ding ee Er dieselben bescbaffen bat, er sicht aucb alles so es bescbehen 
ist. Seiner goetlichen weiszhait seinn alle vergangene ding vnd kiinfftige geschicbt 
gegenbiirtig, gleichals jhener der auf aimm hohen pergsteet, der siehet gegenbiirtig 
was herunden aufrm nydern weg hernach geet, das jbener der hernyden im tal 
sitzt, erst siecht wenn es gerat fur jn kumbt. Also siehet (c) got oben im himel 
was du morgenvnd annder kiinfftig zeyt bieunden aufmm weg deines lebens thuon 
oder lassen wirdest, wiewol dasselb weder du noch ander lewt ditsmals wissen, 
bis du dein tat verbringest. Wie jhener, der ob ainem vmblawffendem rad (d) 
steet, siehet miteinander was allenthalben amm rad hengt, daz jbener, der herun- 
den steet, nacheinander siehet, ain yedes ding erst wann es am rad gegenbiirtig 
furkumbt. Also got, der im himel ist, siehet miteinander gantzen vmbschwaif vnd 
lawf deines lebens vnd verkerlichs willens, des du selbs nacheinander erjndert 
wirdest, erst so zuo ainer yeden Zeit dein thuon beschicht. \viewol solh dein 
thuon in deinem willen steet, so ist dir doch nit aigentlich wissund, sonder got 
versteet wieofft du deinen willen verkerest. Dergesta'lltbegreifftgoetlich vorwissen 
miteinander alle geschicht vergangene, gegenbiirtige vnd kiinfftige, nachdem got 
ain herr ist gantzer zeyt, die jn nit verkurtzen noch fliehen mag. Got bedorf 
kaines verzugs noch vnderrichtung sieh zuoerjndern, on all mittel vnd vmbstannd 
siehet er vnder ainsten (e) vnnd weis alle ding miteinander. Doch geben all ob- 
bemelt gotlich fursehung vnd vorwissen dem menschen khain vrsach saelig oder 
vnsaelig zewerden, alswenig jch geursacht wirt zuo saltzburg zesein vmb das dir 
wissund ist daz jch nit zuo Saltzburg bin. 

( 2 Der Ruf zur ew'gen Seligkeit ergeht von Seite Gottes durch das aussere Wort und die 
innere Gnade an alle Menschen, aber nicht Alle folgen dom Rufe. Da nun Gott diejenigen, 
welche mil Hiilfe seiner Gnade seine Gebote halten und ihm gehorsam seyn \verden, vorher- 
gesehen hat, so hat er sie auch von Ewigkeit zur Herrlichkeit vorherhestimmt. Golt, sagt 
Bertbold, gibt dem Menschen die ,,vorlaufende" Gnade, wenn aber derMensch nicht folgt und 
nicht mitwirkt, so ist es eben seine Schuld. Die Berufuog zumReicbeGoltes ist bei den Pra- 
destinirlen keine vergebliche. Et ^tiam haec vocatip est efficax in praedestinatis , quia hujus- 
modi vocation! assentiunt, bemerktder hi. Thorn zudieser Stelle. Da sie dem Rufe folgen, wird ih- 
nen die rechtfertigende Gnade zu Theil. "Wenn einige dieselbe wieder verlieren, so ist es ihre 
eigene Schuld. Vergl. Reithmayr, I. c. pag. 453457. Elee. Commentar zurn Romerbrief. 
pag. 362-367. 



286 VIERTZIGIST CAPITEL. 

(a f verdarhbten. sieh. . 6. a. (b f geschriben. eccli. 23. ant. fin. sieh. 19. . 
1. d. (c ^ siehet. prouer. 16. in prm. omnes vie hominum patent oculis ejus. sieh. 
. 4. g. et im e. (d f rad. sieh. 32. . 4. f. (e f ainslen. sieh. c. 

VIII. 5 Aber etlich jrrig Christen pflegen die warhait vmbzekeren, vnnd 
vermainen alle ding mueessen beschehen vmb das dieselben in gotes vorwissen 
seinn, gleych als hab Got alle ding von ewikait in sein vorwissen geordent vnnd 
fiirgesehen \vie sy allentbalben ergeen soellen vnd hab menschlichem willen nichts 
frey gelassen, gleich als hang (a) dein vbel amm vorwissen gots vnd nit an deim 
verkerten willen. Deszhalb sey vnnot vnd ain iibrigs Got zeuersuoechen vmb 
saelikait, oder ainicherlay guoter werch oder hertter arbaitzethuon. Domit ver- 
mainen sy freyen willen des menschens, gleich als hab kain mensch freyen willen 
zuo guotem, allain verkerten willen zuo poesem. Darauf wil ain yeder thuon 
wasjn verlusst, dieweil sein hayl oder verdamnuss von got fiirgenomen vnd nu- 
mals in gottlichem vorwissen gewis sey zuo welhem ende er kommen soelle, er 
thuoe was er welle guots oder poes. ( 3 ) Dergleichen spricht ain vnsiniger krancker. 
Jch wil essen vnd trincken auch thuon was mich gelusst, sol jch gesund werden 
oder sterben, derselben ains beschiecht, jch thuoe was jch welle. Deszhalb ist 
mir vnnot vnnd on nulz aynicherlayartzney zenemen oder maessigzeleben. Aws 
solhen vnd dergleichen vermuoettungen^eruolgl vnnder den lewlf en vil vngeschickts. 
Yon erst nemen vrsach zuo poesen taten ettlich verkerl monich vnd verfueerisch 
selsorger, die verdamblich heyraten (b) zuo awszgelauffen Nunnen vnd zuo andern 
losen weibern vnd wellen also jr poszhait deckhen mil falschcr lere des gottlichen 
vorwissens, als sey jr verfluoer.ht weibnernen nit gestannden an jrem verkerlen 
willen. Also wellen auch ander, jr siind vnd missetat legen auf got, als sey er 
vrsacher vnsers vbels, wellen vns also beschenigen vnd got vnser siind bezeihen, 
dadurch gottliche wirde mercklich verletzt wirt. Dann sein gotliche mildikait 
gaebe den erwellten on jr verdienn vnd zuothuon, vnuerdient vnd vbrigs himel- 
reich, vnd sein goetliche gerechtikaitstraffetvnbillich(c)die vnerwellten in ewiger 
pein, on jr zuothuon vnd vnuerschuldung, nachdem sy jre poese werch aus not 
gotlichs vorwissens vnd nit aus willkiir begangen haben. Dermass wirt got ain 
vngleichraaessige vngerechtikait zuoegemessen als sey er ain aufneraer der person 
vnd vngleycherrichter, wider .alle schrifft, die spricht. Bey got ist kain vngleichait 
(d) noch awfnemung der person. Sonderlich Paulus der an menigen orten selzt, 
Got sey kain awfnemer der person, (e). Darumb moegen wir vns nit awsreden (f) 
als haben wir aws not mueessen siindigen , vmb das gotlicher weiszhait vnnser 
kunftig siind von ewikait seinn offen vnd wissund geweseu, vnser poeser will vnd 
nit gottes vorwissen gibt vrsach vnsern siinden. 

(a f hang. sieh. 39. . 3. d. (b f heyrafen. sieh. 39. 5. 16. d. (c f vnbillich. 
sieh. 38. . 11. h. (d f vngleichait. 2. paral. 19. in med. non est apud deum ini- 
quitas neque personarum acceptio. im 81. . 8. c. (e f person. Ro. 2. Gal. 2. Ephe. 
6. post prin. Colo. 3. Actu. 10. sieh. 4. . 2. g. et 38. . 2. d. et 39. . 3. e. et im 
42. . 6. f. et im 47. . 7. e. et 79. . 6. e. (f ^ awsreden. sieh. g. 2. e. 

IX. ^ Wir siindigen aus aygem willen, denselben koennen wir alsofft vnd 
weit nit verkeren, got siehet weiter, sein gotliche weiszhait vberlengt (a) vnser 

(* Die Behauptung Bertholds, die er nach seiner "Weise ohne weitere Belege binstellt, 
konnte leichl durch eine Menge von Stellen erhartet werden ; wir verweisen aber auf Mohler, 
Symbolife. pag. 36. u. flg., wo diese Lehre weitlaufig besprochen und das Widersinnige und 
die schrccklichen Folgen derselben in MarerEipositiongezeigl werden. Das Concil von Trient 
hat diese Lehre, dass alles mil Nothwendigkeit geschehe und also dcr Mensch keine Freiheit 
babe, mk dem Anathem belegt. Sess. YI. can. 7. 



OB ALL DING ON FRE YEN WILLEN , AWS NOT GOTLICHER etc. 287 

menschliche poszhait. Wie got vnsern anfang (der vns verporgen gewesen ist) 
von ewigkait gewisst, also wais er gegenbiirtiklich all vnnser wesen bis an vnser 
ende, das vns auch verporgen, aber kiinftig ist. Dergleichen seinn die Juden (b) 
Christum zekreytzigen nit genoett vmb dasgot dasselb leiden von ewikait geordent 
hat, sy haben dannoch aws poesem wilien gemartert den herren, der aus guotem 
willen geliten bat. Jtem judas (c) ist nit genoettigt den herren zeuerraten vmb 
das solhes durch propbeten vorlangst geweissagt ist, sender die propheten haben 
dasselb geweissagt vmb das judas aws seimm poesen fiirnemen christum verraten 
wurde. Nit vmb das Christus weisgesagt hat, vnmoeglich zesein, daz nit schand 
(d)komen, beschehen dieselben schand, sounder darumb hat Christus dasselb ge- 
sagt, daz schand vnd lasster kiinftig vnd durch verkert lewt aus jrem poesen willen 
begangen wurden. Deszhalb hat der herr mit ewigem wee getroet jhenem men- 
schen durch des poesen willen, schand vnd vbel beschehen wirdet. Ainer moecht 
vermainen der herr hiet gefaellt, wann awf ganntzer weld kain verkerter mensch 
waere der schandliche tat begieng. Dargegen ist war. alsuerr kain schandlich 
mensch kiinftig gewesen waere, alszdenn hiet Christus bestimbte red nit than. 
Dieweil aber got von ewikait gewest hat, daz solher lewt nur zeuil kiinfftig seinn, 
durch welh lewt schand vnd laster begangen warden, hat Cristus, warer got vnd 
mensch, die mercklichen schanden vorwei^sagen moegen. aber doinit kain schand 
geursacht. Entlieh siindigt ain mensch nur aiis seinem aigen muoetwillen, nit 
aws willen oder vbung gottes noch aus naturlicher oder andern zuofallenden not. 
Darzuoe weder gotlich vorwissen noch vorsendung erwecken den fal oder ander 
vbel des menschens. wol got hat in seiner gerechtikait von ewikait geordent wie 
all vnd yeglich vergangen, gegenbiirtig vnd kunftigtat (die vor gotlicber weiszhait 
albeg offen steen) zerichten oder zebelonen seinn, aimm yeden nach werchen vnd 
.naygung seines willens vnd sonst aws kainer andern froembden oder entlicben 
vrsachen noch not. 

(a f vberlengt. sieh. . 4. c. et sieh. 39. . 3. c. (b J juden. sieh. 9. . 3. f. et 
15. 5. 7. e. et 38. . 8. f. et im 55. . 8. b. (c ^ Judas. Mat. 26. in prin. PsI. 87. 
traditus sum et non egrediebar. Hiere. 11. post prin. inventa est conjuratio in viris 
iuda. sieh. 29. g. 3. h. (d f schand. Luce. 17. in prin. (e j aigen. sieh. 38. . 9. g. 

X. ^ Wo der mensch durch gotlich vorwissen oder in ander weg zuo siin- 
den geursacht wurde vnd die siind nit in des menschens willen stueende, alsdenn 
hiet got alle gepot vnbillich dem menschen aufgeladeu. Christus hiet vns auch 
vnweislich beuolhen zepitten, zesuoechen, anzeklopfen vnd in sein gnad zehoffen. 
Vnd stet doch geschriben. Jr solt hoffen (a) in gotliche gnad die ew angepoten 
wirt, vnd obir anrueeftgot, derselb rich tet nach aines yeden werch on aufnemung 
der person. Jtem hoffe in got vnd thuoe das guot, er wirt dich geweren vnd dein 
gerechligkait herfiir bringen gleich als das liecht,, ( 4 ) Mag nu ain siind er hoffen 
vnd von siinden lassen, so muoes er haben freyen willen, mag er aber die siind nit 
lassen vnd muosz aws not in siinden beleiben, alszdenn hat Jacobus vergebens 
geschriben. Ainer sol fiir den andern petten (b), auf das ir saelig werdt, wer 
ainen siinder bekhert vom jrrthumb seines wegs, der haylt sein sel vom tod. 
Desgleichs hiet der herr vmbsonst (c) versprochen. Wer pitt, der empfahet (d), 
wer suoecht, der findet, wer anklopft, dem wirt aufthan, souerr solb empfahen, 
finden vnd aufthuoen sonst aws not ainem, on sein gepete, mueesst gedeihen. Aber 

(* ,,Hoffe auf den Herrn und thue Gutes, er wirds schon macben und deine Gerechlig- 
keil hervorbringen \vie dasLicht." PsI. 36, 16. 



288 V1ERTZIGIST CAP1TEL. 

darauf hat der herr zepetten gepoten (e) vnd gelernt (f) wie wir petten sullen, 
auch durch sichselbs ftirvns aufmm perg (g) vnd anderswo an vil orten gepett. 
wie im ewangelj an mer enden gemeldet ist. Darauf sein junger (h) dem gepet 
vnd fassten allzeit ausgewart haben. wie in jren geschichten stet. Desgleichshat 
Paulus (i) an vil orten seiner epistel beuolhen dem gepete obzeligen. Warumb 
hiet nu heiliger geist durch yetzbemelte schrift souil gepot des gepets awsgeen 
lassen so wir nichts von Got erpitten moechten. Wo alle dingmueesten aws not 
beschehen, warumb hat dann Christus seinen jungern beuolhen die krancken (k) 
zeertzen, toden zuoerkiickhen , die aussetzigen zerainigen , dewfel auszetreibeu. 
Dieselben waeren sonst aws not (nach der widersacher mainung) gesund, erkiickt, 
gerainigt vnd vom dewfel erledigt worden. Wann wir durch pette nichts solten 
erlangen, wer wolt alszdenn geduldiklich leiden sein widerwaerligkait, die er not- 
halben, on sein wilkiirlich verursachen, mueesst leiden. Wer wurde sein leben 
bessern vnd vber alle ding got lieb haben , der jne zuo poesem gewident vnd in 
ewiger verdammnuss zepeinigen fiirgenomen hiet. Wer wolt fiirter etwas guots 
thuon vnd nit seinem wollust nachgeen dieweil er hie zeitlich lebt. Wer wurde 
anrueeffen vnsern allergnedigisten got, bey dera wir kainer gnad waeren gewart- 
tend. Nachdem yeglicher sorg trueeg er waer aus der schar verworffener men- 
schen, denen got seine gepote vergebens vmbsonst vnd spotlich awfgesetzt hiet, 
dann er wolt sy in allweg verdammen, nachdem kain mensch got geuellig sey, oh 
er gleich mit got lauffe (I) nach allem seinem vermoegen, dannoch wurdt er kain 
klainat erraichen. 

(a f hoffen. Psl. 36. in prin. spera in domino. 1. Pet. 1. post raed. sperate in eo. 
sieh. 2. . 2. g. et im 98. . 1. a." (b ^ petten. Jaco. 5. in fin. orate pro invicem. 
im 73. . 8. d. et 84. . 1. h. (c J vmbsonst. im . 11. g. et sieh. 21. $. 2. d. et39. 
. 16. b. (d f empfacht. Mat. 7. in prin. Luce. 11. post prin. qui petit accipit. sieh. 
4. . 7. b. (e ^ gepoten. Luce. 18. in prin. oportet semper orare. sieh. . 1. d. (f $ 

felernt. Mat. 6. Luce. 11. doce nos orare. im 76. . 3 b. (g f perg. Mat. 14. ant. 
n. Marci. 14. Luce. 6. et 22. im 76. . 3. c. (h f junger. Actu. 1. et 4. et 9. (i ^ 
Paulus. Ro. 12. orationi instantes. (k J krancken. Mat. 10. in prin. infirmos curate, 
sieb. 5. 2. d. (1 <J lawffe. 1. Cor. 9. in fin. sieh. 4. . 2. h. et sieh. 39. . 14. c. 

XI. f Merck eben was heiliger geist in der schrift von solhen ketzerischen 
leren setzt vnd spricht. Jr behertzunde (a) menschen hoeret mich. Von got sey 
weit die vngueetikait vnd vom allmaechtigen die poszhait, dann got bezallt dem 
menschen sein werch vnd nach aines yeden weg wider gillt er aim yeden. War- 
lich got verurtailt nit vmbsonst auch der allmaechtig vmbkert nit sein gericht. 
Wer wurde nit widerumb hindersich (b) treten auf linden weg, vnd bertlen wege 
des kreytz Christi verlassen. Wie than haben ettwouil des herren junger, die seine 
wort nach dem puoechstaben (c) vnd nit im geist versteen wolten, do er sprach. 
Nyemant (d) mag zuo mir komen, nur es sey jme gegeben vom vater. Jtem ver- 
kawf was du hast vnd gib es armen lewten vnd volig mir nach. do der jiingling 
d its wort geboert vnd ieiblich verstanden hat, ist er trawriger (e) vom herren 
gangen, also wurden menig gotsforchtig lewt wider hindersich geen. Dariiber 
spricht Augustinus (f). ( 5 ) Wo der mensch aws not vnd nit aws aigem willen ver- 
pricht, ist er weder zuoermonen noch zestraffen. Es waeren auch vmbsonst (g) 
vnd on frucht alle gesetz, schrifft vnd lere des alllen vnd newen testaments, die man 
taeglich list vnd predigt zw ermonung vnd pesserung der lewt. Es wurde auch 

( & Si non voluntate male facimus, nemo objurgandus est omnino, aut monendus. 
Quare aut negandum est peccatum commilli, nut fatendnm est Toluntate committi. De vera 
religione. cap. XIY. torn. I. pag. 756. 



OB ALL DING ON FREYEN WILLEN , AWS NOT GOTLICHER etc. 289 

aufgehebt alle pollicey vnd gantze burgerliche zuchtmitsambt menschlicher ordnung 
vn d geschribens rechten. Warumb spraech got zuo vns (lawt der schrift (h)). 
Sehet an. Jch leg fur ewr angesicht den segen vnd verfluoechung, den segen wert 
ir haben so ir meinen gepoten gehorsam seit, die verfluoecbung, so ir den gepoten 
vngehorsam seit. Deszbalb vnrechtlich gestrafft wurde jhener vbertreter der aus 
not gotlichen gepoten nit gehorsam sein mocht noch dieselben williklich vbertrit. 
Warumb laesst dann Got vber solh vbeltaeter das swert (i) on vrsach tragen , die- 
weil sy die vbeltat aus not mueessen volbringen, deszhalb sy billich vngestrafft 
beleiben, nachdem die vrsach des muotwillens aufhoert. Darawf ist entlicb zege- 
lawben, nur allain das vbel beschebe williklich (k) vnd vnbezwungen , sonnst ist es 
nach natiirlicher art weder todsiindig noch straffmaessig. Darumb muosz gar 
nichts siindig sein oder der mensch muoes haben freyen willen , den er willigklich 
zum vbel naigt vnd tladurch die siind begeet. alszdenn isl er strafmaessig. 

(a f behertzend. Job. 34. post prin. viri recordati audite me. (b J hindersich. 
2. pet. 2. in fin. post agnitionem retorsum converti. ira 60. . 9. d. et 77. 8- 17. g. 
et 98. 9. h. (c f puechstab. sieh. 14. . 1. a. (d f nyemant. Job. 6. in fin. (e J 
trawriger. Mat. 19. in fin. im 77. . 15. f. (f J augustinus. de vera religione. c. 14. 
(g ^ sonst. sieh. . 10. e. (h 5 schrift. Deu. 11. in fin. En proppno in conspectu 
vestro benedictionem. sieh. 39. . 16 c. (i J swert. ro. 13. post prin. non sine dausa 
gladium portat. im 95. . 8. h. (fc f williklich. Hebr. 10. voluntarie peccantibus 
im 42. 5- 3. d. 

XII. f Wildu aber ye vermuoetten, dein vbeltat beschebe aus deinem genoettem 
vnd nit freyem willen, alszdenn soldestu gegen deiner hawsfraucn vmb ir miszhand- 
lung auch nit ziirnen , noch deine kind straffen, dein knecht nitslahen, noch dich 
gegen deinenfeinden weren, weder klagen noch rechten gegen deinn widersachern, 
dieweil dieselben personen, nach deinem synn, aus not vnd nit gantz williklich vnrecht 
thuon, sender jnen vnmoeglich ist recht zethuon. Nu ist nyemannts gepunden zuo 
vnmoeglikait (a). Darumb soldestu sy vmb ir genoett vbertreten nit straffen, sender 
mit jnen mitleiden haben vmb das sy vbel zethuon genoe'ctigt seinn. Gleich als 
wodu versteest, daz dein knecht aws swachait seines leibs oder aws eehafternot 
vnd nit williklich seinen dinst bey dir versawmbt oder dein sun in vnsiniger weis 
ainn schaden thuot, alszdenn hastu mit jnen mitleiden on strenge straff. Dann 
was ainem anligt von natur (b), dasselb ist von noelten vnd vnstrafmaessig, als daz 
dein sun pucklat, dein tochter vngestallt, dein hausfraw alt ist vnd dein knecht 
swach ist, vmb solh vrsach magstu billich nit ziirnen. Was vbel aber jnen anligt, 
aws aigem willen. als daz dein sun spilt, dein tochter puoelt, dein bausfrau klafft, 
dein knecbt fawl ist, solh vbel soldestu bey jnen vnderkomen, auf daz sy iren'willen 
zuo got keren vnd des guoelen, nit des poesen gewonen (c) Nachdern nu vnwi-. 
dersprechenlich war ist, daz die menschen aus aigem willen on alle not gottliche 
gepot vbertreten vnnd mercklich vbel begeen, deszhalb sy rechtlich mit dem swert 
gestrafft werden, nachdem ir aigner will (d) die su'nd verursacht. Desgleichs wer- 
den die erwellten vmb ir wilkiirlich tugennt nit vnbillich begabt, dieweil sy iren 
freyen willen zuo gotgekert, den die vbertreler von got abkert haben. Darumb 
muoestu dich nit ausreden als habstu siindigen mueessen aiis not, sender dein vbel- 
taet fliessen aus deinem verkerten willen. Auf alles was obbeschribeu ist zebeslies- 
sen, der mensch hab ainn vngenoellen willen, den jm got frey gemacht, vmb daz er 
jn zuo guotem wenden sol vnd mag, den Er auch aigen machen vnd zuo poesem, 
das ist zuo siinden, naigen mag, aber nit sol. Also muoes der mensch sein verderben 
jmselbs vnd nit got noch der notzuoemessen. 

Reithmeier, Berthold's Theologcy. 19 



290 AINSUNDVIERTZIGIST CAPITEL 

(a J vnmoglikait. ff. de reg. juris. 1. irbpossibilium nulla est obligatio. sieh. 4. 
12. f. et 35. . 6. a. et im 50. . 5. e. et 51. g. 5. d. et g. 15. a. im 64. . 9. k. et 
71. . 9. h. et 77. . 12. i. (b f natur. sieh. 25. . 8. a. et im 77. g. 15. m. (c f 
gewonnen. sieh. 33. g. 3. 1. (d f will. sieh. 38- . 10. i. et im 77. g. 15. k. 



AINSUNDVIERTZIGIST CAPITEL 

vom Regiment fVeyes willens. 

I. Freyer will ist obriste krafft vnd regierer (a) im menschen. Aller grund, 
des menschens wol oder vbel fart stet awf seinem freyen willen, Deszhalb dir not 
thuoet vor vbung vnd brawchung deins freyen willen, eetnals zelernen, wie du den- 
selben mit hilf goltes fueeren softest auf das du wissen moegst, was frcy williklich 
zelieben oder zehassen, was zuerwelen oder zemeiden, waszethuon oderzelassen 
sey. Darumbist zuoerklaeren, welher gestalt der menscb in jreselbs ain geistlich 
regiment ordenlich fueeren vnd fleissiklich erhalten sol. Dariiber lawt dise schrift 
(b). Du bast vns dem got gemacht zw koenigen vnd priestern vnd wir werden 
regieren auf erden. Nach pildnuss (c) grosser weld , diegotvom obern firmament 
bis awf vndere element wol geordent, hat er klaine (d) weld, bcnentlich den uien- 
schen, in leib vnd sel auch wol geordent (e). Erstlich den leib, der in natur vber 
all leib gantzer weld gesetzt vnd wunderlich aws den elementen (f) zesam gefueegt, 
vnd so er nu mit seiner glidrnass (g) berait, vnd aimm menschen gleich ist, alszdenn 
gewst got darein ainn vernuftlgen geist. Daraws wirt ain lebentiger (h) mensch. 
Desselben ayniger leib (spricht Paulus (i)) hat vil glid, aber alle glid haben nit ain 
ainige sender mer wiirchung, vnd aemainklich jhene glid, die am leib fur swecher 
(k) geschaetzt werden, dienen bas zuo notdurft dann andere glid. . 

(a $ regierer. Psl. 8. omnia subiecisti sub pedibus ejus. im . 2. c. et . 8. d. et 
. 9. d. et sieh. 25. g. 8. e. et 27. g. 2. e. et . 8. I. et 28. . 13., e. et 37. g. 1. f. et 
. 6. a. et 38. g. 1. a. et sieh. 39. . 10. b et im 45. g. 6. g. et g. 10. d. et 50. g. 2. 
d. et im 91. . 4. i. (b ^ schrift. apo. fecisti nos deo nostro regnum. im g. 2. d. et 
im 96. g. 3. h. (c f pildnuss. sieh. 29. g. 1. c. (d f klaine. 1. Cor. 15. ant. fin. por- 
tavimus imaginem terreni. im . 2. b. (e f ordent. sieh. 20. . 6. d. (f f elementen. 
im 44. g. 1. f. (g J glidmas. sieh. 28. g. 1. a. (h f lebentiger. Gen. 2. sieh. 27. . 
1. n. (i ^ Paulus. Ro. 12. post prin. im 91. g. 4. g. et 94. . 3. f. (k ^ swecher 
1. Cor. 12. in med. 

II. ^ Wie nu gotlicher will regiert in himel vnd auf erde, das ist in gantzer 
weld macrocosrni (a), also zuo pildnuss desselben grossen regiments, verleicht got 
ainem yeden freyen willen ain sender regiment in microcosmo (b) aines yeden 
menschens. Anfaenklich ist zewissen, daz menschlicher geyst, nach gelegenhait 
leiblicher glid, etlich zuogeordent geistlich krefft hat, die durch obriste (c) kraft. 
nemlich durch freyen jwillen, regiert werden. Dasselb ist des aienschen aigen 
reich, das ain yglicher jnwendig an jmselbs hat. Dauon Christus zuo vns sagt. 
Nembtwar, das reich (d) gottes ist jnwendig in ew. Darauf petrus. Jr seit das 
erwelt geslaecht vnd koeniglich priesterthumb. Dabey zeuersteen, daz deins 
priesterthumbs, nemlich deins hayls regiment, in deimm willen stet, wiewol allain 
von Got hie ist das hay!, so dir verlihen wirt nach gelegenhait wie sieh dein will 
durch got wol oder vbel regieren laesst. Darumb ist taeglich zepetten (e), zuoe- 
koem dein reich, daz got, vnd nit wir selbs noch deufel, in vns regiert. Dasselb 
regiment gottes mueessen wir in vns selbs anheben mit guoeten tugenten, domit in 



VOM REGIMENT FREYES WILLENS. 

zimlichen dingen das fleisch vnderthaenfg (f) seydemgeist, der mit vernuftsichselbs 
vnd seinnleib wol regiere, auch allenthalben vnderthaenig sey got seinem herren 
vnd himlischen vater. Jhene Stal wirt wol regiert, in der beschehen nolturftig yor- 
betrachtung. haylsam raete. gereclite gepot. vnd allenthalben guotepollicey, mit be- 
schaidenhait der obrer vnd mit gehorsam der vnderthan. Dergleichen ist des men- 
schens wolfart so er gedencktsein vergangen siind, betracht gegenbiirlige puoes vnd 
suoechtkiinftighayl, sosein vernuftgibt weisenrat vnd seinfreyer will recbt herscht 
vnd regiert, mit fleis das poes vom guoten schaidet auch sein vnderthan synnen vnd 
gierin stronger gehorsam erhalt. So solhesbeschiecht, alszdenn hat der mensch 
in seinem wesen guoete pollicey vnd geordent regiment, mit seimm nagstenfrid, ge- 
gen seinen feinden geduld vnd mil got gehorsame ainikait. Sonst wirt er aus aigner 
leiblicher vngestueem mit vnruoe seines nagsten , mitvnfrid seines feinds , vnd mit 
ewiger verdamnuss zertrent vnd zerstroet als ain reich das in jmselbs getailt (g) ist. 

(a ^ Macro, sieh. 22. . 1. c. (b 5 micro, sieh. . 1. d. et sieh. 29. . 1. d. 
(c 5 obriste. sieh. g. 1. a. (d ^ reich. Luce. 17. in med. ecce regnum dei intra vos 
est. sieh. . t. b. et 1. Pet. 2. post prin. regale sacerdotium. im 94. . 4. e. etim96. 
.1. b. et g. 3. b. (e J petten. Mat. 6. sieh. 22. . 9. b. et 29. . 7. f. et im 48. . 
1. g. et im 50. . 8. i. et 100. . 1. e. et . 15. e. (f f vnderthanig. im 42. g. l.a. 
(g ^ getailt. Luce. 11. post prin. omne regnum in se divisum desolabitur. 

III. f Domit du aber leicht versteen moegst des menschens jnwendig regi- 
ment. Nym fur dich ain malerlich koenigreich, dorinn der koenig obrister herr 
ist, der ainn gemahel oder koenigin hat, mit derselben rate regiert koenig, der da- 
neben hat ain schatzcamer zuotdurft des regiments, ain Cantzley zuo geschaeften 
im reich, ' allerlay gesind zuo schutz vnd huoet des reichs. Jn demselben seinn Burger 
vnd kanlewt zuo merung der jnwoner, kauflewt vnd handtwercher zuo allerlay 
galtung vnd notturft der. angesessen. Amm lessten seinn im Koenigreich pawern 
vnd ackerlewt zuo narung vnd aufenthallung der gesst vnd jnwoner. Bey gleich- 
nuss solhes materlichen koenigreichs ist auszelegen des menschens jnwendig regi- 
ment, des aigenschefft vnd kreft vil vnd vngleich seinn, ellich ober, ctlich vnder, 
etlich mitter oder beseyts, die ob'ern regieren , die vndern volgen. Menschlichs 
koenigreichs grund vnd poden ist der leib mit seinen gliden. lewt vnd jnwoner 
seinn menschlicher geisl vnd sein kreft. von denen ich sagen vnd anheben wil nach- 
dem die vndern krefft am ersten erscheinen. 

IV. f Erste vnd vndrisle kraft menschlichs geistes ist des leibs erkiickung ge- 
nant vegetatiua (a), die im reich ist als der pawr oder ackerman. Wie ain paur 
saeet inn acker, daz der sam erktickht vndlebentigwerde, also flewst von mensch- 
lichem geist v^getatiua in seinn leib, dpmit er erkiickht w.erde zum leben. Vnder 
derselben .vegetatiua seinn noch drey (h) krefft, benentlich hutriliua, augmentatiua 
vnd generatiua, das seinn die narung, aufnemung vnd geperung. Die narung 
hat vnder ir vier anhangund kreft, aine ist genant appetitiua, so der narung be- 
gert, hemlich lust zuo essen vnd trinckhen. Die and.er genent retentiua, ist ain 
behaltung der speis, daz dieselb im leib, vnuerzert beleib, bis die drit kraft benent- 
lich digestiua, das ist die daeung koeme. Dieselb kocht die speis im magen vnd 
sendet dieselb nachmals allenlhalben in die glid. auf das der mensch wachse vnd 
vogtber werde. Die vierd kraft oder narung, ist genent expulsiua, pfligtden vber- 
flus der nairuhg auszetreiberi. Durch die ander principal kraft, genant augmen- 
tatiua, wirt im menechcn der samen zueberait zemeren menschlich geslaecht, zu 
lesst durch generatiuam wirt menschlicher sam gebraucht zu geperung. Die yetz 

19* 



292 AINSUNDV1ERTZIGIST CAPITEL 

bemelten kreft fliessen vom geist inn leib durch jnwendige leibliche glid zuo awf- 
enthaltung des menschens vnd seines reichs, gleich wie die lewt in aimm lannd er- 
nert, gemert vnd aufenthalten werden durch paurn, arbaiter vnd kanlewt. (*) also 
kumbt der mensch durcb bestimbt krefft mit speis zu narung, mit gewaecbstzum 
aufnemen, mil geperung zuo kinden. Soelb vnd mer ander krefft volfueert der geist 
durcb leiblicbe glid (c), die darzuoe geschickt seinn. An dieselben glid menscblicher 
geist dermassen gepunden (d) ist, daz er an sy bestimbt sein einfliisz nit mag aus- 
fueeren. Jst der magen poes, die leber versert oder andere glid swach, destwe- 
niger oder gar nit mag der geist sein leiblich notturft volziehen. Berueerte leib- 
liche glid, alsuil derselben gescbickt, seinn vonstundanberaittzeuolzieben iresherren 
desfreyenwillensmaynung vndbeuelch so paid, daz zwischen des willens geschaeft 
vnd des werchs volziebung, kain verzug beschiecht. du kanst sopald nit wellen 
sehen, deine awgen seinn zum sehen schon aufthan. du kanst so paid nit wellen 
reden, die zung (e) sey on verziehen berait zuo der rede, doch alsuil sy darzuoe 
geschickht. Dergleichen ist in andern leiblichen gliden. 

(a [ vegetatiua. sieh. 26- . 4. a. (b f drey. sieh. 26. . 4. b. (c f glid. sieh. 
28. . 5. a. et im 45. . 10. b. (d ^ punden. im . 7. a. et d. et sieh. 28. . 13. d. 
(e 5 zung. sieh. 38. . 10. d. 

V. f Ob vorgemelten nidern krefften steet die synlikait (a) mit iren synnen, 
so der geist auffuert durch des leibs awswendig glid, gleich als durch instrument 
(b) oder werchzewg. Dieselben synn seinn handtwercher vnd Burger im reich 
des menschens, so mit notturftigen gattungendasreychmueessen versehen, inma- 
nigerlay handtierung, dio vnder jnen vngleich seinn, aine hoeher, die ander nydrer, 
aine weiter, die ander enger. Zevndrist steen die fueess (c) den leib bin vnnd wi- 
der zetragen, die hende zuo notdurftiger arbait. Die obern synn wiircht mensch- 
licher geist durch glid des hawbts, der ains hoeher stet dann das ander. Das Co- 
sten ist im mund, dorinn die sel vernymbt was guoet oder poes, suees oder sawr 
ist. Darob stet die nas, daselbs durch das smeckhen vernymbt der geist was wol 
oder vbel reucht. Der mensch smecket ferrer dann er kost, darumb stet die nas 
hoeher dann der mund. Nu steen die oren hoeher dann die nas. Deszhalb hoert 
ain mensch den ton weiter dann ainn rauch schmeckt. Durch die oren vernymbt 
menschlicher geist guoete oder poese wort, froeliche oder trawrige stymm. Die 
awgen steen noch hoeher dann die oren, darumb siehet ainer vil poelder vnd wei- 
ter dann er hoert. Durch die augen vernymbt der geist das liecht vnd finster, far- 
ben vnd figuren, ober gestyrn vnnd vndere leibliche ding. Sonst allenthalben durch 
gantzen leib, wo derselb jndert berueert wirt oder selbs ettwas anrueert, empfindt 
(d) vnd verstet menschlicher geist die elementlichen aygenschefft, was warm (e) 
oder kalt, schwaer oder ring, fewchtoder truckhen, lynd oder hertt ist. Dieselben 
empfindlikait seinn des reichs ambtlewt vnd diener, die das reich solten verhueeten 
an all orten. Zuo obrist im haup seinn hinden verporgene cellel der gedechtnuss 



( l Berthold folgt hier dem hi. Thomas von Aquin, der sieh also aussert: Respondeo dicen- 
dum, quod ires sunt potentiae vegetativae paries. Vegelalivum enim habet pro objecto ipsum 
corpus vivens per animam: ad quod quidem corpus triplex animae operatic est necessaria. 
Una quidem, per quam esse acquiral: el ad hoc ordinatur potentia generativa. Alia vero, per 
quam corpus vivum acquirit debilam quantilatem; et ad hoc ordinatur vis cmgmentativa. Alia 
vero, per quam corpus viventis salvatur et in esse, et in quantitale debita: etad hoc ordinalur 
vis nutritiva. Est tamen quaedam differentia attendenda inter has potentias. Nam nutritiva et 
augmentativa habent suum effectum in eo in quo sunt: quia ipsum corpus unitum animae, 
augetur et conservatur per vim augmentativam et nutritivam in eadem anima existentem. Sed 
vis generativa habet effectum suum non in eodem corpore, sed in alio: quia nib.il est genera- 
tivum sui ipsius. St. Thorn. Summ. Theol. P. I. qu. 78. art. II. 



VOM REGIMENT FREYES WILLENS. 293 

(f), als menschlichs regiments earner, darein legt der geist was er durch die syna 
se'lernt vnd gemerckht hat. Daselbs behellt er sein kunst vnd handtwerch, daselbs 
vbet er die krafft seines gedenckhens was er biszher than oder fiiran zethuon fiir- 
genomen hab, oder noch zethuon sey. Mitten im haup ligt das hyrn (g) mit seiner 
fantasey, als discs regiments Cantzley, dorinn werden brief begriffen vnd guoter 
verstand gebrawcht wie zeregieren sey. Daselbs sitzt des reichs weiser rat, be- 
nentlich die vernuft (h). vnd ist zewissen, daz dieselben zwo kreft, gedechtnuss 
vnd vernuft, nit plos (wieander obbestymbt kreft) amleib hangen, sounder on mi- 
tel im geist steen, wiewol sy bed durch den leib geworcht werden vnd mit dem 
jeib gemainschaft haben. Darumb wirt offt aws vnschicklikait des leibs oder hyrns, 
die gedechtnuss geschwecht, die vernuft verklaint (i), inaimmmenschenbesseroder 
poeser dann im andern. Geschriben (k) stet, daz zeriitter leib beswaer die sele. 
Aber wann der geyst vom fleisch abschaidet (I), alszdenn mag er wissen was jm 
aoligt. Zuozeiten werden solh kreft gevbet in gewonhait, ain kawfman gewont 
zedenckhen vnd zeuersteen mer, dann ain monich, was zuo gwin vnd zeitlichen 
gueetern gehoert. Ain awfrechter monich gedenckbt vnd versteet mer, dann der 
kawfman, was zuo andacht vnd gotszdinst gehoert. ( 2 ) 

(a f synlikait. sieh. 26. . 5. a. (b J instrument, sieh. 39. . 4. k. (c f fiiesz. 
sieb. 27. . 5. c. et d. (d <f empfindt. sieh. 26. . 5. a. (e J warm. sieh. 28. . 3. 
c. et im 63. 5- 12. e. (f ^ gedachtnusz. sieh. 27. . 9. a. (g J hyrn. sieh. 27. . 8. 
h. . (h J vernuft. sieh. 18. . 2. a. (i f verklaint. sieh. 18. . 6. e. (k f geschriben. 
sap. 9- sieh. 35. . 1. i. il J abschaidt. im 80. . 4. c. 

VJ. f Ob der vernuft vnd ob alien andern kreften, sitzt des menschens freyer 
will, der weder amm leib noch an ichte anderm hengt, sonder frey vnd vngepunden 
(a) ist, dann souil er sieh verkert vnd an sichselbs pindet, aber ordenlich sol er sieh 
an got pinden. Derselb frey will ist jhener hausvater (b) von dem das ewangelj mel- 
dung thuoet. derselb hat leib vnd sel auch alle leiblich glid vnd geistliche ambt des 
menschens jnwendig vnd awswendig zeuerwalten, zeregieren vnd anzeschaffen. Er 
sol aber mit seiner vernuft, als Adam mit eua (c), vnd als herr mit der frauen (d), al- 
zeit ratslahen was zethuon oder zelassen sey. Dasselb versleet die vernuft, desz- 
halb irem guotem rat der frey will volgen sol, wiewol er als ain vbermueetiger herr 
guolemrat(e) nitalbeg voligt, sonder nach seinem muoetwillen verfert, dasselb 
macht ain stind. Dieselb siind muosz freyer will, als hausvater (f) im menschen, fiir 
sieh vnd fur sein hausgesind (das seinn sein geistlich krefft vnd leibliche glid) gegen 
got verantworten, abtragen vnnd pueessen. Doch mag er zuo solher puoess brau- 
chen dasselb sein hausgesind, nachdem es jm zu su'nden auch hilfliqh (g) gewesen. 
Desmer, in bestimbtem menschlichem regiment wirt freier will, als herr vnd lands- 
fiirst, durch gemelt sein vnderthan, nemlich durch leiblich synn, durch gedaenck 
oder fantasej , in vil weg angesuoecht vmb hindanrichtung jrer notturft oder gier. 
Darauf sol freyer will mit seiner vernuft ratslagen, was den vnderthanen zuoe zege- 
ben oder abzeslahen sey, demselben rat sol er volgen , allain er hiet kain gemaese 
vernuft noch aufrichtigen rat, wie hernach im 7. . steet. Sonst wo menschlicher 
will an gemeltem anbringen, benenntlich an poeser gier, ain geuallen hiet, daselbs 
thuoter ain laesliche (h) siind, die jm vergeben wirt so er solhe gier auszschlecht. 
Verharrt er aber darjnn vnd sieh wider sein vernuft aberts von got vnnd zuo seinen 
vnderthanigen synnen mit lust verkert, alszdenn fellt er in todsundig vbel. 

( 2 Sieh. Thorn. 1. c. art. III. etc. Besonders ist: Gorres, christliche Slystik Bd. I. Einlei- 
tung, nachzulesen. 



294 AINSUNDVIERTZIGIST CAP1TEL 



(a f vngepundeu. im . 7. d. 'et sieh. 27. . 5. h. et im 80. . 4. e. 




VII. ^ All vnd yglicb obherueert krefft menschlichs geistes seinn gepunden (a) 
an des leibs glid jnwendige oder awszwendige, dermassen, daz in vngeschickten gli- 
den der gcist sein kreft vnuolkommenlich oder gar nit volbringen mag. Also zeuer- 
steen. Alspald der geist beschaffen vnd seirnm leib eingegosscn wirt, vonstundan er- 
kuckht er mit seiner krafft den leib (b). wie derselb leib geschickt ist , also wirdt 
daraus ain mensch, man oder weib, wol oder vbel formiert, gros oder lang zewer- 
den, klain oder kurtz zebeleiben, fruchtbar oder vnperhafft zesein. Daneben mag 
leibliche natur in-iren gliden abganng oderjrrung leiden, daz dadurch der geist in 
seinen syndlikaiten vnnd krefften verhindert wirt. bat der leib abgang (c) in awgen, 
alszdenn mag der geist sein krafft geburlichs gesichts nit volliklich brawchen. Der- 
gleichenbeschiechT in alien andern leiblichen gliden, durch die der geyst sein krefft 
pfligt zewurchen. Dann solh nider kbrefft fliessen wol ausmm geist, sy seinn aber dan- 
noch gepunden an des leibs glid. Darumb werden die krefft vnd synn desgeystes nit 
weyter gefueert dann souil leibliche glid leiden moegen. Aber des geistes boch (d) 
krefft, benenntlich gedecbtnuss vnd vernuft, seinn an khain leiblich glid gar gepunden. 
Deszbalb raicben dieselben bed krefft weiter (e), dann all menschlich synn. Doch 
nacbdem die gedaecbtnus in des baups bindernCellelein (f) erhallten sol werden, 
wo dieselben Cellel vngesebickt, leydet die gedaecbtnuss mangel oder sy ist gar ver- 
loren, dadurcb der mensch vergessen oder gar albar wirt. Deszgleichs muoes mensch- 
licher geist die khrafft seiner vernuft (g), awch sein fantasey wiirchen vnd fueereu 
durcb das byren (h), ist dasselb hyren vngeschickht, daz der geist seirin Verstanrid 
vnnd guote fantasey nit brawchen mag, daraus wirt einnarr (h) oder vnsynig mensch. 
Ebengleicb mag menschlicher geist seiner vernuft kbain wiirchung haben, durch 
vnzeytig hyren, als in jungen kinden (i). Jn solhen vnzeytigen, verstopften, vnd vn- 
richtigen hymn findet freyer will kainen guoten rat (k). Darumb seinn kind vnd 
narren auch vnsynig (1) lewt vmb ir miszhandlung vnstraffmaessig, nachdern ir will 
nit mit zeytigem rat nocb guotem wissen in poese werch verhengt. Auszgenomen 
ainerhiet mit siinden seiner vnrichtikaitvrsachgeben, als ain trunckhen (m) mennsch. 
dauon die schrift spricht. Jhener wein der in trunckenhait getruncken ist, strafft 
die hocbfertigen hertz. 

(a f punden. sieh. g. 4. d. (b ^ leib. sieh. 27. . 8. f. (c f abgang. sieh. 28. . 
13. c. et im 50. . 1. d. (d f hoch. sieh. . 6. a. et im . 8. c. et . 9. c. etimSO. 
. 2. c. (e f weyter. sieh. 18. . 2. g. (f "j cellel. sieh. 27. . 5. f. et . 9. a. (g f 
vernuft. sieh. 18. . 2. a. (h } hyren. sieh. 27. . 8. h. et im 78- . 6. e. (h f narr. 
im 78. . 6. e. (i ^ kinden. sieh. 3. 12. f. (k ^ rat. sieh. . 6. c. (1 ^ vnsynig. 
sieh. 32. . 5. b. (m f trunekhen. eccli. 31. ant. tin. vinum corda superborum ar- 
guet in ehrietate portatum. sieh. 34. . 2. d. et im 50. . 11. m. et 51. 5-18. e. et 
im 77. 5- 15. a. 

VIII. f Ob der vernuft ist des menschlichen geistes oebriste (a) vnd maech- 
tige krafft der will, den got nach pildnuss (b) seines gotlicben willen dem menschen 
gegeben vnd jm denselben erstlich frey gernachthet, danner ist an nichte gepunden, 
wie ander krefft gepunden seinn, auf das er frey vnd vnbezwungen got vber alle 
ding lieben moeg. aber der mensch nach der siind, aus vnuerstandnumals denselben 
willen jmselbs zuoezeucht vnd aigen macht. Derselb frey will ist in kain glid des 
leibs noch an krafft des geistes gepunden (c). Darumb mag er vberal frey vmb- 



YOM REGIMENT FREYES WILLENS. 295 

fliegen on all zyl vnd mass. Er sitztin des mennschens hertz als aufmm stuoel seiner 
mayestat. Daselbs jm alle leybliche creatur dient, als irem furgesetztem herren (d). 
dann sein fleisch, als vil es mag, muoes thuon was der will fiirnymbt. Nun seinn 
jm fleiscb begriffen die vndern element vnd dieobern einfluss, dorjnn aller leiblicher 
creatur gleichnuss sleen, mit deme dient alle creator dem menschen vnnd seinem 
willen. Jn desselben willens hand (e) ist, gotliche gnad anzenemen oder ausz- 
zeslahen, dadurch er fur sich vnd, andere leibliche creatur mit hilff gots das 
hayl erlanngt, oder aws aygner schuld sein hayl versawmbt. Dann aller leib- 
licheu creatur aygenschaft (f) vnd natur seinn im menschen, nemlich die ele- 
ment, wachsund vnd empfindlich leben. Durch den menschen zewcht got zuo 
sich alle creatur, von aimm grad auff den anndern, bis doch leibliche creatur zuo 
Got kumbt in den erwelten menschen vnd gar in Got wonetin der menschaitChristi. 
Nym war diehochwirde inenschlichs willens, der ainwarepildnuss vnd spiegel gols 
ist, souerr er bleibt in gotlicher ordnung. Dann er, durch mittel seines leibs, ver- 
aint alle leybliche creatur mit got, in solher ordnung. die Element (g) seinn zuoe- 
gefueegt der erkiickung, dieselb istzuoegefueegt der empfindlikait, die empfindlikait 
dem menschlichen geist, in dem freyer will herr vnd fueerer ist bis zuo got. Also 
kumbt alle creatur, durch des menschen gerechten freyen willen, zuo ewigem ende. 

(a f obriste. im 50. .13. b." (b 5 pildnuss. sieh. 37. . 1. g. (c f punden. sieh. 
, 7. d. et im 45. . 6. f. et 50. . 2. c. (d f herren. sieh. . 1. a. (e f hand. sieh. 
21. . 5. a. et 29. . 6. a. (f J aygenschatft. sieh. 29. . 9. k. (g f element, sieh. 

26- 1. c. 

IX. f Freyer will steet in der vernufft als in seinem rate (a), den jm got zuo- 
geordenthat, domit er sein regiment regier vnd ausrichtnach rat derselben vernuft. 
Der will wirt aber nitgenoettigt (b), wiewol er schuldig waere guoter vernuft zeuol- 
gen, nachdem er weder an dieselb vernuft noch an aynicherlay glid oder krefft des 
leibs oder geistes gepunden (c) ist. Sender er, als allain herr, gepieter vnd regierer 
(d), stet ob alien krefften geistlichen vnd leiblichen, vnd gepewt denselben nach sei- 
nem gefallen. Jme mueessen auch volgen alle glid vnd kreft souil sy moegen vnd 
geschickt seinn seinen willen auszzerichten. Wo sy aber vngeschickt seinn vnd dem 
willen nit volgen moegen, dannoch bleibt der will in seinem wellen (e), obgleych die 
volziehung verhindert wirt, so mag doch sein wellen nit verhindert werden, dann er 
hat kainen obrer awsserhalbgot, derwiljn nit noetten, sonrist mag jn nyemants 
noetten. Got allain herrscht vber freyen willen, darumb sol derselb will nyemants 
dienen dann got allain. Dergestalt ist alle leibliche creatur vnder freyem willen. 
Obdichall tyrann diser weld vndersteen zenoetten , daz du wellest Cristum ver- 
lawgen, sy moegen deinen willen nit noetten daz du Christum verlawgest, ee muees- 
sen sy dich toetten. Wie dann vorzeyten in solhem willen vil gemartert (f) seinn. 
Freyer will kan nit recht frey sein noch wol oder ordenlich regieren, nur er ergeb 
sich got fur aygen (g) vnd werde selbs durch gotlich gnad regiert. Darumb voligt 
hernach wie sich freyer will sol lassen durch got regieren. 

(a f rate. sieh. . 6. c. (b J nottigt. sieh. 29. .12. g. (c f punden. sieh. <J, 
7. d. (d J regierer. sieh. . 1. a. (e f wellen. sieh. 39. . 11. f. (f f martert. sieh. 
1. . T. g. (g 5 aygen. im 53. . 10. k. et 45. . 10. e. 



296 ZWAYUNDVIERTZIGIST CAPlTEL 

5 ZWAYUNDVIERTZIGIST CAPITEL 

Von gotes regiment vber freyen willen. 

I. Freyer will des mennschens sol sich regieren lassenn durch die gnad gots 
(a), wie ain pferd (b) durch den Reytter oder ain schef durch den schefman regiert 
wirdt. Darauf Jacobus schreibt. Ain volkomener man mag seinen gantzen leib 
am zaem fueern (1st zeuersteen durch golliche gnad) so wir den pfaerden zaem an- 
legen, dieselben pfaerd moegen wir vmbfueeren nach vnserm willen. Deszgleichs 
grosse schef warden in starckem wind mit ainem klainen kerruodergelayttetwohin 
der Schefrnan wil. Dergleychen so freyer will vorlawffenude (c) gnad gotsannymbt 
vnd sich durch golliche hilf laesst zaemen vnd regieren. alszdenn layttet angenaeme 
gnad den freyen willen, mit dem zaerri der vernuft, zuo tugenten vnd guolen wer- 
chen, domit der gantz mensch mit alien seinen krefften vnd gliden, beleib im wege 
der gerechtikait. Darauf sprach Dauid zuo got. Jch bin vnwissund gedigen zuo 
nichdingvnd bey dir ain tyer (d) gemacht vnd bleib also albeg mit dir, gleych alssprech 
dauid. Jch hab mich bey dir gehallten als ain willig Iyer, deszhalb gee jch albeg 
vnder dir, daz mich dein gnad, dorunder jch gee, nach deinem willen mag regieren. 
Wo aber freyer will sich die gnad nit wil lassen zaemen (e) noch aufsitzen oder wirffl 
widerumb ab jm solhe gnad , wie ain vngestueem pferd ainn Reytter abwirfft, da- 
durch gotliche gnad den freyen willen nit ferrer regiert, alszdenn laufft vnd tobet 
derselb frey muoetwill als ain schieher lediger gawl, aus rechlem weg vber stoeckh 
vnnd vber stain, er fellt von aym graben in den andern, von ainer stind in die ander, 
bis er sich gar zetod erfellt, dann freyer will mag on die gnad gots nur poes , nicbts 
guots wellen, noch vefbringen. Darauf spricht der herr. Mein feind (f) die nit 
wellen daz jch vber sy regier, sollt ir herzuoefueeren vnd vor mir toetten. 

(a $ gots. im . 8. 1. el sieh. 38. $. 9. f. et 39. . 7. d. et 41. . 2. f. et im 43. 
. 9. e. et 46. . 2. b. et 48. 1. i. (b <f pferd. Jaco. 3. in prin. im 49. . 7. b. et 
77. . 9. c. et 45. . 2. d. (c J vorlawftend. sieh. 38. . 3. c. et im 43. . 1. c. (d f 
tyer. Psl. 72. ant. fin. ut iumentum factus sum apud te. (e J zamen. im. 11. c. et 
im 43. . 6. c. (f <J feind. Luce. 19. in med. 

JI. f Doch wisse, daz freyer will nit moecht ab jme werffen gotliche gnad wi- 
der gottes willen , sonder got, der durch vnser vngehorsam belaidigt wirt, zewcht 
sein gnad vom menschen. er laesst jne toben vnnd wueetten nach seiner verkerten 
art. Daz aber ettlich falsch lerer sagen, hierjnn sey des menschens willen nit frey 
noch in seiner wal stee , welhen Er vnder den zwayen, got oder den deufel, welle 
aufsitzen vnd reytten lassen, sonder dieselben zwen starcken, got vnd dewfel, streiten 
vmb menschlichen willen welher jne einneme. Disc maynung ist offenbar fals, 
nachdem daraus vermuoet wurde, Got verlasse den menschen oder er sey swecher 
dann dewfel. Bed maynung seinn vnglawblich, angesehen daz got die diirfftigen 
vnnd armen lewt nit verlaesst (a). So ist on zweyfel Christus stercker f b), nachdem 
er den dewfel vberwunden vnd gepunden hat auch fiirter verurlailen (c) wirt mit- 
sambtjhenen die vnder des dewfels gwalt seinn. Nur ain mensch waere on sein 
schuld (d) vorn dewfel leiblich besessen, villeycht awskranckhait oder aus sonnder- 
licher verhengnuss gots, derselb moecht entschuldigt werden. 

(a f yerlasst. Esa. 41. in med. deus israel non derelinguam eos. (b J stercker. 
Mat. 12. in med. nisi prius alligaverit fortem. Luce. 11. post prin. fortior superve- 
niens vicerit eum. sieh. 36. . 2. d. (c } vrtailen. Johan. 5. omne judicium dedit 
filio. sieh. 24. . 10. d. et im 73. . 1. g. (d ^ schuld. im 77. . 15. b. et 86. J. 4. c. 



VON GOTES REGIMENT VBER FREYEN WILLEN. 297 

III. 5 Numals ist zebeseben, wie vnnd in was ordnung gotliche gnad mensch- 
lichen willen reytte vnd regier. Anfangs hat got dem menschen furgelegt drey gnad 
nacheinander, erste ist nach dernatur, die ander neben der natur, dritte gnad waere 
gerechtem menschen vber sein natur kiinfftiklich zjioegestanden. Erstlich gibt got 
dem menschen noch hewt naliirliche (a) gnad gar vmbsonst. Dergestalt wirt der 
mensch, on sein willen vndzuoethuon, beschaffen vnd in natiirlichem wesen erhal- 
ten bis auf sein zeit auch zuo jungstem tag widerumb zuo vrstend erweckt. Zum 
anderri het got in sonderhait dem menschen neben seiner natur im paradis noch ain 
tmadgeraicht, nemlichdas poes (b) zelassen vnd zuo empfliehen auch das guot zuoer- 
welen vnd zeuolziehen, dadurch on jrrung zuoerlangen hie angenaeme gnad gots 
vnd dort die dritt, das ist vbernatiirliche vnd vberflussige gnad der glorj. Bemelte 
gnad neben der natur hat der mensch im paradis verloren, daz erfurterdas guotwol 
noch erwelen, abernymmer volziehen (c) noch zuo himlischer gnad koemenmagon 
newehilf vnd sonnder angenaeme gnad, dieselb muoes den menschen fueeren zuo 
got als zuo seinem hoechsten ende. Dann der mensch nach seimm fal mag aus jm- 
selbs das guot nymmervolbringen, ob er gleych gernetwaz guots thuon wolt. aber 
poese werch mag .er aus aygem willen wellen vnd verbringen. Doch wirt vnnser 
will nit genoettigtzuo todsiinden. sonder wir siindigen aus aigner wilkiir. wiePau- 
lus schreibt. So wir muoetwilliklich (d) siindigen nachdem wir die warhait nu er- 
kennen, yetz ist vns kain opffer mer fur die siind hinderstellig. Dabey merckh. Wer 
williklich siindigt der wirt nit aus not, sonder aws aygem willen in die stindgefueert. 
Also ist menschlicher will, nach seiner verkerten natur, vngepunden vnd frey das 
poes zewelen vnd zeuolbringen, aber das guot nur zewelen vnd nit zeuolbringen. 
Dadurch wir als gefanngendesfleischs,staetigs fallen in fleischlichvbel vnd laeslich(e) 
siind. Deszhalb vns not ist gotlscher gnad, die vns fueere vnd helffe zuo guotem. 
domit wir das fleisch vberwinden vnd in geistliche freyhait, das ist in angenaeme 
gnad gots, koemen vnd dorjnn beleiben. 

(a f natiirlich. im 43. . 1. b. (b ^ PO'S. sieh. 1. . 3. a. (c f volziehen. sieh. 
38. . 10. b. (d 5 williklich. Hebr. 10. post med. voluntarie peccantibus. sieh. 40. . 
11. k. (e J laslich. sieh. 36. 5. d. 

IV. f Daz der mensch erlange angenaeme (a) gnad vnd durch dieselb gnad re- 
giert werde, darzuoe gehoeren viere, benentlich vorlauffende gnad gots vnd naygung 
des freyen willens, item mitlauffende hilff vnd nachuolgende (b) gnad gots. Erstlich 
kumbt vorlauffende gnad fur deinem freyen willen vnd stet albeg vor der liir (c) dei- 
ner gwissen, vnuerdient vnd vmb sonst, on dein begeer, willen vnd wissen, auch on 
all dein vorbeschehen zuoethuon, dieselb vorlauffend (d) gnad wil dichbewogen, daz 
du dein gemueet aufthuoest, angenaeme gnad in dich geen vnd in dir regieren lasst, 
domit dein freyer will in seinem regiment recht gefueert werde. So sieh nu dein 
will gegen erster gnad genaigt vnnd dieselb angenomen auch angenaeme gnad gots 
eingelassen hat, nemblich daz du willig pist recht zethuon, alszdenn kumbt die mit- 
lawiFend (e) gnad vnnd hilfft deinem freyen willen recht thuon, nemlich vntat zelas- 
sen vnd guote werch zeuolbringen. Darauf wiircht in dir die angenaeme gnad durch 
deinn freyen willen als mit jrem instrument. Sy bringt darnach mit ir vil ann- 
derangenaem gnad, dadurch du von ainertugent (f) in die ander geest, albeg mit 
hilf der mitlawffenden gnad. Es kummbt auch darzuoe, awf dein pete, die nach- 
uolgend gnad gots, die dich bey berueertter angenaemen gnad erhellt, daz du dieselb 
nit verlierest vnd widerumb in todsiind fallest. Bestymbter mass wiirchen die drey 
gnad mitsambt deinem freyen willen, als mitaimm mituerwonten, dannderselb dein 



298 ZWAYUNDV1ERTZIGIST CAP1TEL 

wil! muoes vorlauffende gnad gots annemen vnd sich an mitlawffende hilf gots hall- 
len, dieselb hilfft (g) freyem wiilen, daz er sich die angenaem gnad bra wchen lasse, 
dariiber sol freyer will der nachuolgenden gnad begeren. Aber die angenaem 
gnad gots wiircht (b) plos allain on aynicherlay zuothuon deines freyen willens. 
Derselb wirt nur ain jnstrument (i) oder werchzewg gebrawcbt im werch angenae- 
mer gnad. Got bebl an das guoet wercb im menschen zeuolbringen mit vorlawf- 
fender gnad vnnd hilfft den freyen wiilen des menschens wol fueeren mit mitlauf- 
fender gnad auf das der menscb verwillig in angenaeme gnad, dieselb allain verbringt 
alszdenn das guot werch vnd macht daz got dem guotwilligen menschen noch gnae- 
diger (k) vnnd seiner goetlichen maiestet der inensch noch mer angenaemer wirt. 
Dadurch derselb mensch, on allsein zuoethuon, erlangt dievbernaturlich vnd vber- 
flussig (I) gnad himlischer erbschaft, Doch alles in kraflft vnd durch mittel (m) des 
verdienn Christi. 

(a 5 von angenamer gnad. im . 7. a. cum ibi notatis. et sieh.. 2. . 2. f. et sieh- 
4. . 4. f. et 28. . 2. d. et 30. . 10. d. et 40- . 6. i. et im 43. . 1. h. et . 3. a. 
et d. et 52. . 4. m. et 65. . 11. c. et 77. . 7. g. et im 79. . 7. e. (b J nachuql 
gende. im . 6. b. (c J tiir. im . 10. a. (d J vorlawffend. im . 5. b. (e ^ mil. 
lawffend. im . 5. i. (i' J tugent. Psl. 83. im $. 10. f. et sieh. 4. . 9. h. et 35. . 
7. d. (g f hilfft. sieh. 24. . 9 f. (h J wiircht. im 78. . 6. n. et 79. . 6- b. (i 5 
instrument, im . 7. h. et $. 8- h. et sieh. 39. . 4. k. (k -f gnediger. im 94. . 5. d. 
(1 ^ vberfliissig. im 97. . 6. e. (m ^ mittel. sieh. 10- . 1. d. 

V. ^ Dergestallt (wie verstanden) wirt freier will regiert in seinen guotten 
werchen durch vierlay (a) gnad gots, nemlich vor vnnd nach auch im werch. Vor 
dem werch kumbt vorlawffende (b) gnad, mit der got den menschen ennont vnd be- 
wegen wil vom poesn zuo guotem ; villeichtmitermonungjnwendig in dergwissen 
(c) oder mit trawrikait im geist, oder awswendig mit leiblicber widerwaertikait (d) 
oderrnit vnderweisung vnd hailsarner lere. Solhe gnad steet gemainklich (e) (aus- 
genomen die erstockten (f) lewt) vor ainem yeden menschen, dem Got dieselb vor- 
lawffennd gnad reckt, domit der mensch seinn freyen wiilen gegen got kere, das hertz 
aufthuoe vnd in sich gotliche gnad fliessen lasse. Dise vorlauffende gnad ist offene 
hand (g) gots, die albeg den menschen in guotem erhallten wil. Sy ist auch anfang 
vnd ain fudrung zum hayl, aber noch nit gnuogsam(h) das hayl zuoerwerben, bis der 
mensch dieselb gereckt gnad annymbt, alszdenn wirt er erst geschickt im werch 
zuempfahen zwo gotlich gnad, nemblich die mitlawffend hilffvnd die angenaem gnad. 
Dieselben fueeren freyen wiilen wol vnd ordenlich in seinen werchen zum hayl vnd 
saelikait. Die mitlawffend (i) gnad hilft jhenem menschen der, auf ermonung vor- 
lauffender gnad, die angenaem gnad annimbt vnd derselben willig vnd gehorsam ist 
auch die diemueetiklich pitt, daz jne got in angenaemer gnad zebeleiben verfueege. 
Also gibt got dem menschen alle gnad souil jm zuo guoelem geystlichem leben vnd 
jnwendigem regiment auch zuo seinem hayl not ist. Erstlich vorlauffende gnad 
zuoerweckhen des menschens freyen wiilen, darnacbmitlawffendegnad auf das der 
mensch wol welle,. daneben angenaeme gnad, die bey got ersprieslich ist zum hayl 
des menschens, domit er nit vmbsonst wol welle. Ergot gibt jm aucb nachuolgende 
gnad, in guolem wiilen vnd angenaemer gnad zeuerharren bis an sein ende. Domit 
der mensch moeg kommen zuo hoechster gab ewiger saelikait. Hierjnn mag sich 
der mensch nichts berueemen (k) noch jmselbs zuoeziehen, sender all sein wolfart 
ist gotlichengnaden zuoezeschreiben. wiepaulus (1) bekennt. Die guottat ist weder 
des willigen noch mitlawffenden menschens sounder des gnaedigen gots , desselben 
gnad thuot es alles vnnd freyer will sol spelh gnad annemen vnd leiden (m). 



VON GOTES REGIMENT YBER FREYEN WILLEN. 299 

(a J vierlay. im 78. . 7. a. (b J yorlawffend. sieh. . 4. d. et sieh. 40. 5- 6. f. 
et im 43. 1. e. et . 12. a. (e ^ gwissen. im . 10- b. et sieh. 28. . 17. e. (d J 
widerwaertikait.'sreh. 39. 5- 6. g. (e 5 gemainklich. sieh. 24. . 9. g. (f f erstockt. 
im . 11- c. et sieh. 36. . 12. h. (g f hand. sieh. 21. . 5. a. (h 5 gnugsam. im 43. 
. 2. e. (i ? mitlawffend. sieh. 5. 4. e. et im <$. 10. d. et sieh. 24. .9. f. et im43. 
! 1. e. (k ^ beruemen. sieh. 39. g. 9. b. (1 f Paulus. Ro. 9. non volenlisnec cur- 
rentis sed miserentis dei. sieh. 39. . 5. a. (m ^ leiden. sieh. 39. . 12. d. et im 
. 10. i- 

, VI. f Darumb sol nyemand seinem freyen willen zeuil vertrawen als moeg 
er durch seinn willen vor vbel verhueelt werden (wie Pelagius (a) vermuoett bat) 
sender yglicher sol staets.petten vmb nachuolgende (b) goad, daz got nit verhennge 
jne einzefueeren in versuoechung (c). (*) Menschlicber will ist wanckel (d), ytz mag 
er zuohaylgotliche gnad arinemen, biszweil widerumb awsslahenzuo verdambnuss. 
Er wirt wol durch got geursacht goetlicHe gnad anzenemen, aber von nyemants ge- 
noettigt solhe gnad hinzewi'rffen allain aus aygem muoetwill. Docb ist freyer will 
vom menscben nit gar aufgebebt, wie die manicheier (e) selzen vnd ,nocb hewt ett- 
lich ketzer furgeben, der frey will zuo guotem sey nichts dann ain gedicht, sonnder 
allain zuo poesem sey er allweg genoettigt vnd vor erlanngter gnad todsiindig wo der 
menscb gleycb alles thuoe was jnndert an seimm vermoegen sey. Daneben setzen 
sy gotlicbe gnad moeg kains wegs durcb den menscben ersuoecbt nocb erlangt wer- 
den, allain jhen, denen got vonjmselbs solhe gnad vergoennt sopald vn ersuoecbt als 
ersuoecbt, gleich als sey got ain fiirwitzer herr vnd aufoemer der person (f). Durch 
solhe falsche lere wil sieh ain yeder siihdiger entschujdigen seiner missetat vnd die- 
selb reymen auf got, der jn zuo siindeh noettig. dauon oben (g) gesagt ist. Da- 
wider aliChristenlich lerer aintraecbtiklicb besliessen vnd sagen, daz menschlicher 
will nit allbcg vnd in alien wercben siindig sey, es moeg sicb aucb freyer will (b) 
dermassen gegen got schickhen, daz er mit gotlicher bilf. angenaeme gnad von g.ot 
erlange. Dariiber seinn yil vrkund in beiliger schrifft, der ich ettliche hiemit 
anzaige. Erstlich ist offerier (i) sunder aws freyem willen mit hilf gots gegangen 
hinauf in tempel daselbs an sein prust geschlagen Ynd gesprochen. Herr erparm 
dich vber mich, mit solheh wortten hat der sunder nit gesiindigr, sender dadurch 
erlangt angenaeme. gnad vnnd gerechtikait, von dem daselbs Christus zewgnuss 
gibt, daz er rechtferttig haym gegangen sey. Deszgleichs hat der verthan (k) Sun, 
do er sieh wolt bekeren, voustundan gnad erlangt vnd nit gesiindigt. Sonst hiet 
Johannes tauffer siindigen gelernt (I), do er den lewten, die noch in gotes vngnad 
gewesen, gepoten bat, sieh zum wege des herren zeberaytten vnd wirdige puoes 
zethuon. Ja Christus (m) selbs hiet gepoten zesiindigen jhenen siindern die got- 
tes gnad nit hetten, dannoch zuo jn er spracb, nur jr vbersteet puoes, sonst werdt 
jr gleych all initeinander verloren. So nu auf vorlaufende gnad ain sunder seinn 
willen zuo got keret, das ist sieh zuo puoes zuoeberaytt, alszdenn bilft jm got zuo- 
erlangen angenaeme gnad, nemlich ware puoes zevbersteen. 

(a 5 pelagius. sieh. 4. . 4. h. (b-^ nachuolgend. sieh. 5. 4. b. et im 43. . 3. 
e. (c ^ versuechung. Math. 6. sieh. 33. . 8. f. (d f \vanckel. sieh. 38. 5- 11. c. (e 
f. manicheier. sieh. 33. . 6. f. (f f person, sieh. 40. . 8. e. (g f oben. sieh. 29. 
12. g. (h f wil. im 43. . 15. b. (i f offener. Luce. -18. post prin. im 43. . 16. 

(* Der hi. Augustin beraerkt gegen Pelagius: Nuncverocum (Pelagius) anathematizat eos, 
qui gratiam dei et adjutorium non ad singulos actus dicunt dad, sed in libero arbitrio esse 
vel in lege atque doctrina, satis eyidenter apparet, earn ilium dicere gratiam, quae in Christi 
ecclesia praedicatur, quae subministratione sancti spiritus datur, ut ad nostros actus singulos 
adjuvemur; unde et oramus semper adjutorium opportunum, ne inferamur in tentationem. 
De gestis Pelag. c. XIY. n. 13. torn. X. pag. 208. 



300 ZWAYVNDVIERTZIGIST CAPITEL 



a. et 72. 5- 3. b. (k J verthan. Luce. 15. sieh. 40. . 3. g. (1 f gelernt. Luce. 3. 
post prin. parate viam domini. sieh. 39. . 12. i. et 72.5- 8. c. (m f Christus. Luce 
13. in prin. im 56. . 5. m. et 58. . 11. d. et im 70. 5. 1. e. et 77. . 2. f. 

VII. ^f Angenaeme gnad wirt dem menschen wider seinen willen nit verlihen. 
vnd ist in latein genennt gratum faciens, vmb das sy den menschen got angenaem (a) 
macht vnd jne mit got versueenet. Sy wachset vnd meret sieh ahveg. alslang der 
mensch in guotem willen verharret. Sy macht den menschen gerecht vnd seine 
werch verdinnstlich, sy gibt dort belonung der ewigen saelikait vnd erhebtalso den 
menschen vber sein natur. (b) Die natiirlich, deszgleichs die vorlawffennd gnad 
gots kommen wol on des menschens willen vnd vorwissen, aber sonst die andern 
gnaden, nemlich mithilf vnd angenaeme auch nachuolgende genad gottes besche- 
hen mit des menschens genaygter guotwSIIikait vnnd nit wider seinen willen. Des 
haben wir ain beyspil in paulo, derselb het anfancklich weder waren glaub noch 
lieb Cristi, sonder ainen hytzigen (c) geist wider den wege Christi, mit droung ze- 
fahen vnnd zuo erwiirgen des herren junger, als er dann selbs etlich junger verur- 
tailt vnd inn tod geben, dennocb hat jne fiirkommende gnad ermpnt vnd gotliche 
hilf umbgeben von himel, das ist, aus gemainem gottlichen einfluss, der alien men- 
schen verporgenlich vorstet. derselb einfluss (d) ist Paulo offenlich erschinen vnd hat 
jn ermont. Darauf Paulus vonstundan gefallen ist auf die erde, nemlich in 
knechtliche diemuetige forcht (e), vnd hat die vorlauffend gnad vnd des herren 
stymm erhoert, gotliche hilf angenomen vnd angenaeme gnad gots williklich in 
sieh fliessen lassenn. Dadurcherzuokindlicher forcht kommen, sieh zuoeberayttet 
vnnd seinen willen gottlichem willen ergeben vnd gesprochen (f). Herr was wil- 
du das ich thuon solle. vonstund an hat got die angenaem gnad in paulo gemert, 
jme beuolhen awfzesteen vnd zegeen in die stat, das ist in chrislliche kirch,dieselb 
werde jne vnderweisen, was er fiirter thuon sol. Hiebey nym war der kirchen (g) 
gwalt, daz got paulo beuolhen hat nachzeuolgen der lere vnd gepolen der kirchen, 
nemlich jhener so die kirchen regieren. Darauf hat Paulus freywilliklich, mit hilf 
nachuolgender gnad von got vil angenaemer gnad erlangt, daz er gepredigt vnd mer 
dann ander im gotszdinst gearbait hat. Daneben er bekent, daz nit er (ist zeuer- 
steen allain) sonder die angenaem gnad, als das principal, hab mit jme (h), als mit 
aimm instrument gearbait vnd guoete werch verpracht. Siehe an wie gar lautter 
wirt in disen worlen pauli durch heiligen geist angezaigt, daz got sein gnad ver- 
leicht vnd guote werch (i) wu'rcht durch freyen willen des menschens. 

(a J angenam. sieh. g. 4. a. et sieh. 39. . 5. b. et im 43. . 1. b. (b ^ natur. sieh. 38. 
. 9. b. (c f hytzigen. Actu. 9. in prin. spirans minarum. sieh. 14. . 10. f. (d ^ ein- 
flus. Actu. 26. in med. vidi de coelo circumfulsisse me lumen, sieh 21. g. 4. a. (e f forcht. 
im 44. . 11. b. (f J gesprochen. Actu. 9. in med. quid me vis facere. sieh. 17. . 
8. d. et im 71. 5- 1. d. (g f kirch. im 91. g. 12. b. (h f mit jm. 1. Cor. 15. post 
prin. gratia dei mecum. sieh. g. 4. i. et im 43. g. 7. 1. (i f werch. im 77. g. 6. e. 

VIII. f Dergestallt erlangt nyemand angenaeme gnad wider seinen willen, 
daraus auch kainer widerumb fellt on seinn poesen muoetwillen oder on grobe 
laessikait. Petrus (a) hat muoetwilliklich verlawgend des herren, dadurch er ge- 
fallen aws angenaemer gottlichen gnad. Dannoch hat jme got gereckt vorlauf- 
fende gnad widerumb awfzesteen, alspald Christus mit derselben gnad Petrum 
angeschawt, hat petrus des herren wort gedacht vnd williklich hinawsgegangen, 
das ist er hat widerkert vnd offenbar bekent sein miszhandlung, die er pitterlich 
bewaint vnd sieh mit rew souil zuoeberait, daz die hilf gots vnd angenaeme gnad 
herwider komen vnd haben freyen willen Petri regiert vnd gefueert zuo orden- 



VON GOTES REGIMENT VBER FREYEN WILLEN. 301 

licher puoes. Judas (b) hiet on zweifel solh angenaeme gnad auch erlangt, nach- 
dem jne der herr mermals mit vorlawffender gnad hat ermont awfzegedencken 
vnnd wiederzekeren. Er Gel wol in ain rew (c) vnd awfgedencken er bedacht 
auch sein missetat, sprechend. Ich hab gesiindigt vnd verraten das gerecht pluot. 
Er warf aber von jm die silbrein pfenning, nemlich die vorlauffende ermonung, 
vnd ist abgangen. nemlich hat er angenaeme gnad nit angenomen noch sichangot- 
liche hilf gehalten, sonder seinn willen von got abkert vnd sich gehenckht(d) anainn 
strickh, mit dem jne dewfel gefangen vnd in versuoechung gefueert hat. Welher 
versuoechung im anfang Judas nit widerstanden, sonder seinem geytz vnnd aigem 
willen angehangen, deszhalb er von got dorinn verlassen ist. Solhe versuoechung 
(e) mit gottes hilf zevberwinden geben die lerer guoete vnderweissung, nemlich 
daz du betrachtcst das leiden Cristi vnd dein fleisch kestigest, das kreiitz Christo 
geduldiklich nachtragest, dich auch in guoeten werchen vbest (f) vnd nit mueessig 
seiest, albeg dem anfang poeser gierwiderstrebest vnd kainemwollust stat gebest. 
Alszdenn magstu gaenlzlich hoffen, ob du gleich in todsiind gefallen vnd dadurch 
gottes gnad verwiircht hast, daz du nochmals dieselb gnad mit hilf gots durch 
dein bekerung (die an deinem willen ligt) widerumb erlangen moegst mit puoes 
vnd guoten werchen, so die angenaem gnad gots wiircht durch deinen freyen wil- 
len, allain daz du gotlicher gnad denselben freyen willen darleihest als ain instru- 
ment (h), mit dem got guote werch verbringe, vnd widerumb awfhebe das vrtail 
so golliche gerechtikait wider denselben sunder gefellt het. Wie Got verspricht 
durch jheremiam (i). Ob dits geslaecht sein vbel der schuld berewt vnd puoes 
thuoet, alszdenn wirt mich auch gerewen des vbels der straff, so jch gedacht het 
jme zuoezefueegen. Doch mag der mensch aus jmselbs zuo angenaemer gnad der 
puoes nit komen noch dabey beleiben, allain durch hilf mitlawffender vnd nach- 
lawffender gnad gols. Der albeg freyen willen gnediklich regieren vnd jme helf- 
fen (k) wil, souerr er sich regieren laesst (1) vnd hilf annymbt. 

(a 5 petrus. Luce. 22. ant. fin. sieh. 14. . 5. b. et im 43. . 17. 1. et 72. ."8. 
b. (b f judas. Mat. 26. post prin. Marci. 14. sieh. 29. . 3. h. (c f rew. Mat. 27. 
in prin. peccavi tradens sanguinem justum. im 43. . 17. 1. (d ^ gehenckt. Mat. 27. 
laqueo se suspendit. im 64. . 7. g. {.e f versuechung. sieh. 33. $. 8. f. (f f vbest. 
sieh. 35. . 7. c. (g f anfang. Psl. 136. in fin. allidet paruulos suos ad petram. oui- 
dius. principiis obsta. sieh. 36. . 5. n. (h f instrument, sieh. . 4. i. (i f hiere. 
18. in prin. (k f helffen. im 43. . 12. c. (1 } last. sieh. . 1. a. 

IX. f Wiewol bestimbte angenaem gnad nyemand von got verdient, sich 
mag aber ainer zuoberaitten, daz solhe gnad in jne scheine, als ain mailiger spie- 
gel (a) poliert wirt, awf das er glat werde zuo empfahen der sonnen schein. Also 
ist freyer will das subiect vnd materj auch die pildnuss (b), darein got mit seinen 
gnaden wil wiirchen. Darumb hat got dem menschen freyen willen geben, daz 
sich derselb will frey solt keren zuo Got, alsdenn keret sich got mit seinen gnaden 
hinwider zum menschen alsuil er geschickt vnd der gnaden fahig (c) ist. Got 
reckt wol sein gnad ainem yeden, er gibt aber dieselb gnad nur willigen, nit vn- 
willigen. Dann gaebe got sein gnad vnnd parmhertzikait vnwilligen vnd vnge- 
schickten lewten, in denen noch furfallender rigel (genannt obex) (d) steckht, das 
beschaech wider gotliche gerechtikait, derselben mainung ist, all vnd yglich 
siinder zestraffen. Es ist auch ain mensch der angenaemen gnad gots mer faehig, 
dann der ander, ain getawffter oder gefirmter (e) oder geweichter, von wegen 
seines stands vnd ambts, mer fahig dann jhen dio solhe sacrament nit haben. 
Darumb hat paulus thimotheo, als aimm geweichten (f) bischof, beuolhen, du 



302 ZWAYVNDVIERTZIGIST CAPITEL VON GOTES REGIMENT VBER etc. 

soldest nit versawmen die gnad so in dir ist vnd dir gegeben durch prophecej mit 
auflegung des priesters henden. Jlem, jch ermon dich, du wellest erweckhen (g) 
die gnad gots so in dir ist, durch auflegung meiner hende. An merenden haben 
die Apostel gottes gnad verlihen mit auflegung irer hende, das ist mit Pischoflicher 
weich. Daran sol nyemants zweifeln, nachdem Crislus vnd sein kirch die Sacra- 
ment aufgeselzt haben zuo hayl aller menschen voruodern, gegen wiirti gen vnd kiinff- 
tigen, es werde durch der priester hennde, in raychung der Sacrament (h), jhenen 
die solh sacrament ordenlich empfahen,.die angenaem gnad gots, hewt gleich so 
wol geben als vprzeiten. Doch seinn die vngetawfften (i) gottlicher gnad auch nit 
verzigen. ( 2 ) Dargegen fallen die verkerten getawfften oder geweichten in swae- 
rer vngnad gots, dann ander lewt die solhe Sacrament nit empfangen haben. 

(a f spiegel. sieh. 7. . 3. i. (b f pildnusz. sieh. 29. . 8. c. et 37. . 1. g. (c 
J fahig. im g. 10. h. et sieh. 18. . 7. h. (d J obex. im 54. . 5. d. et 60. .11. h. 
et 73. . 2. i. et 8l... 11. d. (e ? gefirmler. sieh. 61. . 2. b. (f f geweichtem. 
1. Thi. 4. in fin. noli negligere gratiam. im 92. . 7. a. et 94. . 5. e. et im 96. . 
5- (S ? wecken. 2. .Thi. 1. post priri. resuscites gratiam dei. (h f sacrament, im 
59. . 9. a. (i ^ vntawfft. im 43. . 2. c. 

X. f Zuo erlangen von Got die angenaem gnad vnd guot jnwendig regiment, 
ist hernach beschribene ordnung zehallten vnd disc lere zemerckheu. Got vnd 
sein milder einfluss vorlawffennder gnad steel albeg vor des menschen liir (a) vud 
klopfft an sein gewissen (b) vnd weckt (c) jn auf, erstlich mit aimm schreckhen zuo 
knechtlicher forcht. Du soldest solh klopferi erhoeren vnd durch deinen freyen 
willen die thiir deines gemueets gegen got aufthuon vnd vorlawffende gnad ein- 
lassen, vonstundan kumbt mitlauffende gnad gots vnd hilft (d) deinem freyen wil- 
len sieh zuoeberaytten (e) zum empfahen angenaeme gotliche gnad. Sy hilft dir 
noch ferrer daz du von einer angenaemen gnad kumbst zuo der andern (f). Darjnn 
soldestu williklich vnhd fleissiklich hallten ainer yeden gnad aufgesetzten form, als 
mitrew.Jpeicht, puoes auch mit anndern sacramenten vnd guoten'werchen nach ord- 
nung vnd aufsatzungdeiner muoeter cristenlicher kirch auch nach deiner gelegenhait 
vnnd noturft. Dann got ist dir albeg berayt mit seiner gnad vnd erayscht nur daz 
du sein gnad williklich annemest, dich darein schickest vnd gegen got kerest, alsz- 
denri wirt dir kain gnad versagt, souil dir zuo hayl not ist. wie dickermals gesehri- 
ben steet. Ob der vngerecht (g) vmb sein siind puoes thuoe, welle got aller seiner, 
siind nymmer gedenckhen. Wildu dich nu fahig' (h) machen gollicher gnaden, 
muosz du viere thuon. Erstlich daz du dein gemueet vnd willen von dirselbs, das 
ist von poesem.wesen zuo guotem wesen.vnnd zuo got kerest. Zuom andern, daz 
du nit allain williklich sender auch wu'rchlich das poes lassest vnnd von siinden 
aufhoerest. Zum dritteh, fiirsatz habest von siinden zelassen alsuil dir jnndert 
moeglich ist. Zum vierden guoten fleis ankerest im dienst gotes guote werch ze- 
uolbringen. Wiewol solh zuoeberaylten alles von got hie ist, muoes sieh doch der 
mensch hierjnn leydlich hallten, das ist piegen (i) lassen, vnnd dermassen mit hilf 
gots darein schickhen, daz in jme gottliche gnad wiirchen moege. . Solhe wolhall- 
tung gibt allain stat gotlicher parmhertzikait, daz gottes gnad (vnuersert gotlicher 
gerechtikait) dem menschen mitgetailt wirt. ' 

(a f thur. Apo. 3. ecce sto ad ostium. sieh. . 4. c. et im 43. . 1. d. et g. 7. 
k. et 77. . 7. c. (b ^ gwissen. sieh. . "5. c. et sieh. 28. . 17. a. (c 5 weckt. im 
88. . 4. o. (d f hilfft. sieh. . 5. i. et . 11. b. (e J beraytten. sieh. 4. . 4. i. 

( 2 Doch sind die Nichlgetauften nicht ganzlich von der gottlichen Gnade ausgeschlossen. 
Uber verzigen sieh im Worlerbucb. 



DREWUNDVIERTZIGIST CAPITEL VON GOTLICHEN etc. 303 

(f J andern. sieb. . 4. f. (g 5 vngerecht. 'Ezech. 18. post med. Si impius egerit 
poenitentiam; omnium iniquitatum ejus non recordabor. im 74. . 9. a. (h J fahig. 
sieh. . 9. c. (i f piegen. im . 11. c. et sieh. . 5. m. 

XL ^ A.US vorbemelltenvnnd rner andern ansehenlichen vrsachen erscheint, 
daz des menschens yefaung (a) vnd fleis, die er aws freyem willen, vor empfangener 
angenaemer gnad thuot, nit vmbsonst noch siindig, sonder ain guot werch ist, 
dadurcb angenaeme gnad von got erlangt, doch mit gotlicher hilf, die albeg dem 
ziichligen freyen willen hilfft (b) vnd beysteet. Aber erstockhtem willen, der sieh 
weder ziehen (c) noch piegen laesst, ist vorlawffende gnad. entzogen vnd nymer 
ersprieslich , nachdem Erguoten geist (d) ausmm hertzen vertriben hat. Dadurcb. 
der mensch in seiner poshait erherttent vnd sein aigner will staets gefangen vnd 
ewiklich siindig bleibt, als Pharao (e) vnd ander verzweifelt oder vbermueetig 
lewt, die allzeit das poes vnnd nichts guoets wellen, dasselb ist siindige dinstber- 
kait, dann sy seinn in irem aigen willen gefangen (f) vnd knecht der siinde, desz- 
halb sy aller gotlicher gnaden vnd bilf enlsetzt seinn aus gotes haimlichem gericht 
vns verporgen. Wie aber sonst got mit seinn gnaden awf alle creatur mildiklich 
fliesse, magstu aus nachuolgendem capitel vernemen. 

(a f vbung. sieh. 35. . 7. c. (b ^ hilft. sieh. . 10- d. et im 43. . 1. g. (c J 
ziehen. sieh. .-1. e. et . 5. f. et . 10. i. (d J geist. sieh. 36. . 12. h. (e f pha- 
rao. sieh. 39. . 2. a. (f ^ gefangen. sieh. 37. . 2. d. 



DREWUNDVIERTZIGIST CAPITEL 

Von gotlicben gnaden in gemaiu. 

I. Got wil sein guoethat nit allain jnwendig (a) ewiklich behalten, sender 
auch auswendig erzaigen mitgnaedigen einfliissen. Wiewol dieselben gotlichen 
einfliisz nur aine vnd nit mer gnad seinn, werden sy doch manigerlay gnad genent 
nach gelegenhait vnd schickung der menschen, in die soelh gnad wiircht. Der- 
selben gnad sein sex (a) die Got dem menschen beweist. Erst gnad ist naturlich (b), 
die got plos vmbsonst gibt, wiewol got ander gnad auch vmbsonst verleicht. 
kumbt doch dise naliirliche gnad on wissen, willen vnd zuothuon des menschens. 
ja zuozeiten wider aines willen. Die andern nachuolgenden gnad werden dem 
menschen geraicht mitseimm freyen willen. on denselben werden solh gnad wol 
zuozeiten gereckt, aber nit geben. Die ander gnad ist genent vorlawffend (c), 
die got dem menschen zuoestellt vnnd steet (d) ainem yeden vor seinem willen. 
Das dritt ist mitlawffende (e) gnad vnnd hilf, die got dem menschen verleicht zuo 
hilf freyem willen, der nachbemelter vorlawffenden gnad greiffen sol mit hilfder- 
selben mitlawffennd gnad , die neben jm steet. Freyer will vermag von jmselbs 
nichts (f). deszhalb ist im not ainer gnad die im helffe vorlauffende gnad anze- 
nemen vnnd angenaemer gnad nachzegeen, Solhe hilf (g) ist berait ainem 
yeden der dieselb williklich wil annemen. darauf er vonstundan erlangt ange- 
naeme (h) gnad, ncmlich das poes zelassen vnd das guoet zelhuon. Vnd wiewol 
menschlicher will allentbalben poes ist, gleich als moege aus jm nichts guoets ent~ 
spriessen, nachdem aws poesem paem (i) kain guoete frucht kombt. ist jme doch 
von got ain erberkait eingepflantzt , die nit gar erloschen, sonder dauon noch ain 



304 DREWUNDVIERTZ1GIST CAPITEL 

finckel lebt. Darumb ist derselb will , nach seiner art (k) vnnd natur dermassen 
gescbickht daz etwas guots (souer er wil) in jne fliessen mag, benenllich gotliche 
gnad, dadurch er guoet wirt. gleich als ain sawr, (I) agrest natiirlich geschikt ist 
anzenemen der sonen einilus, dadurch aus sawerem agrest sueess weinper wer- 
den. ain sawer ding mag wol nit sueess sein, es mag aber ausguoter natur sueess 
werden. Also wirt aus poesem aigen willen, seiner guoeten natur nach, ainguo- 
ter freyer will durch einfliiss gotlicher gnaden. 

(a f jnwendig. sieh. 8. 1. a. (a f sex. im . 3. f. (b <[ natiirlich. im . 4. a. 
et sieh. 42. ; 3. a. et im 49. . 5. c. (c J vorlawffend. im . 16- b. sieh. 42. . 1. c. 
et . 5. b. et im 77. . 7. b. im 83. J. 11. g. et 90. 5. 2. 1. (d J stet. im. $. 10. e. 
et sieh. 42. . 10. a. (e f mitlaufend. im <J. 2. a. et g. 5. f. et sieh. 42. . 5. i. 
(f f nichts. sieh. 37. . 4. b. (g f bilf. sieh. 42. . 11. b. et im 70. . 3. i. (h J 
angenam. im . 5. k. et sieh. 42. . 4. a. et . 7. a. (i 5 P am - sieh. 35. . 8. f. 
(k *f art. im . 17. n. et im 45. . 2. c. (i J sawr. 

II. f Bemelte mitlawffennde (a) gnad , die dem freyen willen hilft zuo ange- 
naemergnad, ist nit gnuogsam zum hayl des menschens, sender sy ist gleich der 
empfancknuss aines kinds in muoeter leib, des nit gnuog ist zuo aimm menschen 
bis es gar geporen wirt. Also wil die vorlauffend gnad zuoberaitten ainn guoten 
christen, den die mitlawffend hilf empfaecht vnd die angenaem gnad erst gepert 
zum hayl. Dergleichen beschiecht im tauf, daruor ain christ in exorcismo (b) wirt 
fiirgenomen, in cathecismo empfangen vnnd im tawf gar geporen zur saelikail. 
Bestimbt bed gnad , benenllich vorlauffend gnad vnd mitlauffend hilf, moegen 
haben vngetawfft menschen. wie Cornelius (c) vor seiner tawf gehabt vnd aus 
freyeni willen, mit hilf gots, gepet vnd almosen geben auch andere guote werch 
volbracht hat. Deshalb der engel zuo jm sprach. Cornell dein gepete vnd dein 
almosen sein aufgestigen zuo gedechtnusz in angesicht gottes. Dadurch Cornelius 
verdient bet, daz jn Petrus solt vnderweisen. Daraws zeuernemen, daz sieh Cor- 
nelius, mit hilf gots, durch seine guoete werch vnd guoten willen, der angenae- 
men gnad gottes vnd der tauf fahig vnd wirdig gemacht hat. Deszgleichs wie mit 
Cornelio, also ist mit Ewstachio beschehen, laut seiner legend. So stet auch ge- 
schriben. daz der herr Christus Martinum berueembt, vmb das derselb Martinus, 
dieweil er noch Galhecuminus gewesen ist, ainn nackenden diirftigen beklait hat. 
Dermassen mag in andern vngetauften aufrechten menschen, die des glaubs be- 
richt vnd Cathecuminj (d) genent seinn, vor irer tauf, gotliche gnad etlwas guoets 
wiirchen in irem freyen willen. Wiewol solhe vor oder mitlauffende gnad den 
menschen noch nit angenaem noch gerechl macht, noch zuo hayl gnuogsam (e) ist, 
bis er zuo tawf vnd glawb kumbt. So ist doch solhe gnad ersprieslich zuo er- 
werben die angenaem gnad vnd zuo volbringen guoele werch. 

(a ^ mitlawffende. sieh. . 1. c. (b f exorcismo. im 60. . 3. o. (c J Corne- 
lius. Actu. 10- in prin. sieh. 2. . 4. c. sieh. 42. . 9. i. et im 77. . 9. h. et 87. 
. 3. h. (d f Cathecuminj. im 77. S- 10. b. et 59. . 3. g. (e f gnugsam. sieh. 
42. . 5. h. 

III. f Daraui'voligt vierde gnad vnd ist genent angenaeme (a) gnad, die Got 
verleicht jhenem menschen, der aws freyem willen mit hilff gots die vorlauffend 
gnad angenomen hat. Dieselb angenaem gnad treibt (b) awsmm menschen das 
poes , benentlich die siind , vnd macht den menschen gerecht vnd got angenaem 
auch geuellig. Dadurch er kumbt zuo Rew, peicht, puoes vnd zuo andern not- 
durftigen sacramenten. Dieselb annemlich gnad ist hie allain von got vnd gnuog- 
sam das hayl von got zuoerwerben. Sy raacht den menschen ainn tempel gots, 



VON GOTLICHEN GNADEN IN GEMAIN. 305 

ain glid Cristi, ainn sun der kirch vnd wirdig (c) enllicher gnad. Dann die an- 
senaem gnad fueert vnd behuect den raenschen auf jhenem weg der do fueertzuo 
ewiger saelikait. von diser angenaemen gnad ist oben (d) mer gesagt. Fiinfte gnad 
ist preseruatlua, die den menschen verhueet (e) vor poesem , nemlich vor Idinfti- 
gen siinden, vnd behellt jn bey angenaemer gnad vnd guoetem wesen intugenten. 
Dauon oben gesagt ist vnd hie vnden gesagt wirt. Sexte (f) vnd entliche gnad ist 
die belonung himlischer freyden, die got seinen erwellten vnd angenaemen men- 
sohen ewiklich verleicht. Dieselb gnad ist nit allain gnuog zum hayl, sonder 
sy ist selbs das hayl. Von solher gnad sich freyer will des menschens nymermer 
schaidet. (g) 

(a ^ angenam. sieh. 42. . 4. a. et ira . 9. b. (b J treibt. sieh. 39. J. 2. d. 
(c f wirdig. sieh. 18. . 8. 1. (d f oben. sieh. 42. . 4. a. cum ibi notatis. .( e 1 
verhuet. im . 15. a. et f. et sieh. 42. . 6. b. et im 51. 5- 18. b. et im 76. . 1. c. 
(f 5 sexte. sieh. . 1. a. et im . 16. b. et g. 17. m. et sieh. 37. . 11. h. et im 87. 
5- 2. e. (g f schaidet. sieh. 37. . 11. k. 

IV. f Numals wil ich widerumb komen auf die ersi (a) natiirlich gnad so 
Got dem menschen than, ist daz er jn vnd all creatur, von seinn wegen, aus nich- 
ding beschaffen, leib vnd sel auch allesanders, was der mensch jnwendig vnd aus- 
wendig hat, als Ere, kunst (b) , reiehthumb vnd zeitliche gueeter, nichts ausge- 
nommen, aus gotlicher mildikait vnd natur, plos vmbsonst (c) gegeben hat vnnd 
noch taeglich on vnderlos gibt. On welhe gnad kain creatur wesenlich beleiben (d) 
noch ichts thuon, oder volbringen mag, vnd was wir seinn, seinn wir aws der- 
selben gnad. (') Die gnad behellt, ja sy noettigt den menschen zebeleiben im 
wesen der natur (e). sy macht jn aber nit saelig. Durch welhe gnad got den 
menschen verlihen hat drey hoch gab, benenllich gedechtnuss, vernufft vnnd 
I'reyen willen auch all ander krefft an leib vnd sel. auf das der mensch mit den- 
selben seinen kreften solt Got dienen auch jmselbs vnnd seinem nagsten zw hayl 
helffen vnnd allenthalben guoete werch volbringen. von diser naturlichen gnad 
redt Paulus. Aws gnaden gots bin (f) jch das ich bin vnd sein gnad ist in mir nil 
laer (g) gewesen, sonder ich hab vil mer dann die andern all gearbait, doch nit jch, 
sonder die gnad gots mit (h) mir. Jn disen wortten hat Paulus neben angerueert 
die angenaem gnad. Nu hat got furgenomen den menschen vber (i) sein natur hoch 
bis in himel zuoerheben, deszhalb jme gegeben ain vbertreffiiche krafft, benennt- 
lich freyen willen , mit dem der mensch got lieben solt frey vnd vnbezwungen 
auch daneben betrachten vber sich zw ewigem leben zekomen. Nachdem aber 
i'reyer will von jmselbs solhes in kainn weg bekomenmag. Deszhalb hat jm gotfur- 
gelegtt sein gotliche hilf vnnd gnad, die vor vnnd nach auch im menschen neben 
seines freyen willen flewsst vnd lawfft vnuerzigen, domit der mensch zuo hoech- 
sler (i) gnad vnnd vber sein natur zw gewidentem ende, nemlich zuo got vnd zuo 
ewiger saelikait koemen moege. 

(a ^ erst. sieh. . 1. b. et im . 5. b. (b f kunst. sieh. 12. . 7. d. (c } sonst. 
sieh. 21. . 6. d. (d *[ beleiben. im . 10. d. (e ^ natur. sieh. 21. 5. 2. c. et im 
11. c. et im 49. 8. 11- f. (f f bin. 1. Corin. 15. in prin. (g 5 lar. im . 9. a. 
(h f mit. im . 7. 1. et . 9. c. et im . 12. f. (i f vber. sieh. 38. . 9. b. (i f 
nochster. sieh. 30. . 4. g. 

C Ausfuhrlicheres iiber die Gnade sieh. bei Thomas v. Aquin. Prim, secun, qu. 109; 
rerner Touenely, Praelectiones Theolog. Bd. III. p. II. pag. 2 u. flg. 

tt e i t h m e i e r, Berthold' Theologey. 20 



306 DREWUNDVIERTZIGIST CAPITEL 

V. 5 Dariiber zemerckhen, daz drey (a) wege oder einfliisz seinn gotlicher 
gnaden. Erste (b) gnad flewsst vrsprunglich ausmtn pruun (c) gptlichs wesens, 
nemlicb daz got aus nicbding beschaefft den menschen, gibt jrn leib, sel, vernuft, 
freyen willen , sterckh , gesund vnd andere kreft. ( 2 ) Dise gnad empfacht der 
mensch on all sein zuothuon. vnd steen jm dorinn beuor zwen wege, ainer ist 
jme verpoten, der ander gepoten, nemlich zelassen das poes (d) vnd zethuon das 
guot. Yerpoten ist dem menschen der spacier (e) weg, der do fueert zu dernich- 
tikait daraus erbeschaffen ist. Denselben weg geet verkerter mensch aus aigem 
poesen willen on all not. vnd verlaesst den andern weg der forcht vnd puoes, der 
jme gepoten vnd aufgesetzt ist. Auf denselben andern weg zekomen wil got dem 
menschen helfen (f). Deshalb reckt (g) er jm sein goiliche gnad, das soldestu 
also versteen. Nachdem got sein ewig jnwendig wesen erzaigt, mit auswendigem 
zeitlichem geschoepf vnd dasselb geschoepfauchewig machenvnd zuo sichfueeren 
wil, darlzuoe hat er den menschen, als ain mittel (ii) zwischen got vnd seimtn 
geschoepf, furgenomen. Deszhalb ist not daz der mensch empfahe vber vorigen 
naturlichen einfluss, noch ainn sondern gotlichen einflusz, dadurch erselbs auch 
durch jn das ander leiblich geschoepf geewigt werde. Derselb besonder gotlich 
einflus ist nach beruerter naliirlichen gnad, die ander vnd vorlauffend gnad. Dieselb 
gnad zuoempfahen sol sich der menscb in seirnm freyen willen darnach schicken 
vnd bedencken wie jn got fur ander creatur liebt, daz er hinwider got vber alle 
ding auch liebe. Wie got guot vnd gerecht auch vberal tugenthaft ist , daz der 
mensch auch well frumm vnd gerecht sein vnd tugentlich leben alsuil jm moeglich 
ist. Mit solhem vnd dergleichen guotem freyen willen, macht sich der mensch 
fahig (i) des vorlauffenden gotlichen einfluss auch der nachuolgenden angenaemeu 
(k) gnad vnnd wirt also der mensch ain gebiirlicher gegenwurf, in den gotlich gnad 
moegen einfliessen vnd in jm wiirchen. 

(a f drey. sieh. 37. . 1. a. et im 78. . 7. a. (b J erst. sieh. . 4. a. (c ^ 
prunn. im . 2. d. de onere eccle. c. 51. . 8. et sieh. 10. . 12. 1. (d 5 PUS. sieh. 
1. 5- 3. a. (e 5 spacier. Mat. 7. sieh. 30. . 9. d. (f J helfen. sieh. . 1. e. (g ^ 
reckt. im . 6. a. (h mill. sieh. 27. 5. 4. b. (i *f fahig. sieh. 18. . 7. h. (k f an- 
genam. sieh. . 1. h. 

VI. 5 Wer aber seinn willen von solhem gotlichen einfluss keret, der muoes 
verderben. Dauon spricht got zuo vns. Jch hab ew berueeft (a) vnd ir habt mir 
versagt, jch hab ausgereckt mein hand vnd ist kainer gewesen der darauf geschaut. 
Jr habt versmaecht meinen rat vnd versawmbt mein ermonung. Deszhalb wirt 
ich in ewrm verderben auch lachen. Nit daz got ain freyd hab an des menschens 
widerspaenikait, sonderain geuallen an der gerechtikaitund straff desselben wider- 
spaenigen menschen. Der seines vngluks selb, vnd nit got vrsacher (b) ist. Gleich 
als wo du in ain gruoeben feist, got reckt dir sein hand dich herauszeziehen , laesst 
du dich begreiffen, alszdenn wirdestu durch die hand (c) gols (doch mit deinom 
willen) aus der gruob gehebt. Wildu dich aber an sein hand nithalten noch dich 
begreiffen (c) lassen , alszdenn bleibestu in der gruoeb, darinn du zuo lesst gar er- 
trincken muoszt. Daran du williklich schuldig bist vnd nit got , der dir deins ver- 
derbens kain vrsach gegeben hat, sonder ain vrsacher deines lebens hat gnediklich 
sein wellen. Du hast aber sein goiliche gnad ausgeslagen vnd bist deinem verker- 
ten willen nach gefaren. Darumb wirdestu am jungsten gericht nit ausgeredt (d) 
als habstu vorlauffende gnad nit gehabt, so dir vorgestanden vnd durch dich nit an- 

( a Der hi. Hieronymus bemerkt in seinem 139. Brief an Cyprian: ,,gratiae Dei esse, quod 
reatus sit homo. 



o 



VON GQTLICHEN GNADEN IN GEMAIN. 307 

genomen ist. Deszhalb du solher gnad, aus dciner scbuld vnfabig worden bist. 
Wiewol dein will aus jmselbs kain gnad schoepfen, mag er docb neben sein, gotliche 
<mad finden vnd sich darnach schicken vnd beraillen solhe gnad zuoempfahen , als 
ainer der selbs. sein haws nit mag liecht machen, so er aber die fenster (e) aufthuoet, 
alszdenn scheint gegenbiirtige Sonn ins haws vnd erleicht dasselb. Gleicberweis 
magstu dich selbs mit gnaden nit erleichten, so du aber das fenster deines hertzens 
vnnd freyes willens gegen got aufthuost, alszdenn ist hiebey gottes gnad vnd er- 
leicht dich. 

(a f beruefft. prouer. 1. ant. fin. vocayi et venuistis. sieh. . 5. g. et im . 8. b. 
et sieh. . 4. d. et 4. . 4. d. et 36. 13. i. et im 100. . 6. b. (b f vrsacher. sieh. 
20. 6- h. (c J hand. sieh. 21. . 5. a. (c f greiffen. sieh. 42. . 1. e. (d f aws- 
geredt. sieh. 5. 6. a. et im 50. .11. a. (e f fenster. im . 7. k. 

VII. 5 Dieselb Sorin (a) gotlicher gnaden geetawf vberguoet vnd poes, die 
guoeten thuon jre augen awf gegen der Sonn, die poesen pflegen ire augen ziio- 
zethuon vor der sonn. Got gibt sein gnad alien menschen vberflussigklieh (b). 
gotlicher prunn mit seiner mildikait erfiillt alle creatur alsuil ain yede fahig (c) ist 
des wassers der gnaden. wer aber seinn kruoeg vmbkert vom prunwasser, derselb 
schoepft nichts wie reich der prun (d) ist. Wo du den rateu oder kychern im 
ackher wachsen laesst, daselbs verdirbt guoter traid, den got daselbsz bin gesaeet 
(e) hat. Item got hat seiner lieb fewr vor dir angeziindt, entzewchstu das hollz 
(f), alszdenn erlischt das fewr. Also erlischt in dir das fewr gotlicher gnaden , so 
du deinn freyen willen von got zeuchest. Dergestallt mueessen miteinander wiir- 
chen die gnad Gots vnnd dein freyer will, der sich zuoeberait zuo empfahen die- 
selb gnad dadurch du gerecht wirdest. ( 3 ) Daneben hilft got den menschen, daz 
sy iren freyen willen wol beraitten. Von denenDauid zuo got redt. Herr dein 
or hat gehoert die zuoberaitlung(g) ires hertzens. Also ist vorlawffende gnad gots 
albeg berait ainem yeden beraitten freyen willen. Wie dann got spricht im 
Hieremia. Wo du dich bekerest (li) , wil ich dich auch bekeren, vnnd so du 
schaidest das kostlich vom schnoeden, wirdestu gleich sein als mein mund. Merck 
eben, wildu daz dich got beker, muostu dich erstlich zw jm keren. Dergleichen 
spricht got im Zacharia (i) , keret Ew zuo mir, ich wil mich zuo ew auch keren. 
Jn yetzbemellen zwayen stollen wirt lauter angezogen des menschens freyer will 
vnd daneben mitwiirchung beraiter gotlicher gnad. Dauon got spricht in der 
schrift. Jch stee vor der tiir (k) vnd klopf an, wer mein stym erhoert vnd mir 
aufthuot die thiir, zuo demselben wirtjch eingeen vnd das abentmal mit jm halten 
vnd er mit (1) mir. Hiebey merckh wie gar lawtter Got setzt daz mit jme der 
mensch wiirche, nemlich durch seinn freyen willen. Darawf schreibt Augustinus, 
der dich on dich beschaffen hat, wil dich on dich, das ist on dein zuothuon, nit 
gerecht machen. Nach gemainer pawern regel spricht got. Mensch hilf dir, so 
wil ich dir auch helffen. 

(a f son. Mat. 5. in fin. im 77. 5- 7. d. el 78. . 1. b. (b J vberfliissig. Jaco. 1. 
in prin. dat omnibus affluenler. (c \ fahig. sieh. 18. . 7. h. (d J prun. sieh. $. 5. 

( 3 Die Gnade und die Freiheit des Menschen bedingen sich gegenseitig; sie wirken beide 
zusammen. Die Gnade Goltes ist vprhergehend und die Mitwirkung des Menschen nachfolgend. 
^onvolehtis, neque currentis, sed miserentis est dei, ut totum deo detur, qui honiiriis voluri- 
'atem bonam et praeparat adjuvandahi, et adjuvat praeparatam. August. Enchirid. XXXIL loiti. 
VI. pag. 208. DerWille des Menschen reichtnicht bin, ebenso auch nicht die Barmherzigkeil 
bottes ohrie den WiHen des Menschen, \vie derselbe Augustin weiter entwickelt. Und Gregor 
ner Grosse bemerkt: Praeveniente ergo gratia et bona voluntate subsequente hoc, quod omni- 
Poteniis dei donum est, fit meritum nostrum. In Ezeeh, Horn. IX. n. 2. 

20* 



308 DREWUNDVJERTZ1GIST CAPITEL 

c. et im 45. . 6. n. (e J gesaet. Mat. 13. in med. bonum semen seminasti. (f t 
holtz. prouer. 36. ant. fin. cum defecerint ligna, extinguetur ignis, (g J beraittung. 
Psl. 9. in fin. apparationem cordis eorum audivit auris tua. Esa. 40. in prin. appa- 
rate viam domini. sieh. 4. g. 4. i. et sieh. 38. . 2. e. (h f kerest. Hiere. 15. in fin. 
si converteris, convertam te. (i J Zacharie. 1. in prin. (k J tiir. Apo. 3. in fin. ego 
sto ad pstium. sieh. . 6. e. et im . 10. e. et sieh. 42. . 10. a. et im 70. . 2. d 
(1 f mit. sieh. . 4. h. et im . 9. c. et sieh. 42. . 7. h. 

VIII. f Solhe hilf haben offt abgeslagen die sun Jherusalem ( 4 ) zuo denen 
Christus sprach vnnd noch hewt zuo alien gemainen spricht. Wie offt hab ich 
wellen deine kind zesamen bringen, wie ain henn (a) ire hueendl versamelt vnder 
jr fliig, aberjr habt nit wellen. Warlich aws aigem poesen willen, nit ausnot, 
versagen wir vnnserm hayler Christo, der vnsin schrift vnd predig mit gliick vnd 
vngliick staetigs lockt vnd ermont von siinden aufzehoeren vnnd widerzekeren, 
wir lassen aber red fur oren geen. Berueerte vorlauffende gnad het got gereckt 
(b} zwayen steten Corozaim vnnd Bethsaide, sy haben aber aws irem verkerten 
willen solhe gnad nit angenomen. Deshalb jnen Christus troet mit ewigem wee, 
gleich als sprech er, hiet ich den zwayen steten Tyro vnd Sydon gereckt souil gnad 
als Ew, sy hieten dieselb gnad angenomen vnd williklich gepueesst in haerem 
klaid vnd aschen, fiirwar yetzbemelten zwayen steten wirt mer dann ew nach- 
gelassen zw jungslem gericht. Hiebey merck daz nach gelegenhait versaumbter 
(c) gnad die straff erwegen wirt. 

(a f henn. Mat. 23. in fin. sieh. 39. . 13. e. (b J gereckt. Luce. 10. post prin. 
ve tibi corozaim. sieh. 5. 6. a. (c f versawmbter. sieh. 3. . 4. c. 

- IX. ^ Wer aber seinn freyen willen gegen solher vorlawffender gnad kert 
vnd sieh zuoeberait gotlichen einfluss zuoempfahen, derselb wirt diser gnad fahig 
vnd tailhaftig. Dariiber lawtten die wort pauli. Die gnad gots ist in mir nit 
laer gewesen, gleich als sprech Er. Vorlauffende gnad vnd hilf gots hat in mir 
meinn freyen willen bewegt , daz ich williklich das poes ausgeslagen, mit hilf 
gots gearbait vnd also frey angenomen hab das guoet, benentlich die angenaem (b) 
gnad gots. Also hat derweis gepeten, dazjm got sein gnad schicke, auf das solhe 
gnad bey jm sey vnd mit jm arbait. (c) Dise arbait soldestu dermassen versteen. 
Wie ain parlier (d) vnder seinem maister arbait. derselb zaiget dem parlier was 
vnnd wie Er arbaiten sol, wo derselb etwo irret, alszdenn thuoet er jm hilf vnd 
vnderweisung. Das gantz werch wirt dem maister zuogeschriben nit dem parlier, 
wiewol derselb die arbait mit der tat ausfueert. Also ist heiliger geist maister 
vnnd regierer (e) des freyen willens. wie Paulus sagt. Dergleichen hilft (f) der 
geist vnserr swachait, on jn wissen wir nit was gebiirlichs wir pitten soellen. 
Deszhalb vns der geist maechtiklich vertritt mit vnawssprechlichem seyften. (g) 
Hiebey merck, daz die gnad gots dem andaechtigem menschen pitten hilfft. Die 
schrift lernt vns an vil orten, daz wir got anrueeffen (h) soellen vmb hilff. Darumb 
vermuoet die schrift, daz wir sollen arbaitten im gotzdinst. Nachdem wir aber 
solher arbait allain zeswach seinn, wirt vns beuolhen, daz wir vmb bilfschreyen(i). 
Wo vns die schrift ermont der hilf, daselbs wirt bekent, daz wir haben freyen 
willen, der zuo seiner arbait hilf sol begeren. Jhener begert hilf der gern arbait, 
aber derselben arbait zeswach ist. Wie nu kain werch des menschens guoet ist on 
die hilf gots, also ist kain werch desselben menschens poes mit der hilf gots. 

(* Hujuscemodi iuvamen frequenter renuerunt filij Israhel: ad quos olim et hodie ad 
omnes communitates ait dominus, B. 



VON GOTLICHEN GNADEN IN GEMAIN. 309 

(a f lar. 1. Cor. 15. Gratia ejus in me vacua non fuit. sieh. . 4. g. (b ^ an- 
rrpnam sieh. . 3. a. (c J arbait. Sap. 9. ut mecum sit et mecum laboret. sieh. . 4. 
K et sieh. 7. 1. et im . 11. a. et sieh. 39. $. 14. e. (d } parlier. sieh. 39. 4. 
,' (e f regierer. sieh. 42. . 1. a. (f f hilft. Ro. 8. post med. spiritus adjuvat 
nfirmitatem nostram. (g J seyften. sieh. 14. . 11. b. (h J anrueffen. Psl. 78. 
adiuva nos deus. Luce. 11. petite et accipietis. im 77. . 5. f. (i J schreyen. I.Reg. 
7. ne cesses pro nobis clamare ad dominum. 

X. f Der mensch mag auch in seiner ploeden natur sieh selbs kaines gott- 
lichs einfluss oder gnaden fahig machen on offt gemelte vorlawffende gnad, dieselb 
als das principal thuot es alles (a) mitsambt dem freyen willen als des accessorio. 
Derselb frey will ist nur der werch zewg (b). durch den gotliche gnad wiirchtin 
menschen. Vnd wie in natiirlicher gnad die creator albeg bedorf gottes, als ires 
natiirlichen anfangs (c) vnd grunds ires wesens, domit sy nit widerumb zuo nich- 
ding gedeihe sender wesenlich beleiben (d) moeg. Also bedorf der mensch alzeit 
gottes, als seines gnedigen anfanngs, daz ur bleiben moeg in gnaden vnd geistlichem 
leben aucb in guoetem wesen. Deszhalb die vorlawffend gnad gots albeg dem 
menschen vorstet (e) vnd berait ist jme zehelffen. Die mitlaufFend gnad hilft albeg 
vnd die angenaem gnad wiircht albeg guots im menschen. Dann so der mensch 
bestimble vorlauffende gnad annymbt, alszdenn flewsstin jn die dritt genent mit- 
lawffende oder verhengende gnad, die do hilft zuo freyhait des menschen willens, 
den got nach seiner pildnuss dem menschen anfangs frey gegeben, aber durch seinn 
fal gefangen was. 

(a f alles. 1. Cor. 15. sieh. 39. . 5. f. (b f zewg. sieh. 39. $. 4. k. et im 47. 
. 3. c. (c ^ anfangs. im 47. . 3. b. (d f beleiben. sieh. 5. 4. d. (e f vorstet. 
sieh. . 1. d. et . 7. k. 

XI. ^ Dritte gnad ist ain verhengende hilf, vnd lawfft mit menschlichem will. 
Dieselb dritt gnad ist allain hie von got vnnd hilft dem menschen arbaiten (a) auch 
guoete werch verbringen. Vnd ist ain verhengende (b) hilf die mit freyem willen 
la\vfft, domit er sieh frey zuo got kere aws verhengnusz gottes, wie Er sieh dann 
von got rnoecht verkeren auch aws verhengnuss gots. Wiewol sieh derselb frey 
will , nach gotlicher ordnung vnd beuelh zuo guotem nit zuo poesem , naigen sol, 
wirt er doch aut kain seyten genoettigt. Wie die natiirlich (c) gnad ainn noettigt, 
daz er muoes ain mensch sein, gros oder klain, langoder kurtz, starckh oder swach, 
edel oder ain pawer (d) , erwelle oder nit. Die vorlawffend gnad furkumbt wol 
dem menschlichen willen, daz er sy solt einlassen vnd dadurch aus faencknusskom- 
men vnd frey werden, dieselb gnad noettigt (e) aber nyemant, sender sy zewcht den 
willen zuo guoetem. sieh lasst aber nyemants ziehen, dann er welle gern vnd frey 
auch vnbezwungen. Wiewol Ghristus spricht, nyemant (f) kan zuo mir komen, 
nur jne ziehe mein vater der mich gesandt hat. Jst doch dasselb zeuersteen. 
Gleichwie ain kind mit aimm sueessen apfel (g) oder ain lamp mit grueenemlawb 
beweglich, nit gweltiklich, gezogen wirt, also bewegt die gnad gottes vaters ain 
recbt geschaffen menschen, daz er jnwendig in der gewissen oder auswendig durch 
predig vnd andervnderweisung oder durch widerwaertigkait oder ander ermonung, 
gezogen wirt zum glaub, hoffnung vnd lieb Christi. Nit daz ain vnglawbiger (b) 
oder vntugenthafter mensch, wider seinn willen, zum glawb oder zuo tugenten 
mit gwalt gezogen, sender daz aws aimm hayden oder sunder, mit seinem willen, 
ain glawbigeroder tugennthafler mensch werde. Wer durch forcht, lieb oier vn- 
derweisung zw Got gezogen wirt, der lawfft williklich. Des menschens freyerwill 
wirt auch nyndert gejrrt durch bestimbte mitlauffende gnad, die neben des freyen 



310 DREWU1SDVIERTZIG1ST CAPITEL 

willen auch frey lawfft, vnnd ist ains an das ander nit gepunden, sender sons! 
geselschafft vnd geuallen aneinander (i) haben. 

.(a f arbaitten. sich. $. 9. c. (b f verbengunde. sieh. 17. . 3. e. et 39. . 6. b 
cl im . 12. b. et . 17. d. et im 77. . 17. h. et sieh. 27. . 6. b. (c J naturlich! 
sieh. . 4. e. (d 5 pawer. sieh. 39. 5- 4. c. (e f ndtligt. sieh. 37. . 5. g. et 40. 5. 
3. d. et 45. . 9- b. (f J ny email t. Job. 6. post riied. im 45. . 2. c. (g <J apfel. im 
. 13. a. (h f vnglawbig. sieh. 5. . 6. a. (i f aneinander. sieh. 39. . 4. g. 

XII. f Domit du entlich vcrstecn moegst \vie freyer will durch gotliche gnad 
rcgiert. wisse daz viere am frcyen willen hangen, benenntlich vorlawffende gnad, 
rnitlawffende hilf, vnd angenaeme gnad auch nachlauffende behueettunde gnad. 
Das erst vorlawffende gnad vnd verporgene crmonung (a) , mit der got fiirkumbt 
dem frcyen willen vnd denselben zuo guotem raytzt. Dits ist ain anfanng vnn- 
sers hayls vnd kumbt allain von got, nichts vom menschen. ( 5 ) Das ander kumbt 
aucb von got, vnnd ist ain vethengende (b) jnwendige rnitlawffende bilf desmensch- 
lichen willens, denselben frey zcmachen vnd zuo guotem helfen (c) zefueeren, 
domil er bemellte vorlawffende gnad vnnd gottliche ermonuhg anneme. vnd sleet 
in macht des freyen willens solhe hilff anzenemen oder nit. Wo er sich nuvon 
solher hilff naygt, alszdenn verhengt got daz der mensch erste yorlawffende gnad 
ausschlecht vnd dadurch dritle annembliche gnad versawmbt. Wann er aber mil 
bestimbter gotlichen hilff dor vorlawffenden gnad nachuoligt vnd sich zuo guotem 
naigt, dasselb mag jm der mensch nit zuoemessen (d) alshab erselbs solhe vorlawf- 
fende oder nachuolgende angenaeme gnad erlangt mit seinem freyen willen, sonn- 
der er muoes bekennen, daz derselb seinn will hab solhe gnad angenomen mit hilf 
die er von got empfangen. Dann in vns ist nichts guots das nit von got hie sey. 
Wie paulus (e) fragt. Was hastu doch das du nit empfangen hast. Dergestallt 
ist diese rnitlawffende hilf an jrselbs, hie allain von got, aber jr wiirchung ist hie 
von got vnd vom willen des menschens, der frey mitwiircht mit derselben hilf 
als ain verwonter. Also gibt got den diirfftigen almosen oder vnderweysung durch 
die milden vnd weysen. Dieselben lassen durch sich aws guotem freyen willen 
solhe werch gottes beschehen. Dergestallt ist die nachuolgend angenaem gnad 
allain von got hie, aber ir wiirchung beschiecht durch freyen willen vnnd mit 
zuoethuon desselben willens als aines werchzeugs. Daz aber freyer will mit- 
wiircht (f). solhes hat vns paulus anzaigt mit disen wortten. Mit forcht vnnd zyt- 
tern soil jr ewer hayl volstrecken , dann got ist der in ew wiircht das wellen (g) 
vnd das volbringen fur guoten willen. Dabey lawtter verslanden, daz got allain 
wiircht des mennschens hayl vnnd was zum hayl gehoert. Des menschens guoter 
will solt frey vnd gehorsamlich mitwiirchen mit der hilf gottes. Desgleichs mit 
sprgen durch sich lassen got wiirchen die nachuolgennd angenaem gnad. Gotli- 
cher mayeslet mag kain verklainung zupegemesseh werden, vmb das der mensch, 
jn seinem saelig werden, mit got mitwiircht als ain mituerwonter diener oder als 
ain jnstrument gottes. der maysler ist nichts desztschlechter vmb das er mit ainer 
guoten hacken (h) zymert. Daraws got ain sondere Ere entsprewsst, daz er sich 
als maechlig vnnd mild erzaigt, aimm yeden (der das suoecht vnd begert) hilf. 
gnad vnnd hayl zegeben. Welhe gotliche gnad in diser zeit der gnaden nyemanndts 
abgeet, schaw nur ain yeder, daz an jmselbs nit abgee. 

(a f monung. sieh. 42. . 5. b. (b f verhengende. sieh. $. 11. b. (c f helffen. 
sieh. 42. . 8. t. (d f zuemessen. im 77. . 3. d. et 78. . 6. 1. (e f Paulus. 1. Cov. 

{ 5 Si quis dixerit, sine praeveniente spiritus sancti inspiratione atque ejus adjutorio, ho- 
minem credere, sperare, diligere aut ppenitere posse, sicut oportet, ut ei justificationis gratia 
conferatur, anathema sit. Concil. Trid. Sess. YL can. 3. 




YON GQTLICHEN GNADEN IN GEMA1N. 31 1 

b. (f J mitwtircht. Phil, 
bona voluntate. sieh. J. 4. 
hacken. im 39. . 4. 1. 

XUI. ^5 Des obgeschribens nyme diss Exempel. Ain vatter siehet, daz ge- 
fallen ist scin jung kind, das von jmselbs kains wegs aufsteen mag, der vater reckt 
sein hannd dem kind, daz es sieh daran halltcn sol , so well er es aufheben. Er 
zaigt auch dem kind ainn apfel (a) den das kind freywilliklich begcrt, aber den- 
selben apfel aws swacbait seiner glid, weder erlawffen nocb erlangen mag. Desz- 
halb jm der valer abermals sein hand reckl, daran sieh das kind gern hellt vnd 
also durch den vater zum apfel gefueert, darauf derselb vater seimm kind den 
apfel gibt, gleych als hab es denselben erlawffen vnd verdient, allain vmb das es 
sieh williklich an den vatter gehallten. Also hat vater durch das kind alles ge- 
wiircht wie menschlicher geist durch seinn leib wiircht. Dergleichen hat got 
den abgefallen (b) menschen von seimm fal, durch das leiden Christi aufgehebt, 
doch das sieh der mensch an Got halite mil glawb vnd tawff. Got zaygt darnach 
durch schrifft vnnd lere dem menschen den apfel, das ist versprechung himlischer 
erbschafft, dieselb begert der mensch, er mag aber die weder erlawffen noch 
crlanngen, jm helffe dann got, an desselben gnad muoes sieh der mensch staetigs 
hallten. Wer sieh an got vnnd seine gepot hellt, der wirt erhallten (c). Wiewol 
got den menschen on sein zuoethuon vnnd verwilligung, moecht saelig machen, 
wil er doch, nach seiner gotlichen ordnung, den widerwilligen menschen vber sein 
natur nit hoeher erheben, er hallt sieh dann frey vnd williklich an sein goetliche 
genad. Wo aber der mensch seins freyen willens nit maechtigist, als in narren 
oder jungen kinden (d) , fiir dieselben verwilligt gemaine kirch durch die tawff. 

(a ^ apfel. sieh. . 11. g. (h ^ abgefallen. sieh. 30. . 4. i. (c f erhallten. 
eccli. 15. in fin. si volueris mandata conservare conservabunt te. sieh. 39. . 11. c. 
(d 5 kinden. sieh. 3. . 12. f. 

XIV. f Daz aber des menschens zuoethuon zu seinem hayl etwas wiirch, wirt 
beweiszt durch dise wordt Christi. Das himelreich leydet nolzwang (a) vnd die 
gwalltigen rawben dasselb. Nit daz die menschen wider willen gottes, sonndcr 
nach seiner vnmaessigen guetigkait vnd reichen mildikait, aus j rein freyen willen, 
mithilff vnd gnad gots, moegen erkriegen das himelreich, nemlich durch den glaub, 
hoffnung, lieb(b) , geduld, gerechtikait vnd ander tugent, sonnderlich durch die 
sacrament vnnd guote werch. Dise ding seinn alle hye von got, derselben brawcht 
sieh der mensch aws seinem freyen willen, dadurch er (souerr er in tugenten ver- 
harrt) das himelreich erlangt aus not gotlicher versprechung. Dise not mag aucb. 
verstanden werden yon des fleischs kesligung (c) vnd streyttung so genoettigt wirdt, 
nemlich der zorn mit geduld, hochfart mit diemuoet, geytigkait mit mildrung, frasz- 
bait mit fassten, vnkeysch mit keyschait, vbermuot mit gehorsam vnd mer derglei- 
chen gwelltigung, mit denen der geist sein fleisch kreytzigt (d). Dadurch sieh ain 
mensch vrbaring veraenndert (e) vom poesen zuo guotem vrid also mit gewallt vnd 
hilff gottes, durch seinn freyen willen, erlanngtbye die angenaem gnad gots, nemb- 
lich das verdienn Christi vnnd dort die gnad der glorj. 

(a ^ zwang. Mat. 11. sieh. 17. . 8. b. et im 46. . 6. b. (b f lieb. im 46. . 
6. a. (c f kcsstigung. im 76. . 1. b. (d f kreytzigt. sieh. 33. 5". 10. f. (e f ann- 
dert. Psl. 76. sieh. 33. . 7. g. 

XV. ^ Das dritt, so an freyem willen banngt, ist die nachlawffend (a) gnad 
vnd allain von got hye, dieselb gnad erlangt der mensch mit verhengung ynd hilff 
gottes auch mit verwilligung (b) seines freyen willens. Dadurch wittder meqsch 



312 DREWVNDVIEBTZ1G1ST CAPITEL 

got angenaem, jnwendig mit seiner person vnd awszwendig mil guoten werchen, 
die got gefellig seinn. von derselben gnad oben (c) geredt ist. Wo nu der mensch 
diesclb angenaem gnad erraicht, alszdenn thuoet jm not ainer andern hilff \nd 
gnad, dadurch er in derselben angenaemen gnad in saeligem stand besteen nioeg. 
Deszbalb reckt got dem freyen willen ain newe naclmolgende gnad vnd behuoet 
(d),. daz er dteselb annemen vnd sich domit in erlanngter angenaemer gnad er- 
rettc, dasselb ist fiinfte gnad. So aber freyer will solhe hilff vnnd behuoet nit 
annymbt, alszdenn fellt (e) er widerumb in sein vorig vnnd noch groesser vbel. 
Daraus er abermals nit kommen mag on newe hilff vnd vorlawffende, mitlawf- 
fende vnnd nachlawffende gnad. die dem menschen albeg vorsteet alslang er hye 
lebt, widerumb zuo erlangen die angenaem gnad. Dieselb mag allzeit gepessert 
vnnd gemert werden, bis der mensch kumbtzuo vbernatiirlicher vndsexterlesster 
gnad ewiger saelikait. Darumb ist albeg not daz dem freyen willen anhang vnd 
nactraolig die funfft gnad, genant preseruatiua (f), dadurch der mensch beleib in 
guotern wesen, so er mit vorigen gnaden erlangt hat. Domit er nit widerumb 
falle aus gerechtikait in vnrecht, aws gnad in vngnad gots. Dise gnad ist hie 
allain von got, doch mueessen wir vnsern freyen willen fleissiklich daran hengen, 
alszdenn verhueett vns dieselb gnad zuo vnserm hayl. Solh behuoet verleicht got 
in sondern gnaden auf embsig fiirsorg vnd fleissig pete des menschens, welh sorg 
vnd pete beschiecht durch gotliche hilf, die mitlawfft neben des freyen willen, 
der in disen dreyen gnaden mitwiircht (g). Aber im abfal (h) von gotlichen gna- 
den wiircht allain der frey will vnd sonst nyemants. Dcszhalb mag der mensch 
seinn vnfal nyemants bezeyhen (i) dann sichselbs. 

(a f nachlauf. im d. et sieh. . 3. e. (b \villigung. sieh. 42. . 6. h. (c ^ oben. 
sieh. 42. . 4. et . 7. per tot. (d J helmet, sieh. a. et im f. (e f fellt. Ro. 6. 
ant. fin. servire immundicie et iniquilati ad iniquitalem. vom andern fal des men- 
schens. im h. et im . 16. d. et sieh. 25. $. 9. c. et 32. . 5. g. et . 6. d. et 34. 
. 6- d. et sieh. 36. . 11. c. et im 48. . 10. c. et . 12- b. et 53. . 1. f. et im 56- 
. 6. i. et 59. 5. 2. a. et 66. . 4. d. et 74. g. 8. k. (f f preseruatiua. sieh. d. et 
sieh. . 3. e. et im . 16. c. et f. (g J mitwiircht. sieh. . 12. f. et im 56. . 6. k. 
(h ^ abfal. sieh e. (i f zeihen. sieh. 20. . 6. m. 

XVI. 5 Diser vnderschid seinn vil geschicht in heyliger schrifft, der jch drey 
hiemit anzaig. Ains ist in der parabel des phariseyer (a) vnd offen sunders. Der 
yeder het gesiindigt vnnd was durch vorlawffennde gnad ermont (b) hinauf in tern- 
pel zegeen vnnd zepeten. Solher vorlawffender gnad vnd ermonung haben sy bed 
geuoligt vnnd seinn darauf aws freyem willen mit mitlawffender hilfgottesjn 
tempel kommen, daselbs gepet vnd sich in guote werch vnnd nachuolgende ange- 
naeme gnad geschickht. Aber in der vernueettunden (c) genad seinn jr beder 
freyer will vnnd lieb voneinannder gespallten. Der Phariseyer hatseinen willen 
vnnd lieb zw sichselfas gekert in hochfart vnd verachtung seines nagsten, spre- 
chend. Jch danck got daz jch nit bin wie ander lewt, rawber, eeprecher, vnge- 
recht oder bald wie diser offner sunder. Darumb hat er nitverhueet der erlang- 
ten angenaemen gnad, sonder dieselb mit sambt andern gnaden aws seimm ver- 
kherten aygen willen verworcht vnd verloren, dadurch er in siind vnd vbel ge- 
fallen (d) ist. Aber der offen sunder hat vorlawffende gnad vnd mitlawffende 
hilf wol angelegt vnd sich mit freyem willen gechickt zuo nachlawffender ange- 
naemer gnad gots vnd zuo guoten werchen, sein lieb vnd freyen willen wider sich 
selbs zuo got gekert vnd in nachlawffender gnad geyebt, nemlich an die prust ge- 
klopfft, seinn siind beklagt, von got gnad begert, die er jme verlihen hat, dadurch 



VON GOTLICHEN GNADEN IN GEMAIN. 313 

er rechtfertig auch got angenaem vnd geucllig worden ist, wie im ewangelj (e) 
von jm geschriben steet. Der pueesser moecbt aber seinn willen von angenae- 
mer gnad fiirter verkeren vnd abermals in vbel fallen. Deszhalb ist not ainer 
sondern gnad, dadurch der mensch in angenaemer gnad verharren moeg vnd dar- 
jnn verhueet (f) werde. Deszhalb petten wir. fueer vns nit ein in versuoe- 
chung (g). Daun gottliche behuoet ist albeg nahend vmb den menschen, der in 
scimm freyen willen mag annenien jhene gnad, mit der jne got vcrhueett oder 
hilfft das poes zerneiden vnd das guot zeuolfueeren vnnd dadurch erlangen ewig 
hayl, das ist sexte (h) gnad. 

(a ^ phariseyer. Luce. 18. sieh. 42. 6. i. (b f ermont. sieh g. I.e. (c J huet- 
lunden. sieh . 15. f. (d 5 gefallen. sieh . 15. e. (e J ewangelj. Luce. 18. (f f ver- 
huett. sieh. J.15. f. (g 5 versuchung. Mat. 6. sieh. 33. . 8. f. (h J sext. sieh. .3. f. 

XVII. f Das ander geschicht vnderscbidlicber gnaden ist beschehen mit 
Nabuchodonosor vud Pharaone (a). Naturbalb seinn sy bed menschen gewesen, 
nach der wierd bed koenig vnd in der scbuld gleicb. yeder hat das jiidisch volckh 
gefangen besessen. Sy bed seinn aucb in diser straff vergleicht. Dann sy bed in 
widerwaerlikait got ermont hat, aber im ennde seinn sy vngleich worden. Gott- 
liche gnad ist auf sy bed geflossen on erwelung der person, aber dieselben per- 
sonen haben solhen einflus nit gleich angenomen. Wie der regen (b) ainn guo- 
ten acker bas friichtig, ainn poesen acker bas vnfriichtig macht. die aynig Sonn das 
wax(c) waich oder den laym hertt macht, also hat gotlicher einfluss verhenngt (d), 
daz dadurch ainer kommen ist zuo puoes, der ander in vngeduld gefallen. Na- 
buchodonosor (e) do Er gottes gaysel empfunden als ain vorlawffende ermonung, 
hat er dieselb frey willicklich angenomen vnd sein miszhandlung bekennt, dar- 
u'ber puoes bestanden, dadurch gnad erlangt vnd got angenaem worden. Der- 
gleichen was pharao (f) auch ermont, aber die ermonung nit angenomen, sonder 
seinn aigen willen in vngeduld gebrawcht vnd die mitlauffend gnad gots ver- 
sawmbt, deszhalb sein hertz in poszhait erherttend (g) vnd der gotlichen nach- 
lauffenden gnad vnfaehig oder vnwirdig gewesen ist. Hiebei findestu, daz der 
pesst artzt (h) Got bed koenig geertzent hat mit ainer ermonung vnd artzney der 
widerwaertikait (i). Jr yedes freiem willen hat got helffen wellen mit sonderr 
gnad, zuo erlangen die angenaem gnad. Solhe ermonung vnd hilff ist ainem ge- 
digen zuo hayl (k), dem anndern zuo vbel, dasselb vbel nit Got, sonder dem ver- 
kerten willen pharaonis zuoezemessen ist. Dritt exempel ist in Petro vnd Juda, 
dauon oben (1) gemelldet ist. Petrus hat seinn willen wol gefueert vnnd an got- 
liche gnad gehenngt. Judas hat seinn willen aygen gemacht, daraus sein ver- 
damnuss kumbt. Dergestalt steet des menschens hayl oder sayl an seinem wil- 
len. Jst derselb guot vnd frey, alszdenn gedeicht er zuom hayl. Jst aber der 
will poes vnd aygen, so fueert er den menschen zuo verdambnuss. Aws allem 
obuerschribem erscheint, daz Got dem menschen freyen willen geben vnnd zuoe- 
geordent hat, daz er dadurch solt awfkummen zuo hoeherem stand vber sein 
natur zuo sexier (m) gnad. got hat auch denselben freyen willen in solher natur 
vnnd aygenschafft(n) geschickt gemacht, daz er mit gotlicher hilff vnd seinem zuo- 
thuon mag vnd sol frey vnd guot bleiben, on welhe hilff vnd zuoethuon derselb 
will aigen vnd poes beleibt. Daneben hat got dem menschen fiirgezaygt sonder 
gnad, benenntlich syben gab des heiligen geist, in denen der mensch seinn freyen 
willen brawchen vnd yeben (o) auch domit Got loben sol, dauon hernach voligt. 

(a f pharao. im f. et sieh. 39. . 2. m. (b f regen. sieh. 27. 5. 3. b. (c f wax. 
sieh. 36. g. 13. 1. (d f verhengt. sieh. . 11. b. (e f nabuchodo. Dani. 4. im 53. 



314 V1ERUNDV1ERTZ1GIST CAPITEL 

. 3. c. (f f pharao. sieh. a. el sieh. 39. . 2. a. et im 72. . 8. d. (g J hertlendt. 
Exo. 1. in prin. indurabo cor ejus. sieh. 36. . 12. 1. (h f artzt. im 58. . 2. c. 
(i j widerwarlikait. sieh. 39. . 6. g. (k 5 hayl. sieh. 18. . 6. f. (1 5 oben. sieh. 
42. . 8. a. et c. (ra J sexier, sieh. . 3. f. (n f aigenschafft. sieh. . 1. k. (o J 
yeben. sieh. 35. $. 7 o. 



V1ERUNDVJERZ.IGIST CAPITEL 

Von soudern gnadeii Iielllgg geistes. 

I. Wie in goltes idea (a), als in aimm exemplar, von ewikait alle creator 
geslanden, also seinn auch all vnd yglich tugcnt von ewikait in gottlichem gemueet, 
vnd fliessen (b) aus got in das gcschoepff, sonderlicb auf die menschen, denen got, 
nach gleichnuss seiner gotlicheu tugent, new tugent (c) beschafft, reckt vnnd gibt 
souerr sy dieselben annemen. Got allain wurcht im menschen die tugent, das 
ist ain guote aigenschafft des gemueets, dadurch der mensch recht lebt vnd in 
jmselbs toelt seine glid (d), ncmlich siindige gier die do kumbt aus raytzung des 
fleiscb. Darumb sol sieh der mensch got vnnderwcrffen. auf das er vom fleisch 
erledigt vnd geschickl wcrde, von gotlichcm einfluss die tugent zuo ewpfahen 
vnd sieh alszdenn mit gotlichen tugenlen zeucrgleichen. Jm anfang wil jch sagen 

-von vier sytigen oder angellugenten, in denen menschlicher geist seinn gebiirli- 
chen gang hat im fleisch wie ain tu'r in vier angulen. Dieselben tugent werden 
bedeyt bey vier engeln (e), die .da steen auf vier angeln oder orten diser weld, 
vnd erhallteri, daz die vier wind, nemlich die vier fleischlich vngestueemb, nit 
vmbplasen vns jrdische menschen. Daraus zemerkhen daz des menschens fleisch 
zesampachen ist aus vier elementen (f), deszhalb der mensch genaygt ist zuo vier 
poesen begieren, aws fewer zuo zorn, aus luft (g) zuo fraszhait, aus wasser zuo 
vnkeysch, aus erde zuo traghait. Wider dieselben vier poes gier des fleisch, hat 
got geordent vier sytig tugent, benenntlich gerechtikait, weiszhait, maessikait vnd 
sterckh. auch daneben drey hawp tugent, glawb, hoffnung vnnd lieb. Dann der 
mensch hat noch drey (h) poes naygung aus seinim geist, benenntlich zuo hoch- 
fart, zuo geytz vnd neyd. Dieselben drew vbel haben auch die dewfel. Wider 
bestymbt syben poes naygung verleicht heiliger geist siben gnaedig gab. die esaias 
(i) nennet den geist der weyszhait vnd des verstannds, den geist des rats vnd der 
sterckb, den geist der kunst vnd gueetikait, zuo lesst den geist der gotsforcht. Wer 
dieselben syben gab annymbt, der erlangt von got die syben gnad oder saelikait vnd 
nach diesem toedlichen leben dort die acht vnd ewig saelikait. von denselben acht 
saelikaiten rcdet der herr im eyangelj (k). 

(a f idea. sieh. 19. . 1. c. (b J fliessen. sieh. 5. . 2. b. et 21. . 4. a. (c J 
tugent. sieh. 10. . 10. c. et 35. . 2. e. et . 11. e. et im 67. . 2. a. (d J glid. 
Collo. 3. in prin. sieh. 35. . 3. e. (e f engeln. Apo. 7. in prin. vidi quatuor an- 
gelos stantes super quatuor angulos terrae. tenentes quatuor ventos. (f f element, 
sieh. 21. . 6. g. et 41. . 1. f. et im 57. . 3. a. et . 5. d. et im 60. . 5. b. (g ^ 
lufft. im . 8. a. (h f drey. sieh. 1. . 3. b. et 25. . 9. b. (i f gab. Esa. 11. in 
prin. sieh. 31. $. 1. i. (k.'J Ewangelj. Mat. 5. in prin. 

II. f Erstlich wider die hochfart (die ist anfang (a) alles vbels) verleicht 
heiliger geist die gab der forcht (b), dadurch wir diemueetig werden. Wer die- 



VON SONDERN GNADEN HEILIGS GEISTES. 315 

selb forcht empfacht, der erlangt erste saelikail, nach laut des ewangclj. Saelig 
seinn die armen (c) des geisles, dann ir ist das reich der bimel. Die armen des 
geistes seinn diemueelig (d) vnd gotsforchtig lewt, die weder fleischlicher wollust, 
noch zeytlichs reychtumbs, noch weltlicher hochait achten. Ja sy verachten sich 
sclbs vnd erkennen (e) jr aigene nichtikait. Sy fiirchten allain got vnd sorgen 
ausserhalb got vmb nichte. Solh lewt seinn saelig vnd erraichen ersten staffel 
gen himel. (') Der weis ncnnt jhenen menschen saelig (f) der albeg gegen got 
forchtig ist. Doch nach lere Augustini, sol der rnensch mer fiirchten zebelaidigen 
got als seinn gueetigen (g) herren, dann als seinn strenngen richter. Dem men- 
schen sol beswaerlicher sein, daz er rnit seiner siind got belaidigt, dann daz er hel- 
lisch pein vcrdient hab. ( 2 ) Er sol mcr sorgen zebehalltcn gottes huld vnd gnad, 
dann zefliehcn gotes straff. Entlich ain rechler Christ hat gegen Got kindliche, 
nit knechtliche forcht, von der hernach (h) mer geredt wirt. 

(a f anfang. eccli. 10. sieh. 36. . 10. a. (b f forcht. sieh. in prolog. . 1. a. 
et im . 12. b. (c 5 armen. Mat. 5. beati pauperes spiritu. im 97. . 6. d. (d J 
diemiielig. sieb. 14. . 8. a. et im 79. . 6. d. (e J kennen. sieh. 29. . 11. b. et 
30. . 5. a. et 49. . 3. f. (f f selig. prouer. 28. in med. beatus homo qui semper 
cst pavidus. im 89- 11. g- (g f giietigen. de peni. dis. 7. nullus. sieh. 1. . 3. i. 
(h f hernach. im . 9. i. et . 10. per tot. 

III. f Die ander gab heiligs geistes ist wider den neyd(a) die gueetikait, da- 
durch ainer niitsarn (b) wirt gegen seiinm nagsten. Wer sich jnwendig nit laesst 
betrueeben vnd auswendig kain pittere vngeduld erzaigt, derselb ist mitsam. Er 
belt sich gegen seinem obrern gehorsamlicb, gegen seinem gleichen freuntlich vnd 
gegen seinem vnderthan liederlich. Solh mitsam vnd gueetig lewt seinn in got 
albeg froelich, nach zeugknusz des propheten (c). Mitsam iewt pflegen darzethuon 
1'reyd im herren vnd arme menschen erfreyen sich im heiligen got. Die mitsamen 
haben albeg ain ruoesam hertz, vnd wie der neyd ain vnrueehigs (d) vbel vnnd 
vol toedlichs giffts auch ain stinckende feiil der gepain ist, dagegen ist die mit- 
samkait ain gesundhait des hertzens vnnd ain leben des fleisch. Darauf spricht 
der herr. Saelig (e) seinn mitsam leiit, sy werden besitzen die erde. Dabey ist 
zeuersteen. daz sy mit ruoe vnd sitten brauchen werden jre zeitliche gueeter, so 
die neidigen mit muee vnd vnral jnnhaben. Bed jetz gemelt tugent diemuoet 
vnd mitsamkeit, hat vns Cristus sonderlich gepoten von jm abzenemen vnd zeler- 
rien, do er sprach. Lernt(f) von mir, dannjch bin mitsam vnd diemueetigs hertzens, 
alsdenn werdt jr finden ruoe ewrcn hertzen. ( 3 ) 

(a f neyd. im 48. . 8. g. (b f mitsam. im. e. (c f propheten. Esa. 29. ant. 
fin. addent mites in domino laetitiam. (d 5 vnruehigs. Jaco. 3. inquietum malum. 
prouer. 14. in fln. putredo ossium invidia. im 51. . 3. c. (e 5 selig. mat. 5. sieh. 
b. (f f lernet. mat. 11. in fin. im 56. . 2. g. 

( l Uber die Armuth im Geiste vergleiche man : Taulers Nachfolge des armen Lebens 
Christi. Frankf. 1833. Dann die II. Predigt am 12. Sonntag nach Trinitatis. S. Thl. II. 
|>ag. 348. 

( 3 Die allegirte Stelle in dem Decrete Gratians aus dem Buche: de vera et falsa poeni- 
lentia cap. 17 u. 18. torn. VI. im Appendix pag. 236. lautet : Non itaque in solo timore vivit 
homo. Quern ergo sero poenitet, oportet non solum timereDeum judicem,.sed et justum dili- 
gere: non timeatur pro poena, sed ametur pro gloria. 

( 3 ,,Das ist cine wahre lautere Demuth, und ein ganzes Verlaugnen seiner selbst, in aller 
eigenen Weise, in Geist und in Natur, und dass er -wahrlich von sich selbst nichts halte, 
noch von allem dem, -was er getban hat und noch thun mag, und sich zumal vor nichts halte, 
was er auch ist; denn, ist da viel Gutes, das ist zumal Gottes, und des Menschen nicht. In 
dicsen Grund der Demuth musst du wahrlich kommen, spllen anders deine geistlichen Augen 
selig werden. Dieselbe Regel hat Gottes Sohn Jesus Christus unser Herr zulelzt alien seinen 
Ausenvahlten gelassen, da er sprach: Lernet von mir, denn ich bin sanftmiithig, und von 



316 VIERUNDVIERTZIGIST CAP1TEL 

IV. 5 Driltc (a) gab ist der geist des weysen rates. Dauon Jacobus schreibt. 
Die weiszhait von oben herab (b) ist vol mit parmhertzikait vnd guoten friichten. 
Durch denselben dcs heiligen geistes gegeben rat (c), wirt ainer aufmerckig zebe- 
denckhen. daz jme got gnad vnd zeytliche gueeter gibt, dieselben nit aus geytz (d) 
zebehalltcn oder mit wollust zeuerthuon, sounder zuo gottes ere vnd nutz des 
nagsten trewlich anzelegen, domit er sey ain getrewer(e) vnnd weyser ausztailer. 
Alszdenn erlangt er die saelikait. lawt des Ewangelj. Saelig seinn die parmhertzi- 
gen (f), dann sy werden parmhertzigkait erlangen. Solhen geist des rats hat gehabt 
vnd weislich than jhener schaffer, der den scbuldnern vil nachlieszvnd deszhalb von 
seimm herren, als ain weyser knecht, gelobt (g) ward, vnnd sleet geschriben. Wer 
genaigt (h) ist zuo parrahertzikait, der wirt gesegent. Diser rat von dem hiebey 
meldung beschiecht, ist wie wir in zeitlichen gueetern das poes moegen empfliehen 
vnd das guot erlangen. Vnd ist nit albeg not dem rat der armuoet (i) zeuolgen, 
sonderlich in swaeren vnd herlten sachen. Auszgenomen die volkoemen (k) sein 
wellcn vnd sich williklich in armuoet, als in ainn closterstand, ergeben, mueessen in 
solhem angenomen rat beleiben. 

(a 5 drittc. im . 6. c. (b f herab. Jaco. 3. in fln. (c f rat. im . 9. b. (d 5 
geylz. sieh. 15. . 6. c. et im 48. . 8. e. (e ^ trewer. Luce. 12. im 87. . 9. a. 
(f parmhertzigen. Mat. 5. beati misericordes. im . 6. d. (g f lobt. Luce. 16. post 
prin. laudavit villicum iniquitatis. (h genaigt. prouer. 16. post prin. (i 5 armuet. 
im 51. . 10. e. (k f volkommeu. sieh. 4. . 12. a. et im 97. . 8. a. 

V. 5 Zum vierden wider den zorn (a) der aus hylz des fleisch kumbt vnnd 
vnsiniger (b) weis zuoegleicht ist, gibt vns heiliger geist die gnad der kunst (c) der 
geduld, domit wir beschaidenbait lernen. Hiebey seinn nit zeuersteen die kunst 
so man auf hohen schuolen lernet, wiewol dieselben auch gottes gaben seinn, aber 
sy gedeihen nil on mittel zuo saelikait, als die kunst von der wir yetz reden, so ain 
tugent ist des glaubs, daraus wir lernen, poesz (d) zelassen vnd guots zeuolbringen. 
Deszgleychs nach sand pauls lere, wie wir in diser weld on tadel in rainikait leben, 
auch ainfaltige vnd vnstrafmaessige kind gots sein, koeunen, auch daneben lernen, 
wie wir mitten (e)vnder dem argen gesind vnd verkerlem geslaechtwonen moegen. 
Der gestallt wonet heiliger geist zuo zeiten vnder poesen lewten. 

(a f zorn. sieh. 25. . 9. e. et im 48. . 8. f. (b 5 vnsyniger. eccli. 27. in fin. 
ira et furor utraque execrabilia sunt, sieh. 32. . 5. b. (c 5 kunst. im . 6. a. (d f pos. 
sieh. 1. . 3. a. (e f mitten. Phil. 2. post prin. in medio nacionis pravae. sieh. 3- 
. 6. f. et sieh. 6- . 4. g. et 7. i. et sieh. 30. $. 5. d. et im 79. . 3. d. 

VI. f Daz aber vnder verkertem volck, als vnder ketzern oder ander vnglau- 
bigen, nemblich daz ditsmals die waren Christen vnder Lutherischen tewtschen, 
fuoglich wonen vnd etwas fruchtbers schaffen moegen, seinn not dreier sachen. 
Erstlich daz die geistlichen guot exempel vortragen. Zum andern daz geistlich 
vnd weltlich war Gristen jre zeitliche gueeter nit sparen zuo rettung wares glawbs 
vnd zuo vnderweisung der jrrigen ainfaltigen lewt. Zum dritten daz denselben 
verfueerten lewten werde geben haylsame lere vnd die ketzerisch widerwaertig 
fals lere mit grund vnd guoten syten , abgelaint. ( 4 ) Welh solhe kunst (a) vnd 
beschaidenhait vom heiligen geist annemen, denselben gibt got der herr guoten 

Herzen demiithig. Diess sind zwei Gespielen und zwei Schwestern, die allewege mit einander 
seyn, und mit einander laufen sollen. Denn wo die eine im Grunde ist, da muss auch die 
andere von Noth seyn." Tauler, II. Predigt am 13 Sonntag nach Trinitatis 1. c. pag. 357. 

(4 Tertium quod iidem errantes sana doctrina imbuantur et haeretica falsa doctrina docu- 
mento stabili et discretione bona abigatur. B. 



VON SONDERN GNADEN HEILIGS GEISTES. 317 

trost, sprechend. Saelig seinn die laid tragen, danri sy werden getroest. Bits 
laid haben jhen die in jrer gwissen erlernl vnd in cristenlichem glawb wol koen- 
dig seinn, dieselben erkennen, daz die siind wider got, das vbel wider das guot, 
vnd laster wider ere ist, dadurcb fallen sy in traurikait, nachdem yede tugent 
fiircht jr gegenparthej, als frid fleucht vnfrid, gesund basst kranckhait vnd derglei- 
chen. Solher gestalt trawert ain kiindiger menscb vber die siind, mit denen er 
vnd sein nagster got belaidigt haben. Daraus eruolgt drifach laid. Erstlicb 
trawert er vber sein aigen siind, an denen er miszuallen vnnd rew (b) hat, vmb 
daz sy an jnselbs poes vnnd wider das guot seinn. Dises ist der puoess anfang. 
Zum andern ist ainen khiindigen Christen layd, daz er mit seinen siinden got be- 
laidigt hat, dises ist das dritt (c) werch der saeligkhait. Zum dritten tregt er layd 
vnd mitleiden vber seines nagsten vngefell dasselb ist mennschlicbe parmhertzig- 
kait (d). vnnd yeiner ainer in Christennlichen gesetzen kan, dest mer hat Er vber 
die siind laid vnd smertzen. Geschriben stet. Wer die kunst (e) meret, der mert 
auch den smerfzen. Dann durch die kunst wirt ainer erjnndert seines aigens vbel. 
daz er wider sich got erziirnt hat. Daraus wirt er leichtlicb bewegt seinem feind 
zeuergeben vnd alien zorn fallen zelassen, auf das got seinen zorn gegen jme 
auch genediklich aufhebe. 

(a f kunst. Mat. 5. beati qui lugent. im e. et sieh. . 5. c. et sieh. 12. 5- 7. d. 
(b rew. im 72. . 1. a. (c J dritt. sieh. . 4. a. (d <J" parmhertzikait. s. . 4. f. 
(e kunst. Eccles. 1. in fin. addit scientiam: addit et laborem. sieh. a. 

VII. f Fiinfte gab heyligs geistes ist die sterckh wider traghait (a),, die aus 
swaerem fleisch vnd erde kumbt. dawider wir vns mit gantzer sterckh vnd vnuer- 
drossener arbaitstaeligsvben (b) sollen, zuoerlangen dieverhaissensaelikaitChristi. 
Saelig seinn die do hungert vnd diirst nach der gerechtikait (c) (das ist albeg recht 
zelhuon) dann dieselben werden ersettigt. Darauf die gepererin Cristi bekent. got 
hab die hungrigen (d) erfiillt mit guoten dingen. Desgleichs eruodert der pro- 
phet (e) all diirstig, zekomen zum wasser, daselbs werde ir sel erfreyd. Wer also 
mil starckhem gemueet verhart zeuolbringen werch der gerechtikait, der gewingt 
dorinn ainn lust, derselh lust ist ain saelikait hie vnd dort. Nachdem zwischen 
got vnd der gerechtikait kain ander mittel ist dann die saelikait. 

(a f traghait. sieh. 36. . 5. m. et . 9. e. et . 10. o. et im 48. . 8. d. et im 
52. . 1. c. et im 77- . 13. a. (b <f vben. sieh. 35. $. 7. c. (c } rechtikait. Mat. 5. 
beati qui esuriuiit justitiam. (d ^ hungrigen. Luce.'l. esurientes implevit bonis. sieh= 
4. . 12. e. (e prophet. Esa. 55. in prin. 

V11I. ^ Sexte gab heiligs geistes ist der verstand vnd rainikait des herfzens, 
dadurch vermiten bleibe die fraszhait (a). Dieselb kumbt awsmm luft, der vrsacht, 
durch mittel des fewrs, menschlichen leib zeuerzeren (b) vnd widerumb zefiillen. 
Daraus entsteet lust zuo essen, trincken vnd zuo aller fiillerey, welhe fraszhait 
gemainklich vertunckelt menschlichen verstand vnd macht vnrain das hertz. Der 
verstand sol nit allain im him sonder auch im herlzen (c) sein. Bainikait des 
hertzens macht guote schiklikdit im hyrrn. vnd spricht der weis. Jhener mensch 
ist saelig der in der weiszhait wonet vnd in seinen verporgen dingen verstaendig 
ist. Darauf stet im ewangelj. Saelig seinn die rainen des hertzens, dann sy wer- 
den got anschauen, nemlich hie im verstand erkennen (d), vnd dort in seiner glorj 
sehen. wie Paulus setzt. Wir sehen yelz got durch ainn spiegel (e) in verporg- 
ner rede, aber alszdenn werden wir anschawen von angesicht zuo angesicht. 



318 V1ERUNDVIERTZIGIST CAPITEL 

(a J fraszhait. sieh. . 1. g. et im 74. 5. 2. g. (b f verzeren. Deu. 9. in prin. 
ignis consumens. (c f hertzen. Eccli. 14. in fin. in abscondilis suis intelligens. Mat. 
5. sieh. 25. . 10. o. (d J kennen. Johan. 17. in prin. sieh. 30. . 7. f. (e ^ spie- 
gel. 1. Cor. 13. in fin. sieh. 7. . 3. i. et im 45. . 3. e. et im 46. . 5. a. 

IX. ^ Zum sibenden. wider vnkeyschait(a), die herflewst ausmm element des 
wassers vnd aws gailer fewchlikait, die im menschen berscht vnd in jme den weis- 
tbumb auslescht, verleicht heyliger geist die gab gottlicber weiszhail(b), domit dor 
mensch wol bedacbt vnd in seimm thuon zeitig sey. Sonderlich daz er zwischen 
seinem fleisch vnd geist keyschen frid (c) halte, nacbdem die vnkeyscb verplendt 
die weiszhait vnd fasst widerwaertig ist dem geist. der nacb vnkeyscbem werch 
natiirlicb empfindt ain beswaerauss. Ja (wie der weis (d) sagt) die weiszhait gi;et 
nit in ain vnkeysche sel, dann der guot geist flewcbt vnraine wcrcb vnd wirt ge- 
peinigt von zuofallender poszhait. Darauf schreibt jacobus. Die weiszhail, so 
von oben herkumbt, ist anfangs gescbaemig (e) vnd keysch, darnach fridsam vnd 
maessig. Jtem Job. Des poesen menschen liecbt vnd obere Intern wirt in jm 
ausgelescbt vnd verdunkhelt in seinem tabernakel. Darumb verlroest Cristus die 
fridsamen (f). Saelig zesein vnd kind (g) gottes zewerden, nacbdem sy ir fleiscb in 
gehorsam gegen dem geist erbalten vnd also in jnselbs auswendig gegen irem nag- 
sten in frid beleiben. Solb lewt die jnwendig zwiscben fleiscb vnd geist guoeten 
frid haben, das ist keyschlicb leben, vnd sieh auswendig bey der weld zuo vnfrid 
nit bewegen lassen, seinn billich genennt kinde gottes. der ewiger vnd unzer- 
trenlicher frid ist. Jn obbeschriben siben artickeln seinn eingeleibt siben saeli- 
kait. Von acbler vnd ewiger saelikait wirt etwas hieunden (h) angezaigt. Oben 
(i) beschiecht meldung von der forcht, dcrselben seinn sex, also benent, natiir- 
lich, klainmueetig, knechtlish, miltelmaessig (kj, kindlich vnd loblich. ( D ) 

(a ^ vnkeysch. im 51. . 3. e. (b ^ weiszhait. sieh. . 4. c. (c f frid. im f. 
(d 5 weis. Sap. 1. in prin. in malivolam animam non introibit sapientia. sieh. 14. 5.8.11. 
(e J schiimig. Jaco. 3. in fin. im 73. . 12. a. (f f fridsamen. Mat. 5. beali pncilici. 
sieh. c. et sieh. 13. - 5. a. (g ^ kind. sieh. 10. . 11. e. (h f vnden. im 87. . 2. 
d. (i J oben. sieh. . 2. b. (k miltel. im . 11. b. 

( Es diiiTte inleressant seyn eine Stelle aus Taulcrs Prcdiglcn iibcr diesen Gcgensland 
an/ufuhren. Er sagt: ,,Die erste Gahe ist giiUliche Furcht, denn die ist ein sichercr und be- 
wahrter Anfang, um lu der allerhochslen Vollkommenheit zu kommen; denn sic ist eine 
sichere, feste, slarke Mauer, den Menschen vor alien Gebrechen und Hindernissen /u behiilen. 
Darnach kommt eine anderc Gabe, das ist Sanrtmuth und Milde, dicselbe fiihrt den Men- 
schen in einen vie) hijhercn Grad, zu der hochsten "Wahrlteit. Denn die Gabe benimnil dem 
Menscben alle ungeordnete Schwcrmuth, die ihm dieFurcht einsenden, und ihn damit nieder- 
zieben mochte. Diess richtet die Sanftmulh wieder auf, und selzt den Menschen in eine gotl- 
liche Vertragsamkeit, von innen und von aussen, in alien Dingen. Sie benimmt dem Mensrhen 
Yerdrqssenhcit, Hnrtniickigkeit und alle Bitterkeit in sieh sclbst, und macht ihn Siinflmiilhig 
und giitig gegen seinen Nachsten in alien Dingen.... Darnach kommt die dritle Gabe, die den 
Menschen noch hb'her fiihrt, und diese drille heisst Kimst. Hier wird der Mensch gelehrt, 
wie er inwendig der Vermahnung und Warnung des heil. Geistes wahrnehmen soil; denn der 
Herr sprach: Wenn der heil. Geist kommt, so wird er cuch alle Wahrheit lehren, das sind 
alle Dinge, die der Mensch bedarf. ... AlleMenschen, die dieser Gabe des heil.Geistes folgen, 
werden (lurch ihn in die viertn Gabe eingefiihrt, die da heisst die giiUliche Starke. Aus dieser 
gottlichen Starke wirkten die heil. Martyrer, dass sie frohlich den Tod durch Gott litten. In 
diescr Gabe wird der Mensch so grossmiithig, dass er gern aller Menschen Werke vollbrachle 
und alle Dinge um Goltes willen litte. In dieser Gabe der Slarke vermag der Mensch \vun- 
derliche Dinge zu wirken.... Darnach kommt die fiinl'te Gabe Goltes, das ist der gb'ttliche 
Rath. In dieser Gabe bedarf der Mensch wohl des Rallies Gotles; denn ihm will Gott hier 
alles nehmcn, was er ihm zuvor alles gegeben hat. ... Hier wird der Mensch seiner selbst, 
in rechter, wahrer Gelassenheit. und vcrsinkt in den Grund des gottlichen Willens. . . . Dar- 
nach kommt die sechste und die siebente Gabe, das ist Verstandniss und schmockende Weis- 
heit. Diese zwo Gaben fiihren den Menschen recht in den Grund, bis in den eotllichen Ab- 
grund." II. Thl. pag. 141 140. 



VON SONDERN GNADEN HEILIGS GEISTES. 319 

X. f Die erst natu>lich forcht kumb aws ploedikaitmenschlichernatur, vnnd 
ist ain pen aufgelegt dem menscben von wegen der erbsiind. Dieselb forcht hat 
gehabt Adam (a) do er zuo got sprach. Jch bab mir geforcht nachdem ich nackend 
bin. Jlem Jsaac (b) hat geforcht seines lebens vnd desshalb nit wellen bekennen 
Rebecca m sein hawsfraw zesein. Also hat Jacob (c) fasst geforcht seinn bruodern 
Esau. Also hat Joseph (d) geforcht in judeam zeziehen, wie dann ain yder mensch 
natiirlicb fiircht seinn tod , pein vnd vngefell. Deszgleichs soelten wir natiirlich 
fiirchten das fegfewr (c). Dise forcht hat an sich genomen vnser hayler Jhesus (f), 
der natiirlich geforcht hat des tods smertz vnd deszhalb angehebt zetrauern vnd 
belrueebt zesein. Die ander forcht ist klainmueetig, so ainer seines guots oder 
leibs , seinn feind oder vngluckh fiircht aws klainmueetikait vnd verzagter weis. 
Also haben geforcht die kind Jsrahel, do sy gesehen, daz jnen die Egyptier (g) 
nachgeeylt haben, sprachen sy. Vil besser waere, wir hietten jnen gedient, dann 
zeslerben in der wueesst. Wider dise klainmueetige (h) forcht hat vns der herr 
ermont widerwaertikait bis inn tod nit zefiirchten. Dritte forcht ist knechtlich (i) 
so ainer zesiinden vnderlaesst aus forcht der straff, derhalb er in trawrikait felt. 
Dise forcht ist kain gab heiligs geistes, aber dadurch mag ainer bewegt (k) wer- 
den vnnd sich beraitten zum wege der kindlichen forcht. ( 6 ) Dauon der weis (1) 
sagt. Die forchtigen koemen zuo gedaechtnuss irer siind. Sy werden mit graus- 
samer forcht betrueebt vnd seyften vor angsten. Sy fiirchten sich aws aigner lieb 
vnd nit aws lieb gots. Darumb wer in knechtlicher forcht beleibt vnd zuo guo- 
tem nit bewegt wirt, der ist aufmm wege der verdamnusz. laut heiligerschrift (rn). 
Der forchtsamen vnd vnglaubigen tail wirt sein im teych der mit fewr vnd swe- 
be! prinnet. 

(a ^ Adam. gene. 3. (b j Jsaac. gene. 26. (c J Jacob, gen. 32. (d f Joseph. 
Mat. 2. in fin. timuit illo ire. (e J fegfewr. im 80. . 9. b. et 81. . 7. c. et 82. 
. 4. 1. (f J Jhesus. Mat. 26. in med. coepit contristari et moestus esse. sieh. 10. 
. 12. k. et im 72. . 4. d. (g ^ Egyptier. Exo. 14. post prin. (h f klainmuetig. 
Mat. 10. post med. nolite timere. im 61. . 4. a. et im 75. . 4. d. et 97. . 5. f. 
(i ^ knechtlich. sieh. 1. . 3. e. et im 46. . 5. 1. et 48. . 11. a. et c. et e. et imSO. 
. 5. I. et 52. 6. c. et 72. $. 2. f. (k f bewegt. im 71. . 1. b. (1 J weis. Sap. 4. 
in fin. et Sap. 5. in prin. (m J schrift Apo. 21. . post prin. 

XL ^ Darumb sollen die knechtfortigen anheben Got kindlich zefurcbten. 
Solh furchlen ist ain anfang (a) der weiszhait. Dasselb anheben ist vierde vnd 
mittcre (b) forcht jhener die noch in angsten seinn der pein, von wegen vergannge- 
ner siind , vnnd wellen numals aufhoeren zesiindigen vnd nach irem vermoegen 
got nymer belaydigen. Sy seinn aber noch nit in rechter lieb , sender neben der 
lieb gots. Dieselb lieb mag wol steen neben diser mittern forcht vnd gar in kind- 
licher forcht, aber nit in, noch neben knechtlicher forcht, nachdem dieselb forcbt 
nit ist in ordenlicher lieb, sender die volkomen lieb vertreibt knechtliche forcht. 
Doch sagt Augustinusdaz knechtliche forcht inn menschen anfaenklich fueere wie 
ain nadel (c) den faden in die nadt fueert, alspald der faden hinein kumbt, ist die 
nadel heraws. Dergleichen alszpald goltes lieb in forchtigen menschen kumbt, 
vonstundan ist knechlliche forcht hindurch vnd ausgetriben vnd an jr slat kind- 
liche forcht hineingezogen. Dieselb forcht behelt beyjr die lieb gots, dielaesst 

( s Timor quasi locum praeparat carilati. Cum autem coeperil carilas habitarc, pellitur 
timor qui ei praeparavit locum. Quantum enim ilia crescit, ille decrescit; et quantum ilia 
fit interior, timor pellitur Coras. Major caritas, minor limor: minor caritas, major limor. St. 
August. Tract. IX. in Epist. Joan. torn. III. p. II. pag. 888. Timor servus est, caritas libera 
est; et m sic dicamus, limor est servus cariiatis. De verb. Apost. torn. Y- pag. 7S6. 



320 V1ERUNDVIERTZIGIST CAP1TEL. 

knechtlich forcbt nymer imm menschen regieren. ( 7 ) Wie Johannes schreibt. Die 
forcht (benentlich knechtliche) ist nit in der lieb. Dann volkhomene lieb treibt (d) aws 
dieselb forcht. Darumb dise mittere forcht (die zwischen knechtlicher ynd kind- 
licher forcbt stet) zwayawgen hat. mit ainem schawtsyauf die pen, mit anderm 
awg auf got. Des zw beyspil, seinn zwayer plinden (e) awgen durch Christum 
aufthan. Dauon die schrift (f) sagt. Sy seinn eingelassen in forcht, darauf ha- 
ben sy got die ere geben. 

(a f anfang. Eccli. 1. in med. Jniciuin sapicntiae timor domini. (b f mittere. 
sieh. $. 9. k. et sieh. 42. . 7. e. et im 72. . 1. g. et . 2. e. (c f nadel. (d f 
treibt. 1. Job. 4. ant. fin. sieh. 39. $. 2. d. el im 80. . 9. e. (e f plinden. Mat. 9. 
ant. Gn. im 45. .8. a. (f J schrift. Apo. 11. post. med. 

XII. f Fiinfte forcht ist genent kindlich (a), vnd gepoten als ain gab (b) hei- 
ligs geistes. dadurch der mensch fiircht got zebelaidigen vnd von seinn gotlichen 
gnaden geschiden zewerden. Dise forcht ist genent kindlich, vmb das ain yeder 
schuldig ist sein vater (c) vnd rnuoeter zefurchten, sonderlich Got den Vater. als 
geschriben slet. Du wirdest fiirchten got (d) deinen herren vnd allain demselben 
dienen. von diser kindlichen forcht seinn zeuersteen nachuolgende wort des 
Psalters, (e) Jr solt dem herren dienen in forcht vnd erfreyt ew gegen jme mit 
erzitern. dann got der herr ist ain beuestigung jhener die jn fiirchten. Jlem mein 
hertz sol sieh erfreyen domit es deinen nom fiirchte. dann got die speis jhenen 
die jn fiirchten. Sexte forcht isl loblich vnd ain erbiettung zucht vnd ere , so die 
heiling im himel got beweisen. Dauon geschriben (f) stet. Jr solt den herren 
fiirchten vnd jme geben die ere. Jlem ir all heyling solt fiirchten den herren. 
dann kain abgang ist jhenen die got fiirchten. Dieselb forcht gots ist die glorj (g) 
vnd glorificierung, auch die freyd vnd kron die das hertz erfreyt, vnnd gibt freyd 
in die leng der taeg. Dann solhe heilige forcht wird ewigklich (h) beleiben. Be- 
slieslich erste natiirliche forcht ist bie ain puoes ploeden menschen vnd dort im 
fegfewer den selcn ain pain. Die annder klainmueetig forcht isl in verzagten lewt- 
ten. Dritte knechtliche forcht haben die poesen. Erschrockhen lewt haben die 
vierd mittermaessig forcht. vnnd frumm lewt haben fiinfte benentlich kindlicbe 
forcht. Sexte lobliche forcht ist zuo himel. 

(a J kindlich. sieh. 1. . 3. h. et im 46. . 5. k. et 48. g. 11. f. et im 83. 
. 3. b. (b ^ gab. sieh. . 2. b. (c J vater. Leui. 19. in prin. patrem et matrem 
timeat. (d ^ got. Deu. 6. in prin. et Deu. 10- in fin. im 46. . 5. n. et 47. . 3. e. 
et 78. . 10. i. (e f Psalters. Psl. 2. servile domino in timore. Psl. 24. firmamen- 
tum esl dominus limenlibus eum. Psl. 85. laetetur cormeum ul limeal nomen tuum. 
psl. 110. escam dedit timentibus se. im 74. 5. 6. e. (f 5 geschriben. Apo. 14. post 
prin. Psl. 33. in med. (g f glorj. Eccli. 1. post prin. (h f ewiklich. Psl. 18. in 
med. timor domini sancius permanens in saeculum saeculi. ( s ) 

( 7 Si autem nullus timor, non est qua inlret caritas. Sicut videmus per setam introduci 
Jinum, quando aliquid suitur, seta prius iiitrat, sed nisi exeat, non succedit linum; sic timor 
primo occupat menlem, non autem remanet timor, quia ideo intrarit, ut introduceret carita- 
tem. ... Occupet ergo cor tuum timor, ut iuducat caritatem. St. Aug. Tract. IX. in Epist. 
Joan. torn. 3. p. II. pag. 888. 

( 8 Der hi. Augustin und nach ihin Pelrus Lombardus haben stall: sancius, castus; der 
Sinn ist derselbe. Sieh. August, in der oben angefiihrten Stelle torn. HI. pag. 889. Petr. 
Lomb. III. lib. sent. dist. 34. 11. 7. Die Heilsamkeit der Furcht fiir den Sunder wurde rom 
Concil von Trient feierlich ausgesprochen. Sess. YI. Cap. 6 u. 13. Sieh. Klee. Dogmat. 
3 Bd. pag. 24. 



FUNFUNDVIERTZIGIST CAP1TEL VON DER LIEB IN GEMAIN. 321 
FUNFUNDVIERTZIGIST CAPITEL 

von der lieb iu gemain* 

I. Dieweil all mennscblich sacben grnndtlicb an.der lieb ligen, nemlicb was 
zelieben oder zehassen sey, deszhalb ist not etwas dauon zewissen vnd dariiber 
nach leng zeschreiben. Dann hoechste krafft ist freyer will (a) , der on mittel 
gepert lieb oder has, daran stet des menschens saelikait oder verdamnusz. Wie 
vrsprungklich dreyerlay (b) will, also ist auch dreyerlay lieb, nemlich jnwendig 
in got wiirchund , auswendig (c) von Got fliessund , vnd zuo lesst in verniiftige 
creator gegossen. Erste lieb ist got (d) selbs, die entspringt ewigklich aws gottes 
vaters person vnnd flewsst in die person gottes Suns, derselb liebt binwieder 
gotlichen valer mit seiner aigen lieb. Dann ist got selbs vnmaessige ewige lieb, 
so muoes auch Got geperen (e) ain andere vnmaessige person die er vnmaessigk- 
lich lieben moege, nachdem die lieb vnder zwayen oder mer personen sein muoes 
vnnd allain nit sein kann, sonder albeg aufs wenigist ainen gleichen gesellen haben 
will. Daraws erscheint, daz got aws jme die ander gotlich person gepert, awf 
das zwiscben beden personen vnmaessige lieb gevbet werde. Dieselb gotlich, 
ainig, ewig, vnmaessig lieb, ist jnwendig in der gothait dritte person, benentlich 
heiliger geist (f), der bed gotlich personen in "lieb ewiklich zesam fueegt. 
Derselb heylig geist flewsst (g) daneben herab in alle creatur, die Got aws lieb 
beschaefft vnd in lieb aufhebt. Dasselb ist die ander (h) vnd auswendig lieb aws 
got fliessend. Dadurch got all creatur beschaffen vnd sonderlich menschlich ge- 
slaecht erledigt hat, aucb zuo ewiger saelikait fueeren wil, als in Johanne stet. 
Jn deme erscheint (i) gottes lieb in vns, daz er seinen aingeporen Sun gesendthat 
in die weld, domit wir durch jne leben. Solhes alles gibt vns got von seinem hey- 
ligen geist, das ist, von seiner jnwendigen lieb durch sein awszwendige lieb. 

(a ^ will, im 49. . 4. h. (b <[ drey. sieh. 38. 5- 2. a. (c f awswendig. im h. 
(d J got. 1. Job. 4. deus charitas est. sieh. 5. . 2. f. et 22. . 6. a. (e f peren. 
sieh. 7. . 3. k. (f f geist. sieh. 7. . 8. b. (g J flewsst. im 5- 2. a. et sieh. 21. 
$. 4. a. (h 5 ander. sien. c. (i f scheint. 1. Job. 4. im 49. . 6. d. 

II. f Dritle gotlichelieb flewst aus gotes hertz, das ist awsjnwendiger lieb 
durch auswendige lieb herab in die hertz der menschen alsuil sy solher lieb faehig 
seinn, domit sy got vber all ding hiewieder lieben vnd ain auswendige pildnuss 
seinn jnwendiger lieb gottes. als geschriben stet. Gottes lieb ist awsgegossen (a) 
in vnsere hertz durch heyligen geist der vns gegeben ist vnnd hat sein gotliche lieb 
in vnsgeordennt. (b) lawt dits spruchs. Got hat sein lieb in mir geordent. Die- H 
selb menschlich lieb ist auch gotlich genennt vmb das sy aus got flewst vnd wider- i 
umb in got geordent sol werden. Aber der mensch mag sichselbs zuo gotlicher 
lieb, das ist zuo empfahen angenaeme gnad, nit schicken noch dieselb lieb in got 
ordneu on vorlawffende vnnd mitlawffende hilf gottes. Darumb wiircht hierinn 
heiliger geist, der begnadt vnd bewegt zuo ordenlicber lieb ainen ziichtigen men- 
schen der sieh ziehen (c) vnnd wol ordneu laesst. Welhe gnad vnnd bewegung 
heiligs geistes verloren an vnziigigen lewtten. Dergestalt stet solhe leidlicbe (d) 
ziigighait in freyem willen. Derselb mag von jmselbs etwas guoets leiden aber 
nit wiirchen. (e) Deszhalb ist freyer will in guoetem nur leidund vnd nit wurchund. 
Doch mag der mensch in guoeter leidlikait seinen willen vnd lieb, gotlichem wil- 
len vndertaenig machen. Sonst awsserhalb des freyen willen hat der mensch an 

Keithmeier, Berthold'* Theologey. 21 



322 FUNFUNDVIERTZIGIST CAP1TEL 

jm nichts anders dadurch er sein lieb mit gotlicher lieb vergleichen vnnd sich mil 
got verainen moege. Also koemen alle guoete ding der menschen, her in diezeit 
von erster jnwendiger lieb gottes vnnd geen vndereinander in irer ahgehomer got- 
lichen lieb alslang bis sy durch awswendige gotliche lieb gefueert werden zuo jn- 
wendiger lieb gots, daselbs ewiklich beleiben werden jhene menschen die von got 
geraichte lieb angenomen vnd dieselb mit ewiger gotlicben lieb vergleicht, auch 
sich dadurch mit got veraint (f) haben. 

(a f gossen. Ro. 5. in prin. caritas dei diffusa est in cordibus nostris. sieh. . l. 
g. et im 47. . 1. a. (b f geordent. Cant. 2. in prin. ordinavit in me caritatem. im 
. 4. a. et . 5. d. et im 46. . 1. b. (c J ziehen. sieh. 43. . 1. k. et 11. f. (d j 
leidliche. sieh 30. 2. d. et 42. . 1. b. (e f wiirchen. Phil. 2. deus operatur in 
vobis velle. sieh. 39- . 9. b. (f f veraint. im 60. . 8. e. et 67. . 1. i. et 75. . 2. g. 

III. 5 Von diser dritten lieb ist hie zesagen vnd wirt vom Apostl also be- 
schriben. Die lieb (a) ist des gepols ende von rainem hertzen vnd von guotergwis- 
sen auch von vngedichtem glaub. Bey dem ende (b) ist zemerckhen, daz alle 
gepot sollen gehallten vnnd geendet werden in der lieb gottes, die aus rainem 
hertzen geel, sonst ist die awsrichtung des gepots nit verdinstlich, so du das gepot 
aws knechtlicher forcht oder zum schein vnd nit aws rainem hertzen in der lieb 
gots verbringst. Was dem menschen aufgelegt vnd gepoten oder verpoten ist, das 
raicht entlich zw gottes oder des nagsten lieb, domit dieselb in vns destmer awt- 
neme in rainem hertzen , das ist in lawterm verstand. Dann yemer ain mensch 
got erkent (c), destmer liebt er got, alszdenn wirt derselb auch erkennt von got. 
wie der herr spricht. Jcherkennmeineschoeffel, vnd syerkenen mich auch. Paulus 
setzt. Wer seinn nagsten liebt, der hat das gesetz eriullt, (d) dann die lieb ist 
erfiillung des gesetz. Jtem ob etwer got liebt, derselb ist von jme erkent. Darauf 
spricht Bernhardus. Du liebest got nit jnprunstiklich vmb das du jne nit recht 
erkennest(e) noch bedenckest sein vnaussprechenliche gueet, die er dir tag vnd 
nacht erzaigt. Yemer ainer erkent jhenes das jm lieb ist, destmer liebt er das- 
selh. Dieweil nu got wil, daz wir jne vber all ding lieben, deszhalb ist not daz 
wirjnzumvodristenvndwolerkennen, auf daz wir jne vast lieben moegen. Darnach 
setzt Paulus. Die lieb sol geen aus guoter gwissen (e). Jst zeuersteen, in fester hofnung. 
dann werain gwissen hat, der mag sicherlich hoffen. Deszgleichssol die lieb haben 
ainn formlichen vnd geklaiten glaub vnd vertrawen, nit ain gefaerbten oder gedich- 
len noch ainn plossen oder gleichsnerischen glawb. dauon oben (f) gesagt ist. 

(a f lieb. 1. Thi. 1. in prin. im 79. . 4. i. (b f ende. sieh. 21. . 8. c. (c f 
kent. Joh. 10. post prin. sieh. 26. . 5. c. et 27. . 9. c. et 30. . 7. f. et 39. . 3. f. 
et im 47. $. 2. q. et. 49. 5- 3. f. et . 12. d. et im 57. $. 3. b. (d f erfullt. Ro. 13. 
in med. et 1. Cor. 8. in prin. (e f kennest. sieh. 44. . 8. e. (e f gwissen. sieh. 
28. . 17. a. (f f oben. sieh. 5. . 5. k. 

IV. f Die lieb ist geordent oder vngeordent. Ordenlich (a) sol der mensch 
got lieben vber alle ding vnd nach got liebt er was got zuogehoert vnd hasst was 
wider got ist. Darumb hat got gepoten daz all menschen aneinander (b) lieben, 
nachdem sy alsain geschoepf, got zuogehoeren. Wir sollen auch (laut derschrift) 
hassen all ketzerey (c) so wider gotliche warhait seinn. Vnordenlich liebt ver- 
kerter mensch sichselbs vber alle ding, nemlich seinen lust vnd poese naigung. 
nachmals liebt erwas zuo fleischlichem lust oder zuo verkerter naigung dient (d). 
Daneben hasst er alles jhen was solhen lust oder naygung verhindert. Wie der 
herr zw seinn jungern sagt. Ew hasst (e) die weld vmb das jch ew erwelt hab 



VON DER LIEB IN GEMAIN. 323 

von der weld. Dasselb ist signer will vnd poese lieb, die albcg haszt was yon got 
hie ist, dann dasselb irrt aigene lieb. 

(a J ordenlich. sieh. . 2. b. et. sieh. 2. . 7. g. et 11. . 9. b. et im43. . 1. b. 
et 50- 2. i. (b J aneinander. Job. 15. post prin. im 47. . 1. e. et 5. 2. n. (c f 
ketzerey. Apo. 2. in prin. odisti facta nicolaitarum. sieh. 13. . 13. h. (d ^ dient. 
im 48. 10. h. (e f hasst. Job. 15. ant fin. 

V. ^ Darawf wisse, daz nur zwo (a) erst lieb seinn vber alle ding, aine 
zuo got , die ander zuo sicbselbs. Dise zwo erste lieb moegen kainswegs bey- 
einander steen, alswenig ainer mag zwayen (b) herren dienen, nocb gottes ere vnd 
sein aigen prot suoechen. Wer got ersllich liebt, der hasst sichselbs vnd alles 
was jm zuo poesem lust gedeicht. Wer sichselbs fur got liebt, der suecht alles 
was jm wollust bringt. Er veracht got vnd hasst seine gepot, die jm fleischlichen 
\vollust verpieten. Also hasst ain erste lieb die ander, aine jagt vnd austreibt die 
ander, ainehangtan der ewikait, die ander an der eytlhait. Gewisist, so ainer 
nit liebt got vber alle ding, daz derselb sichselb vber all ding liebt. nachdem zwo 
erst lieb in aimm menschen nit sein moegen. Jst aine die erst , muoes aine die 
ander oder dritte sein. Deszhalb seinn zwen todfeind jhen die widereinander 
vmb ainen vorstand kriegen, als etlich fiirsten auf reichstaegen vnd etlich geistlich 
in procession thuon. Dergleichen kriegen widereinander gotes lieb vnd aigene 
lieb vmb den vorstand im freyen willen des menschens. Derselb mag ye nit zway 
ding vnderainst vber all dinglieben, sonst waere ir khains das erst geliebt ding. 
Wildu nudichselbs(c) rechtvnd ordenlich (d) lieben, dirzuohayl vnd guotem nutz, 
muoestu albeg gottes lieb, als die erst, fiirsetzen. darnach dein aigene lieb, als die 
ander, in dir vnd deinem nagsten gebiirlich ordnen. (') 

(a J erst, im 5. 6. a. el im 46. 5. 7. k. et 48. . 1. a. et 50. . 8. b. (b ^ zwaien. 
Mat. 6. Luce. 16. ant. med. non potest deo servire et mamonae. im . 11. d. et im 
48. . 7. b! et im 64. . 5. g. (c f dich. sieh. 14. . 6. a. (d 5 ordenlich. sieh. 
. 2. b. 

VI. ^ D' e 'i CD hangt allain am freyen willen. derselb hat zwo (a) lieb , aine 
ist vber all ding, aus derselben ersten lieb flewsst die ander (b) lieb , dieselb ist ma- 
nigfeltig. Erstc lieb ist guot oder poes. Dann freier will mag dieselb vbersich (c) 
zuo got oder vndersich (d) zuo sichselbs naigen. vnd ist nur ain (e) ding das er vber 
alle ding liebt, nemlich got oder sichselbs. Wiewol menschlicher will frey vnd an 
nichte gepunden (f) ist, dannoch wirt er mit allem seinem reich (g) , das ist mil leib 
vnd sel, auch mit kreften, synnen vnd gliden des menschens, besessen vnd gefangen 
(h) von jhenem das er vber alle ding liebt. Derselb frey will ist ain same (i), der ge- 
saeet wirt in des menschens geist als in ainen geistlichen acker, dorinn erkiickt sieh 
die wurtz erster lieb. wie dieselb wol oder vbel geraedt, darnach bringt sy frucht 
(k). Dieselb erst lieb, als ain wurtz oder same, gepert vil ander (1) lieb, die all hangen 
an erster liel>. Ordenlichelieb liebet durch gotswillen souil creatur vnd sachen als- 
uil got zuoegehoeren. Desgleichs vnordenlich vnd aigene lieb, liebet souil ding a!s- 
uil aigem nutz dienen. Wie aus ainemsam vil koerndl wachsen, also aus erster lieb, 
fliessenvil ander lieb, vnd all nachuolgend lieb seinn derselben natur so die erst lieb 
an jr hat. Jst erste lieb gotlich vnd gerecht, alszdenn seinn all nacbuolgend auch 
gotlich vnd gerecht. Jst aber erste lieb verkert vnd aigenwillig, alszdenn seinn all 
nachuolgend lieb, so aus erster fliessen, auch verkert vnd haylos. wie die wurlz (m), 

_.. -. -.... i 

( l Man rergl. Thorn. Sum. Theol. secun. secund. Quest. 24. u. fig. Edit. Lugdun. pag. 
50. u. flg. 

21* 



324 FtiNFUNDVIERTZIGIST CAPITEL 

also seinn die pros daraus wachsend. wie der prunn (n), also seinn die prunnaeder 
daraus fliessend. Doch seinn dieselben lieb all nur fur aine vnd nit fur rner lieb ze- 
schaetzen, die nach erster lieb die ander lieb genent (o) wirt Die erst lieb , nem- 
lich vber all ding, als die wurtz derandern nachuolgenden lieb. ist jnwendig verpor- 
gen vnd auswendig vnscheinig. Dann nit lautler erscbeint, ob ainer sich selbs oder 
got vber all ding liebe, vmb das dieselb hoch lieb ain ainig ding ist mit freyem wil- 
len, der allain sitzt in der vnsichtbern sele. Aber die ander lieb so aus erster lieb 
flewsst, erscheint gemainklich in auswendigen werchen oder zaicben. Dabey erste 
lieb alszdenn gemerckht wirt als ain wurtz bey iren friichten (p). 

(a f zwo. sieh. . 5. a. et im 48. . 7. a. (b J ander. im 1. (c J vbersich. sieh. 
28. . 15. b. (d f vndersich. sieh. 28. g. 15. k. (e *f ain. im. 11. c. (f J punden. 
sieh. 41. $. 8. c. (g f reich. sieh. 41. 5- 1. a. (h ^ gefangen. im . 7. h. et . 12. 
d. et sieh. 29. . 12. h. et 37. . 2. d. (i 5 same. im. m. (k f frucht. im . 8. g. 
et im 47. . 9. a. (1 ^ an der. sieh. b. et im o. et im 48. .8. a. (m f wurtz. sieh. 
i. et im . 7. a. et e. et sieh. 30. . 2. b. et im 56. . 3- a. (n f prunn. sieh. 43. 
. 7. d. (o 5 genent. sieh. 1. et im 46. . 1. k. (p J friichten. Mat. 12. Luce. 6. ar- 
bor ex fructu suo cognoscitur. im . 8. g. et im 46. . 5. e. 

VII. f Derselben ersten lieb wurtz (a) ist vnderschidlich gespalten in zway- 
fach, aws denen die werch wachsen guote oder poese. Die lieb thuot alle ding vnd 
ist vrsach vnserr guoten oder poesen wercb, die sy lebendig lassen oder toetten mag. 
Die lieb ist starck (b) wie der tod. Laesst die lieb aufgeen das guot fach irer wurlz, 
nemlich got vber alle ding liebt, daraus entsprewsstdemmenschen allesdas jm guoet 
ist, als glawb, hoffnung, gotsforcht, keyschait, weiszhait, maessikait, ainikait (c), ge- 
recbtikait, bestaendikait, geduld, diemuot vnd dergleichen tugent. Zuolesst entliche 
saelikait. Solh guot gaben prosen aus guoeter wurtz der lieb durch einflusgotlicher 
gnaden. Dann got allain gibt dasgewaechs (d) guoter frucht jhenem menschen, der 
sein lieb vber alle ding mit gotiicher lieb veraint auch vergleicht dermassen, wie 
got all sein creatur von anfang geliebt, also hat gerechter freyer will all creatur lieb 
durch den willen gotes. Herwiderumb so erste lieb in jr aufgeen oder prosen laesst 
das annder poes fach irer wurtz (e), nemlich sichselbs vber got liebt, daraws wachst 
dem menschen all sein vbel (f), benentlich su'nd, schuld, vnrecht, plindhait, schand, 
laster vnd alle poszhait. Zu lest vngnad gottes vnd ewige straff (g). Der mensch 
felt auch daneben durch sein verkerte lieb hie indiser weld in menigfeltig vngliickh, 
nemlich in krieg, vnruoe vnd vnainikait, in huoervbel vnd eyfern, in kumer vnd smert- 
zen, in ploedikait vnd siechthumb. Also wirt er ain gefangner (h) seines fleisch, 
der weld vnd des dewfels dermassen , daz in jme sein freyer will nymer herr noch 
frey, wie er sein solt, sender aigen vnd gepunden ist. Dauon geschriben stet. sein 
trit seinn fayg (i) vnd weitswayfig. sein arbait ist in froembdem haus vnd lande, 
dorinn er eraltent (k) ist. Er vergist des waren gots, vnd siehet auf froembd (I) 
goetter. 

(a f wurtz. sieh. . 6. m. et sieh. 9. . 7. e. et im 100. . 7. f. (b f starck. Cant. 
8. fortis ut mors dilectio. im 67. . 3. c. et im 79. $. 4. 1. (c J ainikait. im 47. . 
7. c. (d f gewachs. 1. Cor. 3. deus nunc incrementum dedit. im 83. . 11. c. (e J 
wurtz. sieh. . 6. m. et im 48. . 13. a. (f f vbel. im 48. . 9. c. (g ^ straf. sieh. 
33. J. 4. a. et im 46. . 5. h. (h f gefangner. sieh. . 6. h. et sieh. 37. <J. 2. d. (i 
f fayg. prouer. 5. in prin. vagi sunt gressus ejus. (k f altent. Baruth. 3. post prin. 
inveterasti in terra aliena. (1 J frombd. Oze. in prin. respiciunt ad deos alienos. 

VIII. 5 Wer nu aus seiner verporgen wurtz erster lieb, laesst wachsen finster 
vnd siindig frucht, der ist vnd bleibt plind (a), daz er nit verstet weder die lieb gots 
noch sein aigene lieb noch ichts was aus yeder lieb guots oder poess kumbt. Er hat 



VON DER LIEB IN GEMAIN. 325 

nicbts in jm das ainen schain oder liecht moecht geben. Dann wie der herr sagt. 
Solfa lewt lieben mer die finster (b) dann das liecht, nachdem ire wercb poes seinn. 
Wer vbel thuot oder hasst das liecht vnd kumbt nit an das liecht, auf das seine poese 
werch nit gestrafFt werden. Wer aber die warhait verbringt, der kumbt an das 
liecht, domit seine werch geoffent werden, nachdem sy in got volbracht seinn. Dar- 
aus ist klar zeuersteen, daz die lieb gotsgibtainn verstand vnd scheinend liecht, mit 
deme ainer schawt in sich selbs vnd sicht was guotoder poes, was zethuon oder ze- 
lassen ist. Dann nach derselben geordenten lieb erscheint ain fuoestrit oder gang- 
steig (c), dem ainer nachgeen mag bis er kumbt zum liecht. Darumb spricht petrus 
zuo vns. Jr thuot wol (d), daz ir darauf mercket als auf ain liecht das do scheinet 
an ainer tunckeln stat, bis daz der tag herscheint vnd der morgen stern aufgeet in 
ewren hertzen. Aber die aigen lieb ist plind vnd verpirgt sichselbs mitsambt iren 
poesen werchen. Sy verdeckht auch des menschens vernuft vnd suecht bey der- 
selben kainen guoten rat (e). Darauf paulus schreibt. Solh leiit wandern (f) in 
eytelhait ires syns vnd haben ir vernuft mit Gnster vertunkelt. sy seinn entsetzt ferr 
vom weggotes durchvnuerstaendikait, die in jn istvonwegen der plindhait ires 
bertzens. Also bringt erste lieb ire frucht (g) nach gelegenhait irer wurtz. ist die- 
selb vbersich in got geordent, so waechst daraus hie gnad, dort ewige freyd. ist 
aber die wurtz verkert vndersich zw der creatur, alszdenn waechst daraws hie vn- 
gnad, vnd dort ewigs layd (h). 

(a J plind. Math. 15. et 2. Pet. 1. sieh. 2. . 7. h. et 15. . 4. e. et sieh. 44. . 
11. e. (b f finster. Job. 3. in med. dilexerunt magis tenebras. (c f gangsteyg. Job. 
41. in fin. post eum lucebit semita. (d f wol. 2. Pet. 1. in fin. (e f rat. sieh.' 39. 
. 11. b. et 41. . 6. e. (f J wandern. Eph. 4. in med. ambulant in vanitate sensus. 
im 48. . 4. e. (g J frucht. sieh. . 6. k. et p. (h f laid. sieh. 29. g. 9. g. et im 
48. . 6. c. 

IX. f Der lieb aigenschaft, kraft vnd natur ist, daz sy den liebhaber gar ver- 
wandelt (a) vnnd veraint mit dem liebgehabten. Der liebhaber wirt auch zuo soel- 
her verwandlung nit genoettigt, weder von got noch von natur, weder von auswen- 
digem gwalt, noch von jn wend iger naygung, sonder darzuo gezogen.(b) allain aus 
freywilliger lieb vnd guoetem geuallen. Dem liebhaber ist auch bemelte verwand- 
lung kain arbaitnoch smertz, weder peinnoch beswaerung, sonnderleicht, ring, er- 
getzlich, lustig vnd wolgeuellig. Gemainklich ertrinckt ainer in jhenem das er erst- 
lich, das ist vberall ding liebt. Solh ertrinckhen ergern leidet, auch darannur freyd 
vnnd kain layd empfindet. Bestimbter weis wirt ain mensch durch sein erste lieb 
verwandelt zw besserni oder poeserm stand, nach gelegenhait des so er liebt. Nem- 
lich wo sich freyer will vnd lieb (die zuo obrist (c) in menschlichem regiment steen) 
vndersich zum fleisch naigt, alszdenn wirt er genidert. Naigt er sich aber vbersich 
zuo got, alszdenn wirt sein stand -erhoecht. Dann die verwandelt lieb wirt angelegt 
mit des geliebten klaiden, benenntlich mit seiner mass, natur vnd form, sy wirt 
auch nach jme genent (d), als wo ainer das fleisch oder zeitliche ding, die siind oder 
vihisch sachen liebt, dieselb lieb ist vngeordent vnd genent fleischlich oder jrdisch, 
siindig oder vihisch. Liebt er aber got vnd gotlich sachen, dieselb lieb ist ordenlich 
vnd genent gotlich vnd christenlich , der ain yeglicher mensch nachkomen sol aus 
freyem willen vnbezwungen von got vnnd der weld. 

(a f wandelt. im 48. . 2. f. et 63. . 11. g. (b f zogen. sieh. 43. . 11. e. et 
25. . 8. c. (c f obrist. sieh. 28. . 17. b. (d f genent. im . 12. a. et sieh. 22. 
5- 5. c. 

X. f Dasselb ist die vrsach, derhalb Got dem menschen seinen willen vnd lieb 
gefreyet hat, domit dieselb frey Heb kainn obrer hab awsserhalb got. derselb wil 



326 FUNFUNDV1ERTZ1GIST CAP1TEL VON DER LIES IN GEMAIN. 

die lieb nit noclten (a), sonst mag sy nyemant noetten, dann allain sy sclbs mag sich 
dauon ziehen durch iren freyen willen. Got hat auch des menschen lieb nyndert 
angepunden, noch zeuerhindern verhengl, wie ander menschlich krefFt an die glid 
(b) gepunden seinn vnd offt dutch aussere irrung verhindert werden. Deszhalbkan 
nyemants sein vernuffc oder gedaechtnuss, sein gesicht oder stym, seinen gesund oder 
ander gotlich gab albeg nach seinem willen volliklich brauchen. Er mag auch von 
jme diesclben gab ainem andern nitgeben, nachdem synit freysein aygen seinn, 
wie die lieb des menschens gantz frey aigen ist, daz er dieselb von jm ainem andern 
wilkiirlich geben mag on irrung. Doch beleibt solhe aosgebene lieb nichtsweniger 
bey dem liebhaber, gleich so ainer mit seinem 'liecht ain andere kertz anziintt (e), 
behelt er dannoch sein liecht, also behelt ainer sein lieb gantze, wiewol er dieselb 
ainem andern, mittailt vnd jne desselben herren macbt. Wer sein aigen guoet gibt 
ainem andern, denselben macht er soclhes guots ainen herren. Dergleichen wer 
von jm sein lieb gibt ainem andern , demselben ergibt er sich fur aigen. Dann die 
freywillig lieb herscht(d) gwaltiklich im menschen. Darumbistjhener, den du vber 
alle djng liebest (es sey got oder dein aigner leib) als ain herr, dein maechtig vnd 
gwaltig (e), dich mit deiner lieb die du jm gibsi zeziehen wohin er wil oder jn 
verlust. 

(a f notten. sieh. 29. . 12. g. (b f glid. sieh. 41. . 4. c. (c f ziintt. sieh. 7. 
.. 8. h. (d ^ herscht. sieh. 41. . 1. a. (e ^ gwaltig. sieh. 41. . 9. g. 

XI. ^ Domit du der lieb aigenschaft lawter versteest, merckh dits beyspil. ainer 
heyrat. Die erst freywillig lieb hat mass vnd weis ainer versprochen prawt (a). Jhe- 
nes das sy vber alle ding liebt, hat form ires preytigan. Wann sy bede zesamen 
werden geben, alszdenn kumbt die prawt in des preytigan gwalt vnd gehorsam (b). 
Dann der man ist seins weibs hawp. dasselb weib wirt auch tailhaftig ires mans 
wesen, es sey guot oder poes. Dann ist ain edel weib verheyrat aimm pawrn, die- 
selb wirt ain pewrin vnd sy muoes leiden vnd gedulden arbait vnd vnruoe nach aigen- 
schaft ires mans den sy nyiner verlassen kan. So mag der man nit leiden, daz das 
weib ainen andern man neme, noch ainn andern neben sein gleich lieb hab. Dann 
erste lieb mag nur ainem (c) vnd nitzwayen (d) vber alle andere ding angelegt wer- 
den. Er wil auch daz nach jm sein weib lieb vnd schon hab sein frund vnnd alles 
anders was jm zuogehoert. Es mag auch nyernant dise heyrat schaiden vnd das weib 
erledigen von irem man, dieweil er lebt. Es sey dann ainer maechtiger (e) dann 
der man ist, vnd das weib beger erledigt zewerden. Derselb grosmaechtig mag das 
weifa mit irem willen vom man erledigen. Wann aber bemelt edel weib verheyrat 
waer airnm koenig (f) der sy gern aufgenomen (g) hiet, alszdenn wacre sy worden 
ain koenigin vnd geadelt nach ires preytigan stand. Sy hiet nach dem Koenig geliebt 
alles das dem koenig zuoegehoert, vnd danebensich moegenbrawchen der giiter ires 
herren. dadurch waer sy nymmermer verdorben, dann sy hiet erlangt sicherhait, 
frid, freyd, ruoe vnd guoets gnuog. Nymants moecht wider iren willen den koenig 
von jr awfheben. Nachdem vber jn kain maechtiger ist. Nur allain sy selbs welle 
sich sein verbegen aus jrem poesen verkerten willen. ( 2 ) 

(a J prawt. im 60- . 8. g. et 76. 6. h. et 91. . 1. n. (b J gehorsam. 1. Cor. 
11. in pvin. caput mulieris est vir. (c f ainem. sieh. . 6. e. (d 5 zwayen. sieh. . 
5. b. (.e f machtiger. Luce. 11. ant. med. sieh. 36. . 2. d. (f 5 konig. sieh. 19. . 
11. d. (g J aufgenomen. im . 12. e. 

( 2 Die letzte Stelle lautet in der Ubersetzung. Contra ejus vpluntatem neqairet ab ea tolli 
sponsus regius: quo potentior est nemo: nisi ipsa ultro ex propria perversitate velit regem re- 
Hnquere; dadurch ist aucli der Schluss deutlich. 



SEXUNDVIERTZIGIST CAP1TEL VON DER LIEB GOTS. 327 

XII. 5 Dergleichen ist wo der mensch seine erste lieb , verheyrat vnd gibt 
seinem fleisch, alszdenn ist dieselb lieb am dim des siindigen leibs vnd des deufels, 
dem sy dient im fleisch. Sy liebt auchalles was detn leib zuogehoert, vod geet al- 
beg nach dem fleisch. Deszbalb sy genent (a) ist fleischliche lieb. Dorinn ist be- 
slossenalleandere liebschaft die ausserhalb gottes beschiecbt, in der des leibs lust 
gesuecbl vnd poeser naigung nacbgehengt wirt, als buoelenvnd prassen, geldsucht 
vnd fawlkait, rach vnd hochfart, pder mer dergleichen poes leiblich gier, zuo denen, 
als zuo leiblichen vnuerniiftigen dingen, kainer verheyraten sol sein lieb, die allain 
geistlicher vnd nit leiblicher natur ist. Deszhalb sich nit gebiirt , die geistlich ver- 
nuftig lieb in heyratzeuerainen mit widerwaertiger (b) natur, nemlich mitleiblichen 
dingen. Wie wider die natur waere daz ain mensch zuo aimm vnuerniiftigen tyer 
(c) heyrat, also ist wider gotlich gesetz vnd natur der lieb, daz sy sich nayge vnd ver- 
heyrat zuo vnuernuTtigem leib vnd zeytlichen dingen. Es mag auch solhe verpotene 
heyrat nit aufgeloest werden vnd auf widening des freyen willens sein lieb mag zie- 
hcn von zeillichen dingen, sonst bleibt sy ewiklich verloren. Wie man spricht, ain 
weib sey verloren so sy aimm zenichtigen man verheyrat. also wirt des menschen 
lieb verloren, so sy sich kert von got zuo irem aigen fleisch. Dasselb verderbt vnd 
pin^et menschliche lieb vnnd willen daz derselb nymmerfrey sender des fleisch vnd 
dewfels gefangen (d) ist. Wer aber sein lieb verheyrat vbersich zuo got (der solhe 
lieb vom menschen aus gnaden gern aufnymbt (e) ) vnd darnach liebt alles das got 
zuoegehoert. Dieselb lieb wirt dadurch ain pra wt gots vnd genent (f) gotliche lieb. 
dadurch erlangt der mensch hie frid , trost vnd ainikait auch das himelreich on all 
zerstoerung vnd veraendrung, nachdem got, alsdasewig vnbeweglich (g) guoet, 
nyemant wider seinn willen, gezuckht werden mag. 

(a f genent. im f. etsieh. . 9. d. (b widerwartiger. sieh. 7. . 9. b. (c f tyer. 
sieh. 15. 5. 10. g. (d J gefangen. sieh. . 6- h. et sieh. 37. . 2. d. (e J aufnymbt. 
sieh. . 11. g. (f 5 genennt. sieh. a. (g 5 vnbeweglich. Malach. 1. sieh. 38. . 1. b. 



SEXUNDV1ERTZIGIST CAPITEL 

Ton der lieb gots. 

I. Wie jm menschen ain krafft auf die annder vbersich (a) geordennt, alsoist 
obriste krafft, benentlich freywillige lieb, on mittel vber sich zuo gat geordent (b), daz 
derselb geliebt werde vber alle (c) ding auch vber vnsselbs, nit von wegen vnsers 
nutz der vns aus solher lieb entsprewsst, sonder hier jnn angesehen, daz got das 
hoechst (d) guoet vnd vber alle tugent ist. Derhalb wir jne nit allain gern fur 
vnsselbs lieben, sonder auch seine gepot aus kindlichcr gehorsam, nit aws knecht- 
licher forcht, williklich halten vnd allenthalben seinn gotlicheri willen fiir vnsern 
willen setzen sollen. Daneben ist gottes willen vnnd gantzer natur ordnung, daz 
yegliche creatur gepessert werde vnnd zuo hoeherm stand koeme, als erscheint in 
plossen elementen (e), die werden in wurtzen vnd krawt, in tyeren vnd menschen 
erkiickt zuo wachsendem vnd empfindlichem leben. Jtem aus aimm wilden stam, 
aufdengepeltzt (f) seinn edle zweyl, wirt ain edler paem. Darumb hat got geor- 
dent vnd in groben menschlichen leib gepeltztainnedeln geist, demselben verlihen 
ainn sondern willen vnndfreye lieb, daz der menqsch dieselb lieb frey williklich solt 



328 SEXUNDVIERTZIGIST CAP1TEL 

vbersicli (g) keren zuo got, dadurch erzuo hoeherm stand koeme, endtlichzuogot- 
licber glorj, die er ymmervnd ewiklich (h) solterenvnd preysen. Got ist zelieben 
von wegen seinselbs (i). Dasselb beschiecht allain entlich durch die lieb gots. JDerselb 
ist wirdig (k) vnd der menscb nottiirftig, daz er sein lieb zuo got kere, vnd sich mit 
got veraine, auf das er tugendtlich vnnd geschickt sey goetliche wirde zeloben in 
ewikait. 

(a f vbersich. im g. et sieli. 28. . 15. h. et im 50. 5- 2. f. et 88. . 6. e. (b f 
geordent. sieh. 20. . 6. d. et sieh. 45. . 2. b. (c f vber alle. deu. 6. im $. 2. e. 
et sieh. 19. . 11. a. et 20. . 6. e. (il J hochst. sieh. 7. . 4. a. (e f elementen. 
sieb. 26. 5-1. d. (f ^ peltzt. sieh. 19. . 11. c. (g f vbersich. sieh. a. etira . 2. a. 
(h f ewiklich. Psl. 83. in prin. in saecula saeculorutn laudabunt te. (i f seinselbs. 
sieh. 1. 5. 3. i. (k f wirdig. sieh. 4. . 14. e. 

II. ^ Darauf ist frey willige lieb gewidentzuogoteserevndzuoaufnemungvnd 
pesserungdesmenschens, dersonstnichtsaigensnochgeschickhtshatdas ervbersich 
(a) zuo got senden vnd opfern moecht, allain die ainig frey lieb, diekainen andern 
obrer (b) bat dann lieblichen got, der ob des menschens lieb vnd freyen willen on 
mittel steen sol. Nur die frey lieb verker sich williklich von got vndersich zuo der 
creatur, alszdenn wirt zeriitt (c) die ordnung gottes vnd ganntzer natur. Darumb 
ist der menscb schuldig (d) auch jme durch alt vnd new gesetz (e) ernstlich gepoten, 
got zelieben vber alle ding. Dasselb gepot ist gerecht von natur (f) nacballer billikait. 
Nachdem von anfang ee der mensch beschaffen isl, hat jnegot vorgeliebt(g) vnnd 
noch, auch darnach durch lieb erledigt vnd fiirter jme das ewiglebengebenwil.sonnst 
auch nlles das der mensch bat, von got bye ist. Darumb wirdt von natur rechtlich 
verdambt jhener mensch der sein fleysch (das jme all vbel zuoefueegt) merliebet, 
dann got, der jm vberall guois thuot. Von natur wil lieb mit lieb vergolten (h) 
sein, auf das bistu schuldig ad Anlidora Got vmb sein vnmaessige lieb, die er dich, ee 
du beschaffen gewest vnd noch taeglich anlegt, widerumb zelieben iiber alle ding, 
aus gantzem (i) deinem hertzen, in gantzer deiner sel, in gantzem deinem gemueet, 
vnd aus alien deinen krefften. Dagegen wil got solhe lieb nochmals vergeltenmit 
begabung ewiger saelikait. Wann du aber liebest leibliche ding, dieselben habeu 
kain vernuft noch lieb, dadurch ist dein lieb an jn verloren vnd bleibtalso vnuer- 
golten. Liebestu dann verniiftige creatur zuo deinem lust, daselbs wirt dein lieb 
vergolten mit ewiger verdamnuss. Liebestu aber deinn nagsten ordennlich durch 
den willen gots, derselb wirt dir solhe lieb vergelten. Nochuilmer vergilt dir got 
dein lieb die du jn anlegst, nachdem er sein lieb alleu liebbabern taeglich erzaigt. 
Des Cristus zewgknuss gibt. Wer mich liebt (k), der wirt geliebt von meimm ^a- 
ter vnd jch wirt jn auch lieben vnd mich jme erzaigen. 

(a f vbersich. sieh. . 1. g. (b f obrer. sieh. 42. . 1. a. (c f zeriitt. sieh. 12. 
. 5. b. et 20. . 6. g. et 22. . 8. c. et sieh. 28. . 15. k. et im 49. $. 12. b. et 50. 
. 13. g. et 52. . 3. p. (d ^ schuldig. im 49. . 2. g. (e f gesetz. deu. 6. Mat. 22. 
Marci. 12. Luce. 10. sieh. . j. c. et sieh. 12. . 5. a. et im 50. . 2. e. et 88. . 1. d. 
(f f natur. im 49. . 6. g. (g f vorgeliebt. im 49. . 6. a. (h f vergolten. im 49- 
. 3. g. et 50. . 3- c. (i 5 gantzem. Mat. 22. im 50. . 4. b. (k f liebt. Johan. 14. 
ant. fin. im 49. . 6. c. 

III. ^ Wildu aber wissen, ob du in solhcr gottlichen lieb seyst oder nit, so 
merckhe die aigenschafft zwayer guoten freuend, der ainer den andern gem hoert, gem 
vonjmredet, offtvonjmgedenckt. Erdientjmeon verdrus, leibvndguot gibterfur 
jne vnd verhueetjnzebelaidigen, den belaidigtensueecbt erzeuersueenen. Ertrawert 
vber sein vngefell vnd erfreyt sich seiner wolfart. Fro ist er seiner zuokunft vnd be- 
swaertsicb seines abzugs. Er liebt oderhasst (a) was berueertem seinem guottem 



VON DER LIEB GOTS. 329 

freund iieb oder haessig ist. Er befleisst sich jme wolzegeuallen. Er lainet ab 
jm sein feind vnd macht jm ander Jewt zuo fruenden. Sein gab er nit verschmaecbt. 
Seinen ratscblegen er gern voligt. von jme pitt er trostlich, was er zepitten hat. 
niit jme tailt er mildiklich was dem bemelten seinem erwelten fruend nodt ist. Hast 
du in deinem gemueet gegen Got yetzbestymbt aygenschefft, alszdenn magstuver- 
hofFen du liebest got ordenlicb nach deinem vermoegen, vnd dargegen seyestu in 
seiner Iieb nach gollichen gnaden. Daneben moegen etlich wissen, daz sy gottes 
huld nit baben, nemlich jhen die vnberewt in siinnden seinn oder fursalz haben 
fiirter zesiindigen. Etlich zweyfeln ob sy in gotlicher Iieb seinn, nemlich jhen die 
von siinden lassen vnd dieselben pueessen nach jrem vermoegen. Etlich vermainen 
in gottes Iieb zesein vnd dochnit seinn, als die so von wiirchlichen siinden gelas- 
sen. dieselben gepueesst vnd dariiber guote werch than , aber nochmals raytzung 
vnd gier des fleisch haben, in denen sy noch williklich mit schwaeren gedanckhen 
(b) ligen, diesynittapffer ausslaben, sonndersichdorjnnerlussten, wiewol sypoese 
werch zeuolbringen nit verwilligen. Etlich moegen fesstiklich hoffen zehabengot- 
liche Iieb vnd gnad als jhen, die jr siind berewt vnd gepeicht baben, auch nach jrem 
vermoegen pueessen. Die darzuoe poes einfal vnd swaer gedanck leichtlich aus- 
slahen moegen. Daneben guote werch williklich verbringen vnd gotlicher maye- 
slet allzeit froelich dienen. Dieselben Costen (c) hie der freyd vnd sueessikait got- 
licher Iieb vnd seinn derselben dort gesichert, souerr sy darjnn mit gnad gottes 
verharren (d) bis an das ende. 

(a ^ hasst. sieh. 37. . 11. e. (b f gedanckhen. sieh. 25. . 10. i. (c f Costen. 
im . 5. h. et im 80. . 3. f. (d J barren. Mat. 24. post. prin. sieh. 2. fi. 6. a. 

IV. 5 Daraus wirt gemerckht, daz den menschen, goltes Iieb dreyerlay abgang 
(a) leydet. Ain Iieb ist gar laere, die ander ist nur halbe. dritte ist nit gar vol. 
Amm ersten ist in fraeuenlichen todsiindern gar kain Iieb gottes. Zum andern in 
aimm laessigen menschen ist gotliche Iieb halb erloschenn (b). zum dritten mag 
der mennsch hie in disem leben aws natur (nit aus poszhait) kaines wegs haben 
volkommene Iieb, bis er kumbtzuo ewigem lefaen, daselbs wirt erst volkommene 
Iieb erlangt. Doch mag ain mensch mit embsigem fleis (c) hie erraichen gnuog- 
same (d) Iieb, so er in der Iieb Got thuoet alsuil er mag, dieselb Iieb hat jr zil er- 
raicht. wiewol sy villeicht groesser werden moecht, dannoch ist solhe Iieb fur 
volkommen geacht. wie in Johanne sleet. Wer das wort (e) gots behellt, in dem- 
selben ist warlich gottes Iieb volkommen. Dabey ist zeuersteen die Iieb so erfullt 
ist nach menschlicher ploedikait. Diser volkornmener Iieb vnderschid wirt lauter 
befunden in paulo. Do er nach seiner verzuckung anfangkli ( ch bekennt (f), daz 
er die volkommenhait noch nit hab empfangen. Jst zeuersteen, von entlichervol- 
kommener Iieb, die nyemant in disem leben erlanngt. Paid darnach (g) bekennt 
Paulus sich volkommen zesein. Dabey vermaint er die gemessen volkommen Iieb, 
so frumm lewt. nach jrem vermoegen (h), hie gegen got erzaigen aus seiner gott- 
lichen hilf vnnd gnad, die sy erraichen vnd begreiffen (i), wie sy von Got ergriffen 
seinn, alsdann Paulus daselbs spricht. Jch wil nachuolgen, ob jch jnndert moecht 
begreiffen jhenes, in dem jch begriffen bin von Cristo Jesu. 

(a f abgang. sieh. 4. . 11. c. (b f erloschen. sieh. 36. J. 7- d. ('c J fleis. sieh. 
40. . 5. a. (dj gnuegsam. sieh. 4. . 12. g. etim 50. 5- 4. h. (e f wort. 1. Johan. 
2. in prin. (f [ bekennt.. Phil. 3. in med. non quod jam perfectus sim. (g f dar- 
nach. Phil. 3. post med. quicumque ergo perfect! sumus. (h f vermogen. sieh. 4. . 
14. b. (i f begreiffen. Phil. 3. sequor autem si quomodo comprehendam. 



330 SEXUNDYIERTZIGIST CAPITEL 

V. 5 Des mennschens Heb gegen got ist hie nurzum tail, vnd nit volkommen, die- 
woil er noch nit got gesehen hat anders, dann durch ainn schein, nemlich durch 
den glawb. Dorjnn der mensch got hie liebt nur aus zwaien vrsachen. Aine ist, 
daz er Got, als hoechstes gaoet, aws natur vnd pflicht liebhaben muoes. Zuman- 
dern daz der mennsch got hie liebt vmb seinn grossen nutz den der mensch von 
got empfangen hat vnd noch furan zuoempfahen gewartt. Aber dort liebt der 
mensch got volkoernenlich vmb das er jne, als dashoecbst vnmaessig guot, gegen- 
wiirtiklich siehet von angesicht zuo angesicht wie got ist, alszdenn wirt erst die 
lieb gantz vnnd des menschens freyd volkommen. wie Paulus spricht. Wann 
kommen wirt das volkoemen, alszdenn wirt aufhoeren (a) was zum tail gewesen 
ist dieselb freid ist enlliche frucht der lieb (b), so sich hie anhebt vnd dort endet 
in ainer yeden verniiftigen creator, alsuil sy solher lieb vnd freiden faehig (c) sein 
wirt. Dergestalt wirt dort jmm menschen lieb vnd freyd erfiilt nach seiner schick- 
likait, wie der herr verspricht. Jch predig in der weld auf daz die menschen in 
jnselbs gewinnen rnein volkommene (d) freyd. Dabeyzeuersteen, daz dieerwelten 
im himel, alsuil yeglicher empfahen mag freyd baben werde, als die frucht jrer 
lieb. Dann in alien dingen gewart man ains gewin, als entlicher frucht (e) vnd 
nutzberkait, die ain mensch vonhinn(f) mit jm fueert nachgelegenhait seiner lieb, 
wohin er dieselb gekert hat vbersich zuo got oder vndersich zuo sicbselbs, daraws 
waechst ewige(g) fruchl, nemlich freyd odersmertz (h). Dieselben werden gepert 
allain aus erster lieb. hat der mensch jhenes das jm liebet, daraus empfaecht er 
freid (5) muoszer deselben geliebten dings emperen vnddafur daswiderparthaben, 
alszdenn ist er in layd vnd smertz. Daneben gepert erste lieb ain forcht, nemlich 
aws lieb gottes kumbt kindliche (k) forcht, aws aygner lieb knechtliche (1) forcht. 
solbe forcht hanngt alweg an der lieb. Doch kindliche gotszforcht geet nit vberal 
mit der lieb gots. Dieselb lieb sich wol weyt ausztailt (m) zuom nagsten vnd zuo 
alien creaturen, ob er die forcht bleibt nur gegen got (n) , denselben allain vnd 
sonst nichts der gotszfortig mensch fiircht. Gemelt lieb vnd forcht gots verainen 
vnd erhalten des menschens freien willen mit gotlichem willen. Die lieb fueert 
des menschens willen zuo got, die forcht laesst denselben willen nymmer abwei- 
chen von got. 

(a f aufhoren. 1. Corin. 13. cum yenerit quod perfectura est: evacuabitur quod 
ex parte est. sieh. 45. . 8. e. (b 5 lieb. sieh. . 3. c. et iin e. et . 7. f. et sieh. 
29. . 5. a. et im 86. . 8. d. (c 5 fa'hig. sieh. 18. . 7. h. (d J volkommene. joh. 
17. in med. ut habeant gaudium impletum. im 57. . 4. d. (e ^ frucht. sieh. b. et 
sieh. 7. . 2. f. et 45. . 6- p. et im 48. . 4. a. et J. 6. a. et im 49. . 10. c. et 62. 
$. 2 f. et 78. . 8. i. (f f hynn. im 57. $. 4. a. (g f ewige. im 47. $. 9. e. (h J 
smertz. sieh. 45. . 7. g. (i ^j freyd. sieh 48. . 3. e. (k f kindlich. sieh. 44. . 12. a. 
(1 ^ knechtlich. sieh. 44. . 10. i. (m f austailt. im 47. . 1. 1. (n J got im . 7. 
e. et sieh. 44. 5- 12. d. 

VI. f Siehe an die lieb gotes allain, bringt dem menschen alle saelikait. 
Ausserhalb derselben lieb, ist nichts gotlicher maiestet voai menschen angenaem 
weder glawb nach guote werch, noch aynich ander sachen, nur sy beschehen in 
lieb, dieselb feyert (a) nyrner allzeit sich zeyeben im dinst gottes noch zerasten bis 
daz sy gwalltiklich rawbt (b) das reich gots. ( J ) Das ist also zeuersteen. die lieb 

( Es wurde scbon oben gesagt, dass nur jener Glaube rechtfertiget , dessen belebendes 
Princip die Liebe ist. Aus der Liebe als aus der Wurzel entspringen die guten Werke. 
August, torn. III. p. II. pag. 714. Non enim fructusest bonus, qui cbaritatis radice nonsurgit. 
torn. X. pag. Spir. etlit. c. XIV. n. 26. AHe guten Werke sind ohne Nutzen, wenn nicht die 
Liebe ihnen Leben gibt. Ebend. torn. II. pag. 149. u. p. 614, wo die Stelle 1. Cor. 13. 3. weit- 
laufig erortert ist. 



VON DER LJEB GOTS. 331 

steet im willen, den laestGot frey, sonnst mag denselben willen nyemantnoettigen, 
noch aufheben vom menschen, der solhen willen frey in seiner hand (c) hat. Also 
steet der gwallt des freyen willens allain in jmselbs. Daraus voligt, daz nyernant 
deni freien willen sein lieb , die er zuo got naigt, zuckhen mag. Mit derselbcn 
gwaltigen lieb, durch hilf vnd gnad gotes erkriegt der mensch das himelreich. 
Dasselb haiszl gwallt than jns himelreich. Wer nu Got vber alle ding liebel, 
der erlangt das himelreich vnd dorjnn voellige vnd vnzergaenckliche freyd. nach- 
dem er bey jme ewiklich vnnd on abgang haben mag vnzergaengklichen ewigen 
got, mit dem er durch die lieb gaenntzlich veraint ist. Dieselb ainikait mag 
nymmer aufgeloest werden. Jst nu des menschens lieb vnnd ainikait in got ewig, 
so bleibt auch der lieb frucht ewiklich. Also waechst ewige freyd aus der lieb, 
wie aus der warhait (d). 

(a f feyert. 1. Corin. 13. earitas non agit perperam. sieh. 43. 5- 14. b. et im 78. 
5. 10. b. et 79. . 4. i. (b f rawbt. Mat. 11. sieh. 43. ..14. a. et 17. J. 8. b. (c f 
hand, eccli. 15. sieh. 39. 11. a. (d f warhait. sieh. 11. . 9. a. 

VII. 5 Solhe ewige freyd vnd himelreich ist vberflussige (a) mass vnd die grosz 
vnmaessig frucht die do kumbt aus dem klainen same (b) ordenlicher lieb, nach 
lawt des Ewangelj. Also inert sieh auch die freyd aws des nagstenn (c) lieb. 
Wie nyeinant jrren mag deinen freyen willen, aus dem du got liebest vber alle 
ding, also mag von dir nyemandt auffbeben die frucht deiner lieb, nemlich ewige 
freid. Wie Cristus verspricht. Nyemant wirt ewr freid von ew aufheben (d). 
Nit allain ewige, sender auch zeitliche geistliche freyd wirt nit auffgehebt von 
bestaendigen liebhabern gottes. Zuo solher freyd ist nit not zeitlicher auswen- 
diger gueter noch leiblicbs lusts. So dieselben vom liebhaber gottes auffgehebt 
werden, daran hat er kain laid, sonnder geduld. Er laesset sieh benueegen was 
jme got verleycht oder vber jn verhengt, all ausserlich sachen schaetzt er fur eytel. Er 
furchtnichtsdannGot(e), derselb ist seines hertzcn ruoe vnd jnwendige freyd. Dise 
freid (f)haiszt das ewig leben. dann wo kain freyd, daselbsistkainleben. Die trawrikait 
istain laid des vorigen tods, oder ain pod kiinfftigs tods. Das leben steet im hertzen, 
dasselb hertz wirt durch trawren verzert vnd durch freyd ernert, alsder'weisspricht. 
Ain froelich (g) hertz erfreytdas antlitz. in trawern des gemueets verfelltder geyst. 
Jtem desmanns trawrigkait schadet dem hertzen. Jtem freyd des hertzensistdes 
menschens leben. Alle lebentigetyer suoechen gleichnussder freyd vnnd flucht des 
trawren, das ist. sy begem bey leben zebeleiben vnnd den tod zemeyden. Trawern 
(b) ist des menschens tod, aber die freyd ist sein leben. Welhe nu ewige freyd 
haben, dieselben haben auch ewig leben. Deszgleychs ewig laid (i) ist ewiger tod. 
Also (wie vernomen) hat freier will vor jme zwen (k) wege der lieb. Ain wege 
fueert den menschen vbersich zuo himelischen freyden in die stat gotlichs vater- 
lands. Der ander wege aigner lieb fueert den menschen vndersich zuo hellischem 
ellend in die stat (1) ewiger verdamnuss. 

(a f fliissig. Luce. 6. post med. mensuram superfluentem dabimt. im 54. . 12. 
et 84. . 1. e. et 87. . 3. d. et 100. . 15. k. (b f same Luce. 13. in med. im 
58. . 11. m. (c ^ nagsten. im 47. . 9. b. (d f aufheben. joh. 16- post med. 
(e f Got. sieh. 5. n. (f 5 freyd. sieh. . 5. b. (g J hertz, prouer. 5. ant. med. 
et prouer. 25. ant. fin. eccli. 30. in fin. (h f trawern. sieh. 29. $. 5. b. et im 48. 
i 6. d. et 70. . 3. f. (if laid, im 48. . 6. c. et 67. . 9. i- (k f zwen. sieh 30. 
. 8. a. et 45. . 5. a. (1 f stat. sieh. 30. . 9. d. 



332 SIBENUNDV1ERTZIG1ST CAP1TEL 

SIBENTJNDVIEBTZIGIST CAPITEL 

Von des nagsten lieb. 

I. Got ist die lieb, dieselb flewsst (a) aus got gemainklich in all menschen, 
'deszhalb ist ordenlich Got am ersten vor alien dingen, darnach yglich mensch 
gleichmaessig zelieben. Dann wie got alien creaturen gemain (b) , also ist auch 
sein lieb gemain. Deszhalb jhener, der fiirsich vnnd vber all ding gotliebet, der- 
selb hat in jme gemaine gotliche lieb, die er nach got gemainklich alien creaturen 
(c) mittailen mag nach ordnung aines yeden standes. Nachdem nu all menschen 
gegen got in ainem stand (d) seinn. Deszhalb sol ain mensch, wie sich selbs, yeg- 
lichen andern neben menschen als seinn nagsten lieben, dieselb lieb ist recht 
geordent (e). Deinen nagsten (f) hastu lieb als dichselbs wann du jme des pater 
noster (g) gepete, lawt seiner artickel, mitlailest, vndvergonnst deimm nagslen 
gotliche gnad vnd geistliche wolfart, wie du dir selbs vergonst, nemlich daz er 
verdien vnd komme zum hoechsten guoet, darzuoe er so wol als du beschaffen ist. 
Darauf beuilht vnns heilige schrifft (h) daz wir aneinander lieben, dann die lieb ist 
aus got vnd yglicher, der den andern liebt, ist aus got geporen. Dieweil nu die 
lieb aus got ist auch all menschen von demselben aynigen got hie seinn vnd geor- 
dent widerumb in got zekommen. Darumb ist not, daz wir menschen, die aus 
ainem adam zerstraeet, geporen werden, vnns in lieb zuo einander verainen (i) 
auf das wir in ainen got zesamen kommen. Aus natur vnd erster gerechtikait ist 
der mensch schuldig got vber alle ding zelieben vnd zeeren, aus der andern (k) 
gerechtigkait ist der mensch, nach gotlicher ordnung, schuldig seinn nagsten zelieben 
als sichselbs, auch jme zedienen als ainer pildnuss gots. Lawt dises Ewangelj. 
das annder gepot ist, du soldest deinn nagsten lieben als dichselbs. Dieselb lieb 
flewsst aus der lieb gottes, vnd seinn nit zwo oder getailt lieb, sonder nur ain 
aynige vngetailte lieb, die auf mer person flewsst vnd dadurch erweyttert (I) wirt. 

(a f flewsst. Ro. 5. in prin. sieh. 21. $. 4. a. et 45. . 2. a. (b J gemain. im 
56. . 3. f. (e f creaturen. im 50. . 9. b. (d f stand, sieh. 30. . 1. h. (e f ge- 
ordent. sieh. 45. . 4. b. (f f nagsten. sieh. 7. . 8. d. et im 50. . 3. a. et 52. 5- 
2. c. et 56. . 2. e. (g f pater noster. Mat. 6. im . 11 a. (h f schrifft. 1. Johan. 
4. post prin. diligamus nos invicem. (i f verainen. im . 2. i. et im 61. . 1. g. et 
91. . 3. i. (k f andern. Mat. 22. in fin. secundum mandatum est simile huic. sieh. 
45. g. 6. o. (1 J weytter. sieh. 46. . 5. m. 

II. 5 Jch wil erzelen ettlich vrsach derhalb ain menscb, als sichselbs seinen 
nagsten lieben sol , auf das er mit jme veraint sey. Erstlich seinn die menschen 
durch jr siind gefallen (a) aus ainikait vnd vrspriinglicher ordnung goles, daruach 
widerumb erledigt durch ainigen Cristum, derselb isl aller Cristen hawp (b) , die 
ainig kirch (c) ist der Cristen geistlicher leib vnd all crislen seinn mitglid (d) des- 
selben leibs. Diser ganntzer leib hat nur ain sel (e) , benentlch heiligen geist. 
Jtem all aufrecht cristen haben nur ainen ainhelligen glawb (f), ainn newen adam 
vnd vater Jesum cristum, ain cristenliche muoeter(g) die kirch, dadurch wir kom- 
men moegen zuo got als zuo vnnserm aynigen vnd lieblichem ende (h). Jtem mer 
sollen all menschen in ordennlicher lieb veraint (i) sein. Zum ersten aus gesetz 
der natur (k), wie der herr Christus anzaigt, was jr wellet ew von den lewten 
zebeschehen das solt ir jne hiewider auch thuon. Zuom andern aus gesetz der 
creatur (I), dauon geschriben ist. yglich tier liebt seinen gleich, also yglicher 
mensch liebt seinn nagsten. yglich fleisch wirtseimm gleich zuoegefuegt vnd yglich 



VON DES NAGSTEN LIEB. 333 

mennsch wirt seSmm gleich zuoegeselt. Darauf gepewt die schrift (m) , vusern 
nagsten zelieben als vnsselbs. insonderhait Cristus der spricht. Das ist mein 
gepot (n) daz jr aneinander liebet wie jch ew geliebt hab. Bits ist das ander 
gepot, so vergleicht wirt dem ersten gepot der lieb gotes vnd istkain groesser 
gepot dann dieselben zway gepot seinn. wie in marco (o) steet. Durcb solh lieb 
des nagsten werden die lewt nachuolger vnd junger Cristi, auch anschauer gotes. 
vf]e der berr ferrer spricht. Jn deme werden all lewt erkennen daz Jr mein 
junger (p) seyt, souerr jr vndereinander lieb habt. So schreibt Johannes, wer 
seinn nagsten liebet, der erkennet got (q), vnd ob wir aneinander lieben, alszdenn 
bleibt got in vns. Dariiber laut dits lobgsang (r). Nembt war wie gar guot vnd 
freydenreich ist daz die brueeder beyeinander wonen in aynikait. Nu seinn nit 
allain die fruend, sender auch die feind (s) vnser brueeder, nachdem aller menscheo 
ainiger vater vnd schoepffer got ist. Deszhalb Cristus gepewt vnser feind als vnser 
nagst zelieben, auf das wir kind (t) seinn vnsers vaters der im himel ist. 

(a J gefallen. sieh. 30. . 4. i. (b f hawp. sieh. 27. . 7. b. (c f kircfa. im 56. 
. 8. f. (d f glid. im 60. . 8. d. (e f sel. sieh. 7. . 7. f. (f f glawb. Ephe. 4. 
sieh. 1. . 8. a. (g f mueter. Gal. 4. sieh. 4. . 5. f. (h J ende. sieh. 21. . 8. c. 
(i f veraint. sieh. . 1. i. (k J natur. im . 4. g. et sieh. 39. . 12. a. (1 f creatur. 
eccli. 13. post med. omne animal diligit simile sibi. im 81. . 8. d. (m J schrifft. 
Leui. 19. ant. med. Mat. 22. Luce. 10. (n 5 gepot. johan. 15. post prin. ut diligatis 
invicem. sieh. 45. . 4. b. (o f marco. 12. ant. fin. (p junger. Job. 13. in fin. 
(q J kennet. l. Johan. 4. post prin. sieh. 45. . 3. c. (r <f gesang. Psl. 132. ecce 
quam bonum. (s J feind. im . 10. a. (t f kind. Mat. 5. in fin. im jj. 10. e. et 
sieh. 3. . 8. g. et 10. g. 11. e. 

III. f Daz aber got on mittel nagster geistlicher vnd durch mittel, crster 
leiblicher vater sey aller menscben, daz aucb dieselben menschen vndereinander 
uaegst brueder seinn, wirt durch leibliche sichtige vater vnd bruoederscbaft clar 
befunden. Jbener ist genennt vater (a) von dem ainer, so Sun genennt ist, seinen 
todlicben leib on mittel hat, derselb leyb macht zwischen jnen vaterschafft vnd 
sunschafft. Doch kumbt ganntzer leib des suns nit aller vom samen leiblicbs 
vaters, sender souil derselb leib in seiner muoeter ernert vnnd auffnymbt, dasselb 
kumbt von der muoeter Des suns leib gibt nit der vater, sonnder got, derselben 
anfangs (b) beschaften, in adam formiert vnd biszher gefuert hat durch mittel der 
natur. Dorjnn leiblicher vater in geperung des suns, das negst instrument vnd 
werchzeug (c) gottes ist, deszhalb er vatter genennt wirdt. Wann nu durch natiir- 
liche wiirchung der leib mit glidm;is berayt vnd aimm menschen gleich siecht, 
alsdenn beschaeft got vnd geusst in den leib ainn newen vnuermailigten vntod- 
Jichen geyst (wiewol derselb vom leyb vermailigt wirt) durch denselben geist macht 
got den leib lebentig (d) vnnd daraws ainn menschen. Also ist got (e) der recht 
vater, der dich besitzt, gemacht vnd beschaffen hat, der dirdeinen leib durch mittl 
deins vaters nach wiirchung der natur vnd deinn geist on all mittel gegebenj hat. 
Deszhalb er dich gelernt hat jne in deimm gepet vater zenennen vnd zesprechen 
vater (f) vnnser. Doch ist gotliche vaterschafft mergeistlich dann leiblich zeraytten, 
nachdem der geist on mittel vnd der leib durch mittel von got hie ist. Daraus 
eruolgt, daz du deinn nagsten mer geistlich dann leiblich lieben soldest, nemlich 
jne mer befiidern in dem was seiner sel hayl dann seines leibs nutz betrifft, nach- 
dem gottes gleychnuss mer erscheint im geist dann im leib. Aber leiblich zedienen 
bistu mer schuldig deinem nahend gesibten(g) fruend dann aimm weyt gesibten. 

(a f vater. im e. et im . 4. b. et im 94. . 1. k. (b f anfang. sieh. 27. . 1. h. 
et 43. , 10. c. (c J werchze\vg. sieh. 43. . 10. b. (d 5 lebentig. Gen. 2, sieh. 27. 



334 SIBENUNDVJERTZIGIST CAP1TEL 

5. 1. m. et p. ce f Got. deu. 32. in prin sieh. a. et im . 4. e. et sieh. 32. . 3. f. 
et sieh. 44. . 12. d. et im 49. . 2. e. et 50. . 8. e. (f J pater noster. Mat. 6. im 
50. 5- 8. f. et 98. . 2. b. (g ^ gesybten. ruth. 3. ant. fin. est alius me propinquior. 
im . 4. g. 

IV. ^ Aus bostymbter gotlichen vaterschafft eruolgt der menschen bruoeder- 
schaft (a). Derselben seinn drey, ain bruoederschaft ist der natur vnd leiblicb, 
die ander ist des geschoepfs vnd geistlich, die dritt ist der gnaden vnd cristenlich. 
Erstlicb seinn negst leiblich (b) vnnd natiirlich brueder, die on mittel von aimm 
vater oder muoter geporen seinn. Es moegen auch all menschen in gemain von 
weyten leiblich brueeder genennt werden, vmb das jr aller leib von aimm vater 
adam, durch vil mittel, geporen auch von aimrn got anfangklich beschaffen ist. 
Zum andern ist geistliche (c) brueederschaft vnder alien menschen, derselben gcist 
nur ainen schoepffer vnd himlischen vater haben on all mittel. Deszhalb yeglicher 
mensch des andern nagster (d) vnd geistlicher bruoeder isl. Dieweyl brueeder 
geacht werden die jren todlicnen leib von aynem vater haben , vil billicher seinn 
naegst vnd gleich brueeder miteinander all menschen, die samentlich vnnd sonn- 
derlich jr menschlich geist, als gottlicb. pildnuss, on mittel haben von got als vn- 
serm ersten vnd hoecbsten vater. Darauf Christus zuo vnns spricht. Jr seyt all 
brueeder. Jr solt auch kainen vatter (e) nennen auf erd nachdern jr nur ainen 
valer habt der im himel ist. Jst nu Got vnser vater, so seinn wir auch sein siin, 
nemblich angewunscht (f) aus seinn gottlichen gnaden, vnd leiblich durch mitel 
vnserr vaeter, auch geistlich nach den selen , die wir on mittel von got haben. 
Wieaus natur (g) schuldigvnd nach recht verpunden ist ain leiblicher bruoeder 
dem andern leiblich f run disc-hit ft, lieb vnnd dienst zebeweisen, vmb dasjr beder 
todlich leib von aimm vatter vnd muoeter on mittel hie seinn. also ist vil has ain 
mensch dem andern schuldig vnd verpunden geistlich dinst vnd lieb zebeweisen, 
nachdem jr vntodlich geisl on miltl von got hie auch all menschen miteinander 
gwislicher geistlich brueder seinn dann die leiblichen brueder gesybt. Zum dritten 
seinn cristenlich (h) brueder all getaufft mennschen, die jr geistlich leben vnnd 
guet wesen von ainem vater Christo vnd von ainer muoeter Christenlicher kirch 
empfangen haben. Darurnb ist ain Christ dem andern grosz verpflicht, nachdem 
sy zwifach brueeder seinn geistlich von got vnd cristenlich von Cristo vnd der 
kirch, von denen, die Cristen in dertawt'new geporn vnd des poesen wesen (i) 
abkommen seinn. Dieselb cristenlich bruoederschaft erweckt die andern zwo 
bruoederschaft, benentlich die leiblich vom adam vnd die geistlich vom schoepffer, 
dieselben bed seinn im menschen tod on cristenliche brueederschaft. Vierde 
bruoederschaft volgt her nach (k). 

(a f Von gemainer bruederschaft. im 52. . 2. d. et 60. . 5. s. (b f leiblich. 
sieh. . 3. a. et im . 7. a. et im 60. $.5. a. (c f geistliche. sieh. 28. . 6. f. (df 
nagster. im 48. . 10. a. et 81. . 7. b et 82- . t. a. et im 83. . 4. h. (e f vater. 
Mat. 23. post prin. sieh. . 3. e. (f 5 gewunscht. sieh. 10. g. 10. h. et im 56. .5. h. 
(g f natur. sieh. . 2. k. et . 3. g. et im . 7. d. et . 10. d. et 1. et sieh. 22. . 2. c. 
(h 5 Cristenlich. im . 6. a. et sieh. 28. . 6. f. et im 60. 5- 9. i. et im 91. .'. 4. k. 
(i ^ wesen. im g. 5. b. et . 6. e. et sieh. 21. g. 3. k. (k 5 hernach. im . 5. e. 

V. ^ Plos leibliche brueederschaft ist an jrselbs zenichtig vmb das aller 
menschen leib zerissen vnd zuo poesem genaigt. Wie geschriben ist, all fleisch 
(a) hat verderbt seinen wege auf erde , dadurch die geisllich bruoederschaft zuo 
vnainikait genaigt wirt, nachdem menschlich gcist (wiewol sy von aimm anfanng, 
das ist von got hie) aber in dem vngestueernen fleysch von einander getailt seinn. 
Daraus eruolgt vnder den lewten zwitracht, krieg vnd alles poes wesen (b). Dar- 



VON DES NAGSTEN LIEB. 335 

gegen erraichen die Cristen im tawf das guot wesen auch gotlichen frid vnd die 
aynikait (c) Cristi, der vrsprung ist vnd gaber alles frids. Jn seinem leib (d) 
koinmen widerumb zesam all Cristmenschen mit iren geisten, die in demselben 
veraintem leib crisli beyeinander solten beleiben , wie sy vormals im leib ade von 
einannder seinn geschiden. Deszhalb sollen die Christen miteinander in cristen- 
licher bruoederschaft (e) leben, frid vnnd aynikait hallten, aneinander ordenlich 
lieben, ain yeder seinn nagsten als sichselbs in geduld, in diemuoet vnd in andern 
tugenten. mit gantzen krefften nach aines yeden vermoegen bis inn tod (f). Daraws 
seinn geflossen vil loeblich bruoderscbaft vnd burgerlich zunft dorjnn sich ettlich 
frumm lewt zuoeinander gethan haben, aigen gotszdiennst fiirgenomen vnd guote 
pollicey vnder einander gehallten zuo fiidrung der ere gots vnd zuo zier der kirch 
auch den brueedern zuo hayl vnd cristenlicher ainikait. Welh bruoderschaft diser 
zeit an etlichen orten poeslich abnemen ains tails aus vnderweisung falser lerer, 
anders tails aws grobhait (g) vngestueemer lewt. 

(a f fleisch. Gen. 6. in med. (b J wesen. sieh. . 4. i. (c f aynikait. im . 7. c. 
(d ^ leib. im 91. . 4. k. (e J bruederschafft. im 67. . 7. i. et sieh. . 4. k. (f f 
tod. 1. Johan. 3. ant. fin. im 50. . 10. d. (g f grobhait. im 88. $. 8. c. 

VI. 5 All cristen soellen miteinander dermassen veraint sein vnd aintraechtig 
guoten willen haben, als ain leib vnd ainschichtige gemainschafft so genennt ist 
die gemain kirch (a) vnd prawt gots. Dasselb ist rechte christennliche bruoeder- 
schaft die vns Cristus gelernet hat. Nit jhene bruoederschaft der sich die newen 
vncristen berueemen vnnd nennen brueeder in Cristo, sy waeren billicher genennt 
brueder im behamischen Cisco (b). Dann sy pflegen jr brueder cristglawbig geist- 
lich vnd weltlich zebelaidigen(c) mit mord, rawb vnd prand. wie in muoetwilligen 
aufstaenden (d) verschider zeit ergangen vnd noch ergeet mit schenden vnd des 
nagsten lestrung. Cristglaubig seinn schuldig jres nagsten schand vnd schaden 
zeunderkommen, nit allain aus christenlicher pflicht, sender auch aws leiblicher 
vnnd geistlicher bruoderschaft, nachdem vnder jnen solh zwo verderbt bruoeder- 
schaft widerumb vernewet seinn, nemblich das poes wesen jrer geyst im tawf (e) 
aufgehebt, dadurch sy jren leichtfertigen leib auch ziichtigen (f) sollen. 

(a f kirch. sieh. . 4. h. et im 91. . 1. c. (b f Cisco, sieh. 28. . 6. f. (c J 
laidigen. im 52. . 2. e. (d f aufstand. sieh. 1. 5- 5. a. (e f tawf. sieh. . 4. i. 
(f f ziichtigen. im 60. 5. 3. h. et sieh. 31. . 2. m. 

VII. 5 Wie sich cristenlich brueeder gegeneinander billich hallten soellen, 
magstu vernemen aus natur leiblicher (a) brueeder, die vnuerschaidenlich ainen 
handel trewlich vnd'brueederlich mit einanderfueeren , ainer von dem anndern 
nichts aygens noch vortail suoecht, sender all jrgueetel lieblich miteinander braw- 
chen vnd yeder des andern nutz souil als seinen aygen nutz betracht. Dergleichen 
soellen geistlich vnd cristenlich brueeder (auf denen vaterhalb ain groesser pannd 
ligt dann auf leiblichen brueedern) solten gegeneinander brawchen lieb, dienst, 
mildikait, vnd alle friintschaft. Sich solt auch yglicber befleissen, daz er seinen 
mitbruoeder nit geuaerlich betrieg noch vnbillich belaidig, domit er got (als jr 
bedervater) nit erziirne, der aynich belaidigung seiner vnschuldigen kind vner- 
rochen nit laesst, besonder seine verkerte kind vmb jr misseiat hart zestraffen 
pfjigt. Darawf der herr spricht. Wer den wenigisten (b) aus jhenen, die an 
mich glawben, belaidigt oder ergert, demselben waere besser, es hiennge an 
seinem hals ain miilstein vnd wurde ertrenckht in tyeff des meres. Darumb zuo 
forcht vnd gehorsam des himlischen vaters auch seiner gotlichen glorj zuo lob vnd 



335 SIBEN 7 UNDVIERTZIGIST CAPITEL 

ere, solten billich alle seine kind, nemlich die verniiftigen geschoepf, sonderlich 
getawft christen, vndereinander ainig (c), fridsam, gelrew vnd berueeblich sein, 
auch ains das ander ordenlich lieben als seinn nagsten bruoder vnd als< seines him- 
lischen vaters pildnuss. Darauf solten all menschen miteinander aus vrsprung 
der natur (d) vnd von gotlichera rechten, gantz ain ding vnd vnder jnen kain jn- 
wendige geistliche vnderschid sein, sender allenthalben gleich sein on awfnemung 
der person (e), dann nach lawt der schrift, leidet christenlicher glaub kain vnder- 
scbid in personen, Solhes wirt auch beweist durch all leiblich creaturen die alien 
vnd yeglichen menschen on vnderschid dienen. Alsuil an jn ligt, arbaitten sy 
gleichformig ainem menschen wie dem andern, vnangesehen welher hoch oder 
nider, ftirst oder pawr sey. Die obern einfliiss des firmaments auch die element 
vnd was dorinn ist, dienen gleich ainem yeden als dem andern alsuil yglicher irer 
dinst empfahen mag. Ain pferd tregt den pawrn gleich sowol als den hertzog. 

(a J leiblicher. sieh. . 4. b. (b ^ wenigisten. mat. 18. inprin. qui scandalizayit 
unum de pusillis. (c J ainig. sieh. . 5. c. et im . 8. e. et sieh. 45. . 7. c. et im 
48 . 9. f. et im 67. . 1. i. (d J natur. sieh. . 4. g. (e 5 person. Jaco. 2. in 
prin. sieh. 40. . 8. e. 

VIII. f Dieweil got dermassen geordent hat, daz sein creatur gleichmaessig 
vnd vnderschidlich alien vnnd yeden menschen zedienen berait sey. dabey zeuer- 
steen, daz die menschen aneinander auch dermassen dienen vnd ainig sein, daz sieh 
ainer von dem andern nit besonder auch gegeneinander lieb (a) , trew vnd hilf 
beweisen, ainem sowol als dem andern. Dann all menschen seinn gleich in ainer 
menschlichen natur vnnd vnderainst als ain menscb die pildnuss (b) gots. Jn 
mass ain ainschichtiger spiegel dein pildnuss annymbt, wo derselb spiegel (c) in 
vil tawsent tail getailt wurde, waer nichts weniger in yedem tail dein pildnuss. 
Dergleichen ist gottes ainig pildnuss in vil personen des getailten menschlichen 
geslaechts. Darumb soldestuainn yeden menschen (d) schaetzen als sey er duselbs 
vnnd nit als ainn froembden, nachdem du vnd er auch all menschen nur die ainig 
pildnusz gotes seyt. Die menschen seinn auch sonst in drey wege miteinander 
verainst(e). Ersllich seinn veraint all creatur, vnder denen die menschen zuo 
lesst(f) erschafen, das alles ain geschoepf gottes ist. Zum andern ist ganlze 
menschait ain ainig geslaecht, deszhalb yeder mensch gleich mit dir der ainigen 
menschait ist. Zum dritten seinn veraint all christen in Cristo vnd in aini&ait der 
kirch, dadurch diejerwelten kornen zuo vierder verainigung, so sy eingeleybt wer- 
den irem schoepffer vnnd erlediger. 

(4 f lieb. sieh. 27. . 4. 1. (b f pildnusz. Gen. 1. sieh. 29. . 8. d. et im 78. . 
8. e. (e f spiegel. sieh. 7. 5- 3. i. (d f menschen. im 67. . 7. d. et 91. 5- 4. k. 
(e ff verainst. sieh. . 7. c. (f f lesst. sieh. 26. . 2. e. 

IX. ^ Gleichwie die lieb gotes* also ist auch des nagsten lieb friichtig (a), 
die lieb gottes gepert vii ander lieb nemlich des nagsten vnd alter creatur. Die 
lieb des nagslen wirt ausgeprait auf jhene ding die seimm nagsten ztiogehoeren. 
Gottes lieb gepert ewige freyd, des nagsten (b) lieb bringt dem liebhaber freyd, 
die er hat an seinem geliebtem nagsten als an der pildnuss gots, Welhe freyd 
taeglich waechst vnd jaerlich gemert wirt hie vnd dort in mass aus ainem klainen 
kern wachst ainn grosser paem (c), der jaerlich frucht bringt. Dergleichen waechst 
ausmm kernguoetes willens ain weite lieb, die sichallzeit meret, alsofft der lieb- 
haber siehet, daz sieh sein nagster zuo got kert, daran empfahet er ain newe freyd, 
vnnd yemer sein nagster sieh von sunden vnd zuo got keret, destmer gewingt ain 
gerechter niennsch freyd Wann on zal siiudig menschen sieh bekerten , daran 



VON DBS NAGSTEN LIEB. 337 

efflpfi en S der gerecht on zal freyd. Des gibt zewgnusz Cristus, daz im himel mer 
freyd (dj beschehe vber ainen piiessunden sunder, dann vber newnvndnewntzig 
die der puoes vnnotturfftig seinn. Aws obbeschriben vrsachen erscheint, wer got 
liebt, der hat in got vnmaessig freyd vnd in seinem bekerten nagsten vnzelig 
freyd, wie er in seiner aygen saelikait freyd empfacht, also empfacht er nichts- 
weniger freid i n saelikait aines yeden nagsten, den er liebet als sich selbs. Die- 
weil nu sein lieb vnd freyd in got ewig (e) ist, so bleibt aucb daneben seintieb vnd 
frevd gegen dem nagsten auch ewiklicb. Der lieb wurtz ist ewig. deszhalb muoes 
derselben wurtz frucht, benentlich die freyd, ewig sein. Dieselb freyd wirt bie 
angehebt vnd dort in got geendet on ende. 

(a f friichtig. sieh. 45. $. 6. k. (h 5 nagsten. si eh. 46. . 7. c. (c f pam. im 
58. . 11. n- (d f freyd. Luce. 15. im 77. 5- 6. a., (e f ewig. sieh. 46. $. 5. g. 

X. f Nachdem all menschen vnser nagst vnd deszbalb zelieben, so seinn 
auch lieb zehaben vnser feind (a) als vnser nagsl, doch auf mass wiehernach steet. 
Jm alien gesetz ist erlaubt (b) gewesen die feind zcaechten vnd tod zeslahen. Jin 
newen gesetz ist gepoten die feind zelieben. Wie der herr spricht (c). den allten 
ist gesagt, du soldest deinn nagsten lieben vnd dein feind hassen, aber ich sagEw, 
liebet Ewr feind, sprecht wol jhenen die Ew schelten, thuoet wol jhenen die ew 
hassen vnd pitt fur die ew belaidigen. Dasselb mag nit beschehen aws gemainer 
natur, sonder aws gnad vnnd gotlicher natur (d), mit der menschliche natur vber- 
wunden wirt. Wer nu fiiehen mag die gier sich zerechen an seimm feind, derselb 
wirt tailhaftig gottlicher natur, das ist.ain Sun (e) gottes, der laesst sein einfliiss (f) 
geen vber guot vnd poes vnd spricht. Saelig seinn die fridsamen, dann sy wer- 
den genennt Sim gottes. Dariiber seinn zemercken zwayerlay lieb auch zwayer- 
lay feind. Ain lieb ist guoete naygung oder wolthuoung, dieannder lieb ist der 
vnschuld. Ain feind istdervns belaidigt, der ander belaidigt got (g), als ketzer 
vnd vnglawbig auch all sunder. Alsuil gotes belaid igung betrifft, dorinn sol man 
den feind hassen, nit lieben. Wir seinn auch weder denselben gotsfeinden noch 
vnsern aigen feinden schuldig leiblich dienst zebeweisen nocb wolzethuon, noch 
vnns gegen jnen zenaygen, nemlich zewiinschen sig , zeitlich hayl oder giieter. 
Nur souil jnen zw hayl irer selen gedeihen (h) mag. nach lawt der schrift. ain 
sueess (i) wort macht mitsam feind, sonst soldestu dich von deinen feinden 
absondern. Doch sollen wir die feind weder an leib noch guot belaidigen. allain 
es waer not zuo der ere gots oder gemainem nulz oder den feinden zw recht- 
licher straff vnnd andern lewtten zuo ebenpild. Vnd ob vnser aigner feind in 
leiblichen noetten (k) waer, vnd wir jm daraus helffen moechten, seinn wir aus 
natur (I) jme, als vnnserm nagsten, sol he hilf schuldig mitzetailen , souerr daraws 
nichts ergers zebesorgen ist. 



(a J feipd. sieh. . 2. s. et im 51. . 9. a. (b J erlawbt. leui. 26. post prin. 
persequimini inimicos vestros. (c ^ spricht. Mat. 5. in fin. Luce. 6. in med. im . 
11. 1. (d ^ natur. 2. Pet. 1. in prin. sieh, . 4. g. et sieh. 21, . 8. m. (e f Sun. 
sieh. 5. 2. t. (f f einflusz. Mat. 5. in fin. im 77. . 7. d. (g f got. sieh. 20. .8. c. 
(h f gedeihe. im 75. . 5. d. et 76. . 9. h. (i f suess. eccli. 6. in prin. verbum 
dulce mitigat inimicos; item ab inimicis tuis separare. (k ^ notten. 1. Job. 3. ant. 
fin. im 51. . 4. e. (1 f natur. sieh. . 4. g. 

XI. ^ Die ander lieb, benentlich der vnschuld, sollen wir gegen alien feinden 
erzaigen, das ist fur sy in gemain petten (a). Jnen guote naygung beweisen, jr 
bekerung hayl vnd saelikait wiinschen, daz sy in jren jrrungen der warhait bericht 
^erden, jrer vnchristlichen vngehorsam absteen, von stinden aufhoeren vnnd 

K e i t h m e i e r , Berthold's Theologey, 22 



338 ACHTUNDV1ERTZIG1ST CAP1TEL 

fiirter in gerechtikait (b) leben, vnd also von got hie gnad vnnd dort ewig leben 
erlangen, zw deme sy bescbaffen seinn alszwol die christen vnd frumm le\vt. 
Geschriben stet. Got sorget (c) gleichlich vmb all merischen. Nochmer bistu 
schuldig deinen sonndem feinden in geduld zeuergeben (d) vnnd vber'sy zuoerpar- 
meii, dann sich got vber dich erparmt vnd dir auf dein pete vergibt. Wie Erselbs 
spricht. Du hast dich sollen erparmen (e) vber deinn mitknecht, wiejchmich 
vber dich erparmt het. Ob du aber hierinn nit volkoemen sein> noch d em rat 
Cristi volgen woldest, soldeslu doch dein spriich nit mit rach, sounder wie recht 
ist, suechen, auf das wir nit begegen. ' Wie der weis spricht. Wer gerochen (f) 
wil werden, der findet rach von Got. darumb wellesl. nachlassen deinem nagsten 
der dir schaeden zuogefueegt hat. Also seinn die feind zelieben, nit zehassen. 
Doch wisse, daz zwischen lieb vnnd bass ain tnittel ist, nemlich daz du deinn feind 
nit belaidigen, sonder meiden soldest, daneben jme vergonnen was jme got ver- 
goent. Darumb gepewt vnns Paulus, zemeiden jlien ketzer die nach ainer oder 
zwayer ermonung erstockht beleiben. Dergestallt ist Johannes ewangelist ge- 
ilohen vom Cherintho (h) vnd Policarpus vom marcion. Also ist vom Herodes 
in Egypten (i) geflohen Christus. Der vns darawf gelernt hat. Wann vns vnser 
feind durchaechten in ainer Stat (k), zefliehen in die ander. Solhe vermeidung 
der feind ist nit wider das gepot (I) die feind zelieben. 

(a f petten. Mat. 6. dimitte nobis debita. sieh. . 1. g. et im 50* . 8. m. et 54. 
. 11. n. et 82. . 6. c. (b f rechtifcait. im 50. . 9. a. (c J sorget. Sap. 6. post 
prin. aequaliter cura esl illi de omnibus, (d ^ vergeben. Luce. 6. post med. dimittite 
et dimittetur vobis. im 53. ?. 6. i. (e 5 erparmen. Mat. 18. in fin. (f 5 gerochen. 
Eceli. 28. in prin. (g J meiden. Tit. 3. sieh. 15. g. 2. c. (h J Cherintho. 24. q. 1. 
omnis. sieh. 13. . 13. g. de onere eccle. c. 54. in prin. (i Egypten. Mat. 2. fuge in 
egyptum. (k ^ stat. Mat. 10. in med. (1 ^ gepot. Mat. 5. sieh. 5. 10. e. 



ACHTUNDVIERTZIGIST CAP1TEL 

von aigener lleb. 

I. Von recht vnd ordnung der natur, ist erste (a) lieb allain Got zuoege- 
hoerig, dasselb ist ordenliche (b) lieb, wann dieselb vrnbkert vnd erste lieb ainer 
creator geben wirt, dasselb ist vnordenliche lieb. Gemaine (c) lieb ist ordenlich, 
abbesonderte (d) lieb ist vnordenlicb. Wer nu in die gwer erster lieb kumbt, das 
ist fur sich Got liebet, der entwert got seines vortails vnd rechtens, so er hat in lieb 
vber alle ding. Er nymbt got sein ere vnd erhebt sichselbs in der lieb vber(e) got 
wider natur vnd alle recht. Er vndersteet sich zemachen aws jmselbs ainri Got. 
der allain vnnd sonst riyemants wirdig (f) ist erster lieb, mit der die creatur soil 
kroenen gotlichen koenig, domit derselb im menschen obrist regiment hab. Desz- 
halb wir petten , zuo kom dein reich (g). Aber tier verkert mensch vermuoet, er 
welle seinn aigen willen vnd nit got, zuo seinem oebrer haben vnd injm fur got 
herschen lassen, dadurch er wirt ain feind gols, als des obristen vnd himlischen 
kaiser. Laut des ewangelj. Der sich selbs ainn koenig macht, der widersagt dem 
Kaiser (h) vnd ist nit ain freuend des kaisers. Allain got ist rechter vnd warer 
obrer vnd regierer aller vnd yeglicher seiner creatur. Er allain vnd sonst nyemant 
hat aygen freyen willen. Deszhalb mag er jmselbs sein erste vnnd aigene Fieb geben 




VON AIGENER LIEB. 339 

i 

vnnd sol regieren (i) vber all ander frey willen. Dem menschen hat wol got aion 
willen beschaffen vnd denselben frey gemacht, nit daz ersoelben freyen willen jm- 
selbs zuoeziehe (k), sounder denselben gotlichem willen vnderthaenig (I) mache vnd 
dem allmaechtigen gaentzlich fur aigen gebe. Daz er auch mit demselben freyen 
\villen efstlich vnd wilkiirlich vber alle ding Got liebe, darnach sichselbs vnnd seinn 
nagsten gleicblich lieb hab. Welher dariiber seinn willen vnd erste lieb von got 
vnd zw sichselbs kert, der thuoet got zwifach vnrecht. Ainsten, daz er got seinen 
vortail der lieb, wider naliirlich recht. nymbt. Zum andern, daz er jmselbs solhe 
crste lieb vnrechtlich gibt vnd zuoeaigent (m), wider got besitz vnnd dadurch ge- 
maine ordnung der natur vmbkert. Er belaidigt fraeuenlich, dann er nymbt jme 
das sein. Darzuoe besilz er vnbillich das got zuoegehoert, zuo vnere vnd verach- 
tung gottlicher maiestet. Aws diser vngerechtigkait enlsteet dem menschen sein 
erst vbel (n) vnd all vngefell. dauon Katherina (n) von Senis in irem puoech 
vilsagt. 

(a 5 erste. im . 2. d. et sieh. 45. . 5. a. (b J ordenliche. sieh. 45. . 4. a. (c f 
gemaine. im . 9. e. (d ^ sonderte. sieh. 13. g. 6. b. (e f vber. im 50. . 8. c. 

"? me J _ 1 ** t r r JT "i ! t * ** c\ f\ mr t ~* A f\ M. 

19. post 
3. b. el 
aigener lieb. 

. 7. d. et 19. . 10. f. et 31. . 6. d. etsieh. 34. . 4. c. ef 37. . 4. c. cum ibi 
notatis. et im 50. . 8. k. et 85. . 5. c. (n 5 vbel. im . 2. c. et sieh. 33. . 4. e. 
katharina senn. c. 17. cum seq. 

II. ^f Freyer will des menschens licbet oder basset. Erstlich liebt er waser 
gernhat, nachuolgend hasst Er was wider dasselb geliebt ding ist. Also nach der 
lieb voligt bass. Derselb bass ist frey vnd geet wohin er wil. Er wirt von nye- 
mant dann durch aigen wiilen bedrangt, in mass freye lieb auch ist vnbezwungen. 
Wie nu der mensch sol got vber alle ding frey lieben, also sol er frey hassen (a) 
alles was wider got ist. Nachdem aber nichts bas wider got ist dann aigner will. 
Deszhalb sol der mensch seinen aigen willen, seinselbs lieb, sein Ere vnd ruoem 
auch all vntugenl, durch gotes willen, meiden vnd hassen. Desgleichs.fliehen was 
aus aigner lieb flewsst, alsvnzimlichefreid, fleischliche begier, geitz, neyd, vnkeysch, 
traghait vnd all ander sachen . mit denen got belaidigt vnd die pildnusz gots ver- 
mailigt wirt. Jn summa. Wie der mensch vber alle ding lieben sol got als das 
boechst guot, also sol er vber all ding hassen sichselbs als seinn groestenfeind(b). 
nyemant mag dem menschen mer schaden , dann sein aigner will vnnd verkerte 
lieb, die er jmselbs muoelwilliklich zuoezeucht fur got. Daraus jm all sein vbel 
(c) entstet, in mass jme aws der lieb gots all sein wolfart kumbt. Wie der mensch 
sein erste (d) lieb, mit hilf gots, vbersich zw got, oder aus aigem verkerten willen 
vndersich zuo jmselbs naigen mag, also mager seinn hass gegen sichselbs oderge- 
gen got vnd seinen gepoten keren. Beyeinander (e) besteen im menschen gotes 
lieb vnd hass seinselbs. desgleichs aigene lieb vnnd hass gegen got. dann wer 
Got fur sich liebet, der hasst sichselbs. wer sichselbs fur got liebet, der hasst den 
willen gots vnnd seine gepot, die aigener lieb vnnd wollust widerstreben. Aus or- 
denlicher lieb gots entspringt gerechter hass seinselbs. aws vnordenlicher lieb 
seinselbs entspringt vngerechter hass wider got. Deszhalb wirt Got vngnaedig dem 
vnordennlichemliebhaber, der numals verwandelt (f) ist in die natur der geliebten 
creatur, auch eytel vnnd zenichtig worden, wie jhenes ding das er fur Got liebt, 
zenichtig wurde on got. Der liebhaber seinselbs ist auch on got arm vnd durftig, 
darumb suoecht er zeitliche zergaenckliche gueeter, darein er sein lieb vnd hoff- 

22* 



340 ACHTUNDVIERTZIG1ST CAPITEL 

t 

nung setzt, gleich als moegen sy jne seiner durftikait ergetzen. vnnd solhe giieter 
seinn doch sowol zergaencklich als jr liebhaber selbs ist. 

(a f hassen. im . 3. a. et 12. d. et sieh. 37. . 11. e. et im 49. . 13. b. et 
98. . 2. h. (b f feind. sieh. . 6. a. et . 8. d. et sieh. 35. . 1. f. (c f vbel. sieh. 
. 1. n. (d J erste. sieh. . 1. a. (e f beyeinander. im 5. 12. a. (f f wandelt. ia 
. 11. d. et sieb. 45. . 9. a. . 

III. ^ Wie die lieb verwandelt den liebhaber in den geliebten, also scbaidet 
der bass (a) den basser von deme das er hasst. ye groesser der bass ist, ye weiter 
wirt hasser geschaiden von jbenen das er hasst. Also yemer ainer Got liebt, desl- 
mer hasst er sichselbs vnnd yemer ainer sichselbs liebt, destmer hasst er got. Dar- 
umb ist nichts poeser dann aigene lieb, nit daz sieh der mensch selbs (wie zimlich 
ist) nit liebt, sonder daz er sieh vber got nit (b) Hebe , dasselb ist vnzimlich vnnd 
wider got. yede lieb gepert ir sonder freyd (c), die ainer hat so er zewgen bringt 
jhenes das er vber alle ding liebet vnd begert. Deszhalb aus natur yedecrste freyd 
zu sieh den menschen zewcbt (d). 

(a f bass. sieh. . 2. a. (b f nit. sieh. . 1. k. (c 5 freyd. sieh. 29. . 5. a. et 
46. . 5. i. (d. J zewcht. sieh. . 1. k. et im . 7. e. 

IV. f Hye merckh von vnnutzer frucht (a) aygner lieb. JErster vnd groesler 
vnnutz ist, daz der aigenwillig liebhaber an got ainen strengen feind bat. Erkumbt 
ferr (b) von got, der menschlichs geists leben ist. yeferrer ainer von got kumbt, 
ye has nahend er zu der nichtikait. Wann nu der mensch von got, als von ewigem 
wesen, abbesondertist, alszdenn hangt (b) er an jmselbs, das ist an der nichtigkait, 
dadurch fellt er bis zum grundt der nichtikait, nemlich in vndriste belle. Jtem wer 
ewigem got vnrechtlich das sein nymbt, nemlich die hoecbst ere gottlichs nomens 
(c), demselben nymbt got rechtlich seinn nutz , nemlich das ewig liecht vnnd gibt 
jm dafiir ewige finster (d). Dann er hat hie gewandert in eytelhait seiner synd- 
likait vnd gehabtainnfinsternverstannd (e), deszhalberbillich (wiepaulusschreibt) 
beraubt wirt des wegs so aus got ist, von wegen der plindhait seines hertzens. Jn 
demselben vbel der nichtigkait silzt er vnwissund (f). Er hat vermaint mit eytler 
Ere vil zewegen zebringen, aber er hat dadurch verloren all guoet wesenhait (g) 
auch all sein muee vnd arbait. Jn summa. Wer sein aigene zeitliche ere suecht, 
der Gndet das widerspil (h) , benentlich ewige vnere vnnd schand. Dann wie er 
seinn aigen (i) lob vnd nom suecht zuoerweitern vnnd domit seinn hochfertigen 
geist zuoerfuilen. also wirt sein ere vnd nom nur gesmelert vnnd sein geistdest- 
eytler. Er fiillt sein hertz mit pytelm faym dermassen, daz der saft gotlicher ere 
nymer hinein mag. Got bet dasselb hertz furgenomen zw aimm vas (k) seiner 
gotlichen ere vnnd nomens, das hatEr verriinet mit vnnutzem plasundem wind (I). 
Tnd ist zemercken, daz menschlicher geist geordent ist zw ainer wonung gottes, 
vnd magmitnichteandermeriullt (m) werden dann mit gotlichen gnaden, mit wew 
er sieh sonst, awsserhalb gottes, wil erfiillen , dorinn faellt er, dann er wirt domit 
nymermer ersettigt. wie geschriben stet. Des gierigen menschens awg (n) ist vner- 
setlich, im tail der poszhait wirt er nit erfullt alslang bis er verzert vnd erderret 
sein sel, das awg ist poes zuo poesen dingen vnd wirt albeg prots bediirffen vnd 
nit ersettigt. 

(a f frucht. sieh. 46. 5- 5. e. (b f ferr. Psl. 118. circa fin. longe a peccatori- 
bus solus, sieh. 20. . 8. f. (b f hangt. im . 5. b. et sieh. 20. . 5. c. (c J no- 
mens. im . 5. e. et sieh. 22. . 4. g. (d f finster. Eph. 5. im 71. g. 8 d. et 80. $ 
1. 1. (e f verstand. Eph. 4. in med. tenebris obscuratum babentes intellectum. sieh. 



VON AIGENER LIEB 341 

45. 8. f- ( f f vnwissund. Psl. 72. sieh. 20. .-5. e. (g f wesen. sich. 18. . 1- 
e (h 5 widerspil. sieh. 9. $. 3. g. (i J aigen. im . 5. g. et sieh. 10. . 4. g. (k f 
vas. 1. Thess. 4. in prin. sciat unusquisque vas suum possidere in sanctificatione et 
honore. sieh. 40. 3. b. (1 J wind. Eccles. 5. laborat in yentum. (m J erfullt. Psl. 
16. sieh. 28. 1. f. (n J eccli. 14. post prin. insatiabilis oculus cupidi. sieh. 16. 
5. 4. n. 

V. f Nym war des hochfertigen (a) torhait. Er suecht sein lob ynd aigene 
ere, vnd hat doch von jmselbs nichts aigens ausserhalb seiner nichtlkait (b), aws 
der er beschaffen ist. Got allain hat in jmselbs aigene ere, die jme, auch awswen- 
dig sein in menschlichen hertzen vnd werchenzuoegeptird, dorjnnaber seiner got- 
lichen Maiestet der hochfertig irrung zethuon vnd jmselbs die ere zuoezeziehen 
vndersteet. Vber das laesst er sich noch nit benuegen, nemlich sich vnd sein hertz 
gotlichermaiestetzuoentziehen. sender erbefleisst sich auch von got zeuerfueeren 
(c) die andern menschen, die er wil beladenvnd anfiillen mitseinem aigen nomvnnd 
ruoem.domitergelobtvndgeertwerdevonmeniklich. Dergestalltentsetzt ergot des 
seinen, nemlich daz er mit seimm ruoem wil er fill len der menschen hertz, diejme 
gotselbs zuo seinem nome vnd lob erscbaffen het. Dadurch ist der hochfertig ain 
abgesagter lodfeind (d) gottes, des nomen (e) er awstreibt aws seinem vnd anderr 
lewt hertzen, anstat desselben gotlichen nomes vndersteet er sich zesetzen seinn 
aigen nom. Darumben wie der hochferttig (f) sein aygene (g) ere , zeitlichen lob 
vnnd guoeten nom (so er jme vnbillich zuoezewcht) vnrechtlich vnd haeftiklich 
thuoet retten vnd verfechten mit ganlzer vngestueemb, also pfligt sich got recht- 
lich (h) vnnd mit gotlicher macht zerechen an demselben hochfertigen, vmb das er 
got vnrechtlich nymbt vnd jmselbs gibt was got zuogehoert. 

(a f hochfertig. im . 8. c. (b f nichtig. sieh. . 4. b. (c ^ verfueren. im 88. 
. 7. a. (d ^ feind. sieh. 20. . 8. c. (e f nom. sieh. g. 4. c. (f J hochfertig. im 
. 8. c. (g f aigene. sieh. . 4. i. (h f rechtlich. sieh. 20. . 6. k. 

VI. f Wo seinselbs liebhaber gleich ain zeitliche freyd (a) empfaeht aws dem, 
daz er jhenes, so er liebt, erlanngt, als weltliche ere, zeitliche giieter, hiibschen 
gemahel oder mer dergleichen lust, ist solhe frucht vnd freyd zergaencklich vnd 
fals, vnordenlich (b) vnd verdamblich. wie aigene lieb wider got vnd naturliche 
ordnung, also ist die freyd vnd frucht daraws fliessend, auch wider got vnd wider 
ordnung aller creatur. Nach derselben nichtigen freyd kumbt layd (c), dann er 
besorgt dieselb zeuerlieren , nachdem all zeitlich vnnd fleischlich freyd zergeen. 
Wann nu dieselben zerstoert seinn, alszdenn trawert (d) verkerter mensch, derda- 
neben muoes gewartten schmerlz vnd straff vmb sein vnordenliche lieb vnnd poes 
gehallten liist. Dergestallt stet seinselbs -liebhaber albeg in sorgen, in layd oder 
in smertz, dann er ist all slund gewarttend , daz sein weltliche freyd sich in layd 
verkere, in mass der gerechten lewt layd gekert (e) wirt in freyd. Zeitliche freyd 
ist eytel vnd laer, awswendig ist sy sueess, jnwendig voiles gifts (f). dadurchwirt 
der mensch bis in den tod vergifft vnd gefueert zuo ewigern layd, wider die aigen- 
schaft der menschen, die zuo guoten (g), nit zw poesen freyden beschaffen vnnd 
geordent seinn. Darumb wirt durch fleischliche freyd gottes zorn wider, vns er- 
weckht vnd yemer wir vns vnordenlich erlusten, destmer fallen wirinlayd (h) vnd 
vnlust. Poes ist etwas vber got zelieben, aber poeser ist vns in ettwe, das Got miss- 
uellig ist, zeytlich zuoerfreyen, zw smach vnd verachtung seiner gotlichen lieb vnd 
ewiger freyd. Daraws magstu nemen, daz du vnser gejaid vnd tantzen, vnser 
hofieren vnd kurtzweil (i), die pancket vnd alle faschang (k) frey, laer vnd eytel, ja 
schedlich vnd vns verdamblich seinn. 



342 ACUTUNDVJERTZIGIST CAPITEL 

(a ^ freyd. im g. et sieh. 32. . 5. a. et sieh. 46. g. 5. e. (b f vnordenlicb. im 
. 7. f. et sieh. 20. . 6. g. (c J laid, im h. et im . 7. i. et 45. ^.8. h. et46. . 7. 
i. et im 57. .4. b. et im 80. . 3. b. (d 5 trawern. sieh. 46. . 7. h. (e J gekert. 
Joh. 16. in med. tristitia vestra vertetur in gaudium. (f f gift. sieh. 13. . 6. f. (g 
5 gueten. sieh. a. et sieh. 29. ?. 5. a. et 40. . 3. b. (h <J laid. sieh. c. (i f kurtz- 
weil. im 51. . 2. p. (k ^ i'ascbang. sieh. 32. 5. a. et im 75. . 2. i. 

VII. f Wie zwo (a) erst lieb seinn, benentlich gottes vnndaigene. also seinn 
zwo freyd ainn in got vnd in jhenem was got zuogehoert. die ander in jmselbs 
vnd was zuo seinem lust gehoert. Dieselben bed (b) freyd kan ainer miteinander 
uithaben, weil er ainer anhangenvndlieben, alszdenn muoes erdieannderynder- 
lassen vnd versmaehen. Ainer erfreyt sieh in got, der andcr wider got. Die guoet 
freyd kumbt von got vnd widerumb in got. Die ander kumbt aus eytel nicbding 
vnd wirt widerumb zuo nichding (c). Also ist ain freyd ewig, die ander zerganeck- 
lich. Erste freyd, die aws lieb gotles flewsst, bescbiecht in andecbtigem gemueet 
on all auswendig arbait. vnd muee, on allvnruoe vndbeswaerung.onall vortailvnd 
belestigungdesnagsten. Die ander freyd, aus aigner lieb fiiessund, beschiecbt in aufer- 
hebten gemueet, mithohem praws vnnd grosser vncosst, mit muee vnd arbait mit vil 
vnnutzengeschaefften, gemainklich andernlewten, zuomal den vnderthanen vnd die- 
nern, zuo vnruoe vnd beswaerung, aucb offtmit mercklichem schaden vnd nachtail. 
Auszimlichererster freyd wachsen vil merander guoet erlawbtfreydvndgeistlich lust. 
Aws vnzimlicber freid waechst nichts guots nur laid vnd vnlust, nachdemsolh poese 
freyd vngestrafft vnnd guoete freyd von Got vnbegabl nit bleibt. Erste gerechte freyd 
an jrselbst zewcbt den froelicben menschen zuo gol (d). die verpoten freyd zewcht den 
verkerten froelichen zuo sicb (e), nit vmb das dieselb freyd an jrselbs poes sey.sonnder 
daz sy vnzimlicb ist dem menschen, der awsser got in zergaencklichen dingen lust 
suoechtwider(f)ordnunggottes. All menschen suoechen freyd vnnd fliehen 5r laid, 
aber es faellt verkerten lewten, die sieh ersllich lieben vnd iren nutz oder lust suechen 
in zergaencklichen dingen, darein sy setzenir entliche freyd, diedoch nyndert(g) dann 
in got gefunden mag werden. Wann nu jhen ding, dorin sieh der mensch erfreyt 
zergeet (h). alszdenn kurnbt nothalben laid (i) vnd vnlust, so er nymer haben mag 
das er gern hiet. Also wirt der mensch gestrafft mit ewigem laid vmb sein vnor- 
denliche freyd vnd wollust, dorinn er got veracht vnnd sein aigene lieb vnd freyd 
gebrawcht hat. 

(a f zwo. sieh. 45. 6. a. (b *[ bed. Math. 6. Luce. 16. unum sustinebit, al- 
terum contemnet. sieh. 45. . 5. b. (c f nichding. im . 10. f. et sieh. 21. .5. h. 
(d f zu S ot - si?h' H- 5- 9- a. (e f zu sieh. sieh. .3. d. (f f wider, sieh. $. 6. b. 
(g ^ nyndert. sieh. 37. . 6. e. (h ^ zergeet. im . 10. i. (i \ laid. sieh. . 6. c. 

VIII f Erste aigene lieb gepert (a) manigerlay poeser lieb. etllich im geist, 
etlich im leib, etlichin leib vnnd geist miteinander. Des geistes natur steygt vbersich 
(b), dadurch sein aigener will genaigt ist zuo hochfart (c). Darumb liebl er zeit- 
licbe ere vnnd was darzuoe dient, alsreichtumb, hochstaend, grosseambt, vil kunst 
vnd dergleichen vbertreffenlich sachen. Yemer etwas zur hochfart dient, destmer 
wirt es geliebt. Des leibs natur ist neben sicb, in gier zuo rach vnd wollust, desz- 
halb liebt aigner will gesund vnd sterckh, geselschafft vnd buoelen, aucb alles was 
darzuoe gehoert, als ros vnd harnasch, schoen frawen vnd guoeten wein vnd vil 
solher ding. Desgleichs zewcht der leib vndersich vnnd ist genaigt zuo traghait 
(d) \nndvnzeitigerruoe, deszhalb liebt er lang schlaffen vnnd mueessigang, dadurch 
er vnderlaesst notturftige arbait vnd guote werch. Ausm geist vnd leib miteinan- 
der voligt geytikait, neyd vnd /orn. Darauf aigner will des menschens liebet den 



VON A1GENER LIEB. 343 

eeytz (e), nenilich gellt vnd zeytliche gueeter, dieselben dienen dem geist zuo sei- 
ner bochfart vnd dem leib zuo volstreckung seiner poesen gier. wollust vnd faul- 
kait. Desgleichs hasst freyer will was wider zeitlicbe ere oder gueeter oder wol- 
lust ist. Daraws waechst die lieb der rach (f) vnd zorn wider jben, die solheere, 
cueeler vnd lust verhindern oder selbs besitzen. Jtem wo ainer vermaint vberoder 
neben jme sey sein nagster im aufnemen oder in eren, in reichtumb, oder in guo- 
ter ruoe. Daraws flewsst der neyd (g) , dadurcb liebt des verkerten menschens 
aigner will des nagsten vnruoe. armuoet, vnere, schand vnd lasster. Daneben hasst 
er des nagsten gliick vnd wolfart. Also, ist die bocbfart gerad wider got, der neyd 
gerad wider den nagsten vnd geytikait ist gerad wider got vnd nagsten. 

(a f gepert. sieh. 45- . 6. I. (b ^ vbersich. sieh. 28. . 15. h. (c f hochfart. 
sieh. 5. a. et f. et sieh. 29. . 11. f. et 36. . 10. a. et im 50. . 8. g. (d f~trag- 
hait. sieh. 44. . 7. a. (e <J geylz. sieh. 44. . 4. d. (f.^ rach. sieh. 44. 5. 5. a. et 
36. . 10. n. (g J neyd. sieh. 24. 2. c. et 36. $. 10- m. et 44. $. 3. a. et 72. 
J. 5. b. 

IX. * Aigen willige lieb pfligt bey sieh zebeleiben vnd an jrselbs anzesleen 
(a) vnd nit ierrer vber sicb zuo got zegeen. Darumb seinn souil aigeri lieb alsuil 
hawp (b). Dadurch werden vndcr den inenschen verursacbt vnnd erhebt alle vbel 
(c), netnlich zwitracht, zertrenung, feindscbafft, kryeg, bas, neyd , zorn vnnd all 
weltlich widerwaertikait, vmb das yeglicber nit gottes ere vnd forcht, sender sein 
aigene bochait wider got, racb wider den nagsten vnd wollust seines fleiscb wil 
fiirsetzen, meren, verhueetten. bescbermen vnnd erhallteu. Jn denen kain auf- 
hoeren noch ersettigung ist, nachdem menscblicher geist weder mit zeitlichen eren 
noch gueetern, weder tnit rach noch wollust ersettigt (d) mag werden, allain mit 
got. Wann aber dein lieb an jrselbs (e) nit anslet, sender vbersich kumbt zuo 
gotlicher lieb, dieselb ist ainig vnd gemain. Dergleichen wirt dein lieb auch ge- 
main vnd mit alien menschen ainig vnd'gleichformig in der lieb gots. Darumb 
seinn jhen, die got vbersich lieben, vnder jnselbs ainig (f) fridsam, diemueelig, ge- 
horsam gegen jrem nagsten mild, mitleidig, mitsam, vnuerdrossen, guotwillig. auch 
in andern tugenten embsjg vnd fleissig. Dann got flewsst (g) mitseinem veraintem 
w^llen in sein liebhaber vnd verspert die porten des vnt'rids. Deshalb beleiben 
gotsforchtig lewt in jnselbs geduldig vnd auswendig vndereinander in veraintem 
willen, ainig vnd rueehig. 

(a ^ ansteen. im e. (b ^ hawp. sieh. 67. g. 5. a. (c f vbel. im . 10. c. et 
sieh. 45. 5. 7. f. (d ^ settigt. psl. 16. sieh. 37. . 6. e. (e ^ irselbs. sieh. a. et sieh. 
5- 1. c. (f f ainig. sieh. 47. 7. c. (g ^f flewsst. sieh. 21. . 4. a. 

X. 5 Darauf solten wir menscben nit allaiu aus gotlicbem einflus, sonder 
auch aus gotlicher sibt (a) vnd bruoederscbafft vndereinander ordenlich lieben vnd 
gaentzlich ainig sein. Aber bey vns bat fiirgezogen fleischliche pose naygung (b) 
vnd aigenwillige lieb, dadurch wir vnainig seinn vnd in all vbel fallen (c) muees- 
sen. Dann wer sicbselbs vber got liebt, der bleibt allain vnd bat kainen gesellen. 
von dem die schrift spricbt. Wee (d) jbenem der allain ist, so er fellt, hat er nye- 
mant der jn aufhebe, ainer allain kan auch nit erwarmen (e). Der sichselbs liebt, 
absondert sieh von gemainer lieb gots, daselbs hieter funden an got ain handthab 
vnd an seinem nagsten vil gesellen. Er hangt mit seiner aygen ersten lieb an nye- 
mandt dann an seinselbs person, die aus nichding (f) gemacht ist. Deszhalb muoes 
erwiderumb zuni nichding fallen , nachdem sieh sein vbertrefliche lieb nyndert 
hin streckt dann auf sein aygene person, die von jrselbs zuo nichding gedeicht, so- 



844 ACHTUNDVIERTZIGIST CAPITEL. 

ucrr sy nit hanngt an gotllichem wesen (g). Wio verkerter liebbaber mitsanibt 
seiner erslen vnd aygen lieb verdirbt, also zergeen all nachuolgend lieb, die a\vs 
erster gewachsen vnd vnordenlich angelegt seinn. Dann er liebt seinn nagsten 
oder annder creator nit in got noch durch gotszwillen , sonder endtlich von sein- 
selbs vvegen, alsuil im dasselb geliebt ding dient (h) zuo aigem willen, zuo boch- 
fart, geytz oder lusst. Darumb zergeen (i) solh vnordenlich lieb mitsambt erster 
aygen lieb. 

(a 5 sybt. sieh. 47. . 4. d. (b 5 naygung. sieh. 29. . 7. c. (c J fallen, si eh. 5. 
9. c. et sieh. 43. . 15. e. (d f wee. eccles. 4. ve soli, (e f warinen. im ?. 12. e. 
(f f nichding. sieh. . 7. c. (g ^ wesen. sieh. 21. . 2. K. (h J dient. sieh. 45. . 
4. a. (i f zergeen. sieh. . 7. h 

XI. 5 J bestymbler vnordennlicher lieb ist die hoffhung zuo got zerissen, 
das vertrawen zweiilich, die forcht (a) knechtlich, der gotszdinst verdrieslich, ere 
vnnd lob gots spoetlich, die gehorsam fliichlig. Opffer legen, alrnosen geben, kir- 
cben zieren, spital stifflen vnd ander guote werch oder auszwendiggeistlich erpie- 
tung werdcn in aigner lieb erzaigt mit pomp vnd vbermuoet , vnd beschehen vn- 
williklich (b) on alle guote frucht. Dann solhe werch seinn, on ordenlicbe lieb, 
got miszuellig vnnd dem menschen schedlicb. Noch mer, aus aygncr lieb kumbt 
knechtliche (c) forcht, die nit frey, sonnder ain aygner knecht ist. Wer sichselbs 
liebt, der fiircht nit got, sonder seiner aygen hawt, dazjme kain nachtail begegen, 
weder an leib noch an guoet, besonder an zeitlichen dingen, die er von seinen we- 
gen liebet. Er fiircht pestilent/, kranckait, sterben. wasser, fewr, vngewitter, gifFt, 
tewrung, fancknus, armuoet, rauber, dieb vnd moerder. gericht vnd oberkait, of- 
fene straf vnd weltlicbe schand. Dermassen wirt knechtliche forcht durch aigene 
lieb vnzelich getnert vnd nitnmer geendet. Aber durch die lieb gots wirt solhe 
forcht geringert vnd zuo lesst gar aufgehebt vnd verwandelt (d) in kindliche forcht. 
Der liebbaber gots fiircht allain got vnd sonst nichts ausserbalb got. Denselben 
mag jm nyemandts zucken, in mass die zeitlichen geliebten gueter dem aygenwil- 
ligen menschen genomen werden. Also macht aygene lieb vnd knechtliche forcht 
den menschen ainen knecht (e) aller creaturen, die er fiircht, derselben er sonst 
ain herr waere wo er die gotszforcht vnnd ordenliche liebhiet. Dann ordenlicher 
liebhaber vnnd gotsforchtiger mensch fiircht allain kindlich (f) seinen himlischen 
vater, der vnder des menschen fueess geworfFen (g) hat alle tyer vnd leibliche 
creator, die dem menschen solten dienen vnnd nit zuo knechtlicber forcht 
verursachen. 

(a 5 forcht. sieh. 44. . 10. i. (b f vnwilliklich. sieh. 2. . 3. h. (c f knecht- 
liche. sieh. 44. . 10. i. (d J wandelt. sieh. . 2. f. (e f knecht. sieh. 44. $.10. i. 
(f f kindlich. sieh. 44. . 12. a. (g f geworffen. Psl. 8. omnia subjecisti sub pedibus 
ejus. sieh. 27. . 2. c. et im 49t . 7. a. 

XII. ^ Bemellt zwo forcht guote vnd poese haben gegeneinander zwo lieb 
vnd zwo verachtung. Wer got liebt vnnd kindlich fiircht, der veracht alle wider- 
waertige creatur. Wer sichselbs liebt vnd knecbtlich fiircht zeitliche widerwaerti- 
tikait, derselb veracht got. Beyeinander (a) moegen sein die lieb vnnd forcht gots 
in verachtung aller widerwaertikait. Deszgleychs die aygen lieb vnd knechtliche 
forcht in verachtung gottlicher mayestet. Ab gottlicher lieb mag ain mensch durch 
sichselbs fallen (b) in aygene lieb. Aber aus derseiben seiner aygen lieb mag er 
durch sichselbs nit erledigt werden noch aufsteygen zuo gotlicher lieb, on gnad 
vnd hilf (c) gottes, Jn mass ain warm wasser (das natiirlich kallt ist) wirt von 



NEWNUNDVJERTZIGIST CAPITOL. VON NATURLICHEN etc. 345 

jmselbs kalt vnd bleibt kalt, es mag aucb von jmselbs on auszwendige zuoefallennde 
hytz nyminer warm werden. Herwiderumb wer sich selbs hasst (d) der mag sich 
zebassen von jmselbs aufhoeren vnd fallen in den bass gptes. Aber von demselben 
bass gotes mager durch sichselbs, on gotlicbe hilf, nimmer aufsleen vnd widerumb 
sichselbs hassen vnd got lieben , dieweil wir menscben, nach zeriitter natur, zuo 
poeser kellt vnd nichtikait genaigt seinn vnd guoete wyrm (e) der leib allain von 
gotlicher lieb nemen mueessen. 

(a f beyeinander. sieh. . 2. e. (b f fallen, sieh. 43. . 15. e. et im 78. . 7. f. 
(c f hilf. sieh. 24. . 9. f. (d f hassl. sieh. . 2, a. (e f wyrm. sieh. . 10. e. etsieh. 
18. 1- J- et im 82. . 3. c. 

XIII. f Erste verkerte liebist alszfasst eingewurtzt (a) jnwenndig im mensch- 
licben bertzen, daz sy nyemant (ausserbalb got) mag auszzieben, nachdem imhaus 
des menscbens sein will der sterck ist vnd numals gefanngen (b) ist des jbenen das 
er vber alle ding liebet. Zuozeiten wunschtainer ledig zesem ettwo von seiner aygen 
vnordenlicben lieb vnd naygung seines fleisch als vorn prassen, spilen oder puoelen. 
Er kan sicb aber nyndert darein schicken, dadurch er ledig wurde vnnd sein poese 
aigene lieb vberwunnde, nachdem er sich mil seimm willen aws ordenlicher lieb 
in vnordnung genaygt, dadurch sein will nymmer frey, sonder numals des fleisch 
aygen vnd gefangen ist. Darumb muoes du vmb dein erledigung mit fasten (c) 
vnd petten ersuoechen vnd anrueeffen allmaechtigen got, als den sterckern (d), 
derselb allain mag deinn poesen willen gwelltigen vnd dich von vnordenlicher lieb 
erledigen vnd zuo sich in geordente lieb fueeren, laut des ewangelj (e). Wie kan 
yemandts in aines starcken haws geen vnd jm seinen hawszrad rawben, allain er 
pinde jn erstlicb, alszdenn mag er jn imm haws gwelltigen. Darumb sol der 
mensch sein erste lieb nit aygen machen noch seimm fleisch noch der weld oder 
poesem geist vnderwerffen, sonder dem allmaechtigen got frey vnd gaentzlich 
vbergeben. als yglicher mensch schuldig vnnd pflichtig ist von natiirlichem vnd 
aufgesetztem rechten. Darauf wil jch anzaigen was der mensch got zethuon 
schuldig ist, erstlich aws^natur, darnach aws aufgesetztem rechten. 

(a f gewurtzt. sieh. 45. 5- 7. e. (b J gefangen. sieh. 29. 5. 12. h. et 37. . 2. d. 
(c J fasten, im 76- 5- 5. d. (d 5 sterckern. Luce. 11. sieh. 36. . 2. d. (e f Ewan- 
gelj Marci. 12. in med. 



NEWNUNDVIERTZIGIST CAPITEL. 

Von naturlichen schulden des nienselien. 

I. Aws allem , was obuerschriben , ist vernomen , wieuil grosz mercklich 
gab got dem menschen gereckt, fiirgelegt, geraicht vnd mitgetailt hat vnnd noch 
taeglich dareckt vnd verleycht, dadurch der mensch gottes scbuldner (a) ist in 
menig wege. Derselben schulden seinn aygenlich funf. aine kumbt von natiir- 
lichem (b) vrsprung. die ander aus verzug der bezallung solher natiirlicher schuld. 
Jn dritte schuld gemainer erbsiinnd ist gemain (c) menschlichgeschlaechtgefallen 
durch Adams vbertrettung. Yierde schuld ligt auf ainem yeden menschen vmb 
sein sonnder verschuldung (d) wiirchlicher siinde. Fiinffte schuld ist die groessist 



346 NEWNUNDV1ERTZIGIST CARTEL. 

vmb vnnser erledigung (e). Anfanklich wil jch sagen von natiirlicher vnd vr- 
spriinglicher schuld , die der mennsch dem allmaechtigen zetbuon ist von wegen 
seinseibs vnd aller creatur, so zuo dienst des menschen beschaffen ist. 

(a f schuldner. im 5. 4. i. et sieh. 28. . 12. a. et im 55. .5. m. et im 81. 5.4. 
a. et 82. . 2. c. et 88. . 8- a. (b f naturlich. im 5. 2. a. (c f gemain. im 52. . 
3. e. (d f verschulden. im 52. g. 3. o. (e f erledigung. im 52. . 5. a. 

II. f Dieselb naturlich (a) schuld ist der mennsch scbuldig got zebezalen aus 
dreyen vrsachen. Ainsten, vmb das got das hoechst (b) guot vnd allor eren wirdig 
(c) ist. Deszhalb bistu aus natur vnd ordnung aller rechte schuldig got zebewey- 
sen gehorsam, forcht, glawb, lieb, auch jnwendig vnd auszwendig (d) wiirchlich 
dinst nach allem deinem vermoegen. Anders tails vmb das got vnnser aller vater 
ist, wie ain leiblicher sun aus natur vnnd alien rechten schuldig ist, seinen zeit- 
lichen vater zefurchlen, zelieben, zeeren, jme gehorsam vnd dinstlich zesein, auch 
nit gedulden, daz demselbon seynem leiblichen vatter aynicherlay vngefuoer zuo- 
gefueegt werde, vmb das von jme sein todlicher leib herkumbt. Vilmer vnd 
hoeher ist der mensch soihes alles schuldig zebeweisen seinem himlischen ewigen 
vatter (e). derjrn den leib durch mittel seines leiblichen valers vnnd die vntodlich 
sel, als sein pildnuss, on mittel aws lieb von jmselbs gegeben hat. Wie ain leib- 
licher vatter will, daz jme sein sun gehorsam sey vnd in tugenten lebe , vmb das 
er von seimm pluoet berkummen ist. also wil himlischer vater. daz der mensch, 
als sein angewiinschter (f) sun, seinen freyen willen vnnd lieb (g) vor alien dingen 
zuo got nayge in alien tugenten, vmb das er von jm hie vnd sein gemachte pildnuss 
ist Zum dritten ist der mensch die naliirlich schuld got zebezalen schuldig, vmb 
das der mensch alles, was er vnd andere creatur ist, haben sy empfangen von got, 
dasselb alles ist der mensch schuldig got zeuergellten fur sich vnnd andere creatur, 
die got von des menschens wegen erschaffen vnd begabt hat. Dann alle ding in 
diser weld hat got geordennt dem menschen zuo guot, als zuo tiotturft oder zuo 
nutz, zuo ergetzlikait oder zuo hilf, zuo exempel oder zuo vnderweisung. ..Wie 
nu alle leibliche creatur an den menschen, als jren oebrer vnd vorgeer gepunden 
(h), also ist der mensch an got, als an seinen nagsten herren vnd oebrer, on mittel 
gepunden vnd schuldig, fur sichselbs auch fur all creatur got danckber zesein vnnd 
ewiklich zedienen, nemlich das poes (i) zelassen vnd das guot (k) zeuolbringen Zuo 
diser schuld vnd bezalung ist der mensch alweg gepunden, er bezal vnnd thuoe das 
so er schuldig ist, oder nit. Die bezalung steet im thuon des guoten vnnd lassen 
des poesen. Die schuld bleibt albeg vnd zalung muoes alweg beschehen. Dann 
albeg mueessen wir das poes meyden vnd das guot volbringen , vnd wirt disc schuld 
weder mil bezalung noch sonst nymermer aufgehebt (I), aber erslatt (m) durch 
Cristum souil an vns abgeet. 

(a f von natiirlicher schuld. sieh. <J. 1. b. et im .5. f. el 5. 6. g. et im 50. . 
1. a. et 52 $. 1. i. et . 4. g. et 53. . 1. c. et . 7. f. et im 55. . 1. e. et . 6. g. 
et 62. . 5. a. et 72. . 4. g. et im 78. . 3. a. et . 6. c. et 79. . 1. c. et 89. . 5. 
a. et 100. 1. b. (b f hochst. sieh. 7. 5. 4. a. (c J wirdig. sieh. 4. . 14. e. (d f 
auswendig. im 53. . 5. a. (e f vater. sieh. 47. . 3. e. (f f gewiinschter. sieh. 10. 
. 10. h. (g J lieb. sieh. 45. . 2- d. (h f gepunden. im 50- . 4. f. (if pos. sieh. 
1. . 3. a. et im 78. . 6- c. (k f guet. PsL 33. fac bonum. im52. . 1. c.- (1 f auf- 
gehebt. im 52. . 4. h. (m f erstatt. im 52. . 1. e. et im 76. . 9. g. 

HI. f Wieuil der mensch schuldig istgotzedanckhen, zeloben vnnd zedienen, 
wirt ermessen aus groess vnd menig der gaben, so got dem menschen vnd aller 
creatur, von wegen des mennschens, gegeben hat. Vrspriinglich ist durch got 



VON NATURLICHEN SCHULDEN DES MENSCHEN. 347 

yeglichecreatur geselztin jr wird, stand, natur vnd in gebiirliche volkotmnenhait, aine 
hoeber, die ander nyder, ain yede nach jren statten. Wie Paulus sagt. dazgot 
den menschen gab vnd gnad gegeben hab nacb mass (tj) vnd gab cristi, villeicht in 
mass ain yede creator gotlicher gab fahig (b) ist. Vnder alien leiblichen creaturen, 
ausserhalb des menschens, mag kaine got danckber sein. uoch erkennen was vnd 
wieuil sy von got empfangen, auch nitvnderschid wissenvnderguotem vnd poesem, 
noch wasnutz oder vnnutz sey. Darauf hat got den menschen sonderlich fur ander 
creator begabt (c) vnd jme eingossen ainn geist mil seinen krefften , nemlich mit 
gedechtnusz, vernufft (d) vnd freyem willen, domit der mensch anstat sein vnd 
aller ander leiblichen crealuren, erstlich aufgedenckb (e) wieuil gnad vnd gab er 
vnd dieselben creaturen von got empfangen haben. Deszgleichs dabey lerne er- 
kennen (f) das guot vom poescn auch sichselbs vnnd sein aigene nichtikait vnd gotes 
vbertreflikait. Daselbs wirt der mensch erjnndert, in was ere vnd wirde er durcfe 
got gesetzt gewesen. Sonderlich so er aul'gedenckt vnd in seiner vernufft erwigt, 
wieuil gnad vnnd vortail er von got, vber all annder leiblich creatur, empfangen 
hat. Dabey mag er erkennen, daz er von natur auch aus der rogel vnd ordnung 
aller creatur schuldig ist got zelieben vber sichselbs vnd vber all ander creatur. 
Daneben isl der mensch, anstat sein vnd aller vnuerstaendigen crealur, verpflicht 
vnd schuldig got dem allmaechtigen, als vnnserm geber vnd schoepffer, zedanckhen 
vmb all gab vnd guottat die got dem menscben vnd alle creatur, von wegen des 
menschens, angelegt hat. Zuo solber schuld wirt der mensch gedrungen aus na- 
tiirlichen rechlen, dasselb eraischt vnd vermag, daz jhener, der etwas guots 
empfahet, schuldig ist ad Antidora (g), benenntlich zeuergellten was guots er 
empfangen hat. 

(a ^ mass. Ephe. 4. in prin. data est gratia secundum mensuram donationis. im 
91. . 8. g. (b f iahig. sieh. 18. 7. h. (c J begabt. sieh. 29. . 4. d. (d 



nufft. sien. 18. . 2. a. (e f gedenck. sieh. 27. . 9. a. (f f, kennen. sieh. 44. . 2. 
e. et 45. . 3. c. (g f Antidora. im . 4. k. et sieh. 46. .2. h. et im 53. 5- 7. e. 
et 78. . 10. 1. et im 81. . 1. d. 

IV. 5 Nu merckh die gubttat, so der mennsch fur sieh selbst von got empfan- 
gen, vnnd taeglich empfaecht, nemlich alles das er ist, hat er von got. Anfangk- 
lich ist der mensch nichts gewesen vnd aus nichding ettwas worden. Darzuoe 
hat jme Got geben das leiblich wesen. Wann der leib zuo menschlichem form 
(a) geschickht ist, alszdenn beschaefl got dem menschen ain newen geist vnd gewsst 
denselben jnn leib, auf das daraus ain lebendiger (b) mensch werde. Derselb geist 
erktickt (c) den leib vnnd gibt jme das wachsend leben, dadurch er in muoterleib 
auch nach seiner gepurd von kind auf wachsen (d) moeg zuo gebiirlicher groess, 
zw formlicher gestallt, vnnd zuo wolgeschicktern stande. Dabey ist yedem menn- 
schen leiblich angezaygt, daz eraus demhieigen zcitlichen stand solt geistlich wach- 
sen vnd erhoecht werden zuo himlischem (e) stand , als zuo seinem lessten ende. 
Daneben hat got den menschen empfindlich gemacht, vmb das er mit seinen leib- 
lichen synnen nit allain got zeloben schuldig sey , sonder auch daz er an imselbs 
zymliche freyd empfinden (f) moeg. Wiewol die andern creaturen an jn derglei- 
chen, wie die mennschen, auch leiblich wesen haben, als fewer,' lufft, wasser, erd, 
stain vnd dergleychen etc. etlich das wachsund leben, als paem vnd krawt, etliche 
darzuoedas empfindlich leben, als die tyer. seinn doch dariiber weyt edler des 
menschens wesenlikait, wachsund vnd empfindlich leben, nachdem der mensch 
soelh leiblich krefft besonder fur sichselbs empfacht von seiner aigen sele (g). aber 
die andern creaturen enjpfaheu jr kreft aus gcmeinem einfluss des firmaments , nit 



348 NEWNUNDVIERTZ1GIST CAPITEL. 

von jrselbs sender von wegen der menschen. Der vber soelh tyerlich krefft. noch geist- 

lich tugent hat, nemlicb gedaechtnuss, verstaentnuss vnnd frey en willen, in d em die lieb 
(h) begriffen ist. Von derselben vnd anderr gab wegen, ist der mensch manigfeltiger 
scbuldner (i) gotes, als tewr er sichselbs oder ain yedes glid seines leybs schaetzet, 
souil ist er von seinselbs wegen got schuldig. Ain verniifftiger menscb gaebe sein 
leben nit vmb alle weld, ain band oder fuoess oder awg nit vmb tausent gulden, 
wurd ain yeglich glid getewrt wie esainer acht, vermoecht nyemant aines men- 
chens glide halbe zebezalen, wiewol jm got solhe glid vmb sonst gegeben. wellen 
dannocb natiirliche recht, daz ainer gegen seinera rnilden gaber danckbar sey vnd 
sich fur ainn gellter desselben gabers erkenne vmb all sein gab vnd guottat, dieselb 
schuld wirt in latein genent ad Antidora (k). 

(a ^ form. sieh. 28. . 1. a. et im 94. . 7. a. (b f lebendiger. Gen. 2. sieh. 27. 
. 1. m. (c f erkiickt. sieh. 26. . 4. a. (d f wachsen. sieh. 22. $. 4. i. (e f him- 
lischen. sieh. 30. . 1. g. (f f empfinden. sieh. 26. . 5. c. et 29. . 5. a. (g J sele. 
sieh. 27. . 8. d. (.h f lieb. sieh. 45. . 1. a. (i f schuldner. sieh. . 1. a. (k J 
Antidora. sieh. . 3. g. 

V. ^ Nachdem nu got (wie Paulus scbreibt) des menscbens glid (a) bescbaffen 
vnd hiibschlich im leib aneinander gesetzt vnnd yeglich glid geordennt hat nach 
seinem goltlicben wilien, daz ains dem andern solt dienen. Jst naliirlich recht vnnd 
billich daz der rnensch got binwider dienen sol mil alien seinen gliden, wie geschri- 
ben steet. du soldest got lieben aus alien deinen krefften (b). Solh vnd vil mer 
vnmaessig gnad (c) geistlich vnd leiblich gibt got williklich vnd vmbsonst dem men- 
schen, aus lawtter goetlichen mildikait vnd aus kainer gerechtikait, nit allain on des 
menschen verdienen , sender offt wider sein verdienen , auch wider seinn willen. 
Ob ainer gleych nit gem ain mennsch waere, dannoch behellt jnGotin seinem nalu'r- 
lichen wesen (d). Kain mensch mag auch nit vmbgeen er muoess von got haben guot 
einfliiss (d) des obern firmaments vnd taeglich nutzung dervndern element, wiewol 
er dieselben offt miszbrawcht. ( l ) Aws obbeschriben sachen wirt befunden, wieuil 
der mensch gotlicher mildikait, natiirlicb ({) schuldig ist vmb die gaben vnd guottat 
so got an leib vnd set des menschens mil jnnern vnd aussern gueetern gelegt vnd 
jne domit gepunden hat zuo naturlicher schuld aus der sich uyemant ziehen mag 
noch sprechen. Er wisse nichts vmb dieselb schuld , dieweil jne die natur vnd 
vernuft auch das recbt solher vnwidersprechenlicher schuld erjnndert. 

(a f glid. 1. Cor 12. in med. deus posuit membra, sieh. 28. . 4. e. et $. 6. c. 
et 29. . 6. b. et im 83. 5- ! 1- et im 88. . 1. g. et91. .4. a. (b f kreffien. Luce. 
10. diliges deum ex omnibus viribus tuis. im 50. . 4. c. (c f gnad, sieh. 43. . 1. b. (d 
5 wesen. sieh. 21. . 4. d. (efeinflus. im. 6.b. etsieh.25.J. 4. a. (f Jnatiirlich. sieh. .2. a. 

VI. 5 Noch vil mer ist der mensch got schuldig von wegen der lieb vnd 
gnaedigen naigung, so Got zum mennschen gehabt ee er jn bescbaffen hat. wie 
Johannes setzt (a). Got hat vns ee dann wir jne geliebt vnnd noch taeglich liebt. 
A.US derselben gotlichen liefa fliessen (b) all gab vnd guottat so got dem menschen 
than hat mit erschaffung vnd erledigung des menschens, vnd noch staets (c) thuot 
rnit parmhertziger auffennthalltung, auch fiiran mit gnaediger belonung thuon 
wirt jhenen die soelhes nit verwiirchen. Durch bestymbt gottes gab vnd manig- 
feltig guottat erscheint (d) goetlich lieb, die sonst verporgen waere. Also wirt 
heimliche lieb (so got zum menschen hat) gesehen in offenbarer guottat. wie ain 
verporgen fewr erscheint durch ainen aufgeunden rawch (e) oder schein. 

( l Nee homo praeterire potest quin refoveatur bono influiu superioris firmament! et continue 
usu inferiorum elementorum: tametsi illis frequenter abutalur. B. 



VON NATiJRLlCHEN SCHULDEN DES MENSCHEN. 319 

Dergestallt offennbart die auszwendig sichtbar gab gotes, daz got jnwendig gegen 
dem menschen noch vil ain lieblichere gab hat, benentlich sein gotliche lieb, die got 
erzaigt im menschen vnd in alien creaturen von wegen des menschens. dann all 
geschoepf flewsst (f) aus der lieb gottes. Deszhalb der mensch natiirlich (g) 
schuldig ist, an slat sein vnnd aller creatur, Got vber alle ding lieb zehaben. 

(a J setzt. 1. Johan. 4. ipse prior dilexit nos. sieh. 46. . 2. g. et im 78. . 3. b. 
(b f fliessen. im f. sieh. . 5. e. et sieh. 21. . 4. a. (c f stats, sieh. 46. . 2. k. 
(d 5 erscheint. 1. job. 4. apparuit caritas dei. sieh. 45. .1. i. (e f rawchim 83. . 6. c. 
(f 5 flewsst. sieh. b. (g J natiirlich. sieh. . 2. a. et sieh. 46. .2. f. et im50. . 4. b. 

VII. f Biszher hastu vernomen , daz der mensch gotes schuldner ist von wegen 
gab vnd gnad, so im fiir ander creatur got mittailt. Nichtsweniger ist der mensch 
schuldig zuoerkennen vnd gegen got danckber zesein vmb die gaben, so got von 
wegen des menschens angelegt andern crealuren. die kainen verstand haben zuo- 
erkennen noch got zebedancken, vnd die got menschlicher natur bet ganntzlich 
vnnderworffen (a) , wie dann vnuerminflige tyer noch heut ains tails durch die 
menschen regiert vnnd zaem (b) gemacht werden. als die schrifft awszweist. 
Dieselben vnuerstaenndigen creaturen seinn nit von jrselbs wegen , sonnder zuo 
nutz (c) dem menschen von got beschaffen, vnd entlich jnn menschen geordennt(d), 
auch on den menschen dermassen gepunden, was jnen abgeet, das wirt jm men- 
schen erfiillt. Deszgleichs was der mennschan jm. das hat er fiir sieh vnd fiir die 
andern leiblichen creaturen, vnd ist der mensch als ain hawp, herr vnnd regierer, 
aller jrdischen creatur furgesetzt. wie kayserlich (e) Recht spricht. Alle creatur 
dient dem menschen als der wirdigisten creatur. Gleich so dir ettwer ain haws 
pawet, desselben haws wirdestu herr vnd obrer, also hat got gemacht vnnd zuoe- 
berayt ganntze weld, daz der mensch dariiber herr sey vnnd dorjnn ain zeit wonen 
auch da rob sitzen sol. wie anfancklich adam gesetzt ist ins paradis (f) als in das 
obrist haws leiblicher wonung, auf das der mensch, so hie sein jrdisch haws zer- 
pricht, nemlich durch den tod sein leyb zergeet, koeme dort in himmlisch ewig 
haws (g) ,das nit mit henden gemacht, sonder von got gepawt vnnd dem men- 
schen zuoeberayt was, nemblich daz des verstorben geist dieweil wonet im leyb 
Christ! als in Abrahams schosz (b). Darumb ist der mensch schuldig von seinselbs 
vnd von gantzer weld , auch in sonderhait von wegen ainer yeglichen creatur, 
soelher vnmaessiger vnnd vnzelicher guottat gegen got zebedencken seiner got- 
lichen mayestat mit vernuft gehorsame danckberkait vnd willige lieb zuoerzaigen. 
Dann nach natiirlichen rechten ist ainer, fiir sieh vnd fiir die seinen schuldig 
dannck zesagen jhenem , von dem er vnd die seinen vil guots vmbsonst empfan- 
gen haben. 

(a ^ vnderworffen. Psl. 8. sieh. 48. . 11. g. (b ^ zam. jaco. 3. domita sunt a 
natura humana. sieh. 42. $. 1. b. (c 5 nutz. sieh. 22. . 9. a. (d } geordent. sieh. 
30. . 1. a. (e [ kaiserlich. ff.de extra ord. cog. 1. cognitiones. . 1. ff. de edil. 
edic. 1. justissime. in prin. omnis creatura servit homini ceu dignissimo omnium 
creaturarum. (f f paradis. sieh. 30. . 1. b. (g 5 haws. 2. corin. 5. in prin. si 
lerrestris domus nostra dissolvitur aediflcationem ex deo habemus, domum non ma- 
nufactam sed aeternam in coelis. sieh. 19. $. 4. h. et 35. . 8. a. et 36. . 2. b. et 
39. . 4. e. (h schosz. im 68. . 4. f. et 80. $. 5. n. et 87. . 3. d. 

VIII. 5 Awsserhalb des menschens seinn die andern creaturen weder ge- 
schickht noch verpunden znr dannckberkait (a) , nachdem sy nichts fur sichselbs 
sonder was jnen von got gegeben, haben sy von wegen des menschens empfangen, 
domit sy demselben mennschen dienen. Der dinstist also zeuersteen. Der mensch 



350 NEWNCNDV1ERTZIGIST CAPJTEL. 

mag nit leben on die sonn (b) vnd ander ober einfliis (c). noch on bewegung der 
stern vnd firmaments, noch on beywonung der elemendt (d), noch oh die friicht 
der erden so allzeyt wachsen. Etliche tyer sefnn der menschen narung oder 
ergetzlikait, etllich zuo notturfft oder brawch , ettlich zuobeyspil oder ermonung, 
ettliche zuo laeglichem nulz oder dinst. Dergestalt dienen all creator, yede in 
jrer mass , denen menschen gleich (e) ainem als dem andern , allain vmb das all 
mennschen seinn ain pildnuss (f) gots, sonnst waeren wir (als onmaechtig, vnrain, 
abgefallen lewt, die in vnserr natur versert seinn) nit wirdig (g) daz vns dienen 
solten diehohen vnd nyder creaturen, nemlich die stern, element, tyer vnd ander 
ding, die in jrer nalur noch vnuersert seinn. Aber got ist wol wirdig, daz sein 
vnuersert creaturen dienen den menschen als gottes pildnussen. wiewol dieselben 
pildnuss vermailigt seinn. Vmb solhe guottat, die der mensch empfacht voun 
creaturen, ist er nit denselben creaturen, diesolh dienst aus ordnung gottes vnnd 
gwallt der natur thuon, sonnder got als dem Principal gaber schuldig zedanckhen 
vnnd zeuerdienen. Obgleich etliche tyer aucb nyessen friicbt (h) der erden, ge- 
deicht doch solhe nyessuug entlich zuo nulz des menschens , nachdem die tyer 
dauon leben als vnderthan der menschen. 

(a f danckbar. sieb. 27. . 3. f. (b f sonn. sieh. 21. $. 7. f. (c J einflus. 
sieh. 28. . 9. d. (d f element, sieh. 26. . 1. c. (e ? gleich. im 81. _. 8. d. (f J 
pildnus. sieh. 29. . 8. c. (g ^ wirdig. sieh. 18. . 8- 1. (h J frucht. im . 10. b. 

IX. ^ Darumb seinn dieselben tyer, vmb jr nyessung der frucht, nyemants 
jchts zeuergelllen, sender von jren vnd aller ander crealur wegen, ist der mensch 
ain schuldner gotes, aus zwayerlay vrsachen. Am ersten, nachdern dieselb creatur 
weder vernuft noch willen hat, mit denen sy moecht oder woelle, danckbar sein, 
deszhalb ist fur sy der mensch , als jr herr vnd obrer schuldig got zedancken (b). 
gleich so du meinem pferd oder andern meinen tyeren narung gaebest, waere jch 
vnnd nit meine tyer, schuldig dir zedancken oder bezalung zethuon. Ain ander 
beyspil. Wann der kaiser ainerstat, in der nurain verstaendiger (c) oderberedter 
man waere, grosz gab oder gnad be wise, all ander jnwonerwaeren kind oder sonst 
vnuerstaendig oder vnberedt lewt. wo dem kaiser vmb sein guottat, so er gemai- 
ner Stat (d) angelegt, kain danckh beschaehe, alszdenn wurde die schuld vnd vn- 
fleis allain dem aynigen verstaendigen mann zuoegemessen. Dergleychen wirt al- 
lain der mensch, vnd nit die vnuerstaendig crealur, beschuldigtvmbdasdemschoe- 
pfer nit gebiirlicher dinst vnd danckh beschiecht fiirdiegab, soerseinemgeschoepf 
thuot. Die ander vrsach, derhalb ain mensch an stall vnuerstaendiger creatur ain 
schuldner gotes ist, gleichwie ain herr, vnd nit sein knecht (e), schuldig wirdt alles 
das zeuergleichen wasjme zuo lieb vnnd nutz, seinem knecht verkaufft, geschenckt, 
gelihen oder sonst gegeben. also ist der mennsch, vmb das got seiner creatur von 
wegen des mennschens, gegeben hat jr wesen, natur, krefft, schicklikait vnnd alles 
anders was sy seinn vnnd an jn haben, souil schuldig alsuil werdt seinn all crea- 
turen, die Got von des menschens wegen bescbaffen vnd begabt hat. 

(a f tyer. sieh. 30. 1. a. (b ^ danckhen. sieh. 27. . 3. f. (c f verstandiger. 
sieh. 30. . 8. h. et 37. . 12. e. (d f stat. sieh. 30. . 9. a. (e [ knecht. sieh. 39. 
. 4. m. 

X. f Darauf schreyen vnd bezeugen all jrdisch creaturen vber den menschen, 
daz er an jrer stat gotdiene, vnnd danckh (a) sage, vmb das sein goiliche allmaech- 
tikait dieselben crealuren erschaffenvnd ain yede mit jren krefften, von wegen des 
menschens, begabt hat. Kaiser justinianus (b) setzt, daz gemeine natur all friicbt 



VON NATURLICHEN SCHtJLDEN DES MENSCHEN. 351 

von wegen des menschens zuoeberayt hab. Darumb sehreyt dieselb natur zum 
menschen, daz or gegen got auch fruchtbar (c) scy. Jtem der himel (d) spricbt. 
Bey tag gib jch dir liecht daz du sehest vnnd wachest. Zuo nacht gib jch dir Blister, 
daz du schlaffest vnd ruoest. Jch gib dir zeit, dorjnn du die ewikait magst von 
got erlangen. Die element (e) vnd alles so dorjnn ist, sprechen, wif seinn dir vn- 
derworffen zw allem deineni gebrawch, domit du vnderworffen seyst got vnnserm 
schoepffer. Gantze weld vnnd all creaturen ermonen den menschen, wie sy aus 
ordnung gotes vnd der natur mueessen dienen dem menschen, daz an jrer stat 
derselb mensch got auch diene (f) aus natur vnnd ordnung gottes, doch williklich 
vnd vngenoett. 

(a <J danck. sieh. 27. . 3. f. (b ^ Justinianus. insti. de rerum divisione. . par- 
tus. omnes fructus rerum natura gratia horainum comparavit. sieh. . 8. h. (c ^ 
fruchtbar. sieh. 46. . 5'. e. (d J himel. sieh. 7. '. 1- i. et im 79. g. 8. b. (e J ele- 
ment. sieh. 26. . 1. c. (f J diene. im . 11. b. et d. et sieh. 31. 5. 9. f. et im79. 

5- 7. g- ' 

XI. f Darauf merckb, das zwayerley dinst ist. (2) Ainer, aus natiirlicher not 
(a) mueessen die leiblichen geschoepf dienen dern mennschen. Der ander dinst ist, 
daz die menschen schuldig seinn got frey williklich zedienen aus lieb, nit aus not 
der verwelltigung, sonnder aus not des rechlens vnd der billikait. Wie all creatur 
aus ordnung der natur entlich dienen allain dem menschen zuonutz vndhayl, also 
sol der mensch aus ordnung natiirlichs rechtens entlich dienen (b) allain gotlicher 
mayestat zuo ere vnd glorj. Jn was mass die creatur aus natiirlicher not vnd got- 
licher ordnung dem menschen guot vnd nutz frucht geben. das ist ain exempel. 
Ain paem (c) der bey seiner frucht erkenntwirt. tregterdem menschen guotsueess 
vnd zeytig oepfel, alszdenn ist der paem auch guot. wo die frucht nicht guot, vil- 
leicht law!, pitter oder vnzeitig, seinn solh frucht mitsambt dem paem dem men- 
schen vnangenaem. Dermassen ist ordnung gottes vnd der inensch schuldig, daz 
er got diene (d) mit lawtter volkommener lieb vnd staeter hoffnung, mil festem 
glawb vnd diemueetiger forcht, mit fleissigem dinst vnd embsiger ere erpiettung, 
nit mit fawlen werchen noch vnrainer oder zertrenter lieb, nit mit vnstaeter hoff- 
nung oder vnzeytigem glawb. solh vntiichtig dinst, mitsambt dem menschen, seinn 
got vnangenaem vnd zeuerwerffen, nach laut des ewangeli. ain yeder paem, der 
nit guot frucht macht, sol ausgehawt (e) vnd jnns fewr geworffen werden. Zuo 
bestymbter zalung vnd dinst mag, ausserhalb got, nyemants den menschen noetten, 
sender er sol sein schulden gegen got abrichten vnbenoettigt (f) gern vnnd aws 
freyem willen. sonst ist genoetter gotszdienst vnnd bezalung got nit angenaem, 
noch dem menschen ersprieslich. Darumb hat got dem menschen freyen willen 
(g) geben. Denselben freyen willen ist der mensch von natur schuldig zenaygen 
vnd zeuergleichen zuo dem willen gots. denselben sol er vber alle ding lieben, 
furchten, loben, eren vnd groszmachen. auch in jne hoffen vnd glauben alsuil er 
mag von leib vnnd sel, nemlich dazer all sein leben, wesen, thuon vnd lassen, auch 
alle vnnd yegliche seine werch jnwendige vnd auswendige mil bestymbter schuld 
vergleich, dieselb nit verziehe noch dargegen jchts widerwaertigs verhandel. 

(a f not. im f. et im 52. . 6. b. (b f dienen. sieh. . 10. f. (c ^ pam. Luce. 
t. fin. 



6. ant. fin. arbor de fructu suo cognoscitur. sieh. 35. . 8. f. (d J diene. sieh. . 10. 
f. et im 50. g. 3. b. (e ^ auszgenawt. Mat. 7. ant. fin. im 90. . 2. e. (f f vnbe- 
notligt. sieh. a. et sieh. 29. . 12. g. et 43. . 4. e. (g ^ willen. sieh. 39. . 16. a. 



( 2 Servitus duplex est, una necessitatis, altera voluntatis. B. 



352 FUNFFTZ1GIST CAPITEL. 

XII. f Der mensch ist in alweg schuldig got zelieben vber alle ding, ob er 
gleich nichts guots von got empfangen hiet. Dann got ist anfangklich nit zelieben 
von wegen der creatur. aber die creator ist zelieben von wegen gottes. Darumb 
soldestu anfancklich got lieben von seinselbs (a) wegen vnnd darnach dich lieben 
vmb das du bist ain creatur vnnd pildnuss gots. Deszgleichs deinen nagsten, der 
sowol als du beschaften, erledigt vnnd zuo ewigem leben von got gewident ist. 
Derrnassen soldestu dein liebgegen dir vnd del mm nagsten ordnen (b), endenvnd 
beschliessen mit der lieb gots. Sonst wurde die creatur vber got vnordenlicb ge- 
liebt. So du got entlich liebest allain von deinen wegen, villeicht vmb das er dich 
beschaffen, erledigt oder sonst vil guots than hat, dasselbist ain gedingte lieb vnnd 
vnnutz, bis dir Got lieb wirt von seinselbs wegen vmb daser dashoechstguoetvnd 
vber jne in alien dingen nichts maechtigers, nichts pessers, heyligers, groessers, 
tugenthaffters, weisers noch wirdigers etc. ist noch erdacht werden mag. Dar- 
umb ist got zelieben, wirdig (c) vnd wrd, wie ain verniiffliger mensch ainen 
tapffern man lieb hat, von dem er vil guots hoeret, ob er in gleich sonst in sonder- 
hait nit kennt (d) noch von jme nutz empfangen hat. Also ist got vber alle ding 
von seinselbs wegen zelieben, vnd das ennde (e) alter lieb in jn zeordnen. 

(a f seinselbs. sieh. 1. . 3. i. (b f ordnen. sieh. 46. . 2. c. (c J wirdig. sieh. 
4. . 14. e. (d 5 kennet. sieh. 45. $. 3. c. (e f ende. sieh. 21. . 8. c. 

XIII. ^ J D diser schuld der lieb ist eingeschlossen ain andere schuld, nem- 
lich daz nach got der mensch sieh selbs Hebe als ain pildnuss (a) gots, dergleicben 
liebhab als sichselbs seinon nagsten, der auch gottes pildnuss ist. Daneben ist der 
mensch schuldig zehassen (b) vnd zemeiden amm ersten alles was jnndert wider 
gottes willen, lieb, ere oder tbrcht ist. Darnach was wider sein aygen hayl vnnd 
wider des nagsten haylsamen nutz ist. Darauf spricht (c) der herr. Wer nit 
hasst, daz ist verlaesst, seinn vater, muoeter, hawszfrawen, kind, brueeder, schwe- 
ster auch darzuoe sein aigene sel, der mag nit mein junger sein. Jst zeuersteen, 
alsuil sy sieh wider got naygen. Aus alfem obbeschriben wirt befunden, daz der 
mensch vnmaessig schulden got zethuonist. die vber sein vermoegen seinn. Er sol 
aber dannoch daran bezalen nach aller moeglikait. Darauf ist nuinals zebesehen, 
mit wew der mensch got ettwas bezalen moege an naliirlichen schulden. 

(a f pildnuss. sieh. 29. . 8. c. (b 5 hasse . sieh. 48. 5- 2. a. et im 52. .2. b. 
et c. (c ^ spricht. Luce. 14. in fin. im 97. . 8 b. 



FUNFFTZIGIST CAPITEL. 

Von ftezalung naturlielier schulden. 

I. Nachdem aus oberzellen vrsachen erscheint naturliche (a) schuld , die auf 
dem menschen ligt. Derhalb er in grosser geuaerlikait schwebt. Dann er ist, aws 
seimm verschulden, ain vnuermoegennder schuldner worden, der kairis wegs be- 
zalen mag, nacbdem er gefallen (b) ist in poes wesen vnd entsetzt seines guoten 
wesens. Daran er nymermer widerumb gesetzt wirt, es sey dann eemals got be- 
zalt vnd vergnuegt der bestymbten natiirlichen schulden. Darumb sol ten wir zuo 
bezalung vnnd vergeltung solher scbulden etwas aygens haben das got angenaem 



VON BEZALUNG NATURLICHEK SClHULDE tf . 35 

sey vnd das in vnserr macht stee auch vns kains weges gezuckt moeg werden, sqnst 
ist ainem beswaerlich, wo er verstect, daz er in mercklichen schulden steckt vnnd 
danebenjme vnmiiglich ist die schuld zeuergelten, vnd muoes doch bezalen (c). 
Darzuoe er von jmselbs nichts aygens hat, danh sein zenichtikait, dieistgqt vnan- 
uenaem. Auszwenndige zeitliche gueeter seinn gar nit vnser, sounder nur gelihene 
feeler. die vns zuo vnserr aufenthaltung got verleicht. Dieselben moegen von 
vns, wider vnsern willen, all stund aufgehebt werden. Jnwendige gueeter als sel 
viind leib, mitsambt jren krefften vnd gliden, seinn nit vnnser aygen. Dieselben 
koennen wir nit.albegbrauchen nach vnsermnutzoder gefallen, dorjnn leyden wir 
offt abgang (d) vnnd hindrung, vnnd sleen dieselben jnwendigen gueeler nynndert 
in vnserm gwalt noch willen. Daneben seinn all vnser auswendige vnd jnwendige 
rrueter von got hie vnnd seiner goettlichen inayestet verpfendt (e). Deszhalb be- 
leiben wir got dagegen souil schuldig alsuil dieselben gueler wcrd seinn , nemlich 
a|suil wir vermoegen von leyb vnd von sel mil alien vnnsern krefften aiich in zeyt- 
lichen gueetern. Solten wir nu nichts aigens haben , dadurch moechten wir vns 
gegen got kains wegs danckbar erfzaigen vnd waere vnser natiirliche schuld, die 
wir Got zethuon seina, ganlz yergebens in die natur geordent, wider die natur 
selfas, vnnd sounder wider gotliche ordnung die nichts vngeschickts (I) ordent. 

(a ^ natiirliche. im . 8. a. et . 13. c. et sieh. 49. . 2: a. (b f gefallen. sieh. 
30. . 4. i. (c f bezalen. im . 12. e. et im 53. . 10. d. et im 89. . 10. d. (d f 
abgang. sieh. 41. J..7. c. (e \ pfendt. im . 3. c. et im 55. . 1. f. et 78. . 10. 1. 
(f f vngeschickts. sieh. 20. . 6. g. 



II. 5 Daruuib ist not, daz der mensch etwas aigens hab, mil dem.er sieh ge- 
geh got (doch seinn guoten wilien) erzaigen moege. Darawf hat got dem men- 
sch.en seinen willen Trey gemacht, nit daz der mensch jmselbs solhen freyen wil- 
len zuoeaigen (a) odor verkere, sender von wegen bestimbler natiirlicher schuld, 
solhen freyen willen hinwider got fur aigen vbergeb vnd dem willen gots gehor- 
samlich vergleiche (b). Got will auch denselben menschlicheri freyen willen nit 
noelten (c) noch pinden an etwe das jn irren moecht, sender freylassen, auf das 
der mensch aus solhem Ireyen willen, als aus jhenem das sein aigen ist, rniig got 
dienen, lieben vnnd alle ere erzaigen von wegen seiner naliirlichen schuldso ergot 
zethuon ist. Desgleichs wil got des freyen willens lieb oder naygung auch nit 
noetten noch yemauts anderm gestatten, solhe lieb in jrer naygung zeirren noch 
zeuerliindern. Also stet die lieb gruntlich in freyeni willen, der in sel vnd leib 
des ihehscbens herr vnd obrer (d) ist, vber dene ausserhalbgottes nyemants zege- ; 
piellen. Nu hat freyer will des: menscbens nichls aigens dann sichselbsi, das ist 
sein lieb. wohin er sieh naigt, dasselb liebt jme. Darauf hat got sieh vber (e) 
alle ding zelieben gepoten, nemlich vnsern freyen willen zekeren vbersich (f) zuo 
got, vnd nit vndersich zuo ainicher crealur anders dann souil du dieselb creatur 
von goles wegen liebest vnd solhe lieb in got ordenst. Dieselb wilkiirlich lieb ist 
got angenaem an der bezalung natiirlicher schulden. Dann got hat aus seinenv 
[reyen willen vnd gotlicher lieb den menschen beschaffen Ynd ; ,begabt. Deszhalb 
istrecht vnd billich, daz jme der mensch hiuwider diene vnd danckbar (g) sey aus 
freyem willen vnd in ganlzer lieb vnd diemueetiger forcbt, auch souil er mag, be- 
zalung thuoe vnd gehorsamlich ertzaige seinen guoeten willen mil seiner lieb, die 
sein ist. Dann der mensch hat nichls aigens dann die lieb, so aws freyem 
n kumbt. Dieselb lieb ist gantzer schatz (h) des menschens. Wohin du dein 
, als deinen schatz, naigest, daselbs ist dein hertz. Jn geordenter (i) lieb stet 
vnser frumm vnd hayl in vngeordenler lieb stet vnser schad vnd sayl (k). Wer nu 

Reithmeier, Herthold's Theologcy. * 23 



354 FUNFFTZIGIST CAPITEL 

sein freie lieb an seiner natiirlicben schuld gibt vnd sich diernueetiklich in der 
bezalung gegen got erzaigt, desselben gab wirt von Got an der schuld angenomen 
nacb gelegenhait der lieb. Jst dieselb gros, destmer wirt domit an naturlicher 
schuld bezalt. Wie der berr zum Phariseier sagt von Magdalena (I). Jr ist vil 
nacbgelassen vmb das sy vil geliebt hat. 

(a f zueaigen. sieh. 48. . 1. k. (b f vergleiche. sieh. 5. . 2. e. (c f notten. 
im . 11. b. et sieh. 29. . 12. g. et sieh. 41. . 7. d. et . 8. c. (d <f obrer. sieh. 
41. . 1. a. (e f vber alle. sieh. 46. . 2. e. et im . 4. b. (f J vbersich. sieh. 28. 
. 15. h. et 46. . 1. a. (g J danckbar. sieh. 27. . 3. i. et im 78. . 3. e. (h f 
schatz. Mat. 6.. post med. ubi thesaurus tuus ibi est cor tuum. im 56. . 7. a. (i <f 
geordenter. im g..4. e. et . 5. k. et sieh. 45. . 4. a. (k f sayl. sieh. 18. . 6. f. 
(1 f magdalena. Luce. 7. in fin. im 70. . 6. g. 

III. ^ Jn solher bezalung sol der mensch gantze sein lieb an got legen vnd nit 
tailen noch ainn tail anderswohin naygen, allain souil er daneben seinen nagsten 
(a), als sichselbs, liebt in got. Sonst wurde verstanden als welle der mensch elt- 
was aigens. benentlich ainn tayl seiner lieb, got nit geben, sender fur sichselbs be- 
halten. Dana yeglicher mensch ist schuldig alles das, was er aigens hat, nichts 
ausgenomen, got zegebenzw bezalung der naluflichen schuld. Wiewol er dieselb, 
wie sich gebiirt, nit gar (b) bezalen mag, sol er doch aws gantzer lieb seinen guoe- 
ten willen vnd dinstberkait gegen got erzaigen. Aus natur begert ain lieb der an- 
dern. Da magst jhenem, der dich liebt, sein lieb imtnichtevergleichen noch ver- 
gelten (c) dann mit deiner gegenlieb. Liebestu jn nit bin wider, dasselb ist jme be- 
swaerlich vnd bewegt jn zuo eyfern (d) vnd traurikait. Nu hat got aus gotlichem 
freyen willen, den menschen, vor seiner erschaftung, ee Er ain mensch gewesen 
ist, geliebt vnd noch. Deszhalb wil got, auch die natur vnnd alle recht daz der 
mensch aus freyem willen got hinwieder lieb hab vor alien dingen. Thuoet der 
mensch solhes nit, sender er zewcht sein lieb zuo sich oder auf andere crealur 
mer dann auf got, alszdenn wirt sein gotliche natur vnd gerechtikait wider den- 
selben menschen billich bewegt zuo vngnad vnd gericht. Deszhalb nennt die 
schrift (e) got ainen starckhen eyfrer. 

(a f nagsten. im .10. c. et sieh. 48. . 1. f. (b ^ gar. im . 4. d. et g. 5. f. 
et sieh. 4. . 14. b. et 49. . 11. d. (c 5 vergelten. sieh. . 1. e. et im . 10. h. 
et sieh. 46. 5- 2. h. et im 78. . 3. c. (d 5 eyfern. im . 10. k. et sieh. 36. .10. c. 
et im 67. .8. a. (e ^schrift. Exo. 20- in prin. ego sum fortis zelotes. 

IV. 5 Also bistu schuldig mit deiner lieb zebegegnen gotlichem werch der 
lieb, sonst soldestu khainem werch gots begegnen. als ob dich got vnderweist 
durch schrift oder predig, dagegen soldestu got nitlernen, strafft dich got mit 
widerwaertikait, dagegen soldestu got nit straffen mit vngeduld. gibt got vber 
dich ain vrtail , dawider kannstu nit ferrer appellieren. Dergleichen in alien, ann- 
dern werchen magstu got nit begegnen, allain in der lieb. Dich hat got lieb, 
darumb soldestu jn bin wider lieben. Got eraischt von vns nichts, dann vnser freye 
lieb, wiewol dieselb klain, ja nichts zeschaetzen (a) ist gegen der lieb gots. die- 
selb vbertrifft vnmaessigklich aller menschen lieb vnd mag kainswegs durch mensch- 
liche lieb vergleicht noch vergollen werden. Dannoch soldestu, alsuildu magst got 
lieben, nemlich aus gantzem (b) deinem hertzen, in gantzer deiner sel, in ganntzem 
deinem gemueet, aus gantzer deiner tugent, mit alien kreften (c), alsuil du magst (d) 
von leib vnd von sel. Nemlich aws gantzem hertzen, das ist aus deiner moeglichen 
vernuft alsuil du versteest on verhindrung. vnd aws gantzer sel, das ist, aws 
freyem willen on ainich widerspenikait. aus gantzem gemueet, das ist jnwendig 



VON BEZALUNG NATffttLlCtiER SCHULDEN. 355 

mil guoten gedaenckhen, on vergessen. vnd aus alien deinen kreften, dabeyze- 
uersteen mit ausserlichen guoten werchen durch all leiblich kreft on alien verqf us. 
VVelher mensch seinaigene lieb dermassen wie verstanden, mit derlieb gotswillik- 
lich nit verpindetvnd veraint, derselb inacht ain vnordnung (e). vnd zerriitlung 
in ganlzer natur. Derselben ordnung ist, daz rnenschliche lieb, den menschen 
vnd im menschen alle crealur, solt an got pinden (f). Aws solber pindnusz vnd 
ordnung fellt jhener der sichselbs vber got liebt. Got legt staetigs sein heilige 
rainevnd gerechte lieb an dicb, souil du derselben faehig bist. Daenlgegen bist 
sclmldig seiner gotlichen maiestet auch zeantworten dein staete, lawttere vnd ge- 
rechte lieb vnd domit seinen nomen (g) heiligen. Wiewol solhe lieb hie nit 
ganlz volkomen sein mag, dannoch ist gnuog (h) spuil zethuon alsuil du magst. 

(a f zeschatzen. sieh. 21. . 1. n. (b f gantzem. Deu. 6. Mat. 22. Marci. 12. 
Luce. 10. sieh. . 2. e. et im. . 5. a. et . 6. e. et . 13. d. et sieh. 46. . 2. i. 
et 49. . 6. g. (c J kreften. sieh. 49. . 5. b. et ira 77. . 4. k. et 88. . 1. e. 
(d 5 magst. sieh. . 3. b. et sieh. 2. . 2. i. et im 5. 5. i. (e J vnordnung. sieh. 
. 2. i. (f 9 pinden. sieh. 49. . 2. b. (g J nomen. Mat. 6. sieh. 22. . 4. g. (h f 
gnug. sieh. 46. . 4- d. et im . 6. a. 

V. f Darawsvolgtdiserzweiflknopf. derrnensch moegehie in gegenbiirtigem 
lodlicbem leben nit gnuog thuon dem gotlichen gepot. du soldest got lieben aws 
gantzem (a) deinem hertzen etc. gleich als hab vns got ettwas vnmoeglichs (b) 
gepoten, das wir nit volbringen moegen. Dann des fleisch (c) gier sey albeg wi- 
(ic.r gottes gepot. Mit dem wurden die sunder entschuldigt vnd ir miszhandlung 
hillich gelegt auf got. Des gepot (d) vil strenger waren dann der menschen gepot, 
in denen aufgefueert ist , daz aus vnmoeglichen dingen kain schuld \vacbse vnnd 
nyemants sey gepunden zw vnmoeglikait (e). Darawf wisse zwayerlay zesein. 
ains ist das gepot zwerfiillen, das ander wider das gepot nit zethuon. vnd mag 
sein, daz du wider bestimbt gepot nit thuost vnd dannoch das gepot hie nit er- 
fiillest bis du vom leib erledigt wirdest vnd zuo got kurnbst, alsdenn magstu erst 
gar (f) erfiillen das gepot der lieb gottes. Dariiber seinn zernercken zwayerlay 
lieb gotles , wie zwayerlay leben oder frid , saelikait odef gnad seinn. Aine vol- 
koemen, die ander vnuolkomen oder volbrachte lieb. Die ganlz volkomen (g) 
lieb gegen got vnnd dem nagslen wirt nit hie sonder dort in ewigem leben erraicht; 
Die ander lieb, so hie volbracht, waere wol dort vnuolkomen vnd vngnuogsam, 
alier so sy aufs hocchst kumbt als es gesein mag, alszdenn ist dieselb muglich lieb 
lue in gemain auch genent volkomen. Wie Johannes sagt. Ob wir einander 
lieben, alsdenn bleibt (h) got in vns, vnd sein Hob ist in vns volkomen, das isl, hie 
volbracht bis auf die voelle alsuil rnoeglich ist. Darnach spricht Johannes ferrer. 
fn deme ist die lieb gots volkomen bey vns domit wir vertrawen haben am tag 
des jungsten gerichts, dann die volkommen lieb pfligt awszetreyben peinliche forcht, 
gleich als sprech er. Wann wir nach vnserm vermoegen (i) L got vnd den nagsteh 
lieben. Dieselb voll lieb ist geordent (k) vnd gibt vns trost des hayls am jungsten 
Kericht vnd treybt von vns knechtliche (I) forcht der verdambnusz. Dieselb knecht- 
lich Torcht hat in ir peinlichen has, wie die kindlich forcht hat gehorsame lieb. ' 
Wer nu alsuil er ymer mag, got vber alle ding liebt vnd seinn nagsteri' als sieh ; 
selbs vnd solhe liebwiirchlich erzaigt, derselb sol nitknechtlichfiirchten die straff 
ewiger verdamnuss, sonder sieh troesten vnd verhoffen des jungsten vrtails zuo 
seiner saelikait. Dann durch solhe vermoegende vnnd inpriinstige lieb werden 
awfgehebt vnd abgethan die vberbeliben schulden vnd mayl der siinden. Des geben 
zewgnuss (m) sand Peter vnnd lacob, daz die lieb verdeckhe die menig dersiinde. 

23* 



356 FUNFFTZ1GIST CAPITEL. 

(a ^ gantzem. sieh. . 4. b. (b f vnmoglichs. im. c. (c f fleischs. Gala. 5. 
sieh. 25. . 7. c.:ct im . 6. a. et 5- 12. a. (d f gepot. im .-11. i. (e f vnmb'gli- 
kait. sieb. b. et im . 11. f. et 1. et sieh. 40. $. 12. a. (f f gar. sieb. . 3. b. (g ^ 
vdlkomen. im .6. c. et sieh. 4. . 12. a. (h ^ bleibt. 1. Job. 4. post med. caritas 
ejus in nobis perfecta est. (i <J vermogen. sieh. . 4. d. et im . 6. h. et . 12. c. 
(k f geordent. sieb. . 2. i. (1 5 knechtliche. 1. Job. 4. perfecta caritas foras 
mittit timorem. sieh, 44. . 10. i. (m f zewgnuss. 1. Pet. 4. in med. Jaco. 5. 
in fin. caritas operit mullitudinem peccatorum. sieh. 1. .3. 1. et im 64. . 14. c. 

VI. 5 Wiewol dieselb lieb (mit der wir hie in diesem leben vber alle ding 
got lieben) zuo zeiten nacblaesst, nacbdem wir dorjnn offt gejrrt werden durch des 
fleisch (a) naygung vnd durch des geistes anfecbtung auch aus vnuerstand, vergessen- 
hait vnnd furwilz, derraassen daz hie nyemants got volkomenlich liebt. Aber 
nichtsweniger mag ainer got lieben vber alle ding. Solhe lieb ist dem menschen 
gnuog (a) zw erhalltung gemelltesgepots, wiewol er dasselb nitgar vnd rain erfiillt. 
Dermassen hatgottes lieb in Paulo (b) von tag zw tag awfgenomen bis er gar 
komen ist zw got. Daselbs ist in jme vnd in aimm yeden andern heylingerfiilt (c) 
dielawtter volkomen lieb gottes. Des nym zway beyspil, am ersten. wo dir 
beuolhen waere paid awfnn perg zegeen vnd du hietest an dir ainu geprechen 
durch den du verhindert bist paid aufwertz zegeen. So du thuoest alsuil an dir 
ist, alszdenn hastu dem beuelh gelebt vnd wirtdir dein geprechen (d) in argnit zuo- 
gemessen , wiewol du poelder awfmm perg gegangen vnnd dem beuelh bas awf- 
gewart, wann du den geprechen an dir nit gehabt hetest. Desgleichs wann dir 
gepoten waere ain vas vol anzegiessen mit guotem wein vnd in demselben vas 
laege vil vnflats , den du daraws nit bringen moechtest, deszhalb du souil ins vas 
nit giessen nocb den wein darinn so gesmach behalten kanst, als wo der vuflat 
nit jm vas waere. Solh verbindrung des vnflats wurde dir vnbillich zuogemessen, 
souerr dw sonnst deinen fleis nit gespart hietest. Also ist dir gepoten got lauter 
vnd gaentzlich (e) zelieben. Jn welher volkomen lieb dir verhindrung beschiecht 
durch dein fleischlichen last vnd annder obligund sachen. Du wirdest aber ent- 
schuldigt. vnd dir die purd poeser raitzung vnd lleischlichs vnflats nit zuoege- 
messen, souerr du sonst deinen fleis (f) ankerest vnd vber oder neben got nichts 
liebest, noch ainicher vnordenlichen lieb nachhengest, alszdenn hastu beruertem 
gepot der lieb hie gnuog than. Wie ain awg nit gerat sehen mag in hele sonn (g) 
vnd dahnoch nit beleiben sol in der finster, also moegen wir hie nit erraichen 
volkommen staffel der lieb oder der weiszhait oder anderr tugent. wir sollen aber 
dannoch dem andern staffel der lieb nachfaren vnd alsuil wir moegen got lieb 
haben, sonnderlich fleis anKeren nicbts wider gotliche lieb zehandeln. Wann 
ainer gleich grosse schuld zethuon ist vnd hat nit gar zebezalen, mueessen sieb 
die glawbiger benueegen lassen so der gellter zalt nach seinem vennoegen (h). 
Also laesst sieh got ditsmals benueegen so du jne vber alle ding liebest nacb allem 
deinem vermoegen. Dadurch erlangst du sein gnad zuo jme dorlhin zekomen, 
daselbs magstu haben entliche vnd volkomene lieb. 

(a f fleisch. sieh. $. 5. c. (a f gnug. sieh. . 4. a. (b ^ Paulo. 2. Cor. 4. in 
fin. sieh. 35. . 7. a. (c f erfullt. sieh. . 5. g. (d f geprechen. sieh.. 35. . 3. f. 
(e 5 gantzlich. sieh. . 4. b. (f ^ fleis. sieh. 40. . 5. a. (g f sonn. sieh. 21. .7. f. 
et 25. . 2. b. et im 56. . 3. g. et 78. . 5. c. (h <J vermogen. sieh. . 5. i. 



VJI. 5 D U D ' s * schuldig got zelieben, nit allain von wegen seiner lieb die er 
dir beweist, sender auch vmb ander gollich guottat so er dir bisher erzaigt vnd 
noch taeglich thuot. Got hat aus lieb alle seine werch geschoepft freywilliklich 



VON BEZALUNG NATURLICHER SCHULDEN. 357 

.von wegen des menschens, vnnd den menschen von wegen gotlicher maiestet. 
Darumb ist der mensch schuldig daz er alle seine wrrch thuoe vnd volbringe in 
der lieb gotes. Dieselb lieb allain macht des mennschensglawb.hofnung, forcbt, 
opfer, gotszdinst vnd alleandere zierliche wercb got angenaem, sueess vnd lieb- 
licb. On die lieb gots ist kain wercb got geuellig. vnd wer gotrecht liebt, der 
vnderlacsst kain guoet werch (a), sender wo er. kan vnnd mag elwas guoets thuon, 
dasselb volbringt er nach allem seinem vermoegen. dann die lieb vertregt vnd 
gedult alle ding. Wildu wissen was du aws gerechter guoler lieb got zethuon 
schuldig seist, so rnerck was du aws deiner verkerlen aigcn lieb begierig bist dir- 
selb zebeweisen, dadurch wirdestu erjnndert wie du dich in go.ttes lieb hallen sol- 
test aus ewangeliscber regel (b). wie ir wellet ew von den lewtten zebescbehen, 
also solletir jnen dergleichen auch thuon. 

(a ^ "werch. 1. Cor. 13. omnia suft'ert, otnnia sustinet im .11. d. et sieh. 1. 
. 3 g. (b f regl. Luce. 6. post med. prout vultis ut faciant vobis homines et vos 
facite illis similiter. sieh. 39- . 12. a. et 47. . 2. k. 

VIII. f Aws natur (a) vnd nacb alien rechten ist dem allmaechtigen , die 
erst (b) .lieb vnd hoechste ere zuogehoerig. Wer nu jmselbs die erst lieb gibt. 
nemlich sieh vber (c) got liebt, derselb halt sieh fur got. Deszhalb.pfligt er jm- 
selbs zuoezeziehen alles das aiis erster lieb flewst vnd das er got zuobeweisen 
schuldig waere. Nym fiir dich deinen aigen syn vnd mainung, so du fur dichselbs 
gehabt, dieweil du der lieb gottes vergessen, vnd dichselbs fur alle ding geliebt 
hast, vnd setze an dein slat ewigen got, den du fur dich vnd all ander ding ze- 
lieben scbuldig bist. Wie du vormals hast begert daz du deinselbs anbeber seist 
vnd kainen oebrer habst , also bekenn numals daz got dein vnd aller creatur an- 
lanng (d) scboepfer, vater vnnd saeligmacher sey, der dich besitzt (e) auch ge- 
macht vnd beschafFen hat. Deszhalb pettestu. vater vnserderdu bist in himeln. 
Wir nennen got vnsern vater als sein angewiinscht (f) siin, die im stand der vn- 
schuld solten sein vnd gewarten der hirnlischen erbschaft. Deszhalb seinn wir 
schuldig himliscbem vater kindliche forcht vnd zuchl zebeweisen. Aber wie ain 
vnzogner Sun seimm lieben vatter schannd bringt, also kumbt yglicher siindiger 
mensch got seinem oebriston vater zuo smach vnd laster vor alien creaturen. 
Zum andern wie vormals dein syn in hochfart (g) gewesen daz dein ere vnnd lob 
werde gepreist, erhoecht, gemert, in alle weld awszgeprailt vnd versichert, also 
wellest numals die ere vnd lob gots preisen, erhoehen, den gotszdinst (h) meren, 
gottes nom heiligen vnd sprechen, geheyligl werd dein nom durch inich vnd all 
creatur. Zum dritten wie du vormals in dirselbs regiert hast nach deinem ge- 
uallen, also wellest du petten, daz got in dir vnd alien jrdischen menschen regier 
nach seinem gotlichenn gesetz -vnnd ordnung^ als er in himlischen creaturen 
regiert, vnd sprich, zuoekoem dein reich (i). Zum vierden wie du vormals allain 
deinem aigem (k) vnd sonst kainem gerechten willen bisl nachgefaren, also wellest 
numals, daz du vnnd all jrdiscb leuet gotlichem willen nachuolgen, als die him- 
lischen creaturen thuon, vnd pette. Dein will (1) geschech als im himel vnd auf 
erde. Yetzbestimbt vierartikel des paternoster, betreffen die ere vnd liebgotes. 
Die andern vier nachuolgcnd artikel in bestimbtem pater nosier (tin) betreffen des 
menschens notturft. 

(a f natur. sieh. . 1. a. (b f erst. sieh. 45. . 5. a. (c f vber. sieh. 48. . 1. e. 
(d f anfang. im 51. . 2. e. (e f besitzt: Deu. 32. sieh: 47. . 3. e. (f f wiinscht. 
Math. 6. pater noster qui es in coelis. sieh.. 10. . 10. h. et sieh. 47. . 3. f. (g ? 
bochfart. sieh. 48. . 8. c. (h f gotszdinst. Mat. 6. sanctificetur nomen tuum. sieh. 



358 FUWTZIGIST CAP1TEL. 

22. . 4. g. et im 58. J. 14. b. et 78. . 8. f. (i J reich. Math. 6- sieh. 41. . 2. e. 
(k ^ aigem. sieh. 48. . 1. m. (1 ^ will. sieh. 29: . 7. g. et 37. 5, 5. e. et ini 
. 10. f. (m J pater nosier, sieh. 47. . 11. a. 

IX. f Zum fiinflen. wie du vormals, dieweil du dich selbs vber alle ding 
geliebt, bastwellen, daz die Icwt deinen wortcn glawben vnd dir verlrawen, 
also soldestu yetz in got vnnd an seine wort gennlzlich glawbcn vnd zuo Got enl- 
lich hoffen, aucb wellen, daz alle weld gerecbtcn (a) glawb hiele vnd in tugenten 
lebte. Zumsexten, wie du vormals hast wellen alle ding dir zuoeziehen, also 
wcllest yetz daz alle ding koemen zuo got vnd an ir gcbiirlich ende, wobin got ain 
yedesgeordenthat. Zum sibenden wie du dich vber alle ding geliebt vnd daneben 
hast wellen, daz du alien vnd ycden mcnschen lieb seist, also solleslu got yetz 
vnd albeg lieben vber alle ding, auch wellen daz jn alle verniiflige creatur dermas- 
sen Hebe. Wann du also dein ainige licb von dir awfhebest vnnd gibst dieselh 
deinem schoepfer, daraws magst vernemen, wie du got lieben vnd was du seiner 
gotlichen maieslet neben crsler lieb zethuon schuldig bist. Wer also got recht 
liebt, dcr muoes daneben durch golles willcn auch lieben all creatur, so von got 
hie ist, sonderlich sichselbs vnd yeglich menschen als sein nagst vnd lebenlig 
pildnuss (b) gots. vnd yemer ainer Got liebt, destmer liebt er gottes pildnuss (c). 

(a f rechten. sieh. 47. $. 11. b. (b J crcaturen. im . 10. a. et sieh. 47. . 1. c. 
(c ^ pildnuss. sieh. . 10- b. 

X. 5 Nachdem der mensch schuldig isl gotzelieben , in kraft solber schuld sol 
er auch lieben was got zuoegehoert. Nu ist alle creatur (a) got zuoegehoerig vnnd 
deszhalb liebzehaben, doch aine mer dann die ander, nach gelegenhaitder creatur. 
Darauf ist der mensch schuldig liebzehaben sichselbs im geist als der nagsten 
pildnuss gottes. Nu ist gotlicher pildnuss (b) ain mensch als nahcnd als der andcr. 
Deszhalb ist der mennsch schuldig seinn nagsten (c) nebenmenschen souil zeliebcn 
als sichselbs. Ye naechner ain tail am menschen got ist, destmer ist derselb tail 
zelieben. Dcshalb soldestu deinn nagsten an seiner sel liober liaben, dann deinen 
aigen leib, der weiter von got ist dann die sel, lawt der schrifft (d). daz wir 
vnser sele fur vnnser brueeder setzen sollen. Darumb soldestu aller menschen 
selen vergoennen was du deiner sel vergonst, nemlich daz sieh aller menschen will 
frey vergleiche (e) mit gotlichem willen. Darauf bistu schuldig zuo got zepetten. 
Dein will geschech (f), nemlich durch all jrdisch menschen. Sonnst we.r den leib 
vber die sel liebt, oder ainn nagsten fur den andern liebt, dcr zeriitt (g) die ord- 
nung gottes, der ainn menschen gleich als den andern erwelt hat zw seiner pild- 
nuss. Also ist der mensch, als ain creatur vnd pildnuss gottes auch als vnnser 
nagster, nach got zelieben vnnd jm zedienen. Derselb nagst sol sein lieb *init 
deiner vergleichen vnd lieb mit lieb vergelten (h). Aber vmb dein dinst, so du 
jme aus ordnung gots zebeweisen schuldig, ist er dir nichts schuldig zebezalen. 
Du magst dirselbs solh dein dinst nit zuoeziehen , sonder muoest gedencken, daz 
got durch dich deinem nagsten die gethan guottat hab gnediklich bewisen. Du 
hast than was du schuldig gewest vnd bist solher guottat nur ain knecht (i) vnd 
khain gaber. Dermassen bistu schuldig dein lieb erstlich zekeren zuo got, jmc 
zuo eren, vnd darnach zuo deimm nagsten, jme zuo nutz. Doch daz khain ding 
vber oder neben Got oder anders dann in got geliebt werde. Ob gleich ainer 
maechtig, reich vnnd vol aller giieter vnd tugent ist, dannoch wil er liebgehabt 
sein von jhener person, die er liebt vnd eyfert (k) wo dieselb person etwas anders 
dann jnenlieber hat oder neben jme vnd nit von seinen wegen liebet. Dergestalt 



VON BEZALUNG NATURLICHER SCHULDEN. 359 

mag got nit leiden, daz jme mit der lieb hit bezalurig beschehe naturlicher schul- 
den vnd daz vbr jme etwas durch den merischen geliebt werde. 

(a ^ creator, siehl . 9. b. (b f pildriuss. sieh. . 9. : c. et sieh. 29. .'8. c. 
(c f nagsten. sieh. . 3. a. (d f schrift. 1. Job. 3. ant. fin. sieh. 47. . 5. f. et im 
91. . 4. 1. (e f vergleich. sieh. 19. . 5. e. (f.f gescbech. sieh. . 8. I. (g J ze- 
rfltt. sieh; 20. . 6. g. et im . 13. g. (h 5. yergelt. sieh. . 3. c. (i 5 k'necht. Luce. 
17. post prin. im 77. 5-3. g. (k 'J eyfert. sieh. . 3. d. 

XI. f Rain mensch mag sich fuglich ausreden (a), als koenne er naturliche 
schuld mit der lieb nit bezalen. Dann des freyen willen naigung vnd jnwendige 
lieb leidet kain jrrung (b), wie ander menschlich krefft offt leiden. Dadiirch aws- 
wendiger gotszdienst verjrrt wirt. Ain armer (c) vermag nit souil, als ein rei- 
cher, almosen geben oder opfern oder gottes ere befudern vnnd.kirchen zieren, 
ain krumper mag nit so paid oder so weit kircbferten geen als ain gerader. a in 
jung mensch mag nit so streng Fassten als ain starkher. Aber guoele werch (d) 
seinn zuo erwegen nach gelegenhait der lieb, dieselb sol vnd mag ain yeder aut 
got naygen vnd nymermer awfhoeren got zelieben. Die lieb ist berait gleich dem 
armen als dem reichen, sy rnacht kainen mueed vnd beswaert hyemant, sy hat 
khain arbait noch verdrus, sy leidetkainn smerfzen noch trawrikait. Ja die lieb wiircht 
vnuerweislicb (e), sy macht das sawr sueess vnnd swaere arbait leicht, .sy verwan- 
delt des liebhaber widerwaertigkait in geduld, die arbait vnd verdruss in kurtz- 
weil, das smertzen vnd trawern in freyd vnd lust. Daraws wirt yerstanden, daz 
got zuo bezalung natiirlicher scbulden dem menscben nicbts vnmoeglicns (f) nocb 
beswaerlichs hab awfgeladen, sonder jhenes (benentlich die lieb) das yeglicher 
verniiftiger mensch liederlich vnnd leicht, auch on all jrrung rnag awsricHteri. 
Wie Cristus selbs spricht. mein joch (g) ist senfft vnd mein last ist ring. Desz- 
halb wil got, daz wir seine gepote halten, nachdem dieselben kains wegs swaer (h) 
seinn. Er gepewt (i) auch darauf sein gepot zehalten, wildu eingeen ins leben. 
. vnd spricht zuo uns. wo jr mich lieb habt, solt ir halten meine gepoi. Vnd 
vermaint Hieronimus (k) jhener sey ain gotschender. der got bezcicht, er hab 
vns etwas vnmoeglichs gepoten vnd aufgelegt (1) das wir nit ertragen nochhallten 
moegen. Dann es waere wider gotliche weiszhait vnd allc vernuft, die eraiscbt 
wil got haben, daz der mensch volbring seine gotliche gepot, so sollen dieselben 
gepot vns nur mtiglich sein, sonst mueest got jmselbs vnd nit dem verprechcr, des 
gepots vbertretung zuoemessen. Allain der mensch waere selbs vrsacber (m) sei- 
ner vnmoeglikait, mit poeser gwonhait, trunkenhait oder dergleichen, sonst mag 
ain mensch sein vnschicklikait mit tugentenwol vberwinderi (n) vnnd gotlichen ge- 
poten gehorsamlich leben, alsuilan jm ist. vnd spricht Augustinus (o). Nach- 
dem got vnmaessig gerecht ist, darumb mag er nichts vnmoeglichs dem rncnschen 
gepieten. So ist auch got on alle mass gueelig. Deszhalb mag er nitverdammeh 
jhenen der on sein schuld etwas nit volziehen khan. 

(a f awsreden. sieh. 43. . 6. d. et im 53. . 8. e. (b f irrung. sieh. . 2. c. 
(c f armer. im 87. . 4. d. et f. et 88. . 8. b. (d f werch. sieh. . 7. a. -et im 

79. . 4."g. (e J vnuerweislich. 1. Cor. 13. non agit perperam. -im 79. . 4. k. et 

80. . 9. i. (f f vnmoglichs, sieh . 5. e. (g-J joch. Math.il. in On. sieh. 37. ''.6. 
h. et im 64. . 14. b. (h f swar. 1. Joh. 5. in prin. sieh. 35. . 6. b. et im 51. . 
14. e. (i J gepewt. Mat. 19. job. 14. post prin. sieh. J'. 5. d. et sieh 4. . 15. b. 
(K f Jheronimus ad damasum (1 ^ aufgelegt. sieh. . 5. e. (m.f vrsacher. sieh. 41. 
7. m. et im 53. . 8. b. (n f wmden. sieb. 36. 1- b. (o^ augustinus. de quaest. 
nov. et vet. testamenti. c. 40. im 51. . 15. c. 



360 FUNFFTZIGIST CAPITEL. 

XII. f Daz aber die widersacher fiirwerffen, der mensch moeg got nit lie- 
ben aus gantzem hertzen vnd aus ganrtzer sel, dieweil hertz vnd sel vonwegen des 
fleisch (a), nit gantz imm kitel seinn ( 1 ), dann das fleisch streb albeg -wider den 
geist vnd raoege got nit lieben, gleich als stee die lieb in todem fleisch. Darauf 
zeantwortten. es ist nil die maynung, daz der mensch imm fleisch soil got lieben, 
sender daz er sich imm geist aws freyem willen in der lieb gots vebe (b), jnwcnn- 
dig imm hertzen mit guotem geniueet vnd andacht, awszwendigin guoten wercben 
mit alien leibszkrefften nach seinem verrnoegen (c). Jn disem gepot erayscht got 
nit mer von vns, dann souil wir mit hilf seiner gotlichen gnaden, nach vnserr ploe- 
dikait vcrmoegpn got lieb zehaben. Dergleichen argument wirt gemacht von vn- 
moeglikait der keyschaif, dauon hieunden (d) gesagt wirt. Aus obuerschribener 
maynung wirt befunden, dasz der mensch in vil weg ain natiirlicher gellter goltes 
ist, ynnd sein schuld, wie sich gebiirt, nit gnr bezalen mag vnnd doch schuldig ist 
alsuil er mag daran zebezalen (e). Er sol auch in sdlher bezalung halltenordnung 
vnd mass, nach gelegenhait vnd ordnung der schulden, wie dieselben auf den 
menschen nacheinannder gewachsen seinn, vnd bedenckcn,daz jne erstlich Got hat 
geliebt, jne .darauff aus nichte beschaffen mit sel vnd leib, jme nottiirftige gueet- 
ter vnd krefft jnwendig vnd auszwendig gegeben, auch alle leibliche crealur vnn- 
derthanig gemacht. v 

(a [ fleisch. Gal. 5. sieh. . 5. c. (b f vebe. sieh. 35. . 7. e. (c J yermoegen. 
sieh. . 5. i. et im 52. . 2. i. (d f vnden. im 51. . 15. a. (e J zalen. sieh. . 1. e. 

XIII. f Darumb sol anfangs vnd am genoettigisten der mensch seinen freyen 
\villen dem allmaechtigen got gantz ergeben vnd aygen machen, denselben ord- 
nen vnd richten nach gotlichem willen (a), nachdem solher freyer will vnd die 
lieb daraus fliessend, die groessist (b) vnd hoechst gob ist so der mensch von got 
empfangen hat. Deszhalb ist er von recht vnd natur (c) schuldig solhe gab der 
freyen Tieb alle vnd yede ganz vnd gar zuo got zenaygen vnd denselben vber alle 
ding zelieben. Darnach vmb ander gab sol der mensch got danckber sein, jn- 
wendig aus gantzem (d) hertzen vnd gemueet vnd der sel, nemlich mit hertzlicher 
andaechtiger himelspehung vnd jnpriinnsliger lieb. Daneben auszwendig in guo- 
ten werchen aus gantzer tugent vnnd mit alien krefften, das ist nach allem ver- 
moegen. Solhe dancknacme bezalung an nalurlicher schuld sol gegen got der 
mensch ertzaigen, nit allain fur gotlich gabcn vnnd guotlat, so an seinselbs person 
gelegt seinn, sonder auch mit denen got die andern creaturen von wegen des 
menschens begabt bat. Wie ain herr sein vnderthan sol im rechten vertreten, 
also sol der mensch fur all leiblich creatur (e), so sein vnderthan seinn vnnd de- 
nen er fiirgesetzt ist, gegen got versprechen vnd bezalung thuon, nach ordnung 
goltes vnnd der natur. Jst aber der mensch hierjnn sawmig vnd obbestymbt na- 
turlich schulden fur sich vnnd ander creaturen got zebezalen vnderlaesst, nem- 
lich das pfund (mit dem zehaendeln jme der herr beuolhen hot) im swaisztuoech 
verpindet, derselb thuot nit als ain natiirlicher mensch noch als ain geordente 
creatur gols, sonnder als ain poeszwicht an seimm herren vnd als ain ttiichtiger 
ausmm hoere des ganlzen hauffens vnd geschoepfs aller creaturen. Deszhalb der 
herr amm gericht zuo jme sprechen wirdt. Du poeszwicht (f), aus deinem mund 
richt jch dich, dann all creatur beleyben in jrer vrspriinglichen natur vnnd in ge- 

( l Adversarii objiciunt hominem non posse amare deum ex toto corde et ex tola anima : 
cum cor et anima sinl dilaceratae cutis, occasione carnis. B. 



VON BEZALUNG NATUBL1CHER SCHULDEN. 361 

mainer ordnung, dieselb: ordnung allain der mensch vbertrit (g) vnd im doch in 
solber ordnung auffgeladen ist, daz er durch sein vernufft vnd freyen willen mit 
lieb vnd dienst, die naturlichen sehulden, fiir sich vnd all ander creatur, solt got 
bezalen, vnd sein golliche wirde loben, eren, preysen vnnd dancknaem geuallen 
beweisen. Got hat neben bestymbten naturlichen schulden dem menschen etlich 
recbtlich schulrfen gepoten, vnd etlich geraten, wie hernach voligt. 

(a J willen. sieh. 38. . 1.1. (b ^ grossist. sieh. 41. . 8- a. (c -f natur. sieh. 
. 1. a. (d j gantzem. Mat. 22. sieh . 4. b. (e J creatur. sieh. 27. . 3. e. (f ? 
noszwicht. Luce. 19. in med. de ore tuo te judico serve nequam. im 52. . 6. d. et 
. 7. d. et 53. 8. a. (g J vbertritt. sieh. . 10. g. et sieh. 26. . 2. f. et 46. $. 2. 
c. et im 100. . 3. e. et . 4. e. 



5 AINSUNDFUNFFTZIGIST CAP! TEL 

Von aufgesetzten Scfmldejn. 

I. Von Got baben wir drey aufsatzung, benenntlich verpot vnd gepot auch 
raete. Erstlich verpewt Got alien mennschen das poes (a). Zurn anndern gepewt 
Got vnuolkommen menschen guotzethuon. die sonst nit rechtthuou wellen. Zum 
dritten gibt got raetc (b) den rechtgeschafFen menschen zuoempfliehen yerur- 
sacbung (c) der siinden. Erstlich seinn all menschen schuldig zehallten gottliche 
gepot, die aus natur angewachsen vnd jnwenndig im hertz verniifftiger mennscben 
bescbriben seinn, vnd die got durch Moysen in zwayen tafeln (d) vnnd zehen ge- 
setzen vnns aufgelegt hat. Etliche gesetz verpieten, etlicbe gepieten, was ver- 
pollen, dasselb ist allweg (e) zehallten, nemblich zevnderlassen das poes, als du 
soldest nit sfelen. was gepotten ist, nemLlich guot zeuolbringen, das mag nit stae- 
tigs vollzogen werden, allain zuo gelegen zeyten vnd in fiirfallenden sachen, als 
vater vnd muoeter in eren zehaben. Bestymbte gepot berueeren ains tails die 
lieb vnd ere gottes, anders tails die lieb vnd-nutz des nagsten. 

(a J pos. Psl. 36. sieh. 1. .3. a. (b 5 rate, im . 6. b. et im 53. . 1. d. 
(c f vrsachung. im . 8. 1. (d f lafeln. Exo. 32. im 60. . 14. a. (e f albeg. sieh. 
11. 2. ki- 



ll. ^ In erster tafel Moysi steen drew gepot, betreffend allmaechtigen got. 
Das erst ist von goetlicher aynikait (a), daz nit frembd goelter (b) allain nur ain 
got anzepetten sey, als ain vater vnd anfang (c) von dem alle ding ausgeen. Da- 
neben ist verpoten gedichte pildnuss (d), zeuersteen zuni anpetten, wie es vorzeiton 
juden vnnd hayden gebraucht, nil zuo gedaechlnuss, zuo derwir crislen die pild haben. 
Das arider gepot setzt die warhait, vnnd betrifft gottes sun, sprechend. dusoldestden 
nom (e) gots nit eytel nennen. Eytel ist vmbsonst vnd on vrsach. wp aber vrsach vor- 
handen, mag ainer den nom gots nennen. Ja gar swoeren (f), als ain zewg im 
rechten, ain diener seinem herren geloben oder sonst ainn zymmlichen ayd thuon 
muoes, derselb nennet gottes nom nit smaecblich, nit eytel noch vmbsonst, sonder 
eerlich vnd on alle siind, der warhait zuo bilf. daselbs ist nur false zewgnuss (g) 
verpoten. Vnd wer ainen falschen ayd thuot oder ausser rechten on vrsach ayni- 
cherlay schwoeret, oder sonnst leychtiklich den nom gots eytel nennet, derselb 
thuot wider das ewangelj (h), dorjnn steet. Jch sag ew, kains wegs solt jr swoe- 
ren, weder bey dem himmel noch erden, weder bey Jherusalem noch bey deymm 



362 AINSUNDFUNFFTZiGIST CAPITEL 

hawp, sounder ewr red sey Ja ja (i), Naia nayn. was daruber, das ist argwaenig. 
Dadurch wirt verpoten zeswoeren bey den creaturen, von wegen der abgoetterey, 
auf das denselben creaturen kainerlay gotlichsgwaltszuoegezogen werde. Sonnst 
ist zymlicb auch dem gericht vnd der warhait nolturfft. im Rechten zeswoeren 
bey got oder bey dem ewangelj oder bey beyligem creyz, oder bey andern zai- 
chen die got vnd sein vnaussprechenliehe golliche warhait bedeytten. Das dritt 
gepot ist von geistlicher feyer (k), vnd berueert heiligen geist. es setzt den feyertag 
zebeyligen vnnd daran kain leiblich werch zethuon, nemlich zuo zeytlichem nutz, 
derselb gernainen lewten vilmer anligt dann der gotszdinst, der dadurch verhin- 
dert wirdt. Darumb seinn solhe werch amm feyertag verpoten, auf das der mensch 
moeg beiligen (1) den nom gots vnd deszt statlicher got dienen. Des sambsztags 
vnd allten gesetz feyer haben die Apostl gelegt auf sontag (m), zuo ere heiliger 
vrstend vnd zuo figur himlischer feyer. Aber wochennlicher fastag vor dem sab- 
bat, das ist am freytag (n), haben sy ligen lassenn, zuo gedaechtnuss des leyden 
Christi. Daneben angesehen, daz am freytag menscblich geschlaecht beschaffen, 
auch daran gefallen vnd korfreytags widerumb erledigtist. Dann hat sich mensch- 
licher fal am freytag begeben mit fraszhait verpotener speis, darumb ist billich 
am freytag puoes zethuon mit fasstenn. Nocbmals seinn in Christennlicher kirch 
nochmer feyer vnd fasstaeg eingefueert, zuo merung des gotszdienst vnnd zuo ge- 
daechtnuss der lieben heyling, besonndcr zuo zeytlicher puoes, auch bieiger geist- 
licher frcyd, die ain figur ist kiinfftiger ewiger freid. Wiewo! zuo sol her geist- 
lichen freyd die feyertag seinn fur genomen, wirdt doch heilige freyd (o) in verpo- 
tene freyd verkert vnd gottes' feyer in dewfels feyer verwandelt, nemlich fur mess 
vnd predig hoeren, fiir kirchfert, petten, almosen vnd dergleichen prawchen \vir 
die seyt zuo spil, trinckhen, tantzen vnnd dergleychen verpoten kurtzweilen (p), 
dadurch wir nit allain poeslich verlieren die zeyt so vns got, jme zuo eren vnd 
vns zuo hayl, gnaediklich verleycht, sonder wir fleissen vnns auch gantze zeyt 
poeslich anzclegen vnd in verpoten kurzweylen zeuerzeren. (*) 

(a *f aynikait. sieh. 7. . 1. b. (b J gotter. Exo. 20. in prin. non habebis deos 
alienos. (c f anfang. sieh. 5. . 4. a. et sieh. 50. $. 8. d. (d f pildnuss. Exo. non 
facies tibi sculptile im 85. 3 f. (e J nom. Exo. 20. sieh. 22. $. 8. b. (f 5 swe- 
ren. deu. 10. in fin. jurabisque in nomine illius. im . .11. a. (g f zewgnuss im . 
4. g. (h ^ ewangelj. Mat. 5. ant. fin. dico vobis non jurare omnino. (i f Ja ja. im 
. 11. b. (k f feyer. Exo. 20. diem sabbati sanctifices. (1 *f heyligen. Math. 6. sieh. 
22. . 4. g. (m ^ sonfag. sieh. 17. . 6. c. (n 5 freytag. sieh. 17. . 6. d. (o 5 
freyd. sieh. 29. . 5. a. (p J kurtzweyl. sieh. 48. . 6. i. et im 76. . 2. i. 

III. f Jn der andern tafel Moysi seinn beschriben syben gepot vnsern nagsten 
berueerend. ains gepewt dasguot, sexe verpieten das poes. Erstlich imm vier- 
den gepot steet, du soldest vater (a) vnd muoeter eren dorait du auf erden lan-g 
lebest. Zymlich ist daz jhener, der das allter eret, auch all t werde. Darnach 
volgen sex gesetz die das poes verpieten, nemlich den nagsten zebelaidigen weder 
mit rnund noch hand, weder mit wortten noch wercben. Mit werchen wirt der 
nagst belaidigt durch drey weg. benenntlich am leib oder jnwendig imm gemueet 

( l Die Eintheilun;? der Gebole Gottes in zwei Tafeln riihrt von den heiligen Vaterri her. 
Sie ist yom grossen Nutzen, sagt der romisehe Katechismus, veil durch die Ordnung das 
Verhaltniss der Gebote bezeichnet wird; denn was immer in den heiligen Schriften durch das 
gotUiche Geselz geboten oder verboten wird, das enlspringt aus einer der beiden Arten. Die 
JLiebe richtet sich bei allem unserm Thun und Lassen entweder auf Gott oder auf die'Men- 
schen. Die Liebe gegen Gott lehren die drei vorliergehenden Gebole; was sich aber auf die 
Verbindung mid Gesellschaft der Menschen bezieht, ist in den iibrigen sieben Geboten ent- 
halten. Cat. rom. cap. V. qu. 3. p. 276. 



VON AUFGESETZTEN SGHULDEN. 363 

oder auszwendig an zeytlichen gueetlern. wider belaydigung dcs leibs ist das 
fiinft gepot, du soldest nit toetten (b), nemlich wcder geistlich noch leiblicb. 
Dabey aucb verpoten ist aller vnbillicber zornn, er bescbecb mit slegen 
oder sfechen, mit schellten oder racb imm hertzen. Daraws flewsst jnwendig 
imm gemueet der neyd, das ist ain poeser smcrtz vncl traurn vber des nagsten 
wolfart, den ain neydiger mensch wil verletzen rait racb vnnd schenndung. Ain 
poese zung (c) ist vol toedlichs vbels, vnd wer seinn bruoedern hasst (d), der ist 
ain lodschleger. Sext gepot ist, du soldest nit eeprechen, dabey verpoten ist, nit 
allain der Eepruch als des nagsten jnwenndige belaydigung, sonder auch alle vn- 
keyscb (e) ausser der ee. Deszgleichs vngebiirlicher brawch, fleischlicber wollust, 
es geschech mit vnzymlichen werchen, wortten oder gedaencken, mit gier des 
hertzen, dauon oben (f) steet. Darauff hat Paulus (g) on vnderschid die vnkeysch 
verpoten, nachdem kain vnkeyscber nocb vnrainer gottes reicb erbet. 

(a f vater. Exo. 20. deu. 5. Math. 15. in prin. im 88. . 10. b. et 95. . 7. c. 
et 98. . 2. a. (b ^ lolten. Exo. 20- non occides. (c f zung. Jaco. 3. sieh. 44. . 
3. d. (d 5 hasst. 1. Johan. 3. qui odit fratrem homicida est. sieh. 36. . 10. n. 
(e f vnkeysch. Exo. 20. non mcechaberis. sieh. 44. 5. 9. a. (f ^ oben. sieh. 36. J. 
10. k- (g f Paulus. 1. Corin. 6 in fin. Ephe. 5. in prin. im . 15. b. et . 16. c. 

IV. ^ Sybent gepot ist, du soldest nit stelen (a), dadurch der nagst an ausz- 
wenndigen guecttern belaydigt wirt. oder ain dieb hat sonst poese begier zuo 
froembden gueettcrn. Wann aber ainer dem andern seine gueter empfrembd aus 
redlicben vrsachen, villeicht aus gehorsam, aus fiirsichtigkait oder aus not, alsz- 
denn ist dorjnn khain siind, als die juden aus gotlichem beuelb gehorsamlich than. 
vnnd von egyptern (b) kleinat vnd gwandt entlehentvnd darnachentfueert haben. ( 2 ) 
Deszgleicbs so elwer aus fiirsichtikait ainem vnsynigen (c) sein schwert staele, 
auf das er jmselbs oder anndern lewtten domit nit schaden zuoefuoeg. derselb 
verbueet den diirffligen vor dem schwert (d) vnd vor gwalltiger hand. Oder 
wie Johannes schreibt. So ain vermoegender siehet seinn nagsten not (e) leydenvnd 
verschleusstvor jm sein gab, derselb thuoet wider des nagstenn lieb. Darumb mag 
der durfflig in seiner grossen eehafften not on siind etwas empfroembden, das 
dem reichen vbrigs vnd dem armen nottiirfftig ist. Dann in noetfen seinn alle 
gueler gemain (f). wie sy dann imm ersten geschoepf gots vnder Adams kinder, 
aucb nachmals in erster kirch zuozeyten der Apostel gemain gewest seinn vnder 
alien cristen. Das acbt gepot ist, du soltest nit false zewgnuss(g) geben, dadurch 
der nagst mit mund belaidigt wirt. Hiebey seinn verpolen all luge (b) vnd ruck- 
ling belaydigung des nagsten, als nachred, schendbrief, falscbe zicht oder sonst 
vnwarhait zereden oder die warhait zeuerschweigen. (i) Dann so es die zeyt vnd 
nolturfft eruordert, sol die warhait auszgesprochen werden. Darumb ist ainer 
schuldig ware zewgnuss zegeben, voraus zu fudrung die poszbait zestraffen, als 
geschriben steet. Jr solt nit gesweygen vbcr die poszhait babilon. 

(a f stelen. Exo. 20. non furtum fades im 74. $.' 5. b. (b f egyptern. Exo. 12. 
ant. fin. (c 5 vnsynig. sieh. 32. . 5. b. (d f swert. Job. 5. ant. fin. salvum faciet 
egenum a gladio. (e 5 n ot- ! Johan. 3. ant. fin. sieh. 47. . 10. k. et im 52. . 1. 



( 2 Die Israeliten haben aus Auflrag der hochsten Auctoritat das ihnen Geliehene mitge- 
nommen; auch waren ihnen die Aegyptier den Lobn fur ihre Frohnarbeiten noch schuldig. 
Sieh. II. Thorn. y.Aquin. Summ. theol. secund. secund. qu. 66. artik. 5. und der bl.Augustin 
bemerkt: Aegyplii vero sacrilegi et iniqui; nam et auro illo, hoc est, Dei creatura male uten- 
tes ad creatoris injuriam, suis idolis serviebant. et homines peregrinos labore gratuito injuste 
ac vehementer affllixerant. Dieni ergo erant et isti quibus talia juberentur, et illi qui talia 
paterentur. Cont. Faust, lib. XXII. cap. 71. torn. VIII. pag. 403. 



364 AINSUNDtUNFFTZIGlST CAPlfEL 

d. et 77. . !? b. et im 97. . 10. e. (f f gemain. actu. 2. et 4. in fin. habebant 
omnia communia. im 97. 5-6. f. (g 5 zeugnuss. Exo. 20. non loqueris falsum testi- 
monium. sieh. .2. g. (h J luge. sieh. 16. . 2. h et 18. -4._g. (i 5 s-weigen. Esa. 
62. in prin. propter sion non tacebo. Hiere. 51- in prin. Nolite taeere super miqui- 
tatem ejus. de bnere eccle. c. 19. in prin. sieh. 8. $. 3. a. 

V. f Zway leste gepot seinn gesetzt wider poesen willen vnd wider jhen die 
ausmm hertz (a) gierig seinn jren nagsten zebetrueeberi. Darawf lawt das ueiindt 
gepot. du soldest nit hegern (b) deines nagsten guoet, dadurch der nagsl awsz- 
wenndig belaydigt wurde. Wider poese begier jnnwendiger betrueebnuss, laxvt 
das zehendt gepot, du soldest auch nit begcrn seynes gernahels. Hiebey ist in 
gemain verpoton alle wilkiirlicbe (c) begier so wissennlich aws freyem willen bo- 
schiecbt, vnnd wirt nit verstanden von plosser fleischlichen gier, genannt fames, 
so erblich jnns fleisch kumbt aus der siind vnserr ellter vnd vnns vnmiiglich (d) 
ist dieselb gier, als erste bewegung (e), zuo empfliehen. Nachdem nu menschliche 
verkerte natur am maysten genaygt ist zum geytz vnnd vnkeyscb, das ist zuo er- 
hallten ains tails den leib mit begier zeitlicher gueter, anders tails zuoerhalten 
das geslaecht mit gier des fleisch vermiischung. Darauf hat got mit seinen^gepo- 
ten dieselben zwo begier (f) der awgen vnd des fleischs, das ist den geytz vnd vn- 
keysch, in sonderhait wellen melden vnd verpieten nit allain im werch sender 
auch im gemueet. 

(a f hertz, mat. 15. in med. sieh. 4. .14. 1. et im . 18. a. (b ^ begem. Exo. 
20. non concupisces. sieh. 35. . 9. d. et 36- . 10. g. (c J wilktirliche. sieh. 36. . 
5. i. (d f vnmoglich. sieh. 40. . 12. a. (e f bewegung. im '. 18. c. et sieh. 35. $ 
1. d. (f 5 begier. 1. Joban. 2. in med. im . 8. m. 

"VI. 5 Obbestymbte zehen gepot des allten gesetz hat Christus nit aufgehebt, 
sounder erfiillt (a) vnd dariiber geben etlich raet (b), durch die wir zuo pesserm 
vnd sicherm stand komrnen moegen. Wiewol wir solhen cristenlichen raelen 
nachzcgeen anfanngs nit schuldig seinn. Wer sieh aber ainmal darein begibt, der 
mag nymer dauon hinderstellig werden. Durch gliibd vnd verwilligung wirt ausm 
rat ain gepot. Geloben steet wol erstlich in freyem willen, aber nach beschehem 
gliibd wirt das ain schuld (c) vnd not zeuolstreckhen was got versprochen ist. 
Lawt heiliger schrift. was du got gelobt (d) hast, soldestu nil verziehen dasselb 
zebezalen, dann got miszuelt (e) ain vngetrew vndtorhafftigversprechen. Darumb 
was du got hast gehaissen, das soldeslu laisten, vnd ist vil pesser amm ersten nit 
zegeloben, dann nach dom geliibd nit zehallten. Nu gibt vns Christus im ewan- 
gelj zwelf raet (f). die erste drey faetrefFen ordenslewt(g), benentlich, armuot, ge- 
horsam vnd keyschait. 

(a ^ erfiillt. math. 5. post prin. sieh. 12. . 2. b. (b 5 rat. sieh. . 1. b. et im 
97. . 8. c. (c J schuld. im 98. .1. c. (d f gelobt. eccles. 5. in prin. im 98. '$. 7. 
g. (e f missueit. im . 10- h. (f ? ra t- i m "8. g. 1. d. (g f ordenslewt. im . 8. 
. et im 97. . 2. a. 

VII. ^ Erster rat ist armuot, do sieh ainer verzeycht (a) aller aigen- 
schaft, lawt des herren wort. Wer sieh nit aller gueeter, so er besitzt, ver- 
zeycht, der mag nit sein mein junger. Darauf er grosse belonung ver- 
spricht. Wer sein haus, brueeder oder schwester, vater oder muoeter, kind oder 
acker vmb meinen nomen vnd des ewangelj willen verlaesst, der wirt hundert (b) 
mal souil einnemen vnd dafiir das ewig lebeh besitzen. Deszhalb solten die 
eingegeben lewt gar nic-hts aygens besitzen. vnd vermaint Hieronimus. welber 



VON AtFGESETZTEN SCHULDEN. 365 

eingegebener, ainn ,aygen haller (c) hah, derselb sey nit ains hallers werd. ( 3 ) 
Def annder rat 1st die gehorsam (d), so Cristus in disen wortten gibt. wer mir 
nachkommen wil, der sol seinselbs verlaugnen vnd aufsicb taeglich sein kreytz (e) 
netnen vnd mir nachuolgen. Jtem die schrifftgelerlen vnnd phariseeer sitzen 
auffm stuoel (f) Moysi. was sy ew sagen dasselb soil jr hallten vnd thuon, aber 
nacb jrcn werchon solt jr nit thuon. Dergestallt ist regel vnnd geborsam auffgelegt 
geystlichen Vnderibanen, vnangcsehen der obrcr leben es sey guot odor poes. 

(a 5 verzeycht. Luce. 14 in Gn. sieh. 39. . 13. i. et im 97. . 8.' b, (b f hun- 
dert. Math. 19". in fin. im 85. 5., 11. h. et 98. . 2 g. (c ^ nailer, im 53. . "1. i. 
(d f von der gehorsam. sieh. in prol. . 1. b. et sieh. 2. 5. 5. a. et 27. ?. 6. c. et 
31. . 2. a. et sieh. 37. 5. 2. b. et im 55. 5- 5. f. et 58. . 1. c. et 59. . 5- c. et im 
76. . 2. c. et 97. . 2. f. et . 3. a. (e f kreytz. Mat. 16. in fin. Luce. 9. ant. 
med. sieh. 33. . 10. f. (f J stuel. Math. 23. in prin. sieh. 8. . 8. c. et 12. . 5. g. 
et im 92. . 7. b. 

VIII. 5 Die keyschait ist driler rat, als Cristus sagt, Ewr lende (a) soellen 
gcgiirt sein. Jtem ettlich seinn verschnilen die sichselbs versniten (b) haben 
vmb des himrnelreichs wegen. Wer soelhes mag annemen (c), der nem es an. 
Jtem den atlten ist gesagt. du soldest nit eeprecben, aber jcb sag ew, wer ain weib 
ansicbt(d) daz or jr begere, der hat yetz mil jr die e geprocheninseinemhertzen. 
Daruinb ergert (e) dich dein rechtes awg, das ist, wo du in guoter maynung ain 
schoen weib ansihest, du empfindest aber daz sieh dadurch dein poese gier er- 
\veckt, alsdenn soldestu das awg ausstecheri vnd von dir werffen, das ist, slach 
dein gesicht vnder vnnd wirff dasselb von deiner tteischlichen begier, die sieh 
dtirch anschawen des weibs geergert het. Darauf geet diser rat, daz du hiibsch 
person anzeschawen verrneidest, auf das du nit geursacht (f) werdest in siind ze- 
fallen. Dabey zemerckhen, daz siind ist, sieh im gesicht oder in anndern syndli- 
kaiten vnkeyschlich vnnd f'rey williklich zuoerlusten. Deszgleichs inn gedancken 
(g), diewcil du ainn lust hast von vnkeyschlichen Aachen zuogedencken, ist es ain 
laesliche (b) siind, nur du wellest lang in sollichen poesen gedanckhen verharren, 
daraus wurd alszdann ain todsiind, von wegen des vnzymlichen lust, den du bil- 
licher in dir foetten dann erneren soltest. Poeser gedanckh wirt auch ain tod- 
siind, alspald du wiiliklich begerest (i) das werch zeuolbringen wo du moechtest. 
Die vorbeschriben drey raete, benentlich armuot, gehorsam vnd keyschait, seinn 
die substantz aines yeden volkomens ordensman (k), denselben ziehen solh raet, 
nil allain von siindigem werch, sonder auch von vrsachen (1) zesiinden. Dann der 
menschen poszhait waechst aus drifeltiger wurtz, nemlich aus gier (m) des fleisch 
vnd der awgen, auch aws hochfart. Von denselben dreyen anfechtungen die 
rechten klosterlewt leichtlich verhueet (n) werden, durch fasten, petten vnd 
keyschait. 

(a ^ lende. Luce. 12. post med. im g. 18. d. et sieh. 12. . 6. e. et im 64. . 13. 
d. (b ^ sniten. Math. 19. post prin. sunt eunuchi qui seipsos castraverunt. im 64. . 
3. h. et 97- 5- 4. e. (c ^ annemen. im g. 15. d. ^d ^ siecht. Mat. 5. sieh. 36. . 10. 
t. (e <f ergert. Mat. 5. si manus scandalizat le. im g. 11. d. (f f geursacht im . 

( 3 Es gibt zweierlei Armulh: die eine ist auswendig, nach dem auswendigen Menschen, 
und ist gelegen im Uebergeben aller zeitlichen Dinge am Gottes willen, und diess ist ein 
Rath des Evangelii. Die andere ArmuLh ist des Geistes und Demuth des Herzens Hiezu 
sind alle Mensehen verbundeu, ein jeglicher nach scinem Beruf. Zu dcr erslen Armuth ist 
iiicht jedermann pflichlig, denn allein die, denen es Gott eingiht, und in ihr Herz sendet; sie 
jst der hochsie Grad, Christum hierin auswcndig nachzufolgcn. Tauler, Predict auf Aller heil. 
Tag. Thl. 111. pag. 139. 



366 AINSUNDFUNFFTZIGIST GAPITEL 

11. e. (g f gedanck. sieh. 25. . 10. a. (h J laslich. sieh. 36- .6. a. (i 5 begerest. 
sieh. 25. . 10. d. (k J ordensman. sieh. . 6. g. (1 J vrsachen. sieh. . i. c. (m f 
gier. 1. Johan. 2. sieh. 5. 5. f. et sieh. 36. . 10. d. (n J .verhuett. im 97. . 2. i. 

IX. ^ Yierder rat ist, daz wir Vnser feind (a) lieben vnd jhenen, die vnns 
bassen guot thuon auch petten fur die vns helaidigen vnd durchaechten. Desz- 
gleichs, daz wir gegen solhen lewten frid vnd freuntschaft hallten. wie vns Pau- 
lus vnd petrus lernen. Schawet daz ewr kainer poeses (b) mit poesem veraleich, 
sonnder jr soellet gegeneinander auch gegen yedem man albeg nacbuolgen dem 
gueten. Item vergelt nit poeses vmb poes, nit scheltwort vmb scbelten, sender 
dargegen solt jr benedeyen, das isl wol sprecben. Daz du deinem feind ver- 
gebest vnnd geistlich liebest, ist dir gepoten. Daz du jme leiblich guot soldest 
thuon, hat dir Cristus geraten mit wortten vnnd exempel. (c) Wildu demselben 
rat volgen, muoestu gegen deinem widersacher vmb dein spruch, so du zuo jm 
zehaben vermainst, weder rechten (d) noch fechten. sender dein beswaerung ge- 
dultiklich leyden, allain souil du glimpflicb deinn widersacher magst von dir ab- 
weisen. 

(a 5 feind. Mat. 5. in fln. sieh. 47. . 10. a. (b J poss. 1. Thess. 5. ant. fin. 1. 
Petri. 3. post prin. non reddentes malum pro malo nee maledictum pro raaledicto 
sed e contrario benedicentes. im 56. . 1. d. (c f exempel. Luce 23. post. med. sieh. 
36. . 12. a. (d f rechten. Math. 5. ant. tin. qui vult tecum in judicio coritendere. 

X. 5 Da rube r lawttet fiinffter rat Christi, do er sagt. Jr soellet nit wider- 
streben dem vbel, sonder ob dich ainer schlecht auf ain wang (a) demselben halt 
hinwider das ander wang. vnnd ob ellwer mit dir rechten vnnd deinen rockh 
nemen wolt, dem lasse auch den mantel. Wo dir ainer das dein nymbt, dds lass 
jme, vnangefodert. wo dich ainer noelligt ain meyl wegs, so gee mit jme ander 
meyl zwo. Hiebey raet Cristus geduld zehaben so ainer am leib oder an ausz- 
wenndigen gueetern belaidigtwirdt, wiewol sonnst ainer moecht suoechen orden- 
lich recht. auch erlawbt ist gewallt (b) mit gwallt zeuertreiben. Sexter rat ist, 
vberfliissig almosen ainern yeden zegeben, der dich nur pitt (c). gleich als sol- 
destu von dir geben was duselbs bedorfft, wie der herr sagt, wil du volkommen 
sein, so geehin (ist zeuersteen von alien zeytlichen gueelern) verkautf (d) was du 
hast vnd gibs armen lewten, derselb wirt genennt willige (e) armuoet. Gepoten 
ist almosen zegeben von vbrigen (f) gueetern, nemlich der wir fur vns oder die 
vnnsern nit bediirften. Hie wirt geraten daz wir dem nagsten in seiner grossen 
not helffen, ob wir gleich dorjnn zeytlichen schaden leiden. Doch daz solh almo- 
sen vnd ander vnnser gotsdienst mit mass vnd vernuft (g) beschehe, dasselb ist 
got geuellig. wie Paulus spricht, nil daz jin ainer gebtirliche narung abprech. 
dasselb waer Got missuellig (h) als ain narrat gliibd. Sonst (spricht Auguslinus) 
ist pesser ettwas not leiden dann zeuil haben. 

^a -f ewang. Math. 5. ant. fin. Luce. 6. in med. im 78. . 1. f. et im 83. . 6. a. 
(b 5 gwallt, vim vi repellere licet, (c J pitt. Luce. 6- post med. omni petenti te 
tribue. (d <f verkauff. Mat. 19. ant. fin. sieh. 39. . 13. h. et im 97. . 1. e. (e <j 
willige. sieh. 44. . 4. i. (f f vbrigen. Luce. 11. quod superest, dale eleemosynam. 
sieh. 4. . 7. b. et sieh. 2. . 5. f. et im 53. . 6. h. et 87. .3. c. (g f vernufft. 
Ro. 12. in prin. exhibeatis rationabile obsequium vestrum. sieh. 18. 5- 2. g. et im 
65. . 7. k. (h J missuellig. eccles. 5. displicet ei stulta promissio. sieh. . e. e. 

IX. 5 Sibender rat Ghristi ist, daz wir nit sweren (a), nemlich on not, son- 
der daz wir vns gebrawchen warhafftiger wort vnd vnser red plos sey Ja (b) oder 
Nain. Sonst muessen wir am jungsten tag rayttung (c) thuon von alien vnd 



VON AtJFGESETZTEN SCHULDEK; 36-2 

yelichen vnmitzen worten so wir geredt haben. Wir werden auch vnsern worten 
.rericht vnd verurtailt , darumbract vnsder herr, daz wir vbriger wort mueessig 
geen. Der acht rat ist, zeuermeiden all ergernusz so zuo siindeu vrsach geben moech- 
ten, vnd spricht der herr. ob dich dein recbte hand oder fuosz ergert (d) , solteslu 
dieselben abhacken. Dabej ist zeuersteen wann du gerechter mainung hast ange- 
hebt ain guot, doch vnnotdurftig, werch oder fart zeuolbringen , vnd du vernymbst 
dazdaraus ergernusz wolt ersteen, alszdenn soldeslu das werch oder fart vnder- 
lassen, nit dein leiblich glid abzesneiden , sender furzekomen poeser naygung oder 
begier oder ergernusz, die durch deine glid im fiirgenomen werch oder fart geur- 
sacht (e) werden moechten. Also seinn all vnd yeglich vrsach vnd bewegung der 
siinde zefliehen, nach lere Pauli, daz wir sollen meiden alien schein (f) des poeseru 
Newnter rat ist. daz du all dein thuon in gerechler mainung anhebest vnd zuo 
guotem ende (g) awsfueerest. Darauf lawtten diese wort. Lasst ewr liechl (h) vor 
den lewten dermassen scheinen, daz sy ewr guoete werch sehen vnd ewren himli- 
schcn vater preysen. doch daz wir kains wegs aigene Ehre dorinn suechen, sender 
alien lob got geben, wie obstet (i). 

(a f sweren. sieh. g. 2. f. (b 5 ja. sieh. g. 2. i. (c f rayttung. mat. 12. post 
med. omne verbum ociosum. im 82. . 4. f. (d 5 ergert. Marci. 8. in fin. sieh. . 
8. e. et im 76. . 7. c. (e f vrsacht. sieh. . 8. f. (f 5 schein. 1. thes. 5. in fin. ab 
omni specie mala abstinete. im 54. . 5. a. (g 5 ende. im 79. . 4. o; (h J liecht. 
Mat. 5. sieh. 4. . 5. d. ' (i f obstet. sieh. 4. . 13. d. 

XII. f Der zehent rat ist, daz ainer seinn werch vergleich mit seiner lere, auf 
das er nit angeredt (a) werde. du gleichsner wirf am ersten den drarne aus deinem 
awge, darnach wirdestu sehen die schifer (a) aws deines bruoeders awg zeziehen. 
Jtem sy sagens (b) wol vnnd thuon es nit , sy pinden swaer vnd vntraeglich purden, 
die sy auf der rnenschen hals Segen, vnd wellen doch dieselben nit mit ainem finger 
anrueeren. Das ist zeuersteen, so ain prediger lernet die gemainen gepotgottes 
vnd der kirch, so er aber predigtsonndere lere wie sieh ainwirt im haws oder kan- 
lewt im erstand, oder inunich inn klostern halten solten, ist dem prediger nitgelegen 
zehalten jhenes das er predigt, dieweil er desselben stands nit ist. 

(a f schifer. Mat. 7. in prin. Luce. 6. ant. fin. (b f sagens. Mat. 23. in prin. di- 
cunt et non faciunt. 

XIII. ^ Der aindlift rat ist, zemeiden vbrige sorg, derselben seinn drey. Aine 
ist gepoten, besonder in geisllicher fursehung. Dauon Paulus sagt. Wer ain ambt 
(a) hat, der sol demselben auswartten , es seymit lernung oder ermonung, also 
muoesz ain Prelat in seinem regiment sorgfeltig sein , vnd der vnuerbeyrat ist sorg- 
feltig in sachen die got zuoegehoeren. Die ander sorg ist verpoten nach ausweisung 
diser schrift (b). Got hat dem sunder geben ain pein vnd vbrige sorg seine zeitliche 
giiter zemeren vnnd zehauffen, aber solhe sorg seines gemueets Ssl ain vnnutze eytel- 
nait. Dritte sorg ist erlawbt aber durch Christum widerraten, sprechend. Jr siilt 
nit sorgen (c) noch sagen, was werden wir essen oder trincken, womit werden wir 
vns faeklaiden. solh sachen betrachten die haiden. Eurm himlischen vater ist 
wissund wes ir bediirft. Darumb seyt nit sorgfeltig awf morgen. Darauf sprach 
der herr zuo Martha (d), du sorgest vnd bekumerst dich mit vil sachen, der'riur aine 
not ist. 

.( a f ambt. Ro. 12. post prin. minis terium in ministrando: qui pracest in solici- 
^ U( iine. i. Cor. 7. qui sine uxore est, solicitus est, quae domini sunt. im . 15. f. (b 
i schrift. eccles. 2. in fin. cassa solicitude mentis, (c *[ sorgen. Mat. 6. in fin. im 
'8. . i. e . et 97. g. 7. c . (d <f Martha. Luce. 10. in fin. 



368 A1NSUNDFUNFFTZIGIST CAPJTEL 

XIV. f Zwelffter rat des herren 1st brueederliche straff, do er spricbt. Ob 
dein bruoder in dich sundigt (a) , gee bin , straffe jn zwischen dein vrid sein allain, 
hoert er dich, alszdenn hastu in gewunnen. Dise straff flewsst aus bruederlicber 
lieb. wo aber dieselb lieblich straff nit hilft, so soldestu brauchen forchlsame straff. 
Darauf Chris^us weiter setzt. Hoert er dich nit, nymb zuo dir noch ainen oder 
zwen, hoert er dicb dannocli nit, alszdenn sol jn die oberkait slraffen. Darumb 
sags derkirch (b), das ist seiner geisllichen oberkait. Erhoert er dieselb auch nit, 
so halt jne fur ainn hayden (c) vnd offen sunder. Dieselb straff isl smaechlich wann 
ainer in geistlichem pan (d) vnd von christglaubigen geschiden ist. Doch rnuoestu 
verbueeten daz bestimbt dein anbringen nit beschech zuo verletzung oder schmach, 
sender zuo bessrung deines nagsten. Die obbeschriben raet christi ist ainer nil 
schuldig anzenemen , wo er aber dieselben angenomen hat, alszdenn ist er die ze- 
halten schuldig vnd ist nit war, das ellich verfueerisch lerer sagen, dem menschen 
vnmoeglich zesein, weder gottes gepot noch die raet Christi zeuolziehen, sonderlich 
keyschait zehalten. Dann got spricht, mein gepot (e) das jch dir hewt gib , ist nit 
vber dich, noch ferr hindan, noch hoch im himel, noch vber mere gesetzt , sender 
es ist nahend (f) bey dir daz du es magst volbringen. 

(a 5 siindigt. Mat. IS. ant. med. (b f kirch. ira 91. - 12. b. (c ^ hayden. sieh. 
5. . 6. a. et 17. >. 7. c. et im 54. . 11. h. et 89. . 8. h. (d J pan. im 90. . 6. 
e. (e f gepot. Deu. 30. mandatum hoc npn esl supra te. sieh. 50. . 11. h. et sieh. 
35. . 6. a. (f ^ nahend. im 67. . 8. e. 

XV. f Der keyschait moeglikait, wil jch nach meinem klainen verstand , yelz 
furbringen, dabey man anderr gotlichen gepot moeglikait ausnemen mag. Gerechler 
got gepewt vnns nicbts vnmoeglichs, sonnst waeren wir seine gepot zehallten nit- 
schuldig, nachdem zuo vnmoeglikait nyemanls gepunden, dauon oben (a) gesagt ist. 
Nu hat got die vneelich vnkeysch veFpolten (b) bey verlierung ewiger saeligkait, 
nemlich daz die vnkeyscher vnd vnrainen auch eeprecber das reich gots nit werden 
ererben. Daraus volgt, daz den menschen moeglich isl keyschlich zeleben, sonnst 
waer der keyschait gepot vergebens vnd (wie Augustinus (c) setzt) got vngerecbt, 
dervns mil seinem gepol zuo vnmoeglikait noetten, vnnd deszhalb straffen woll. 
Chrislus hiet auch vnweislich die keyschait geraten (d) den menschen so nyernandt 
aus jnen keyschlich leben moecht. Wer etwom ain sach ralen wil, der sol anfannck- 
lich bedenckhen, ob demselhen solhe sach moeglich auch eerlich vnd nulzlich sey. 
Deszgleichs hietPaulus vnschicklich geralenzuoderjunckfrawenschafft(e) vnndge- 
sprochen, vonn junr kfrawen hab jcb kain gepot des herren , aber darzuoe gib jch 
meinenrat.Er hiet auch daselbsfalsvrsachenanzaigt.nemblichwerkainhawszfrawen 
hab, der moeg dem gotszdienst awszwartten (f). Deszhalb sey pesser on ain hawsz- 
frawen zesein, dann zeheyraten. Das soltestu also verstt-en. Fleischliche gier hat 
got in tyerische (g) natur geordent, vmb das die tyer auseinander gepert vnd gemert 
werden, wie, gotzunn tyeren sprach. seyt fruchtbar (h) vnd meret ew. erfullt 
die wasser des mocres, vnd das gefoegel werd gemert auf erden. Jn bestymble 
tyerische natur ist der meuscb seiner siind nachgefallen. Er hiet wol imm paradis 
(i) auch gcpert, aber nit auf tyerische art noch aus poeser gier, sonder in raynikait 
aus ordenlicher lieb als ain pildnuss gots der gepert in ewiger raynikait. 

(a 5 oben. sieh. 40. . 12. a. et 50. . 12. d. (b J yerpoten. Ephe. 5. in prin. 
omnis fornicator aut immundus nou habet haereditatem in regno dei. sieh. 5- 3. g. 
et im 99. 5. 8. e. (c ^ Augustinus. sieh. 50. 11. o. (d f geraten. Math. 19. post 
prin. qui capere potest, capiat. sieb. . 8. c. et im 97. $. 4. h. (e' J junckfraw. 1. 
Cor. 7. in med. consilium autem do. im 64. . 3. g. (f 5 auszAvartten. sieh. . 13. a. 



VON AUFGESETZTEN SCHULDEN. 369 

et im 64. . 5. f. (g J tyerische. sieh. 31. . 6. g. (h J fruchtbar. gen. 1. crescite. 
(i j paradis. sieh. 31. . 3. a. 

XVI. 5 Nachdem nu der roensch vber das lyerisch wesen airien verniifftigen 
vnd hoehern stand hat, mit dera er tyerische art vnd fleischliche gier solt vberkom- 
men. Darumb steet in des menschens freyem will, zegreyffen zuo lyerischer oder 
zoo erster menschlicher art, nemblich zuo der kanschafft oder keyschait. vnd wie 
Jberonimus setzt, so erfiillt dieEe den erdpoden, diejunckfrawschaft (a) denhimel. 
Der Eestand ist wol hie von got, doch geordent zuo merung der menschen auf er- 
den, wie got zuo ersten menschen gesprochen, wachset vnd wertgemert (b) vnd er- 
fu'llt die erde. Aber der keyschait stand ist geordent zum himelreich, in das kain 
vnrainer vnkeyscher eingelassen wirt, nach zewgnuss Pauli (c). Dawider ditsmals 
ettlich fayg vnd vnkeysch lerer garrilzen, gleich als hab got die merung der heiling 
vnnd seiner hymlischen zier in der menschen vnrain geperung geordent. Vermainslu 
got liesz vnerschaffen kunfftige menschen, die in seiner gotlichen Jdea (d) von ewi- 
kait seinn fiirgenomen, sogleich all lebentig menschen got zuo ere wolten keysch 
beleyben? Jn allem geschoepff ist kain mensch wirdig gewesen leiblicher vater 
Cristi zesein. Got hat aber dannoch die menschait Cristi beschaffen vnd on leib- 
lichen vater durch wirdige muoeter Mariam (e) verordent herfiir zekommen. Also 
wurd got dannoch die notturfftigen menschen beschaffen ob gleich all lebentig men- 
schen der vnraynikait nymermer wblten pflegen. Dawider mainen etlich, vnmoeg- 
lich zesein albeg vnnd durch all lewt raynikait zehallten. So vermain jch, wie et- 
wouil menschen in staeter raynikait beliben seinn, also moechten auch all menschen 
in raynikait beleiben, nur alsuilsy mit aygner yebung oder poeser gwonhait jrer vn- 
moeglikait vrsach geben, solhe vnrainikait ist jnselbs zuoezemessen vnnd nit mensch- 
licher natur noch rainem got, von deme all rainikait herfleust. Von wegen solher 
leichtfertikait (f) hat Paulus wellen dazainyeder sein hawszfraw, vnnd yeglich weib 
jren hauszwirt hab. 




. 8. f. 



XVII. f Daz aber von natur moeglich sey keyschait zehallten , befindet sieh 
aus deme, daz vor zeyten die vnglawbigen gehabt haben kloester vnd dorjnn junck- 
frawen geopffert jren abgoettin feste, Junoni vnd diane, die ewigen junckfrauen 
stand gehalten, bey pen des feurs, darzuoe sy, als vngelawbig, on zweyfel nitsondere 
gnad von got gehabt haben. Vilmer moegen christenlich junckfrawen ir rainikait 
behalten mit hilf goltes. Zuo dem sy ruoeffen. Herr erstee (a) mir zuo hilf vnd 
sag meiner sel, du seist mein hayl. vnd Christus (b) hat zuogesagt nichts vnmoeg- 
lich zesein, sonder die vnkeyschen poesen geist rnoegen durch petten (c) vnd fasten 
(d), ausgetriben werden. sonst mag nyemant leichtlicb in dernselben deuflischen 
streit poeser gier obligen, nur die hand gotes fechte fur jne. Darauf spricht die 
schrift (e). vilmer heifer seinn mit vns dann mit vnserm feind, nemlich des vnkey- 
schen geyst. Dann mit dernselben feind, ist nur ain fleischene hill, aber wit vns ist 
got vnser herr, der vnser heifer (f) ist vnd fur vnns streitet. Wer durcb sein Ihuon 
vermaint keyschait zuoerhalten, der irret. Wer abor von hertzen vmb keysch leben 
got pittet, der wirt on zweifel gewert, als Christus vn.s versprochen hat. Jr siilt 
pitten (g), alszdenn wirt ew gegeben. 

Reithmeier, Berthold's Theologey. 24 



370 AINSUNDFUNFFTZIG1ST CAPITEL VON AUFGESETZTEN SCHULDEN. 




XVIII. ^ Vnkeysche gier flewsst aws zwayen fleyschlicben vysprungen. ainer 
ist ob der giirtel, vileicht das herlz, aus demselben kumbl das subtilist pluoet des 
wollust. Der ander vrsprung ist vnder der giirtel, vileicht die nyeren oder etwas 
anders daraws menschlicher sam vnd vnsawber" faym rinnet, vom erstensagt der 
berr. wie awsmm hertz (a) ausgeen poes gedaenck, eepruch, huoererey vnd mer 
andere stuck, die den menschen vervnrainigen. Dieselben werden mit pete (b) 
abgelaint. Solhem poesen vrsprung ist jm anfang fiirzekomen. dauon ich oben 
(c) etwas geschriben hab. Vom andern vrsprung spricht Chrislus. Ewr lend (d) 
sollen gegiirt sein. Derselb tayl wirt befiidert zuo vnkeysch mit wol essen vnd 
trinken, sonderlich wein. Deshalb Paulusgepewt, daz wir vns nit anfiillen mit 
wein (e), in dem die vnkeysch ist. wie Therentius (f) spricht. on wein vnd trayd 
steet fraw Venus kalt. Dise vngestueem vnd gegelweis, muoes mit leibszkestigung 
gegiirt werden, nemlich mit fasten (g), wie obsteet. Deszhalb heilige kirch etlicb 
taeg zefasten gepewt. Nachdem aber poese gayl durch ainicherlay fasten oder 
leibszkestigung nit gar mag awsgelescht werden. Deszhalb ist daneben gnad vnd 
behueetung (h) von got zebegeren. als Paulus thet sprechend. Mir ist gegeben 
ain pfal (i) oder stich ins fleisch, ain pot desdewfels, der mich awfen hals slahe, 
auf das ich micb nit vberneme der hohen offenbarung. Darumben hab ich drey- 
mal den herren gepeten, daz solher pfal von mir gienge, aber er hat mir.geantwort, 
lass dich benueegen an meiner gnad. Darawf ist glawblich der mensch moeg mil 
hilf gottes keyschait halten. ( 4 ) 

(a f hertz. Mat. 15. sieh. . 5. a. (b J pete. sieh. . 17. b. (c J oben. sieh. . 
5. e. et sieh. 25. . 10. m. et 35. g. 1. d. (d 5 lend. Luce. 12. sieh. . 8. a. (e "J 
wein. Eph. 5. in med. nolite inebriari vino. sieh. 47. . 7. m. (f. ^ therentius. in 
and. sine cerere et bacho friget venus. im 85. . 3. c. (g f fasten, sieh. . 17. et 
im 67. . 6. k. (h f huettung. sieh. 43. . 3. e. (i ^ pfa!. 2. Cor. 12. post prin. 
datus est mihi stimulus carnis. 



(* TJber das secbste Gebot sieh den romischen Katechismus cap. VII. Zur Unterdriickung 
der Unkeuschheit Iragt sehr viel bei der iiflere Empfang der hi. Sacramente der Busse und 
des Altars; ferner anhaltendes und frommes Flehen zu Gott, yerbunden mit Fasten und Almo- 
sen. Die Reinigkeit ist ein Geschenk Gottes, das er jenen, die ihn ret-ht darum bitten, nichl 
vorenthalt. Auch la'sst Goll keinen iiber seine Krafte versuchen. Tauler gibt eine doppelte 
Unkeuschbeit an, indem er sagt: ,,Der erste Feind des Menschen ist die Welt. Der andere 
Feind ist sein eigenes Fleisch, das ficht den Menschen rait leiblicher und geistlicher Unkeusch- 
heit an, mit Worten und mit Wcrken, und an alien diesen Sunden sind alle Menschen schul- 
dig, die da ihrer tuste in sinnlicher Lustlichkeit gebrauchen, in welcherlei Weise das sey. 
Wo irgend der Mensch mit den Creaturen in liebender Weise in seinem Grunde besessen ist, 
sie seyen weltlich oder geistlich, und dazu mit ganzem Willen Tag und Nacht diess in seinem 
Herzen hat, diess alles tragt den Menschen in die Untugend der Siinde, die da heisset Un- 
keuschheit. Zu gleicher Weise, wie die auswendige Unkeasehheit die Reinigkeit des Leibes 
hinwegtragt, also tragt die inwendige Unkeuschheit die edle lautere Reinigkeit des Geistes hin- 
weg, und so viel der Geist edler, als das Fleisch ist, soviel ist aucb. diese Siinde schartdlicher 
denn die andern." Predigt an der hi. drey Konig Abend. Th. I. pag. 131. 



ZWAYUNDFUNFTZIGIST.GAP1TEI, VON ZUOFALLENDEN SCHULDEN. 371 
ZWAYUNDFUNFTZIGIST CAPITEL 

gclmldeii. 



I. Wide/ gemelt rechllich vnd raelig aufsatzung, auch vber obangezogen 
uaturiich. vnd vrsprunglich scbulden, fellt der mensch nocb in mer schulden durch 
seia laessikait auch durch, verhandlung (a) vnnd new verprechung. Erstlicb aws 
laessikait (b) bezalt der mensch nit die natiirlicb schuld, vnd hellt nit die auf- 
geselzten. gepot dadurch werden gotlich aufsatzung zerprochen vnd daneben 
bleibt die natiirlich schuld vnbezalt, darzuoe wachsen noch new scbulden aus 
poeser laessikait. vnd tragbait (c) , wider gotlich gesetz. das ist, thuoe das guoet, 
nemlich gegen got mil bezalung natiirlicher scbulden vnd baltung der gepot Ye 
lenger, splhe schuld vnbezalt anstett vnd das guoet ynderwegen bleibt, destmer 
wuoecber dariiber geet Deszhalb hat der berr seinn laessigen knecht gestraft 
vnd zuo jme ges,prochen. Warumb bastu mein gelt nit in die wexelpanck (d) 
geben, d.az ich dasselb (so ich wider komen waerej mit gewin hiet. moegen er- 
uodern? Ynd ist zemerck,en, daz natiirliche schuld durch das leiden Christi nit 
abgenomen, aber erstat (e) wirt souil an derselben schuld der mensch vber seinen 
moeglichen fleis (f) nit bezalen kan. Das ist also zeuersten, was gemaine mensch- 
liche natur a,ws ploedikait (darein sy durch siind gefallen ist vnd taeglich felt) got 
nit bezalen kan, nemlich daz die menschen (als sy schuldig seihn) hoechste lieb, 
gebiirliche ere , pfliclitig dinst, got nit beweisen moegen, dasselb erstat sondere 
menschliche natur in der menschait Ghristi mit seinem beiligen leiden. das er 
vnuerschuldt vnnd vngenoettigt aws freyem willen (g) liir abgang vnserr natur- 
lichen schuld, gotlicher maiestat geopfert hat Desselben vnssers abgangswarlicb 
vil ist, als ain yeder mensch bey seiner ploedigkait aigentlich empfindet , nemlich 
daz er gefaHen (h) ist aus erster menschlicher ordnung vnd ausmm stand der vn- 
schuld, dorinn er hiet moegen got bezalen natiirliche schuld. Aber seydenmal 
der mensch in, die siindig schuld gefallen. Jst er nymer tueglich dieselb natiir- 
licb (i) schuld abzejichten , nachdem alle sein naygung vnd begier widerwaertig 
ist vnd strebt wider offtgemelte natiirliche schuld. 

(a f verhandlung. im g. 3- a. (b ^ liissig ira g. 2. f. (c f traghait. Psl. 33. fac 
bonum sieh. 44. . 7. a. et 49. g. 2. k. et im 53. . 7. d. (d ^ wechsel. Luce. 19. in. 
naed. cum usura utique exegissem. sieh. 51. . 4. e. et im 53. . 3- h. et . 8. d. et 
77. . 4. i. (e f erstat. im . 2. g. et g. 4. c. et sieh. 49. 2. m. (f f fleis. sieh. 
40. . 5. a. (g \ willen. im 54. g. 4. g. (h f gefallen. sieh. 30. . 4. i. (i 5 natiir- 
lich. im g. 4. g. et sieh. 49. . 2. a. 

II. f Ain yeder suecht sein aigene (a) ere vnd nulz. Er liebt sieh vber alle 
ding vnd setzt sieh fur got, er brawcht seinn verkerten willen wider gottes willen 
vnnd gerecbtikait Er hasst was got zuogehoert vnd liebt was got widerwaertig 
ist was jmselbs zimt, das liebt er. was jmselbs bertt ist, das hasst (b) er. Wo 
er gleich ain creator gpts liebt, bat er sy docb nur lieb von seines aygen nutz oder 
lust wegen, nit durch gotswillen. JDermassen ist alles thuon vnd lassen des men- 
schens wider naturlich schuld , die er got bezalen solt fiir sichselbs vnd fur alle 
leibliche creatur. Nochmer der mensch vnderlaest die bezalung natiirlicber 
schulden, nit allain so er got zelhuon ist, sonderauch die schuld, so er seinem nag- 
sten zuoestellen solt Er ist scbuldig seinen nagsten (c) zelieben als sichselbs 
vnnd jhenes zehassen was seinem nagsten widerwaertig ist Awf das ynder alien 

24* 



372 ZWAYUNDFiJNFTZIGIST CAPITEL 

menschen waere solhe ainikait, bruoederschaft (d) , freundschaft vnnd frid , als 
seinn all menschen nur ain ainig mensch vnd pildnuss gottes. Entgegen 1st das 
widerspil (e). Ain mensch den andern veracht, belaidigl, verderbt, betrewgt, 
neydet, verwueesst, lesstert, schendet, verprent, vnd gar toettet. Ynder jnen ist 
kain ordenliche lieb, frid noch freundschaft , treu noch glaub, recht noch billikait. 
Sounder vnainikait, zwitracht, krieg, awfstand vnd alle vnruoe. Wo Ynder etlichen 
menschen gleich erscheint ain geselschaft oder gedichte lieb, beschiecht doch solhes 
nur aus poeser gier oder zuo aigem nutz nach vnordnung des fleischs vnd nit mit 
got nach ordnung des geistes. Aws dem alien ist verstanden, daz der mensch awf 
die natiirlich schuld nochmer in schulden taeglich felt, nemlich vmb versessen zinsz 
vnd verzug (f) der bezalung naliirlicher schulden. Dann wiewol der mennsch in 
gegenbiirtigem seinem stannd, darein er vmb sein vberlreten aws naliirlichem vnd 
guoetem stand hieher in zerulten stand gefallen, vngeschickt ist zuo bezalung natiir- 
licher schulden , bleibt (g) er doch nichtsweniger gotes schuldner. Ob er gleich 
solhe schuld gantz vnd gar, wie sich gebiirt, nitbezalen mag, hat dochsolhem vnuer- 
moegen der mensch, vnd nit got, vrsach (h) geben. On zweifel wo dem mennschen 
sein vnuermoegen (i) on sein verschulden waere zuoegestanden, got liess jne des nit 
entgelten, daz er nit bezalen moecht. Nachdem abersein vnuermoegen aws mensch- 
licher schuld flewst, deshalb wirt jme sein sawmsal (k) zuoegemessen. 

(a ^ aigene. sieh. 37. . 4. c. (b ^ hasst. sieh. 49. . 13. b. (c f nagsten. sieh. 
47. . 1. f. (d $ bruederschaft. sieh. 47. . 4. a. (e J widerspil. sieh. 9. . 3. g. et 
47. . 6. c. (f [ verzug. sieh. . 1. b. (g J bleibt. sieh. . 1. e. et im . 3. b. (h f 
vrsach. sieb. 20. . 6. h. (i *[ vnuermoegen. sieh. 50. 12. e. (k f sawmsal. sieh. 
11. . 7. c. et im . 6. f. 

lit. f Zum andern. vber bestimbt bed schulden, benentlich vber die natiirlich 
vnd versawmlich, ligen aufmm menschen noch drey mercklich verschuldung (a), 
die nach siindigen werchen beleiben. Erstlich, so ain siind volbracht ist, alszdenn 
boert wol awf siindige tat, aber nit siindige schuld. Dieselb bleibt (b) angeschriben 
im gesetz gottes vnd im gemueet der engel (c). Dieselben geben zuo vrtail , daz 
kain siind noch verschuldung solt vngepueest(d) sein, sonder dafiir straff oder beza- 
lung beschehen. Anfangklich ist aws Adams vbertreten awf seine nachkomen 
gefallen ain gemaine (e) schuld die awf gantzer menschlicher nalur vnnd geslaecht 
gemainklich ligt. Deszhalb jnen der himel verslossen (f) vnd ewiger tod vorgestan- 
den gewesen. Dieselb schuld ist durch ainsten mit dem tod Christi awfgehebt vnd 
bezalt. Jn gemain ewiger tod (g) abgethan vnd der himel aufgethan, dermassen, 
daz nu fiirter gemainem menschlichem geslaecht des Adams vberlreten in arg 
nymer zuogemessen wirt. Wie erster Adam in gemain das gantz menschlich ge- 
slaecht gefellt (h) , also hat der ander adam christus dasselb geslaecht in gemain 
widerumb aufgericht. Die ander verschuldung, kumbt aws ainlitzigererbsiind (i), 
darein ain yede sel laessiklich fellt so sy irem leib zuogefueegt. Dieselb schuld ist 
bezalt mit dem leiden Chrisli, souerr desselben durch die tawf (k) vnd in ander weg 
der mennsch tailhaftig (1) wirt. "Wie die menschlich natur, durch adams ileisch, 
alle ire kind, nemlich all vnnd yeglicb menschen toett (m), also macht dieselb mensch- 
lich natur, in der person Christi, ire kind widerumb lebentig, doch durch die tawf. 
Dariiber Paulus schreibt. Wie im Adam (n) all menschen sterben, also werden sy 
all in Cristo lebentig. Dritte verschuldung kumbt aus wurchlichen (o) siinden, 
die got feindsaelig seinn vnd deszhalb strafmaessig mit ewiger pein. Dann was der 
mensch nit bezalen mag mit guoet , das muoes er bezalen mit pluoet. Zuo solher 
straff wirt der mensch als ain zerprecher(p) gotlicher ordnung vnd gemainer natur, 



YON ZUOFALLENDEN SCHULDEN. 373 

verurtailt von alien creaturen , die in irer naturlicher ordnung beslanden seinn. 
Dieselben schulden wiirchlicher siind seinn durch das krewtz vnd leidcn Christi 
abgenomen vnd bezalt, souerr der mensch desselben leiden tailhaftig wirt, nitallain 
durch die tawf, sonder auch durch die puocs, nemlich daz der mensch dargegen (q) 
williklich rew vnd vnlust hab an den siinden die er aus freyem willen mit poeser 
begier vnd wollust verbracht hat , auch sonst sein kreytz (r) nach Cristum trag vnd 
seinen gepoten gehorsam sey. 

(a } verschulden. sieh. .1. a. et im 60. . 3. b. (b J bleibt. sieh. . 2. g. et 
jm 53. . 1. 1. (c ^ engel. sieh. 23. . 7. g. (d f vngepuest. sieh. 24. . 1. h. 
(e ^ gemaine. im g. 4. a. et sieh. 49. . 1. c. et im 53. . 9. a. (f J slossen. im 53. 
. 7- b. et 55. g. 5. k. et 72. . 7. a. (g f tod. im 56. . 3. f. (h } gefellt. sieh. 
30- g. 4- i. (i f erbsiind. im . 4. b. et sieh. 36. . 4. b. (k 5 tawf. im '. 4. f. et 
im 60. . 5. q. (1 J tailhaftig. im . 7. f. (m f tott. im 55. g. 4. b. .(n f adam. 
1. Cor. 15. ant. med. im . 4. i. et im 68. g. 1. h. et 92. . 5. c. (o f wurchlich. 
sieh. 49- . 1. d. et im 53. . 9. h. (p .<f precher. sieh. 46. . 2. c. (q f gegen. im 
71. 5- 2. c. et 74. . 4. c. (r f kreytz. sieh. 33. . 10. f. 

IV. 5 Aws bestimbten vrsachen Ihuotnotzuomenschlichersaelikait, daz vber 
vrspriingliche naturliche schuld , gotlicher maiestet (*) noch bezalt werden vier 
schulden. Erste ist gemaines (a) menschlichs geslaechts von wegen vbertretung 
vnserr ellter Adams vnd cue, dieselb ist plos bezalt mit d em leiden Christi. Die 
ander schuld, benentlich aines yeden menschens erbsiind (b), ist auch durch Chri- 
stum aufgehebt mit seimm leiden durch mittel der tawf. Deszgleichs wirt in kraft 
desselben leiden aufgehebt die dritt schuld wiirchlicher siind, mit zuoethuon vnd 
mitwiirchung des sunders durch mittel der puoes. Fur die yetzbemelten drey 
schulden hat Christus gn'uog than mit seimm sterben, daz nu furter die christglaw- 
bigen menschen erledigt seinn, von denselben dreyen schulden. Aber von vrspriing- 
licher naliirlicher schuld ist kain mensch erledigt, wiewol den abgang derselben 
schulden das leiden Cristi erstat (c), dermassen daz wir nichtsweniger gotes schuld- 
ner beleiben vnd ewiklich verpflichtet seinn, sein gotliche grosmaechtikait zefiirch- 
ten, zelieben, zeercn, zeloben , zepreysen vnd alle dienstberkait zebeweisen. Wir 
moegen aber solhen gebiirlichen zinsz vnd gotszdinst fueeglich nitbezalen, noch 
gnuogsamlich volbringen , allain wir seinn eemals aws obbestimbten dreyen ver- 
schuldungen erledigt. Dann der mensch kan naturliche schuld nit awsrichteji 
dieweil er geistlich tod ist. So macht got des menschens geist nit lebentig ee daz 
die verworcht schuld bezalt, wie billich ist, daz der vbeltaeter mit belaidigtem 
Got versueent (d) sey ee er von jm die gnad empfahe. Darauf hat Christus des 
menschen siindig schulden abgerichl. Die erst gemain (e) schuld des gantzen 
menschlichen geslaecht ist durch das sterben Christi plos aufgehebt on vnser zuoe- 
thuon. Bezalung der andern schulden, benenllich der erbsiind , mueessen wir 
erlangen durch glawb vnd tawf (f). Dritte bezalung, benentlich vmb wiirchlich 
siind, ist zuoerlangen mit puoes. Alszdenn moegen wir von Christo erwerben, 
daz er seines leidens verdienn vns mittail vnd gnedige hilf verleihe zuo staeter 
bezalung vnd volkomener erstaltung, offtgemelter natiirlichen (g) schuld ewigs 
zinsz vnd heiligs gotszdinstes , so von vns nymermer aufgehebt (h) wirt. Sonst 
moegen wir solhe naliirliche schuld nit bezalen on gotles hilff , die Adam (i) im 
anfang von Got gehabt, aber mit seiner vbertretung verloren hat. Dadurch vnser 
dinst bey got verworffen gewesen,. aber durch Christum widerumb angenaem ge- 

( l Der sieh von selbst verstehende Ausdruck ,,gotlicher maiestet" ist in der Ueberselzung 
ausgefallen. 



374 ZWAYUNDFUNFTZ1G1ST CAPITEL 

macht seinn. Cristus gibt vns hilf (k) vnd fiidrung das guot zeuolbringen vnd das 
poes zevberwinden, ncmlich die guoct natiirlich schuld zebezalen. Jn mass er 
fur vns alle siindige schulden selbs bezalt vnnd allenthalben gnuogtban (I) hat. 
Denn von vns hat er aufgehebt gemaine scbuld menschlichs geslaechts vnd wil 
fiirter, in kraft seins leidens fiir vns got bezalen all schulden jerblicher vnd wiirch- 
licher siinden, aucb natiirliche schuld helfen bezalen vnd erfiillen. Disc hilf hat 
vns der herr in gemain bewisen mit seinem leiden, dadurch er das gantz mensch- 
lich geslaecht mit gotlicher gerechtikait versueent vnd also angenaem (m) gemacht 
hat, daz nu fiirter menschlichs geslaechts opfer, bezalung vnd andere guole werch 
got geuellig sein moegen, sonderlicb von jhenen personen die solhcr gemainer gnad 
vnd hilff des leiden Ghristi tailhaftig (n) vnd fahig werden. ( 2 ) 

(a ^ gemaines. sieh. . 3. e. et im e. (b J eirbsiind. sieh. . 3. i. (c J erslatt. 
sieh. 5. 1. e. (d f versiienet. im m. et im 54. . 5. e. (c f gemain. sieh. a. (f <f 
tawf. sieh. . 3. k. et im 70. . 5. h. (g f natiirlichen. sieh. . 1. i. et sieh. 49. . 
2. a. (h aufgehebt. sieh. 49. . 2. 1. (i J adam. sieh. . 3. n. et sieh. 34. . \. d. 
(k f hilf. sieh. 24- . 9. f. (I J gnugthun. im 54. . 11. b. (nrf angenam. sieh. 42. . 
4. a. (n f tailhaftig. im .7. f. 

V. ^ Daraus entspringt dem menschen sein swaeriste purd , dann vber ob- 
beruert drey schulden ist eingefallen die vierd vnnd aller hoechst vnd groesst 
schuld (a) , die awf vns christen ligt vnd wir got vnd vnserm erlediger Christo 
zethuon schuldig seinn, aber daran gar^nichts bezalen moegen, nachdem sy allent- 
halben vnermeslich (b) ist von wegen der vnermeslichen gab vnd tat die vns got 
mildiklich gegeben hat, auch im ambt der mess taeglich gibt, benenntlich vnsern 
herren jhesum Christum waren got vnd menschen, auch von wegen der vnermes- 
lichen gnad, nemlich der erledigung die vns got bewisen hat in dem daz Christus 
fiir vnns gestorben ist, dadurch vnnser vnmaessig siindig schulden bezalt, auch 
ewige pein abgenomen. Daneben vnns zuo artzney (c) sein heilige sacrament 
hiegelassen vnd seinen zarten leib vns mitailt auch ander vnzelig gab vnd gnad 
taeglich raicht. Jn denselben vnd mer andern gnaden sein vnermesliche liob gegen 
vns erzaigt vnd vnns vnrnaessigen schatz (d) zuogestelt hat. Deszhalb wir jme 
hinwider zethuon schuldig seinn vnermesliche danckberkait vnd zeuergelten vner- 
mesliche gabe. das wir ploede menschen kains wegs volbringen koennen. Desz- 
halb thuot dasselb fiir vnns vnser gnuoglbuoer vnd herr jfoesus Christus. Der 
sieh, als ain vnermesliche gab, durch die priester im Ambt heiliger mess(e) fiir vns 
vnd zuo bezalung aller vnser newen zuofallenden schulden, taeglich (f) opfert sei- 
nem himlischen vater. Dise schuld ist groesser Vnd swaerer dann die natiirlich 
schuld. wir seinn mer schuldig got zedancken, daz er vns'von ewigem tod vnd 
liellischer pein erledigt (g) . dann daz er vns aus nichte beschaffen hat. Darurnb 
gprach Christus vom Juda (h). Wee jhenem menschen, durch den des menschen 
Sun verraten wirt, demselbeu waere besser daz er nye geporen gewest. Also ist 
crste natiirliche schuld beder seyt ermeszlich , nemlich zuoermessen nach groess 
der zeitlichen gaben , so wir von got empfahen. Die ander vnd drill schulden 
herfliessund aws vnserr verschuldung seinn auch ermeszlich auf ainer seyt, alsuil 

( 2 Da der Mensch dutch die Erbsiinde der innigen Beziehung zu Gott verlustig war, und 
diese Gemeinschaft mit Golt nicht aus eigener Kraft, herstellen konnte, so war es ihm unmog- 
lich aus diesem Zustande herauszukommen. Er konnte also auch die Siinde nicht tilgen, 
denn dieses kann nur Gott. Die Creatur konnte, well sie selbst nichts Gutes ohne go'ttlicbe 
Hiilfe vollbringen kann, also keine Genugthunng leisten. Nur der Sohn Gottes, der die mensch- 
liche Natur annahm und den Menschen wieder mit Gott vereinigte, konnte die Schuld der 
Siinde tilgen und die Gemeinschaft mit Gott wieder herstellen. Sieh. Klee. Bd. II. pag. 396 303. 



VON ZUOFALLENDEN SCHULDEN. 375 

dieselben. schuld yon vns .ausgeen. aber auf der andern seyt seiuu sy vnermeszlich 
alsuil sy wider got, beschehen. Dann vierde schuld vnser erledigung betreffend, 
ist ; (wie yernpmen (i)) ; beder seit vnermeszlich. Dasselb ist die groesst schuld vnd 
amm swaeristenzebezalen. ,Deszhalb,istnitgnuogdaz der mensch seinein schoepfer 
al(e ero yndJieb erzaig, wie er von recht vnd natur schuldig ist, sonder daz er 
auch daneben sein kreytz (k) Ghrislo seinem erlediger nachtrag in gehorsamer ge- 
duld, mit kestigung seins leibs. Hat sich Cristus dir zuo hayl gekestigt (I), istbil- 
lich daz du dich jme zuo ere auch kestigest. Dasselb hat ain ansehen williger 
danckberkait ,vnd pflicbtiger dinst, die du Cristo vmb sein leiden zuoerzaigen 
schuldig bist. 

(a 5 schuld. sieh. '49. . 1. e. (b.f vnermeslich. ira i. et im 54. . 12. d. (c f 
artzney. im 58. . 2. b. (d ^ schatz. ira 56. 7. a. (e ^ mess, im 54. . 13. e. 
(f 5 taeglich. im 66. . 4. a. (g f ledigt. sieh. 20. . 9. f. (h ^ iuda. Marci. 14. 
sieh. 29. . 3. h. (i ^ vernomen. sieh. b. (k ^ krewtz. sieh. 33. . 10- f. (1 5 ke- 
sligt. im 76. . 1. b. 

VI. ^ Gnuogsame (a) bezalung magstu Cristo nymmermer thuon. Du sol- 
dest dich aber hueetten, daz du nit.poese zalungthueest vnddadurch dasyerdienn 
seines heiligen leidens versawinest. Derselben poesen zalung seinn vier. Die 
erst beschicht aus not (b) vnd kncchtlicher forcht (c) vnd ist on forcht. Die ander 
poes bezalung ist der verzug oder versessner vnd nit ausgerichler zinsz. Desz- 
halb ist strafmaessig jhener der das guotzethuon vnderlaesst (d). Thuot der mensch 
nichts guots,.dargegen sol jm got vnd nagster auch nichtsguots thuon. Demselben 
kumbt auch das leiden Crisli oder anndergnad gots nitzw guotem. Darumb haslu 
etwas guots vnderjassen das dir zethuon gebiirt vnd moeglich ist, als aufgesetzte 
puoes .oder dergleichen, hab fleis, daz du dasselb ausrichtest vnd nit ansteen lasst. 
Domit Cristus das vbrig, so du nit verbringen magst, tnit seinem verdienn gnedik- 
lich erfiill vnd erstatte. Welher mensch dermass, wie obstet, aws aller seiner 
kraffl, got nit dient noch fiir sich vnd all creatur (alsuil er mag) die natiirlich schuld 
betzalt, noch fleis (e).hat tailhaftig zewerden des leiden Cristi, dadurch natiirlich 
vnd all ander scbulden volliklich bezalt vndvom menschenaufgehebtwurden, der- 
selb verkert (f) gantze ordnung gottes vnd aller creatur diser weld, die geordent 
ist inn rnenschen, daz derselb sich, an stat sein vnd der vndern creaturen, soil 
ordnen vbersich zuo got. vnd versawmbt (g) also sein aigen hail vnd saelikait, 
zuo der : er ejitlicb geordent was. 

(a'f gnugsam. im 53. 7. a. (b f not. sieh. 49. . 11. a. (c ^ forcht. sieh. 
44. .10. i. ,(d'f vnderlasst. ;sieb. 50. . 13- f. (e ^ fleis. sieh. 40. . 5. a. (f | 
verkert. sieh. 20. . 6. g. (g 5 . savvmbt. sieh. . 2. k. . 

Vfi. ^ Dritte zalung ist noch poeser, diebeschiecht scheinlich vnd ingleichs- 
nerey (a). Dorinn der gleichsner nichts bezalt sonder mer verschuldt, nachdemer 
jmselbs die ere zuoezewcht. Er wil sich awswendig (b) gerecht vnd rain ( 3 )'er- 
zaigen, vnd ist jnwendig vngerecht vnd vnrain. Auswendig vor den menschen 
wil er tugenthaft erscheinen, jnwendig ist. er voller vntugent. Deszhalb der herr 
uienigfeltiklich die gleichsner strafft nach lawt des Ewangelj Mathej. Yierde za- 
lung ist verkert vrind die poesist. So ainer nit allain das guot vnderlaesst, sonder 
auch das poes (c) verpringt, vnd der schuld mit vnrechten werchen nurmermacht, 
dadurch er ain poeswicht (d) vnd feind gottes wirt, dann er gerpricht das zuoe- 

( 3 Foris quidem apparel liominibus Justus, iibersetzt Berthold, phne das ,,rain" w'ederzu- 
geben; dagegenJasst er hominibus im Original aus, ohne dass der Sinn eine Aenderung erleidet. 



376 DREWUNDFiJNFTZIGIST GAPITEL 

sagen so in seiner tawf (e) beschehen, vnd bezalt nit sovil er mag an natiirlichen 
schulden, wie er got verpflicht ist. Dann wiirchliche siind vnd schuld mag khain 
mensch bezalen anders dann mit ewiger verdamnusz. Nur er werde tailhaftig (f) 
des verdienn vnd erledigung Christi, sonst ligt solhe schuld owiklich auf jmein der 
helle, nachdem er sich staets zur nichtikait (g) naigt vnd ain feind gots bleibt. 
Darumb ist weiter zesehen wie doch dem menschen geholfen moeg wcrden aus 
seinn grossen schulden, die erselbs kains wegs bezalen (b) mag. 

(a <f gleichsnerey. sieh. 22. . 6. e. et im 65. . 8. d. et 79. 5- 4. n. et 89. . 
8. e. (b ^ awswendig. Math. 23. ant. fin. foris paretis justi. (c f DOS. sieh. 1. . 
3. a. et im 53. . 1. e. (d f poswicht. sieh. 50. . 13. f. (e f tawf. im 70. . 7.g. 
(f f tailhaftig. sieh. . 3. 1. et . 4. n. et sieh. 3. . 10. f. (g } nichtikait. sieh. 20. 
. 8. a. (h J bezalen. im 53. J. 11. a. el 56. . 6. e. 



DREWUNDFUNFTZ1GIST CAPITEL 

von giiiBOgtBiuoaing vnib ineiiscltltcli selmlden. 

I. Gnuogthuoung (a) ist ain erstatlung des awsstannds an schulden die der 
mensch naliirlich oder vmb verprechen schuldig bleibt dem reichen (b) got. Der 
ersten vnd natiirlichen (c) hawpschulden seinn zwo, so der mensch ablegen sol, 
wie im psalm stet. Nayg dich vom poesem vnd thuoe das guoet. Dariiber seinn 
geselzt verpotvnnd gepot, auch darzuoe gegebenraet (d) vndvnderweisung. aber 
dieselben alle hat der mensch nit gehalten noch bezalt sonnder verkert(e), nemlich 
das poes volbracht vnd das guoet vnderlassen. Dadurch ist der mensch gegen got ge- 
fallen (f) in new schuld, das ist in vilt'eltig verschuldung, nemlich von seiner vrspriing- 
licber rnenschlicher natur in verkerte vihische natur, vom stand der vnschuld vnd gna- 
den in verschuldung vnd vngnad , aus der warhait in die vnwarhait, ausmm hayl 
in die straff, aus der warltung himliseher erbschaft in dieharr ewiger verdamnusz. 
vnd in summa, von alien inenschlichen kreften vnd tugenten in alle vntugent vnd 
fallund vbel. Dann siindiger mensch vermailigt sein sel vnd belaidigt vnermes- 
lichen got, zuo zeiten betrueebt er auch seinn nagsten. Deszhalb ist er rechllich 
schuldig (g) dem ewigen got vnmaessige abtrag zethuon mit ewigem tod vnd hel- 
lischer pein, auch seinem nagsten zuo erstatlen souil erjmeschadenthan, ermuoes 
auch seiner aigen sele mayl pueesen mit vnaussprechlicher scharffer straff. Die 
siind wirt wol dem menschen auf seinn rechterewdurch gotvonstundan^ergeben, 
deszgleichs die ewig straff nachgelassen, aber dieselb wirt verwandelt in zeylliche 
(h) puosz vnd schuld, welhe der mensch durch sichselbs oder mit froembder hilf 
bezalen muoes bis au( lessten haller (i), das ist bis auf gantze schuld bezallt vnd 
alle mayl gar abgewischt seinn, dasselb ist genent die gnuogthuoung (k). Das be- 
Jindet sich an etlichen orten derschrift, dorinn ausgedruckht ist daznach siindiger 
tat mayl vnd schulden beleiben (I), die nach vergebung der siind besonder abze- 
legen seinn, der ich ettlich wil anzaigen wie hernach voligt. 

(a 5 gnugthuung. im k. et im . 3- d. et . 5. h. et im 55. . 6. f. et im 89 . 
4 f. (b f reichen. im 54. . 1. b. (c f natiirlichen. Psl. 36. im . 5. f. et sieh. 1. 
i 3. a. et sieh. 49. . 2. a. et im 62. . 5. a. (d 5 rat. sieh. 51. . 1. b. (e f ver- 
iscvt. sieh. 52. . 7. c. (f J gefallen. sieh. 43. . 15. e. (g } schuldig. im 54. . 10. 



VON GNUOGTHUOUNG VMB MENSCHLICH SCHULDEN. 377 

c. et $. 12. c. et 62. 5- 5- c. et 81. . 4. b. (h J zeitliche. sieh. 4. . 15. h. (i J 
haller. im 5- 5. 1. et sieh. 51. . 7. c. et im 74. . 3. e. (k ,J gnug. sieh. a. (1 f 
bleiben. sieh. 52. $. 3. b. et im 64. . 2. d. et 81. 5- 6. b. 

II. f Dem Adam vnd Eae seinn ir stind auf ir rew vergeben, aberdiescbuld 
nit aufgehebt weder von iren personen noch vm vnns iren nachkomen. Die noch 
heut im ell end seinn vnd sterben (a) mueessen aus schuld des siindigen fleisch, so 
in adams (b) person ewigem got vngehorsam bewisen bat vnd noch taeglicb in 
aymm yeden menschen beweist. Deszhalb gantz menschlicb geslaecht in staeter 
puoes vnd gnuogthuoung stet. wie got zum weib gesprochen (c). Du wirdest 
deine kind mil smertzen geperen vnd vnder des mans gwalt (d) sein, derselb wirt 
vber dicb herscben. Ftirter sprach got zum Adam, verfluoecht (e) sey die erde 
in deinem wercb, auf derselben muoestu dich neren in muee vnd arbait dein le- 
ben lanng, dein ackher wirt dir tragen dorn vnd disteln, du muoest essen kraut 
aufmm feld vnnd das prot im schwais deines angesichts, bis daz du widerumb zw 
ainer erde wirdest aws der dw komen, dann du bist ain stawb (f) vnnd muoest 
widerumb zw stawb werden. Solh schwaer vrtail hat got gefellt vber gantz 
menschlich geschlaecht fur gnuogthuoung der scbulden erblicher siinnd. Adam 
allain ist thaeter gemainer erbsiind , aber schuldner (g) derselben erbsund seinn 
all menschen, so aus adams natur empfangen seinn, darumb mueessen sy leyden 
zeytlicbe straff, vmb die ewige pein hat Christus gnuog than, wie imm nagsten 
Capitel gesehen wirt. Weyter so haben Josephs brueeder, lang nach jrer berew- 
ter vnd vergebener siind, widerwaertigkait gelitten vmb ablegung vnnd gnuog- 
thuoung siindiger schulden, daz syselbs sprachen. wir leyden (b) billich nachdem 
wir gesiindigt haben in vnsern bruoeder, deszhalb kumbt iiber vns das trueebsal. 
sein pluoet wirt yelz von vnns erayscht. Jtem alsmaria wider jren bruoder moisen 
gemurmelt, hat sy got gestraft mit dem aussatz (i). Wiewol jr got denselben auf- 
gehebt, hat sy dannoch vmb jr schuld in puoes steen vnd syben tag vom volck ab- 
besondert sein mueessen. 

(a f sterben. sieh. 35. . 7. a. et im 55. . 2. e. et 56. 5. 2. i. et 57. . 3. k. et 
67. . 3. a. (b f adams. im 67. . 5- c. (c f gesprochen. Gen. 3. (d f gwalt. im 
95. . 5. d. (e 5 fluecht. sieh. 25. . 6. a. (f ^ stawb. Gen. 3. in pulverem rever- 
teris. sieh. 29. . 10. a. (g ^ schuldner. sieh. 36. . 4. c. (h ^ leyden. Gen. 42. in 
med. merito haec patimur. (i f aussatz. Nu. 12. im . 4. h. et im 73. . 4. d. et 
84. . 2. d. 

III. f Moyses vnd Aaron heten in aimm zuoesagen gots nit festen glawb (a), 
darnach auf jr row ist jnen derselb miszglawb vergeben, aber nichtsweniger seinn 
sy vmb jr schuld gestraft mit deme daz sy das volck nit mochten fueeren in das 
gelobtland. Wiewol dauid verhofft, sein eepruch waere jme vergeben, hater 
dannoch wellen gnugthuon vnd gesprochen. Mein siindig masen (b) seinn gefawlt 
vnd prechenbaftig, daz in meimm fleisch kain gesunthait ist, deszhalb bin jch fasst 
betrueebt vnnd gediemueetigt, jch hab geprumbt vnd geseyfft vom hertzen. Jch 
bin beraytt zeleiden die gaysel vnd mein smertz steet albeg vor meimm angesicht, 
dann ich bekenn mein poszhait vnd gedenck meiner siind. Do nabuchodonosor 
(c) vernam seines traumes erschrockliche auslegung, crkennet er sein siind, diejm 
on zweifel auf sein rew got vergeben het, dannoch zw gnuogthuoung der siindigen 
scbulden hat im Daniel geraten, er soelle sein siind mit almosen erledigen vnd 
sein poszhait mit erparmung gegen den armen, villeicht werdt jme got sein ver- 
saumbnuss vergeben. Darauf hat got sein slraeflich vrlail wider Nabuchodonosor 
verzogen zwelf monat, daz er dazwischen moecht betzalen vnnd gnuogthuon (dj fiir 



378 DREWUNDFUNFTZIGIST CARTEL 

die siindigen scbulden,mit almosen vnnd anndern guoten werchen, wasdaranab- 
ganngeu , das ist erstatt bis auf vollige gnuogthuoung mil nachuolgerider straff, 
nemlich daz er vonn menschen abbesondert gwesen vnd wie ain qchs, hey geessen 
vnnd ainn rawhen leyb, als ain'viech. gewunnen hat. rwie iin Daniel beschriben 
ist. Dcszgleichs habeu:die Niniuiter (e) vrnb jr siindig schulden gnuogsame puoes 
than. Nochmer Exempel moecbten imm allten gesetz (f) anzaigt werden, dorjnn 
befunden, daz ainer vber vergebung seiner missetat, noch schuldig bleibt ain ge- 
maese puoes zeiibersteen vnd eltwas vmb beganngene siind gnuogzethuon , nach 
Moysi gesetz also lawttend. Ain sele sol puoes thuon fur jr siind vnd opffern ,ain 
lamp oder kitz, es sol auch fiir sy vnd jr siind pitten der ; priester, alszdenn wirt jr 
nachgelassen. Hiebey merckh. Wiewol got aus seiner parmbertzikait auf re\v 
vnd peicht awfhebt die todsiind, wil doch sein goiliche gerechtikait, daz fiir die 
mayl vnnd schulden, so die siind nach jnen lassen, soelle puoes (g) vnd opffer be- 
schehen mitsambt des priesters gepete. Vnd yelenger solhe, puoes : verzogen (h) 
wirt, desztmer hawfft sich die schuld vnd geystlicher wuoecher. 

(a ; ^ glawb. Nu. 20. in med. quia non credidistis mihi; non introducelis populos 
in lerram. (b J masen. Psl. 37. corruptae sunt cicatrices meae. im . 4. e. (c ^ 
Nabuchod. Dani. 4. sich. 43. . 17. c. et im 89. $.'.5. f. (d f gnugthun. sieh. . 1. 
a. (e'f Niniuiter. jon. 3. im 75. . 5. h. et 89. .5. e. (f f gesetz. Leui. 5. post 
prin. im 58. . 11. b. et 73. . 7. a. (g ! ^ pues. im 73. . 7- b. (h f verzogen. im 
$. 8. c. et sieh. 52. . 1. d. et im 81. . 10. a. 

IV. ^ Darnach imm newen Testament werden angerueert zwo puoes oder 
rew, das ist zwo trawrikait (a), so die menschen habensollten, nemlich aine wider 
begangen siind, die ander vmb gnugthuoung der siind igen. schuldenn. Dergestallt 
erlreyt (b) sich paulus vmb daz die Corinther getrawrt haben zuo rew, darnach 
haben sy nach got noch weytter getrawrt. Solh trawrikait ist hie von got vnd 
wiircht puoes zuo bestandigem hayl. Erste traurikait von der ; Paulus sagt, ist die 
rew imm hertzen. dadurch der allmaechtig got detri menschen sein siind vergibt. 
Aberder mennsch kumbtnoch nit zuo bestaenndiger saeligkait, dieweyl siinndige 
mayl (c) vnnd schulden noch nit gerainigt oder bezallt s.einn. Darumb ist not der 
anndern trawrigkait zuo puoes vnd gnugthuoung vmb bemellt schulden. Nemb- 
lich, kestigung(d) des leibs, trueebsal des gemueets, vrid smertzen wider die be- 
gangen siind vmb jr gelassen vermaligt fuoesstapffen (e), alszdenn erraicht der 
mensch bestaendige saelikait. Darauf nit allain im allten gesetz (wie oben -gemelll} 
sounder im newen offt melldung beschiecht von der gnuogthuoung. Von erst do 
Johannes dem volck beuolhen (f), fiir'jr siind almosen zegcben, die armen zeklai- 
den vnd zespeisen. Jtem daz sich die kawfleiit benueegeh lassen , an deme was 
jnen gesetzt ist. vnd die soeldner an jrem sold, auch nyemants beschwaeren noch 
betrueegen. Solhe werch seinn jnen nach jrer bekerung' aufgeladen, nemlich zuo 
gnuogthuoung siindiger schulden. Zacharias (g) hat on zweifel rew gehabt seins 
vnglawbs vnd ist bey got in gnaden gewesen, nichtsweniger, hat er mueessen leiden 
die stumhait vnd gnugthuon vmb das er des engels verkiindung nit paid glawbl 
hat. Cristus Jesus hat ainn ausselzing, auf sein pet, vom awssatz (h) erledigt, das 
ist aimm sunder auf sein rew die siind vergeben, aber demselben daneben beuolhen 
sich dem obristen priesler (i) zuoerzaigen, vnd daz er fiir sein rayhigung (k) legen 
solt das opffer durch Moysen aufgesetzt. Dabey hat Gristus angezaigt not zesein 
der gnuogthuoung vmb siindig mayl vnd schulden. Darumb gepewt (1) got durch 
heilige schrifft alien vnd yeglichen menschen vberal daz sy puoes ; thuon , nemlich 



VON GNUOGTHUOUNG VMB MENSCHLICH SCHULDEN. 379 

diesiind toetten jnwendig mit laid'vrid row, auszwendig mit peicht vnnd puoes- 
waertigen wcrchen. 

(a f trawrik. sieh. 29. . 5. b. et im 70. 5 3. h. (b 5 erfreyt. 2. Corin.7. (c J 
mayl. sieh. 4. ; 1 15.i.'et33. . 3. h. ' (d'5 { kestigung. : im76. $. 1- b. (e 5 fuestapffen. 
sieh. . 3- b; (f 5 beuolhen. Luce. 3.i ant. med. (g~f Zacharias. Luce. 1. sieh. 35. 
. 4. if. (h 5 awssatz. Marci. 1. in fin. offer pro emundatione tua. im .6- b. et 
sieh. . 2. i. et im 73. .,4. d. et 81. $.,5. f. (i ' f priester. im J. 6. c. et im 89. . 
7. c. (k f raynigen. im 73. . 4. i. (TJ pewt. Act. 17. in fin. deus annunciavit ho- 
minibus ut omnes libique poenitentiam 'agaht. 

V. ^ Daz aber got vommenschen welle haben nil allainjnwflndige rewson- 
der auch auszwendige (a) puoes, vnnd gnuoglhuoung, erscheint imm Prophelen 
(b), durch den got zuo vns spricht. Keret ew zuo mir in ewrem gantzen hertzen, 
darnach voligt von auszwendiger bekerung, benenntlich mit fassten , mit wainen 
vnd klagen. Jtem sacrificium, das ist geistlich opffcr vnd libamen (nemlicb leib- 
lich opfer) ist zuogehoerig got vnserm herren. Jr siilt pusawnen aufnim pergsyon. 
Jr siilt heiligen das fassten (c) vnd die kircb. etc. Gnuog zethuon vmb begangen 
siind vnnd vberbeliben scbulden, ist ain yeder sunder aus goltlichem (d) vnnd na- 
liirlichem rechten gepunden. Gottes ordnung ist, kaiu vbel vngestrafft (e) zelas- 
sen. Natiirlicb (f) rechl vermag aimm yeden das sein zegeben, nu ist die straff 
aygen des vbeltaeter, deszhalb sy jm billich gegeben wirtbis aufvoellige bezalung, 
nachdemder mensch solhevollige gnuogtbuoung nur mit ewiger straff bezalcn mag. 
deszhalb aufjme ligen muoes das ewig vbel. Desselben vbels mag der menscbnit 
abkommen noch widerumb an die verlorcn erbscbaft gesetzt, nocb jme der himel 
offen vnd die hell versperrt werden, nur allain die obbemellt erst (g) schuld sey 
auszgericht Deszgleichs vmb all ander schuld, das ist vmb die nachuolgend ver- 
schuldung werde gotliche gerecbtikait vergnueegt. Dasselb ist genent die gnuog- 
thuoung (h), derselben seinn zwo. Aine ist volkommen, die ander vnuolkommen. 
Die vnuolkommen gnuogthuoung beschiecbt durch aygne puoes vnd durch frembde 
(i) hilff, als furpete der heiling imm himel oder frurmner lewt auff diser weld. 
Deszgleichs gemaines gotszdinst in der kirch, dauon vnden (k) mer gesagt wirt. 
Yolkoinmene gnuogthuoung beschiecht hie mit voelliger puoes oder durch gnaden- 
reiche jndulgenlz oder dort im fegfewr bis awf lessten guadrant (I), alles in krafft 
des leiden Ghristi. ( J ) 

(a f auszwendige. sieh. 49. . 2. d. et im 59. 5. 10. d. et im 78. . 8. b. et 88. 
. 1. a. (b J propneten. Johel. 2. post prin. sacrificiiim et libamen domino deo no- 
stro. (c J fassten. im 76. : .5. d. (d'f gotlicheii. sieh. 89. $.'5. d. et . 6. d. (e f 
vngestrafft. sieh. .24. . 1. h. (f 5 natiirlich. jnstituta.de iustitia et iure. . praecepta. 
justicia tribuit vnicuique quod suum est. sieh. . 1. c. et im . 7. d. et . 10. 1. (g 

(' Die Genugthuung, von der bier die Rede ist, ist ein integrirender Theil des Busssacra- 
ments. Es 1st eine durch Schrift und Tradition anerkannte Lehre der Kirche, dass Schuld 
und Strafe nicht eins und dasselbe ist; also ist auch die Erlassnng der Schuld und die Er- 
lassung der Strafe nicht eins und dasselbe. DasConcil vonXrient hat die gegnerische Ansicht 
verworfen. ,,Was endlich die Genugthuung anbelangt, welche.unter alien Theilen der Busse, 
so wie sie von unsern Vatern'dem christlichen Volke von jeher anempfohlen yorden ist, allein 
am meisten zu unserer Zeit unter dem hochsten Vorwande der Frommigkeit von denjenigen 
angefochten \vird, welche den Schein der Frommigkeit haben, ihre Kraft aber verlaugncn; so 
erklart der hi. Kircnenratb, dass es durchaus falsch und dem'Worte Goltes entgegen sey, dass 
von Gott nie eine Schuld nachgelassen werde, ohne dass nicht auch zugleich alle Strafe mil 
nachgelassen werde; denn es werden in den heil. Srhriflen .deutlicheund hervorleuchtendeBei- 
spiele gefunden, durch welche, nebst der gottlichen Uberlieferung, dieserlrrthumauf das offen- 
barste widerlegt wird." " Sess. X[V. cap. 8. can. 12. 14. 15. Durch einen Vergleich der Lehre 
Berthold's und des Concils vonTrient kann man sieh iiberzeugen, dass. die Lehre iiber die Ge- 
nugthuung in der Kirche stets dieselbe gewesen sey. 



380 DREWUNDFUNFTZ1GIST CAP1TEL 

^ erst. sieh. . 1. c. (b f gnugthuung. sieh. . 1. a. (i J frembde. im 70. . 6. b. 
et 83. 5- 4. a. et 89. . 2. i. (k f vnden. im 83. 5- per tot. (1 f quadrant, sieh. 
5- I- i. 

VI. ^ J sonderhait ist den Selsorgern von got beuolhen vnnd jrem ambt 
zuogehoerig, daszsy aufsehen (a) haben auf das volck cristenlicher kirch, naemlich 
daz die sunder nach jrer peicht vnd anzaigung jr siindig schuld vnd mail pueessen 
vnd ablegen, domit sy gentzlich gehaillt werden. Das wirt beweist aus dem, daz 
crislus den aussetzing (b) gesendt hat zum priester (c) denselben zuoerzaigen. Durch 
all vnd yeglich pen mag gotlicher gerechtigkait ain benueegen bescheben vmb zeit- 
lich straff vnd ablegung siindiger schulden, doch daz die puoes williklich (d) vnd 
gem beschebe. Wie wiirchlich siind williklich durch verkerten poesen freyen 
willen vnd in aigner li'eb oder zuo aygem nutz begangen seinn, also muoos die 
puoes vnd gnuogthuoung fur dieselben siind , auch beschehen aus ordenlicbem 
guotem freyen willen in der lieb gots zuo aygem hayl oder zuo nutz des nagsten. 
Wo nit, alszdenn wirt dem taeter wider seinen willen puoes vnnd straff (e) awf- 
gelegt die er hasst vnnd nit gern leydet. Darauf kan sicb ainer in ewangelischer 
pen souil williklich kestigen, oder in der plag (f) gots oder in andern widerwaer- 
tikaiten oder in aufgelegten rechtmaessigen puoessen alsuil geduldig (g) vnd fieissig 
sein, daz jm got alle zeytliche schuld nachlasse vnd alle mayl abwische. Nochmer 
wege seinn im ewangelj anzaigt, dadurch bestymbt siindig mayl vnd schuld auch 
zeytlich pen abgenomen oder geringert werden, als mit almosen (h). Do Christus 
zuo vns spricht. Gebet, alszdenn wirt ew auch geben. Jtem mit vergebung sei- 
nem nagsten, als er ferrer spricht. Jr suit vergeben (i), alszdenn wirt ew auch 
vergeben. Desmer hat vns der herr gelernt mit gepete, die schulden abzelainen 
vnd gesprochen. Jr soellt pitten (k), so wert jr gewert vnnd empfahen, daz ewr 
freyd erfiillt sey. das ist, wann gotliche gerechtikait mit vnserm pete vergnueegt. 
alszdenn ist er erfiillt vnser puoes fiirter zekomen zuo ewigen freyden. Sonnder- 
lich was wir von himlischem vater pitten, imm nom seines suns das wirt vns nit 
versagt, sonder geben souil vns zuo hayl dierit nach lawt des ewangelj (i). 

(a 5 aufsehen. Ezech. 3. in med. speculalorem dedi te domui israhel. sieh. 11. 5. 
2. d. (b f aussetzing. Mat. 8- in prin. sieh. . 4. h. et im 71. . 3. i. et 81. . 5. 
d. (c f priester. sieh. . 4. i. (d f williklich. im . 7. g. et im 54. . 4. g. (e f straff, sieh. 33. J. 4. 



a. (f f plag. im 75. . 1. d. (g ^ duldig. sieh. 3. . 10- e. et im 72. . 6. f. (h f almosen. Luce. 
6. im 87. . 3. a. et sieh. 51. . 10- f. (i J vergeben. Luc. 6- post med. sieh. 47. 5. 11. d. et im 
84. . 1. d. (k f pitten. Johau. 16. ant. fin. im 56. . 5. f. (If ewangelj. Johan. 
15. in med. quodcunque petieritis patrem meum in nomine meo dabit vobis. 

VII. ^ Aber obgemellt gnuogthuoung all samentlich vnd yede in sonderhait 
seinn vnuolkommen (a) vnd vngnuogsam fiir des menschen schulden. Deshalb 
jme der himel nach versperrt (b) bleibt aus vier vrsachen vnd verschulden die 
menschlicb geslaecbt verworcht hat vnd noch taeglich verwiircht, nemlich gemaine 
(c) versaumung schuldigs gotsdienst vnnd adams vbertrettung. Jtem aines yden 
menschens sondere erbsiind vnd wiirchlich siind. Erste vrsach vnd verschuldung 
ist, daz wir das guot vnderlassen (d), nemlich nit auszrichten, noch raichen gott- 
licher mayestet die dinst vnd schulden so wir aus natur vnd nach gotlicher ord- 
nung schuldig seinn got zelaisten. Als ob dir ainer ettwas vmb sonnst gibt oder 
vil guots thuot, bislu aus recht (e) vnd ordnung der natur schuldig demselben ze- 
widergellten vnd vil guots hinwider zebeweisen. Deszgleichs ist ain knecht seirom 
herren, ain sun seimm vatter schuldig gehorsam zelaysten, zedienen auch alle zucht 
vnd ere zuoerzaigen. Also haben wir alles das an vns ist, empfanngen.Yon Got 



VON GNUOGTHUOUNG UMB MENSCHLICH SCHULDEN. 381 

vnnserm herrcn , vater vnd schoepffer. Deszhalb wir seiner gotlichen mayeslet 
naturlich (f) vnd rechtlich schuldig seinn frey williklich (g) zuoerpielten alle ge- 
horsam forcht, diemuot, glawb, hoffnung, lieb, lob vnd ere auch all dinstber- 
kait was wir vermoegen an leib vnnd an sele, jnwendig vnd auszwehdig. Solhes 
kairtes wir verbringen aus vnserr verschuldung. 

"(a'f vnuolkomraen. sieh. 4. . 12. a. et 52. . 6. a. (b f versperrt. sieh. 52. 
. 3. 'f. et im 54. . 5. d. (c f gemaine. im . 9. a. (d f lassen. sieh. . 5. f. et 
sieh. 52. v 1. c. (e f recht. sieh. 49. . 3. g. (f ? naturlich. sieh. 49. J. 2. a. (g f 
willig- sieh. . 6. d. 

VIII. 5 Zuo auszrichlung solher schulden hat gotdem menschen geben ausz- 
wendig gedechlnus, vernuft vnd freyen willen des geistes. Wir seinn aber der- 
massen vnnserm fleisch vnnderworffen , daz wir dieselben krefft nil zuo gebiir- 
lichem dinst oder lob goltes brauchen , sender wir behallen im schwaisztuoech 
zeytlicher sachen das pfund des herren. Dariiber er vns in vnnserr aygen gwissen 
verurtailt (a), als schaelckh, die wol wissen das gestreng gericht gottes, dannocb 
brawchen wir vnnser krefft mer zuo zeitlichen dann geistlicben sachen, mer zum 
sayl (a), dann zum hayl. Dergestalt bleibt der mensch ain armer verdorbner 
schuldner gots. Deszhalb er an leib vnndsel gepueesst muoess werden als ainer 
der selbs seimm verderben vnd vnuermoegen vrsach (b) geben hat vnd seinn herren 
nit bezalen mag. Ainen solhen strafft man am leib. vnnd ye lennger der mensch 
hie lebt vnnd die betzallung aufgeschoben , desztmer wirter Got schuldig, vnnd 
haufFen (c) sieh die schulden als versesner zinss oder wuoechcr (d) , der staets 
multipliciert wirt vnd aufsteygt , alsofft der schuldner <'iin zeyt der bezalung ver- 
scheinen laesst. Yelenger ainer nit bezalt, destmer taeg vbersitzt er vnd wirt 
mer penfal schuldig. Wo er nit zallt das er schuldig, der istzepueessen nit allain 
vmb die haubtsumm, sonder auch vmb sein laessikait auch vmb sein poszhait, daz 
er sein glaubiger staetigs mer ansetzt. Der mensch wirt auch nit entschuldigt (e) 
vmb das er gebiirlicher weis, wie aimm recht geschaffen menschen zuogehoert 
vnd got wol wirdig(f) waerc, nit bezalen mag, mit gnuogsamer forcht, liebe, ere, 
vnd ander tugenten, dann an solhem seinem vnuermoegen ist erselbs (g), nit got, 
schuldig. 

(a 5 vrtailt. Luce. 19. in med. de ore tuo te judico serve nequam. im . 9- f. 
et sieh. 50. . 13. f. (a <J sayl. sieh. 18. . 6. f. (b f vrsach. im g. et sieh. 50. 
. 11. m. (c ^ hawffen. sieh. . 3. h. et sieh. 34. . 9. e. (d f wuecher. Luce. 19> 
cum usura exegissem illud. sieh. 52. . 1. d. (e ^ entschuldigt. sieh. 50. . 11. a. 
(f f wirdig. sieh. 4. . 14. e. (g <J erselbs. sieh. b. 

IX. ^ Die annder vrsach des versperrten hymels ist gemaine (a) erbsiind vnd 
verderben menschlichs geschlaechts, nemlich daz Adam vnnd Eua vbertreten haben 
gottlich gepot, deszhalb sy rechtlich getriben seinn ausmm paradis (b) vnnd gelegt 
in kaercher (c) dits erdpodens, dadurch gantz menschlich geslaecht in gemain 
berawbt ist des stands, darein es vrspninglich gesetzt, deszgleichs des vbernaliir- 
lichen (d) himlischen stanndes, das ist des enndes (e) zuo dcm die ersten men- 
schen vnd all jr nacbkommen geordent gewest. Gleich als wann ain koenig fiir- 
nymbt ainen Bitter vnd sein hauszfraw auch jr erben hoch zebegaben souerr er 
ritterlich streytt. So derselb ausmm veld fliichtig vnd ain schalckh (f) an seimm 
herren wirt. deszhalb legt jne koenig gefanngen in ainn finstern kaercher als- 
lanng bis er zuom tod verurtailt werde. Die kind vnnd kinds kinde, die vomm 
Ritter ynd seiner hawszfrawen imm kaercher dieweyl geporen, werden alle berawbt 
des tagliechts vnd der versprochen koenigklichen gab. Also mueessen gemainklich 



382 DREWUNDFtfNFTZIGlST, CAPITAL. 

all menschen, aus nalur adams.vnd cue herkommend von wegen jrer ersten vber- 
trettung, ditsmals wonen jmmjfins.tern tal des vnuerstandsvnd fiirter beraublsein 
der himljschen erbschaft, alslang bis dieselb gemain jrrung aufgebebt ist vnd ge- 
pueesst. Dritte vrsach des himels ; zuqsperrung, ist aifllit^jge erbs.und, die auf 
aimm yeden menscben in sonnderhait ligt, dann ain yeglicher menschlicher geyst, 
alszpald er jnn leib gegossen ist (wiewol vnbewisst (g) ) wirt durch seinen leib 
vermailigt vnnd deszhalb himlischererbschafft vnwirdig", allain derselb geist werde 
widerumb geraynigt durch die tawf. Zum vierden seinn vnzelich vrsach vnd 
schulden, (h) derhalb vns menschen der himel vilfeltiklich versperrt vnd die hell 
offen ist, nemlich vmb das wir on zal wurchlich poszhait verbringen vnd staetigs 
siindigen, domit wir vnmaessiklich (i) got offt vnd dick belaidigen. Wer seinem 
koenig (k) nur nachredet, der vcrpindtsich zuo kunfiftiger straiFnach awsweysung 
der schrifft. Was ist dann jhener schuldig der got seinn hoechslen koenig mit 
wortten vnd werchen straeflich belaidigt. Alslang bestymbter vrsachen aine oder 
mer vnabgethan beleiben vnd all. mit einander nit awfgehebt seinn, noch desz- 
halb gotlichegerechtikait^ergnueegt. Dieweil ist alien menschen der himel ver- 
sperrt. vnnd die bell offen, daz kain mensch mag zum ende ewiger saelikait, darzuoe 
wir all von got geordent, aber daruon durch vnser miszhandlung gefallen. Desz- 
halb wir all strafmaessig seinn. 

(a J gemaine. sieh. . 7. c. et sieh. 33. . 3- b. et 52.' . 3. e. (b f paradis. 
Gen. 3. in fln. misit eum de paradise, sjeh. 31. . 3. a. (c ^ karcher. sieh. 37. 
. 2. c. (d ^ vbernaturlich. sieh. 30. . 1. g. et 38. . 9. b. (,e ^ endes. sieh. 21. 
. 8. c. (f f schalckh. sieh. . 8. a. (g J vnbewisst. sieh. 34. . 2. a. (h J schul- 
den. sieh. 52. 5. 3. a. (i f vnmassiklich. im. . 10. g. (k f konig. prover. 13. qui 
detrahit regi, ipse se in futurura obligat. 

X. f Nachdem nu menschlich geslaecht samentlich vnd sonnderlich got, das 
vnmaessig hoechst guoet, belaidigt auch sein gotliche natiirliche ordnung zeriitt 
(a) vnd also vnmaessiklich gesiindigt hat, dargegen erayscht gollicher gerechti- 
kait (b) ordnung ain vnermesltche ablegung, oder souil der mensch vmb sein schuld 
nit gnuog thuon mag, daz er deszhalb an leyb vnnd sel vnmaessiklich gestrafft (c) 
werde, dieselb ewig straff ist auch ain gnuogthuoung. Also wirt vrab die schuld 
vnd missetat des menschen mit nichte gnuogthan dann mitbezalung (d) oderwider- 
legung, oder mit diosten oder mit straff. Deszgleycbs hat got an der siind miss- 
uallen, dasselb missuallen mag auch nit aufhoeren, es geschech dann dargegen (e) 
gotlicher mayestet souil geuelligs (f) hinwider. Nu mag der mennsch selbs aus aygner 
poszhait vnd prechenhalb seines verkerten wesens auch aus mangel vnnd abgang 
aygner krefft, kainen handel diejne an seinem hayl verhindern, hinlegen, noch 
aynicherlay schulden bezalen, nachdem er belaidigt hat vnermeslichen got, vnd 
der belaydigung aigenschaft, auch recht ist, daz die belaydigung, nach hoech vnnd 
groess der belaydigten person, geschaetzt wirt. deszhalb ist der mensch schuldig 
vnermesliche (g) widerkerung zethuon, dieweyl er vnermeslichen got belaidigt 
hat. Das ist vnmoeglich dem mennschen als ainer armen nichtigen creatur, die 
(ausserhalb seiner nichtikait (h) daraus er beschaffen ist) gar nichts aygens hat 
mit dem der mennsch gottlicher mayestet abtragen (i) moecht. Dann mit seiner 
aygen nichtikait mag er nichts annders, nur verdambnus verdienn. Ob gleich got 
des menschen willen frey gelassen , sol dannoch der mensch solhen seinn freyen 
willen nit aigen (k) machen, dann er moecht mit solhem freyem willen (nachdem 
er denselben allain von got vnd nit von jmselbs hat) seiner gotlichen mayestet 
nichts bezalen. Er ist sonnst von natur (I) rechtlich, schuldig seinen willen, in 



VIERUNDFUNFFTZIGIST CAP1TEL VOM GNUOGTHUOER etc. 383 

allem seinem thuon gegen got wilkiirlich vnd frey zekcren vnd jme denselben 
willen fiir aygen vnd gefanngen (m) bin-wider zegeben in aller lieb vnd gehorsam. 

(a f zeriitt. sieh. 20, . 6. g. (b f gerechtik. sieh. 20., 5.6. k. (c J gestrafft. 



, 

im 56. 5- 6. c. (d f zalung. sieh. 50. . 1- c. (e ^ dargegen. im 68. . 3. a. (f f 
geuelligs. im 54. . 5. b. (g J .vnermesliche. sieh. .; 9. i. et im 55. . 5. o. (h 5 
nichtikait. sieh. 20. J. 2. c. (i f abtragen. im 54. $. 13. a. (k ^ aygen. sieh. 41. 
9. g. (15 natur. sieh. . 5. T. (m ^ gefangen. sieh. 29. . 12. h. 

XI. ^ Dieweyl nu aufmm menschen ligt vnermaesliche schuldj die erkhains 
wegs bezalennocb deszbalb gnuog thuon mag (a) allain mit vnmaessiger straf ewi- 
ger pein vnd hellischer verdamnusz. Dann wer vil schuldig ist vnd nit betzalen 
mag, der wirt amm leib gestrafft vnd geschaetzt als ain aygner man oder knecht 
der schuld. Darumb mag der mensch got nit bezalen noch vergnuegen , nach- 
dem er ain knecht ist der siind , die vber jn herrscht. Wie geschriben steet. 
Ain yeder der siinde thuot, ist ain knecht (b) der siinde. Darumb wirt siindiger 
mensch in ewige hellische faencknuss gelegt, daselbs vmb sein siindig schulden 
ewiklich gestrafFt an leib vnnd an sel, mit denen er die siind begangen hat. Nu- 
mals ist zesehen, wie dem menschen moeg geholffen werden, daz von seinen we- 
gen got vergnueegt vnd die straff ewiger verdambnusz vomm menschen aufgehebt 
werde. Das kann nit beschehen durch ainiche creator, nachdem all vnd yglich 
crealur gemessen vnd nit gnuogsam seinn ettwas vnermeszlichs zebezalen. Got 
der allain vnermeslich ist, moecht wol, aber er sol solhe vergnuegung nit thuon, 
nachdem er der belaydigt ist, dem die vnermeslich gnuogthuoung beschehen sol. 
Darauf ist zebedenckhen wie des menschens erlediger sol geschickt sein, der die 
vmnaessigen schulden fu'r die menschen bezalen , die mayl abwischen vnd ewige 
pein aufheben^ auch die menschen mit got versueenen (c) vnd also volkommen- 
lich gnuog thuon moege. : 

(a ^ mag. sieh^ 52. g. 7. h. (b J knecbt. Johan. 8. post med. sieh. 37. . 8. f. 
(c ^ versiienen. im 55. 5^ 3. g. 



VlERUNDFUNFFTZmiST CAP1TEL 

gnuogtlnioei* lucnsclalicher scliulden. C 1 



I. .^achdem menschlich geschlaecht fiir sichselbs ewigem got vilfeltiklich 
schuldig ist ynmaessig schulden , derhalb ain benueegen vnd on abgang betzalung 
beschehen mubes. Dasselb aber gemainen menschen zethuon vnmoeglich, doch 
daneben verstanden 1st , etlwo moeglich zesein , daz vrnb menschlich schulden 
gnuogthan werde durch ainen der got vnd mensch miteinander (a) sey. Dann 
natiirlich Recht erayscht, daz; jhener bezal der schuldig ist. Deszhalb muoes der 
bezaler ain mensch sein aus menschlichem geschlaecht das schuldig ist. Dieweyl 
auch solhe schuld vnmaessigist, deszbalb muoes der bezaler unmaessig reich vnd 
almaechtig sein, der vnmaessige schuld bezalen vermoeg (b). das allain got ver- 
mag. Darauseruolgt, daz berueerter ; bezaler, Got sein muoes , der aws macht 

1 "(* Die Ueberschrift in' seiner Uebersetzung lautet: De satisfactione debili humani. 



384 VIERUNDFUNFFTZIGIST CAPITEL 

vnermesliche gnuogthuong volbringen moege, auch ain mensch sey, der die be- 
zalung aws lieb vnd diemuot volbringen solle vnd woelle. Es muoes aucb nur 
ain person (c) nit zwo sein, sonnst wo in der gnuogthuong ain person got waere. 
die ander ain mensch , alszden taet got das jme nit zuogebiirt \nd der mensch 
vnderstuend sich zelhuon was jm vnmoeglich. Enllich ist not, daz vnnser erledi- 
ger ain aynige person , volkommener Got vnnd natiirlicher mennsch sey. Nit daz 
derselb mennsch von newem gemacht sey wie erster Adam, sonder daz er dem- 
selben Adam mit sybtschafft verwont vnd zuoegehoerig sey. Fuogsamer ist, daz 
ain gesibter fruend fiir den andern, dann ain frembder fur ainn frembden be- 
zale. Darumb gezymbt menschlichem geschlaecht, daz sein erlediger herkomme 
von jme als aus jhenem geslaecht von dem die schuld herfleusst. 

(a ^ miteinander. im . 4. f. et . 5. c. et . 6. a. et . 8. i. et . 10. e. et im 
. 11. o. et sieh. 10. . 2. c. ct 19. . 9. d. et im 60. .5. g. (b f vermog. sieh. 9. 
. 1. a. et 10. . 12. d. et 12. . 6- f. et sieh. 53. . 1. b. et 55. . 4. h. (c J per- 
son, sieh. 19. . 9. a. 

II. ^ Do nu menschlich geschlaecht in ewigs todes noelten (a) lag, vnd nye- 
mants vorhannden was der dasselb geschlaecht hiet moegen erledigen, dann der 
hoechst mensch den gotlicher Sun in sein person ward annemen, von dem ob- 
stet (b). Darauf hat got jmm rat heiliger Trinitat beschlossen durch denselben 
gottlichen menschen das abgefallen menschlich geschlaecht aus seinen noetten 
zuoerheben vnd zebringen zum ende darzuoe es beschaffen ist. Darauf hat Got 
der allmaechtig vnnsers erledigers zuokunfft durch Patriarchen vnnd Propheten 
auch in ander wege manigfeltiklich verkunt, geofFenbart vnd versprochen, domit 
die vnuerstaendigen menschen erjndert wurden irer merklichen not vnd gotes 
gnaedigen hilf, daz sy auch auf solhe hilf vnd auf iren erlediger mit guotem glawb 
vnd ganlzer hofnung trostlich warten moechten. Zuo lesst hat got durch Jo- 
hannem mit dem finger aigentlich auf Jhesum gezaigt vnd gesprochen. Nembt 
war. Diser ist das lamp (c) gottes so awfhebl der weld siinde. Doch vor zuo- 
kunft vnsers erledigers hat got eemals zwo zuoeberaittung geworcht. Aine durch 
das geslaecht der viervndsibentzig altvaeter (d), domit gemaine menschliche natur 
fahig wurde, daz aws jr der leib Christi kaeme. Die ander durch rainikait 
Marie, daz der berait leib Cristi tiiglich gemacht wurde sich mit gottes Sun 
zeuerainen in ainer person. On solhe zuoeberaittung waeren die menschen vn- 
wirdig beliben, daz aws jnen vnnd zuo jnen der erlediger komen solt. Got hat 
auch die sendung vnsers erledigers lang verzogen, domit wir destgieriger auf jn 
wartten. Dann yelenger etwas verzogen, destbas wirt es geliebt. yemer geliebt, 
dest froelicher wirt es empfanngen. wie geschriben (e) stet. Got hat die men- 
schen verworffen vnd versmaehet vnd deszhalb seinen Christum verzogen. Die 
hofnung, so verzogen wirt, betrueebt die sele. Ain vermiftiger verzewcht vnd 
behellt elwas auf ainen fiirbas. Aber verzogen ist nit verzigen. 

(a ^ notten. im 58. . 12. a. et 59. $. 10. e. (b f obstet. sieh. 19. . 6. g. 
(c ^ lamp. 3oh. ecce agnus dei. sieh. 10. . 5. c. et sieh. 9. . 1. e. (d f alltvater. 
Luce. 3. in fin. (e f geschriben. Psl. 88. ant. fin. distulisti crislum tuum. prouer. 
13. post prin. spes quae diflertur, affligit animam. prouer. 29. post prin. sapiens 
differt et reservat imposterum. im . 12. f. sed quod differtur: non auffertur. 

HI. 5 Also hat got, vnsern hayler herzesenden, langzeit verzogen vnd 
menschliehen samen gel eyttert durch viervndsibentzig Altvaeter, zeraiten von 
Adam bis auf Joachim vater Marie, wie Lucas (a) nacheinander erzellt. daz 
aws derselben alltvaeter geschlaecht geporen wurde junckfraw Maria (b), die ain 



VOM GNUOGTHUOER MENSCHLICHER SCHULDEN. 385 

natiirlicbe rouoeter vnd gepererin soltsein vnnsers haylers J.hesu, Desselbenmals 
ward erst erfult die zeit (wie Paulus (c) setzt) daz got senderttwolt seinen Sun, der 
gemacht ist aws aimmweib. nemlich daz derleib Christ! gemacht : wurde awshertz- 
lichem pluoetstropf (c) marie. Wie gemaine natur vnd einflus des gantzen firma- 
ments (d) (die sonst alle tyervnd elementliche ding formiert) nitbiet moegen for- 
mieren menschliche natur, die got sonderlicb im Adam vnd Eua formiert. Also 
hat gantze menschliche natur nit moegen geperen die menscbait Christi, allain 
heiliger geist formier erstlich den sainen. -Item wie got von anfanng seihs ge- 
scboepffs in leiblichcn crealuren alle ding geworcht hatvon wegen mennschlicher 
nalur, mit derselben hat sein gotliche weiszhait gantze leibliche creatur beslossen, 
also hat Got in menschlicher creatur all sachen geworcht von wegen vnsers her- 
ren Jhesu christi vnd mit jme menschliche natur beslossen (e). Jtem, wie got leib- 
liche creatur hat nacheinandererhoecht, bis daz sy fahigistworden awsir mensch- 
lichen leib zeformieren, also hat got in menschlicher natur aws alien menschen 
ainn stamen oder altvater fiirgcnomen , denselben stamen von aimm vnuolkomen 
menschen auf den andern erhoecht bis daraws der volkomen Jhesus Christus (f) 
hat geporen sollen werden. Erster adam ist anfang. Christus ist das ende aller 
menschen. Vber dieselben er geordennt ist, wie die menschen geordennt seinn 
vber (g) alle tyer vnd leibliche creatur. 

(a ^ Lucas. 3. in fin. (b f maria. sieh. 10. 5- 3. f. et im 85. . 8. f. (c J Pau- 
lus. Gala. 4. in prin. im 95. . 9. d. (c J tropf. im . 5. i. (d f firmament, sieh. 
7. . 1. d. (e f beslossen. sieh 19. <J. 6. g. (f f Christus. sieh. 10. jj. 2. b. et im 
85. . 9. h. (g J vber. Psl. 8. sieh. 27. 5- 2. e. 

IV. f Nu ist zeforschen was aigennschafft bestitnbter erlediger an jm haben 
solle. Doch dauor zewisscn, daz menschlich geslaecht verloren hat drew guote 
ding, die widerzebringen seinn. Erstlich menschliche ere vnd zier des hohen vor- 
stands, darein der mensch im paradis (a) vber alle leibliche creatur geordent vnd 
gcsetzt gewesen, aber darab in nidern stand gefallen vnd vnuernuftigen tyeren ver- 
gleicht ist. wie Dauid (b) setzt. Diser fal ist hie vnwiderbringlich. Zuom an- 
dern hat menschlich geslaecht verloren sein vrspriingliche rainigkait vnd ist gefal- 
len in fleischlichen vnflat, dadurch wir all menschen vnrain (c) gemacht seinn. 
Dieselb vnrainikait mag hie vom geist, vnd nit vom leib aufgehebt werden. Zum 
dritten het got menschlich geschlaecht beklaidet mit der vnschuld. Dieselb ist 
verloren vnd spricht die schrift daz kain mensch durch sichselbs vor got vnschul- 
dig (d) erfunden wirt. Zumvierdenhat der mensch verworchtgotteshuld. Darauf 
Jacobus schreibt. Der weld fruendschaft ist gottes .feindschaft, wer diser weld 
fruend sein wil, der macht sieh ainn feind (e) gottes. Die yetzbestimbten bed ver- 
loren gaben, nemlich die vnschuld vnd gottes huld, seinn hie auch widerbringlich 
durch ainen gemaesen miller (f), der got vnd mensch sey auch guotwilliklich (g) 
auf sieh neme die purd vns zuoerledigen aus allem vnserm vbel, darein wirmueet- 
williklich gefallen seinn. Ainn solhen erlediger vnd gnuogthuoerherzesenden hat 
Got vater ont vnd lang zeit versprochen (h) , als an menig orten heiliger schrift 
befunden wirt. 

(a f paradis. sieh. 30. . 1. b. (b f Dauid. Psl. 48. similis factus est illis. sieh. 
32. . 4. a. (c ^ vnrain. esa. 64. facti sumus ut immundi omnes. sieh. 4. . 6. e. (d 
f vnschuldig. Exo. 34. post prin. nullus apud te per se innocens est. (e f feind. 
Jaco. 4. in prin. sieh. 20. . 8. c. (f <J miller, sieh. . l. a. et-sieh. 10. . 1. d. (g 
5 williklich. im . 6. c. et . 13. d. et sieh. 52. 5. 1. g. et sieh. 53. . 6. d. et im 
55. . 4. d. et 76. . 8. c. (h f versprochen. Heb. 6. ant. fin. abrahae nempe pro- 
mittens deus. 

Keithmeier, Berthold's Theologey. 25 



386 VJERUNDFUNFFTZIGIST CAP1TEL 

V, 5 Derselb gnuogthuoer muoes an sich nemen hernach geschriben aigen- 
schefft, die gemaes seinn gotlicher wirde vnd vnuermailigter menschait. Die auch 
gelegen vnnd tiiglich seinn zuo diemueetiger vnd peinlicher erledigung menschlichs 
geslaechts, doch dermassen daz soelh diemueetig vnd peinlich aygenschefft nit ge- 
deyhen zuo vnere gottes noch zuo vermailigung seiner heiligen menschait. Erst- 
lich sol der erlediger selbs nichts peinlichs oder straeflichs got scbuldig sein, noch 
auf jme haben aynicherlay gleichnuss oder schein (a), ainer poesen oder straff- 
maessigen schuld, sonnst moecht er fuoglich fiir ander nit betzalen nocb von got 
vil erwerben, wo er von seinselbs wegen gnad erlanngen mueeszt. Zum andern 
nachdem all menschen vmb jr vbertreltung vnd vntat got missuallen vnd in gottes 
zorn,seinn. Deszhalb 1st not, daz der gnuogthuoer vnd versueener mitsambtsei- 
nem opffer Got allenthalben wol geualle. Wie got selbs bekennt. daz erseinlie- 
ber sun sey, in dem er wolgeuallen (b) hab. Zum dritten muoes bestymbter erle- 
diger vnmaessiklich reich vnd maechtig sein, der vnnser vnmaessig siind moeg ab- 
legen vnd all schulden vbertreffe. Dieweyl er vns erlangen sol mer dann wir ver- 
loren haben, benentlich himlische erbschafFt. Deszhalb muoes er vnermeszlicher 
got (c) sein, vnd auch ain warer mensch der vnser siind vnd schuld wiliiklich vnd 
diemueetiklich auf sich neme vnd fur vnswiirchlich auszrichl vnnd betzale. Alsz- 
denn so solhe betzallung beschehen, ist erst der obex (d) vnd rigel (so den menn- 
schen von got schaidet) weg gethan vnd der mensch widerumb mil got veraint 
vnd gantz versueenet (e). Zum vierden. Nachdem all menschen nach jrer ver- 
kerten art vnd zeriitten natur, in vnkeysch empfangen vrind vnraih geporen wer- 
den, dadurch jnen vnrainer vnflat staets anhangt vnd vrsach gibt von ainer vermai- 
ligung in die ander zefallen. Deszhalb ist not, daz jhener, der fiir solh vermailigt 
lewt zalen vnd jre vnraine mail abwischen wil, sey allenthalben rain (f)vnd vnuer- 
maligt, nemlich on menschlichensamen empfangen vnd on alien vnflat, das ist, aus 
ainer keyschen junckfrawen (g) geporen, auf das er an sich von seiner gepererin gar 
khain mayl noch vnflat ziehen hab moegen. Dann wer ain pech (h) anrueert der 
wirt dauon vermayligt, vnd wer selbs vnrain ist, der kan nichts raynigen. Bestymbte 
heilige empfaencknuss vnd raine gepurd ist billich zuoegehoerig der menschait \n- 
sers erledigers, der als hoechste creatur vber all creatur, souil erhoecht ist, daz er 
sich mit got, in des suns person verainen hat moegen. Darumb ist festiklich ze- 
glawben, vnser hayler Jesus sey nit aws menschlichem same (i) noch ausmm fleisch 
(nach auslegung Damasceni) sonder aus subtilistem pluoels tropffen Marie, vom 
heiligen geist formiert vnd in jrem junckfrawnlichem leib empfangen. ( 2 ). Daz 
aber geschriben (k) steet. Cristus sey gemacht ausmm samen Dauid nach dem 
fleisch, ist zeuersteen, daz derselb pluoetstropf Marie herkumbt vom Dauid. Wie 
der laym (I) daraus erster Adam formiert, ist herkommen vom erdpoden. Also ist 
Cristus nach gotlicher natur ewiklich (m) geporen aushimlischem vater. nach der- 
sel ist er beschaffen , vnd nach dem leib gemacht aus Maria aus gotlichem laym, 
dem got hatgeben kraft (n) alle ding zuoerhallten. 

(a 5 schein. 1. Thes. 5. in fin. sieh. 51. . 11. f. (b 5 geuallen. Mat. 3. in fin. 
in quo mihi bene coraplacui. im . 9. h. et sieh. 8. . 1. e. et 10. . 1. c. et 53. . 

( 2 Christus wird und kann nur seiner Menschheit nach Geschopf genannt werden, da er als Gott 
ewig vom Vater erzeugt -\vird. So sagt der hi. Augustin: Proinde quod ad verbum allinel, 
creator est Christus; omnia enim per ipsum facta sunt. Quod vero ad hominem, creatura est 
Christus. Factus est enim ex semine David secundum carnem , el in similitudinem hominum 
factus. Epist. 186. cap. 3. torn. II. pag. 680. Wenn gesagt -wird, das Wort ist Fleisch ge- 
worden, so ist Fleisch fiir den ganzen Menschen genommen. Wie Isaias sagt: Videbit omnis 
caro pariter quod os Domini locutum est. cap. 40. 5. 



VOM GNUOGTHUOEK MENSCHLICHER SCHULDEN. 387 

10. f. et im 60. . 2. e. et im 62. . 5. e. et 65- . 2. c. et . 8. n. (c f got. sieh. 
. 1. a. (d f obex. sieh. 42. .9. d. et 53. . 7. b. (e f versiient. sieh. 52. . 4. 
d. et im 55. g. 3. g. (f f rain. sieh. 8. . 3. e. et im 64. . 2. e. et 67. . 6. b. et 
68. 10. f. (g 5 junckfraw. sieh. 6. . 10. d. (h 5 pech. eccli. 13. in prin. qui 
tetigerit picem inquinabitur ab ea. eccli. 34. in prin. ab immundo quid mundabitur. 
(i ^ same. sieh. . 3. c. et sieh. 10. . 6- b. et im 79. 5- 6- g. (k f gescbriben. Ro. 
1. in prin. (1 f laym. Gen. 2. post prin. formayit hominem de limo terrae. (m f 
ewiklicb. sieh. 10. . 6. a. (n 5 krafft. Sap. 10. in prin. eduxit ilium de limo terrae 
et dedit illi virtutem continendi omnia. im 67. 9. m. 

VI V ^ Aws ob angezogen vrsachen erscheint, daz vnnser erlediger, muoes sein 
got (a) vnd mensch in ainer person. Dieselb wirt in toto vniuerso \nder alien din- 
gen, nyndertgefunden, weder im geschoepff noch im schoepfer, dann in vnserm 
herren jhesu Christo als im beslus (b) des gantzen geschoepfs. Derselb Cristus ist 
got vnd mensch miteinander vnnd mag fueeglich die gnuogthuoung fur menschlich 
geslaecht ausrichten. Als er sieh dann des vnderwunden vnd auf sieh vnser schuld 
vnd vbel williklich (c) genomen hat, auch zuo petro, do er jn wolt beschermen, sprach. 
Vermainstu nit, ich moecht meinn vater erpitten daz er mir zuoeschicke met dann 
zwelf legion (d) engel, aber es rnuoes also sein. nemlich der menschen erledigung. 
Erstlich wirt gefragt. Nachdem vnsers gnuogthuoers menschait muoes persondlich 
veraint sein mit der gothait, dorinn drey vnderschidlich person seinn, mit welher 
person sy doch veraint sey ? Darauf magstu versteen. daz vnder gotlichen personen 
kainer gezitnbt, die menschait an sieh zenernen vnd menschens Sun zewerden, nur 
der person gottes Sun, in dem vil aygenschefft menschlicher natur bequemlich seinn. 
Wie der Sun (e) gottes geet ewiklich von got vnd aws got seinem himlischen vater, 
also kumbt der mensch von got aber aus nichding. Alles was der Sun gols an jm, 
hat er vom vater, des er ewige vnd vnermeszliche pildnuss (f) auch sein natiirlicher 
sun ist nach seiner gothait. Deszhalb sieh gezymbt, daz er nach seiner menschait 
ain natiirlicher Sun Marie auch ain zeitliche vnd gemaese pildnusz gots sey. Es 
wurde nit wol lawtten, daz gotliche person des vaters oder heiligs geistes ain Sun 
des menschens genent vnd ain ander sun in der gothait waere. Oder daz er in der 
menschait vnd nit in der gothait ain pildnuss gols sein sol. Wie christus fueglich 
genent wirt ain gotliche vnd menschliche pildnuss gots. Deszgleichs ain Sun gottes 
vnd ain sun des menschens Marie. ( 3 ) 

(a f got. sieh. . 1. o. (b f beslus. sieh. 19. . 6. g. (c ? williklich. sieh. .4. 
g. (d f legion. Mat. 26. post med. im 55. . 1. b. et . 4. F. (e f Sun. sieh. 7. 
. 3. k. (f f pildnusz. sieh. 7. . 3. m. 

VII. f Zum andern wird gefragt. Ob solher gesandter gotes komen sey oder 
nit? Die juden nennen denselben Messiam (a), wir Christum. Wie Andreas petro 
sagt, wirhaben messiam gefunden. das ist bedeyt christus. vnd bey dem prunn 
das weib zum herren. Jch wais das messias kumbt der genent ist christus. Noch 
heut vermainen die juden. Derselb messias sey biszher nit komen , er werde auch 
nit leiblich, sender wunderbarlich erscheinen. Des schoepfen sy jn vrsach aus der 

( 3 Wenn auch kciner Person in der Gottheit geziemt, die Menschheit an sieh zu nehmen, 
so ist doch die Menschwerdung die That der drei gottlichen Personen, wie Augustin bemerkt. 
Omnia simul et Pater etFilius et amborum Spiritus pariter et concorditer operantur. De Trin. 
lib. 13. lorn. 8. pag. 937. Ebenso erklart sieh die Toletanische Synode. Incarnationem hujus 
Filii Dei totaTrinitas operata esse credenda est, quia inseparabilia suiit opera Trinilatis. Solus 
tamen Filius formam accepit, in singularitate personae, non in unitate divinae naturae: in id 
quod proprium est Filii, non quod commune Trinitati; quae forma illi ad unitateiri personae 
coaptata est, ut Filius Dei et Filius hominis sit unus Christus. Dion. Petav. de theol. Dogra. 
torn. IV. lib. II. de incarn. cap. IV. pag. 61. 

25* 



388 V1ERUNDFUNFFTZIGIST CAPITEL 

schrift, die zaigt an des messie zuokunft mit ellichen vmbstaenden, die biszher noch 
nit erfiillt seinn. Sy glawben nur aine ainige zuokunft messie vnd gedencken nit, 
daz derselb messias (das ist Ghristus) nitallain diekirch zuoerledigen, komen ist ver- 
porgenlich vnnd leiblich (als vor 1.5. 27. jaren beschehen) sender er wirt nochmals 
offenlich (b) geistlich komen, diepawfellig vnd abgefallenkirchzereformieren wider 
grossen Antichrist, vnd zuo lesst geistlich vnd leiblich komen amjungsten tag zerich- 
ten (c) vber guoet vnd poes. Welh drey zuokunft die schrift vnvnderschidlich an- 
zewcht. dauon in aimm tractat, genent der kirchen purde (d) , befunden werden 
mag. Daz aber verschiner zeit der juden messias vnd vnser gnuogthuoer vnd erle- 
diger leiblich komen vnd derselb aigentlich sey jhesus Cristus aingeporner sun marie 
warer got vnd mensch , befindet sich lautter in schrift des alien vnd newen gesetz, 
als oben (e) angezaigt ist. Dann alle lere vnnd gemueetChristiistgestannden wider 
siindige werch, dieselben zeuerpieten, zeuerhindern vnd zeuertiligen. Daneben 
hat er eingefueert, befudert vnd versprochen tugent, hail vnd saelikait. 

(a J messiam. Job. 1. ant. fin. et job. 4. in med. sieh. 9. g. 8. c. et im . 9. f. 
(b f oftenlich. Psl. 49. in prin. deus manifeste veniet. amos. 9. ant. fin. suscitabo ta- 
bernaculum quod cecidit. (c ^ zerichten. psl. 95. in fin. quum veniet iudicare terrain. 
Esa. 3. post med. deus ad iudicium veniet. sieh. 12. . 7. g. et im 100. . 4. c. (d f 
purde. de onore eccle. c. 62. . 4. et per to. (e f oben. sieh: 10. . 4. et 5. 

VIII. f Vnder alien menschen ist gerecht vnd tueglich gefunden allain jhesus 
Christus, der fur vnnser schulden hat moegen gnuogihuon. wie gotdurch den pro- 
pheten spricht. all menschen mileinander seinn vnniitz (a), kainer thuoet guoet aws 
jnen bis awf ainen menschen. derselb ainig gerecht mensch ist der herr jhesus. Do- 
mit er aber nit allain guoet vnnd gerecht sey auch gantze himlische erbschaft allain 
besitz, hat er die andern menschen auch haylwaertig vnd rechtfertig auch sein mit- 
erben machen wellen. Deszhalb ist sein titel (b) awfs krewtz gesetzt. jhesus na- 
zarenusrex judeorum. Erstlich jhesus ist der hayler, dermenschlichgeslaecht, so mit 
siinden verwundt was, gehaylt vnd diesund aufgehebthat. Zum andern hat Erdurch 
sein gotlich gnad die vngerechten verdambten menschen gerecht gernacht vnd erle- 
digt awsmm vrtail der verdamnusz. Deszhalb ist er von nazarelh genent nazarenus 
(c), der vns mit seinen gnaden salbt. Zum dritten als got durch Esaiam gesprochen, 
er welle den schliissel zum haws Dauid, das ist, zum himel, geben dem sun Helchie 
(d), das ist Christo, auf sein achsel, der werde awfsperren. Darauf hat christus 
geoeffent den himel vnd dorinn den menschen stat vnd wonung zuoberait vnd ge- 
sprochen. Jch wil geen vnd ew ain stat im himel zuoberaitten (e). Deszhalb ist 
er genent koenig der juden. als christus selbs bekennt gegen Pilato, do er in fragte. 
ob er der juden koenig (f) waere. Darauf er geantwort, du sagst. Dauor het sich 
auch Christus berueembt. Er, als ain Sun des menschen, werde am jungsten tag 
in seiner maiestet komen vnd richten (g) vber gerecht vnd vngerecht, do er ainnye- 
den welle belonen nach seimm verdienn. Das alles allain got zuoegehoert (h), dann 
was er verhaissen, getroetoder sich berueembt hat, das istmer gotlich dann mensch- 
licb. Darumb muoes er got (i) vnd mensch, nemlich vnser warer versprochner vnd 
gesandter erlediger sein. 

(a f vnnutz. Psl. 13. simul inutiles facti sunt; non est usque ad unum. sieh. 19. 
g. 2. c. (b f titel. Job. 19. in med. scripsit titulum pilatus. im 63. . 4. d. Luce. 1. 
in med. vocabis nomen eius jhesum. (c [ nazarenus. Mat. 2. in fin. (d ^ helchie. 
esa. 22. in fin. (e f beraiten. job. 14. in prin. im 57. . 6. g. et 94. . 13. c. (f ^ 
konig. mat. 27. post prin. tu es rex iudeorum. respondit. tu dicis. (g ^ richten. Mat. 
25. ant. fin. im 100. $. 9. a. (h 5 zugehort. sieb. 9. . 2. i. (i 5 got. sieh. . 1. a. 



VOM GNUOGTHUOER MENSCHLICHER SCHULDEN. 389 

IX'. f Die lere vnd vnnderweisung Cbristi auch seiner junger , dieingantzer 
weld (a) awsgeprait ist, geben zewgnusz daz christus vnd sein aufgerichter christen- 
licber glawb gerat widerwaertigistdem dewfel (b) vnnd seinen anhengeradensiin- 
dern. Aus dem zeuermuoeten, daz sein lere vnnd glawb hie von Got vnd gantze 
warbait ist. daz er auch selbs der gerecbt messias vnd gesandter gots, auch warer 
gesalbter christus (c) ist. Der vnser siind aufgehebt vnd fiir all vnser schuld hat 
sollen vnd moegen gottlicher gerechtigkait gnuogthuon. Sonst wo vnser herr jhe- 
sus nit gerechter cristus vnd warer gesandter gottes waere, alszclenn hiet er, als ain 
felscher (d), der sich christum zesein erdicht, wider dewfel vnd sein gesind alsfasst 
nit gestriten noch seinen jungern dawider zestreiten beuolhen. angeseben, daz er 
nach vnser notturft, mit worten gelernt vnd mit werchen volbracht. Was die pa- 
triarchen vnd propbeten von christo weiszgesagt haben vnd allenthalben von jm 
heilige schrift meldet. Warm wir merckhen aut'des herren Jhesu leben, lere, weis, 
ordnang, wort vnd wercb, so er vor vnnd nach seimm sterben begangen vnd vns 
domit vnderweist bat. Darinn befinden wir was wir thuon sollen, dann alle wiir- 
chung(e) cbrisli ist vnser vnderweiszung, wir findenauch dorinn alles war vnnd 
volbracht zesein, was von jm, als von vnserm erlediger vnd gnuogthuoer, geweissagt 
vnd geschriben ist. Darawf numals all gerecht Christen festiklich glawben , wirt 
auch von menigklich dafur gehal ten vnnd nyemants zweifeln mag, jhesus christus 
sey warer messias (f), gesandter vnd gesalbter gots, der recht mitler (f) zwischen got 
vnd der tnenschen. von deme heilige scbrift selzt, auf den die altuaeter gewarttet, 
dene jnen got durch propheten vnd schrifft verhaissen (g), zuo lesst Got vater selbs 
gegenbiirtiklich angezaigt vnd gesprochen bat. Diser ist mein lieber Sun in dem 
ich geuallen (h) hab. Jtem ich hab meinen nom , das ist meinen Sun, erklaert (i), 
vnd wirt jne widerumb erklaeren. Derselb himlisch vater hat auch biszher vber 
funfzehenhundert jar geduldt, daz die apostel vnd ir nachkomen, all peichtigervnd 
diemuelig selsorger christum gepredigt, denselben fiir gotes Sun ausgebcn, daz er 
sey vnser hayler, erlediger vnd gnuogthuoer. Darawf seinn all martrer (k) gestor- 
ben, demselben haben all junckfrawenir rainikait geopfert vnd die ganlz christen- 
lich kirch durch alle weld also vnwidersprechennlich war zesein beslossen, daz nu- 
mals dorinn kain vermiftiger mensch ainicherlay zweifel schoepfen, noch annders 
gedenckhen mag, sonder glawben sol, christus sey die gantz warhait (1) vnd alles ge- 
wis vnd war was von jm hie ist. 

(a ^ weld. sieh. 8. . 4. c. (b f dewfel. sieh. 36. . 2. d. (c J christus. sieh. 
9. . 1. a. (d ^ felscher. sieh. 9. . 4. a. (e J wiirchung. omnis christi actio nostra 
est instructio. sieh. 17. . 1. b. (f ^ messias. sieh. $. 7. a. (f ^ mitler. sieh. 10. . 
1. d. (g^ verhaissen. Ro. 1. in prin. promiserat per prophetas in scripturis. (h ^ 
geuallen. Marci. 1. post prin. sieh. g. 5. b. (i ? klart. Job. 12. in med. clarificavi 
et iterum clariflcabo. (k f martrer. sieh. i. jj. 7. g. (1 ^ warhait. sieh. 5. . 3. b. 
et im . 10. a. 

X. ^ Wir seinn solhes nit allain zeglawben schuldig , wie yetz gemelt vnd 
oben (a) verstannden ist, sonnder wir mueessen aws not (b) glawben, daz kain 
menscb aus seinn vnmaessigen (c) schulden komen, noch haylwaertig werden 
moeg, nur fur jn thuoe ain benuegen vnser bayler jhesus Christus. Wo du solhes 
nit glawbest, wirdestu nit tailhaftig (d) des verdienn vnd erledigung christi. Dann 
nach jnnbalt christenlichs glawbs, so die menschen got belaidigen , deszhalb sy in 
su'ndig vbel vnd verschuldung ewiger verdamnusz gefallen , daraus moegen sy nit 
erledigt werden, noch darumb gnuogthuon, allain durch got der auch mensch sey. 
Dassclb ist christus (e) warer got vnd mensch, der ist gesetzt zuo erstoerung (f) 



390 VJERUNDFUNFFTZIGIST CAP1TEL 

der siind vnd zw vrstend raeniger in jsrahel , wie von deuiselben herren symcon 
geweissagt. Er hatauch, als lebentiger got, awfgehebt den tod vnd als starcker (g) 
schoepfer vberwunden den dewfcl, vnd jmealle seine waffen genomen. Danuben 
vermag christenlicher glaub (h) daz derselb christus von wegen vnsers hayls an 
sich genomen hab sterblichen leib, in dem er hie geporn, gekrewtzigt, gestorben, 
erstannden (i) vnd awfgefaren sey, mit andern iner artikeln des glawbs. Das 
alles bescbehen ist zuo ainer griuogthuoung fur vnser schulden. Darzuoe sollen 
wir awfseben haben awf die sacrament (k) vnnd satzung so Christus durch sich 
selbsoder an seiner stat durch sein Apostel, Stathalter vnd diener, aws eingeistung 
heiligs geistes geordent vnd aufgesetzt haben, zuo ere gottes wider vnser siind vnd 
zuo gnuoglhuoung vnser schulden. Was in vnserm thuoen vnd vermoegen abgeet, 
dasselb wirt inn sacramenten erslalt (1) in krafft des verdienn christi, bis auf vol- 
lige gnuogthuong. Darumb ist die lurch, durch ir diener, in staeter yebung, die 
menscben vom vbel abzewenden vnd zuo guotem zefueeren bis ziim ende irer 
saelikait. Derhalb sy von got beschaffen vnd von christo erledigt seinn. 




XI. ^ Aws obbeschriben vrsachen sollen all cristglawbig danckbar (a) sein 
jrem erlediger vnd gnuogthuoer vnsenn herren Jhesu christo , der sy zum glawb 
hat lassen komen. Jme darauf in seiner lere glawben, anhangen, gehorsam sein 
vnd nachuolgen wie er vns gepoten. Billich ist. hat christus fur vns gnuog- 
than (b) daz wir seiner lere auch gnuogthunn, seinn ordnung vnd prawt christen- 
liche kirch annemen , auf das wir sein Sim vnd glide werden vnd ewigklich bc- 
leiben. Wer densclben seinen gnuogthuoer christum aus vnfleis versawmbt (c), 
als ain vnglaubiger, der ist rechtlich zeuerwerffen vnd in seinem vbel zeuerlassen. 
Npch vilmer ist jhener zeuerdammen der aws poshait christum vnd sein kirch ver- 
smaecht oder verspott, als die ketzer thunn. Daraws voligt, daz die vnglawbi- 
gen werden nit entschuldigt (d) vmb das sy vnwissennd versawmen christum, des- 
selben lere vnd christennlicher glawb ist iren elllern vnd vberal in gantzer weld 
verkiind haben sy oder ir ellter solhen glawb verlassen, ir schad. Darumb be- 
leiben sy in irer vermaledeyung vnnd ewiger verdamnusz. Darauf selzt Athana- 
sius (e) , als taeglich in der preim gelesen wirt , wer saelig wil sein der muoes 
vor alien dingen hallten vnd glawben christenlichen glawb mit seinen stuckhen, 
sonst mag er nit erraichen die saeligkait. Dann christus spricht (f). Wer an 
mich glawbt, der glawbt an Got der mich gesendt hat vnd er bleibt nit in der 
finster. Wer meine wort vileicht hoert, aber dieselben nit belli, als die ketzer (g). 
Desgleichs wer an mich gar nit glaubt, als die haiden (h), dieselben werden ge- 
richt am jungsten tag. Weiter spricht der herr. Wann ich nit koemen (i) waere 
vnd solhes jnen gesagt, vnd vor jn nit grosse werch than, die biszher nyemant 
than hat, alszdenn hieten sy kain siind, aber numals koennen sy nichtsfur- 
wenden zuo ausred irer missetat. angesehen daz Christus seine wort vnd 
christenlichen glawb, auch die warhait noch allzeit verkiindt vnd anzaigt 
inheiliger schrift (die albeg redet(k)) vnd durch die prediger, auch in der 
vernuft (1) ynd gewissen aines yeden verstaendigen menschen, der aus natur 



VOM GNUOGTHUOER MENSCHL1CHER SCHULDEN. 391 

wissen mag, daz dem geist und nit dem fleisch nachzeuolgen ist. wie allain in 
christen! icher lere vnd sonst in kainem aberglawben befunden wirt. Abraham 
bat sich crfreyet (m) do er im geist kiinftigen cbrislum geseben. Yilmer sol sich 
ain christglawbiger daniber erfreyen , daz jne got zuo warem glawb hat komen 
lassen. vnd daneben trawern vmb die vnglawbigen bittund (n) daz sy got ge- 
ruoche auch zuoerlewcbten. Er sol sich auch daneben freyen, daz die menschen 
in irer natur ainen solhen haben benentlich Jhesurn christum, der miteinander (o) 
got vnd mensch sey auch vber allc creator hersche. Desgleichs der aus lieb das 
menschlich geslaecht von seimm vbel erledigtvnd fur all vnser schulden gotlicher 
gerechtikait ain benueegen than hat, vnd vris noch alzeit sein gnad, lieb, mildt- 
kait vnd vilfeltig parmhertzikait taeglich beweist inn sacramenten , vnd in andern 
gotlichen gnaden so wir taeglich durch jn empfahen. 

(a f danckbar. sieh. 27. . 3. f. (b J gnug. sieh. 52. . 4. 1. im 58. $. 10. b. 
et 72. 4. e. (c ^ versawmbt. sieh. 11. . 7. c. (d f entschuldigt sieh. 5. .6. a. 
(e ? athanasius in concilio laodicensi. sieh. 6. 1 . 3. a. (f f spricht. Job. 12. in fin. 
(g ^ ketzer. sieh. 6. . 4. b. (h J hayden. sieh. 5. . 6- a. et 51. . 14. e. (i f 
iomen. Job. 15. in fin. (k f redet. sieh. 11. . 2. o. (I f vernuft. sieh. 18. . 2. a. 
(m ^ erfreyet. Job. 18. in fin. (n 5 pittund. sieh. 47. . 11. a. (o J miteinander. 
sieh. . 1. a. 



XII. 5 Ob ettwer besorgt, als moecbt durch gotes parmhertzikait sein 
vnermesliche gerechtigkait nit vergnuegt werden vmb des menschens vnmaessig 
schulden. Darauf ist zewissen daz in Christo (wie im Psalm stet) die gotlich 
gerechtikait vnd parmhertzigkait begegnen (a) vnd sich miteinander vergleichen 
vnd liebkosen , dergestalt. Jn disem fal der gnuogthuoung erstreckht (b) sich 
gotliche parmhertzikait vber die gerechtikait. Wiewol vnermeslicher got belai- 
digt, deszhalb die belaidigung (c) auf der seiten gottes auch vnmaessig vnd durch 
die gerechtigkait on mass zestraffen ist. hat doch siindige schuld ain gemessene 
straff auf der sey ten des sunders, der ain gemaese creatur ist. Also ist die ge- 
rechtigkait an ainer seyt vnmaessig, an der andern seytist sy gemessen. Aber 
gotliche parmhertzikait ist an beden seyten (d) vnmaessig, sy geet aws vnermes- 
lichem got durch Christum als den gesandten, inn menschen vnnd vom menschen 
widerumb in got durch Christum als vnermeslichen gnuogthuoer. Deszhalb 
wiircht in jrdischer kirch gotliche parmhertzikait mer dann die gerechtikait, doch 
hie in diser zeit der gnaden, dorinn die parmhertzikait on mass vberfliissiklich (e) 
mitgetailt vnd die gerechtikait ains tails aufgeschoben wirt. Dann guetiger got 
verzewcht (h) hie zestraffen den sunder, domit er von siinden lasse, widerkere 
vnnd puoes vberstee bis awf vollige gnugthuoung. Dieweil der mensch hie lebt, 
hat er vnbestaendigen freyen willen, der sich offt vmbkert (g). Deszhalb got awf 
besserung des menschens wartet aus vberfliissiger seiner parmhertzikait, bey der 
nyndert abgang ist. ye lenger got die slraf hie verzewcht vnd dorthin spart, 
dest swaerer wirt die straff. Wann aber des menschen geist dorthin fert, da- 
selbs ist freyer will nymer verkerlich, sonder awf was wege er hie abgeschaiden, 
also ist er dort bestaett (h). Stirbt der mensch in gerechtem willen, nemlich in 
der lieb gots vnd des nagsten, alszdenn endet er sein leben im stand der saelikait 
vnd im verdienn Christi, dadurch gotlicher gerechtikait ain benuegen beschicht 
was an jm abgeet. Stirbt er aber in aigner lieb, in vergessen gots, oder in 
hass des nagsten, alszdenn bleibt (i) er im stand der verdamnuss vnd wirt nit 
tailhaftig des verdienn vnd gnuogthuoung christi. Also ist dort in pueessunder 
kirch stat vnd zeit der gerechtikait, dorinn die parmhertzikait nach mass vnd 



392 FUNFUNDFUNFTZIGIST CAPITEL YOM LEIDEN CHRISTI. 

gelegenhait der verwiirchung mitgetailt, daneben nichtsweniger die gerechtikait 
volzogen wirt. Aber in der hell ist das gericht on parmhertzikait (k). ( 4 ) 

(a f gegnen. Psl. 84. misericordia et veritas obviaverunt sibi. sieh. 4. . 3. e. 
et im 70. . 4. p. (b ^ erstreckt. im . 13. b. (c f laidigung. sieh. 53. . 1. g. 
(d f seytten. sieh. 52. f . 5. b. et im 55. . 5. g. (e ^ vberfliissig. Luce. 6. post 
med. sieh. 46. . 7- a. et im 82. <J. 2. e. et 83. <j. 5. b. et . 9. f. (f ? verzewcht. 
sieh. . 2. e. (g ^ vmbkert. sieh. 38. . 11. e. (h J bestatt. im 100. . 8. e. et 
sieh. 31. . 9. 1. (i J bleibt. sieh. . 10. d. et sieh. 38. . 4. h. (k f hcrtzikait. 
Jaco. 2. in med. judicium sine misericordia illi. im 82. . 2. f. 

XIII. ^ Nachdem der menscb in seiner gwalt nichts gehabt rait dem or vmb 
sein schuld gotliche gerechtikait vergnuegen (a) biet moegen anders dann mit ewi- 
ger pein. Deszhalb hat got aws vbriger parmhertzikait seinn aingepornen Sun 
geben dem menschen, auf das er mit derselben heiligen gab sein scbuld moecbt 
betzalen gotlicher gerechtikait. Dadurch gottes zorn vnd strong gericht abgelainot 
wurde. Nichts parmhertzigers (b) mag verstannden werden dann so got den men- 
schen ermant sieh zuo got zekeren vnd sein hayl zesuechen, vnd sprichtzum siin- 
der (der sonst verdambtist vnd selbs nichts hat mit dem er sieh erledigen moecht). 
Nym bin meinen aingeporen Sun jhesum christum waren Got vnnd menschen, 
den magstu erlangen vnd seines verdienn geniessen. Darauf sieh derselb Jhesus 
dem sunder ergibt, daz er jnzw seinem hayl brawchen mag. Deszgleichs mag 
nichts gerechters erfunden werden, dann daz fur der menschen schuld etwas 
bessers vnd merers gegeben wirdet dann der schuld in sumrna ist, nemlich Chri- 
stus der all creatur vnd ir thunn vbertrifft (c). Darauf sol yeglicher mensch bis 
inn tod arbaiten, daz er cbristum, als gottes hoechste vnnd pannhertzige gab, er- 
raiche vnd "williklich (d) annemc, dieselb gab fur sein schuld gotlicher gerechtikait 
diemueetigklich opfer (e) nach gebiirlicher vnd cristenlicber ordnung. Dergestalt 
empfacht der mensch bestimbte gab aws gotes parmhertzikait vnd wirt dadurcb 
erledigt aus gotles gerechtikait. Weiter ist zesehen auf was wege christus sein 
gnad vnd parmhertzikait vns diirftigen menschen, rechtlich mittailen, vnd mit 
wew (f) er vns erledigen moege. 

(a f vergniigen. sieh. 53. . 10. i. (b ^ parmhertzigers. sieh. g. 12. b. et sieh. 
28. . 2. c. (c f vbertrifft. im 35- . 3. a. (d f williklich. sieh. . 4. g. (e 5 opfer. 
sieh. 52. . 5. e. (f f wew. im 55. . 1. d. 



FUNFUNDFUNFTZIGIST CAPITEL 

voiu leiden C/Iirigti. 

I. Dieweil menschlich geslaecht aus erstem stand in vngnad goles gefalen ist 
vnnd nymmer durch den weg der natur zuo got komen mag, hat Got den men- 
schen wellen, widerumb awfheben vnd nochmals fueeren zuo seinem saeligen en- 
de, durcb den wege des rechtens. Deszhalb an stat natiirlicher ordnung furgeno- 
men vnd aufgesetzt ain rechtliche (a) ordnung, nemlich daz die menschen, mitgot- 

(* In ecclesia itaque poenilenti locus est justitiae ubi misericordia impartitur secun- 
dum inensuram meritorum cum executione iustitiae. In inferoo autem iudicium est sine 
misericordia. B. 



VOM LEIDEN CHRISTI. 393 

liches Suns puoes vnd gnuogthuoung gen himel komen sollen. Wiewol vileicht 
moeglich (b) gewesen waere, sonst on pues'vnd leidcn Christi menschlichen fal 
widerzebringen. Jst doch kain weg der gnuogthuoung bas gelegner gewesen dann 
durch das wort vnd sun gottes, durch dene all creatur beschaffen seinn , die men- 
schen auch zuoerledigen. ( J ) vnd ist zuo erledigung menschlichs geslaechts nital- 
lain not gewesen daz goltes sun mensch werde , sonder daz auch derselb gotlich 
mensch fiir vns rechtliche puoes trage vnd strafliche pein leide (c). Hierauf ist 
die frag mit wew (p) christus gegen got moeg gnuogthuon fiir all siind vnd schul- 
den der menschen, dieweil eralsain creatur fur sichselbs, sonst alles (laser hat, aws 
natur (e)'schuldig ist wider zeopfern dem allmaechligen, von detn Er es hat em- 
pfanngen. Dann ain yede verniiflige crealur, obsy gleich nichts wider got thuot 
(wie dann Cristus nichts verhandelt hat) ist dannoch natiirlich verpflicht, got iren 
schoepfer zelobenvnd zeeren aus alien iron kreften jnwendigen vnd auswendigen 
was sy jndert vermag mit deme so sy von got hat. Dieweil sy aber all ir krefft 
vnd gueter allain von got vnd sonst nichts aigens hat. Darumb vermag die crea- 
tur nichts vbrigs gotzegeben. das nit von got hie vnd vorhin seiner gotlichen maie- 
stet rechtlich verpfendt (f) sey. 



(a f rechtliche. sieh. 20. . 6. d. (b f moglich. sieh. 4. . 15. k. et 5 
(c f leide. im . 4. e. et sieh. 10. 5- 10. f. (d _<f wew. im . 3. e. et sieh. 
f. et im 69. . 4. c. (e f natur. im . 9. e. et sieh. 49. . 2. a. (f f verpf 



moglich. sieh. 4. . 15. k. et 54. . 6. d. 

sieh. 54. . 13- 
verpfendt. sieh. 
50. 1. e. 

II. ^ Wiewol dem also wie yetz vernommcn. ist doch verniiftige creatur on 
jr verschuldnusz nit schuldig, weder von natur noch von recht, zeleiden odcr ze- 
sterben, laid oder pein zehaben. Dann im stand der vnschuld waere der mensch 
albeg in freyden (a) on laid vnd vntodlich beliben. Got hat all ding beschaffen, 
daz dieselben geschoepf soltcn albeg ir wesen behalten vnd daz alle geslaecht di- 
ser erden solten gesund beleiben. Er hat auch nit gemacht den tod (b) derselbe 
ist (wie Paulus setzt) durch die siind eingangen (c) in die weld vnd also ist der tod 
in alien menschen durchgangen. Nu ist der mensch jhesus in gantzer vnschuld (d) 
vnd in gottes fruendschaft albeg beliben. gotlichc ordnung, oder menschlich na- 
tur nyndert vberlreten, wider ere nye gethan , den tod oder ainicherlay pen mit 
nichte verschuldt. Deszhalb er weder leiden noch sterben (e) schuldig gewesen 
ist. Jne hiet auch got weder zuo layd noch zuo leiden , weder zuo pein noch zw 
sterben eruodert. Jn hiet auch sonst nyemant wider seinn willen toetten noch 
peinigen moegen. Aber er hat wellen vnser miller sein gegen got. Deszhalb er 
nit ins paradis (wie er seiner vnschuld nach, wirdig gewest) sonder hieher in dits 
jamertal komen ist. Der sieh aws Jieb vnd freyem willen , vns zuo erledigen vn- 
derwunden, die todlikait vnd all annder peinlicbe ploedikait von vnsern wegenan- 

( l Es ist kein Zweifel, dass Gott das menschliche Geschlecht auch auf eine andere Weise 
erlbsen konnte; er ist an keine bestimmte Form gebunden. Die Erlpsung isteinAct dergna- 
digsten Barmherzigkeit Gottes; er konnte daher auch eine andere "Weise wa'hlen. Polerat (sagt 
der hi. Alhanasius) sine ullo adventu Christi solummodo loqui Deus etsolvere malediciionem. 
Serm. 3. contr. Arianos. Und der hi. Augustin bemerkt, dass dieseArt derErlb'sung die pas- 
sendste gewesen sey. Eos itaque qui dicunt, itanc defuit Deb modus alius, quo liberaret ho- 
mines a miseria mortalitatis hujus ut unigenitum filium Deum sibi coaelernum, hominem fieri 
vellet, induendo humanam animam et camera, mortalem que factum mortem perpeti? parum 
est sic refellere ut istum modum quo nos per mediatorem Dei et hominum hominem Christum 
Jesum Deus liberare dignatur, asseramus bonum et divinae congruum dignitati; verum etiam 
ut ostendamus non alium modum possibilem Deo defuisse, cujus potestati cuncta aequaliter 
subjacent, sed sanandae nostrae miseriae convenientiorem modum alium non fuisse, nee esse 
oportuisse. De Trinit. lib. 13. cap. 10. torn. 8. pag. 936. 



394 FiiNFUNDFUNFTZIGIST CAPITEL 

genomen. vnd erst nach seinem sterben (dorinn erdiemenschen erledigt, ewigen 
tod vberwunden vnd dem dewfel obgesigt hat) ins paradis (f) komen. dauon got 
spricht. Dem sighafften wil ich geben zuo essen vom holtz des lebens, so mitten 
im paradis gottes stet. 

(a J freyden. sieh. 29. . 5. a. (b } tod. Sap. 1. sieh. 31. . 4. g. (c f ein- 
gangen. Ro. 5. in med. in omnes homines mors pertransijt. (d f vnscnuld. im . 9. 
f. (e J sterben. im . 3. f. et sieh. 53. . 2. a. (f J paradis. Apo. 2. postprin. via- 
centi dabo edere de ligno vitae. sieh. 31. . 3. a. 

III. f Nachdem Christus warer got vnd mensch all crealur vbertrifft (a), 
darumb mag er awf sieh aller menschen schuld nemen vnd dafiir gnuogthun mit 
seimm vnschuldigen leiden vnnd sterben. Dieweil nu christusverstanden, dazdie 
menscben gefallen seinn vnd khains \vegs moegen gnuogthuon vmb ir siind vnd 
schuld, weder durch sicbselbs noch durch ander awsserhalb sein, weder mit miedt 
noch gab awsserhalb ewiger hellischer pein. Wie sieh dann der prophet, an stat 
des menschlichen geslaechts, beklagt vnnd spricht zuo Christo. herr, schaw (b) 
awf mich vnd erparm dich mein wann ich bin ainig vnnd arm, erledig mich aws 
meinn noetten, gleich als sprech er, jch bin nur allain vnnd hab kainen fruend, der 
mir helffe, so hab jch selbs auch kain gab mit der jch mich erledigen moecht. 
Darumb hat Cristus an sieh menschliche leydlikait ^nnd todlikait genomen vnd 
sieh vnnsern mitgenossen gemacht, auf das er vns nach vnserm fal widerumb auf- 
recht mache, auch aus siinden vnnd dewfels panden erledig. Darawf hat Cristus 
sein vnschuldig zeytlich leiden vnd leiblich sterben got geopffert (c) fiir vnsern geist- 
lichen tod vnd ewig (d) leiden, so wir gotlicher gerechtigkait schuldig seinn vmb 
vnser missetat. Cristus als der weysist hat ge\visst mit wew (e) er gotlicher ge- 
rechtikait fiir menschlichen fal vnd schulden moecht gnuogthuon. Deszhalbsol nye- 
mantzweifeln, das vnschuldig leiden vnd sterben (f) Cristi, so er fiir vnnserpuoess 
hat erwelt, sey not gewesen als ain volkornmene gnuogthuoung. wie Paulus be- 
zewgt. daz wir got versiieent (g) seinn durch seines Suns tode. Also ist Cristus 
pricster vnd miller (h). der vns mit got versueent, er ist das opfer durcb das wir 
versueent werden. Er ist der tempel, in dem wir versueent seinn, vnd ist got mit 
dem wir versueenet sein sollen. 

(a J vbertrifft. sieh. 54. . 13. c. (b f schaw. Psl. 24. ant. Gn. unicus et pauper 
sum ego. (c J opffert. im 62. . 4. b. (d ^ ewig. sieh. 35. . 7. a. (e f wew. 
sieh. . 1. d. (f ^ sterben. sieh. j. 2. e. et im g. 5. 1. et . 9. f. et im 56. . 1. c. 
et . 2. i. et im 57. . 1. a. et 62. 4. a. (g ^ versuent. Ro. 5. reconciliati sumus 
deo per mortem filii ejus. sieh. 53. 11. c. et 54. . 5. e. et im 58. . 10. i. et 62. 
. 2. g. et 73. . 5. d. et im 93. . 2- e. (h f miller, sieh. 10. . 1. d. 

IV. ^ Wie erster Adam (a) wissenlich vnnd williklich (doch vnordenlich) hat 
wellen albeg leben, dadurch er sieh vnnd all sein geslaecht vn wissenlich vnd ewik- 
lich getoelt (b). Also hat der ander Adam Cristus williklich vnnd ordenlich wel- 
len zeitlich sterben, daz all menschen mochten ewiklich leben. Wie erster adam 
durch sein vbertretung seinn leib vermayligt vnd mitdemselbenvnrainenleibgantz 
menschliche natur verwundt vnd vnge (c) rainigt, also hat der ander Adam mit 
seinem vnuermailigtem zartem leib geraynigt vnd gehaylt all mennschen die jme 
nachuolgen oder anhengig seinn. Domit aber die gnuogthuoung got deszt ange- 
naemer sey, hat der herr sein leyden vnd sterben mit guotem vorwissen aus gros- 
ser lieb begierlich geduldtvnnd gantz williklich (d) von.vnsern wegengetragenvnd 
solhes seinen jungern vorgesagt. Des menschens sun muoes vil leyden (e) vnd ver- 
worffen werden auch gar getoett werden. Jtem die stund ist komen , daz des 



YOM LEIDEN CHRISTI. 395 

menscben sun in der sunder hende vberantwort werde. Vermainstu nit. Jch 
moecbt meinn vater pitten, daz er mir zuo rettung (f) scbickte mer dann zwelf le- 
gion engel. Gristus hat dieweyl nitgedachl auf vnser poszhait, vndanckberkaitvnd 
vngefuoer, die wirtaeglich wider gotbrawchen, sender aws mitleyden angescbawt 
vnser ellend vnd arme zeriitle menschlicbe natur. Seingueettevndsenfftmueetikait 
hat vberwunden vnser vngueette vnd grawssamkait, sein geduld vnd diemuoethat 
vbertroffen vnser wueetten vnd pochen. Er hat vns lassen genyessen, daz wir zuo 
gotee pildnuss (g) erschaffen, aucb seinn brueder vnnd mitgenossen, nemlich seinn 
wir mit jm aines menscblichen geschlaechts, das got vil schuldig ist vnd nyemants 
aus vns, ausserhalb sein, betzalen vermag (b). Er bat nit allain geliebt (i) die jme 
guots tban, sender aucb. on all rach gepeten fur jhen die jm laid zuogefueegt ha- 
ben. Wiewol wir jme vndanckbar (k) gewesen vnnd noch seinn. dannoch hoert 
er nit auf, allzeyt vns guot zetbuonvnd gnad zebeweysen vnd spricht. Yatter ver- 
gib (1) jne, dann sy wissen nit was sy tbuonn. 

(a f Adam. sieh. 34. . 1. d. (b f tott. sieh. 52. . 3. m. (c f vnrain. sieh. 28. 
. 5. c. et im 68. . 3. b. (d f williklich. im . 8. a. et h. et sieh. 54. $. 4. g. (e f 
leyden. March 8. ant. fin. oportet lilium hominis pati multa. et Marci. 14. in med. 
sieh. . 1. c. et sieh. 10. . 10. f. (f 5 rettung. Math. 26. . post med. exhibebit mi- 
hi plus quam 12. legiones. sieh. 54. g. 6. d. (g 5 pildnuss. sieh. 29. . 8. c. (h f 
mag. sieh. 54. . 1. b. (i f geliebt. im . 8. c. (k ^ vndanckber. sieh. 27. . 3. i. 
(1 5 vergib. Luce. 23. post med. im <J. 7. c. et sieh. 36. 5- 12. a. 

V. f Christus bat mit seiuem leyden vil vbel vberwunden. Erstlich (wieimm 
Job steet) den dewfel gefangen an seinem aigen angel seiner poesen list, darandeu- 
fel des herren tod, als ain koeder gelegt bet, vermainent dadurch Cristum zeuer- 
liligen, vnbewist daz durcb solben tod Cristi rnenschlich gescblaecht aus dewfels 
gwallt erledigt vnd er dewfel. nach gotlicbem Rechten, aingefanngenerdes berren 
Jhesu wurde. Do vberjn ain sterckher (b) kam, der bat jn vberwunden. Also 
hat ain poess (c) das ander vberkommen, nemlicb der poes dewfel ist durch sein 
aygene poszhait gefangen, dermass daz er nymer als grawlich in mennschlich sel 
wiirchenn mag wie vor bescbehen. Dauon geschriben steet. Belial (d) ist zuo 
scbanden worden vnnd merodach vberwunden. Zum andern, wie die menschen 
durch Adams vngehorsam seinn kummen in dewfels gwalt, also seinn sy aus dem- 
selben gwalt widerumb erledigt durch gehorsam Cristi. Dergestalt wirt die vn- 
gehorsam compensiert (e) vnd gleich aufgehebt gegen der gehorsam. Ja die vnge- 
horsatn wirt vberwunden. wie paulus spricht. Wo die siind fleusst (f) , daselbs 
ist iiberfliissiger die gnad. Die gehorsam cristi istbederseytt (g) vnermeslich, aber 
Adams vngehorsam ist seinenthalben ermeslich gewesen. So hatgotmer geuallens 
(h) gehabt in der geborsam Crisli, dann miszuallens in adams vngehorsam. Zum 
dritten hat Christus mit seinem leiden die vorhell (i) awfgeloeszt, aws derselben 
die alltuaeter erledigt. Jtem er hat auch die weld vberwunden, vnd den hymel 
(k) aufgesperrt, vnd vil mer guots geschaft. Entlich hat Cristus mit seimrn leiden 
vnd sterben (1) gegen got aufgehebt all vnser siind, vnd fur vns vnd all vnnser 
schulden (m) gnuog than (n), nachdem sein vnermeslich leben tewrer vnd hoeher 
zeschaetzen auch mer werd ist, dann all creatur miteinander, die ermeslich seinn. 
Die siind vbersich zeraitten ist vnermeslich (o), vmb das sy vnermeslichen gotbe- 
laidigt. Doch ist die siind vnndersich ermeslich, alsuil sy beschiecht von ermesli- 
cher creatur. Aber das leiden Cristi hat beder seytt krafft der vnermeslikait, sein 
anfang ist in der person cristi als imm sun gottes von dem es auszgeet, sein ende 
ist in got vater in den es geet ynnd jm geopffert wirt. 



396 FUNFUNDFUNFTZIGIST CAP1TEL 

(a f angel. Job. 40. ant. fin. in oculis eius quasi homo capietfeum. im 60. . 7. 
a. de onere eccle. c. 17. . 6. (b J stercker. Luce. 11- sieh. 36. f. 2. d. (c J poss. 
im . 8. m. et sieh. 16. . 2. e. (d J Belial. Jhere. 50. in prin. sieh. 24. . 8. a. (e 
^ compensiert. sieh. 31. . 2. h. et 32. . 1. d. (f J fleAVSst. Ro. 5. in fin. sieh. 51. 
. 7. d. (g ^ bederseytt. im . 7. a. et sieh. 54. . 12. d. (h J geuallen. im. 6. e. 
(i f vorhell. im 80. . 5. g. (k f himel. Luce. 3. post med. apertum est coelum. 
sieh. 52. . 3. f. et im 60. . 2. c. et f. et im 70 . 5. d. (1 f sterben. sieh. . 3. f. 
(m f schulden. sieh. 49- $. 1. a. (n f gnng. im . 6. f. et sieh. 36- . 12. b. et 54. 
per to. (o ^ vnermeslich. sieh. '53. g. 10. g. et im g. 7. a. 

VI. * Wiewol des herren menschait (die gelitcn hatj airi lawtter creatur, 1st 
sy doch mit der gothait dermassen persondlich veraint vnd vermaehelt, daz sy nu- 
mals hat gotliche vnd vnmaeslige (a) macht. Gleich so ain armedirn aimm reichen 
koenig (b) verbeyrat, daraus wirdt ain koenigin, die koenigklichen gwalt gewingt. 
also hat die bescbaffen menschait cristi (diegottessun vermaehelt ist) gotliche kraft 
erraicht. Ja die menschait Cristi ist got has veraint, nemlich in ainer person (c), 
dann praut vimd prewligan, die zwo person seinn. Dammb das leben der menschait 
Cristi, so mit goetiichem leben veraint (d), istmer wertdann all creatur gillt. Also 
ist desselbenn lebens vbergab bis jnntod hoher zeschaetzen, dann aller menschen 
leben, so sy durch jren fal verloren haben. Dermass mag das aynig leben Christi 
aller menscben leben widerbringen. Dasselb leben Gristi, so er fiirvns vnd vnser 
todlich schulden jnn tod gegeben vnd seinem himlischen vater geopfert hat, ist sei- 
ner gotlichen parmhertzikait angenaemer vnd geuelliger (e), dann jme aller men- 
schen siind vnangenaem vnd missuelig sein moegen. Darumb mag Christus mit 
seinem sterben vnnd mit vbergab seines lebens fur all vnser mail vnd schulden 
gnuog (f) thuon. Die gab ist groesser dann vnser verschuldung. Doch beleiben 
wir Got nichtsweniger schuldig nach vnserm vermoegen zebetzalen die natiirlich 
(g) schuld. Dieselb hat Cristus mit seimm leiden nit abgenomen. Dann souil er 
daran erstatt, alsuil an vnns abgeet. 

(a f vnmaslige. im 72. . 4. c. (b f konig. sieh. 19. <J. 11. d. (c f person, 
sieh. 19. 5- 9. c. (d f veraint. sieh. 10. <J. 8. a. (e ^ geuelliger. sieh. . 5. h. (f ^ 
gnug. sieh. g. 5. n. et sieh. 53. g. 1. a. (g 5 natiirlich. sieh. 49. 2. a. 

VII. ^ Nachdem das leben Cristi krafft hat gotlichervnermeslikait, enntsteet 
daraws ain zweyfel, ob jhen, die Cristo sein leben (a) genomen haben, moegen er- 
ledigt werden durch das sterben Cristi oder nit? Dieweil sy nit allain gegen got, 
sender auch jrenthalben vnermeslich gesiindigt, nemlich Cristo sein vnermeslich 
heilig leben geuomen haben. deszhalb jr vnermeslich siind mit dem leiden Christi 
nit sol vberwunden sein , als gleich (b) mit gleich. Aber zeuermuoetten ist, daz 
dieselben kreytziger Cristi nit gewisst noch verstanden haben, daz er warer gotes 
sun sey. als der herr selbs bekennt (c). Vater vergib jn, dann sy wissen nit was 
sy thuon. ( 2 ) vnnd spricht durch Esaiam (d). Mein angesicht hab jch nit gewenn- 
det von jhenen die mich beschuldigen vnnd in mich spiirtzen. Deszgleichs hat Pe- 
trus (e) gewisst, daz sy Cristum aus vnuerstandt haben gemartert. Deszhalb er 
dieselben lhaeter zuo bekherung vnnd puoess eruodert, domit jr siind abgewischt 
werden. Sonnst wo sy aws rechtem wissen, on rnercklich guet vrsach Christum 

( Der Sohn Gottes kam zu den Kranken, um sie zu heilen, und zu suchen was verloren 
war. Cum in ligno membra penderent, cum clavis conflxae manus et pedes essent, cum ad- 
huc illi saevirent linguis, cum se sanguine fuso non satiarent, cum aegrotantes medicum non 
agnoscerent: Pater, inquit, ignosce illis, guia nesciunt quid f admit . Tamquam diceret, ego 
veni aegros curare; quod me non agnoscunt, febris immunitas facit. St. August. Serm. 279. 
torn. 3. pag. 1130. 



VOM LEIDEN CHRISTI. 397 

getoett, hieten sy meins bedunckens fraeuenlich gefluoecht in got vnd verhandelt 
die siind jnn heiligen geist (f). ( 3 ) 

(a 5 leben. sieh. . 5. g. el o. (b 5 gleich. im 80. . 2. a. (c ^ bekennt. Luce. 
23. non enim sciunt quid faciunt. sieh. . 4. 1. (d ^ Esaiam. 50. faciem meam ab 
increpantibus. (e f Petrus. Actu. 3. ant. fin. scio quod per ignorantiam fecistis. (f 
J geist. Marci. 3. ant. fin. sieh. 36. . 12. i. 

YIH. f Das leiden Christi ist beschehen mifc solhen vmbslaenden die dasselb 
leiden in menig weis fruchtbar vnd verdienstlich auch zur gnuogthuong geschickt 
machen. Erstlicb hat Cristus aus freyem guotetn willen (a) (der allain die werch 
guot oder poes rnacbt) sein leiden verbracht vnd schantlichen tod geliten, dasselb 
leiden haben die juden (b), auch aws freyem. aber aigera poesen willen gernert vnd 
gegroesst. Zurn andern bat Cristus nit allain williklich geliten, sender er hat die 
inenschen bis in sein ende, geliebt (c), alsuasst daz er hatgraussamenschaentlicbi- 
sten (d) tod leiden wellen, mit vergiessung gantzes seines pluoets, mil offen vne- 
ren, nemlich zuo hoch oesterlicher zeyt, bei der hawpslat Jherusalem, dohin 
desselbenmals manigerley lewt kamen, aucbmitaller anderr smach vnnd scherpf- 
fisten pein, wie es ymmer gesein hat moegen. Auf das er fur vil menschen me- 
nige gab opferte vnd vns von got vil erwerbe (e). Zum dritten hat Christus sei- 
nem hawbtfeind dem dewfel verhenngt, daz jne derselb geworffen bat vnder die 
pluoetigen hennde der welhen juden, die Jfaesum nit allain zetoetten, sonder 
auch alle pein vnd smach anzelegen in staeter yebung gewesen, vnd solhes frey 
williklich gethan. Die juden haben Cristum wellen peinigen vnd gar toetten. 
Cristus hat wellen leiden vnd gar sterben. Bed parthey seinn der tat aus freyem 
willen vergleicht. Aber bed willen seinn nit gleich gewesen. Der will Jesu was 
guot vud geordent. Der juden will was poes vnd verkert (f), er ist aber dannoch 
zuo guotern gedigen (g). Wiewol Cristus williklicb (h) geliten, ist doch sein will 
nit gewesen, daz jne die juden williklich solten toetten. Jhr beder will seinn nit 
von aimm geist auszgangen, sonder dieweil der juden will , aus jrer vntugent zuo 
grawssamkait genaigt gewesen, hat Cristus aus seiner tugent in die grawssam pein 
verwilligt. Sein guoter will hat der juden poesen willenn nit genoettigt (i), son- 
der jr aygene verkerung hat denselben jren willen zuo poszhait geursacht. wie 
pharaonem (k) sein aygene poszhait zuo herttikait geursacht. Darumb hat Jesus 
mit seinem willigen leyden die juden nit geursacht zuo ziinden noch zuo ver- 
kerung jres willens, dann er hat sy dauor offt ermont jr wesen zuo guotem ze- 
keren, wie er dann judam (1) angesunnen bet von seynem poesen fiirnemen ab- 
zesteen. Ye groesser der juden poszhait in der tat gewesen vnd ye hertter des 
herren marter gescherft,desztmer ist desherren verdienn gewachsenvnd fruchtber 
worden zuo gnuogthuoung menschlicher schulden. Also hat ain poess (m) das ander 
vertriben, nemblich die poszhait der juden, hat durch das swaer leiden Cristi ver- 
triben die poszhait menschlichs geslaechts. Die marter ist durch poes lewt an 
Cristum gelegt. Cristus hat fur poes lewt die marter geliten. Dergestalt ist die 
poszhait wider sieh selbs. ain poszhait mit der andern vernicbtig, und ewiger tod 
mit zeitlichem tod aufgehebt. 

(a J willen. im f. et sieh. . 4. d. (b f juden. sieh. 40. . 9. b. el im 56. . 1. 
h. (c f geliebt. Johan. 13. in prin. in finem dilexit eos. sieh. . 4. i- (d ^ schantilichisten. 
sap. 2. morle turpissima condemnemus eum. im. 56. . 1. 1. (e ^ erwerbe. im. 9. a. 

( 3 Alioquin si ex cerla scienlia et absque legitirna causa Christum iilium del occidissent; 
opinor eos blasphemasse in spiritum sanctum, non habituros remissionem in aeternum; nisi 
legitime poenituerint, iibersetzt Berihold. 



398 SEXUNDFiiNEFTZIGIST CAPITEL 

(f f verkert. sieh a. (g f gedigen. sieh. 20. 6. d. ' (h $ williklich. sieh .4. d. (i 
f nottigt. sieh. 38. . 8. f. (k J pharao. sieh. 39. . 2. a. (1 5 judam. Mat. 26. sieh. 
29. . 3. h. (m ^ pos. sieh. g. 5. c. 

XI ^ Zum vierden hat Cristus mit seinem pittern leiden vnns alien erworben 
(a) on vnderscbid drey gnad, nemlich vergebung der siind, auch dariiber nachlas- 
sung der schuld, vnd erbschaft des himlreichs. IJas also zeuersteen ist. Wann 
die menschen,, als angewiinscht (b) siin gottes, waeren beliben in jrer vrspriing- 
lichen natur vnd imm ersten stand der vnschuld (c), bieten sy vnd jr yeder von 
himlischem vater geerbt ewige saelikait. Nu haben all menschen (die siindig 
panckharden worden seinn) verloren himliscbe erbschaft (d), die gaentzlich gefal- 
len ist auf Cristum. der allain vnnder alien menschen ist gottes zwifacher sun, 
nemlich natiirlicher nach der gothait , vnd angewiinscbter nach der menschait. 
Deszhalb er ain erb ist zum himelreich aus natur (e) vnd erster ordnung gots. 
Jnnhaltend, welcher mensch imm stand der vnschuld bestandig sey, derselb sol 
begabt werden mit ewigen himlischen freyden. Solhen stand vnd vnschuld hat 
Cristus nyndert verworcht. Deszhalb jme allain (dieweil sonst alle menschen 
vngerecht seinn) himlische erbschafft zuoefellt. Dariiber hat Christus zuo der- 
selben bimlischen erbschafft noch ain gerechtigkait erlanngt durch sein sterben, 
daz er zeleyden nit scbuldig (f) gewest waere, aber dannoch seynem hymliscbem 
vater geopffert hat fur die menschen. Nyemantkan zweifeln, dasselb vnschuldig 
sterben sey bey got fast verdinstlich vnd mit ewiger saeligkait zebelonen , nach- 
dem got nichts vnbelonets (g) laesst Nu ist sonst der herr Jhesus aller gnaden 
vol. deszhalb jtne dariiber nichtsmer hinzuogesetzt werden mag, vnd doch sein 
leiden nit vmb sonst got zuo ere beschehen ist, noch vnbclont beleiben sol. Die- 
weyl aber vnser bayler Gristus am ersten natiirlichen zuoestand himlischer erb- 
schafft gnuoeg hat vnd der verdienten gerechtikaitzuo derselben erbschaft nit be- 
dorff, hat er vns diirftigen menschen, als scinen mitbrueedern, solhesein verdiente 
gerechtikait zuo himlischem erb (das wir verloren hetten) vbergeben vnnd ausz- 
tailt vnder jhen die jme nachuolgen oder sonst ordenlich seins verdiens tailhaftig 
vnd goltes siin werden. fur dieselben hat Crislus gnuog than gotlicher gerechli- 
kait. Also haben wir durch Jesum cristum widerumb erlangt hoffnung zuo der- 
selben himlischen erbschaft, das ist zuom ewigen leben, vmb das Gristus sein zeit- 
lich leben fur vnsern ewigen tod dem allmaechtigen geopffertvnd fur vnser schuld 
gnuog than auch vns saelikait erlangt hat. 

(a ^ erworben. sieh. 5- 8. e. (b ^ gewiinscht. sieb. 10. . 10. h. (c f vnschuld. 
sieh. 30. g. 4. a. (d f erbschafft. sieh. 10. 5. 11. d. et 29. . 6- d. et im 57. . 6. d. 
et im 99. . 5. k. (e f natur. sieh. . 1. e. et sieh. 20. . 6. f. (f f schuldig. sieh. 
. 2. d. et . 3. f. (g f vnbelonts. sieh. 28. . 11. b. et im 79. . 3. a. et 100. 
. 2. d. 



SEXUNDFUNFFTZIGIST CAPITEL 

Von betraclttung ties leytlen Citristl. 

I. Nachdem all vnnser hayl (a) steet imm leiden vnd sterben Christi, desz- 
halb sol vnser ganlz gemueet vnd gedanck auch all vnser lernung vnd arbait sein 



VON BETRACHTUNG DBS LEYDEN GHRISTI. 39$ 

in betrachlung des leiden Cristi. Wie geschriben steet. Jr siillt ewrlernung (b) 
haben in tugent der biibschait auch ewr wege vnd ewrlernung guotmachen. Aimni 
rechten Cristen ist nichts genoettigers dann sein kreytz nach Christum zetragen 
vnd zelernen oder zebetrachten jbenes dorjnn sein entlichs hayl vnnd saelikait 
steet, als imm leyden vnnd sterben Cristi Der als vnser bayler vns zuoerledigen, 
hat mueessen vnd wellen sterben (c). Darauf wirt gefragt. Welherlay tod sey 
anzenemen gewesen. sich selbs zetoetten, daraus waere lebentiger gothait vnere 
entstanden. Sich in vngefell oder toedlich kranckbait zegeben ynd dorjnn zester- 
ben, daraus waere nil lawtter erschinen hohe geduld den feinden zeuergeben vnd 
guot vmb poes zethuon (d). Darumb ist amgelegenisten gewesen, in der feind 
hende zesterben vnd jr ppszhait mit geduld zeuberwinden (e). Von denen cristus 
in dauids person sagt. Mein feind haben mein sel vmbgeben (f). Jtem sy seinn 
mir zuo feinden gemacht. Solh feind (g) gottes seinn all vnd yeglich menschen 
die sich auf das poes naigen vnd wider das guot streben. Aus derselben zal seinn 
gewesen die erstockten juden (b), so wider cristum in neyd vnd zornn bewegt 
seinn, aus solhen vrsachen, daz sy, wie annder menschen, gefangen gewesen des 
deufels, der ain widersacher vnd feind ist gottes, vnd alles des was got zuogehoert. 
Dieweyl nu Cristus mit newer haylsamer lere vnd guoten werchen goeltliche ere 
gemert, die abgoetterey gehindert, der menschen saelikait betracht, vnd dieselben 
zuoerledigen aus dewfels fancknuss (i) vnd sein reich zuoerstoeren angehebt, hat 
dewfel (nachdem er durch sichselbs nit schaden gemoegt) sein knecht die juden 
wider Cristum auferweckt, denselben zepeinigen vnnd zeuertiligen. Die juden ha- 
ben dem dewfel geuolgt, vnd als todfeind den herren vmbgeben. Wie immpuoech 
der weiszbait clar geschriben steet, also, daz die vngueetigen gesprochen haben, 
wir soellen vmbgeben (k) den gerechten, dann er ist vns vnnutz vnd widorwaertig 
vnnsern werchen. Er verweist vns die siind des geselz vnd verlewmbt in vns die 
siind vnserr zucht. Er berueembt sich zehaben gottes kunst vnd nennet sicb den 
sun gottes. Er ist vns gemacht ain vberfueerung in vnsern gedaenckhen, vnns ist 
auch swaer jne anzesehen, dann sein leben ist andern vngleych, sein wege seinn 
veraendert. wir werden von jme fur lugner geacht etc. Er berueembt sich Got 
sey sein vatter. Darumb wellen wir schawen ob seine wort war seinn, auch jne 
mit schellten vnnd peynigung fragen, auf das wir erjnndert werden seiner wierde 
vnd bewaeren sein geduld. Wir wellen jne verurtailen zum aller schaentlichisten 
(I) tod. der ist desselbenmals gewesen das kreylz. 

(a f hayl. im 85. . 6. c. (b ^ lernung. eccli. 44. in prim in virtule pulchritu- 
dinis studium habentes. Jhere. 7. m prin. bona facile studia vestra. im . 6. d. et 
sieh. 29. . 11. a. et im 69. . 2. g. (c J sterben. sieh. 55. . 3. f. et im65. . 8. k. 
(d J zethun. sieh. 51. . 9. b. (e f vberwinden. Ro. 12. in fin. vince in bono ma- 
lum. (f J vmbgeben. Psl. 16. in med. et Psl. 138. in fin. (g f feind. sieh. 20. . 8. 
c. (h J juden. sieh. 15. 5. 4. b. et 55. 5- 8. b. (i ^ fancknuss. sieh. 37. . 2. e. (k 
5 vmbgeben. Sap- 2. circumveniamus ergo iustum. (1 f schandtlich. sieh. 55. 5. 8. d. 

II. f Wie erster fal ist beschehen am holtz (a) des verpoten paems. also be- 
schiecht die erledigung am holtz des heiligen kreytz (b). Dasselb hat vierort, ains 
gegen hawp vbersich. zway auf bed seytten vnd ains gegen fueessen vndersich. 
Vnden soellen wir anheben vnser kreytz Christo noch zetragen (c) in diemueetikait, 
die lasster vnnd gier auch weltlich wollust mit fueessen treten vnd vnser wider- 
waertikait mit geduld leyden. Auf der ainn seytten vnnsers kreytz soellen wir 
klagen vnser siind vnd dieselben pueessen mit kestigung (d) des fleischs. Auf der 
andern seytten sollen wir mit leiden haben vber des nagsten (e) vbel, jne trewlich 



400 SEXUNDFiiNFFTZIGIST CAPITEL v 

\nderwejsen vnd troesten. Am obern tail vnsers kreytz sollen wir \bersich be- 
trachten, bedencken vnd suoecben das leiden vnd verdienn vnsers hawps (f) Jesu 
cristi, demselben staets anhengig vnd geuolgig sein, domitwir seines warenleidens 
vnd verdienns tailhafFtig werden. Wir sollen ab jme beyspil nemen vnd be\vegt 
werden jme vnnser kreytz nachzetragen in diemuoet vnd mitsamkait (g). Dann 
bat er sein kreytz auf sicb genomen vnd von wegen der warhait zuo gottlicher ge- 
recbtigkait getragen, daran pein vnd tod gelitten, zuo ere vnd lob goltes, zuo nutz vnd 
erledigung gantzes menschlichen geschlaecbts. aucb zuo beyspil vnd trost dermar- 
trer (h), daz dieselben getroest warden, in jrem leiden zebesteen bey der warhait 
vnnd gerechtikait. von der wegen gern gestorben ist Cristus, der sonst nitschul- 
dig gewesen waer zesterben (i). Yil billicher sollten wir ploede menscben zuo 
rettung rechtens vnd der warhait, geduldiklich (k) vnd gern sterben, nachdemwir 
nit ainen sonnder vil tod verschuldt haben. 

(a 5 holtz. sieh. 30. . 3. i. (b ^ kreylz. im . 7. c. et im 85. . 6. d. (c 5 tra- 
gen. Gal. 5. in fin. camera stiam crucifixerunt. sieh. 33. . 10. f. (d J kesligung. im 
76. 5- 1. b. (e 5 nagsten. sieh. 47. . 1. f. (f f hawps. im . 7. c. et sieh. 27. . 

7. b. (g f mitsam. Mat. 11. in fin. sieh. 44. . 3. f. (h f martrer. Jaco. 5. in med. 
finem domini vidistis. sieh. 1. . 7. g. (i J sterben. sieh. 53. . 2. a. et 55. . 3. f. 
(k f duldiklich. im 85. $. 11. f. 

III. ^ Wiewol der tod Christi vergangen vnnd nymmer, so ist er doch albeg 
plueeund, derselb beilig tod ist auch vnsers hayls wurtz (a), aus der vnser erledi- 
gungvndsaelikaitprostvndwacbst(b), dannChristus vnd seins sterbens verdienn ist 
nochlebentigvndlebtewiklicb. Jst die wurtz heilig, soseinnjresstsaelig. Cristus ist 
ainsten gestorben (c) vnd slirbt nymmer leiblich, aber geistlichsol dasselb sterben 
alweg in der menscben gedecbtnuss vnd betracbtung leben. Wildu des lebenligen 
verdienn Cristi genyessen, muoestu das sterben Christi imm gemueet tragen. Du 
muoest die wurtz deines hayls, das ist den tod Christi, pflantzen in dein hertz, do- 
mit in dir wachse das verdienn Cristi vnd dein saelikait, alszdenn wirt dein tode 
sele erkiickt durch lebentigen tod cristi. Wer das leiden Christi in seinem her- 
tzen zetragen vnderlaesst, der wirt nit tailhafFtig (d) des verdienn Cristi. Wie ain 
purgatzen oder artzney dem krancken nit nutz bringt nur er nyess(e) dieselb, also 
ist das leyden Cristi nulz vnd verdienstlich allain jhenen, die dasselb in sieh nemen 
- vnnd fleissigklich betrachlen. Nym war disc haylsam ordnung gotes. Der tod 
(e) Christi ist die haylsam wurtz, derselben frucht ist das verdienn cristi. werdie- 
selb frucht erraicht vnd newsst, derselb erlangt den nutz ewigs lebens. Bemellter 
tod vnd verdienn Christi ist wolgemain (f), er mag aber dannoch aimmyedenmeu- 
scben in sonderhait gantz zuoetailt werden. Wie die sonn (g) all vnd yeglichmen- 
schen sehen moegen die jre augcn aufthuon, also mag ain yeder, vnuerhindert des 
andern, gantzes verdienn Cristi tailhaftig werden. Wer sieh darein scbickt got- 
liche gnad zuoempfahcn, derselb erraicht himlische erbschafft (h) als ain ange- 
wiinschter sun gots. (*) 

( l Dass Christus fiir alle Menschen gestorben sey, isl durch Schrift und Tradition hinliing- 
lich constatirt. Der hi. Paulus bemerkl: ,,Ein Gott ist und ein Mittler zwischen Gott und den 
Menschen, der Mensch Chrisius Jesus, der sieh selbst zumLosegeld fur Alle hingegeben hat." 
I. Tim. 2, 86; und an die Corinther schreibt er: ,,Christus ist fiir Alle gestorben." II. Cor. 

8, 15. Dasselbe lehrt die Tradition. Der hi. Cyrillus bemerkt: ,,Crucifuus est Christus pro 
omnibus et propter omnes, ut uno pro omnibus mortuo omnes in ipso viramus." Lib. IV. in 
S. Joan. Und der hi. Augustin sagt: ,,Vendere se potuerunt homines, sed redimere non po- 
tuerunt; venit redemptor et dedit pretium, fudit sanguinem suum et emit orbem terrarum. 
Quaeritis, quid emerit; videte quid dederit, et invenietis quid emerit. Sanguis Christi pretium 
est; tanti quid valet? quid, nisi lotus orbis? quid, nisi omnes gentes?" In Psalm. 36. Sieh. 
ferner Concil. Trident, sess. VI, cap. 3; wo das Concil sagt, dass, obgleich Christus fiir Alle 
gestorben ist, doch nicht Alle die "Wohlthat seines Todes empfangen. 



VON BETRACHTUNG DES LEYDEN CHRIST! 401 

(a 5 wurtz. Ro. 11. in med. si radix sancta et rami. im e. et sieh. 45. $. 6- m. 
(b f wachst. sieh. 22. . 4. i. (c f gestorben. Ro. 6. mortuus esf semel. im 57. . 
1. i. (d } tailhafftig. sieh. 3. . 10. f. et im . 5. i- et . 6. a. (e J nyess. im 08. 
.' 2. b. (e f tod. sieh. a. (f J gemain. sieh. 47. <J. 1. b. et 52. . 3. g. (g f sonn. 
sieh. 50. . 6. g. (h J erb. im . 6. b. et sieh. 29. . 6. d. 

IV. Darumbsol yeglicher mensch fur sein sundigschulden (a) in andaechtiger 
ffedechtnusz vnd dieinueeliger betrachtung das leiden vnd kreytz crlsti dem al- 
maechligen opffern (b). Yemer inpriinstiklich solh jnwendig opfer beschicht, deszt- 
mererlangt ainer dadurch gnad vnnd verdienn ausmm leiden Cristi. Jn demselben 
soellen wir billich mitleiden haben , nachdem Cristus yon vnsern wegen gelitten 
hat. Daneben kiinnen wir fiir vnsselbs kain annder leiden tragen vnns erspneti- 
lich, dann in diemueetiger andacht vnd fleissiger betrachtung des leiden cristi mit 
geduld vnd guoten werchen nach vnserm vermoegen. Sonst wirt ainer nit tail- 
bafftig des verdienn vnd slerben Cristi. Dariiber erselbs zewgnuss gibt sprechent. 
Wer sein kreytz (c) auf sieh nit nimbt vnd volgt nach mir, der ist mein nit wirdig. 
nemlich daz er kain kind der saelikait werde. Darawf bat got (lawt des ewangelj) 
jhenen die Christum annemen, gwalt (d) vnd macht (benentlich freyen willen) ge- 
benzewerden kind gottes, das ist zuoerlangen des herren jhesu leiden vnd ver- 
dienn, dadurch dieselben, so dutch die tawf von got new goporn seinn, moegen 
werden angewiinschte Sun gottes vnd miterben christi zuo himlischem erb. Ai- 
gentlich ist zemercken, daz des leiden Crisli zwayerlay gedaechtnusz seinn. aine 
jnwendigin andaechti^em gemueetdes menschens, dauonwir yetz reden. Diean- 
der gedaechtnusz beschiecht auswendig vnd wiirchlichim ambt heiliger mess, da- 
uon hernach (e) geredt wirt. 

(a ^ schulden. sieh. 20. . 3. h. et im 70. $. 6. f. (b 5 opfer. im 65. . 7. i. (c 
5 kreylz. Math. 10. in fin. sieh. 33. . 10. f. (d J gwalt. Joh. 1. dedit eis potesta- 
tem. sieh. 10. . 11. e. (e ^ hernach. im 62. . 3. a. 

V. ^ Weiter merckhe, daz got dem menschcn in seinem gemueet nit plosse 
sender ain gemessene macht, das ist vorlauffende hilf, anfancklich geben hat, ain 
Sun gottes zewerden durch seinn freyen willen. nitdazer mitseinenkrefftenkoen- 
ne solhe Sunschafft vnd gnad zewegen bringen , sender souerr er hierinn fleis (a) 
thuot alsuil an jm ist, vnd sieh zuoeberait (b) gollichegnad vnd das verdienn Chri- 
sti zuoempfahen. alszdenn laesst jn got nit vmbsonst sieh zuoeberaitten , sender 
er begabt jne mit seinen gotlichen gnaden vnd nymbt jne aufzuo aim angewiinsch- 
ten(c)sun, dann gotlicher einflus (d) ist gemain alien jhenen die sieh darnach 
schicken(e) gnad gottes zuoempfahen. die gnad gotsmangelt dirnit, niirduschaw 
auf, daz an dir kain mangel sey solhe gnad zuoempfahen, nemlich da/dugotdesz- 
halb pittest, ersuechest vnd anklopffest (f), alszdenn wirt dir awfgethan. Welch 
menschensich numals mit hilf gots in irem gemueet vnd freyen willem darnach 
schicken, daz sy fahig seinn des verdienn christi vnd thuon darawf was jnen awf- 
gesetzt ist, alszdenn werden sy durch dasselb verdienn Crisli, gerecht(g) vnnd kind 
gotles auch miterben Christi vnd angesetzt an das erb ewiger saelikait. Darawf 
gepewt vns heilfger geist in der schrift, daz wir sollen mercken vnd ansehen (h), 
wieuil vnmaessiger lieb himlischer vater an vns gelegt hab, daz wir kind gottes ge- 
uent werden vnd auch seinn. Darawf sollen wir fleis ankeren solhe kindschaftnit 
zeuersawmen, dann wiewol Christus mit seimrn tod fiir allermenschen siindgnuog- 
than, aber solher gnuogthnoung werden allain tailhaftig (i) jhen, die sieh Christo 
orgeben vnd volgen seiner lere vnd ballten seine gepot. Sonst wo all menschen 
on vnderschid in das verdienn cristi eingeslossen vnd on ir zuothuon saelig wur* 

U. o i t h m e i e r, Berthold's Theologey, 26 



402 SEXUNNFUNFFTZIGIST CAPITEL 

den, dasselb beschaech wider ordnung gotlicher gerechtikait. Dann Ghristus selbs 
von seimm verdienn awsscblewsst vier geslaecht, benentlich die vngetaiifften vncl 
vnglaubigen als kotzer vnd ander, auch vbertreter der gepot vnd vngepueesst sun- 
der, vnd spricht. Welher glaubt (k) vnnd tawfft ist, der wirt saelig, der aber nit 
glawbt, wirt verdambt. Jtem wildu eingeben zum leben, muoestu hallten die ge- 
pot (I). Jtem nur allain ir Ihuot puoes (m), sonnst wert ir all miteinander 
verderben. 

(a f fleis. sieh. 40. . 5. a. (b J berait. sieh. 4. . 4. i. (c f gewiinscht. sieh. 
10. . 10. h. (d f einflusz. sieh. 21. . 4. a. (c ^ schicken. sieh. 31. . 4. c. (f f 
anklopfest. Luce. 11. post prin. pulsate et aperietur vobis. sieh. 53. . 6.k. (g f ge- 
recht. sieh. 4. . 4. g. (h ^ ansehen. 1. Job. 3. in prin. videte qualem charitatem 
dedit nobis pater ut filij dei nominemur et simus. sieh. 47. . 4. f. (i f tailhaltig. 
sieh. . 3- d. (k f glawbt. Marci. 16. in fin. im 59. . 7. g. (1 f gepot. Mat. 19. in 
med. sieh. 4. . 15. b. (m 5 pues. Luce. 13. in prin. sieh. 42. . 6. m. 

VI. f Wer mi das verdienn vnnsers bailers versawmbt vnd sieh desselben 
vnfaebig (a) macbt, der bleibt r^chtlich enntsetzt des himlischen vaters erbschafft, 
nachdem darzuoe derselb laessig menschkain erb (b) ist, sender ermuoes sein sun- 
dig schulden selbs pueessen (c) in ewiger verdamnusz, nachdem er sonst nit mag 
bezalen noch Cristus fur jn bezalt hat. Darumb vor alien dingen sol sieh der 
mensch selbs am ersten lernen erkennen (d), alszdenn mag er finden, daz er dem 
alrnaechtigen vil schuldig ist vmb hilf vnd gab die jm got geraicht, gegeben vnnd 
versprochen, aber er versmaecht hat vnd derselben schulden kaine (e) bezallt, noch 
betzalen kan. Deszhalb jm vorstet straff ewiger verdamnusz, von derselben straff 
hat in Got wellen sonnderbar erledigen, vnd 1'iir jn bezalen lassen durch das leiden 
vnsers herren jhesu. Wer yetzgemelt sein schulden vnd sein ellend nit erkent, 
der hellt nicbts vom leiden Christi noch glawbt, daz christus von seiner siind we- 
gen gestorben sey. Wer aber seinen fal vnd aigen ellend (f) wesen erkent, der 
mag leicht bewegt werden zeglawben daz jne aus seinem poesen ellend Cbristus 
mit seinem heiligen ellend hat wellen erledigen. Darawf beraitt sieh ainer gern, 
domit er des leiden Christi tailhaftig (g) vnd dadurch von seinem ellend vnd schul- 
den gegen got erledigt werde. Dann wie dem menscben not ist gewesen (hat er 
anders ain mensch sollen werden) daz jne got aws nichte bescbaffe, also istyetz 
not(b) daz jn warer got vnd mensch cbristus widerumb beschaff(das ist erledig) 
aws der nichtikait darein er durch sein siind gefallen ist. Dergestalt verbringt got 
im menschen drew grosse wercb. Am erslen hat lawtter got den menschen be- 
schaffen aus nichding. Zum andern hat got vnd mensch christus den menschen 
aus nichtikait, darein er gefallen (i) was, erledigt vnd widerumb gesetzt in den stand 
der gerechtigkait. Zum dritten wil got den menschen mit seinem zuoethuon (k), 
so er solh erledigung vnd gerechtikait nit versawbt (I), saelig machen in ewiger 
glori. Dieweil nu all vnser hayl slet am leiden christi, darumb sollen wir kain 
zeit feyern noch vns sparen, tag vnd nacht zelernen vnd dasselb leiden zebetrachten 
auch daraws zuoerlangen das verdienn christi, das ist hiegotlichegnad vnnd parm- 
hertzigkait, dort ewig freyd vnd saelikait. 

(a ^ vnfahig. im g. et sieh. . 3. d. et im 59. . 4. d. (b f erb. sieh. . 3. h. 
(c f puessen. sieh. 53. 10. e. (d f kennen. sieh. g. 1. b. (e 5 kaine. sieh. 52. . 
7. h. (f ^ ellend. im 67. . 1. o. (g f tailhaftig. sieh. a. (h f not. im 57. . 1. 
a. (i f gefallen. sieh. 43. 15. e. (k ^ zuethun. sieh. 43. . 15. g. (1 ^ versawmbt. 
sieh. 11. . 7. c. et im 60. 14. g. 

VII. ^ An bestimbtem leiden Cristi steet alle kraft vnd handlung der kirch, 
die iren gantzen scbatz (a) vnd vermoegen hat allain im verdienn christi. Daran 



VON BETKACHTUNG DBS LEYDEN CHRIST!. 403 

bangt aller menschen hay! vnd erledigung. Diser schatz des bimelreichs, das ist 
jrdischer kirch (lawt des ewangelj (b) )ligt verporgen im acker der menschait chri- 
sti, die fur vns geliten vnd vnns in kraft seiner verporgen gothait erledigt hat. Wer 
nu auf sein fleissig suoechen, solhen scbatz findet, das ist, wer erjndert wirt daz 
sein erledigung bescheben sey durcb das kreytz christi, derselb fasset denselbep 
scbalz des leiden Christi in sein gemueet vnd verpirgt den vnder sein hertz vnd 
geethin vor freyden seiner erledigung vnd verkawfft oderveracht alleswaserzeit- 
lichs hat, vnd kawfft bestimblen acker, das ist er nymbt awf sich das kreytz (c) vnd 
betracht vor alien dingen das leiden vnd sterben christi. Jn demselben findestu 
himlischen schatz, den vnser hailer Jhesus mit alien sacramenten (d) in die Gamer 
christenlicher kirch gelegt hat. Sonderlich ist zeraercken, daz in demselben kirch- 
schatz manigerlay klainat ligen. Erstlich das verdienn chrisli, so er rnit seinem 
leiden der kirch von got erlangt vnd die kirch von Christo empfangen hat. Den- 
selben schatz sol vnd mag die kirch vnder jre glid, wo not ist, mildiklich auslailen 
on abgang. Dann das leiden christi ist gnuogsam vnd vberfliissig fur all vnser 
schuld vnd geprechen (e). Deszhalb bemelter scbalz nymer zergeet noch zerint, 
nymer zerpricht noch abnymbt. Dargegen moegen weder hellisch porten (f) noch 
ichts anders widerwaertigs obsigen. Aws disein schatz moegen all menschen 
geistlich gereicht werden vnd widerumb gesetzt an gotlich erb, das sy anfancklich 
imparadis, nachuolgend mit wiirchlichen siinden, in vil wege verworcht heten. 
Darumb gepewt vnns der herr. Machet Ew saeckel (g) die nit erallten vnd ainn 
schatz der nit abnymbt im himel, dohin kain dieb kumbt vnd dene nit mucken 
fressen, wo ewr schatz ist, daselbswirtauchEwr hertz sein. Dermassen beschiecht 
aws beruertem kirchschatz gantze vnd volkomenliche gnuoglhuoung fiir all vnd 
yeglich siind, schulden vnd mail, doch nach mass alsuil ainer des leiden Christi 
tailhaftig wirt. 

(a ff vom sehatz der kirch. im . 8. e. et sieh. 4. . 2. i. et . 5. a. et sieh. 50. 
. 2. h. et 52. 5. d. et im 58. . 14. e. et im 71. . 2. b. et im 84. $. 3. e. et . 
9. i. (b ^ ewangeli. Math. 13. simile est regnum coelorum thesauro. (c ^ kreytz. 
sieh. . 2. b. et f. et sieh. 33. . 10. f. (d f sacrament, im g. 9. a. et im 58. . 14. e. 
(e f geprechen. im 58. g. 2. g. (f ? porten. Mat. 16. sieh. 11. . 5. f. (g ^ sackel. 
Luce. 12. in med. facile vobis sacculos. 

VIII. ^ Zum andern, ligt im kirchschatz der heiling verdienn, sonderlich 
marie (a) der muoter christi. Etlich heiling seinn in muoeterleib geheiligt, als 
Johannes (b) tauffer, Hieremias vnd ander, die nach vergebung der erbsiind nye 
khain vbel sender vil guoter werch than. Jr leib gekestigt vnd sonst jamer, ellend 
marter vnd not geliten, mer dann sy verschuldt haben. Solhes alles ist zuo vo- 
drist got zuo lob, darnach jnenselbs zw hayl, zuo lesst vns zuo beyspil vnd staet- 
licher hilf beschehen vnd inn kirchschatz gelegt worden. Dann gotliche ordnung 
vermag daz guote werch, drey friicht (c) tragen. Erstlich den lob gotes, nachmals 
das hail jhenes der guoet werch thuot, am lessten, daz die werch nutzlich seinn 
jhenen lewtten fiir die sy beschehen, souerr dieselben solher guoeten werch vnd 
irer friichl wirdig vnd fahig (d) seinn. Daz aber neben dem leiden vnd verdienn 
Christi vnns zuo staten komen vnnd im kirchschalz (e) ligen der heyling guoete 
werch vnd verdienn auch der erwelten pete, das erscheint in sand Paul, doerzun 
Colossern sagt. Wir vnderlassen nit, staetigs fiir Ew zepelten, domit jr erjnndert 
wert gotlichs willens etc. Nu erfrey ich mich in meinem leiden so ich leide fiir 
ewals fiir den leib (f) crisli, das ist die kirch mit dem erfiill ich in meinem leib den 
fal oder fuoesslaffen der verbliben ist vom leiden christi. Mit disen wortten gibt 

26* 



404 SIBENUNDFUNFTZIG1ST CAPITEL 

Paulus zeuersteen, daz sein vnd anderr heiling petevndleiden, als fuoesstaffen des 
fals vnd leidens (g) christi, demselbenleidenzuoegefueegt vnnd inn kirchscbatz ge- 
legt werden, auch der kirchen gliden zuo nutz komen, dergestalt daz des herren 
vnd seiner heyling vberbelibene (h),guottat abnymbt vnser vberbelibeneschuld dor 
vbeltatnoch mass vnnserr schickligkait. Das alles, mitsambt dem leiden christi 
ist zeraitten fur der kirch schatz. Docb das luiden vnd pete christi ist desselben 
schatz hawpsumtn vnd allain gnuogzuo bezalung aller schulden aberausgotlichen 
gnaden vnd hoffenlicher ordnung werden zuoegelassen die leiden vnd pete derer- 
welten, als zuofallende gueter des schatz. Got zuo grosser ere, der himlischen 
kirch zuo zier vnd jrdischer kirch zuo Irosst. 

(a J marie, sieb. 4. .5. g. et im 79. . 2. c. (b 5 Johannes. Luce. 1. in prin. 
Here. 1. sieh. 19. . 2. a. el im 88. . 2. b. (c f frucht. sieh.22. . 9. g. el im 79. 
. 3. a. et . 6. a. et 84. . 2. a. (d f f'ahig. sieh. 18. . 7. h. (e J kirchschatz. 
Collo. 1. post prin. et ant. fin. Non cessamus pro vobis orantes etc. nunc gaudeo in pas- 
sionibus meis pro vobis. sieh. . 7. a. (f ^ leib. Collo. 1. ant. fin. sieh. 47. . 2. c. 
(g f leidens. sieh. 32. . 2. i. (h f vberbeliben im 87. . 3. c. 

IX. f Doch merckh. Das nachlassen der siind steet allain itnm verdienn 
christi. desselben wirt ain mensch tailhaftig durch sein rew, glawb vrid tauf, des- 
gleichs nachlf/ssen der schulden wirt auch erlangt aws kral't des leiden chrisli. 
aber nur souil der mensch desselben tailhaftig wirt durch anndere sacrament (a) 
oder durch sondere rew vnd guoete werch , auch daneben souil er erlangt aws 
der kirch schatz. Dann solh nachlassen der schulden hat christus gewibentinder 
kirchen schatz. Dermass was dem menschen abgeet an seiner rew, fleis oderwer- 
chen, dasselb mag erstat werden aus der kirch schatz, das ist aws dem leiden chri- 
sti vnnd seiner heiligen sacrament, deszgleichs aws der heyling vberflussig ver- 
dienn vnd aus furpete erwelter personen. Bestimbten kirchschatz baben auszze- 
tailen die geistlichen selsorger, ainer vil , ainer wenig, nach gelegenhait aines 
yeden gwalts vnd ambts. Dorinn Papst (b), alsobrisler Statbalter christi, vol- 
machtigen gwalt hat. 

(a 5 sacrament, sieh. . 7- d. (b f papst. im 89. 5- 4. e. 



SIBENUNDFUNFTZIGIST CAPITEL 

Von der vrstend clivisti vnd andcvr meusclteiu. 

I Wie das sterben Christi zw aufhebung der siind vnd ablegung ewiger 
straff, not (a) gewesen, also ist not seiner vrstend zuo Ere gottes auch zuo nutz 
vnnd trost der menschen. Wo Christus nit erstannden (b), waer aws seinem 
sterben wenig frucht eruolgt bey den menschen. Dieselben hieten kainn glaub 
noch hoffnung gesetzt in toden erlediger der sichselbs noch nit von seinem tod 
erledigt. Deszhalb jme , als aimm toden, in seiner lere wenig leut nacbgeuolgt 
noch vrstend des fleisch glaubt hieten. Ja wann christus noch tod vnd vom tod 
nit erstanden, waere vnmoeglich, daz sein christenlicher glawb dermassen , wie 
biszher beschehen, aufgenomen hiet. gleich wie aws aimm gesaeten traid koerd- 



o 



VON DER VRSTEND CHRISTI UNO ANDERR MENSCHEN. 405 

|en, das gar verdorhen 1st, nichts wachsen mag, so aber das koerndl (c) nurver- 
fault vnd noch etwas von seiner substantz hehelt, alszdenn wirt es widerumb 
erkiickht vnd brin^t menigfeltig fru'cht. Also ist die frucht christenlichs glaubs 
ain gewiss warzaichen , daz christus nit tod beliben , sonder zu ewigem leben 
warlich widerumb erstanden vnd aufgefaren ist. Christus hat sichselbs erkiickt 
in kraft seiner gothait, die nach seim sterben bey dem leyb itn grab (d) vnd bey 
der sele in der vorbell gewesen vnd allenthalben vor vnnd nach hat geholfen der 
menschait christi in alien vnsers hayls notdiirfligen sachen, souil sein heilige 
menscbait allainnit hat awsrichten moegen. Christus ist erstanden in clarificier- 
tem (e) leibvnd denselben leib seinen jungern menigfelliglich vnd scheinbarlich (i) 
gezaigt. Zuo beweisung daz sein erwelt dergleichen auch werden ersteen (g) zuo 
vntodlichem leben. Wie Paulus (h) setzt, daz cristus werde reformieren den leib 
vnserr diemuoet, der gleich figuriert sey dem leyb seiner clarhait, als dann mit 
christo vil heylingerslanden seinn, nach jnnhalt des ewangcli (h). Christus wirt 
auch nymer sterben. Er hat vns mit ainigem seinem leiblichem tod gnuogsam- 
lich erledigt. Deszbalb fiirler seines andern sterbens vnnot ist. Dabey wir sol- 
len abnemen , daz wir nach vnserr geistlichen vrstend voin tod der su'nde , nymer 
solien sterben in siinden, als gcschriben (i) stet Christus ist von den toden er- 
standen. Er stirbt yetz nymer, der tod wirt fiiran vber jne nit herscben, daz 
er gestorben, ist ainsten (k) beschehen von wegen der siinde, daz er aber lebt (i), 
lebt er von dem ewigen got. Dergleichen halt Ew auch dafiir als seyt ir tod 
der siinde vnd lebentig dem almaechtigen im herren Jhesu christo, biszher 
Paulus. (') 

(a f not. im . 2. a. et sieh. 55. . 3. f. et 56. $. 6. h. (b ^ erslanden. sieh. 9. 
. 6. e. et 54. 10. i. (c ^ korndlen. Job. 12. nisi granuin frumenti im . 2. c. 
(d f grab. sieh. 10. . 8. b. (e ^ clarificierten. Phil. 3. in fin. im . 6. a. et im 68. 
. 4. k. (f 5 scheinbarlich. Luce. 24. ego sum nolite timere. Job. 21. tercip mani- 
festatus est jhesus discipulis suis. (g ^ ersteen. im . 5. b. et sieh. 6. . 1. i. et 28. 
. 10. e. (h f paulus. Phil. 3. in fin. (h f ewangeli. Mat. 27. im SO. . 5. k. (i 5 
geschriben. Ro. 6. post prin. sieh. 56. g. 3. c. et im 56- .3. e. et 60. . 4. f. (k f 
ainsten. im 62. . 4. g. (I f lebt. sieh. 31. . 4. d. 

II. * Welher mass not (a) gewesen, daz Ghristus sey warer mensch vnd got 
der vns erledigen solle vnd moege, also ist not daz christus als got sein verstor- 
hene menschait selbs erkiicke , auf das er die toden menschen solle vnnd moege 
widerumb erkiickhen, die erwelten zuo ewigem lebon, die verkerlen zuo gericht. 
Dauon Paulus also schreibt. So ain vnweiser fragl (b) wie doch die toden moe- 
gen ersteen? Darawf antwort. was du saeest, das wirt nit lebentig, nur es 
sterb vor etc. Es wird gesaeet (c) ain verwesenlich leib , vnd awfersteen aiu 
vnuerwesenlicher, gesaeet wirt ain vnedler, vnd wirt ersteen in der glori, ain 
swacher leib wirt gesaeet vnd aufersteen ain kreftiger, ain tyeriscber leib wirt 
gesaeet vnd ain geistlicher leib wirt ersteen. Jst der leib tyerisch (d) so ist er 

(' Die Auferstehung Christi bildet die Fundamentallehre des Christenlhums; denn ist 
Christus nicht auferstanden, sagt der hi. Paulus, so istunserePredigt eitel. Wie \vir im ersten 
Adam alle gesiindigl haben, so werden \vir in dem andern Adam, in Christus auferstehen. 
Diese Grundlehre des Christenthums \vird von der Schrift und Tradition einstimmig gelehrt. 
Wenn auf die Analogic mit dem Samen hingewiesen wird, so muss \vohl bemerkt werden, dass 
von einerPalingenesie keine Rede seynkann, wie dieses bei der Pflanzen- undThierwelt stalt- 
flndet; indem in der Auferstehung \vesentlich derselbe Leib aufersteht, der mit der Seele in 
diesem zeitlichen Daseyn verbunden war. Es ist kein neuer, sondern ein erneuerter und ver- 
klarter Leib (1 Cor. 15,. 42), und frei von der Korperlichkeit, der auferstehen wird. Catech. 
rom. cap. 12. 



406 SIBENUNDFUNFTZIG1ST CAPITEL 

auch geistlich etc. Der tyerisch leib brawchtsich tyerlicher sindlikait, die ain 
geisllicher leib nit brawcht. Dann verwesenlicher leib mag nit sein in der 
vnuerwesenhait. Darumb setzt Paulus weiter. Fleisch (e) vnd pluot moegen nit 
besitzen das reich gols, noch zeriittlikait die ewikait. Vernym dise gehaim. Wir 
all (f) werden ersteen, aber nit all verwandelt, die toden werden ersteen vntod- 
lich vnd wir verwandelt etc. gleich als sprecb Paulus. Die erwelten werden 
verwandelt in claren leib, aber die verdambten ersteen wol in vntodlichem, aber 
in vngestaltem leib, nach gelegenbait irer verwtirchung. Darauf setzt paulus 
daselbs. das hie zeriitt (g) ist, muoes dort anlegen vnzeriittlikait vnd das 
todlich muoes anlegen vntodlikait. Das wellestu versteen dergestallt. wie 
hernach volgt. 

(a ^ not. sieh. . 1. a. (b <J fragt. 1. Cor. 15. post raed. quomodo resurgent 
mortui. sieh. 15. . 9- d. (c f gesaet. seminatur in corruptione. sieh. jj. 1. c. (d ^ 
tyerisch. si est corpus animate, im 68. . 1. i. (e ^ fleisch. 1. Cor. 15. ant. fin. 
sieh. 34. . 11. b. (f ^ all. omnes quidem resurgemus im. . 5. a. (g ^ zeriitt. 
im g. 4. b. 

III. ^ Got hat anfaenklich aws vier elementen formiert menschlichen leib, 
denselben fahig gemacht aines geistes, den geist darawf beschaffen vnnd dem 
leib eingossen, dasleibliche creatur (die sonstirer art nach vnuerstandig ist) durch 
iren geist kaeme erstlich zuo erkanntnusz (b) vnd lieb gots, darnach zuo hoherm 
stannd des himelreichs, zuo deme der mensch enntlich gewident was. Nachdem 
aber menschliche natur ir leichtfertikait im Adam (c) ertzaigt vnnd sicb daselbs 
des ersten stand vnd des paradis (d) vnwirdig gemacht nuch selbs in todlikait er- 
geben, hat sy Got aws irer ordenlichen wonung, benenntlich ausmm paradis, ge- 
triben. Dadurch menschliche natur herab vnder (e) die element in vihische (f) 
vnnd sterbliche natur gefallen ist. Dann die element seinn vnder jnselbs wider- 
waerlig (g) vnd nit lang beyeinander bleiblich in ainem vnderschidlichem ding, 
als in tyeren, wurtzen, krawt vnd auch in menschlichem leibe. Deshalb derselb 
leib mit der zeil muoes zertrent vnd vntuchtig werden. Wann nu in mensch- 
lichem leib die element sieh voneinander zertrenen, mag die Sel nyrner im leih 
bleiben. dadurch kann der leib nit lenger leben. Nu steet geschriben (g), daz 
alle werch, die got gemacht hat. ewiglich beleiben. Deszhalb die menschen nit gar 
zergeen noch ewiklich vngeordent sein sollen, nemlich die Erwelten vnbegabt 
vnd die verkerten vngestrafFt. Darumb ist not, zuo volziehen den anfang vnd zuo 
erlangen das ende des menschens, der aws seiner schuld vnd zeriitter natur leib- 
licb gestorben vnd sein leib in die element zertailt vnd also vnvolkomener mensch 
worden ist, daz derselb leib erstee (h) vnd aws den elementen widerumb zesam 
gebracht vnd seinem geist zuogefueegt werde. wie dann aines yeden menschens 
sel vnd leib in seiner muoeter bawche taeglich zesam gefueegt werden. Vnnd waere 
wider gotliche macht vnd mildikait daz die menschlichen personen, die vber 
ander creaturen gesetzt seinn, solten albeg vnuolkomen beleiben vnd nymer wider- 
umb mennschen werden. Deszhalb eraischt gottes ordnung vnnd natur, daz die 
menschen widerumb ersteen, nach lawt Christennlicbs glawbs (i). Ja die ord- 
nung aller creatur eraischt daz der mensch ewiklich beleib, wiewol er aus ver- 
schuldnuss ain zeit strafweis ligen muoes im tod. solhen tod (k) hat doch die 
stind geursacht vnd nit got. der wol geordent het, der mensch solt vnsterblicb 
sein vnd ewiklich beleiben. Yon wegen der siind wil got den menschen mit 
zeitlichem tod nur straffen, nit gar awsleschen, sonder er spricht zum menschen. 



YON DER VRSTEND CHRISTI VND ANDERR MENSCHEN. 407 

Jr solt waschsen (I), vnd ew meren. Zuo ainem waren antzaigen, daz got den 
menscben an das ende, nemlich zuo saelikait, darlzuoe er jn beschaffen vnd ge- 
wident hat, noch binfiir gnaedigklich bringen wil, souerr er gotliche gnad nit 
verwiircht. 

(a ^ elementen. sieh. 26. . 1. c. et 44. .. 1. f. (b f erkanntnuss. sieh. 45. 
3. c. (c J adara. sieh. 30. . 4. h. et 34. . 1. d. (d 5 paradis. sieh. 30. . 4. a. 
(e f vnder. sieh: 26. . 1. c. et im 59. . 8. a. (f ^ vihisch. sieh. 31. . 6. g. (g f 
widerwartig. sieh. 28. . 10. c. (g f geschriben. Ecclcs. 3. (h J erstee. im 
. 5. c. et im 60. . 4. et 100. . 11. a. (i ? glawbs. sieh. 6. . 1. i. (k f tod. 
Sap. 1. sieh. 21. 5- 6. e. et 31. 5- 4. g. et 53. . 2. a. et im 67. . 3. a. (1 f wach- 
sen. Gen. 1. et 8. sieh. 51. . 16. b. et im 99. . 3. e. 

IV. ^ Der vrstend ist auch not zuo volziehen des inenschens bayl oder straff 
vnd zuo erfiillen sein freyd oder layd, so die menscben hie anheben vnd dorthin (a) 
fueeren im geist. vnnd nit im leib, vnd haben doch hie durch den leib wol oder 
vbel gehanndelt. Darumb sol des menschens bay! oder siraff, freyd oder layd 
durch den leib volendt werden. Dasselb beschicht nit hie in disem leben, desz- 
halb muoescsbeschehen nach vrstend des leibs. Dann himlische freyd vnd hellisch 
layd (b) waer on den leib vnuolkomen. Aws natur liebt sieh der mensch selbs, 
doch ordenlich als ain pildnuss gots, vnordenlich so er sieh fur got liebt. Er 
wil auch daz solhe lieb albeg beleib. Darumb begert der geist seins leibs vnd 
zewcht (c) denselben zuo sieh, auf das er sein lieb ordenlich oder vnordenlich 
albeg vnd volkomenlich verbringen moege. Christus hat auch versprochen, daz 
die erwelten in jnselbs volkomene freyd (d) haben werden. Die maist vrsach, 
derhalb der menschen vrstend vnwidersprechenlich zeglauben. ist, nachdem entlich 
jungster lag kiinftig wirt, zerichten vber lebentigvnd tod, vbergerechtvnnd vber 
vngerecht menschen, die haben wol oder vbel than mit leib vnd seL Deszhalb 
muoes der leib ersteen (e) , auf das er mitsambt seimm goist anngstiichs vrtails 
gewartle. Dann wiewol der mensch nach seimm sterben kain mensch mer ist, 
bleibt (f) doch sein verdienn oder vnuerdienn, zuo jungstem tag zebegaben oder 
zestraffen. Darumb mues der verstorben mensch ersteen vnd wiclerumb ain 
mensch werden, sonst belib sein verdienn oder vnuerdienn vmbsonst vnd verge- 
bens. Nochmer, dieweil lawter geistliche natur, als die engel, desgleichs lawter 
leibliche natur, als himel vnd stern, ewiklich beleiben vnd nit zergeen. Daraws 
ist zeuermuoetten, daz vernriischte (g) natur nemlich der mensch, so geistlich 
vnd leiblich vnderainst ist, auch ewiklich beleiben werde, wiewol des menschens 
bed nalur, fur ain straff, bis awf jungsten tag, von einander geschiden seinn. Zuo 
derselben zeit wirt not sein daz menschlicher leib erstee vnd seinem geist zuo- 
gefueegt, vnd daraws widerumb der vorig mensch weide. Doch wirt der leib 
ersteen nit in voriger elementlicher grobhait (h), sender in subtiler mass, wie 
obstet in Paulo. 

(a f dorthin. sieh. 46. . 5. f. (b f layd. sieh. 28. . 8. g. et 48. . 6. c. (c f 
zewcht. im 60. . 3. h. (d f freyd. job. 17. sieh. 46. . 5. d. (e f ersteen. sieh. 26. 
5. 6. c. et 37. 5. 12. g. et im 88. J. 7. d. et 100. g. 7. c. (f f bleibt. im 100. 
. b. a. (g J vermuschte. sieh. 27. . 1. e. (h ^ grobhait. 1. Cor. 15. in fin. opor- 
tet corruptibile hoc induere incorruptionem. sieh. . 2. g. 

V. ^ Aws allem obuerschribem furtrag ist vernomen, daz die vrstend mensch- 
licher leib kiinftig (a) wirt vnd deszhalb moeglich sein muoes. Ynd wiewol dits- 
mals in sonderhait khain toder ersteet, jst doch gaentzlich zegelawben, daz zuo 



408 SIBENVNDFttNFTZIGIST CAPITEL 

jiingstem tag all menscben miteinander werden ersteen, angesehendaz cbrislus (b) 
in seiner waren menschait fur vns gestorben vnd vor vnser erstanden ist, domit 
er vnns zuoeberait bat den weg der vrstend, die alien menschen zuogehorig vnd 
gemain aucb raocglich ist. Also werden zw jungstem tag menschlich leib aws 
vier elemcnten von alien orten widerumb zesam (c) gefuecgt vnd yeglichcr leib 
durcb seinen geist widerumb zurn lebcn gebracht. Vnd ist vil ansehenlicher got 
werde deinen leib, den er anfancklicb aus nicbding beschaffen hat, fiiran aws 
etwe, ncmlicb aws den elementen (d) widerumb zesam bringen, dann daz er sein 
geschoepf an dir Hess gar vnd ewiklich zuo verliir koemen. Hat got anfangs all 
menschlich leib aws nichding gemacht, vilmer wirt Got dieselben leib widerumb 
zesam fueegen aus stawb vnd kot, darein sy ain zeit zuo straff verwandelt. Seinn 
himel vnd stern von wegen der menschen beschaffen vnd dannoch ewig vnd 
vnuerwesen beleiben, vil mer sollen jr obrer die menschen, nach irer zertrennung, 
das ist nach irem sterben als nacb volziebung aulgesetzter natiirlicher puoes, 
widerumb gantz werden vnd komen zum slannd der vnuerwesenhait. An- 
gesehen daz vnser vorgeer Christus warlich erslanden ist, auch daz got ewik- 
lich durch die menschen geert (e) sol werden. deszhalb mueessen sy wider- 
umb ersteen. ( 2 ) 

(a f ktinftig. sieh. $. 2. f. ct sieh. 1. . 8. e. (b ^ christus. 1. Thes. 4. in fin. 
resurrexit ita et deus eos qui dormierunt per iesum adducet cum eo. sieh. . 1. g. 
itn . 6- e. et im 82. . 5. b. (c ^ zesam. sieh. . 3. h. et im . 6. f. et sieh. 19. 
5. 9. g. et 21. $ 5. f. et im 81. . 11. f. et 99. . 6. e. (d ^ elementen. sieh. 44. 
. 1. f. (c f geeret, im 88. . 7. e. 

VI. f Daneben ist not gewest, zuo beuestigung christenlichs glaubs, daz 
Christus mit seimm clarificierlem (a) leib, in angesicht seiner junger, auffar (b) 
gen himel , dorjnn er als ain Sun gots fur sieh vnd seine erwelte glid rechtlich 
eingenomen hat sein reich vnd natiirliche erbschaft von seinem himelischen vater, 
bey dem er sitzt (c) an der gerecchten, zw glawblichem anzaigen, daz er dasselb 
reich vnd erbscbaft (d) seinen erwelten bruedern, als gotes angewiinschten siinen 
vnd toechtern, tailen welle. Dann dieweil derselb Christus ain mal leiblich ge- 
storben vnd widerumb vom tod erstanden vnd zunn himeln aufgefaren. Jst 
ganlzlich zegelauben vnd gewiszlich zeuerhoffen , daz nach jme (wie Paulus (e) 
beschreibt) dietoden, so dem berren nacbgeuolgt vnd im nom jesu sterben, iu 
der zuoekunft des herren arn jungsten lag werden in clarificiertem leib ersteen (f) 
vnd mit Chrislo awffaren gen himel vnnd daselbs ewigklich bey dem herren sein. 
Darawf hat Christus ainem yeden erwelten sein stat im himel zuoeberait (g). wie 
er selb versprochen. Jch gee bin Ew zeberaiten die stat, nemlich den sexlen 
vnd hoechsten stand (h), zu deme all menschen berueeft vnd beschaffen gewesen, 
aber durch ir verprechen verworcht vnd den Christus mit seinern leiden wider- 
brachl hat jhenen lewtten, die solhes seines leidens tailhaftig (i) werden. Nu ist 
zesehen wie die menschen durch heylige Sacrament tailhaftig moegen werden 
des leiden vnd verdienn christi. 



( 2 Dieses Capilel hat Berthold am wenigsten ausfiihrlich behandelt, und wir miisscn zur 
nothwendigen Erganzung, urn nicht zu weitlaufig in den Anmerkungen zu werden, auf andere 
"Werke verweisen, besonders auf den romischen Katechismus, der dieses Grunddogma von der 
Auferstehung ausfiihrlich und klar behandelt; fcrnerauf: Theologia dogm. v. Natalis Alexander; 
torn. I. pag. 166. Klee. Bd. HI. pag. 467. u. flg. 



ACHTUNDFUNFTZIGIST CAP1TEL VONN SACftAMENTEN etc. 409 

(a f clarificierfc. sieh. . 1. e. (b J awffar. ira 71. . 9. m. et 74. . 2. h. et 
jm 88. 4. e. et 91. ."16. h. (c J sitzt. Marci. 16. in fin. (d g erbschaft. sieh. 
55 . 9. d. (e f paulus. 1. Thes. 4. in fin. sieh. . 5. b. ct im 82. . 5. a. (f f 
ersteen. sieh. . 5. c. et sieh. 28. . 8. d. et im 63. . 12. m. et 99. . 11. f. (g f 
berait. Job. 14. in prin. sieh. 54. . 8. e. (h f stand, sieh. 30. . 1. g. (i ? tail- 
haftig. sieh. 3. . 10. f. 



ACHTUNDFTJNFTZIGIST CAPITEL 

vonn saeramenten iu gemain. 

I. Sacrament seinn haymlich geheyligt sachen , nemlich zaichen , durch die 
vns got verleicht verporgene gnad , zuoerlangen das selige ende, zuo dem vnns 
got anfangs geordent, aber wir verworcht batten. (*) Jin stand dcr vnscbuld vnd 
im paradis bet got menschlichem geslaecht, zuo seinem boechsten (a) stand him- 
liscber freyden awfzesteygen gnediklicb zuogeordent die styeg (b) guoeter natur 
(der gelegenhait wir ditsmals nit wissen) awf derselben natiirlichen styege hieten 
die menscheh durch gehorsam (c), glawb, bofnung. vnd lieb mit hilf gottes komen 
inoegen zu jrem lessten ende ewiger saeligkait, dartzaoesy enntlichbeschaffenvnd 
gewidentgewesen seinn. Alsaber rnenschlicb geslaecht im paradis nit besfandennoch 
im stand der vnschuld beliben, sender aws vnscbuld in scbuld gewacbsen isl, sein 
guot natiirlich wesen vnd die geborsam verlassen, poes wesen vnd vibische natur, 
initsambt der vngehorsam, an sicb genomen hat, deszbalb in vngnad gots vnnd 
ewig straff gefallen"(d)|ist, als tyef daz es, on die belle, nit tyeffer fallen hiet moe- 
gen, dadurch der mensch verloren hat rechten glaub, hol'nung vnd lieb, sonder- 
licb verworcht, daz er furter nymer awfnn staeffeln der nalur vbersich, zuo 
soinem lessten enden (e), das ist zuo got, komen nocb von jmselbs widerumb 
awfsteen vnd den stand der vnscbuld erlangen mag. Darawf ist vnser herr Jhe- 
sus christus hieber komen vnd fur vns gestorben, dadurch er vns von got gnad 
erlangt hat. Aber daneben die Sacrament geordent, darinn mass vnd form ge- 
ben, wie durch dieselben sacrament zuoerlangen sey gnad vnd verdienn seines 
vnschuldigen sterbens. Also wil vnzer haylmacher Jhesus cbristus, in kraft sei- 
nes piltern leiden, dem abgefallen menschen widerumb aufbelffen, jne auch fuee- 
ren zuo gotlichen gnaden vnnd himlischen freyden. Deszhalb hat der herr dem 
menschen, fur diestyegen der natur, zuoberait die slyeg der gnaden mit staeffeln (f) 
der sacrament, daran er nochmals steygeri mag zuo guoetem wesen, nemlich 
zum verdienn des leiden christi vnd zuo ewiger saelikait, Doch daz der mensch 
got gehorsam sey in warem glawb, staetter hofnung vnd geordenter lieb. 

(a f hochsten. sieh. 30. . 1. g. (b f styeg. im f. (c f gehorsam. sieh. 51. 
. 7. d. (d f gefallen. sieh. 30. . 4. i. (e J ende. sieh. 21. . 8. c. (f f staffeln. 
sieh. b. et im . 4. h. et . 7. a. et im 60. . 6. a. et 87. . 1. c. 

C 1 Das Sacrament wird gewohnlich nach dem Vorgange des hi. Augustin also deflnirt. 
Das Sacrament ist ein Zeichen einer heiligen Sache. De civil. Dei, lieb. X. cap. S; Oder wie 
der romische Katechismus sagt: Ein Sacrament ist ein sichtbares Zeichen der unsichtbareu 
Gnade, eingesetzt zu unserer Rechtfertigung. P. II. cap. 1. qu. 3. Ein neuerer Scbriftsteller 
nennt die ,,Sacramente Abschattungen von der Incarnation und Miltel, welche uns der einzige 
und hbchste Mittler wahrend seines ganzen Lebens bis zu seiner Himmelfahrt erworben." 
Sieh. die christliche Ehe von Dr. Oschinger. pag. 274. 



410 ACHTUNDFUNFTZIGIST CAPITEL 

II. f Zuo behelff derselben dreyen hawptugent auch zuoerraichen das ver- 
dienn Christi vnnd auch zuoerlangen enlliche gnad gots, hat christus durch sich 
vnd sein apostel awfgesetztsiben Sacrament. Zway berueeren denglawb, benent- 
lich tawf vnd puoes. Zway die hofnung als firmung vnd oelung Die lieb wirt 
auch besterckt durch zway Sacrament, benentlich des hochwirdigisten fronleibs 
christi vnd der kanschaft. Daruber ist geordent die weich , dadurch die andern 
sacrament zeraichen seinn, auf das der mensch aufsteigen moeg zuo dem stand 
den Er verloren bet. Wer aber vermuoet er welle oder moege, on bestimbt 
staeffel der sacrament, gen himel steigen, derselb irret vnd fellt noch tieffer ab- 
werts bis in abgrund der belle. Darumb sollen sich all menschen bemueen vnd 
befleissen, die sacrament zuoerlangen (a), zuo eren vnd zepreisen als jr geistliche 
artzney (b), dadurch sy hayl vnd saelikait empfahen moegen. Dann wie ain 
artzeney oder haylkrawt kainen krancken hilft, nur er gebrawch (b) solhe artzney, 
also hilft das leiden vnd verdienn cristi nyemants, allain er gebrawch sich Sacra- 
mentlicher artzeney. Nu ist menschlich geslaecht alsgar kranck, daz es geistlicher 
artzney vnd aines geistlichen artzts bedorf. Jnballt des Ewangeli , dorinn steet, 
daz die gesunden kaines artzt (c) bediirffen. Daraws voligt, daz die krancken 
aines artzt bediirffen, dene vnns got geschickt, dann er hat menschliche weld (d) 
so gar lieb gehabt (wie im ewangeli steet) daz Er seinen aingeporen Sun dargeben 
hat, daz durch jne die weld gehailt wurde. Derselb bailt vns in kraft seines lei- 
dens vnd verdienn, vnd macht vnns gesund durch seine heilige sacrament, als 
durch mittelmaessige instrument (e), mit denen Christus die krancken vnd diirfti- 
gen menschen gnediklich anriiert vnd dadurch mittailt das verdienn seines pittern 
leidens. Dergestalt gifat vns christus geistliche artzney seiner gnaden vnder leib- 
lichen pflastern (f) der sacrament, dieselben werden awswendig an mensch- 
lichen leib gelegt vnd hailen inwendig menschlichen geist an seinem gepre- 
chen. (g). (2) 

(a ^ erlangen. sieh. 54. . 10. k. (b 5 von geistlicher artzeney. im . 3. b. et 
. 4. a. et . 6. c. et sieh. 4. . 3. k. et 34. . 9. g. et 52. . 5. c. et im 59. . 8. e. 
et im 60. . 13. a. et 70. $. 9 f. et 74. $. 6. g. et 75. . 2. e. et im 99. . 2. b. 
(b f brawch. sieh. 56. . 3. d. (c f von geistlichem artzt. Luce. 5. in fin. non 
egent qui sani sunt medico, sieh. 10. . 12. b. et 19. . 5. f. et 30. 5. 6. c. et 43. 
. 17. h. et im 68. . 5. d. et 70. . 4. a. et 73. . 4. g. et 93. . 4. d. et im 94. 

( 2 Das Concil von Trient hat feierlich erklart, dass es nicht mehr und nicht wenigerals 
sieben Sacramente gibt. Sess. VII. de sacram c. \. Warum nicht mehr noch weniger Sacra- 
mente eingesetzt seyen, gibt der romische Katechismus auf folgende schb'ne Weise an: Dem 
Menschen sind zum Leben, zur Erhallung des Lebens und zur Anwendung desselben zu sei- 
nem und des Staates Nutzen diese sieben Dinge nothwendig; namlich er muss geboren wer- 
den, wachsen, genahrt werden; wenn er krank wird, muss er geheilt werden; dann, was den 
Staat belrillt, diirfen nie Obrigkeilen fehlen, durch deren Ansehen und Leitung er regiert wird, 
und endlich muss er sich selbst und das Menschengeschlecht durch rechtmassigeFortpflanzung 
der Kinder erhalten. Da nun alles dieses jenemLeben, mit dem die Seele fu'r Gott lebt, deut- 
Jich entspricht, so kann man hieraus leicht die Zahl der Sacramente entnehmen. Das ersle 
ist die Taufe, gleichsam die Thu're zu den iibrigen, durch die wir in Christus wiedergeboren 
werden. Dann die Firmung, deren Kraft bewirkt, dass die gottliche Gnade in uns vermehrt 
wird, und wir gestarkt werden. Wie der hi. Augustin sagt, sprach derHerr zu den Aposteln, 
nachdem sie schon getauft waren: Bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft von oben aus- 
geriistet seyd. Hierauf das Altars-Sacrament, durch welches, als durch eine wahrhafte Speise 
vom Himmel, unsere Seele genahrt und erhalten wird. Von diesem Sacramente sagle der 
Heiland: Mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise etc. Das vierte ist die Basse i wodurch die 
verlorne Gesundheit der Seele wieder hergestellt wird,..wenn wir durch die Su'nden verwundet 
sind. Dann folgt die letzte Oelung, durch welche die Uberbleibsel der Sunden ausgetilgt, und 
die Seelenkrafte geslarckt werden. Nun folgt die Priesterweihe, wodurch die Gewalt verliehen 
wird, die Sacramente auszuspenden. Endlich die Ehe, damit aus derselben Kinder erzeugt 
und fromm erzogen werden. P. II. cap. I. qu. 16. 



VONN SACRAMENTEN IN GEMAIN. 411 

K 7 b. (d f weld. Job. 3. in med. (e f instrument, im . 10. f. et sieh. 39. . 4. 
k. et im 59. 5- 4. b. et im 60. <J. 6. b. et 65. $. 8. p. et 99. g. iO- a. (f f pflastern. 
im 6. b. et im 73. 5. 4. f. (g f prechen. sieh. 56. . 7. e. 

III. f Derselbgeprech kumbt awszwayen vrsachen. Von erst aws leiblichen 
sindlikaiten, die menschlicheii geist zuo siinden raitzen. Zum anndern daz der- 
selb geist seinn freyen willen naigt zuo solher fleischlichen raytzung. Daraus er- 
hebt (a) sieh die siind jnwendig im geist vnnd wirtvolbrachtawswendig durch den 
leib. Dargegen hat Chrislus mit seinem pluoet zuoberait sacramentliche artzeney 
/b), die nit allain geistlich vnd jnwendig dem geist getzimen, sender auch daneben 
mit leiblicben vnd awswendigen zaichen (c) beschehen. Auf das solhe artzney 
oleichfonnig sey dem kranckhen menschen, der mit leib vnd sel awsmm paradis 
hieher vnder gegenbiirtige element gefallen auch an leib vnd sel kranckh ist. Wie 
awswendige leibliche raitzung vrsacht die jnwendig siind, also wirtjnwendigegnad 
vnnd vergebung der siind geursacht durch awswendig leiblich zaichen des sacra- 
ments. Dieweil aber der mensch disen geprechen vnd schaden leidet jnwenndig 
an seinem geist, deszhalbhat Gotdawidergeordenntainjnwendige geistliche arlze- 
ney, nemlich gotliche gnad im sacrament, dadurch jnwendiger mensch an seiner 
kranckhait gehailt, sein geistlicher schad gewendet vnd guoet wesen in juegefiiert 
werde, damit er geschickt sey hoehere gnad von got zuoempfahen. 

(a f erhebt. im 73. . 5. a. (b ^ artzeney. sieh. . 2. b. (c f zaichen. im 59. 
. 6. a. 

IV. f Nachdem nu menschlich geslaecht in solher geistlichen kranckhait ligt, 
daraws jm nyemant helffen mag allain got. Darawf hat sein gotliche parmhertzig- 
kait durch vnsern hayler Jhesum vnd durch sein junger (die nachjm diekirchver- 
wallthaben) zw behelf vnd hayl menschlichem geslaecht, geordentvnd zuoeberait 
die jnwendig artzeney (a) vnnd gnad gotsmenschlichemgeistzeraichen durch auswen- 
dig leiblich materien vnd scheinberliche zaichen (b), auch mitvernemblichen wort- 
ten (c) vnd awfgesetztem form. Jn was mass kranckher leib geertzent, in dersel- 
ben mass wirt auch krancker geist geertzent. Nu seinn vierlay leiblicher artzeney, 
benenntlich Curatiua, Conseruatiua, Preseruatiua vnd Melioratiua. Die erst dient 
zuo hayl vnd gesund des swachen leibs, die ander besterckt den leib immgesund, 
die dritt verhuettdes leibs vor kranckhait, die vierd meret dem leib sein gesund- 
hait. Dergleichen seinn viererlay geistlicher artzney, drey Curatiue, nemlich tawf, 
puoes vnnd oelung. Die tawf haylt menschlichem geist sein todlich wunden, aber 
nit leiblich masen (d) der erbsiinnd noch wurcblicher siind, als fleischlicbe gier 
oder poes naigung. wol macht die tawf menschlicben geyst lebentig, so vor der 
tawf tod gewesen, deszhalbaimm vngetaufften (e), als aimm toden, kain ander sa- 
crament oder artzney zeraichen noch awsztraeglich ist. Die puoes haylt wiirchlich 
todsiind, darein der getawfft hinwider gefallen was. Die oelung (f) hailt ploede 
schwachait, so nach laeslicben oder vergeben toclsiinden in menschlichem geist 
beliben. Firmung ist des heiligen geisls artzney Conseruatiua, die aufhebt geist- 
lich vnuermoegen des menschens vnd bestercktseinen geist zebeleiben in geistlichem 
gesund vnd gnaden, so jm in der tawf geraicht ist. Die kanschafft ist Preseruatiua 
(g) vor vnordenlicher vnkeysch, mit dere gemainklich die lewt geplagt seinn. Die 
weich, als ain artzney Melioratiua , sol pessern die geweichten personen vnd von 
jn aufheben den vnuerstand. dadurch sy gesetzt werden in hoehern stand , der 
syben staffel (h) hat, daruon jch hernach sagen wil. Deszgleichs ist des altars sa- 
crament artzney melioratiua (i). Es ringert die schulden vnd veraint den geist mit 



412 ACHTUNDFUNFTZIGIST CAP1TEL 

dem leib Christi wider Adams fleysch , vnd begreifft all krefft der andern sacra- 
mentlichen artzney vnd haylt laeslich siind, die todsiinden vrsach geben, also be- 
hueetesden menschen vor kiinfftigen siinden, es erhebt auch vnd rneretgotlichgna- 
den so im menschen seinn, dadurch sich der mensch allenthalben billich zuo pes- 
serung schickhen sol. 

(a 5 artzney. sieh. . 2. b. (b f zaichen. im 59. 6. a. (c f wortten. im 59. 
. 7. a. (d f masen. sieh. 33. $. 3. h. et im . 5. d. et . 10. b. (e J vntawfften. 
im 59. . 3. e. (f f olung. im 93. . 3. a. et d. (g f preseruatiua. im 99. g. 8. b. 
(h 5 staffel. sieh. . 1. f. et im 94. $. 4. b. (i J melioratiua. im . 10. e. et sieh. 
36. . 8. c. et im 62. . 2. g. et . 4. f. et im 65. . 11. a. et 93. . 3. d. 

V. ^ Weylter ist zemercken der sacrament artzneische wiirchung widersiin- 
dig kranckhait. Ain yedes werch das williklich gekert vnd genaygt (a) wirt von 
got zuo der creatur, gepert ain todsiind, welhetodsiind vil vbel gepert vnd hinder jr 
laesst, vondenenoben(b)gesagtist Erstlich werden durch die tawf'(c)etliche siind ige 
vbel aufgehebt, nemlich kumbt goettlichegnad zum menschen vnd macht seinn goist 
lebentig. Der mensch wirt auch fiirter versueent rait Got vnnd taylhafftig des 
leyden Christi. .Item jm werden aufgehebt geystliche mayl vnd nachgelassen ewig 
vnd zeytlicb scbulden vnd pen, so die siind binder jnen gelassen, allain pocse nay- 
gung bleibt (d) imm menschen nachgethanen siinden. Zum anndern werden durch 
sacramentliche puoes abgcnomen hernach benennte siindige vbel , nemblichwirt 
der mensch enthebt aus geistlichem tod vnd zorn gots auch aus ewiger pein vnd 
schulden, aber nit aus zeitlichen schulden noch geistlichem mayl. Vnnd wiewol 
er durch dasselb sacrament veraint wirt mit Christo vnd taylhafftig seine's leydens, 
das gnuog ist fur all schulden vnd mayl, so werden jm doch dieselben mayl vnd 
zeytlich schulden nur souil abthan alsuil er sich mit rew vnd wiirchlicher puoes 
auch mit annderer gnuogthuoung darein schickhl (e), sonderlich mit empfahung 
des hochwirdigisten sacraments. Vnd wie sacramentliche puoes dem menschen 
widerbringt geistlich leben. also thuot jm not geislliche speis, das ist, den leib 
Cristi zuoempfahen vnd sich domit zelaben (f). Nachdem nu der mensch nacb der 
tawf offt (g) fellt in todlich siind vnd deszhalb lablos vnd offt hungerig imm geist 
wirt. Darurnb sol er offt widerumb aufsteen durch sacramentliche puoes vnd offt 
sichlaben vnd speisen mit dem sacrament des fronleibs Cristi. Dadurcb sein geist 
sacramentlich veraint werde mit dem leib Christi wider den leib Ade, mit demer 
sonnst natiirlich veraint ist. Doch demselben hochwirdigisten sacrament zuo eren, 
sol der mensch dasselb in vnschicklikait oder zuo vngepiirlicher zeit zuoempfahen, 
vnderlassenn. Aber peychten (b) mag ainer alle stund, nachdem er alle zeyt in 
siinden steckt vnd imm kot ligt. ye vngeschickhter ainer ist, desztmer ist jm not 
der peicht, dadurch ainer geschickter werden sol, darumb mag er sich alwegausmm 
kot ziehen vnd waschen(i). Die andern sacrament haben jr aufgesetzte zeit, ncrn- 
lich die oelung (k) nur in tods noetten. Dann die vier sacrament, benentlich, tauf, 
firmung, weich vnd kanschafft sol der mensch nur ainsten (I) nemen. Wie ain 
mensch nur ainsten leiblich geporen wirt vnd nur ainsten zuo seinen vogtbarn 
jaren kumbt also mag er nu ainsten geistlich geporen vnnd getawfft werden. Dar- 
umb ist hoch verpoten die widertawf, als ain vncristenlich werch. Deszgleichs 
mag der mensch durch die firmung nur ainsten geistlich vogtbar werden. Jletn 
nur ainsten an hohen stand koemen, von aimm staffel auf den andern, also magder 
mennsch yede weich nur ainsten empfahen. Es ist auch die hoch gollichbedeytung 
nur vnder kanlewten die ainsten eingesegent (m) werden. 



VONN SACRAMENTEN IN GEMAIN. 413 

(a f genaygt. sieh. 36. 9. a. (b f oben. sieb. 33. . 3. d. (c 5 tawf. im 5. 7. 
b. et sieh. 33- . 3. c. et 35. .2. a. et sieh. 36. . 1. e. et im 70. . 9. b. (d f 
bleibt. sieh. . 4. d. sieh. 33. . 3. Ic. (e <j schickht. im . 10. c. et im 74. . 3. c. 
et J. 10. i. (f f laben. im 68. . 10. c. (g f offt. im 66. $. 4. .a. et d. (h J peych- 
ten. im 73. . 10. b. (i f waschen. im 64. . 7. e. et k. (k f Olung. im 93. . 2. d. 
(1 ^ ainsten. im 59. . 3. c. (m 5 gesegent. im 99. . 9. g. 

VI. ^ Jtem ydes sacrament hat auswendig sichlig vnd leiblich materi (a) 
vber die gesprochen werden auffgesetzte wort, auszgenomen die puoes vnd kan- 
schafft. Das wellest versteen bey leiblichen kranckhaiten der ettlich seinn, die 
geertzent werden mit leiblichen materien, on annder zuoethuon des krancken oder 
verwundten, der nur leyden muoes jme diewundenmitpflaster (b) zehaylen, fawl 
fleisch auszeschneiden, purgatzen einzenemen etc. Elli'ch kranckhait seinn, so des 
krancken zuoethuon vnd leiblich yebung bediirffen on ander materi, als podagra 
oder dergleichen suchtsiechthumb. dawider sieh die krancken mueessen yeben, 
mitgeen, steen, reyten oder sonst arbayten, vnd bediirffen kainer materlichen 
artzney. Deszgleichs ist in geistlichen kranckhaiten, etlich bediirffen sacrament- 
lich (c) materi, on auszwendig wiirchung oder yebung, als tawff des wassers, firm 
vnd oelung des oeles, weich der schliissel, pueecher vnd anders was den geweich- 
len geraicht wirt. des altars sacrament bedorf prots vnd weins. Die zway sacra- 
ment puoes vnd kanschaft bediirffen kainer leiblichen materien, sonder an slat die 
materien erayscht die puoes das zuoethuon vnd yebung (d) despueessers, nemlich 
jnwenndige rew vnnd auszwendige peicht. Darauf wirt beschlossen difs Sacra- 
ment mit priesters wort vnnd absolution. Die kanschafft erayscht, an slat der 
materi, beder kanlewt jnwendigen willen vnd auszwendig aussprechen desselben 
willens dadurch der kanschafft sacrament beschlossen wirt. 

(a J materi. im 59. . 1. b. (b ^ pflaster. sieh. . 2. f. (c ^ sacramentlich. sieh. 
5, 2. b. (d 5 yebung. sieh. 35. . 7. c. et im 60. . 13. c. et 70. . 4. c. 

VII. f Woimm menschlichem geist ainnewe oder sondere wiirchung not ist, 
daselbhin hat got geordent ain senders sacrament, nach gelegenhait aines yeden 
notdurfft, von ainem staffel (a) auf den andern. Das mag also verstanden werden. 
Zuo hayl des menschens ist jm not, nachdem er herab von got gefallen, daz er wi- 
derumb aufsteyg an der stieg heiliger sacrament. Nachdem er aber geistlich tod 
vnd in erbsiind geporen, sol er geistlich leben erlanngen. Deszhalb ist geordent 
erster slaffel der tawf (b), darjnn er widerumb geporn vnd geistlich Jebentig wirt. 
Auf das der mennsch in demselben geistlichen leben (c) beleib, muoes er ritterlich 
wider seines geists feind streytten (d). Deszhalb ist auffgesetzt die firmung (e). 
Jtem er fellt offt widerumb in todlich wunden der todsiind, dieselben zeertznen 
ist aufgesetzt das sacrament der puoes (f). So hat er all sein leben hie gefueertin 
leichtfertigkait, dadurch sein geist ploed worden ist, domit derselb, so er vonhinn 
schaidet, besterckt vnd krefftig werde, darzuoeist gewibent das sacrament beiliger 
oelung (g). Dergestallt seinn die vier sacrament, benenntlich tawf, firmung, puoes 
vnnd oelung, gebiirlicher zeyt zuogehoerig zuo notdurfft alien vnnd yeglichensonn- 
dern (h) personen. Die andern zway sacrament, benenntlich weich vnd kannschaft, 
berueeren wol gemaine kirch, seinn aber nit sondern personen notdurfftig. Die 
kanschaft ist zuo merung (i) der kirchen kind. Die weich zw merung der kirchen 
diener. Das hochwirdigist sacrament des altars in der mess (k) ist zuogehoerig 
ganntzer kirch, himlischer schlaffuuder vnnd jrdischer, deszhalb wirt daselbs die 
hostie getailt in drey (I) tail. Awsserhalb der mess, ist heiliger fronleib Crislizuo- 
hoerig sondern personen, denen (ur geist! ichespeis (m), dasselb sacrament geraicht 



414 ACHTUNDFUNFTZIGIST CAPITEL 

wirt zuo oesterlichen zeyt. Dann ain yeder bedorff zuo geistlichem leben 
geistlicher speis. Deszgleichs ainer zerung aufnn \veg in jhene weld, deszhalb 
wirt er gespeist zuo seinem sterben (n). 

(a f staffel. sieh. . 1. f. (b 5 tawff. sieh. 5. 5. e. (c f leben. im 61. . 1. a. 
(d ^ streytten. im . 9. d. (e f firm, im $. 11. i. et im 61. . 1. d. (f f pues. im 
70. . 1. c. (g f olung. im 93. . 3- e. (h J sondern. im 94. . l.a. (i ^ merung. 
Gen. 1. et 8- crescite et multiplicamini. im 94. . 1. g. et 99. . 2. e. (k f mess, 
im 67. . 1. f. (I f drey. sieh. 6. . 1. g. et im 63. . 3. d. ^m <j" speis. im 69. . 
11. c. (n ^ sterben. im . 8. e. 

VII I i ^ Bemelltsyben sacrament seinn bedeytbey denfiinff prolen vndzwayen 
viscben, mit denen vnserhayler das volckb hat ersettigt (a). Wieleibliche aufennt- 
halllung imm prot (b), also istgeistlicbeaufentballtung in ersten fiinff sacramenten, 
benenntlich in der tawff, firm, puoes, oelung vnd fronleib Cristi. visch zenyessen 
ist nyemandts gedrungen. Dergleich zuo weich oder Ee wirt nyemant gezwuti- 
gen. Doch seinn alle sacrament notdiiritig gemainer kircb, die hie streytt wider 
die siind als feind (c) gottes vnd hat in jrem leld (d) sybenerlay sacben. Jmm tawf 
wirt ainer aufgenomen vnd beschriben zuo soeldner. Die firm gibt demselben 
soeldner hellm aucb andere woere vnd waffen. Die puoes pindet vnd haylt jhen 
die imm streyt verwundt werden. der fronleib Cristi gibt den streyttunden imm 
feld liifrung. Oeszgleicbs ain zerung auf den weg jheuen die ausmm streyt ziehen 
(e) mueessen, nemlich sterbunden menschen. denselben als den schwachen gibt 
die oelung ain labung vnd krafft zezieben in jbene weld. Die weich bestellt die- 
ner, so all bestymbt sachen in Christennlichem feld auszzerichten baben. Diekan- 
schaft ist bestellt mer lewt in dasselb feld zebringen. 

(a f settigt. Mat. 14, Marci. 6. Luce. 9- im 69. . 8. b. (b f prot. im 66. 5- 1. 
c. et 69. . 8. b. (c f feind. sieh. 20. . 8. b. (d J feld. im . 9. a. et im 59. . 
3. a. (e ^ zieben. sieh. . 7. n. 

IX. f Jn disem cristenlichem feld (a) seinn zuoeberait syben sacrament, zuo 
behelf den syben tugenten wider syben todfeind gots. Von erst wider die hoch- 
fart ist die tawf , als christlichs glawbs sacrament, in dem sieh der getauft die- 
mueeiigt gegen elementlichem wasser (b). Firmung ist der hoffnung wider den 
geytz, Fronleib cristi ist der lieb (c) wider den neyd. Puoes der gerechtikait 
wider fraszhait. Oelung ist starckher verharrung wider die traghait. Weich 
der weiszhait wider den zorn. Kanschafft der maessikait wider vnordenliche 
vnkeyscb. Dergestallt ist Cristenlich leben ain zeyllicher streyt (d). Wer nu in 
seinem stannd (wie vor steet) hie ritterlich streytt, der erlangt dort sold vnnd 
kTon ewiger saelikait. Wiewol alle Sacrament in der gnad gots gleichmaessig 
seinn, wirdt doch ainem yedensein besondere wlirchungzuogeaygent, alsdietawf 
rainigt den menscben vonn siinden. Firmung bestaetl jne imm guoten. mit dem 
fronleib cristi veraint sieh menschlicher geist, der dadurch eingeleibt wirt got vnd 
der kirch. Die oelung berayt den menschen zuo kiinfftigem leben. Die puoes 
macht rechtferlig die vngerechten. Die weich erleycht den geweichten in ler- 
nung vnd die kanschafft behellt die Eelewt vor vnordenlicher begier. Jtem die 
tawf wirt geraicht (e) den eingeunden, die firm den streytunden. Der fronleib 
cristi den wandrern. deshalb dasselb sacrament ist genennt viaticum (f), das ist 
ain narung awfnn wege. Die puoes ist ain sacrament jhener die jrr gegangen 
seinn vnd widerkeren (g). Die oelung der wegfertigen (h). Die weich wirt ge- 
raicht zuo pesserung des guoten. Die kanschaft zuo enthalltung vor poesem. 



VONN SACRAMENTEN IN GEMAIN. 415 

(a f feld. sieh. g. 8. d. (b f wasser. im 60. . 1. g. (c f lieb. im 67. . 2. b. 
(d f streyt. Job. 7. in prin. 2. Thi. 2. in prin. coronabitur qui legitime certaverit. 
sieh. 7. d. et sieh. 33. 5- 10. c. et 35. 1. h. (e 5 geraicht. de consecra. dis. 5. 
spiritus sanctus. (f f viaticum. 26. q. 6. de his. et im 67. . 1. n. (g 5 widerkeren. 
26. q- 7- his. (h [ \vegferttigen. 26. q. 7. ab infirmis. 

X. f Drew sacrament seinn gesetzt wider die siind nemlich die tawf zuo 
aufhebung der erbsiind, wiirchlich siind vnd all (a) schulden, aber nach der tawf 
beleibt dannoch imm fleisch ain masen vnd naygung (b) zuo siinden. Zum an- 
dern die puoes (c) hebt auf all wiirchlich siind vnd ewige schuld, sy laesslaberim 
geist beleiben zeitliche schuld vnnd poese naygung zuo siinden. Zumdritten,wie- 
wol des altars sacramentaygentlich vnnd principaliterawfgesetztist zuo gedechtnuss 
(d) des herren leiden, moegen wir doch verhoffen das nachuolgend die mess gedeyhe 
zuo gnuogthuoung oder ringrung (e) vnserrtaeglichen siind vnnd schuld, in khrafFt 
des leibs vnnd pluoets Cristi, so fur all sunder gelitten vnd vergossen ist vnd imm 
ambt der mess sacramentlich gehanndelt vnnd gewanndelt wirt. Dergeslalt wirt 
durch kain sacrament die siind principaliter aufgehebt anders dann durch ain in- 
strument (f), dadurchainertailhafftig (g) wirt des verdienn vnnd leyden Jhesu Chri- 
sti. Dasselb ist krefftig all siind awffzeheben. Dann Christus allairi hat fiir aller 
menschen siind gnuog than (h) in seimm tod vnnd thuot noch taeglich gnuog mil 
seinem lebenntigem opffer. dermassen, daz nyemants etwas fruchtbers oder ver- 
dinstlichs thuoen noch saelig werden mag., nur aus kraft vnd wiirchung Cristi. 
Wie paulus schreibt. wir seinn got versueenet (i) durch seines suns tod. Die* 
weil wir noch sein feind gewesen, vilmer werden wir saelig durch seinleben, nach- 
dem wir nu mit jm versueenet seinn. 

(a <[ all. im 70. . 6. c. (b J naygung. sieh. . 4. d. et sieh. 35. . 3. c. (c f 
pues. sieh. . 5. e. et im 73. . 14. a. (d ^ gedechtnuss. Luce. 22. post prin. im 68. 
. 9. a. (e } ringerung. sieh. . 4. i. et im 65. . 11. a. et 71. . 2. c. et im 72. . 
6. d. et 73. . 14. h. et 74. . 10. h. et im 83. . 5. d. et 84. . 9. g. et 93. . 3. f. 
(f f instrument, sieh. . 2. e. et im $. 13. b. (g [ taylhafftig. sieh. 3. 5- 10. f. (h 
f gnueg. sieh. 54. . 11. b. et im 62. . 4. e. (i f versiient. Ro. 5. post prin. sieh. 
55. . 3. g. et im 65. . 11. b. 

XI. f Got hat die Sacrament vnderschidlich aufgesetzt. Zway vor seiner 
menscbwerdung, nemlich kanschafft (a) vnd puoes. Do geschriben steet. Got hat 
beschaffen man vnd weib vnd dieselben gesegent. Jtem alszpald die sel Jr misz- 
hanndlung versteet, sol sy vmb jr siinnd puoes (b) thuon. Doch seinn dieselben 
zway sacrament noch nit krefftig gewesen gnad zuoerlangen. darumb seinn sy 
nachmals durch Jesum bestaettigt, do er zuo Cana in galilea auf die hochzeit (c) 
geladen vnnd komen ist, auch hat er selbs die puoes gepoten (d), do er sprach. 
Nur jr vbersteet puoes, sonnst werdt jr all gleich verderben (e). ( 3 J Die tawf hat 
Cristus imm ewangelj gar verferttigt mit deme daz er sieh selbs (f) taufen lassen 
auch nachmals ordnung vnd form (g) der tawf gegeben hat aussprechend. geethin 
lernet vnd taw r ffet alle voelcker imm nom des vatters vnd suns vnd heyligengeists. 
Wiewol derselb form durch die apostel ain zeit veraendert (h) gewesen ist. Die 
vbrigen vier sacrament hat Cristus selbs wol angefangen, aber derselben form vnd 

( 3 Dass es im alien Bunde Sacramente gab, ist Lehre der Kirche, und durch Schrift und 
Tradition so bestimtnt ausgesprochen, dass daruber kein Zweifel obwalten kann. ,,l)ie ersten 
Sacramenle, sagt der hi. Angustin, wurden abrogirt, weil sie erfiillt -waren (bei der Ankunft 
Christi); und es \vunlen andere eingesetzt, die weniger zahlreich, aber -yvirksamer, niitzlicher 
und leichter sind." Prima sacramenta oblata sunt, quiaimpleta; et alia sunt instituta virtute 
majora, utilitale meliora, actu faciliora, numero pauciora. Lib. 19. contr. Faust, cap. 13. torn. 
8. pag. 320. Concil. Trident. Sess. YII. can. 2. 



416 ACHTUNDFUNFTZIGIST CAPITEL 

weis durch sein apostel nachmals eingesetzt. Zefirmen (i) hat Grislus angehebt, 
do er die kindlein angerucert vnd vmbfangen auch sein hende auf sy gelegt vnd 
gesegent hat. Die oelung ist angefengt nach beuelch vnd gwalltden geben hetder 
herr seinn jungern, die auszgiengen vnd gepredigt auch mit oel gesalbt (k) haben 
vil kranck leiit , die darauf gesund worden seinn, nemlich jnwenndig imm geist. 
Die weich hat Gristus seinen jungern geraicht in disen wortten. warlich sag jcli 
ew wasjr awf erden pinden (I) werdet, das sol imm himel auch gepunden sein, 
was jr auf erden loeset, sol zuo himel auch geloeszt sein. Jtem do er seinen jun- 
gern das prot gab, sprechendt, das thuot (m) in meimm gedenckhen. Deszgleichs 
do er jnen beuolhen hat, den kelch zenemen vnnd vnnder sicb zetailen. Des altars 
sacrament hat der herr angezaigt, do er sieh gleichte aimm senifkorn (n), so das 
klainist koerndl ist, doch wo es gesaeet, wirt daraus ain krawt das vbef all andere 
krawt groesser ist vnd macht grosz esst derrnassen, daz hinder seinem schadten die 
voegel vnnderm himel wonen moegen. Deszgleichs do derselb herr prot vnd wein 
seines leibs vnd pluoets gesegent vnd seinn jungern geraicht (o), bat erauch domit 
angezaigt das sacrament des altars. 

(a ^ ianschafft Gen. 1. deus creavit masculum et faeminam et benedixit illis. 
im 99. . 16. d. (b ^ pues. Leui. 5. agat poenitentiam. sieh. 53. . 3. f. et im 
73. . 7. b. (c f hochzeit. Joh. 2. in prin. im 99. . 2. d- (d ^ gepoten. Luc. 13. 
in prin. sieh. 42. . 6. m. et im 70. . 1. e. (e f verderben. im 72. . 2. d. (f [ 
selbs. Marci. 1. post prin. Jesus baptizalus est a johanne. (g <J form. Mat. 28. in tin. 
sieh. 4. . 4. d. et im 60. . 11. c. (h f andert. actu. 2. ant. fin. im 60 11. d. 
(i f firmen. Marc. 10. offerebant parvulos. sieh. . 7. e. et im . 12. f. (k $ salbt. 
Marc. 6. post prin. ungebant oleo aegros. im 93. . 2. a. (1 f pinden. Mat. 18. im 
73. . 2. c. et 89. . 8. f. et 91. . 1.2. b. (m J thuet. Luce. 22. post prin. im 62. 
. 2. c. et 94. . 13. k. (n ^ senif. Mat. 13. in med. Marc. 4. ant. fin. Luc. 13. in 
med. sieh. 29- . 10. e. et sieh. 46. . 7. b. et 47. . 9. c. et im 79. J. 1. e. (o f 
geraicht. Mat. 26. im 62. . 1. c. 

XII. f Durch wendie sacrament zeraichen seinn? Zway sacrament, benennt- 
lich leiblicher vnd geistlicher geperung, seinn vast genoetig (a). Deszhalb wirt ain 
Ee gemacht aus beder kanlewt verwilligung (b), on all anderr leiit zuoethuon. 
Wiewol demselben sacrament zuo ere, dariiber durch priesters hande bestaett 
solhe beschehen. Deszgleichs hatyeder mensch gwallt den andern zetawffen, doch 
zuo eren der tauf sol dieselb on trefflich not (c), nit beschehen, allain durch ainn 
priester. Drew sacrament, benenntlich puoes, oelung vnd fronleib Christi, seinn 
gebiirlicher zeit allain von priestern (d) zuoempfahen. Woaber dieselben sacra- 
ment etwer von aimm priester nit rnoechten erlangen vnd doch zuoempfahen an- 
dechtiklich begert (e), derselb hat gnad vnnd wiirchung solher sacrament schon 
empfangen. Firmung (f) vnd weich setzen ainn menschen in hoehern stand dann 
er vormals gewesen ist. von wegen solher hochait haben allain Bischof (g) macht 
zefirmen vnd zuoweichen aws jrem vbertreffenlichem gwalt, den sy empfahen in 
pischoflicher consecration. Zemercken ist, daz jhenes, der sacrament raicht, may- 
nung (h) sey, cr welle das thuon. das Ghristus vnnd die kirch aufgesetzt haben ze- 
thuon zuo hayl des menschens. 

(a f genoltig. sieh. 54. . 2. a. (b f willigung. 27- q. 2. matrimonium. im 99. 
. 1. b. (c f not. im 60. . 11. a. (d J priestern. im 63. . 1. c. (e f begert. sieb. 
2. 5- 5. b. (f ^ firmung. sieh. . 11. i. (g f pischof. im 61. 5. 5. a. et 94. . 4. i 
(b ^ maynung. im 60. . 11. b. et 63. $. 3. c. 

XIII. 5 ^' e Sacrament (wie obsteel) moegen geraicht werden durch guot 
vnd poes. Wo allain die guoten zeraichen hieten, waere nyemant gewis, ob er 



VONN SACRAMENTEN IN GEMAIN. 417 

sacramentlichc gnad empfienge oder nit, dieweil er vngewis ist dcsraiclier schick- 
ligkliait. wiedannain yederseinselbs vngewis ist ob er das sacrament zuoempfahen 
creschickt sey oder nit. Dann der gwallt mil sacramenten zehandcln, wirtnit er- 
wegen nach mass des prieslers leben (das wandelbar ist) sender nach mass seines 
standes vnd ambts, so von got hie vnnd -vnwandelbar ist. Darumb mag sein vn- 
schickligkait (a) dir an deinem hayl nit schadcn, noch elwasabnemendersubstanlz 
oder gnad des sacraments, dorjnn allain got \\iircht durch den priesler, als ainn 
poten (b), nit als durch ainn gaber, dann Cristus ist crwerber vnd gaber der gna- 
clcn imm sacrament. Doch so du ain sacrament wissentlich naemest von ainem, 
Join sein ambt verpoten oder nyedergelegt ist, als paenigen (c) oder sonst abge- 
scbniten glid der kirch, aiszdcnn wurdeslu wol des leiblichen sacrament, aberdes- 
selbcn gnad desmals nit taylhafflig, von wegen vbertretungdesverpols, dazduvon 
aimm solhen priester das sacrament on not nit empfahen soldest. Deszgleich aus- 
serhalb vnordenlichen sachen, als in zuoefallundem gepetvnd geistlichen werchen 
mag dir ain frummer pfaff von got mer erwerben, dann ain vngeschickter. Wie 
kann dir ainer gnac! von got erwerben, der selbs in vngnaden gottes ist, nach sag 
sanl Gregorij. wann ain missuelliger zuo vnderthaedigcn gesaridt, alszdenn wirdt 
des zornigen germieet nur zu merer scherff bewegt. ( 4 ) 

(a ? vnschickliL'aiL ira 83. jj. 8. f. (b f polen. sieh. . 10. f. el im 63. . 4. b. 
(c f pannigen. im 90. 2. d. ct . 7. a. 

XIV. 5 Zuoefallunder golsdinst, als spallieren, singen, orgeln, gemael vnd 
dergleichen ceremonien (a), die ausserhalb der sacrament vnd derselben vebung 
inder kirch beschiecht, seinn zuogehocrig dem lob gottes vnd zier der kircben, nit 
zuo genoeliger noldurffl des menschen anders dann souil wir schuldig (b) seinn 
gottliche mayestet zuoercnvnd zuopreysen auch sein heylige kirch zezieren. Aber 
Crislenlicher kirch vnnd vnns, als jren gliden, seinn gantz not die heyligen sacra- 
ment (c), dorjnn sich Cristus selbs vns gibt, wir auch vmb das Cristen (d) genennt 
werden, daz wir Cristum vnnd sein gnad inn sacramenlen erlanngen, in denselben 
sacramenlen hat streytlunde kirch alles das sy vnd jre glid bediirffen, nemlichall 
krefftdes verdienn Cristi vnnd seiner marter, dasselb ist der kirchenschatz (e), 
der aimm yeden, nach seiner notdurfft/, vngespart mittailt wirt, dadurch jhen, die 
soelh sacrament ordenlich erraichen, Tfechtfertig (f) werden, vnangesehenn wider- 
waertiger vermueeltung, von der oben imm vierden Capitel gesagt ist. 

(a ^ cerimoni. im 88. .per to. et 91. . 10. e. el sieh. 12. .8. g. (b f schuldig. 
sieh. 50. . 8. h. (c 5 sacrament im 59. 10. c. (d 5 Crislen. aclu. 11. in fin. 
sieh. 13. . 7. b. (e f schatz. sieh. 56. . 7. a. el d. (f 5 rechlferlig. sieh. 4. . 10. a. 

( 4 Uber die Wirksamkeit der Sacramente war unter den Gegnern derKirche ein gewaltiger 
Streit entstanden, der in der Enlscheidung des Concils von Trient seine deflnilive Losung ge- 
funden, \venn sich gleich die Gegner nicht gestehen wolllen, dass sie sich in ein Gewebe von 
Widerspriichen verwickelt hatlen, aus denen sich viele heut zu Tage noch nicht losmachen 
konnen. Man vergleiche Bellarmin de sacramentis in genere. Mohlers Symbolik etc., in denen 
bis zur klarsten Evidenz der Beweis gefuhrt ist, dass die Tradilion einslimmig lehrt, dass die 
Sacramenteunabhangig von der subject! ven"Wurdigkeit oder Unwiirdigkeit wirken. Aus den vielen 
Slellen wollen wir nur eine aus dem hi. Auguslin ausheben, den Luther so gerne als sein Vorbild 
zu nehmen sich den Anschein gab: ,,Semper Dei est ilia gratia et Dei sacramentum, hominis au- 
tem solum ministerium; qui si bonus est, adhaeret Deo, el operatur cum Deo; si autem malus 
est, operatur per ilium Deus visibilem sacramenti formam, ipse autem donat invisibilem graliam. 
Epist. 105. ad Donatistas. n. 12. Con. Trid. Sess. VII. c. 5. 



R e i t h m e i e r, Berthold's Tlieologcy. 27 



418 NEUNVNDFUNFFTZIGIST CAPITEL 

NECNVNDFiJNFFTZIGIST CAPITEL 

TOM saerameutlieheii zaiclten. 

I. Die sacramenthaben zwayerlay zaichen, jnwendige vnd auszwendige. yedes 
sacrament hat auswendig sein sender zaichen (a) vnnd form, daneben gebiirliche 
materi (b) vnd wort. Allain drew sacrament haberi jnwenndige zaichen, die Ca- 
racteres (c) gcnennt seinn. Von denselben wil jch erstlich sagen. Darauf istze- 
mercken, daz got zuo seiner pildnuss (d) vnd gleichnuss anfangs gemacht hat den 
menschen vnnd mit solher pildnuss den menscheri an sich gepunden. mil der 
gleichnuss (e) hat got gar an sich den menschen ziehen wellen, aber der mensch 
hat mit seinem fal dieselb pildnuss vermailigt vnd verderbt, doch imm geist nit gar 
abtban, nachdem solhe pi'dnuss anhangt (f) dem freyen willen derimm menschen 
alweg beleibt. Aber gottliche gleichnuss, nemlich weiszhait, friinkaif, bestaendi- 
kaitvnnd ander guot tugent, die Got mennscblichem geschlaecht geraicht, hatder 
mensch in jme durch die siind gar auszgelescht (g), vnd fur solh tugent an sich 
genomen vntugent, mit denen er got vngleich vnd widerwaertig worden ist. Der- 
gestallt hat menschlich geschlaecht die pildnuss beballten, dbcb vermailigtvnddie 
gleichnuss gots gar verloren. Jmm tauf wirt menschlichem geist geraynigt gott- 
liche pildnuss vnnd gegeben die gleichnuss Christi, daz numals getawft ? ter mensch 
imm stand der gnaden mit got versueenet, ain glid vnd miterb Cristi auch ainsun 
cristenlicher kirch vnd also des laiden Cristi tailhafftig worden ist. Dem alien 
zuo warzaichen ist imm tawf in des menschens geyst geclruckt derCaracler alsain 
sygil (h) vnd pildnuss Cristi vnd seiner gleichnuss. 

(a f zaichen. im . 6. a. (b f materi. im . 9. e. el sieh. 58. . 6. a. el im 93. 
. 4. b. (c *f Caracter. im h. et im . 3. b. (d ^ pildnuss. Gen. 1. sieh. 29. 5- 8. c. 
(e f gleychnuss. sieh. 29. . 8. b. (f f anhaiigt. sieb. 37. . 1. d. (g 5 gelescht. 
sieh. 29. . 9. i. (h [ sygil. sieh. c. et im . 2. c. et im . 3. d. et sieh. 29. . 9. n. 
et im 85. $. 8. d. 

II. f Wann nu der mensch nach seiner tauf widerumb in siinnd vnnd vom 
stand der gnaden fellt (a), alszdenn vermailigt er in jrnabermals golliche pildnusz, 
er verleusst auch die gleichnuss. freuentschafft vnd erbschafft auch daz verdienn 
Cristi vnnd seiner kirch. Daneben vermailigt (doch nit gar vertiligt) er seineu 
eingedruckten Caracterem. Dieweyl nu derselb caracter als die pildnuss Christi 
(wiewol vermailigt) bleibt, ist der mensch dannoch nit ain abgesniten glid (b) 
cristinoch ain verworffner sun der kirch, wiewol er slrafmaessig worden.^) Dar- 
umb ist benannter caracter (c), als ain zaicben vnd pildnuss der erledigung, ge- 
wisse grundtfesst, dadurch (d) der getawfft sunder in der puoes widerumb kom- 
men mag zuo Cristi seines erledigers gleychnuss, fruentschaft vnd verdienn. der- 
gleychen seinn wir durch gottes pildnuss imm tawf in krafFt des leiden Cristi auch 
zuo gottes gnaden vnd gleichnuss kommen. Vnd wo von Cristo kain grund, nem- 

( l Der Charakter ist ein der Seele eingedriicktes Zeichen, das niemals ausgetilgt \yerden 
kann, sondern bestandig in ihr bleibt. Dieser Charakler wird nur in drei Sacramenten mitge- 
theilt, namlich in der Taufe, Firmung und Priesterweihe. DieLehre von demsclben ist in der 
Schrift gegrundet und von der constanten Tradition bcsiiiligt. , Der hi. Augustin erwahnt des- 
selben an vielen Stellen; so auch die andern Ya'ler. Das Concil von Trient hat, gestutzt auf 
die'Zeugnisse der Scbrift und Tradition, den Beschlnss gefassl: ,,Wenn Jemand sagt, es werde 
in 'den drei Sacramenten, namlich der Taufe, der Firmung und der Prieslerweihe, der Seele 
kein Charakter eingepragt, d. h. ein gewisses geistliches und unauslosuhliches Zeiehen , wess- 
halb sie nicht wiederholt wevden kb'nnen, der sey im Banne." Sess. VII. can. 9. 



VON SAGRAMENTUCHEN ZAICHEN. 419 

lich der caracter, im menschen nach der su'nd belib der jne an cristura als sein 
hawp punde, alszdenn mocbt siindiger mensch nymermer aufrecht werden noch 
zuo gotes gnaden kommen als ain abgesniten glid. Sonst wo er nit abgesniten 
ist, nymbt er haylsam einfliiss (f) von seinem hawp Cristo, an den er noch gepun- 
den ist. Also ist aufgesetzt die tawf wider ersten fal (g) ab gottes gleichnuss vnd 
die puoes wider andern fal ab gleichhuss Cristi. Von demselben andern fal ist 
swaerlicher (h) aufzesteen, dann von erstem fal. 

(a ^ felt. sieh. 43. . 15. e. (b f glid. im . 10. b. et im 70. . 4. f. (c ? ca- 

racler. sieh. $. 1. h. (d f dadurch. sieh. 32. . 6. c. (e f abgesniten. im 64. <J. 12. 

e. et 90. . 2. d. (f J einHuss. sieh. 28. . 5. h. (g f fal. im 70. $. 8. b. (h. f 
swarer. sieh. 20. . 9. f. et im 70. . 7. d. 

III. ^ Nu seinn in gantzer weld drew geschlaecht. Das erst ist vnnder alien 
menschen, dorjnn cristglawbig durch die tawf von vnglawbigen besondert werden. 
Das ander geschlaecht ist in geniainer kirch, dorjnn die gefirmten besondert seinn 
von den vngefirmlen, als die bestaetten Cristen von vnbestaetten vnnd als die ge- 
wapten von vngewapten. Drill geslaecht ist imm feld (a) crislenlichshoeres, dorjnn 
die geistlichen vber gernain jeiit durch die weich geordent vnd gesetzt seinn als 
hawplewt, richter, fendrich, baebel, wachtervnnd vorgeer. Darumbwirtindreyen 
sacramentcn, nemblich imm tawf, firmung vnd weich, durch heiligen geist in 
menschlichen geist eingedruckt der Caracler (b), das ist ain vnnderschidlichs vnd 
vnawszleschlichs warzaichen. Deszhalb moegen dieselben drew sacrament in ai- 
niger rnateri vnd person vberainsten (c) nit geraicht noch reiteriert werden. Sonst 
beschaech dem sacrament ain vrifoirm, gleich als ain sigil (d) vber das ander in ain 
wax gedruckt waere. Aber zway oder mer vngleiche sygil moegen wol in ainen 
briof hebeneinander gedruckht werden, wie drey Caracteres, nemblich der tawf, 
firm vnd weich in ainn geweichten menschen gedruckt seinn. Des mer, der tawf 
caracter ist ain grund der anndern zaichen. Der kains eingedruckt werden mag, 
nur der tawf sygil sey vor eingedruckht. Wo nu ain vngetawffter (e) gefirmtbder 
geweicht wurde, soelhe firm oder weich waere zenicbtig vnd onfrucht. Desgleichs 
ist in andern sacramenteri, die on die tawf als on grund nichts gelten. Deszhalb 
ist vnder vnglawbigen kain sacrament der Ee. Doch seinn guote werch , voraus 
die rew (f) vnd puoes nil on frucht (g) in vngetauften menschen. 

(a f feld. sieh. 58. . 8. d. (b [ vom caractere. sieh. . 1. c. et im 60. . 12. 

f. et 61. . 4. d. et im 94. . 3. b. et . 4. a. et g. 6. e. et 96. . 1. c. et im 99- 5- 
14. e. (c ^ ainsteu. sieh. 58. . 5. 1. (d f sigill. sieh. . 1. h. (e f vnta\vffter. 
sieh. 58. . 4. e. et im 60. .' 1. b. et 94. . 8. a.' (f f rew. im 70. . 3. a. (g f 
frucht. im 90. . 2. e. et sieh. 43. . 2. d. 

IV. 5 Zum anndern. Domit vnuerstaenndig lewt die vnsichtbar jnwendig 
artzeney moegen vernemen, hat heyliger geist durch die kirch geordent etliche 
auswendige leibliche empfindliche vnd sichtbare zaichen (a), mit vernemblichen 
wortten, als jnslrumenta (b), dadurch die menschen golliche gnad vnd sacrament 
empfahenalsjrnotdiirfftigeartzriey, solltenempfahenauchaussiindigemstanndzuo 
guotem wesen komen. Dieselben leiblichen jnslrument haben bedewtlichegleich- 
nuss am leib mit haimlicher gnad, die daselbs der sel mitgetailt wirt. Solhe merck- 
Hche gnad vnd hilf wil got dem menschen nit allain verporgenlich, sonder auchin 
offem form geben. Nit daz dieselb gnad sichtbar oder empfindlich sey, sonder 
was priester mit wortten oder materi mit zaichen oder werchenauswendig, sicht- 
berlich vnd leiblich handelt, dasselb bedeyt vnd gibt zuoerkennen was got wiircht 

27* 



420 NEUNVNDFUNFFTZIGIST CAPITEL 

in jnwendigem menscben. Bequemlich ist christenlicbem glawb (tier sonstan vn- 
empfindlichen sachen hengl) etwas empfindlicbsanzezaigen, das ain gleichnuss hah 
vnempfindlicber gab, domit.der mensch bewegt werde destfesster zeglawben vnd 
zeuerboffen in solhe gnad vnd gab gottes. der pfligt sein golliche vnsichtbare krafl 
bey sichtbar crealur zuouersteen zegeben. Wie sein allmaechtikait (als Paulus 
spricbt) bey grossem gescboepff vnnd sichligem (c) werch leiblicber weld gesehen, 
also wirt sein sacramenllicbe gnad verslanden bey leiblichen zaichen, so zuo den 
sacramenten vnderschidlich gewident vnd geordent seinn. Es wirt aucb in aus- 
wendigen zaichen vnd raicbung der sacrament albeg bedeyt das war bayl. Ob 
gleich jhener, der ain sacrament empfaecbt, dadurcb nit gehailt wirt, dasselb ist 
zuoezemessen , nit dem sacrament, sender jmselbs der sicb vnfabig (d) vnd vn- 
wirdig macht sacramenllicber gnad, die kainem vngeschicktem milgelailt wirt. 

(a ^ zaichen. im . 6. a, (b 5 instrument, sieh. 58. . 2. e. (c 5 sichtigem. 
Ro. 1. in med. sieh. 5. . 6. b. et im 63. . 12. i. (d ^ vnfahig. sieh. 4. . 15. p. 
et 56 . 6. a. et im 80. ". 5. h. 

V. f Weiter ist zemercken , daz hie in disem leben. zwen guol menscblich 
staend seinn. Erster (a) ist von nalur vnd on miltel von got geordent gewesen, 
aws demselben guoeten stand seinn wir gefallen, dadurch wir nymer komenmoe- 
gen zuo hoechsleni stand ewiger saelikait. Darumb mueessen wir suecben den 
andern guoelen stannd der gnaden , so hie ist on mitlel von Crislo (b) got vnd 
menscben, dadurch wir nochmals komen moegenzwvnnsermhoecbsten stand vnd 
saeligem ende. Wie nu anfaencklich got geordenl bet zw jme in ewige saelikait 
zekomen durch leiblicb vnd sicbtig natiirlicbe ding, nemlicb durch gehorsam (c) 
vnd vermeidung der niessung vnd frucht des paems, so in milte des paradis ge- 
standen. also hat der herr Christus geordent zuo jme zekomen vnd seines ver- 
diens tailhaftig zewerden durch leibliche empfindlicbe vnd sacramenlliche materi, 
als wasser (d), oder oel oder dergleichen. Dann Got het anfancklich im paradis 
angezaigt das materlich holtz (e) der wissenbait guolsvnd poess. desselben frucbt 
nit zeniessen. Wo der mensch gehorsam gewest vnnd sollje frucht gemiten, alsz- 
denn hiet jn got zum ende ewiger saelikait komen lassen. Dergleichen hatCbri- 
stus in der kirch angezaigt ellich materi dor sacrament zebrauchen. Wer in sol- 
hem christo vnd seiner kirch gehorsam ist, der erlangt jhen gollich gnad, die bey 
solben leiblichen malerien vnd wortten bedeyt vnd ausgesprochen seinn. Nit daz 
in denselben leiblichen dingen ainicherlay gnad sey, sonder daz vnder denselben 
Got sein verporgene gnad raicht jhenen, die in guoetem glawb solhe leibliche ma- 
teri ordenlich erlangen, gleich als sprech got mit disem geding (f). empfahestu 
das taufwasser oder der firrnung chrisem etc. alszdenn wil ich dir thuou die gnad 
des sacraments, vnderlaesstu aber solhes zelhuon, alszdenn wil jch dir die gnad 
adch nit thuon. Dann wer nit tbuot (g) was er thuon sol, der verschuldt vnd 
thuot wider das gepot. Wer nu solhe leibliche materi, vnder awfgesetztem form 
vnd wortten, erraichl vnd daneben glaubt was dabey versprochen ist. Derselb 
findet im sacrament gnad vnd verdienn vnsers herren Jbesu christi. Dadurch er 
tailhaftig (h) wirt der versprochen gab, nemlich des e'wigen leben,, hie vergebung 
der siind vnd erlanngung der gnaden gots vnd dort die bimlisch erbschaft. 

(a ^ erster. sieh. 30. . 1. b. (b ^ chrislo. sieh. 30. .. 1. d. (c f gehorsam. 
sieh. 31. ."2. a. et 51. . 7. d. (d 5 wasser. im . 6- b. (e 5 hollz. Gen. 1. sieh. 
30. . 3- i- (f 5 geding. lacio ut facias, fg ^ thut. K. de reg. iur. 1. quid non facit 
quod facere debet videtur contra facere. (h f tailhaffig. im 5. 10. a. 



VON SACBAMENTLICHEN ZAICHEN. 421 

VI. 5 Yeglich sacrament hat sein besonder zaichen (a) vnnd form, mit deme 
awswendig ain scheinbarliche glcichnuss angezaigt wirt. was got in jnwcndigem 
inenschen geistlich wurcht, als im tawf das wasser (b) bedeyt gotliche gnad, vnd 
awswendige wascljung bedewt juwendigo abwascbung der siinde, auswcndige 
salbung der firm bedeyl jnwendigcsalbung des geistes. Gestallt des prots (c) be- 
dewt das himelprot des leibs cltristi. Dergleichcn in anndern sacramenten be- 
deytten awswendige zaichen vnnd wort was hayls dem menschen jnweudig ange- 
legt werde. vnd ist vmb das gencnt ain zaichen daz dabcy olwas beiligs ver- 
porgenlich bezaicbent vnd bedeyt (d) wirt, vnd ist dasselb heilig angezaigt ding 
vil hoeher vnd besser dann das sacrament. Der schenckwein im vas ist besser 
dann offencr aufgesteckter zaigcr (e) des faylen weins. Doch was leiblichs in 
sacramenten beschiecht, das ist menschlichem geist gemaes auch geisllich nit 
leiblicb, awszelegcn, uachdem die sacrament, des menschen geist, nit seimm leib 
awfgesetzt vnnd zuoegehoerig seinn, hemlich denselben geisl vom vbel zuoerledigen 
vnd in bessern stand zebringen. 

(a f zaichen. sieh. . 1. a. et sieh. . 4. a. el sieh. 58. . 3. c. et . 4. b. et 
im 68. 6. e. et 70. . 4. b. et . 5. i. et 73. . 13. a. et im 93. . 4. a. et 94. 
s. 5. a. et 99. . 9- d. (b f wasser. sieh. . 5. d. et im 60. . 1. g. (c } prots. 
im 62. 5- 1. b. et 63. . 12. h. et 65. . 5. c. (d f bedeyt. im 99. . 4. f. 
(e 5 zaiger. , ' 

VJI. ^ Neben sacranientlichem form vnd zaicben rnueessen aiich gesprochen 
wcrden die aufgesetzten wort (a) so aineniyeden Sacrament in sonderhait zuoe- 
geordent seinn. Mit dem wort hat got alle ding gemacht (b) aus nichte. Dufch 
dasselb wort, so es ain priester an stat gots vber gebiirliche mated spricht, ist 
volbracht das sacrament. Augustinus (c) spricht. Wann das wort geet zum 
element, alszdcnn wirt das sacrament. Alspald got sprach (d) , do worden die 
ding gemacht. vnnd wiewol die creatur gots (dariiber die wort gesprochen wer- 
den) vorhin guoet ist, wirt doch (wie Paulus schreibt) dieselb sacramentlich 
creatur gehciligt (e) durch das wort gots vnd durch gepete des priesters. Solh 
gotlich wort ist vnprechenhafter same des sacraments. Darawf petrus spricht. 
Jr seit widerurnb geporn, nit aus zeriittern same (f) sender aus vnzeruttem, durch 
flas wort des Icbendigen gots. Dasselb wort, so der priester vber ain sacrament 
ausspricht, zaigt clar an vnd beweist volkomenlich was in jnwendigem menschen 
durch gotliche gnad vnd sacrament gewiircht wirt. Wie auch solhs awswendige 
zaichen anzaigen , auf daz der mehsch destleichler vnd f'estiklicher glawben sol, 
daz er, als ain durftiger, im sacrament empfahe vnsichtbare gnad vnd hayl. Wie 
Christusselbs versprocheh. Wer glawbt (g) vnd gelawft, der wirt saelig. seine 
wort zergeen (h) nyrncrmer. Dergleichen versteeu wir durch den glawb, daz mit 
gottes wort zuoebcrait seinn diezeit(i) der weld, domit aws vnsichtbern dingen 
sichtbare werden. Dann das wort gottes ist gerecht (k) vnd alle seine werch 
seinn im glawb nach dauids sag. Daraws zemcrcken daz alle sacrament beslossen 
werden in worten (1), so dieselben vber gebiirliche mated gesprochen seinn, alsz- 
denn kumbt von got wiirehliche gnad vnd guottat, die jhencn angelegt wirt so 
das sacrament empfahen. Dieselben sacramentlichen wort haben kraft des worts 
gots. Darumb sy nit allain bedeytten sonder auch wurchen jhenes das sy anzai- 
gen. Also wirt mit disen worteii (jch tawf dicb) nit allain bedeyt, daz got die- 
weil die crbsund abwaescht, sonder durch dasselb wort auch abwaescht wurch- 
lich siind. Was die wort Christi im sacrament des altars (m) bedeyten (benent- 



422 NEUNVNDFUNFFTZIGIST CAPITEL 

lich den leib christi) dassclb wiirchen sy vnd wandeln das prot inn leib christi. 
Vnd ist not, daz iu krafft derselben wort, die ain priester an stat Acs berrcn 
spricht, prot Vnd wcin vcrwandelt werden in waren leib vnd pluoet christj, 
sonst waeren die gotlichen wort erlogen, das nit moeglich sounder erschrecklich 
ist zegedenckhen. 

(a f wort, im 1. et im . 8- b. et'sieh. 58. . 4. c. etim 60. . ll.c. et 61. . 3. e 
et 63. 4. a. ct . 8. d. et 70. . 4. d. et im 73. . 15. b. (b f gemacht. Sap. 9. 
in prin. fecisti omnia verbo tuo. (c f augustinus. 1. q. 1. c. dclrahe. Accedit ver- 
bum ad elementum et fit sacramentum. im 60. . 11. e. (d ^ sprach. Psl. 33. 
dixit et facta sunt. (e f geheiligt. i. Thi. 4. in prin. sanctificatur per vcrbum dei 
et orationis. sieh. 21. . 2. h. (f JJ same. 1. Pet. 1. in fin. renati ex semine. sieh. 4. 
. 10. m. et irn. 97. . 4. f. (g ^j glawbt. marci. 16. in fin. im . 9. a. ct sieh. 4. 
. 1. b. et sieh. 56- 5- 5. k. et im 60- . 8. f. (h f zergeen Mat. 24. sieh. H. 
. 6. f. (i f zeit. Hebr. II. in prin. apta esse saecula verbo dei. (k f recht. Psl. 
'62. in prin. rectum est verbum domini. (1 ^ worten. sieh. a. (m f altars, 
im 63. . 4. a. 

VIII. f Wie anfangs menschlich gcslaecht irn paradis gottes wort veracht 
vnd sichselbs den elementen vnderworfFen (a) hat. also ist dawidcr geordent die 
sacrament zeraichen mit form der wort (b) vnd init eleinenllicher materi. Durch 
die wort wirt awsgesprochen vnd durch die element (c) wirt angezaigt wie durch 
gotliche gnad dcr mensch jnwendig gebeiligt werde. Dann alslang mcnschlicher 
geist hie in scimrn leib verslossen ist, dieweil kan noch mag er nichts weder jn- 
wendig empfahen noch auswendig erzaigen dann durch seins leibs sindlikait. 
Augustinus (d) spricbt. ( 2 ) die wort seinn eingeselzt vmb das dadurch ain yeder 
sein gedaenck moecht fueeren in des andern verstand. Darurnb wil jcn deines 
jnwendigen geistes vnd gemueets erjndert werden vnd zu meinesjnwcndigengeistes 
gemuet vnd versland fueeren, dassclb muoes beschehen durch vnser beder leifaliche 
werch, essey durch sehen, hoeren, lesen oder dergleichen auswendig leiblich zai- 
chen, alszdenn verstee icherst juwendigen willen deines geistes. Also mag mensch- 
licher krancker geist geistHche arfzney (e), benentlich die sacrament nit anders 
einnemendannin leiblichen zaichen. Wie ain leiblicher kranckher haentige pille 
einnymbt in sueessen syrop, also wirt sacramentlich arlzney geraicht in. leiblichen 
vnd empfind lichen dingen. Wie zuo zeitendas gifteingeben wirt verdackt vnderm 
zucker (f), also wirt auch das hayl verdackt vnder leiblichen dingen eingeben. 

(a f vnderworffen. sieh. 57. . 3. e. (b f wort. sieh. . 7. a. (c f element, 
im 60. . 11- e. (d f augustinus. 22- q. 2. is autem. in prin. (e t artzney. sieh. 
58. . 2. b. (f f zucker. sieh. 13. . 6. f. et 16. . 3. f. 

]X. f Aws obangezaigtenvrsachen.tnueessen wir vnwidersprechenlichglau- 
ben vnd getrawen, in sacramenten werde, nach laut ofFenlioher wort vnd zaichen, 
nothalben gotliche gnad (a) verporgenlich gcben. Darurnb sprach christus. Das 
himelreich (b) leidet gwaltvndjhen die gwalt thuon, rawben dasselb. Jtem das 
reich gots wirt durch das ewangeli verkiind. darein yederman gwalt thuoct. Der- 
selb gwallt (c) flewsst her von got heiligem geist. Nit daz ainer genoett werde 
zuoempfahen ainich sacrament oder gnad, sender wer dasselb sacrament williklich 
vnd ordenlich empfaecht, derselb werde gewislich vnnd geweltiklich hie im reich 

P Die allegirle Stelle findet sieh bei Augusliri im Enchiridion de fide, spe et caritate: 
Omnis autem qui inentitur, contra id quod animosentit loquitur voluntale fallendi. El ulique 
verba propterea sunt instituta, non per quae se homines inviueni fallunt, sed per quae in alte- 
rius quisque nolitiam cogitationes suas perferat. torn. TI. cap. 22. pag. 205. 



VON SACRAMENTLICHEN ZA1CHEN. 423 

cots, das ist in chrislcnlicher kirch, tailhaftig der gnaden vnd verdienn Christi, 
dadurch er cntlich dort erraichen moeg ewige saclikait. Dergeslalt bcscbiecht 
durch die sacrament gwallt in das himelreich. Nym dits bcyspil. Wie got aws 
not seiner ordnungainn newen mensclilichen geist natiirlich beschaeft (d), alspald 
Icibliche glid in muoetcrleib gescbickt seinn zuo aimm menschen, vnangeseben ob 
menschlicher sam ausserhalb oder in der Ee empfangen sey, also beschaefft er 
widerumb sacrameritlich denselben geist, alspald geordente inateri (e) vnd wort 
der tawf gegenbiirtig vnd berait seinn, vnd nichts stet an vatcr noch muoter, am 
tawffer noch doeten, sonder allcs an got, der biszbcr albeg wiircht (f). Darumb 
fliessen der menschlicben geist natur vnd gnad on raittcl von got. Der nymer 
aufhocrt solh geist natiirlich zebeschaffen in muoler leib vnd widerumbgnediklich 
zebeschaffen in der tawf, das isl, zuoerledigen aws poescrn stand vnd zesetzen in 
den stand der gnaden (g) in kraft des verdienn christi. 




X. ^ Wer nu dcs leidens vnd verdienn christi tailhaftig (a) vnd dadurch von 
got guad vnd hayl erlangen wil , der muoes in jne glauben , sich als ain glid (b) 
vnd jne, als sein hawp, ergebcn vnd mit jmeverainen, daz aucb solher sein jnwen- 
diger glawb vnd verainigung geoffenbart sey mit auswendigen sacramenten mit- 
sarnbt iren bcgreiflichen zaichen, worten vnnd werchen darzuoe gehoerend. Dann 
wie zuo vnserm hayl not (c) gewesen daz vnser hayler nit allain jnwcndig im geist 
williklich, sonder auch auswendig (d) am leib empfindlich fur vnns gemartert sey. 
also ist not daz der menscb auswendig am leib empfindlich die sacrament em- 
pfahe. dadurch er jnwendig im geist erlange gotliche gnad, so die sacrament mit 
jnen bringen. Dieselben sacrament alle mitsambt irem form vnd wiirchung hat 
got gesetzt in gemaine jrdische kirch (e) vnd derselben beuolhen solhe sacrament 
zehandeln, zewandeln vnd zeraichen, auf das all vnd yeglich rnenschen moechten 
notdiirftige sacrament bekomen. Durch dieselb kirch allain seinn got vnsere 
opfer und werch angenaem (f). ausserhalb ir werdcn die sacrament nit geben 
noch die siind vergeben. Wer sich von der kirch tailt (g), der erlangt khain tail im 
himel, vnd wer sy versrnaebt (h) , derselb versmacht got. Der spricht zum pro- 
pbeten. Ob dich die kind von jsrahel nit wellen hoeren (i), ist vrsach daz sy mich 
nit wellen hoeren. Darumb wellet die sacrament in eren hallten vnd nit versaw- 
men noch verachten, wie jr ain zeither awf false lere gethan habt, sonder ain 
yedes zuo seiner zeit fleissiklich suechen ^nd gehorsamlich empfahen. 

(a ^ tailhaftig. sieh. . 5. h. et sieh. 3. . 10. f. (b J glid. sieh. . 2. b. et im 
60. . 8. d. (c <J not. sieh. 54. . 2. a. et 58. . 14. c. (d f, auswendig. sieh. 53. 
i 5. a. (e f kirch. sieh. . 9. e. (f f angenam. 1. q. 1. ex catholica. (g f tailt. 
24. q. i. alienus. et c. quia. et c. quicumque. (h f versmacht. Luce. 10. post prin. 
qui vos spernit me spernit. im 73. 5- 5. f. et 81. 5- 5. a. et91. . 11. h. (i 5 horen. 
Ezeeh. 3. in prin. nolunt audire te quia noltmt audire me. 



424 SEX1GIST CAPITEL 

SEXIGIST CAPITEL. 

Vom tawf. 

I. Tawf ist das erst sacrament, vnd ain tor des himcls (a) vnd anderr sacra- 
ment, der kaincs vor (b) der tawf fruchlberlich gcraicht mag wcrden. Do chrislus 
gelawft, ist erst die himelport awfgethan, dasselb ist des herren portcn (c). darein 
alllain die geiechtcn geen, vnd aimm ycden verspert ist alspald er zu aimin men- 
schen wirt. Aber so er widerumb (d) im sacrament der tawf geporen vnd vernewt 
ist, von slundan erlangt mcnschlicher gcist erledigung (e) aws seimm vorigen 
poesen wcsen vnd verleihung des guoleu newen wesens. Als nu Christus , mil 
seimm leidnn, erlcdigung menschlichs geslaechts hey got verdient. hat er des- 
selben seines verdienn todliche menschen wellen geistlich tailhaftig machen vnd 
aufheben gotliche maledeyung (f) die got vbcr gantzen erdpoden, von wegen der 
siind, ergeen lassen. vnd hat dawider die tawf geordcnt zegeben im element des 
\vassers (g) als ain gemain materi so in gantzer weld gefunden mag wcrden, \nd 
von got nye vermale'Jeyt, sonder in erslem segen (h), den got vber all sein ge- 
schoepf gegeben hat, beliben ist. Welh wasser christus in seiner tawf durch 
anrueerung seins zartens leibs , sonderlich gesegent vnd gcheiligt. Er hat auch 
zuo Cana in Galilea wein (i) aws wasser gemacht, domit angezaigl, daz vndevin 
wasser verlihcn wurd gnad ewiger freyde. 

(a f hiraels. im . 2. c. (b ff vor. sieh. 32. . 1. a. et 59. . 3. e. (c J porten. 
Psl. 117. haec porta domini; iusti intrabunt in earn. sieh. 4. . 15. i. (d J wider- 
umb. sieh. 4. . iO. n. (e 5 ledigung. ira 70. . 5. c. et im 94. . 1. b. (f f male- 
deyung. gen. 3- maledicla terra, im . 11. f. et sieh. 25. . 6. a. (g 5 vom tawf- 
wasser. im . 2. a. et 5- 11- g- et sieh. 58. . 9. b. et sieh. 59. . 6. b. et im 63. 
. 2. d. et 68. . 4. h. et 70. . 6. a. et im 88. . 5. h. (h f segen. Gen. 1. bene- 
dixitque eis. (i 5 wein. Johan. 2. in prin. sieh. 33. . 4. i. 

II. f Daz vnderm wasser die siind vergeben auch parmherlzigkait ewiger 
gnaden verlihen werden, des zuo warem zaicben ist pluoet vnd wasser aws des 
herren seyten (a) gerunncn. Oils ist der prunn (b)so vom paradis awfgeet vnnd 
waessert alle ort des erdpoden. Nu stet geschriben. Alspald Jhesus getawft, ist 
r awsmm wasser aufgestanden. Nym war. Jme seinn die himel (c) geocffeiit 
vnnd er hat gesehen den geist gottes herabsteygen als-iain tawb (d) die vber jne 
koeme. vnd nembt war, ain stym von himel sprechend. Hie ist mcin lieber 
sun, in deme ich rnir wol geualle (e). Dise schrift ist also auszzelegen. Das 
awfsteen christi ausmm wasser bedeyt, daz menschlicher geist ausmn tawfwasser 
awfstet von siindigem wescn. Alszdenn werden jme autthan (f) die himel got- 
licherhilf vnd gnaden, mil denen sieh der mensch sol zuoeberaiten vnd sein hertz 
aufthuon, domit ersey ain tempi gots. Zuo deme gotlicher geist herab steyg vnd 
vber jn kome, auch in jm wone, auf das goles stym von himel irn sacrament der 
tawf zuo dem gctawften mug sprechcn. Diser mensch, der vormals ain Sun des 
zorns (g) gewesen , ist nu worden mein lieber angcwiinschter (h) Sun, in dem ich 
ditsmals gnaedig geuallen hab. Darawf schreibt Paulus. Von natur seinn wir 
Siin des zorns, wie ander lewt. Do wir aber in siindcn tod gewesen, hat vnns 
goterkiickt (i) in christo, in desselben gnad seyt ir haylwaertig worden. Daraws 
erscheint, daz wir vor der tawf naliirlich Sun des zorns vnd geisllich tod gewesen. 
aber nu seinn die getawften, durch die gnad crisli, geistlich crkiickt vnd 
sun des hails. 



VOM TAWF. 425 

(a 'f seyten. Job. 19. ant. fin. exivit sanguis et aqua, sieh. .1. g. etl im 63. 
. 2- e. et im 91. $. 1. f. (b f prunn. Gen. 2. sieh. 10. . 6. g. et im .8. a. (c f 
himel. mat. 3. in fin. ihesu baptisato apertum est coelum. im. f. sieh. . 1. a. el 
sieh. 55. 5. k. (d 5 tawb. sieh. 6. . 4. d. et im 68. - 6. g. (e J geualle. sieh. 
54. . 5. b. (f f aufthan. Luce. 3. im 81. . 11. c. et sieh. c. (g J zorns. sieh. 32. 
. 1. i. (h f gewunscht. im . 12. e. et sieh. 10. . 10. h. (i f erkiickt. Ephe. 2. 
convivificayit nos in christo. 

III. f Jn sichtbarer tawf wirt dcr getawft nit am leib (a) sender an seinem 
vnsichlbarem geist, von siindcri aucb von pcin vnnd yerfallen (b) scbulden erle- 
digt, aws dem stand poeses wesens (c) geselzt in gupt wesen. Veraint mit got 
vnd cingelc-ibt cbristo. Er lebt numals got, der vor im fleisch tod (d) gewesen 
vnd dem deufel gedient hat. Daun wicwol menschlicber geist natiirlich (e) lebt, 
dadurch cr auch sein leib lebentig macht, hat er docb sein vbernalurlich leben, 
das ist gollicher gnaden beywonung, nit gehabt, sender erst in seiner tauf er- 
langt. Durch die tawf wirt allain mensclilicbem geist, vnd nichls dem fleisch, 
gcholfen wider fomilem (I), das ist wider poes wesen vnd naygung so der 
mcnsch hat zuo vihischer (g) natur. Dorinn dcr geist hie pueessen sol vnnd 
nit siindigen. Aber der geist, so durch die tawf erledigt vnnd in guotem 
wesen ist, solt zw sieh ziehen (h) sein fleisch vnd dasselb gewenen auf 
tugenlhaft leben vnd guot wesen,' vnd zuo lesst mit jm bringen in cwige saelikait. 
Do erhoecbtcr (i) christus alle ding zuo jrn ziehen wirt. Sol nu dcr geist seimm 
fleisch helffen daz es werde von poeser gier erledigt, von seinen maylen gcray 
nigt auch aws seinen schulden gehebt, so muoes der geist eemals erloest werden 
vom dew'fel, des gefangen (k) er ist. Darnach vom vnflat vnd gift so er von seimm 
fleisch in sieh gesawfthat. Zum dritten von seinn siinden mit denen er got be- 
laidigt, vnd sichselbs in gros schulden gefueert hat. Zum vicrden ist not daz 
menschlicher geist poese naygung, so er aws alter zeriitter natur zuo seimm 
fleisch hat (das ist den alten (1) mennschen) gaentzlich toett (m) vnd wegwerfte, 
vnd newen menschen anleg, das ist ain newo naygung vber sieh zuo got an sicb 
neme, auch nach jm ziehe sein fleisch, dasselb so es widerspaenig ist, benoetlig, 
kestig vnd straffe. Sonst waere dcs menschen geist, dieweil er selbs verwickelt 
vnd gefangen, vermailigt oder irrig ist, ain vngemaeser mitler (n) zwischen got vnd 
des fleisch. Darumb beschiecht vor der tawf exorcismus (o), das ist ain awstroi- 
bung des dewfels vnd seins gwalts. Desgleicbs beschiecht cathecismus (o), das ist 
vnderweisung im glawb vnd ain zuoberaittung zuo der tawf, die darauf als ain 
newe gepurd odcr form gegeben wirt menschlichem geist. (') Dcr fiirter nymer 

( l Uber die Wirkunpcn der Taufe ist auf dem Grunde der hi. Schrift die ganze Tradition 
einstimmig. Die ganze Reihe der Vater lehrl, d ass durch die Taui'e der Mensch mit Christus 
vereint, von der Erb- und alien wirklichen Siinden und der cwigen Verdammnuss befreit, ge- 
heiliget, umgestallet, \vtedergeboreu werde. Der Mcnsch wird durch die Taufe eine neue Crea- 
tur, ein Glied des myslischen Leibes Jesu Christi. Aber nicht bloss die Siinde wird aufgeho- 
ben, sondern auch alle Strafe wird/nachgelassen, wie diess die katholischcKirchestets gelehrt. 
Die Gegenlehre hat die Kirche feierlich verworfen: ,,"Wenn Jemand laugnet, dass durch die 
Gnade unseres Herrn Jesu Christi, welche in der Taufe mitgetheilt wird, die Schuld derErb- 
siinde nachgelassen werde, oder aber auch behatiptet, dass nicht ganz hinweggenommen werde 
dasjenige, was die wahre und eigentliche Natur der siinde hat, sondern sagt, dass dieses nur 
abgeschabt und nicht zugerechnet werde, der sey im Banne. Denn Golt basset nichts an den 
Wiedergeborenen , da niclits Verdammlic.hcs an denen ist, die wahrhaft mit Christo begraben 
sind durch die Taufe in den Tod, die nicht nach dem Fleische wandeln, sondern die, indem 
sie den alten Menschen ablegten und den neuen anzogen, der nach Gott geschaffen ist, unschul- 
dig, unbefleckt, unstraflich undtGeliebte Gottes geworden sind, und also:Erben Goltes, aber 
Miterben ChrislU so dass sie nun nichts mehr am Eingange des Himmels hindert." Concil. 
Trid. Sess. V. can. 5. Im Decrele Eugen IV an die Armenier wird noch ausdriicklich be- 
merkt, dass den Getaufteri ieine Genugthuung auferlegt wird, well durch die Taufe nicht bloss 



426 SEXIG1ST CAPITEL. 

dem alten Jeib Ade anhengig sein, sender daraws ainn newen leib oder glid christi 
machen sol. Dasselb ist genent newer (p) vnd jnwcndiger mensch. Dieselb new 
gepurd ist genennt regeneratio (q), vmb das christus vermailigte sel widerumb 
gepert zuo rainikait. 

(a J leib. im . 4. d. (b ^ verfallen. sieh. 52. . 3. a. (c ^ wesens. im g. 12. d. 
sieh. 21. . 3. a. (d f lod. siefa. 20. . 8. f. et 34. g. 8. e. (e J naturlilich. sieh. 
21. . 6. b. (f ^ fomilem. iro . 12. h. (g J vihischer. sieh. 31. g. 6. g. (h J zie- 
hen. sieh. 20. . 4. f. et 28. 5- 1. e. et 33- . 9. f. et 34. 5. h. el . 8. h. et 47. 
. 6. f. et sieh. 57. . 4. c. ct im g. 8. e. et im 63. $. 12. 1. et 70. . 2. e. et 81. 
. 11. f. (i f erhochter. Joh. 12. im 100. 12. c. (k f gefangen. Gal. 5. in prin. 
sieh. 37. . 6. i. (1 f alllen. Ephe. 4. sieh. 35. g. 10. d. (m f tott. Ro. 8. sieh. 3- 
. 9. e. et im 76. . i. b. (n f mitler. sieh. 27. . 4. c. (o 5 exorcismus. sieh. 43. 
. 2. b. (o ^ cathecismus. sieh. 43. . 2. b. (p J newer. Ro. 13- in fin. im . 8. i. 
et . 12. c. et im 64. g. 2. b. et im 68. . 10. h. et 76. . 2. e. (q j regeneratio. 
Job. 3. in prin. Nisi quis renatus fuerit. sieh. 4. . 10. m. 

IV. f Domit du aber solhe gepurd la wtter versteen moegst, wisse daz mensch- 
liche natur vncl volkomenhait in dreyen stet, benentlicb im fleisch, im geist vnd 
in guotera wesen. (a) Dise drey ding yeglicher mensch an jm haben sol, wie dann 
adam vnd Eua dieselben anfangs im paradis b.eyeinander gehabt, aber nach irer 
vbertretung zertrent baben. Erstlich irn paradis ist das guot wesen vom adam (b), 
vnd allem menschlichem geslaecbt abbesondert. Darnach in adams vnd yedes 
menscben sterben wirt absescbiden sel vom leib. Also seinn alle menschen hie 
in diesemleben an leib vnd 'sel enlsetztdes guoten wesens, vnd nacb irem sterben 
werden leib vnd s'el auch zertrent. Jn der tawf (c) wirt das guot wesen dem 
menschen hie widergefaen an seiner Sel, aber nit am leib (d). Dasselb guoet wesen 
der mensch abermals verlewst durch wiirchlich siind, doch widerumb erlangt 
durch ordenliche puosz. Aber menschlich fleisch ist staets in poesem wesen vnnd 
seines guoten wesens cntsetzt bis auf jungsten tag. alszdenn in der vrstend (e) 
komen zesamen leib vnd sel vnd beleiben wesenlich vnd ewiklich beyeinander, 
den gerechten zuo saelikait, den verkerten zuo straff. 

(a f wesen. sieh. 34. . 1. b. (b 5 adam. sieh. 34. 1. d. (c ^ tawf. im . 5. f. 
et sieh. 28. . 5. i. (d f leib. sieh. . 3. a. (e f vrstend. sieh. 57. . 3. h. 

V. f Dergestalt seinn drey geperung. Die erst beschiecht leiblich (a) von 
vater vnd muoter auch von elementlicher (b) materi, aws denen menschlicher leib 
zesam gepachen ist. Daun wiewol wir vnsern leib vrspriinglich (c) von Got 
haben, empfahen wir doch denselben leib durch mittel leiblichs vaters. Die an- 
der (d) gepurd ist geistlich von bimlischem valer, der on mittel menschlichen 
geist be?chaefft vnnd dem leib eingewst. Die drit (e) beschiecht gnediklich durch 
vnsern herren christum vnd sein prawt christenliche kirch, die im tawf (f) geperen 
das guoet wesen menschlichs geistes. Dasselb guot wesen erlangen wir wol von 
got , aber durch mitel vnsers haylers vnd der kirch. Also hat yeglicher mensch 
zwen vater, ainen seines leibs natiirlichen vater, den anndern seines geistes, nem- 
lich ewigen got. Daneben hat der mensch nur ain muoeter nemlich seinleiblicb 
gepererin. Aber ain christglaubiger hat drey vaeter. ainen der nur mensch ist. 
der ander lawter got. dritter ist mensch vnd got miteinander (g). Er hat auch 
zwo muoter, nemlich christenliche kirch (h) vnd leibliche muoter. Awsgenomen 

alle Schuld, sondern auch alle Strafe gelilgt werde. Baptism! sacramenti effectus est remissio 
omnis culpae originalis et actualis, omnis quoque poenae, quae pro ipsa culpa debetur. Prop- 
terea baptizatis nulla pro peccatis praeteritis injungenda est satisfactio; sed morientes, ante- 
quara culpam aliquam committant, statim ad regoum coelorum etDei visionem perveniunt. 



VOM TAWF. 427 

Jhesus chrislus hat nur aihen naliirlichch 'himliscben vater, vnnd ainige leibliche 
jh'uote'r Mariam, aber vil geistlich '(i) vaeter vnd mueeter, aws denen er sich durch 
seingnad geperen laesst. Leiblicbe (k) geperungkumbt aus vnkeyscb, deszhalbsy ver- 
damlichistalsfleischlich.vihischvnndvnrain. dadurchimmerischengotlichepildnuss 
(l)vermailigt vnd nymer got sender dem dewfelzuoegleicht wirt. daraus eruolgt des 
menschenpoess(m) wesen. Die ander geistlich geperung ist anfaencklichlawtter (n) 
vnd rain. Got beschafft nichts vnrains,deszhalb ist menscblicher geist in seiram ersten 
anfang gerecht vnd rain beschaffeni So er aber nach ordnung gots mit seinern.vergifften 
leib veraint.zuostund wirt er vermailigt vnd vndersich zum fleiscb wider got genaigt. 
dadurchainyder mensch besonderinerbsiind(o) felt. Nu ist solhe bcsonderte erb- 
siind mit dem leiden christi nit on niittel abgenomen sonderu personen, allain jhenen 
die demselben leideu anhangen vnd als glid (p) christi durch die tawf eingeleibt 
wcrden. Darauf ist dngefueert dritte (q) gepurd der tawf, dorinn menschlicber 
geist aws der erbsiind erledigt vnd widerumb geporen wirt in rainikait. Wie er 
vngerainigt was vmb das er dern leib Ade eingeleibt, also wirt er widerumb ge- 
rainigt so er christo vnd der kircb eingeleibt ist. Dadurch wirt der menscb wider- 
vmb geschickbt zuoerlanngen die pildnusz Gots so er- in erster jeiblicher gepurd 
vcrtiligt (r). Desgleicbs das guot wcsen so menschlich geslaecht im paradis ver- 
\vorcht bet. Aus'obberuerten dreyen geperungen crscheinen drey bruoderschaft, 
dauori ab'en (s) gesagt ist. 

(a 5 leiblich. im k. et im . 8. c. et sieh.. 47. . 4. b. (b f elementlich. sieh. 
44. . I- f- (c ^ vrsprung. sieh, 29. j. 13. b. (d f ander. im. n. (e ^'drit. im. q. 
(f ^ tawf. sieh. . 4. c. et im 61. 5- 2. a. (g f miteinander. sieh. 54. $. 1. a. (h f 
kirch. sieh. 4. . 5. k. (i ^ geistlich. Marci. 3. in fin. qui fecerit voiuntatem dei. 
hie filius meus. : sieh. 10. . 6. h. (k ^ leibliche. sieh. a. et sieh. 34. . 11. b. (1 ^ 
pildnusz. im r. et sieh. 20. . 8. e. et 29. . 9. q. et im 76. . 7. a. (m f poss. sieh. 
21. . 3. k. (n f lautter. sieh. d. et sieh. 28. . 1. b. (o f erbsund. sieh. 34. . 1. 
a. (p ^ glid. im . 8. d. (q f dritte. sieh. e. et sieh. 52. . 3. k. (r f vertiligt. 
sieh. 1. (g f oben. sieh. 47. 4. a. 

VI. 5 Die sacrament seinn staeffel geistlicher styeg (a) darangot herabvnnd 
der mensch hinawf (b) steigt vnd daselbs zuo samen komen. dieselb styeg hat Ja- 
cob (c) im slaff gesehen steen aufmm erdpoden. derselben hoehe hat den biml 
beruert, daran gottes engel auf vnd absteigen. vber welhe styeg sich got lainet. 
Derselben styeg obrister staffel ist die gothait christi, die herab vber ettlich staffel 
flewst, nemlich durch sein menschait, leiden, marter, krewtz vnd tod bis auf die 
tawf, als den lesten oder vndristen grundstaffel bestimbter styeg. Also ist die 
tawfvon vnnden hinawf erster staffel, daran der nider gefallen menscb solt anhe- 
ben vbersich zesteigen zuo got, nemlich daz in derselben tawf menschlicher geist 
solt steygen aws poesem wesen vnd vngnad gots, in guot wesen vnd gnad gots. 
Also komen zesamen got mit seinen gnaden von oben herab (d), vnd der mensch 
mit seiner gehorsam von vnden hinawf. Dergestalt werden die menschen ange- 
legt mit gotlicber kraft von aller hoech (e) laut des ewangelj. ^ Desgleichs seinn 
die sacrament zuoezegleichen ainer festen starcken ketten, so dem menschen zuoe- 
berait ist, daz er daran zuo got aufgezogen werde. Vndrister klang derselben ket- 
ten ist die tawf. obrister klang ist heilige menschait Ghristi, die in die hoech an 
die gothait als an ainn nagel (f) 'gehanngen ist. Darnach volgen des herren pitter 
leiden, sterben, froeliche vrstend, auffartvndallenthalbengotlichevnd vnsichtbare 
gnad daraus fliessend. die mag der mensch erlangen in sichtbarer tauf, so got 
darzuoe geordent hat, daz daran der mensch vbersich gen himl gezogen werde. 
Dits ist die gross ketten (g), so der engel von himel in der hand hat vnd domit den 



428 SEX1G1ST CAP1TEL. 

dewfel pindet. Also ist die tawf ain instrument (h) oder handhab vnd mittelda- 
durch der getauft, als ain glid christi, erraicht das krewtz vnd sterben auch all 
verdienn christi, in des nomc vnnd pluoet er gelawft ist. Dcszhalb gibt jm in 
seinn gwalt der herr all sein leiden, in mass als hiet erselbs die pein cbristi ge- 
liten. vnd saelig seinn die soelh krewtz ergreiffen (i) vnd behalten. 

(a ^ styeg. sieh. 58. 8- 1. f. (b f hinauf. im . 14. h. (c J iacob. Gen. 28. yi- 
dit in somnis scalam. (d J hcrab. Tnob. 11. in med. pater occurrit oviam fllio. im 
70. . 4. n. (e f hoch. Luce. 24. in fin. induamini virtute ex alto, (f .5 nagl. ec- 
cles. 12. in fin. quasi clavi in altum defixi. im . 7. b. (g ^ keten. Apo. 20. in prin. 



(h f instrument sieh. 58. . 2. e. (i f ergreiffen. .prouer. 3. in med. lignum ritae 
est nis qui apprehenderint earn et tenucrint earn beati. im . 7. c. 

VII. ^ Jtem die scheinbar tauf ist ain sicbtig koeder, dorinn verporgen ist 
haimlicher angel (a) der vnsichtbarn gnad gots. Solh koeder vnnd angel istnach- 
einander gepunden an die sntir heyliger menschait, leiden, sterben, vrstend, auf- 
fart vnd an ander tugentlicbe werch chrisli. Zuo lesst hengt an derselben snuor 
das sacrament der tawf. oben an die gothait, als an ainn nagel (b) ist gepunden 
dieselb snuor, rnit der christus vischt vnd fahet, auch an sieh bis zuo der gothait 
zewcht jhene menschen die behangen vnd beleiben (c) an bemeltem angel der 
tauf. Dorinn wasser vnd wort, als das koeder sichlbar vnd begreiflich seinn. 
aber die gnad gols, als der angel, vnsichtbar ist, daran vnsichtbare seldes getawff- 
ten menschen gefangen vnd also ain erwclter visch christi wirt. Solh vischen 
beschiecht durch die selsorger, als segner vnd diener gotes. Dauon der herr 
spricht. Jch wirt senden vil vischer (d) , die werden menschen vischen. Jtem 
ich wil ew machen vischer der menschen. Das wasser, awf demselben vischer 
vischnen , ist das gesegent wasser so figuriert wirt im alien (e) gesetz , do Moyses 
awfbeuelh gots, ain holtz getawcht hatinsawer wasser, dasselb ward dauonge- 
sueesst. also wirt das wasser sueess vnd haylsam in der tawf vom holtz deshei- 
ligen krewtz, bcsonder (lurch des herren jhesu leib, den Johannes gelawft vnd inn 
Jordan (f) gelawcht hat. 

(a ^ angl. Job. 40. sieh. 55. . 5. a. (b f nagL sieh. . 6. f. (c 5 beleiben. 
prouer. 3. beati qui apprehenderint* sieh. . 6. i. (d f vischer. Hiere. 16. ant. fin. 
mittam piscatores multos; mat. 4. faciam vos fieri piscatores hominum. sieh. 8. . 7. 
a. (e ^ alllen. Exo. 15. in fin. (f ^ iordan. Mat. 3. in fin. 

VII. ^ Alles das in der taufgeworcht wirt, fleusst vom prunn der gothait 
durch Christum, dasistder fliessund prunn (a) imm pawngarten vnd tyefferschoepff- 
prunn lebentiger wasser, so aws dem scheinbaren hohen perg libano (b) roitgwallt 
rynnen. Das ist also zeuersteen. Jn der tawf kumbt herab verporgene goel- 
liche gnad durch all vnd yglich werch vnd leyden Christi , bis auf des menschens 
sichtigen auswendigen leib (c), vnnd von demselben in seinen vnsichtigen jnwen- 
digen geist, derselb, souerr er geschickt wirt, seinn leib auch schicklich macht gnad 
zuoempfahcn vnd amm lesten mil jm zewcht gen himel. Also wirdt durch die 
tawf gantzer mensch ain glid (d) Christi, wiirchlich imm geist vnnd schicklich mit 
dem leib. Durch die tawf kumbt cristus zum menschen, derselb wirt eingeleibt 
Cristo vnnd sy bed machen also ain veraynigung (e) mileinander auf.das verspre- 
chen Cristi. Wer glaubt (f) vnd getawfft, der wirt saelig. So der mensch dem- 
selben versprecben williklich nachkumbt, alszdenn wirt sein sel ain freye prawt 
(g) Chrisli, die vor ain gefangene buoer (b) des dewfels gewesen ist. Er zewcht 
ab das allt zerissen klaid der siind vnnd beklaidt sieh fiir fiirter mit newem (i) 
klaid der tugent. Er hellt auch vnzerbrochenlich vnnd trewlich, nachseiuem ver- 



TOM TAWF. 429 

moegen, die lere vnd gepot Cristi vnd volzewcht alles was er oder sein doet fur 
jne in der tawf versprochen (k) hat. 

(a J prunn. Cant. 4. in fin. fons hortorunv. puteus aquarum viventium. sieh. . 
2. b. et sieh. 10. . 6. g. (b ^ Libano. Canti. 4. fluunt impetu de libano. (c 5 leib.- 
sieh. . 5. a. et . 3. h. (d ^ Von geistlichen gliden cristi. sieh. g. 5. p. et sieh. 
36. . 4. d. et sieh. 47- <J. 2< d. et 59. . 10. b. et im 62. . 2. e. et 63. . . 12. d. 
et im 70. $. 2. a. et 71. . 2. a. et 74. . 10. g. et 90. . 2. o. et 91. . 4. g. (e <f 
aynigung. sieh. 45. . 2. f. if f glawbt. Marci. 16. im . 10. a. et sieh. 59. $. 7. g. 
(g f pra-wt. sieh.. 45. . 11. a. (h ^ huer. sieh. 32. . 7. a. (i f newem. sieh. . 3. 
p. (k f versprochen. im 70- 7. g. 

IX. f Dann imin tawf seinn wir mil aydes pflicht gegcn Got, als vnserm erb- 
herren, durch vnser doet verstrickht vnd verpunden, verlubt (a) vnd gescbworen 
zehalllen Christenliche gepol. Wer aber solh versprechen nit belli, dor wirt des 
verdienn Christi vnd versprochener saelikait aucb nit taylbafftig (b). Wie v'ns Jo- 
banncs warnet, auf vnsselbs zesehen daz wir nit verlieren (c) was guols wir ge- 
worcbt baben, sonderdaz wir wcllen Ion einpfabcn. Dann wer hinders! ch (d)tritt 
vnd in der lere Christi nit bleibt, der hat got nit bey jme vnd ist kainrechler crist, 
nachdem er crislo nit anhengig ist. Jbener getawffter istgenennt ain warer crist, 
(e) der in cristo bleibl. Deinselben hat cristus in der tawf sein verdieun vnd 
erbschafft mitlailt als seinem gefreyten vnd erlediglem knecht (f), den Cristus tewr 
gekautft vnd in dertawf berayt vnd par bezalt initseimkreylzvnnd kostberlichem 
pluoet. Wie Paulus schreibt. Jr seyt tewr gekawfft (g) vmb grossen werdt. Also 
wirt der getaufFt ain aygen man Crisli, darumb empfacbt er in der tawf seinn ay- 
gen nome (h) Hanns pder Ruodbrecbt etc. Daraus verstanden daz ain Crist nit 
seinselbs istnocb yemants anderm zuoegeboerig, sounder aygner vnd erkawffter 
auch erledigter knecbt Gristi isl. Wer ainn christen eret oder belaidigt. der eret 
oder belaidigt Christum des cristen herren, hawp vnnd erlediger. wie erselbs 
bezewgt. Warlich (i) sag job ew, was jr thuot ainein vnder disen meinpn klaini- 
sten bruedern, das habt jr mir than. Wer sieh fiirter nach seiner tawfmit wiirch- 
lichen siinden entsetzt goeltlicher gnaden, derselb berawbt crislum seines erkawff- 
ten vnnd erledigten guoets. Er wirt auch hinwiderbillicb beraubtgoetlicbergab 
vnd himlischer erbschafft. wie geschriben ist. Wee dir, der du rawbest, (k) so 
du deinn rawb volbracht hast, alszdenn wirdesfu auch berawbt. 

(a.J verlubt. sieh. 15. . 10. b. et im 70.. 8. 7. g. et 98. . 9. e. (b 5 tailhafflig. 
sieh. 3. g. 10. f. (c ^ verlieren. 2. Johan. \. sieh. 3. 11. a. (d f hindersich. Luce. 
9. in fin. sieh. 40. . 11. b. et im 98, . 9. f. (e ^ crist. sieh. 13. . 7. h. (f f 
knecht. seruus emancipatus. sieh. 39. . 4. in. (g f kawftt. 1. corin. 6. in fin. empti 
estis pretio magno. im 70. 8- 7. e. (h f nom. sieh. 22. . 5. b. et im 61. g. -4. g. 
(i \ \yarlich. Mat. 25. in fin. sieh. 47. . 4. h. et im 84. . 8. b. (k f rawbest. Esa. 
33. in prin. 



X. * Zuo der tawf seinn vier ding notdiirfflig, benenntlicb ain mensch ze- 
tawffen. .Item ain tawffer. deszgleichs formliche wort, vnd materlich wasser. 
Erstlich sol jhener, der zclawfen ist, seinn willendarein gebenvnd glawben, nach- 
dem dasewangelj amm ersten setzt. Wer glawbt (a), darnach, vnd tawfftwirdt. 
Doch in vnuerstaendigen , die jrer vernuft oder freyes willen nit gwalllig seinn, 
noch imm gebrawcb haben, als kindel (b) oder narren, die selbs nit gesiindigt ha- 
ben, ist gnuog der kirchen will vnd glawb so der doet, der das kind aus tawf 
heb.t, aussprichl. Dann an slat jhener, die in aygner person dem leiden vnd ver- 
dienn Cbrisli nit kiinnen anhangen, ist gnuog das sicb annder als doten, so die kin- 
der aws tawf heben vnnd gebrawch jres verstandts haben, fur berueerle kindel 



430 SEXIG1ST CAPITEL. 

vnd vnuerstandig le\vt annemen vnd Christo anhangen vnnd glawben. Wo kain 
doet vorhanden vnd nyemants das kind aws tawf hueeb , alszdenn erfiillt tawffer 
die stat aines doelen mit gemainem glawb christenlicher lurch. Bemellten vnuer- 
staendigen leiiten wirtin jrer tawf nachgelassen die erbsiind, nachdem solhe erb- 
siind auf sy von anndern lewlen kumbt. Deszhalb moegen sy durch ander lewt, 
nemblicb durcb jr doeten, glawben vnd zuoesagen auch Cbristo vnd seiner kirch 
eingeleibt, vnd sy werden also von der erbsiind scbulde erledigt. Jnen ist awch 
nicbts verdainblicbs (c), bis sy zum brawch der vernufft komen vnd dem fleysch 
nachhengen. Aber so verstanndig getawfft werden, dieselhen mueessen selbs aus 
aygem willen vnd zuoesagen, cristo vnd der kircb anbangen, sonnst beliben syge- 
fangen vnd glide des dewfols (d) vnd warden nit kinder Cristi nocb der kirch. Sy 
mueessen awch rew haben vber jr wiirchlich siind. Dann nyernant mag an sich 
nemen das new leben vnd guot wesen jme missualle (e) dann sein allt leben vnd 
poes wesen. ( 2 ) 

(a f glawbt. Marci. 16. in fin. sieh. . 8. f. (b f kind. sieh. 3. $. 12. f. (c 
verdamblichs. Ro. 8. in prin. sieh. 35. . 6. e. (d $ aewfels. sieh. 28. . 6. e. (e 
missualle. de peni. dis. 1. Ires. Nisi eum veteris vitae poeniteat: nouam inchoare non 
potest. im 70. . 7. c. 

XI. 5 Zum andern so! lawffer ain priesler sein, on eehafft (a). Des tauf- 
fers maynung (b) sol auch sein den zetawffenten yon seinen sunclen zeraynigen. 
Dieweyl tawfFer vber das kind die genoetigen tawfwort spricht, sol erselbs das kind 
waschen oder nelzen mit wasser. vnd waer nit zymlich nech der tawf benueegen 
beschehen. so ainer wueesche vnnd der ander die wort spraeche. Zum dritten 
sollen auszgesprochen werden gebiirliche wort (c) nach form den cristus aufge- 
setzt hat. nemlich, jch tauf dich 5mm nomen des valers vnnd sunes vnnd heyligs 
geistes. Jn der substantz nichts dauon nocb darzuo zeselzen, nochdarjnnzeuer- 
aendern oder zeuerkeren. Doch haben Petrus vnd ander apostl (on zweyfel aus 
beweglichen vrsachen) beslymbten form veraendert (d) vnd ain zeitgetawl'tvnder 
diesem form. Jch tawf dich imm nomen Jesu cristi. wie in der apostel ge- 
schicht befunden wirt. ( 3 ) Zuom vierden sol die tawf beschehen mit naturlichern 
wasser, als mit jhenem element (e.) das von got nit verfluocht ist wie die erde (i). 
Dasselb auszwendig wasser ist bedeyl bey dem lawttern flus (g) des lebentigen 

(* Der Gebrauch der Taufpathen ist ein uralter. Schon der hi. Dionysius evwahnt dersel- 
ben (De eccles. Hier. c. 2.) indem er sagt: ,,Ich gelobe, dass ich den Knaben, wenn er zur 
Kenntniss des Beiligen gelangt, durch meine sorgfaltigen Ermalinungen anleilen will, dass er 
dem Enlgegengesetzten ganzlich -widersage, und das Gciitliche, das er verspricht, bekenne und 
vollbringe." Man vergl. Catechism, rom. p. III. cap. II. q. 27. In Betreff des Glaubens der 
Kinder kann noch bemerkt werden, dass der actuelle Glaube nur fiir die Erwachsenen erfor- 
dert werde, und dass der fremde Glaube der Pathen oder Eltern nicht nolhwendig sey zum 
Wesen des Sacraments, wohl aber von grossem Nutzen fiir den Taiifling. Sieh^ Bellarmin, 
de Baptism, cap. 11. 

( 3 Der 111. Thomas von Aquin meint: die Apostel batten 'vermb'ge einer besondern Qffen- 
barung dieTaufform ,,imNamen Jesu" angewendet; allein dafiirliisstsich i kein Zeugniss aus der 
Tradition anfiihren. Die Apostel haben die Taufform nicht verandert, eine solche Nachlassig- 
keit gegen den ausdriicklichen Befehl Christi kann und darf ihnen nicht zugemulhet werden. 
Wir finden gerade in der Aposielgeschichte den Beweis, dass sie die Taufe im Namen der drei 
gotllichen Personen ertheilt haben. Da Einige zu Paulus gesagt (Apostlg. 19. 2 3.): ,,Wir 
haben nicht einmal geho'rt, ob ein heiliger Geist sey," antwortete er: ,,Womit 
seyd ihr denn getauft worden?" Dadurch zeigt doch der hi. Paulus offenbar an, dasszu 
seiner Zeit in der Taufform der hi. Geist genannt wurde; sie wurden also im Namen der drei 
gpttlichen Personen ertheilt. Einige behaupten, die Taufe im Namen Jesu erlheilen heisse so 
viel als sie aus Vollmacht Jesu ertheilen; oder, wenn eine Person genannt wurde, so seyen die 
andern nicht ausgeschlossen. Man yergl. TOuvnely, praelectiones tbeolog. de baptism, edit, 
venet. torn. 7. pag. 6476. 



VOM TAWF. 431 

wassers, so der Engel Johanni gezaigt hat, vnd clar was wie ain crystall, fliessend 
vom stuoel gottes vnd Cristi goetlichs lambs. Dasselb ist goettliche gnad, mit der 
got jnwendige sel waescht vnd raynigt von alien siinden, dermassen, daz zwischen 
got vnd derselben sele kain obex (h) oder jrrung numals ist, dadurch die sel ver- 
bindert moecht werden zuo got zekommen; Derselb obex ist der stain (i) der 
in der speluncken ob dem toden Lazarus lag. 

(a f eehafft. sieh. 58. . 12. c. et im 73. g. 9. i. et 4. g. 1. i. (b f maynung. 
sieh. 58. . 12. h. (c f wort. Math. 28. sieh. 58. g. 11. g. et 59. . 7. a. (d f ver- 
andert. actu. 2. et actu. 10. in fin. sieh. 58. g. 11. h. et sieh. 6. g. 6. h. (e f ele- 
ment, sieh. 59. . 8. c. (f f erde. sieh. g. 1. f. (g f flus. apo. 22. in prin. sieh. . 
1. g. (h f obex. sieh. 42. g. 9. d. (if stain. Joh. ll. im 73. . 1. b. 

XII. f Vor vnd nach der tawf werden die kindel gesalbt zuo erfullung der 
figur, daz Samuel (a) den Dauid, dieweyl er noch klain gewesen, aws beuelh gol- 
tes gesalbt hat in seines vaters hawsz, in mil.te seiner brueeder. Durch wasser, 
oel, wort vnd weis der tawf wirt auszwendig clar angezaigt wie Cristus jnwendig 
vnsicbtberlich vnd verporgenlich die sel abwascht (b), salbe, vernew(c), rainigvnd 
in guoten stand oder wesen (d) seize. Dadurch dieselb sel Cristo eingeloibt, vnd 
seines leidens oder verdiens tailhafftig auch got angenaem vnd geuellig. Desz- 
gleichs mit got versueenet wirt als ain angewiinschter (e) sun gottes, vnd ain mit- 
erb Cristi. Durch die tawf vergibt Got dem getawfften sein siind , hebt von jm 
aufdie schuld ewiger pein, vnnd gibt jm gnad fiirter zuo groesserngnaden zekom- 
men. Daneben macht jn got gerecht vnd rain an goettlicher pildnus, in die nu- 
mals eingedruckt ist der Caracter (f) als ain golilich warzaichenn. Doch wirdt 
sqlch zaichen gedruckht allain in die sel, nit jnn leib. deszhalb gepert (g) ain ge- 
tawfter mennsch ain vngetawfftkhind. Darumben wirdt'den) leyb durch dietawff 
die naygung zuo siinden, genannt fomes (h) nit abgethan, aber wol gemildert. 

(a f samuel. 1. reg. 16. in med. im 93. g. 1. b. (b f wascht. im 64. . 7. k. 
(c f vernew. sieh. . 3. p. (d f wesen. sieh. g. 3. c. (e f gewiinscht. sieh. . 2. h. 
(f f caracter. sieh. 59. . 3. b. (g f gepert. sieh. 34. . ll. d. (h f fomes. sieh. . 
3. f. et sieh. 36. . 1. a. 

XIII. f Zway sacrament tawf vnd puoes seinn aygentlich geordennt wider 
die siind, doch mit zwayen vnderschiden. Aine ist, daz dadurch die menschen 
geertzent werden von siind igen kranckhaiten. Jn mass zwo leiblich purgalzen (a) 
seinn. Aine raynigt von oben herab vndersich durch stuoel. die ander rainigtvon 
vnden hinauf vbersich durch vndaeen. Dergleichen kumbt die tawf oben von 
Cristo herab vnd raynigt den mennschen. Diepuoess hebt sich vnden an dor rew, 
vnnd rewcht vbersich zuo Cristum, der dem menschen die siind vergibt. Also 
hebt sich an die tawf in Christo vnd endet imm menschen. Die puoes (mit vor- 
geunder hilff (b) gols) hebt sich an imm mennschen mit rew vnd geet durch den 
mund in der peycht, vnd endet in angenaemer gnad Christi. Wie erste purgatzen, 
so durch stuoel vndersich geet, on des krancken zuoethuon beschiecht, also wirt 
des menschens sele, on sein zuoethuon, imm tauf leichtlich erledigl. Aber zum 
vndaeen (c) muoes sich der kranck selbs noetten, yeben, gwalltiklichbewegen vnd 
arbaiten. Dergleichen zuo der puoes muoes sich der sunder noetten vnd willik- 
lich yeben mit rew im hertzen, mit peycht durch mund vnd mit arbait vnd guoten 
werchen in leib vnd sele. 

(a f purgatzen. sieh. 58. g. 2. b. et im 70. . 2. f. et . 9. f. et im 73. g. 5. b. 
(b f hilff. sieh. 24. g. 9. f. (c f vndaen. sieh. 58. g. 6. d. et im 70. g. 4. h. et 71. 
$. 1. a. 



432 AINSUNDSEXIGIST CAPITEL 

XIV. ^ Die ander vnderscbid zwischen tawf vnnd puoes ist zemercken bey 
zwayerlay tafeln (a) des allten gesetz. Die erslen zwo tafeln seinn durch gottes 
werch gemacht, vnd nachmals durch Moysen, do er s'ach das kalb so die juden bet- 
ten aufgesetzt, imm zorn aws seiner hannd geworffen vnd zerbrocben worden. 
Darnach hat moyses, atis bcuelh gottes, gemacbt ander zwo slainen (h) tafeln zuo 
gleicbnuss der vordern tafeln. .In der synagog ist bey ersten tafeln gols bedeyt 
die lawf, als die erst geistlich lafelcristenlicber kirch. Bey den audern tafeln moysi 
ist bedeyt der kircb andere lafel, benennllich die puoes. Von disen zwayen cri 
stenlichen tafeln scbreibt Paulus. daz die getawften menscben sendtbrief (c) Cri- 
sti seinn gernacht vnd bescbriben, nit mit tinckhen, sonder init des lebennligen 
goltes geisle, nit in stainen iafeln, sonder in fleischen. tafeln des hertzens. Daraus 
ist befunden, daz sant Peters scbef (d) die kirch bat zwo tafeln, nemlich die lawf 
vnd puoes. Auf der ersten sitzen die gelawfften, so ausmm wasserflus der erb- 
siind vnnd aller anderrsiind erledigt seinn. Wann aber dieselb scbeftafel ainlocb 
gewingt, dadurcb die gel awfften widerumb jnn flus der wiirchlichen todsiind fal- 
len. Dieselben mugen nyminer koemen auf erste geprochene (e) tafel der tawf. 
Deszhalb isl jhenen zuoberayt ain andere tafel, benenntlich die puoes, darawfsy 
fliehen vnd koemen moegen, auch daselbs widerumb erledigt (f) werden. Alslang 
sy hie leiblicb leben vnd goites parmbertzikaitanrueeffen, bat die puoes stat. Sonst 
wo die menschen hie der puoes tafel versawmen (g) vnd nit hinauf steygen (h), 
koemen sy nymmer in crislenlicher kirch scbef, sounder sy. mueessen alszdann im 
wasserflus der siinde gar ertrinckben. 

(a ^ Iafeln. Exo. 32. in med. facias opere domini. sieh. 51. . 1. d. et im 70. . 
5. a.- el . 9. e. (b ^ stainen. Exo. 34. in prin. praecide tibi duas labulas lapideas 
instar priorum. (c ^ brief. 2. corin. 3. -in prin. epistola cstis chrisli. sieh. 17. 5- 1. 
i. (d f schef. im 93. . 3. n. (e f prochene. de pen. disl. 1. c. secunda naufragij 
tabula, de onere eccle. c. 15. . 26.. (f 5 ledigt. im 94. . 1. e. (g ^ savvraen. sieh. 
56. . 6. 1. (h ^ steygen. sieh. . 6. h. 



A1NSUNDSEXIGIST CAPITEL 

Von der firmung. 

I. Wie in leiblicben dingen vnd zeillicbem leben ordnung ist vnd nach leyb- 
licber gepurd ettlicb nacbuolgend wurchung leiblichem leben zuogeboerig seinn, 
also bat Got in geistlichem leben (a), besonnder in sacramenten , auch ordnung 
pemacht, dann bede leben geistlichs vnnd leiblichs seinn hie von ainem berr got. 
Was dem mennschen am leib empfindlicb begegent, dasselb begegent jme ver- 
sebenlich arn geist vnempfindlich. Erstlich wirdtmenschlicher leib durcbvalters 
same empfangen, darnach in nmoeler leib lebentig vnd daraws geporen. Er nymbt 
auf an leng, an groess . an sterck vnd krefften , bis er zuo vogtbaren jaren kumbt, 
dorjnn er arbaiten vnd seinen gebiirenden stand verwesen mag. Gleicherweiss 
beschiecht in geystlichem leben vnnd menschlichem geist, der aws erster vnd fur- 
komrnender gnad gots (souerr dieselb freier will annymbl) empfangen wirt, dar- 
nacb dtircb die tawf in der muoeler cristenlicher kirch lebentig vnd daraus geist- 
lich widerumb (b) geporen, aber nocbwaicb vnnd krafftlos ist. Wil nu dermensch 



VON DER FIRMUNG. 433 

nach seiner tawf geistlich leben behallten vnd geschickt beleiben, rnuoes er staets 
kriegen wider die feind geistlichs lebens vnd cristenlichs glawbs , sichtig vnd vn- 
sichtig. Also ist auf diser erd des menschens leben ain geystliche reytterey (c). 
Deszbalb ist aufgcsetzt der finnung (d) sacrament, in dome geraicht wirt heyliger 
c/eyst zuo besterckung des getawfften vnd zuo bestaettunggoellicher gnad, dieimm 
tawf gegeben ist. Dauon^die kirch zuo Got rueefft (e). herr bestaett das du 
in vns geworcht hast imm tawf. Vnd ist not dises sacraments der firm , dorjnn 
nienschlicher geyst durch gnad heyligs geystes, wachst (f) an geistlicber groess vnd 
sterck auch aufnymbt an krafft vnnd tugent. domit der mensch geistlich vogtbar 
oder volkommen vnd geschickt werde zum dinst gottes vnd zuo guoten werchen 
gegen seinem nagsten. Wie vns Paulus lernt (g), daz wir cristen ainer dem andern 
solle die hand raichen zuo ainerlay glaub vnd erkanntnuss gotes suns. Wir sollen 
auch volkommen oder vogtbar werden in der mass desvolkoemen alltcr Cristi, auf 
das wir nit mer kind seinn vnd vns vmbfueeren lassen durch allerlay wind, das ist 
durch manigerlay falser vnd eytler lere. 

(a f leben. sieh. 58. . 7. c. et im 67. . 1. b. et 70. . 1. d. (b f widerumb. 
im . 3. b. (c f reytterey. Job. 7. in prin. sieh. 25. . 1. h. ct im . 2. g. et . 
3. i. et im 74. . 10. n. et 93. . 1. d. (d 5 firm. sieh. 58. . 7. e. et im 67. . 1. 
d. (e ^ ruefft. Psl. 67. ant. fin. confirma hoc deus quod operatus es in nobis. sieh. 
24. . 1. b. et im 100. . 8. e. (f f wachst. sieh. 22. . 4. k. (g f Lernt. Ephe. 4. 
post prin. occuraraus o nines in unitatem fidei. sieh. 47. . La. 

II. f Die getawfften seinn geistliche kind (a) Cristi vnd der kircb. dieselben 
sollen nit albeg vnuermoegende kind beleiben, sender durch die firmungzuo krafft 
kommen vnd vogtbar werden. Wie die tawf dem menschen gibt geistlich cri- 
stenlich leben, also gibt jme die firm das vogtbar allter vnd aufnemen. Die 
gnad (b), so imm tawf gegeben aber noch waich vnd vnuolkommen ist, wirt 
in firmung gesterckt, bestaettigt vnd volkommen. Also haben Petrus vnd Jo- 
hannes jr hende (c) auf die Samaritaner gelegt, dadurch sy empfangen haben 
die gnad gottes. Dergleich ander apostel auch gotliche gnad geraicht. wie 
noch hewt thuon die priester in der peycht vnd die pischof in der firmung. 
Jn derselben nit allain geraicht wirt gottes gnad sounder auch der gnaden gaber, 
benantlich heiliger geist. wie petrus (d) den juden versprach. Wo sy puoes 
thuoen vnd getawfft wurden zuo ablas jrer siind, daz sy alszdenn in der fir- 
mung empfiengen des heyligen geist gabe. Jmm tawf ist gefalner mensch 
ausmm kot aufgehebt. aber sein aufsteen waer nit gnuoeg noch sicher, wo 
er nit krafft empfieng aufrecht zebeleiben. Dieselb geistlich krafft wirt geraicht 
in der firm. Die lawf hilfft vns zum glawb. die firm sterckt (e) vnd troesst 
vns, den glawb festiklich zebekennen vnnd denselben (wo er angefochten wirt) 
manlich zebeschermen. Vnd spricht Melchiades (f). Jm tauf werden wir ge- 
poren zuo geistlichem leben. nach der tawf, nemlich in der firm werden wir 
gesterckt zum streyt (g). (*) Jm tawf ist die sel gewaschen. in der firm wirt 

( l Der Papst Melchiades setzt in dem Schreiben an die spanischen Bischofe, aus dem die oben 
angefiihrle Stelle genommen ist, den Unterschied zwischen der Taufe und der Firmung klar 
auseinander. ,,Bei der Taufe, sagt er, wird der Mensch zum Kriegsdienste angeworben, und 
in der Firmung wird er bewaffne), zumKampfe. In der Taufquelle ertheill der hi. Geist seine 
tJnadenfiille zur Unschuld; durch die Firmung aber verleiht er die Vollkommenheit zurGnade. 
In der Taufe werden wir wiedergeboren zum Leben; nach der Taufe werden wir geslarkt zum 
Kampfe; in der Taufe werden wir abgewaschen; nach der Taufe werden wir gekriiftieet; die 
Wiedergeburt macht durch sieh selig die, wekhe im Frieden die Taufe erhalten; die Firmung 
bewaflhet und riistet zum Kampfen." Er schrieb dieses um das Jahr 314. nach Chr. 
Reiihmeier, Berlhold's Theologey. 28 



434 AINSUNDSEXIGIST CAPITEL 

sy abgedriickhent , gemangt, gesterckt vnnd pohert. Deszhalb wirdt ain Crist 
nach dem tawfwasser geaalbt (h) vnnd besterckt mit oele des chrisem. 

(a f kind. sieh. 60. . 5. f. (b f gnad. sieh. 42. . 9. e. et 59. . 9. g. (c 5 
hende. actu. 8. ant. med. tune imponebant manus. im . 5. b. (d f petrus. actu. 2. 
ant. fin. (e <J sterckt. im 94. $ 1. c. (f ^ melchiades. de consec. dis. 5. spiritussanc- 
tus. (g ^ streyt. sieh. . 1. c. (h f salbt. im 93. . 1. c. 

Ill f Chrisraa ist ain salbung, dauon genent ist Cristus vnd von cristower- 
den all getawfffc genent Cristen (a), vnd al! cristen scinn 5mm feld cristi schuldig 
zestreytten wider jr aigen fleiscli, wider die weid vnd den deufel. Darumb sol ain 
yedercristzuo gebiirlicher zeit, nsmlichso erzuo vogtbaren jaren oder zuoseinem 
verstand kumbt gesalbt werden mit dem crisem imrn sacrament der firm, nacli 
diser ewangelischen ermonung. Nur es werde ainerwidergeporen(b) awswasser 
(der tawf) vnd awsmm geist (der firm) sonst mag er nit cingeen in das reicb got- 
tes. Derselb ist vnser sterck (c), vnser kraft vnd zuoeflucht, on de.no wir das 
geistlich swert (d) nit erhalten noch vns der feind erweren moogen. Der crisem 
ist gesegent in oel vnd balsam, mit worlten (e) die jhenes bedeytten was in jn- 
wendigem mennscben bescbiecht. Vnnd ist die firm zeraichen nach der tawf, 
dann wie oel (f) swymbt oben wasser, also ist die gnad vnd gab beiligs geistes 
(der imm firm geraicbt wirt) hoehcr dann die gnad vnd abwaschung der siintl, 
so imm tawf beschiecbt. Daneben bedeytt des balsam (g) wolgesmaeb ain wol- 
riecbende kraft heiligs geists. Der rnenscb wirt aticb mit solhem crisem gesalbt 
an seinen styren, vmb das geschriben (h) steet. Wir bezaicben vnsers gotes 
knecht an jren styren. Jtem er wirt macben, dornit all menschen das war 
zaicberi haben an jren slyren. Darumb salbt man den chrisem imm firm an 
des menschen styren, daz er darauf tragen sol den helm (i) des bayls. dabey 
er wirt erkennt als ain bestaendiger streytter imm feld Cristi wider sein feind. 

(a f cristen. actu. 11. sieh. 13. . 7. h. et im 93. . 1. a. (b <f widergeporen. 
Job. 3. in prin. sieh. . 1. b. et sieh. 4. . 10. in. (c <J sterckh. Hiere. 16. in fin, 
dominus fortiludo mea et robur ineum et refugium. (d ^ swert. Eze. 30. ant. fin. 
ut recepto robore possit tenere gladium. (e f wortlen. sieh. 59. . 7. a. (f f 61. 
im 93. . 4. b. (g f balsam, eccli. 24. in med. sicut balsamum aromatizans. (h ^ 
geschriben. apo. 7. post prin. et apo. 13. in fin. (i f helm. sieh. . 1. c. et im .4. 
e. et im 91. . 16. h. 

IV. 5 Die salbung a mm styren bedeyt, daz in der firm geraicht wirdt ain gnad, 
on all scham vnnd forcht offennlich zebekennen dennorn Cristi vnd fur jne ritter 
lich zefechten , zestreyten vnd zesterben wider sein feind. Darawf vns der herr 
beuilht, nit zefiirchten (a)jhen die leiblich toetten aber die sele nit toetten moe~ 
gen. Wirsolten vnns auch gerecht zewerden bis jnn tod nit schamen (b). Am 
stiren jerscheint des menscbens vnerschreckliche bestaerulikait vnd mnnhafi't hertz. 
Jn mass imm angesicht auch leycht gebrueefft wirt des menscbens scham oder 
forcht. Doch sol ain Christ kain forcht noch scham haben in aynicherlay wider- 
waertikait (c), so jme von wegen cristenlichs glaubs oder sonst aus vnschuld zuo- 
gefueegt wirt, als ainer der imm sacrament gesalbt vnnd aufgenomen ist zuo 
cristenlichem sreytvnd jnwendigander sele tregt caractorem (d) vnnd daszaichen 
cristi, nemblich das panyr des obsyggenden kreytz. Dariiber gepewt (e) vns 
heiliger geist in der schrifft, daz wir soellen anlegen das harnasch gottes, domit 
wir besteen moegen gegcn des dewfels arglisten, vnd aul'setzen den helm des hails 
vnd vmb giirtten das swertdes geistes. Dann nach der firm seinn wirnumalsauffgeno- 
men vnnd gemusstertsoeldner Cristi. Wie vorzeilen der furstSopher(f) awsmm land 



VON DER FIRMUNG. 435 

volck gemusstert hat new Soeldner. Sopher bedey t das puoech darein newer cristen 
nomen geschriben werden. Deshalb rnagin der firm aigner nomgeaendert, oder ain 
newer nom geschoepfft werden. nach dem geschriben ist. Dem allmaechtigen Got 
werden seinn knecht dienen vnd an jren styren wirt stecn sein nome (g). ( 2 ) 

(a f furchten. Mat. 10. post med. sieb. 44. . 10. h. (b f schamen. im 73^ 
. 12. a. (c ^ widerwerti. sieh. 39. . 6. g- (d f caracterem. sieh. 59. . 3. b. 
(e 4 pe\vt. Ephe. 6. induite vos armaturam, galeam salutis assuniite et gladium spiri- 
tus. sieh. . 3. i. et im 91. . 16. b. (f ^ Sopher. 4. Reg. 25. post med. probabat 
tyrones de populo terrae. t'g ^ nome. Apo. 22. post prin. nomen eius in frontibus 
eorum. sieh. 19. . 3. f. et 22. . 5. c. et 60. . 9. b. 

V. 5 frag ist, warumb allain die pischof (a), als der apostel nachkoemen, 
zefirmen haben vnd warumb imm tawf heyliger geist nit sowol als in der firm 
gegeben werde? Anntwort. Solhcs flewsst aws diesem grund, daz erst nach der 
awffart Christi heiliger geist den aposteln gesandt ist. Dieselben allain, vnnd 
sonst kain anderr junger, haben darnach heiligen geist vnnd firmung getawften 
lewten ferrer geraicht. Daneben wirdt gelesen, daz die cristglawbigen in Sa- 
maria (b) lang nach jrer tawf gefirmt seinn vnd heiligen geist empfangen haben, 
nit von gemainen priestern, sender erst do Petrus vnd Johannes zuo jnen koemeh 
soinn vnd jr hend auf sy gelegt haben. ( 3 ) Darumb ist die firm nit zeuerachten, 
sender vber die tawf hoch zepreysen von wegen der hohen gnad vnnd gab heiligs 
geistes, so in demselben sacrament geraicht wirt. Ordenlich sol vor der firm, 
on mercklich vrsach oder eehafft, dem vngefirmten menschen kain ander sacra- 
ment (awszgenomen tawff vnnd poes) verlihen werden. Nach der firm ist not, 
daz der gefirmt vnd bestaett christ ain speis hab dadurch or ernert werde, vnd 
bey seiner geistlichen kraft beleibe. Deszhalb hat Christus das hochwirdigist 
sacrament seins aigen leibs in seinem abschied, vnns hie zuoletz gelassen vnnd 
dariiber aufgesetzt das ambt der mess, in der solh sacrament gewandelt wirt. 
Yon derselben messwiljch erstlich schreiben , nachuolgend vom sacrament des 
zarten fronleibs Cristi. 

(a f pischof. sieh. 58. $. 12. g. de consecra. dis. 5. manus. (b ^ samaria. actu. 
8. sieh. . 2. e. 

( 2 Der rbmische Ratechismus spricht sieh iiber dieSalbungan der Stirne also aus: Durch 
dieses Sacrament ergiesst sieh der hi. Geist in die Herzen der Glaubigen und vermehrt in 
ihnen die Kraft und Sta'rke, auf dass sie im geisligen Kampfe tapfer streilen, und den hart- 
nackigsten Feinden widerstehcn konnen. Dadurch wird erklart, dass sie sieh durch keine 
Furcht oder Scham, deren Anzeichen vorzuglich an der Siirne zu erscheinen pflegen, von dem 
freimuthigen Bekenntnisse des christlichenNamens abschrecken lassen sollen. Zudem musste 
jenes Wahrzeichen, wodurch sieh der Christ von den iibrigen, gleichwie der Soldat durch ge- 
wisse Auszeichnungcn von andern unlerschcidet, an einem vornehmen Theile desKb'rpers aus- 
gedriickt werden. L. c. de conf. q. 23. 

( 3 Das Concil von Trient hat ausdriicklich bestimmt, dass der Bischof der ordentlicha 
Ausspender dieses Sacraments sey. ,,Wcnn Jemand sagt, der ordentliche Ausspender der hi. 
Firmung sey nicht der Bischof allein, sondern ein jeglicher einfacher Priester: der sey im 
Banne." Se'ss. VII. de confirm, can. 3. Sess. XXIII. can. 7. u. cap. 4. Den Grund dafiir 
gibt wie Berlbold der romische Katechismus ebenso an. L. c. q. 13. 



436 ZWAYUNDSEX1GIST CAP1TEL 

ZWAYUNDSEXIGIST CAPITEL 

von aiifsfttztiBig Iieiligei* Mess. 

I. Jesus Christus vnser haylcr hat heilige Mess auffgesetzt mit worlten vnd 
wercben. Mit wortten, do er spracb. (a). Jcb sag ew, werdt jr nit essen vom 
fleiscb des menschen sun, vnd trinken von seimm pluoet, so werdt jr khain leben 
in ew baben, dann mein fleiscb ist die recbt speis, vnd mein pluot ist das recht 
tranck, dits prot (b) ist vom himel kommen. Zum andern hat Christus mit wer- 
chen die mess aufgesetzt, do er amm abentmal in sein hand prot genomen, ge- 
segent, geprochen (c) vnd seinen jungern geraicht. Daselbs hat der herr sein 
mess angebebt vnd darnach am kreytz vollendt. Dabey vnder demselben abent- 
essen beuolhen, daz fiirter sein jungcr vnd ander priester (d) auch mess hallteri 
sollen zuo gedecbtnuss seiner mess, das ist seines abentessens vnd pluotuergiessens 
aucb sterbens am kreytz. Ynd wiewol Chrislus vnder seiner mess", benennllich 
vnnderm abentmal (e) , das ambt der mess den priestern aufgeladen, so hat doch 
seinaygene mess (dieer, wie vorsteet, am kreytz vollendt hat) gehabt ainen sonderu 
form von nacbuolgenden gemainen messen anderr priester, so die apostel aus eiu- 
gebung heiligs geistes formiert vnd geordent. Christus hat daselbs seinen jungern 
vil beuolhen mess zehallteu, aber nit auszgesprochen vnder was form dieselb fiirter 
zehallten sey. Sollies hat er geschoben auf zuokunft heiligs geisles, der werde 
die apostel lernen auf was wege vnnd form (f) die wandiung in der mess be- 
schehen solle. Dazwischen haben dieselbon apostel kain mess gehallten bis zuo 
jnen kommen ist beiliger geist. der sy vnnderweiszt hat, in was form mess ze- 
lesen vnd zeordnen sey. Darnach seinn sy erst gewesen in gemainschafft (g) vnd 
gebrawch oder yebung des meszlesens vnd protprechens, das ist in ausspeysung 
des hochwirdigen sacraments. Mil solhem sacrament in der mess vnnd mitspey- 
sung ausserhalb der mess haben die junger Cristi ain zeit got gedient, bis die zal 
derselben junger aufnarn , darnach haben sy aus jnen etlicb junger erkiest vom 
opfferder mess vnd zum bawszgeschaefft (h) geordent, eltlich zum predigen. Zum 
hawszgeschaefft (h) seinn erwell Steffanus rnitsambt sex dyacon, auf das die an- 
dern junger desztstatlicher moechten obligen vnd awszwartten dem gepete vnd 
ambt der mess auch dem wort vnd dinst goltes. Zum predigen hat heiliger geist 
den aposteln, als sy das meszopffer (i) dem herren geopfert, beuolhen abzeson- 
dernBarnabam vnd Paulum zum werch der predig, zu deme sy Got eruordert bet. 

(a J sprach. 6. ant. fin. nisi rnanducaveritis camera, im 64. . 12. a. et 68. . 5. 
h. et 69. . 3. a. et d. et . 7. a. (b ^ prot. sieh. 59. . 6. c. et im . 7. e. et im 
68. . 4. i. (c f prochen. Mat. 26. benedixit ac fregit. sieh. 58. f. 11. o. et im 69. 
$. 6. f. et 94. . 13. c. (d J priester. im . 4. d. et im 64. . 8. d. (e f abentmal. 
Mat. 26. Marci. 14. Luce. 22. (f f form, im 63. . 1. a. (g f gemainschafft. actu. 
2. in fin. erant perseverantes in commmiicatione et fractione panis. im 67. . 7. li. 
et 69. . 7. e. (h ^ geschaefft. actu. 6. in prin. Non est aequum. sieh. 5. g. 4. h. 
et im 94. . 9. h. (i f messopfer. actu. 13. in prin. ministrantibus illis domino 
(nova translatio habet) cum illi sacrificarent domino: utique missam celebrantes. 
dixit illis spiritus. segregate mihi barnabam et paulum in opus ad quod accersivi eos. 

II. ^ Aws sex vrsachen hat Cristusdas Ambt heiliger mess aufgeselzt. Erste 
vrsacb ist, zegedenckben (a) seiner menschwerdung auch der guottat vnd frucht (a) 
fliessend aus seinem leib, der vnnder des prots gestallt verporgen ist. wie Paulus 
schreibt. Der herr Jesas, in der nacbt (b) do er ward vbergeben, nam vnd prach 



VON AUFSATZUNG HE1LIGER MESS. 437 

das prot mit dancksagung vnd sprach, nembthin vnnd esset. das ist mein leib der 
fiir ew vbergeben wirdt , dergleichen sollet jr furan auch tbuon zuo meiner ge- 
decbtnuss. Dits woertl (thuon (c}) zewcht sich nit auf speisung ausserhalb der 
mess, sounder aufwiirchlich meszhalllung, nemlich das rnessambt soelle taeglich 
volbrachtvnd dabey des abentmals vnd sterbens Cristi, das ist, des anfangs vnd 
endes der mess Cristi, bedacbt werden. Alsofft in der mess leib vnd pluoet Cristi 
gewandelt vnnd got hirDlischem vater geopffert, werden albeg in cristenlicher kircb 
vnd in vnnsjren glidea vernewet vnd erweckt die frucht beiliger menschwerdung 
Cristi vnnd seines pittern leidens. Diehosti, vnnder des prots gestalt , istwarer 
leib Cristi vnd bedeyt geistlicben leib cristenlicber kirch. Jmm kelicb ist das 
pluoet Cristi vnnd bedeyt, daz erdasselb pluoet von wegen seiner kirch vergossen 
hat. Das sacrament in der mess handelt vnd newst der priesler an stat (d) ganntzer 
kirch auch an stat aller vnd yglicher jrer glide, sonderlicb fiir jben die bey der 
rness seinn. Wann nu der priesler mess list vnnd die bostia empfaecbt, dabey 
soldestu betrachten die menschwerdung cristi, vnd got pitten, daz er dich gnaedik- 
lich aufneme zuo aimm glid (e) des leibs Cristi vnd der kirch. Bei dem kelich 
soldestu got pitten, daz er dicb taylbafftig mache des beiligen pluot vergiessens 
cristi. Dasselb ist der mesz frucht (f). So du solhe frucht von got andechtiklich 
begerst, magstu gantzlich hoffen du werdest von got gewerdt vnd derselben mess 
frucht tailhafftig. Dann in krafft des leyden vnd verdienn Cristi ist heilige mess 
aufgesetzt zuo abstellung gotlichs zorns vnd zeuersueeuen got mit dem menschen. 

(a f gedenckhen. im 68. . 9. a. (a f frucht. im 65. . 8. i. et 69. . 5. e. 
(b f nacht. 1. Corin. 11. in qua nocte tradebatur, acccpit panem. Luce. 22. (c f thun. 
im <>. 3. a. et sich. 58. . 11. m. et im 69. . 2. c. (d ^ an stat. im 64. . 8. h. 
et im 73. . 6. c. (e ^ glid. sieh. 60- . 8. d. (f ^ frucht. steh. 46. . 5. e. (g f 
suenen. sieh. 55. . 3. g. et sieh. 58. . 4. i. et im 67. . 1. b. 

III. * Die ander vrsach aufgesetzter mess ist zuogedenckben (a) des herren 
sterbens vnd pluoetuergiessens, so vnderm wein im kelich bedeyt vnd verporgen 
ist, auf das des herren sterben vnnd verdienn daraus fliessend, widerumb vnd offt(b) 
geaefert vnnd vernewt wurde, wie Paulus ferrer schreibt. Nach dem abentrnal 
nam Cristus den kelicb vnd sprach. Diser kelich (c) ist das new testament in mei- 
nem pluot. dergleichen soellet jr auch thuon zuo meiner gedechtnuss alsofft jr 
trinckt. dann alsofft jrdises prot essen vnd disen kelicb trinckhen, werdet jr des 
herren tod verkhtinden bis er kumbt. Dabey zeuersteen, daz mesz zelesen ist bis 
auf jungsten (d) tag, oder aufzuokunfft des grossen Anti-Crist, so der herr wider- 
umb kommen wirdt zuo Gericht oder zuo Reformieren die kirch. Bey newem 
Testament (c) ist zeuersteen des berren pluoetuergiessen das jmm allten testament in 
der tyer pluot figurirt was. Domit wir fiirtcr erweckt werden zuo bedenckben das 
leiden Christ! vnnd desselben nit vergessen, sonnder brawcben moegen Got zuo 
lob. himlischer kirch (f) zuo preys, pueessunder kirch zuo bilf vnd jrdischer kirch 
zuo nutz, vns alien vnd yedem, in sonderhait zuo hayl. Deshalb bat Crislus auf- 
gesetzt die mess als ain gedenckh zedel oder gemael , dabey des herren mensch- 
werdung vnd pluoetvergiessen betracht auch vnserr erledigung bedacht werde. 

(a ^ gedencken. Luce. 22. hoc facite in meam commemorationem. sieh. . 2. c. 
et im . 4. c. et im 65. . 2. d. et 67. . 1. g. et sieh. 56. . 4. e. (b f offt. im 66. 
4. a. (c f kelich. 1. Cor. 11. hie calix nouum testamentum. im 65. . 1. c. (d f 
jungsten. 1. Cor. 11. mortem domini annunciabitis donee venial, im 65. g. 5. f. et 
66. g. 4. k. (e 5 testament, im . 7. a. (f f kirch. im . 6. e. 



438 ZWAYUNDSEXIGIST CAP1TEL 

IV, ^ Drilte vrsacb aufgesetzter mess sol dergeslalt verstanden werden. Wie 
vormals not (a) gewescn 1st, den leib vnnd pluoet Christi iiir menschlich geschlaecht, 
gotlicher gerechtikait am kreylz leiblich zeopffern, welh opfer (b) vnd sterben 
Cristus ainsten wiirchlich auszgerichl hat. also ist numals not zuo ablaynen vnn- 
ser taeglich siind, classelb opffer in gedechtnus (c) der rnenschwerdung vnd sterbens 
Cbristi, in taeglichem Ambt der mess widerumb zeaeffern, vnd sacramenllich ze- 
begeen, zuodern die priester (d)gewident seinn. Dann wiewol das opffer vnd ver- 
diennGhristi ainkrejtzallain gnuoegsam (e) vnnd vnermeslich krefftig istzuoablas 
aller siind. Dieweil aber wir menschen noch taeglich siindigen, dadurch wir vns dcs 
leidens vnd verdienn Christi entsetzen, souerr wir dasselb verdienn widerumb er- 
lanngen wellen, so muoesdas leiden Cristi in der mess mitgedechtnuss widerumb 
taeglich vernewert vnd geaefert werden. Doch wisse, daz durch die mess oder 
andere sacrament (ausserhalb tawf vnd puoes) kain todsiind (f) plos vergeben noch 
aufgehebt, aber wol geringert wirt, dann dadurch werden mitgetailt das leiden, 
sterben vnd verdienn Crisli. der sichselb, als ware und gnuoegsame hostien, am 
kreytz fur vns ainsten (g) geopffert vnd domit all vnd yglich siind aufgehebt hat. 
Was nur ainsten beschehen, das ist vergangen vnd bleibt allain in der memori oder 
in schrifft oder in gemael. Also ist das sterben Christi nur ainsten beschehen fur 
all vnser scbuld , es sol aber albeg beleiben in der memori. Deszhalb ist aufge- 
setzt die mess , dorjnn als in ainer abvnderfecbten pildnuss vnd geschribem brief, 
das verschinen leiden Cristi betracht vnnd bedachtauchgelesen vnd geaefert wirt. 
Auf das solh leiden in vnserr gedechtnuss desztstaeter beleib, dadurch wir hilff 
empfahen von siinden aufzesteen. Vnd nachdem wir taeglich vnd allzeyt siindi- 
gen, eruodert vnser notdurfft, daz durch die kirch vnd jr diener die priester das 
lei den vnd verdienn Cristi in taeglicher (h) mess betracht vnd alzeit aufgeriigelt 
werde, dem allmaechtigen zuo lob vnd vns wider die siind zuo taeglicher hilf. 

(a f not. sieh. 55 . 3. f. (b f opfler. sieh. 55. . 3- c. (c f gedechtnuss. 
sieh. . 3. a. (d f Vom ambt der priester. sieh. . 1. d. et im . 6. d. et sieh. 4. 
. 3. f. et im 63. . 1. c. et 65. . 8. p. et 69. . 5. f. et 73. . 4. h. ct 83. . 8. e. 
et 94. . 10- d. et 95. . 1. f. et . 2. a. (e ^ gnugsam. sieh. 58. . 10. h. et im 65. 
g. 4. e. (f f siind. im 64. 5. 6. b. et sieh. 58. . 4. i. (g f ainsten. Ro. 6. sieh. 
57. . 1. k. et im 65. . 3. c. et im 66. . 4. c. et 69. . 3. c. (h f taeglich. im 
66. 5.. 4. a. 

V. * Vierde vrsach awffgesetzter mess ist , daz Got vnserm schoepffer mit 
opffer vnd gab der mess, geraicht werde vnser pflichtig dinst vnd ere erbiettung, 
die wir seiner goettlichen maiestet natiirlich schuldig (a) seinn zebeweisen, aber 
vnnser ploedikait nach, nit gebiirlich auszrichlen moechten. Daz auch durch die 
mess in kraft des leiden Jesu bezalt vnd gnuoegthun werde vmb vnser siindig ver- 
schuldnus. Derhalb wir gotlicher gerechtikait hie oder dorl ain benueegen ze- 
thuon schuldig aber zeuolziehen nit maechtig seinn anders dann mit ewiger ver- 
dammnuss. Darumb hat sieh Ghristus selbs vns zuo letz (b) gelassen vnd bleibt 
hie bey vns bis zuom ende der weld, auf das wir jnevnder gestallt prots vnd weins, 
als ain vnermesliche gab vnd ewig opffer im ambt der mess, moegen ewigem got 
bezalen fur vnser natiirlich schulden auch fiir vnser siindig (c) verschulden. Erst- 
lich hat sieh christus selbs am krewtz gotlicher gerechtikait fiir vns geopfert vnd 
nach seiner vrstend (d) sieh geben alien menschen, daz sy jne fiir jr schulden, durch 
die priester in der mess, auch got moegen opfern zuo gedechtnuss seiner mensch- 
werdung vnnd sterbens. Also ist in der mess cler herr jhesus ain gab, so chrislen- 
lichekircb got raichtymb schulden irer glide. Er ist auch ain gedaechtnuss vnd danck- 



VON AUi SATZUNG HEIL1GER MESS. 439 

sagung so christenlich kirch gotlicher mildigkait beweist vmb das Got menschlich 
eeslaecht mit pitterm leiden christi erledigt hat. Daneben ist des altars sacrament 
ain hailigs opfer, das christus vnd sein kirch zuo lob vnnd ere gottesin der mess 
handelt vnd wandelt fur vns ellende menschen. Dann sonnst ist allmaechtigem 
wot fur vns khain gab noch opfer angenaem , allain christus. Er ist der lieb s'j.u, 
in dem got geuallen (e) hat. Wildu nu got gnuogsam furchten, eren, loben, lie- 
ben vnd jmeersprieslich dienen, dasselb muoestu ihuon durch christum, an dem- 
selben hastu wasdu got fueeglich geben magst. wie er dann sichselbs am krewtz 
fiirdichgot geben hat vnd sein fleisch vnd pluoet noch taeglich gibt im ambt 
der mess. 

(a f schuldig. sieh. 49. J. 2. et sieh. 53. . 1. c. (b f letz. im . 7. b. et im 
56- 1- f- ( c f siindig. sieh. 53. . 1. g. (d f vrstend. Mat. 28. in fin. sieh. 17. 
5. 8. f- et sieh. 21. .. 4. h. et im 66. . 1. f. (e ? geuallen. Mat. 3- sieh. 54. . 5. b. 

VI. f Daraus flewsst fiinfte vrsacb aufgesetzter mess. Nachdem christen- 
liche kirch in irer hand nichts ansehenlichs hat, das got nach seinen statten vnd 
wierden gebiirlich oder gemaes waere zeopfern (a) , vnd ist doch not etwas ze- 
opfern. Deszhalb hat christus die mess aufgesetzt, dorian er sein aigen leib vnd 
pluot durch priester wandeli vnnd dor kirch in jr hand gibt, dornit sy ettwas hab 
das sy got wirdiklich opfern moege. Darawf dieselb kirch (b). als vnser muoter, 
fiir sieh vnd all chrislglaubig , als fiir ire kind febentigc vnd lode, opfert im ambt 
der mess iren gemahel vnd haup (c) jhesum christum, als ain gemaes opfer dem 
himlischea vater zuo lob vnd danckberkaif, vmb das er seinn Sun vns zuo hail herab 
in dits ellend gesandt, vnd derseib Sun sieh fiir vns am krewtz geopfert hat. Desz- 
halb die kirch seiner gotlichen maiestet denselben liebsten Sun, durch die prie- 
ster (b), so uarzuoe geordent seinn, widerumb hinauf opfert. Zuo gedaechtnuss 
des persondlichen opfers vnd pluoetvergiessensJhesu christi. Dabey pitt die kirch 
guetigcn got , daz sein allmaechtikait solh opfer der mess gnaediklish anneme fiir 
all jre glid (e), denheiligen, so zuo hi mo- 1 seinn, zuo eren, jhenen gliden die im 
fegfewr pueessen, zuo ruoe, vnd vns todlichen, diehieirn jamertal sweben, zuo 
vergebung vnnserr schulden, auch allentiialben zuo erwerben was derselben kirch 
vnd iren gliden guot vnd etlich auch haylsam vnnd nutz ist. Darauf flewsst (f) 
von cbristo das leben vnd alle gnad in seine erwelte glid, die sonst vusaelig waeren 
on christo. in jme vnd mit jme auch durch jnn seinn alle (g) ding. Wie aber die 
mess ain opfer sey, wirt hieunden (h) gefunden. 

(a f zer jTern. Heb. 8. in prin. im 65. . 2. b. (b f kirch. sieh. 4. 5. 5. f. et 
im 71. . 3. c. et 80. . 7. f: et 83. g. 6. g. (c f hawp. sieh. 27. . 7. b. (d f 
priester. sieh. . 4. d. (e f glid. sieh. . 3. f. et im 63. . 3. d. (f f flewsst. sieh. 
28. . 5. h. (g f aUe. ro. 11. in fin. sieh. 21. . 1. d. (h f vndeu.im 65. . per to. 

VII. f Sexte vrsacb aufgesetzter mess ist. Nachdem christus im newen testa- 
ment (a), als in seinem lessten willen, ain geschoefft than vnd vns zuo letze(b) fiir ain 
legat gelassen hat seinen aigen leib, mit dem sieh vnnser selen, die sonnst durch 
adamsleib von got gefallen(c) seinn, rnoechtenverainen(d) vnd widerumb aufsteen. 
Darumb ist not, daz derseib leib christi im ambt heiliger mess hieher gesandt vnnd 
vnder des protsgestallt gewandelt werde, auf das wir diirftige menschen mitsolhem 
himelprot (e) moegen geisllich gespeist werden vnnd dadurch erlangen das testa- 
ment oder legat das vns der herr Jhesus geschafft vnd hie zuo letze gelassen hat. 
Dasselb ist das ander vnd ewig (f) testament so himlischer vater mit seinen erwel- 
ten macht daz er sey jr Got vnd sy sein volckh. Von disem artickel wirt her- 



440 DREYUNDSEX1GIST CAP1TEL 

nach (g) mer gesagt. Dariiber seinn vorhanden noch annder vrsach, derhalb das 
heylig sacrament der mess ist aufgeselzt. Dieselben vrsachen werden bieunden(h) 
im 67. capitel angetzogen. (') 

(a 5 testament, im f. et-sieh. . 3. e. et im 95. . 1. a. (b ^ letz. sieh. . 5. b. 
(c f gefallen. sieh. 30. . 4. i. (d J verainen. im 68. . 2. a. et iin 94. . 10. e. 
(e J himelprot. sieh. . 1. b. et im 67. . 9. f. et 68. . 9. g. et 69. . 10- a. (f j 
ewig. Baruch. 2. in fin. slatuam illis testamentum alterum sempiternum ut sim illis 
in deum ct ipsi erunt mihi in populum. sieh. a. (g ^ hernach. im 68. . 1. a. (h [ 
vnden. 67. . 3. vsque ad. . 7. 



5 DREWNDSEXIGIST CAP1TEL 

von notdurftigem form der mess. 

I. NoldurfFtiger form (a) muoess in warer mess vnd wandlung (b) gehalten 
werden. vnd steel in vieren, benentlicb daz der Meszhalter ain geweichter prie- 
sler sey, der willen bab zewandelh'. item daz gegenbiirtig sey gebiirliche materi 
als prot vnd wein vnd dariiber gesprochen werde das formlich wort. Von er- 
stem tail, betreffend geweicht priester (c), wirt hernach (d) gesagt. Zum andern, 
istzuo der mess vnd zuo wandlung des sacraments not, daz des priesters willen, 
maynung (e) vnd furnemen sey in der mess zewandeln das heilig sacrament. Ob 
aber priester, in awssprechung der wort, nit sonderlicb gedaecht noch staete (f) 
aufmerckung hiet, daz er anfanngs fiirgenomen hab mess zelesen auf maynung 
dorinn das sacrament zewandeln nucb aufsatzung gottes vnd der kirch. wiewol 
er sundigt (g) wo er bierinn grob nachlaessig vnd vnawfmerckig waere. wann 
er aber geuerlich sein maynung zewandeln vmbkert oder auslaesst, alszdenn ver- 
bringt er, mil seiner falsen mess, das vbel der abgoetterey. Desgleicbs ist not ze- 
halten die ordnung gottes vnd der kirch so das sacrament awfgeselzt vnd geor- 
dent hat zuo notdurft vnd nutz der menscben. vnd mag ain priester vnderainst 
souil partikl dits sacraments gesegen alsuil des volks, so zespeisen ist, notdurft 
eruodert. Ob aber ain priester, aus muotwill vnd vberfluss, all prot in der pRster 
oder alien wein im keler wolt ins sacrament verwandeln, solbes beschaech frae- 
uenlich zuo vnnutz vnd spot des sacraments. Deszhalb waere es kain ordenliche 
mess, noch wandlung, noch sacrament, vmb das derselb priester nit hellt die awf- 

( l Per hi. Thomas von Aquin gibt mehrere Griinde an, warum das heii. Sacrament des 
Altars eingesetzt worden sey. Man sehe P. III. q. 73. Art. V. Der hi. Kirchenralh vonTrient 
bat den Zweck der Einsetzung der Eucharistie in folgender Weise angegeben : ,,Es hat demnach 
unser Hciland, da er aus dieser Welt zum Vater scheiden sollte, dieses Sacrament eingesetzt, 
in welchem er gleichsam die Reichthiimer seiner gb'ttlichen Liebe gegen die Menschen aus- 
goss, ein Gedachtniss seiner Wunder gegriindet, und hat uns durch dessen Empfang seinAn- 
denken zu ehren und seinenTod zu verkiinden befohlen, bis er selbst kommen wird, die "Welt 
zu richten. Er wollte aber, dass dieses Sacrament empfangen werde als eine geistige Seelen- 
speise, womit diejenigen genahrt und gestarkt werden, die da leben vom Leben dessen, welcher 
gesagt hat: Wer mich issel, der wird auch leben urn meinetwillen, und gleich einem Gegen- 
mittel, wodurch wir von taglichen Schnlden befreit und vor tpdtlichen Siinden bewahrt wurden. 
Ausserdem wollte er, dass es ein Unterpfand unserer zukiinftigen Herrlichkeit und ewigen 
Gliickseligkeit sey; und selbst ein Wahrzeichen desjenigen einigen Leibes, dessen Haupt erist, 
\velchem er uns als Glieder in der festesten Yerknupfung des Glaubens, der Hqffnung und 
Liebe verbunden bat haben wollen, auf dass wir alle einerlei Rede fiihrten und keine Spaltun- 
gen unter uns seyen." Sess. 13. cap. 2. 



VON NOTDURFTIGEM FORM DER MESS. 441 

satzong gotes noch ordnung der kirch auch nit anschaut des volcks notdurft noch 
des sacraments gelegenhait. 

(a 5 form. sieh. 92. . 1. f et im . 6. a. (b f wandlung. im . 8. c. (c J 
priester. sieh. 58. $. 12. d. et 62. . 4. d. et im 65. ff. 8- p. et im 69. . 2. a. (d f 
hernach. im 94. . 10. a. cum seq. (e f maynung. sieh. 58. . 12. h. (f 5 state, 
jm 79. . 5. d. (g ^ sundigt. im . 2. g. 

II. f Zum dritten ist zum sacrament der mess notturftige materi prot (a) vnd 
wein. Prot sol on vrhab (b) sein, vmb das christus kain vrhab uoch seyer der siind 
an jm gehabt. Das ist figuriert im klainen aschrein prot, so die witib, das ist die 
kirch , awf beuelh Helie (c) gepachen hat vnnd fiirter nymer zerunnen ist. Der 
wein sol mit wenig wasser genriischt vnd dasselb wasser inn wein verwandelt 
werden, vmb das wir (bey wasser (d) bedeyt) veraint solten sein mit christo (den 
der wein bedeyt) dadurcb. wir seines pluoetuergiessens tailhaftig vnd eingeleibt 
werden seinem figuriertem leib , das ist cbristenlicber kirch , die aws der seytlen 
cbristi gerunnen (e). Also ist prot vnnd wein notdurftige materi des Sacraments. 
Daneben ist geordennt (als gebiirliche rnateri) vngeurhabt prot vnd germischter (f) 
wein. Ob afaer geurhabt oder geseyert prot vnd vngeimischter wein gesegent 
wurde, dannoch beschaech wandlung des sacraments, wiewol daran der vn- 
fleissig vnd groblaessig priester swaerlich sundigt (g), als ain vbertreter der ord- 
nung gottes vnd der kirchen, also ist auch mit dem worttl (warlich (h) ). 

(a <f prot. im $.6. b. et sieh. 28. . 3. b. (b f vrhab. sieh. 16. . 6. a. et im 
64. 5. 13- b. et 65. . 7. e. (c J Helie. 3. Reg. 17. fac panem subcinericium , i. 
subeinere coctum- (d ^ wasser. sieh. 60. 1. g. (e ^ gerunnen. Job. 19. sieh. 60. 
. 2. a. (f ^ gemiiscbter. prouer. 9. bibite vinum quod miscui vobis. im . 5. e. et 
im 65. . 6. b. (g J sundigt. sieh. . 1. g. (h f warlich. im . 5. d. 

III. ^ Vnder beder gestalt ist sacramentlich gantzer christus, nemlich vn- 
derm prot sein leib, dem anbengt (a) sein pluoet vnd sel auch die gothait. Vnder 
des weins gestallt ist sacraraentlich des herren pluoet (b), dem anhengt sein leib, 
sel vnd gothait. Dann dise viere werden nymmer voneinander getailt. Jn der 
mess wirt nit der kelich (der vnuerschaidenlich I'iir all vnd yglich menschen amm 
kreytz ainsten geopffert isl vnd nymmer vergossen (c) wirt) sounder die hosti des 
leybs Christi getailt in drey (d) tail, ainer wirt der himlischen kircli zuo ere ge- 
legt auf die paten, zuo aim anzaigen, daz die erwelten seinn auf der paten vnnd 
sicberhait ewiger ruoe. Der annder tail ist zuogeboerigschlaffender kirch imm feg- 
fewr(e)zuohilff, denselben tail der priester ain wail in linkher hand belli vnd darnach 
auch auf die paten legt, zuo aim zaichen, daz die pueessenden selen ain zeit muees- 
sen gehalten werden auf lincker seylten gottes, das ist in der puoes, darnach ko- 
men sy auch auf die paten vnd ruoe ewiger saelikait. Der dritt tail ist zuogehoe- 
rigjrdischer kircb hie auf disem erdpoden streyttund. Derselb tail wirt gelegt 
jnn kelich (f), Domit dieselb kirch vnd wir jre glid tailhaftig werden des pluoets 
Christi so fiirvns amm kreytz vergossen vnd zuo gedechtnusssolhesvergiessens in der 
mess dem hoechsten got taeglich(g) geopffert wirt. Durch bestymbtetailungderbo- 
stien wirt nit der sacramentlich leibCristi getailt, sonder domit angezaigt vnd' be- 
deyt die taylung seines geistlichen leibs, benentlich cristenlicher kircb. Dann die- 
"weil nach der wandlung ain prosem des prots gestalt o.der ain tropf des weins 
gestallt bleibt, alslang beleibt (b) darumb das sacrament, bis das gantze gesegente 
gestalt vergangen ist. Das beschicht gemainklich so die purification in kelich 



442 DREYUNDSEXIGIST CAPITEL 

gegossen, daselbs verlewsst der wenig gesegent wein, so nach der sumption im 
kelich beliben, sein gestallt durch den merern tail des vngesegenten eingegossen 
weins. (*) 

(a f anhengt. im 67. . 9- b. (b f pluet. im 67. . 9. d. (c ^ vergossen. Hebr. 
7. in fin. et 9. in fin. im . 6. e. et im 66. . 4. f. (d $ drey. sieh. 6. . 1. g. et 
58. '. 7. 1. ct 62. . 6. e. (e f fegfewr. im 82. . 9. a. (f f kelich. im 5. 11. c. (g 
f taglich. im 66. . 4. h. (h f bleibt. im 68. . 7. b. 

IV. f Zum vierden sol zuo wandlung des sacraments vber die hosti gespro- 
chen werden das formlich wort (a) durch heiligen geist denapostelnhaimlichver- 
kiind, daz durcb solh wort sacramentliche wandlung beschech, nemlich so dasselb 
wort in Hebreiscber, Kriechischer oder lateinischer zung awsgesprochen wirt. 
Nachdem bebreiscb (b) der mennschen natiirliche spracb vnd anfangs inallerweld 
allain gewesen ist. Kriechisch vnnd lateinisch seinn durch kunst eingefueert. Sonst 
all ander sprach seinn verwarren (c) vnd durch die menschen jnenselbs zuo plag 
aufkominen. Deszhalb in denselben sprachen beilige wandlung der mess nit be- 
schehen sol. Dann spoetlich vnd veraechllicb waere, gotlicbe hohe ambt, ausze- 
fueeren in barbarischen groben sprachen die vnder jnselbs vngleich seinn, alsbay- 
risch vnd saexisch. Deszhalb bernelt drey reguliert zungen, zuo heiliger mess, als- 
uil derselben substantz heruert, verordent seinn. jnnhalt des titels (d) der vber 
christum geschriben ist. Vnd ist zernercken, daz die wort in der wandlung (e)auf 
cbristum gestellt seinn, nit auf den priester, wie in andern sacramenten. Jm sa- 
crament des ablas steen die wort nit rnaterlich, sender anzaiglich ins priesters 
person, der spricht aus seimm gwallt (f) jtne von christo gegeben. Jch entledig 
dich im nome des vaters, Sun vnd heiligen geist. Dergleichen beschiecht inn sa- 
cramenten der tawf, firmung vnnd oelung. Aber im sacrament des altars stet 
der wandlung wort materlich (g). dann christus selbs, spricht durch des priesters 
slym, das ist mein leib etc. dorinn wiircht allain gotes kraft vnd nit des priesters 
gwalt, der nit do ist als ain mitler, sonder nur als ain plos jnstrument (h) christi. 

(' iiber den geheimnissvollen Sinn der Brechung der hi. Hostie hat sich Berthold in sei- 
nem ,,Tewtschen Rational" ausfiihrlich ausgesprochen, woraus wir nur einige Stellen ausbeben 
wollen: ,,Dic prechung der gesegenten hosti in der mesz beschicht zuo gedaechtnusz, daz Chri- 
stus am abentessen das gesegent brot gebrochen bat. Ganlze hosti bedeuet gantze kirch, als 
geistlichen leib Christi. Dieselb hosli wirt gebrochen in drey partickel zuo ere heiliger trinitat 
vnd zuo notturfft aller dreyer staend Christenlicher kirch, nemlich zuo lob den heylinng im 
himel, zuo trost den seelen im fegfewr, vnnd zuo hayl den lewten auf erde. Erstlich wirt die 
hosti geprochenn in zway thail, hedeiit, daz Christenliche kirch erstlich gespaltenn ist in zway 
parthey. Aine ist in ewiger rhuow vnnd in himlischer saeligkait, die ander ist in zeytlicher 
vnrhuo vnnd in ellender puosz an zwayen orten, bcnenilich dort im fegfewr vnnd hie auff erde. 
Die erst parthey Christenlicher lurch >virt bedeiit bey dem ersten thail der hosti, die der prie- 
ster mit rechter hannd legt auff die paten. Zuo bedeiitung, daz die triumphierund oder sig- 
hafft kirch jrer saeligkait gewisz vnd des ewigen leben gesicheret auch zuo hymmel ist an der 
gcrechlen gottes. Darumb wirdt derselb halbthail nymmer zerprochen. Das ander partickel, 
so der priester in tencker hand hat, bedeiit die annder parthey Christennlicher kirch, hie vnnd 
dort puessent, so noch auf der tencken gottes ist. Deszhalb wirt dasselb partickel voneinander 
geprochen in zway tail, ainer fur schlaffende kirch im fegfewr. Denselben thayl belt der prie- 
ster ain weil in tencker hannd vnnd legt jhne darnach auf die palen zuo dem vodern halben 
thayl, damit anzezaigen, daz die seelen im fegfewr, die noch aufl'tencker seyt vnnd in zeitlicher 
pein steen, gewisz seinn jhrer erledigung, naemlich daz sy zuo letst kommen auff die paten 
vnnd sicherhayt jhrer saeligkait, das ist, zuo den heiling gen himmel. Dritte partickel bleibt 
dem priester ob dem kelig in rechter hand, vnnd bedeiitl die streyttund oder jrdisch kirch vnnd 
jre erwoelte glyd, die noch in der weldt schweben vnnd trucbsal leyden auch jhr creiitz Chrislo 
nachtragen, gewart und des verdien vnnd bluotts Christi, bisz sy mit got veraint werden vnnd 
gar auf die recht seytten gottes kommen. Deszhalb wirdt dieselb drill parlickel in kelig ge- 
legt; vnnd mit dem bluotl vermiischt, auf das bemelte jrdische kirch vnd jre glyd, durch das 
bluott Chrisli, am letsten inn hymmel zuo ewigen freyden eingelassen werden." Tewtsch Ra- 
tional, cap. XXI. .7. 



VON NOTDURFTIGEM FORM DER MESS. 443 

(a ^ wort, iin 5. 5. b. et sieh. 59. . 7. a. et m. etim66. . 2. c. (b 5 hebrcisch. 
Gen. 11. in prin. erat autem terra labij unicus. (c J verwarren. Gen. 11. confusum 
est labium universae terrae. (d J titel. sieh. 54. . 8. b. (e f wandlung. im . 8. 
c. (f ? gwalt. Job. 20. quorum remiseritis peccata. im 73. . 2. c. (g ^ materlich. 
im 5. c. (h f instrument, sieh. 58. . 13. b. et im 66. $. 7. a. - 

V. 5 Vngezweifelt Christus hat vnnder seiner messdes abentessen, protynnd 
wein in sein fleischvnd pluoet gewandelt (a), do er dariiber seinen scgen than hat. 
Nach demselben segen prach er das berait gewandelt sacrament, gabdasselb seinen 
jungern vnnd sprach erst daraufdits wort (das ist mein leib) durch welhe wort (b) 
in andern messen die wandlung beschiccht. Sonnsthiet der hermit warlich moe- 
gen anzaigen seinen leib vnnd sprechen, das ist mein leib, wo derselb leib nit vor 
aussprechung des pronornen oder wortlein (das) noch nit waere gegenbiirtig gewe- 
sen. Aber bestimbt wort spricht ain priester nit fur sichselbs noch demonstrating 
oder anzaigenlich, sonder appositiue (c) in der person christi, gleich als ain ainig wort. 
Hoc est enirn corpus meutn. Glaublich ist, es sey etwo ain haimlich gotlich ding 
bedeyt mit dem rnaterlichensacramentlichem wort, das die priester in der wandlung 
sprechen vnd nach vnserm ploeden verstand in latein , kriechiscb oder hebreisch 
awszgelegt wirt also (das ist warlich mein leib) muoes doch dasselb wort nach 
haimlichem gotlichen verstand etwas hoehers bedeytten, das vns plos verporgerivnd 
allain gotlicher weiszhait wissund ist. Gleichwo ain pawr in der kirch hoeret sin- 
gen, laus tibi domine, der dasselb wort nach grobern tewtschen verstand awslegt fur 
ain vnsawberelaws vnd docb in laleinain andere vnd hohebedeyttung, nemlich den 
lob gottes jnnhellt, also muoes dits wort (hoc estenim corpus meum) in sieh halten 
eltwas senders vnd gotlichs, das vns vnbewisst, aber durch hciligen geyst vorzeilen 
in seiner ankunfft den aposteln haimlich verkiind ist. wie dann christenliche kirch 
biszher in staetem gebrauchgehabtvnd bestimbt wort (hoc est enim corpus meum) 
mitsambtdem andern wort das vbern kelich gesprochen wirt, fiir der Mess sub- 
stantzlich wortgehafat hat vnd noch dafur nach warem gemainem glawb gehalten 
wirt. Doch ist dits wortl (enirn (d)) von wegengewisser gotlichen warhait hinzuoe- 
gesetzt vnd nit aus entlicher not, darumb wo in bestimbtem substantzlichem wort, 
das wortel (enim) awsgelassen wirt, beschicht dannoch sacramentliche wandlung, 
wiewol der priester vmb sein laessig awslassen strafmaessig ist , dergleichen vmb 
vnnderlassen wasser zemiischen (e) inn kelicb. 

(a f gewandelt. im . 8. c. (b <J wort. sieh. . 4. a. (c f appositiue. sieh. . 4. 
g. et im 66. . 7. a. (d f enim. sieh. . 2. h. et im 66. . 7. d. (e f mtischen. 
sieh. . 2. f. 

VI. ^ Daraws erscheint, daz vnser herr Jhesus weder form noch mass der 
mess, seinen jungern gegeben oder geoffenbart, sounder plos beuolhen hat, inge- 
dechtnuss seines leidens mess zehalten vnd derselben form vnd mass zegeben an- 
steen lassen bis awf zuoekunft vnd vnderweisung heiligs geistes. Nach desselben 
lere haben die apostel vnder andern sacramenten die mess geordennt (a) , dersel- 
ben form vnd mass aufgesetzt, wie newt christenlich kirch durch ir priester pfligt 
in der substantz mess zehallten. Sonst wirt der mess gewisser form vnd ordnung 
sonnderlich des kelichs weder imEwangelj noch in ander schrifft beyeinander be- 
funden allain im heiligen Canon (b) , der in seiner subslanntz durch die apostel 
awfgeriicht vnd geordent ist, villeicht mer miindlich dann schriftlich. Das er- 
scheint aws sant Pauls vnderweisung, die er vom sacrament des altars den prie- 
stern gibt, hengt er zuolesst daran hernachuolgende wort. Annder ding (c) wil 
ich weiter hindan richten so ich hinfiir zuo ew kumme. Mit welhen worten Pau- 



444 DREYUNDSEXIGIST CAPITEL 

lus verspricht. was er von des altars sacrament biszher nit beschribenhab, alsuil 
den gebrawch vnnd ordnung der messbetreffe, desselben bericht welle er fiirter 
mit wortten thuon. Sonst haben Paulus vnd die ewangelisten allain beschriben 
die geschicht vnd histori des herren abentrnals sonderlicb des kelichs vnd nit wie 
die priester wesentlichen form halten soellen. Jn Paulo vnnd Luca stet daz chri- 
stus vber den kelich (d) gesprochen hab, diser kelich ain new testament in meinem 
pluet, der fur ew vergossen (e) wirt. Jn marco also, bieist meinpluoetdesnewen 
testaments das fiir vil vergossen wirt. Matbeus setzt hinzuoe, hie ist warlich 
mein pluoet des newen testaments (f), das fiir vil vergossen wirt zuo ablas der 
siind. Hierinn beschiecht nyndert meldung von der mess form, den erst die apo- 
stel aws eingebung heiligs geists gemacht baben. lawt des Canon. Wo desselben 
notdurftigen forms nur ain punct in der mess nit gehalten, dasselb waere khain 
gerecbte mess nocb war sacrament, was awsgelassen, das nit der mess substantz 
ist, dasselb macht ain vnordnung, aber nit ain nichtikait im sacrament. Awsser- 
balb substantzlichs forms seinn nachmalsdurcb papst vnd Concili durchheilig vae- 
ter vnd geschriben recht. Got zuo glori, himliscber kircb zuo ere, den toden zuo 
bilf, den lebentigen zuo hayl vnd heiliger mess zuo zier, aucli zuo bedeyttung der 
geschicht des leiden christi, geordent messgwandt (g) vnnd messzewg, gepaervnd 
gepete auch daneben fiirgenomen klag vnd freydgesang, darzuoe aufgesetzt fassten 
vnd feyer, aufgericht kirchen vnd altar, liechtvndgeleyt, klaydung vnd gemael auch 
ander zyer vnd gotszdinst, alles zuo loblicher danckberkait vnd diemuetiger ge- 
horsam gegen got vnd seinen heiling, allenthalbenvnabgenomen vnd vnueraendert 
alles des was zuo mess substantz gehoerig vnd vom heiligen geist durch die Apo- 
stel in die mess geordent ist. 

(a ^ geordent. sieh. . 1. a. et im 73. $. 2. k. et sieh. 12. 5.8. e. (b f Canon, 
missae. im 65 . 5. m. (c J ander ding. 1. Cor. 11. in fin. caetera autem cum ve- 
nero disponam. sieh. 17. g. 2. b. (d ^Kelich. 1. Cor. 11. Luce. 22. Marci. Mat. 26. 
(e ^ vergossen. sieh. . 3. c. et ira 69. . 2. f. et 84. . 3. d. (f f testaments, im 
65. . 1. a. (g f messgwandt. im 64. jj. 14. a. 

VII. f Neben berueertem meszformvnd zierlikaiten auch nacb satzungallter 
vaeter, seinn in gemainer kirch, zuozeiten in sondern kirchen, eingefueert loblich 
gwonhait (a) vnnd zierlich geprewch im meszhalten auchinanderngotzdinstendie 
cbristenlicher pollicey vnd warem glawb gemaes vnd deszhalb nit zeueracbten 
seinn. Dann Jheronimus (b) setzt. welhe gwonhait dem glawb vnschedlich, die- 
selb ist zehallten aller mass wie die von vnsern elltern vnd voruodernanvnskom- 
men. Also ist der kirch ordnung vnd gwonhait vormittag messzelesen, nu'chter 
das Sacrament zuoempfaben, wein im kelicb zegesegnen vnd wasser darunder ze- 
nriischen, wiewol solhes alles im ewangeli nit stet (c), sonderchristushatnachm.it- 
tag das sacrament gesegent, dasselb nach dem abentessen geraicht kain wasser in 
kelich vermiischt. vnnd ist nyndert geschriben was fiir ain tranckh im kelich ge- 
wesen, wasser oder wein, pier oder med. Aber zeglawben ist, aws christenlicher 
kirch vnnderweisung vnd geprawch, daz wein darinn gewesen sey. Darumb solt 
die kirch, als vnnser muoeter (d), die vnns im tawf geistlich gepert hat, bey vns, 
als jren kinden vnd eingeleibten gliden billich des ansehens vnd gwallts (e) sein, 
daz jr ordnung, gotszdinst, satzung vnnd beuelch auch gwonhait angenomen, gehal- 
ten vnnd awsgericht wurde. Aber wir tewtschen wellen die kirch nit erhoeren, 
deszhalb wir rechtlich fallen in dits ewangelisch vrtail. Wer die kirch nit erhoe- 
ret, der ist zeachten fiir ainn hayd vnd offen sunder, wir seinn wierser dann hay- 
den, nachdem wir nit allain vnser muoeter die kirch verlassen, sounder daneben 



VON NOTDURFTIGEM FORM DER MESS. 445 

derselben verspotten. jren gepoten widerstreben. jrlere verwerffen vnnd vor- 
berueerten meszfeinden nachuolgen. Dieselben wider christenliche lere verfech- 
ten vnd all vngehorsam beweisen heiliger kirch. Deszhalb sichdieselbkirchdurch 
Esaiam (g) vber vnns yetz billich beklagt, sprechend. Jch hab erzogen vnnd er- 
hoecht meine kind, abcr sy haben mich versmaecbt vnd mein verspott. 

(a f gwonhait. sieh. 17. g. 4- a. (b ^ jheronimus. dis. 12. illud. (c ^ nit stet. 
sieh. 17. . 3. g. (d f mueter. sieh. 5. . 7. c. (e f gwalts. sieh. 91. . 12. b. (f J 
hurt. Mat. 18. m med. sieh. 17. . 7. c. et im 89. . 8. h. et 90. . 3. b. (g^ Esaiam. 
1. in prin. filios enutrivi et exallavi et spreverunt me. im 22. . 7. b. 

VIII. f Nachdem der mess form vnnd substantzammaistenstetinwandlung 
des sacraments, darumb seinn zemerckhen vierlay verwandlung (a). Aine ist kiinst- 
lich. zwo naliirlich. die vierd vbernatiirlich. kiinstlich wirt aschenverwandelt in 
glas. Die ain natiirlich verwandlung gescbiecht aus zuoefaelen als so guot in poes oder 
poes in guot (a) sueess in sawr, wein in essich, an der son swarlz in weis verwan- 
delt wirt. Die ander natiirliche wandlung beschiecht, so das corpus, nemlicb die 
mated der substantz bleibt aber jr form vnd gestalt verkert sieh in ainn andern 
form, als wo ain element in das ander verwandelt wirt, nym dits beyspil. Ain 
vas ist gewesen vol mit wasser, das yetz ausgedruckt, ist numals vo! mit luft, so 
dasselb vas angeziindt, alszdenn wirt es vol mit fewr. dann in elementlicher na- 
tur mag kain laere (b) stat sein. Darumb bieibt albeg elementlicher leib oder cor- 
pus, wiewol der form von aim element in das ander natiirlich verwandelt wirt. 
Die bestimbten drey verwandlung seinn verkerlich vnd vnstaet. aber die vierd 
wandlung ist staet vnd vnuerkerlich aucb vbernaliirlich, wo am ding aws dem 
andern "wirt vnd fiirter vnwandelbar (c) bleibt, als im sacrament, dorinn we- 
der materi noch substantz des prots bleibt sonder an desselben stal kutnbt die 
nateri vnd substantz des waren leibs Christi, dernymermer verwandelt wirt, wol 
in sieh verwandelt er der menschen sele. Also wie vernomen beschehen irn sa- 
crament des fronleibs christi vier verwandlung. Zwo in der mess, zwo awsser 
der mess. Die erst vbernatiirlich vnd sacramentlich in der mess durch gotlich 
wort (d) so der priester vber prot vnd wein spricht, alszdenn wirt desselben prots 
vnd weins substantz verwandelt in war fleisch vnd pluoet christi als in christen- 
licher kirch bawp (e), vnnd darnach erst gehandelt oder geraicht. Also ist er- 
klaert vnd beslossen im Concili zuo zeiten papstsjnnocents, dauon anderswo (f) 
meldung beschehen. (*) 

(a ^ verwandlung. sieh. 38. . 11. a. (a ^ guet. sieh. 33. . 7. g. (b ^ la're. va- 
cuum non datur. im 88. . 12. e. (c f vnwandelbar. sieh. . 1. b. et . 4. e. et . 
5. a. et im-g. 12. b. et sieh. 19. . 6. i. et im 66. 5- 2. b. (d f wort, im . 9. d. 
et . 10. a. et sieh. 59. . 7. a. et im 66. . 1. e. (e ^ hawp. im . 11. d. et sieh. 
27. . 7. b. (f ^ anderswo. sieh. 6. . 10. g- et 11. . 4. d. et im 66. .1. a. et 
. 3. e. 

IX. ^ Dits sacrament ist vnderschidlich von andern sacramenten. Dieselben 
seinn sacrament vndern geschichten, dann sy werden nit gewandelt sonder vnder 
ainslen miteinander gehandelt vnd geraicht. So dem kind die tawf geraicht wirt, 
dieweil beschiecht das sacrament der tawf. Dieselben sacrament empfacht der 

( 2 Von jeher warden die Worte des Heilandcs als die Form der Eucharistie betrachtet: ,,Das 
ist mein Leibf das ist mein Blul." Daher heisst es im Deeret Eugen IV: Forma hujus 
sacramenti sunt verba Salvatoris, quibus hpcconficit sacramentum. . . . Nam ipsoram verborum 
virtute, sahstantia panis in corpus Chrisli, et substantia vini in sanguinem converiuntur. Die 
Tradition ist constant und einstimmig fiber diesenPunkt. Man sehe ferner Thomas von Aquin. 
P. III. q. 68. ?fatalis Alexand. 1. c. pag. 348. u. fig. Catechism, rom. P. II. cap. IY. q. 1922. 



446 DREYUNDSEXIGIST CAPITEL 

rnensch auswendig amm leib, aber des altars sacrament nymbtder mensch in sich 
zuo bedeyttung daz er jnwendig im hertzen aus lieb sol tragen christum als ain 
speis die in sich bekert (a) den gespeisten. Alle sacrament seinn von wegen der 
menschen. Deszhalb seinn sy dem menschen zeapplicieren vnd anzelegen. Ja 
sy werden erst volbrachte Sacrament dieweil man die anlegt. ausgenomen der 
zart leib chrisli ist gegenbiirtig (b) vnd volkommen sacrament ee dasselb sacrament 
dem menschen appliciert (c) wirt, das so!destu also versteen. Das sacrament der 
tawf oder firm nemlich die verporgen gnad beiligs geistes wirt geraicht dieweil der 
leib mit wasser gewaschen oder mit oel gesalbt oderander notturfftig werchzuo- 
sambt aufgesetztcn worten (d) beschehen. Dorinn werden weder wasser noch 
oel verwandelt, sender beleiben in voriger substantz. Aber des altars sacrament 
ist berait alspald die geordenten wort vber prot oder wein gesprochen werden. 
Welhe wort sich laitten auf fiirgelegte materi, benentlich prot oder wein, vnd 
nit auf des menscbens sel oder person wie in andern sacramenten. 

(a ^ bekert. im . 12. e. et im 67. . 2. g. (b f gegenbiirtig. im . 10. c. etini 
64. . 9. m. (c 3" appliciert. im . 10. b. (d f worten. sieh. . 8. d. 

X. * Wandlung der mess ist ain sacrament genent, nit vmb das domit dem 
menschen ettwas appliciert das ist angelegt werde, sender vmb das vnnder der- 
selben wandlung ain vnawssprecblicbs heiligs werch bescbiecht, nemlich das des 
prots vnd weins substantz verwandelt werden in waren leib vnd pluoet Chrisli. 
Darunder bleib auch albeg das sacrament alslang die gestalt prots oder weins be- 
leibt. Der tawf oder annderr sacrament wort (a) laitten sich auf kain furgeiegte 
materi sonder auf gegenbiirtigen menschen. Darumb ist tawf , firmung, weich, 
oelung oder puoes nur sacrament, dieweil es geraicht vnd empfangen wirt, nem- 
lich dieweil gebiirliche materi vnd wort an den menschen gelegt oder appliciert 

(b) werden. Alszdenn wiircht heyliger geist gnad des sacraments, dadurch des 
getawfften geist verwandelt oder veraenndert wirt in pessern stand vnd wesen, 
dann er vor gewesen ist. Aber wiirchung des altars sacraments ist bescbehen in 
der mess vnd daselbs vollendt. Deszbalb wurchen sein raichung oder empfahung 
kain newes oder sonnders sacrament anders dann daz der mensch mit demselben 
berayten sacrament geistlich gespeist vnd verporgenlich mit Christo veraint auch 
seiner kircb eingeleibt aber nit verwandelt noch in hoehern stannd gesetzt wie in 
andern sacramenten sonder gepessort vnd zuo merer lieb angeziindt wirt. Nichts 
mag mer zuo lieb bewegen, dann gegenbiirtikait (c) des geliebten. HastuCristum 
lieb, alszdenn soldestu dich erfreyen so du mess hoerest oder sonst bey dem hei- 
ligen sacrament bist, do er gegenbiirtig ist sacramentlich. Noch vil mer soldestu 
dich erfreyen, wann du dasselb sacrament empfahest vnnd seinen heyligisten leib 
gar in dein hertz nymbst. 

(a f wort. sieh. 5. 8. d, (b ^ appliciert. sieh. . 9. c. (c ^f gegenbiirtig. sieh. 
. 9. b. et im 67. . 2. h. 

XI. f Die ander verwanndlung in der mess beschiecht bedeytlich. dann den 
leib christenlicher kirch bedeyt (a) des altars sacrament. Das Cristus geordent 
vnd der kircb gelassen hat. Domit sich jre glid, nemlich christglawbig menschen, 
taeglich verainen solten vnder des prots (b) gestallt. Wie prot aws vil koerndlen 

(c) gemacht vnd dochnur ain prot ist, also solten all menschen werden vnnderdem 
hawp Cristo nur ain leib (d) cristenlicher kirch, so imm sacrament des altars be- 
deyt ist. vnd in der mess jrern hawp cristo eingeleibt vnd in sein pluoet einge- 



VON NOTDURFTIGEM FORM DER MESS. 447 

dunckt vnd also vnder den kelich (e) gestiirtzt werden. Dergestaltist zarter fron- 
leib Cristi das sacrament der lieb (f). derselben lieb natur ist, daz sy den liebhaber 
verwandel (g) in den geliebten. Daraus kuinmbt lust vnd freyd, dannordenlicher 
lieb frucbt ist ewige freyd. Deszhalb ist dos altars sacrament aufgesetzt in zwayer- 
lay gestallt, des prots von, wesen der lieb, vnd in gestalt des weins vmb das der 
wein freyd rnacht. Dermass ist des altars sacrament warer vnd wesenlicher leib 
vnd pluoet Cristi, vnd danebcn bedeytlicher (h) oder figurierter leibgemainerchri- 
slenlicher kirchvnnd jrerglid, dieaneinanderin Cristo liebhaben vndveraintseinn 
mit got vnd seinen Engeln (i). Wer nu das hociiwirdig sacrament empfacht, der 
vcraint sicb mit des hcrrcn leib sele vnd gotbait, deszgleichs mit den lieben en- 
geln (i) auch mit alien erwelten lebentigen vnd abgestorben lewten. dieselben 
all findet er neben jme imm leib Cristi den er empfangen bat. So der priesteran 
stat (k) der kirch vnder der mess das sacrament newsst, darjnnist bedeyt der kirch . 
(1) verwandlung vnd veraynigung mit Cristo als jrem haup. Doch wisse daz vnder 
des prots gestallt allain warer leib Cristi vnnd nit warer leib der kircb. Derselb 
wirt nur darunder bedeyt(m), nil wesenlich gegenbiirtig wie der leib crisli do ist. 

(a 5 bedeyt. im h. et. m. (b f prot. sieh. . 2. a. (c f korndlen. ira 65. . 5. 
g. (d f' leib. sieh. . 8. e. et im 91. 2. a. (e f kelich. sieh. . 3. f. (f ^ Heb. 
im 67. . 7. f. (g f wandelt. im . 12.'e. et sieh. 45. . 9. a. (h f bedeytlich. sieh. 
a. et im 68. $. 8. e. (i <J engeln! im 67. . 9. e. (k f anstat. im 68. . 4. e. (1 f 
kirch. im . 13. a. (m ^ bedeyt. sieh. a. 

XII. f Dritte sacramentliche verwanndlung beschiecht leiblich (a)ausserhalb 
der mess. Wer das sacrament leiblich vnd wircliklich empfacht, desselben geist 
wirt gnediklich verwandelt (b) inCristum, der den menscben geystlich ernert. 
Doch wirt der leib crisli nit verwandelt in des menschens sele, sender dieselb sel 
sol wol eingeleibt vnd gewandelt werden in den leib cristi. Durch geistliche Heb 
wirt verwandelt nit liebgehabter cristus (der staet(c) vndvnwandelbar ist) sonder 
der mensch als liebhaber, derselb sol an sieh nemennlie form cristi vnd pildnuss 
gottes, dadurch er seinen stand pessert vnd sein allt leben veraendert. Er wirt 
jnwendig ernert vnnd nymbt auff an seiner sele. Daneben wirt er ain glid (d) 
cristi, dereemals gewesen ist ain aderdes dewfels. Alsobekenntaugustinnscristo. 
Herr du verwandelst dich nit in mich sonder jch soil mich verwandeln in dich. 
Dabey soldestu versteen vnderschid zwischen leiblicher vnd geistlicher narung. 
Leibliche speis, als prot, kaes vnd anders, verwandelt sieh in fleisch vnd pluoet des 
ernerten. Entgegen geistliche speis als der sacramentlich leib Christi, verwandelt 
in sieh den ernerten menschen. Jn leiblicher narung verwandelt die natiirlich 
wirme, speis vnd tranck in fleisch vnd pluoet. Jn geistlicher narung verwandelt 
die gotlich wirm (e), das ist jnprunstigelieb, den liebhaber crisli in geliebten Chri- 
stum vnd denselben Cristum ia den liebhaber (der glawb (f) on die lieb ist auch 
ain wenig warm). Danefaen hatplosse gestalt des sacramentlichen prots substanlz- 
liche krafft, dann sy ernert vnd verwandelt sieh (wider die natur accidentium (g)) 
in sichtigen leib jhenes der das sacrament leiblich empfacht. Zuo ainem anzaigen 
(h), daz der vnsichtbar ieib Cristi, vnder der sichlbarn (i) gestallt des prots neret 
vnnd speist den vnsichtbaren geist des tnenschens, der das sacrament ordenlich 
newsst. Alszdenn verwandelt sich derselb geist jnn leib cristi, dadurch er ain glid 
wirt cristi vnnd der kirch. Also nymbt cristus auswendigauf an seinem.geistlichen 
leib, benenndtlich an seiner kirch, die vmb ain glid groesser wirt dann sy vor ge- 
wesen, vnd gespeisler mensch nymbt jnwendig auf an seiner sele, die durch or- 
dennliche empfahung des sacraments naechner (k) zuo Got kummbt. Hierjnn wirt 



448 VIERUNDSEXLGIST CAPITEL. 

nit die narung, das ist der leifa Cristi, sender ernerter mensch geaendertvom poe- 
sen zuo guotem, vom lasster zuo tugenten, von siinden zuo puoes. Vnnd wiewol 
durchdas sacrament, desmenschengeist, nitseinleibauchgepessert, nemlichdurch 
seinn geist hie gezogen (I) zuo gehorsam, keyscheit, maessikait vnd zuo andern tu- 
genten , vnd nach seiner vrslend (m) dort mil Christo gen himel koembt. Also 
ist dits sacrament hie vnser hoechste zuouersicht vnd dort vnser volkummen 
ende (n). 

(a f leiblich. im 64. 5. 6. g. (b 5 wandelbar. sieh. . 8. c. (c ^ slat. Malach. 
3. sieh. 38. . 1. b. (d f'glid. sieh. 60.5- 8. d. Ader. sieh. 28. g. 6. e. (c fwirme. 
sieh. . 9. a. et . 11. g. et sieh. 28. . 5. e. et 45. . 5. e. et im 67. . 2. f. (.f ^ 
glawb. im 90. jj. 1. f. (g f accidentium. im 66. . 3. d. (h f anzaigen. sieh. 59. . 
6. c. (i ^ sichtbarn. sieh. 59. . 4. e. (k J nachner. im 67. . 8. e. (1 ^ zogen. 
sieh. 60. . 3. h. (m f vrstend. 1. Thes. 4. in fin. sieh. 57. 5- 6. f. (n 5 ende. im 
100. . 1. d. 

XIII. f Vierde sacramentliche wandlung gescbiecht auch ausserhalb der 
mess. \vo du andechtiklich mess hoerest vnnd dich derselben tailhafftig begerst 
zewerden. wiewol du selbs das sacrament nit leiblich empfahest, nymbt doch 
dasselb der priester an stat ganlzer kirch (a) der du ain glid pist. Deszhalb du 
durch den priester vnder der mess, dabey du andechtiklich pist, das sacrament des 
altars geistlich empfahest , vnd also ausrechter lieb in Cristum geistlich verwandelt 
wirdest. Du wirdest auch daneben verwandelt in geistlichen leib Crisli, das ist in 
cristenliche kirch, der du bas eingeleifat wirdest durcli die mess. Dieselb wirt ge- 
lesen in sonderhail fur dich vnd all vmbsteender auch fiir gantze cristenliche kirch. 
Deszhalb entspreusst heilige mess alien gliden der kirch nach gelegenhait aines ye- 
den andacht. Du magst dermassen bey der mess andechtig sein vnd als fleissiklich 
got pitten (b) dich tailhafftig zemachen der mess vnd derselben bedeyttung, das ist 
leydcn Cristi. Daz du des sacraments kraft vnd die gnad (c) gottes in aller mass 
erlangest als hiettestu selbs mess gehallten vnd darjnn das sacrament leiblich 
empfangen. 

(a ^ kirch. sieh. (J. 11. 1. et im 64. $. 10. d. et 69. . 2. b. (b f pitten. sieh. 
64. 5- 6. I. (c f gnad. sieh. 59. . 9. a. et im 64. 5. 10. b. c. et 72. .6. f. 



VJERUNDSEXIGIST CAPITEL. 

Von zuoeberayttuiig zum Sacrament des altars. 

I. Hoechster priester Jhesus Cristus hat selbs vor vnd nach seiner mess, des 
Osterlambs zuoeberayttung vnd zier gebrawcht. Vor derselben mess hat er petrum 
vnd johannem, das ist die gerechtikait vnd parmhertzikait , gesendt zuoeberaitten 
(a) das Osterlamb, nit an schlechtem ort, so'nder in aimmgrossen sal, dabey die kirch 
zeuersteen ist. JNach dem abentessen (das ist nach der mess) hat Christus seineu 
jungern die fueess gewaschen vnd gelriickent vnd mer ander zierlikait auszgericht. 
wie im Ewangelj (b) johannis steet. Daneben hat er rnitsambt seinen jungern nach 
dem abentessen lobgesang (c) gesprochen vnd ist darauf an den oelperggegangen. 
Deszhalb mag nyemandts befrembden , daz nach Cristum sein apostel auch Bapst, 
heilig vaetter vnd" concilia, zuo zier des hoclrwirdigen sacraments, etliche gepet 



VON ZtJOEBERAYTTUNG ZUM SACRAMENT DES ALTARS. 449 

au fgesetzt vnd zuoeberaittung geordent, dann sy habensolhesgenornenaus cxempel 
cristi. Darauf sol sich priester zuo der mess ordenlich beraytten mit gepet vnnd 
andacht, rnit gewondlicber zier vnd diemueetiger rainikait, auch kains wegs in tod- 
siinnden wissenlich (nureseruoder dienotoderabersonnst mercklichevrsach) mess 
hallten, sounder eemals nach seinem vermoegen sein gewissen (d) rainigen vnd sich- 
selbs wol bewaeren, darnach erst das messopffer verbrinngen. wie Pauluslernt (e). 
Nitallain daz er in kainer todsiind mess halite, sonder auch in kainer belaidigung 
noch vnwillen, so er gegen seinem nagsten, oder sein nagster gegen jme moecht ha- 
bcn, das opffer der mess anheb. Lawt des Ewangelj. Wann du wilt, dein gab (f) 
aufnn altar opfern vnd wirdest daselbs jngedenck, daz dein bruoeder etwas wider 
dich bab, so lasz dein gab vor dem altar dieweil ligen oder ansteen, vnnd gee vor- 
bin, dich zuouersueenen mit deinem bruoder, alszdenn kumm berwider vnd opffer 
dein gab. Also ist erst zeforschen vnd zeraynigen die gewissen bis dieselb in nichte 
von got oder vorn nagsten straffmaessig sey. Darnach mag der priester das mesz- 
opfer verbringen. Dergleichen ist auch in empfahung des sacraments ausserhalb 
(g) der mess. t 1 ). 

(a f beraytten. Marei. 14. post. prin. demonstravit coenaculum grande stratum ; 
et illic parate vobis. Luce. 22. in prin. parate nobis pascha. sieh. 4. . 4. n. (b 5 
Ewangelj. Johan. 13. cum capitulis sequen. (c J gesang Mat. 26. Marci. 14. Hymno 
dicto exierunt in montem. im 88. . 3. d. (d ^ gewissen. sieh. 28. . 17. a. etimg. 
8. b. (e J lernt. 1. Conn. 11. in fin. probat autem seipsum homo, im . 6. d. (f f 
gab. Mat'. 5. in med. si offers munus tuum ad altare. (g ^ ausser. im g. 6. a. 

II. 5 Das aber des altars sacrament in raynikait vnd mit zier soelle gewandelt 
vnd gehandelt auch empfangen werden, ist figuriert do Joseph dentodenleib Christi 
in rain synabaffen (a) tuoech eingiiwickelt vnd in ain news grab gelegt, darein noch 
nyemants begraben gewest. vil billicher sol der lebentig leib Cristi gehandelt wer- 
den auf rainem corporal, neinlich in vnuermailigter gwissen vnnd in vernewtem kelich, 
das ist in jnwendigem newem (b)menschen, darein kain poese siindige gwonhait 
vergraben sey. Jtem imm allten gesetz hat got gepoten, alsoft die priester zum 
altar, daselbs zeopffern, geen wellen, haben sy eemals mueessen waschen (c) hend 
vnd fueess, domit sy nit sterben. Deszgleichs welher priester ain mayl (d) gehabt, 
der hat seinem Got das prot nit soelien opfforn noch geen zum dinst gottes. Die- 
weil in des allten gesetz figur bestymbto rainikait imm golsdinst ist not gewesen, 
vilmer sollen in des newen gesetz warhait die priester rainer(e) vnuermailigter gwis- 
sen zum opffer (f) des altars kommen, daselbs zehandeln das aller raitiigist sa- 
crament ( 2 ). 

(a ^ synawaffen. Mat. 27. in fin. inuoluit in syndone munda. (b f newem. sieh. 
60. . 3. p. (c 5 waschen. Exo. 30. post med. Leui. 21. aut. fin. im .7. e. etsieh. 
14. . 3. b. (d f mayl. Leui. 21. sieh. 53. 5-1.1. (e f rainer. sieh. 54. . 5. f. 
(f f opffer. im 65. g. 2. b. 



Ill ^ Jmni opffer des prots ist mercklich vnderschid im alten vnnd newen 
gesetz. Die alten opffer seinn gewesen ain schein vnd Ggur (a) der newen vnd wa- 
ren opffer. dann die alten geschicht (spricht Paulus) scinn vns zuo ainer figur oder 

(* tiber die Vorbereitung zur Darbringung des hi. Opfers wie zum Empfange des bl. Sa- 
; laments hat die Kirche bestimmte Vorschriften und die Lehrer fieseln gegeben. S. Concil. 
! Trid. Sess. XIII. c. 7. et can. 11. Catechism, rom. 1. c. q. 54. 36. Ausfuhrlichere Belege da- 

fur liefert Natalis Alexander. 1. c. pag. 407415. 
I . ( 2 Den letzten Absatz iibersetzt Berlhold also: ,,Si quidem in umbra veteris testamenti, 

circa figuram sacrificibrum, necessaria fuit sacerdotum puritas; multo magis immacnlala puri- 
1 tas sacerdotum novi templi requiritur circa veritatein sanctissimae Eucharisliae." 
;j Keilhmeier, Berlhold's Theologey. 29 



450 VIERUNDSEX1GIST CAPITEL. 

fiirpildung beschehen. Noch mueesten des allten gesetz priester geraynigt sein 
von alletn vnflat so offt sy haben wellen handeln die protppffer, domit dasselb opfer 
wirdiklich beschaech. Vilmer soellen keysch vnd rain auch von alien weiben vnbe- 
flecktsein, die priester so das prot ewiger warhait in jren henden bandeln ynd 
wahdeln. Dawider kallen hewt etlich vnkeysch lerer vnd bringen gegen priester^ 
licher keyscbait herfiir ain post pauli (b), do er setzt. wie ettlich mit loecherten ge- 
wissen dem jrrigen geyst vnd dewfjischer lere nachuolgen vnnd zeheyraten verpie- 
ten werden. gleich als sey den priestern zebeyraten hitbillich verpotten, deszhalb 
inoegen sy in eelichen stannd wo! kpmmen. Dadurch vil leychtfertiger pfaffen, 
moenich vnd Nunnen bewegt seinu den stannd der keyschait zeuerlassen vnd in er- 
dichtem (c) eestand zetreten, derjne verdamblich vnd nit erlawbt ist. Darjnn be- 
m x ellt new lerer vnnd jr nachuolger grpeblicb jrren. Dann weder Baepst noch Con- 
cilia noch die kircb hat nyndert verpotten zeheyraten jhenen die zum eestand ge- 
schickht seinn. Ain yeder derselben mag on siind b.eyraten (d) nach ordnung der 
recht. Dieselben geben der heyrat ain mess in vjl fajen. Darunder ain satzung 
ist daz nyemanndt zuo hoher weich, das ist zu subdiacon noch zuo profess (e) zuoe- 
gelassen werde, ergeliib dann zehaltendieRegel oderCanonesvnndStatutdariiber 
auszgangen. Darjnn vnder anderm die keyschait begriffen ist. Vnd rnag kain pfaff 
noch ordensman mit warhait reden . daz jme dieweyl er im laystannd gewest, die 
heyrat verpotten sey, sounder erselbs hat sich willigklich zuo keyschhait verpflicht 
(f) mit annemung hoher weich oder Profess. Er wirdt auch deszhalb von sand Pauls 
gepreist (g). darinsolhes ist hit wider das ewangelj, in dem vnser hay ler die keyschait 
raett (h) vnd spricht. Wer disen rat mag annemen , der neme jn an. Nu vnnder- 
steet sich ain yeder, der in geistlichen stannd tritt, solchen rat anzenemen. darzuoe 
er weder vom 6ischof, der jn weicht, noch von der kirch genoettigt , sonder er gibt 
sichselbs willigklich in geistlichen stand, darjnn keyschait aufgesetzt. Deszhalb ist 
er scbuldig got das gliibd (i) vnd keyschait ewiklich zehallten vnd mag mit got 
oder mit recht nymermer heyraten, von wegen der sacrament mit denen er zehan- 
deln hat. 

(a f figur. i. Corin. 10. post prin. haec autem in figura facta sunt. sieh. 1. . 
8. d. et im 69. 5- 8. c. et im 88 . 1. c. (b f Pauli. 1. Thi. 4. in prin. sieh. 13. i 
10. a. '(c f erdichten. sieh. 13. 5- 5. f. et im 29. 5. 2. e. et 98. ". 4. f. g. et . 9. b. 
(d f heyraten. 1. cor. 7. im . 4. a. et 79. . 4. 1. et 98. g. 4. b. (e ^ profess, dis. 
27. presbyteris. im 98. . 6. a. (f f pflicht. im 98. . 9. e. (g f preist. 1. Corin. 7. 
in fin. sieh. 51. 5- 15. e. et im 98. . 4. c. (h f ratt. Mat. 19. post prin. sieh. 51. 
. 8. b. et im 77. . 15. d. (i f gliib. Nu. 30. in prin. im 98. . 7. a. 

IV. f Dariiber wil man noch plueemen, als sey pesser priester heyraten, dann 
Concubin zehaber. Der beder ist kains guot. Wo ain priester gleicb heyrat, sitzt 
er dannoch an der vnee (a), nachdem solich heyrat vor got vnd deinrechten vntiich- 
tig vnd allain ain verachtung ist Christenlicher satzung. Derselb verheyrat pfaf 
solt billich bekennen vnd sagen mit dem propheten (b). Discs weib ist nit mein 
hawszfraw, vnd jcb pin nit jr man. Welher ain dim beyjm hat vrind thuot solicbs 
zuo zeitten tawgentlich, so er jm deszhalb ain gewissen oder scham nymbt, der be- 
kennt docb solich sein vbertreten vnrecht zesein. Aber der ain weib zuo der Ee 
nymbt, wil sein poszhait mit dem rechten deckhen, dadurch veracht er die kirch, 
miszbrawcht das recht vnnd verspott beder sacrament des altars vnd der ee. Des- 
halb ist er wierser dann Concubinarius. 

(a 5 vnee. sieh. . 3. d. et im 99- . 13. d, (b [ Propheten. Eze. 2. in prin. 
im 91. 5- 1. i. 



VON ZUOEBERAYTTUNG ZUM SACRAMENT DES ALTARS. 451 

n 

V. f Daz bey den priestern verdaechtliche weib seinn oder wonen, ist jrem 
stand gantz vngemaes, nachdem sy nit allain fiirsichselb, sonder auchfiir das volckh 
taeglich zepetten vnd hoecbste hostien zeopffern (a) haben. Deszhalb ist gepoten 
(b), daz jhen die zuo hoeherm stand geweicht werden, nit heyraten noch sonst der vn- 
lawterkail pflegen. ( 3 ) vnd vor der weich soellen sy bewaert (c) werden ob sy keysch- 
lich leben moegen, auf das sy on laster fiirter dem gotsdinst auswartten. Welh aber 
solh pot vbertreten vnd verdaechtlich bey jnen weiber haben, dieselben soellen ge- 
straffl vnd zuo erberm priesterlichem wesen geliallten werden , nach auszweysung 
geistlicher rechten (d). Jn erster puoes werden sy in priesterlichem ambt aufge- 
schoben, darnach jnn pan than. Zuo lest jrer pfrueendt entsetzt, vnd dieselb andern 
geschickten priestern verlihen. Wo gegen priestern solhe straff volzogen, waeren 
biszher vil schmachhandlung vnderwegen beliben, nemlich hiet ain leichlfertiger 
priester sein vnuerschambte schafferin ee dann seingotsgab verlassen vnd gedacht 
an disen senlenlz. was sol jch nu thuon, mein herr nymbt mir das Ambt, gruoeben 
(e) mag jch nit, petlenschame jch mich. Noch vngeschickter ist , daz die priester 
offenlich, in schein der kanschafft, weiber bey jnen haben. Dann nach sant Pauls 
sag , solten sy sofgen (f) was got zuogehoere , wie sy seiner goetlichen maiestet tag 
vud nacht dienen vnd gefallen wellen. Der aber ain weib hat, rnuoes versorgen was 
ilie weld betrifft, wie er seinem weib geuallen moeg. Derselb ist zertrennt. Gleych 
alsspraech Paulus. Ainsolherwil (vnd mag doch nit) zwayen (g) herren diepen, 
nemlich got vnd der weld. Darumb muoes ainer das priesterthumb oder das weib 
faren lassen. Daz aber den prieslern so zuo hohem gotsdinst geordennt seinn, ze- 
heyraten nit gezymbt, ist imrn allten gesetz figuriert, do Achimelech (h) dem Dauid 
vnd seinem gesind das heylig prot nitraichen wolt, bis er vhderricht ward daz sy 
nit vnrain, besonder durch vermuschung jrer hawszfrawen, nit vermayligt waeren. 
Deszgleichs was den juden gepoten das materlich Osterlamb (i) zeessen mit gegiir- 
tenlcnden, das ist in rainerkeyschait. Vilmer soellen vnser priester , so nit mit 
schein oderfiguren, sounder mit warem (k) heyligen Osterlamb vnd sacramenten 
taeglich vmbgeen vnd niessen, sich von alien weiben enlhalten noch fleischlich mit 
jchte vermiischen. 

(a ^ zeopffern. Hebr. 7. in fin. sacerdotes habent quoltidie hostias offere. (b f 
gepoten. dist. 27. presbyteris. im 99. g. 13. a. (c f bewart. 1. thi. 3. probentur pri- 
mum et sic ministrent. im 97. . 4. m. (d f rechten. dist. 32. praeter. et extra, de 
cohabitation, cle. 2. et mul. per to. de onere eccl. c. 23. . 8. ('') (e ^ grueben. 
Luce. 16. in prin. fodcre non valeo. (f ^ sorgen. 1. Corin. 7. ant. fin. sieh. 51. . 
15. f. (g J zwaien. mat. 6. post med. nemo potest duobus. sieh. 45. . 5. b. (h f 
achimelech. 1. reg. 21. post prin. si mundi sunt pueri; maxitne a mulieribus; man- 
ducent. (i ^ Osterlamb. Exo. 12. post prin. im . 11. b. et . 13. d. et im 65. . 7. 
b. et im 69. . 8. i. (k ? warem. Johan. 1. angnus dei. sieh. 8. . 3. b. 

VI. ^ Nit allain die priester in der mess (wie verstanden) sonder meniklich auch 
ausserhalb (a) der mess sollen das hochwirdigist sacrament wirdiklich empfahen. 
Dawider aber newlich eingewurtzt hat ain grawssame lere, als sey zymlich vnd zuoe- 
laessig bemelt sacrament in todsiinden (b) zuoernplahen, vnd sey gnuog daz ainer 

( 3 Das canonische Recht bestimmt ausdriicklich: ,,Presbyteris, Diaconis, Subdiacpnis, et 
Monachis concubinas habere, seu matrimonia conirahere, penitusinlerdicimus; contracia quo- 
.lue matrimonia ab hujusmodi personis disjungi et personas ad poenitcntiam redigi debere, 
juxlra sacromm canonum diffinitionem. dist. 27. c. 9. presbyteris. Papst Gregor I. verordnet, 
dass jener, der nicht verspricht, seine Begierden durch Enlhaltsatnkeit zu iiberwinden, nicht 
zum Subdiacon geweiht werden diirfe. dist. 28. c. nullum. 

( 4 Das letzte Theil des Citats wurde aus der Ubersetzung genommen, 

29* 



452 VIERUNDSEXIGIST CAPITEL. 

glawb in empfahung desselben sacraments gotlich gnad zeiiberkommen vnnd da- 
durch von siinden erlcdigt zewerden. Derselb aynig glawb (c), on all ander werch 
vnd zuoeberayttung, mache den mennschen rain vnd geschickt zuoempfahen dits 
sacrament, vnangesehen, daz Paulus (d) lernt -wie -wir vnns sollen zuoeberaytlen 
zuoempfahen solh sacrament, vnd dabey gar kain meldung thuot vom glawb , den 
er nemlich hiet eingefueert wo der plos glawb allain gnuogsam waere zuoempfahen 
dits sacrament. Nu wirt bestymbte falsche lere verstanden von plossem vnbeklai- 
ten glawb, neben (e) dem die todsiind stat haben. Dann beklaydter (f) glawb ley- 
detbey jm kain todsiind, in denennyemant das sacrament empfahen sol, wie her- 
nach volgt. Darawf merckh in empfahung dits sacraments vier vnderschid, etlich 
empfahen leiblich (g), ellich nurgeistlich (h), etlic!: weder leiblich noch geistlich, 
etlich leiblich vnd geistlich miteinander (k), nemlich die sich ordenlich zuo der em- 
pfahung schicken. Also empfahen etlicb das sichtber sacrament leiblich vnd darun- 
der kain gnad, nemlich jhen die vnwirdiklich ain sacrament empfahen. Ettlich em- 
pfahen kain materlich sacrament aber dauon den mitz vnd gnad, als jhen so in 
rechter andacbt das sacrament begeren (I) vnd doch nit erlangen miigen. Die drit- 
ten empfahen nichts. Die vierden empfahen dits sacrament leiblich vnnd geistlich, 
so sich ordenlich zuo der empfahung schicken. Darauf singt (m) die kirch, das 
sacrament nyessen guot vnd poes, aber vngleychs gefells. ( 3 ) 

(a f ausserhalb. sieh. . 1. g. et im. 8. e. et im 65. . 2. a. (b 5 siinden. sieh. 
62. g. 4. f. et im 68. . 10. b. (c f glawb. sieh. 3. . 3. c. (d ^ Paulus. 1. coriri. 
11. sieh. . 1. e. (e ^ neben. sieh. 4. . 9. c. (f f klaidter. sieh. 5. . 5. m. (g 5 
leiblich. im . 7. a. et sieh. 63- . 12. a. (h ^ geistlich. im . 10. a. (i ^ weder, 
im . 11. a. (k ^ miteinander. im . 12. f. (1 f begeren. sieh. 63. . 13. b. (ra f 
singt. in prosa corporis cristi. sumunt boni, sumunt mali, sorte tamen inaequali. 



VII. ^ J}' e erstenso nur leiblich empfahen vnnd darunder kain gnad, seinn 
jhen die in todsiinden vnwirdiklich (a) nemmen das sacrament. Dasselb sy wol leib- 
lich niessen, aber nit geistlich genyessen, sonnder mer entgelten. Was vnrats den- 
selben darauf steet, beslewst dauid auf disen oder dergleichen jnnhalt. Der tisch 
(b) vnd vnwirdig speysung verstrickt die menschen mil siinden vnd zuoeberait jnen 
die verdamnuss vnd ergernuss. .Ire augen werden dadurch verplendt daz sy nit 
sehen vnd jr ruck ist albegvndermjoch der versuochung. gottes zorn wirdt vber 
sy gegossen vnnd die frays (c) gots wirdt sy begrevffen. Jr wonung wirt oed vnd 
in jren hiitten pfligt nyemandt zewonen. vnd sy werden gethan ausmm puoecb (d) 
der lebentigen vnd rnit den erwelton nitbeschriben. Darumb do Christus seinn 
jungern das sacrament geraicht, hat er jn eemals jr fueess gewaschen vnd zuo Petro 
gesprochen, wasch (e) jch dich nit, wirdestu bey mir kainn tayl haben. Damit an- 
gezaigt, daz densiindern jr poeshaendel, so sy begangen, vor empfahung des sacra- 
ments, durch puoesz abgewaschen solten werden. Warumb hiet sonst amm hei- 
ligen abentessen vor raichung des sacraments Christus die fueess gewaschen seinen 
jungern, die er vormals geliten hat mit vngewaschen (f) henden gemaine speis zuo- 
essen. Do judas (g) jnn siinden empfieng das sacrament, nam er ain poes ende. Als 
er in willen (h) bet den herren zeuerraten, besasz jne der dewfel. Er gieng bin vnd 
verriet Christum, darauf nam er von Cristo das sacrament. Darnach fuoer dewfel 
gar in jn, wie jmm ewangelj beschriben (i) ist. Darumb steet annderszwo du sol- 
destdie poszhait waschen von deinem hertzen (k), auf das du saelig werdest. 

( 5 Die Stelle ist aus der Sequenz des hi. Fronleichnams-Festes. Der Hymnus selbst ist 
vom hi. Thomas von Aquin. 



VON ZUOEBERAYTTUNG ZUM SACRAMENT DBS ALTARS. 453 

(a f vmvirdig. sieh. . 6. g. et im . 8. a. et g. 9. 1. et . 11. d. (b f tisch. 
Psl. 68. ant. fin. fiat mensa eorum in laqueum. im . 9. b. (c f frays, psl. 68. furor 
irae tuae apprehendat eos. sieh. 9. . 2. h. (d f puech. sieh. 19. 5. 3. c. (efwasch. 
Joban. 13- in prin. im k. et sieh. (J. 2. c. et sieh. 58. . 5. i. et im 74. . 5. b. (f J 
vngewaschen. Mat. 15. Marci. 7. in prin. non lauant manus cum panem manducant. 
sieh. 14- 5- 3. b. (f ^ judas. Mat. 27. in prin. sieb. 42. . 8. d. (h J willen. Johan. 
13. in prin. cum diabolus misissct in cor ut traderet eum. im 90- . 2. q. (i f ge- 
schriben. Luce. 22. in prin intravit sathanas in iudam. Job. 13. ant. fin. post buccel- 
lam tune introiuit in eum sattanas. (k 5 hertzen. Hiere. 4. in med. laua a malicia 
cor tuum. sieh. e. et sieh. 17. . 13. i. et 58. . 5. i. ct 60- . 12. b. et im 74. 
5. 5. 1. 

VIII. f Daz aber der mensch nit vnrainer hinzuoe gee, sounder vor empfahung 
dils sacraments sich sol wol zuoeberaytten mit rew , peycht, puoes, andacht auch 
mil ere erpiettung, lernt sant Pauls sprechend. Wer vnwirdig (a) von disem prot 
isst oder vom kelich des herren trinckt, der istscbuldig an leib vud pluoet des her- 
ren. Deszhalb bewaer (b) sich ain yeder selbs, alszdenn esse er vom prot vnd drinck 
vom kelich. Wer vnwirdig isst vnd drinckht yon disem sacrament, der isst vnd trinckt 
jmselbs das vrtail (c), nachdem er den leib cristi nit vnderschidlich macht. Wiewol 
disc vnderweisung sonderlichden priestern (d) gegeben. nachdem hierinn meldung 
beschiecht vom kelich, der in der mess allain zegebrauchen , ist doch dabey aufge- 
laden layen vnd andern so ausser (e) der mess das sacrament empfahen, sich auch 
darzuo embsiklich zeberaiten. Welh abcr in siindigem vnflat zumm sacrament geen, 
wiedie Luterischen maister yetz lemon, nernlich wie ain saw zum muoesch, von 
denselben schreibt Paulus (f), daz sy jnenselbs widerumb kreytzigen den Sun gots, 
vnd habcn jne fiir ain spottlich beschaw (g) essen. Hiebey merckht eben ir priester, 
daz ir ewselbs vor der mess soltprobieren. darnach vom prot essen vnd kelich trin- 
cken an stat (h) gantzer kirch. Dann welher solhen gotszdinst vnwirdiklich , das 
istonzuoeberaitung, verbringt, derselb wirt von got verurtailt nach gezewgnus 
Pauli. 

(a 5 vnwirdig. 1. Cor. 11. sieh. . 7. a. (b f bcwar. sieh. . 1. d. (c ^ vrtail. 
1. Cor. 11. indicium sibi manducat. im . 9. e. et im 6S. 10. k. (d f priestern. 
sieh. 62. 5. 1. d. (e f awsser. sieh. . 6. a. (f f paulus. 1. Corin. 11. im . 9. b. 
(g 5 beschaw. Hebi\ 6. in prin. ostentui habentes. (h ^ anstat. sieh. 62. . 2. d. 

IX. ^ Wiewol nyemant gnuogsam wirdig sein mag zuoempfahen dits sacra- 
ment nach dem wir Got wirdiklich nit finden (a) moegen, wie Job sagt. seinn doch 
bemelte wort Pauli (b) zeuersteen, not zesein daz jhener, der dits sacrament empfahen 
wil, embsigcn fleis (c) sol ankeren sein gewissen zerainigen, vnnd gebiirliche zier dem 
Sacrament zebeweisen nach seimm vermoegen, nit das sich ettwerkiinn wirdig ma" 
chen dits sacraments, des sich khain Engel (d) wirdig zesein schaetzt, sonder das er 
auf seinn gethanen fleis dest sichrer geen moeg zw dem raynigisten sacrament Chri- 
st!, des gnad vnd rainikait er alszdann im sacrament erlangt. Solher fleis vnd sein- 
selbs bewaerung wirt gespiirt in desmenschenrew, peicht, puoes, in den parmher- 
tzigen vnd andern guoten werchen. Wer sich aber mit jnwendiger gewissen vnd 
auswendiger diemueetiger ertzaigung nit wol schickht, der newst das sacrament 
vnwirdiklich vnnd zum vrtail, das ist zuo seiner verdamnusz (e), nach laut bestimb- 
ter lere pauli, do er spricht. Wer vnwirdiklich newst dits sacrament, der nymbt 
jmselbs das gericht vnd erwigt(f) nit den leib des herren, das ist, dise himlische 
speis wil er nit erkennen noch vnderschidlich machen von anderr gemainer speis. 
Darnach volgt in paulo. vnder ew seinn vil vngesundt (g) vnd swach vnnd vil slat- 
fen, das ist. vil wellen nit awsraiten noch versteen was es sey zuo gots tisch (h) ze- 



454 VIERUNDSEXIGIST CAPITEL. 

geen, dadurch sy fallen in geistlich kranckhait vnd swachaitauch in slaefferige weis. 
Wie jhen, die vnzeitiklichvnnd vngeorderitleiblichspeisoderlrancknemen, 1 slaeffrig 
vnd lodlich kranckh werden, also welh dits sacrament vnordentlich empfahen, die 
werden kranck im glawb, swachim gemueet vnd slaeffrig in alien guoten sachen 
odersy slaffen in siinden. Welh sich aber selbs vnwirdig zesein scbaetzen, vnd 
dannoch fleis (i) haben alsuil an jnligt, nach irem vermocgen (k) sich zeberaiten das 
sacrament nit mit vnwirden zuoempfahen. Dieselben werden von got nit gericht, 
sonder sy empfahen mitsarnbt dern sacrament von got huld vnd gnad. Darumb sol 
sich der mensch awswendig vnd jnwendig schickhen, alsuil er jnndert mag, nil vn- 
wirdiklich zuoempfahen das volkomen vnd hochwirdigisl sacrament darinn warlich 
vndberait gegenbiirtig (m) ist vnser hayler, schoepfer vnnd erlediger mit verpor- 
gem leib, auch mit beywonender sele vnd gothait. Daraws verslanden, daz desleibs 
Cristi sacrament, nach seinn statten vnd wirden, alle ding vbertrifFt (n), deszhalb es 
nit zeuerachten, sounder recht vnd billich durch vnns mit alien eren, zuchtvndre- 
uerentz (alsuil wir von leib vnd sel, von macht vnd kraft vermoegen) zeloben vnd 
zepreisen, zefiirchten vnd zelieben ist fiir meniklich. Darauf hueetten sich jhen die 
aus falser ler das Sacrament in lodsiinden empfangen haben. alsuil zum er- 
sten tail. 

(a ^ finden. Job. 37. in fin. digne eum invenire non possumus. im 18. . 8. 1. 
(b ^ pauli. 1. Cor. 11. sieh. . 8. f. (c f flcis. sieh. 40. . 5. a. et im i. (d f 
engel. im 67. g. 9. e. (e ^ damnusz. sieh. . 8. c. et im 94. . 7. g. (f j erwigl. 
1. Cor. 11. in fin. non discernens corpus domiiii. (g ^ vngesund. 1. Cor. 11. inter 
vos multi infirmi. im 75. g. 1. g. (h f tisch. sieh. . 7. b. et im g. 13. a. (i f 
fleis. sieh. c. (k ^ vermogen. sieh. 40. vi. 12. a. (1 ^ vnwirden. sieh. . 7. a. (m ^ 
gegenbiirtig. sieh. 63. . 9. b. (n f vbertrift. im 94. . 10. f. 

X. ^ 2um andern, empfahen etlich das sacrament allain geistlich (a) nil leib- 
lich, welh andachtiklich mess hoeren oder sonst des sacraments begem, aber 
leiblich empfahen nit moegenoder sollen, dieselben empfahen geistlich das sacra- 
ment, nemlich sein wvirchung vnd gnad (b), dadurch sy des sacraments vnd leibs 
christi geniessen. wiewol sy das sacrament leiblich nit niessen. Daiion dich Au- 
gustinus (c) getroest. So du glaubest, alszdenn hast du schon geessen, das ist, 
du bist dem leib christi schon geistlich eingeleibt. von disem artikel ist 
oben (d) gesagt. 

(a $ geistlich. sieh. . 6. h. (b ^ gnad. sieh. 63. . 13. c. (c ^ augustinus. 
crede et manducasti. (d ^ oben. sieh. 63. . 13. a. 

XI. ^ Die dritten nemen das sacrament weder (a) leiblich noch geistlich. et- 
lich on schuld aber nit on vrsach. etlich aus verschuldnus oder vnfleis (a). Den 
ersten so aus vrsachen on ir schuld von empfahUng des sacraments awsgeslossen 
seinn, alsjungekind, vnuerniiftig vnd ander dergleichen lewt, \virt das sacramenl 
nit geraicht vrnb das sy sich gegen demselben gar nit diemuetigen noch ainicherlay 
ere oder zier erpieten oder beweisen oder erzaigen koeiinen noch moegen. Desz- 
gleichs wo ainer aws mangel seiner daeung oder sonst aws geprechen, das sacra- 
ment nit mocht empfahen oder gewislich bey jm , onvnere, behalllen, demselben 
wurde das sacrament auch nit geraicht on sein schuld, aber nit on vrsach. Jtem 
offt verstet ainer sichselbs gantz vnwirdig oder sonst vngeschickht zesein zum sa- 
crament, derselb mag aws solher vrsach, wiewol er daran kain schuld hiet, die 
mess oder empfahung des Sacraments awfschieben. Allain er muoest hothalben 
seines ambts, oder zeuermeiden ergernusz, zum sacrament geen, nach solher ge- 
legennhait mag sich ainer hallten. Den andern wirt das sacrament versagt von 



VON ZUOEBERAYTTUNG DES SACRAMENT DBS ALTARS. 455 



irer verprechung, der drey seinn. Wie vorzeiten vom osterlamb (b) 
gescblaecht awsgescblpssen gewesen. Von erst die vnbesniten, deszbalb ersjuoeg 
cot den Oza (c) vmb seinn i'raeuel, daz er, als ain vnbesnifner, gottes arch ange- 
rueertbet, vnd bedeyt die vnrainen vnd vnbesniten des gernueets, so vnwirdik- 
lich (d), nemlieh in todsiintlen oder sonst wider der lurch ordnung anrueren vnd 
empfaben das sacrament vnd daran geistlichen tod essen. Zum andern ist vom 
osterlamb zeessen verpolen gewest alien awslendern (e), als yefz den vnglawbi- 
bigen, desgleichsketzern, pannigen vnd andern geliden von der kirch abgesniten, 
nach vermoeg des worts christi. Jr suit das heyltumb nit gebeu den hunden (f), 
noch ewr edelgestain werffen fur die swein, awl' daz sy dieselben nit rnit fueessen 
treten, noch die hund sich wenden vnd ew zereissen. Sonst moecht got sprechen 
(wie Jacob) ain poes viech (g) hat geslickht meinen Sun. Zum dritten haben die 
vnrainen (h) nit begeen moegen osterlich ambt, vnd seinn all jhen furvnrain gehal- 
ten die etwas todes (i) angeriiert haben. Also seinn hewt vnrain, die mit lod- 
siinden befleckt, nemlieh so ir todstind vor des sacraments empfahung nit berewen 
noch peichten, oder die sich in solher empfahung vnordenlich halten oder nit stae- 
ten fursatz haben von siinden fiirter zelassen. Solh vnd dergleich lewt seinn vn- 
rain vnd gantz vnwirdig. Deszhalb jnen das sacrament vcrpoten ist. Darauf 
spricht zuo vns die schrift. Jr, so die vas (k) des herren tragen, siilt gerai- 
nigl werden. 

(a J weder. sieh. . 6. i. (a f vnfleis. im . 12. a. (b <[ osterlamb. sieh. 
. 5. i. (c f oza. 2. Reg. 6. (d ^ vnwirdig. sieh. . 7. a. (e J awslendern. Exo. 
12. in fin. (f ^ hunden. Mat. 7. in prin im 88. . 8. d. (g f viech. gen. 37. in. 
fin. fera .pessima devoravit eum. sieh. 30. . 4. 1. (h f verainen. Nu. 9. in prin. 
immundi non poterant facere phase, (i f todes. Nu. 19. qui teligerit cadaver, (k f 
vas. Esa. 52. mundamini qui fertis vasa domini. 

XII. ^ Awsserhalb der obgemelten dreyen, ist das vierd gefelaecbt, die weder 
geistlich noch leiblich das sacrament empfahen aws laessigkeit (a), nemlieh die 
verkerlen so der kifchengepotvnnd die sacrament veracliten, dadurchsy desselben 
sacraments frucht vnd gnad hie nit geniessen, sonnder dort strenger straff gewar- 
ten miiessen. Lawt des ewangeli. Wert ir riit niessen des menschen suns leib, 
alszdenn habt ir kain leben (a) in ew , dabey ist zeuersteen ewiger tod. Daneben 
werden sy nit taylbaftig des einflusz vnnd kreft, die ander sunder, als swache (b) 
glid der "kirch, empfaben von vnserm haup christo, der mit seinn gnaden fleust (c) 
in jhen die seins leibs tailhafftig werden. das beschiecht durch ordenliche em- 
pfahung dits sacraments. Wer desselben empert, der muoes gar erdarren vnd 
swinden (d), auch kain kraft noch gnad mer gewinnen. Wie aimm leiblichen ab- 
gesniten (e) glid beschiecht, das weder vom baup noch vom leib kain guote fewch- 
tikail mer hat. Also mag jhener, der das heilig sacrament zeempfahen poeslich 
vnderlaest, kain gnad erraichen weder von cristo als seim hawp, noch von der 
kirch als von seiner muoeter, der glid er gewesen, aber numals von jr abgescbni- 
ten ist. Die vierden empfahen das sacrament geistlich vnd leiblich miteinander(f), 
das ist sacramentlich vnd ordenlicb, dieselben nyessen vnd geniessen des sacra- 
ments in seiner frucht vnd gnade. ( 6 ) 

( 8 Uber den verschiedenen Empfang, und den Nutzen, der aus demselben hervorgeht, hat 
sich Thauler in folgender Weise ausgesprochen : ,,Die einen nehmen es (das Sacrament des 
Altars) sacramentlicb, und nicht geistlich, noch seliglich, das sind die, die es in Todsiinden 
nehmen, die nehmen es wie Judas. Die andern nehmen es sacramentlich und auch geistlich 
in ihre Seelen, aber sie empfangen doch wenig Gnade, und Frucht und : Trost davon; das sind 



456 VIERUNDSEXIG1ST CAPITEL. 

(a f lassikait. sieh. . II, a. (a J leben. Job. 6. sieh. 62. ". 1. a. (b f swache 
sieh. 28. . 5. J. (c j flewsst. sieh. 28. . 5. h. (d 5 swinden. im 90.' . 2. a. 
(e J abgesniten. sieh. 59. . 2. e. (f 5 miteinander. sieh. . 6. k. 

XIII. J Wio zum altar vnd zuo gottes tisch (a) zegeen, ist figuriert vnd erzelt 
im alien gesetz. dorinn stet in was ordnung das osterlamb zeessen sey. Nemlich 
seiu fleisch zuo nacht am fewr gepraten mit sueessem prot vnd sawerr salsen. Da- 
bey zeuersleen, daz wir den leib christidas war lamb, so in der nacht diser finstorn 
weld durch marter gepraten ist bey dem fewr seiner jnpriinstigen lieb, in der suees- 
sen oder vngeurbabten (b) hostia, mit pitter rew empfahen sollen. Dauon im 
psalm stet. Herr du wirdest vns speisen mit dcm prot der zaeher (c). Darnacb 
stet ferrer. Das lamp solt ir essen allso , daz ir vmb ewr lende (d) gegiirt seit vnd 
schuoech an ewrn fueessen habt, aucb staebe in ewren hcnden vnd ii solt cylunrl 
essen. Jst auszelegen, daz \vir das sacrament sollen niesscn in keyscber rainikait 
vnd begierlicher andacht, aucb mitjnpriinstiger lieb. Jnnhalt discs sprucbs. Seinn 
ewr lend vmbgiirt vnd prinunde liecht in ewrn henden. Seit gleich jhenen men- 
schen die awf iren herren warten. alszdenn werden biibsch (e) dein geng in 
scbuoeben. Jtem inn henden haben wir staeb, so wir in vnserm gedanck haben 
das kreytz vnd betracbten das leiden cbristi, auf das wir mit Jacob moegen spre- 
chen zu got. An deinem stab (f) pin ich gegangen vber disen Jordan. Zuo lest 
sollen wir das sacrament eylund (g) essen, dorinn nit verziehen, sonder vns vnuer- 
drossen vnd embsiklich darzuoe beraiten. Dauon ist geschriben. Du bast ge- 
sehen ainen behende man in scinem werch, dcrselb wirt steen vor koenigen vnnd 
nit vor vnedeln. 

(a f tysch. Exo. 12. post prin. edent carries assas igni ct azimps panes, sieh. 
. 9. h. (b 5 vnvrhabl. sieh. 63. 5- 2. b. (c ^ za'her. Psl. 79. cibabis nos pane 
lacrymarum. (d ^ lende. Exo. 12. Luce. 12. post med. sint lumbi vestri praecincti. 
sieh. $. 5. i. et sieh.. 51. . 8. a. (e f hiibsch. Can. 7. in prin. pulchrisunt gressus 
tui. U f stab. Gen. 32. post prin. in, baculo luo transiui iordanem. (g ^ eylund. 
Exo. 12. post prin. comedetis fcstinantcr. prouer. 22. in fin. vidisti virura velocem. 
im 76. . 8. a. 



XIV. ^ W' e du aber jnwendig im geist, so du zum altar oder sacrament 
geest, angelegt sein sollest, zaigt dir das meszgwandt (a). Bey dem humeral, so 
du awfs hawp legst vnd vmbgiir test, gedenckh daz du deinvernufft recht braucbest 
vnd in zucht vmb dichpindest. Bey der langen alben, daz du in guoeten werchen 
verharrest aucb albeg diemiielig vnd geduldig seist. Bey der gurtel , daz du zuo 
dir giirtest raine keyschait vnd niiechte maessigkait, mit denselben dein fleisch 
zepinden vnd zetoetten. Bey der manipel, so du als ainn schilt an tencken arm 
legest, daz du starck vnd bestaendig seiest wider dein feind, das scinn poese nay- 
gung vnnd gier auch ander anfechtung. Bey der stol (b), so awf mm hals ligt vnd 
hengt binab, bedenckb das joch vnnd lore christi sey siiess vnd gerecht, auch sein 
purd, satzung vnd gepot, leicht vnnd gering. Dorinn wir beleiben sollen alslang 
wir leben. Domit moegen wir all vnser thuon , werch vnd wesen befliessen vnd 
erfiillen mit der lieb gotes, so die Gasel (c) anzaigt. Wer hierinn verhart bis an 
sein ende, der wirt saelig. 

die, die mit vielen taglichen Siinden, und unbereitet und unandachtig es empfangen. Die drit- 
ten empfangen es mit grosser heiliger Frucht und unmaessigem Nulzen. Die vierden nebmen 
diess Sakrament geisllich, ohnc Sakrament, das sind gute, lautere, reine Herzen die dfeses Sa- 
kramentbegeren, und vielleicht mehr, denn die es sakramentlch empfangen, darnach ihre Be- 
gehrung und ihre Meinung ist." Vierle Prcdigt auf den Fronleichnams-Tag. S. 203. ThI. 2. 



FUNFUNDSEXIG1ST GAP1TEL VOM OFFER DER MESS. 457 

(a f messgwandt. sieh. 63. . 6. g. (b f sfol. Mat. 11. in fin. iugum meura 
suave est. sieh. 50- <J. 11. g. (c f easel. Mat. 10. in med. et Mat. 24. in fin. sieb. 1. 
. 3. 1. et 2. . 6. a. et 50. 5- 5. m. 



FUNFUNDSEXIGIST CAPITEL 

vom opfev der mess. 

I. Diser zeit ist frauenlich erweckt die vcrlegen ketzerey daz die Mess vnd 
vberheilig sacrament des altars khain opfer sonnder nur ain testament sey, gleich 
als werde diirch die mess von got kain gnad erlangt, vnd vnnot auch vngelegen 
sey, denherren christum widerumb aufmm altar zeopfern, der sichselbs am krewtz 
ainsten geopfert vnd dadurch all vbel awfgehebt hab etc. mit itier vngegriindter 
lere so die moszfeind eintragen vnd ditsmals zuoerzelen verdrieslich waere. Dar- 
umb wil jch greiffen zum grundt vnd darbringen, daz die mess das war opfer ist. 
vnd darawf zewissen. daz die mess in jr drew ding jnnhellt, benentlich gotlich 
testament, notturftig sacrament vnd beilig opfer. Das testament (a) ist die gab so 
vns got lang iin alten gesetz versprochen vnd prefiguriert, aber erst im newen gesetz 
gelaist (b) bat, nemlich das himelprot seins leibs, so wir durcb das ambt der mess 
von got empfahen. Dadurch wir kornmen an vnser erbscbafft dort in das gelobt 
land ewiger saelikait. Vnd wiewol die mess fur new testament gehallten wirt 
von wegen deskelicbs (c), den Christus das new testament inseinem pluoetgenent, 
hat er doch dabey nur zeuersteen geben, daz er mit dem kelicb, nemlicb mit ver- 
giessung seines pluoets, das new testament bestaettigt (d) hab. Wie moyses (e) 
das allt testament auch bestaettigt, do er der abgeloetten kelber pluoet awf das 
volckh gesprengt hat. Darumb ist weder kelich noch die mess aigentlich das 
new testament, sender zuoegehoerig dem newen testament. Wie der leib christi 
in der mesz, item die lawf vnnd andere sacrament oder geistlich sachen seinn 
nit selbs das new testament, sonder demselben anhengig vnd zuoegehorig. Der- 
geslalt wirt in der mess das new testament bedeyt vnd betracht wic christus 
rnensch worden vnd sein pluoet von vnnsern wegen vergossen, domit also das allt 
testament erfiillt vnd das new testament awfgesetzt (f) auch vns seinen heiligen leib 
zuo letz hie gclassen vnd geschafft hat. 

(a f testament, im . 2. g. et sieh. 62. . 7. a. et 63. . 6. f. et im 69. . 11. b. 
et im 83. . 3. a. (b ^ gelaist. sieh. 12. . 6. c. (c f kelichs. 1. Corin. 11. sieh. 62. 
. 3. c. (d f bestatdgt. Hebr. 9. testamentum in mortuis confirmatum est. sieh. 12. 
8. a- (e ^ moyses. Exo. 24. in med. hie est sanguis foederis. (f J awfgesetzt. 
im . 4. b. et sieh. 62. . 5. b. . 

II. f Zum andern bringt die mess mit jr das sacrament heiligs leibs vnd 
pluoets Jhesu christi. Dasselb sacrament wirt vnder gestallt prots vnd weins ge- 
wandelt in der mess zw gedechtnuss warer menschwerdung Christi vnnd seines 
pittern pluoetuergiessens. Aber awsserhalb (a) der mess wirt vnder des prots ge- 
slallt der leib christi als ain testament vnd geschaffte gab geraicht den mensch.en 
zuo irer geistlichen notdurft. Zum dritten ist die mess ain opfer (b) dorinn die 
kirch vnd wir christglaubig menschen als ire glide got opfern bestimbten leib vnd 
leiden christi, so er vns zuo solhem opfer testiert vnnd hinder sein gelassen, awf 
das wir etwas in vnsern henden haben das gotangenaem vnd geuellig (c) sey. Da- 



458 FUNFUNDSEXIG1ST CAPITEL 

neben wirt vnder der mess in gedaechlnuss (d) bracht vnd sacramentlich vernewt 
das opfer so christus mit leiblichem opfer am krewtz wiirchlich verbracht hat. 
Also kumbt die mess als ain opfer dem allmaechtigen zuo lob, als ain sacrament 
gantzer (e) kircb zuo guoet, nemlich der himlischen zuo ere, der itn fegfewr (f) 
zuo bilf, der streyttunden bie auf diser erde zuo bayl. Jtem die mess als ain testa- 
ment (g) kumbt yeden sondern menschen zuonutz, nemlich zuo geistlicher speis, 
narungvnd guotem gefert. Desgleichs alien christen vndereinander zuo frid vnd 
ainikait. Got wirt geeret durch das opfer seins leidens. mit dem wir erledigt seinn. 
Ain yeglicher mensch wirt in sonderhait erfreyt mit dem testament, nemlich mil 
geistlicher speis, dadurch sein sel ersettigt wirt Die. gantz gemain (g) vnd christen- 
liche kirch wirt zesamen veraint vnnd verpunden durch das sacrament des waren 
leibs christi, der alien menschen gemain ist, mit dem sich ain yeder menschlicher 
geist verainen vnd einleben mag. (*) 

(a f awsserhalb. sieh. 64. . 6. a. et im 67. . 1. k. (b J opfer. im . 5. 1. et 
. 8. m. et sieh. 62. . 6. a. et 64. . 2. f. et im 69. . 11. a. (c J geuellig. Mat. 3. 
in fin. im . 8. n. et sieh. 54. . 5. b. (d f gedachtnuss. sieh. 62. . 3. a. (e f gan- 
tzer. sieh. 6. . 1. g. (f f fegfewr. im 83- 4. b. (g J testament, sieh. . 1. a. (h 
5 gemain. im 67. . 1. k. 

III. ^ Weiter vom opfer der Mess zereden, ist anfangs zewissen. Daz vnser 
hayler jhesus christus zwaierlay weis priester vnnd opfer ist. Ainsten zeitlich wie 
Aaron (a) in sichtigem leidlichem vnd todlichem leib. Zum andern ewiklich bis 
awf jungsten tag, wie Melchisedech. in vnsichtigem, vntbdlichem vnd clarificiertem 
leib. Solh vnderschid hat christus lautter anzaigt mit disen worten. Das prot, so 
ich geben wirt ist mein fleisch (b) , so jch gib fur der weld leben. Bey demselben 
fleisch ist zeuersteen die menschait christi, die erdesselbenmals am krewtz als aaron 
(c) leiblich vbergeben vnd dadurch das ewig leben der weldt erlangt hat. Bey dem 
prot ist zeuersteen des altars sacrament so vns der herr zw gedaechtnuss seines lei- 
dens, in der mess nacb ordnung melchisedech taeglich gibt. Zum ersten hat sich 
christus in todlichem leib fur gantz menschlich geslaecht ain mal am krewtz geopfert 
nach der figur des zeitlichen priesterthumbs Aaron, wie pauhis (d) vnder andern er- 
tzelt. Nur ainsten im jar gieng der hoeb priester in den jnndern heiligen taber- 
nackel, nit on pluoet, das er fur seinselbs vnnd seins volcks laessikait geopfert hat, 
also ist cristus obrister priester durch sein aigen pluet nur ainsten in das heilig ein- 
gangen vnd hat gefunden ewige erloesung vnd sichselbs on tadel durch heiligen geist 
dem allmaechtigen got geopfert. Jtem anderswo (e). Christus ist erstanden von 
den toden vnd stirbt nymmer, der tod wirt vber jn nymer herschen. Daz er vmb 
die siind gestorben, ist er nur ainsten gestorben. Dasselb priesterthumb des Aaron 
vnd allt gesetz ist geendt vnd erfullt am krewtz, do cristus sprach. Es ist volbracht 
(f), also ist er mit seinem aigen pluoet eingangen in das heilig. ( 2 ) 

(a 5 Aaron, im . 4. c. et im 69. . 1. c. (b f fleisch. Job. 6. ant. fin. caro 
mea est pro mundi vita, (c f ainsten. im $. 11. d. et sieh. 62. . 4. g. (d f paulus. 

( l In seiner lateinischen Ubersetzung hat Berthold noch folgenden Zusatz : Rursus missa re- 
praesentat sacrificium: veluti Paulus innuit. Quotiescunque manducabitis panem hunc et ca- 
)icem bibetis: mortem domini annunciabitis (1. Cor. 11.): hoc est, sacrificium crucis repetetis. 
Vnde Paulus alibi inquit: Tradidit semelipsum pro nobis pblationem ac victimam Deo. (Ephe. 
5.) Ergo quemadmodum doniinus seipsum semej realiter in cruce pro nobis immolauit patri ; 
ita eidem patri dominus per sacerdotes in altari suum corpus et sanguinem quottidie sacra- 
mentalUer immolat. 

( 2 In der Ubersetzung befindet sich noch folgender Zusatz: Consummatp ergo sacerdotio 
secundum Aaron, necessarium Tuit alterum institui sacerdotium secundum Jilelchisedech. 



VOM OFFER DER MESS. 459 

Hebr. 9. cftristus assistens pontifex per proprium sanguinem. im 66. . 4. i. (e 5 
anderswo. Ro. 6. sieh. 57. . 1. i. (f J volbracht. Job. 19. ant. fin. consumatum est. 

IV. f Zufn andern, ist Christus ewiger (a) priester vnd opfer goltes nach ord- 
nung melchisedech. desselben figiirhat christus erfiillt vnd war gcmacht amabent- 
essen. daselbs angehebt (b) das new gesetz vnd das aroht der mess, dorinn nym- 
mer nach syt vnd brawchdes Aaron (c) mit pluoet dertyer, sounder leib vnnd pluoet 
christi, vnder gestalt prots vnnd weins, nach ofdnung des melchisedech geopfert 
wirt. Jn mass sich christus selbs am abentmal, vnder gestallt prots vnd weins, sei- 
nen jungern geben. vnd dabey beuolhen, daz offt (d) die priester solhs auch thuon, 
das ist, opfer der mess volbringen zuo gedechtnuss seines sterblichen opfers am 
krewtz beschehen. Dergestallt ist christus leiblich vnd wiirchlich nur ain mal am 
kreytz, aber taeglich wirt er geopfert geistlich oder sacramentlich Vnd bedeytlich 
aufmm altar. Miterstem opfer am kreytz hat christus fur all siind on vnderschid vn- 
ermeszlich vnnd on mass (e) bezalt. Daraws flewsstdie gnad taeglich awf vnsdurch 
die mess, so zuo gedechtnuss des ersten opfers gelesen wirt, aber in der mess ver- 
leicht christus gnad nach mass (f) souil sich ainer derselben fahig macht. All mess 
seinn nit vil sonder nur ain opfer, wie christus nur ainn leib hat, also wirt er sacra- 
mentlich vberall geopfert als ain ainigs opfer, zuo gedechtnuss des ainigen leibli- 
chen kreylzopfer, aber derselben gedechtnuss sollen wol vil beschehen mit mesz- 
halten. Also ist chrislus vom abentessen (g) awfgestanden vnd hat domit das new 
gesetz angehebt vor ehdung des allten gesetz , das darnach am krewtz erfiillt ist 
zuo bedeyttung, daz des melchisedech figur lang vor des aaron opfer ergangen ist. 

(a f ewiger. im . 5. a. et im 84. . 3. g. (b f angehebt. sieh. . 1. f. et im g. 
(c f aaron. sieh. . 3. a. et im . 7. a. (d <J offt. Luce. 22. et 1. Cor. 11. im 66. g. 
4. a. (e f on mass. sieh. 62. . 4. e. (f [ nach mass. sieh. 18. . 7. h. (gf abent- 
essen. Job. 13. in prin. surgit a coena. sieh. b. et im 69. . 7. a. 

V. f Daz im newen gesetz das Ambt heiliger mess ain opfer sey , ist im allten 
gesetz nach ordnung melchisedech (a) bedeyt, durch Dauid bekent vnd durch Pau- 
lum awszgesprochen, auch sonnst an mer orten beiliger schrift angezaigt. Erstlich 
daz melchisedech, als obrister priester, ain figur christi gewesen, ist bey detn zeuer- 
steen. Daz er den segen gab vber abraham (b). Daentgegen gab abraham seinen 
zehent dem melchisedech. Jm alten gesetz was gepoten alien zehent (c) allain prie- 
stern zegeben. Nachdem nu des melchisedech koenigreich vnd priesterthumb, desz- 
gleichs sein opfer vnd ordnung allain zeitlich beschehen. Deszhalb ist solb.es alles 
ain figur cristi, desselben reich, priesterthumb vnd ordnung ist ewig vnd bey dem 
melchisedech bedeyt wie Dauid (d) bekent. Du bist priester in ewigkait nach ord- 
nung melchisedech. Also ist die ordnuug bey melchisedech vnd die ewikait bey 
christb zeuersteen. Desselben melchisedech, als obristen priester des allten gesetz 
ordnung was zeopfern prot (e) vnd wein. Solhe figur muoes erfiillt werden in chri- 
sto als obristen priester des newen gesetz. Dorinn hewt im ambt der mess (vnd 
nyndert anderswo) prot vnd wein geopfert wirt nach ordnung melchisedech. Chri- 
stus hat auch desselben melchisedech figur am abenttnal mit prot vnnd wein ange- 
hebt vnd am kreytz mit seimm sterben erfiillt auch ordnung gemacht, dazu nu fiir- 
ter bis awf jungsten (f) tag im ambt der mess prot vnd wein, benentlich sein leib vnd 
pluoet geopfert werde. wie paulus sprach. Jr werdet des herren tod verkiinden 
bis er widerkumbt, ist zeuersteen, bis awf jungsten tag. Wie ain prot aws vil ker- 
nern (g) gepachen vnd ain wein aws vil weinpern gepresst, also wirt in der mess 
der leib vnd pluoet christi, in desselben gedechtnuss, got geopfert fur vil (h) christen, 



460 FUNFUNDSEXIGIST CAPITEL 

als fur ainigen leib christi vnd der kirch. Daz aber.melchisedech ain figur cristi ge- 
.wesen, ist clar angezaigt durch Paulum, do er spricht (i). Jhesus ist nach ordnung 
melchisedech priester worden in ewigkait. Derselb melchisedech was koenig zuo 
salem vnd priester des hoechsten gots. Er ist dem abraham, als er von koeniglicher 
schlacbt widerkam, entgegen gangen vnd hat jne gesegent. Darauf bemelter paulus 
das meszopfer clar angezaigt vnd gesetzt. daz yeder bischof (k) aus den menschen 
erkiest. vnd fiir die tnenschen gesetzt sey, vmb das er soell opfern gabe (I) vnd heilige 
ding fiir die siind. Jlem yglicher hober priester ist awfgesetzt zeopfern gabe vnd 
opfer. Darawsclar verstanden, daz solh opfer ist heilige mess, nachdem bessere 
gab vnd heiligereding nit seinn dann der leib vnd pluot christi so ain priester vnder 
der mess opfert. Dauon in heiligcm canon (m) also stet. Dise gab, dise schanckung 
vnd heilige opfer. 

(a ^ melchisedech. Gen. 14. Psl. 109. Hebr. 7. sieh. $. 4. a. et im . 11. f. etim 
96. . 6. f. (b ff abraham. Gen. 14. in fin. (b J zehent. nu. 18. ant. fin. filijs leui 
dedi decimas. (d J dauid. Psl. 109. im . 11. e. et im 94. . 12. a. (e f prot. Gen. 
14. proferens panem ct vinum. sieh. 59. . 6. c. (f J iungsten. sieh. 62. . 3. d. 
(g f korner. sieh. 63. . 11. c. et im 66. . 3. a. et 67. . 7. 1. (h J vil. Marci. 14. 
im 69. . 4. d. (i j spricht. Hebr. 6. in fin. et Hebr. 7. in prin. (k 5 pischqf. sieh. 
17. . 13. e. (1 f gabe. Hebr. 5. in prin. offerat dona et sacrificia. Hebr. 8. in prin. 
pontifex ad offerenda munera constituitur. sieh. . 2. b. (m ^ canon, haec dona, haec 
munera, haec sacrificia illibata. sieh. 63. . 6. b. 

VI. ^ Dergleichen in der scbrift hat heiliger geist dickmals fiirgetzaigt das 
gotlich ambt vnd opfer der mesz, benenntlich durch Salomonem (a) do er schreibt. 
Die weiszhait hatir gepawt ain haus vnd geopfert was sy erkriegt, sy hatgemiischt 
(b) den wein vnd furgelegt iren tisch, nemlich den altar, vnd bat geredt kombt vnd 
esst rnein prot vnd trinckht den wein so ich ew gemiischt hab. Jtem awfhoerung 
des allten opfers der Judenvnd anhebung desnewen opfer der mess istinderschrift 
noch weiter anzaigt durch heiligen geist, nemlich im malachia (c) also redent zunn 
juden von den christen. Jr juden opfert auf meimm altar ain vermailigt prot. Jch 
hab khain geuallen in ewvnd wil kain gab fiirter nemmen von ewren henden. Dann 
von der Sonen awfgang bis zum vndergang ist mein nom gros in den voelckern, 
(nemlich der christen) vnd an aller stat wirdet meinem nom heiliklich gesegent vnd 
geopfert ain rain opfer, nemlich christus, der ist leiblich am kreytz nur ainsten vnd 
an ainer slat geopfert. Darumb wirt dise prophecey verstanden vom opfer der mess, 
dorinn christus an vil orten allenthalben auf der weld offt geopfert wirt. Der juden 
opfer bescbach wol auch offt aber nur zuo jherusalem. Nym war wie gar lautter 
im malachia geweissagt ist, daz des allten gesetz opfer wurde aufhoeren vnnd der 
christen opfer des altars in aller weld angeen vnd got angenaem sein. Dergestallt 
hat augustinus (d) bemelten textMalachie awsgelegt, nemlich , daz nach des allten 
gesetz opfern im newen gesetz durch ganntze kirch sey nur das ainig auswendig (e) 
opfer des altars got geuellig. ( 3 ) 

(a 5 Salomon, prouer. 9. in prin. (b f gemiischt. sieh. 63. . 2. f. (c 5 mala- 
chia. 1. sieh. 1. . 5. f. (d f augustinus. de civi. dei. lib. 18. c. 35. et libro adversus 
judeos. c. 9. (e 5 awswendig. im . 9. a. 

( 3 Die Kirche hat stets gelehrt, dass Christus der Herr beim letzten Abendmahle das Opfer 
der hi. Messe eingesetzt babe und hat diese Lehre im Concil von Trient neuerdings bestatigt. 
Sess. 22. c. 1. can. 1 u. 2. Das heil. Messopfer wurde durch yerschiedene Bilder und Weis- 
sagungen im alien Testamente angedeutet. Zu diesen gchort vorzuglich die oben angefiihrte Stelle des 
Propbeten Malachias, die, ohne den Worten des Propheten Gewalt anzulhun, von demKreuz- 
opfer verstanden werden muss, da dieses nur an cincm Orte stattgefunden. Die Lehrer der 
Kirche haben diese Stelle immer vom Messopfer verstanden, besonders Augustin, Justin, Ire- 
naus, Chrysoslomus u. s. v. 



VOM OFFER DER MESS. 461 

VII. f Darumb mag die kirch nichts hohers, trostlichers, bessers noch frucht- 
barers opfer haben dann die mess nocb ihts angenaemers Gotopfern noch ertzaigen, 
dann das opfer seines eingoporen suns, <Jer sicb als preytigan vnd hawp von wegen 
derkircb als seiner prawt vnd leibs, ain mal am krewtz hat geopfert nacb ordnung 
desaaron(a) vnd zuo gedechlnuss desselben leiblichen opfers, im ambt der mess 
taeglich sacramentlich opfert nach ordnung melchisedech. Ja er hat sich selbs ge- 
ben zw ainem opfer vnd zuo ainer speis, des ist glaubliche figur gewest das oster- 
lamb (b) so awfgesetzt was in der Synagog, erstlich zeopfern, darnach zenies.en, zuo 
ewiger gedechtnuss der erledigungaus faencknusz der Egypter. Dergleichen pfligt 
die kirch (c) in der mesz das vnschuldig lamb christum erstlich zeopfern , wie er 
sicbselbs fiir vnns am krewtz himlischem vater geopfert hat, darnach zeniessen, zuo 
gedechtnuss daz er vns mittailt das opfer seines leidens mil dem er vns erledigt hat 
aus ewiger fancknuss des dewfels. Deszhalb er durch hieremiam (d) spricht. Jch 
bin gleich als ain senftmuelig Iamb daszum opfer des lawltern (e) vnd vnvrhabts prot 
(von dem an vil stollen (f) in der bibel geschriben stet) in figur gewesen des himel- 
prots christi, der kain vrhab noch seyer der siind an jm hat vnd wirt also vnder ge- 
stalt aines lawttern prots geopfert in der mess. Dasselb opfer ist, fiir alle ander 
opfer, got angenaem von wegen seines suns (g). Das ist zeuersteen von auswendigen 
(k) opfern. dann jnwendige'(i) opfer der andachtigen hertz seinn got auch geuellig. 
wie Dauid setzt. Ain betrueebter geist ist got ain opfer. vnd petrus. daz wir 
sollen opfern geistlicbe hosti. Daneben sollen solhe jnwendige opfer mit auswen- 
diger erbieltung vnd leiblichen werchen zuo gebiirlicher zeit vnnd an gelegen orten 
erzaigt werden. Wie vns paulus ermont. daz wir vnser leib dargeben (k) als ain 
lebentigs heiligs vnnd got geuelligs opfer, dasselb ist vnser verniiftiger gotszdinst. 

(a 5 Aaron, sieh. . 4. c. (b ^ osterlamb. Exp. 6. in prin. educam vos de erga- 
stulo aegyptiorum. Exo. 12. in prin. tollat unusquisque agnum. sieh. 64. 5- 5. i. (c 
f kirch. im 69. g. 2. b. (d f Hieremiam. 11. ant. fin. (e f lawttern. sieh. 63. .2. 
b. (f f stollen. Exo. 29. Leui. 2. et 6. et 7. Leui. 23. et 24. Nu. 28. (g J suns, 
im . 8. n. (h f awswendigen. im . 9. a. (i J jnwendige. Psl. 50. sacrificium deo 
spiritus contribulatus. 1. Pet. 2. in prin. oft'erenles spirituales bostias. sieh. 56. 4. 
b. et im 96. 5- 3. e. (k f dargegen. Ro. 12. in prin. exhibeatis corpora veslra. im 
. 9. c. etsieh. 51. 5. 10. g. 

VIII. f Darawf vernym in den opfern (ausserhalb des meszopfer) dise vnder- 
schid. Jnwendige (a) andachtige opffer seinn Got albeg geuellig. Awswendige (b) 
leibliche vnd wilkiirliche opfer, als gab auf den altar got zuo ere oder zuo nutz des 
nagsten mit erparmung, oder ander werch , die ambt halben ainem nit aufgeladen 
seinn. Wo dieselben beschehen aws guoetem gemueet. alszclenn seinn solhe opfer 
got angenaem vnnd geuellig, doch daz daraws die person (c) so das opfer thuoet, in 
gottes gnaden sey. Also stet geschriben, daz Got am ersten auf Abel darnach auf 
sein gab gesehen hab. Wo aber ainer guoete wcrch vnd awswendige vngenoetige 
opfer thuot aws vnrechtem gemueet, villeicht zuo schein (d) oder aigem nulz, das- 
selb ist jm nit verdinstlich noch got angenaem. wie ferrer geschriben ist. Got hat 
nit gesehen awf Cain (e) noch auf sein gab. vnd im abacuc. Der vngerecht mensch 
wirt vor freyden awfspringen vnnd seiner vischsegen dienen vnd seinem aigem netz 
opfern. Aber auswendig opfer der mess (f) ist got albeg angenaem vnd geuellig von 
wegen seines lieben Suns vnsers herrerv jhesu chrisli, der des meszopfers rechter 
principal vnd dcrmassen rain ist, daz weder er noch sein mess durch des priestors 
hand nit vnsawber (g) werden mag. Wiewol die mess jhenem, der vnwirdiklich 
zelebriert odermeszzehaltenon guoot gemueet bestelt(h), schedlich vnd vnuerdinst- 



462 FUNFUNDSEXIGIST CAPITEL 

lich ist aber dannocb bleibt die frucht (i) der mess vnd ist jhenen, fiir die mess gele- 
sen wirt ersprieslich aus kraft des leiden (k) christi so in der mess bedacht wirt. 
Nachdem got spricht zum priester. Jch wirt dich nit straffen (1) in deiuen opfern, 
dieselben seinn albeg vor meinem angesicht. Jtem malachias sagt. Die Siin leui 
Werden dem berren opfern (m) ain opfer in der gerecbtikait vnd dasselb opfer wirt 
jmegeuallen. Das ist zeuersteen von christo, der allain got geuellt (n). Er rai- 
nigt auch vnd weihet die Siin leui (o) zum opfer des altars, welb opfer rain, heilig 
vnd got wol geuellig isl auch von nyemant verworften werden mag. Dann cbristus 
selbs (p) , als der gerecht war , rain, ewiger vnd lebentiger priester, verbringt das 
meszopfer durch sein diener die priester als durch Instrument die darzuoe gewibent 
vnd geweicbt seiun. Daraws wirt verstanden. daz die priester mess volbringen 
nit aws jnselbs nocb aus aigem gwallt, sonder als diener (p) vnd geschaeftiger chri- 
sti, der an seinem lesten willen vnd testament sein fleisch vnd pluoet geschafft bat 
durch die priester in der mesz fiir vns got dem allmaechtigen zeopfern auch vns im 
sacrament awszetailen. wie paulus spricht. Yederman sol vnns priester hallten 
fiir diener christi vnd fur awstailer der verporgen gabgottes. Jtem wir sollenvnns 
erzaigen als diener gottes. 

(a f jnwendig. 1. Petr. 2. im 96. . 3. e. (b f awswendig. im . 9. a. (c f 
person, gen. 4. respexit dominus ad abel. sieh. 2. . 5. c. et im 79. 5. 6. c. (d } 
schein. sieh. 52. . 7. a. et im 79. . 5. b. (e ^ Cain. Gen. 4. sieh. 39- . i. a. 
abacuc. 1. in fin. (f ^ mesz. im n. (g f vnsawber. im 73. . 9. g. et 86. g. 2. a. 
(h ^ bestellet. im 79. . 5. c. (i [ frucht. sieh. 62. . 2. a. (k ^ leiden. im . 9. 
d. et sieh. 56. 1. c. (I ^ straffen. Psl. 49. non in sacrifices arguam te; holocausta 
tua in conspectu tneo semper, (m ^ opfern. malach. 3. in prin. sieh. . 2. b. et im 
80. . 8. e. (n f geuellt. Mat. 17- in prin. in quo mihi bene complacui. sieh. f. et 
sieh. . 2. c. et 5- 7. g. et im . 11. c. im 94. . 5. b. et 95. .. 1. g. (o f leui. 
malach. 3. purgauit filios leui. (p ^ selbs. im 95. . 1. g. (p ^ diener. Luce. 22. 
qai praecessor est fiat sicut ministrator. 1. Cor. 4. in prin. sic nos existimet homo ut 
ministros christi. 2. cor. 6. post prin. exhibeamus nos sicut dei ministros. sieh. 8. . 
7. f. et 33. . 10. d. et 58. . 2. e. et 62. . 4. d. et sieh. 63. . 1. c. et im 82. . 9. 
f. et 86. . 9. b. et 92. . 2. k. et 94. . 3. g. 

IX. 5 Desgleichs seinn andere auswendige (a) opfer souil christglawbig men- 
schen nach satzung der kirchen ordenlich thuon , Got angenaem von wegen seiner 
prawt der kirch, die solhe opfer, an heiligen tagen oder f'iirglawbig selen zelegen, 
aufgesetzt hat. in kraft diser prophecey. Jr soil opfern (b) das opfer der gerechtig- 
kait. Jtem du soldest got opfern das opfer des lob. Aber dem menschen seinn be- 
melte awswendige leibliche opfer nit verdinstlich , souerr er dieselben in poesem 
gemueet, opfert, thuot er sy abp.r inguoetemgemueet, alszdenn seinn sy verdinstlich. 
Darumb ermont vnsheiliger Paulus zw leiblicben opfern, wie obstet (c). Doch 
daz wir neben leiblichen opfern vnd auswendigen guoten wercben mil jnwendiger 
diemuetikait betrachten das leiden (d) cristi, allain durch dasselb moegen wir vnser 
hayl erlangen, sonst seinn wir vnd vnser auswendige opfer vnd andere guote wercb 
vor got vnangeseben. Deszhalb die kirch im ambt der mesz aufs hoechstens an- 
zeucht vnd betracbt des herren leiden. ( 4 ) 

(a f awswendige. sieh. . 6. e. et . 7. h. et g. 8. b. (b f opfern. Psl. 4. sacri- 
ficate sacrificium iusticie. Psl. 49. immola deo sacrificium laudis. (c ^ obstet. sieh. 
. 7. k. (d f leiden. sieh. . 8. k. 

( 4 Die heilige Messe ist nicht bloss ein JLob-Opfer, wie Berthold hier gezeigt, sondern auch 
ein Versbhnungsopfer, wie gleich nachher folgt. Es ist auch nicht eine blosse Erinnerung an 
das Kreuzopfer, wie die Gegner der Kirchenlehre behaupten, wie das Concil von Trient aus- 
drucklich gegcn die Irrlehren des sechzehnten Jahrhunderts entschieden hat. Concil. Trid. 
Sess. 22. cap. 2. et can. 2. 



VOM OPFER DER MESS. 463 

X. f Daz die mess vnd sacrament des altars ain opfer gottes sey , dafiir hat es 
christenliche kirch biszher gehalllen mitsambt allten vnd jungen cbristenlichen le- 
rern, benentlich Cipriano, origene, eusebio, ambrosio, jheronimo, chrispstomo, da- 
mascene, bernardo, besonder augustinp (a), der so reichlich vom opfer der mess an 
menig ortten scbreibt, mit auzaigung dariiber heiliger schrifft, daz er allain gnuog- 
samer zewg ist, daz die mess ain opffer sey. Deszgleichs setzen vil heyliger vaetter, 
awch baepst vnd Concilia (b) so ains tails im decret (b) angezogen werden. Aus 
altem obbeschriben lawtter verstanden ist. Daz diser zeit die meszfeind on grund 
erdichten die mess kain opfer zesein vnnd legen die schrifft, dariiber lawttund an- 
ders aus dann dieselb durch heylig vaeter vnd Concilia auszgelegt ist, die nit zeuer- 
werfFen seinn, nach auszweysung heyligs geistes, do er spricht. Du soldest nit vber- 
tretendie allten gemerckh (c) so dein vaeter gelegt haben. Dieselben vnser ellter 
vnd heilig vaeter haben gefueert tugentlich leben, oft wunder werch gethan. die got 
durch sy vor vnnd nach jrem absterben geworcht. Etlich aws jnen seinn vmb cri- 
stenlichen glaub gemartert, ettlich fiir heilig peichtiger in der kirch biszher gepreist, 
Daraus zeuermuoetten, heyliger geisthab jnen beygewont vnnd sy nit lassen endt- 
lich fallen in geuaerlich jrrthumb, noch durch poesen geist verfueert werden , noch 
jhen die derselben allten vaeter auszlegung biszher gueetlich gelawbt vnd die mess 
fiir ain gotlich opffer geert vnd brawcht haben, alslang in jrrung beleiben lassen, vnd 
erst ditsmals anhebt die warhait herfiir zebringon durch fayglewt, die dewfel er- 
weckht, als verkert pfaffen vnnd verzweyfelt rniinich seinn, (die vnderm schein airier 
kanschafftmitauszgelauffenNunnen diegrawssam vnkeysch jncestum (d) begeen) 
die doch mit glawbwirdigen schrifften nichts darthuoen dadurch die mess nit fiir ain 
opffer zehallten sey. Noch wirt denselben hayllosen lerern durch leichtferttig lewt 
mer gelawbt dann gemelten allten heiligen vaetern. Die doch in diser lere die kirch 
annymbt vnd in jrembrawch vnd loblicher gwonhait (e) herbracht vnd allzeit bisz- 
her gehallten hat die mess vnnd sacrament des altars sey vnwidersprechenlich ain 
opfer fiir lebentig vnd tod cristglawbig. 

(a 5 Augustino. enchiridion, c. 110. et de fide ad petrum. c. 18. de ciui. dei. lib. 
10. c. 20. et li. 17. c. 17. et'li. 20. c. 9. et li. 22. c. 10. (b J decret. de conse. dis. 
1. per to. dis. 2. cum frangitur. et c. hoc est illud. et c. semel. etc. utrum. item dis. 
31. c. tenere. et dis. 81. c. ministri. et dis. 82. proposuisti et dis. 93. pervenit: et 
in pluribus alijs locis. (c f gemerck. prouer. 22. in fin. ne transgrediaris terminps 
antiquos quos posuerunt patres tui. (d J jncestum. sieh. 39. 5- 16- (e f gwonhait. 
sieh. 17. g. 4. a. 

XL ^ Auf alien obangezogen fiirtrag ist zebesliessen, daz die mess ain opffer 
sey nit allain zuo gedechtnuss des leiden Cristi, sonnder auch zuo ainer frucht des- 
selben leidens, nemlich zuo hayl vnd artzney (a) wider die siind. Dann in der mess 
wirt himlischem vater fiirgetragen das pitter leiden vnd schmertzlichsterben cristi, 
der vns dadurch mit jme versueenet (b) hat. Darauf wir sicher hoffen moegentail- 
hafftig zewerden desselben verdienn vnd erledigung vonn siinden. Dauon Paulus 
redt. Got hat vns angenaem (c) gcmacht in seinem lieben sun, in welhem wir durch 
sein pluoet erledigung haben in nachlassung der siinde. Wie nu cristus ayniger 
priester gewesen der sieh ainsten (d) wiirchlich am kreytz geopffert, leiblich fiir vns 
gestorben. vnd also des Aaron priesterthumb erfiilt bat. Dergleichen ist er auch 
ainiger ewiger priester (e), der sieh taeglich vnnd sacramentlich in der mess opfert 
zuo gedechtnuss seines ersten opffers vnd leiblichenstefbens. vnd wie dasselb ster- 
ben vnd ainig opfer ain gemain vnd ewige erloesung gewest, also ist desselben ge- 
dechtnuss vnd meszhaltung ain besonder vnd sacramentlich opffer, nit leiblich wie 



464 SEXUNDSEXIGISTCAPITEL 

vor am kreytz mit pluoetuergiessen, sender geistlich nach ordnung melchisedech (f) 
vnder gestallt prots vnd weins. ( 5 ) 

(a f artzeney. sieh. 58. . 4. i. et . 10. e. (b f yersuent. sieh. 58. .10. j. (c 
f angenam. Ephe. 1. post prin. deus gratificauit DOS in dilecto filio suo. sieh. . 8. 
n. et sieb. 42. . 4. a. (d 5 ainsten. Ro. 6. sieh. g. 3. c. (e ^ priester. sieh. . 5. 
d. et im 94. . 13. h. (f J melchisedech. sieh. . 5. a. 



SEXUNDSEXIGIST CAPITEL 

Von vier fragstucklten der meszhalben. 

I. Erste frag ist ob des prots substantz neben dein sacrament beleibe. Wider 
beslus cristenlicherkirch ist vor zeyten vnnd yetz abermals vntraeglicher span (a) 
auferstanden, daz in der mess nacb wandlung bleib des prots vnnd weins substantz 
neben dem sacrament, vrsachhalb daz in der scbrifftdes altars sacrament offtprot 
(b) genennt wert. Darzuoe antwortten cristenlich lerer, daz die scbrifft mit mell- 
dung des prots, nit mainet ain prot aws trayd im ofen gepachen, eonder Cbristurn 
als das war prot vnnd wort (c) gots, on das die mennscben geystlicb nit leben koen- 
nen. Wie alle leiblicbe speis prot genennt wirt, also ist alle geystliche notdurfft 
auch prot genennt. wiewol es khain materlich prot ist. Dieweyl nu der leib Jesu 
Cristi vnns vast notdiirfFtig, ist er nit vnbillicb in der schrift prot genennt. Heilige 
schrift nennet offt aiu materi beyjrer gleychnuss, als die slang so ausdesaaron ruoet 
gemacht was, nennet die schrift ain ruoet (d) vnd ist docb kain materlicb ruoet, son- 
der ain ware slang gewesen, die der zawbrer dracken gescblickt bat. Wie dieselb 
slang, vmb das sy aus ainer ruoetten gemacbt, ain ruoet genennt, also ist das bocb- 
wirdig sacrament genentain prot, dasjnn leib cristi verwandelt ist, angesehen, daz 
nach der wandlung dannoch gegenbiirtig bleibt gantze gestalt des prots. Dann 
des kelichs sacrament wirtnyndertim ewangelj wein genennt, wiewol es vnnder 
des weins gestallt ist. Auf solhe vnderweysung cristenlicher lerer, beslewst die 
kirch, daz in der mess, des prots vnd weins substantz (e), in vnnsers herren Cristi 
fleiscb vnd pluoet substantz verwandelt werde, dermassen daz protnymer materlich 
prot bleibt, sender an des prots oder weins stat gegenburlig 1st warer leib vnd pluoet 
Christi. Der darunder warhafftiklich bey vns ist. wie er selbs versprochen (f) 
hat bey vns zebleiben taeglich biszuo ende der weld, nemlich nur im sacrament der 
mess, die gelesen wirdt alslang die christennhait steet. Sonst mag nyndert ange- 
zaigt werden wo Cristus sein versprechen erfiille vnd aygentlich bey vnns sey an- 
derswo dann im sacrament des altars. 

(a f span. sieh. 2. . 7. e. et 6. . 10. g. et 63. 5- 8. f. (b f prot. sieh. 28. . 
3. b. (c f wort. Luce. 4. in prin. non in solo pane vivit homo sed in omni verbo. 

( 5 Wir haben schon gesagt, dass die Kirche slets den Glauben an die Wahrheit des hi. 
Messop fers praktisch und theoretisch festgehalten und ausgesprochen ha t. Aus demhl . Augustin allein 
ISsst sieh dieses bis zur Geniige nachweisen, wodurch sieh der Eimvurf der Reformatoren 
von selbst lost, als seyes erst im Mitlelaller eingefiihrt worden. Nur eineStelle soil hierausge- 
fiihrt Averden: Et sacerdos est (Christus Jesus), ipse offerens, ipse et oblatio. Cujus rei sacra- 
mentum quotidianum esse voluit Ecclesiae sacramentum; quae cum ipsius capitis corpus sit, 
se ipsum per ipsum discit offerrc. De civil. Dei. lib. X. cap. 20. torn. VII. pag. 256. 



VON VIER FRAGSTUCKHEN DER MESZHALBEN. 465 

sieh. 58. . 8. b. (d f ruet. Exo. 7. deuorauit virga aaron virgas eorum. (e f sub- 
stantz. sieh. 63. $. 8. d. et sieh. 16. . 6. d. (f 5 versprocheh. Math. 28. sieh. 62. 
. 5. d. 

U. f Zuo vnderricht. Wie der leib Cristi vnnder des prots form sey , ist ze- 
mercken, daz am prot zway seinn. ains des prols form odcr gestalt, das annder sein 
substantz oder materi. Der form hengt an der substantz vnnd wirt vernomen durch 
leiblich syndlikait, als durch sehen, hoeren, cossten, smecken, greyffen. Die sub- 
stantz ist, warer kern des, prols vnd wirt vernomen durch vernuft desgeistes, nit 
durcb synn des leibs. Jmm schlaf vnd imm spiegel erscheintdes prols geslalt, aber 
nit sein substantz, dieselb ist vnsichtig vnder des prots form. Nu inoegen vnnder 
demselben aynigen form, nit zwo substantz sein, sonder wo des prots substanntz 
gegenburtig belib, daselbs hieng noch an jr der form des prots. Sonnst mueest des 
leibs Cristi substantz sein vnnder der substantz des prots. wie ain ros im stall oder 
\vie ain wein imm vass, das dem hoechsten sacrament spoellich (a) waere. Darumb 
inuoes nymmer gegenbtirtig sein des prots substantz. dieselb allain , souil die ver- 
nuffl versteet vnd nit was die syndlikait am protspiiret, wirt verwandelt (b) in wa- 
ren leib Cristi. Also wirt imm sacrament die lawlter plos vnsichtbar substantz des 
prots gewandelt in die lautter vnsichtbar substantz des leibs Cristi in krafft des worts 
(c) so darzuoe vom heiligen geisl geordent ist vnd wie sieh vor demselbfin wort, des 
prots vnsichtbar substantz gehalten hat gegen seiner sichtigen form, also hellt sieh 
nurnals imm sacrament des leibs Cristi vnsichtbare substantz gegen dem sichtigen 
protform, allain daz derselb form nit hanngt am leyb Cristi in mass er vormals am 
prot gehangen ist. Aber durch welh wort die wandlung beschehe^ w.irt verstanden 
hernach. . 7. 

(a ^ spotlich. im 68. 6. f. (b J verwandelt. sieh. 63. . 8. c. et im .7. a. (c 
5 worts, sieh. 63. . 4. a. 

III. ^ Bestymbte verwanndlung beschiecht nit leiblich noch verkerlich, wie aus 
korn (a) mel , aus mel ain tayg, aws tayg ain prot gepachen oder aws ainer weinper 
wein gepresst wirt, sonder aus newer wtirchung vnd krafft gottes hoert auf dp prot 
vnd wein zesein vnd an derselben slat hebt an hie leib vnd pluoet Cristi zewerden, 
inallertugent, krafft, groeszvnd mass, wieCristusam kreytz(b) gehangen vnd yetzim 
hymel silzt zuo gerechter gots, doch werden dieselben aigenschefft<cristi , nit ausz- 
geprait vber den form prots oder weins, sonder als weytsich derselb form empfind- 
lich streckht, darunder vnd nit dariiber ist verporgenlicher leib vnd pluoet Cristi. 
Nit daz der leib oder pluoet cbristi, des prots oder weins farb, geschmach, form, ge- 
stallt oder sonst andere zuoefallende ding (genennt accidentia) an jme habe, sonder 
dieselben accidentia beleiben do wunderlich on allc substantz. Also werden durch 
die mcszwanndlung alle ding des prots vnd weins erhoecht vnd gewirdigt. Erstlich 
die zeitlich substantz verwandelt in heilig fleisch vnd pluoet crisli. Des prots vnd 
weins accidentia werden erhoecht vber alle andere accidentia , dann sy nemen an 
sieh materliche. oder substantzliche krafft vnd wirt daraus ain klaid (c) vnder dem 
Cristus mit leib, sele vnd gothait bedeyt ist, dermassen daz wir im sacrament des 
altars preysen soellen nit allain gegenbiirtig leib vnd pluoet Cristi , zuo vodrist sein 
hohe menschait vnnd heilige golhait sonnder auch des prots vnd weins form vnd ge- 
stallt als ain beklaydnng vnnd zaichen des waren leibs vnd pluoets Crisli. Nit daz 
dieselben accidentia (d) dem gegenbiirligen leib vnd pluoet Christ! anhangcn, sonder 
vmb das sy von jnselbs bcstaenndig vnnd kainer substantz anhengig seinn. sy haben 
auch daneben substantzliche kraftvnd wiirchung, nemlich den menschen leiblich 
Reithmeier, Berthold's Tbeologcy. 30 



466 SEXUNDSEXIGIST CAPITEL 

zeneren vnd zuoersettigen, dasselb ist ain figur geistlicher narung vnd ersettigung, 
so durch das sacrament vrid himel prot beschiecht. Ander materlich prot mit sei- 
ner substantz ernert wol menschlicben leib vnd wirt verwandelt in fleisch vnd 
pluoet des menschens, aber sein anhengiger form zergeet vmbsonst im menschen. 
Sonderlicb ist zemereken. Wiewol beilrge hosti mithenden begriffen, mit augen 
gesebenvnnd mit andernsynnen cmpfunden, so werden doch nur die accidenciades 
vergangen prots vnd weins empfunden vnd kaiherlay accidentia gegenwurtjgs leibs 
vrid pluoets Cristi gemerckt, die ; bey vns todlichen menscben vnbegreiflicn seinn. 
Vnd wann dieselben accidentia, das ist empfindlicher form vnnd gesta lit prots oder 
weins, zeseinaufboert, es werde die hosti geriossen oder berueerter form sonst ver- 
gangen, alsdenn hoertauf das sacrament vnd ist leib vnd pluoet cristi nymmer ge- 
genbiirtig. Daranf ist cristenlicher beschluss, daz nach der wahdlung daselbs auf- 
hoert die substantz prots vnd weins, vnd numalsgegenbiirtigist warer (e) substantz- 
licher leib vnd pluoet Jesu cristi. (*) . 

(a f korn. sieh. 65. . 5. g. (b 5 kreytz. im 67. . 9. c. (c J klaid. im 67. . 
2. e. (d ? accidentia. sieh. 63. g. 12. g. (e "J \v;arer. sieh. 63. 5- 8. f. et im 67. 
. 8. d, 

IV. 5 ?um andern wirt gezweifelt ob zimlich vnd not sey offt (a) vnd taeglich 
das^ ambt der mess zeuolbringen. Wie im allten gesetz gepoten (b) gewest, daz me- 
nig vnd offt opfer bescbehen baben mueessen , zuo figur des kiinfftigen leiden cri- 
sti, also ist billicher, dazvil vnd offt mesz gehalten werden zuo gedechtnuss des ver- 
gangen leiden Cristi , wiewol dasselb leyden nur ainsten (c) wiirchjicb bescheben, 
sol es doch offtbedacht vnd betracht werden sacramenllich in der mess vnd andech- 
tiklich allenthalben in menschlichen hertzcn. Ainsten ist not gewesen durcb den 
tod Cristi vnser siind aufzeheben, desselben tods waere noch taeglich not von wegen 
vnserr newen taeglichen vnd todlichen siind, darein wir staetigs on vhderlos fallen 
(d) vnd verwiirchen gotliche gnad, die wir im tawf erlanngt hetten. Dadurch wir 
auf ain neues verschulden (e) ewigen tod vnd vnmaessige straf. Die von vns mit 
nichte aufgehebt werden, dann mit dem tod des vnschuldigen lambs Jesu Cristi. 
Nachdem aber derselb Christus nu erstanden (f) vnd nymmer slirbt, aucb gantz vn- 
schicklich waere daz Christus staetigs soltsterben wiewirstaets (g) siindigen. Dar- 
umb hat vns der herr sein fleisch vnd pluoet hie gelassen, auf das wir dieselben, an 
stat seins newen sterbons, in der mess soelleu taeglich Got opfern , zuo gedechtnus 
seins vergangen todes, der fur all vnser alt vnd new siind gnuogsam . aber nochmajs 
sacramentlich zeaefern ist. wie paulus anzaigt. Yeder priester ist aufgesetzt tag- 
lich (g) got zedienen vnd offtmals aynerlay opffer zeuolbringen, nemlich das mesz- 

( l Es ist eine durch die gauze Kirche stets festgehaltene Lehre, dass durcb die Wandlung 
die Substanz des Erodes und Weines in die des Leibes und Blutes Jesu Christi verwandelt 
werde. Das Concil von Trienl sagt: ,,Weil aber Christus, unser Erlbser, gesagt hat, dass die- 
ses -walirhaftig sein Leib sey, was er unter der Gestalt des Brodes darreichte, so ist darum 
immer In der Kirche Gottes dafur gehalten -worden, und diesshat nunaufsneuedieserKirchen- 
rath erklart, dass durch die Consecration des Brodes und Weines eine Yenvandlurig geschehe 
der ganzen W.esenheit des Erodes in die Wesenheit des Leibes unsers Herrn Christi, und der 
ganzen Wesenheit des Weines in die Wesenheit seines Blutes, welche Wandlung passend und 
eigentlich vonder hi. katholischen Kirche Transsuhstantiation genanntworden ist/' Sess.XIII. 
cap. 4. Dadurch ist die Coexistenz der Brodes- und Weinessubstanz ausgeschlossen. ,,Wenn 
Jemand sagt, im hochheiligen Sacramente der Eucharistie bleibe die Substanz des Brodes und 
Weines zugleich mit dem Leibe und Blute unsers Herrn Jesu Christi, und laugnet jene wun- 
derbare und eigenthumliche Verwandlung der ganzen Substanz des Brodes in Iden Leib und der 
ganzen Substanz des W$ines in das Blut, so dass nur noch die Gestalten von Brod undWein 
ubrig bleiben, welche Verwandliing die kathplische Kirche sebr Ireffend Transsubstanliation be- 
nennt: der sey im Bahne." Can. 2. Catechism, rom. I. c. q. 36. 44. Klee. Bd. III. pag. 220. 
229. Mb'hler, Symbolik, pag. 302 u. flg. Neue Untersuchungen, pag. 433 u, folg. 



VON VIER FRAGSTUCKHEN DER MESZHALBEN. 467 

opffer Jtem die priester, besonder Bischoff oder ander selsorger, sollen taglich die 
bostien opffern , erstlich fur jr aygen siind , darnach fiir des volcks siinde. Das ist 
bedeyt in priester Aaron (i), der zum altar gegangen. Daselbs ersllich fiir sein siind 
treopffert, darnach fur sich vnd fiir das volckh gepett hat. Also ist mit menigem 
opfer des alten gesetz figuriert jhesuscristuswar opffer, derofflvndtaglicbgeopffert 
wirt in der mess des newen gesetz bis auf zuokunft des grossen antichrist (k). alsz- 
denn wirdt das war opffer der mess ain zeit in gantzer kirch vnderlassen. Als yetz 
beschiecht in zerstoerter roemischen kirch vnd in menigen tewtschen ainlitzigen 
kirchen. dorjnn ordenlich rness aufgehebt vnd falsch erdicht mess gehalten werden. 
nachdem ettlich vorlawffer (I) des Antichrist ditsmals vorhanden seinn. Entlich ist 
zebeschliessen. wie die tawf oder puoes oder annder sacramennt durch die prie- 
ster taeglich seinn zeraichenjhenen die solher sacrament bediirffen, also ist not durcb 
die priester. des altars sacrament taeglich zehandeln vnd zewandeln, von wegen 
vnserr taeglichen notdurfft, besonder got zuo taeglichem lob vnd den selen im feg- 
fewer zuo taeglicher hilff. 

(a f offt. im h. et sieh. 52. . 5. f. et 58. . 5. g. et sieh. 62. 5- 3. b. et . 4. h. 
ct sieh. 65. .4. d. et im 94. . 14. c. (b J gepoten. Exo. 5. in prin. Exo. 8. ant. 
fin. et c. 35. in med. (c 5 ainsten. sieh. 62. . 4. g. (d f fallen, im g. et sieh. 43- 
. 15. e. et 58. 5. g. (e f verscmilden. im 70. . 7. f. (f ? erstanden. Ro. 6. sieh- 
57. . 1- i- et 63. . 3. c. (g f stats, sieh. d. et im 68. g. 2. b. et 95. . 3. d. (h ^ 
taeglich. Hebr. 10. post prin. sacerdos praesto est quottidie ministrans. Hebr. 7. in 
tin. quottidie sacerdotes prius pro suis delictis hostias offerre ; deinde pro populi. sieh. 
a. et sieh. 63. 3. g. et de onere ccclesie. c. 23. . 3. (i f Aaron. Leui. 9. in prin. 
sieh. 65. . 3. d. (k f Antichrist, sieh. 24. . 6. e. et sieh. 62. . 3. d. (1 f lawffer. 
sieh. 15. 6. g. 

V. ^ Dritte frag ist. Ob priester fur messlesen moegen zeitlicbe belonung 
einnemen. Wiewol den geistlichen aufgeladen ist, vrnbjr geisllich haendl nichts 
zeitlichs zebegeren, sonder vmh sonst die sacrament zeraicben vnd allain der men- 
schen saeligkait zesuoechen. Wie Cristus spricht, vmbsonst (a) habt jrs empfangen 
gebts auch vmbsonst. Jst doch solhes zeuersteen vonn sacramenten vnd andern 
geistlichen gaben. die vmb kainen zeitlicben wert angeslagennoch zeuerkauffen seinn. 
Aber vmb bemueeung vnd arbait, die ain priester neben geystlichenhaendeln leiden 
muoes, als niit dem sacrament vber Jaud raysen auch wachen , oder zuoeberaytten, b 
fiir kosstung vnd darlegen oder sonst sein narung nit hat. Derselb sol genert vnd 
belonent werden. Darumb sprach Christus ferrer. Ain arbailer ist wirdig seiner 
speisz vnd lones (b). Darauf Paulus schreibt. Welh priester jrem ambt vor seinn, 
sonnderlich die im wort gots vnd in guoterlere arbaitten, dieselbensol man in zwj^ 
fachen (c) eren hallten, ist zeuersleen mit ere erpiettung vnd mit milder begabung. 
Dann die schrifft spricht. Du soldest jhenem ochsen (d] der im karren zewcht sein 
maul nit verpinden vnnd ain arbaitler ist seines lones wirdig. Bey dem ochsen seinn 
zeuersteen die arbaitsamen geystlicben, als Paulus anderswo (e) auslegt, sprechend. 
vermainstu got sorg vmb die ochsen ? Er hat solhes geredt von vnsern wegen. Dar- 
nach spricht Paulus ferrer (f). Haben wir ew geistliche ding gesaeet , so ist es nit 
ain gross daz wir gleich ewr leibliche ding sneiden. Welh im tempel arbaiten, die 
neren sicb billich des tempels. Welh des altars pflegen, die genyessen billich des 
altars. Also hat got der herr geordent, daz jhen, die das ewangelj verkiinden, sich 
vom ewangelj sollen erneren. Aus disen wortten pauli erscheint daz nit wider got 
noch simoney(g) ist, so die geistlichen fiir jrdinst, muee, arbait vndnarungbelonung 
nemeri. Dann meszlesen vnd raichung der sacrament auch ander geistlich sacben 
bediirffen arbait vnd darlegen bin vnd wider zetragen. Dieselben zuoezeberaytten, 

30* 



468 SEXUNDSEXIG1ST CAPITEL 

zebewaren, auszelailen, zuoerhallten vnd zeuerwallten. Daneben bediirffen die 
geistlichen vnd jr diener liifrung nach jrem stand (b). Die Cristus (i) selbs vnd sein 
junger vonn lewten aucb gehabt haben. 

(a ^ sonst. Math. 10. post prin. gratis accepistis gratis date. sieh. 21. . 6. d. et 
im 96. . 5. c. et d. (b f Ipnes. Mat. 10. Luce. 10- post prin. im 79. . 1. a. et 97. 
. 8. 1. (c f zwifach. 1. Thi. 5. in med. duplici honore digni habeantur. (d *f och- 
sen. deu. 25. (e ^ anderswo. 1. cor. 9. post prin. (f f ferrer. 1. Corin. 9. in med. 
im 97. . 9. e. (g J simoney. im 89. 7. g. (h J stand, im . 6. d. (i f Christus. 
Luce. 10. in fin. im 97. 9. g. 

VI. ^ Solhe narung die layen ditsmals armen priestern vnbillich entziehen mil 
dem, daz sy nymmer mess zelesen friimen noch andern gots dinst zehallten bestellen, 
vermainen vnrecht zesein daz dafiir die priester belonung nemen. Vnd doch etwo- 
uiltitel priester (die gratianer (a)genennt seinn vnd kain gotsgab baben) auf der 
layen almosen vnd belonung taeglicher arbait der friimess vnd anders gotszdinst, 
geweicht vnnd gewident seinn , denen also jr narung die layen durch vnderlassung 
des gotsdinst abprecben wider gottes ere auch wider lieb des nagsten. Jch bin jn- 
gedenck , daz sicb vorzeiten bey der kircb zuo Saltzburg bundert gratian priester 
leicbllicher hietten enthalten dann diser zeit nur ainer. Hieten die layen vor etli- 
cbenjaren zeuersteen geben sy wolten die gratianer nymmer helffen neren noch 
mil der zeit friimess oder andern gotsdinst zeuolbringen bestellen (wie sy dann solhc 
guote werch numals vnderlassen) alszdenn waeren die titelpriester (so yetz armuoet 
leiden mueessen) auf der layen trost vnd gwondlich almosen nit geweicht worden. 
Fur soelh arm priester hat paulus die reichen laiengepeten (b) daz sy mit jren reych- 
lichen gueetern dieselben priester vmb jre geystliche werch, die sy taeglich fur die 
layen verbringen, in der lieb beuolhen vnd mit jnen frid haben. Aber alles vnange- 
seben, verlassen die layen nit allain die priester so auf jre votif (wie vernomen) ge- 
weicht seinn, sender sy versawmen auch die gots ere vnd jr aygen hayl aus bass wi- 
der die priester. Die dadurch mangel leiden vnd jrer narung geraten mueessen. 
Dergleichen geprechen haben die junger (c) Cristi nye geliten. wie sy selbs dem 
herren auf sein frag bekennt vnd gesprochen haben , jnen sey nichts abgangen. 
Aber diser ellenden zeit mueessen gottes ambtlewt vnd der kirchen diener menig 
abgang gedulden. Derselben notlurft eruodert nit allain speis vnd tranckh , son- 
der auch klaider vnd zoerpfenning vmb pueechervnd artzney oder vmbandernot- 
diirftig wad zekaufFen, seinen stand (d) vnd behawsung auch gesiind nach priester- 
lichen eren zevnderhallten. Doch ist in albeg der vberfluss zeuermeiden, nit al- 
lain bey priestern, sender auch bey alien cristen. wie paulus setzt, daz wir vns an 
narung vnd klaidung benueegen (e) soellen lassen vnd vberfliissige gueeter nit 
suoechcn. Dann welh reich (f) werden wellen, dieselben {alien in versuoechung 
vnd strick des dewfels. Sy graben jnenselbs kraeckig (g) cistern die nit wasser 
gehaben. 

(a f gratianer. (b 5 gepeten. 1. Thes. 5. in med. habeatis illos abundantius in 
caritate. im 97. . 9. e. (c f junger. Luce. 22. sieh. 21. J. 5. d. et im 97. . 7. d. 
(d f stand, sieh. . 5. h. (e 5 benuegen. 1. Thi. 6. habentes alimenta; contenti si- 
mus. (f f reich. sieh. 7. . 8. e. (g f krackig. Hiere. 2. post prin. fodiunt sibi 
cisternas dissipatas. 

VII. ^ Vierde frag. Vom wort der wandlung. Jst zemercken. daz die wand- 
lung (a) beschiecht nit imrn wort des meszpriesters, sender durcb das wort Cristi 
so er selbs am heiligen abentmal auszgesprochen vnd taeglich in yglicher mess durch 
des priesters stymm, redet vnd spricht. Das (a) ist warlich mein leib. dasselb 



VON V1ER FRAGSTUCKHEN DER MESZHALREN. 469 

ist vnsers haylers Jhesu cristi vnd nit des priesters, wo! wirt es durch die 
priester in der mess repetiert vnd offt geaejert, aber nit formiert aus jrem aigen 
(urnemen oder concept, sender in krafft jres ambts . das jnen Christus beuolhen 
vnnd gwallt geben hat, daz sy zuo gedechtnuss (b) seines leidensthuon, nemblich 
das sacrament wandeln sollen wie er Cbristus am abentrnal than hab. Deszhalb 
das wort cristi, so durch des priesters stymm auszgesprochen wirt gwaltiklich 
\viirchtjhenessodasselb wortbedeyt, benenntlich die vcrwanndlung des prots oder 
weins substantz in die substantz wares leibs oder pluocts Crisli. Solh wort chri- 
sti erweyset lawtter, daz die verfluoecht rnaynung Ecolampadi (c) genennt Hann- 
sens bawsscheins, die er wider warhait des altars sacrament betriiglich einfueert, 
anjrselbs falschs vnd lughafftigauchgantzketzerisch ist, vnangesehen dieschriften 
so er nach seinem muoetwillen kriimpt vnnd schrjj&mbs eintregt mitdenen crver- 
damblich die lewt verfueert, als sey bemollt sacrament nur ain bedeytung vnnd 
nit warer leib oder pluoel cristi. Aber all sein allegation vnd einfueerung werden 
gnuogsamlich abgelaint rnit aynigem wort des herren, der durch des priesters slym 
clar spricht. Das ist warlicb (d) mein leib. item das ist warlich der kelich meines 
pluoets etc. Nu mag Cristus nit liegen, darumb muoes nach laut seines worts 
sein warer leib vnd pluot sacramentlicb, das ist in haimlicherheilikait, vndermambt 
der mesz gegenburtig sein. Jn derselben mess vnd worten Christi, thuot priester 
nichts aWsserlichs anders dann sein stymm vnd ermonung zur gedechtnusz des 
das die wort der mess jnnhallten, sambt dem protprechen vnd nyessung des sa- 
craments auch dasselb andern leiiten zeraichen. Dann wie cristus sagt. Der va- 
ter (e) so in mir bleibt, thuot die werch, also das werch der verwandlung thuot 
allain Jesus Cristus. derselb ist das gerecht, war, substantzlich vnd wesenlich 
wort gottes. das selber redet durch des priesters stymm vnnd spricht. Jr seyt 
nit jhen die do reden (f), sender gotes geist redet in ew. Darzuo dient des Za- 
charias (g) gezewgnuss, daz got geredt hab durch seiner Propheten munde. die- 
selben nit jre aigene formierte wort gesagt, sender das war wort gottes hat selbs 
durch der propheten stymm geredt. dermass ist Johannes tawffer (h) inderwueest . 
gewesen als ain stymrn des schreyunden gotlicben worts. Dergleichen wirt der 
wandlung wort von Cristo auszgesprochen durch die stym geweichter priester, 
sy seinn gelert oder vngelert, gerecht oder vngerecht. Wie geinaine natur mit 
jrem einfluss imm acker aines vnendlichen pawern so wol wiircht als in aines 
frummen pawern acker, also wiircht Got mit seinem heyligen einfluss in der mess 
aines poesen (i) pfaffen sowol, als in aines erbern pfaffen mess. Ralaam (k) ver- 
kerter prophet bat nit verkeren moegen gotes wort, sonder dasselb geredet wie 
jms got jnn mund gab. Caiphas (I) oebrister vnd ublister priester, hat propheceyt 
vnd ausgesprochen gotes wort, dadurch gotliche weiszhait der menschen hail or- 
dent vnd spricht. Mein wort, das von mir auszgeet, wirt nit laer (m) herwider zuo 
mir kommen , sonder es wirt ausrichten alles das vmb wew jchs gesanndt hab. 
Darumb mag das wort cristi von jme in der mess durch priesters stym auszgeund, 
nit laer beleiben. 

(a 5 wandlung. sieh. (J. 2. b. et sieh. 59. 7. a. (a f das. Mat. 26. et Marci. 
14. hoc est corpus meum. sieh. 63. . 4. h. et . 5. c. (b f dachtnuss. Luce. 22. 
post prin. im 68. . 9. a. (c f Padi. (d ^ warlich. in canone missae. hoc est enim 
corpus meum. sieh. 63. . 5. d. (e ^ vater. Johan.^14. post prin. (f f reden. Mat. 
10. in med. (g f zacharias. Luce. 1. sicut locutus est per os prophetarum eius. (h 

? tawffer. Luce. 1. in prin. vox clamantis in deserto. (i f posen, im94. . 6. c. (k 
Balaan. nu. 22. non potero immulare verbum del vt plus vel numus loquar-. sieh. 



470 SEXUNDSEXIGIST CAPITEL VON V1ER FRAGSTUCKHEN DER etc. 

11. g. 6. i. (1 f Caiphas. Johan. 11. im 92. $. 7. a. (m f lar. Esa. 55. in Gn. non 
reuertetur ad me vacuum. 

VIII. 5 L>az aber des altars sacrament, kain bedeytung noch figur, sender 
warer leib vnd pluot Cristi sey, wirt lawtlerbeweist in Paulo (a), do ersetzt. Des 
segens kelich, den wir gescgnen, nemlich in der mess, ist die gemainscbaft des 
pluots cristi. Das prot , so wir prechen , benentlich ausspeisen , ist die gemain- 
schaft des leibs cristi. Gleich als sprech Paulus. Des prots sacrament ist nit allain 
der leib Cristi sender auch derauszgetailt leib cristi. Derselb leib ist ain gemaine 
gab, der vil mennscben leiblich vnd geistlich genyessen vnd tailhaftig werden. Wie 
in Paulo hernach voligt. vnnscr vil seinn ain prot vnd ain leib (nemlich ain ge- 
maine schar Christglawbiger) nacbdem wir airies prots vnnd aines kelich tailhaftig 
werden. Doch ist vnderschid zwischen dem leib Cristi vnd demleib cristglaubiger. 
dauon oben (b) meldung beschiecht. Vnd ist des leibs cristi gemainschafft nichts 
anders dann warer leib cristi der als ain gemaine gab vnder vil auszgespeist vud 
zuo hail geraicht wirt. Wer nu dasselb ausgelailt prot empfaecht , der newsst 
waren leib cristi, als ain gemaine gab vnder vil ausgetailt. Darumb muoes aus 
not, imm sacrament warer leib crisli leiblich gegenbiirtig sein. Domit desselben 
heiligen leibs die menschen leiblich genyessen moegen. Dann Paulus sagt daselbs 
von leiblicher gemainschafft, benentlich von gemainem leib Cristi, der vnder crist- 
glawbig gemainklich auszgetailt sol werden. Darauf ist zebeschliessen, daz warer 
leib Cristi vnnder gestallt des prots imm sacrament I eiblich gegenbiirtig sein muoes. 
sonnst moecht er, nach lawt derschrifft, nit geprochen noch auszgetailt noch durch 
die leuet empfangen werden. Deszgleichs ist imm sacrament .des kelichs oder 
pluoels Christi. ( 2 ) ( 3 ) 

( 2 Die von Zwingli und Oekolampadius erfundene Auslegung jener bekannten Stelle b'ei 
Malthaus wurde selbst von Luther aufs entschiedenste verworfen, indem erwohl einsah, dass 
dadurch alles Tiefere verloren gehen miisste und in Schrift und Tradition gar keinen Anhalts- 
punkt sich finden lasse. 

( 3 In der lateinisuhen Ubersetzung hat Berihold den Beweis noch durch zwei . vervoll- 
standigt, die \vir gleichfalls mittheilen wollen: 

X. ^ Eadem conclusio clarius probatur per manifesta verba domini dicentis: Hocestcor- 
pus meum: item, hie est sanguis meus etc. (Mat. 26. Marci. 14. Luce. 22. 1. Cor. 10.) quem- 
admodum tres Euangelistae unacum uase electionis Paulo pari sentenlia promulgant. Qui- 
bus quidein uerbis nemo potest repugnare neque dictionem (est) trahere ad significandum: 
acsi Christus dixissel: hoc signiflcal corpus meum: Cum sane djxerit, hoc est corpus meum 
quod pro npbis tradelur: Et hie est sanguis meus qui pro multis effundetur. Vnde incon- 
cusse intelligitur uerum Christi corpus in quo crucifixus est. Consimiliter ait dominus: Mea 
caro uere est cibus el meus sanguis uere est potus. (Johan. 6. ant. fin.) Quare dictio (est) 
nequaquam retorqueri debet ad significandum. Alioquin in .alijs scripturae locis pariter pro 
significatione accipi posset, in confusionem totius fidei catholicae: ut hie: Hodie natus est 
nobissaluatormundi. (Luce. 2.) Item uerbum caro factum est. (Johan. 1.) Nam siibi dictio, 
est, exponerctur, id est, significat uel figurat uel repraesentat: profecto claraetcerta sententia 
euangelici textus falsificaretur, immutaretur et perverteretur. Quum autem Oecolampadius et 
sui cohaeretici opponunt, hoc euangelium: Caro non valet quidque (Johan. 6. s. . 10. ant. 
med.). Acsi caro non sit in Sacramento. Hinc sequeretur talis illatio: ergo caro Christi non 
est in coelo. At ibidem Christus non de sua carne loquitur, sed ne suae carnis sacramentum 
carnaliter sumatur, quemadmodum Judaei intelligebant: domino innuente: Panis quern ego 
dabo, caro mea est pro mundi uila. Qiiae quidem caro plurimum ualet: nempe in cruce at- 
tulit nobis fructum; qui quottidie repetitur in Sacramento altaris. Reliqua autem caro utpote 
carnalis intelligentia inulilis: domino ad Petrum aiente: Caro et sanguis non reuelauit tibi 
sed pater meus qui est in coelis, ac Paulo astipulante: Caro et sanguis regnum dei possidere 
non possunt. (Math. 16. 1. Cor. 15. ant. fin. Rom. 8.) Quoniam sapientia carnis inimicaest 
deo. Ideo qui in carne seminal, mettet corruplionem. (Gal. 6). Rursum Paulus. (1. Cor. 11. in 
fin.) Quicunque manducaueril panem hunc el biberit calicem domini indigne. i. carnaliter, 
reus erit corporis et sanguinis domini et iudicium sibi manducat, non 'dijudicans corpus do- 
mini. s. spiritualiter sumendum (s. 64. . 9. in med.) Hinc sequilur, in eucharistia contineri 
ucrum corpus et sanguinem Cbristi. Nam si solummodo materialis panis et uinum adesset: 



SiBENVNDSEXIGISTCAPif EL. VON SACRAMENT DESFRONLEIBS etc. 471 
(a ^ Paulo. 1. Corin. 10. in med. (b : J oben. sieh.' .6.3..;. S- H- d. et ira 91. 

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SIBENVNDSEXIGIST CAPITEL. 

Ton sacrament des -frpnlelbs Cl 



[. Geistlich leben ist formiert nach leiblichem lebeh. dasselb erayscht an- 
fangs leibliche geperung, dadurch ain mensch in dise weld koem'e. Darnach wirt 
der mensch mil der zeii vogtbar vnd nymbt auf anleib vnd sterckh. Zum dritten 
muoes er darch leifaliche speys, besonnder des prots (a) ernert vnd aufgehallten 
werden, domit er bleib bey fruchlbarem wesen. Dergleichen das geystlich leben 
(b) erayscht anfangs die widergeperung (c) immtawf, dadurcb ain mensch koeme 
zuoguotem wesen. nachmals wirt des menschens geist durch die firmung (d) 
vogbar vnd krefftig. Zutn dritten sol er aufgehallten vnd ernert (e) werden dufch 
geistli.ch prot des zarten leibs Jesu cristi, domit der mensch moeg beleiben in guo- 
tem wesen vnnd geistlichem leben. Darurob hat Christus vnser hayler aufgesetzt 
vnd vnns hie gelassen das sacrament seines heiligen fronleibs, aus vier vrsachen. 
Erstlich in der mess (f). dorinn dasselb sacrament vnder gestallt prots vnnd weins 
wirt gewandelt, geopffert vnd genossen zuo gedaechtnuss (g) desleidens Cristi vnd 
seines opffers so er mit vbergab seines leibs vnd vergiessung seines pluoets am 
kreytz vplbracnt vnd dadurch den menschen mit got versueenet (h) hat. Ziim 
andern ausserhalb der mess, daz menschjich geist, die durch Adams weitschwaiffig 
fleisch von einander geschiden vnd deszhalb vnaynig seinn, in aynigem leib Cristi 
zesamen koemen vnd daselbs miteinander veraint (i) vnd >ergleicht werden. ; Dar- 

Certe Paulus asseruisset, indigne sumentem esse ream paniset uini; non corporis et sanguinis 
domini. . . : 

X.. f Memoratum scrupulum circa uenerabile sacramentum excitauit (licet postea reuoca- 
uit) Berengarius: (De consec. dis. Ego Berengarius. 1. cor. 15) praesumens Christuta 'qui in 
coelum ascendit ad dextram patris,:non posse nobiscum super terram in sacramento 'corpora- 
liter uel simul in pluribus locis esse. ipse enim asserat. (Marci. 13. in med.): Si quis uobis 
diierit, Ecce hie est Christus; ecce illic; ne credideritis. Quippe eadem uerba non intelliguh- 
tur de sacramento Christi; sed trahuntur ad tempus Antichristi: Exurgent enim pseudbcnristi 
et pseudoprophetae: ut ibidem sequitur. .Nam omne yerbum non est impossibile apud deum. 
(Luc. 1.) ' Virtute igitur uerbi Christi, potest ipse unicp contextu corporaliter et inuisjbiliter 
esse in sacramento apud nos, et nihilominus sedere in maiestate ad dexteram patris in " form' a" 
uisibili et quantitatiua: qui olim uisibiliter fuit in terris et in cruce: pariter et apud:Pauluim 
in Damasco, dicens: ego sum Jhesus, quern tu sequeris (s. . 10. in med.). Proculdubio eis- 
dem temporibus fuit Jhesus etiam in coelo. Corpus igitur Chrisli localiter est in coelo; per- 
sonaliter in diuino^.ue_rbo; sacramentaliter in eucharistia, latens in specie panis inuisibiliter et 
uisibiliter sine quantitate et sine dimensione. Verum quidem Oecolampadius et Zuinglich 
caeterique falsi prophetae innituntur soli fidei adhibendae Christo. Cui tamen circa hoc sa- 
cramentum plane credere nolunt, aperte dicenti. (Johan. 6. s. 62. . 1. in prin. et im 68. . 
3.): Nisi manducaueritis carnem filij hominis etbiberitis eius sanguinem, non habebitis uitam 
in uobis. 1 Hie est panis qui de coelo descendit: qui manducat hunc panern, uiuetin aeternum. 
Be quo fortassis Christi cqrpore et sanguine' edendo uel bibendo discipuH obstupuerunt. Qua 
propter ipsis dominus ulterius monstrauit atque porrexit huiusmodi corpus et sanguinem, sub 
specie panis et uihi commodins sumendum, subiungens: hoc est corpus ; meum, i(em, hie est 
sanguis'ineus. Rursus discipulis (nti conijcitur) ambiguitate perplexis, quanam uia Chrisli ab- 
sentis, carne et sanguine, riiesci iialeant. 5lox promisit se apud nos perpetim mansurum usque 
ad saeculi consummationem. (Mat. 28. in fin.), Quod non.alicubi qusm.in sacramento intel- 
ligi potest. Ecce omnis dubietas circa altaris sacramentum tolljtur .nisi, Christi uerbis fidem 
praebere nolumus. Concluditur ergo firmissime uemm corpus Christi 1 eiusque sanguineih :' Sub- 
specie panis et uini in Eucharistia necessario contineri. 



4-72 SIBENYNDSEXIGIST CAPITEL. 

umb so dits sacrament zuo oesterlicher zeitempfangen, wirtesgenannlcommunio 
(k), das ist gemaiuschafft zeballten. als vnsPaulus beuilht, wann wir zesamen 
kummen das sacrament des profs zeessen , alszdenn soelle ainer auf den andern 
verharren (I), das ist communicieren. Von disem artickel wirt hieunden (m) 
weyter geredt. Zum dritlen ist hochwirdig sacrament aufgesetzt abermals ausser- 
halb der mess zuoempfahen, nemlich daz wir diirfftig menschen fiir vnnser selen 
haben viaticum (n) , das ist ain geistliche speis vnd narung aufmm weg hie in di- 
sem ellennd (o). Aus soelher vrsach andaechtig lewt offt im jar, ausserhalb oester- 
licher zeit, das lieylig sacrament empfahen. Sonnderlich soellen kranck (p) leiit 
zum sterben gespeist werden. domit jr selen, so sy vonbinnschayden vnd jr leib 
verlassen, ain aufentballtung vnd ruoe haben imm leib Christ! . bis auf jungsten 
tag, alszdenn werden sy jren leiben widerumb zuogefueegt vnd die erwelten mit 
leib vnd sel durch den leib cristi zuo got gefueert. Yierde vrsach, derhalb 
cristus seinen leib imm sacrament hiegelassen , ist zuo erzaigen sein vnmaessige 
Heb gegen den menschen. 

(a ^ prot. sieh. 28. . 3. b. (b f leben. sieh. 61. 1. a. (c f perung. sieh. 4. 
. 10. m. (d f firm. sieh. 61. . 1. d. (e f ernert. im 94. . 1. d. (f J mess, 
sieh. 58- . 7. k. (g 5 gedachtnusz. sieh. 62. . 3. a. (h J versiient. sieh. 10. 
5. 1. d. et 62. 2. g. <i fl veraint. im . 7. b. et g. el sieh. 45. . 2. f. et 47. 
. 7. c. (k ^ communio. sieh. 65. 2. o. et h. et im 7. k. (1 k barren. 1. Corin. 
11. in fin. cum pervenitis ad manducandum ; inuicem expectate. (m } vnden. im 68. 
. 1. a. (n f viaticum, im . 4. b. et sieh. 58. . 9. f. (o J ellend. sieh. 56. . 6. f. 
(p ^ kranck. im 93. 5. 2. f. 

II. ^ Darauf mercke, daz die syben sacrament seinn beuestigung der syben 
tugendt (a), vnder denen ist der leib cristi das sacrament der lieb vnnd des lebens. 
Darumb ist dasselb sacrament genennt eucharistia (b). das ist ain guoie 
gnad, vmb das darjnn leiblich ist \varer jesus, von deme auf vns fleusst (c) 
sondere gnad, in der er vns sein vnmaessige lieb erzaigt, dann er hat aus lieb von 
vnnsern wegen angelegt zway schlecbte klaid , in denen er zuo vns getre-wlich 
zuogenahendt(d). Das ain klaid ist menschliche todlikhait, die er in muoelerleib 
angenomen. dorinn in diser weld erschinen, vns dadurch mit leiblichen worten 
vnd werchen zevnderweisen auch vmb vnser hail zesterben. Das ander klaid ist 
des prots form vnd gestalt. mit deme sein heiliger leib bedeckt (e) ist, vns durfti- 
gen menschen zuo geistlicher narung. Awf das vnsere geist mit seinem zarten 
leib zurri hayl moegen sacramentlich veraint werden, wie sy sonst mit adams leib 
zum fal naliirlicb veraint seinn. Daz auch vnnser gemueet angeziindt (f) vnd be- 
wegt werde lieb mit lieb zeuergelten vnd got vber alle ding zelieben. Deszhalb 
soldestu dich billich yeben vnd anzunden in lieb gegen deinem liebhaber jhesuni. 
domit du in jn verwandelt (g) werdest, das beschiecht wo du sein lieb gegen dir 
bedenckhest vnd emsiklich betrachtest, hie im Sacrament gegenburtig (h) zesein 
waren leib cbristi. Der aws vnmaessiger lieb fiir dich gestorben ist. sichselbs 
hewt zuo ainer speis deiner sele gibt vnd dich saelig machen wil. Solhe sein lieb, 
so er dir gegenburtiklich im sacrament seines fronleibs erzaigt, ist dein geistliche 
aufenthaltung , dadurch du in got lebentig wirdesl. der du sonnst im leib Ade 
tod bist. Dergestalt ist der sacramentlich leib christi geistliche speis, dadurch 
die menschen in got moegen ernert vnd veraint werden, auch vnder jnenselbs mit- 
einander als kind gottes ainig sein. sonnderlich wir christen, die glid ains leibs 
vnd bruoeder (i) aines geslaechts seinn, von ainem vater christo vnd von ainer 
muoeter christenlicber kirch ini tawf geporen. 



VON SACRAMENT DES FRONLE1BS CHRISTI. 473 

(a 5 tugent. sieb. 44. . 1. c. (b 5 eucharistia. im 5. 7. f. et . 8. c. et sieh. 
58. 5- 9- c. (c flewsst. sieh. 28. 5/5. h. (d j nahend. ira . 8. e. <e f bedeckt. 
sieb- 66. 5- 3. c. (it J gezundt. sieh. 63. 5- 12. e. (g f wandelt. sieh. 63. 9. a. 
(b f gegenbiirt. sieh. 63. . 10. e. (i J brueder. sieh. 28. . 6. f. et im . 7. i. 

HI. f Des adams leib, dem die menschlichen geist aws natur zuogefueegt 
werden, ist mit seiner spaltung vrsacb, daz sieh die menschen von einander spalten 
jn vnainikait vnd ncyd , in hass vnd zorn. daz auch zuolest der menschen leib 
mueessen geschiden werden vnd natiirlich sterben (a), vnd souerr sieh des men- 
schen geist mit seinem fleisch neben der natiirlichen verainigung, auch wilkiirlich 
veraint vnd zuoegefueegt, alszdenn felt derselb geist gegen got auch in vnainikait 
und dadurch in geistlichen (b) tod. Von deme er nit aufsteen mag, er werde 
dann williklich zuoegefueegt dem leib cristi als des andern adams. Der vns wider- 
bringt das geistlich leben, auch frid vnd ainigkait macht gegen Got vnnd dem nag- 
sten. Also seinn menschlichem geist zuo seiner wouung (c) hie fiirgesetzl zwen 
leib. in aimm muoes er natiirlich wonen. im andern sol er wilkiirlich wonen. 
Die natiirlich wonung ist im leib ade vnsicher vnd verfueerisch. Deszhalb sol der 
mensch dieselb sorglich wonung meiden alsuil er mag vnd auch hassen den leib 
ade als poese geselschaft die jnen verfueert. Daneben sol der mensch williklich 
suoechen wonung vnd geselschaft im leib christi, dorinn er sicher wonet vnd zuo 
seimm hayl gefueert , auch all geuerlikait natiirlicher wonung empfiiehen mag. 
Dann wilkiirliche wonung vnd zuoefueegung, so der mensch mil dem leib christi 
in der lieb haben sol, ist vil besser, sterckher vnd fiirtraglicher dann die natiirlich 
zuoefueegung so der mensch haben muoes mit adams leib. Billich wirt zeriitte 
natur von wilkiirlicher lieb vberwunden (d) , nachdem geschriben stet, daz die 
lieb slarck (e) sey wie der tod. 

(a f sterben. sieh. 13. $. 1. e. et 28. . 10. c. et 53. $. 2. a. et 57. g. 3. k. (b f 
geistlichen. sieh. 20. 5. 8. f. (e 5 wonung. sieh. 28. . 8. f. (d ^ vberwunden. im 
$. 6. c. (e f starck. Cant. 8. sieh. 45. . 7. b. 

IV. ^ Notdurft eruodert daz menschlicher geist hie auf diser erde hab ainn 
leib mit dem er ain menschliche person mache , nu mag er natiirlich kainen an- 
dern dann adams leib gehaben. Derselb jne aber verfueert auf vnrechten vnd vn- 
gewissen weg. Wil nu menschlicher geist awf rechte pan vnnd gewissen weg (a) 
gefueert werden, muoes er sich an ainn andern vnd bessern leib slahen, der jn wol 
vndgerechtfueerenmoege.|Darumbzuovnnserreehaftennotdurfthatchristusawf- 
gesetzt vnd hie hinder sein gelassen seinen aigen waren zarten leib , der vnser 
geist widerumb lebentig mach vnd vor weilerm verderben verhueet. domit wir 
auch denselben sein leib im sacrament, vnder des prots gestalt in disem jamertal 
moechten erraichcn, empfahen, in jme rechl vnd gewis gefueert werden, vns mit 
jm verainen. Jme nachuolgen vnd in krafft solher speis vnd narung (b) wanndern 
bis awf gottes perg oreb (c). Bed leib adams vnd Christi (d), seinn gemain alien 
vnd yeden menschlichen selen. Adams leib ist jnen natiirlich aber daneben wider- 
waertig, dann er zertrent die selen von einander. durch seinen samen wirt er 
gemert vnd getailt in vnzelig tail, wie ain gesaeet vnkrawt vilfeltig aufgeet Nach 
der zal leiblicher tail beschaeft Got die selen derselben , yede muoes irer portion 
fleisch zuoegefuegt werden vnd initir ainn persondlichen menschen machen. Doch 
haben all menschen nur ainen leib, der gleicher mass mit vnlawtter geperung 
kumbt von aimm Adam (e). Deszhalb seinn all menschen vnrain vnd vnderain- 
ander vnainig. Denn wie das zertailt menschlich fleisch vrsach ist daz die 



474 SIBENTNDSEXIGIST CAPITEE 

selen auch von einander getailt seinn, also gibt es auch vrsach, daz dieselben se- 
len von got abgesondert auch vnderjnenselbsvnainig, werden. 

(a J weg. sieh. 37. . 11. b. (b J narung. sieh. . 1. n. (c f oreb. 3. Reg. 19. 
post prin. (d J christi. im . 6. a. (e f adam. im . 5. c. 

V. f Item von.wegen gwondlicher vnd gemainer geselschafft, so ainsel aws 
aigner lieb vnnd muoetwillen suoecht zehaben mit irem natiirlichem vnrainem 
fleisch, wirt sy abgezogen von der lieb gottes vnd des nagsten. yede sele liebt ir 
aigen fleisch. Daraus ersteen zwitracht, krieg, feindschafft, vehd, zanckh vnd ha- 
der, zwiscben aigenwilligen lewten. Wieuil vnrainer leib, souil vnruebiger gemuet. 
Wieuil hawp (a), souil aigner synn. aller menschen hawp seinn ploed (b). yeder 
narr lobt seinn kolben. yeder wil seinn aigen syn verfecbten vnd suecht seinglori 
vnnd wollust, was jm dorinn widersteet, das hasst er, domit huoeb es sich. All 
yetzbemelt vngefell flewsst aws Adams (c) fleisch, was darein kumbt, das muoes 
auch also geroailigt vnnd vntuchtig werden. Deszhalb der mehsch dasselb fleisch, 
nemlich seinn aigen leib, alsuil er jndert kan vnnd mag, fliehen , hassen vnnd wil- 
ligklich verlassen sol. Kan er jn aber von natur nit lassen, sol er doch sein lieb 
vnd naygung von jm ziehen nach seinem vermoegen. 

(a J hawp. sieh. 15. 5. 1. d. et 14. 5- 9. b. et 16. . 7. b. et 38. . 5. c. et sieh. 
48. 9. b. (b ^ plod. Esa. 1. in prin. omne caput languidum. im 91. 8. i. (c ^ 
adams. sieh. . 4. e. et im . 6. d. et sieh. 18. . 2. f. et 53. 5- 2. b. 



VI. ^ Der annder leib, nemlich christi (a), der auch alien menschen gemain. 
Jst vnuermailigt, gantz lawtter, rain (b) vnnd aller tugent vol. Er mag auch in 
jm nichts poess leiden. Alles was injn kumbt, wirtrain, guoetvnd gerecht. Nach- 
dem aber derselb leib christi natiirlich vnbegreiflich ist. deszhalb sollen wir wil- 
kiirlich aws ganntzer lieb denselben leib suechen, begreiffen, empfahen vnd annemen 
mit seinen aigenschefften, benentlich mit geduld, diemaoet, gehorsam, keyschait, 
gerechtigkait, senftmuetikait vnd mitannderntugenten, alszlangbiswirdemselben 
leib gar veraint vnd eingeleibt seinn. Alszdenh werden wir gerainigt vonpoesen 
maylen vnd moegen dadurch vberwinden (c) des Adams fleisch mit seinen vntu- 
genten, die daran natiirlich hangen. Dann guotwillig tugent, lenipfen poes na- 
tiirlich vn tugent. Vorgemelter mass wirt befiinden daz all menschen awsgeen 
von got durch ersteii Adam (d) zum tod vnnd vnrainikait. Herwider moegen all 
menschen gerainigt werden vnnd kommen in Got zum leben diirch ainigen chri- 
stum. Darumb sol der fronleib (e) christi yedem menschen vil lieber vnd ahge- 
naemer sein, dann sein aigner persondlicher leib, nachdem derselb aigen leib mit 
seiner poesen naigung (genennt fomes (f)) diesel verfueertinvnzimlichbegierauch 
in geistlichen tod vnd alles vbel (g), vnd zuo lest gar in ewige verdamnuss bringt. 
Herwiderumb vnnsers herren christi leib hat vnns mit jnprunstiger lieb sein pitter 
leiden vnd sterben, aus vnserm geistlichen tod vnd von allem vbel erledigt.; Er 
wil auch im sacrament des altars vnnser sel widerumb lebentig (h) machehvnnd 
entlich fueeren zuo ewigem leben. ( J ) 

(a f christi. sieh. .4. d. (b f rain. 54. . 5. f. (c f vberwunden. sieh. . 3. 
d. (d ^ adam. sieh. . 5. c. (e f fronleib. im 68. . 4- b. (f f fomes. sieh. 35. 
1. a. (g f vbel. sieh. 33. . 2. b. (h f lebentig. im 68. . 4. d. , 

( l In der Uberselzung selzt er noch hinzu: quoniam dominusait: qui ederit me, ipse uiuet 
propter me. Job. an. 6. 



VON SACRAMENT DBS FRONLEIBS CHRISTI. 475 

VII. f Des menschen. ende (a) ist, daz er sich durch lieh veraine mit got. Jn 
got solten zuosamen kommen vnnd miteinander ains (b) werden all menschen, da- 
durch yeder, als sichselbs, seinn nagsten lieb hiet. All menschlich geist solten sein 
jn ainigem leib christi (c). Deszhalb waeren sy all geschaetzt'nur ain menscb(d). 
Nu moegen die menschen nit ains werden, noch als mitglid zesamen stymmen, al- 
lain sy seinn ee veraint mit christo als mit jrem hawp (e). dann ainikait der glide 
hat iren vrsprung vnd einflus von ainikait des hawps. Wer christum recbt liebt, 
der ist ganntzlicb mit jm veraint. dadurch er aucb mit seinen mitgliden den chri- 
sten veraint wirt. das muoes beschehen durch den leib christi. Darumb ist not 
des sacraments der lieb (f). benentlich des zarten fronleibs Christi, in dem taeglich 
die kirch vnnd ire kind die christen moegen veraint (g) werden mit got, der ist 
ware lieb. Wer do bleibt (h) in der lieb, der bleibt in got vnnd got bleibt in jme. 
Deszgleicfas daz die menschen, als kind christi vnnd der kirch, vndereinanderauch 
ains seinn, vnd ifridsam als geswistriet (ij vnnd mitglide. Deszhalb wirt die spei- 
sung dits sacraments genent communio (k), das istaingetnainschafTt, nemlicbains 
yeden menschen mit seimm nagsten. Dann der form (I) prots ynd weins zaigen 
an, daz die christen vnderjnenselbs auch in christo ganntz ainig sein sollen, in frid, 
frewntschaft, brueederlicher trew vnd gegen christum in aller gehorsam. 

(a f ende. sieh. 21. . 8. c. (b J ains. sieh. . 1. i. et sieh. 7. . 10. b. et im 
99. . 7. d. (c f christi. im 91. . 4. h. (d f mensch. sieh. 47. . 8. d. (e f hawp. 
sieh. 27. . 7. b. (f ? lieb. sieh. . 2. b. et sieh.. 63. . 11. f. et im 68. . 4. c. (g^ 
veraint. sieh. . 1. i. et im 94. . 11. e. (h f bleibt. 1. Joh. 4. sieh. 19. . 8. g. 
et im 68. 2. c. (i f geswistriet. sieh. . 2. i. et sieh. 47. . 5. e. (k f communio. 
sieh. . 1. k. et sieh. 62. . 1. g. (1 J form. sieh. 65- 5. g. 

VIII. 5 Yede ordenliche lieb pfligt die andcr lieb zebefiidern, nit zehindern. 
Darumb wer christum recht liebt, der wil daz all ander lewt auch christum lieben 
vnd herwiderumb von christo geliebt werden. Hierinn ist kain poes eyfern (a) 
wie in vnordenlicher lieb beschiecht, sonnder all liebhaber christi seinn aines wil- 
lens, ainer maynung, aines hertzens, vnd ain geist (b) in ainigen leib Christi, der 
all selen, die in jn kommen lebenndigmacht. Darumb wirt er genent ain protdes 
lebens (c). Dergestallt moegen all selen beslossen werden vnd ir leben finden in 
ainigem leib christi. Deszhalb ist not, das christus seinn waren (d) leib, nit ainn 
bedeytlichen oder figurierten leib, im Sacrament mittail, durch den die selen der 
menschen moegen erkuckht, gespeist, ernert, awfgehalten vnd mit got veraint wer- 
den. das on seinen waren leib nit beschehen moecht. Dann zuo volkoemener 
ainigkait thuot not, daz der leib christi vnd des menschen sel so nahend (e) zuo- 
einanderkomen, daz sybedenitnaehnefbeyeinander sein mocchten. Solhenahende 
verainigung kan nit fueeglicher beschehen, dann in geslallt des sichtigen nyessens. 
Darauf stet im ewangelj (f). Wer aws disem prot isst, der wirt ewiklich leben, 
nemlich in warem leib Cliristi, mit dem die sel gantzlig veraint ist. 

(a ^ eyfern. sieh. 50. . 3. d. (b ^ geist. im 68. < 1. e. (c ^ lebens. Johan. 
6. ant. fin. ego sum panis vitae. sieh. . 2. b, et im 69. . 8. f. (d f waren. sieh. 
66. . 3. e. (e ^ nahend. Jaco. 4. appropinquate deo. sieh. . 2. d. et sieh. 38. . 2. 
k. et 51. . 14. f. et 63. (J. 12. k. et im 77. 5- 5. g. et 88. . 11. c. et 98. . 2. 1. (f 
J ewangelj. Joh. 6. post med. siquis manducauerit exhoc pane viuet in aeternum. 
im 69. . 8. e. 

IX. ^ Jn berueertem sacrament des lebens vnd der lieb ist gantzer christus, 
nemlich die herriach geschriben stuckh. Sichtige gestallt des prots, darunder ver- 
porgen ist war fleisch vnd pluoet christi , dem sein heilige sel anhengt. Daraws 



476 SIBENVNDSEXIGISTCAP1TEL. VON SACRAMENT DBS FRONLEIBS etc. 

eruolgt, daz gegenburtig ist gantzer cbristus, warer mensch vnd sun gots, nachdetn 
die gothait (a) (so in jm vnaufloeszlich ist) von seimleib, pluoet vnd sel nymmermer 
getailt noch geschiden wirt. Solhe ding alle seinh wiirchlich, gegenburtig vnd an- 
bengig dem leib (b) christu der allain sacramentlich da ist vnder des prots gestalt. 
Dieselb allain sichtig vnd alle anderr ding, dem sacrament anbengig, vnsichtig vnnd 
ainiger Christus seinn. \vie derselb am krewtz (c) gehangen ist. Wer nu des 
gesegenten prots gestalt newsst, der empfacht darunder waren vnnd wesenlicben 
leib christi mit lleiscb vnd pluoet (d), auch darunder sein heilige sele vnd gotbait 
mit der Er veraint wirt. TS T ym war den gwalt vnd ordnung cbristi, wie gar grosse 
vnsicbtige geistlicbe ding bescbehen jnwendig im menschen vnder ainer klainen 
sichtigen, leiblichen vnd awswendigen gestall des prots. Daneben wirt der gespeist 
mensch veraint mit den engeln (e),dieselben, alslawtter geist, habengemainschaft mit 
dem menscblichen geist christi, durch den die engel in got bestaett, ernert vnnd 
geewigtmueessen werden, gleich wiedie erwelten menschen nach irer vrstend durch 
die menschait christi im himel aucb geewigt werden. Sonderlich ist zemercken. 
wie die sel christi dort ain speis ist der engel, die dadurchin freyden erfiilltvnnd 
in got bestaettigt seinn. also istleib vnd pluoet christi hie ain artzeney menschlicher 
geist. Domit dieselben nit verderben awfmm weg dits ellendts. Aber dort im 
vaterland seinn erweld menschen in Got bestaettigt durcb die menscbait christi. 
Dergestallt werden erweld engel vnd menschen durch christum ewiklicb gespeist. 
Vmb das ist geschriben. Got hat jnen geben das prot (f) des himels. Der mensch 
hat geessen der engel prot. Also ist chrislus genennt das prot des himels vnd der 
engel. das ist ewige aufenthaltung vnd freyd aller engel vnd erwelter geist im 
himel. Er ist auch awf diser erde ain artzeney vnnd guoeter frid der gerechten 
menschen. Wie in der gepurd christi die engel gesungen (g) haben. Got istge- 
preistin den hohen, nemlich in den erwelten geisten im himei, vnd auf erd ist frid 
den menschen so ains guoeten willen seinn. Dann durch dits himelprot christum, 
werden dort im valerlandt erfreyt vnd ersettigt (h) die vntodlicben engel vnnd 
erwelten menschen, domit sy in got ewigklich beleiben moegen. Wie dauid setzt, 
die gerechten werden erben die erde (dabey ist zeuersteen das prot des leibs chri- 
sti) vnd werden darawf wonen ymer vnd ewiklich. Desgleichs mit demselbenprot 
werden hie auf erd die todlichen menschen getroesst, gespeisst vnnd ernert, domit 
sy im laid (i) nit verderben hie awfmm weg dises jamertals. vnnd dadurch sicher- 
lich koemen moegen zw ewigen freyden. Dergestallt hat Got dem armen men- 
schen zuoeberait der reichen engel prot in gotlicher flucessikait (k). Daraws mag 
vernomen werden. wo gleich menschlich geslaecht nit gefallen. Waer dannoch 
christus mensch worden, zuo bestaettung (1) der erwelten vnd zuo erfiillung alles 
gotlichs geschopfs, auch zuo awfenthaltung (m) aller ding. Numals ist zesehen 
wie sicb menschlicher geist mit dem leib christi verainen solte in empfahung des 
sacraments. 

(a 5 gothait. sieh. 10. . 8. b. (b ^ leib. sieh. 63. . 3. a. (c J kreytz. sieh. 
66. . 3. b. (d ^ pluet. sieh. 63. . 3. b. (e J engeln. sieh. 23. $. 4. e. et 27. . 7. 
a. et 63. . 11. i. et 64. . 9. d. et im 68. g. 9. h. (f J prot. Psl. 77. panem coeli 
dedit eis ; panem augelorum manducauit homo. sieh. 62. . 7. e. (g J gesungen. Luce. 
2. gloria in excelsis deo. (h J ersettigt. Psl. 104. in fin. pane coeli saturatiit eos. 
Psl. 36. iusti faaereditabunt terrain, (i 5 'ayd. sieh. 46. . 7. i. (k ^ suess. Psl. 67. 
post prin. parasti in dulcedine tua pauperi deus. (1 f bestattung. sieh. 10. . 1. f. 
et 19. . 9. h. (m f awfenthaltung. Sap. 10. dedit illi virtutem continendi omnia. 
sieh. 54. . 5. n. 



ACHTUNDSEXIGIST CAPITEL VON EMPFAHUNG DBS etc. 477 



ACHTUNDSEXIGIST CAPITEL 

vm empfahung des hoehwirdigeii Sacrament. 

I. Oben (a) hab ich angezogen zesagen von empfahung vnd verainigung des 
hochwirdigisten leibs chrisli. Darauf ist anfangs zemercken, daz zwen leib oder 
adam seinn. mil denen sich menschlicb geist verainen (b). Mit dem ersten gwal- 
tigklich vnd natiirlich, mil dem andern williklich vnd gnaediklicb. Durch erste ai- 
nigung felt der mensch vom stand der natur, darein jn got gesclzt vnd verwiircht 
das ende zuo dem jn got gewident bet. Durch die anderainigung steel der mensch 
widerumb awf zuo dem stannd der gnaden (c). dorjnn mag ererwerben das ende 
(d) zuo dem jn got beschaffen bat. Derselb ander adam ist Christus, der ainn 
clarificierten, vnermeszlicben leib hat, der nymermer getailt, gemyndertnoch ver- 
aendert kan werden, in dem alter mennschen geist, als ain geist (e), berueblich 
wonen (f), ruoen vnd ewiklich beleiben moegen on meniklichsjrrung. Wiemensch- 
lichem geist all sein vbel (g) entstet ausdes erslen adams leib, also mag er erlan- 
gen alles guots awsmm leib christi. Dauon paulus schreibt. durch ainn menschen 
kumbt der tod, durch don andern kumbt awfersteeung vom tode. gleich wie all 
mennschen im Adam (h) sterben, also werden sy all in christo lebentig. Jtem er- 
sler mensch adam ist gemacht in das natiirlich oder tyerlich (i) leben, lesteradam 
ist gemachtjn geistlich leben. Nattirlicher leib ist am ersten, darnach der geist- 
lich. Erster mennsch ist jrdisch von erden. Der annder mensch ist himlisch 
von himel. Darumb sollen wir numals tragen pildnus (k) des himlischen, 

dem wir vormals tragen haben, pildnuss des jrdischen. biszher paulus. (') 

(a ^ oben. sieh. 62. g. 7. g. et 67. 5- 1. m. (b f verainen. im $. 2. a. (c $ 
gnaden. sieh. 30. . 1. d. (d f ende. sieh. 21. . 8. c. (e f geist. sieh. 67. 5- 8. b. 
(f J wonen. sieh. 49. . 7. h. (g f vbel. sieh. 33. . 2. b. (h f adam. 1. Corin. 15. 
sieh. 52. . 3. n. (i f tyerlich. 1. Corin. 15. sieh^ 57. . 2. d. (k f pildnuss. sieh. 
29. . 1. b. 

II. f Dieweil bemelt bed adam vnd ir leib gegeneinander widerwaertig seinn. 
Jst zesehen was vnderschid sey zwischen iren aigenscheften vnd wiirchungen. 
Des ersten adam leib spalt sich vnd gepertaws jm vnkeyschlich , schaentlich vnd 
vnerlich menig nachkomen leib die iren von Golftirgenomenselennaturlichzuoe- 
gefueegt werden, an sich dieselben selen ziehen, vergiften vnd vnrain mnchen, aws 
welher geselschafFt aller menschen vngefell kumbt. Dargegen ist der leib christi 
vngespalt, loblich, vom heiiigen geist empfangen vnnd keyschlich aws ainer junck- 
frawen geporen. Welhe sele demselben leib wilkiirlich in glawb , hofnung vnd 
lieb zuogefuegt vnd veraint (a) wirt. Dieselb empfaecht von jm alles guoets vnd 
wirt widerumb gerainigt vomvnflat, den sy aws erstein leib empfangen het. Adams 
leib ist jrdisch, zerlrent, vngeordent, vbelkoment, toedlich, gnadlos vnd dewflisch. 
Der leib christi ist himlisch, vnzertrenlich, geordent, bequemlicb, voller gnaden, 
vntodlich vnnd gotlich. Adams leib versert, vermailigt, verkniift, toett vnd ver- 
dambt den menschen, bringt jn auch in ewige pein. Dagegen vnsers herren leib, 
haylt, rainigt, erloest, macht lebentig vnnd saelig den mennschen, bringt jm auch 

(' In der Ubersetzung findet sich noch folgender Zusatz: Quocirca omni modo indigenous 
corpore Christi lamquam pane quoltidiaho (Sfatth. 6. s. 66. . 3. in fin.) et supersubstantiali; 
qui non est panis ex granis confectus nutriens corpus; sed a coelo datus fulciens animae no- 
strae substantiam. " 



478 ACHTUNDSEXIGIST CAPITEL 

e\vige freyd. Menscblicher geist maoes, wider seinen willen , die naturlich wo- 
nung. so er biszher in seimm aigen fleisch gehabt, hinder sein verlassen. Aberseih 
wilkiirliche wonung, so er jm leib cbristi zewegen hat bracbt, zeuerlassen wirt er 
wider seinn willen nit gedrungen, sonnder er mag darinn sein ewige wonung be- 
halten, souerr er wil vnd darzuoe fleis ankherl. Nachdem nu der mensch begert 
bey naturlichem leben slaetigs (b} zebeleiben , nemlich daz sein geist lanng wone 
in todlichem fleisch ade. Yilmer solt er begeren staetigs zebeleiben (c) bey geist- 
licbem leben, neralich daz sein geist ewiklich wone in vntodlichem leib christi. 

(a f verainen. sieh. g.'l. b. et im .4. a. et sieh. 62. . 7. A. et im 69. . 4.a. 
(b f statigs. sieh. 28. . 8. b. et 66. . 4. g. (c 5 beleiben. im . 7. b. et . 8. d. 
et sieh. 67. ,5. 7. h. 

III. 5 Wie menschlicher geist entgilt, daz er in siindigem fleisch ade wonet, 
also genewsst er so er bey tugenthaftem leib christi wonet vnd rait jme veraint 
ist, nach gemainer regel. widerpart (a) wirt mit widerpart gehailt. Die gemain- 
schaft vnd ainigung so die sel mit erstemi vnrainen todlichem leib hat, bringt dem 
menschen leiblichen tod, gibt auch vrsach daz sein sel geistlich stirbt vnd ewik- 
lich verdirbt. Daentgegen, gemainschaft vnd ainigkait, so der mensch suecht ze- 
haben mit rainigistem vntodlichem leib christi, enthebt die sel aws irem geistli- 
chemtod vnd ewigem verderben, gibt daneben dem menschen hie gnad vnd dort 
saelikait. Wie menschliche sele, so sy adams leib zuoegefueegt, vermaijigt (b) 
ist. also wirt sygerainigt, so sy sieh mit dem leib Cristi veraint. Wie die sel 
all ir poes gift in sieh sawgt aws der nater, nemlich aws natiirlicbem leib ade, also 
mag sy all ir guoet hayl in sieh sawgen aus dem fels (d) vnd leib christi. Dann 
billich ist daz sy mug tailhaftig (e) werden der guoeten frucht des heiligen leibs, 
dieweil sy muoes tailhafftig sein der poesen frucht des verfluoechten leibs. Der- 
selb durch sein poese naygung bringtseiner verainten sel den tod vnd vnsaelikait. 
Herwiderumb der leib christi durch sein leiden, krewtz vnnd sterben, bringt sei- 
ner verainten sel das leben vnd saeligkait. Alies in aimm punct zepeschliessen. 
im fleisch christi wonet got verporgenlich, im fleisch Adehawst dewfel verdunckelt. 
Got besitzt den leib Christi als ain heilige arch alter ere, tugenten vnd guoter syten. 
Der leib ade ist gefangen (f) vnd besessen vom dewfel als ain vnraine putzen aller 
schand, lasster vnd vbels. 

(a f widerpart. depeni. dist. 2. c. I. contraria contrariis curantur. sieh. 31. .9. 
b. et 53. 5- 10. e. et im 71. 5- 7. b. et 81. . 8. b. et im 100-5.8. c. (b } mailigt. 
sieh. 55. . 4. c. (c ^ nater. Job. 20- in med. caput aspidum fuget. sieh. 20. . 1. 
b. (d ^ fels. Deu. 32. post prin. ut surgeret mel de petra. (e f tailhaftig. sieh. 3. 
. 10. f. (i f gefangen. sieh. 37. . 2. d. 

IV. f Der menscben ende ist, daz sy zuo vodrist mit Got veraint (a), darnach 
vndereinander auch ains seinn. welhe verainigung menschlich geslaecht durch 
des adams leib verlorcn. Deszhalb die menschlichen geist ainn'andern leib haben 
mueessen, durch den sy moegen kommen zuo ainigkait gotles vnnd ires nagsten. 
Dasselb ist der leib (b) christi, als das Sacrament der lieb (c). Nachdem nu der- 
selb aynig leib christi aller menschlichen selen speis vnnd leben (d), ist not daz 
denselben gantzen leib, all vnd yglich vogtber verstaendig menschen, alsuerr ain 
yeder bekomen mag , empfahen sacramentlich dieweil sy natiirlich nit moegen. 
Welh aber nit koennen, als kinde oder vnuerstaendig lewt oder sonst nit moegen 
bemelt sacrament erlangen, dieselben werden tailhaftig des leibs cristi, den an irer 
stat (e), gemaine kirch empfaecht durch die priester im ambt der mess. Derselb 



VON EMPFAHUNG DBS HOCHWIRDIGEN SACRAMENT. 479 

ainig leib christi- aller vnnd : gantzer mag in kraft der gothait (mit der er 
veraint vnnd clarificiert (f) 1st) wesenlich im sacrament sein vberal (g) an alien 
orten der weld, awf da's all vnd yeglich christglawbig, die allenthalben zerstraeet 
seinn vnd riyndert beyeinander wonen, nach, irer notdurft bestimbt sacrament des 
hayisamen leibs moegen erraichen. Deshalb hat got zuo demselben notdurftigen 
sacrament gewident.ain gemaine materi. vnd wie zum tawf das wasser (h), also 
zuo speisurig das prot (i) fiirgenomen. Dasselb prot, als gemaine leibliche narang 
der menschen, in gantzer weld befunden mag werden. Deszhalb ist es am fueeg- 
liche gestalty vnnder dere geraicht werde der leib christi als ain gemaine awfent- 
haltuhg vnd geistliche narung aller selen. Dahn wie adams leib in aller weld na- 
turlich auszgestraeet ist, also sol ganritzer leib christi vberal in der weld genae- 
digklich ausgetailt werden gentzlich, nit zertrenrilich. Wo gleich des prots oder 
wins gestalt geprochen odef von einander getailt, ist dannoch vnnder yedem tail 
ganntzer leib christi, der'nach seiner vrstehd dermassen clariBciert (k) wprden, 
dazer vberal geseinvnd sein krafft wiirchen mag. Wie die gothait mit irem ge- 
walt vntid gnaden vberal ist. Doch also zeuersteen. Gotlicher maiestet gezimbt 
aygentlich vberal zesein, aber sein sonnder geschbepf.mag nit vberal gesein. Der 
leib cristi, wiewol er ain geschoepf, ist er doch mit got veraint, deszhalb er vnder 
got vnd vber alle creatur ist. Er mag nit vberal (1) aigentlich sein wie got , aber 
er mag an alien vnd yeden orten gantzer weld in den hostien sacramentlich sein, 
das sonstkhainer creatur gedeicht. 

(a ^ verainl. sieh. $. 2. a. (b f leib. sieh. 67. . 6. e. (c f lieb. sieh. 67. 
. 7. f. : (d f leben. sieh. 67. . 6. h. (e f- stat. sieh. 63. .11. k. et im 69. .3. e. 
(f f clarificiert. im k. (g f vberal. im 1. (h f wasser. sieh. 60. . 1. g. (i ^ prot. 
im . 9. f. et sieh. 28. . 3. b.-et 62. . 1. b. et im 69. . 8. h. (k f clarificiert. 
Phil. 3. in fin. corifiguratum corpori claritatis suae. sieh. f. et im . 8. a. et sieh. 
57. . 1. e. (!<[ vberal. sieh. g. et im. . 8. b. et sieh. 21. . 4. f. 

V. ^ Wie aber alles obbeschribens miiglich zebeschehen, ist vnns todlichen 
menschen verporgen vnnd on not zuoergnindten , sonnder gnuog zewissen vnnd 
entlich zeglawben daz ewige eingeleibte warhail (a) Christus (der nit faelt) vns 
christen lewten awfgesetzt gepoten (b) vnd beuolhen hat zenemen vnnd zeniessen 
das sacrament seines heiligen leibs , der warer gothait vnd menschait veraint ist. 
Solher awfsatzung vnd gepot christi als vnermeslicher warhait(die nitliegenmag) 
ist gehorsamlich zegelawben vnnd vnmoeglich dazes anderssey dann wie christus 
geredt,.gesetzt, gepoten vnnd versprochen hat, nemlich daz den menschen zuo 
jrer saeligkait not sey zuoempfahen den leib cristi vnder des prots gestalt. Jtem 
daz derselb leib vnder des prots, vnnd das pluoet christi vnder des weins gestalt 
gantz vnnd vntzertailig auch vberal in der weld sey, vnd in alien ordenlichen mes- 
sen gewandelt vnd gehandlt werde. Jn mass die kirch in gebrawch (c) hat. 
Waere bemelt sacrament mit yetz angezogen vmbstaenden nit moeglich noch be- 
quemlich, hiet christus dergestalt (wie vermelt) nit aufgesetzt noch der kirch be- 
uolhen dermassen zeuolbringen. 1st gnuog daz christus, als vnser bewaerter 
artzt (d),' 1 wisse die ; schicklikait berueertes sacraments. Jn mass ainem krancken 
nit not thuoet zewissen der artzeney form oder kraft, so ain bewaerter artzt dern 
krancken geordent hat; sonnder ist ! griuog daz der krarickh dem artzt vertraw vnd 
geordente artizeriey einneme. Also seinn vns von ynserm artzt christo, diesacra- 
ment, als notdurftig artzney, zuogeordent vnd zenemen beuolhen, nit daz wirdie- 
selbcn mit synnen begreifen noch' darih grupeln sdlten was oder wie die sacrament 



480 ACHTUNDSEX1G1ST GAPITEL 

seinn, sender gnuog ist zegelawben, daz wir durch die sacrament, inkraft des lei- 
den christi, von got gnad, hold, hilff vnd hayl erlangen. 

(a f warhait. sieh. 8. . 1. c. (b J gepoten. Job. 6. nisi manducaueritis. Mat. 
26- accipite et manducate. sieh. 62. . 1. a. (c f gebrawch. sieh. 17. $. 4. a. (d J 
artzt. sieh. 58. . 2. c. 

VI. ^ Domit aber die hertglawbigen menschen das wonder nit peysse, geben 
die lerer etlich beyspil zuoerkennen die moeglikait bestimbtes sacraments, in dem 
mer dann in andern sacramenten wunderbar sachen ergeen , wie bernacb volgt. 
Von erst ist ainiger leib christi mileinander gahtzer vnd vngetailter, zuoainerzeit 
an mer orten. Wie ain lauter rain wort aws aimm mund geet vnd kumbt gantz 
vnnd gar vnzertailt in vi! oren vnd bleibt dannoch gantz in aimm yeden 
oren. Also bleibt das rain gotlich wort (a), so aws got geet, ganntz vnnd 
vnzertailt durch gantze weld in alien bostien vnd kelichen, do solh sacrament 
gehandelt vnnd gewandelt wirt vnder geslallt prots vnd weins. Also haben 
des herren junger liberal die leiit gehailt (b). Also bat propbet Baruch ge- 
lesen seines puoechs wort, das ist in alle oren (c) des volckhs einganngen. Item 
in klainer host! ist der leib Gbristi nicbls weniger dann in grosser bosti, gleich 
wie dise sylben (d) Got, wo sy mit klainem puoecbslab geschriben steet.^so wol 
ewigen got bedeyt, als so dieselb sylben mit grossen puoechstaben gesetzt ist. Wie 
die klain oder groess derschrift, nichtsveraendertinderbedeytung, also wirt nichts 
verwanndelt noch geaendert in warhait des sacraments vud im leib Jhesu Gristi 
von wegen der klain oder gross der gestallt prots oder weins. Des prots form vnd 
gestalt ist als der sylben bedeytung. Der leib Gbristi ist als jhenes das mit der 
sylben bedeyt wirt. Dann das sichtbar prot istnur ain zaichen (e) des vnsichtbarn 
leibs christi. Der vnder des prots gestallt gegenbiirtig ist sacramentlich vnd ver- 
porgenlicb, wie ain bezaichents dingvnnder aimm zaichen, nit wie ain milbenimm 
prot oder ain mugkh imm wein. Solh spotlich (f) auslegung erweckht dewfel zu 
smacb dem hochwirdigisten sacrament. Der heilig geist ist auf den herren in sei- 
ner tawf herab gestigen in leiblicher geslallt ainer tawb (g). vnd auf die apostel 
gesessen in gestallt fewrer zungen (h), aber dieselben zwo gestallt, seinn weder 
materlich tawb noch zungen gewesen, sonnder allain plosse zaicben der persoend- 
licben gegenbiirtikait des heiligen geists. Also ist nach der wandlung die gestalt 
des prots vnd weins. allain ain zaichen der gegenbiirtikait des waren leibs vnd 
pluoets Cristi. ( 2 ) 

(a ^ wort. Sap. 7. in fin. attingit vbique propter suam mundiciam. (b J gehailt. 
Luce. 9. in prin. curanles vbique. (c ^ oren. Baruch. 1. in prin. ad aures vniuersi 
populi. (d [ sylben. im . 7. a. (e ^ zaichen. sieh. 59. . 6. a. (f 5 spollich. sieh. 
66. . 2. a. (g f tawb. Luce. 3. post med. descendit spiritus sanctus corporali specie, 
sieh. 60. . 2. d. (h ^ zungen. actu. 2. in prin. 

VII. 5 Wo die zal der hostien gemert, wirt doch dadurch der leib christi nit 
gemert, er bleibt alweg aynig der er ist. Wie die sylben (a) Got, obgleicb dieselb 
tawsentmal ausgesprochen oder gescbriben. wirdt dadurch nit gemeret sein be- 
deytung, die albeg nur ainen Got bedeyt. Jtem alslang die sylben Got mit den 

( 2 ,,Wenn Jemand laugnet, dass der Leib und das Blut mitsammt derSeele undderGott- 
heit unseres Herrn Jesu Christi im Sacramente der heiligsten Eucharistie wahrhaft, wirklich 
und wesenhaft enlhallen sey, sondern sagen wiirde, er sey darin nur wie in einera Zeichen, 
oder Bilde, oder Kraft: der sey im Banne." Concil. Trid. Sess. 13. can. 1; und can. 3. heisst 
es: ,,Wenn Jemand laugnet, dass im hochwiirdigen Sacrament der Eucbaristie unter einer je- 
den Gestalt und unter den einzelnen Theilen einer jeden Gestalt, nach gesehehener Abtrennung 
der ganze Christus enthalten sey: der sey im Banne." 



VON EMPFAHUNG DES HOCHWIRDIGEN SACRAMENT. 481 

dreyen puoechstaben in jrer gestalt vnd form vnuerruckt oder vnafagethan bleibt, 
alslang bleibt daselbs derselben sylben bedeyttung. Dergleichen alslang die form 
vnnd gestallt des prots bleibt (b) , alslang ist darunder warer leib Cristi. Warm 
sicb aber des prots gestalt enndet oder verwandelt, darunder ist alszdenn der leib 
Cristi nymer gegenbiirtig. Wann des prots form, als das zaichen, aufgehebt ist, 
so hoert auf da zesein der leib Cristi, der bey dem prot bedeyt was. Alsofft nu 
vnd in wieuil tail ain host! geprochen.wirt, ist warer leib cristi vnder yedem par- 
tikel, der des prots gestalt, form vnnd nomen behelt Desgibt anzaigen ain spie- 
gel (c), wie grosz derselb, ist dorjnn nur ain pildnuss. wo er gctailt oder gepro- 
chen wirt, aTszdenn erscheint in yedem drumme des spiegelsvielfeltige vnnd ganntze 
pildnuss, so eemals nur ainschichtig im ganntzen spiegel erschienen. Es erscheint 
atich alsuil pildnuss imtail, als in der gentz des spiegels. Dergleichen ist inklainer 
hosti oder im tail der hosli derselb aynigleib cristi. der in grosser vngetailterhosti 
gewesen. ( 3 ) 

(a f sylben. sieh. . 6. d. (b f bleibt. sieh. . 2. d." et sieh. 63. . 3. b. (c f 
spiegel. sieh. 7. 5 3. i. 

/ 

VIII. ^ Jn zweifel wirt gezogen. Ob der vnmaessig leib Crisli sein moeg in 
ainer klainen hosti vnnd vberal. Anntwqrt. Wie die gothait Christi nach seiner 
vrstennd sein sel in sieh gewandelt vnnd gottlich gemacht hat, also zewcht die- 
selb gotlich sele zuo sieh jren leyb in geistliche natur vndclarificiert (a) denselben, 
macht in aucb gotlich. Darumb mag er vnder ainsten gesein an vil orten. Wie 
got vberal ist krefftiklich, weislich, tnaechtiklich, gnaediklich etc. also mag got- 
licherleib crisli vberal (b) sein sacramentlich. Dergleichen menschlicher geyst 
fasst in sieh leibliche ding vnnd rnacht dieselbigen nach seiner natur geystlicb. 
Als wann d'u in deimm gemueet gedenckhst des puoeehstab. A. das fueerest du 
in sein geystliche mass der gestallt, wiewol dasselb. A. leiblich grosz, lang, prayt 
vnd dick geschriben sleet oder lawt auszgesproohenn wirt, ist es doch in deimm 
gemueet weder leiblich noch grosz, noch klain, noch lawt, sonnder es steet in 
deimm gedannckh on all leiblich zuoefall. Also werden in dir in geystlichen 
form getzogen alle andere leibliche ding die du gedenckst, versteest oder liebest. 
Dcrmassen ist der leib Cristi weder lang noch kurtz, weder grosz noch klain. 
Deszhalb er in sacramentlicher hosti kain stat veriinet, sender Er ist gotlich vnd 
gantz vnder des klainen prots form. Wie ain grosser turn oder gslos, das du an- 
schawest, : mit aller seiner hoech vnd grosz in deimm klainen awgapfel ist on alle 
leibliche hoech oder grosz, also ist der vnmaessig leib Christi geystlich (c) vnder 
leiblicher vnd gemessner hosti oder gestallt des prots, auf das er mil jm dem men- 
schen von got erlangen moeg geistlich leben vnd gotliche gnad. Wie der mensch 
leiblich kewet vnd schlindt das sacrament, also machl Cristus den gespeysten 
menschen gerecht vnnd dawcht jn in geistlichen leib cristenlicher kirch. Daselbs 
zewcht Christus in sieh des mennschens sel, domit sy fiirterbeleib(d) irn leib Chri- 
sti vnnd widersag dem leib Ade. Also wirt numals der mensch veraint vnd 

( 3 In der Ubersetzung macht er noch folgenden Zusatz: Cape exemplum in sole, cuiusuna 
et eadem imago coruscat in omnibus locis alicuius lacns; quern si mille circumstant: eorum 
liuilibet coram se, in suo loco et non in alterius loco, solis imaginem habet: quae sequitur 
ipsum omni parte lacus quocunque pergit. Ecce figura simplicis creaturae, utpotePhoebi, est 
a Pparenter in singulis sitibus lacus, ergo multo conuenientius ueritas diuini corporis Christi 
sacramenlaliter ubique locorum consistit: prout dominus ipse per celebrantem indubitanter 
exprimit: Hoc uere esse corpus suum. 

Keithmeier, Berthold's Theologey. 31 



482 ACHTUNDSEX1GIST CAPITEL VON EMPFAHUNG DES etc. 

eingeleibt dem geistlichen coerper oder leib cristi, das ist cristenliche kirch (e), 
derselben hawp ist Christus. Wer vnderm hawp ist, der ist im leib. ( 4 ) 

(a f clarificiert. sieh. . 4. k. (b f vberal. sieh. . 4. 1. (c J geistlich. sieh. 28. 
g. 3. d. (d f beleib. sieh. . 2. c. (e J kirch. sieh. 63. . 11. h. 

IX. ^ Aws ordenlicher empfahungdes hochwirdigisten -sacraments gedeyhen 
vil niitzlicher friicbt vnd guottat. Der jch hiemit fiinff antzaige. Von erst die 
gedechtnuss Christi so vns der herrselbs aufgeladen (a) hat, sein zegedenckhen 
bey disem sacrament, das bescbiecht auf drey weg, benentlich so wir Cristum 
lieben, item seines leidens gedenckhen vnd seiner lere volgen. Der ander nutz 
ist, daz dits sacraments gnad erktickt vnnd raynigt jnwendigen menschen. Wie 
menschlicher geist seines leibs leben, also ist der leib cristi menscblichs geistes le- 
ben (b), vnd wie durch leybliche verpotene speis der lod jnn menschen eingangen 
ist, also widerumb durch aufgesetzte geystliche speis kumbt das leben jnn men- 
schen. Wie Adam jnn tod gefallen ist vmb das er geessen hat vom verpoten holtz 
so in mitte (c) des paradis stuoend, also waereerbey leben beliben wo er dafiir 
geessen hiet vom hollz des lebens, das auch mitten im paradis geslanden. Driller 
nutz ist nachdem menschlicher geist im tawf new geporn vnd dariiber in firmung 
bestaettigt worden. Deszhalb thuoet not (wie Paulus lernet) daz er fu'rter nymer 
ain schuoeler sey vnnd milich (d) bediirff als ain Jungs kind, sender ain rnaister 
sey vnnd als ain betagter man, numals nemme festespeisvnd krefFtige narung, nemlich 
das heilig sacrament, das menschlichen geist ernert vnd gnuogsamlich ersettigt. 
Dauon dauid spricht. Mir wirt nichts abgeen (e) nachdem mich der herr gesetzt 
hat an die stat guoter waid. Zum vierden ersprewst daraus des berlzen ergetzli- 
kait, wie Dauid spricht. Das prot (f) beslaett des menschens hertz, dann nehen 
dem himelprot ist thaw (g) herabgefallen. Deszhalb spricht der weis zuo Got 
Du hast dein volckh ernert mit speis der engel (h) vnnd hast jnen von himel ge- 
ben on jr muee, ain berayt prot, das in jm gehabt hat alien lust vnd wolgesmach. 
Zum fiinfften werden durch empfahung dils sacraments vergeben vnd nacbgelassen 
laeslich (i) siind, doch nach mass der andacht, so ain mensch hierjnn hat. Darumb 
do wir petten, vnser taeglich (k) prot gib vns hewt, volgtdarnach, vergib vnsvnser 
schuld. Jst zeuersteen. wie wir taeglich siinden vnd deszhalb dein schuldner 
werden, also vergib vns vnser schuld, durch deins zartten fronleibs prot des wir 
taeglich bediirffen. 

(a J aufgeladen. Luce. 22. hoc facile in meam commemorationem. sieh. 58. i 
10. d. et 62. . 2. a. et 66. . 7. b. et im 94. . 13. k. (b f leben. sieh. 34. . 8. g. 
(c f mitte. Gen. 2. post prin. sieh. 30. g. 3- i. (d 5 milich. Heb. 5. in fin. facti 
estis quibus lacte opus est. (e 5 abgeen. Psl. 22. in prin. (f f prot. Psl. 10. panis 
cor hominis confirm at. sieh. 5. 4. i. (g f thaw. Nu. 11. post prin. vos descendebat 
pariter et manna, sieh. 62. . 7. e. (h f Engel. Sap. 16. ant. fin. angelorum esca 
nutriuisti populum. sieh. 67. . 9. e. (i f laslich. im . 10. a. et sieh. 4. g. 2. a. et 
36. . 8. a. (k ^ taglich. Mat. 6. im 69. . 8. g. 

X.'f Zemerckhen, daz in empfahung dises sacraments aufgehebt seinn die 
laeslichen (a) siind, nit todsiind, die on sender rew vnd puoes nit vergeben wer- 
den. Wie leibliche speis oder artzney ainen schwachen mag laben, aber kainen 
toden (b) erkiicken, also ist dise geistliche speisz ain labung (c) jhenesder inschul- 
den oder laeszlichen siinden noch krandt ligt vnnd nit gar gestorben ist in tod- 

(* Homo itaque unitur el incorporatur spirituali" corpori Christi, nempe ecclesiae catho- 
licae: cnius caput Christus est: quicunqne igitur militat sub cnpite, is saluatur in. corpore. 



NEWNVNDSEXIGIST GAPITEL. QB DER KELICH AWSSEBHALB etc. 483 

siinden. .Wann er sich aberdurch rew, peicht (d) vnd puoes erkuckt, alsdenn 
werden jra sein todsiind laeslich vnd empfabung d es sacra ments ersprieslich. Der- 
irestallt. Nach der siind beleiben im menscben siindige mayl (e), so sein gemueet 
yerseren vnd ye lenger ye mer raytzen vnd naygen zuo fleischlicben dingen vnd welt- 
licben wolliisten, vnd also des menschen geist vnd gemueet vertunckeln vnd jrren, 
daz der mensch nit betrueeblich nocb gantzlich kan Chrislo anhanngen. Desz- 
balb wirt geraicbt das sacrament des vnuermailigten (f) leibs cristi. dadurch 
nienschlicher geist geraynigt vnd gelabet, seine mail vnd poes naygung aufgehebt 
odcr geringert, auch daneben guot naygung vnd haylsam wesen (g) jnn menscben 
gefucert werden. Dann was der puoes sacrament nit abtbuoet, dasselb erfullt 
des leibs Christi sacrament, dermassen daz dieselben bede sacrament, in vergebung 
aller siind vnnd ewigen pcin. Deszgleichs in aufbebung der mayl vnd scbulden, 
nriteinander starckh wiirchen zeraynigen vnd new xemachen den menschen an 
seiner sele. Wie die tawf (h) menschliche sele vernewet Darumb sol kainer in 
todsiinden das sacrament empfaben, daran bescbaecb Cristo vnd beyligem Sacra- 
ment merckliche vnnd spotliche vnere. Wie ain toder (i) leib, on grosz gespoett 
nitzespeisen mit leiblicher speis, also ist siindiger mensch (dervor got tod ist) nit 
zespeisen mit geistlicber speys, ee dann er durch puoes vom tod erstannden, nach- 
mals ist jm geistlicbe speis nutz vnd guot. Sonst waer jme dieselb speis ain ge- 
richt (k) zuo seiner verdamnuss. Was guots im menschen, der andechtiklich 
newst dits sacrament, wiirchl. ertzelt Bernardus solher lawt Der leib Ghristiist 
artzney den kranckben vnnd besterckht die schwachen vnnd erfreyt die gesundten. 
Er haylt. poes kranckbait im menschen vnd behelt das guot bayl bey dem menscben, 
vnd ist den wegfertigen ain bilffvnd zerung dortbin (I) zeziehen. Dauon werden 
die gespeisten .in jnselbs geduldiger in widerwaertikaiten, frolicher im gemuet, 
vnuerdrossner in arbait, kluoger in sytten, gegen jren vnderthanensenfftmueetiger 
in straff, gegen obrern berayter zuo gehorsam, vnnd gegen Got andaechliger zuo 
danckberfcait, fleissiger im gotsdienst vnd jnpriinstiger in !ieb. 

(a f laslich. sieh. . 9. i. (b } toden. im i. et sieh. 64. . 6- b. (c J labung. 
sieh. 58. . 5. f. et im 71. . 2. d. (d J peicht. sieh. 36. . 6. b. (e j mayl. sieh. 
33. . 3. h. (f f vnuermailigten. sieh. 54. .5. f. (g f wesen. sieh. 21. . 3. a. (h f 
tawf. sieh. 60. 5- 3. p. (i f toder. sieh. b. (k ^ gericht. 1. Corin. 11. sieh. 64. . 
8. c. (15 dorthin. im 69. . 11. d. 



NEWNVNDSEXIGIST CAP1TEL. 

Ob der kelicb avrsserlialli der mess zuoenipfabeu eey. C 1 ) 

I. Jm Sacramennt des altars seinn zway zebedenckhen. ainswasdiegestalll 
prots vnd weins bedeyten. das ander was krafft (a) tugent vnd wiirchung dorjnn 
seinn. Erstlich bedeyt des altars sacrament das opffer Cristi, so er mit seinem 
leyb am kreytz volbracht vnd daselbs sein pluoet vergossen hat. do all seinpluoet 

(' Berthold hat spater eine eigene Abhandlung geschrieben unterdemTitel: ,,KeIigpuechel 
Ob der kelig ausserhalb- der raess zeraichen sey," worin er besonders gegen die damaligen 
Calixtiner und den ,,wanckelten Lulher" die katholische Kirche vertheidiget. 

31* 



484 NEWNVNDSEXIGIST CAPITEL. 

vnd dorjnn heilige sele vom leib abgescbiden ist. Deszhalb Christus geordent hat 
sein fleisch vnd pluoet zewandeln vnd zenyessen vndcr gestalt prots vnd weins. 
Des prots gestallt bedeyt den leib Christ!, vnder des weins gestallt wirdt ver- 
standen das pluoet vnnd dorjnn die sele cbristi, nacbdem des fleiscb sele im pluoet 
ist, lawt der sohrift (b). Solhe bedeyttung kummbt aus disem grundt. Mennsch- 
licb geschlaecht hat rechtlieh nit sollen haylwaertig werden. allain Christus, nach 
ordnung Aaronis (c), opfer seinen leib vnnd vergiess sein pluoet, mit deme er fur 
vnnser siind vnd schuld gnuogtbuon, vnd vns mit Got dem allmaechtigen ver- 
sueene. nach lawlt diser schrifft. on pluoeluergiessen beschiecht kain vergebung 
(d), das ist durch Cristum am kreytz Yolbracbt. Wie nu im allten (e) gesetz durch 
vil opffer vnd annder gescbicht das leyden Christi nach ordnung des Aaron bedeyt 
vnd figuriert, awch am kreytz auszgericht ist. Also hat Got der allmaechtig zuo 
gedecbtnuss desselben leyblichen opffers Christi vnd Aaronis aufgesetztdas Sacra- 
mentlich opffer des altars nach ordnung Melchisedech zewandeln vnder gestallt 
prots vnd weins im ambt heyliger mess. 

(a ^ krafft. im . 4. a. (b 5 schrifft. Leui. 17. anima carnis in sanguine est. 
(c f Aaron, de conse. dis. 2. comperimus. sieh. 65. $. 3. a. et im.96. 5-6. d. (d 5 
vergebung. Heb. 9. ant. fin. sine sanguinis effusione non fit remissio. (e f allten. 
Leui. in prin. si hoslia pacificorum fuerit eius oblatio. 

II. f Dasselb ambt vnd mess ist nyemants anderm , dann geweichten prie- 
stern (a) beuolhen vnd von Got gwalltgeben solh ambt awszerichten, messzehall- 
ten, prot vnd wein zeopffern, dieselben in khrafft gotlichs wort zewandeln in fleisch 
vnd pluoet Cristi, auch an stat cristenlicher kirch (b) vnd jrer glide zuo empfahen 
des altars sacrament vnnder beder gestalt prots vnd weins, zuo gedechtnusz des 
leiblichen opffers Crisli am kreytz beschehen. wie in paulo steet. Das thuoet 
alsofft jr dits prot nyesst vnnd den kelich trinckt, wert jr verkbiinden des herren 
tod bis er kumbt. Was daselbs Paulus dits sacraments halb beschreibt, das ist 
zeuersteen allain von den aposteln, mit denen, vnd sonst mit nyemants, vnderm 
abentmal der herr geredt hat. Deszhalb seinn wort vnd we rch Cristi (die paulus 
meldet) zeziehen auf die priester als nachkommen junger crisli vnd nit zereymen 
auf layen. Zuo denen Christus nit hiet moegen sprechen. Das thuoet. Alsofft 
jr trinckt, in meiner gedechtnuss. Solh thuoen ist sacrament wandeln. das prie- 
stern, nit layen, zethuon gebiirt. Darauf lawtten berueerte wordt Pauli, daz Chri- 
stus priestern vnd nit layen gepoten hab vnder bederlay gestalt das sacrament ze- 
wandeln vnd zenyessen. Daraus voligt, daz in der mess allain dem priester, an 
stat der kirch, gezymbt den kelich zuoempfahen. Daz Christus in Matheo (d) ge- 
poten, sy all sollen trincken ausmm kelich. Domit hat er nitgemaintallmenschen, 
sounder all apostel, diedesselbenmals gegenburtig gewesen, dieselben all vnd sonst 
nyemants, haben a wsmm kelich getrunckhen, lawt des ewangelj Marci (e). Be- 
mellte wort in Matheo moegen auch verstanden werden, daz all mennscheninge- 
main sollen trincken ausm kelich. das ist, sich tailhafftig macben des pluoeluer- 
giessens Cristi. das bedeyt wirt bey dem kelichopfer, so den priestern beuolfien 
ist fiir gantze cristenliche gemain zethuon in der mess. Dann dise ewangelische 
(f) wort (der kelich ist das new testament in ineinem pluoet das fur vil vergossen 
wirt zuo ablas der siind.) lawtten nit auf nyessung des kelichs sonnder auf des 
herren leiden. Dabey wirt auch ablas der siind verspiochen nit vmb trinckhen 
awsmm kelich, sender allain vmb vergiessen des herren pluoefs. Dasselb sollen 



OB DER KELICH AWSSERHALB DER MESS ZUOEMPFAHEN SEY. 485 

w ir sonderlich bey der mess vnd auch sonst allenthalben andechtigklicb.be- 
trachten (g). ( 2 ) 

(a f priestern. sieh. 63. . i . c. (b ^ kirch. im . 3. e. et sieh. 63. . 13. a. et 
65- 7- c - ( c ? thuet.. Luce. 22. et 1. Corin. ll. circa fin. hoc facite cjuotiescun- 
que. sieh. 62., . 2- c. (cl f Matheo. 26. bibite ex eo omnes. (e f Marci. 14. bibe- 
runt ex illo omnes. (f f ewangelische. Math. 26. sieh. 63. . 6. e. (g f trachte'n. 
im 5- d - et s i en - 56. . 1. b. 



III. f Dergleichen moegen auszgelegt werden dise \vort Christi. Nurjres- 
set das fleiscb des menschens sunes vnd trinckt (a) sein pluot. sonst wertjr inew 
nit haben das leben. Bey essen ist zeuersteen, daz wir den herren Cristum sol- 
len lio.ben. Bey trinckhen, daz wir sein leiden sollen betrachlen. gleich als sprech 
tier herr. Allain jr werdet tailhaftig (b) des opfers meines leibs vnd vergiessens 
meines pluots, sonst wert jr das leben in ew nit haben. Dann das opffer Christi, 
so am kreylz ainsten (c) leiblich volbracht ist vnd aufmm altar sacramentlich offt 
geaefert vnd bedacht wirt, erledigt die menschen vom tod vnd gibtjnen das leben. 
Darumb werden bestymbte wortCristi gezogen auf die mess (d), dorjnn vnder 
beder gestallt das sacrament genossen wirt. Doch beschiecht in denselben wort 
ten kain meldung von des weins gestallt, sounder allain vom pluoet. Dasselbem^ 
pfaecht ainer awsserhalb der mess sowol vnder des prots gestallt als im kelich. 
Alsuil den leib Crisli berueert, dasselb ist essen. alsuil das pluoet cristi betrifft, 
dasselb ist trinckhen. Vnnder ainer gestallt ist souil krafft, frucht vnnd wiirchung 
alsuil in beden, nemlich ganlzer Christus, mil fleysch vnd pluoet. mitselevndgot- 
hait. darumb wirt vnderm prot allain. alles das geraicht was vnder beder gestalt 
geraicht. moecht werden, auszgenomen prot bedeytden leybGhristi, vnd sein pluoet 
ist bedeyt bey dem wein. Welhe bedeytung in der mess stathat vnnd nit ausser- 
halb zuoempfahen ist. Dann mess wirt gehallten zuogedechtnuss vnd bedeytung 
des herren leiden. Dorjnn all sein pluoet vom leib gerunnen ist. Auf dieselb 
maiuung opfert, vnd newsst der priester, an slat (e) der kirch yede gestalt beson- 
derbar. zuo aimm anzaigon , daz cristus seinn leib vnd pluoet taeglich der kirch 
vnd jren gliden gnaedigklich mi I tail t, vnnd mitseinem verdienn staets insy flewsst. 
Desselben verdienn vnnd kelichs mag yeglicher taylhafftig werden der andechtik- 
lich bey der mess ist, oder dieselb zelesen aws guoetern gemueet frummet. Desz- 
halb jme nit not thuoet den kelich leiblich zuoempfahen. 

(a f trinckt. Job. 6- ant. fin. im .9. b. et sieh. 62. . 1. a. (b ^ taylhafftig. 
im . 4. b. (c f ainsten. sieh. 62. . 4. g. (d f mess. sieh. 62. 5. 1. a. (e 5 an 
stat. sieh. . 2. b. et im . 4. e. et sieh. 4. . 3. i. et sieh. 68. . 4. e. 

IV. 5 ^um andern ist zebedenckhen was krafft vnnd tugent des altars sacra- 
ment wiirche. Wissenlich ist, daz all menscblich geist vergifft vnd zerstraeet 
seinn durcb gemainen leib Ade. Deszhalh vnser notturfft eruodert daz wir ge- 
haylt werden vnd widerumb zesamen koemen in airnrn anndern leib. Derselbleib 
ist Crislus vnd sein sacrament vnderdes prots gestallt. Dasselb himelprothatkrafft (a) 

( 2 In derh oben angezeigten Werke sagt Berthold nach dem hi. Augustin: ,,Christus wirdt 
genossen vnnd lebt dannoeh, vmb das er ist vom tod erstanden. Nach derselben vrstend mag 
sein bluot nymmer getailt werdenn vom fleisch noch sein sele vom leib, \vie in seinem sler- 
ben beschehen aucb in der mess bey der.hosti vnd kelig bedeyt ist aber nymmer taetlich ver- 
bracht wirt. Dann,,nach der yrstend seinn des Herrenn fleisch vnnd pluot, leib vnd seele zu- 
sambt der gothait auff ewig zuoeinarider kommen riermassen, daz sy vnstisrblich vnd vnzertren- 
lich beyeinander beleiben, wesenlich im hymel vnd sacramentlich auff erdenn allenthalben in 
Yglichenn gesegenten hosiien vnd keligen." Cap. 23. . 1. Das Concil von Trient hat in der- 
selben Weise entschieden. Man vergleiche Sess. XXI. can. 1 3. 



486 NEWNVNDSEX1GIST CAPITEL. 

vnnd tugent, daz darein aller menschen geist moegen williklich kominen vnd sich 
daselbs miteinander verainen. Wie sy all in Adams leib wol natiirlich kominen, 
aber widerumb durcli denselben leib voneinander zertrent werden. Darumbhat 
Cristus das sacrament seines leibs aufgesetzt, daz dorjnn aller menscben geist wil- 
liklich solten zesamen kommen vnnd sich daselbs des kelich taylhafflig machen. 
Dann im kelicb koemen wir nit zesamen. Derselb ist wol von vnsern wegen vergos- 
sen. Deshalb wir daraws trinkhen sollen. das ist, vns des keHchs und leidens 
Cristi taylhafftig (b) machen, mit guoten gedancken, flcissigen werchen vnd an 
dechtiger betrachlung, sonderlich durcb empfahung des fronleibs Cristi. der mit 
seinem leib vnnd leiden fiir all menschen gnuoeg (c) than hat. Doch werden sei- 
nes verdienn die vngeschickten menschen, besonder siindig taeter, .nit taylhaftig. 
Darumb sprach Cristus vor seinem sterben. Dits ist mein kelich der fur vil (d) 
(nit fiir all) vergossenn wirt zuo ablas der siind. Wer den kelich gleich leiblich 
nit empfaecht, der wirdt dannoch dadurch nit awsgeslossen von aynikait cristen- 
lichs leibs noch entsetzt des verdienn vnd pluoefs Christi. Dann der priester (e) 
in der mess an stal der kirch, newsst den kelich fiir alle christenliche glid, beson- 
der fiir jheo die der mess taylhafflig seinu. Solhes nyessehs moegen sich all 
frumm cristen troesten vnd erfreyen. 

(a f krafft. sieh. . 1. a. et sieh 68. $. 2. a. (b J taylhafftig. sieh. . 3. b. et 
sieh. 3. . 10. f. (c f gnueg. sieh. 55. . 1. d. (d ^ v ^. Marci. 14. im 5. 5- c. 
et sieh. 65. . 5- h. (e ^ priester. sieh. . 3. e. et im . 5. f. et im 71. 5. 4. e. 

V. ^ Yetzbestymbte maynung wirt verstanden aws disen wortten Pauli. 
Der benedeyt kelich (a) ist die gemainschafft des pluoets cristi. das prot, so wir 
prechen (b) ist die gemainschaft des leibs Cristi, dann vnser vil (c) [nemblich all 
cristen) seinn ain prot vnd ain leib, nachdem wir all ainsprols taylhaftig werden. 
Gleich als sprech Paulus. Die speisung des pluols, oder trinckhen den kelich, ist 
vnnsers haylers Jhesu cristi. Des prots speisung ist jhener die mit Christo veraint 
seinn vnd gemainscbafft haben Paulus spricht nit, daz wir seinn ain kelich oder 
ain wein, sonder ain prot vnd ain leib. Das isl, vnser geyst sollen veraint sein 
imm leib Cristi vnd dadurch seines leydens vnd pluoets taylhafftig werden. Also 
ist der kelich gewident zuoerwerben das verdienn Christi, vnnd nit zuouerainen die 
menschlichen geist, darzuoe des prots hostia dient. Darumb ist der kelich ausser- 
halb der mess nyemandts zeraichen, sonnderallain durcb den priester in der mess 
zewandeln vnnd zenyessen. zuo gedenckhen vnnd zuo erfrischen daspluoetuergies- 
sen vnnd zuoerwerben das verdienn Cristi. Daneben die vmbstaender zebewegen, 
domit sy in jrcr gedechtnuss das leiden Christi betrachten (d), daz auch mpniklich, 
wem die mess zuo statten koemen mag derselben messfrucht (e) vnd des verdienn 
Cristi gnad erlange. Solh gotlich banndlung vnd sacramentlich opfer muoes die 
kirch auszrichten allaindurch die priester (f) als Jr gesandt diener, die von Christo 
in der weych zuo der mess gewident seinn, ( 3 ) 

(a ^ kelich. 1. Corin. 10. in med. calix benedictionis. im .6. a. (b ^prechen. 
im . 6. f- (c ^ vil. sieh. . 4. d. et im . 8. k. (d 5 betrachten. sieh. . 2. g. 
(e 5 frucht. sieh. 62. . 2. a. (f ^ priester. sieh. . 4. e. et sieh. 62. g. 4. d. 

VI. f Daz der kelich (a) ausserhalb der mess nit zeraichen sey, des ist ain 
Exempel (b) vnser herr Jesus Cristus. der allain vnder seiner mess, das ist am 

( 3 Die ausfiihrliche Darlegung und Entwickelung der Stelle des hi. Paulus hat Berthold 
in seinem Kelchbiichlein gegeben. cap. 26. 



OB DER KELICH AWSSERHALB DER MESS ZUOEMPFAHEN SEY. 487 

abentessen, do er sein junger zuo pischof gemacht, das sacrament vnder bederlay 
gestallt selbs genomen vnnd nachmals sein junger vnd sonst nyemants domit ge- 
speist, sonst auch nyndert, ausserhalb desselben abentessen, den kelich geraicht 
bat. Des zuo gedechtnuss pfligt die kirch auch nyemandt anderm, ausserhalb des 
celebranten, den kelicb zeraicben dann den pischofen in jrer consecration. Do 
Cristus sein junger am ahentessen vnder bederlay gestallt gespeist, bat er sy des- 
selbenmals zuo pischof (c) geweicht. Jnen gwallt geben auch mess zehalten, desz- 
gleichs ander priester zeweihen. Des zuo gedechtnusz noch hewt cristenliche 
kircb im gebrauch hat wo pischof consecrirt werden, daz dieselben newen pischof 
mitsambt dem weichpischof all miteinanderain mess volbringen. Derselb weich- 
pischof raicht auch daselbs den newgeweichten pischofen das sacrament vnder beder- 
lay gestallt. Also haben wir vrsach. verstanden warumb in vnd nit ausser der 
mess zymlich sey vnder bederlay gestailt das sacrament zuoempfahen. des haben 
wir vil exempel von cristo der nur am abentmal sein sacrament vnder bederlay 
gestallt geraicht hat. Sonst allain vnder gestalt des prots. Demselben exempel 
pfligt die kirch nachzeuolgen vnnd aussethalb der mess allain des prots zegebraw- 
chen. Dann Cristus hat ausserhalb des abentmals den kelich nye geraicht, sonn- 
der daselbs zuo seinn jungern gesprochen, er wurde hinfiir nymmer trincken (d) 
vom gewaechs dits weinstockhs, bis auf den tag daran er solhes auf ain newes mit 
jntrinckhen wurde inseins vatern reich. Welh trincken vnd wort Cristi von dem 
sacrament des kelichs zeuersteen seinn. Denn sonst ausserhalb des abentessens 
hat Cristus des prots sacrament, on den kelich, offt geraicht. Ainsten zuoEmaus(e), 
do er das prot in sein hand genomen, gesegent, geprochen, vnd zwayen seinen 
jungern gabe. Darnach ist er vonsluridan aus jren augen verschwunden. Dabey 
zeuersteen, daz er jnen den kelich nit geraicht hat. vnd bey protprechen (f) ist 
aigentlich zeuersteen der leib Cristi, nach awslegung Pauli. 

(a f kelich.. sieh. . 5. a. (b ^ exempel. Johan. 13. post prin. sieh. 19. . 4. c. 
et im .' 9. f. (c f pischof. sieh. 17. . 13. e. et im 95. . 4. e. (d J trinckhen. 
Mat. 26. Marci. 14. non bibam de hoc genimifle vitis. (e f emaus. Luce. 24. ^f ^ 
prechen. 1. Corin. 10. in med. Panis quern frangimus participatio corporis domini 
est. sieh. . 5. b. et im g. 7. e. et . 11. e. et sieh. 62. . 1. c. 

VII. f Zum andern ist glawblich daz Cristus alien aposteln das sacrament 
vnderm prot geraycht, do er jnen gepoten, sy solten kornmen vnd das frueemal (a) 
cssen. Daselbs hat er das prot genomen vnnd jnen gegeben, on zweifel seinn leib 
vnnder gestallt des prots , daselbs beschiecht kain meldung vom kelich. Sonnder 
bey dem frueemal ist zeuersteen die speysung des prots auss^rhaib der mess, wie 
bey dem nachtmal verstanden wirt die mess vnnder bederlay gestallt. Zum drit- 
ten als Jacobus nach dem sterben Cristi verredet bet nichts zeessen bis Christus 
vom tod widerumb erstueende. Jst jme der herr erschinen, hat das prot geno- 
men, gesegent, geprocben vnd Jacobo geraicht, sprechend zuo jme. Bruoeder du 
soldest essen, dann des menschen sun ist yetz von todcn erstanden, hat nichts ge- 
sagt vom kelich. Dise maynung bekennt Jeronimus in ainem gewissen hebreischen 
ewangelj aufgescbriben zesein. ( 4 ) Dariiber gibt Paulus zeugnuss in seiner epistel (b), 

( 4 Die Stelle flndet sieh bei Hieronymus in seinem Buche: de viris illuslribus. cap. II: 
,,Dominus autem cum dedisset sindonem servo sacerdotis, hit ad lacobum et apparuit ei. 
luraverat enim.Iacobus, se non comesturum panero ab ilia hora, qua biberat calicem Domini, 
donee videret eum resurgentem a dormientibus (vel a mortuis). Rursusque post paululum: 
Afferte, ait Dominus, mensam et panem. Staliuique additur: Tulit panem et benedixit ac 
fregit et post dedit lacobo, Justo, et dixit ei: Frater mi comede panem tuum, quia resurrexit 



488 NEWNVNDSEXIGIST CAPITEL. 

daz Cristus Jacobo besonder crschinen ist. Daneben hat derselb Paulus, ausser- 
halb der mess, bemelt sacrament allain vnder dcs prots gestalt geraicht, do er 
sein mitgeferlen (c) gepeten, jncnsclbszuo hayl die speis zuoempfahen, erhat auch 
in sein hand genomen das prot vnd in jrer aller angesichtgot gedanckht. das prol 
geproehen vnd dasselb zenyessen angehebt , nachmals seinen mitueferten geraicht, 
daselbs stet nichfs vom kelich. Deszgleichs baben all apostel (d) gethan , wie in 
jren geschichten erscheint, daz die cristglawbigen verharrt haben in der apostel 
lere, auch in speysung vnd prechung des prols, das ist in ausztailung geystlichcr 
speis, vnd geschiecht gar kain meldung vom getranckh odcr kelich. Darauf ist in 
der kirch geordent, daznumals. in vnd ausser der mess das himlprot geraicht \virt. 
Wie die schrift spricht Got hat dir zup speis das himelprot (f) geben, das dir vnd 
deinn vaettern, das ist, im altengeselz, vnbewisst was, domit er dir erzaig daz der 
mennsch leb nit allain im prot (dabey ist zeuersteen leiblich prot (g) ) sender in 
allem wort (h) das vom mund gottes auszgeet. Dabey ist zeuersteen das sacra- 
ment des prots Cristi. der ausgeet von got in ewikait. 

(a ^ fruemal. Johan. 21. in med. Venitc et prandele. sieh. 62. . 1. a. etsieh. 65. 
. 4. g. (h f epistcl. 1. Corin. 15. in prin. deinde visus est jacobo. (c f geferten. 
actu. 27. ant. fin. rogo vos accipere cibum pro salute vestra. (d f aposlel. actu. 2. 
in fin. im . 9. a. (e f prechung. sieh. . 6. f. et sieh. 62. g. 1. g. (f f himelprot. 
deu. 8. in prin. dedit tibi cibum manna quern ignorabas tu et patres tui. im . 

10. i a. (g f prot. sieh. 28. . 3. b. et im . 8. a. (h ^ wort. Mat. 4. in prin. sieh. 

11. 5- 8. a. 

VIII. J On natiirlich prot (a) moegen wir leiblich nitleben, wie wiron wein 
leben moechten. Dasselb wirt antzaigt mit worten vnd werchen christi, der mil 
ffinf (b) proten on wein gespeist vnd gesettigt bat fiinftausend menschen. Dieselb 
speisung isl ain figur (c) daz des prols sacrament on den kelich gnuogsamlichspeise 
all menschen. Daraws hat der herr vrsach genomen nach beruerter speisung vil 
zesagen von nyessung seines fleisch (d), das Er prot genent, vnd daneben gesagt. 
das war prot, so von himel steygt, gob das leben der weld, vnd wer von dem- 
selben prot esse, der werd nit sterben (e). Hiebey thuoet christus kain meldung 
vom wein, sonnder er spricht. Gotes prot steygt von himel vnd gibtder weld das 
leben (f). vnd ich bin das prot des lebens vnnd das lebenlig prot so von himel 
gesligen. Jtem das prot so ich gib fur der weld leben, ist mein fleiscb. Dann 
adams fleisch ist durch sein sel vergift on vergiessung seins pluoets. Also baylt 
christus dein sel on den kelich. Auf das hat vns jhesus gelernt zepetcn vmb vnn- 
ser taeglich (g) prot, nit vmb wein, on dene vnd nit on prot wir leben moegen. 
"Vil lewt haben all ir tag kainn wein getrunckhen vnd dannoch gelebt. Darumb 
hat got vnnd die kirch notdurflige geistliche speis, ausserhalb der mess zegebrau- 
chen, aufgeselzt vnder gestalt allain des prots. Domit yeder mensch verstee, wie 
hungriger leib mit leiblichem prot gespeisst vnd ernert werden muoes vnd des 
prots (h) nyemants natiirlich geraten mag. also sol hungrige durftige sel ir geist- 
liche speis vnnd notdurftige narung suechen im prot christi, nemlich im sacrament 
vnder des prots gestallt. Dermass hat es die kirch herbracht vnd biszher gehal- 
ten. Angesehen das paulus beuolhen hat, das osterlamb (i) zeessen in sueessern 
prot dcr rainikait vnd warhait. Dann vnser vil (k) vnd wir all, so des ainigen prots 
tailhaftig werden, seinn nur ain prot vnd ain leib. Hiebey in osterlicher speisung 

Filius hominus a dormientibus." Fabricii bibliotbeca ecclesiastica. torn. I. pag. 25. tfber das 
Hebra'er Evangelium vergleiche denArtikel: Apokryphen-LiteraturimKircheDlexilionvon Wetzer 
und Welte. 



OB DER KELICH AWSSERHALB DER MESS ZUOEMPFAHEN SET. 489 

meldet paulus allain das prot vnnd nit den kelich. Darawf etlich pischof vnnd 
priester vor zeiten bewegl geweseii seirin, sich des kelichs in dcr mess auch zuo- 
enlslahen. Dawider aber papsl Gelasius (1) geschriben, wie im decret befunden. ( 5 ) 

(a J prot. im h. et sieh. . 7. g. . et sieh. 28. . 3. b. (b f fiinf. Johan. 6- 
post prin. sieh. 58. . 8. a. (c f flgur. sieh. 64. . 3. a. (d f fleisch. Job. 6. in 
med. (e j stcrben. sieh. 67. . 8. f. (f f leben. sieh. 67. - 8. c. (g ^ taglich. 
Mat. 6. sieh. 68. . 9. k. (h f prots sieh. a. et sieh. 58. .. 8. b. et 68- . 4. i. 
(i f lamb. 1. Cor. 5. epulemur in azimis sinceritatis et veritatis. sieh. 64. . 5. i. et 
im 94. . 13. f. (k ? vil. 1. Cor. 10. vnus panis raulti sumus. sieh. . 5. c. (I ^ 
gelasius. de cons. dis. 2. comperimus 

IX. f Dagegen wirtdurch etlich vncbristen fiirgeworffen, daz in ersterkirch 
(villeicht n'ach derApostel (a) abganng die nur vnderm prot gespeisl baben) etlich 
ander alt vaetcr zuoegelasscn haben zespeisen die layen in bederlay gestalt. Dar- 
aof ist anlwort. Nyndert wirt befunden daz weder durch got noch durch die kirch 
den layen ye gepoten sey den kelich zuocmpfahen. Obgleich erscheint, daz an 
etlichen orten vorzeiten gwonhait oder geprawch gewesen sey, den kelich ausser- 
halb der mess zeniessen , kan doch anfang oder grund solhes gebrauchs nit ange- 
zaigt werden Vorzeiten ist on zweifel nit allenthalben wol bewisst gewesen ob 
^ 7 nder beder gestalt sacrament zeraichen not sey oder nit, welher zweifel awsmm 
ewangeji johannis (b) geflossen. Nu ist in z weiflicben (c) sachen der gewisser weg fiir- 
zenemen. Deszbalb bemelt altvaeter, villeicht vermainl haben gewisser zesein etwas 
vbrigs zuozelassen dann etwas notturftigs zeuersawmen, bis solang durch heiligen 
geist gemaine kirch der warheit hierinn erjnndert ist worden. alszdann hat sol- 
her zweifel vnd empfahung des kelichs awfgehoert. Die ander vrsach moecht sein, 
daz zuozeiten der inartrer das sacrament im kelich geraicht sey, von wegen des vn- 
schuldigen pluots so dieselb zeit die martrer (d) vergossen haben , bis solang die 
christen befridt. Darnach ist on zweifel die kirch durch heiligen geist erlernt 
des kelichs awsserhalb der mess vnnot zesein. Dariiber numals aws beuelh, oder 
gwonhait (e). vnd glawblicb aus eingebung heiligs geistes in gemainer cristenli- 
cher kirch die kelicb raichung widerumb abkomen vnd biszher aufgehoert hat, 
angesehen die obberueerten wort, werch vnd exempel (f) christi. 

(a *f apostel. sieh. . 7. d. (b f johannis. . ant. fln. sieh. . 3. a. (c J in 
zweiilichen. tutior via est eligenda. (d f martrer. sieh. 1, . 7. g. (e f gwonhait. 
sieh. 17. . 4. a. (f <$ exempel. sieh. . 6. b. . 

X. f Daneben hat auch die kirch bedacht etlich geuerlikait die in raichung 
des kelicbs zebesorgen seinn, nemlich daz dasselb sacrament vnnder des weins ge- 
stalt nit lang on nachtail bchalten noch ferr aetragen, noch on verschiittung leicht 
geraicht mag werden. Aus denen vnd mer anndern vrsachen ist in etlichen Con- 
cilien betracht vnd ratlich beslossen, daz awsserhalb der mess der kelich nyemants 
geraicht werde. Das ist bedeyt im allten gesefz (a), dorinn allain die priester vom 
weinopfer getrunckhen haben. Darawf ist gemainklich in gantzer kirch des ke- 
licbs empfahung awsser der mess biszher vnderlassen, wie dann noch der kirch 
loblicher gebrauch ist. Awszgenomen wo dewfel seinensamen saeet, alsbey krie- 

( 5 Der Gebrauch unter einer pder beiden Gestalten zu communiciren war vor dem Decrete 
des Gelasius frei gegeben, wie wir aus dem Canon: comperimus, ersehen. Comperimus quod 
quidam sumto tanlummodo corporis, aCalice sacri crupris abslineant; qui procul dubio, quo- 
niam nescio qua superstitione docentur obstringi, aut Integra Sacramenta percipiant, aut ab 
integris arceantur: quia divisio unius ejusdemque mysterii sine grandi sacrilegio non potest 
provenire. Die Griinde, warum die Kirche verboten hat, unter beiden Gestalten die hi. Com- 
munion zu empfangen, gibt der romische Katechismus an. 1. c. q. 64. 



490 NEWVNNDSEXIGIST CAPITEL. 

chen, Behaim vnd yetz bey etlicben tewtschen, die sich fraeuenlich vndersteen den 
kelicb zuoerapt'ahen awsserhalb der mess, zuo yerachtung der kirchen gepot vnnd 
jnenselbs zuo verdamnuss. Cbristus verspricht das ewig leben nit vtnb des kelichs, 
sender vmb des birnelprots empfahung. Do er sagt. Gottes prot ist das von hi- 
mel (a) herabsteygt, auf das jhener, der dauon isst nit sterbe. item wer von mir 
isst, der wirt leben von meinen wegen. diss ist das prot von himel komend, wer 
dauon isst, der wirt leben in ewigkait. Jtem jch bin das prot des lebens, wer z\v 
mirkumbt, den hungert (b) nit. Wer in michglaubt, dendiirsst nymmer. Merckh 
dits himelprot geetfur hunger vnd fur dursst. (c)."( 6 ) Daraus zeuersteen, daz son- 
dern personen des kelicbs empfahung vnnot ist. Danri in der schrift wirt vmb des 
kelichs niessung nit versprochen annders dann daz der kelich vergossen werde zuo 
ablas der siinde fiir gantze kirch. an slat derselben empfaecht der priester vnder 
der mess des kelichs sacrament zuo gedechtnuss'vnd figur, daz christus sein pluoel- 
uergiessen vnd verdienn seiner kirchen mitlailt. 

(a f gesetz. Nu. 6. in fin. Deu. 32. post med. (a f himel. Johan. 6. ant. fin. 
sieh. . 7. f. et sieh. 62. . 7. e. (b ^ hungert. Job. 6- in med. qui venit ad me 
non esuriet. sieh. 4. . 12. e. (c f durst, sieh. 10. . 12. i. 

XI. ^ Darawf ist entlich zebesliessen. Wann des altars sacrament in der 
mess als ain opfer (a) gehandelt wirt. alszdenn hat dasselb allain der messpriester, 
an slat der kirch, zegebrauchen vnd zeniessen vnder beder gestalt prots vnd weins. 
Wann aber solb sacrament, als ain testament (b), begert wirt, alszdenn ist es zerai- 
chen vnder des prots, nit vnnder des weins gestalt. Deszgleichs so es empfangen 
wirt als ain pande der lieb vnnd ainigkait. .Item zuo esterlicher oder annderr zeit 
fur geistliche speis vnd narung (c) oder in kranckaiten zuo guotem gefert dort- 
hin (d) zefaren. Jn solhen vnd dergleichen faelen sol die speisung beschehen nur 
vnder des prots gestalt. Dieselb hosti ist das geprochen prot, von dem offt in 
der schrift meldung bescbiecbt, vmb das es vnder cbristglawbigen awsgetailt wirt 
ausserhalb der mess, wie in paulo steet. das prot, so wir prechen (e), ist gemain- 
schaft des leibs christi, dann vnnser vil seinn nur ain prot vnd ain leib, dieweil wir 
all aines prots tailhaftig werden. .Daneben bedeyt des prots hosti mitsambt dem 
kelich, das opfer vnd pluoet christi, das am krewtz vergossen vnnd in der mess 
widerumb zuo gedechtnuss gefuert wirt. Derselb kelich vnd opfer ist awsserhalb 
der mess nyemants zeraichen , sender yeglicher sol got pitten , daz er durch die 
mess als durch ain gedaechtnuss des leiden christi, desselben leidens vnd kelichs 
tailhaftig werde. 

(a f opfer. sieh. 65. 2. b. (b f testament, sieh. 65. .. 1. a. (c J narung. 
sieh. 58. . 7. m. (d f dorthin. sieh. 58. . 10. 1. (e <j prechen. 1. Cor. 10. 
sieh. . 10. f. 

( 8 In der ijbersetzung ist ein Zusatz eingeschaltet, der also lautet: quoniam Christus to- 
tus sub utraquc specie continetur. Qui ergo sub specie pariis communicat, Christum cum 
corpore et sanguine recipit. Crebro legitur, quod Judaei hostiam consecratam malitiose per- 
foueraverint et inde sanguinem stillasse: In signum sanguinem contineri sub specie panis. 



SIBENTZIGIST CAPITEL VOM SACRAMENT DER PUOES. 491 
SIBENTZIGIST CAPITEL 

voiit Sacrament der puoes. 

I. Puoes ist zwayeriay. aine sacramenllich die dern sacrament anhengig (a) 
vnd zuoegehoerig. Die anderist rechtlich aufgeladen'oder williklich angenomen 
vnd ist dem sacrament nit zuoegchoerig, aber anbengig. Von derselben puoes 
seinn hernacb geselzt drew (b) capill. Anfangs wil icb sagen von sacramentlicher 
puoes, die ain artzeney ist, wider andern fal (c) vnd new wunden der getauften 
menschen. Zuo vnderricht ist zemerckhen auf leiblich leben, bey deme geistlich 
lehen(d) verstanden mag werden. Wie der mensch aws nichte faeschaffen vnd 
leiblich geporen, nachrnals vogtbar vnd ernert wirt. Zuo zeiten felt er inscbaeden 
oder in kot, dafiir er artzeney nemen oder pflaster brawehen oder sich waschen 
muoes. Also in geisllicbem leben wirt menschlicher geist, derimanfanngzenich- 
tig ist, durch gottes vorlawfende gnad gehebt aws nichtigem wesen zuo guotem 
vnd widerumb geistlich geporen durcb die tawf. Darnach in der firmung bekreff- 
tigt vnd mit dem leib christi gespeist vnd ernert. Yefzbemelte drew sacrament 
waeren zum bayl gnuogsarn, souerr der mensch nach seiner tawf inkainsiind mer 
fiele. Jn mass kainer artzeney not wurde, souerr der menscb nacb seiner leib- 
licben geburd vntadelhaft belibe. Dieweil aber die menschen in vilkranckaitvnd 
schaeden fallen, deszbalb seinn artzeney erfunden zuo erstattung des gesunts vnnd 
zuo rettung leiblichs lebens. Dergleich hat christus eingesetzl (e) die puoes als 
geistliche artzeney wider siindig schaeden vnd geistlich kranckait, darein die men- 
schen nach irer tawf taeglich fallen. Doinit sy widerumb zuo geistlichern gesundt 
erhebt vnd vor ewigem tod errett werden. 

(a f anbengig. im 71. . 1. h. (b ^ drew, im 74. et 75. et 76. per to. (c ^ fal. 
sieh. 32. . \. b, (d f leben. sieh. 61. 5. 1. a. . (e \ eingeseczt. Luce. 13. in prin. 
im . 3. e. et . 4. p. et sieh. 3. . 6. a. et sieh. 42. . 6. m. et 58. . 11. d. 

et . 7. f. 

II. f Wer nu aws siindigem muoetwill verleusl sein geistlich leben vnd gnad 
gots die er im tauf erlangt het, der mag von jmselbs dieselb verloren gnad riymer 
erraichen noch von geistlichem tod awlsteen, als wenig er sichselbsvonleiblichem 
tod erkiickhen moecht. Nachdem aber getawfFter menscb worden ist ain glid(a) 
christi der noch sein hawp ist. wiewol er durch sein siind ain versert vnd halb- 
tod glid worden, mag doch dasselb versert glid (dieweil es nocb vom leib cristen- 
licher kirch nit gar ist abgesniten) von christo als seinem hawp, guot einfluss (b) 
empfahen. Dadurch er gesund vnd gnad, so er verloren het, widerumb findet. 
Doch daz der mensch seinn freyen willen zuo got kere vnd sich darnach schicke 
awf das er fahig (c) sey der vorlawffennden gnad gots, dadurch er koeme zuo sa- 
cramentlicher artzeney die jm got fiirlegt. Dergeslalt seinn zuo awfhehung der 
siind zway notdurftige, ains ist fiirkomendegnad vnd hilf gottes, die im anfangnye- 
mants verzigen wirt, sonder aim yeden vor der tiir (d) steet. Darzuoe gehoert 
das ander, nemlich daz sich der mensch zuo solher gnad ziehen (e) lasse vnd seinn 
freyen willeu nit von Got kere, dadurch er gotlicher gnaden vnfahig wurde, sonn- 
der daz Er in sich got freylass gnediklich wiirchen. Wie got ainn menschlichen 
leib lebentig macht so er mitglidmass vnd andern sachen in muoeterleib formiert 
vnd natiirlich geschickt ist, also macht got den todsiinder widerumb lebenlig so 



492 SIBENTZIGIST CAPITEL 

er sieh freywilligklich in muoeter christenlicher kirch darnach schickt domit er 
gotlicher gnaden nit vnfahigsey, sonst fleust gotliche gnad nit in widerwilligen 
sunder, sonnder derselb bleibt geisllich tod. Darawf hat christus geordent die 
puoes, als ain geistliche artzeney (f) wider den sundigen vngesunt, geprechen vnd 
wunden der menschen, die nach irem tauf taeglich fallen, vnd dadurch todlich kranck 
werden vnd gottes huld verlieren. 

(a f glid. im . 4. f. et sieh. 60. . 8. d. et im 81. . 5. c. et 83. . 7. c. et im 
90. . 2. d. et p. (b f einflusz. sieh. 28. . 5. h. et im 90. . 2. c. (c f fahig. sieh. 
18. 5. 7. h. (d 5 tiir. apo 3. sieh. 43. . 7. k. (e ^ ziehen. sieb. 60. $. 3. h. (ff 
artzeney. im . 9. f. et sieh. 60. . 13. a. 

III. * Wiewol die puoes den vngetawften (a) kain sacrament, jst inen dan- 
noch die puoes notturftig vnd deszhalb gepoten (b) alien menschen getaufften vnd 
vngetawften puoes anzenemen. Wie dann Johannes vor dpr tawf in gemain ge- 
predigt hat. Jr solt puoes thuon dann das himelreich nahet herzuoe. Dieselb 
gemain puoes ist, so den menschen jnwendig gerewt ichts gethan zehaben daran 
er missuallen hat. Solhe puoes oder gerew, ist jnwendig vnd von natur (c) aber 
kain sacrament, sy mag vnd sol vor der tauf vnd von vnglawbigem beschehen. (- 1 ) 
Ja ain awfrechter mensch sol nymer awfhoeren sein missetat zeberewen, vnd 
alszofft jme dieselben im gedanckh furkomen, albeg daran ainn smertzen (d) vnd 
vngeuallen haben auch dariiber ain puosz williklich suechen. Dieselb willig puosz 
hat Johannes tauffer vnd nach jm christus selbs gepredigt (e) vnnd gepoten, nach- 
mals dursh die apostel vnnd durch die kirch sacramentliche puoes awfgesetzt. 
Dann natiirliche rew oder leiblichen smertz empfaecht ainer nach seiner poesen 
tat, villeicht nach der vnkeyscb oder nach aimm todslag oder nach ainer andern 
belaidigung so er zuogefue'gt hat seinem nagsten, den er nu im ellend siehet vnd 
dariiber aws natur trawert (f). Dieselb trawrikait vnd smertz stet nit in vnnserm 
willen noch rnacht (g). Deszhalb hastu dorinn khain verdienn bis Ju solhen na- 
iiirlichen smertzen geduldiklich leidesl vnd daneben williklich (h) vber dein vnge- 
rechte tat trawrest, alszdenn wirt dir dieselb natiirlich trawrigkait verdinstlichals 
ain wilkiirliche puosz, die on deinem willen stet vnd in dich nit aws natur, sender 
aus gotlicher hilf (i) vnd gnad fleusst. 

(a ^ vntawften. sieh. 59. 3. f. (b f gepoten. Mat. 3. et Luce. 3. in prin. poe- 
nitentiam agite. im e. et im . 4. p. et im 77. . 2. f. (c J natur. sieh. 25. . 4. a. 
et im 73'. . 1. b, (d f smertz. im 72. . 1. b. (e f predigt. Mat. 4. in med. Luce, 
13. in prin. .sieh. b et sieh. . 1. e. (f f trawerl. sieh. 46. . 7. h. et im. 73.' J. 1. 
b. (g 5 machl. sieh. 35. . 1. d. (h ^ williklich. sieh. 53. . 4. a. et im 72. . 1. c. 
(i f hilf. sieh. 24. . 9. f. et 43. J. 1. g. 

IV. ^ Vnser herr vnd bailer jhesus ist vnser geistlicher artzt (a), der vns 
jnwendig an vnsern selen ertzent durch auswendige sichtige zaichen(b) vnnd leib- 
lich materien der sacrament, die mit empfindlichen werchen vnd vernemlichen 
worten anzaigen was jnwendig an den sclen geistlich geworcht wirt. Awsge- 
nomen die puoes bat an slat leiblichermateri(c). awswendigevernemliche wort (d), 
als sichtige leibliche zaichen vergebung dersiind, so gotliche gnad wiircbt jnwen- 
dig im menschen. Derselben wort seinn zwey (e). ains ist imindliche peicht, da- 
durch des peichtsuns jnwenndige rew vnd awslreibung der siind angezaigt werden. 
Das ander wort ist des peichtvalers absolution, dorinn angezaigt, daz got den men- 
scben von seinn siinden erledigt vnd jm darauf gnad verleicht. Dadurch wirt 

(.* Eadem tamen contritio non sacramentum sed naturalis dolor est etiam ante baptismum 
necessarius, xibersetztBerlhold. . 



VOM SACRAMENT DER PUOES. 493 

widerbracht das glid (f), so in der tawf der kirchen angewachsen, aber darnach 
widerumb versert was durch die todsiind als ain feind gots vnd des menschens, 
denselben feind (g) sol der mensch hassen vnnd durch die puoes aws dem haws 
seiner gewissen treiben mit gedancken, worten vnd werchen, das ist, der mensch 
sol in jmselbs die siind als seinen feind (der in getoett hat) suechen, fleissiklich bc- 
dencken vnd betrachten was er gesiindigt hab, darnach mit gwalt sichselbs yeben (h) 
vnd die begangen siind mit rew stechen vnd slahen auch mit worten durch miind- 
liche peicht (i) verralen, zuolesst ains vrtaits (k) gewarten, benentlich des ablas. 
Dariiber mit awfgesetzter vnd angenomener puoes, den vnflat, so die siind hinder 
jnen gelassen haben, fleissiklich auszkeren vnd vmb die schuldcn, so er deszhalb 
gotlicher gerechlikait zethuon ist, nach seinem vermoegen gnuogthuon. Vnd was 
wir nit vermoegen (als dann vnser thuon klain ist) dasselb lassen erstatten (1) mit 
des p'riesters ablas. als mit dem beslus des sacraments so mit jm bringtgnad vnd 
. verdienn des leidcn christi. Augustinus (rn) spricht ( 2 ) Nyemant maghimlische(ri) 
gnad empfahen er sey dann eemais gerainigt von alien mailen. kainem wirt nach- 
gelassen die schuldig pen, er bezal dann etwas daran. Gotliche parmherlzigkait 
(o) wirt dermassen mitgetailt, daz dannoch die gerechtikait der zucht nit gar aus- 
geloschen sey. Darumb soldestu nit gedencken, daz yemants aus siinden zuo gna- 
den kome on ainich puoes. nachdem das ewangeli gepewt puoes zethuon, dasselb 
ewangeli vnd wort christi wurde verkert wann wir ew ablas on puosz versprae- 
chen, das cristus selbs versagt sonder zuo vns spricht, thuoet puoes (p). 

(a ^ artzt. sieh. 58. . 2. c. (b ^ zaichen. sich. 59. . 6 a. (c f mater-i. sieh. 
58. . 6. d. (d f wort. sieh. 59. . 7. a. (e 9 zway. im 71. . 5. a. (f % glid. sieh. 
. 2. a. et sieh. 59. . 2. b. (g 5 feind. sieh. 20. . 8. b. (h ^ ycben im . 9. a. 
et sieh. 60. . 13. c. (i f peicht. im 73. . 1. a. (k f vrtails. im 71. . 4. g. et im 
73. 15. a. (1 ^ erstatten. im . 9. d. et sieh. 4. . 2. c. et 54. . 10. 1. et im 71. 
. 5. e. (m ^ augustinus. de pen. dis. 1. non pptest. c. nullus. c. neminem. et c. 
agile, et c. voluissent. ct c. non sufficit. (n ^ himlische. sieh. . 5. d. ct >ieh. 60. 
. 6. d. (o J parmhertzig. Psl. 84. sieh. 54. . 12. a. (p ^ pues. math. 4. in med. 
poenitentiam agite. sieh. . 3. b. et sieh. . 1. c. et im 73. . 2. b. 

V. ^ Puoes ist die ander tafelchristenlichs schefs, von derobsteet (a), dieselb 
tafel sacramentlicher puoes hat drey (b) staffel, benenntlich rew jnwendig im 
hertz, peicht heruor im mund vnd ablas des priesters. Daran der mensch hin- 
auf steygen sol zum leiden vnd verdienn cristi, des er alszdenn tailhaftig wirt 5m 
sacrament, dadurch crislus wiircht. Aber auf diser andern tafel ist hcrtter vnd 
geuerlicher aufzesteygen, dann auf erster tafel, nachdem im tawf ain mensch (der 
von got abgetailt gewest) gantz (c) erledigt vnd veraint wirt mit christo. Desz- 
halb jme das gantz leiden christi mit sambt himlischer (d) gewiszhait, dermassen 
mitgetailt ist als hiet erselbs geliten. Dadurch yrne alle mayl abgewaschen vnnd 
schulden vergeben seinnalsaimm newgeporn kindel. Wann nach dem tawf der 
mensch widerumb in siind felt, wirt er von christo (e) vnd seimm verdienn 
widerumb geschieden. Deszhalb er ain schuldner(f) ist nit allain ewiger ver- 
dambnuss, wie er vor dem tawf gewest, sounder auch zeitlicher (g) straff mitsambt 
seiner vermailigung. Welh mayl vnd schuld wol im tawf (h), aber nit in der 
puosz abgewaschen vnd nachgelassen werden. Dann in der puoes beschiecht kain 

( 2 In seiner Ubersetzung hat Berthold noch eine Stelle aus Chrysostomus beigeselzt, die 
sich ebenfalls bei den obigen Stellen aus Augustin im Corpus juris befindet. Nemo potest 
gratiam dei accipere, nisi prius purgatus fuerit ab omni sorte peccati per poenitentiae con- 
fessionem, per donum bapiismi salularis. De poenit. dist.I. c. non potest. 



494 SIBENTZIGIST CAPITEL, 

. i - - . 

abwaschen, sonder ain vergebung der siind vnd aufhbeung ewiger straff, aber nit 
zeitlicher pein vmb die mayl vnd schulden. Das wirt bedeyt mit awswendigen 
zaichen (i) beder sacrament, wie hernach volgt. 

(a f obstet. sieh. 60. . 14. a. et ira 90. .9. e. (b ^ drey, im 7.1. . 9. a. 
(c ^ gantz. sieh. 60. . 1. e. (d ^ himlischer. sieh. .. 4. n. et im . 6. d. et sieh. 
55. . 5. k. (e J christo. sieh. 36. . 12. c. (f f schuldner. im . 7. f. et im.73. . 
9- b. (g J zeitlicher. im 74. .3. h. (h-J tawf. sieh. 52. . 4. f. (i f zaichen. 
sieh. 59. . 6. a. 

VI. * Das tawfwasser gibt anzaigen, daz dem getawfften angelegt wirt das 
wasser (a) so aus des herren seytten gerunnen ist zuo abwaschungaller siindigen 
inayl, nach mass des vnermeslichen verdiens christi, als ainer gnuogsamen froemb- 
den (b) hilf. Also werden im tawff all (c) siind mil sambt siindigen schulden vnd 
maylen aufgehebt vnd abgewaschen. Aber nit im sacrament der puoes, daselbs 
werden wol clurcb das leiden christi vergeben die siind vnd ewig pein, aber nit 
zeitlich schulden nocb mayl so die siind hinder jnen lassen. Deszhalb durch die 
puosz der himel (d) nit vonstundan (wie durch die tawf) geoeffent wirt, bissolang 
die schulden bezalt vnd die mayl abgewaschen seinn, das beschiecht souil der 
mensch durch aigen rew, peicht, puoes vnd guote werch, oder durch froembd 
hilf, des leiden cristi, tailhaftig wirt, Darumben jme zum sacrament der puoes 
vnd zuo abwaschung der siind, nit des froembden auswendigen elementlichen 
wassers, sonder des laides vnd rew, als des aigen jnwendigen geistlichen wassers, 
not ist. Wie magdalena than vnd des herren fueess mil aigen zaehern gewaes- 
sert(e) bat. Nach masz solhes jnwendigen wassers, das ist nach gelegenhait der rew, 
andacht, gotlicher lieb auch nach fleis awsweudiger werch, muoe vnd arbait, son- 
derlich nach belrachtung (f) des leiden cbristi, wirt vil oder wenig gnad vnd ver- 
dienn desselben leidens verlihen vnd an schulden nachgelassen oder an siindigen 
maylen abgewaschen, lawt des ewangeli (g). Wem vil siind vergeben seinn, der 
hat got vil lieb gehabt. Welhem aber wenig vergeben ist, der hat wenig geliebet. 
Der seines hertzens tiir mit rew vnd lieb gegen got weit oeffent, dem scheint hin- 
ein destmer liechts gotlicher Sonn (h). 

(a f wasser. im e. et sieh. 60. . 1. g. (b f frombden. sieh. 53. . 5. i. et im 
83. . 4. a. (c f all. sieh. 58. . 10. a. (d f himel. sieh. . 5. d. et im 74. . 4. b. 
(e f gewassert. Luce. 7. in fin. lachrymis rigauit. pedes eius. sieh. a et sieh. 2. . 
4. e. et im 72. . 8. e. et 83. . 4. i. (f f trachtung. sieh. 56. . 4. a. (g f ewan- 
geli. Luce 7. cui minus dimittitur, minus diligit. sieh. 50. . 2. 1. (h ^ sonn. sieh. 
21. . 8. g. . . 

VII. ^ Also werden in beden sacramenten puoes vnd tauf all siind vnd ewig 
straf aufgehebt. Doch in der tawf des mer, daz daneben dem getawfften, on 
sonder peicht vnnd puoes, vmbsonst (a) nachgelassen vnd abgewaschen werden all 
schulden, mayl vnd zeitlich straf, die zuo erstatten schuldig ist jhener der nach 
seiner tawf siindigt. Wie got den menschen vmbsonst erstlich erschaffen, alsobe- 
schafft erjn geisllich widerumb (b) vmb sonst im sacrament der tauf, vmb das er, 
durch sichselbs oder durch seinen doeten, dem ileisch vnd altem leben widersagt 
(c) vnd sieh got zuosagt. Dasselb gliibd ain siinder pricht, deszhalb er hertter (d) 
nach, dann vor, seiner tauf zestraffen ist. Nymwardaz getawffter siinder scherf- 
fer gepeinigt wirt dann vngetauffter, nachdem er ist erledigt gewesen vud durch 
die marter christi tewr(e) gekawfft. Deszhalb er mit seinen poesen taten, nit 
allain got seinen schopfer, sounder auch christum seiuen erledigef belaidigt vnd 
damit sein muetwillige vndanckberkait gegen dem herren ertzaigt, dadurch erfelt 



VOM SACRAMENT DER PUQES. 495 

in zwifache verschuldung(f), derhalb or recbtlich zwifache straf leiden sol, nem- 
lich ewige vnd zeitliche. Daneben bat getauffter sunder geprocben das verspro- 
chen gliib (g), so er'oder sein doet an seiner stat vor der tawf than hat, nemlich 
die siind zemeiden , des allten fleischs werch zevnderlassen, der weld pomp ze- 
fliehen vnd poesem geist zewidersagen , der kains er gehalten hat. Dadurch wirt 
er ain lugner vor got alsofft "er todlich siindigt. Aws solhem seinem vnballten 
wirt sein siind abermals besw'aer't vnd er destswaerlicher zestraffen. 

(a J sonst. im . 9. b. et sieh. 21. . 6. d. (b 5 widerumb. sieb. 4. . 10. m. 
(c f widersagt. sieh. 60. . 10. e. (d f hertter. im 5. 8. a. et sieh. 59. . 2. h. (e J 
tewr. t. Cor. 6. sieh. 60. (J. 9. g. (f f verschuldung. sieh. . 5. f. et im . 8. f. et 
sieh. 66. . 4. e. (g <f gltib. im . 8. d. et sieh. 52. . 7. e. et 60. . 8. k. et . 9. 
a. et im 73- 16. g. et im 81. . 5. b. 

VIII. ^ Nochmer vrsach seinn derhalb hertter (a) -vnd swaerlicber ist aufze- 
steen von siinden nach dann vor der tawf. Die lawf ist gesetzt den menschen 
zuoerledigen vom fal (a) der natur, darein er on sein willen komen ist, darumb 
ist gnuop. daz der mensch widersagt dem siindigon fleisch vnd rew (c) hab vber 
sein begangen wurchlich siind, die jme daneben auch vergeben werden in der tawf 
durcb das leiden cristi. Die puoes ist gesetzt zuoerledigen den menscben aus sei- 
nem aigen wil'igen fal, darein er vngenoett kornen ist, wider sein vorige erledigong 
vnd zuosagen (d) so er im tawf than hat. Darumbthuotnotdazer, zuosambtder 
rew, miindlich peicht vnnd puesse. Yemer er gesiindigt hat, destmersol erpuees- 
sen. Darnach wirl er erst auf ain newes tailhal'tig (e) des verdienn cristi in kraft 
des sacraments der puoes. Sonst wirt der sunder nach seiner tawf zwifach (f) ze- 
straffen, ainsten vnmaeslich vnd ewiklich. nach dem er mit seiner siind angetast 
vnd beiaidigt hat vnermeslichen ewigen got. Zuin andern sol siinder ain gemes- 
sene zeitliche straf leiden nach gelegenhait seiner missetat, die or an jmselbs, als 
an ainer gemaesen creatur, begangen, dann erhal sichselbs des stands der gnaden 
"entsetzt, sieh auch got genomen (g) vnd dem dewfel (b) geben. Jtem mer ain vr- 
sach warumb hertter aufzesteen ist vom fal der gnaden durch die puoesz, dann 
vom fal der natur durch die tawf. Ye oeffter ainer verwundt, ye sorglicher wirt 
er gebailt. die siind nach der tauf ist die graussam vnd poesist auch vnbaylsam 
wunden (i), von der im puoech der offenbarung meldung beschiecht. Jtem ye 
offterain vnderthan seinn herren beiaidigt, ye stronger gegen jme sieh der ht?rr er- 
tzaigt. Dann die verschuldung (obgleich die tat vergeben ist) laest albeg nach ir 
ain pfaestl, deszhalb der hefr dem taeter dester kaestiger ist auch der taeter dest- 
swaerlicher das ander dann das erst vbertreten vberwindet. 

(a f hertter. sieh. . 7. d. (b f fal. sieh. 59. . 2. g. Cc f rew. im 73. . 1. c. 
(d f zuesagen. sieh. . 7. g. (e f tailhaftig. sieh. 3. . 10. f. et im 95. J. 4. f. (f f 
zwifach. sieh. . 7. f. (g <J genomen. sieh. 20. 5- 8. g. (h 5 dewfel. sieh. 28. . 6 
g. (i 5 .-wunden. apo. 16. vulnus secundum etpessimum. jheronimus. vulnus non in- 
tellectura tardius sanatur. im 73- . 14. a. 

IX. 5 Das leiden christi wiircht volkomenlicher oder welter im sacrament 
der lawf, dorinn der mensch vernewt wirt on all mittel, dann in sacramentlicher 
puoes, dorinn der mensch gerechtferttigt wirt nach miltel seiner scbicklikait, Her- 
widerumb muoes der mensch mer wiirchen (a) im sacrament der puoes dann in 

der tawf. Daselbs werden vmbsonst (b) vergeben all siind vnd ewige pein zuo- 
sambt alien geisUichen maylen vnd schulden so die siind hinden gelassen, derhalb 
der getawft kain puoes noch bezalung awszerichten hat nach dem solhes alles die 
tawf abnymbt. Aber in sacramentlicher puoes werden wol awfgehebt die siind 



496 AINSVNDS1BENTZIGIST CAPITEL 

vrid ewige straff, aber etliche may! vnd schulden beleiben nocb vnabthan. Desz- 
halb dieselben abzelainen seinn hie mil kestigung (c) des leibs, mil sonderr rew 
vnd puoes, das 1st mit zimlicber zeitlicher straf oder mit guotenwerchen oder dort 
im fegfewr. was an denselben vber vermoegeh des pueessers abgeet, dasselb er- 
statt (d) das leiden christi vnd der birchen fiirpet. Zuo solherzeitlichen straf oder 
anderr gnuoglhuung wirdet dor niensch im sacrament der puoes gepunden, der- 
selben muce vnd arbait er in der tauf nit bedorf. Mer ain vnderschaid zwiscben 
beden sacramenten, die tawf ist der kircb erste tafel (e), die puoes ist andere ta- 
fel. Dauon oben geschriben stet. jtem die tawf ist ain artzeney (f) die vnder- 
sich purgiert, die puosz purgiert vbersicb, dauon aucb oben meldung beschiecht. 

(a f wiirchen. sieh. . 4. h. (b f sonst. sieh. . 7. a. et sieh. 58. . 5. c. (c f 
kestig. im 76. . 1. b. (d f erstatt. sieh. . 4. 1. (e ^ tafel. sieh. . 5. a. et sieh 
60. . 1. a. (f f arczeney. sieh. 5. 2. f. et sieh. 58. 5- 2. b. et 60. . 13. a. 



5 A1NSVNDSIBENTZIGIST CAPITEL 

vou dreyeu tailen gacramentlielier pues. 

- 1. Sacramentliche puoes hat drey (a) tail, benentlicb rew, peicht vnd ablas. 
Jn mass all ordenlich puoes drifach bewegt werden. Erste bewegung ist knecht- 
liche ibrcht(b), dieselb gepert rew. Die ander ist der glaub. Welher rnensch 
christenlicher kirch vnnd irer awfsaizung glawbt, derselb wirt bewegt miindlicb 
zepeichten. Dritte bewegung ist die hoffnung, so ainer setzt in des priesters ab- 
las (c) , was an seiner rew vnd peicht abgee, dasselb verbofft er durch den ablas 
erstatt zewerden. Darnach kumbt die lieb, daraws guoele vnd puoeswaertige 
werch fliessen. Solh drey bewegung hat ertzaigt Paulus (d), do er vom toner 
awfdie erde geslagen, ist er in forcht gefallen. ynd hat gelawbt den worten 
jhesu vnd bekennt, daz er wider jne miszhandelt. Daneben aucb rerhoft gnad 
zuoerlangen vnd dariiber gefragt was er weiter thuon oder awsrichlen soelle. 
Nachmals hater aws recbter lieb, des herren Jhesu beuelh williklich volzogenvnnd 
seine vergangene poese werch mit vil guoeten werchen embsiklich vergleicht 
Dergestallt hat ordenliche puoes drey tail. Jr.anfang (e) ist die forcht vnd jn' 
wendige rew. das mitel (f) ist der glawb vnd awswendige peicht. Der beslus 
(g) oder ende ist die absolution. Dann awfgeselzte oder angenomene puoes ist 
kain tail des sacraments, sonder demselben uur anhengig (b). Bemelt drey tail 
sacratnentlicher puoes seinn die drey tagrays dorinn wir geen mueessen in diser 
wueest, bis wir komen in das versprochen land, das ist in bimlische saelikait. Da- 
uon geschriben (i) steet. Got hat vns eruodert daz wir geen soellen den wege 
dreyer tag lang in die wueest vnd opfer legen vnserra got vnd herren. ( J ) 

(a ? drey, si.eb. 2. . 5. g. et 60. . 13. c. et im 73- 5- 15. f. et 74. . 3. a. (b J 
forcht im e. et sieh. 1. . 3. d. et 44. . 10. k. et im 72. g. 1. f. (c J ablas. imB. 
. 15. a. (d ^ paulus. actu. 9. in prin. sieh. 42. . 7. f. (e ^ anfang. sieh. bi. et im 

( l Berthold meint hier nicht jenen instrumentalen Glauben der Reformaloren, gemass \vel- 
chem der Menscli sieh fiir absolvirt hallen soil; sondern er meint jenen Glauben, der jeder Busse 
vorhergehen muss. Denn nur wer glaubt, kann sieh der Busse nahern. 



VON DREYEN TA1LEN SACRAMENTLICHER PUES. 497 

72. 1. a. \f Jmittel. im 73. . 1. a. (g <J beslus. im 73. . 15. a. (h f anhen- 
{rjcr. im 5. 5. c. et . 6. h. et sieh. 70. . 1. a. (i 5 geschriberi. Exo. 3. in fin. et 
Exo. 5. in prin. 

II. 5 Drey vrsach seinn, derhalb die puoes drey tail hat. Erste ist nachdem 
die siind im bertzen angefangeh, durch den mund herfurgezogen vnnd durch das werch 
volbracht, ist billich das der sunder iiber sein missetat mit rew im bertzen gfaw- 
sen hab, dieselb sein siind nit mund vnd peicht verrat. Dariiber ablas, als ver- 
gebung der siind, empfahe, vnd zuo lesst diesdben siiud mitwerchenstraffe. Zum 
andern ain sunder belaidigt got vnd die kircb auch sichselbs. Durch rew wirt er 
versueenet mil got. darawf dem berewten menschen ewige straff vergibt. Durcb 
peicht wirt der sunder wider ain erwelter sun vnd glid (a) der kirch, die fiirter 
jne tailhafftig macht der gnaden ires schatz (b). Durch den ablas erlangt er das 
sacrament. Darnach durch aufgesetzte puoes vnd guoete werch oder gnuogthu- 
ung rainigt er sein gewissen., Deszgleichs ringert (c) er seiner sele straff oder pen, 
die er vmb sein siind hie oder irn t'cgfewr muoes leiden. Darawf verspricht vns 
cbristus. Jch wi! ew laben (d), nembt auf ew mem joch vnd lernet von mir, dann 
jch bin senff'lmueetig vnd von hertzen diemueetig, alszdenn wert jr ruoe finden 
I'iir ewrselen. Dritte vrsach bestymbter dreyer tail (der) puoes, istbedeytbey 
don dreyen toden die Cristus vom tod erkiickt hat, wie hernach voligt. 

(a f glid. im . 3. d. et sieh. 60. . 8. d. (b J schatz. sieh. 56. . 7. a. (c f 
ringert. sieh. 58. . 10. e. (d f laben. Matth. 11. in fin. reficiam vos. sieh. 68. . 
10. c. et im 76. . 2. a. 

III. ^ Ersteu Jodcn menschen hat Christus erkiickt im hawss, doer dcs toden 
maydlens (a) hand hielt vnnd sprach ( 2 ). stee auf. also wart es erkiickht. Be- 
deyt so ainer allain im hawsz seines horizon gesiindigt. Wann 5m gotliche genad 
sein hand hellt, domiter fiirgenomene poszhait nit verrerbringtjns werch, alszden* 
erstet derselb sunder vom tod (lurch die rew im haws seiner gewissen. Den an- 
dern toden hat vnser hayler erkiickht vnder der porten, dadurch man den toden 
jiingling (b) truog, darzuoe der herr tradt vnd die todenpar anfueert, do stuonden 
die partrager still. Jesus sprach zum jiingling. Jch sag dir stee auf. Derselb 
tod mensch sass auf vnd huob an zereden, vnd der herr gab jne seiner muoeter 
(c). Dabey wirt verstanden jhener, der sein siind durch den mund herfur tregt. 
Darnach kumbt zuo jm vorlawfende gotliche gnad , mit der sein gewissen ange- 
rucert vnd zuo rew geursacht, dadurch aufgehallten werden diefleischlichensynd- 
likait, daz in denselben die siind nitferrer tragen noch wiirchlich volfucert werde. 
Auf solich ermonung vnd stillstand. berewt sieh der mensch vnnd steet auff vom 
tod der siind. Aber er solt darnacb anheben zereden, das ist miindlich peichten, 
alszdenn gibt jn got widerumb seiner muoeter der kirch (d). Dritter toder mensch 
ist Lazarus (e), der gestunckhen vnnd vier tag im grab gel egen. Zuo dem Jesus 
lawt geschriren. Lazare kumb herfur. vnd jhener der verstorben was , gieng 
ausmm grab, wiewol er an henden vnd fueessen mit grabtueechern gepunden vnd 
sein antlitz mit aimm schwaisztuoech vcrdeckht gewesen. Jesus sprach zuo seinn 
jungern, loeset in auf vnd lasst jn geen. Dabey wirt bedeiyt jhener der die stickund 
siind wiirchlich volbracht vnd vier zeit des jars in siindiger gwonhait vergraben 
ligt. Zuo dem Got durch schrifft vnd predig albeg, auch zuozeyten durch die ge- 
wissen oder annder ermonung schreyet. sunder lasse vonn siinden vnd kumm 

( 2 suscitauit Jayri Oliam. B. 
K e i t h m e i e r , Berthold's Tbeologey. 32 



498 AINSUNDSIBENTZIGJST CAPITEL 

herfiir an das liecht der puoes. Wo sich darauf der sunder bekertzuo Got, alsz- 
denn erlanngt er gnad vnd.vergebung seiner siind. Doch wirt er nichtsweniger 
gesendt (f) zuo Selsorgern, daz sy jne aufloesen von panden vnd schulden zeitlicher 
pen, die er vmb gnuogthuoung nach gotlicher ordnung vnd gerechtikait zebezalen 
vnd zeleyden schuldig beleibt. wiewol jm ewiger tod vndhellische pein auf sein 
rew (g) nachgelassen ist. 

(a f maydlens. Math. 9. Marci. 5. Luce. 8. tenuit manum eius. (b f jungling. 
Luce. 7. post prin. (c f mueter. sieh. 4. . 5. f; et 62. . 6. b. (d ^ kirch. sieh. . 
2. a. (e <[ Lazarus. Johan. 11. im 89. . 11. k. (f ? gesendet. Math. 8. in prin. 
oslende te sacerdoti. sieh. 53. . 6. b. (g ^ rew. im . 5. b. et im 72. . 1. a. 

IV. 5 Wie gemaine weltliche (a) gericht drey tayl haben, benentlich anklag, 
weysung vnd vrtail, auch zuo lesst volziehung des vrtails. also hat geystlich (b) 
gericht der gewissen vnnd puoes aucb drey tail, nemlich die gwissen (c) vnd 
rew als ain anklag wider die siind als feind (d) gots vnd des menschens. Darnach 
ist miindliche peicht als ain weysung vnnd despriestersablasalsain vrtail. Darauf 
voligt auf gesetzte puoes als volziehung des vrtails. Dieweyl nu allain Got vber 
solh anklag zuoerkennen vnd zeurtailen, aber seinen wesenlichen gerichtsstab nit 
hie. Deszhalb hat Got, an seiner stat, den Selsorgern (e) solh gericht hie zeuer- 
wallten beuolhen. Nachdem aber selsorger nur menschen seinn die in mensch- 
liche hertz, daraws der gewissen klag geet, nit sehen nochdariiber vrtailen koen- 
nen, on eikiindung des menschens haymlikait. Deszhalb muoes derselb mensch 
die artikel seiner klag, das seinn die begangen siind, mit jren vmbstaenden, vber 
sichselbs durch miindliche peycht (f) seimm selsorger mit fleis erzelen vnnd ze- 
wissen machen. Alszdenn kann Selsorger den handel erkennen, vnd hat gwaltan 
stat gots dariiber zeurtailen (g), nit zum tod, wie inweltlichem malefitz(h) gericht 
aufFdes vbeltaeter bekanntnuss beschiecht, sonder nach dem jm auf die rew, Got 
sein siind verzeycht, wirt sunder in der absolution durch den selsorger vom tod 
absoluiert vnd zum leben geurtailt. Vnd zuo volziehung desselben vrtails , wirt 
die ewig pein der belle in ain'zeitliche pen verwandelt nach gelegenhaitvnd masz 
des verprechens, vnnd deszhalb dem sunder ain puoes auffgesetzt, was derselben 
auffgesetzten pen zewenig oder sqnnst durch den menschen hie nit gepueesst, das- 
selb sol dort im fegfewr (i) erstatt werden. Wer sich demselben gericht der kirch 
nit wil ynderwerffen, der muoes gewartten des aengsllichen gericbts gottes. Also 
hastu vernomen drey gerichtlich tail des Sacraments der puoes. Darjnn die siind, 
als vbeltaeter, verurtailt vnd vbergeben werden sollen demallmaechfigenGot. der 
seinen sun von vnserr siind wegen hat vbergeben (k) jnn tod. Vilmer seinn 
wir schuldig vnnsselbs gottlichem gericht vberzegeben von wegen vnserr aygen 
missetat. 

(a ? weltlich. im 89. 5- 3. g. (b f geistlich. im 73. . 2. a. et f. et 74- . 1. o. 
et 76. . 9. b. et im 89. . 4. c. et JOO. . 4. c. (c ^ gewissen. sieh. 28. $. 17. a. et 
im . 8. c. (d f feind. im . 7. a. et . 8. a. et sieh. 20. . 8. b. (e f selsorgeru. 
im 94. . 2. i. et 95. . 2. a. et sieh. 8. . 7. a. et sieh. 69. . 4. e. (f f peycht. im 
73. .2. e. (g f zeurtailen. sieh. 70. $. 1. k. (h f maleficz. Confessus de crimine 
pro conuicto habetur. 15. q. 5. presbiter. et c. de crimine. im 73. . 14. b. (i ^ 
fegfewr. im 80. . 7. a. (.k f vbergeben. Ro. 4. in fin. traditus est propter de- 
licta nostra. 

V. f Jmm sacrament der puoes seinn noch zway (a) ding jnwendig verpor- 
gen. Ains ist die rew (b) im hertzen mit der sich ain mensch zuoeberait zuo- 
empfahen ablas der siind. Das ander ist gnad vnd ablas, so got auf die rew dem 



VON DREYEN TAILEN SACRAMENTLIGHER PUES. 499 

menscben miltailt. Daentgegen seinn zway ding auszwendig offennbar. Ains 
das sich der sunder mit miindlicher peycht vnd wiirchlicher puoes, das ist mil 
wortten vnd werchen erzaigt vnd offennbart scin jnnwendige rew, daz er von grundt 
seins bertzens hasst vnnd strafFt die siind als ainn feind gots. Das ander offenn- 
bar beschiecbt durcb den peycbtualer, der an gottes slat ablas spricht in wortten, 
auszwenndig lawttend was got in jnwendigern menschen wiircht, nemlicb verge- 
bung der siind vnd ablassung ewiger pein. Darnach fur das dritt ist zeytliche 
straff, so zuo ablainen der siindigen scbulden vnd mailen hie oder im fegfewr ze- 
leidenseinn, pindetder peichtuater, an statcristennlicher kircb, den peichtsunmit 
aincr gemaesen puoes, dieselb ist anbengig (c) vnnd nit zuoegehoerig dem sacra- 
ment. Dann in sacraraentSicher puoes, wiewol jnwendige rew gnuog ist zuo er- 
langen goetliche gnad vnd nachlassen der siind. Dannoch sol nichtsweniger dar- 
iiber volgen der ablas (d), der do beslewsst das sacrament der puoes, auf das in 
krafft desselben sacraments erfiillt (e) werde was am inenschen vnnd an seiner 
rew abgeet in erlangunggotlicber genaden. 

(a f zway. sieh. 70. . 4. e. (b f rew. sieh. . 3. g. et im 72. . 1. a. (c J 
anhengig. sieh. . 1. h. (d ^ ablas. im . 6. g. (e f erfiillt. im . 6. e. et sieh. 70. 
. 4. 1. et im 72. . 4. e. et im 73. 5- 16. d. 

VI. ^ Nyemant mag sich berueemen (a) daz sein rew guoet oder gnuogsam 
sey, daz es ain wirdige (b) puoes geacht moeg werden. Allain got erkenntob ainer 
ain gerechte rew oder wirdige puoes hab oder formlich vnd recht glaub oder nit. 
Darumb sprach Paulus (c). Mir ist wol vber mich nichts wissund , aber jch bin 
darumb nit rechtfertig, der herr ist der mich vrtailt. Item. Nit wer sichselbs 
lobt (d). sender wen got preist, derselb ist bewaert. Wol mag ainer wissen ob 
er ain rew hab oder kaine, ob er etwas glawb oder nit. Er mag auch gaentzlich 
glawben, verhoffen vnd sich vertroesten, was an jme vnnd an seiner rew peycht 
vnd puoes abgeet, dasselb werde durch der puoes sacrament erfiillt (e) vnnd jme 
zuo statten kommen. Darumb sol in der peicht kainer den grund vergebung sei- 
ner siind, setzen auf sein glawb noch rew, noch auf sein peycht, puoes oder guote 
werch, sonder allain auf gottes gnad (f), die jm geben wirdt vnderm ablas (g) des 
priesters, als im besluss des sacraments, das scin krafft hat awsmm verdienn Cri- 
sti. Alszdenn so das sacrament der puoes mit absolution beslossen ist, sol erendt- 
lich glawben daz im sein suend vergeben seinn. Dann die nachuolgend puoes, 
so ain peichuater in guoten werchen zeuerbringen nach der peicht aufsetzt, ist 
kain tail (b) des sacraments, sounder demselben sonst anhengig, nit zuo vergebung 
der siind, die schon vergeben seinn, sonder zuo ainer zeytlichen straff, abwaschung 
vndbetzalung der siindigen fuoesstaffen, mailen vnd schulden so die vergeben siind, 
als feind gots, hinder jnen gelassen (i) haben. 

(a 5 beruemen. im 73. . 16. c. (b ^ wirdige. im 72. . 8. c. (c J Paulus. 1. 
Corin. 4. in prin. nihil mini conscius sum. (d 5 lobt. 2. Corin. 10. in tin. non qui 
seipsum commendat. (e f erfullt. sieh. . 5. e. (f f gnad. im 72. . 6. c. (g f 
ablas. sieh. . 5. d. et im 73. . 16. b. (h f tail. sieh. . 1. h. et im74. . 3. b. (i f 
lassen. im . 7. f. et im 72. . 6. e. 

VII. f Der siind aygennschafft ist, als ainem jnwendigen haimlichen hawsz* 
feind (a), der sich verpirgt vnd vnuerkundtschaft sein wil. vnd begert dabeysein 
vntalim hawsz zeuolbringen alslangbiser vertriben wirt. Darumb muoes die siind. 
als ain hawszfeind, vertriben vnd zerstoert werden mit sachen die jr widerwaer- 
lig (b) seinn. Anfangs ist poeser siindiger vnd stoltzer will vnnderzedruckhenm.it 

32* 



500 A1NSVNDSIBENTZTGIST CAP1TEL VON DREYEN TAILEN etc. 

der rew als mit aimm trawrigen diemueetigem hertzen. Darnach sol der siind 
haimlikait zerstoert (c) vnnd geoffenbart werden durch miindliche peiclit. Zuo 
lesst sollen die siinndigen poesen werch zerstaert vnd vberwunden werden mit 
guoten tugenthafften werchen. Der maynung wirt die siind zerprochen vnd ge- 
triben auszmm bertzcn (d), ausmm mund vnd ausnnhenden oder werchen. Wann 
nudie siind zerprocbeh vnd vergeben, alszdenn ist sy nymmer zestraffen rnit ewi- 
gem tod oder hellischer pein. die got auf die bescbehen rew (e) von stundan 
nachlasst in krafft der vnmacssigen pein die Cbristus fur vns gelitten bat. Aber 
die mayl, fuoestopffcn vnd driimer, so die siind nacb der tauf hinder jr laest (f) 
vnd domit den menschen ainn scbuldner gottes macht, seinn abzewischen mit or- 
denlicber peicbt (g) auch mit zeitlicher straf vnd puoesnacb gelegenhait dermisz- 
handlung vnd nach aufsalzung des priesters oder gerichts christi. 

(a f hawszfeind. sieh. . 4. d. (b ^ wider, sieh. 68. . 3. a. (cf zerslort. sieh. 
52. . 3. q- (d f hertz, im 76. . 8. f- et sieh. 5. . 3. n. (c f rew. im 72. . 6. f. 
(f ^ lasst. sieh. . 6. i. (g j peicht. im 73. . 1. a. 

VII. ^ Wer aber seinen haimlichen feind (a) die siind nit auszjagt sonnder 
im haws seines bertzen geduldt, der ist gewartund grosser geuaerlikait, daz emit 
gar erwurgt werde von demselben scinem feind, der in baemiscbenverfueert, bo- 
trewgt vnd zuolesst gar toett. Darumb sol der menscb vil lieber sein baimlicb 
siind mit scbanden (b) offennbaren vnd peicbten, dann solher geuaerlikait vnnd 
scbadens der verdamnuss versweygund gewarten. nachdem doch sonst nil haim- 
lichkait vor gericbt gots meniklich geoffcnbarl vnd die sunder zuo himel staets 
anklagt (c) werden. Darauf vns Paulus beuilht, daz wir nit gemainscbafft (d) ha- 
ben mit finstern vnfrucbtbaren werchen, sonder wir sollen solhe werch billicher 
strafFen.nemblichmilderrew, darnach volgt. allcswasvomliechtgestrafft, das wirt 
offenbar, nemlicb durch die peycht, vnd was geofFenbart wirt, dasislliecht. Dabey 
zeuersteen ist gottliche gnad, durch die vergeben wirt was gepeicht ist. Darumb 
spricht got zum sunder. Wach (e) auf der du schlaffest vnnd stee auf von den 
toden, alszdenn wirdt dich Cristus erleychten. 

(a *f feind. sieh. . 4. d. (b ^ schanden. im 73. . 12. a. (c ^ anklagt. Johan. 
5. in fin. cst qui accusal vos. sieh. . 4. c. (d f gemainschafft. Ephe. 5 post prin. 
nolite communicare operibus tenebrarum; surge qui dormis. sieh. 48. . 4. d. (e ^ 
wach. Esa. 60. in prin. im 76. . 3. d. 

IX. ^ Aws allem obuerschribem ist vernomen , daz ain puecsser drew (a) 
sol brauchen. Zum ersten trawern daz ergot seinn schoepffer vnnderledigerbe- 
laidiget hat. Zum andern sol er rew (b), layd vnd missualen haben an der siind, 
die jne verderbt vnd der gnaden gots vnd guoeten wesens berawbt. Zum drilten, 
sol er glawben, vertrawen vnnd hoffen, daz jme auf solhe sein rew Got die siind 
vergeb vnd ewige straff nacblasse. Alszdenn wirt der mensch zuo lieb bewegl 
vud auszzericbten was jm Got vnnd die kirch (c) aufladet, nemblich rniiridlich ze- 
peychten vnd das sacrament des ablas zuoersuoechen , sichselbs zestraffen , gern 
zeytliche puoes anzenemen vnnd zeuolziehen nacb scimm vermoegen. Wiewol 
wir glawben moegen daz durcb rew die siind vergeben (d) sey in krafft des leiden 
Christi, der fur vns vnd vnser siind gestorben, vnnd vnns domit von ewigem tod 
erledigt auch gnuogthan bat, sollen wir doch daneben glawben, daz vns Christus 
nit plos (e) on vnnser mitwiircbung hat wellen erledigen, alssolten wirnichtsdar- 
zuoe tbuon. sonder er hat vns beuolhen mitjm mitleydig zeseyn vnd vnser kreytz 
(f) nacb jm zelragen, vnser scbuld vnd mayl helffen abzewischen. Nachdem aber 



ZWAYUNDSYBENTZIGIST CAP1TEL VON DER REW. 501 

voser rew, kreytz, mitleyden vnd anndere vnsere werch zweuig seinn. Das- 
selb erstatt (g) das leidcn Christi, der fiir vns die vnmoeglikait (b) bezalt, nit jhe- 
nes das wir selbs belzalen vnd durch vnsern fleisz (i) auszrichten moegen. Dar- 
umb mueessen wirselbs an vns nemen vnnd vbersteen zeytliche straff, kestigung(k) 
des fleisch. gcduld in widerwaertikaiten. Christus hat wol fiir vns gefasst, ge- 
pett, gepueesst, geliten vnnd ander hertle arbait than, ;jber mit solhen werchen 
daneben ain exernpel (I) gebon, daz wir nach vnnserm vermoegen jrae dorjnn 
nachuolgen solten. Sonst waere chrislus fiir die widerspaenigen auch allain gen 
himel aufgefaren (m). Aber nach jin vor jnen don bymel widerurnb zuoegesperrt 
(n), sprechend. Ich erkenn ew nit. ( 3 ) Nu wil job sagen ferrer vom ersten tail 
der puoes, nemblich was die rew sey. 

(a [ drew. sich. 70. . 7. b. (b f rew. im 72. . 1. g. (c 5 kirch. im 91. . 
12. b. (d ^ vergeben. im 72. S. 3. c. (e f plos. im 70. . 8. c. (f f kreytz. sieh. 
33. . 10. 1. (g f erstalt. sieh. . 5. e. et sieh. 49. 2. in. (h 5 vnmoglikait. sieh. 
40. . 12. a. (i <J fleis. sieh. 40. &. 5. a. (k * kestig. im 76-5. 1- b. (l.f exem- 
pel. Job. 13. sieh. 19. . 4. c. et im 77. . 2. d. (m "J aufgefaren. sieh. 57. . 6. b. 
(n f zuegesperrt. Luce. 13. im 88. 4. f. 



J Z WAYUNDSYBENTZIGJST CAP1TEL 

Ton der Rew. 

I. Rew ist erster (a) tail vnd anfang sacratnentHcher puoes. Dann zuoer- 
langen ende vnd krafFt desselben Sacraments, ist. not das jhener, der peichten wil, 
anfangs bab die rew. Das ist ain smertzen (b) vber sein begangen siind. der- 
selb smerlz sey on lieb oder in der lieb goltes. Der sinertz on die lieb ist geuennt 
Attritio, als wo mich gerewt daz jch mein Jung taeg in sunden verzert, oder ge- 
fochten hab vmb das jch dadurcfa numals dest krenckher, oder vngeschickter 
sein muoes, oder micb schmertzt daz jch nit rechte Rew vber mein siind Iiaben 
mag, oder mer dergleicben gemainer smertz des gemueets. Der ander smerlz 
ist rechte rew vnnd genennt Contritio, die beschiecht in goettlicher lieb vnnd wirt 
also beschriben. Rew isl ain schmertz den ain mensch im geist williklicb (c) an- 
nymbt vmb sein siind, mit fiirsatz (d) dieselben zepeichten vnd zepueessen aucb 
sich dauor fiirter zeuerhueetten. Dreyerlay rew moegen vernomen werden. Aine 
ist wie vorsteet attritio (e) oder angst, so dir etwas beswaerlichs zuoefellt vnd 
obligt das dich aenngstigt. Die annder rew kumbt natiirlich aus beschwaertern 
gemueet. Die dritt rew wirt angenomen aus freyem willen. Dieselben bed rew 
seinn genennt Contritio. Durch erste rew, nemlicb durch angst vnd not, wiri 
der mensch ermont von siind en aufzehoeren. Durch die ander natiirlich rew, 
nemlich knechtliche (f) forcht, wirt er bewegt zuo williger rew, das ist zuo kind- 
licher forcht vnd gotlicher lieb. Daraus volgt ordenliche puoes, die der mensch 
gern annymbt. Also ist erste aengstliche rew ain ermonung zuo puoess. Die 



; 3 In der Ubersetzung ist ajs Zusatz dieStelle aus der hi. Schrift noch enlhalten: dis,ce^ 

n rnn 



dite a inc. 



502 ZWAYCNDSYBENTZIGIST CAPITEL 

annder natiirlich rew ist ain vrsach zuo pueessen. Dritte (g) wilkiirliche rew ist 
fleissige auszrichtung der puoes. Daraus verstanden, daz der mensch zuo puoes 
berueefft wirt. erstlich durch widerwaertikait die von auswendig inn menschen 
kumbt. Darnach aus knechilicher forcht die sich im menschen jnwendig erhebt 
vnd in kindiicher forcht endet. Zuo lest wirt der mensch zuo puoes bewegt 
aws lieb, die sich in got anhebt vnd endet. ( 1 ) 

(a f erster. sieh. 44. . 6. b. et 71. . 1. e. et . 3. g. et g. 5. b. (b f smertz. 
sieh. 3. . 3. a. et 70. g. 3. d. (c 5 -vvilliklich. sieh. 70. g. 3. h. (d 5 fiirsatz. im 
. 9. d. et im 74. .. 5. a. (e 5 attritio. sieh. 3. . 3. b. et im . 3- a. (f f knecht- 
liche. im . 2. f. et sieh. 71. g. 1. b. (g J dritte.. sieh. 44. . 11. b. et 71*. . 9. b. 
et im 73. . 4. a. 

II. ^ Darumb hat vns Johannes tawffer zuo wirdiger puoes wellen bringen, 
anfanngs durch angst vnd erschrecken, darnach rait natiirlicher rew vnd forchl, 
sprechend. jr geziicht der vipernattern (a), wer hat ew gezaigt zefliehen von 
kiinfftigem zorn? Deszhalb thuot wirdig oder gebiirlich frucht (b) der puoes. 
Yetz ist die hawn gesetzt an des paemes wurtz. Welber paem nit guoele frucht 
tregt der wirt abgehaclct vnd ins fewr geworffen. Deszgleichs hat vns Cristus 
offt gedroet mit angstlicher rew, beuenntlich init hellischem (c) fewr vnd ewiger 
verdamnuss, mit awsser finster, mit wainen vnnd gryszgramen der zend, dadurch 
vns bewegen wellen zuo rew vnd puoes. Christus hat vns auch geschreckht (d) 
mit etlichen plagen so vber ander lewt gefallen seinn. Domit wir aws solhen 
beyspilen in forcht, zuo rew vnd puoes koemen. Noch auf mer weg hat vns Cri- 
stus ermont zuo rew vnd forcht (e) gottes. Der gewalt hat den leib zetoetten 
vnd nachmals die sel in hellisch fewr zesenden. Aus dem wirt verstanden daz 
die knechllich (f) forchl, so sich im menschen anhebt, fiiert den menschen zuo rew 
vnd kindiicher forcht bis zuo got. Derselb jme entgegen geet. Wie der vater(g) 
thet vnd parmhertzikait bewisen hat seinem sun der noch ferr vom vater, aber 
aufmm weg haymwerlzs gewesen ist, als ain glawbiger vnd berewter. 

(a 5 natern. I-uce. 3- post prin. genimina viperarum. sieh. 20. g. 1. m. (b f 
frucht. im 74. . 6. f. et . 8. c. (c J hellischem. reus erit gehenne ignis. Mat. 5. 
in med. et Mat. 18. in prin. et Mat. 22. post prin. (d f geschreckt. Mat. 10. post 
prin. tolerabilius erit terre sodomorum. sieh. 58. g. 11. e. (e 5 forcht. Mat. 10. ant. 
fin. qui potest animam et corpus perdere. sieh. 44. g. 11. b. (f f knechtlich. sieh. 
. 1. f. et sieh. 44. g. 10. i. (g f vater. Luce. 15. in med. sieh. 32. . 6. i. et 39. 
|. 13. a. et im 77. 5- 9. k. et im 81. . 4. d. 



III. ^ D er glawb zaigt gotliche gerechlikait vnd aengstlich (a) gericht, da- 
durch felt der glaubig mensch in forcht vnd rew. Also hat offner (b) sunder 

(* Den Begriff der Reue, \vie ihn hier Berthold gegeben, linden wir im Concil von Trient 
auf diesellie Weise wieder, indem es sagt: ,,Die Reue ist ein Schmerz der Seele und ein 
Abseheu fiber die begangene Sunde, mit dem Vorsatze fernerhin nicht mehr zu siindigen." 
Sess. XIV. cap. 4. Die Furcht ist ein An fang zur Reue, aber nicht die Reue selbst, wie die 
Reformatoren behaupten, \velche die Gewissensschrecken als eine Art von Reue statuirten; 
eine Ansicbt, die von grosser Unkennlmss des Christenthums und des menschlichen Herzens 
zeigt. ,,Es erklart daher der hl.Kirchenrath," heisst es ferner, ,,dass diese Reue nicht allein 
das Ablassen von der Siinde und den Vorsatz und Begiiin des neuen Lebens, sondern auch 
den Bass des alien in sich schliesse." ,,Von jener unvollkommenen Reue aber, welche 
Attrition (ein die Seele noch nicht ganz durchdringender Schmerz) genannt wird, erklart er, 
well sie insgemein entweder aus Betrachtung der Thorheit der Siinde oder aus Furcht vor der 
Holle und den Strafen entsteht, wenn sie den Willen zu siindigen ausschliesst, und mit der 
Hoffoung auf Vergebung verbunden ist, dass sie nicht allein den Menschen zum Heuchler und 
grosseren Siinder macht, sondern dass sie wirklich ein Geschenk Gottes sey und ein Antrieb 
des hi Geistes, nicht zwar schon des inwohnenden, sondern nur des bewegenden, diirch des- 
sen Beistand der Bvisser sich den Weg zur Gerechtigkeit bereitet." Ibid. 



VON DER REW. 503 

* 

aus seimm glawb gewunnen forcht vnd missualen an seinen begangen stinden, 
sich darauf begebeh in wirdig frucht der rew, vrid diemueetiklich gesprochen. 
Herr erparm dich vber mich. Durch solb forcht vnd rew 1st er gerecht (c) wor- 
den. Sonst on hilf gots mag menschlich fleisch, als ain grobe baut, zuo gotlicber 
forcht vnnd wirdiger rew nit gepentigt werden. Darumb sollen wir alltzeit pet- 
ten wie Psalmist. Herr Gott zwing (d) mein fleisch mit deiner forcbt, ab deinen 
gerichten bin ich erschrockben. Doch sol solher smerlz oder rew, nit knechttich 
beleiben, sorinder daneben vmb sein siind auf die rew mit freyden aufricbtige 
puoes williklich annemen.. Dann nach lere Augustini. Was ainer thaet seinen 
zeytlichen tod aufzeschieben, das soil er vil froelicber thuon den ewigen tod zuo- 
empfliehen. Nicbtsmynder sol dannocb der menscb in auszwendiger ertzaigung 
die puoes thuon mit jnwenndigerpitternjilag, alswaerejm sein ainiger sun gestor- 
ben. Darauf spricht Jeremias (c). Du soldest dich vmbgurten mit aimm haeren 
klaid vnd bestraeeh mit aschen vnd haberi ain pittere klag, als klagest du deinen 
ain geporen sun. Bey deni sun, ist zeuersteen dein geist, der durcb dein siind 
gestorben vnd deshalb zeklagen ist. Gleich als sprecb der prophet. Du soldest 
aus vernuft mer klagen dein siind, das ist deines geistes sterben, dann aus natur 
das sterben deines leiblichen suns. 

(a <J angstlich. sieh. . 1. e. (b f offner. Luce. IS- post prin. sieh. 42. . 6. i. 
et im 73. . i. e. et 77. . 9. i- (c ^ gerecht. im g. 8. g. et sieh. 71. . 9. d. (d f 
zxving. Psl. 118. p. Contige timpre carnes meas: a iudicijs enim tuis timui. (e ] 
Hieremias. 6. in fin. Luctum vnigeniti fac. 

IV. f Zemerckben, die rew ist not wider wiircblich siind, nit wider die erb- 
siind (a), an derselben sollen wir wol missualen haben daz sy durch Adam be- 
gangen ist. Der auch sol h siind an stat sein vnnd des gantzen menschlichen ge- 
slaechts berewt hat, sonnst ist kainem menschen not sein erbsiind zeberewen noch 
zepeychten, nachdem er dorjnn nichts taetlicbs gebandlt, sender dieselb siind in 
seimm fleyscb gefunden vnd ererbt hat. All ander siind laeslicb vnd toedlich sol 
der mensch berewen alsuil er mag. Er hat in der siind lust gebrawcht. Des- 
halb ist billicb wider die siind ynlust (b) zetragen. Dieweyl aber vnmiiglich ist 
bloedem menschen daz er gnuogsam rew volbring vnd vnlust iiber sein siind hab. 
nachdem er belaydigt vnermeslichen Got. Dagegen not waer ainer vnermesli- 
chen rew, puoes vnd gnugthuoung, die der mennscb, als ain schwache creatur, nit 
volbringen mag. Darumb hat vnser vnermeslicher (c) erlediger Jesus Cristus 
fiir vns vnd vnser vergangen, gegenbiirtig vnd kiinfftig, siind rew gehabt, puoes 
vberstanden, betrueebt, angstlich vnnd forchtsarfc gewosen vnnd gesprochen. traw- 
rig (d) isl mein sel bis jnn tod, auch gnuogthan vnd erfullt (e) alles was an vns 
abgeet. Doch der maynung daz wir vnnser kreytz (f) nach jm tragen vnnd jme 
nachuolgen in rew, in puoes, in guoten werchen vnd vmb vnser verschulduug 
gnuog thuon nach vnnserm vermoegen, nit allain jnwendig mit rew, sounder auch 
auszwenndig mit werchen, nachdem die siind sich jnwenndig erhebt vnd ausz- 
wendig volzogen wirt. Deszgleichs daz wir jm nichtsweniger nach vnserm ver- 
moegen ertzaigen gebiirliche ere vnd betzalen naliirlich (g) schulden hie vnd dort. 

(a *[ erbsiind. sieh. 34. . 9. a. (b ^ vnlust. im . 6. a. et sieh. 33. . 4. d. et 
52. . 3. g. et im 74. . 8. e. et 80. . 1. h. et 81. . 8. b. et 82. . 2. h. (c f vn- 
ermeslicher. sieh. 55. . 6. a. (d f trawrig. Math. 26. sieh. 10. . 9. b. et 44. . 10. f. 
(e } erfullt. sieh. 54. . 11. b. et 71. 5. ,5. e. et sieh. 4. 5- 2. c. (f f kreytz. sieh. 
33. 5- 10. f. (g ? naturlich. sieh. 49. . 2. a. 



504 ZWAYUNDSYBENTZIGIST CAP1TEL 

V. ^ Darumb seinn in der rew, drew ding, henenntlich scbmertz gnad vnd 
.verdienn. dicselben drew hat ain rechter pueesser hie in cristenlicher kirch. Der 
vnrechl pueesser hat schmerlz vnd gnad als judas (a), derselb aber die gnad nit 
recht anlegt, sonnder im schmertzen verzweyfelt vnd nit zuo got hofft. Desz- 
halb hat er dorjnn kain verdienn. Deszgleicbs ain neydiger (b), der vber seines 
nagsten wolfart trawrt hat dorjnn kain gnad aber ainn poesen srnertz, der aus 
seinem verkerten freyen willen fleust. Die selen im fegfewer haben rew in smerlz 
vnd in gnad (c). Dieselb gnad sy wo! anlegen, villeicht in lieb gegen got vnnd in 
hoffnung jrer erledigung. Deszhalb jnen jr sniertz gedeicht zuo ablegung jrer 
mayl. Wiewol sy dorinn nichts verdienn (d) anders dann souil sy hie in jrem 
leben verdient haben oder von jren wegen in der kirch nocb taeglich verdient 
wirdet. Jtem die erwelten im himcl (e) seinn in saeliger rew, dorjnn sy kainen 
.smertzen, sender freyd vnd gnad haben, daz sy die siind ewiklich hassen. Daran 
sy aber nichts senders verdienn, nachdem sy den Ion jres verdienns numals haben 
erlangt. 

(a f judas. Math. 27. in . 8. a. et sieh. 3. . 3. d. et 29- . 3. h. (b f neydi- 
ger. sieh. 48. . 8 g. (c ^ gnad. im 80. . 7. m. (d f verdienn. im 83. . 2. c. 
(e 5 himel. im . 7. a. 

VI. f Nachdem die siind volbracht werden mil willen vnd wolgeuallen, mil 
lust vnd freyden. Dargegen sol der mensch sein sund berewen dergestalt, daz er 
zuo siinden hab vnwillen vnd missuallen, auch vnlust (a) vnd laid. So solhes 
beschiecht, alszdenn ist auszgetriben der feind (b) gots. der vonstundan dem sun- 
der vergibt, doch in krafft sacramentlicher genad (c), so nachuolgend die mundlich 
peycht vnnd priesters ablas mil jnen bringen vnnd das sacrament der verge- 
bung beschliessen. Dann aufgesetzt puoes, guoete werch vnd kestigung des Icibs 
oder annder gnuogthuoung nach der peicht, nemen ab oder machen ringer (d) 
die mayl vnd schuldigen zeitlicher pen, so die sund nach jnrn gelassen (e) haben. 
Doch die rew allain.nach jrer mass, ist gnuog vnd erfullt peicht vnnd puoes, souerr 
der mensch zuo peichl vnd sacramentlicher puoes nit komen noch gnuogthuon 
nioecht, wie gern er soelhes taet. Vnd mag die rew (f) als gros sein vnd dcr- 
niassen in geduld, diemuoet vnd lieb ausgeprayt werden, daz dadurch nit allain 
die siind vnd ewig pein vergeben. sonnder auch alle mayl, zeitlich straf vnd schul- 
den, so nach den siinden beleiben vnd der mensch auszerichten hiet, gantz nacbge- 
lassen vnd aufgehebt werden. Deszgleichs mag ain mensch in zuofallenden wider- 
waertikaiten so fasst geduldig sein, oder seineu leib in diemuoet, dermassen kesti- 
gen (g), oder in gottes lieb als gar prynnen, vnnd den feind gots die siind souil 
hassen vnnd durchaechten, daz jine all oder merer tail schuldiger puoes ab- 
than werde. 

(a f vnlust. sieh. 5. 4. b. (b J feind. sieh. 20. 5. 8. b. (c J gnad. im . 9. b. 
el sieh 71. . 6. f. (d f ringer, sieh. 58. . 10. e. (e 5 gelassen. sieh. 71. g. 6. i. 
(f ^ rew. sieh. 3. . 3. f. et 4. . 1. g. et 36. 5- 7. 1. et 53. 5- 6. g. et 63. . 13. c. 
et 71. 5- 7. e. et im 73. . 4. a. et 90. . 1. b. (g } kestigen. im 76- 5- 1. b. 



VII. 5 AufF gemaine rew ist der himel (a) noch nit offen, wol vergibt got 
die siind mit nachlassung ewiger straff, in kraff't des leiden Christi, desselben 
macht sieh der berewt mensch tailhafftig durch das sacrament der puoes, so ferr 
desselben jndert bekoemen mag. Wo er aber die kirch veracht (b) vnnd der 
puoes nit fleissiklich nachgeet, alszdenn wurd sein rew vmbsonst auszriechen. 
aber auf rew, geduld oder lieb vnd auf mimdliche peycht der mensch vom 



VON PER REW. 505 

pricsler ablas erlanngt, odcr nach seimrn fleis nit erlangen mag, vnd doch desselben 
von hertzen begert. alszdenn wirdt jm mitgetaill das verdienn Christi, aber der 
himel noch nit offen. nachdem die rnayl vnd schulden, so nach der siind vberbe- 
liben, noch nit gar abthan seinn. Deszhalb peichtuater an slat der kirch, ain ge- 
maese auszwenndige puoes iiir zeillich pen awfselzt (d). was derselben zewenig 
ist, das muoes der mensch nach gelegenhait seines \erprechens , in ander weg hie 
oder clort erstatten (c) oder sonnst nach lassiing vnd gnad darjiber erwerben bis 
zuo erlangung des verdienn vnd leidens Ghristi, aus demselben beschieht voellige 
gnuogthuoung. 

(a ? himel. sieh. . 5. e. et sieh. 52. . 3. f. (b f veracht . sieh. 63. . 7. g. 
(c 5 ue i s ' sieh' 40. . 5. a. (d ^ aufsetzt. im 74. . 1. c. (e f erstatten. im . 9. c, 
el sieb. 54. . 10- 1. et 89. . 6. c. 

Vlli. 5 Zwischen warer rew vnnd wirdiger rew ist vnderschid. Judas (a) hat 
sein siind bereut warlich aber nit wirdiklich. Petrus (b) hat pitterlich gewaint, 
domit sein siind berewt warlich vnd wirdiklich , nach lawt des ewangelj , so vns 
lernt wirdig (c) friicht der puoszwertikait zethuon. Dergleichen vnderschid ist 
zwischen Nabuchodonosor vnnd Pharao (d). dauon im 43. Capitel meldung be- 
schiecht. Solhe ware, wirdig vnd gnuogsame rew haben gehabt, Paulus, Magda- 
lena (e) vnd mer ander heyling, sonderlich der ain schacher (f) am kreitz, do er zuo 
seimm gesellen sprach, du furchtest got nit. Deszgleichs der offen sunder der an 
sein prust klopfft vnnd gesprochenn hat. Herr Got sey genaedig mir sunder, von 
dem Cristus selb zewgnuss gibt, daz derselb auf sein rew, rechlfcrtiger (g) anhaim 
kommen ist. Dann got verschmaecht kain berewts (b) noch diemueetigs hertz, 
sonnder welh diemueetiges hertzens seinn, die macht er gesundt. Darauf soellen 
wir petten mit Daniel (i) daz vns Got aufnem in bereuter sel vnd diemuectigemgeist. 
Doch ist die rew nit wirdig noch gnuogsam zuo erwerben gnad daz die schulden vnd 
pand (mit denen sieh der sunder verwickelt bet) aufgeloest werden on ainn prie- 
ster ( 2 ). dem Cliristus in der Apostel person, dariiber gwalltgcben vnd gespro- 
chen hat. Wenjr aufloeset (k) der istgelocszt. Dann wurde die siind gaentzlich 
vergebenvnd die schulden aufgeloest allain durch rew, oder durch aynigenglawb (1) 
(wie die vncristen yelz predigen) so bedoerft man kaines priesters , vnnd Christus 
hietzuo seinen jungern, das ist zuo alien priestern, vnrecht geredt. Welhen jr 
die siind nachlasset (m) denen seinn sy nacbgelassen, vnnd welhen jr die siind er- 
halltet, denen seinn sy erhallten. Mit diesen wortten hat cristus den priestern 
gwallt (n) geben die siinden nachzelassen vnd siindig schulden zepinden. Auch 
dabey auffgesetzt miindliche peicht, on die aimm Selsorger vnmiiglich waere 
froembd siind zewissen, dieselben nachzelassen oder zehalten. nur allain diesel- 
ben siind waeren jme geoffenbart. 

(a 5 judas. mat. 27. in prin. poenitentia ductus. sieh. . 5. a. et sieh. 29. . 3. h. 
(b 5 petrus. Luce. 22. ant. iin. fleuit amare. sieh. 42. . 8. a. (c 5 "vvirdig. Luce. post, 
prin. faeite fructus dignos poenitencie. sieh. 42. . 6- 1. et 71. . 6. b. (d f pharao. 
sieh. 39. . 2. a. et 43. . 17. e. et f. (e 5 magdalena. Luce. 7. sieh. 70- . 6. e. 
(f f schacher. Luce. 23. neque tu times deum. sieh. 4. . 1. h. (g f rechtfertig. 

( 2 Die vollkommene Reuc tilgt allerdings alle Siinden , \venn die Moglichkeit das Sacra- 
ment zu cmpfangen nicht vorbanden ist; ist aber dieses der Fall, so yersbhnt sie den Men- 
scben rait Gott nicht, wie das Concil von Trient bemerkt: ,,0bgleich sich's mitunter begeben 
mag, dass diese Reue durch die Liebe vollkommen sey, und den Menschen mit Golt versohne, 
ehe dieses Sacrament wirklich empfangcn \vird; so Ichrt der Kirchenrath, dass dann nichts- 
destoweniger diese Wiedcrversohnung der Reue an sieh ohne den Vorsatz das Sacrament zu 
empfangen, welcher Vorsatz darin eingeschlossen ist, nicht zuzuschreiben sey." Sess. XIV. 
cap. 4. Thorn, in IV. Sententiarum, dist. 17. q. 3. 



506 DREWUNDSIBENTZIGIST CAPITEL 

Luce. 18. sieh. . 3. c. et sieh. 4. . 1. i. (h f berewts. Psl. 50. cor contritum et 
humiliatum non despicies. Pol. 146. qui sanat contritos corde. sieh. 3. . 6. d. (i <f 
daniel. 3. ant. med. In anima contrita et spiritu humilitatis suscipiamur. (k f auf- 
loset. sieh. 8. . 7. c. et 17. . 5. i. et im 73. . 2. c. et . 9. d. (1 f glawb. im 
. 9. a. et sieh. 4. (J. 9. b. (m f nachlasset. Joh. 20. im 94. . 14. e. (n f gwalt. 
im 73. . 2. c. 

IX. ^ Darauf gibt die kirch disen form , daz der sunder mil warer rew vnd 
festem glawb (a), ob derselb gleicb nit gnuoegsarn formiert ist, all sein wissenlich 
todsiind erstlich berewen, tlarnach miindlich peichten sol seinem selsorger. Wann 
derselb dariiber absolution gesprochen, alszdenn im sacrament der puoes erraicht 
der mensch gotliche gnad (b). Dadurch sein glawb, rew, hofnung vnd lieb, die 
in jme eemals vnformlich vnd vngnuogsam gewest, numals formiert vnd geschickt 
auch mit dem sacrament der puoes erfu'IIt (c) werden. zuoerlangen das verdienn 
cbristi vnd ewige saelikait. Jn soelhe gnad verwilligt christus, der sonst den prie- 
stern nit gwall geben hiet die sund awfzeloesen vnd nacbzelassen. Welh nacb- 
lassen on gnad nit beschehen mag. Wer nu berewt, das ist hasst vnd aws jmselbs 
vertreibt die siind nls gottes feind. vnd guoeten fiirsatz (d) bat zepeichten vnd 
recht zepueessen, derselb wirt Got ain angenaemer freiind. Sonst mag mit got 
ains oder frewndlicb nyemant sein, der bey oder in jme gotes feind awfhelt vnd 
behawst (e). Sonderlich angesehen daz der mensch denselben feind gols die siind, 
in jmselbs gepert vnd wider got ernert. Dieselb siind ist aucb airi jriwendiger 
todfeind (f) des menschen, den sy geistlich toedt vnd in ewigen tod fueert. vnd 
ist kain feind mer sorglicb vnnd geuerlicber dann die verwonten feind im baus, 
nacb laut der schrift (g). Daneben nymbt die siind got sein creatur, nemlicb ent- 
zewcht (h) sy jm den menscben vnd gibt denselben dem dewfel. Darumb ist durch 
jnwendig rew, layd vnd missualen, awszerreyten jnwendige siindige wurtz (i), die 
in freyem willen, in fleiscblichem lust vnd in weldlichem wolgeuallen gepflanntzt 
gewesen. Wann nu solbe wurlz awszgereyt vnd ledig gemachtist, alszdenn sol 
der mensch dieselb als ain gift awsspiirtzen vnd als seinn haimlichen hawsfeind 
offenbaren vnd beschreyen durch die peicht. von der hernach voligt. ( 3 ) 

(a ^ glawb. sieh. . 8. 1. et sieh. 4. . 3. a. (b j gnad. sieh. . 6. c. (c 5 er- 
fiillt. sieh. . 7. e. et sieh. 4. . 3. c. (d f fiirsacz. sieh. . 1. d. et im 74. g. 5. a. 
(e ^ bebawst. sieh. 35. . 8. a. (f f feind. sieh. 20. . 6. a. et . 8. b. (g <J 
schrift. Mich. 7. post. prin. jnimici hominis domestic! eius. (h ^ entzewcht. sieh. 
20. 8. g. (i 5 wurcz. sieh. 34. . 1. a. et im 73. . 5. a. et 80. $. 3. d. 



DREWUNDSIBENTZIGIST CAPITEL 

von peicht vnd 



I. Jm sacrament der puoes ist miindliche peicht (a) der ander tail, dadurch ain 
mensch sein sundig geprechen aufthuoet, verhoffend der vergebung der siinde. 
Zwayerlay peicht ist. Aine. jnwendig awsnatur(b). Die ander auswendig awsmm ge- 
setz(b). Erste jnwendige peicht ist der mensch ausnaturlichemrechten in seinem ge- 

(* Den Irrthum Luthers, dass die Reue, die durch Erforschung , Zusammenrechnung und 
Verabscheuung der Sunden bewirkt wird, eine heuchlerische sey, hat das Concil von Trient 
verdammt. Sess. X1Y, can. 5. 



VON PEICHT VND ABLAS. 507 

mueetdemalmaechtigengotzethuonschuldig. Solhjnwendigpeichtenistbeschehen 
vnd gnuog gewesen irn alten gesetz. Dieweil got gmainklich das volkb, von we- 
gen seiner siind, geplagt vnnd offenlich gericbt. Sonderlicb ee sich got in seiner 
menschait geoffennbart hat. Deszgleicbs ee der mensch kumbt zuo der tawf (c) 
vnd zuo erkantnuss christenlicbs glawbs, dieweil ist vnnot des sacraments der puoes 
vnd rimndlich zepeichten. Also hat gepeicht der vertban Sun (d) seirnm vater. 
Also istoffner(e) sunder, allain awf sein jnwendige peichtvnd rew, gerecht wor- 
den , nach laut des berren gezewgnuss. Darawf kriechen vnd mer ander abge- 
fallen christen haben vermaint vnnd noch hewt verwaenen als sey aws natur gnuoeg 
haimlich zepeichten vnd got allain vber die siind zeklagen. Aber do got an sich 
offenliche (f) menschait genomen, bat got nymmer offenlich vber die siind gericht 
(wol zuo zeiten plag verhengt zuo ermonung oder die bell hie anzeheben) aber 
sonst hat got cristo, als seinem gotlichen vnd menschlichen sun, alles cristenlicher 
kirch gericht vbergeben, lawt dits ewangeli (g). Got vater vrtailt nyemant, sonder 
alien gerichtszwang hat er vbergeben dem Sun. Er bat jm auch volmaechtigen 
gwalt geben das gericht zeuerwalten, vmb das er ist des menschen Sun. (*) 

(a f peicht. sieh. 4. . 15. g. et 70. . 4. i. et 71. $ 1- f- et . 7. g. (b J na- 
tur. sieh. 70. . 3. c. et f. (b ^ gesecz. im . 3. a. (c J tawf. sieh. 70. . 8. c. (d 
sun. Luce. 15. im 81. . 4. f. (e ^ offner. Luce. 18. sieh. 72. '. 3. b. (f f offen- 
lich. im g. 3. c. (g f ewangeli. Jon. 5. in med. sieh. 9. . 2. 1. et 42. . 2. c. et 
im 81. g. 2. h. et 100. . 4. c. 

11. ^ Awf solhen gwalt hat christus das sacramentlich gericht in der kirch 
aufgesetzt (a), selbs (b) die puoes angehebt zepredigen, vnd zuo vns gesprochen, 
thuot puoes. Er hat auch seinen jungern vnd iren nacbkomenden selsorgernbe- 
uolhen vnd gwalt (c) geben nach seinem abschid dasselb gericht zeuolstrecken, 
nemlich in disen worten. Warlich sag icb ew, welhe ding auf erd ir pindet, die 
werden im himel auch gepunden, vnd welhe ir auf erden aufloeset, werden auch 
im himel geloest sein. Mit denselben worten hat Cristus den selsorgern gwalt 
geben, die siinder mit aufgesetzter puoes zepinden vnd jnen ir siind zeuergeben. 
Nachmals hat er jn macht geben, nach irer erkanntnuss vnd guoet beduncken, 
nachzelassen etwas oder nichts in aulgesetzter puoes oder in gnuogthuoung der 
siindigen schulden, do er seinn jungern heiligen geistgabvnddaraufzuojnsprach. 
Welhen jr die siind nachlasset, denselben seinn sy nachgelassen , vnd welhen ir 
die siind haltet, den seinn sy gehalten. Nu kan solh nachlassen oder behaltung 
der siindigen schulden nit beschehen , deszhalb hat christus den jungern heiligen 
geist geben vnd damit eingesetzt der weich sacrament, dorinn den priestern des 
heiligen geist ambt vnd gwalt, vber die siind zuoerkennen, geraichtwirt. Nachdem 
aber die selsorger, so von christo vnd der kirch gwalt haben, vber die verporgen 
siind nit koennen erkennen, noch jrem beuelb gemaes aufwarten on eriorschung 
der siind mit jren vmbstaenden. Deszhalb ist not sich darinn durch miindliche 

(' Dass die Beicht zum Heile nothwendig und erspriesslich sey, wnrde in der Kirche stets 
anerkannt, nur dielrrlehrer im secbzehnten Jahrhundert .haben im Widerspruche milder gan- 
zen Gescm'chte des Christenthums die sacramentale Beicht zu laugnen unternommen. Diese 
Irrlehre hat das Concil von Trient feierlich gebrandmarktimsecbsten Canon, der lautet: ,,Wenn 
Jemand laugnet, dass die sacrameiltalische Beicbt eingesetzt oder zum Heile nothwendig sey, 
nach gfittlichem Rechte, oder sagt, die Weise, dem Priester allein geheim zu beichten, welche 
die katholische Kirche von Anfang an immer beobachtet hat und beobachtet, seyderEinsetzung 
und dem Befeh.le Christi entgegenund eine menschliche Erfindung: der sey im Banne." Sess. 
XIV. can. 6. tjber die constante Tradition der Beicht in der katbolischen Kirche sehe man 
Natalis Alexander. Theolog. dogm. torn. I. pag. 543. etc. Klee. 1. c. Bd. III. pag. 295 u. flg. 



508 DREWUNDSIBENTZIGIST CAPITEL 

(e) peicht zuoerkunden. Dann wie ta\vf oder andere sacrament mass vnd form 
auch ordnung haben zuoerlangen gotlicbe gnad vnd verdienn christi jhesu, also 
hat sacramentliche puoes mass vnd gerichtliche (f) ordnung, nemlich klag, kund- 
schaft vnd vrtail, das ist rew, peicht vnd ablas, zuoerwerben gnad vnd vergebung 
der siind. Also hat got ausgetailt die mass (g) christenlichs glawbs. Darauf hat 
chrislus sweigund die miindlich peicht, mit offem exempel, awfgeselzt, do er den 
grabstain (h) schuoef awfzeheben vnnd lawt sprach zum Lazaro, gee herfiir, von- 
stundan wart toder lazarus widerumb lebendig. Dabey istzeuersteen, vom her- 
Izen sol siindiger rigel (genent obex (i)) weg than werdenvnd alszdenn jnnwen- 
dige todsiind solle durch offene peicht herfur geen, domit der mensch widerumb 
aufsteen moeg von seinn todsiinden. Darnach haben die Apostel offennlich vor 
aimm priester zepeichten gepoten auch dabey geordent (k) , wie solhe peicht be- 
schehen solle. Jn kraft des herren wort. Ertzaig (1) dich dem priester. Gleich 
als wann vater seimm Sun bey swaerer straff verpewt sein klaid zereissen, aber 
Sun zereisst das klaid, dadurch er in straf fellt. nachmals vmb gnad pitt. darauf 
jne vater der straf begibt, dochdaneben beuilht, er solle das zerissen klaid flickhen 
lassen. wo nit, alszdenn welle vater den vngehorsamen sun nachmals slraffen. 
Dergleichen vertzeicht got ewiger straf den sunder auf sein rew, doch daneben 
beuilht, daz sunder sein zerissene vnd vermailigte (m) sele durch den selsorger 
flicken vnd rainigen lasse mit gebiirlicher puoes. Sonst werde er nochmals 
gestrafft. (^) 

(a J geseczt. im . 3. a. ct . 5. e. et . 9. a. et . 16. e. et sieh. 71. . 4. b. 
(b 5 selbs. Math. 4. sieh. 70. . 4. p. (c 5 von priesterlichem gwalt. Mat. 18- Job. 
20. quorum remiseritis peccata. im . 9. d. et . 16. a. et sieh. 58. . 11. 1. et 63. . 
4. f. et 72. . 8. k. et n. et im 76. . 9. c. et 8. g. et . 9. e. et 89. . 8. a. el im 
90. . 5. d. et 91. . 6. e. et . 12. b. et ira 92. . 7. c. et . 8. a. et im 94- . 3. 
d. et g. 14. e. et im 95. . 1. a. et . 2. a. et g. et . 3. a. et 100. . 6. e. (d J 
awfgeseczter. im 74. . 1. c. (e f miindliche. sieh. 71. . 4. f. (ff gerichtliche. im 
. 5. e. et sieh. 71. . 4. b. (g ^ mass. Ro. 12. dcus diuisit mensuram fidei. sieh. 
14. . 9. h. (h 5 grabstain. Job. 11. post med. tollitelapidem. sieh. 60. . 11. i. (i 
5 obex. sieh. 42. 5- 9. d. (k 5 ordent. im . 3. a. et sieh. 63. . 6. a. (1 5 erzaig. 
Mat. 8. im g. 4. d. (m f mayligte. im . 10. a. 

III. 5 Also ist numals christenlicher kirch vnd des newen gesetz satzung (a) 
vnd gebrawch, nit allain haimlich in jnwendiger rew got zepeichten, sonder auch 
in auswendiger bekantnusz aimm priester an gotes stat die siind zuoerzelen vnd 
zeoeffnen. Merck. Wann die schrift oder lerer sagen von offem peichten, ist 
nit zeuersteen die gemain offen peicht die zuo der mesz oder predig gwondlich 
gesprochen wirt oder daz sieh ainer offenlich vor alien menschen solle verraten 
vnd anhin geben, sonder daz sieh der mensch vnuerporgenlich, zuo zewgnuss sei- 
ner Christennlichen gehorsarn, ertzaig mit der peicht, aber dieselb in still vor dem 
priester verbringe, wie geschriben stet. Du soldest dein hertz nit alien menschen 
offenbaren (b). Aber ainem oder mer selsorgern an gotes stat soldestu dein siind 
offenbaren. Dann so sieh got in seiner menschait (c) vnns hat geoffenbart, auch 

( 2 Die Stelle in Betrefl' des Lazarus versteht schon der bl. Auguslin von derBeicbt, indem 
er sagt: Surge in corde tuo, precede de sepulcro luo. Et enim movtuus in corde tanquam 
in sepulcro jacebas et tanquam saxo malae consuetudinis gravabaris. Surge et precede: quid 
est surge et precede? crede et confitere; qui enim credidit, surrexit; qui conflteiur processit. 
Quare processisse confitentem? quia antequam conflteretur occultus eral; cum autem conflte- 
tur, procedit de tenebris ad lucem, et cum confcssus fuerit, quid dicitur ministris? quod dic- 
tum est ad funus Lazari: Solvite ilium et sinite abire? Quomodo? dictum est ministris apo- 
stolis, quae solverilis in terra, soluta erunt et in coelo. In Joan, tract. XXII. n. 7. torn. 
III. p. II. pag. 468. Ebenso Tract. 49. pag. 628. Catech. rom. p. II. cap. V. q. 40. pag. 190. 



VON PEICHT VND ABLAS. 509 

sonst taglich mil seinen werchen vnd gnaden offenbart, wil er daz wir vns den 
priestern an seiner stat auch offenbaren. vnd spricht augustinus (d). Du soldest 
nit beswaeren dich zediemueeligen vnder das gericht des priesters, dene Got zuo 
seinem statbalter gnediklich geriicht zesetzen. ( 3 ) 

(a J saczung. de pen. dis. 1. quidam. circa fin. deo et sacerdoti est confitendum. 
sieh. . 1. b. et . 2. a. ct k. et sieh. 3. . 3. g. (b f offenbaren. eccli. 8. in fin. 
non orani homini cor luum manifestos, (c J menschait. sieh. . 1. f. et sieh. 11. . 
1. c. (d ^ augustinus. de visitatione infirmorum. li. 2. c. 4. im 5. 8. f. 

IV. f Wiewol durch rcw (a) die siind vnd ewige todlicbe straf aufgehebt, 
seinn docb die mayl vnd schulden nit gar abthan. Darumb istnocb not miindliche 
peicht (b) zetbuon alsuil es gesein mag, von wegen der gehorsam vnd gepot so 
die kircb deszbalb aufgerichl hat. Wer dasselb gepot vnd die kirch veracht vnd 
williklicb miiudliche peicht versaumbt, dem werden sein siind durch plosse(c)rew 
nit vergeben. Christus hot wol den aussetzing (d) auf isein pete vonn siinden ge- 
rainigt, aber nichtsweniger beuolben daz er sieh solt dem priester erzaigcn, nem- 
lichjme die mayl vnd gelassen masen seines aussatzs erzelen mitschuldigemopfer. 
Domit derselb priester koenne (e) dariiber ain gebiirlich pflaster (f) , das ist ain 
puosz, legen vnd die mail gar vertiligen. Also rainigt got den sunder auf sein 
row, doch mit dem geding, daz er sieh mitsamht jnwendiger rew dem selsorger 
awswending erzaige, das ist sein gewissen offenmache durch miindliche peicht vnd 
jm das opfer legc, das ist gehorsam laiste in aufgelegter puoes. Wiewol got der 
recht arlzt (g), so ist doch der priester sein dieuer (h) durch den got sein ertzeney 
gar volendt. Got der herr gibt wol die erst purgatzen, aber nachmalslaesterden 
vnflat (i) sein knecht auszkeren. Wo sieh aber der berewt sunder nit moecht 
ertzaigen, das ist peichten, sol er doch fiirsatz (k) haben vnd willjg sein, zuomoeg- 
licher zeit der Idrchen gehorsam zelaysten. Sonst wurde jme got die beruerteh 
siind nit vergehen, dieweil der sunder sein rew handllos laesst vnd dem rechten 
weg der pueesswaertikait entlich nit nach kumbt, noch seinbertzen layd offen- 
baren wil. 

(a f rew. sieh. 72. . 1. g. et . 6. f. (b J peicht. sieh. 2. . 5. h. (c f plosse. 
de pen. dis. 1. voluntas. et c. mensuram cum duobus capitulis seguentibus. (d 5 
ausseczing. mat. 8. in prin. luce. 5. sieh. . 2. 1. et im . 7. c. et sieh. 53. . 2. i. 
et . 4. h. (e ^ tonne, im . 7. g. et . 11. d. (f f pflaster. sieh. 58. . 2. f. (gf 
arczt. im . 12. f. et sieh. 58- 2. c. (h ^ diener. im 5. 7. f. et sieh; 62. . 4. d. 
(i 5 vnflat. sieh. 53. . 4. k. (k f fiirsacz. im 74. . 5. a. 

( 3 Die allegirte Stelle flndet sieh in einem dem hi. Atigustin zugeschriebenen "Wtrke (torn. 
VI. p. I. Append, pag. 257.) das sonst auch dem Erzbiscnof Theodor von Canterbury bei- 
gelegt wird. Die Stelle selbst hat einige Abweichungen , die jedoch den Sinn nicht alteriren. 
Die Stelle lautet nach der Citation Bertholds: Sunt quidam, qui sufficere sibi ad salutem au- 
tumant si soli Deo, cui nihil occultum est, quem nullius latet conscienlia, sua confiteantur 
crimina. Nolunt cnim, aut erubeseant, siye dedignantur ostenderese sacerdotibus; quos tamen 
inter lepram et lepram discernere per legislatorem constituit Dominus. Sed nolo utipsadeci- 
piaris opinione, quatenus confundaris cpnflteri coram Domini vicario, tabescens prae rubore, 
vel cervicosus prae dedignatipnet nam ipsius humiliter subeundum estjudicium, quem Domi- 
nus sibi non dedignalur vicarium. Ergo ad te venire roges sacerdolem, et fac ipsum con- 
scientiarum tuarum penitissimarum participem. Non seducat te somniantium ilia superstitio, 
quaein visitandoconfirmat, qui salvat sacerdote inconsulto ad Deum peccatorum confessio. Nos au- 
tem non abnegamus quin sit ad Deum frequenter referenda peccatorum confessio. Beatusenim qui 
tenebit, et allidet parvulos vel maximos suos ad petram. Petra autem Christus est. Sed testamur, et 
testatur illud sana doctrina, netibi applaudentium favcasauribus, quoniam prius eges sacerdotis, 
qui mediator sit ad Deum tuum, salubri judicio : alioquin et sub legeet gratia. Ite et ostendite 
vossaccrdotibus,responsumdivinumquomodoconsummaretur?confiteminialterutrum 
peccata vestra, quomodo compleretur? Ergo cicatricum tuarum arbiter, Dei vice, dominus 
adhibealur presbyter, et re vel a eivias tuas; et ipse tibi exhibebit antidotum reconciliationis. 



510 DREWUNDSIBENTZIGIST CAPITEL 

V. ^ Nachdem die siind erstlich im hertzen, das ist in freiem willen als in 
der wurtz, wirt erhebt (a) vnd beslossen, nachmals durch mund oder tat ausmm 
hertzen gefueert vnd dadurch gegroesst vnd swaerer gemacht. Darumb bat got 
vnd sein kircb gesetzt vnd geordent. Wann die siind im hertzen durch die rew 
mit gotlicher gnad getoett ist, daz alszdenn solh tod kunter ausmm hertzen auch 
geworffen, durch den mund ausgespiben (b), vnd also das hertz gantz gerainigt 
werde durch mundliche peicht vnd ablas des priesters, vnd zuo lesst durch wiirch- 
liche puoes vnd gnuogthuung (c). Got vergibt wol awf beschehene rew , aber er 
gepewt daneben, seiner prawt der kirch gehorsam zelaisten, nernlich der puoes sa- 
crament durch mundliche peicht vnd ablas zesuechen. Dann gotliche ordnung 
ist, daz sich der sunder versueene (d) nit allain mit gotlicber gerechtikait durch 
rew in baimlichem gericht gottes, sonder auch mit der kirch in jrem offen gericht 
(e) durch peicht vnd puoes. Wo gleich ain vnderthan gehorsam ist seinem her- 
ren. wil der herr, daz nichtsweniger seinem gernahl derselb vnderthan auch ge- 
horsam sey. wo ersy verschmaecht, alszdenn verwiircht (f) erherren vndfrawen, 
lawt dises worts. Wer ew versmaecht, der versmaecht micb 

(a f erhebt. sieh. 58. $. 3. a. et 72. . 9. i. (b f gespiben. im . 12. g. et sieh. 
60. . 13. a. (c 3" gnug. im 74. . 3. e. (d f versiiene. sieh. 55. . 3. g. (e f ge- 
richt. sieh. . 3. et f. (f ^ verwiircht. Luce. 10. sieh. 59. g. 10. h. 

VI. ^ Wiewol vor zuoekunft Christi mundliche peicht nit gepoten, noch an- 
der sacrament aufgericht gewesen, so ist docb mundliche peicht vnd derpuoessa- 
crament in vil schriften vnd geschichten des alten gesetz anzaigt vnd figuriert, der 
ich etlich melden wil. Von erst den 37. psalm (a), dorinn dauid sichselbs straft 
vmb das er gemacht was wie ain mensch der inseimm mundkain zuchthat. Aber 
er gab sich berait in die gaysel, vnder seimm anplick het er albeg rew vnd smer- 
tzen. vnd sprach. Jch wil verkiinden, das ist miindlich peichten, mein poshait. 
Das er dann awsgericht vnd zuo got geredt (b). Mein siind hab ich dir offenbar 
gemacht vnd mein vngerechlikait nit verporgen. Jch wil auch fiirter wider mich 
niein vnrecht dem herren peichten. Nit das gnuog sey zepeichten got, dem sonst 
alle ding wissend vnd nichts verporgen , sonder all gedaenck (c) ofFenbar seinn. 
Er kennet auch all gewissen vnd siecht yede haimlikait. Deszhalb vnnot ist seiner 
gotlichen weiszhait ainicherlay siind durch peicht zeoffenbaren. Darumb ist des 
dauid s prophe.cey (d) zeziehen awf new testament, dorin der puoes sacrament 
wurd aufgesetzt vnnd not seinn, ainem priester an stat (e) gots, die siind zeoffen- 
baren, mundlich zepeichten vnd nichts zeuerhalten. 

(a f psalm. 37. factus sum sicut homo non habeas redargutiones. (b 5. geredt. 
Psl. 31. delictum meum cognitum tibi feei. (e 5 gedanckh. Job. 42. in prin. nulla 
te latet cogitatio. sieh. 36 . 13. b. (d ^ prophecey. psl. Sl.confitebor adversum me 
iniustitiam meam domino, (e f an stat. im . 7. f. et g. 8. e. et . 9. d.-et sieb. 
62. $. 2. d. 

VII. ^ Zum andern stet im leuiten puoech geschriben. Ob ain sele (a) siin- 
digt, nur sy zaig an ir siind, sonst tregt sy jr poszhait etc. So ain sel darnach ir 
siind vernymbt, dafiir sol sy puoes besteen, alszdenn wirt der priester fur sy vnd 
fur ir siind petten. Alhie ist bedeyt sacrainentliche puoes (b) vnd miindliche 
peicht, allain dieselb peicht beschehe dem priester, sonst koend er kain wissen 
noch mass haben fur den sunder vnd sein siind zepilten. Darumb ist gepoten ge- 
wesen, daz der aussatzig (c) gefueert werde zum priester, derselb het vber den 
aussatz zuoerkennen vnd zeurtailen. Dabey bedeyt ist, der mensch soell seinen 



VON PEICHT VND ABLAS. 511 

siindigen awssatz anzaigen vnd peichten dem priester , awf das derselb dariiber 
moeg erkennen vnd puoes aufsetzen. Dann nach sant pauls maynung, hat das 
alt gesetz ain schatten (d) kiinftiger guoeter ding. Was nu im alten gesetz ge- 
schriben stet vom awssatz, ist im newen gesetz zeuersteen von siinden. Wiege- 
hailter awssatz binder sein laest fuoesstaffen vnd masen, alsolaest diegehailtvnnd 
begnadt siind hinder ir etlich mayl (e), wunden vnd schulden, die wol got on vn- 
derschid siecht, aber sein stathalter (f) der priester nit sehen noch wissen mag, bis 
jme der siindigaussatzgezaigt. nemlichgepeichtwirt, alszdennkann erdarein sehen 
vnd erkennen (g) wie solhe gelassene mayl, wunden vnd schulden abzelegen vnd 
zepueessen seinn. Jtem im puoech der zal (b) ist begnffen. Wann man oder 
weib aus laessikait gotlich pot vbertreten vnd siindigen , dieselben sollen ir siind 
bekennen vnd peichten. Dergleichen spricht Salomon. Wer die laster verpirgt 
(i), der wirt nit wol gefueert. Wer aber dieselben peicht vnd dauon laest, der- 
selb erlangt parmhertzikait. Darawf hieremias schreit. Du soldest dein hertz 
awszgiessen (k) als das wasser vor angesicht gottes, das ist vor dem priester der 
do sitzt an stat gots. 

(a f sele. Leui. 5. in prin. si peccauerit anirna: nisi indicauerit: portabit iniqui- 
latem suatn. sieh. 53. . 3. f. (b <J pues. sieh. 53. . 3. g. et 58. .. 11. g. sic im . 
11. a. (c ^ awssacz. Leui. 4. in prin. sieh. . 4. d. et sieh. 2. jj. 4. g. et im 81. $. 
5. d. (d f schatten. Heb. 10. in prin. vmbram habens lex futurorum bonorum. sieh. 
1. 5. 8. d. (e 5 mayl. sieh. 33. . 3. h. et im . 16. f. (f f stathalter. sieh. . 4. h. 
et j. 6. e. (g ^ kennen. sieh. . 4. e. (h f zal. Nu. 5". in prin. (i f verpirgt. pro- 
uer. 28. in med. qui abscondit scelera non dirigetur. im . 12. c. (k ^ awsgiessen. 
treno. 2. ant. fin. 

VIII. f Darnach im newen gesetz beschiecht von miindlicher peicht meldung 
an menig orten. Erstlich haben johanni dem tauffer ir siind gepeicbt jhen die 
durch jn gelauft (a) seinn. Desgleichs seinn vil christglawbig komen zuo sand 
paul vnd seinen jungern , die jnen gepeicbt vnd verkiind haben ir thuon vnd ge- 
scbicht. Jtem Johannes spricht in seiner ersten epislel, wann wir vnser siind 

-peichten, ist got getrew (b) vnd gerecht, der vns dieselben siind nachlacst vnd 
rainigt vns von aller poszhait. Des ermont vnns auch jacobus (c), do er anzaigt 
wie die priester zuo krancken lewten seinn zuoerfodern, paid darnacb spricht, er, 
ainer sol dem andern peichten sein siind vnd pettet fiireinander, awf das ir saelig 
werd. Dabey zeuersteen ist. wiewol die priester geweicht seinn zuo stathalter 
christi, sollen sy doch als menschen aneinander peichten. Sy seinn auch gleich 
prueder mit den layen, dieselben sollen abernicbtsweniger den priestern peichten 
on scham vnd verdrus, vnd die priester sollen petten (d) fur die layen. Hat nu. 
christus, an sein stat (e), zuo miindlicher peicht vnd ablas zepitten, gesetzt den prie- 
ster. Deszhalb sol derselb zuo aimm peichtuater dem layen auch angenaem 
(f) sein, 

(a f getauft. mat. 3. baptisabantur confitentes peccata sua. actu. 19. ant. med. 
multi credentium veniebant confitentes. sieh. 3. . 3. g. (b ^ getrew. 1. Joh. 1. si 
confiteamur peccata nostra; fidelis est. im . 13. c. et im 78. . 10. e. (c 5 jacobus. 
5. ant. fin. confitemini alterutrum peccata vestra. (d f petten. sieh. 40. . 10. b. 
(e'J stat. sieh. . 6. e. (f J angenam. sieh. . 3. d. 

f went zepeiclitcii sey. 

IX. f Daraus erscheint daz zepeichten ist allain den priestern, die zuo der 
selsorg vnd zum gericht (a) der gewissen geordent seinn, als papst in gantzer weld, 



512 DREWUNDSIBENTZIGIST CAP1TEL 

bischof im pisthumb, pfarrer in seiner pfarr, oder worn esdieselbenbeuelhenoder 
sonst gefreyet seinn peicht zehoeren. Gwalt des ablas (a), das ist nachlassung ewiger 
pen vnd awfloesung der siind (alsuil die versueenung gots belrift) haben all prie- 
ster gleichmaessig zehandeln, der vndrist pfaff sowol als papst. Aber nacbzelassen 
die schulden (b) oder aufzeheben die gnuogthuung oder abzewischen die in ay I so 
die siind hinder |n gelassen, oder zebegeben die zeitlicb straff, die bie oder dort 
zetragen, von go.t oder der kircb awfgesetzt ist: darinn als in gericbtlicher er- 
kantnuss oder vrtail, haben die priester vngleicben gwalt. Der pischof mer dann 
ain pfarrer, der papst (c) mer dann ain pischof. Dornit nu der mensch trost vnd 
kainn zweifel hab , sonder gewis sey von got zuoerlangen ablas seiner siinde , hat 
christus vollen gwalt hie gelassen vnnd gegeben der kirch, die durch die priester 
als ir verwalter, an stat (d) gots, g'yalt vnd macht hat zcpinden vnd awfzeloesen 
den menschen so sein siind berewl vnd dem peichtuater bekent vnd erzclt. Ob 
etwer derselben seiner selsorger kainen haben, alszdenn moecht er aimm andern, 
doch tueglichen priester peichlen. vnd ist, nach ausweisung geistlicher recht(e). 
ratsam ainem verstaendigenzepeichten, der nit allain sliissel (f) des gwalts sonder 
aucb der kunst babe. ( 4 ) Ob ain priester peichtzehoeren nit gwalt biet, alsihendenen 
die sliissel nit beuolhen oder wider genomen seinn, als ain paenniger oder suspendier- 
ter pfarrer, desselben absolution ist vntiichtig. Dann peichthoeren, deszgleichs deroe- 
lung sacrament, hengt nit plos an der weich , wie das messambt, sonder auch am be- 
uelh, der den selsorgern in sonderhaitgegeben wirt. Darumb ain paenniger priester in 
der mesz (g) das sacrament wandelt, aber in der peicht des ablas sacrament nitraicht. 
Allainintodesnoetten (h)hat ainyeder priester on vnderschid gwalt zeabsoluieren. 
Desgleichszetawffen. wergetawft, der wirt getawft, nachdem dietawfain notsacra- 
ment ist. Wiewol zuo ere desselben tawfsacraments die tawf (i), on grosse not, 
von nyemants anderm dann von ordenlichem priester genomen soil werden. 

(a <J gericht. sieh. . 2. a. (b f ablas. im 95. . 2. a. (b f schulden. sieh. 70. 
g. 5. f. et im 95. . 3. b. (c ^ papst. im 89. . 4. e. et 91. . 7- k. (d f an stat. 
Mat. 16. et 18. Job. 20. sieh. 5. 2. c. et . 6. e. ct 72. $. 8. k. (e f recht. de pen. 
dis. 1. quern penitct. et de pen. dis. 6. c. 1. (f J sliissel. Luc. 11. in fin. im 94. 
14. f. (g f mess. sieh. 65. <J. 8. g. (h f notten. 26. q. 6. si presbiter. et c. agnoui- 
mus. (i f tawf. sieh, 60. . 11. a. 

5 Waun zepeicltteit sey. 

X. 5 Alsofft (a) dich dein gewissen ermont zepeichten, nernlich wo du mit 
swaeren todsiinden (b) beladen bist, soldestu peichten. Dann duhast fleisdeines 
klaids mayl paid abzewischen billicher soldestu deiner sel mayl paid abzewi- 
schen fleis thuon. Der mensch ist auch schuldig zepeichten alsofrt er ain sa- 
crament sonderlich empfahen wil, auf das er gerainigt vnd deslfaebiger sey 
die gnad desselben sacraments zuo erlangen. Jtem wer geuerlikait (c) seines 
lebens gewart der sol vor peichten, als swanger frawen zuo irer geperung 
vnd landfarer zuo besorglichen raisen. Sonderlich wo fiirsorg ist, er moeg 

(* In der allegirten Stclle heisst es untcr anderm ausdriicklich: Quare, qui confiteri vuh, 
ut inveniat graliam, quaerat sacerdolem scientem ligare et solvere; ne, cum negligcns circa 
se exliterit, negligatur ab illo, qui cum misericorditer monet et petit, ne ambo in foveam ca- 
dant, quam stultus evitare noluit. De poenit dist. \. c. quern poenilet. Dass der Priesler der 
eigentliche Auspendcr des Sacraments sey, ist durch Schrift und Tradition klar. Derselbe muss 
aber nicht bloss die Gewalt der Weilie, spndern auch die der Gerichtsbarkeit haben. Denn 
Christus sagt bei Johannes: ..Welchen ihr di e Siiriden nachlasset, denen sind sie 
crlassen, und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie erhalten." Job. 20, 23. 
Dieses wurde aber nur zu den Aposteln und ihren Naohfolgern gesagt. Sieh. Catech. rom. 1. c. 
q. 54. Goncil Trid. Sess. XIY. cap. 6. 



VON PEICHT VND ABLAS. 513 

moeg in langer zeit kainn peichtvatcr erlangen, als ob du zao RomoderSaltzburg 
waerest vnd hietest auf dir papstlich oder piscboflich fael, daselbs soldestu peich- 
ten, dieweil du deiner fael fueeglich abkomen magstderselbenende, vndbesorgen 
muoest daselbs bin koemest yileicht nymer. Jtem alle jar muoestu peichlen 
zuo osterlicber zeit aus gepot christenlicher kirch, lawt geistlicher recbt (d). ( 5 ) 

(a J alsofft. sieh. g. 2. m. et im 89. . 8. c. (b f siinden. sieh. 58. . 5. h. et 
im 76. . 8. 1. (c J verlikait. im 76. . 9. e. (d f recht. de peni. et remis. c. om- 
nis utriusque sexus. 

J Was zepeicliten ist. 

XI. f All vnd yglich todsiind, als feind gots , souil ainer begangen zehaben 
jngedenckh ist, seinn zepeicbten vndkain todsiind wissenlichzeuerhalten, nachdem 
gescbriben (a) stet, daz von wogen der kind von jsrahel (nemlicb der christen) soel- 
len bekent vnd gepeicht werden all vnd yglicb versawmnusz vnd begangen siinde. 
Wil ainer frid mil got machen, er muoes all sein feind austreiben. Das ist imal- 
ten testament figuriert, do got gepoten hat, die menig aller seiner feind (b) awfs 
bawp niderzelegen vnd kainen vberbeleiben zelassen. Darumb muoes der menscb 
all sein bewist siind erstlich berewen, darnacb mit iren vmbstaenden (c) , dem 
peicbtvater, an stat der kirch, peichtcn vnd sein maengel zewissen thuon , domit 
derselb priester, als ain artzt oder richter der gewissen, dariiber erkennen (d) vnd 
den menscben von deii scbulden, darein er durch siind gefallen ist, aufloesen. vnd 
in sein wunden wein vnd oel giessen auch allenthalben notdiirftige pandt legen 
vnd ertzeney geben moege. ( 6 ) 

(a J geschribcn. leui. 16. in med. confiteatur omnes iniquitates filiorum israhel 
et vniuersa delicta et peccata eorum. sieh. . 7. b. (b f feind. iudi. 4. ant. fin. yt 
omnium hostium multitudo vsque ad internicionem cadat. (c ^ vmbstanden. depeni. 
dis. 1. aut facta. .1. (d ^ erkennen. sieh. . 4. e. 

5 Von der sclianie. 

XII. f Nyemant sol sieh des peichten schamen (a). Dann \ver sein siind vor 
dem priester, als stathalter cristi vnsers hailers, nit wil offenbaren, dernselben of- 
fenbart deufel sein siind vor aengstlichem gericht. do cristusstrenglich ainn ye- 
den gestorben menschen in sonderbait vnd zuo jungstem tag in gemain richten 
wirt. Darauf all vnd yglich menschen billicb sorg baben solten vnd deszhalb sicb 
nit schamen nocb verdriessen lassen, ir siind lieber baimlich zepeichten vorainem 
priester, dann offenlich vor mcniklich zuo schanden werden an aengstlichem ge- 

( 5 Wer sieh irgend einer schweren Siinde bewusst ist, muss sieh durch das Sacrament der 
Uusse reinigen, urn wiirdig das hi. Altarssacrament zu empfangen. Con. Trid. Sess. XIII. cap. 
1- Jeder Glaubige ist verpflichtet, wenigstens einmal im Jahre zur Osterzeit das hi. Busssa- 
erament zu empfangen. Der 21. Canon desConcils vpm Lateran vo in Jahre 1216 lautet: Omnis 
utriusque sexus Fidelis, postquam ad annos discretionis pervenerit, omnia sua solus peccata 
saltern semel in anno Gdcliter confiteatur proprio sacerdoti, et injunctamsihipoenitentiam stu- 
deat pro viribus adimplere suscipiens reverenter, ad minus in Pascha. Eucharistiae Sacramen- 
tum. . . Alioquin et vivens ab Ecelesiae ingressu arceatur, ct moriens christana careat sepul- 
tura. TJnde hoc salutare statutum frequenter in Ecclesiis publicetur., ne quisquam ignorantiae 
caecitate velamcn excusationis assumat. De poenit. et remis. cap. 12. 

( c Alle Ya'lcr und Concilien lehren einstimmig, dass alle Todsfinden zu beichten seyen, 
mogen sie nun innerlich im Denken und Wollen oder in ausserer 7^hat geschehen seyn. Aber 
iiicht bloss die Siinden, sondern auch die Umstande der Sunde miissen gebeichtet werden, die 
ihre Bosheit bedeutend vergrossern oder vermindern. _Denn einige Umstande sind so wichtig, 
dass nur aus ihnen die Wesenheit einejr schweren Siinde erhellt. 9ieh. Catech. rom. 1. c. q. 
47. Concil. Trid. Sess. XIV. cap. 5. can. 7. 

Reithmeier, Berthold's Theologey. 33 



514 DREWUNDSIBENTZ1GIST CAPITEL 

richt. Das ainem yeden in sonderhait (b) vorsteet zuo der stund seines sterbens. 
vnd wer seine laster verpirgt (c), dcr wirt nit gefueert zur saelikait. Die scham 
zepeichten ist ain pen vnd tail der puoes, vnd yemer sich ainer selbs verklagt vnd 
dem peichtvater seinsiind bekendt vnd erzelt, destgroesser ist sein scham, dadurch 
destmer puoes bcschiecht vnnd gnad erlangt wirt. yemer sich ainer accusiert, 
destmer wirt er excusiert. Das ist. yemer sich ainer selbs vor dem priester ver- 
raett, destmer wirt er vor got ausgeredt. Darauf gepeut die schrift (d), daz du 
deinen geist fast diemueetigest, dann die gnad der scham ist vber gold. Wie vor 
dem hagel der plitz kumbt, also kumbt die gnad vor der scham, vnd fur dein ere 
erpietung stet dir zuoe guote gnad. Wer vor scham seinen haimlichen geprechen, 
so er an vnsawbern gliden leidet, dem artzt nit wil offenbaren, derselb muoes 
gewarten todlichs geucrde. Also fallen vil mcnschen in ewigen tod vmb das sy 
ir schaentlich haimlich siind vor scham nit peichten vnd offenbaren den priestern. 
die got mit den sacramenten zu geistlicher artzney geordent hat. Dauon ge- 
schriben ist. Gib (e) stat dem artzt den got beschaffen hat, daz er von dir nit 
weiche, dann seine werch seinn notdurfftig. wer sundigt in angesicht seines 
schoepffers, der fellt in des artzts hende. Bey disem artzt (f) ist bedeyt der sel- 
sorger, in des hande ain siinder felt. Aws obangezogen vnd noch mer schriften 
mueessen wir versteen, daz hairnliche peicht gegen got allain nit gnuog, sonder 
not sey, all jnwendig geprechen geistlichem arlzt anzetzaigen vnd miindlich ze- 
peichten. gleich so aimrn etwas poes vnuerdaets im magen ligt, sol er dasselb 
alles mit vndaeen (g) durch den mund herausbringen, sonst wirt er nit hayl. Also 
soldestu aus deiner gewissen all giftig siind durch miiudliche peicht austreiben, 
wildu anders an deiner sel gesund werdcn vnd das hayl erlangen. Doch sol prie- 
ster bey swaerer straff solhe peicht in gehairn behalten. 

(a 5 schamen. sieh. 44. . 9. e. et 61. . 4. b. et 71. . 8. b. et im 80. . 1. i. 
(b ^ sonderhait. im 100. . 7. a. (c ^ verpirgt. prouer. 28. sieh. . 7. i. (d J schrift. 
eccli. 7. in med. humilia valde spiritum luum: gratia enim verecundiae illius super 
aurum. eccli. 32. in med. ante verecundiam praeibit gratia, (e f gib. eccli. 38. post 
prin. da locum medico, (f 5 arczt. sieh. . 4. g. et sieh. 8. 7. a. (g f vnda'en. 
sieh. . 5. b. 

f Voii gchaim der peicht. 

XIII. ^ Alles was im sacrament awswendig beschiecht, seinnzaichen(a)vnd 
bedeytung der ding so jnwendig geworcht werden. Demnach ist die diemuetige 
peicht, mit der sich ain mensch vnderwirft seinem peichtvater, ain auswendig zai- 
chen, daz er sich jnwendig ergibt dem almaechtigen. Der die siind, so er jme vnd 
seimm stathalter dem priester in der peicht offenbart, gnediklichverdeckht. Wann 
der mensch sein siind in der peicht aufdeckt, alszdenn pfligt got dieselben siind 
mit gnaden widerumb zuozedecken, vnd nach laut der schrift, ist gottes glori (b), 
das wort zeuerpergen. Wo der mensch sein siind recht bedenckht, daselbs ver- 
gisst got solher siind. Wo der siinder bekent, daselbs vergibt got. Alspald da- 
uid (c) sprach. Jch wil dem herren wider micli bekennen mein vngerechtikait, 
von stundan hat jm got nachgelassen die vntat seiner siind. Darawf gepieten die 
recht (d) ernstlich, daz nyemant offenbar haimliche peicht. Vnd ist nit allain not 
von wegen solhes gepots, sonder es ist auch zimlich zuoerfiillen der peicht bedey- 
tung, daz der priester, dem an gots stat die siind gepeicht seinn, dieselben siind 
verhalt vnd nyemants offenbar. wie got so!h gepeicht siind vertiligt. vnd spricht 
die schrift. Wer getrew (e) ist, der verpirgt seines frewnds geprechen. Sonst 



VON PE1CHT UND ABLAS. 515 

warden die !ewt geursacht nit zepeichten, oder in der peicht elwas zeuerhalten. 
Inenselbs vnd dem vnuerswigen peichtvater zuo verdamnusz. Nit allain die ge- 
peichten siind ist peichtvater schuldig zeuerhalten, sender er sol auch versweigen 
alles anders, dadurch peichtsun oder etwer anderr moehten verdacht werden. 
Ausgenomen dor peichtsun verwilligt etwas aus der peicht an ainn obrer zebrin- 
gen oder sonst durch den peichtvater anderswohin langen zelassen. ( 7 ) 

(a <J zaichen. sieh. 59. . 6. a. (b f glori. prouer. 25. in prin. gloria dei est 
celare verbum. (c J dauid. Psl. 31. dixi confiteor adversum me iniustitiam. im 74. 
. 5. k. (d ^ recht. 2. q. 1. si peccauerit. (e f getrew. prouer. 11. ant. fin. qui 
fidelis est. celat amici commissum. sieh. . 8. b. et im 74. . 1. q. 

f You fruclit der peiclit. 

XIV. 5 Die peicht ist hailsam vnd hailt der selen vnsichtig wunden (a), die 
sonst tang nit gehailt werden. Nochmer die peicht erledigt den gichtigen vbel- 
taeter vorn lod, der auf sein bekantnusz in weltlicher schran (b) zum tod ver- 
urtailt vnd signer knecht der schuld wifdet. Aber diser ist frey (c) von der siind 
vnd ain knecht (d) der gerechtikait worden. Die peicht offenbart dir deinen gne- 
digen got vnd du wirdest doch nit geoffenbart gotte, dem sonst dein miszhand- 
lung kiindig gewest, vnd alle ding offen (e) seinn. Item die peicbt thuot awf das 
paradis. Do schacher (f) bekantlich was, er waere vmb sein vntat der straff wir- 
dig. Zuostund versprachjrn der herr mit jme hewt zekomen ins paradis (g). Jst 
zeuersleen von der altvaeter vorhell vnd nit vom paradis daraos adam getriben, 
nachdem dasselb paradis nymer ist vnnser naturlicher weg zekoemen gen hime!, 
sonder wir haben numals fur das paradis den weg der gnaden, nemlich das ver- 
dienn cristi, dadurch wir gen himel komen mueessen. Zuo lesst nach beschech- 
ner peicht wirt menschlich gemuet destringer (h) vnd froelicher. Wie im psahn 
sfet. Der ton (i) des essunden ist in stym hoher freyden vnd der bekantnusz. 
Welhe bekantnuss, das ist miindliche peicht, erlangt hie gnad vnd dort ewige 
freyd. ( 8 ) 



(a f wunden. sieh. 58. . 10. c. et 70. . 8. i. (b f schran. sieh. 71. . 4. b. 
(c J frey. Ro. 6. liberati a peccato serui facti estis iusticie. sieh. 33. . 9. b. (d f 
knecht. sieh. 39. . 4. m. (e 5 offen. Heb. 4. in fin. omnia aperta sunt oculis eiust 
sieh. 40. . 4. g. et 30. . 6. b. (f ^ schacher. Luce. 23. digna factis recipimus. 
sieh. 4. . 1. h. (g 5 paradis. sieh. bl. . 3. a. et im 75. . 4. f. et 80. . 5. i. 
(h ^ destringer. sieh. 58. . 10. e. (i f ton. Psl. 41. in voce exultationis et confes- 
sionis sonus eulantis. 



5 Vom ablas. 

XV. 5 Nach miindlicher peicht absoluiert der peichtuater den peichtsun. 
ist, Er loeset jne von ewiger pen vnd pindetjn mit zeytlicher pen. Aufloesung 
ewiger pen ist drilter tail (a) sacramentlicher puoes. vnd beschiecht mit aufge- 

( 7 Das Beichtsiegel darf durch kein Zeichen verletztTverden. Nee verbo nee facto, ncc nutu, 
nee aliquo signo licet in aliquo casu revelare confessionem, quia est sacrilegium. St.. Thorn. 
Quodlibet. XII. quaest. X. art. I. 

( 8 Der hi. Thomas gibt vier "Wirkungen der Beicht an. Sie befreit von der Schuld -oder dem 
Tode der Sunde und ertheilt oder vermehrl die Gnade; sie befreit von der ewigen StraTe, die sie 
in eine zeitliche verwandelt; sie offnet driilens das Paradies, nachdem sie die Hindernis se, nem- 
lich Schuld und Strafe entfernt hal; und ertheilt viertens die Hoffnung des Heils, die wir nur 
durch Christus haben; in der Beicht untervvirft sieh aber der Monsch den Schliisseln de T Kirche, 
die aus dem Leiden Christi ihre Gewalt und Kraft haben. In IV. sentent. dist. 17. qu. 3. Art. 5. 

33* 



516 DREWUNDSIBENTZIGIST CAP1TEL 

setzten wortten (b), dadurcb das sacrament der puoes beslossen vnd dorjnn gnad 
des ablas geraicht wirt. Nyemant (c) mag wol puoes thuon gegen got, nur er 
verhoff vom priester ablas zuoerlangen. Wider denselben ablas wirt diser ellen- 
den zeit durch false lere vermuoet, in der peicht die gnad zuoerlangen scy derge- 
lawb allain gnuog, nemlich das ainer glaub (d) jm seyen die siind durcb den 
priester vergeben, gleich als sey die puocs kain sacrament vnd vnnot des priesters 
ablas. Bits gifflig argument ist faelschlicb eingefuort wider heilige kirch vnd zuo 
swechung des sacraments der puoes. Aintweders der priesler absoluicrt mich 
warlich oder gar nit. Wo er mich warlich absoluiert vnd jch dasselb glawb, 
alszdenn bin jch absoluiert nit allaiu durch meinn glawb, sonnder auch durch 
priesters ablas. Wo er aber vber mich kainn ablas spricht, vnd jch glawb dan- 
noch er absoluier mich, alszdenn fael jch vnd glawb etwas das nit beschehen ist. 
Derselb vnrecht (e) glawb kan mich nil gerecht machen noch absoluieren, Dar- 
umb bemelt argument von jmselbs felt. Vnd wie wol on den glawb nyemant 
erlangt die gnad des sacraments, nemlich ablas seiner siind, ist daraws nit zeschoepf- 
fen, als sey deszhalb der glawb allain gnuog. Dann wie weder die rew allain, 
noch peicht odcr absolution allain gnuog waeren, also ist auch der glawb allain 
nit gnuog zuoerlangen gnad vnd ablas der siinden, sonder sy rnueessen alle bey- 
einander (f) sein, glawb, rew, peicht vnd absolution, alszdenn ist beschlossen die 
gnad vnd sacrament der puoes, in krafft des leiden Cristi. Sonst moecht ainer 
sprechen des glawbs waer hierjnn auch nit not, sonder gnuog am leiden Cristi. 
Aber desselben wirt ainer nil tailhaftig (g), nur er schick sich darein mil orden- 
licher puoes. ( 9 ) 

(a J dritter. sieh. 70. . 4. k. et 71. . 1. c. et g. (b J wortten. sieh. 59. . 7. 
a. (c [ nyemant. de peni. dis. 1. c. 1. in glo. et c. nemo, cum seq. (d f glawb. 
sieh. 3. . 1. c. (e f vnrecht. sieh. 2. g. 2. c. (f ^ beyeinander. sieh. 2. . 5. g. el 
71. . 1. a. (g f taylhafftig. im 74. . 4. g. 

XYI. ^ Wi' jch nu erlangen gnad des sacraments vnd vergebung meiner 
siind, so muoes jch glauben den worlen cristi. Daz mir auf rnein rew vnd peicht 
der pricster, ausmm gwallt (a) den er hat von Cristo, mein siind vergeb durch die 
absolution (b), in kraft des sacraments so deszhalb Crislus vnd sein kirch aufge- 
setzt. Daneben sol jcb, nach lere heiliger schril't, on forcht (c) nit sein, sonder 
besorgen als hab jch vergebung der siind nit gnuogsamlich erlangt, sonnder awf 
fiirsorg vnd als sey mein gelawb, rew vnd peicht biszher vngnuogsam gewesen, 
darumb welle jch noch nit aufhoeren von puees/wertigem leben. Sondor alzeil 
mich vnd mein absolution dem allmaechtigen beuelhen vnd vertrawlich glaw- 
ben was an mir vnd an meinem thuon. Desgleichs an des priesters ilcis, im 
ablas abgeet, dasselb werde erfiilit vnd erstatt (d) durch golliche parmhertzikait 
in kraft des sacraments der puoes. Solher glawb erlangt ablas der siind. Mit 
nochuolgender absolution ist also beslossen das sacrament der puoes, dorjnn ver- 
geben seinn die siind vnnd aufgehebt ewige straff. Aber noch nit gar abthandie 

( 9 In Betreff der Absolution bemerkt das Coneil von Trient gegeniiber der Irrlchre 
Lulhers u. s. \v. : ,,0bwohl aber die Lossprechung des Priesters die Ausspendung einer fremden 
"VVohlthat ist, so ist sie doch kein blosses Amt entwcder das Evangelium zu verkiinden oder zu 
erklaren, die Siinden seyen vergeben; sondern gleicbsam eine richterliche Handlung, in welcher 
von ihm, wie von einem Richter, das Urtheil ausge. c prochen wird; und daher soli der Biisser sich 
urn seines eigenen Glaubens willen nicht so schr schmeicheln, dass, obgleich IT keine Roue 
habe und bei dem Priester die Absicht nicht vorhanden sey ernsilich zu handcln und wahr- 
hal't loszusprechen, er dennoch ineine, allcin um seines Glaubens willen wahrhaft und von Gott 
losgesprochen zu werden." Sess. XIV. cap. 6. can. 9. 



VIERUNDSYBENTZIGIST CAPITEL VON AUFGESETZTER PUOES. 517 

siindigen mayl noch die rechtlichen schulden. Deszhalb ist in der kirch ausser- 
halb sacramentlicher puosz geordent ain zeitliche puosz a!s ain gerichtliche (e) 
erkantnuss vnnd zymlicbe straff, zuo ablegung der schulden vnnd mayl (f) so die 
gepeichten siind hinder jnen gelassen haben. Nym war die vnaussprechlicb lieb 
vnd gueete Cristi, den wir taeglich vnd staets belaidigen mil vnsern siinden, da- 
durch wir wider vnser gliib (g) verwiirchen die gnad vnd guotwesen so cr vans 
im tawf gogeben, dannocb wil er vnns (souerr wir an jme nit verzweifeln) albeg 
vergeben. Deszhalb hat er vns gclernt den wege wiclerzekeren vnd darauf ge- 
ordent der puoes sacrament, als ain mass vnd artzney, dadurch wirellend sunder 
vviderurnb moogen finden die verloren gnad auch erlangen ablass vnnserr siind 
vnd versueenung mit got. Aus obbeschriben puncten wirdt verstanden. daz die 
siind nit allain jnweridig zeberewen, sonder auch die rew auswendig zuocrzaigeri 
soy rnit sacramenllicher peicht vnd puoes vnd dariiber des priesters ablas zebe- 
geren vnd zuoempfahen. Dadurch das sacrament beslossen vnnd die siind ver- 
geben wirt. doch alles in krafft des leiden Cristi. 

(a ^ gwallt. Mat. 18- sieh. . 2. c. (b ^ absolution, sieh. 71. . 6- g- (c f 
1'orcht. eccli. 5 post prin. dc propiliato peccato noli esse sine metu. sieh. 71. g. 6. a. 
(d 5 crstalt. sieh. 71. . 5. e. (e f gerichtliche. sieh. . 2. a. (f ^ mayl. sieh. . 7. 
e. (g ^ gliib. sieh. 70- . 7. g. 



VIERUNDSYBENTZIGIST CAPITEL 

Von auffsesetzter jmoes. 

1. Zuo bezalung der schulden (a) vnd abwaschung der mayl, so die siind hin- 
der jnen lassen, ist auf siindig vbel geordennt (b) straefliche puoes hie oder dort 
zebeschehen. In diser weld seinn dreyerlay puoes. aine wirt aufgesetzt (c) nach 
der peicht, die sol der menscb gehorsamlich annemen. Die ander kumbt aus 
haimlichem gericht gofs als plag (d) vnd widerwaertikait, dieselben seinn gedul- 
diklich zeleiden. Dritte puoes ist cwangeh'sch (e), die sollen wir williklich auf 
vns nemen vnd rnit guoten werchen verbringen. Dort in jhener weld seinn zwo 
puoes, aiue zeytlich im fegfewr, die annder ewig in hellischer(f) pein. Zuo ring- 
rung (g) aller yetzbestymbter puoessen kuinbt got vnd sein kirch den menschen 
zuostatten mit froembder (h) befudrung vnd hilf, als mit anrueeffen der heyling 
vnd almosen (i), mit cerimonien (k) vnd indulgentz (1) auch mit mer andern gna- 
den. Erstlich wil jch sagen von der puoes die nach der peicht aufzetzen (m) ge- 
ordent ist. Dieweyl mennschlich geslaecht durch sein siind das poes vbel einge- 
fuert vnd zerprochen hat guote natiirliche ordnung, die jm got'geben het zuo er- 
raichen sein hail, dernnach wil got dasselb vbel widerumb zuo guoetem, nemlich 
zuo des menschens hayl ordnen vnd poes taten mit guoter puoes slraffen (n). 
Wann das vbel rechtlich gestrafft, alsdenn ist es wol geordent. Zuo solher straf 
ist in cristenlicher kirch fiirgenomen das gericht der gewissen (o) (genennt forus 
consciencie oder penitentie). In deme erkanntsnuss beschehen vndgeurtailtwerde 
wie yeglichc siind, als feind gottes, nach recht vnd billikait zepueessen sey. Puees- 
sen ist souil geredt, daz die begangen siind gerochen (p) werde. Offenbar siind 
ergern den nagsten, deszhalb seinn sy offennlich zepueessen zuo pesserung des 



518 VIERUNDSIBENTZIGIST CAPITEL 

nagsten. Vber verporgen siind kan nit gericht werden on erkundung. Deszhalb 
seinn sy miindlich zepeichten vnd allain dem peichtvater zeoffenbaren, aufdas er 
dariiber moeg vrtailen aucb vnderweysung vnd puoes geben, doch in gebaim (q) 
vnd nach cristenlicher ordnung. 

(a f schulden. sieh 20. . 3. h. (b f geordent im. n. (c f geseczt. im. m. et 
sieh. 72. . 7. d. et 73. . 2. d. (d f plag. im . 9. 1. et im 75. . 1. a. (e f 
ewangelisch. im 76. l.a. (f f hellisch. im 80. . 1. a. (g f ringrung. im . 10-b. 
(h f frombd. im 83. . 4. a. (i f almosen. im 87- . 1. f. (k f cerimonj. im 88- 
per to. (1 f jndulgentz im 89. . 1. b. (m f zeseczeu. sieh. c. et im . 3. d. el 
im 89. . 6. b. (n f straffen. sieh. b. et sieh. 20. . 6. d. (o f g wis - s i en - 71. . 4. 
b. (p f gerochen. im . 9. k. (q f gehaim. sieh. 73. - 13. e. 

II. ^ Dieselb ordnung vnd rechtliche puoes wirt yetz bey vns tewtscben ver- 
hindert vnd verletzt durch verfueerisch lerer, die gemainem volck einspeiben die 
hertt puoes sey vnnutz, gleich als soell zeitliche freyd mit nichte betrueebt wer- 
den, sender wir moegen allzeit essen vnd trinckhen nach vnserm lust, dasselb ist 
sueesser dann des Sampsons hoenig (a). Das seinn die suessen gestolen wasser 
gegen dem pittern wermuoetkrawt (b). mit deme got dort speisen wirt fraessig 
vbertreter, die ylz nil versteen daz jr mitprasser (c) in tyeffer hell silzen. Jnen 
seinn leichtferttige werch vnd fleischlicbe speis sueesser, dann fassten, petten, 
wachen vnd sieh giirtten (wie Johannes) mit kaemel (d), on wein vnd ander sueess 
getranck. Die fleischprediger predigen diser zeit. Wie der reich man sprach. 
Mein sele bab ruoe, yse vnd trinck vnd leb wol (e), aber sy erzelen nitaines fraessigen 
menschensvngefelKzuodemgotspricht. Du torhafler mensch, disc nacht wirt dein 
sel von dir aufgeuodert. darumb schreyen wir tewtsch yetz albeg nach fleisch 
vnd vischen in egipto (f), wie die verkerten juden telen. Also machen vnser new 
ewangelisch lewt jrern pauch (g) zuo aimm got, dem sy ere vnnd dinst beweysen 
mit fleisch f'ressen, mit prassen vnd trincken, mit vnkeysch vnd wollust alsuil sy 
erdencken moegen, vermainend Christus bab fur sy gefasst, gepett vnd ellend ge- 
liten (h). Ja er ist auch fur solh lewt gen hymel gefaren (h) als fiir sein feind, 
die nach jm das kreytz nit tragen wellen. von denen Paulus sagt. Das ennde 
der kreytzfeind (i) Christi ist die verdamnuss, der pauch ist jr got, vnd die glorj, 
jhener, denen nur jrdische ding wol riechen, wirdet zuo schanden, die speis (k) 
dient dem pauch vnnd der pauch dient der speis, aber got wirt pauch vnd speis 
zerstoeren. wie Paulus weissagt. 

(a f honig. iudi. 14. mel de ore cadaueris. (b f wermuet. Hier. 9. post med. 
cibabo populum istum absinthio. (c f mitprasser. prouer. 9. in fin. aque furtiue dul- 
ciores sunt. in profundis inferni conuiue eius. (d f ka'mel. Mat. 3. Luce. 1. post 
prin. (e f lebAvol. Luce. 12. ant. med. quiesce: comede; bibe: epulare. (f f 
egypto. nu. 11. in prin. quis dabit nobis carnes. sieh. 34. . 11. b. (g f pauch. 
Phil. 3. in fin. quorum venter deus est. sieh. 44. . 8. a. et 15. . 2. c. (h f ge- 
liten im 77. g. 1. d. (h f gefaren. sieh. 57. . 6- b. (if kreytzfeind. Phil. 3. in 
lin. flens dico inimicos crucis cristi. im . 4. f. (k f speis. 1. corin. 6. ant. fin. esca 
venlri et venter escis. 

III. f Zwayerlay puoes ist. aine sacramentlich, die drey tail hat, dauon ob- 
steet (a), die annder ist aufgesetzt. dieselb ist wol dem sacrament anhenging, 
aber kain tail (b) des sacraments. Die sacramentlich puoes (c) ist geordent wider 
wiirchlich siind vnd ewigen tod. Die ander puoes ist aufgesetzt zuo ablegung 
siindiger mayl vnnd schulden (d) so die siind hinder jenen lassen. Disc jpuoes 
miiQes erfiillt werden bis awf lesston quadrant (e), das ist vollige gtmogthuoung. 
Dana nach vergebung der siind vnd nach aufhebung ewigs todes vnd hellischer 



VON AUFGESETZTER PUOES. , 519 

pein bleibt hinden gemainklich vnflat, poese may! (f) vnd belaydigung. dieselben 
<rar abzelegen oder fur versaumbte guote wercb, bleibt der raensch noch in schul- 
den gegen belaidigtem got vnd gegen seinem nagsten ob er denselben auch belai- 
digt hiet. Wie nach aimm kricg, auf gemachten frid, nit vonstundan nachgelas- 
scn \verden die erlitten schaeden. sender dauon pfligt man im frid zeteydingen 
oder sonst derhalb zehandeln, also auf nachgelassen siind, auf aogesetzten frid 
zwischen got vnd des menscbens, auf rew, peicbt vnd ablas, wirt vmb erlitten 
smach scbaden vnd schulden erst gehandolt vnd geleydingt. Wirt ain todschlag 
verteydingt vnnd vergeben, muoes dannocb der todschlager den erslagen puees- 
sen wiewol er des tnalefitz (g) begeben ist. Also muoes ain todsiinder Cristo vnd 
seiner kirch, die er gefraeuolt hat. mit gemaeser zeytlichen puosz abtragen (h), 
wiewol jn got des tnalefitz ewigs tods begeben hat in ansehen des verdienn cbristi. 
Deszgleichs wo ainer dem andern mit vngefuer schaden zuoefueegt vnd die vn- 
gelueer hingelegt ist, rnuoes dannoch der scbaden abgetragen vnd gepueesst wer- 
den, nach lawt dits spruchs. Was schaden (i) ainer than hat, denselben muoes ' 
er widerkeren nach mass vnd schaetzung seiner miszhandlung. Also imissen die 
siindigen schaeden vnd vngefueer gegen got vnd der kirch abtragen werden, wie- 
wol auf rew vnd peichl die siind vergeben ist. 

(a 5 obsteet. sieh. 71. . 1. a. (b ^ tail. sieh. 71. . t>. h. (c 5 pues. im . 10. 
f. et sieh. 58. . 5. e. (d f schulden. sieh. . 1. m. et im $. 4. d. et . 6. b. et . 
JO. k. et sieh. 4. . 15. e. et 33. . 3- i. et im 79. . 6. a. et 81. . 9. 1. (e f qua- 
drant. Mat. 15. in med. non exibis inde donee reddas nouissimum quadrantem. im 
. 4. a. et sieh. 53. . 1. i. et 73. . 5. c. et im 81. g. 6. d. et 82. - 2. d. et 83. . 
6. b. (f ^ mayl. sieh. 33. . 3. h. et im g. 8- m. (g ^ maleficz. sieh. 4. . 15. f. 
(h ^ abtragen. sieh. 70. . 5. g- (i f schadea, Leui. S. in fin. quod intulit damnum: 
restituet. im . 8. i. et im 100. 5- 4. d. 

IV. f Durch sol rew vnd peicht pfligt got wol seinen zorn aufzeheben auch 
dein menschen nachzelassen ewigen tod vnd hellische pen. Er bebellt jm aber 
beuor ain zeitlich straff vnd gnuogtbuung (a) fiir gelassene mayl der siind. die- 
selben mueessen vor abthan (b) vnnd bezallt werden ee der men?ch jnn himel 
eingelassen wirt. Solhes ist figuriert im Absolon (c), der was wol seimm vater 
dauid versueent, aber dannoch hat er zway jar mueessen zuo Jerusalem beleiben 
vnd seinem vater vnder augen nit kommen. Also wiewol der sunder versueent 
ist mit got, mag er doch nit vonstundan got vnder augen vnd zuo seiner glori 
kommen, on raynigung oder petlich vnderthaeding. Christus hat mil seimm lei- 
den verdient vnd gnuoglhan nit allain fiir all siind, sonder auch fiir siindig mayl 
vnd schulden, aber dieselben schulden (d) hat Christus nit gar nachgelassen, sonst 
hiet er Pelro vnd andern jungern vergebens gwalt geben die siind (das ist siindig 
schulden) nachzelassen oder zepentigen, do er spricht. Wenn jr die siind pindet 
oder nachlast (e), dem seinn sy gepunden oder nachgelassen. I)aruinb hat Chri- 
stus ordnung geben daz durch puoes zuo seimm verdienn zekommen sey. Dar- 
iiber hat die kirch, zuo ablegung siindiger mayl vnd schulden, geordent recht- 
maessige puoes, nemlich daz der sunder in puoeszwertigem leben nachuolg (f) 
cristo mit rew, glaub, peicht, lieb vnd mitguoten werchen. vnd yemer ainer in 
solhem thuon nachuolgt cristo, destmer wirt er taylhafftig (g) des verdienn Cristi 
vnd destmer erlangt er nachlassung seiner siindigen schulden. 

(a ^ gnugthun. sieh. 5- 3- e. (b 5 abthan. sieh. 70. . 6. d. (c f Absolon. 2. 
reg. 14. ant. lin. de onereecclie. c. 15. . 40. (d f schulden. sieh. . 3.d. (e f nach- 
last. joh. 20. im 94. . 14- e. (f f nachuolg. sieh. . 2. i. et sieh. 33. . 10. f. (g f 
taylhafftig. sieh. 3. . 10. f. et 73. ,. 15. g. et im .. 10. e. 



520 VIERUNDSYBENTZIGIST CAPITEL 

V. 5 J n diser aufgesetzten puoes seinn zwen artickel dem peichtsun ftirze- 
halten, die kain vndertaeding leiden, nemlicb fiirsatz (a) nymmer todlich zesiind, 
vnd das vnrccht guoet widerzegeben (b). Wer kainn guoten fiirsatz hat, der bleybt 
ain feind (c) gots vnd wer vnrecht guoet in seiner gwalt behellt , der bleibt vnge- 
recbt (d). Darumb moegen solh lewt vonsiinden nitentpunden werden, obgleich 
ain diebstal verteydingt ist, muoes dannoch der dieb gestollen guoet widergeben 
oder dafiir zwifach (e) ain benueegen thuon, alsuil jrn miiglich ist, sonnst sol er 
verkaufft (f) oder amm leyb gestrafft werden. All ander gepeicht sachen steen in 
erkanntnuss des peichtvalers , was er zewenig puoes auffgelegt oder sonnst der 
pueesser mit guoten werchen nit ablegt, dasselb wirdt imm fegfewr (g) erstatt. 
Dann die puoes ist zeuergleychen mit der schuld, doch nacb maessigung gollicher 
parmhertzigkait, nit nach strennger gerechtikait. Darumb hat ainer lang, vil vnd 
swaerlich gesiindigt, derselb ist lang, vil vnd schwaerlich zepueessen. Also hat 
dauid alle nacht sein pette gewaschen (b) mit zaehern vnd got gepeten, das er jnn von 
seinn siinden noch bas wascbe, mit dem hat Dauid staels gepueesst in petten vnd 
fassten, mit zaehern vnd wainen, vnuerhindert, daz jme got sein siind abgelegt. 
Wie geschriben steet, der herr hat dein siind vmblegt (i). Daraus dauid verstan- 
den daz jm got sein siind vergeben, do er sprach. Jch wil wider mich bekennen 
mein siind vnd der herr hat rnir nacbgelassen (k) die vngueet meiner siind, dan- 
noch hat dauid nit aufgehoert mit pittern zaehern abzewaschen den vnflat so sein 
siind hinder jn gelassen heten, sonder gesprochen Jch wil all vnd yede nacht 
rnein pette waschen vnd mein strey waessern (I) rnit meinen zaehern. Hiebey 
bewaint dauid sein siind, die jm got langst vor vergeben bat. Darumb ist zur 
saelikait uitgnuog allt leben zevnderlassen vnd new leben anzelegen, nur dasselb 
new leben werde geziert rnit puoszwaertigen werchen. Wie augustinus (m) 
schreibt, es sey nit gnuog die syten in pesserung zeuerwandeln vnd von vorigen 
siinden abzesteen, nur fur die begangen \ntat beschehe ain benueegen mit 
schmertzlicher pein vnd diemueetiger puoes, mit klagen vnd wainen, mit almosen 
vnd fassten, mit opffer aines berewten hertzen oder mit dergleichen werchen. ( ] ) 

(a f fiirsatz. im . 10. b. et 36- . 7. m. et 72. . 1. d. et . 9. d. et sieh. 73. 
. 4. k. (b f widerzegeben. Exo. 22. sieh. 51. <J. 4. a. (c J feind. sieh. 20. . 8. c. 
(d *f vngerecht. apo. 9. in fin. non egerunt poenitentiam a turtis suis. (e f zwi- 
i'ach. Exo. 22. duplum restituet. (f <J verkaufft. Exo. 22. si non habens quod red- 
dat: ipse venumdetur. (g f fegfewr. im . 7. b. et im 82. $. 9. a. et 89. . 6. c. 
(h f gewaschen. Psl. 6. lauabo per singulas nodes. Psl. 50. amplius laua me. im 
1. et sieh. 64. . 7. e. (i ^ vmblegt. 2. reg. 12. ant. med. dominus transtulit pecca- 
tum tuum. (k ^ nachgelassen. IPsl. 31. tu remisisti impietatem peccati mei. sieh. 
73. g. 13. c. (1 f wassern. Psl. 6. lacrymis meis stratum meum rigabo. sieh. h. et 
sieh. 64. . 7. k. vm ^ Augustinus. libro. de penitentia. 

VI. f Darauf sollen wir vnns khaines wegs gewis (a) machen als sey vns alle 
schuld vnd mail abgewischt vnd ganntz vergeben zuosambt der siind. Vertnainstu 
-ot werde on alle straff dich deiner siind vnd schulden rniteinander von slundan 
vnd paid begeben. den du lange zeit groeblich belaidigt vnd veracht hast? Dar- 
umb wir vnsliirvnser aussteund schulden (b) billichalbegdiserzergaenklichenzeyt 
yeben(c) sollten in puoszwaertikait , mit kestigung des leibs vnnd andacht des gemueets 
in staeter forcht vnd gantzer lieb. Got ist wol gueetig, aber nichtsweniger zefiirch- 

( L Dass die Gcnugthuung ein integrirender Theil des Buss-Sacraments ist, wurde schon 
friiher bemerkt. Hier kann nur noch angefiihrt werden, dass sieh das Concil von Trient ganz 
nach der Darstellung des Berthold ausgesprochen und entschieden hat. Man sehe besonders 
Sess. XIV. cap. 8. can. 13. 14. Catech. rom. q. 59. u. flg. Mb'hler,-!. c. pag. 293298. 



VON AUFGESETZTER PUOES. 521 

ten. wie Dauid (d) bekennt. Mein hayl ist den ich fiirchle, dor herr ist wol be- 
schiifzer meins lebens, aber vor demselben jch crzitter. Dieselb forcbt (e) macht 
die puoes wirdig inn werchen vnd fruchtbar (f) in der lieb, daraus dem menschen 
sein hayl waechst. Darumb ist nitallain diesacramentlich puoes, sender aucb disc 
aufgesetzte puoes ain artzney (g) der sele, wiewol dieselb von todlicher wunden 
durcb das sacrament erledigt, ist doch dieselb wunden an jrer fewl vnd masen gar 
zuoezebailcn mil pillerm essig (h), das ist mil kcstigung des leibs vnd anderr zeyt- 
lichen straf. Daneben gedeicht solhe aufgeselzte puoes zuo artzney laeslicher (i) 
siinde, so den menschen nit toelten, aber swach vnd vnsauber machen, dieselben 
mueessen aucb gehaylt werden, auf das sy mit der zeit nit fawlen, noch tod- 
lich werden. 

(a f gewis. im 81. . 9. g. et 100. . 8. f. (b 5 schulden. sieh. . 3. d. (.c 5 

yeben. sieh. 35. 7. c. (d ^ Dauid. Psl. 26. in prin. salus mea quern timebo. (eJ 

forcht. sieh. 44. . 12. e. (f f fruchtbar. im . 8. c. et sieh. 72. . 2. b. (g j" 

artzney. sieh. 58. . 2. b. (h <J essig. sieh. 32. . 4. h. (i f laslicher. sieh. 
36. . 7. h. 

VII. ^ A.US obengezaigten schrifften vnd vrsachen wirdt befunden, daz nach 
gelegenhait vnnd swaer der siind , ain puoes oder gnuogthuoung ist aufzesetzen. 
Dariiber vorzeilen heilig vaetervndgotlicblererderpuoescanones(a)aufgerichtvnd 
dorjnn fur siindig schulden , nach gelegenhait beschehener verprechung, straff vnd 
pen taxierthaben, onzweifel awseingebung heiligs geistes. Wiewol dorinn nit all 
siindig fael I seinn bestymbt noch ausgedruckt, mag doch dabey ain verstaendigcr 
peichtuater bey aimm beylichen ermessen, was vmb die siind, so jme gepeicht 
seinn, zuo puoes aufzesotzen sey, dorjnn er aber beschaidenhait brauchen sol nach 
schicklikait derpeichtkind vnd nach gelegenhait der zeit. Der leiit andacht ist disor 
zeiterloschen, dadurch diecanones strenger puoes vnd laenger taeg auch abkoemcn 
seinn, vnd wirt yetz die gnuogthuoung fur bezalung vnd fur abwaschung siindiger 
mayl vnnd schulden gemainklich geringe puosz aufgesetzt nach willen der peicht- 
kind. denen deshalb im fegfeur (b) destmer pein vorsteet. ( 2 ) 

(a ^ Canones. in decretis de poenitenlia. per septem distinctiones. sieh. 17. 
. 11. a. et 81. . 3. b. et 83. g. 9. b. et 89. . 4. g. (b } fegfewr. sieh. . 5. g. 

VIII. f Gnuogthuoung vmb zeitlich pein vnd schuld sol im der rnensch selbs 
aufladen , oder jme durch die Selsorger aufgeladen werden nach mass der began- 
gen siind , vnnd waer ain vngleichait daz der grosz siinder , der lang in vil siindeu 
gelegen ist, nit swaerlicher pueessen solt, dann der selten oder gering gesiindigt 
vnd darauf paid peicht hat. Bed sunder seinn woi gleich in dem daz yecler ewi- 
gen got belaidigt ? vnnd deszhalb ewigc pein verschuldt hat, denselben beden wirdet 
auch jr yedem auf sein rew vnd peicht durch das sacrament in krafft des leiden 
Cristi. gleych vergeben. Nacbdem sy aber im wollust, in poeser gwonhait, in rne- 
nigfeltikait der siind, in siindigen maylen vnd schulden , vngleich gewesen. desz- 
halb seinn syin zeitlicher straf auch nit gleichmaessig zehallten, sonder ir yeder 
nach gelegenhait seiner verhandlung, nachdem des ainen sel mer dann des andern 
vermailigt vnd deszhalb destlenger oder hertter auszzefegen ist nach jrem verdienn. 

( 2 Es wiirde fiir jeden Beichtvater von dem grosstcn Nutzen seyn, wenn er die Busscano- 
nes kennt. Der hi. Karl Borromaus hat sie eigens herausgegeben und sie- den Beichtvatern 
eingescharft. Sie haben auch jetzt noch ihre rechtliche Geltung in der Kirche, wenn sie auch 
factisch ihre Bedeutung verloren haben. Siehc den Artikcl: Busscanones von Buchmann im 
Kirchenlexikon von Wetzer und Welte. Bd. U. pag. 227. 



522 YIERUNDSYBENTZ1GIST CAP1TEL 

Wider vernuft waere, daz der kblain siindor in gleicher purd mit dem grossen 
sunder gestrafftvnnd also bed in aimm gleichmaessigen vrtail solten gericht wer- 
den. Dann geschriben (a) steet. Souil jmselbs ainer eyteln ere zuogezogen vnd 
in wollust gewesen ist, alsuil schleg vnd stoess sollen jme zuoegefueegt werden. 
Dann nach mass (b) der siind wirt sein der plagen model. Hat ainer vil vnd gross 
kranckbait, muoes er durch vil vnnd grosz arlzney gehailt werden. Ain tyeffe 
wunden haylt langsam. Also mueessen die grossen sunder lang in der puoes 
steen. ( 3 ) Dasselb wirt geacht die frucht (c) wirdiger puoes, lawt des ewangelj. 
Dariiber Ambrosius (d) schreibt, werdieschuld hawfft, der sol die puoes auch 
hauffen, grosse missetat muosz mit grossen zaehern abgewaschen werden. Wieuil 
wir vns in vnzymlichen dingen erlusst (e) haben, dagegen sollen wir vnns alsuil 
zirnlicher ding abprechen. Hastu in essen vnd trincken vnordenlichen lust gehabt. 
soldestu mitfassten (f) vnd maessikait pueessen. Deszgleichs wo du dich in an- 
dern vnzimlichen dingen erlussl hietest, daentgegen enthalt dich destmer von zitn- 
lichem lust. Wie dauid (g) thet. Do er zymlich begert hat des wassers aws der 
cistern zuo betlehem , alspaldjm solh wasser zuoegepracht, wolt er tlasselb ny- 
mer trincken, sender er hat jin seinn lusst abprochenvnd das wasser geopfertvnd 
gesprochen, got sey mir gnaedig, nemlich vber vnordenlichen lust, den er villeicht 
zum wasser gehabt, oder mit solher zymlichen abprechung des wassers, hat er 
pueessen wellen vnzymlichen lust so er gehabt aws verpotner begier zum Eepruch, 
dagegen hat Er die erlawbt begier (wasser zetrinckhen) getempfft vnnd durst ge- 
liten. Got hat den Adam geschiden vom wollust des paradis, dornit er hie im vn- 
lust pueesse. Got hat jm angelegt ainn peltz (h), kainn seyden rock. Hastu lust 
gehabt seiden pfaiden anzetragen, leg an haereneklaid. hastu hochfart getriben 
mit schoenem bar schir es ab. Bistu lang gelegen in vnlawter vnkeysch, dagegen 
hallt lang oder ewiklich die lauter keyschait. Hastu ainn geschollten, lob jn bin- 
wider. Hastu ainn belaidigt oder schaden (i) than, ergetz jn desselben. Hastu 
frocmbd guotin deiner gwallt, gib dasselb wider vnd ettwas hinzuoe au.s deimm 
aygen guoet zuo almosen. Solhe puoes lernt vns Paulus (k). Wie wir vnnsere 
glid ergeben hetlen zedienen der vnraynikait vnd von einer poszhait zuo der an- 
dern, also solten wir numals vnsere glid ergeben zum dienst der gerechligkait, 
vnns zuo hayl. gleich als sprech paulus. Alsuil du siindigs vnflats an dich gezo- 
gen hast, souil guots thuoe hinwider, dann gotlicher gerechtikait, die du belaidigt, 
wiewol du peicbtigt hast, ist dannoch gnuog zethuon mit guoten werchen (I) von 
wegen des vnflats so die siind nach jnen gelassen (m) haben vnd noch nit abge- 
waschen ist. 

(a ^ geschriben. apo. 18. post prin. quantum gloriflcauit : tantum date illi tor- 
mentum. (b ^ mass. deu. 25. in prin. pro mensura peccati erit plagarum modus, 
sieh. 33. . 3. g. de onere ecclesie. c. 15. . 31. et 32. (c 5 frucht. sieh. . 6. f. et 
sieh. 72. . 2. b. (d ^ Ambro. de peni. dis. 1. deus. et c. adam. et c. in actione. (e ^ 
erlusst. sieh. 72. . 4. b. (f f fasten, im 76. . 5. d. (g J Dauid. 2. reg. 23. in 
med. siquis mihi daret potum de cisterna. in 79. . 3. b. (h ^ pelcz. Gen. 3. 
fecit tunicas pelliceas. (i ^ schaden. sieh. . 3. i. (k 5 Paulus. Ro. 6. ant. fin. 

( 3 Das V. romischeConcil unterGregor VII. nennt solcheBussen falsch, die nicht nach der 
Autoritat der hi. Viiler mit Riicksicht auf die Qualitat der Verbrechen aui'gelegt werden. Fal- 
sas poenitentias dicimus, quae non sccundum auctoritatem sanctorum Patrum pro qualitate cri- 
minum imponuntur. Can. V. Daher sagt das Concil von Trient, dass die Priester, so viel es 
ihnen Vernunft und Klugheit eingeben mag, nach Beschafienheit der Vergehen und dem Ver- 
mogen der Biissenden heilsame und angemessene Strafen der Genugthuung auferlegen, damit 
sie nicht, wenn sie ctwa gegen die Siinden nachsichtig und mit den Biissenden zu gelind um- 
gegangen waren, sieh fremder Siinden theilhaftig machen. Sess. XIV. cap. 8. 



VON AUFGESETZTER PUOES. 523 

sicut exhibuistis membra vestra seruire immundicie. sieh. 28. . 6. e. el 43. 15. e. 
(1 J werchen. im 78. . 2. g. (m <J lassen. sieh. . 3. f. 

IX. f Welher pueesser jmselbs vngueetig vnnd strenng, dem ist got gueetig 
vnnd lind als ain milder richter. Wer jmselbs nit vbersicht, dem vbersiecht got 
als ain vaeterlicher herr. Wer mil rew gedencktan seinsiind, derselben vergisst 
(a) alszdenn got. Wer sichselber rechtferligt, der wirt nit verurtailt durch got- 
lich gericht. des gibt Paulus zewgnuss. Wo \vir vnsselbs taelcn rechtfertigen , 
(b), alszdenn wurden wir von got nit geurtailt oder gericht. Dieweyl wir aber 
von got gericht werden, seinn wir gestraft, auf das wir nit mitsambt diser weld 
in verdamnusz komen, gleich als ermon vns paulus. Souerr wir vnsselbs werden 
verurtailen vnd rechen (c) das vbel mil dem wir got belaidigt haben, alszdenn 
werde gueetiger got sich an vns nit rechen. Vnd so vns got hie widerwaertigkait 
zuoesenndt, das beschiecht vns zoo guoet (d), domit wir hie pueessen vnd dort nit 
verdambt werden. Dann geschriben stet, daz got ain siind nit zwier (e) straff, 
nemblich hie vnd dort. Allain ainer wolt sich nach gegenwiirtiger straff nit pes- 
sern, sonnder nur hartnaeckiger werden, (als Pharao (f) ) demselben ist zeitliche 
pen ain anfanng ewiger pein vnd wirt erknyscbt mil zwii'acher straf. Daruor wir 
vns fleissiklich behueetten soellen, wie vnsCristus errnont vnd spricht. Die gegen- 
biirtigen trueebsal werden sein ain anfang (g) kiinfftigs schmertzens. Darumb 
schawt auf ewselbs. Bits ist ain warnung, daz wir vnserr siind solten albeg ge- 
denckhen vnd nymmervergessen, auf das got derselben vergesse (h), vndmitThobia 
petten. Herr wellest khain rach fiirnemen vmb mein siind noch meinenvnd mei- 
ner ellter vntat gedencken. Daneben sollen wir wider die beganngen siind staets 
rach suoechen vnd kiinfftig siind albeg fliehen (i), auszwendig mitguoten werchen 
vnd toettung des fleisch, jnwendig mit rew vnd zuoeberaitlung des geistes, eedann 
mit seiner rach got koerne. der do spricht, mein ist die rach (k), so jch jnen zuo 
seiner zeit vergellten wirt. Bestymbte puoes vnd rach sol aus vnsselbs von jn- 
wendig williklich angenomen oder von auswendig geduldiklich (I) geliten werden. 
Dann die puoes, so vnwilliklich vnd mit vngeduld beschicht, ist weder got ange- 
naem noch dem pueesser ersprieslich, sender mer schedlich. (rn) 

(a f vergisst. Ezech. 18. im b. et sieh. 42. . 10. g. et im 75. . 5. i. (b f 
rechtfertigen. 1. Corin. 11. in fin. si nosmetipsos iudicaremus. im 75. . 1. g. (c j 
rechen. im k. (d 5 guet. im 75. 5. 2. a. (e f zwyer. naum. l.non consurget duplex 
tribulatio. de pen. dis. 3. sunt plures. in fin. Won iudicabit deus bis in idipsum. 
(f ^ Pharao. Jere. 17. in med. duplici cpntritione contere eos. sieh. 33. . 4. e. et 
39. 5. 2. a. (g ^ anfang. Math. 24. Marci. 13. post prin. Inicium-dolorum haec. vi- 
dete autem vosmetipsos. sieh. 36. . 14. m. (h ^ vergesse. Thob. 3. in prin. nevin- 
dictam summas de peccatis. sieh. a. (i ^ fliehen. im 78. . 2. b. (k ^ rach. deu. 
32. post med. mea est vltio. sieh. c. et sieh. . 1. p. (1 f geduldik. sieh. . 1. d. et 
sieh. 3- 5. 10. e. (m f schedlich. prouer. 19. im bO. . 9. h. 

X. f Ordnungaller puoes ist. Anfanngklich sol sich der mensch in rew (a) 
schicken, nemlich daz jm laid sey daz er gesiindigt vnd doaiit got belaidigt vnd 
sichselbs getoett, auch an der siind missualen hab, in fiirsatz (b) fiirter die siind 
zeunderlassen alsuil im miiglich ist. Alszdenn werden jm vergeben zway vbel der 
todsiind, benenntlich zorn (c) vnd ewiger tod. Aber sich zuoenthalten aus dem 
dritten vbel der todsiind daz er der siind mayl (d) ablege vnd tailhafftig (e) werde 
des leidens vnd verdienn Cristi, ist not zuoerlangen das sacrament der puoes (f), 
nemlich miindlich zepeichten vnd ablas vom priester zuoerlangen. Dadurch wirdt 
der mennsch widerumb ain glid (g) Cristi vnd seiner kirch. Daneben wirdet jm 
das vierd vbel so nach der siind vber bleibt, benenntlich zeytliche straff, gemildert 



524 FUNFUNDS1BENTZIGIST CAP1TEL 

(h) orler gar aufgohebt, nach gelegenhait (i) seiner row vncl andacht so cr in odor 
nacb der peicht hat. Dariiber ist eingefueerl gegonbiirtige aufgesefztc puoos, das 
ist zeitliche straf, dadurcb solh vierd vbel, nemlicb siindig tnayl vnnri schulden (k) 
abgenoraen werden. Was ainer bienit erraicht, muoes or dort irn fegfewr puees- 
sen. Dannoch nach aller puoes bleibt hie im rnenschen das fiinfft vbel der tod- 
siind, benenntlich poese naygung vnd gewonhait der siind. Wider dasselb vbel 
isl aufgesetzt die ewangelisch puoes. von der hievnden (m) meldung bcschiccht. 
Wol gibt sacramentliche puoes menscblichem geist ain verporgene hilff, wider 
dieselb poes gwonhait vnd naygung zestreytten. (n) 

(a f row. sieh. 3. . 3. f. (b f fiirsatz. sieh. . 5- a. (c f zorn. sich. 32. . 1. 
i. (d 3 mayl. sieh. 33. . 3. h. (e J tailhafftig. sieh. . 4. g. (f ^ pue.s. sieh. . 3. 
c. et sieh. 33- . 3. i. (g f glid. sieh. 60. . 8. d. (h f mildert. sieh. . 1. g. et 
sieh. 58- . 10. e. (i J gelegenhait. sieh. 58. . 5. e. (k f schulden. sieh. 5. 3. d. 
(I f naygung. sieh. 33. . 3. k. (m J vnden. im 76. . 1. a. (n J streyttcn. sieh. 
61. 5- 1- c. 



FUNFUNDS1BENTZIGIST CAPITEL 

Von peinlicken plagen. C 1 ) 

I. Die ander puoes obgemelt (a) kumbt aws verbengnuss gottes , ncinblich 
zeytlicbe plag vnd widerwaertikait, derselben seinn zwo, aine bescbiecht aus ver- 
schuldung der rnenschen, die ander schickt got on sender verscbuldung. Wieder 
plind (b) von gepurd beraubt was seines gesicbls, nit von wogen seiner oder seiner 
Ellter missetat, sounder daz dadurcb geoffenbart wurden die wercb gotes. Deszgleicbs 
babcn Job vnd Thobias pein vnd plag geliten von wegen kainer andern vrsacb, 
dann daz bey jnen ander lewt lernen geduld vnd diemueetikait. Also [gedeicbt 
zuo zeyten ain reycb mennsch zum petel (c) on sein scbuld. Die ander plag kumbt 
von wegen vnserr verschuldnuss, dadurch wirpuessen(d)solten vnsersiindigevbel. 
Also seinn geplagt vnd ausgotlicber gerecblikait gestrafftNabuchodonosor, Dauid, 
die swester moysi vnnd ander mer, sy zuoerinonen gnuogzetbuonfiirir siind vnnd 
iniszhandlung, von denen oben (e) meldung beschiecht. Zuozeiten ermont got 
die menschen mit ainer plag, vmb das er sy erwecke aufzeboeren vonn siind en. 
wie im psalm (f) gescbriben stet. der rnenschen kranckbait seinn getnert, dar- 
nach haben sy zuo got geeylt. Jtern do sy got geslagen, alszdenn haben sy jn ge- 
suechl vnd sich widerumb zuo jme gefueegt. Dergestalt schickt oder verhengtgol 
vber vnns plag vnd widerwaertikait von wegen vnser siind, awfdaswirnitewigk- 
lich gestrafft vnd mit diser weld verdambt werden. Wie paulus setzt, vil vnder 
vns vngesundt (g) vnd scbwach auch slaeffrig zesein, vmb das wir vnsselbsnitwel- 
len straffen, nemlich ewangelische puoes atinemen. Darumb spricht got zuo jhe- 
nem vber den sein gotliche rnaieslet triieebsal verhengt. Jch bab dich geslagen 
(b) mit grawsamer kestigung von wegen menig deiner siind. Darawf der menscb 
sol antworten. Herr du bast mich gekesstigt vnd ich bin gewitzigt worden als 
ain jung vngezaembt fiil 

(* In der Ubersetzung heisst die Uberschrift: De plaga. 



VON PE1NL1CHEN PLAGEN. 525 

(a ^ obgemelt. sieh. 74. . 1. d. et im 89. . 3. b. (b 5 plind. Job. 9. in prin. 
(c f petel. im 87. . 10. a. (d j puessen. im . 4. a. et sieh. 53. . 6 f. (e J oben. 
sieh. 53. . 2. et 3. (f j psalm. 15. multiplicate sunt infirmitates. Psl. 77. in med. 
Cum occideret eos: quaerebant eum et revertebantur. im . 3. b. (g f vngesund. 1. 
Cor. 11. raulti infirmi et dormiunt multi. sieh. 64. . 9. g. et 74. . 9- b. (h f ge- 
slagen. Hiere. 30. im med. percussi te castigatione crudeli. Hiere. 31. ant. med. Ca- 
stigasti me domine et eruditus sum quasi iuuenculus indomitus. 

II. f Wer von got mil wiclerwaertikait gekestigt wirt, der sol gollichon gna- 
den danck (a) sagen vnd bekennen, daz solh plag von wegen seiner siind beschehe. 
wie tbobias (b) than vnd gesprochen hat. Herr got ich sprich dir wol vmb das 
du mich gekesstigt hast, du kestigst vns nur vmb vnser poszhait. Dann got 
spricht selbs. Welh ich lieb hab, dieselben straff vnd kestig (c) ich. Darumb sol- 
len wir (nach sand pauls lere) vnsers herren zucbt (d) nit versaumen noch verdrus 
haben, so wir von jm gestrafft werden. Dann wen got liebt, denselben kestigt 
vnd gaiselt er. Daz aber truebsal vnd widerwaertikait geduldiklich zeleiden seinn, 
mag a ws nachuolgonden vrsachen verstanden werden Dann wie vnser arlzt Cristus die 
sacrament (e) geordent hat zuo hayl krancker menschen, also hat evgeordentzeit- 
lich traeebsal, widerwaertikait vnd anfechtung zuo zaetnen die vnbesniten vnd 
goegeln (f) menschen. Des menschens saelikait ist, daz er mil christo veraint (g) 
scy. yemer solhe verainigung beschiecht, ye has stet es vmb den menschen , der 
dadurch gebessert vnd volkomener wirt. Herwider ist ain mensch in vnsaeligem 
stand, so er nit christo,- sonder seinem aigen fleisch o.der ainer andern crealur vnd 
der weld anhengig. vnd also gegen got tod (h) ist, dadurch erseinen schoepfer ver- 
acht, das geschoepfliebt vnd sichselbs vermailigt. deszhalb er rechtlich von got 
verworffen wirt. Darumb ist dem menschen guot, nutz vnnd hayisarn wasjne 
zcwcht von seinem fleisch, vom lust der weld vnd von vnordenlicher lieb des ge- 
schoepfs vnd das jne noettigt zefliehen zuo got, denselben zefurchten, zelieben, 
zeeren vnd seine gepot zehallten. Nachdem nu zeitlich truebsal , zwang , wider- 
waertikait vnd ander leiblich pein den menschen ziehen von fleischlicher gier vnd 
von weltlichen wolgeuallen, zuo der lieb gots vnd missuallen der weld. Deszhalb 
seinn sy deni menschen nutz vnd haylsamzuogeistlicherartzeney, zuo abwaschung 
der geistlichen mayl vnd zuo bezalensiindig schulden. also wirt fleischlichekurtz- 
weil (i) verhindert durch widerwaertige lanckweil. 

(a ^ danckh. sieh. 74. . 9. d. et 78. . 3. d. (b <J thobias. 11. ant. fin. et c. 
13. in prin. benedico te quia castigasti me. (c ^ keslig. apo. 3. in fin. quos amo 
castigo. sieh. 39. 6- g. (d f zucht. Hebr. 12. in prin. noli negligere disciplinary 
domini. (e ^ sacrament, sieh. 58. . 2. b. (f ^ gogeln. 2. Reg. 1. ant. fin. ne exnl- 
lent filie incircumcisorum. (g f veraint. sieh. 45. ". 2. f. (h ^ tod. sieh. 20. . 8. 
f. (i ^ kurczweil. sieh. 51. g. 2. p. 

III. f Wann der mensch empfindet im fleisch truebsal, im gemuet traurikait, 
in der weldvnruoe, muee vnd arbait, dieweilpfligterssinmiszlingenzebetrachten, 
got seinn schoepfer vnd erlediger zuoersuechen, anzerueffen, dadurch sein gewis- 
sen erweckt vnd zuo rew geursacht vnd also zuo lesst im fewr der widerwaerti- 
kait an christum gesmidt wirt der mass vnd gestallt. Jn der smitten disesjamer- 
tals seinn pjaspaelig die poesen geist vnnd ir knecht die verkerlen lewt, dieselben 
plasen in i'ewren ofen der widerwaertikait, darein gotverhengt den ellenden men- 
schen zesetzen. So in demselben fewr angeziindt wirt das kol der lieb christi, 
domit dorinn der mensch gliien vnd aufgelassen werde. Wann er nachmals auf 
den anpas der geduld gelegt vnd mit widerwaertigen haemern gesmidt, alszdenn 
wirt er gerainigt vom rot siindiger mayl vnd vom schimpel poeser naygung (a). 



526 FUNFUNDS1BENTZIGIST CARTEL VON PEINLICHEN PLAGEN. 

Darnach wirt der mensch gestaehelt vnd geherttent im wasser gotlicher gnaden 
vnd also an christum gesmidt vnd gepunden. Bestimbter mass seinn den menn- 
schen notdurftig die leiblichen trueebsal, domit sy vom dewfel vnd der weld er- 
loest werden, fleischlich begier vnd zeitlich verpoten freyd vnderlassen vnd zuo 
christum gelzogen auch got zuo naechnen moegen. Ye swaererden menschen ir 
kranckait obligt vnd ye bas sich jr widerwaertikait meren , dest bas sy got zuo- 
eylen, wie geschriben stet. Jnen seinn jr kranckait gemeret, darnach baben sy 
paid zuoegenahent. (b). 

(a f naygung. sieh. 33. . 3. k. (b ^ zugenahent. Psl. 15. postea accelerauerunt 
sieh. . 1. f. 

1Y. ^ Noch mer seinn vnns zeitlich widerwaertikait guoet vnd nutz, nitallain 
(wie vernomen), zuo puoes vnnd zuo abnemen der vorigen siindigenmayl(a), son- 
der auch zuo behuoet vor kiinftigem siindigem vbel. Domit wir nymer von chri- 
slo geschiden werden, sonder albeg beyjmebeleibeninrechterforcht, indiemuee- 
tiger geduld (b) vnnd in andern christenlichen tugenten. Daz wir auch vnnser 
kreytz nachtragen christo als vnserm haup , vorgeer vnd exempel warer geduld. 
Darumb ist in all weg zeitliche widerwaertigkait zegedulden im nome christi, der 
vnschuldiklich geliten vnd wir aws schulden. Deszhalb wir vnns billich vor got 
furchlen vnd mil dem schacher (c) sprechen moegen. Wir seinn in rechtlicher 
verdamnuss vnnd empfahen billich trueebsal nach vnnserm taetlichem verdienn, 
aber vnser hayler christus hat nichts vngerechts gehandelt'vnd dannoch fiir vnser 
tat mercklich widerwaertigkait gelilen. Ynns darawf mit wortten vnd werchen 
geduld gelernt vnd gesprochen hat. /Jrsoellt nit furchten (d) jhen, die den leib 
toetten vnd die sel nit toetlen moegen. Haben sy mich geaecht (e), sy werden ew 
auch durchaechten. Mit solhem geduldigem leiden der widerwaertikait meret der 
mensch sein belonung bey got in krafl des leidens vnd verdienn christi. der dem 
schacher am kreytz, deszbalb dasparadis (f) versprach. Also seinn widerwaertige 
trueebsal dem menschen nutz, guoet vnd haylsam zuo vil dingen, nemlich zuoer- 
fiillen zeitliche puosz, abzewischengeistlichemayl (g), zuo bezalungsiindigerscbul- 
den, zeuermeiden poes naygung, zuo verdienen himlisch paradis, sich zeuerainen 
vnd zepinden an christum. Sonderlich daz wir dadurch von vnrechtem weg ge- 
tzogenvnnd awf gerechten weg gemenet (h) werden. Wer nugeduldiklich leidet 
(i) weltlich widerwaertikait, der pueesst sein siind in kraft des leiden christi vnd 
erlangt durch jn hayl vnd saelikait. wer aber hierjnn vngeduldig, der ist nit 
in christo. 

(a f mayl. sieb. . 1. d. (b J geduld. im i. et sieh. 3. 10. e. (cf schacher 
Luce. 23. digna faclis recipimus. sieh. 4. . 1. h. (d J furchten. Mat. 10. ant. fin. 
sieh. 44. ." 10. h. (e f geacht. Joh. 15. ant. fin. (f J paradis. sieh. 73. . 14. g. 
(g J mayl. sieh. 33. . 3. h. (h f gemenet. sieh. 39. . 6. h. (i f leidet. sieh. b. 
et im g. 5. b. 

V. f Hierawf seinn die plagen vnd trueebsal, so got vber vnns verhengt, gern 
vnd geduldiklich zeleiden, als gaysel vnsers liebsten vaters, dann etlich derselben 
plagen moegen wir doch nit vmbgeen , das erscheint in leiblichem tod , mit dem 
gantz menschlich geslaecht, vonwegendererbsund, geplagt ist. den kain pete, kain 
gnad (a), kain freyhait abnemen mag. Vnd ob wir gleich etlicben plagen moech- 
ten empfliehen, sollten wir doch dieselben nit fliehen, sonder geduldigklich (b) 
leiden , souerr dadurch gottes lob gemert vnd des nagsten hayl befudert wurde. 
Wie paulus vil awswendiger straff vnd plagen, durch gotes vnd des nagsten wil- 



SEXUNDSICENTZIGIST CAPITEL VON EWANGELISCHER PUOES. 527 

len, gern geliten hat, wie erselbs bekennt (c). daz er gewesen sey in vil arbaitten, 
geliten hab menig sleg vnd fanckhnuss, offt in sorgen des tods, von den juden 
bab er funfmal straich empfangen* Dreymal sey er awsgestrichen vnd ain mal 
verstaint. Dreymal bab er schef scheytrung vberstanden. Er sey ain gantze 
nacht vnnd tag in moere"s lyef gelegen. Er hab vil gerayst vnd geuerlikait vber- 
standen awf wasser vnd lande. Wo aber ainer glawblich verstueend, daz sein ob- 
ligunde plag nit gedeihe (d) got zuo lob noch seimm nagsten zuo hayl, so raoecbt 
er gleichwol sein erledigung oder ringrung der plag suechen vor gotdurchheiling 
zuo himel oder durch andaechtig personen awf erde. Wie vns jacobus vnderweist, 
sprechend. Trawert (e) ainer vnder ew, der petten in gestueemen gemueet vnd 
lese psalrn. Jst ainer vnder ew kranck, der fueere zuo sich priester der kirch, daz 
dieselben vberjn petten vnd salben jn mil oel (f) im nomdesherren, alszdennwirt 
des glawbs pete den krancken haylen vnd der herr wirt jn awfrichten, vnd ob er 
waere in siinden, dieselben werden jm vergeben. Daraws ist zeuernemen, daz 
wir die priester awf erden, vmb gepete vnd. gotszdinst in der kirch zeuerbringen, 
moegen anlangen. Vil mer moegen wir in vnnsern noetten die heyling im himel 
vmb hilf gegen got anrueeffen, nach dem wissennlich ist, daz wirsiindig menschen 
bey got vngenaem vnd die heyling angenaem fur pitter. vnd vnser trewlichjnge- 
dencK seinn. Wie jm psalm stet. Saelig (g) ist, der verstand hat vber den armen 
vnd diirftigen, zuo poeser zeit wirt jn got erledigen. Am maisten mag abwendung 
der straeflichen plag von got erlangt werden mit pessrung vnnsers lebens. Also 
haben die Niniuiter (h) mit bekerung von siinden vnd mit annemung wilkiirlicher 
slraf, das ist mit ewangelischer puoes, verdient, daz die plag vnd betroung der ver- 
sinckung von jnen awfgehebt. Darawf spricht got, im ezechiel (i). Wann der 
vngerecht sich von seiner vngueet abkeret vnd thuot puoesz fiir sein begangen 
siind, das ist fur siindig schulden vnd hellt meine gepot vnd thuoet fiirder recht, 
alsdenn wirt er leben vnd nit sterben. Jch wirt seiner siind vergessen vnnd der- 
selben nymer gedenckhen. 

(a f gnad. im 89. . 3. c. (b } duldiklich. sieh. . 4. i. (c *[ bekent. 2. Cor. 11. 
ant. fin. in laboribus plurimis. (d 5 gedeihe. sieh. 47. 5. 10- h. (e <J trawert. Jaeo. 
5. ant. fin. im 84. . 1. h. (f f 61. im 93. . 2. b. (g f salig. Psl. 40. in prin. bea- 
tus qui intelligit super egenum. (h ^ niniuiter. Jone. 3. sieh. 53. . 3. e. (i ^ eze- 
chiel. 18. post med. si impius egerit poenitentiam. sieh. 74. $ 9. a. 



SEXUNDSIBENTZIGIST CAPITEL 

vou ewangelisclner puoes. 

I. Dritte puoes, im vierundsibentzigistem Capitel angezogen, ist ewangelisch 
(a) vnd not zuo hayl siindiger menschen. die dem ewangeli vnd seinen gepoten 
auch zuo zeilen den raeten christi nachuolgen solten, sonderlich jhen lewt, denen 
vmb ir siind hie kain straff noch plag zuoegefueegt wirt. Dieselben mueessen be- 
sorgen, jr puoes werde dorthin gen hell gespart. Darumb solten sy hie ewan- 
gelische puoes annemen, sichselbs slraffen vnd pueessen , dieweil sy noch hie in 
zeit der gnaden seinn. Wie sand pauls gethan. der nach ertzelungetlicheraws- 
wenndiger plagen (so er geliten) meldet sein ewangelische puoes vnnd spricht. 



528 SEXUNDS1BENTZIGIST CAPITEL 

Jch kestig.(b) meinen leib vnd dring denselben in dienste, auf das ich nit andern 
predig vnd selbst verkert sey. ich leyde muee vnnd arbait, jamer vnd not, hun- 
ger vnnd durst, fastund vnd nackund, frost vnd vnbeklaidt. Mit dem hat vns pau- 
lus vnderwoist, daz \vir solhe ewangelische puoes awf vnsnemen sollen, nitallain 
von wegen begangener siind, sender nier sich zeuerbueelten (c) vor kiinfftigen 
siinden, nemlich das fleisch zekcstigcn vnd gar zetoelten wider poes naygung (d), 
so die siind nach jnen im menschen gelassen vnd jme anhangen , alszlang bis er 
mit guoeten syten vnnd werchen auch mit strengem leben widerwone dervnsyten 
vnnd poesen werch, auch an sich nemebesser gwonhait (e), dadurch cr naygung 
zw guoetem gewinne. Ewangelische puoes stet in dreyeti (f), nemlich in pelten 
(g), fasten vnd almosen. Die erst ist jnwendig im gemueet mit forcht, rew , lieb, 
diemuoet, mit andaechtigen? gepete vnnd guoeter belracblung. Daraws voligtdie 
ander ewangelisch puoes auswendig am leib, mit fasten (h), wachen, kirchferlen 
vnd dergleichen leiblich kestigung. Darnach kumbte dritte puoes, nernlich die 
lieb gegen nagstem mit guoten werchen. Dieselben guoeten werch seinn in ge- 
rnain genent almosen (i). Dauon hernach (k) voligen drew capitel. vnd betreffen 
awswendigen gotszdinst, oder betrachtung aigens hayls oder fiidrung des nagsten. 
Von sonderm (I) almosen wirt im. 87. capilel gesagt. 

(a f ewangelisch. sieh. 74. . 1. e. et . 10. m. et sieh. 13. <J. 2. f. et im 89. . 
3. d. et 98. . 8. b. (b ^ von leibs kestigung. 1. Cor. 9. in fin. castigo corpus meum. 
2. Corin. 11. ant. fin. in labore et erumna. im g. 2. f. et . 5. h. el sieh. 3. . 9. f. 
el 4. . 14. r. el 33. . 3. n. el sieh. 43. . 14. c. el 52. . 5- 1 et 53. . 4. d. et 56. 
. 2. d. et sieh. 60. . 3. ra. et 70. . 9. c. el 71. . 9. k. et 72. . 6. g. et im 78. . 
1. k. et 88. . 6. h. et 98. $. 8. f. (c f verhuetlen. sieh. 43. . 3. e. (df naygung. 
sieh. 33. . 3. k. (e ^ gwonhait. sieh. 17. . 4. a. (f ^ dreyen. im 78. .2. a. (g ^ 
petten. im . 2. a. (h *f fasten, im g. 3. a. (i f almosen. im 87. 1. a. (k J her- 
nacli. im 77. et 78. et 79. ? sonderm. im 87. . per to. 

II. ff Deranfang erster Ewangelischer puoes, benenllich des jnwendigenge- 
pots (a), sol sein. Daz der mensch sich lerne jnwendig erkennen (b), nichts von jmselbs 
halte, in alien dingengehorsam(c), diernueetig.geduldigvnd keysch sey, diegewis- 
sen wol brauch vber sein vnlat rew vnd layd habe vnd ordenlicher puoes nachkoeme. 
Er sol sein fleisch toetten (d) vnnd menschen hinlegen , seinen geist erweckhen 
vnd newem menschen anlegen (e), benentlich vnsern herrnjhesumchristum. Jtem 
er sol auf sich nemen sein kreylz dasistgehorsarn, diemuoet, geduld vnd kestigung 
(f) seines fleisch nach vnsers herren lere. Wer sein kreytz (g) nit awf sich nymbt 
vnd volgt mir nach, der ist mein nit wirdig. Jtem wer mir wil nachuolgen, der 
muoes seinselbsverlawgnen (i), nemlich seinn obrerngehorsam sein, vndseinkreytz 
taeglich auf sich nemen vnd mir naclmolgen. Jtem wer nit tregt sein kreytz vnd 
kumbt nach mir, der mag nit sein mein junger (i). Aws dern ist zeuersteen, daz 
vns christus vnd die aposlel habengelerntanzenemen (k) ewangelische puoes, nem- 
lich williklich pein vnd straflikait zesuechen vnd zetragen, nit zefliehen noch awi- 
zeloesen. Nach lawt der schrift. Wer in christo jhesu getawfft (I) ist, der hat 
christum angelegt, daz er nu fiirter solt got dienen vnnd nit jmselbs leben, auch 
sol er mit christo an das kreytz genagelt(m)sein, dann erst ist geordentzum kreytz 
vnd zuo zeitlicher pein bis inn tod. Daz er berayt sey zuo gayseln (n) vnnd in 
seinem angesicht albeg seinen smertzen hab. Daz er auch durch gotswillen den 
gantzen tag getoet (o) vnnd geschaetzt werde als ain schof abzestechen vnd daz 
sein sel im stawb gediemuetigt sey. Dann got wil, daz wirzuo jme komen durch 
seinen sun, das ist durch leiden vnd geduld. Lawt discr wort johannis. Wer des 
Suns (p) verlaugent, der hat auch nit den vater. Wer aber den Sun bekennt, der 



VON EWANGELISCHER PUOES. 529 

hat auch den vater. Nyemant mag zumvater (q) komenalllairidurch den sun. Bey 
dem sun ist zeuersteen (r) das kreytz vnd leiden. bey dem valer die ruoe vnd 
ewigefreyd. Darawf vns der herr berueefft (s). koembt zuo mirall die arbai- 
ten vnd beladen seyt. Jch wil ew erkiickben, nembt awf ew mein joch vnd lernt 
von mir. Jch bin senftmueelig vnd von hertzen diemueetig. Alszdenn wert ir 
fmden ewige ruoe. Jtem ir solt darnach ringen (t) einzegen durch ain enge por- 
ten. vnd ist ain enge porten vnnd smaler oder bertter weg der zum leben fuoret. 
Souil von jnwendiger kestigung. 

(a J gepets. sieh. . 1. g. et im 83. . 4. e. (b J erkennen. sieh. 29. . 11. b. 
(c ^ gehorsam. sieh. 31. g. 2. g- et 51. . 7. d. (d ^ allten. Ephe. 4. sieh. 35. 
. 10. d. (e ^ anlegen. Ro. 13. in fln. induimini dominum jhesum. sieh. 60. . 3. p. 
(f f kestigung. sieh. g. 1. b. (g J krewcz. Math. 10. in fin. im . 5. g. et sieh. 33. 
. 10. f. (h f verlawgen. Mat. 16. in fin. Marci. 8. in fin. (i f junger. Luce. 14. 
ant. fin. (k ^ anzenemen. im 89. . 11. b. (1 ^ getawft. Gal. 3. in fin. (m ^ ge- 
nagelt. Gala. 2. in fin. cristo confixus sum cruci. (n ^ gayseln. Psl. 37. in flagella 
paratus sum. (o 5 getiitt. Psl. 43. propter te mortificamur tota die. (p J suns. 1. 
Job. 2. ant. fin. (q f vater. Job. 14. in prin. sieh. 9. . 2. f. et 37. . 11. f. (r <f 
zeuersteen. ka. senn. c. 75. de onere ecclesie. c. 15. . 43. in fin. (s * beruefft. 
Math. 11. in. fin. sieh. 71. . 2. d. (t f ringen. Luce. 13. ant. fin. contendite in- 
trare per angustam portam. sieh. 20. . 4. m. et .im 77. . 5. f. 

III. ^ Daneben sol der mensch sieh yeben in auswendiger kestigung mil fa- 
sten (a), das ist mit maessikait vnd strengem leben. mit psalieren vnd miindlichem 
gepet. mit wacben vnnd anderr dergleichen leiblichen puoes Christus hat vns 
gepoten im gemueet albeg zepetten (b) vnd nit dauon zelassen , auch des miindli- 
chen gepets form geben vnd gelernt wie wir gegen got mit wortten petten sollen. 
Voter vnser der du bist etc. Er hat vns auch zepetten an vil orten angetzaigt mit 
werchen, besonder do er zum pelteri awfnn perg (c) gegangen vnd daselbs gantze 
nacht im gepet gegen got verharrt. Desgleichs hat vns der herr menigfeltiklich gepo- 
ten zewachen, awf das wir nit eingeen in versuechimg. Er spricht. Saelig seinn 
jhen knecht, die der herr, so er kumbt, wachen (d) findet. Jtem der mensch mag 
jmselbs awswendig straff anlegen mit zimlicher belaidigung des leibs , als mit 
gayseln, slegen, rauffen, hert kirchfert vnd dergleichen. Wiewol die zarten leiit 
solher strenghait verspotten. Jst doch nach gemainer regel ain pen mit deran- 
dern aufzeloesen. Darumb mag rechtliche pen , so ainer hie oder dort vbersteen 
solt, awfgehebt vnnd vergleicht werden gegen wilkiirlicher straff vnd kestigung. 
die jm der pueesser selbs awfthuoet vnd domit seinen verprachten wollust mit 
willigem vnlust pueesst. Des haben wir ain gros beyspil , in vnserm hayler jbesu 
christo, der vns von ewiger pein nit auf aimm polster, sender am kreytz mit zeit- 
licher pein seiner slrengen marter erledigt. Hat nu cristus sieh fiir dich gekestigt, 
warumb beswaerestu fiir dichselbs auch kestigung zeleiden. 

(a f fasten, sieh. . 1. h. et im . 4. vsque ad . 7. per to et im 83- . 4. d. 
(b f zepetten. Lu. 18. in prin. oportet semper orare et non deficere. Mat. 6. luce. 
II. in prin. doce nos orare. sieh. 40. . 10. e. f. (c ^ perg. luce. 6. post prin. exijt 
in montem orare. sieh. 40. . 10. g. (d ^ wachen. mat. 24. marci. 14. luce. 12. 
post med. im. . 8. k. et im 78. . 7. c. et sieh. 2. . 6. c. et 24. , 5- e. et sieh. 
71. . 8. e. 

IV. f Vom fasten (a) wellen die yetzigen vnchristen nichts hallten, volgen 
nach den talsen lerern, von denen geweissagt (b) ist, daz sy die knecht christi ler- 
nen vnkeyschen vnd verpoten speis essen t Dieselben verfueerer reymen heilige 
schrift auf iren syn. vermainend was zum mund (c) eingee, das vermaylig nit den 

Reilhmeier, Berthold's Tbeologcy. 34 



530 SEXUNDSIBENTZIGIST CAPITEL 

menschen, nachdem all creatur gots guot sey vnd nichts zeuerwerffen. Es seinn 
auch rainen (d) menscben alle ding gerainigt aber nichts den vnrainen. Darumb 
nviig vnns nyemant vrtailen (e) in speis oder im tranckh. Sender wo wir im geist (f) 
des fleiscb werch toetten, alszdenn werden wir saelig, nit so wir leiblich fasten. 
Christus hab kbain vnderschid (g)gemacht vnder der speis. Deszhalbmiigain yeder 
fleisch essen zuo aller zeit, mit mer vnchristenlichen argumenten, die bemelt fals 
lerer eintragen. Dise niaynung hat vor langer zeit erdicht der ketzerisch monich 
jouinianus (h), der nit gern gefasst noch keysch beliben ist. Deszhalb er gesagt, 
es sey khain vnderschid zwischen junckfrawen vnd Eeweibern, noch zwischen 
prassen vnd fasten. Wider denselben jouinianum Augustinus gruntlich geschri- 
ben hat. Des fastenhalb ist christenlicher lerer antwort. Als die juden vermaint 
haben wer mit vngewaschen henden esse der mach die speis vnraih. Darauf hat 
christus nichts vom fasten, sonnder von der juden jrrung geredt. Was zum mund 
eingeet das vervnrain (k) nit den menschen, aber dadurch nit beslossen, .daz khain 
speis dem menschen schedlich sey, sonstkaeme vergifte speis nyemant zuo schaden. 

(a ^ fasten, sieh. 5. 3. a. (b f \veissagt. Apo. 2. ant. fin. docere seruos meos 
fornicare et manducare de idolaticis. sieh. 15. 3. f. (c ^ mund. Mat. 15. post 
prin. im k. et im . 5. a. (d f rainen. Tit. 1. in fin. im . 5. e. (e ^ vrtailen. 
Collo. 2. ant. fin. im . 5. f. (f f geist. Ro. 8. post prin. (g f vnderschid. im 
j. 6. a. (h ^ jouinianus. 24. q. 3. quidam heretici. sieh. 19. g. 9. a. 

V. ^ Daz aber paulus setzt, alle creatur (a) sey guot vnd nichtszeuerwerffen 
was mit dancksagung empfangen wirt. Domit hat er vermaint des alien gesetz 
verpotj als sweinen fleisch oder andere verpotene speis, sey gewesen ain figur, die 
numals im newen gesetz aufhoer vnd dadurch das verpot auch absey. Er hat 
aber domit nit abgenomen das fasten noch der kirch gwalt, die numals fleisch (b) 
vnd mer ander speis zuo etlichen zeiten verpewt, nit vmb das dieselb speis vnrain 
sey, sonder daz fleisch essen herkumbt nach der siind vnd nit aws erster ordnung 
gottes, der nurvon friichten zeessen beuolhen het, daz auch mit abprechung sol- 
her speis menschlich fleisch gezaembt werde vnd destweniger zuo fleischlicher gier 
genaygt sey. Dann der mensch soil sein in maessiger ordnung, allain sein natur 
awfhalten, nit nach wollusl leben. domit er belib bey guoeter vernufft, die durch 
vbrige speis vnnd tranckh getempft wirt. Deszhalb ist in der kirch fiirgenomen 
vnd aufgesetzt das fasten (d) als ain artzeney wider fleischliche gier vnd fiillerey. 
zu der sieh der mensch naygt. Doch ist mit abprechung beschaidenhait zehalten, 
awf das kainer person natur dadurch geswecht werde. Darnach hat paulus ge- 
setzt, den christglawbigen seinn alle ding rain (e) vnd moegen dieselben zuo sei- 
ner zeit essen, damit hat er nit verpoten das fasten, sonnder verworffen der juden 
jrthumb, so glawbt haben, jhene tyer, die got von wegen geistlicher bedeytung 
verpoten het, waereu von natur vnrain. Deszhalb sol nach der juden brawch 
nyemants geurtailt (f) werden, wo er gleich isst sweinen fleisch oder andere speis 
die im alien gesetz, von wegen geistlicher bedeytung, verpoten gewesen seinn. 
Ynd wiewol paulus nit setzt daz des fleisch werch getoet (g) werden mit fasten, 
sonder mit dem geist, wirl doch durcb fasten demselben geist geholfen, daz er 
destgeschickler ist zeuberwinden das fleisch, so es gekestigt vnd gekreytzigt wirt. 
Wie paulus anderswo sagl, daz ihen, die christo zuoegehoeren, ir fleisch gekrey- 
tzigt haben vnd er selbs than hat, wie oben (h) angelzaigt ist. 

(a ^ creatur. 1. Thi. 4. in prin. sieh. . 4. c. (b f fleisch. Gen. 9. in prin. 
camera cum sanguine non comedetis. im . 7. d. im 88. . 2. d. (c f fruchten. Gen. 
2 et 3. in prin. im 88. . 2. c. (d ^ fasten, sieh. 17. . 6. d. et 48. . 13. c. et 53. 



VON EWANGELISCHER PUOES. 531 

. 5. c; et sieh. 74. . 8. f. et im 77. . 6. c. (e f rain. Tit. 1 . in fin. omnia 
munda mundis. sieh. . 4. d. (f J vrtail. Collo. 2. nemo vos iudicet in cibo. sieh. 
. 4. e. (g ^ tott. Ro. 8. post prin. sieh. g. 2. g. et sieh. 33. g. 9. m. (h f oben. 
Gal. 5. in prin. camera suam crucifixerunt. sieh. g. 1. b. el sieh. 33. . 10. f. 

VI. f Daz aber chrislus im Ewangelikain vnderschid (a) macht in der speis, 
hat er doch dadurch nit verpoten zefasten, sender darinn ordnung vnd vnderschid 
zemachen mitsambt vilmer andern haylsamen satzungen, ansteen lassen bis awf 
zuoekunft heiligs geistes, der awf versprechen (b) christi, die apostel vnd die lurch 
alleding gelernthatvndnochtaeglichlernetynnderjndertbis awf jungsten tag, auch 
lernen wirt was Christus mit seiner kirch vnd iren gliden hat zereden, zuerklaeren vnd 
zehandeln oder fiirzenemen. Vnser hayler Jhesus hat wol nit fasten, noch sich des 
fleisch zemassen offenlich gepoten, aber wellen daz sich nyemants des fasten be- 
rueeme (c), sender in gehaim der belonung vmb fasten von himlischem vnter erwartten 
moegen. Daneben hat er vns mit seinem viertzigtaeglicbem fasten vnderweist vnd 
exempel (d) geben, nit daz wir viertzig tag vngeessen seinn, sender daz wir nach vn- 
serm vermoegen auch fasten sollen. ET hat vns auch daneben gelernt wie zefasten 
sey vnd gesprochen. Wann du fasst, soldest du dein hawp salben (e) vnd dein 
antlilz waschen, domit du nit bey den menschen, sonnder bey got fastund gesehen 
werdest. Darawf haben die apostel (f) selbs gefast vnd vnns zefasten beuolhen (g), 
wie in iren gescbichten geschriben ist. Dauon chrislus selbs gesagt hat. Wann 
von jnen der preitgan (h) awfgehebt , alszdenn werden sy fasten. Dieselben apo- 
stel haben auch gepoten sich zemassen (i) vor vnsawber speis so den abgoettern ge- 
opfert oder erstickht oder pluotig seinn. Deszgleichs als nachuolger christi ange- 
hebt zefasten vierlzig tag, das biszher christenliche kirch (k) fur ain heylig gepot 
gehallten vnd rioch hewt hellt zuo gedechtnuss des herren fasten, das im alten te- 
stament figuriert (1), vnd im newen wiirchlich nachzeuolgen ist. Dadurcb das 
siindig fleisch gekestigt, awsrnm menschen poes geist getriben (m), vnd der guoet 
geist eingefueert werde. Des christus selbs zewg ist , daz poes geist awsgetriben 
werden mit fasten vnd pelten. 

(a J vnderschid. sieh. . 4. g. (b <f versprechen. joh. 14. circa fin. suggeret et 
vobis omnia. sieh. 14. .. 10- a. (c ^ berucme. Mat. 6. in med. ne videaris 
hominibus ieiunans. (d f exeropel. Mat. 4. in prin. cum ieiunasset. 40. diebus. 
(e J salben. Mat. 6. vnge caput. (f ^ apostel. Actu. 13. in prin. et Actu. 14. in fin. 
(g ^ beuolhen. Actu. 27. ant. fin. ieiuni permanetis. (h ^ preitgan. Mat. 9. post 

Erin. sieh. 45. . 11. a. (i f zemassen. Actu. 15. in med. sieh. 17. . 13. k. (k ^~ 
irch. sieh. 51. g. 18. g. (1 ? figuriert. Exo. 34. ant. fin. (m f awsgetriben. Mat. 
17. ant. fin. marci. 9. post med. im 78. g. 2. d. 

VII. 5 Merckh vrsach warumb die dewfel yetz als gar gwaliiklich regieren 
in vnns Tewtschen. daz wir alzeit fleisch fressen, kainn tag fassten, zuo vnere 
goltes, zuo vngehorsam der kirch, zuo verachtung vnser elter vnd vorgeer, auch 
zuo smach vnd laster vnserselbs, die als new menschen in maessikait chrislo nach- 
uolgen vnd gotes pildnuss sein solten, wir machen aber in fraessigkait vnnselbs 
gleich dem alien adam vnd nemen an vns vihische art vnd des dewfels (a) pildnuss. 
An solher vnser fraszhait werden geergert all frumm christen. Darumb ertnont 
vns paulus, daz wir dem nachstreben was zum frid (b) diennt, vnd des verhueetten 
was zuchristenlichem awfnemen gehoert, auch nit zerstoeren das werch gottes 
von wegen der speis. Es seinn wol alle cssunde ding rain, aber poes ist es ihe- 
nem der die speis newst mit ainer belaidigung, vnd ist besser du esst kain fleisch 
vnd trinckhest kainn wein noch anders, daran dein nagster belaidigt oder geergert 
oder gekrenckt werde. vnd spricht paulus ferrer. Ee ich durch die speis liess 

34 * 



532 SEXUNDSIBENTZIGIST GAP1TEL 

ergern (e) mein nagsten, ee wolt ich ewiklich kain fleisch essen. Nymwar daz 
Paulus in der speis vnderschid macht. wie dann anfangs got im paradis auch 
vnnderschid gesetzt hat vnder erlawbten vnd verpoten (d) friichten. Do adam 
nur ainsten von verpotner frucht geessen, ist er mitsambt ganizen seirnm geslaecht 
inn tod gefallen. Du frisst offt on all vnderschid der zeit, speis die got durch sein 
apostel vnnd lurch zuo zeiten verpewl. schaw nur wohin du fallen \verdest. 

(a ^ dewfel. sieh. 60. . 5. 1. (b ^ frid. Ro. 14. in fin. quae pacis simt secte- 
mur. (c [ ergern. 1. Cor. 8. in fin. si esca scandalizat fratrem: non manducabo 
carnem in aetermim. sieh. 51. . 11. d. (d J verpoten. Gen. 2. sieh. . 5. b. et 
sieh. 3. . 3. i. 

VIII. f Zuo gemelter ewangelischer puoessol yeder niensch eylund (a) greyf- 
fen aws nachuolgenden vrsachen. Erstlich nachdem der mensch mit seinen 
muoetwilligen taten aws jme verjagt hat das guoet wesen, so er itn tawf erlangt, 
vnd hat eingelassen den feind (b) gots die siind. Wiewol got denselben seinen 
feind aus dem menschen, on sein zuoelhuon, treiben moecht, aber nitwit, sonder 
er hat geordent, wie der mensch aws verkertern willen die siind hat angenomen, 
dazer dieselb mit guoetem willen (c) widerumb austreib durch rew, peicht vnd 
puoes, darzuoe dann got gnaedige bilff (d) thuoet, soferr jn der mensch deszhalb 
diemueetiklich ersuecht vnd die hilf annymbt. Solhe puoes ist got angenaem vnnd 
geuellig opfer. Nach lawt diser prophecey. ain betrueebter geist ist ain opfer (e) 
goltes. Dann wer mit hertz (f), mund vnnd henden strebt wider die siind, als 
gotles feind , der muoes nothalben got wolgeuallen. als aimm koenig wolgeuelt 
ain kriegsman der seinen feind gefangen oder erslagen aus lieb die er zum koenig 
hat. Zum andern sol der mensch billich furchten in seimm haws awfzehalten die 
siind als ainen todfeind gotles, dem solh auffenthallung kund vnd missuellig ist. 
vnnd waere rechtmaessig, daz sieh got von stundan rechen tact am menschen als 
seines feinds fudrer , nachdem got selbs durch esaiam spricht. Jch wirt gerochen 
(g) an meinen feinden. Doch vertzewcht got mit gaeher straff vnd lasst guots vnd 
poess miteinander wachsen (h) bis aufsnitzeit, domit sieh der sunder zuo puoes 
bekere vnd sieh got vber jn erparmen (i) moege. Aber yelennger ainer sein puoes 
verzewcht, destswaerlicher wirt er gestrafft. Darauf vns dristus warnet. Wir 
sollen wachen (k), nachdem wir nit wissen wann der herr kommen werde, domit 
er vns nit finde slaffen so er vrbaring kaeme. Darumb sollen wir dise zeyt der 
gnaden nit versaumen , sonder alspald ainer in toedlich siind fellt (I), solerallzeit 
eylen zuo puoes, vnnd vermeyden zeiibersteen soihe grawssame vrbaringe vnd 
gaehe straf" gots, der sieh pfligt zuo lesst zerechen (mj rachiger weis, mit ewiger 
helle oder mit swaeren fegi'ewr vnnd nichts vngestrafft laesst. 

(a ^ eylund. Exo. 12. post prin. comedetis festinanter. sieh. 4. . J. 1- eccles. 9. 
instanter operare. prouer. 22. in fin. vidisti virum velocem. im . 9. d. et sieh. 64. 
g. 13. g. et im 80. . 10. h. (b ? feind. sieh. 20. 5. 8. b. (c 5 willen. sieh. 54. 
. 4. g. et sieh. 71. . 9. e. (d f hilff. sieh. 24. $. 9. f. (e ^ opffer. Psl. 50- sacri- 
ficium deo spiritus conlribulatus. (f f hertz, sieh. 71. . 7. d. et sieh. 11. . 7. e. 
(g ^ gerochen. esa. 1. ant. fin. vindicabov de inimicis mcis. im. m. (h ^ wachsen. 
mat. 13. in med. sinite vtraque crescere vsque ad messem. (i f erparmen. Esa. 30. 
in med. expextat dominus vt miserealur. (k f wacben. Marci. 13. in fin. sieh. 
. 3. d. et im 100. . 8. g. (1 j fellt. sieh. 73. . 10. b. (tn ^ zerechen. eccli. 5. 
in prin. dominus vindicans vindicabit. sieh. g. et im 80. . 1. m. et . 8. 1. 

IX. ^ Zum dritten sollen wir zuo der puoes eylen, nachdem die sundigen 
poesen werch aus gotlicher gerechtikait nit koennen vngestraffl (a) belc>iben hie 



VON EWANGELISCHER PUOES. 533 

oderdort. Zuo welcher puoes gottliche weiszhait Cristus in derkirch aufgericht 
hat das gerichl (b) der gewissen. Dariiber richter gesetzt, benennllich dieSel- 
sorger (c), so an stat Cristi vber die siinder haben zuoerkennen, zericbten, init 
puoes zepinden oder aufzeloesen, nach gelegenhail der verbanndlung. Welb fur 
discs cristenlich vnd sacramentlich gericht hie nit eylund (d) kommen vnnd in ge- 
haini sich selbs nil anklagen, noch das gnaedig vrtail vnd ablas empfahen noch 
zeitliche puoes vbersteen wellen, dio rnueessen dort vor aengstlichem gericht er- 
scheinen.offenlich jrmissetat bekennen, dariiberwiderwaertig vrlail empfahen vnd 
ewige puoes vbersteen. Zutn vierden ist khainer sicher seins lebens noch gesunts, 
sender all minut gewarltund geuaerlikait (e) an leib vnd sel, deszhalb ain yeder 
zuo puoes eylen solt dieweil er reden moecbt vnnd vernufft hiet. Zum fiinften 
hat Cristus sein pluoet vergossen zuo aufhebung vnserr siind. Dasselb pluoet 
schreyt (f) staels vnd berueefft den sunder paid puoes zetbuon, auf das an jme 
soil) pluetuergiessen nit verloren werde. Wie kan dann ain mensch ausslahen 
solh geschray vnd pete des pluoets Cristi, vnnd die siind in jm betrueblich behal- 
ten, dieweil sy jn beraubt des verdienn Cristi. Zum sexteri soldestu eilen zuo 
puoes aus diser vrsach. Dir ist on zwevfel vnleydlich, daz deinn auszwendige 
dinge geprochen seinn, du wild von stundan deinn verwundten leib haylen, deinn 
zenssen rock flickhen, dein pawfellig haws pa wen, deinenverlegen acker zuo friich- 
ten bringen, auch all ander dein aussere dingbessern, allaindichselbsversawmbstu 
vnnd laesst dein jnwendige sel ligen zerissen in vnrainen siinden, mit denen du 
ausztreibst dein hoechstes guoet, benenllich deinn gnaedigen got. Du prichst 
jnwendig in dir das genoetig geistlich haws gottes, dieweyl du auszwendig auf- 
pawst dein vnnotdiirlftig materlich haws. Darauf straft dich die schrift, warurnb 
du nit widerbringest vnd deckest den pawfelligen tempel (g) gotes, der du sein 
soldest. Zum sibenden nachdem die siind gedeicht (h) nit allain gotzuovnere, 
sohder auch dem menschen zuo vnnutz, sol der mensch billich furchlen, er als ain 
vnfruchtber pawm werde mitsarnbt seiner siind, als mit poeser frucht abgehawt (i) 
vnd jns fewr geworffen vnd daselbs verprent als vnnutz fleiden. Deszhalb sol der 
rnensch got eren vnd betrachlen paid aus siinden zekoemen, sein jnwendige ge- 
wissen zerainigen. Vnd also sicb jmselbs vnd seimm nagsten nutzber zemachen. 

(a f vngestrafft. 'sieh. 24. . 1. h. (b f gericht. sieh. 71. 5. 4. b. (c f Selsor- 
ger. sieh 8. . 7. a. et 73. . 2. c. (d f eylund. sieh. .-8. a. et sieh. 4. . 1. 1. 
(e f verlikait.. sieh. 73. . 10. c. (f f schreyt. Ireno. 3. in prin. cum clamavero et 
rogauero. (g ^ tempel. 4. reg. 12. post prin. quare sartatecta non restauras templi. 
(h ^f gedeicht. sieh. 47. . 10. h. (i J abgehawt. Mat. 3. Luce. 3. excidetur et in 
ignem mittetur. sieh. 19. . 10. i. et im 82. 5- 8. c. 



SYBENUNDSIBENTZIGIST CAP1TEL 

Von guotetn wercben. 

I. Dritte ewangelischu puoes (von der obgemelt (a)) ist in auswendigen guo- 
ten werchen (b), von denen wil jch yetz schreiben. Nachdem etlich verfueerisch 
lerer vermuoten der menschen werch seinn alle siindig vnnd khains notdiirfiftig noch 
guoet, als sey freyer will alweg vngerecht wo er gleych thuoe alsuil an jm ist. 



534 SYBENUNDSIBENTZIGIST CAP1TEL 

Dieselben lerer wellen s!ch bebelffen dises worts Christi, on mich (c) miigt jr 
nichts thuon, gleych als moege der mennsch in seinem freyem willen nichts guoets, 
nur poess thuon. Aws solhen verfueerischen vnd poesen leren nemen leichtfer- 
lig lewt ain vrsach nit allain wiirchlich zesiindigen, sonder auch sieh jnn siinden 
auszereden vnd vermuoetten, sy moegen kbains wegs die siind vmbgeen Darumb 
gelt es gleich, sy thuon poess oder guots, vnnd schoepffenjnedomit ain vertroestung, 
es lige aufmm sunder weder siind noch schuld, weder missetat noch straff. Dann 
Cristus hab mit seinem leiden (d) alle vbel abgewischt vnnd sy seinn desselben 
leiden taylhafftig on jr ersuoechung vnd zuoethuon. Also werden ainfallig lewt 
verfueert vnd zuo poszhait getzogen. Von jnen ist aufsehebt gotes forcht, zucht 
vnnd ere, auch alle guote werch in jnen erloschen (e). Daneben werden die leiit 
verfueert in schedliche laessikait, daz sy nit bedenckhen noch beklagen jr siind 
noch dariiber puoes bvstecn vnd sprechen. Ob sy gleych lang got paelen vnd 
elwas guots taelen, waer es doch alles vmbsonst, vermainend. jr siinde wurden 
dadurch nur gemeret vnd got vngeeret auch mer belaidigt, dann zuo guetikait 
bewegt. vorgot seinn guote vnnd poese werch gleich (f) ain ding vnd gelten bede 
nichts. Solh vnd mer dergleichen vngescbickt argument machen die vncristen. 

(a f obgemelt. sieh. 76. . 1. k. (b f werch. sieh. 31- . 7. e. (c f on mich. 
Job. 15. in prin. im . 7. a. et . 8. c. et . 9. e. sieh. 20. . 5. d. et 39. 5- 8. a. 
(d f leyden. sieh. 44. . 2. h. (e ^ evloschen. sieh. 3. . 4. c. (f ^ gleich. sieh. 3. 
. 5. a. 

II. ^ Dariiber wil jch fragen erstlich. Warumb macht dann heilige schrifft 
vnderschid zwischen guoten vnnd poesen werchen, sprecbend. des Cayn (a) werch 
seinn poszhafftig gewesen, vnnd des Abels gerecht. Jtem warurnb gepewt hei- 
liger geist so offt in der schrift, daz siindig menschen got sollen ersuochen (b). 
zuo seinen gotlicben gnaden williklicb kommen vnd sieh bekeren. Jst nu solh 
suoecben, kommen vnd bekerung siindig, so hat heyliger geyst dem menschen ge- 
poten zesiindigen. Jlem warumb hat Jhesus crislus selbs guote werch than, dieweil 
sy siindig seinn, nemlich ain tuoch vmb s'ch gegiirt (c), wasser in ain peckh gegossen. 
domit seiner junger fueess gewaschen, widerumb gedriickendt vnd beuolhen. 
Wie er jnen die fueess gewaschen, also sollen sy auch ainer dem andern die fueess 
waschen. Er hab jnen geben ain exempel (d), daz sy thuon sollen wie er than hab. 
alszdenn werden sy saelig. Dabey merck, daz vns der herr gepoten hat guote 
werch zeuolbringen, alsz er dann anderswo mer seiner werch antzaygt vnd spricht. 
Die werch, so jch thuoe, geben zewgnuss(e) von mir. Desgleichs hat vns Cristus 
menigmal gepoten puoes zethuon vnd gesprochen. Nur allain jr wiircbt puoes (f), 
sonst wert jr all rnit einander verderben. Jtem gedennckh, tbuoe puoes vnd thuoe 
die ersten werch, wo nit, alszdenn wil jch dir paid kommen. Alle lere Christi, 
die er vns durch sieh selbs offenlich oder verporgenlich in parabel geben hat, nay- 
gen sieh gemainklich auf yebung guoter werch. Er spricht. Ewr liecht (g) sol 
dermassen scheinen vor den lewten, dasz sy ewr guote werch seheu vnd daraus 
preysen (h) ewrn himlischen vater. Christus hat vns auch gepoten jme zegelauben 
von wegen seiner werch (i), die got vater durch jne gewiircht hat vnd daueben ge- 
sagt, daz jhener der an jn glawbt, auch thuon wcrde solhe vnd noch groessere werch 
dann Cristus than hat. 

(a ^ Cain. 1. Job. 3. im . 10. i. et sieh. 39. 1. a. (b J ersuchen. Esa. 21. 
et Esa. 45. in fin. Hiere. 3. post med. sieh. 39. . 11. g. (c ^ giirtt. Johan. 13. in 
prin. im 94. . 12. i. (d f exempel. im 79. . 8. g. et sieh. 71. . 9. 1. (e 5 zewg- 
nuss. job. 5. ant. fin. et job. 10. post med. sieh. 9. . 2. d. (f J pues. Mat. 4. in 



VON GTJOTEN WERCHEN. 535 

med. Luce. 3. et 13. in prin. apo. 2. in prin. sieh. 42. g. 6. m. et 70. . 3- b. (g f 
liecht. mat. 5. post prin sieh. 4. . 5. d. et im 79. . 7. d. (h f preysen. im . 3. e. 
et . 11. e. et im 78. . 4. e. (i f \verch. Johan. 14. post prin. propter opera ipsa 
credite. sieh. 9. . 2. d. 

III. 5 Doch ist zemerckhen. Daz guote werch allain Got verbringt. ettliche 
on mittel durch sichselbs, als etwas beschaffen aus nichte. etliche durch mittel 
seiner creatur als seines werchzeugs oder instrument (a), vnd wirt durch allo 
guote werch allain gotes name grosz. Deszhalb mag jin jhener mensch, durch 
den got guote werch thuot, kainen ruoein noch nom schoepffen. als wenig die 
hacken, mit der ain zymrnermaister etwas guoets tzymert. sounder derselb maister 
(b), wirt berueembt von wegen des guoten Cimern. Man spricht des doctors mund 
hat ain guote predigt than, odcr des Cantzlers hand hatainn formlichen brief ge- 
schriben. vnnd hat dochdieselben werch wederrnundnoch'hand than, sender doctor 
durch den mund gepredigt. vnnd Canlzler mit seiner hand geschriben. also 
wiircht auch Got durch gerechte menschen. Wie nu Ghristus seine werch him- 
liscben vatter zuoschreibt (d), vnd spricht. mein vater, der in mir wonet, thuot 
die werch. Dergleichen sol der mensch seine guote werch cristo auch zuoeschrei- 
ben. Darumb so du glaubst vnd hoffest, dein werch sey guot vnd wo! angelegt, 
dasselb soldestu nit dir, sender got als dem principal zuoemessen, deszhalb seiner 
goellichen maiestat lob (e) vnd danckh sagen, daz er aus seiner gnad solh guot 
werch in dich hat lassen fliessen, vnd dasselb durch dich mit seiner gollicben hilff 
(f) geworcht, vnd zuo solbern guoten werch deinen freyen willen bewegt vnd be- 
fiidert hat. Ja so du alles than hast das sieh zetbuon gebiirt, dannoch soldestu, 
nacb lere Christi, sprechen. Herr got, jch bin ain vnnutz (g) knecht, jch hab 
than das jch zelhuon schuldig gewesen bin vnnd villeicht poeslich ausgericht. 
Solhe lehre hat vnser bailer Jbesus geben, domit sicb ain yeder diemueetig vnd 
nyemant berueeme aigner werch. Sonst lobt Cbrislus selbs ainn menschen der 
guote werch thuot vnd spricht zuo jme. Ey (h) du guotcr vnd getrewer knecht, 
du bistvber wenig getrew gewest, jch wil dich vber vil setzen. Nyrn war, guote 
werch vnnd golsdienst so der mensch aus schuldiger pflicht, gotlichen nom zehei- 
ligen verbringt, seinn Got geuellig. wiewol er derselben nit bedorf (i) noch sei- 
ner gotlichen maiestat nulzber. Domit aber des menschens werch nit gar on 
nutz seinn. wil Got, wie aller leiblichen creatur werch geordent seinn zum dienst 
vnd nulz des menschens, daz also dem mennschen sein aygene guoete werch, die er 
gegen got, vnnd dem nagsten durch gotes willen verbringt, zuoseinem saeligen nutz 
(k) gedeihen. 

(a f instrument, sieh. 39. . 4. k. et im 88. 10. e. (b f maister. sieh. 18. 5. 
8. d. et 29. $. 6. c. et im 78. . 4. d. (c f hand. sieh. 29. . 6. a. et im 78. . 4. f. 
(d ^ zueschreibt. Job. 14. post prin. sieh. 43. . 12. d. et im 78. . 6. m. et im 
84. .8. e. (e ^ lob. mat. 5. glorificent patrem. sieh. . 2. h. et im 85. . 5. c. 
(f J hilff. im . 6. d. et sieh. 24. . 9. f. (g f unnutz. Luce. 17. post prin. sieh. 2. 
. 2. h. et 50. . 10. i. et im 98. . 1. c. (h 5 Ey. mat. 25. ant. med. Euge serue 
bone, im 100. . 15. 1. (i 5 bedorf. Psl. 15. in prin. sieh. 19. . 5. d. et im 79. . 
3. g. (k f nutz. sieh. 22. . 9. a. 

IV. 5 Weytter sagt der herr vonn werchen. Nit ain yeder der zuo mir 
spricht. Herr, herr (a), sonder der meines vatters willen thuot, wirt eingeen jns 
himelreich. Wer meine wort hoert vnnd nacb denselben thuot, der wirt zuo- 
gleicht aimm weysen mann. Der aber meinn wort hoert vnd nit volzewcht, ist 
aimm toren zuoezegleychen. Alszdenn seyt jr mein fruend (b) so jr thuoet was 
jcb ew gepeut. Wildu nu ain crist vnd nachuolger Christi sein, muoestu nit ajlain 



536 SYBENUNDSIBENTZIGIST CAP1TEL 

gotles gepot glawben, sender auch dieselben gepot mit werchen (c) volstreckhen 
vnnd in re elite r lieb nach Cristum tragen dein krcytz (d). dasselb geet nit zuoe 
( mit schmutzen, sonnder rnit werchen. Nochmer hat vnser hayler in verporgen 
rcden vnnd parabel guote werch anzaygf, do er straffet jhen, die ganntzen tag 
mueessig(e) gestanden seinn vnd schuef zebelonen die arbaiter. Deszgleichs do er 
jhenen, der auf des glaubs hochzcit geladen, aber kain hochzeitlich klaid (f) tugent- 
hafftcr werch angek'gt het, liesz werffen in aussere finster mit gepunden henden 
vnd fuessen, die er zuo guoten werchen nit gebrawcht hat. Jtein do der herr fiinff 
junckfrawen die jre lampen (g) des gelawbs, mit guoeten werchen der funffsynn, 
helten angeziindt vnd geziert, einlies durch die porten des himels, hat er dieselb 
porten widerumb zuoegesperrt vor funff junckfrawen, die in jren lampen kain oel, 
das ist kain guoet werch bey jrem glawb hetten. So hat auch der hoch begabt 
jhen knecht (h). die mit zehen, fiinfen vnd zwayen pfundten, so jnen beuolhen 
gewesen.wolgehandelthaben, aber jhenen, der sein pfundtvergraben vnd domitkain 
guot werch ausgericht, liess der herr werffen in awssere finster, vinb das er des her- 
ren geld nit in die wechselpanck (i) gelegt, vnd etwas domit geworcht vnd erobert 
het. Dabey ist zeuerstcen, daz der mennsch sein krefft (k), die er von got hat, sol 
brawchen zuo guoten werchen, daraus kumbt gewin vnnd frucht der saelikait. Dcr 
herr liesz ainen vnfruchtbaren feygenpaem (I) abslahen, vmb das er kain frucht 
gaoler werch wolt tragen. 

(a f herr. Mat. 7. circa fin. sieh. 3. . 8. a. (b f friind. Job. 15. sieh. 3. .8. 
b. (c J werchen. sieh. 3. . 8. c. (d 5 kreytz. sieh. 33. . 10. f. (e f rauessig. Mat. 
20. quid statis ociosi: sieh. 14. . 12. g. el sieh. 16. . 7. a. et im 78. . 5. f. (f f 
klaid. Mai. 22. sieh. 30. . 4. k. et im 100. . 14. c. (g J lampen. Mat. 25. in prin. 
sieh. 4. . 5. c. et im 79. . 4. p. (h J knecht. Luce. 19. sieh. 39. . 4. m. (i ^ 
panck. sieh. 52. . 1. d. (k <f krefl't. sieh. 50. . 4. c. (1 J feygen. Luce. 13. 
post prin. 

V. ^ Guote werch machen den glawb lebentig, der sonst on die wereb tod 
(a) ist. vnnd yemer ainer guote werch thuot, destreichlicher wirt sein belonung. 
Der kluoglich (b) saeet, mag wenig schneiden. Daraul' lasst vnns guots wiirchen 
(spricht Paulus) dieweyl wir zeyt (c) haben. Dann Cristus bekennt selbs, daz er 
arbaiten hab mueessen dieweil es tag (d) gewesen ist, wann die nacht kumbl, mag 
nyemants mer arbayten. Bey dem tag ist bedeyt zeitlich leben, bey der nacht zeit- 
lich sterben. Darumb hat paulus Titum errnont daz er sein junger lasz lernen 
vorzesein guoten werchen wo es die notdurft eruodert, awf daz sy nit on frucht 
(e) beleyben. Dann Cristus beuilht vns manigerlay werch auszzerichten, nemlich 
daz wir got soellen pitten (f) vnd ersuoecben, ankloffen vnnd dringen einzegeen 
durch enge porten. item zemcrcken auf falscb Propheten vnnd mer dergleichen 
werch, die vns Cristus aufsetztzeuolziehen. Daneben gepewt vns die schrift, daz 
wir soellen widersteen dem dewfel vnd zuo got zuoenaebuen (g), auch raynigen 
vnser hende vnd vnscre hertz keysch machen. das alles seinn guote werch. 

(a } tod. Jaco. 2. sieh. 2. . 4. 1. et im 91. . 2. e. (b J kluglich. 2. Corin. 9. 
qui parce seminal, (c f zeit. Gal. 6. ant. fin. im . 7- 1. et im 80. . 10. a. (d f 
lag. Johan. 9. in prin. im 80. . 10. g. (e f frucht. Tit. 3. in fin. (f ^ pitten. Mat. 7. 
in prin. im . 15. 1. et sieh. 4. . 7. b. et sieh. 43. . 9. h. et 51. . 17. g. et 76. . 
2. t. et im 88. . 4. h. (g 5 nahnen. Jaco. 4. appropinquate deo. sieh. 67. . 8. d. 

VI. 5 Bestymbte gepot vnd nochmer, die vnns in alltem vnd newem gesetz 
aufgeladen, waeren eytel vmbsonst, vnnd beschaehen zuomerungvnserrsiinde.wo 
wir durch freyen willen nichts guots sonnder nur poese werch verbringen moechten. 



VON GUOTEN WERCHEN. 537 

Nu ist vnwiclersprecbenlich war, daz des sunders puoes vnd bekerung ain haylsam 
guot werch ist, des sich 'Engel (a) im hymel erfreyen. nach des herren zewgnusz. 
Darunib vordert got all sunder zuo puoes vnd bekerung, sprechund im Esaia. 
Wenndet (b) ew zuo puoes jr die in tyef der siind abgefaren seyt. .Item imEze- 
chiel. Bekert ew vnd thuot puoes vber all ewr siind. Jtem Johel. Bekert ew 
zuo mir in gantzem ewrem hertzen, in fasten (c) , in wainen vnd klagen. Dabey 
clar verstanden, daz die werch der puoes vnd der bekerung zuo got, guot vnd lob- 
licb seinn, auch nebon gollicher bilf (d) an vnserm freyem willen bangen, nacbdem 
sicb der menscb on seinn willen (e) vnd on hilff gots, von poesem zuo guotem nit 
bekeren noch ander gerecbte wercb verbringen kan. Dariiber ist zebescbliessen. 
daz dergerecbten mennscben werch, so mit hilff gots ausfreyem willen beschehen, 
nit alle poes sender elliche guot seinn, sonst waeren diegerecbten albegvngerecbt 
vmb ain yeglicbs werch, souerr alle seine wercb poes waeren. Wo nu nyemant 
gerecht, alszdenn wurden nyndert erfiillt des heiligeu geyst wort, so geschriben 
steet.. Der herr naygt seine awgen (f) auf die gerechten, vnd seine oren aufjr 
gepet. Aber des herren zorniger (g) anplick ist vber jben die poese werch thuon. 
Derselb gollicb zorn wurde geen souil vber frumm lewt als vber poes , nachdem 
sy albeg poese werch taeten, das vnglawblich ist. (*) 

(a ^ engel. Luce. 15. post prin. sieh. 47. . 9. d. (b f wendet. Esa. 31. ant. fin. 
Ezech. 18. in tin. (c ^ fasten. Johel. 2. post prin. sieh. 7b. . 5- d. (df hilff. sieh. 
. 3. f. et im . 7. b. (e f willen. im . 7. i. et sieh. 42. . 7. i. (f f awgen. Psl. 
33. oculi domini super iustos. (g ^ zorniger. Psl. 33. vultus domini super facientes 
mala. sieh. 9. . 2. h. 

VII. ^ Dann obangezogene wort (a) Cristi seinn auszelegen also. On mich, 
das ist on mein gnad, miigt jr nicbts thuon, nemlichdasverdienstlichvnndfrucht- 
bar sey zuo ewiger saeligkait. Vor guotem wercb muoes vorbanden sein gotliche 
gnad (b), dieselb alien menschen frummen vnnd poesenYordertur(c) berayt steet. 
Got lasst sein Sonn (d) aufgeen vber guot vnd poes. Es regent (e) auf gerecht 
vnd vngerecht. Solhe guad ist vmbsonnst (f) gegeben. Aber poes lewt keren jr 
lieb vnd willen zuo sichselbs iiber all ding. Deszhalb ist an jn die Sonn vnd vor- 
lauffend gnad gots vbel angelegt. Die frummen keren willen frey zuo got vber 
alle ding. Deszhalb kumbt jnen der sonnenschein Ynd hilff gotles zuo statten, 
dadurch sy verbringen guote werch. darjnn sy erlangen ain gnad vber die annder, 
das alles angenaem (g) gnad seinn. Gleich als wann du aws fleissigem lesen oder 
zuoehoeren dem golswort (h), ain hilff empi'ahest, nach der dudich williklich gibst 
in rew, peicht, puoes, almosen, peten, oder in ander andacht vnd guote werch, 
darauf du nachmals gottes gnad erlanngst das werch zeuolbringen. Dieselb gnad 
macht daz dein guot werch bey got angenaem vnd verdinstlich wirt. Du bistvn- 
benoett gewesen vnd ist in deinem freyen willen (i) gestanden, puoes anzenemen 
oder awszzeslahen, guoete werch zeuolbringen oder zeunderlassen. Sonst hiet 
Paulus vnschicklicb geschriben, daz vnns gotliche senfftmueetikait (k) zuo puoes 
fueere. Darauf got spricht. Jch hab dem sunder zeit (1) (das ist vorlauffende 

( l Da schon oben bei der Lehre von der Rechlfertigung das Nothwendige erorlert wurde, 
und Berthold selbst so schlugend durch Beispiele aus der hi. Schrit't die absurde Lehre von 
der Schadlichkeit der guten Werke, wie sie bei Lulher und einigen seiner Mitgenossen er- 
scheint, widerlegt, so ware hier eine weitere Ausfiihrung uberlliissig. Es hangt aber diese Lehre 
wie schon gesagl, nothwendig mit der vom Glauben zusammen, welcher der deus ex machina 
in der lutherischen Rechtfertigungslehre ist; der alles in Bewegung setzt, ohne dass der Mensch 
irgend eine geistige Anstrengung nothig hatte. Man vergleiche Mohler, Symfaolikpag. 148. u. 
flg. und neue Untersuchungen. pag. 265 u. flg. 



538 SYBENUNDSIBENTZIGIST CAPITEL 

gnad)geben, domit er puoes Ihuoe, er wil aber nit pueessen. Dergestallt be- 
schehen guotc werch mit hilff gots aus freyem willen des menschens. Dieselben 
werch seinn auch verdienstlich bey got aus angenaemer gnad gots. 

(a ^ wort. Job. 15. sieh. . 1. c. et sieh. 20. . 5- d. (b f gnad. im 1. et sieh. 
5. 6. d. et sieh. 43. . 1. c. (c <[ tur. sieh. 42. g. 10. a. (d * sonn. Mat. 5. in fm. 
sieh. 43. . 7. a. et 47. . 10- f. (e f regent, sieh. 27. . 3. b. <f f sonst. sieh. 21. 
. 6- d. (g f angenam. Psl. 83. ibunt de virtute in virtutem. sieh. 35. .7. d. et 42. 
. 4. a. (h ^ gotswort. im 78. . 1. i. (i ^ willen. sieh. . 6. e. (k } senfftmiietig. 
Ro. 2. in prin. benignitas dei ad poenitentiam te adducit. (1 J zeyt. Apo. 2. ant. 
fin. sieh. b. et sieh. . 5. c. 

VIII. <J Obberueerter mass ist aines guoten werchs guothait hie entlich von 
got, doch durchzuoethuonvndmitwurchung(a) des freyen willens. derselbmoecht 
aus jmselbs nichts guots wiirchen on vorlauffende gnad vndon mitlauffennde hilff 
gots , noch etwas verdienen on nachuolgende angenaein (b) gnad gots. Darauf 
geet dits gemain verwaenen, daz got sprech. Mensch hilf dir, so wil jchdirauch 
helfen. Darzuoe stimbt diser sententz Cristi, der vor obgemellen (c) wortensteet. 
Wie die weinreben von jrselbs nit mag frucht tragen , nur sy bleyb am weinstock, 
also auch nur jr bleibt in mir, sonnst moegt jr on micb nichts tbuon. gleich als 
sprech Cristus. aber mil mir, nemlich mit meiner hilf, rnu'gt jr durch ewrn wil- 
len wol guot thuon. alsofft in beiliger schrifft got vnnser helffer genennt, ist al- 
beg zeuersteen, daz wir elwas arbaiten mueessen, sonst waere des helffcrs vnnot. 
Darzuoe diennt dise schrifft. Herr got, du bist mein heifer (d) gewesen, meinsel 
ist dir angehangen, dein recbte hand hat mich aufgenomen. Dabey zeuersteen, 
daz der mensch guote werch nit mag volbringen on gotes hilff, die den werchen 
vorkumbt vnd erweckt die hertz nit allain der erwelten, sonder auch der siindigen 
vnd vnglawbigen menschen. Denselben oft wol entspriessen jre puoswertige 
werch, die sy vor angenaemer gnad vnd on goelliche lieb anheben. Das befindet 
sieh im symoneyer (e), des hertz vor got vngerecht vnd vol was mit pitter gall auch 
gantz verknufft mit vngerechtikait. Dannocb hies jne, vmb seirn poszhait, Petrus 
puoes thuon vnd got vmb gnad pilten. Darauf hater sieh zuoeberayt vnd seiren 
willen darein geben gotliche gnad zuoernpfahen. Dann er wolt ersuoechen die 
apostel got fur jne zepitten. Fiirwar wo Petrus gewisst, daz demselben sunder 
(der kains guoten glawbs, sonder aines poesen hertzcns vnnd on lieb gottes was) 
sein puoes vnd pete vnnutz gewesen waere, er hiet jm nemlich nit beuolhen ze- 
pueessen noch zepeten. 

(a f mitwiirchung. im 88. . 10. h. (b ^ angenam. im 79. . 6. c. (c 5. bemel- 
ten. sieh. . 1. c. Johan. 15. in prin. sicut palmes. (d ^ helffer. Psl. 62. iuisti adiu- 
tor meus. sieh. 51. 5. 17. f. (e ^,symoneier. actu. 8. inmed. Cor tuum non est rec- 
tum, im . 9. h. et im 90. . 2. k. el 92. . 4. k. et im 89. . 7. g. 

IX. f Aus dem alien findestu daz der mensch aus freyem willen, mit bilff 
gots, puoes vnd guot werch thuon auch sieh zuoeberaiten mag zuoernpfahen an- 
genaem gnad gots vnd vergebung seiner siind. Wie geschriben steet. Dem men- 
schen gebiirt sein sele zuoezeberaiten (a), vnd dem herren gebu'rt zeregieren die 
zung. all vnd yeglich weg des menschens steen vor seinn augen. aber Got er- 
wigt aus was geyste sy koemen. Darurnb offenbar deine wercb dem herren, 
nemlicb deinen freyen willen nayg zuo Got, alszdenn werden dein gedaenck wol 
gefueert. Bey diser schrifft wirt verstanden, daz got mit seiner hilff guote werch 
vnd gedaenckh der menschen , durch jren freyen willen, auszfueert vnd verbringt 
(b), souerr freyer will zuoeberayt ist. Dasselb zuoeberayten steet wol auch bey 



VON GUOTEN WERCHEN. 539 

i S 

got, aber leiden oder lassen sich zaemen (c) vnd berayten, steet in des menschens 
\villen. Also ist in guplem werch gottes hilf wiirchlich vnd menschens willleid- 
lich (d). Dann gnad vnd einflus von got anzenemen oder auszzeschlahen steetjns 
pennschens willen. Das wirt beweist mit dem, daz der'herr zuo vnns spricht, on 
mich (e) kiind jr nichts thuon. so muessen \vir auch elwas thuonn vnd macbt (f) 
haben williklicli in Cristo zebeleiben vnd guote frucht zetragen. hymlischer vater 
wirt gepreist vmb das wir gwalt baben junger Cristi zewerden Wir moegen vns- 
selbs nit zuo seinen jungern machen, aber wir moegen vnusern willen dareingeben 
vnd leiden, daz vns zuo jungern got aufnemc, der vns albeg mit seiner gnad fiir- 
kumbt. Darauf mueessen die Manicbeyer (g) bekhennen daz zum bay! des rnen- 
schens sein freyer will ettwas zetbuon hab. Als dann benannter symoneier vnd 
nach jm der vriglawbig Cornel] (b) den willen darein geben vnd sich zuoeberayt 
haben zuoempfahen gnad auch waren glawb vnd tawf. Deszgleichs ofFner (i) sun- 
der, der got gepeten hat vmb vergebung seiner siind , dieweyl er noch ain sunder 
gewest. Jtem der verthan (k) sun hat auch in seinem ellend aufgedacht vnd sich 
zuoberayt widerumb zum vater zekommen. alszpald er williklich wider gekert, 
hat er vonstundan vorn vater gnad erlangt. Vnser erlediger hiet on zweifel judam 
(1) nit ausgeslagen wo erseinvorlauffende ermonung angenommen vnd nit. veracht, 
sender sich (wie petrus) zuoeberayt hiet zuo gerechter puoes. Dann der herr 
spricht. wer zuo mir kumbt, den jag (m) jch nit aus. 

(a ^ berayten. prouer. 16. in prin. sieh. 4. . 4. i. et 38. . 2. e. (b ^ verbringt. 
sieh. 39- . 8. o. (c \ pamen. sieh. 42. . -1. h. (d f leydlich. sieh. 34. . 10. f. et 
39. . 12. d. (e \ on mich. Johan. 15. sieb. . 1. c. (f f macht. Math. 9. in prin. 
sieh. 10. . 11. e. (g ^ manicheyer. sieh. 38. . 6. f. (h f corneli. actu. 10. in prin. 
sieh. . 8. e. et im . 10. c. et sieh. 43. . 2. c. (i 5 offner. Luce. 18. post prin. 
sieh. 72. . 3. b. (k f verthan. Luce. 15. sieh. 72. . 2. g. (1 f judam. Mat. 27. in 
prin. im 90. . 2. r. (m f jag. Johan. 6. in med. eum qui venit ad me non eji- 
ciam foras. 

X. f Augustinus (a) schreibt, daz zuozeiten guoete werch bescbehen durcb 
poes lewt, wie ain gerechter alle seine werch nit volfueeren mag on laeslich siind 
(die gottes gnad swechen vnd nit gar abschneiden) also ist selten ain poes mensch 
sogar vngeschickt, er thuoe zuozeyten in seimm lebenetwas guots. Ja ain vnge- 
taufter glaubiger mensch, als Cathecuminus (b), mag mit hilff gots verbringen et- 
liche werch die guot seinn nach menschlichen syten, aber nit gnugsam seinn zuo 
guotem wesen, dasselb wirt erst erlangt im tauf durcb. angenaeme gnad, wie ob- 
steet vom cornelj (c). Es mag auch ain poeser (d) nit allenthalben so poes sein 
er thuoe zuo zeyten etwas guots. Deszgleichs mag ain frummer nit in alien din- 
gen recht thuon, sender er felt zuo zeiten sibenmal (e) im tag, aufs wenigist laes- 
lich. Dem poesen rnenschen werden sein guote werch belont (f) mit zeitlichen 
gaben. vnnd dem frummen sein laeslich vbertreten vergleichtmit zeitlicber pein. 
Des haben wir ain beyspil im jsaac (g) , der seinem verworffen sun Esau (h) den 
segen gab in fayst der erden vnd im thau des himels von obenher. Er lies jne 
auch herrschen im swert, vnd seinem erwelten sun Jacob zeitlichewiderwaertikait 
zuoefueegen. Wiewol weder des Esau person (i) nocb werch got geuallen, hat 
dannoch sein gottliche mildikait den Esau auf sein pete vnd vmb seine werch zeil- 
lich (k) vnbegabt nit wellen lassen. 

(a f Augustinus. de vera religione. c. 14. (b \ Cathecuminus. sieh. 43. (J. 2. d. 
(c ^ corneli. sieh. . 9. h. (d \ poser, de peni. dis. 3. quod ergo turbamur. cath. 
senn. c. 28. (e f syben mal. prouer. 24. im 81. . 6. k, (f \ belont. im 79. . 3. a. 



540 SYBENUNDSIBENTZIGIST CAPITEL 

(g f Isaac, gen. 27. in fln. (h f Esau. sieh. 3. . 10. i. (i f person, sieh. . 2. a. 
et sieh. 2. . 5. 1. et im 79. . 4. c. et . 6- c. (k } zeitlich. im 79. . 4. e. 

XL 5 Daz ain werch raynig vnd got geuellig (a) sey, darzuoe gehoerendrew. 
die ausmin Esaia (b) genomen werden. Do er saelig nennet jhenen der seinhende 
abzewcht von aller gab. Dasselb Gregorius also auslegt, daz die gabdreierlayge- 
stallt eingenomen werde. Von erst pfligt der mensch im Lertzen die gab anze- 
nemen, so er sieh seines guotten werchs mitgedaenckenimhertzengemayd, zymbl 
vnd setzt darein, vnnd nit in got, entlich sein gemueet. Zum andern nymbt er an 
die gab im mund, so er sieh seines werchs mit worten berueembt, auf das er von 
andern gesehen (c) werde. Zum dritten. nymbt ainer die gab in sein hende so 
er guote werch thuot vmb zeitlichen nutz. Dauongotspricht. Jrvnrainigtmeinen 
nom in ewren myetten (d). Wir glawben offt, volbracht zehaben guote werch, 
die aber vermailigt seinn mit jnwendigem oder auswendigem ruoemb oder mit 
zeytlichem nutz. Der gerecht mensch zewcht sein hennde ab alien dreyen yetz- 
bestymbten gaben, was guotes er thuot, dorjnn suoecht er weder ruoemb noch 
eyteln nutz, sender allain sein hail, domit got gelobt (e) vnd der nagst gepes- 
sert werde. 

(a ^ geuellig. im 79. . 8. c. (b f Esaia. 33. post med. beatus qui excutit ma- 
nus suas ab omni munere. Grcgo. in moralium lib. 9. c. 26. (c f gesehen. Math. 6. 
in prin. (d ^ myetten. Ezech. 20. ant. fin. nomen meum polluitis in muneribus. (e 
5 gelobt. Math. 5. post prin. sieh. . 2. h. 

XII. ^ Auf das du endtlich wissest, welh werch siindig oder vnsiindig, dorjnn 
seinn drey vnderschid zemerckhen. Erstlich so der mennsch wissenlich vndwil* 
liklich ain werch verbringet wider gottes oder des nagsten lieb oder sonst wider 
aufgesetzt gepot, als stelen, prassen, rasseln, puoelen oder dergleichen fleyschliche 
werch durch Paulum ertzelt (a), dieselben seinn alweg poes. Deszgleichs guote 
werch die in poeser maynung beschehen, als in hochfart almosen geben oderder- 
gleychen, seinn awch siindig von wegeni vrigoordenter lieb. Daneben rnag ainver- 
poten werch aus vrsachen nit siindig sein, als stelen aus leibs notturft, nachdem 
in noetten von natur all ding gemain seinn. geschriben steet. gib deinem nagsten 
ainen gewin (b) in der zeit seiner not, gleich alsmoeg ainer in seinengrossen noet- 
ten wuoecher nemen. Zuom andern wo ainer in poes werch felt vnbedaechllich 
oder aus ploedikait. als der vrbaring erziirnt oder fleischlich geraitzt wirt zuo 
rach oder wollust, doch das werch taetlich nit verbringt noch darein seinn willen 
gibt. Dieweil ist es laeslich siind , der kain mensch empfliehen kan (c), dadurch 
wir all in schulden fallen. Deszhalb hat Crislus gerechten vnd vngerechten lew- 
ten gepoten taeglich zepetten. vergib (d) vns vnserschuld. Nu istbemellt werch 
laeslich (e) siind von wegen der laessikait, die ainer dorjnn begert wider die lieb 
gottes oder des nagsten. welhe laessikait er vileicht mit seinem hoechsten fleis 
vmbgeen mocht. Wo er abersolh laeslich werch kainrs wegs vmbgeen kan, son- 
der dasselb aus zwang, oder aus natiirlicher not wider seinen willen verbringen 
muoes. alszdenn ist es jm gar kain siind, wie yetz hernach volgt. Das ist zum 
dritten. Wer in seinem werch alien moeglichen (f) fleis ankert, alsuil er mithilf 
gots vor fleischlicher gier oder anfechlung des deufels oder der weld indertthuon 
kan, vnnd kains wegs willens ist wider got oder den nagsten zehandeln vnd er 
muoes doch aus not zeriilter natur (g) solheshandeln. Derselb siindigt (b) weder 
todlich noch laeslich. Dann zuo vnmoeglikhait (i) ist nyemants gepunden, lawt 
geschribener recht. Dartzuoe dienen dise schriften (k). Welh in christo Jhesu 



VON GUOTEN WERCHEN. 541 

seinn, die haben an jnen nichts verdamblichs , souerr sy nit wandern nacb irem 
fleisch, dann vnns das pluoet Christ! von alien siinden rainigl vnd got mag vns be- 
hueetten vor siinden. Jtem ihener siindigt nit der do bletbt (1) in cbristo, der- 
selb ist komen, die siind awfzeheben. 

(a f erzelt. Gala. 5. (b ^ gwin. eccli. 29. in prin. fenerare proximo tuo in tein- 
pore necessitates illius. sieh. 51. . 4. e. (c J tan. sieh. 36. ^. 5. d. et im . 13. d. 
(d j vergib. Mat. 6. im 84. . 1. c. (e f laslich. sieh. 36. . 6. a. (f <J moglichen. 
sieh. 40- 5. a. et im . 13. c. (g J natur. im . 15. m. (h f siindigt. sieh. 35. 
. 3. f. et im 79. . 8. i. (i ^ vnmoglich. ff. de reg. iur. I. irapossibilium nulla est 
obligatio. sieh. 40. . 12. a (k ^ schriften. Ro. 8- in prin. 1. Job. 1. ant. fin. san- 
guis cristi emundat nos. iude. 1. in fin. potens .est vos conseruare. (1 J bleibt. 1. 
Job. 3. in prin. 

XIII. f Alslang nu der mensch (wie obstet) awf sichselbs vnd awf jhesum 
christum wol aufmerckbt, dieweil siindigt er nit, sender eristaufgerechtem wege. 
wie ain getzogene saydt awf der haerpf wol klingt alslang dieselb nit nachlaest, 
wo sy aber abgelassen isl, alszdenn macbt solhenachgelassene saydt ain dissonanlz. 
Dermass alszpald des menschens gemueet im fleis seines wercbs gegen got nach- 
laest. vonstundan i'elt der mensch in siindige laessikait (a). Jtem wildu ;iin schef 
(b) hojienawen vnd vber sieh gegem wasser zieben, muoestu albeg arbaiten vnd 
nit nachlasseh. sonst rynt das schef nawberts. So du des schefs ziigel gar lasst, 
alszdenn ryndt das schef zuo schaden. Dergleichen rynt der mensch durch sein 
laessikait abwerts in laeslich siind. vnd so er seiner poesen aigenschali vnd gier 
den ziigel gar lasst, alszdenn felt er mit seinem werch in todsiind. Er moecht 
aber in seinen werchen gar nit siindigen. wann er gantzen moeglichen fleis (c) 
ankert zuo aller zeit, an yeglichenorten, vnd poesen ray tzungen nyndert laessiklich 
nachhengt, sonder denselben vberal willigklich widerstrebt. Welhernu in seinen 
werchen mit fleis fiir sieh schawet wohin jne die geordennt lieb fueert vnd ver- 
gisst was hinder sein steet, nernlich seiner fleischlichen naygung, derselb verbringt 
seine werch on siind , ob er gleich sonst on laeslich (d) siind nit oder hart 
sein mag. 

(a f lassikait. sieh. 44. . 7. a. (b f schef. im 79. . 5. d. et 92. . 3. n. (c ^ 
Oeis. sieh. . 12. f. (d } laslich. sieh. . 12. c. 

XIV. f Hierawf erweckt vnd ermont paulus (a) diegerechten menschendaz 
sy nit siindigen. Zuo denselben spricht petrus, nacb ertzelung ettlicher tugent. 
Souerr jr solh tugent mit fleis volbringt, alszdenn wert ir zuozeiten (b) nit siindi- 
gen. Darzuoe dienen dise wort christi. Wann doin awg (c) ainfaltig, alszdenn 
ist aller dein leib liecht, nemlicb wann dein fiirnemen gerecht, so ist in deinem 
werch kain finster der siinde. vnd stet geschriben (d). Nymbstu ain hawsfrawen, 
daran siindigest du nit. Deszgleichs siindigt ain junckfraw auch nit so sy heyrat, 
sonder wer sein junckfrawen verheyrat, der thuoet recht Mag nu ainer die siind 
vmbgeen im werch der heyrat, vil leicbter in andern werchen, die zuo gotlicher 
ere vnd christenlicherzier, in sonnderhaitgewident seinn, als fasten, petten, kirch- 
gang vnnd dergleichen geislliche werch, so dorinn der mensch tbuot nach seinem 
gantzen vermoegen. 

(a f Paulus. 1. Corin. 15. circa med. euigilate iusti. (b f zuzeiten. 2. pet. 1. in 
med. non peccabitis aliquando. sieh. 40. . 5. a. (c ^ awg. Mat. 16. in med. (d J 
geschriben. i. Cor. 7. ant. fin. 

XV. ^ Doch ist zemerckhen , wo die vnmoeglikait kaeme aws poszhait (a), 
nit aws ploedikait der natur. als wo etwar in voller weis oder aus poeser gwon- 



542 ACHTVNDSIBE1S 7 TZIGIST CAPITEL 

bait oder sonst aus seiner schuld guote werch nit moecht fleissiklich yerbringen 
oder siindigen werchen nit moocht widersteen, demselben werden die siind zuo- 
gemessen von wegen seiner schuld (b). Dergestalt ist zeuersteen des herren rede 
(c), do er spricht. Bits wort (benentlich in keyschait oder williger armuoet zele- 
ben) nemen nit all menschen an, sender den es geben ist Wer sich in seinem 
freyen willen wol schickht, dem wirt gnad geben. - Wer sich nitwol schickt, dem 
ist, aws jmselbs vnd on die gnad, vnmoeglich zebalten keyschait oder gern in wil- 
liger armuoet zeleben. Darumb bat daselbs christus geratten (d), wer solh wort 
moeg annemen , der soil es annemen. Das ist. Er sol sich darnaoh schickhen 
zuoempfahen die gnad von got. Daz aber im Ewangeli slet. wer annemen mag, 
der nem es an, gleieh a!s sprech christus, wer nit mag (das ist wer nit wil) derselb 
lass vnderwegen. das ist zeuersteen vonangenomer (e) oder poszhaftiger vnmoeg- 
likait, nit von natiirlicher. Von natur ist nit vnmoeglich daz ain mensch keisch oder 
gern arm sey. aber aus angenomer poszhait ist vnmoeglich daz ain verkerter will 
welle guoet thuoen, daz ain geytiger gern arm sey, daz ain leichtfertiger keyschlich 
lebe. Dermassen was dem reichen (f) jiingling willige armuoet vnannemlich, Desz- 
balb wolt er christo nit nachuolgen , sonder er gieng trawriger vom herren vnnd 
tradt wider hindersich (g), dadurcher sichselbs des reichs gotsvntailhaftig gemacht. 
Dasselb zebeschehen hatgot verhengt(h), aber nitgeursacht(i). Also ist der mensch 
selbs, mitseimm aigen widerspaenigern willen (k), schuldnervnd vrsacher seiner 
poesen vnmoeglikait, vnnd nit got. der aimm yeden auf sein fleissig pete (I) gnad 
gibt. souil jm not ist zuo seiner saelikait. Aber natiirliche (m) vnmoegiikait mag 
wol dem menschen obligen on sein schuld. Deszhalbjme daraus kain jrrungeruolgt 
an seiner saelikait. 

(a ^ poszhait. im e. et sieh. 16. . 5. c. et 41. . 7. m. (b ^ schuld. steh. 42. 
5. 2. d. (c 5 rede. Mat. 19. post prin. (d f geraten. Math. 19. qui potest capere ca- 
piat. sieh. 64. $. 3. h. (e f angenomer. sieh. a. (f f reichen. Math. 19. sieh. 40. . 
11. e. (g ^ hindersich. Luce. 9. in fin. sieh. 13. . 6. c. et 40. . 11. b. et im 98. . 
9. f. (h ^ verhengt. sieh. 43. . 11- b. (i ^ vrsacht. sich. 20. . 6. m. (k f willen. 
sieh. 40. . 12. d. et im 78. . 6. k. (.1 f pete. Mat. 7. sieh. . 5.f. (m f naturliche. 
sieh. . 12. g. et sieh. 40. . 12. b. 



ACHTVNDSIBENTZIGIST CAPITEL 

von scliuld zuo guoteii vverclten 

I. Guete werch fliessen aus ordenlicher lieb (a) vnd bescheben got zuo ere 
oder dern menscben zuo puoes oder dem nagsten zuo nutz. Poese werch fliessen 
aws vngeordenter lieb vnd muoetwillen, sy bescheben wider got zuo aigem nutz 
oder zuo schaden des nagsten. Guoete werch seinn gepoten (b), poeseverpoten. lawt 
derschrift(c). Weiche vom poesen vnnd thuoe das guoet. Mittelmaessige werch, die 
zuogemainen sachen vnnsers zeitlichen lebensdienen vnnd weder poes noch guot 
seinn deszhalb sy weder gepoten noch verpoten, sonnderainem yeden erlawbt, aber 
durcb christum widerraten (d) werden, gleieh als sollen wir dieweil eltwas bessers 
thuon vnd nit sorgen (e) fur vnser leben was wir essenoder drincken oder anlegen 
wellen. Also hat christus widerraten gwalt mit gwalt zeuertreiben, auch gelernt 
rechtlicb spriich vnd vordrungnachzegeben vnd vnsern widersachern zowilfaren (f), 



VON SCHTJLD ZUO GUOTEN WERGHEN. 543 

auch dem vbel nit widerstreben. Dergleichen lernt vns der apostel. Jr sollt nye- 
inant poes vmb poes (g) vergellen, habt ewrnthalben mit alien menschen frid als- 
uil gesein mag, beschermet ewselbs nit. .Item ain crisllicher bruoeder sol wider 
den andern nit vor gericht rechten wie vnglawbig thuon. Er sol ee das vnrecht 
oder betrug leiden. Dann solher tatlicher oder rechtlicher widerstannd wirt ge- 
aclit fur leiblich werch, das awsserhalb des geists im fleisch beschiecbt vnd deshalb 
zuo bayl nichts fiirtregt. Dauon esaias schreibt. All fleisch ist nur hey (h) vnd 
sein glori ist wie ain heypluoem, so das hey erdorrt, alsdenn fellt ab die hey- 
pluoem, aber gottes wort bleibt ewiklich. Dabey ist zeuersteen. wo leibliche 
werch beschehen im geist, dieselben werch seinn furtraglich, als wann du nach 
dem gotswort(i), das du in predig gehoert oder in schrift gelesen hast, mitguoe- 
lem glawb vnd diernueetigem hertz dein siind berewest, gnad begerest vnd ablas 
suechest, dariiber deinen leib kestigest (k) mit fassten, pelten vnd almosen. Solhe 
leibliche werch entspringen ausmm geist, nit awsmm fleisch, deszhalb bringen sy 
geistliche frucht vnnd gotliche gnad, die nit erdarrt noch abfellt. Also bleibt 
ewiklich (1) gotes wort, das du zuo predig oder aus schriften gelernt hast, dadurch 
du hie zuo gnaden vnd dort zu ewigem leben kumbst. dergestalt vergcen die 
wort christi nyrnermer. 

(a f lieb. im 79. . 7. c. (b f gepoten. im 79. . 8- f. (c J schrift. Psl. 36. 
declina a malo et fac bonum. sieh. 1. . 3. a. (d f widerraten. sieh. 51. . 6. f. 
cum sequen. (e f sorgen. Mat. 6. ant. fin. sieh. 51. . 13. c. (f f wilfaren. Mat. 5. 
in med. esto consentiens adversario tuo. sieh. 51. . 10. a. (g f pos. ro. 12. ant. 
fin. et 1. Cor. 6. post prin. de onere eccle. c. 56. . 1. (h f bey. Esa. 40. post 
prin. (i f gotswort. sieh. 77. . 7. h. (k f kestigest. sieh. 76. 5. 1. b. (If ewik- 
lich. Mat. 24. Marci. 13. verba mea non praeteribunt. sieh. 13. . 12. g. Psl. 118. in 
eternura domine verbum tuum permanel. 

II. f Solhe leibliche werch seinn offt notdurftig /uo christenlicher puosz, 
deszhalb werden sy geacht fur geistliche auswendige werch, nachdem sy ausmm 
geist durch den leib herfur komen. Dieselben puoeswaertigen werch haben drey 
(a) tail, benentlich petten, fasten vnd almosen. Darunder beslossen seinn alle an- 
dere guote werch. Petten betrift gottes lob vnd ere. Fasten berueert aigens leibs 
kestigung. Almosen besleusst auswendige werch der parmhertzikait gegen dem 
nagsten. Dergleichen ordnung ist auch in weltlicher puoes des malefitz (b). Erst- 
lich diemuetigt sieh der vbeltaeter gegen seinem richter vnnd pitt umb gnad. 
Darnach so er todlicher straff begeben ist, wirt er dannoch vmb sein miszhand- 
lung gekestigt am leib, oder gestraft am guoet. Vorbeslimbte drew werch der 
puosz tempfen die poesen drey gier, von denen in der schrift (c) meldung be- 
schiecht. Des fleisch gier wirt getaemet mit fasten, wie christus selbs gezewgt (d), 
daz poes geist fleisclilicher raytzung werden ausgetriben nur mit fasten vnd petten 
Der augen gier wirt geplendt mit almosen, dadurch ainer alle rainikait (e) erlangt. 
Des lebens hochl'art wirt gedemuetigt mit gepet. Darumb hat Baruch (f) angelegt 
den sack des gepets. Aus obangetzogen schriften win verstanden daz der mensch 
guoele werch zeuolbringen schuldig ist, vmb das er poese werch than hat vnd fiir- 
ter destleichter ernpfliehen moege. Domit die selfaen poesen werch mit guoten 
werchen compensiert(g) vnd auch gemiten (h) werden. 

(a f drey. sieh. 76. . 1. f. (b f maleflcz. sieh. 4. 15. f. (c f schrift. 1. Joh. 
2. sieh. 36. . 10. d. (d f gezewgt. Math. 17. ant. fin. sieh. 51. $. 17. b. et 76. . 
6. m. et im 97. . 5. d. (.e 5 rainikait. Luce. 11. omnia munda sunt vobis. sieh. 4. 
"9. k. (f f baruch. 4. in med. im 97. . 5. c. (g f compensiert. sieh. 74. . 8. 1. 
(h f gemiten. sieh. 74. J. 9. i. 



544 . AGHTVNDSIBENTZIGIST CAPITEL 

III. f Vor alien dingen seinn zeuolbringen die werch der ere vnd dinsts got- 
tes, aus natiirlicher pflicht vnd schuld (a), vnd des mer daz wir schuldig seinn got 
zedienen jnwendig vnd auswendig. Jnwendig in andacht, forcbt vnd rechter lieb. 
Er hat vns vor geliebt (b) ee dann wir jn. Darumb sollen wir nit allain vnsern 
freyen willen seinern gotlicben willen gantzlich vnderwerffen vnd vergleicben (c), 
sender auch freywilligklich got vber vnsselbs liebhaben mit gedancken, worlten 
vnd werchen. Yeglicher verstandiger mensch muoes bekennen, nachdem er ain 
werch gots vnd fur ander leiblich creatur mit vernufft begabt ist, daz eranstatsein 
vnd aller vnuermiftigen creatur jme vnderworfFen, von natur vnd recbt schuldig 
vnd verpunden ist, got als seinem vnd aller creatur schoepfer, zuo erzaigen ge- 
horsam, forcht, lieb vnd alle dinstberkait, mit jnwendigen vnd auswendigen wer- 
cben. Domil wirallzeit vnd fur alle ding danck (d) sagen got dem vater im norn 
vnsers herren jhesu christi. Wie vns durch paulum aufgeladen ist. Daraus ver- 
muoten yetz etlich verfuerisch lerer. der menschen guole werch seinn nichtsanders 
dann allain dancksagung vnd sonst weder got geuellig noch zur saelikait erspries- 
lich. War ist daz der mensch, an stat sein vnd aller vnnerstandiger crealur, 
gegen got sol danckber sein. dauon obenan (e) geschriben ist. Aber nichtsweni- 
ger neben solher dancksagung seinn die menschen schuldig zeuolbringen guoele 
werch, daneben beleiben solhe werch bey iren friichten vnd verdienn gegen got, 
der kain guot werch vnbelont laest. wie hernach (f) voligt. 

(a f schuld. im . 6. c. et sieh. 22. . 7. d. et . 8. a. et . 9. c. el 49. . 2. a. 
(b f geliebt. 1. Job. 4. in fin prior dilexit DOS. sieh. 49. . 6. a. (c ^ verglei- 
chen. sieh. 50. . 3. c. (d J danck. Eph. 5. post med. domino gratias agentes. sieh. 
27. . 3. f. et sieh. 75. . 2. a. (e f obenan. sieh. 50. . 2. g. (f f hernach. im 
79. . 3. a. 

IV. ^ Wie nu all leiblich (a) beschaffen ist zum brauch des menschens vnd 
demselben als der pildnusz gots zedienen, nachdem der mensch das mittel (b) ist 
zwischen got vnd seiner leiblichen vnuerstandigen creatur. also ist der mensch 
mit leib vnd sele entlich zuo nichte anderm beschaffen dann zumdinstvnd brawch 
gottes, daz er mit guoten werchen fur sieh vnd all ander creatur, so jme vnder- 
worffen (c) seinn, got seinem schoepfer (als dem er on mittel vnd sonst nyemants 
vnderworffen ist) nach alien seinen jnwendigen vnd auswendigen kreften, dienen 
sol. Dann ydes werch ist schuldig nach seinem vermoegen, seinen werchmeister 
zeloben vnnd zepreisen. .Inhallt gemaines spriichworts. Das werch lobt seinn 
maister(d). Deshalb sol sieh der mensch nit allain jnwendig halten, daz er got 
loblich sey, sonder auch auswendig mit guoten werchen erzaigen. dadurch got in 
solhen werchen geert vnd glorificiert werde, wie vnszethuon christus selbs gepewt 
als obstet (e). Wem arbait ain mensch billicher dann got, der jme geben hat hende 
(f), mit denen er got zuo lob vnd dinst arbaiten vnnd guote werch verbringen sol. 
Nynnderthin geet ain mensch billicher, dann zuo got, der jme fueess geben hat, die- 
selben zegebrawchen zuo lob vnd ere gottes, als mit walfart, haimsuechung der 
durftigen oder mit dergleichen andechligen ferten. Desgleichs sol der mensch all 
ander sein kreft geistlich vnd leiblich vor alien dingen brawchen zum dienst golles, 
jnwendig mit guoten gedaencken, hailsamer lere vnd andaechtiger lieb, auswendig 
mit lesen heiliger schrift, zuohoeren dem gotswort, selbs predigen, mit lobgesang, 
almoseu geben vnd ander guote werch volbringen. Nachmals mag der mensch 
sein kreft brauchen jmselbs vnd den seinen zuo nutz, doch sol er dieselben zeitlichen 
werch in got end en. 



VON SCHULD ZUO GTJOTEN WERCHEN. 545 

(a f geschoepf. im 79. .8. a. (b J mittel. sieh. 27. .4. b. (c ^ vndenvorffen. 
Psl. 8. omnia subiecisti sub pedibus eius. im . 5. e. et sieh. 27. . 2. e. et im 79. 
. 8. 1. (d f raaister. sieh. 77. . 3. b. et 29. . 6. c. (e } obstet. sieh. 77. $. 3. 
b. (f } hende. sieh. 29. . 6. a. 

V. ^ Got die ew.igruoehat geordenl, daz sein creator durch zeitliche arbait 
vnd vnruoe soelle komen zuo staeter ewiger ruoe. Darumb sol der mensch nit feyern 
noch mueessig sein. Darauf bewegen sieh die himel, lawffen die stern, wuetten 
die element, nemen awf vnd ab all wachsund friicht.yeglich tyer yebet sieh, diezeit 
vergeet bis auf jungsten tag. Alsdenn werden all creatur aufhoeren zearbaiten 
vnd gesetzt in ewige ruoe. Sonderlich die erwelten, die christus, durch muee vnd 
arbait zuo jme zekomen eruodert vnd spricht. Jr all die arbaiten (a) vnd beswaert 
seit, koembtzuo mir, ich wil ew ersettigen, nembt awf ew mein joch, alsdennwert 
ir ewren selen ruoe finden. Der vnuerstaendigen crealur geiibte werch beschehen 
wol vnd ordenlich aus not vnd gwalt der natur vnd deszhalb weder zeschenden 
noch zestraffen. Ob mich gleich ain nater (b) heckt, ist solh hecken natiirlich vnd 
an jmselbs guoet. wiewol es mir zuo schedlicher vergiftung raicht. Jn mass klarer 
sonschein (c) an jmselbs guoet, aber meinen ploeden awgen widerwaertig ist. Dar- 
umb mag kainer vnuerstandigen creatur irenthalben ichts poess zuoegemessen 
werden, nachdem ir Ihuon bezwungenlich on will vnd wissen vnd nit frey beschicht 
wie des menschen werch. Solhe werch seinn nit der tyer, sonder der nalur die 
durch die tyer wiircht. Von wegen derselben werch wirt weder das tyer (d) noch 
die natur vnd creatur belont, sonder got als schoepfer der nalur vnd creatur wirt 
dddurch gepreist. Aber den menschen hat got vber ander creatur gesetzt (e) vnd 
jme gegeben vernuft vnd freyen willen. Domit er vnbezwungenlich vnd frey wil- 
liklich moeg wiirchen guote werch vnd dieselben erheben vnd zieren \ber die 
werch vnuerniiftiger tyer. Daueben hat vns cristus angeredt, warumb wir den 
ganlzen tag, nemlich in disern zeillichen leben, miissig (f) steen, domit antzaigt, der 
mensch soelle allzeit in guoten werchen arbaiten, als ain pildnusz gottes, deralbeg 
wiircht (g) vnd nymer mueesig ist. 

(a J arbaiten. Mat. 11. in fin. venite ad me omnes qui laboratis. (b ^ nater. 
sieh. 20. . 1., b. (c f son. sieh. 50. . 6. g. (d J tyer. sieh. 30. . 1. a. et 
im 79. . 7. f. et 100. . 7. g. (e ^ geseczt. sap. 9. in prin. conslituisti hominem. 
sieh. . 4. c. et sieh. 7. . 1. f. (f f miiessig. Math. 20. sieh. 77. . 4. e. (g f 
wiircht. Job. 5. sieh. 29. . 13. d. 

VI. ^ Daraws magstu lawtter versteen, daz du deiner werch herr (a) vnd 
obrer bist, alsuil dieselben beschehen aus deiner vernuft vnd freyem willen. der 
in dir regiert als adam, der vor deinem thuon mag mit seiner eua, das ist rnit dei- 
ner vernuft, ratslahen vnd bedencken, ob dein fiirgenomen werch guot oder poes 
sey, auf das du das poes vnderlassen vnd das guot volbringen wellest, nit aws not 
oder gwalt der natur, wie vhuernuftige (b) tyer, sonder frey williklich vnd vnbe- 
zwungen als sieh ainer verniiftigen creatur wol gezimbt. Dann wiewol ain mensch 
aus seinem willen mag wol oder vbel wellen, ist er doch schuldig (c) das poesze- 
lassen vnd das guet zeuolbringen. Deszhalb slet vor jme straf vnd belonung, nach- 
dem sein will.er sey guet oder poes, plos stet in macht des menschens, nach laut 
diser schrift. Jhen grosz menschen, die kreft vnd weiszhait haben, herschen (d) 
in jren gwaelten. Daraus ist zeuersteen, daz vnkreftig vnd vnuerniiftig lewt, als 
kind vnd naren (e), gepunden willen vnd nit freyen haben. Nu wil got der ver- 
niifligen menschen freyen willen nit pinden noch noetten, sonst ausser got mag 
freyen willen nyemants noetlen(f). Deszhalb kann sieh der mensch nit ausreden(g) l 

K e i t h m e i e r , Berthold's Theologey. 35 



546 ACHTVNDSIBENTZIGIST CAPITEL. 

als soy er zuo siinden genoettigt. Paulus (b) schreibt. die siind wirt vber ew 
nit herschen. vnd stet lauter geschriben. Got hat von anfang den menscben ge- 
seizt vnd gelassen in der band seines rats(i), nemlich des freyen willeris, so in der 
vernuft als in seinem rat stet. Schaw an, daz poese wercb allain dem taeter seinn 
zuoezemcssen von wegen seines verkerten willens (k), den er wol von got hat, 
aber poslich verkert. Sonst wo der mensch zuo seiner vernufft nit freyen willen 
hiet, waeren seine werch weder guot noch poes weder zebeloben noch zeschen- 
den vnd deszhalb weder zebelonen noch zestraffen. Dem menschen werden auch 
ainstails zuoegemessen (I) seine guole werch von wegen seins freyen willens, den 
er got brauchen laesst zuo solhen guoten werchen. Wiewol dieselben aigent- 
licb (m) got zuogeschriben sollen werden, nachdem on hilf gotsder freywill nit 
wol gefueert noch ainicberlay guoeter werch beschehen moegen noch on ange- 
naeme (n) gnad frucbtbar seinn. 

(a f herr. sieh. 3b. . 2. b. (b f ynuerniiftig. sieh. 37. . 12. c. (c J schuldig. 
sieh. 3. . 3. a. et sieh. 49. . 2. a. et i. (d ^ herschen. eccli. 44. in prin. dominan- 
tes in potestatibus suis homines magni ; virtute et prudentia praediti. (e ^ narren. 
sieh. 18. . 5. a. et 29. . 12. b. et 41. . 7. b. (f 5 notten. sieh. 29. . 12. g. (g J 
awsreden. sieh. 40. . 2. e. <h f paulus. Rp. 6 in med. sieh. 39. $. 1. b. (i J rats, 
eccli. 15. in fin. reliquit ilium in manuconsilij sui. sieh. 19. . 4. g. et 39. .11. a. (k f 
willens. sieh. 77. . 15. t. (1 f zugemessen sieh. 43. . 12. d. (m ^ aigentlich. 
sieh. 77. . 3. d. (n J angenam. sie^ 42. . 4. b. 

VII. ^ Zuo volfueerung aines guoten werchs bedorf der mensch dreyer (a) 
gollichcn gnaden, nemlich vor dem werch, itn werch vnd nach dem wercb. Die- 
selb drifach gnad ist gleich dem sonnschein (b), der awf ainslaffendentagwercher 
scheinel daz er wach vnd aufstee. Alspald derselbe seine awgen awfthuot, von- 
slundan hat er das liecht, mit dem seine augen sehen moegen, ain werch zerna- 
chen vnd wo! zescbicken, domit solh werch dem lonherrnn geuellig sey. Der- 
gleichen scheint goles vorlauffende gnad auf ainn menschen der in siinden slaefft 
vnd ermont jn zewachen von seiner laessikait vnd von siino'en awfzesteen. Dann 
heiliger geist spricht zuo jm. Wach (c) auf der du slaefst vnd stee auf vonn toden, 
alszdenn wirt dich chrislus erleychten. Alspald er die augen seiner gwissen auf- 
thuot vnd das tor seines willens gegen got aufsperrt vnd laesst gotlich liecht hin- 
ein scheinen, vonstundan hat er an dor hand gotliche hilf, mit der er williklich 
mag mitwiircben das fiirgenomen werch, auch clurch dieselb hilf verfueegen, domit 
dasselb werch guot vnd got angenaem werde, vnd daneben von got erwerben, 
daz ersich lurtervon aim guoelen werch zuo dem andern staligs yeben (d) moege. 
Dargegen welher slafi^ender mensch sieh in der gwissen durch haylsam ennonung 
nit wil lassen erwecken noch von siindigen slaff awfsteen vnd guoete werch thuon, 
sender wie ain fauler knecht lenger ligen vnd also seinen willen zuo sichselbs 
vnd von got naigt. Zuo demselben spricht heiliger geist. Du fauler (e), wie lang 
slaefst wann wildu aufsteen vom schlaff, du wirdest noch ain kurtze zeit slaffen, 
darnach wirt dir entgegen komen die durftikait, gleich als sprech heiliger geist zuo 
dir, du wirdest nit tailhaltig noch fahig sein gotlicber bilf noch gnad, nachdem du 
dich mit deinem willen nit darein schickest zuoempfaben solh hilf vnd gnad, on 
die der mensch kain guoet wercb verbringen mag sender nur poese, dieselben 
bescheben aws aigem verkertem muoelwillcn. Der mensch mag von jmselbs fal- 
len (f), aber nit awfsteen. 



(c 



(a f drejer. sieh. 42. . 5. a. et 43. . 5. a. (b f sonschein. sieh. 43, ff. 7. a. 
f wach. Eph. 5. post prin. surge qui dormis. sieh. 76. . 3. d. et im 94. 5. 13. e. 



VON SGHULD ZUO GUQTEN WEKCHEN. 547 

(d f yeben. sieh. 35. . 7. c. et im . 9. c. (e f fauler. prouer. 6. post prin. vsque 
quo piger dormis. (f f fallen, sieh. 48. . 12. b. 

VIII. f Der mensch als ain verniiftige creatur, ist schuldig got vber alle ding 
zelieben vnd allzoit zedienen mil der dinstberkeit, so zuo latein genent ist latria 
(a), die jnnhelt fiinf gehorsam, die wir got sollen beweisen. Ersle ist, daz wir in 
got glauben. Zum andern daz wir mit vernuft vnd weiszbait got lernen erkennen. 
Dieselben bed gehorsam des glawbs vnnd der weiszhait beschehen jnwendig im 
gemueet vnd hertzen. Dritte gehorsam ist daz der mensch, nach vermoeg seines 
geistes vnd leibs sol got eren vnd zucht erzaigen. Zum vierden daz er seinem 
schoepfer vnd erlediger gebiirlich opfer lege. Yetzbomelt zwo gehorsam der 
cerimoni vnd opfer, sollen geen awsm hertzen herfiir in awswend : g (b) wren. 
Fiinfte gehorsam ist, daz wir got anpetten jnwemlig im hertzen vnd auswndig 
mit mund vnd guoelen werchen. Nach got sol der nwnsch dienen der creatur 
alsuil dieselb ain pildnuss (c) oder gleichnuss gots ist, dauon oben meldung be- 
schiecht. Wie got alle seine wcrch thuoe zuo ere (d), lob vnd glori seiner maie- 
stet vnd daneben zuo nulz(e). fiidrung vnd aufnemung des menschens, also sol der 
mensch alle seine werch thuon vnd volbringen entlich zuo ere, zier, lob. dinst vnd 
wolgefallen gots (f), auf das sein gotlicher nom geheiligt (g) werde. Darnach sol 
der mensch betrachten sein vnd des nagsten hayl. Darauf vns der herr lernt pet- 
ten, erstlich vmb gotes ere, darnach vmb vnsern nutz, sprechend. geheiligt wert 
dein nom, zuoekom deinVeich. Darumb sollen alle menschliche werch beschehen 
zuo ere gottes oder zuo nulz der menschen oder zu beden miteinander. Dieselb 
zway (h) benentlich ere vnd nutz seinn zwo frucht (i), die aus guoten werchen 
entlich geuechsent werden. Die ere ist auswendig zuogehoerig gotlicher maie- 
stet, der nutz ist jnwendig not der crealur. 

(a f latria. (b f awswendig. sieh. 53. . 5. a. (c ^ pildnuss. sieh. 47. . 8. b. 
et im 88. . 13. b. (d f ere. sieh. 31. . 7. a. (e f nucz. im . 9. b. et sieh. 31. 
J. 7. b. et im 88. . 7. g. (f f gots. sieh. 50. . 8. b. (g ^ geheiligt. mat. 6. sieh. 
22. . 4. g. (h ^ zway. scilicet honestum et vtile. (i f frucht. sieh. 46. . 5. e. 

IX. 5 Got ist in jmselbs volkomen vnd nichts bediirffend (a). Er mag auch 
weder auswendig noch jnwendig mer dann er ist, aufnemen noch ainichen nutz 
empfahen. Wol mag gottes ere auswendig in der creatur gemert, erweiltertvnd: 
gegroesst werden. Nachdem nu aus gotlicher ordnung guote werch on nutz nit 
seinn, vnd doch got (dem solhe werch bewisen werden) kaines nutz bedorf.wilsein 
gotliche mildikait die ere guots werchs annemen vnd desselben werchs nutz (b) 
dem menschen lassen. vnd ye mer ain mensch got ere vnd dinst beweist, destmer 
nutz erlangt er. Got bebelt die ere selbs vnd den nutz wendet er auf jhen die jn 
mit guoeten werchen geeret haben. Nochmer, was got jmselbs zuo ere ge- 
schoepft hat, dasselb gedeicht auch dem menschen zuo nutz vnd hayl. Darauf sol 
yeglicher mensch fleis haben daz er solhen haylsamen nutz der geschoepf nit ver- 
sawm vnd sieh staets yeben (c) in guoten werchen, auf das sein saeliger nulz 
gemert vnd zuo vordrist got geert werde. Dieselb ere gots stet am maislen in der 
lieb, daz du aus freyem willen got vber alle ding lieben soldest. was wider got 
ist, dasselb hassest (d), vrab daz er dich durch sein lieb vnd gotlichen freyen wil- 
len aus ersten haessigen nichding beschoffen vnd solh dein nichding zuo aiuim ding 
vnd menschen gemacht, darnach dich von deim andern nichding, nemlich von dei- 
nen siinden vnd ewigem fal, erledigt hat. dich auch noch staels liebt vnd taeglich 
durch die sacrament erledigt, auch gern in guotem wesen erhalten wil, souerr du 
nur darein verwilligest. vnd dein lieb mit gotlicher lieb veraiuigst. 

35* 



548 ACHTUNDSIBENTZIGIST CAPITEL 

(a f bediirffend. Psl. 15. in prin. honorum meorum non eges. sieh. 19. . 5. d. 
(b J nucz. sieh. . 8. e. et sieh. 31. . 7. b. (c f yeben. sieh. . 7. d. (d f hassest. 
sieh. 37. . 11. e. 

X. ^ Dumagst dichinnicbteverainennochvergleichen mitgotdannjnwendig 
durchdielieb. Gotistdieliebvndwirtgenent (a) die lieb vndereraischt vondirdein 
lieb. wiewol got daneben eruodert deinen glaub, hofnung, forcht, gehorsam vnnd 
ander dinstbar wercb, wirt doch got weder glaub noch hofFnung genent, wie er 
die lieb genent. Darumb ist die lieb das groessist (b) so wir got moegen bewei- 
sen. Dieselb lieb stet in freyem willen, als in gotes pildnuss (c). Der mensch 
hat sonst an jm nichts das er moeg rait got verainen dann sein lieb vnnd freyen 
willen mag vnd sol er vergleichen mit gotlicher lieb vnd willen. An solher lieb 
vnd freyen willen bengt gegen got des menschens gehorsam, glaub, vertrauen, hof- 
nung, forcht, ere, lob vnd all ander dinst, die der mensch got beweisen sol inrech- 
ter lieb, on dieselb ist got kain werch geuellig noch angenaem allain es werde mit 
der lieb beslossen. Das erst jnwendig werch der lieb ist der glawb, daz du schul- 
dig bist got vnd seinen gotlichen wortten vnd heiligen schriften, als vngezweifel- 
ter warhait, festiklich zegelawben (d). Darawf voligen ander dinstliche jnwen- 
dige vnd auswendige werch, als gehorsam, forcht, hofFnung etc. Got ist allain 
vnser obrister gwalt vnd richter, dem wir als knechl gehorsam zelaisten vnd den 
wir als vbeltaeter zefiirchtcn schuldig seinn. Got ist gegen vns getrew (e) vnd 
mild. Deszhalb wir jme vnser misselat bekennen vnd allenlhalben wol getrawen 
(f) sollen, auch schuldig seinn trostlich zehofFen in den allmaecbtigen der vns hel- 
fen vnd begaben wil vnd mag. Got ist das hoechste (g) guoet, deszhalb jme die 
hoechst vnd alle ere zuoegebiirt. Got ist allain zeloben als kunstreichisler mai- 
ster der alle ding wol gemacht (h) hat. Got ist allain herr vnd all rechtlich her- 
schaft komen von got. Darumb ist got allain zedienen (i) vnd andern herren von 
seinen wegen. Alles (k) was wir jndert haben, ist vns von got gegeben, dadurch 
wir von natur (1) gegen got in vnmaessig schulden gewachsen seinn. Darumb 
sollen wir in guoeten werchen nit feyern noch zuo der ere vnnd dinst gottes etwas 
sparen, sonder als diemueetig.willig vnd danckber creatur gots vnd christenliche glide, 
nach allem vnse-rm vermoegen, zuo zeitlicher zier gottes vnd seiner kirchen vnser 
zeitlich gueetl andechtiklich anlegen, domit wir hie den gotszdinst anheben mit 
petten, fasten, wachen, kirchferlen, almosen auch mit andern cerimonien vnd guo- 
ten werchen auswendigen vnd jnwendigen. Dadurch wir hie erlanngen, dort in 
ewigem dinst gottes zebeleiben. 

(a 5 genent. 1. Joh. 4. post med. deus charitas est. sieh. 8. . 9. d. et sieh. 22. 
. 6. c. (b 5 grossist. 1. Cor. 13. in fin. maior eorum est caritas. sieh. 1. . 3. 
c. et 46. . 6 a. (c f pildnuss. sieh. 29. g. 9- m. (d J glawben. sieh. 5- . 1. 
a. (e f getrew. 1. Job. 1. in fin. fidelis est. sieh. 73. . 8. b. et 22. . 6. e. (f f 
vertrawen. 1. Joh. 2. in fin. habeamus fiduciam. sieh. 2. . 2. g. et 18. . 7. e. et 
in 97. . 5. e. (g f hochst. sieh. 7. 4. a. (h f gemacht. Marci. 7. in fin. omnia 
bona fecit, sieh. 21. .2. b. (i J zedienen. Deu. 10. in fin. illi soli seruies. sieh. 22. 
. 6. f. et 44. . 12. d. (k ^ alles. im 79. . 1. b. (1 f -natur. sieh. 49. . 3. g. et 
50. . 1. e. 



NEWNVNDSIBENTZIGIST CAPITEL VOM VERDIENN etc. 549 



NEWNVNDSIBENTZIGIST CAPITEL 

voiu verdieaan guoeter werelt. 

J. Frag ist. Ob der mensch mit guoten werchen etwas vmb got.verdienen 
.moeg? Dariiber seinn zetnercken dreyerlay verdienn. ains ist gleich wirdig. das 
annder ist formlich. das drit bequemlich. Erstlich sol ainem tagwercher ver- 
gleicht werden sein arbait, deszhalb ist er wirdig seines Ions, wie geschriben stet. 
Ain yeder wirt scinen aigen Ion (a) empfahcn nach masz seiner arbait, dann ain 
arbaiter ist wirdig seines Ions, wie ain semel aines pfenings oder ain ellen luoch 
aines schillings werd ist. also sol der taglon gleich sein dem verdienn des arbai- 
ter. Dermass rnag kain mensch gegen got etwas verdienn noch vergleichen, weder 
gnad noch gab, nachdem der mensch von jmselber kain guoet noch aygen hat, 
sonder was er besitzt, ist alles (b) hie von Got, dem er darumben zedienen schul- 
dig (c) ist was er von leib vnd sel aus alien seinen kreften (d) vermag. Dasander 
verdienn ist ain geschickter vnnd proportionierter form zuo empfahenvon got mer 
gnad dann das verdienn ist, gleich wie ain stain dienstlich ist zuo ainem eckstain 
vnnd doch klainer ist dann das paw so darauf gesetzt wirt. Jtem dein khlain 
awg ist geschickht die gestallt aines grossen weyten pergs in sein engs gesicht ze- 
nemen. Dermassen ist christus das klain senif koerndel (e), die porportion, form 
vnd mittel, daraws bey got vnmaessig verdienn erlangt wirt vnnd den menschen 
grosse frucht kumbt, nemlich erledigung von ewigern tod. vnd erjangung ewigs 
lebens. Gleich als ain ain^eporner sun vnnd natiirlicher erb seines vaters, den er 
nye belaydigt, sonder sich seines willens albeg fleist. mag bey demselben seinem 
vater erwerben erledigung der knecht, so aufnn lodgefanngen ligen vnnd daneben 
verdienn, daz vater dieselben erledigten knecbt angewiinscht miterben macht, be- 
stymbtes seines suns. [ l ] 

(a f Ion. 1. Corin. 3. post prin. Luce. 10. post prin. sieh. 66. . 5. b. efc im 100. 
. 15. f. (b f alles. sieh. 78. . 10. k. (c J schuldig. im . 7. g. et sieh. 49. . 2. a. 
(d 5 kreft. im 88. . 1. e. (e ? senif. Math. 13. sieh. 58. . 11. n. 

II. ^ Drill verdienn ist gegenbiirtiger vnserr materi, vnd vil klainer, ja schier 
gar nicbts zeschaezen gegen der gab. vnd ist ain fueeglicher oder bequemlicher 
gegenburf vnd geschickte materi, darein ettwas vil pesseres geworcht mag wer- 
den, als ain gehobelt pred wirdig ist daz darauf gold gelegt oder kostliche pild 
gemalt werden. Ain wol gefarbt tuoech ist geschickht daz daraus koenigklich 
klaid geschniten werde. Jtem ain fesster stain verdienl, daz er jnn grundt gelegt 
vnd ain hawsz darauf gepawt werde. Jtem ain lynden holtz verdient, daz daraus 
pild geschnitzt vnd aufnn altar gesetzt werde. Wie got beuolhen (a) hat daz grosz 
vnnd kostlich stain in grundt des tempels gelegt auch holtz vnd anders zuoberayt 
werden zum paw gottes haws. Jtem ain frummer Korherr verdient, daz er zuo 
Biscbof erwelt. ain kueener strevter, daz er zuo ritter geschlagen vnd aus jm ain 
graf gemacht werde. Hierjnn wirt allain des menschens schicklikait ain verdienn 
(b) genent. Dergestalt haben die engel gesungen vnd nocb hewt singt die kirch 

(' Nach der Construction der tJbersctzung ist der Sinn des letzten Satzes deutlicber, in- 
dem er lautet: Consimiliter fljius unigenitus el necessarius haeres patris (quern nunquam 
offendit sed ei in omnibus obedit) ab eodem patre potest impetrare manumissionem seruorum 
ad mortis supplicium condamnatorum, ac etiam promereri, ut pariter eosdem manumissos 
adoptet ad ipsius naturalis filij cohaerades instituat. 



550 NEWNVNDSIBENTZGIST CAPITEL 

Maria (c) Lab verdient Christum zetragen. Solher ere ist sonst kain creator fahig. 
Also verdient ain gerechter mensch das himelreich, vmb das er sich darnach schickt, 
vnd alsuil an jm ligt, fahig (d) macht der gotlichen gnaden. die jme weyt vber sein 
verdienn geraicht wirt. Dergestalt moegen die menschen solh drilt verdienn er- 
langen. Dauon geschriben (e) sleet. Alle parmhertzikait macht ainern yeden ain 
stat nach verdienn seiner werch. Darauf vnser hailer erklert. die guote werch (f) 
than haben, werden ersteen zoom leben. die poese werch verbracht, werden auf- 
steen zum gericht. Darumb sol sich der mensch zuoberayten vnd seinen -willen 
darein geben vnd schickhen, auf das er mitgottes hilf am bequemlicher gegenwurff 
sey, darein gegossen werde golliche gnad vnd vberfliissige (g) gab, die vnermeslich 
groesser ist denn all menschen verdient haben, oder verdienn moegen. nemlich 
vergebung der siind vnd verleihung des himelreicbs. Wie dir cristus selbs ver- 
spricht. du hist vber wenig dinng getrew (h) gewest, jch wil dich vber vil setzen, 
nemlich in himliscbe freyd. Got pfligt auch weniger straff anzelegen den sunder 
dann die groesse seiner siind eraischt. Wie Job (i) setzt. Du wirdestvil weni- 
ger von got gepueesst dann dein poshait verdient. 

(a ^ beuolhen. 3. reg. 5. in fin. (b ^ verdienn. im 84. 6. d. c ^ Maria, sieh. 
56. . 8. a. et im 85. <J. 10. f. (d f fahig. sieh. 18. ff. 7. h. (e f geschriben. eccli. 
16. ant. med. johan. 5. sieh. 12. . 4. d. (f f werch. sieh. 3. . 9. a. (g J flussig. 
mat. 5. im . 6. e. (h f trew. mat. 25. im 100. . 15. 1. (i J job. 11. post prin. 

Ill, * Daz auf vorgemellte dritte maynung guote werch belont (a) werden 
auch verdiensllich vnd zuo ewiger saelikait ain fiidrung seinn, beweist vnser in 
guoten werchen vorgeer Jhesus crislus. Do er verspricht zebelonen jhenen, der 
aimm diirfftigen nur ainn pecher(b) kaltes wasser raicht. Deszgleichs wie er arn 
jungsten gericht zuo den erwelten sprechen werde. kombt jr gesegenten meines 
vaters, besitzt das reych so ew berayt ist von anbegynn der weld. Fur vrsach 
so'her gottlicher gab zaygt der herr Jesus an jre guote werch vnd woltat, die sy 
gegen jren nagsten volbracht, benenntlich jch bin hungerig gewesen vnnd jr habt 
mich gespeist etc. Dieweil ain solh klain ding als ain suppen oder trunckwasser, 
bey Got verdiennstlich vnnd zebelonen ist. Vilmer werden die tapfern werch be- 
lonet, nemlich so ain obrer wol regiert, sein vnderthantrewlich beschiitztvndbey 
fryd erhellt. Dagegen jme die vnderthan frumm, gehorsam vnd getrew seinn, vnd 
aynig vndereinander. Jtem so die elltern jre kind fleissiklichziehen, in zucht, tu- 
genten vnd gotsforcht vnderweysen. So tugenthafft lewt vnder den verkerten ge- 
duldiklich wonen (d). Besonder ist verdiensllich der Closterlewt (e) stand, so die 
weld verlassen, leib vnd guoet, zuoesambt jrem freyen willen, got dem allmaech- 
tigen ganntzlich opffern vnd kloesterlich jr leben besliessen. Jn summa , all Cri- 
stenlich staend seinn verdienstlich, wer in seinem gebiirlichen stannd (f), die werch, 
so jm auszerichlen zuoesteen, in warem glawb vnd geordenter lieb trewiich mit 
zimlichem fleis volbringt. Derselb wirt von got belont vnd gnediklich begabt. 
kain guot werch bleybt vnbelont. vnd ob ainer seines guoten werchs belonung 
nit bedorf (g) (als Cristus) entspreust doch das guot werch etwoandernlewtenzuo 
nulz, alsuil sy desselben fahig seinn. ( 2 ) 

( 2 iiber die Verdienstlichkeit der guten Werke bemerkt das Concil von Trient, indem es 
die Behauptungen der damaligen Irrlehrer verwirl't: ,,Den nun auf diese "Weise gerechtfertigten 
Menschen, sie rnogen die erapfangene Gnade immerdar bewahrt, oder die verlorne wieder er- 
lan^t habt-D, sind die Worle des Apostels vorzuhalten : ,,Seyd reich in jedem guten Werke, 
wissend, dass eure Arbeit nkht vergebens in dem Herrn ist; denn Gott ist nicbt ungerecht, 
dass er eure Werke vergessen sollte, und die Liebe, die ihr seinem Namen anTag gelegt habt."" 



YOM VERDIENN GUOETER WERCH. 551 

(a } belont. sieh. 55. $. 9. g. et 56. 5- 8. c. et 77. . 10. f. et 78. . 3. f. et ira 
JOO. 2. d. (b fpecher. Mat. 10. in On. sieh. 74. . 8. g. (c ^ besitzt. Mat. 25. 
ant. fin. im . 6. f. et sieh. 40. . 6- I. (d f wonen. sieh. 44.- 5. 5. e. (e ^ closter. 
im 97. . I- c. et . 4. b. (f f stand, sieh. 39. . 4. d. (g f bedorf. sieh. 77. . 3. i. 

IV. ^ Daz ain werch verdienstlicb sey vnnd von got belonet werde, darzuoe 
geboeren fiinffe. Ains daz die tat an jrselbs guoetseyals petten, fasten, almosen, 
geduld, guotwillig etc. Dann rach, fluoechen, spilen, puolen, vnd dergleichen ver- 
poten werch moegen nit in guoter maynung beschehen noch zuo guotern ennde 
(a) raichen, deszbalb seinn solhe werch vndienstlich vnd mit straf zeuergellen. Ja 
alle werch seinn an jnselbs nit verdinstlich, allain sy beschehen in guoter maiming 
vnd zuo zimlichem ende. Wie jhene witib (b) gethan. die nur zwen haller in 
kirchstockh guoter maynung gelegt het vnnd deszhalb durch den herren gpprpyst 
ist merdann die reichen so grosse gab eintegten. die person (c) ist merangesehen 
dann das werch. Zum andern, sol guot werch beschen inwarem glawb(d). Desz- 
balb der vnglawbigen auch der verkerten christen guote werch bey got vnangenaem 
seinn, auch nit dinstlich dadurch zuoerlangen ewigen, aber wol zeytlichen (e) Ion, 
jnnhalt diser schrift. Ob ain gerechter felltin poszhait, alszdenn wirtaller seiner 
vorgelhanen guelen werch vergessen (f). Zum drilten sollen guete werch be- 
schehen aus guetem willen vnd rechter lieb vnbenoelt. Dann got liebt ainenfroe- 
lichen gaber (g). Die werch so mit vnwillen ausserhalbder lieb beschehen, seinn 
zerissen (h) vnd tod als auszgeloschne kol. Die lieb (i) bewegt all ande.r tugent 
zuo guolen werchen vnd macht all sachen ring , daz dem menschen kain arbait 
swaer noch verdrieslich ist. Wie Paulus schreibt. die lieb wiircht (k) onbetcug, 
sy pocht nit, sy suoecht nit jren nutz, sy.ztirnet nit, sy vbersiecht, geduldfc, vnd 
leydet alle ding, also ist die lie!) starck (!) wie der tod. Kain andere tugent noch 
werch ist verdinstlich on die lieb. nachdem alle guote werch das verdienn allain 
aws der lieb haben. Jst dieselb gros im werch, so wirt der Ion auch gros. Jst 
die lieb khlain oder gar erloschen, bringt das werch auch klainen oder kainen 
hailsamen nutz. Zum vierden sol der mensch guote werch thuon in diemueetikait, 
nit zuo gesicht. noch zuo aygem lob, sender zuo hay 1 seiner sel, oder zuo nutz seins 
nagsten vnd entlich zuo ere gots. sonnst bringen guote werch kainn andero Ion 
dann zeitlichen (m). Darumb gepeut Christus daz du nit soldest thuon wie die 
gleychszner (n), so gern in schuoelen vnnd an ecken auf der gassen steen vnd of- 
fenlich petten, domit sy vonn lewten gesehen werden. Warlich sag jch ew, sy 
haben jren Ion nu cmpfangen. Wann du almosen gibst, so lasz dein tencke hand, 
nit wissen was die gerecht hand thuot, domit dein almosen verporgen scy. Zum 
fiinften ist in guoten werchen zeuerharren (o) bis aufs ende, sonst werden durch 
poese werch die guoten auszgelescht, wie das liecht in lampen.-als sieh dienaerri- 
schen junckfrawen beklagen jr lampen (p) seinn erloschen. Doch so ainer seine 
poese werch pueesst, moegen die auszgeleschten vorbeschehen gueten werch wi- 
derumb angeziindt werden vnd dem menschen zuo hayl vnd nutz erschiessen. La wt 
diser schrift. die poszhait schadet nit jhenem, der sieh vom poesen zuo guotem 
keret (q). 

Und ,,verlieret euer Yertrauen nicht, das eine grosse Belohnung hal." " Desswegen also ist de- 
ncn, dieGutes wirken bis ans Ende und dieaufGott hofl'en, das ewige Leben vorzustellen, so- 
wohl als eine den Kindern Golies durch Jesum Christum erbarmungsvoll verheissene Gnade, 
als auch als eine Belohnung, die ihnen nach Goites eigener Verheissung fiir ihre guten Werke 
und Verdienste treu gewahrt werden soil; denn diess ist jene Krone der Gerechtigkeit, vomvel- 
cher der Apostel sagte, dass sie ihm nach seinem Kampt'e und Wettlaufe aufbewahrt sey, und 
vom gerechten Richter ihm gegeben \verde, u. s. w." Sess. YI. Cap. 16. Cat. rom.P. II. q. 67. 



552 NEWNVNDSIBENTZIGIST CAPJTEL 

(a f ende. im . 5. a. (b f witib. Luce. 21. im 87. . 11. c. (c -J person, im 
. 6. c. et sieh. 77. . 10. i. (d ^ glawb. sieh. 2. . 4. b. (e 5 zeytliehen. im m. 
et sieh. 77. . 10. k. (f 5 vergessen. Ezech. 33. im q. (g 5 gaber. 2. Corin. 9. hi- 
larem datorem diligit dcus. sieh. 50. . ll. d. (h f zerissen. Esa. 43. post med. con- 
triti sun't et extincti. (i ^ lieb. im . 7. c. et sieh. 45. . 3. a. et 46. 5. 6. a. (k f 
wiircht. 1. Corin. 13. sieh. 50. . 11. e. (1 f starck. Canti. 8. sieh. 45. . 7. b. (m \ 
zeitlichen. mat. 6. post prin. receperunt mercedem suam. sieh. e. (n f gleychszner. 
Mat. 6. post prin. im . 5. b. et sieh. 4- . 13. d. et 52. . 7. a. (o f harren. Math. 
10. sieh. 2. . 6. a. et 51. . ll. g. et im 89. <J. 10. h. (p ^ lampen. Mat. 25. post 
prin. sieh. 77. . 4. g. (q f kerct. Ezech. 33. sieh. f. 

V. 5 Das ende (a) macht ain werch guot oder poes, verdienstlich oder ver- 
damblich. Mit solher vnnderschid, daz ain werch, so im anfanng guot ist, mag 
im ende poes werden. Aber das werch so anfangs poes ist, mag nymmer guot 
ende nemen. Als wo etwer zuoetrinckt oder vnkeyscht, vmb das er vermaint da- 
durch gesund zewerden, domit er dem gotsdinst desfstatlicher auszwartten, oder 
seinem nagsten destbas nutz sein moeg. \Vi< wo! solh ennde ain guot ansehen hat, 
bleibt doch das zuoetrinckhen oder vnkeyschen entlicb ain poes werch vnnd ver- 
derbt das guot ende. Deszgleichs ist in alien anndern poesen werchen, die nymer- 
mer guot ennde gewinnen. Doch moegen poese werch wol gepueesst werden 
durch guote werch. Darnehen mag ain guot werch zuo poesern ende raichen, 
als wo du almosen gibst oder zuo kirchen geest, vmb das du gesehen (b) werdest. 
dadurch ist dein hochfart gemert aucb dein kirchgang vnd almosen verloren. Vnd 
ist nichts scbedlichers, dann so ain guot heylig vnd geistlich werch gcendetvncl 
gewendet oder miszbrawcht wirt zuo poesen, verpoten vnd fleischlichen sachen, 
als so du mess zehallten bestellest vmb das du syge habst am spil oder in rach. 
Solher gestalt kaem dir die heylig mess zuo verdarnnusz. Offt ain guoter anfang 
vnd maynung gibt mer werchen guot ende, als wann du furnyrnbst got zuo lob, 
dir zuo hayl oder deimm nagsten zuo nutz, all tag ainn pfenning jnn kirchstockh 
zelegen oder aimm petler zeraichen. ob du nu in raichung solhes pfennings ain- 
sten oder oeffter nit gedenckest des gotlobs oder des nagsten hilf, nichtsweniger 
ist dir das vnbedacht almosen verdiensllich. gleich wie ain schef (d) das anfangs 
in guoten gang bracht ist, ain weil von jmselbs nawrindt vnd vnnot ist albeg ze,- 
ruodern, also werden nachuolgende almosen verdienstlich aws erstem guoten fur- 
nemen. Es mag auch :iin werch vber das ander fiirgenomen werden vnd alle ver- 
dienstlich sein aws leslem guotem ende. als so du geest gen marckt prot zekauffen, 
domit hungrig lewt zespeysen , auf das dieselben hie leben vnnd got loben moegen. 
dits lesst ende macht alle vorige werch verdienstlich, nemlich den gannggen marckt, 
prot kauffeti, armlewt speysen vnd erneren, zuo lob gottes. Jn disern fal ist war dits 
sprichwort. Jst das ende guot, alszdenn ist es alles guot. 

(a f ende. sieh. 4. a. (b ^ gesehen. sieh. . 4. n. et sieh. 65. . 8. d. (c 5 mess, 
sieh. 65. . 8. h. (d 5 schef. sieh. 63. . 1. f. et 77. . 13. b. 

VI. f Aus guoten werchen, die oHenlich verbracht seinn, voligen drey friicht 
(a). Erste ist daz der mensch dadurch erlangt ain abwaschung vnd nachlassung an 
seinen geistlichen maylen vnd schulden (a), so auf jme die sund hinden gelassen ha- 
ben. yemer vnnd ye pessere werch beschehen, destmer wirt dem pueesser an sei- 
nen schulden vnnd maylen abgethan. Zuotn andern verdienst du mit guoten wer- 
chen angenaeme (b) gnad gots. vnd ye groesser oder menigfeltiger deine guote 
werch seinn, destbas wirt dein person got angenaem. Dann deine guote werch 
waeren on die angenaem gotlich gnad bey got weder erhoerlich noch verdinstlich, 



VOM VERDIENN GUOETER WERCH. 553 

annemlich, noch geuellig. nur dein person (c) vnd freyer will hieten eemals 
die angenaem gnad gots. Dritte frucbt guoter werch ist die saelikait. dauon im 
ewangeli stet, daz die diemueetigen (cl) werden erhoecht, die mitsamen beslerckht, 
die- gerechten ersettigt, die trawrigen getroest, vnnd all jhen die durch gottes willen 
etwas thunn oder leiden, werden darumbjrensondernlon empfahennachdesherrn 
yersprechen. Erfreyt ew vnd frolockt, dann ewr belonung istvberfliissig (e) im hi- 
mel, nemlich das ewig leben, das Cristus verspricbt (f) vmb guote wercb. Wie got 
waitz vnd ander zeytlich friichl nit gibt nocb wachsen laesston zuoetbuon der rnen- 
schen, also- hat or geordent die friicht ewiger saeligkait zuoerlangen ausmm sam des 
leiden Jesu, durcb zuothuon der menscben. Dcnselben seinen waytz bat got ge- 
saeet (g) in jrdischc kirch, welber sam aufgeet durcb heilige sacrament. Daraus die 
menscben saelige frucht empfaben mit hilff gots, daneben mit jrem zuoethuon vnd 
guoten werchen auch mit muee vnd arbait, die wir leiden soellen imdinstgotesvnd 
desnagten. Ausserhalb berucerter dreyer verdienn vnd belonung, seinnguoete 
werch nocb zuo vil sachen ersprieslich. Sy erfreyen das gemueet jbenes der die 
werch verbringt. Er wirt dadurch bewegt von siinden zelassen, vnd von ainer tu- 
gent (h) in die annder zegeen. Er gewont (i) des guoten vnd swecbt in jme die 
allten poesen gewonhait. Er mag destfuoeglicher empfliehen etwouil anfechtigung 
des fleiscb, der weld, vnd des dewfels. 

(a 3" frucht. sieh. 56. 8. c. (a ^ schulden. sieh. 74. . 3. d. (b 5 angenam. 
sieh. 42. . 4. h. (c ^ person, sieh. . 4. c. et im . 7. e. et sieh. 36. $. 7. b. et40. 
. 8. c. et 65. g. 8. c. et 77. . 8. b. et . 10. i. et im 83. . 8: b. (d f demiietigen. 
Mat. 5. in prin. sieh. 14. g. 8. a. et 44. . 2. c. et im 87. . 2. d. (e 5 yberflussig. 
sieh. . 2. g. et sieh. 39. . 15. c. et 42. . 4. I. (f f verspricht. Mat. 25. in fin. sieh. 
g. 3. c. (g f gesa'et. Mat. 13. in prin. sieh. 54. . 5. i. (h f tugent. Psl. 83. sieh. 
4. . 9. h. (i <J gwont. sieh. 17. . 4. a. 

VII. ^ Jn all weg istzebedenckhen vnd dafurzehallten, daz kain mensch weder 
fiir sichselbs noch fur ander etwas moeg on rnittel verdienn, das ist, erpitten von 
got, nur durch miltel (a) des verdienn Chrisli. Derselb allain hat fiir all vnd yglich 
menschen gnuog verdient. Aber desselben seines verdienn werden nit all menscben 
tailhaftig (b), allainjhendiesichsolhesverdiennfahigmacben, daz seinn jhen die vor- 
lauffende gnad gots annemen vnd gollichehilff brauchen, alszdenn seinn sy erst fahig 
der angenaemen gnad des verdienn Christi. Nochrner. Weder glaub nocb hoff- 
nung, weder maessikait noch geduld, weder ander tugent noch ayniche guote werch 
seinn got angenaem on sondere gnad gots, die an der lieb (c) hengt. Sonst on die 
lieb seinn all vnd yglich tugendt oder guote werch vnfonnlich. gleich wie schoene 
geferbte luoech in der finster vnsichtbar. wie gelescbte kol on hytz vnnd diirr esst 
on frucht seinn. Wo aber dabey die lieb ist, daselbs erscheinen (d) guote werch 
in schoener farb vnd prynnen in lieh, sy seinn auch Iruchtber vnd verdienen ange- 
naeme (e) gnad gots, die zuo lesst den menschen vmb seine guote werch, die geuel- 
lig seinn, fueret zuo gnaden derglorj. Vnd wiewol der vnuerniifftigen tyer (f) vnd 
anderr creatur werch got aiich gefallen, so werden doch dieselben werch nit son- 
derlich belont, nacbdemsolhe werch aus not der natur, vnd nit aws lieb oder freyem 
willen beschehen. Gleichwie ain zinszman nit wirt belonet vmb dinst vnd zinsz, 
die er seimm berren zebezalen schuldig. Vnnd wiewol der mensch auch schuldig 
ist, got zebeweysen alle ere, lob vnd preisz als natiiriichen zinsz , daneben puoes vnd 
abtrag der siind als verworchte schuld. Ja der mennsch ist gotlicher mayestet ze- 
dienen vilmerrecbtlich verpunden (g), daun ain tyer dem menschen. Nichtsweniger 
wirt dannoch der mensch vmb sein schuldig dienst, die er aus freyem willen vnnd 



554 NEWNVNDSIBENTZ1GIST CAPITEL VOM VERDIENN etc. 

geordenterliebgotbezalt, von got belontvnd begabt, vmb das dermenschgotdienet 
als am freyer, nit als ain gefangener, der mit strickhen der nalur zuo diensten ge- 
punden ist, als die vnuerstaendigen creaturen. Ledige freyhait gilt mer dann ge- 
pundene knechthait. Deszhalb sollen wir fleis haben guote freybait (h) zuo- 
erlangen. 

(a f mittel. sieh. 10. . 1. d. (b J tailhafftig. sieh. 3. . 10. f. (c f lieb. sieh.g. 
4. i. et sieh. 78. . 1. a. (d ^ scheinen. sieh. 77. g. 2. g. (e f angenam. sieh. . 6. 

c. et sieh. 42. . 4. a. (f f tyer. im . 8. a. et sieh. 30. . 1. a. et 78. . 5. d (g[ 
verpunden. sieh. . 1. c. et sieh. 49- . 10. f- (h f freyhait. 1. Corin. 7. in med. si 
poles fieri liberi: magis vtere. sieh. 37. . 2. f. 

VIII. ^ Got hat aller creatur (a) dinst geordent auf den rnenscben, domit er in 
seimm wesen beleiblich sey. Des menschen dinst hat got jmselbs zuoegeordcnt, 
domit der mensch ettwas verdien, dadurch er zuo hoeherm wesen komme, nemlich 
zum ewigen leben. Welher mensch got nit dient, der ist geistlich lod vnd hat nit 
an jm das recht menschlich guot wesen, wie dann ain mensch zeitlich mueesst zer- 
geen vnd sein leiblich wesen verlieren, so von jme der creatur dinst, nemlich des fir- 
maments (b)staeter einflus oderder element natiirliche wiirchung, nur ainn awgen- 
plick lang, aufgehebt wurden. Wer sein zeitlich wesen verlewst, der stirbt leiblich. 
wer sein guot wesen, das ist goetliche gnad, verlewst, der stirbt geistlicb. Darumb 
wer got dient, nemlich guote werch thuot, der lebt geistlich vnnd ist mitsambt sei- 
nem werch got geuellig (c). Als an menigen ortten heiliger schrifftangetzogen wirt. 
Nemblich do got bey jmselbs gesworen (d) hat , er welle Abraham gesegen vnd sei- 
nen samen meren. vmb das er guot e werch gethan, vnnd seinen aingeporen sun opffern 
bet wellen. Deszgleichs daz Phinees (e) die vnkeyscher getoetl, hat jm got verspro- 
chen frid vnd das ewig priesterthumb. Dirist auch in heyliger scbrifft auffgeladen 
zemerckhen vnnd zehoeren was werch (f) dir got gepewt zelhuon , domit dir vnd 
deinenkinden wol sey, souerr du verbringst was guot vnd got wolgeuellig ist. Dar- 
auf hat vns Cristus beuolhen, von jm ain exempel (g) zenemen vnd zethuon wie er 
gethan. Daneben hat er vns zuoegesagtsaelig zewerden, so wir solhe werch ausz- 
richten. Des gibt Johannes zewgnuss vnd spricht. Wer recht thuot, der ist ge- 
recht, vnd was wir pitten (h), das werden wir empfahen von got, souerr wir seine 
gepot hallten vnnd thuon was jme geuellig ist. Auf alles obbeschriben ist zebe- 
schliessen, daz guote werch nit allain vnsiindig (i), sohder auch got geuellig (k), 
vnd nit allain vns aufgeladen sounder auch verdienstlich seinn. Darumb moegen 
guoete werch an jnselbs nit poes gesein, sounder wer guoele werch recht ver- 
bringt, der wirt nach gotlicher ordnung rechtlich begabt vmb das er mit solhen 
guoten werchen Got lobt vnd ziert alle leibliche crealur, der vorgang vnd herr- 
scher (I) ain mensch ist. Biszher seinn vernomen die zeitlichen puoessen indiser 
weld. Ferrer voligt hernach zereden von den scbulden so hie vber beleibenvnnd 
dort (m) in jhener weld zepueessen seinn, im fegfewr oder in der hell. 

(a ^ creatur. sieh. . 7. f. et sieh. 78. . 4. a. (b ^ firmaments, sieh. 49. . 10. 

d. et 7, . 1. i. (c ^ geuellig. im k. et sieh. 77. . 11. a. (d ^ gesworen. Gen. 22. 
ant. fin. per memetipsum iuraui. sieh. 2. . 4. m. et 34. . 9. h. (e ^ Phinees. nu. 
25. sieh. 3. .- 6. c. (ff werch. deu. 12. in fin. obserua omnia quae praecipio tibi. sieh. 
2. . 2. e. et 78. . 1. b. (g ^ exempel. Johan. 13. ant. med. beati eritis si feceritis 
ea. sieh. 77. . 2. d. (h ^ pilten. 1. Job. 3. quicquid petierimus. (i ? vnsundig. 
sieh. 77. . 12. h. (k "J geuellig. sieh. c. (1 ^ nerrscher. Gen. l. in fin. dominamini 
piscibus inaris. sieh. 78. 4. c. (m ^ dort. sieh. 74. $. in prin. 



ACHTZ1GIST CAP1TEL. VON HELLISCHER PUOES IN GEMAIN. 555 
ACHTZIGIST CAPITEL. 

Ton lielllseher puces in gemain* (') 

I. Oben beschiechtmeldung von hellischer (a) puoes, daraufistzewissen vierlay 
hellen zesein, benentlicb ewige verdamnusz; jtem der altuaeter vorhell (b), das 
drit ist auch ain vorbell jhener die in erbsiind on wiirchlich siind beleiben. vierde 
hel! ist das fegfewr (c). Das erst ist aigentlich die hell vnd genent Tartarus (d), 
vmb das sy graussam ist vnnd zuo tyeffist ansteet am vnermeslichen nichding (e) 
als ain zuoeberaytte (f) stat des dewfels vnd seiner nachuoliger der verdambten, 
dorjnn dieselben in finster sitzen vnnd vmb jr siind schuldige straff bezalen, nem- 
lich ewigen schaden (g) vnd empfindliche pein leyden. jnwendig entsetzt aller 
gnaden, vnd auszwendig vmbsetzt mit vngnaden. Sy haben sich erlust (h) vnd 
erfreydt in verpoten sachen. Desbalb mueessen sy vnlust vnd layd leiden in 
gerechter straff. Mer haben die verdambten in hochfart gesuoecht jr aygene ere 
vnd zeytlich guoet, daneben versawmbt dashoechst guoet vnd gotliche ere, desz- 
halb werden sy zuo schandcn vnd biliich vngeert auch gesmaecht mit vndrister 
plag der helle. Dauon heilige schrift spricht. Die vngerechten solten sich scha- 
men (i) daz sy in die hell werden gefuert. Jtem in volziehung der siinndiger ist 
ain fewrene flamm (k). vnd in jrem ende, seinn die hell vnd finster (1) vnd pein. 
Jtem welh got nit erkennen, noch dem ewangelio glawbcn, denselben wirt gege- 
ben rach (m) in flamrn des fewrs, daz sy zuo jrem verderben ewige pein haben 
vom angesicht gottes vnd von der glori seiner kraft. ( 2 ) 

(a J hellischer. sieh. 14. . 1. f. (b 5 vorhell. im . 5. a. (c ^ fegfewr. im . 
7. a. (a ^ Tartarus, im g. 7. d. (e f nichding. sieh. 20. . 4. a. (f f. berait. mat. 
25. sieh. 19. . 10. e. (g f schad. im . 7. h. et . 8. b. (h f erlust. sieh. 72. . 4. 
b. (i J schamen. Psl. 30. erubescant impij et deducantur in infernum. sieh. 73. J. 
12. a. et im 90. . 6. e. -(kf flamm. eccli. 21. post prin. consummatio illorum flamma 
ignis, sieh. 24. . 10. e. (1 f finster. im . 5. d. et sieh. 48. . 4. d. (m ^ rach. 2. 
thes. 1. in flamma ignis dantis vindictam. sieh. 76. . 8. m. 

II. f Wie die verdambten begern ewiklich sundige werch zeuolbringen. also 
werden sy ewiklich gestrafft. Die straff wirt dem verkerten willen vergleicht (a). 
Wer vnbereuot stirbt. (b), der stirbt gar auf ewig. ( 3 ) dann in demselben bleibt 
albeg sein verkerter will zuo siinden. seinn vergangen siind beleiben vnzerstoert 
vnd albeg gegenwiirtig, wolgeuellig vnd vnberewt. deszhalb muoes er staetigs (c) 
beleiben in hellischer pen vnd ewiger puoes. die nymermer vergeben noch auff- 

(* De poenitentia infernali, iibersetzt Berthold. 

( 2 Dass es eine Holle gibt und dass die Strafen in der Hplle ewig dauern, ist Lehre der 
Schrift und Tradition, und hat die Kirche stets die gesentheiligen Irrthumer verworfen. Alle 
christlichen Kirchen stimmen darin iiberein. Nur die negative Philosophic konnte vom Pan- 
theismus befangen die Holle und die Ewigkeit der Strafen laugnen, was aber wenig Vernunft 
heurkundet. Schon der hi. Augustin hat ahnliche Irrthumer widerlegt. Sieh. De civil. Dei. 
lib. XXI, cap. 23. Uber die weiterc Begriindung der katholischen Lehre sehe manKlee. Bd. 
III. pag. 458. u. flg. Theolog. dogmatique, par Gousset. torn. II. pag. 146161. Cat. rom. 
p. I. cap. VI. q. 2, 3. 

( 3 Die Stelle ist aus dem Werke de vera et falsa poenitentia, das dem hi. Augustin zu- 
geschrieben wurde. Sie lautet im Text: Qui autem impoenilens mpritur, omnino moriiur, et 
aeternaliier cruciabitur. Qui enimjmpoenitens flnitur, si semper viverot, semper peccaret. De 
po M nit. dist. 7. c. nullus. in fln. Ubrigens finden sich in den achten Werken dieselben gleich- 
lauteuden Slellen, wenn es sich um Ewigkeit der Hollen-Strafen handelt. 



556 ACHTZIGIST CAPITEL. 

gehebt wirt. dann die hell ist khain zerstoerung der siinde , sonnder ain zuoege- 
hoerung der siindigen creator. Aber des fegfewrs pen ist wol ain zerstoerung (d) 
derschuld. Darawff spricht job (e). "Wer gen hell absteigt, der kumbt nymmer 
herauf, was jch mirselbs zuoeaygen (nemlich aygene (f) lieb oder will, aygene ere, 
ntitz vnd dergleichen) dasselb alles steigt hinab in die tyeffist hell, daselbs wirt 
jch nymmermer ruoe haben. 

(a J gleicht. sieh. 33. . 3. g. et 55. . 7. b. et im 82. . 2. g. (b f stirbt. de 
peni. dis. 7. c. millus. im . 8. k. (c J statigs. im . 4. k. et im 81. . 7. d. et 89. 
. 2. a. (d [ zerstorung. im . 8. a. et im 81. . 2. f. et 82. . 8. b. (e f Job. 7. 
qui descendit ad inferos: non ascendet. im . 11. c. (f 5 aygene. Job. 17. in fin. 
in profundissimum infernum descendent omnia mea. sieh. 37. . 4. c. 

III. f Des menschen freyer will vnd lieb ist solher natur, daz daraus albeg 
kumbt lust oder vnlust, trawern oder freyd (a), hat die lieb was sy wil vnnd 
empert jhenesdas sy nit haben wil, alszdenn empfaecht sy lust vnnd freyd. Muoes 
aber die lieb haben was sy nit wil , vnd emperen was sy gern hiet, alszdenn em- 
pfacht sy vnlust vnd laid (b). Hat nu der mensch hie geliebt zeitlich guoet, ere 
oder w'ollust vnnd daran freyd gehabt, wirt er dortlayd haben, nachdem er da- 
selbs solher zeitlicher geliebter ding muoes emperen. Hiet er aber got hie ge- 
liebt, denselben moecht er dort finden vnd darab freyd empfahen. Dergestallt 
wirt verkerter mensch dort berawbt beder freyd guoter vnd poeser (c) , wann er 
findet dort weder got nocb zeylliche gueeter, sonder wider seinn willen muoes er 
tragen vnlust, trawern, layd vnd hellischen schmerlzen, als die poesen friicht die 
er in seimm zeitlichen leben mitaigem willen gesaeet, nemlich sicbselbs vber got 
geliebt hat. Dann wie aygener will ^nd vnordenliche lieb vngerecht, vnd ain sam 
oder wurlz (d) ist aller siind, also ist die frucht daraws wachsund, nemlich fleisch- 
licher lust vnd zeytliche freyd , auch vngerecht vnd ain anheben alles vbels (e). 
vnnd ain Costen (f) der helle. 

(a ^ freyd. sieh. 29. . 5. a. (b 5 laid. sieh. 48. . 6. c. (c f ' poser, sieh. 32. 
. 5. a. (d ^ wurtz. sieh. 34. . 1. a. et 72. . 9. i. (e f vbels. sieh. 33. . 2. b. 
(f J Costen. sieh. 36. . 14. m. et 46. 3. c. 

IV. ^ Dieweil menschlicher geist hie ist in sterblichem leib, kan er seine vbel 
nit lawtter versteen (a) noch wol bedencken was jme obligt. Wie Dauid bekennt, 
daz vber jn vil gaisel (b) zesamgefueegt seinn. der aller er nit verstee, wann aber 
der geyst vom leib abschaidt (c) , alszdenn erkennt er sichselbs vnd vernymbt sein 
vbel, darein er sieh williklich gefueert, dieweyl er hie in seimm fleisch gewontvnd 
demselben nacbgeuolgt, dadurch er seinn fal selbs geursacht (d) hat. Dergestallt 
bringt menschlicher geist mil jrne dortbin in jhene weld ain gross laid, vmb das er 
hie sein hayl (zuo dem er beschaffen was) versawmbt hat. Daneben fellt er 
in petnliche straf gotes. deszhalb er sieh staets zuo sichselbs naygt vnd von got 
flewcht, den er albeg hasst von wegen rechtlicher straf. Also bleibt derselb geist, 
als ain feind gots, in ewiger pein. nachdem er an seinen verkerten willen ewigk- 
lichangepunden(e) ist vnd allzeit wider got strebt. Dann die verdambten seinn vil- 
feltiklich todfeind (f) gottes, nemlich daz sy sichselbs lieben, Got hassenvnd schen- 
den (g). Jtem sy begem zehaben aygene ere vnd freyd. vnd trawern daz got vnd 
sein erwelt ere vnd freyd haben. Am maysten seinn sy got feind vmb das sy aws 
gotlicher gerechtikait in bellischer pein ewiklich vnerledigt beleiben mueessen. 
dann sy haben verworcht alle gnad vnd erworben gotlichen zorn vnd rach, auch 
das streng vrtail ewiger verdamnusz. Darumb begern dieselben verdambten gar 



VON HELLISCHER PUOES IN GEMAIN. 557 

z uo nicbding (h) zewerden vnd zuo ewigen vnwesen zegedeihen. Das aber nit 
beschiecht, nachdem gottliche werch nit zergeen, vnd der verdambten wesen 
bengt an gotlichem wesen (i). das nymermer zergeen mag. Deszhalb muoes auch 
der verdambten wesen (wiewol es verkert ist) dannoch als ain wesenliche natur 
vnd geschoopff gots alweg beleiben zuo lob gotlichs gwalts vnd zuo vohiehung 
gotlichs gerichts. Daneben seinn die verdambten in hellischer pein staetigs vnge- 
duldig (k) mit schendung gottes vnnd seiner creatur. Deszhalb wirt jnen durch 
hellische pein jr vfael nit abgewischt, sender gemeret, nachdem die vngeduld an 
jrselbs ain merckliche pein ist. Aber die selen im fegfewr seinn nit vngeduldig, 
wie hernach voligt. 

(a ^ versteen. sieh. 30. . 5. i. (b ^ geysl. psl. 34. congregata sunt super me 
flagella et ignoraui. (c ^ schaidet. sieh. 41. . 5. 1. (d f geursacht. sieh. 20. 
. 6. m. (e J punden. sieh. 41. . 6. a. (f J feind. sieh. 20. <$. 8 c. (g f schenden. 
Hiere. 15. in med. omnes maledicunt mihi: dicit dominus. im 82. . 5. f. (h f 
nichding. sieh. 21. . 5. g. (i ^ wesen. sieh. 21. . 1. f. (k ^vngeduldig. sieh. 
. 2. c. et im . 9. h. 

V. f Zum andern istgewesen der alltuaeter (a) vorhell, Abrahams schoss (b), 
dorjnn die gerechten auf zuoekunfft Cristi gewartt vnd in jrem leben die erbsiind 
bewaint, sieh vor wiirchlichen siinden behueet oder souil sy gesiindigt, dasselb 
berewt vnd nach jrem vermoegen gepueesst haben. Dadurch sy fahig vnd tayl- 
hafftig (c) worden seinn des kunfftigen leidens vnd verdiens Cristi. Dazwischen 
seinn sy gefangen gewesen in der vorhell , aber dorjnn haben sy nit empfindliche 
pein, sender auszwendige finster (d) vnd doch jnwendige gnad (e) gots gehabt. 
vnnd also ain zeit mueessen emperen gotlichs anplicks vnd himlischer freid bis auf 
zuokunfft Cristi. Johannes (f) liesz den herren fragen, ob er zuo jme vnd anndern 
erwelten in bemelt vorhell kommen wurde, oder ob sy ains andern erlediger er- 
warten solten. Darauf ist der herr Cristus von oben herab hieher kommen vnnd 
ferrer seinsel, nach jrem abscbid, in dieselb vorhelle abgefaren(g) vmb das er vber 
sieh bis jnn bimel wolt erheben die alliuaeter vnnd ander erweldt, die sieh nach 
altem vnd newem gesetz nit vnfahig (h) gemacht haben des leiden vnd verdienn 
cristi. Derselb herr cristus hat bemelte vorhell zerbrochen. Er ist auch dorjnn 
beliben bis auf sein vrstend, vnd daselbs in ainem solhen liecht erschinen, daz es 
Cristus selbs genennt hat ain paradis, als er zum Schacher sprach. Hewt wirdestu 
bey mir sein im paradis (i). Aus berueerter vorhell hat Christus jhen, die seins 
verdiens wirdig, vnnd doch dauor des dewfels gefangen gewest seinn, dem dewfel 
abgefangen vnd aus der finster erledigt, derselben vil seinn mit Cristo erstanden (k), 
nach lawt des ewangelj, die Christus mit jme gefueort zuo ewigen freyden. als 
Dauid geweissagt vnd Paulus geaefert hat, daz Christus ist aul'gestigen (I) indie 
hoech vnd hat mit jm gefueert die gefangen fancknuss. Die bemelt vorhell ist 
genent gewesen Abrahams schoss, wie im ewangelj steet. daz Lazarus von den 
engeln getragen was in schoss (m) Abrahe. Aber numals ist solhe vorhell auff- 
gehebt, deszhalbwirt hewt der hymel genennt Abrahams schoss. Darumb pitt 
die kirch (n) , daz got die glawbigen selen fueere in abrahams schosz als in das 
ewig liecht. ( 4 ) 

( 4 Nach kirchlicherBeslimmung gibt es drei Orte, in welchen die derSeligkeit nichtlheil- 
haftig gewordenen Seelen nach dem Tode aufbewahrt werden. Catech. rom. P. I. cap. VI. q. 3. 
Dass Berthold noch einen vierten Ort annimrnt, ist aus der Annahme erklarlich, dass nach 
seiner fruher aufgestellten Behauptung, die mehrere andere Theologen theilen, die ohne Taufe 
gestorbenen Kinder nicht zur Anschauung Gottes gelangen, sondern die Strafe der Beraubung 
des gottlichen Anblicks leiden miissen. 



558 ACHTZIGIST CAP1TEL 

(a f alltuater. sieh. . 1. b. (b J schos. im. m. (c } tailhaftig. sieh .3. . 10. f. 
(d f finster. sieh. . 1. 1. et im . 6. c. (e f gnad. im . 10. i. (f f Johannes, 
luce. 7. tu es qui venlurus est. (g f abgefaren. sieh, 55. . 5. i. (h f vnfahig. 
sieh. 59. . 4. d. (i J paradis. luce. 23. sieh. 73. . 14. g- (i 5 abgefangen. (k f 
erslanden. mat. 27. multa corpora sanctorum surrexerunt. sieh. 57. . 1. h. (1 j 
awfgefaren. psl. 67. et eph. 4. in prin. ascendens in altum captiuam duxit captiuita- 
tem. sieh. 37. . 8. e. et 29. . 12. i. (m f .schos. Lu. IK. sieh. b. el sieh. 2:i. 
. 5. o. et im 100- 8. k. (n J kirch. in onertorio pro defunctis. perducat eas in 
sinum abrahe. sieh. 47. . 7. h. 

VI. ^ Vnder berueerter vorhell ist dritte (a) hell, dorinn ewiger schad ist, 
nemlich berawbung (b) gotlichs anplicks vnd himlischer freyden , aucb auswendig 
vnd jnwendig finsler. wie Job spricht. Die hell ist mein haus vnd inderfinslpr(c) 
bab job. zuoeberait mein slafpet. Aber in derselben vorhell ist kain empfindlicbe 
pein, nachdem dorinn allain gestraft wirt die erbsiind, so beschiecht on empfind- 
lichen wollust, nit wiirchlich noch mil willen, sonder aws not zeriitter mensch- 
licher natur. Dann pein des schadens mueessen ewigklich leiden jhen die nit tail- 
haftig seinn des leiden vnd verdienn christi, als die vngetauften (d) kind, narren 
vnd dergleichen lewt, die wiirchlich nit gesiindigt haben. Darumb sprach Ja- 
cob (e). Jch wil klagend abfaren in die hell zuo meimm sun. Deszgleichs mag 
glawbtwerden vonandern frummen vngetawflen lewten, die nittodlich gesiindigt, 
oder vileicht jr siind berewt. vnd durch haimlich (f) gericht gots ablas der siind, 
aber nit das verdienn christi , erlangt haben. Deshalb sy himlischer saelikait em- 
peren vnd in diser vorhell (doch on smertzen) ewiklich beleiben mueessen, vmb 
das sy in gemainer erbsiind der natur erfunden vnd dauon nit erledigt seinn. 

(a ? dritte. sieh. 30. ..9. e. (b f berawbung. sieh. 34. . 9. a et 35. . 2. g. 
(c f finster. Job. 1. sieh. . 5. d. et im g. 7. 1. (d <[ vngetauft. sieh. 33. . 5. g. 
(e ^ Jacob. Gen. 37. in fin. (f f haimlich. sieh. 5. . 1. i. et 7. . 2. b. 

VII. ^ Vierde hell ist das fegfewr (a), dorinn gefegt oder poliert werden der 
erwelten menschen geist, die vmb ir misstathie in jrem zeitlichen leben vermai- 
Hgt seinn vnd nit gnuogsame puoesz vberstanden haben. Solh fegfewr ist etwa 
ain ort oder stat dorinn menschlich geist pueessenvnnd wonen, wie poes englisch 
geist im luft(b) wonen vnd wider ir natur (c)denselben luft an jnen leiden mueessen. 
Dergleichen seinn glawbig selen im fegfewr vnd das fegfewr ist in selen, auf das 
sy dadurch gestraft vnd gerainigt, bis sy geleyttert vnd tueglich werden einzegeen 
in himlische glori. Dasselb fegfewr ist genent ain hell, vmb das es steet zenagst 
bey dem tartarum, das ist bey grawssamer tyeffisten hell. Deszhalb pitt die 
kirch (d), daz got die glaubigen selen erledigvon des Icon maul awf das sy tartarus 
nit slicke noch in sieh sawff'e. Sy pitt auck, daz got all glawbig selen eiloes aws 
henden der belle, dabey zeuersteen (e) das fegfewr, so ain mittel ist dadurch die 
selen zuo got komen. Sonderlich hat die kirch geordent glaubigen selen zuo hilf 
zekomen mit der memori im ainbt heiliger mess (f) vnd im ende aller tagzeiten 
got anzerueeffen vmb ewige ruoe vnnd erledigung der selen ausmm fegfewr. dar- 
zuoe seinn geordent, besonder vesper vnd metten, mess vnd opfer, almosen vnd 
mer andere werch der parmhertzikait. auch das sacrament lesster oelung (g). 
Dann die lieben selen leiden im fegfewr drey abgang (h). Ainen daz sy dieweil 
emperen gotlicb anschawen. Zum andern leiden sy durch das fegfewr empfind- 
]ich pein,' die all pein diser weld vbertrift (i). wie augustinus beschreibt. Dar- 
umb sieh die kirch, an stat irer glid im fegfewr, beklagt durch den propheten 
sprechend. meine pain (k) seinn versert vnd mein sel ist vast betruebt. Zum drit- 
len sitzen die selen des fegfewrs in awswendiger vnd jnwendiger finster (1). Doch 



VON HELLISCHER PUQES IN GEMAIN. 559 

in pueessunden selen 1st noch jnwendig gotliche gnad vnnd ain liecht der lieb (m) 
so sy mit jn dorthin gebracht haben , verhoffend vnd gewartund irer erledigung. 
we Salomon zuo got sagt. Du slegst jne mit der ruoett (n), aber seinsel wirdeslu 
erledigen (o) aws der belle des fegfewrs. 

(a f fegfewr. sieh. . 1. c. et sieh. 30. 5- 9. b. et 71. . 4. i. et im 81. . 4. a. 
et 82. . 9. a. et 100. ."7. d. (b J luft. sieh. 24. . 10. i. (c J natur. sieh. 24. 
. 10- c. (d ^ kirch. ne absorbeat eas tarlarus. item libera eas de manu inferi. i. 
purgatorij. sieh. . 1. d. et im 83. . 3. e. (e f versteen. im 82. . 5. d. (f Jmess. 
sieh. 62. . 6. b. et im 83. . 3. c. et . 6. g. (g ? olung. im 93. . 2. g. (h J 
abgang. sieh. . 1. g. (i J vbertrifft. dis. 25. qui in aliud. ( 3 ) de peni. dis. 7. c. 
in fin. . 2. hie ignis excellit omnem penam in hac vita, (k ^ pain. Psl. 6. in prin. 
conturbata sunt ossa mea. (1 J finster. sieh. . 6. c. (m 5 heb. sieh. 72. . 5. c. 
et im 83. $. 3- b. (n f rueet. prouer. 23. post prin. tu virga percuties. im 82. 
. 7. i. (o 5 erledigen. im 81. . 2. d. 

VIII. f Jtem das fegfewr ist genennt purgatorium, nit punitorium, vmb das 
es awfgericht ist aigentlich zuo erstoerung (a) der siind auch die selen von jren 
maylen zerainigen vnd von jnen die schulden awfzeheben. vnd ist nit aigentlich 
awtgesetzt die selen zepeinigen wie die hell, dorinn die siind nit zerstoert. noch 
die schulden aufgebebt, sonderdie verdambten gepeinigt (b) werden. Doch muosz 
durch das fegfewr menschlischer geist von alien seinen schulden vnd maylen ge- 
bessert werden, bis er des himels wirdig oder fahig ist, wie geschriben stet. 
Gold (c) vnd silber, kupfer vnd eysen, pley vnd zyn auch all ander ding, so die 
flamm durchgeen mag, wirt im fewr geleyttert. Jtem der herr wirtsitzen (d) vnd 
zesarnlassen auch leyttern das silber vnnd rainigen die Sim leui, dieselben wirt er 
auch durchseihen als gold vnd silber, alszdann werden sy opfer (e) legen, das ist, 
hie mesz lesen vnd dort got im himel eren. Wer nu vnder vil guoten werchen 
etwas poes gehandelt, der hat pley vnder gold gemiischt, dasselb pley muoes aws- 
gesmeltzt (I) vnnd das gold feiniert werden , alszdenn ist er fahig des himels. Jn 
demsclben land (f) waechst das hoechst vnd pesst gold. Wer aber mit jm zeuil 
pleys dorhin bringt, der wirt wie ain pley (g) ertrenckht in der tyeff des gaehen 
wassers. Wiewol soelhe wort aygentlich auf jungst gericht gezogen, werden sy 
doch daneben verstanden von sondern (h) gerichlen, so ain yeder mennscb am tag 
seines sterbens vbersteen muoes. Wie paulus (i) bezeugt. daz wir all nmeessen 
geoffenbart werden vor dem gerichtstuel christi vnd ain yeder bringen sein aigene 
leibliche werch was er gethan hat guols vnd poesz. Souil puoes der mensch nu 
hie versaumbt, souil muoes er dort erstatten, souerr er in gnaden gottes von hinn 
abschaidt. Wer aber in vngnaden gots stirbt(k), derselb muoes fiir sein siind 
vnd schuld gnuogthun in ewiger verdamnusz. Dergestalt bleibt kain vbel 
vnerrochen (1). 

(a f storung. sieh. . 2. d. (b ^ peinigt. sieh. , 1. g. (c f gold. nu. 31. 
in med. im . 11. h. et sieh. 4. . 15. i. et im 82. . 2. a. (d f siczen. malach. 3. 
in prin. sedebit conflans et emundans argentum. (e <J opfer. sieh. 65. . 8. m. 
(f ^ smelczt. sieh. 15. . 6. e. (if f land. Gen. 2. post prin. vbi nascitur aurum 
optimum, sieh. 4. . 6. f. (g f pley. Exo. 15. submersi sunt quasi plumbum, (h f 
sondern. im 100. . 7. a. (i ^ paulus. 2. Cor. 5. omnes nos manifestari oportet 

( 5 Die Stelle, welche Berthold hier citirt, lautet: qui in aliud saeculum distulit fructum 
conversionis , prius purgandus est igne purgationis. Hie autem ignis, etsi aeternus non sit, 
mini tarn en modo gravis est. Excellit enim omnem poenam, quam unquam aliquis passus est 
in hac vita (vel pati potest). Die Stelle ist zwar nicht vom hi. Augustin, -wie Berthold meint, 
sondern nurauseinem ihm falschlich zugeschriebenen Werke: deveraet falsa poenitentia c. 18; 
allein es flnden sieh ahnliche Stellen auch in seinen eigenen Werken , wie schon gesagt, viele vor. 



560 ACHTZIGIST CAPITEL. 

ante tribunal christi. im . 10. f. et im 81. g. 6. 1. et 82. . 4. f. (k f stirbt. sieh. 
. 2. b. (1 1 rochen. sieh. 24. g. 1. h. et 76. g. 8. m. 

IX. ^ Die selen, so in der lieb gols abgeschiden seinn, leiden im fegfewr jr 
pein wol geduldiklich (a), aber nit gem noch williklich, nachdem solhe pein be- 
swaerlich vnd smertzlich ist vnd allain abnymbt die scbulden vnd mayl, sodiever- 
gangen siind hinder jnen an der sel gelassen baben. Darumb fiircbten (b) die se- 
len das fegfewr natiirlich, nit in knechtlicbernocbkindlicher, sender in. plosser vnd 
ploeder forcht, wie cbristus (c) aus angenomener ploedikait geschichen hat sein 
pein vnd angehebt zefiircbten, vnd verdrus zehaben an seinem sterben, begerend 
daz seines leidens zeit verschinen waer, vnd sprach. trawrig ist mein sel bis in 
tod. vater ist es moeglich, so beb awf von mir disen kelicb (d). Dannoch hat er 
in volkomener lieb williklich geliten vnd ploede forcht zuo ruck gelegt. Dieselb 
ploed vnd plos forchl moegen die selen im fegfewr nit Yon jn legen, bis sy komen 
zuogotingantzerlieb. Dannwiewoldieselenimfegfewrgotlieben, sohabensy doch 
nur ain vnuolkomene lieb die aus dersel nit treibt die forcht, mit der dieselbelestigtisl, 
bis sy kumbt zuo volkomener lieb. die (nach johannis kundtscbafft) awstreibtdie 
forcbt (e), nernlich des fegfeurs pein, nachdem die forcht ain peinist. Alllebentig 
crealurfliehen natiirlich pein vnnd vnruoe, dermassen fliehendie selen das fegfewr, 
nit trutzlich, son.ler natiirlich begem sy ruoe zehaben vnd bey got zesein. Welh 
begern kain siind, sonder ain naliirliche naygung ist. Vnd wiewol dieselennatiir- 
lich scheihn des fegfewrs pein vnd dieselb nit gem leiden, s\ begern auchawssolhem 
kaercher (f) erledigt zewerden. wie dauid pat. Herr fueere mein sel ausmm 
kaercher, so leiden sy doch solh kaercher vnd fegfewr mit geduld. wie der herr 
spricht. Jn geduld (g) werdet jr ewr selen besitzen. Sonst wurde der sele solh 
pein nit erspriessen noch abnemen , dieweil jr vnwill vnd vngeduld wider gottes 
gerechtikait waer, wie in den verdambten. Dann wer vngeduldig (h) ist, derlei- 
det nur destmer schaden. Aber in den selen des fegfewrs ist dcrglawb, hofnung 
vnd lieb nit laer noch mueessig, besonder, ir lieb (i) ist geduldig vnd wolwirdig 
oder vnuerweislich. Welhe geduld vrsach ist, daz des fegfewrs pein, wiewol sy 
nit senders verdinstlich (k) ist, aber dannoch den selen abnymbt die siindigen 
schulden, vnd awstiligt die vnsawbern masen. 

(a 5 duldiklich. im g. (b f fiirchten. sieh. 44. . 10. e. (c f christus. marci. 14. 
cepit pauere. mat. 26. tristis es anima mea. sieh. 10. g. 12. k. (d J kelich. Luce. 
22. sieh. 10- g. 9. b. (e f forcht. 1. Joh. 4. in fin. sieh. 44. g. 11. d. deonere ecclie. 
c. 15. . 15. (f f kaercher. psl. 141. educ de carcere animam meam. sieh. 37. g. 2. 
f. et im 81. g. 6. c. (g J duld. Luce. 21. in med. sieh. a. et sieh. 3. g. 10- e. et 15. 
. 5. g. et im 87. g. 2. c. (h f vnduldig. prouer. 19. ant. fin. impatiens sustinebit 
damnum. sieh. g. 4. k. et sieh. 74. . 9. m. (i ^ lieb. 1. Cor. 13. charitas patiens 
estbenigna. sieh. 50. g. 11. e. (k f dinstlich. im g. 10. g. 

X. ^ ^ m fegfewr wirt gepueesst vnd nichtsverdient. Darumb gepewt pau- 
lus (a), daz wir gegen alien lewten wol wiirchen, dieweil wir zeit haben hie zeuer- 
dienen, welhe zeit yetz ist, dort koennen wir hinach vnnser verdienn nitmerenan- 
ders dann mit pein vnd geduldigem leiden, mitsambl dem was wir guots mit vns 
vonhinn (b) gebracht haben. Desgleichs ist den selen dinstlich der kirch vndfrum- 
mer lewt pete vnd guote werch. so sy fur glaubig selen thuon, desselben fraemb- 
den petes (c) vnd verdienn werden im fegfewr tailhafftig jhen selen, die (nach sag 
augustini (d)) bey jrem zeitlichen leben solhes verdient baben, daz anjnfroembde 
hilt wol angelegt werden moege. Darauf ermont vns die schrift (e), daz wir vor 
vnsenn sterben recht thuon, nachtnals finden wir kain narungbey denvndern, da- 
durch wir etwas verdienen moehten. Angesehen daz mcnschlicher geist dem leib 



VON HELLISCHER PUOES IN GEMAIN. 561 

ist zuoegefueegt vnd mil jm veraint. damit er in demselben seimrn leib, diserzer- 
gencklichen zeit ettwas verdienen moecht (lurch guoete werch, die der mensch 
MOT jme dorthin sonden vnd daselbs finden soil, nachdem sonst der gcist nichts- 
mer dort verdienn mag. sonder ain yeder wirt dort gericht vor dern gerichtstuoel 
(f) crisli, nach jbencm das er hie in seinem leib.gethan hat, es sey guotoder poes. 
Deszhalb mag menschlicher geist, awsserhalb seins leibs, weder guois noch poes 
verdienn. Daz aber im stand des fegfewrs nichts verdient, nurbetzalltrnoegwer- 
den, bezewgt vnscr hayler. do er spricbt. .Jch muocs verbringen die wercb meins 
vaters, der mich gesendt hat, dieweil tag ist, eskumbtdienachtzeit (g), in dernye- 
mant arbaitten mag, Der tag bedeyt bieigs leben , die nacht bedeyt die zeit nach 
vnserm sterben, dorinn wirnicbts verdienen, allain pueessen. Darumblerntdich 
Salomon, was dein hand thuon mag, dasthuoevonstundan (h), dann weder wercb 
noch verstand, noch wilz noch kunst werden sein bey jhenen vndern, zuo denen 
du zuonaechnest, gleich als sey dort im fegfeur weder zeit noch stat etwas zeuer- 
dienen. Nit daz die altuaeter in der vorhell kain vcrnuft noch weiszhait, noch 
gnad (i) gehabt, sonder daz sy dornit nichts verdient. Haben nuheiligvaeterdort 
nichts verdient, vil weniger moegen die ellenden selen daselbs verdienen. Hie 
seinn sy gewesen in verdinstlicher arbait, dort mueessen sy sein in gerichtlicher 
gnuogthuoung. Dauon dauid (k) spricht. Die smertzen der belle, benenntlich des 
fegfewrs, haben mich vmbgeben, vnnd die strickh des tods haben mich begriffen. 

(a f paulus. Gal. 6. sieh. 77. . 5. c. et im 82. . 3. e. (b f vonhinn. im 82. . 
3. b. (c ^ t'rombden. im 83. . 4. a. (d J augustin. 13. q. 2. non estimemus. et c. 
tempus. im 83. . 7. h. (e ^ schrift. eccli. 14. ante obitum tuum operare iustitiam. 
(f ^ stuel. 2. Cor. 5. sieh. . 8. i. et im 83. . 11. d. (g J nacht. job. 9. in prin. 
me oportet operari. sieh. g. 9. k. et sieh. 77. . 5. d. (h f stundan. eccles. 9. in med. 
jnstanter operare. sieh. 76. . 8. a. (i 5 gnad. sieh. . 5. e. (k J dauid. Psl. 17. 
in prin. 

XI. ^ Wann nu bestimbt gnuogtbuung im fegfewr oder sonst beschehen ist, 
alszdenn werden die selen get'ueert gen himel. wie dauid wester spricht. Herr 
du hast meine selegefueert (a) aws zeillicher belle auch mich behaltenvnd erloest 
von den absteygunden in die lacken ewiger helle. Item ich hab gewarlt (b) auf 
den herren. der mich gefueert hat aus der lacken der armuot, benentlich des 
fegfewers. Item gleich wie schoeffl (c) seinn sy geselzt in die hell, der tod wirt 
sy abfressen, aber got wirt meine sele. erloesen vom gwalt des fegfewrs belle, so 
er mich wirt aufnemen. Dann der reich. das ist der verdambt, wirt eingeen in 
das geslaecht seiner vaeter (ist zeuersleen , in graussame hell) vnd wirt ewiklich 
nit sehen das liecht. Jtemjhcn die gepeinigt seinn, nemlich im fegfewr, habert 
gerueefft (d) zum herren. der sy erledigt auch aws der finster vnnd schatten ewigs 
tods gefueert auch ire pand zerprocben hat. Der yetzgemelt stoll zewcht sieh 
aigentlich allain awf die selen im fegfewr. Wie dann got im Osea (e) lawtterver- 
spricht, daz er die selen welle erledigen von des tods hannde vnnd gar erloesen 
vom tod. nemlich daz got die selen werde nemen awsmm fegfewrvnnd mit ewi- 
gem tod nit straffen. Darawf yegliche sele im fegfewr mit Michea(f) wolsprechen 
mag. Jch wil awf got meinen herren vnd saeligmacher sehen vnnd wartten. Er 
wirt mich erhoeren vnd ich wirt awfsteen so ich sitz in der finster, dann der herr 
ist mein liecht, seinen zorn wil ich tragen (nachdem ich wider jne gesiindigt hab) 
bis er mein sach vrtailt vnd vber mich gericht hat, alszdenn wirt er mich binaws- 
fueeren ins liecht vnd ich wirt sehen sein gerechtikait. Diser spruch mag sieh 
auf nicbte ziehen dann awfs fegfeur. Jn demselben fegfewr ist dritter tail straf- 

Ueithmeier, Berthold's Theologey. 3g 



562 A1NSUNDACHTZIG1ST CAPITEL 

maessiger lewt. von denen got durcb zachariam spricht. Zway tail awf erden, 
benentlich vnglawbig lewt vnd poes christen, werden zerstraeet vnd zergeen. 
Dritter (g) tail, nemlich pueessund christen werden beleiben, denselben tail wil 
ich fueeren durchs fewr vnnd prennen als silber auch probieren (h) als gold. Der- 
selb tail wirt meinem nom rueeffen vnd ich \viljneerhoerenalsmeinvolckh. Doch 
werden die selen ausmm fegfeur erledigt entlich in kraft des leiden christi. wie 
zacharias anzaigt, zuo cristo sprechend. Du hast im pluoet deines testaments aws- 
gelassen dein gefangen aus der !acken, benentlich des fegfewrs. dorinn kain wasser 
isl der gnaden anders dann die rechtlich (k) gnuogthuoung. 

(a f gefuert. Psl. 29. im 82. . 7. I. im 82. . 5. b. (b J gewartt. Psl. 39. in prin. 
(c 5 schoffl. Psl. 48. sieh. . 2. e. (d f gerueft. Psl. 106. post prin. (e J Ozea. 13. 
(f f michea. 7. (g f dritter. Zach. 13. in fin. (h ^ probieren. sieh. . 8. c. et im 
82. . 4. a. (i f pluet. Zach. 9. post med. (k f rechtlich. im 83. . 1. b. 



AINSUNDACHTZIGIST CAPITEL 

ob ain fegfewr sey. 

I. Diser geswinden zeit ist in zweifel getzogen, ob ain fegfewr sey oder nit? 
Dariiber etlich vnbesind lewt schreiben vnd predigenkain fegfewr zesein, nachdem 
nur zwen weg (a) seinn, ainer gen hiinel, der ander gen hell vnnd khain mittel 
noch dritter weg, nochichls vom fegfewr lawtter in heiligerschriftgefundenwerde, 
noch vorzeiten die alten lerer awfs fegfewr vil gepasst (b) haben. Deszhalb vnnot 
sey fur die abgestorben zepitten oder gotszdinst zebalten, gleich als haben densel- 
ben gotszdinst die geistlichen zuo irem aigen nutz ain zeither erdicht vnd fiir die 
toden gehalten. Darawf ist also gemain volkh bewegt, fiir jrvorellter vnd glaw- 
big selen nymer gotszdinst zefru'mmen, vnd vermainen es sey wol geschaft. dazdie 
ere gots vnd befiidrung der glawbigen abgebracht sey, zuo wider den selsolgern 
vnd zuo srnelerung jrer narung. Solher poeser neyd (c) kumbt mer zuo verhin- 
driing der lieben selen im fegfewr dann den priestern zuo schaden. Aberdewfel 
vnd sein schriftgelert versuechen das fegfewr vnderzetruckhen, domit hie den 
geistlichen ir narung enlzogen vnd dort den selen jr erledigung vertzogen werde, 
dieweilfiir sy in der kirch wenig gotszdienst beschiecht. Dadurch wirt gantze (c) 
kirch versert, nemlich beleibt himlische kirch vngeert, die pueessund im fegfewr 
versawmbt vnd hie jrdische kirch zerissen. Solhe jrrung vnd gantzer kirch ver- 
serung, so dewfel durch sein diener ditsmals in tewtschlanden wider das fegfewr 
yebet, kumbt nit allain zuo verhindrung den selen im fegfewr, die berawbt werden 
irer hilf, die sy rechtlich (d) haben solten von jren erben vnnd andern lewten, de- 
nen sy ere vnd guoet gelassen haben, sonder es kumbt daneben denselben nach- 
laessigen lewtten zuo mercklicbem vbel, nachdem sy hierinn ertzaigenjrvndanck- 
berkaitgegenjrenverstorbenelltern, von denen sy vil guoets haben ernpfangen vnd 
jnen hiewider nichts guotsbeweisen. Deszhalb sy, als vndanckber (e) lewt, in vngnad 
gottes fallen auch billichentsetzt werden des lones, der geben wirt jlienen so jr hilff 
beweisen jren nagsten lebentigen vnd toden. Sy moegen auch ires missglaubs kai- 
nen grund schoepfenawsobangetzogen vrsachen. wie hernach voligt. 



OB AIN FEGFEWR SEY. 563 

i "* 

(a f weg. im . 2. a. et siefa. 30. 5- 8. a. (b f passt. im . 3. a. (c J neyd. 
im 82. 1. a. (c J gancze. sieh. 6. 1- g- (d f rechtlich. sieh. 49. . 3. g. (e f 
vndanckber. sieh. 27. . 3. f. 

II. f War ist, daz nur zwen weg (a) seinn, ainer der gerechlikait, der ander 
des vnrechtens. Aber das fegfewr als ain stand der puoes, ist anhcngig dem weg 
der gerechtigkait. wie geschriben stet. Got hat den punessunden geben den wege 
der gerechtikait (b). denselben weg sollen wir altzeit begeren, vnd petten. Herr 
got fueere yns awf der gerechligkait wege. Gottes vrtail (c) fellt nur auf zwen 
\vege, laut des ewangeli. ains fur die gerechten. Das ander wider vngerecht. 
Dieseiben vngerechten zieben in ewig straff, die gerechten in ewigleben, deszhalb 
muoes daselbs aufhoeren (d) des fegfeurs belle, dauon der weis zuo got spricht. 
Du wirdest die sel aus der hell erledigen. Dann yede puoes, sy beschehe hieoder 
dort, ist ain bezalung der schulden vnd abwaschung siindiger may!, so die selen 
verhindern (e) einzegeen in ewig leben. Wann die schulden vnd mayl abgethan 
(f), alszdenn ist gar erraicht die gerechtigkait zuo ewigem leben. Darumb hengt 
das fegfewr am weg der gerechtigkait, vnd yede sele, so dorinn pueeszt, ist gewis 
(g) ires hails ausmm vrtail (h) das got zur stund ires abschids awf irraittung, vber 
sy gefellt hat. Dorinn on zweifel stet, wie hart vnd lang menschlicher geist im 
fegfeur pueessen muosz, bis er geschicktwerdezuohimlischemstande. Pueessund 
geist im fegfewr seinn basaufmm weg der gerechtikait vnd ireshaylsgewisserdann 
lebendige menschen, die hie pueessen, dieselben rnueessen noch in diser weld vber- 
steen versuechung vnd vngewissen streyt. Aber die im fegfeur moegen weder 
gtiots noch poess, weder tugent noch laster hinzuoesetzen zuo jhenem verdienn 
das sy mil jnen vnderainst dorthin bracht haben, vnd bediirffen nichts vbersteen 
dann awfgesetzte puoes des fegfewrs. daraus sy nit koemen bis die schuld gar 
bezallt. also ist hoffnung aws dem fegfewr erledigt zewerden. 

(a J weg. sieh. . i. a. (b ^ gerechtik. eccli. 17. ant. fin. peniteatibus dedit viam 
iustitie. eccli. 36. dirige nos in viam iustitie. (c f vrtl. mat. 26. in fin. sieh. 12. . 
4. c. et im 100. . 11. b. et . 15. a. (d f aufhoren. prouer. 23. animam eius de 
inferno liberabis. sieh. 80. .7. o. et 100. . 11. a. (e^ hindern. im . 11. d. (f f 
abthan. sieh. 80. . 2. d. (g f gewis. im '. 7. f. et . 9. g. (h f vrtl. Joh. 5. omne 
iudicium dedit filio. sieh. 73. 5- 1. g. et im 82. . 4. g. et 100. . 7. a. 

III. f Daz vorzeiten allt lerer wenig awfs fegfewr gepasst (a), ist beschehen 
aws gegrundter vrsach, vmb das in erslen christen souil grosser fleis imgotszdinst 
vnd so jnpriinstige lieb gegen got gewesen, daz sy fur jr siind nit allain mercklich 
beswaerliche puosz vberstanden, sonderauch im nom Christi gem gestorben seinn. 
Die allten christen haben wenig laster begangen vnd souil durchsy vbels beschehen, 
ist dasselb herttildich gestrafft. Dariiber canones (b) gesetzt. wie yede todsiind 
mitsambt iren anhengunden maylen (c), hiezestraffenvndentlichaufzerainigensey. 
Deszhalb desselbenmals nit not gewest, ainicherlay slraf dorthin zelaitten. Nach- 
mals seinn die lewt in christenlicher pollicey traeger worden vnnd noch , daz sy 
christenlichen glawb verliessen, ee sy allte straff, nach geistlichen rechten annae- 
men. Aller erst hat gotlicber geist inheiligerschriftvnndlerernangetzaigt, dort ain 
iegfeui zesein, dorinn vber belibene schuld, so der mensch hie got zebetzalen ver- 
sawmbt, gar betzallt vnd abgefegt wirdet. Darumb haben die apostel in iren glawb ge- 
setzt, ablas(d) der siind. Domit der mensch nit vertzag noch verzweifel an seiner sae- 
likait. Also wirt numals in heiliger schrift (e). das fegfeur angezaigt, das vor- 
zeiten verporgen (f) gewesen ist. Wie dann roemische vnd ander zeitlich gnad (g) 
auch vnbewisst, aber numals erwegen seinn, daz durcb geistlicheroberkhaitgwallt 

36* 



564 A1NSUNDACHTZIGIST CAPITEL 

die grossen scbuldcn vnd swaeren puoessen, awsnn siinden herfliessend , hie vnd 
dort moegen abgenomen werdcn. ( l ) also ist in dor scbrift befunden der ab'as, 
docb auf mass, wie bernacb (b) voligt. Dann alszlang man vom fegfrwr nicbts 
gewisst, hat man dieweil nicbts gefragt nach Papstlichem ablas noch vmb ander 
gnad, die alle stet am fegfeur. Was hie nit begnadet, das wirt dort im fegfewr ge- 
strafFt. was aber, durch der kirchen gnad , hie ist nacbgelassen, in krafft diser 
wort Ghristi, was du auf erden aufloesest (i) das ist im himel geloest, dasselb ist 
vnnot im fegfewr zepueessen. 

(a f passt. sieh. $. 1. b. (b f canones. sieh. 74. . 7. a. (c ^ maylen. im . 6. 

a. et sieh. 33. . 3. h. (d f ablas. sieh. 6. . 1. h. (e f schrift. im 82. . 1. b. (f 

f verporgen. sieh. 14. . 12. e. (g f gnad. "im 89. . 1. a. (h f hernacb. im 89. et 
92. per to. (i f losest. Math. 16. im 93. . 10. g. 

IV. f Daz aber ain fegfewr sey, wirt angetzaigt auf zwen wege, benentlich 
aus notdurftigen vrsachen vnd aws heiliger schrift. Anfancklicb zesagen von vr- 
sachen des fegfewrs, ist zemercken. wiewol an poesen erstockten menscben, 
weder hie noch dort ainicherlay straff hilft. Daneben auch die ganlz gerecbten 
hie nit strafmaessig seinn noch dort des fegfewr bediirffend. Dazwischen seinn 
aber vil vnd der merer tail crislglaubig, die nit gar rain noch gantz vnrain seinn 
vnd doch in gnaden sterben. dieselben mueessen volliklich gerainigt werden. (~) 
Deszhaib macht das ewangeli (a) vnderscbid zwischen ewiger vnd zeitlicher straff, 
vnd spricht. Welher knecht seines herren willen versteet vnd nit thuot. derselb 
werde geslagen mit vil plagen, nemlicb mil hellischer pein. Wer aber seines her- 
ren willen nit versteet vnd dannoch etwas verschuldt. derselb wirl weniger ge- 
slagen, 'nemlich mit zeitlichem fegfeur. Welh nu vber jr todsiind nit gnuogsame 
puosz hie erstanden vnd mit menig laeslichen siinden vonhinn schaiden. Densel- 
ben ist not des fegfeurs. aus nachuolgenden vrsachen. Ain sunder thuot drew 
vbel, ains ist daz er got nit bezalt noch ausricbt schuldige (a) forcht, lieb, ere vnd 
ander dinstberkait so er got erpieten sol. Sender daneben mit seiner misselat be- 
laidigter vnd verwiircht denselben seinn himlischen vater, nachdemer gotlichge- 
setz vnd ordnung pricbt. Deszhaib er sieh gegen got in newe verschultlung (b) 
steckt. dadurch des sunders geist stirbt, nacbdem von jme, als von aimtn feind 
gots, awfgehebt wirt gottes gnad, die des menschens geistlich leben (c) ist. Dits 
vbel vergibt got alspald sieh der sunder zuo got keret vnd sein missetat berewt, 
als im ewangeli stet Do dor verthan (d) sun awfstuoend vnd zuo seim vater 
gienge, dieweil er noch ferr was, hat jn vater angeschawt vnnd sieh vber jne er- 
parmt. Deszgleicbs alszpald der awssetzig (e) vmb seinn gesund den herren ge- 

(' In dem Satze: ,,Wie dann romiscbe" u. s. w. hat Bcrthold in seiner Ubcrselzuiig sieh 
kiirzer gefasst nnd also gegeben: prout eliam indulgentiaelatuerunt: donee ponderaretureccle- 
siastica poleslate posse relaxari enormia debita post culpain relicta et canonicaspoenas desuper 
institutas. 

( 2 Diesen so naliirlichen Gedankcn, dass es einen Millelzustand geben muss, honnen selbst 
Protestanten nicht unlerdrucken. Der protestantische Theolog Paley sagt in dieser Uuziehung: 
,,Wer kann, so fra^t cr, den Gedanken an eincn Aufenthalt ewiger Qualen ertragen? Aberwer 
liann sagen, dass ein ewig gerenhler Gott nicht dazu vernrlheilen werde? Der Geist des Men- 
schen sucht einen Ausweg; er flndet sieh nur in der Annahme, dass irgend eine zeilliche Be- 
strafung nach dem Tode die Seele von ihren moralischen Beflcckungen reinigen nnd sie end- 
lich selbsf einer unendlich reinen Gottheit angenehm machen moge." S. Reisen eines Irla'n- 
ders um die wahre Religion zu suchen. Deutsch von Moritz Lieber. S. 36. Ebenso sagt Dr. 
Johnson: ,,Die Menschen sind im Allgemeinen wcder so entschieden bose, um evige Strafe, 
noch auch so gut, nm dicAufnahmc in dieGesellschaflhimmlischerGeister zu verdienen; und 
desshalb sefa'lll es Golt, in seiner JJarmherzigkeit einen Mitlelzustand zu geslatten, wo sie durch 
einen gewissen Grad von Leiden gereinigl werden konnen!" I. c. p. 40. 



OB AIN FEGFEWR SEY. 565 

peten, hat er jn vom awssatz vonstundan erledigt. Also haben im alien gesetz 
die juden allain got gepeicht (f) vnd gesprocben. Yaler ich hab gesiindigt in hi- 
mel vnd vor dir vnd bin yet/ nit wirdig dein sun genent zesein, vnd dariiber ver- 
gebungerlangt. Aberschuldigedinstberkait, so der mensch Got naliirlich beweisen 
solt. Desgleichs newe verschuldnusz, werden nit paid noch plos abgenomen, son- 
der dieselben auszerichten, vnd zebezalen ist der mensch nach seimm vermoegen 
allzeit schuldig. 

(a f ewangeli. Luce. 12- sieh. 3. . 8. i. e l 80. . 7. a. (a f schuldige. sieh. 49. 
. 1. a. (b f verschuldung. sieh. 5-3. . 1. g. (c fleben. sieh. 20. . 8. f. (d^ver- 
than. Luce. 15. sieh. 72. . 2. g. (e f awsseczig. Math. 8- in pvin. im . 5. d. et . 
10. d. (f f peicht. sieh. 73. . 1. d. 

V. 5 Das ander vbcl ist, daz der siindig christ veracht'(a) sein heilige muoter 
cristenliche kirch vnd vbertrit sein versprechen (b) so erselbs oder seia doet , an 
seiner stat, derselben kirch in der lawf getban hat vnd noch in empfahung ander 
sacrament taeglich thuot. Dadurch er die kirch berawbt auch sichselbs entsetzt, 
daz er nymer ist ain Sun der kirch, sender ain abgesnitcn glid (c). Dits vbel wirt 
abgenomen im sacrament nriindlicher peicht, dadurch der mensch widerumb wirt 
ain sun vnd glid christenlicher kirch. Darumb christus demaussetzigen (d), doer 
jn gesund gemacht, hat gepoten sieh mit der kirch auch zeuerainen vnd gesprochen, 
erzaig dich dem priester, nemlich nit die awswendig gestalt sonder dcin jnwendig 
gemueet, vnd opfer doin gab wie moyses awfgesetzt, nemlich daz er gnuog thuon 
sol der kirch die er belaidigt hat. Das dritt vbel, so jmselbs sunder awf'ladt, ist 
daz cr in jm vermailigt gotliche pildnusz(e), dadurch sein sel ganntz vnsawber 
vnnd verwundt wirt bis in ewigen tod. Darumb schuoef christus, daz bemelter 
aussetziger das opfer (f) legen solt fur sein rainigung, domit in jme die pildnuss 
gots widerbracht vnnd gerainigt werde, hie rnit gebiirlicher puoes oder dort im 
fegfewr mit grawssamer straff. 

(a f veracht. sieh. 59. . 10. h. (b f versprechen. sieh. 70. . 7. g. (c f glid. 
sieh. 70. 2 a. (d 5 awsseczig. Mat. 8. ostende te sacerdoti. sieh. . 4. e. et sieh. 
53. . 6. b. et sieh. 73. . 7. c. (e f pildnusz. sieh. 20. . 8- e. (f 5- opfer. Luce. 
5. offer pro emundatione tua. sieh. 53. . 4. h. et im g. 10. f. 

Yl. ^ Daraus ist zemercken, daz die siind hinder jr lasst pocs masen vnd 
fuoesstaffen (a) nit allain im leib, als naygung, gier vnd gwonhait fiirter zesiinden, 
sonder auchim geist, den die siind vergifft, vermailigt, verwundt vnd in mercklich 
schulden fueert, ja zuo lesst gar toett. Vnd wiewol der geist durch sein rew, in 
kratt des leidens cristi, vom tod aufstet vnd durch des priesters ablas widerumb 
ain lebentig glid christi vnd der kirch worden ist, beleiben (b) doch nach solher 
vergebung vnd erkiickung im sunder etlich schulden , mayl vnd wunden , die er 
pueessen muoes. Was er daran hie nit awsricht, das muoes er dort erstatten 
kaercher (c) des fegfewr, daraws er nit kumbt bis awf bezalung des wenigislen bai- 
lers (d), nach lawt des ewangeli. Dann im fegfewr werden glaubig selen alslang 
gefegt vnnd gepeinigt. bis sy rain vnnd geschickht (e) seinn einzegeen in himel, darein 
nichts vnsawbers geen mag. Wiegeschriben steet, in himlischerstat (f) wirtnichts 
vermailigts eingeen. Wil die sel gen himel komen, muoes sy als rain (g) werden, 
wie sy gewest do sy got anfangs gemacht hat. Sy ist lawtter aus gottes haws oder 
jdea (h) awsgangen, deszhalb sol sy lawtter widerumb zuo got bairn komen vnnd 
mit Christo gantz veraint werden. Desgleichs bleibt kain vbel vngestrafft (i), nach 
sag des Jobs, dann gotliche gerechtigkait eraischt fur siind vnd schuld, straff vnd 



566 AINSUNDACHTZIG1ST CAPITEL 

gnuogthuoung. Nachdern aber nit allain poes lewt vil vbel thuon, sender auch 
gerecht lewt (wie die schrift spricbt) taeglich (k) fallen in vbel die hie offt vnge- 
strafft beleiben. Ja menigem menschen ist vnmoeglich vmb all siind hie gnuog- 
zethuon. Darumh ist not des fegfewrs , dorinn dort straff vnd gnuogthuung be- 
schehen. domit aus der sele gereyltert werde alles das got widerwaertig vnnd 
himlischer clarhait vngemaesist. Dariiber stet geschriben (I). Allesdasbeschiecht, 
fueerel got fur gericht, vmb all jrrung, es sey guot oder poes. 

(a f fuesstaffen. sieh. . 3. c. et im . 9. h. et sieh. 33. . 3. h. (b J beleiben. 
sieh. 53. . 1. 1. etim 93. . 3. b. (c f karcher. sieh. 80. . 9. f. (df hallers. Math. 
5. sieh. 74. . 3. e. (ef geschickt. im . 9. n. etim 83. . 2. c. et93. . 2. c. (f J 
stat. apo. 21. in fin. non inlrabit in cam aliquid coinquinatum. im . 11. b. et im 82*. 
5. 3. d. (g f rain. sieh. 27. . 1. 1. (h f jdea. sieh. 19. . 4. h. (i f vngestraft. 
Job. 24. sieh. 24. . 1. h. (k 5 taglich. prouer. 24. septies in die cadit iustus. sieh. 
77. . 10. e. (1 f schriben. Eccles. 12. in fin. sieh. 80. g. 8. i. 

VII. ^ Nocb mer zu vil andern vrsachen ist nutz vnd guot zegelaubeu dort 
ain fegfewr zesein. Am ersten, auf das lebentig leiil dadurch bewegt werden mit 
irern gepete vnnd almosen auch mit andern w.erchen der parmhertzikait des nag- 
sten lieb zuoerzaigen gegen abgestorben selen (a), die got als sein pildnuss geliebt 
hat vnd wir als vnser nagst (b) auchzelieben schuldig seinn. Zum andern werden 
wir daraws natiirlich bewegt zuo forcht (c) vnd tragen sorg auf swaere pein des 
fegfewrs. Deszbalb wir die siind destlieber vnderlassen vnd hie pueessen. Zum 
dritten wirt dadurch awfgehebt vnser verzweiflung so wir gewinnen moechten, vmb 
das wir vnser siind hie nit fruchtberlich pueesseu, als mueessen wir deszhalb die- 
selben vnser siind pueessen in der hell (d), daraws wir nymermer komen moech- 
ten. Dariiber stet geschriben. Ob du nach deinem fal verzweifelst (e) alszdenn 
wirt zuo aengstlichem tag gcmyndert dein kraft. Zum vierden wirt durch glau- 
ben des fegfewrs besterckt vnser boffnung (f) gewislich gen himel zekomenzuo got, der 
vns, souil wirbienit pneessen, dort pueessen lasse vnnd darnachgnediklichaufneme. 
AVie ferrer geschriben ist. Zuo lesst wirdestu hoffnung haben vnd dein hofnung 
wirt nit verloren. 



(a f selen. sap. 11. in fin. qui amas ahimas. (b ^ nagster. sieh. 47. .4. d. 
forcht. sieh. 44. . 10. e. (d J hell, im $. 10. b. et sieh. 80. . 2. c. (e J verzwei- 
felst. prouer. 24. post prin. si desperaueris lapsus, im 82. . 6. b. (f 5 hoffnung. 
prouer. 24. habebis in novissimis spem. sieh. . 2. g. 

VIII. ^ Fiinffter nutz der ausmm glaub des fegfeurs kumbt, ist. Nachdem 
durch loichtfertig siind vnd wollust die menschlichem geist beswaert vnd swach 
werden, deszhalb seinn sy dort mit widerwaerligen dingen zeringern (a) vnd zuo 
ertzen, nemlich mit vnleichter pein vnd vnlust. Dann die kranckhait werden ge- 
mainklich mit widerzaernen (b) arlzneyen gehaylt, hiedurch arbait wirt dort er- 
langt rwo, durch zeytliche widerwaertikait wirt erkriegt ewiger frid, durch leib- 
liche armuoet wirt erorbert geistlicher reichtumb. Zum sexten. Wo kain feg- 
fewr, waere nichts souil als vngleichs (c). Hie vor poesen lewten haben die frum- 
men kain ruoe vnd daneben vil vngliicks. Herwiderumb haben poes lewt zebelai- 
digen die frummen hie kain aufhoer vnd dannoch vil gliicks. Daraus eruolgt, daz 
dort ain fegfewr sey, dorjnn den poesen , so nit gar verdambt seinn, jr siind mit 
penen vergleicht vnd den frummen jr geduld vergolten werde. Nachdem gotliche 
gerechtikait khain vngleichait lang zebeleibengedulden mag. Wann got, ainherr 
aller ding, verricht alle ding gerecht vnd macht sieh denselben gleich (d). Zumsy- 
benden, erayscht goetliche gerechtikait, wie sieh menschlicher geyst hie willigklich 



OB AIN FEGFEWR SEY. 567 

ausgehorsam gottes seines schoepffers offt gezogen vnd eyteln(e)creaturen wider 
seinn willen vnderworffen geweseri ist. Daz er da entgegen willigklicb der crea- 
tur, nemlich dem fegfewr, auch gehorsam vnnd zeyllicher pein vnderworffen sey. 

(a J ringern. im 93. 5. 3. f. (b f widerzamen. contraria contrarijs curantur. 
sieh. 68. 5-3. a. et 72. . 4. b. (c f vngleichs. sieh. 40. . 8. d. (d ? gleich. sapi. 
12. in med. omnibus te parem facis. sieh. 22. . 10. c. et sieh. 47. <J. 2. 1. et 49. 8. 
e. (e f eyteln. Ro. 8. in med. vanitati creatura subiecta est. sieh. 37. . 1. 1. 

IX ^ Zum achten. Dieweyl christenliche kirch (a) festiklich glawbt ain fcg- 
fewr zesein, ist sicherer zcglawhen der kirch dann der gegenpartey so das fegfeur 
vcrnaint. ( 3 ) Paulus setzt. Gottes haws sey lehentige kirch ain seyl (b) vnd be- 
uesstigung der warhait. Jr preytgan (c) ist crislus. Jr sel (d) ist heiliger geist, 
denjr Christus geben hat, der albeg bey jr wonet (e) vnd nymmer von jr awfge- 
hebt wirt noch sy lang zeit irren(e) laesst. Deszhalb die kirch leicht erkennt der 
ketzer falschait, vor dere nyemandt gesichert ist, allain jhen die der kirchen lere 
aintraechtiklich anhangen vnd volgen. Wer nu glawbt vnud nachuolgt der kirch 
als seiner furgesetzten frawen vnd muoeter (f), der ist gewis (g) vnd wirt vor got 
billich entredt in sachen sein hayl betreffend. Wer aber dem widerwaertigen 
glawbt vnd voligt, der ist vngewis vnnd wirt nyndert ausgeredt, weder gegen got 
noch der weld. Also zeuersteen, die kirch glawbt vnd lernt. daznach rew, peicht 
vnd ablas, nemlich nach vergebung der stind vnd nachlassung ewiger verdamb- 
nusz, noch in pueesser beleiben mayl (h), masen, fuoesstaffen vnnd schulden be- 
gangener siind, die seinn abzewischen durch aufgelegte puoes (i) nach gelegenhait 
des gehabten wollust vnd auszzerichten nit allain mit guotem glawb, sender auch 
daneben mit swaerem vnlust, nemlich mit warer rew, mit mundlicher peycht, mit 
ablas vnd aufgesetzter puoes, oder mit andern zeytlichen penn, bis solhe mayl 
gar abgewischt vnnd vmb all schulden gnuog than ist. Was daran hie nit vol- 
streckt, dasselb rnuoes im fegfeur (k) zeitlich erstalt oder aber in der helle ewik- 
lich gepueesst werden. Ob hierjnn die kirch jrret vnd vngenoetige guote werch 
dem puesser auflegte, waere jm doch solhe vbrige puoes nit schedlich noch ge- 
uaerlich. Wer aber nit der kirchen, sonder widerwaerligs glawben vnd vermuoet- 
ten wil, als werden durch ainschichtigen glawb all siind, mitsambt jren schulden 
vnd maylen, vnderainst awfgehebt vnd gantzlich abthan, on alle gnuogthuoung 
guoter werch oder des fegfewrs. Derselb ist vngewis vnnd muoes dariiber ge- 
wartten verdamblicher geuaerlikait. Dann welher gelawbt ain fegt'ewr zesein, 
darjnn er sein vbel tat peinlich pueessen sol, derselb ist on zweifel sorgfeltig vnd 
fleissig sein schuld mit leiblicher puoes vnd straff hye abzelainen, auf das sein geyst 
dort dem fegfewr wenig oder gar nit zuoegetailt werde, vbrige i'iirsorg (1) schadet 
niemants. wo gleich kain fegfewr waer (wie die vncristen garritzen) bedorfer 
doch kain gefaer dariiber besteen. Aber jhener, der das fegfewer nit glawbt vnnd 
deszhalb sein siindig schulden mit puoes hie abzezalenvnderlasst, muoes gewartten 
dort swaerer pein im fegfeur, souerr ains ist, als es dann warlich ist. Dann wo 
kain fegfewr dort waere, wurdenvil leutverdambt, die hie vngepueesstabschaiden. 

( 3 Es ist stets Glaube der Kirche gewesen und noch, dass es einen Mittelzustand zwischen 
Himmel und Holle gibt, den nur der angeborne Hass gegen" die kalholische Wahrheit, nicht 
aber die Vernuntt zu laugnen vermag. Schon in den frahesten Zeiten flnden wir bei den Kir- 
chehschriftslellern ein reinigendes Feuer. Der hi. Augustin bemerkt gegen die Manichaer: Post 
hanc vitam habebit vel ignem purgationis vel poenam aeternam. De Genes, contr. Manich. II. 
20. n. 30. Das Concil von Trient hat die katholische Lehre vom Fegfeuer feierlich bestatiget. 
Sess. 25. Decret. de purgalorio. Sieh. Bellarmin: de purgalorio. Klee, Dogmengescbichte. Bd, 
II. 2. pag. 331. u. flg. 



568 AINSUNDACHTZIG1ST CAP1TEL 

Scbaw ob ainer nit mordvnsinig sey, der dein vngewissen vnnd gefaerlichen weg 
nachgeet vnd nit bleibt auf cristcnlicber gewisser pan vnd auf koeniglichem (m) 
wegc. Dann nothalben muoes ain fegfewr seyn, dorjnn menschlich geist geray- 
nigt vnd zuo volkommer zalung gehallten auch endtlich geschickht (n) werden 
gen himel zefaren. domit vnrain lewt wider himlische natur nit das himelreich 
besitzen. 

(a f kirch. sieh. 6. . 5. k. et 13. . 1. h. et im 91. .12. b. (b } seyl. 1. Thi. 
3. sieh. 5. . 7. d. (c 5 preytgan. sieh. 17. . 7. f. (d J sel. sieh. 7. . 7.-f. (e J 
wonet. Psl. 50. spiritum sanctum tuum ne auferas a me. (e f jrren. sieh. 11. . 5. 
a. (f <J mulcr. jqh. 19. ecce mater tua. sieh. 4. . 5- f. et im 91. . 5. a. (g f gewis. 
sieh. . 2 g. et sieh. 74. . 6. a. et sieh. 6. . 5. 1. (h ^ mayl. sieh. . 6. a. (i ^ 
pues. sieh. 74. .. 3. d. (k ^ fegfewr. im 82. . 9. a. (1 ^ t'iirsorg. L. de testa. 1. 
testimonia. abundans cautela non nocet. (ia <J" koniglichem. nu. 21. post mcd. via 
regia gradiemur. (n f geschickt. sieh. . 6. e. . 

X. ^ Nyemand erlangt goetlichen anplick nocb entliche saelikail bis seines 
geists mayl vnd scbulden durch pein oder gnuogthuoung gar gerainigt vnd ganlz- 
lich bezalt seinn. Yelenger (a) solhe mayl vnabgewischt beleiben vnd schulden 
verzogen werden, yemcr wirt menschlicher geist schueplig oder rolig vnd schul- 
dig. er muoes auch alszdenn destherlter mit pcin werden gefegt vnd dest lewrer 
rnit gnuogthuoung bezalen. Wie das saltz zum haellen am wolfaylisten ist, ye 
ferrer dasselb gefueert, ye tewrer wirts. also ist hie in diser kirch vmb die siind 
vnnd schulden mit got leichtlicher abzekommen dann dort im fegfewr. vnnd 
daselbs geringer dann in grundlloser helle (b), do der rot menschlichen geist gar 
durchfrist vnd die siindigen schulden nymer ganntz betzalt moegen werden. 
Darauf Paulus schreibt. Der verstorben (c) ist yetz gericht von der siind. Wer 
nu on rew stirbt, der wirt ewiklich gepueesst. Wer aber nach seiner rew on 
gnuogthuoung vonhinn verschaidt, der erlangt dort ablassung seiner awssteunden 
puoes dermass daz sein awssatz(d) im fegfewr gerichtlich geraynigt werde. Nach- 
clern die vermayligt sele nit mag eingeen in heyligen tempel, bis erfiillt seinn die 
tag jrer raynigung Dariiber laut disc maynung des alten gesetz. kainer sol in 
tempel geen bis die tag seiner raynigung (e) erfiillt seinn, und wann etwer vom 
awssatz erledigt gewest, hat er sieh darnach syben tag cnnthallten vnd dazwischen 
waschen auch opfer (f) legen rnuessen, bis er durch die priester zuoegelassen ist 
bey rainen menschen zewonen. Dabey zeuersteen, daz die mayl, so die siind 
hinder jne lassen, mueessen mit der zeit vnd gnuogthuoung hie oder dort abge- 
nomen werden. 

(a ^ lengcr. sieh. 53- 3. h. (b ^ helle. sieh. . 7. d. (c f verstorben. Ro. 
6. qui mortuus est: iam a peccato iustificatus est. (d f awssazt. sieh. . 4. e. (e f 
raynigung. Leui. 12. in prin. et Leui. 13. et 14. de peni. dis. 1. c. multiplex, im . 
11. b. et sieh. 4. . 15. i. (f f opfler. sieh. . 5. f. 

XI. f Vnd wiewol parmhertziger got des menschens rew vnd anrueeBen 
paid erhoert vnnd annymbt. wie Salomon bekennt. Sy haben angerueefft den 
parmhertzigen herren der hat jr stymm paid (a) gehoert. volzewcht doch Got 
solhe pete nit paid, sonder souil der rew vnd gepets auch guoter werch gegen 
der groess siindiger schuldigen zewenig ist, dasselb muoes im fegfewr erstalt 
werden, bis auf volkominene gnuogthuoung (b) vnd raynigung des menschlichen 
geist, der sonnst in himlisch vatterland nit eingeen mag, Alspald aber derselb 
geyst durch das fegfewr geraynigt oder sonst fiir jne gnuogthan ist, alszdenn hat 
er fiirter kain jrrung noch vnderhaspel, ofFen zesehcn den himel. Wie vnser hay- 

" ler Jesus versprochen hat, Fiirwar jch sag ew, jr werdet den himel (c) offensehen; 



OB AIN FEGFEWR SEY. 569 

Dann er hat denselben durch sein tawf vnd pete aufgethan jhenen, dicvorjn kainn 
r jgel (d) mer haben, der sy irren moecht am einganng in himel, nemlich siin- 
dige mayl vnd schulden. Derselb rigel durch das fegfewr vnd gnuogthuoung hin- 
dersich geschoben ist, souil daz der gelewtert mennschlich geist numals durch sein 
lieb (e), die cr mit jm vonhinn gebracht vnd dort gemeret hat, aufgezogen wirt 
zuo got, der jne gnediklich aufnymbt vnd seins leibs gewart bis auf jungsten tag, 
alszdenn wirt menschlicher geist mit jme sein erstanden leib (f) auch gen himel 
ziehen. 

(a J paid, eccli. 48. ant tin. deus audiuit cito. (b 5 gnugthuung. de pen. dis. 1. 
non potest. sieh. . 6. f. et . 10. e. (c f himel. Luce. 3. et Johan. 1. ant. fin. vi- 
debitis cclum apertum. sieh. 60- . 2. f. (d ^ rigel. sieh. . 2. e. et sieh. 42. . 9. 
d. (e ^ lieb. im 83. . 7. b. et im 100. .-2. b. (f J leib. sieh. 10. . 2. f. et 57. 
. 5. c. et 60. . 3. h. 



[ ZWAYUNDACHTZIGIST CAPITEL 

You sclirlfften Ies fegfewrs. 

I. Ain zeither ist fiilschlich geschribenvnd gepredigt, inheiligerschriftwerde 
nit befunden noch bewaert ain fegfeur zesein. Solhen zweyfel des fegleurs er- 
weckhen poes lorer, zuo verkeren frumm lewt, die vormals mit jrem gepet vnnd 
guoetten werchen bedacht haben der lieben selen irn fegfewr. dieselben sy aber 
nurnals verlassen, gleich als sey das fegfewr den pfaffen zuo nutz gedicht vnd vmb- 
sonst fur die selen zepetlen, zelesen, zeopffern oder anndern gotsdinst zehalten. 
vermainen durch solhe jr false lere der geistlichen narung zesmelern. O ain faige 
rach(a), diedreyen geschlaechten zuo nachtail raicht, erstlich den priestern, allain 
in zeitlichem genies. nachmalsvil mer den layen in geystlicbem genies, den sy von 
got empfiengen. wo sy jr lieb vnd gab glawbigen selen als jren nagsten (a) bewi- 
sen. Zum dritten wirt dadurch denselben |ieben selen jr pein verlengert vnd jr 
hayl verzogen. Daneben bleibt got vngeeret vnd cristenliche kirch verschmaecht 
mil vnderlassung der gotsdienst. so dieselb kirch fur glawbig selen zehallten, auf- 
gesetzt hat. Numals voligen hernach etlich stollen heiliger schrifft (b), dorjnn 
lawtter vnd glawblich das fegfewr angetzaigt vnd beweist ist. 

(a f rach. sieh. 81. J. 1. c. (a J nagsten. sieh. 47. 4. d. (b f schrifft. sieh. 
81. . 3. e. 

II. 5 Erstlicb im puoech der zal macht die schrift vnderschid zwischen der 
puoes, der aine hye ist in streyltunder kirch, die annder ist dort in scblaffunderfa) 
kirch. Dariiber stet also geschriben. Alles was die flamm (a) durchgeen mag, 
wirt geraynigt im fewr. was aber das fewr nit erleiden mag, das wirt geheyligtmit 
wasser der gnaden. Jst zeuersteen, daz wir hie in zeyt der gnaden das fegfewr 
nit ertragen, sender erlangen moegen das wasser der gnaden vnnd parmhertzikait 
gots, aber dort mag vnns durchgeen fewrische flamm, deszhalb muoessen wir da- 
selbs rechtlich geraynigt werden. Welher mensch seine mail (b) vnd vnraynikait, 
so an jm die begangen siind hinden lassen, in disem leben nitgnuogsamlich pueesst 
noch ablegt. Deszgleichs die schulden (c), so er got aus natur vnd verschuldnusz 



570 ZWAYUJNDACHTZIGIST CAPITEL 

zethuon ist, hie nit gar belzalt, nemblich das verdienn Cristi fruchtberlich nit er- 
raicht vnd die parmhertzigkait erlanngt. Desselben sel muosz solh mail vnd schul- 
den rechtlich pueessen vnd betzalen dort im fegfewr bis auf den lesten quadrant 
(d), vrsachhalb. daz auf erd vnd in diser zeit (das ist hie in streyttunder kirch) 
aygenllich regiert gotliche parmhertzikait (e). wie Dauid setzt. Die erd ist vol 
mil parmhertzigkait gots. Dieweil nu menschliche sel bey jrem leib in streytun- 
der kirch hie wonet, mag sy leichtlich gnad vber jr siind, vnd ablas jrer schulden 
von got erlangen. Aber dprt in pueessunder kirch, benenntlicb im fegfewr re- 
giert am maisten die gotliche gerechtikait (f). Darumb wirt daselbs dem men- 
schen khain siind vergeben, noch aynichen schulden etwas nachgelassen oder auf- 
gehebt, es sey dann alles hezalt oder vergleicht (g) durch pein der sel oder durch 
froembde hilff. Dann wie siindiger wollust (h) hie im fleisch durchganngen hat 
mennschlichen geist, dadurch er vnrain vnd gotlicher pildnusz vngleich worden 
ist, also muoes er mit vnlust pueessen, vnd dort des fegfewrs straff leiden alsuil 
bis er gerainigt vnd gotlicher pildnusz gleich wirt. 

(a ^ schlaffunder. im g. 8. d. (a f flamm. nu. 31. in med. im . 3. a. et g. 4. a. et sieh. 

80. . 8. c. (b f mayl. sieh. 33. .3. h. (c f schulden. sieh. 49. g. 1. a. (d f. qua- 
drant, sieh. 74. 3. e. (e f parmhertzik. Psl. 32. in prin. misericordia dei plena 
est terra, sieh. 54. g. 12. e. (f } gerechtik. sieh. 54. g. 12. k. et im 83. . 1. b. et 
. 4. 1. (g f gleicht. sieh. 80. . 2. a (h f wollust. sieh. 72. . 4. b. 

III. f Wie nu vnfein gold im feur gefeiniert, also wirt menschlicher geist 
fein vnd rain im fewr (a) gotlicher lieb, die der geist mit jme vonhinn (b) bringt. 
Dassclb fewr der lieb (c) sol bye in zeit der gnaden yeglicher mensch anziinden, 
domit es dort in zeit der gerechligkait, nemlich im fegfewr, durch schmertz vnd 
pein seinen geyst erweckhe vnnd alslanng (d) prynne bis derselb geist geraynigt 
vnd nichtsrner vnflatigs an jm hab, das jn am einganng des himels verhindern 
raoecht. Daraws zeuernemen, daz vil geringer hie, dann dort ze pueessen ist. 
Darauf vns paulus ermant also. Nembt war, yetz ist angenaeme zeit (e), yetz ist 
der tag des hayls. Darumb sollen wir gegen alien mennschen guoet thuon, die- 
weyl wir zeyt haben zum verdienn. Deszgleichs ermont vnns auch Augustinus, 
vnnser siind dermassen hie zepueessen, domit dort das fewr in vnns nichts oder 
wenig finde auszzeprennen. Sonst niueessen vnser geist so lang im fegfewr sitzen, 
bis sy auszgeprennt seinn, wie holtz (f), hey vnd halmach, nach sand Pauls sag. 

(a ^ fewr. Sap. 3. in prin. tanquam aurum in fornace probauit. sieh. g. 2. a. 
(b ^ vonhinn. sieh. 80. g. 10. b. (c f lieb. sieh. 48. . 12- e. (d f alslang. sieh. 

81. g. 6. 1'. (e f zeyt. 2. Corin. 6. in prin. ecce nunc tempus acceptabile. Gala. 6. 
ergo dum tempus operemur bonum. sieh. 80. g. 10. a. et 83. g. 5. b. (f ^ holtz. 1. 
Corin. 3. in med. ligna: fenum. stipulam. im g. 4. c. 

IV. ^ Daselbs in Paulo (a) ist das fegfewr clar angezaigt in disen worten. 
Ain yeder wirt nach gelegenhait seiner arbait, Ion empfahen. wie aines yeglichen 
werch (b) geschickt ist, darnach wirt es bewaert durcbs fewr. Hat etwer auf den 
grund gepawt gold, silber oder edelgestain, holtz, hey oder laer ehern (c), dasselb 
werch wirt geoffenbart vnnd erklaert am tag des herren. Welhes menscbens 
werch im fewr besteet, derselb empfacht Ion. Welhes werch aber prynnet vnd 
im fewr nit besteet, derselb wirt schaden leiden, doch wirt erdannochsaelig gleich 
als durch das fewr. Nymwar hiebey paulus clar anzaigt, daz menschlicher geist 
durch das fewr muoes gerainigt werden, nachdem dasselb fegfewr dort bewaert 
ob der mensch hie guole oder poese werch verbracht hab. Kumbt er dorthin 
mit gueten werchen die im fewr besteen, als gold, silber, edelgestaiu (wie Paulus 



VON SCHRIFFTEN DBS FEGFEWRS. 571 

setzt) alszdenn empfacht menschlicber geist saeligen Ion. Jst aber sein werchim 
fe\vr vnbestaenndig, als holtz hey vnd halmach, dasselb gibt anzaigen seiner poe- 
sen tat. Derhalb er im fegfewr nachtail leiden muoes, bis er durch das fewr gar 
geraynigt, alszdenn wirt er erst fabig bimelischer saelikait. Daz aber in Paulo 
sleet, der tag (d) des herren wirt es erklaeren. ist nit von gemainem jungsten 
tag zeuersteen, sonnder vom tag des menscbens sterben, der ainesyeden menschen 
besonnderter (e) jungster tag ist. Daran menschlicher geyst (der mit gnaden, 
vnd doch daneben mit mail vnd schulden vonhinn abschaidt) ins fegfewr fert vnd 
wirt geurtailt von Cristo. Vor deme ain yglicher am tag seines sonndern gerichts, 
das ist zuo der slund seines ableibens, muoes rayttung (f) thuon von aimm yeden 
eyteln wort, auch von allem seinem leben, nach lawt diser ewangelischen wordt. 
Gib rayttung von deiner schafferey. vnnd wie got hoert (g) , also vrtailt cristus. 
Der mit dern wort seiner krafft alle ding Iregt (fr), vnd raynigt die sunder, sitzund 
zuo der gerechten in seiner hoechsten mayestet. Solhe raynigung beschiecht on 
zweifel nur im fegfeur. Darumb seinn bemelte wort pauli enntlich vom fegfewr, 
nit von hellischem fewr, zeuersteen, nach auslegung augustini (i). der strafft 
jhen die jnenselbs ain false sicherhait machen, als bab paulus geredt, wer todsiind 
aufpawt oder verbringt, derselb inoegdurcbs fewr erledigt, vnd daraufsaeligwer- 
den, angesehen daz Dr.uid setzt. Got werde nit ewiklich ziirnen(k) noch immer- 
dar troen, nachdem er sein parmhertzigkait bestaettigt hab vber die forchtsamen. 
Jn welher forcht (1) natiirlich seinn die pueessenden selen vnd nit die verdambten. 
Deszhalb jhener verstand verfueerisch ist, vnd die wort pauli f/IIain zeziehen seinn 
auf zeitliche straff des fegfewrs, dadurch mayl vnd schulden, vnd nit todsiind, auf- 
gehebt werden. (*) 

(a J paulo. 1. Corin. 3. vniuscuiusque opus quasi sit ignis probabit. sieh. .2. a. 
etsieh. 80. . 11. h. (b f werch. sieh. 3. . 9. a. (c ^ ehern. sieh. .3. f. (d f tag. 
1. Corin. 3. dies enim domini declarabit. im 100. - 9. d. (e j besonderter. im 
100. . 7. a. (f f rayttung. Luce. 16. in prin. redde rationem. .Math. 12- post. med. 
omne verbum otiosum. sieh. 51. . 11. c. et sieh. 80. . 8. i. et im 100. . 7. e. 
(g 5 bb'rt. Johan. 5. post med. sicul audio iudico. sieh. 8l. . 2. b. (h J Iregt. 
Hebr. 1. in prin. portans omnia verbo. (i f augustin. sermo. 4. de sanctis et de 
commemoratione animarum. (k ^ ziirnen. Psl. 102. non in perpetuum irascetur. 
corroborauit misericordiam suam. (1 f forcht. sieh. 44. . 10. e. 

V. f Ferrer wirt durch Paulum das fegfewer beweist, do er den Thessalo- 
niernbeuilchtsysollenvon wegen der verstorben, aneinander troesten vnd spricht. 
Lieben brueeder. wir wellen eueoh nit verhalten von den abgestorben, auf das jr 
vber sy nit trawrig (a) seyt; wie jhen thuon die kain hoffnung haben, nachdem wir 
glawben daz Jesus gestorben vnd auferstanden (b) ist, wirt got die toden durch 
Jhesum auch mit jm fueeren. Dabey zeuersteen ist, daz die glawbigen selen zuo 
lesst ausmm fegfewer durch Jesum gefueert werden gen himel. Dauon oben (b) 
geschriben steet. Jtem paulus nennet drew geschlaecht, die jre knye (c) im nom 
Jhesu piegen. benenntlich hymlisch, jrdisch vnnd hellisch. Bey denselben helli- 
schen seinn zeuersteen (d) die selen im fegfewer, die aus geduld vnnd diemueet jre 
knye gegen got geystlich piegen. So stet auch geschriben. Nyemant weder im 
himel noch auf erden, noch vnderder erd moeg aufthuonnoch anschauen das heilig 

( l Die Stelle: I. Cor. 3, 15. hat den Auslegern viel zu schaffen gemacht; die Kirche und 
hi. Lehrer derselben haben sie stets vom Fegt'euer und yon dem Unlerschiede der Tod- und 
lasslichen Siinden verstanden. Bellarmin hat die verschiedenen Ansichten gesammelt und sieh 
fiir die gewbhnliche Auslegung, die Berthold anfuhrt, entschieden. S. De. purgatorio. cap. 8. 



572 ZWAYUNDACHTZIGIST CAPITEL 

puoech (e). Bey voder der erd werden verstanden allain jhen die im fegfewr seinn. 
Dann offenbar ist, daz poes geystvnd verdambt selen, als feind gols, in vndrister 
hell jre knye gegen Jesum nit piegen, sonder denselben slaets schenden (f) vnd got 
nit erkennen. Dcszhalb nit zeglawben daz der engel johannem gefragt hab, ob 
etwer daselbs in vndrister hell, sonder ob etwer im fegfewr, bemelt puoech auf- 
zethuon wirdig sey oder nit. 

(a J trawrig. 1. thes. 4. in fin. sieh. 57. . 6. e. (b J erstanden. sieh. 57. 
. 5. b. (b ^ oben. sieh. 80. g. H- (c ^ knye. phili. 2. post prin. omne genii 
flectatur. sieh. 9. 5. 6. a. et im 84. . 3. a. (d J versteen. sieh. 80. . 7. e. et im 
. 7. e. (e ^ puech. apo. 5. in prin. sieh. 19. . 3- b. (f f schenden. Esa. 8. in 
fin. maledicet deo suo. Psl. 6. in inferno autem quis confitebitur tibi? sieh. 80. 5-4. g. 

VI. ^ Zum andern ist das fegfewr lauter bedeyt bey disen wortten johan- 
nis (a). Wo ainer versteet daz sein nagster gesiindigt hab nit zum tod , fiir den- 
selben sol er petten, alszdenn wirt das leben gegeben jhenem der nit zum tod ge- 
siindigt hat, das ist der nit in todsiinden gestorben. Sonnst ist ain siind zum tod, 
fur solhen todsiinder soell kainer petten. das ist fur jhen lebentig die verzweifelt 
haben an gotes parmhertzikait. oder fur jhen tod die wissenlich in todsiinden 
gestorben seinn, ist vnnot zepitten. nachdem dieselben selen vnsaelig (b) seinn, 
vnnd nach jrem tod fiirter khain hofnung mer ist. Aber fur ander, die nit in tod- 
siinden verharren noch wissenlich in todsiinden abgeleibt, sonder vmb siindig 
schulden oder vmb mayl laeslicher siind im fegfewer pucesen, sol vnd mag 
ainer petten. Dann kain gepet hilfft jhen so hie in siinden erstockht oder von 
hinn in todsiinden verschiden seinn. Die andern hilfft gemain vnd sonder pete. 
Darumb ist yeglicher schuldig fiir die toden glawbigen, desgleichs fur dielebenti- 
gen todsiinder, sy seinn fruend oder feind , zepetten vnd zesprechen. vergib (c) 
vns vnser schuld. 

(a f Johannis. 1. johan. 5. in fin. (b J vnsalig. eccli. 27. ant. fin. desperatio 

est animac infidelis. prouer. 11. in prin. mortuo homine impio: nulla erit vltra 

spes. sieh. 81. . 7. e. (c ^ vergib. Mat. 5. in fin. sieh. 3. . 7. d. et 47. . 11. a. 
et im 84. . 1. c. 

VII. ^ Zum dritten beschiecht an etlichen orten des allten gesetz meldung 
vom fegfewer dorjnn geschriben steet. Heilig vnd haylsam (a) istdiegedechtnusz 
fiir die toden zepetten, domit sy von jren schulden erloest werden. Jtem du sol- 
dest dem toden (b) die gnad nit verpieten. vnd Booz (c) ist vom herren gebene- 
deyt vmb das er solhe gnad, so er den lebentigen bewisen, auch den toden hat 
behallten. Wo nu khain fegfewr, waer solhe heilige schrifft fael, auch ain eytler 
vberflus vnd vmbsonnst fiir die toden zepetten, oder gnad zuoerwerben. Aber 
die kirch hat biszher gebraucht auch gepoten, toden cristlichen selen im fegfewr, 
mit vnnserm pete vnnd opffer , zuo hilff zekommen. Es lawt auch disc schrift 
vom fegfewr. do job (d) zum herren spricht. Wer gibt rnir, daz du mich in der 
hell (e), nemlich des fegtewrs, beschiitzest vnd verpergest bis dein zorn fiirgeet 
vnd setzest mir auf ain zeit, dorjnn du mein werdest gcdenckhen. Dise 
wort ziehen sieh aufs fegfewr, in deme got menschlichen geist vor poesen 
geysten verhueet , vnd doch verschlewst bis aufgesetzte straff vnnd die zeit der 
puoes verschinen, vnd also menschlicher geyst von seinen rnaylen im fegfewr ge- 
raynigt ist, alsdenn bedenckt vnd begnadt got denselben geist mit himlischenfrey- 
den. Darauf im job ferrer steet geschriben. Nembt war, 'got wiircht (f) alle ding 
domit er die selen herwider berueeffo von der zerriittung, vnd erleychte diesell-^n 
selen rnit dem liecht der lebentigen. Also auszzelegen, daz Cristus die selen 



VON SCHRIFFTEN DES FEGFEWRS. 573 

nach vberstandner puoes, awszeriittem fegfewr beruefft vnd erleycht mit dem 
liecht lebentiger saelikait. AIs Salomon (g) sagt zuo got, du hast mich erledigt 
von den porttcn der trueebsal vnd aus der fewrein press, die mich vmbgeben het- 
ten, vnd mitten im fewr bin jch nit verprunnen. Dann allein got fuert mensch- 
lichengeist ins fegfewr vnd widerumb heraus (h). Er schlecht den menschen mit 
straeflicher ruoett(i) des fegfewrsvnd wirtsein selerledigen aus der hell desselben 
fegfeurs. Darumb die geist, so ausmm fegfewr erledigt seinn, gegen got beken- 
nen, wir seinn gegangen (k) durch fewr vnd wasser, darnach hastu vnns gefueert (I) 
in kueele ergetzung. 

(a ^ hailsam. 2. Macha. 12. in fin. salubris est cogitatio pro defunctis. (b f 
toden. eccli. 7. in fin. morluo ne prohibeas gratiam. (c ^ Booz. Ruth. 2. in fin. 
(d 5 Job. quis mihi hoc tribuat. (c f belle, sieh. . 5. d. (f f wiircht. job. 33. 
in lin. ecce haec omnia operator deus. (g J Salomon, eccli. 51. in prin. iiberasti 
me de porlis. (h J heraws. 1. reg. 2. post prin. deducit ad inferos et reducit. im 
83. . 5. a. et . 2. f. (i 5 ruett. sieh. 80. . 7. n. (k J gangen. Psl. 65. 
Iransiuimus per ignem. (1 [ gefuert. sieh. 80. H. a. 

VIII. ^ Zum vierden wirtain fegfewer zesein, beweist im Ewangeli, sonnder- 
lich bey diesem wort vnnsers herren Jesu. Wer redt wider beiligen geist (a) dem 
wirt nit vergebeu, weder in diser noch in jhener weld. Dabey ist zeuersteen, 
ettlich siind zesein die hie vnd dort vergeben werden. Deszhalb muoes sein ain 
fegfewer, dorjnn jhen siind, die wider heyligen geist nit beschehen, gepueest vnd 
nach der puoes dort vergeben werden. Solh vergeben erayscht dort ain straff, 
der khaine im hymel aufgelegt, nachdem daselbs nichts vnrains ist. Jn der hell (b) 
wirt kain straff nachgelassen, darumb muoess ain mittel, nemlich das fegfewr sein, 
in dem aufgelegte straff nachgelassen sey. Deszgleichs werden vom fegfewr ver- 
standen dise ewangelische wort. Cristus wirt ew tawffen 5m heiligen geist vnd 
im fewr (c). in seiner hand ist ain windschawfel. Er wirt seinn tenn awssaw- 
bern vnd alszdann den waitz vechsnen in seinen sladel, vnd die fleiden vcrpren- 
nen in vnerleschlichem fewr. Hie in streyttunder kirch beschiecht die tawf mit 
wasser im heiligen geist, der die selen raynigt von jren siinden. Dort in puees- 
sunder (d) kirch werden die selen getawft vnd gerainigt im fegfewr, daselbs hat 
cristus in seiner hand die schawfel gotlicher gerechtikait, mit derselben swingt 
er die schulden vnd mayl aws der sel durch puoes vnd gnuogthuoung im fegfewr, 
bis die sel gantz geraynigt, die alszdenn (wie ain lauter korn) zevechsnen ist jnn 
stadel ewiger saelikait. vnd die siind zeuerprennen in hellischem fewr. 

(a f geist. Mat. 12. in med. sieh. 36. . 12. e. (b 5 hell. sieh. 80. . 2. d. 
(c ^ fewr. Mat. 3. Luce. 3. ipse vos baptisabit in spiritu sancto etigne. poleas com- 
buret igni inextinguibili. sieh. 76. . 9- i. (d f puessunder. sieh. . 2. a. et 
im 5. 10. b. 

IX. ^ Aws obbestymbten vnd nochmer andern stollen in heiliger schrifft 
eingeleibt, sonderlich im Job vnnd im psalter (a) (die jch von kiirtz wegen hie jnn 
nit all melde) wirt lawlerbefunden vnd beweist, dazain fegfewr (a) ist, in dem die 
vermailigten selen geraynigt werden vnd puoes vmb jr scbulden vbersteen muees- 
sen. Darumb haben die apostelinjremglawb(denmantaglichpett) dergantzen(b) 
kirch vnderschid gesetzt. nemblich mit disen wortten, die kirch lebentiger menn- 
schen hye slreyttund. Jch glawb die heilig cristenlich kirch. darnach die him- 
lisch kirch. jch glaub gemainschaft der heiling. Zuo lesst die kirch im fegfewr 
pueessend. Jch glawb ablas der siind, nemlich daz den selen im fegfewr aufge- 
biirliche pein odor gnuogthuoung die siindigen mayl vnd schulden abgelassen wer- 



574 ZWAYUNDACHTZIGIST CAPITEL YQN SCHRIFFTEN etc. 

den. Darzuoe haben dieselben apostel (denen derselen leiden im fcgfewr bewisst 
gewesen) denselben selen zuo hilf vnd fudrung auffgesetzt vnd im ambt beiliger 
mess geordent zehallten ain gedechtnusz der toden, so die ander stillmess genennt 
ist. Daz aber memoria defunctorum durch die apostel aufgesetzt sey, des gibt Cri- 
sostomus (c) zewgnusz in seiner homelia. Darauf hat ganntze cristenliche kircb, 
im ambt des altars die ander stillmess fur glawbig selen zehallten gepoten (d) vnd 
biszher vngezweifelt gaentzlich gelawbt vnd zuo got verhofft, daz dadurch densel- 
ben glawbigen selen im fegfewr geholffen werde. Dasselb schaetzt augustinus (e) 
fur gnuogsarne bewaerung des fegfewrs vnd spricht. Ob nyndert in der schrifft 
dasselb fegfewr lawlter angezaygt, waere doch des fegfewrs ain gwelltige bewei- 
sung der kirch langer gebrawch, daz die priester (f) bey dem altar der selen ge- 
dechtnuss haben mueessen. Solhe gedechtnuss saeligen selen im himel nit not, 
noch verdambten selen in der hell nutz ist. Deszbalb beschiecht der lodeh ge- 
decbtnusz in der mess zuo guot vnnd hilff nur den selen im fegfewr. 

(a ^ psalter, sieh. 80. . 11. per to. (a ^ fegfewr. sieh. 30. 1. f. et . 7. c. 
et 63. . 3. e. et sieh. 74. . 5. 'g. et 80. . 7. a. et 81. . 9. k. (b ^ gant/en. sieh. 
6. . 1. g. (c ^ Crisostomus. homelia. 69. (d f poten. 13. q. 2. in ecclesiasticn. 
et c. pro obeuntibus. (e ^ augustinus. libro de cura pro mortuis agenda. (f ^ 
priester. sieh. 65. . 8. p. 

X. ^ Darauf ist zebesliessen. daz nyemand seines vnnd seiner ellter hayls 
vergessen noch das fegfewr verwerffen sol. domit die lieben selen nitversawmbt 
noch jr erledigung verlengert werde, dann dariiber mueesslen jr gelassen erben 
vnd fruend vmb jr vndanckberkait swaer vrtail wider sieh gewartten. Dann wer 
seinem nagsten nit parmhertzikait (a) beweist, wider denselben ergeet das gericht 
on parmhertzikait. Es moegen auch die falschen lerer, denen yetz die vncristen 
wider das fegfewr nachuolgen, nichts gegriindts anzaigen warumb kain fegfewr 
sey. Aber all cristenlich lerer mitsambt gemainer kirch haben (wie obsteet) vil 
schrift vnd vrsach des fegfewrs angezaigt, vnd darauf beslossen, auch biszher dafiir 
gehallten, daz ain fegfewer sey als dritter (b) tail cristenlicher vnd schlaffender 
kirch, dorjnn die lieben glawbigen selen sytzen, vnd in angsten (c) zuo got schreyen. 
O allmaechtiger erhoer vnd erparm dich vber vns, dann du pist ain parmherlzi- 
gergot. wir haben vor dirgesundigt, erhoer das gepet der toden von israhel. Dise 
wort werden allain verstannden von den selen im fegfewr, nit von den lebentigen 
noch von den verdambten. sonnst waere nit gemeldet das geschray der toden 
von jsrahel. dieselben seinn in guoter hofnung irer erledigung. so die verdamb- 
ten nit haben, sonder in iron siinden erstocktvnd an gollicher parmherfzikait ver- 
zweifelt seinn. Darawf die kirch ire glid im fegfewr vertroesst, sprechund. Jr 
meine kind sollet sein aines guoten gemuets (d), schreyet zuo got, der wirt ew er- 
ledigen vonn fursten der feind. Dargegen pitten bemelt selen jr muoeter strey- 
tunde kirch vmb hilf vnd fiidrung gegen got. Denselben lieben selen moegen auch 
der kirch pete vnnd ander froembd hilf vor gotlichem gericht zuostatten koemen, 
wie hernach voligt. 

(a ^ parmherczikait. jaco. 2. in med. im 83. . 3. h. (b 5 dritter. sieh. . 8. d. 
(c ^ angsten. baruch. 3. in prin. anim'a in angustijs clamat. (d f gemuets. baruch. 4. 
in med. animae quiores estote filij. 



DBJEWUNDACHTZIGIST CAPITEL. OB FROEMBDE FUDRUNG etc. 575 



DREWUNDACHTZIGIST CAPITEL. 

Ob froembde ftkdruiig erspriess iin fegfewr. 

I. Wer hie, in der zeil gotlicher parmhertzikait, ordenlicbe pues verzewcht(a) 
vnd die schuld, so er got zethuon ist, nit gar bezalt noch die siindigen mayl mit ge- 
biirlicher straff ablegt, der muoes dort im fegfewr, do golliche gerechtikait (b) fiir- 
zewcht, an seimm geist gepeinigt werden nach den>, vrtail gotlichs gerichts. Das- 
selb vrtail vnd sein volziehung wirt allain durch got gefelt (c) vnd taxiert wieuil 
pein menschlicher geist vmb sein mistat, so er hie nit gnuogsamlich gepueest noch 
abgewaschen hat, im fegfeur leiden solle. Deszhalb spricht der weis (d) zuo got. 
Du bist herr dergwalt hat des lebens vnd tods, du fueerest bis zuo des tods porten 
vnd fueerest herwider. Wann menschlicher geist awsgeet, alszdenn kumbt er nit 
berwid<?r noch die abgeschiden sel wirt widerumb berueeft, aber vnmoeglich istaus 
deiner hand zuoempfliehen. Doch pfligt got sein streng vrtail aus vrsachen ofFt 
gnediklich zemildern. Darawf ist zewissen daz glawbig selen ausmm fegfewr erle- 
digt werden in zwayerlay weg. Ainsten so nach der streng gotlichs vrtails durch 
jnwendig vnd auswendig pein, der selen mayl vnd schulden gar vertiligt vnd ver- 
golten seinn. Anders tails durch gnedigen wege, so des fegfewrs pein wirt awfge- 
hebt odergeringert durch auswendig oder froembd (e) bilf, von denen hernach stet. 
Vnd was den menschen geholfen hiet so fur jn hie etwas guoets beschehen waere, 
dasselb rnag seiner sel auch helfen im fegfewr, als meszlesen (f), gepete, almosen oder 
dergleichen haylsame werch, so frumm lewt fur ander verbringen. Wiewol die 
selen selbs nit betzalen moegen anders dann mit pein des fegfewrs, moegen doch 
fur sy ander (g) lewt mit parmhertzigen werchen bezalen, oder dem gestrengen 
richter etwas abpitten. Also im alten testament hat der priester (h) gepeten fiir 
jhene sel die vnwissund vor got gesiindigt, vnd er hat ir von got gnad erworben. 
Desgleichs was guoets fiir glawbig selen hie in der kirch beschiecht, ist got dort 
angenaem vnd mag jnen wol erspriessen. Das wirt verstanden durch solh exem- 
pel, wie ainleiblich glid, als ain guoter magen oder gesuendte leber (i), vrsachgibt 
daz in seinn mitglid als in hennd oder fueess, so sy swach seinn, vom haupt guot 
einfliisz geen, also moegen gerecht christen, die in streytunder kirch leben , iren 
mitgliden die in pueessunder kirch sitzen, nemlich glawbigen selen, von ir beder 
haup jhesu christo versueenung erwerben vnd den herren bewegen, dazerseinen 
hailsamen einflusz (k) der gnaden vnd ablas derpuoes mittail glawbigen selen. die 
vnwidersprechlich vnderm haup christo der lebendigen christen geistliche mitglid 
seinn. Natiirlich dient (I) ain leiblich glid dem andern. Deshalb seinn lebentig 
christen schuldig zedienen iren verstorben mitgliden glawbigen selen als iren 
nagsten. 

(a f verzewcht. dis 25. qui in aliud seculutn. (b ^ gerechtik. ira g. 9. g. etsieh. 
82. . I. f. et 80. . 11. k. (c ^ gefellt. im . 5. a. et . 10. h. et.l. et im 100. 5- 6. 
6. f. (d 5 weis. sap. 16. post prin. vitae et mortis babes potestatem. (e f frombd. 
im . 4. a. (f f mess, im . 4. b. (g ^ ander. 13. q. 2. tempus. (h ^ priester. Nu. 
15. ant. fin. rogabit sacerdos. im . 8. e. et . 10. b. et im 84. . 1. i. (i f leber. 
sieh. 28. . 5. b. (k f einflusz. im 5. 2. b. et sieh. 28. . 5. h. (1 f dient. sieb. 49. 
5. a. 

II f All drey tail der kirch (a), benentlich himlisch, jrdisch vnd im fegfeur, 
ist ain airiiger leib vnd haben ain hawp christum. Deszhalb moegen die glid im 



576 DREWUNDACHTZIGIST CAPITEL. 

fegfeur empfahen ober einfliisz (b), erstlich von cbristo, nacbmals von iren mitgli- 
den zu himel vnd auf erd. Doch muoes des verstorben geist solher geistlicben 
einfliisz fabig vnd geschickt (c) sein dieselben zuoempfahen, nemlich daz der mensch 
in seinem leben verdicnt bab nacb seimm abganng froembder bilf zegeniessen. 
Dariibergibtaugustinus(d)disevnderschid. dazfroembdehilfkoemezwnutzimfeg- 
fewr jhenen gla wbigen selen, die (als sy noch hie in jren leiben gewest) verdient haben, 
daz sy tailhaftig(e) werden des gotszdinst oder gemainsgepets vnd guoeter werch, so 
taeglichinderkirchvnddurchfrummlewtbeschehen.Alszdennwirtdadurchdensel- 
ben selen ir schuldige pen dortimfegfewraufgehebt vnd gar oderains tails geringert I 
(f), docb nacb mass vnd gelegenhait guoter werch so in sonderbait oder in gemain fiir 
die selen bie bescbehen. Werden vil mess oder pete oder alrnosen oder ander 
guole werch fiir deinn vater ausgericht, destmer ringerung empfaecht sein sel im 
fegfewr. Doch seinn solhe froembde werch nit souil awstraglich fiir die selen im 
fegfewr, als ob syselbs dieselben werch in jrem zeitlicben leben bie awsgericht 
hieten. (*) 

(a f kirch. sieh. 6. 1. g. (b 5 einflusz. sieh. . 1. k. (c f geschickt. im . 
11. f. et sieh. 72. . 5. d. et 81. . 6. e. (d f augustinus. 13. q. 2. non estimemus. 
im . 7. h. (c ^ tailhaftig. im . 7. i. (f f ringert. im . 5. d. 

III. 5 Dariiber ist zemerckhen. wer bey seinem leben in aimm testament 
(a) oder sonst in seimm lesten willen etwas scbaefft zuo hayl seiner sele auszerich- 
ten, soferr er solhe ordnungthuot awsrechterlieb (b) vnnd gotsforcht vnd darinn 
bis auf sein ende verharrt, alszdenn eraichtervonstundan das verdienn seines guoe- 
ten fiirnemens. Aber desselben verdienn frucbt, benentiich Vergeltung derschul- 
den vnnd ringrungderpein, bescbiecht erst so das verordent guot werch volstreckht 
ist. Darumben sol aines lesten willen awsricbtung paid volzogen vnd nit awfge- 
schoben werden zw nachthail der abgescbiden sele. Dann dieweil nit gehalten 
werden die gestiften oder geschaften mess (c), noch arm lewt begabt vnd zepetten 
bewegt, noch ander gueetig sachen ausgericht, dadurch wirt den selen im fegfeur 
ire ergetzlikait daselbs verzogen vndsy destlenger oderswaerlicherin pein beleiben 
mueessen, ausverschub der volziehung des testaments. Deszhalb werden jhen, soge- 
uerlicher weis solh testament oder lest willen awszerichten verziehen oder verjr- 
ren, genent moerder (d) der diirftigen selen, die vnsaeglich pein im fegfewr leiden 
( 2 ). Wiewol dasselb fewr nit ewig, ist es doch wunderbarlich scharff vnd vber- 

( l Es war in der Kirche nie ein Zweifel, dass die Gebete und Opfer den Seelen im Rei- 
nigungsorle zugewendet werden konnen und ihnen niitzen. Die ganze Kirche bildet Einen 
Leib, dessen Haupt Christus ist. Zwischen Haupt und Gliedern muss ein lebendiges Wechsel- 
verhaltniss stattfinden. Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mil. Die verstorbenen 
Gerechten sind aber Glieder 'dieses Einen Leibes, \vie der hi. Augustin bcmerkt: ,,Die Seelen 
der enlschlafenen Frommen werden von der Kirche nichl gelrennt, welche das Reich Christi 
ist." De Civil, dei. lib. XX. r. 9. Daher hat der Kirchenralh zuTrient beschlossen, dass Tiir 
die verstorbenen Glaubigen Messopfer, Gebete und Almosen vcrrichtet werden sollen. Sess. 
XXV. Decret. dc Purgatorio. 

( 2 Diese Hestimmung wurde schon auf deni ersten Concil zu Vasa im Jahre422 gegeben: 
,,Die welche die frommen Opfer Verstorbener zuriickbehalten oder sie nur zogernd andieKir- 
chen herausgeben, sollen AVJC Dnglaubige von der "Kirche ausgeschieden werden, weil es gewiss 
ist, dass eine solche Vereitelung heiliger Frominigkeit der Verlaugnung des Glaubens gleich 
kommt; denn es werden die entscelten Glaubigen um dieErfiillung ihrerWiinsche, dieArmen 
aber um den Trost des Almosens und ihren nothigen Lebensunterhalt betrogen. Oaher sind 
solche gleichsam Morder der Diirftigen, und konnen nicbt fiir solche geachtet werden, welche 
das Gericht Gottes fiirchten. Daher sagt ein Kirchenvater in einer seiner Schriften sehr pas- 
send (Hieronymus de vita clericorum. ep. 2.) ,,,,Wer einem Freunde etwas entwendet, begeht 
einen Diebstahl, wer aber die Kirche betriigt einen Kirchenraub." " C. 13. q. II. c. qui oblia- 
tiones. et c. clerici. 



OB FROEMBDE FUDRUNG ERSPRIESS IM FEGFEWR. 577 

trift all pein discr weld. Auf solhe swaerenot hat die kirch (e) georclenl fiirglau- 
big selen zopelten, zcfasten, messzehallten, zeopfern, almosen zegcben, liecht ze~ 
prennen. kirchfert zcgecn vnnd mcr dergleichen werch der parmhertzigkaitzeuol- 
bringen. Zuo welhen werchen vns Auguslinus (f) ermont sprechund. Taeglich 
scbreyen zuo vns die selen so in pein ligen, aber wenig leiit antworten jnen. Sy 
bewlen, abernyemanttroesstsy. Oainrnerckhlichegrawssamkaitvnd vnmenschait. 
Allzeit scbreyen zuo vnns jhen die fur vnns, dieweil sybiegelebt, offt beswacrnuss 
getragen. Dannoch wellen wir jnen nit zuo hilf koemen. Nymwar. wo aincr 
im pelt kranckh ligt vnd schreyt, alszdenn kumbt jme zuotrostvndhaylain artzt. 
Ja wo nur ain swein schreyt, man hat mit jm mitleiden. Aimm esel, dcr gefallen 
ist, hilfft man widerumbawf. Aber schreyunden vnd peinigtenlieben selen. kumbt 
nyemant zw hilf noch trost. wider des herren gepot, daz du ainen yeglichen, der 
dich pitt (g), geweren soldest. deszhalb er dich verurtailt sprechend. Jch bingc- 
Ipgen im kaercher(h), nemlich des fegfeurs vnd du hast mich nit haimgcsuecht, 
Jarumb geehin in ewig fewr. Dann die in christo sterben, seinn glid Christivnnd 
vnser milbrueeder (i). Darawf seinn solh lewt, die den verstorben selen gegen 
got schuldig pele vnd hilf nit beweisen, rechtlich zepannen (k) vnnd die dicb 
genent. 

(a f tcslamcnl. sieh. 65. . 1. a. (b f lieb. im . 6- e. et . 7. b. et sich. 44. . 
12. a. ct 80. . 7. m. (c } mess, im . 4. b. et sich. 80. <. 7. f. (d <J murder. 13. 
q. 2. qui oblaciones. et c. clcrici. im 98. . 7. f. (e [ kirch. sieh. 80. . 7. d. (f 5 
augustinus. de cura mortuorum ct serm. 44. (g ^ pitt. Luce. 6. omni petcnti tc tri- 
buc. (h ^ karcher. Math. 25. in fm. sieh. 82. . 10- a. (i f bmeder sich. 23. . G. 
f. (k 5 pannen. 13. q. 2. qui oblaciones. 

IV. f Gregorius setzt vier froeinbd (a) hilf, dadurch glawbigen selen im feg- 
fewr geholfen werde, benentlich petten, lasten, almosen vnd am maisten dureh 
opfer der mess (b). Jn denselben vier gotszdiensten seinn all ander awswcndig 
oder froembd hilf begriffcn. Das petten betrift geistliche vnnd jnwendige andacht. 
Fasten berueert leibliche kestigung. Almosen gelnngt an den nagsten. Die mess 
beslewst gottes lob. Jtem bey petten (c) ist verstanden alles was jnwendig vom 
hertzen geet vnd der andacht zuoegehoert. Bey fasten (d), alles dasawswendigcr 
puoes vnd guoten werchen anhengt. Bey almosen (e) tier parmhertzikait werch 
betreffend, die lieb vnnd nulz vnsers nagsten, er scy lebentig oder tod. Naemlich 
ist die begrebnuss (f) ain werch der parmhertzigkait. Dann toder leib wirt be- 
grabcn in geweichte erde, dieweil sonst gantzer erdpoden von wegen dcr siind 
von got verfluoecht (g) ist. Deszhalb geweichte begrebnuss dem abgeschidcn 
menschlichen geist zuo ainer ergetzligkait beschiecht. Daraws voligt, daz derselb 
geist auch vnser nagster (h) ist, dieweil wir jm zuo dinst, seinn toden leib begraben 
sollcn. Darumb hat Magdalena (i) kostliche salben gegossen awf jhesum vnnd ist 
ladurch fiirkomen kiinftiger begrebnusz des herren. Zum vierden wirt bey der 
mess (k) verslanden aller dienst vnd ere, die got von vns zebeweisen seinn. Mit 
yetzfaestimbten vier gotlichen werchen mag den selen im fegfewr geholfen werd en 
dadurch sy finden ewigs leben vnnd himlische glori. Jn mass geschriben (I) steet. 
Durch die parmherlzikait vnd warhait wirt geloest die posihait. Wer nachuoligl 
der gerechtikait vnnd parmhertzigkait, der findet das leben vnd glori. Wie nu 
gerechter parmhertzikait gots wol gebiirt die erwclten von siindiger vnsawbrikait 
im fegfewr zerainigen, also gebiirt parmhertzigcr gerechtikait gots dieselben erwel- 
ten von jrer pein, aws fiirpete der kirch vnd frummer lewt, ains tails, oder gar 
zuoerledigen. 

U e i t h m e i e r, Berthold's Theoiogey. 37 



578 DREWUNDACHTZIGIST CAPITEL. 

(a f friimbd. 13. q. 2. animae defunctorum quatuor modis soluuntur. et c. tempus. 
von frorabder hilf. sieh. . I.e. et sieh. 20. . 7. e. et 53. . 5. i. et 70. 5- 6. b. et 
74. $. 1. h. et sieh. 80. 10. c. et im 84. . 1. a. et . 6. i. et 87. . 1-b. et im 89. 
. 7. e. cle onere eccle. c. 15. . 10. et kata. senenn. c. 148 $. 4. (b f mess. sieh. 
. 1. f. et . 3. c. et sieh. 65. . 2. f. et im k. (c ^ petten. sieh. 76. 5- 2. a. et im 
84. 5. 1. h. (d f fasten, sieh. 76. . 3. a. (e f almosen. im . 6. f. et im 87. . 1. 
f. (f f grebnusz. Tob. 12. im 87. . 1. e. et 90. . 7. b. (g f verfluecht. Gen. 3. 
sieh. 25. . 6. a. (h f nagster. sieh. 47. . 4. d. et im . 6. d. et . 7. g. (i f mag- 
dalen. Marci. 14. in prin. peruenit vngere corpus meum in sepulturam. sieh. 70. . 
G. c. (k ^ mess. sieh. b. et im . 6. g. (1 f geschriben. prouer. 16. in prin. et pro- 
ner. 21. ant. fin. sieh. 82. . 2. f. 

V. 5 Darauf ist zewissen, daz im fegfewr menscblich geist mueesson vber- 
steen die straff vnd zeit souil vmb ir mayl vnnd sclmlden.nachgotlichem vrtail (a) 
awfgesetzi ist. Dieselb zeitlich strafF nachzelassen hiet der mensch durch sichselbs 
von got hie in gnadenreicher zeit (b) wol erlangen moegen, was er aber hie nil 
erlangt. dasselb muoes scin geist strackhs erstattenmit peindortim fegfewr, nach- 
dem er durch sichselbs khain nachlassen mer erlanngennochverdienenrnag. Desz- 
halb jme froembder fiidrung not ist. Dariiber vernym dits beyspil. Aia vbel- 
taeter, so den tod verschuldt het. wirt vom fursten begeben des strengen vrtails, 
doch in fancknuss gesprochen vnd eingelegt, bis daselbs jm der ftirst ain geldstraff 
oder sonst leidliche puoes aufsetzt. Derselb begeben vbeltaeter mag in versloss- 
ner faencknus den fursten vmb ferrer gnad nit anlangen oder pitten, wie er thuon 
hiet moegen dieweil er noch hervor vngefanngen gewest. Aber sein fruend vnd 
ander guot lewt moegen fur jn pitten (c) den fursten, demselben etwas vereren, 
daz er dem gefanngen sein fanckhnuss awfhebe oder ettwas ringer (d). Derglei- 
chen beschiecht menschlichem geist, den got todlicher verdamnusz begeben, aber 
in fancknusz des fegfewrs geschickt hat, daz er daselbs soltgeraynigtwerden vnnd 
die schulden, so er got hie zebezalen versawmbt hat dort mit puoes gegen got 
vergelten. Darinn jm nichts nachgelassen noch gnad bewisen wirt, anders dann 
daz alle schuld vnnd awfgelegte puoes gar bezalt werde bis awf wenigisten 
bailer (e). 

(a ^ vrtel. sieh. . 1. c. et sieh. 82. . 7. h. (b ^ zeit. Gal. 6. dum tempus ha- 
bemus operemur bonum. sieh. 54. . 12. e. et 82. 3. e. et im 100. . 7. b. (c 5 
pitten. im . 10. a. (d f ringer, sieh. . 2. f. et im . 6. c. et . 11. a. et.sieh. 58. 
. 10. e. (e f haller. Math. 5. et Luce. 12. in fin. im . 6. b. 

YJ. 5 Darumb hatdichvnnser hayler gelernt, daz du deinem widersacher (a) 
paid nachgebest, dieweil du noch rnit jme bist hie aufmm weg, das ist, dieweil du 
lehest hie in diser weld. Vileicht wurd dich sonst der widersacher vberantwort- 
len dem Richter vnnd richter weiter dem diener, daz dich derselb solt legen inn 
kaercher des fegfewrs. Warlich sag ich dir, aws domselben kaercher wirdest du 
nit geen, bis du alle schuld auf lesten quadrant (b) abgericht hast. Domit ist dan- 
noch nit abgenomen, fiir den gefangen im fegfeur moegen sein fruend oder ander 
lewt, die noch hie seinn awfmm wegeder parmhertzigkait, mitfurpet vnndguoe- 
len werchen vor got erscheinen vnd jme wol erspriessen, vileicht erlangen nach- 
lassung oder ringerung (c) der pein im fegfewr. Soelhe pete seinn auch got an- 
genaem , wo sy beschehen aws lieb des nagsten , deszgleichs ersprieslich mensch- 
lichem geist im fegfewr, der auch vnser nagster (d) ist, vnd in lieb (e) gotsvnddes 
nagsten vonhinn abgeschiden, auch nochmals dorinn ist. Gleich wie ain guoter 
fruend fiir ainn schuldiger mag dem glawbiger ettwas abpitten, oder ainn fail der 
schuld oder dieselb gar bezalen. also mag ain frummer mennsch fiir ain oder rner 



OB FROEMBDE FUDRUNG ERSPRIESS IM FEGFEWR. 579 

' schuldig selen, gotlicher gerechtikait etwas abpitten oder mil guolen werchen er- 
I statten, als mit almosen (f) oder andern parmhertzigen werchen vnd gotszdinsten, 
i besonder mit dem opfer heiliger mess (g). 

! 

I (a J sacher. Mat. 5. in med. Luce. 12. in fin. da pperam liberari ab illo. sieh. 

i 51. . 10. a. (b f quadrant. Mat. 5. sieh. . 5. e. et sieh. 74. . 3. e. (c f ringe- 

i rung. sieh. $. 5. d. (d 5 nagster. sieh. . 4. h. (e f lieb. sieh. g. 3. b. (f f almo- 

\ sen. sieh. . 4. e. (g *f mess. 13. q. 2. tempus. sieh. . 4. k. et sieh. 62. $. 6. b. et 

1 80. $. 7. f. .. 

; VII. 5 Awf das froembde hilff vnd anderr lewt fiirpete wol angelegt werde. 

^ ist not, daz der fiirpitter (a), desgleichs jhener fiirden gepeten wirt, bedawfrecht 

i seinn, nemlich in ordenlicher lieb (b) vnd gnad gots. Dann waere in lieb gottes 

\ menschlicher geist hie nit abgeschiden noch der fiirpitter got angenaem, alszdenn 

: waere sein pete an jnen beden verloren. Dergestall ist gemain pete der kirch 

; verloren an verdambten geisten, die als abgesnitene glid (c) vnfahig seinn allergna- 

den. Jn mass des leiblichen hawps guot einfliiss nit fliessen in abgesnjten bend, 

fueess oder inandere tode glide. Wann aberaws vnwissenandachtige fiirpete be- 

"i schehen oder sonst gotszdienst gehalten wirt fur verdambt selen oder fur ander 

\ iewt, die froembder bilf nit bediirffen, als fiir jung getawfte kind (d) oder fur an- 

i der lewt die man verhofft, daz sy ausmm fegfewr erledigt seinn. Dannoch be- 

; schehen pete vnd gotszdinst in der kirch denselben erwelten nit zuo notdurft, son- 

i der zuo freydeu vnd danckberkait auch zuofodrist got zuo lob vnd ere, nach dem 

; spruch esaie. Jn der kirch wirt gefunden wunn vnd freyd (e), danckberkait vnd 

; stym des lobs. So seinn aucb kainer froembder bilf oder furpets bediirffend die 

: erwelten geist zuo himel, die ir ende erraicht haben vnnd nit hoeher begabt wer- 

; den moegen. Sonder wir sollen dieselben erwelten (f), als glid himlischer kirch, 

anrueeffen vmb hilf vnd fiirpete gegen got, daz sy vns hie vnd glawbigen selen im 

fegfewr, als iren mitgliden (g), von got gnad erwerben, das wir dann zebeschehen 

,; verboffen moegen. Wo nu bemelt froembd hilf vnd fiirpete nit erspriessen jhe- 

; nen selen, fiir die man pitt, villeicht vmb das sy zuo hell oder zuo himel vnd nit 

'] im fegfewr seinn. Nichtsweniger wirt dasselb fiirpet vnd gotszdienst angelegt in 

j gemain alien glawbigen auch sonndern menschlichen geisten , nach aines yeden 

i verdienn so er in seimm leben (b) erobert hat, daz jme nach seimm abgang der 

'j kirchen gotszdinst, auch anderr lewt pete vnd guote werch moegen erspriessen. 

i Dermassen wirt vnder glaubig selen, desgleichs vnder lebentig christen, nach aines 

; yeden schickligkait, ausgetailt gemainer gotszdinst der kirch vnd irer erwelten glid. 

I Wie dauid bekent. Herr ich bin tailhaftig (i) aller jhener die dich fiirchten vnd 

| deiner gepot verhueelten. 

I (a ^ furpitter. im . 8. a. (b J lieb. sieh. . 3. b. et sieh. 81. . 11. e. (c ^ 
I glid. sieh. 70. . 2. a. et im 90. . 2. d. (d f kind. sieh. 3. . 12. f. (e f freyd. 
j Esa. 51. in prin. gaudium et laetitia inuenitur in ea. gratiarum actio et vox laudis. 
j sieh. 27. . 3. f. (f f erwelten. im 84- . 6. i. (g ? mitgliden. extra de celeb, mis- 
i sorum. cum marthe. sieh. . 4. h. im 84. . G. k. et . 7. e. (h f leben. 13. 
j q- 2. tempus. meruerunt ut haec sibi postea prodesse possent. sieh. . 2. d. et sieh. 
i 80. . 10. d. (i f tailhaftig. Psl. 118. h. particeps sum omnium timentium te. sieh. 
:) 5- 2. e. et sieh. 3. . 10. f. 

! VIII. f Zum andernn ist not, daz auch der furpitter bey got angenaem sey, 
; wie oben (a) angetzogen ist. Derselb mit seinem embsigen gepete ersprewsst vor 
I got nit aHain jhenen fiir die erpitt, sender auchjmselbs, nachdem an seinem fleis 
; vnnd lieb, die er gegen seimm nagsten ertzaigt, der ahnaechtig vngezweifelt gnae- 

37* 



580 DBEWUNDACHTZIGIST CAPITEL. 

dig geuallen hat. Jn mass ain verniiftiger herr destgncdiger istseincm vndorthan, 
den cr siecht guote fruendschaft vndnotdurftigehilfbeweisen gefangen vnnddiirf- 
tigen lewlen. also was abel (b) mitsainbt seimm opfer got angenaem. Jst aber 
der fiirpitter vngerecht vnd sein pete vngeordent. solh fiirpet oder ander geist- 
liche werch, durch ainn vngerechten menschen beschehen, seinngot, milsambtder 
person vngeuellig, noch ersprieslich weder dem ftirpitter noch der sclle , fur dio 
cr pitlct. Also was Cayn (c) mitsambt seimm golszdinst got vnangenaem. Vnd 
verrnaint gregorius. Wann ain missuelliger (d) zuo fiirpitter sey bestelt vnd zuo 
bclaidigtem herren gesandt, alszdenn werde des zornigen hcrren gemueet zuo me- 
rer hertikait bewegt. Nur es beschehe aws zuoefallunden vrsachen , vileicbt so 
ain verkerter sun arm lewt begabt, daz sy fur seines vatcrsselepetten, solh almo- 
sen mag derselben sele wol erspriessen, souerr diearmenleiitgerechtpcttcn. Des- 
glcichs welh fiirpitter von ires ambts vnd stands wegen etwas thuon, als priester 
(c), die gotles vnnd der kirch diener auch zuo gemainer geistlichen notdurft aller 
christglaubigen lebentiger vnnd toder gewident seinn. Ob gleich aws denselben 
ainer in seiner person got vnangenaem. Jst dannoch sein ordenlich gepete, mesz- 
halten, sacrament raichen vnd anderr awfgesetzter gotszdinst, souil an priesterli- 
chem ambt hengt, fruchtbar vnnd den glaubigen lebendigen oder toden erspries- 
lich. Nachdem solh ambt vnd gotsztiinst nit vom priester , sonder von got vnnd 
der kirch vrsprunglich hie seinn vnd moegen durch des priesters poszhait (f) nit 
verworffen werden. gleich so ain frummer herr durch seinn poesen knecht al- 
mosen gibt, bleibt das almosen guoet, wiewol der knecht poes. Darawf seinn be- 
stacndig vnnd krcfftig dise wort christi. Hellisch (g) porten moegen nit obsigcn 
wider mein kirch, sonder was du awf erden pindest oder atii'loesest, das ist in hi- 
meln gepunden oder aufgeloest. 

(a f obcn. sich. . 7. a. (b 5 abel. Gen. 4. sich. 79. . 6. c. (c J Cain. Gen. 
4. sich. 39. . 1. a. (d ^ missuelliger. 3. q. 7. in grauibus. cum is qui disciplet ad 
inlcrccdendum mitlitur; irati animus ad deteriora prouocatur. (e<J pricslcr. sieh. . 
1. h. et sieh. 62. . 4. d. (f f poszhait. sieh. 58. . 13. a. et im 91. g. 9. a. (g <J 
porten. Mat. 16. im . 10. g. et 73. . 2. c. 

IX. ^ Wirt gefragt. Ob pabstliche oder ander gnad (a) die selen ausmm fcg- 
fewr crledig? Darauf antwort. Fegfewr ist ain puocs allain von gotmenschlichen 
geisten awfgesetzt zuo abwaschungjrer siindigen maylvndzuognuoglhuoungver- 
sesner schulden, die sy bey irem lebenhienit abgcthanhaben, mitgebiirlichervnd 
herrter puocs, nach jnnhalt heiliger salzung im decrct (b) bcschriben, so in erster 
kirch die alten vaeter verpuntlich gemacht vnd vcrmaint haben dadurch siindige 
mayl vnd schulden aufgeloest zewerden. Dieselben geistlichen satzung seinn le- 
bendigen menschen, nit toden gegeben. Dann der tod alle ding auflocst. wie 
paulus schreibt. Das gesetz herscht (d) vber den menschen alslang er lebt, ain 
hawsfraw ist dem gesetz verpunden bey leben ires hauswirts, nach abgang dessel- 
ben, ist sy von seimm geselz ledig. Dergestalt ist menschlicher geist, nach seimm 
abschid, nymer vnder pabstlichem gwalt (e) noch vnnderm gesetz jrdischer kirch 
(in der ditsmals mer stat hat gotliche parmhertzikait (f) dann scharfe gerechlikail 
(g)) sonder er ist numals on mitcl vnderm gericht gots. daselbs mer gotliche ge- 
rechtikait dann parmhertzikait geprawcht wirt. Dann nach lawt heiliger schrifft, 
seinn die abgeschiden selen allain in der hand (h) gottes. Der do spricht. Nembt 
war, all selen seinn mein, wann vnser herr ist got vbersich im himel, benentlich in 
sighafter kircb. Er ist auch got vndersich in der erde, das ist in pueessunder kirch 
irn fegfewr das vnder der erden stct. Darawf hat christus Petro (i) vnd seiner 



OB FROEMBDE FUDRUNG ERSPR1ESS IM FEGi EWR. 581 

priesterschaft allain die hieig streytlund kirch beuolhcn vnd aigcntlicb gesprochen. 
Was ir pindcn vnd locsen wert awf erdcn. Er sprach nit vnder der erden (k) 
als im fegfewr. Dariibcr schreibt Papst gelasius (I). Christus hat seinn jungern 
nye beuolhen tod zeabsoluieren. do nu Lazarus (m) widerumb lebentig ward, 
erst gab cristus den jungern gwalt denselben aufzeloesen vnd frey geen zelassen. 
Daraws zcuersteen ist, daz vber der toden geist, so irn fegfewr sitzen, nit papst 
nocb ander geisllich ainicherlay oberkait haben, sonder allain got. der die toden 
zuo erkiicken rnacht vnd selbs drey (lawt des ewangeli) auf andere lewt ersuc- 
cbeu, erkiickt hat. vnd vermaint Gregorius (n), nit befunden werde, daz christus 
den vierden vom tod erkiickht hab, vmb das cr deszhalb von nyemants gepe- 
len (o) scy. 

(a ^ gnad. ira 89. . 1. b. et . 2. b. (b ^ dccret. dis. 50. et 26. q. 6. ct q 7. per 
to. 33. q. 3. per septcm distinct! ones. sieh. 74. 5- 7. a. (c 5 aufliisl. in aulem. de nuptijs. 
. dcinceps. colla. 4. (d ^ herscht. Ro. 7. in prin. lex in hominc dominatur quanlo 
tempore viuit. (c ^ gwalt. sieh. 73. . 2. ct im 89. . 2. f. (f f parmherczik. sieh. 
54. . 12. e. (g f gerechtik. sieh. . 1. b. (h J hand. Sap. 3. in prin. animc in 
manu dei sunt. Ezech. 18. in prin. ecce omnes anime mee sunt. Josue. 2. in med. 
deus in cclo sursum et in terra deorsum. De onere eccle. c. 15. . 4- cum seq. (i ^ 
jiclro. Mat. 16. im . 10. g. et im 89. . 9. f. (k f erden. im . 10. k. (1 f gela- 
sius. 24. q. 2. in sum. et c. 2. et c. ncc quisquam. (m ^ lazarus. Johan. 11. anl. fin. 
soluitc cum et sinile abire. im 89. . 11. k. (n f gregorius. de peni. dis. 1. voluis- 
scut. . christus. (o J gcpeten im. . 10. a. 

X. ^ Dieweil aber christenlicher kirch vnd frummer lewt geraain vnd be- 
sonder pete vnd fudrung fur glawbig selen vor Got erhocrlich seinn. Deszdalb 
ist glawblicb, paepstlicb bullcn auch pete vnnd guote werch, durch paepst fiirge- 
nornen vnd seinn schaeflen fiirgeben, erlangen dcrgleicben von got auch gnad vnd 
ringerung den selen in pein des fegfewrs in kraft ains furpets (a). Wie im alten 
(l>) testament auf pete des obristcn priesters vergeben ward allermenig des volckhs. 
Dergleichen hat derselb priester gnad crworben jhener sele die vor got vnwissend 
gosiindigt het. Aws derselben vrsach pfligt papst in die gnadenbrief (c) fiirsich- 
tiklich zcsetzen, daz er den selen im fegfewr nachlassung irer pein verleihe, awf 
mass ainer bill' (d), vnd nit aws gwalt papstlicher sliissel. Jn kraft derselben mag 
papst lebenligen christen, nit toden, gnad vnd ablas aller irerschulden versprechcn. 
Oann solh sliissel (e) streckhen sieh nur awf irdische kircb, nit ins fegfewr. Dorinn 
allain got, nit papst, gwalt hat zepiriden vnd zeloesen. Papst mag auch hie nit 
awfloesen, was got pindet dort im fegfewr. Was aber got hie in streytunder kirch 
pindct, nernlich init straff vnd gnuogthuoung, zuo denen aws gotlicher gerechtikait 
die sunder gepunden seinn, dasselb rnag papst lebentigcn (f) christglawbigen aws 
tapl'ern vrsacben nachlassen, in kraft des hcrren wort. Was pelrus hie awf erd 
awl'loest (g), das ist dort im himel auch aufgeloest. Solh awfloesen kumbt der 
sele dort zuo statten in solber boschaidenhat, nachdem die puoes, so nach er- 
kantnuss geistlichs rechluns awfgelegt ist dem sunder (der aber solhe puoes nit 
volbringt, noch in ander wog ablcgt) nach seimm abgang muoes im fegfeur vil 
swaerlicher, nach crkantnusz gollicbs gericbts (h), erstatt wcrden. Wann aber 
dieselb awfgesetzt zeitlich puosz bey lebcn des pucessers, durch paepstliche gnad 
abgenomen, alszdenn wirt nymmer not, solhe puosz nach seimm abgang im feg- 
feur zuoersfatten. Auf den wege hat papst (i) gwalt kiinftige pein im fegfewr (k) 
abzenemen, nachdem sieh stin gwalt weilter erstreckht dann anderr pischof. Also 
liat papst nit abzenemen das fegfewr, dohinn menscbliclier geist durch gotlich vrtail 
(1) beschiden ist. Diowcil aber derselb geist noch hie in seimm leib wonct, da- 



582 V1ERUNDACHTZ1GIST CAPITEL 

selbs hat papst dem menschen nachzelassen all pen, so er fur schuld seiner siiud 
vhersteen solt hie oder dort. Darurob seinn paepstlich gnad nit zeueracbten. 

(a f furpets. sieh. . 5. c. et . 9. o. (b f allten. Nu. 15. in med. sieh. . 1. h. 
(c f gnadbrif. ira 89. $. 2. k. (d f hilf. 13. q. 2. pro obeuntibus. cum duobus ca- 
pitulis sequen. im 89. .. 1. e. et . 2. e. (e f sliissel. im 89. . 9. b. (f f lebenti- 
gen. im 89- . 2. d. (g f awflost. Math. 16. sieh. g. 8. g. et . 9. i. et sieb. 81. . 
3. i. et im 89- . 6. i. (h J gerichts. sieh. . 1. c. (if Papst. im 89. . 6. e. et . 
9. a. (k f fegfewr. sieh. . 9. k. (1 f vrtel. sieh. . 1. c. 

XI. ^ Aws allem obbeschribem ist befunden daz himlischer vnd jrdischer 
kirch fiidrung auch frummer lewt gepet vnd guoete werch moegen erspriessen 
lebentigen vnd toden, nit daz dadurch ir stand verwandelt, sender ir awfgesetzte 
pen geringert(a) vnd ir wolfart gefudert werde. Dann der heyling oder men- 
schen (iirpet vnnd wercli helfen nit ainem menschen seihen stand (b) zeuerwan- 
deln, als den himel zuoerwerben oder die hell zuoempfliehen, dasselb steet allain 
in gwallt gottes (c) vnnd in aigner oder erstwesenlicher schicklikhait oder nich- 
likait des menschens. Wie paulus schreibt. Yeder (d) wirt seinn aigen Ion em- 
pfaben nach seiner arbait, \nd mit jm bringen sein aigene werch des leibs nach 
dem er gehandelt hat guots oder poess. Dermassen ist des weisen spruch zeuer- 
steen. Lieb (e) vnnd haessikait haben nit tail in diser weld noch im werch das 
vnder der sonn beschiecht. gleich als moeg des menschens stand durch kain 
froembd werch verwandelt werden. Darauf ist vnmoeglich fur jhenen, der entlich 
zum hayl vngeschickt (f) vnd gegen got vnuerdient ist, zuoerwerben den himel oder 
gotliche hilf vnd erste gnad, mit der got allem pete furkumbt (g). Wer aber 
solhe erste gnad vnd gotliche hilf annymbt, demselben erspriessen anderr lewt 
pete vnd guoete werch so fur jn bescbehen. Alszdem werden solhe guoete werch 
sein aigen zesein geschaetzt dermassen als hab er selbs die guoeten werch than. 

(a f ringert. sieh. . 5. d. (b f stand, sieh. 30. . per to. (c f gottes. sieh. 
45. . 7. d. (d f yeder. 1. Corin. 3. et 2. Cor. 5. vnusquisque propriam mercedem 
accipiet. sieh. 80. . 10. f et 84. . 2. f. (e f lieb. Eccles. 9. amor et odium nou 
habent partem in hoc seculo. (f f vngeschickt. sieh. $. 2. c. (g f furkumbt. sieh. 
43. J. 1. c. 



V1ERUNDACHTZIGIST CAPITEL 

von anrueefTen der lieyling. 

I. Siindig schulden vnd mayl werden abthan durch aigene puoes oder 
froembde hilf. Yon aigener puoes ist gesagt obenher vom. 74. capitel bis awf. 
1. capitel. Jm nagsten capitel stet von froembder (a) hilf. darunder seinn be- 
griffen die gepete vnd fiidrung christenlicher kirch vnd irer erwelten glid hie awf 
diser erde vnd dort im himel. dadurch die swaer vnnd menig vnnserr purd der 
mayl vnnd schulden (b) geringert werden. Erstlich zesagen von froembder hilff, 
so hie beschiecht in streyttunder kirch. Jst wissenlich daz der herr Jhesus ge- 
poten hat, ainer soell fur den andern petten vnd sprechen. Yergib (c) vns vnser 
schuld als wir vergeben vnsern schuldigern. Merckhe souil du deinein nagsten, 
der dich belaidigt, nachgibst (d), alsuil vergibt dir got an deinen siindigen schul- 



VON ANRUEEFFEN DER HEYLING. 583 

den. deszhalb dcr hcrr \veyter spricht. Ob jr den menschcn jr versclmldung 
nachlasset, so wirt ewr liimlischer vater ew ewr siind auch nacblassen. Jn was 
mass (e) jr messet, in derselben wirt ew hinwider gemessen vnd mit ainer zuoe- 
gab (f). Dermassen werden abgethan die siindigen mayl vnd nachgelassen oder 
geringert die zeitlichen schulden, nit allaiu durch aygen pete sender auch durch 
1'roembd fiidrung (g) der lebentigen vnd toden. von den lebentigen hat Jacobus 
gcordent, daz zuo den kranckhen gefueert werden priester die fur sy pitlen (h) 
soellen, domit jnen die siind vergeben werdeu. Es soelle auch ainer liir den an- 
dern petten, auf das sy haylwartig werden. Heiliger geist verspricht durch rnoy- 
sen, so der priester (i) pitt fur ainn sunder, der fiir sein siind opffert, dcmselben 
sunder werde nachgelassen, nemlich jme siindige mayl vnd zeytlich schulden ze- 
uiildern (k), nit die hawbtsiind, die allain got hat awfzeheben. 

(a f frombder. im g. et im . $. 9. k. et sieh. 83. . 4. a. (b f schulden. sich. 
20. . 3. h. ct im . 9. g. (c J vcrgib. Mat. 6. im . 4. a. et sieh. 77. . 12. d. et 
82. 6. c. ct im 87. . 2. a. et 89. . 3. f. (d f nachgibst. Luce. 6. dimittilc ct 
dimitlelur vobis. sieh. 53. . 6. i. (e f mass. Mat. 7. in prin. sieh. 46. 7. a. et 
im 100- . 15. g et sieh. 14. . 9. h. (f ^ zuegab. Marci. 4. post med. et adjiciclur 
vobis. im 100. . 15. k. (g *f fiidrung. sieh. a. (h 5 pitten. Jacob. 5. in lin. oralc 
pro inuicem ut saluemini. im . 5. a. et sieh. 40. $. 10. b. ct 75. . 5. c. et 83. . 4. 
c. (i f priester. Leui. 4. in lin. rogabit pro co et dimittetur ei. sieh. 83. . 1. h. 
(k f mildern. im . 2. 1. et . 9. g. 

II ^ Guote werch seinn bey Got ersprieslich jhenem (a) dcr sy wu'rchl auch 
jliencm fiir den guote werch beschehen. Frumm lewt vnd die erwelten goltes 
haben mit jrcm strengen leben vnd dicmueetigen tugenten, mit lleissigem gcpclc 
vnnd guoten wcrchen, fiir sichselbs verdient hie gnad vnd dort saelikail. Da- 
nebcn moegen dieselben erwelten vnns von Got erlangen gnad vnd ablassungvnn- 
serr siindigen mayl vnd schulden, auch mit jrem fiirpete (souerr wir vns dessel- 
ben fahig vnd gescliickt(b) machen) von got erwerben, daz vns sein gotlicheparrn- 
hertzigkait hie in disem leben verleicht frid vnd gesund. nach disem leben ruoe 
vnd saelikait. Solh fruchtbar fiirpete der erwelten gibt heyliger geyst zuoerken- 
nen in der schrift. Do moyses (c) hat gepett fiir das volck zuo got sprecbend. 
Herr vnderlasse deinen zorn vnd sey gnaedig vber deines volks poszhait, auf das- 
selb pete hat Got sein gueetikait erzaigt vnd dem volck nichtspoeszzuoegefueegt. 
Deszgleichs ist auf Moysi pete seine swester (d) maria vom aussatz, vnd das volck 
von fewren slangen erledigt. Darnach hat sich abermals vber das volck ertzaigt 
gotlicher zorn vnd grawssame plag, alszpald Aaron (e) deszhalb got den weyrach 
geopffert vnd fiir dasselb volck gepeten, hat die plag aufgehoert. Also haben 
Moyses vnnd Aaron mit jrem fiirpet dem volck ersprossen vnnd on zweyfel jnen- 
selbs von got belonung erlangt. wie paulus sagt. ain yeder empfacht aygen Ion 
(f) nach gelegenbait seiner arbail. Jtem Dauid (g) hat durch sein rew, pete vnd 
opffer von got erworben abstellung des volckhs pestilentz. Steffanus (h) hat got 
gepeten fiir sein verstainer. dadurch er jmselbs den himel verdiennt vnd Paulo (i) 
bekerung erlanngt hat. Wann nur zehen gerecht waeren zu Sodoma (k) gewe- 
sen, die fiir ander vngerecht gepeten, hiet got den lewten daselbs parmhertzikait 
mitgetailt, vnd vber sy fewr vnd swebel nit verbengt noch sy vertiligt. Daraus ist 
glaublich zeuermuoetten. Wenn ain frummer mensch, aus lieb vnd andacht, fiir 
seinn nagsten lebentigen oder toden zuo got schreyt oder embsiklich pett oder 
almosen gibt, oder annder guoet werch thuot, solh pete, lieb vnnd guot werch sey 
jmselbs gegen got verdinsllich vnnd nichtsweniger jhenem, fiir dener pit, zuo ring- 
rung (I) seines vbels oder zuo ermonung seiner gewissen, wol ersprieslich. Vnd 



584 V1ERUNDACHTZIGIST CAP1TEL 

yemer ainer lieb vnnd muce sciram nagsten erlzaigl, destmer erwirbt er von got 
jrnselbs belonung (m) vnd seimm nagsten gnad. Jn mass bey glimpflichen welt- 
lichen herren besehiecht. ye embsiger ainer den selben herren fiir ander pit- 
tot odor begabet, destmer geuellt er dem herren vnnd destmer gnad erlangt or 
jhcnem fur den er pitt. 

(a ^ erspricslich. sich. 56. . 8. c. (b J geschickt. sich. 18. . 7. h. (c ^ Moy- 
scs. Exp. 32. post prin. placatus est dominus ne facerct malum. (d J swcster. nu. 
12. in tin. ct c. 21. post prin. sieh. 53. . 2. i. (e f Aaron, nu. 16. in fin. pro po- 
|)iilo deprccatus est et plaga cessauit. (1 ^ Ion 1. Corin. 3 post prin. im in. ct sieh. 
83- 5- 11- d. (g <[ Dauid. 2. reg. 24. in fin. (h ^ Stetl'anus. actu. 7- in fin. sieh. 5. 
g. 4. h. (i ^ Paulo, im 90. . 2. m. (k f sodoma. Gen. 18. in fin. non delcbo prop- 
icr dcccm. (1 ^ ringrung. sich. . 1. k. (m f belonung. sieh. f. 

Ill f Also hat vnnser bailer Jhesus mil seinem pittern leiden, fiir sichsclbs 
vnd fiir vns, bey vnserm allergueetigistem vnd reichistem got erlangt vnd verdient 
vnermeslich gab vnnd gnad. Erstlich ist das leiden Cristi jmselb ersprieslich ge- 
wesen, in deme, wie Paulus schrcibt. Christus ist fiir vns diemueetig gemacht 
bis in tod. Deszhalb hat jn got erhoecht (a) vnd geben ain nome der vber all 
nomen ist. Domit im nom jhesu sich alle knye piegen. gleich als sprech Paulus. 
Cristus hat mit seinem geduldigen leiden vnd gehorsamcn tod verdient, daz jnc 
got erhoecht hat mit der vrstend vnd auft'art, auch jne gepreist mit dem nom 
jhcsu, vor dem sich alle knye piegen soellcn. Cristus hat auch vcrdienl zerichtcn 

(b) die verkerten vnd zebegaben die erwelten. Zum andern ist dasselb leiden 
Crisli auch vns ersprieslich vnd zwifach. ainsten, daz wir dadurch von vnsern 
lodsiindcn vnd ewiger pcin crledigt seinn, souerr wir desselben leidens tailhafi'tig 

(c) wcrden. Andersztails, daz wir dadurch moegen erlangen gnuogthuoung vmb 
anhangend schulden souil wir vns darein schicken. Darauf spricht Cristus zuo 
vns. Bits ist das new testament, der kelich in meinem pluoet, das fiir ew (d) 
vergossen wirt zuo ablas der siind. Dabey versteestu, daz vns solh leiden er- 
sprieslich ist. Dergestalt hat der herr Chrislus fiir sichselbs verdicnt vnd vns er- 
ledigt auch fiir vns gnuog than vberfliissiklich. Solher vberflus ist christenlicher 
kirch reicher schatz (e). Darauf moegen vnd sollcn wir allzeit anrueeffen den 
herren Cristum, daz er sein leiden vnd verdieun vnns gnaediklich mittail, dasselb 
ist vnser aynige vnd pesste hilff. Darauf Jesus cristus nach seiner menschait vor 
seinem hymelischen vater fiir vns erscheint. Wie Paulus schrcibt. daz Cristus (f) 
vor got vnuser not anbringe. dann er bleibtewiklich. darumb hat er ain vnzer- 
ganklichs (g) priesterthumb vud kan vnns ewiklich saelig machen, clurch sichselbs 
kumbt cr fiir got vnd vcrtritt vns. 

(a ^ erhocht. Phili. 2. post prin. deus exaltauit ilium et dedit illi nomen. sieh. 
82. . 5. c. et im 85. . 8. c. (b f zcrichlcu. Johan. 5. in med. sieh. 9. . 2. 1. 
(c ^ lailhairtig. sieh. 3. . 10. f. (d f lur ew. Mat. 26. Luce. 22. sieh. 63. . 6. e. 
(e 6 schalz. sich. 50. . 7. a (f 5 Crislus. Ro. 8. in fin. christus interpellat pro 
nobis. (g ^ vnzcrganck. Ilcbr. 7. in fin. Jesus sempilernum habet sacerdolium. sieh. 
65- 5- 4. a. 

IV. 5 Nachdern nu vnser hawp Jhesus Cristus himlischen vater fiir vns pitt, 
ist zouermuoetten, daz seine erwelte glid, nemblich die lieben heiling (die sich mil 
Cristo vergleichen) auch fiir vns pitten, angesehen, daz seine ellende glid, nemlich 
die todlichen menschcn, hie ains fiir das ander petten muoes. wie vorsteet(a). vnd 
wiewol vns got on all pette vnd liilf moecht hailwaertig machen auf das verdienn 
vnd pete Christi, so wil doch got ordnung (b) halten, daz zuo jm der mensch, als 



VON ANRUEEFFEN DER HEYLING. 585 

vndriste crealur, komine durch rnitlel der obern vnd pcssern crealurcn. Dann 
got ist das hoechst vnnd scherffist (c) fewr, daz wir, als vngeschickt lewt, billich 
iiirchten vor seinem gottlichen angesicht zuoerscheinen vnd nit zergeen wie ain 
wax bey dem fewr. Dann wie ain wax (d) zergeet bei dem fewr, also werden 
vcrloren die sunder vor goltes angesicbt. Deszhalb suoechen wir miller, die vor 
jrotlichem anplick besteen. vnd wiewol Cristus allain mittler (e) ist, wil vns doch 
not sein durch nydrer mittel zuo jm, als zuo vnnserm strenngen richter, zekoin- 
men. Solhes wirt im ewangelj clar anzaygt vnd durch Christum gepreyst. Do 
ccnturio (f) (das ist ain kriegs hawpman) vmb seines genoettigen knechts gesund 
den herren Jhesum wolt ersuoechen, schickt er zuo jm ettlich vaeter derjuden, 
mit beger seinen knecht gesundt zemachen. Darauf dieselben gesandten fiir den 
Centurj gcpeten. Jme auch sonst bey Jesu guot fiidrung geben vnd gesprochen 
haben. Er ist wirdig daz du jn gewerest, dann er liebt vnnser volckh vnd hat 
vns die schuoel erpawt. Auf dasselb iurpete gieng cristus gegem haws des cen- 
turi, derselb schickht abermals ain potschafft zum herren vnd liesz sagen. Herr 
soy vngemiiet. Jch bin nit wirdig (g) daz du vnnder mein dach geest. Jch hab 
rnichsolbs auch vnliichtigcn geacht zuo dir persondlich zekommen. Sonder sprich 
nur ain wort, alszdenn wirt mein knab gesundt. Ab solhem festen glawb des 
Conturi hat sich Jesus verwundert vnd bekennt, er hab dergleichen glawb in 
jsrahel nit befunden. Er hat auch auf pete der gesandten den Centuri geweret 
vnd seinen knecht gesunt gemacht. Hiebey hastu ain merckliche lore, daz du 
got ersuoechen soldest durch die lieben heyling als vnser ellter vnd vorgeer in cri- 
stcnlicher kirch. (*) 

(a ^ vorsteet. sieh. . 1. c. (b f ordnung. sieh. 20. . 6. d. (c J scheri'fist. 
dcut. 4. in med. dcus cst ignis consummens. (d J wax. Psl. 67. in prin. sicut lluit 
ccra a facie ignis, sich. 29. . 9. o. (e 5 miller. 1. Thimo. 2. sich. 10. . 1. d. (f J 
Ccnturio. Mat. 8. Luce. 7. in prin. (g 5 wirdig. sieh. 18. . 8. 1- 

V. f Noch mcr wo vnns der heiling fiirpet bey Got nit solt helffen, vil wc- 
niger hull vnns das pete todlicher menschen, den doch gepoten ist ainer fiir den 
anndcrn zepetten (a). Das on zweit'el heiliger geist nit gepoten vnd gesprochen 
hiet, daz des gerechten pete vil wert sey, wo nit nutz vnd hayl dabey waerc. Ha- 
ben dieerwelten martrer, peichtiger vndjunckfrawen, dieweilsynochintodlichem 
leib gewesen vnnd noch fiir sicbselbs sorgen mueessen, fiir vns pitten sollen, vil 
iner moegen sy numals fiir vnns pitten, dieweil sy jr saclikait vnd Coron erlangt 
haben. Angesehen daz die lieb des nagsten vrsach ist, derhalb ains fiir das ander 
pelten sol. Dieselb lieb (b) ist invntodlichen heyling vil groesser gegen vnns dann 
in todlichen menschen. Vnnd wiewol die heyling von diser weld geschiden vnd 

(' Die katholische Lehrc von der Anrufung dor Heiligen hat das Concil von Trient gegen 
die Irrlehren neuerdings bestaliget und bestimint, dass es gut und niilzlich sey, sie dcniiithig 
anzurufen, und /ur Erlangung der Wohlthaten von Gott, durch seinen Sohn, Jesum Christum, 
unscrn Herrn, der unser alleiniger Erloscr und Hciland ist, zu ihrer Furbitte, Hiillc und IJei- 
sland Zuflucht zu nehiiien, dass aber diejenigen goltlos denkcn, welche laugnen, d,ass die im 
Himmcl die ewige Seligkeit geniessendcn Heiligen angerufcn werden diirfen, Oder welche he- 
haupten, dieselben heteten entweder nicht fiir die Menschen, oder ihre Anrufung, damit sie 
auch fiir uns einzeln fiirbitteu inogen, sey Gotzendienst, pder diess widerstreile dem Worte 
Gottes und widerstrcbe der Ehre Jesu Christi, des einzigen Mitllers zwischen Gott und dem Men- 
schen, oder es sey thoricht, die im Himmel Herrschenden mit "Worten oder im Geislc anzu- 
flehen; dass auch die hciligen Leiber der hl.Martyrer und anderer bei Christus Lebender, welche 
lebendige Gliedcr Chrisli und ein Tempcl des bl. Gcistes waren, die von ihm zum ewigen Leben 
werden auferweckt und verherrlicht werden, von den Glaubigen zu vcrchrcn seyen, zumal 
durch dieselben von Gott den Menschen viele Wohlthalen crwiescn werdeu." Sess. XXV. 
de invocatione, venerat. 



586 V1ERUNDACHTZIGIST CAP1TEL 

aumals erwelte glid seinn himlischer kirch, haben sy doch uichtsweniger gernain- 
scbaft mit jrdischer kirch vnd mit vns als jren todlichen mitgliden. Darumb ba- 
ben die apostel gepolen zeglawben gemainschaft (c) der heyling. die vngezwoy- 
felt fiir vns pitten, daz vns got verleicb ablas der siind. Wer aus vbermuoetsich 
so gewis bedunckt als sey sein pete vor got erhoerlich, er bediirf kbains heyling 
noch anders fiirpitters, den verlassen die heiling. Darawf dewfel freyer dann vor 
regiert vnder solhen lewten, so die heyling nymer anruoeffen. Als bescheben ist 
verscbiner zeit mit awfsland vnd vnruoe, nemlich derliirckheneinfal aucb annder 
vbel, die dewfel erweckt vnder vns Tewtschen, die auf false lere ain zeytber die 
heyling veracht haben. Doher kumbt daz wir die beyling in got sollen eren, an- 
rueeffen vnd pitten, alsjben die vor got in lieb volkommener vnd ansehenlicher auch 
rainer seinn dann wir. Got dem berren seinn geuellig (d) vnd angenaem derhei- 
ling pete, die mit jren wortten wunderliche (e) ding gezaem machen. 

(a ^ zepelten. sieh. . 1. h. (b ^ lieb. im . 9. f. (c f gemainschaft. sich. 6. . 
1. f. (d 5 geuellig. proucr. 15. post prin. vota iustorum sunt placabilia domino, im 
98. . 4. e. (e ^ wunderliche. eccli. 45. in prin. in verbis suis monstra placat. 

VI. 5 Nacb vnserm hawp Cristum ist zuo vodrist anzerueeffen vnser heylige 
muoeter Maria (a), als dor hals (b) cristenlicher kircb, nachdem sy (nit aus nalur 
wie die menschail cristi, sender aus gotlicher gnad) on erbsiind (c), auchsonst on 
all mayl vnd wiirchlich siind gewesen ist. Deszhalb sy billich hie kain pein noch 
nacbtailsol geliten. Dieweyl sy aber batimleyden vnd sterben Cristi vnmaessigen 
smertz gehabt auch von vnnserr siind wegen grosz layd getragen. mit derne sy 
nit allain fiir sich erhoebung vber die himel erlangt, sonder auch fiir vns gnad ver- 
dient (d) hat. deszhalb sy bey got vnd jrem sun Jhesum mit jrem fiirpete vndver- 
dienn vns ellenden menschen hie vnd dort gros vnnd wol erspriessen mag. Fraw 
Brigitta (e) bat in jrer weyssagung geoffenbart wie junckfraw Maria staetigs got 
fiir vns pitte, vnd cristus sprech. Wiewol mein gerechtikait rach schreyt vber 
siindige menschen, noch vbersiech jch jnen in geduld dieselben menschen auf fiir- 
pete meiner muoeter (f). Item. Fiirwar mein kirch zewcht sich dermassenvon 
mir, wo meiner muoeter gepete nit darunder kaeme, so waere kain hoffnung der 
parmhertzikait. Darnach spricbt die muoeter Jesu. Mit meiner parmhertzikait 
gee jch vor dem erschrecklichen gericht meines sunes. ( 2 ) 

5 Es pilten auch fiir vns die heiligen engel, als befunden wirtimZacharia(g), 
der gesehen, daz der engel gots vmb die stat Jherusalem gegangenynd fiirdieselb 
statgot gepeten. Darauf hat zacharias gehoert guote vnd vertroestlichewort. Jm 
job (h) wirt dem menschen geraten, den Engel zuoersuoechen, daz er got fiir jn 
pitte, alszdenn werde sich got vber jn erparmen. Dergleichen pitten fiir vnsan- 
der lieb heyling (i), die durch jr heilig leben, so sy hie gcfueert, erlangt haben fiir 
sichselbs ewigesaelikait, vnnd moegen nichtswenigeraus lieb bey got vnser, alsjrer 
nagster mitglider (k), embsig fiirpitter vnd helffer sein, daz wider vns gotlicher 
zorn aufhoervnnd wir widerumb ausplagen vnd vbel erloestoderains tails dorjnn 
ergelzt werden. Darumb seinn heyling zuo eren in nomgottes, der solheerevnd 

( 2 Schon der hi. Athanasius, der eifrigste Vertheidiger der Gottheit Jesu Christi, sagt von 
der hi. Jungfrau Maria; ,,Hore jetzt Tochter Davids, neige dein Ohr zu unserm Gebete. "Wir 
erhehen unserGeschrei zu dir. Denke an uns, o heiligste Jungfrau, und fiir das schwacheLol), 
das wir dir jrehcn, sewahre uiis grosse Gaben aus den Schatzen deiner Gnaden, die du voll der 
Gnaden bist. Gegviisst seyst du Maria voll der Gnaden, der Herr ist mit dir. Konigin, Mutter 
Gottes, bitte fiir uns.".. Sermo. in Annum, t. II. p. 401. S. \Viseman, die vornehmsten Leh- 
ren und Gebriiuche. ijbersetzt von Haneberg. p. II. nag. 201. 



VON ANRUEEFFEN DEK HEYLING. 587 

dinst, seinen Heben heyling bewisen, gegen den menschen nit vergisst. des paulus 
zewgnuss gibt vnnd spricht. Got ist nit vngerecht, daz er vergesse (1) ewres werchs 
vnd arbail der Hebe, do jr in seinem nom den heiling gediennt habt vnd noch 
dient.( 3 ). 

(a f Maria, im 85. g. 10. a. (b ^ hals. sieh. 27. . 7. i. (c ^ erbstind. sieh. 34. 
5. 4. e. (d f verdient. sieh. 79. . 2. b. (e f brigitta. 1. 4. c. 48. et li. 6. c. 26. de 
onere ecclesie. c. 36. in prin. (f <j mueter. sieh. 10. . 3. c. (g f Zacharia. 1. sieh. 
23. . 6. c. (h f Job. 33. ant. fin. si fuerit pro eo angelus loquens miserebitur eius. 
im 9. c. (i 5 heyling. sieh. 83. . 4. a. et . 7. f. (k f gliden. sieh. 83. . 7. g. 
(1 f vergesse. Heb. 6. sieh. 3. . 10. d. 

VII. ^ Daz aber daentgegen die heiling fur vnns vnnd jrdische kirch got pit- 
ten, befindet sieh in heiliger schrift, die spricht. Vier (a) tyer, benentlich vier 
ewangelisten, vnd vierundzwaintzig alltuaeter fielen ny der fur das lamp, das ist 
fiir Jesum Cristum vnnd heten ain yeder haerpffen vnd gulden schalen vol mit 
weichrawch, das ist mit gepeten der heiling. Jlem weyter steet geschriben. der 
Engel (b) stuoende vor dem altar vnd het ain gulden rawchvas. Jm ist vil weich- 
rawch gegeben, daz er soil legen von den gepeten aller heiling aufden altar so vor 
gotes stuoel steet vnd der ranch (c) des weichrauchs ist aws des Engels hand vor 
got aufgestigen von den gepeten der heiling. Hiebey nymwar wiegarlawtterhei- 
lige schrift anzaigt, daz die lieben heyling fiir vnns got pitten. Dann sy steen vor 
got zwischen vnriser vnd seiner gotlichen gerechtigkait, daz dieselb jren zorn nit 
in vnns giess. Wie got selbs spricht. Dieweyl Moyses vnd Samuel (d) vor mir 
steen, ist mein sel nit auff das volckh. Der heiling im hymel fiirpete hilfft auch 
im fegfewr (e) jhen selen die sieh in jrem leben darein gescbickt haben, daz sy 
solher heiliger fiirpet vnd hilf zegenyessen (f) fahig vn.d wirdig seinn. Merck was 
Got vom Job (g) (der die heiling bedeyt) zuo vns siindigen menschen sagt. Geet- 
hin zuo meimm diener job vnd verbringt fiir ewr siind ain prantopffer. Job (g) 
mein diener wirt fiir ew pitten, sein angesicht wil jch aufnemen, auf das ew ewr 
torhait nit zuoegemessen werde. Darnach ist got bekert zuo gnaden auf puoes 
des Job, nachdem derselb fiir sein fruend gepeten het. Darauf schafft die schrifft 
(h), daz du soldest anrueeffen, ob jndert ainer waere der dir anntwort gaebe vnd 
soldest dich keren etwo zuo ainem aus den heyling. Jtem daz angerueefftwerden 
der Patriarchen nomen, benenntlich Abraham, Jsaac vnd Jacob. Machabeus hat 
gesehen Oniam (1), der vorzeitten heiligs lebens vnd hoecbster priester gewesen 
ist, daz derselb mit aufgerechten henden gepettet hat fiir all volck jsrahel. Dane- 
ben hat er auch gesehen Hieremiam , von deme Onias zewgnuss gegeben , daz er 
sey ain liebhaber des volcks vnd vil pete fur das volckh vnd fiirgantzestatHieru- 
salem, das ist yetz fiir streyttunde kirch. fiir dieselb ain yeder heiling Got pittet 
zuo gebiirlicher zeit, nach des psalmisten (k) zewgnusz. Deszhalb seinn die hey- 
ling, alshoch creaturen, zuo eren vnd anzerueeffen, doch mit vnderschidlicher mass, 
in latein genennt dulia (I). 

( 3 Der hi. Ambrosius sagt: ,,Pelrus und Andreas baten fiir die Wittwe. (Luc. 4. 38.) Es 
ware gut, wenn wir so schleunip einen Vermittler bekommen konnten; aber die, welche den 
Herrn fiir die Ihrigen anflehten, konnen dasselbe gewiss auch fiir uns thun. Ihrseht, dasssie, 
als eine Siinderin, wenig geeignet war fur sieh zu beten, oder wenigstens zu erlangen um was 
sie bat. Daher waren andere nolhwendig, welche sieh bei dem Arzte verwendeten. Die 
Engel, welche beauftragt sind uns zu bewachen, miissen angerufen werden; die Martyrer dess- 
gleichen, deren Leiber ein Pfand fiir ihren Schutz zu seyn scheinen. Sie, tiie in ihrem Bluie 
jede Make! der Siinden wegwuschen, konnen um Vergebung der Siinden fiir uns bitten. Sie 
sind die Zeugen unsers Lebens und Handelns, daher diirfen wir una nicht schamen zu ihnen 
unsere ZuQucht zu nehmen." Lib. de viduis. T. II. pag. 200. 



588 VIERUNDACHTZIGIST CAPITEL VON ANRUEEFFEN DER etc. 

(a f vier. apo. 5. (b f Engel. apo. 8. im 88- . G. d. (c f rawch. im 88- . 6. 
a. (d f samuel. hiere. 15. in prin. (e J fcgfewr. sieh. 83. . 7. g. (f f zegcniessen. 
13. q. 2. tcmpus dc onerc eccle. c. 15. . 10. (g f Job. 42. (h f schrift. Job. 5. 
in prin. ad aliquem sanctorum convertere. (i ^ Oniam. 2. Macfaa. *15. (k f psalmi- 
stcn. Psl. 31. pro hac orabit ad te omnis sanclus in temporc opportune, im 88. .9. 
d. (1 5 dulia. im 88. . 13. c. 

VIII. f Die hcyling haben hye in jrcm leben Christo gedient, hinwidcr ercl 
sy got. Lawt des herren wort. Wer mir dicnt (a), den eretmein himlischerva- 
ter. Dioweil nu got die heiling eret, warumb wir nit? Wer ainen klainen crwcl- 
tcn gots eret, der dient cristo, derselb spricht, was jr dem klainisten (b) aus mei- 
nen bruedern bcweiset, das habt jr mir bewisen. wie Dauid (c) than vnd gespro- 
chen hat. Herr got, dein fruend, benenntlich die heiling, seinn bey mir fasst gee- 
ret, jr fiirstenthumb ist fasst besterckt. Darauf seinn all vnd yeglich heyling, die 
got hie geert haben vnd dort in himlischer kirch ewiklich eren vnd dienen, durch 
vnns in all wcge zeeren vnd anzerueeffen, angesehen daz sy in jrem zeytlichen le- 
ben mit haylsamer lere vnd guoten exempeln (c) vns hie treulich vnderweist haben 
auch dort noch staets mit jrem furpcte bey got wol erspriessen. Doch sol dorjnti 
endllich got vnd sein heyliger nom glorificiert werden, der maynung, so wir die 
apostel oder heylig lerer anrueeffen vnnd eren, dasselb beschehe vmb das durch sy 
vns got die warhait cristenlichs glawbs verkiindigt vnd auf dernselben glawb dio 
heiligen martrer (d) got hat bcstaendiklich lassen sterben, auch die rain keyschait 
durch heylig junckfrawen erret hat. Dann kainer creatur, weder im himel nocli 
annderswo mag guot werch zuoegeschriben(e) werden anndersdann daz got durch 
die creatur wol geworcht hat. Daraus gottes nom (f) vnd nit der creatur nom ze- 
heiligen vnd zepreisen ist. ( 4 ) 

(a f dient. Johan. 12. in mcd. qui mihi minislrauerit. (b J klainisten. Mat. 25. 
in {in. sich. 60. . 9. i. (c J Dauid. psl. 138. mihi autem nimis honorilicali sunl 
amici tuidcus. (c f exempel. im 85. . 11. f. (d 5 martrer. sieh. 1. . 7. b. (c ^ 
zucgcschriben. sich. 77. . 3. d. ct im 88. . 10. f. (f f nom. sieh. 22. . 4. g. 

IX. ^ Dergleichen seinn die engel, als gottes fruend vnd vnser vorgeer zuo- 
cren, nachdem all vnd yeglich englisch geist (a) gotes diener seinn, ausgesandtzuo 
jhencm so die saelikait erben solten. Also hat den Aposteln gedient ain engel, 
der bey nacht hat den kaercher (b) aufthanvnnd sy aus faencknuss gefueert. Desz- 
gleichs Petrum sein engel auch erledigt. Vnd stet geschriben (c) , daz der Engel 
gots einiliess vmb die gotsforchtigen vnd dicselben erledigt, got hab auch den En- 
gcln beuolhen (d), daz sydich in allwegsollen behueetten. Darumbistdermensch 
schuldig seinem engel, als seinem vorgeer, zuo vodrist zedienen vmb gotswillen, 
des diener (e) der engel ist. Dann got hat die Engel geordent clem menschenzc- 
helfl'en vnd gnediklich zedienen. wie ain herr seinem vnnderthan dient. Dagegen 
ist billich, daz wir den Engeln hinwidcr gehorsarnlich dienen vnd danckbar seinn. 
Jsl auch zyrnlich daz wir sy vmb hilff vnd beystand staetigs anrueeffen. Awsalleni 
obbeschribem istfestiklich zeglawben vnd ganntzlich zeuerhoffen, daz der heyling 
im himel vnd der erwelten auf erde fiirpete gedeyhen erstlich got zuo lob, deii 
I'iirpitlern zuo yebung jrer lieb (f) vnnd jhenen, fur die sy pitten, zuo nutz vnnd 
iiidrung, sonndcrlich zuo mildrung (g) jrer zeitlichcn pen vnndsiindigenschulden, 

( 4 lit'i-lhold n.icht meint, dass dor Monsch kein gules Work thun kcinnc, sondcrn cr 
will nur sagcn, dass derMcnsch niclil aul' sich sclbslvcrtrauen odor sich hei sich sclbsl riili- 
mcn wolle, als kiJnnlc er ohnc die Gnadc und Verdieiistc Jcsu ChrislictwasGuteslhun. Vergl. 
Concil. Trid. Sess. VI. cap. 1C. 



FUNFFUNDACHTZIGIST CAPITEL VON GEMALTEN PILDEN. 89 

alsuil sy sicb solber fiirpete fahig (h) macben. Was aber an dieselbcn nit gelcgt 
mag wcrden, villeicbt daz sy der fiirpet nit bediirfFen, als die saeligen, oder der- 
sclbcn fiirpet nit fahig seinn, als die verdambten. Dasselb fiirpete wirt gelegt in 
gemainen schatz der kirch, dauon oben (i) gescbriben ist. Darauf ist zebesliessen, 
<laz die siindigcn mayl vnnd gelassen schulden durcb manigerlay puoes vnd gnuog- 
lliuoung aufgehebt werden, benenntlich mil aygnerrew, peicbt, aufgesetzler puoes 
vnd guoeten werchen oder durch froembde (k) hilff, als leiden vnd fiirpete Cristi 
vnnd seiner erwellten, so awsmm kircbschalz mitgetailt werden. Was an dc'nsel- 
ben puoessen vnd hilf bie abgeet, das muoes dort erstatt vnd desbalb gnuog than 
werden mit streng des fegfewrs. 

(a J gcist. Hcb. 1. in fin. omnes sunt administrator!] spiritus. sieh. 23. . 3. c. 
(h <J karchcr. actu. 5- ant. med. sieh. 23. . 5. n. (c ^ geschriben. Psl. 33. iramiltet 
angelus clomini in circuitu timenlium cum. sieh. . 6. h. el sieh. 23. . 3. d. (d ^ 
beuolhen. Psl. 90. angelis suis mandauit de tc. sieh. 23- $. 5. a. (e ^ dicner. sieh. 
23. . 7. 1. (f J lieb. sieh. . 7. b. (g ^ mildrung. sich.". 1. b. et k. et sieh. 58. 
$. 10. e. (h f fahig. sieh. 18. . 7. h. (i ^ oben. sieh. 50- . 7. a. (li ^ frijmbde. 
sieh. . 1. a. 



FUNFFUNDACHTZIGIST CAPITEL 

Von geanalten iildeii. 

I. Discr zeit ist bcrfiir gezogcn alte jrrung so vor langen zeyten vndern cri- 
slrn, gemalter pildbalb, gewesenvnd nocb ditsmals zweifelist, obderbeilingpilde 
(a) aufzesetzen vnd zeeren seinn oder nit. Verkert juden (b) vnd hayden, baben 
jno vorzeyten pild gemacbt oder vnuerniifftige tycr aufgesctzt, dieselben fiirgoet- 
IIT anzepctten. gemainklich aus poeser begier oder vihischen aigenscbaft, zuo 
donen sieh die menschcn verkerlich genaigtvnddarnach menschlicbe oder vihische 
pild formiert haben. Dauon Paulus sagt. Sy baben des vnzerstoerlichcn gottes 
glorj (c) verwandelt in pildnuss zergangklicher rnennscfacn vnd vogcl. auchinain 
gestalt der vierfueessigcn vnd kriechunden tyeren (d). Darumb batgotverhenngt, 
daz sy vbergeben seinn in poes begier jres hcrtzen zuo vnraynikait vnd schande, 
daz sy mer haben gedient dein geschoepf dann dem schoepffer. Dieweyl nu vor- 
zeytten scbier all lewt, nemlich hayden vnnd etlichleichtfertig juden, aus verkerter 
natur (darein die menschaitgefallen) genaygtgewesen seinn, die pild fur abgoelter 
anzepetten, dadurch zeerlangen jr poes gier, hat sicb deuofel (e) als gottes feind, 
darein gemischt vnnd die abgoetterey befiidert. dadurcb er, als falscber got, geerct 
vnd warer got vngeeret wurde. Aus bestymbter vrsach hat got durch patriarchen 
vnnd propbeten, an menigen ortten der schrifft (f), im allten gesetz verpoten pilde 
zomachen vnd aufzesetzen, auch die vfaertreter gestrafft worden , vmb das sy aws 
poszhait vnd verkertem willen jren schoepfer, waren lebentigen got, gelassen vnd 
gepilte creatur fiir jr goetter aufgeworifen , geeret vnd angepett haben. 

(a f pild. sieh. 24. . 2. e. (b f juden. im . 4 ; h. et im 86. . 1. a. (c^ glori. 
llo. 1. post med. mutauerunt gloriam incorruptibilis dei. (d ^ tyeren. im . 4. e. (of 
dcufcl. sieh. 24. . 2. b. ct per to. (f 5 schrift. Exod. 20. ct 34. Leui. 19. dcut.27. 
Hicre. 2. 



590 FUNFFUNDACHTZIGIST CAPITEL 

II ^ Darauf gibt dauid zuo erkennen, daz allain got israbel vnd nit ander 
goetler anzepetten seinn, von denen er sagt. der hayden gdetter seinn silber (a) 
vnd gold vnd werch menschlicher hende, sy haben ainn mund vnd reden nit, augen 
vnd sehen nit, oren vnd hoeren nit, hend vnd greiffen nit, all jhen die in sy vertrawen, 
werden jnen gleichformig. vnd sagt der weis, daz die gemainen lewt gemaint 
haben, all geschnitzt goetzen (b) seinn goetter. Deszhalb in sonderhait durch Mi- 
cbeam got verpewt, die werch vnserr hende fiirter anzepetten (c) oder gottlich 
ere anzelegen. Wo aber kain fiirsorg der abgoetterey gewest, daselbs hat got 
pild zemachen gepoten (d), daz Moyses solt jnn tempel machen lassen ainn gnad- 
stuoel (villeicht zurn niderknyen) vnd darauf setzen zway guldene pild der engel 
Cherubin, ain cherub sol stehen an aimm ort, dasannder cherub am andern ovt 
des stuoels. Jtem got hat auch moysi beuolhen ain kupffrene (e) slang zemachen 
vnd aufzesetzen zuo aimm zaichen der erledigung. Deszgleichs hat Salomon (f) 
vil pild snitzen vnd giessen lassen, dieselben jnn tempel auch insein hawsgesetzl. 
wie in ettlichen stollen heiliger schrift stel. Dann im tempel vnd arena gots ist 
dieselb zeit warer got angepet, vnd daselbs kain pild fur abgot gehalllen worden. 
vnd wo noch hewt etliche pild in der kirche miszbrauchtwurden, dieselben pilde 
oder miszbrauch waeren zeuertiligen. Wie Ezechias (g) von solhes miszbrauchs 
wegen, die bemelt kupfren slang widerumb zerprochen vmb das die juden dersel- 
ben slangen geopfert heten. 

(a J sylber. Psl. 113. et psl. 134. simulachra gentium ar gen turn, (b f gotzen. 
sap. 15. ant. fin. idola deos estimauerunt. (c^ anzepetten. Mich. 5. in fin. non ad- 
orabis vlterius opera manuum. im 86. . 7. a. (d ^ gepoten. Exo. 25. in med. (e ^ 
kupfren. nu. 21. post prin. (f f Salomon. 3. reg. 7. et 2. parali. 4. (g J Ezechias. 
4. reg. 18. in prin. sieh. 20. 5- 1. d. 

III. ^ Darumb gepewt vns heiliger geist, zefliehen (a) vom dinst der gotzi- 
schen pild, dann dieselben pild haben anzaigt der abgoetler poshait vnd laster (b), 
zuo welhen die menschen genaygt seinn. Nach derselben poesen naygung haben 
sy pild gemacht vnd angepett, als jupiter ist angerueefft vmb hochait vnd weltlich 
ere. Mars vmb rach vnd pluoetuergiessen. Venus (c) vmb vnkeysch vnd schoen 
frauen. Mercurius vmb geld vnd grosz reichtumb. vnd vil dergleichen sundiger 
sachen haben sich die verkerten gebraucht. Noch hewt ketzerisch (d) lerer be- 
geen abgoetterey, nachdem sy nach jrer angenomen fantasey erdichten new fund 
vnd reymen dieselben auf jr poes furnemen, also absondern (e) sy sich vnd jr nach- 
uolger von gemainen gesetzen vnd besliissen cristenlicher kirch, ainyeder auf seinen 
sondernweg. Wie yedervnglawbigernachseinerbegier ainn sondern abgot furnymbt, 
also machen jnen die ketzer aus der schrift abgesondert maynung vnd beleiben nit 
bey aynigem vnd gemainem cbristenlichen verstand. Desgleichs ander sunder ma- 
chen jnen auch pildnuss wider das gesetz vnd erst gotlichgepot. Dorjnngotspricht. 
du soltest neben mir nit froembd goetter haben, noch aynicherlay pild (f) oder 
gleichnusz machen , weder oben am hymel noch hernydeu auf erd. weder im 
wasser, noch vnnder der erden. du soldest dieselben weder anpetten nochdinst- 
lich eren. Solh froembd goelter pilde vnd gleichnuss machen jndiesundigencri- 
sten, die hochfertigen (g) oben im himel mit weltlicher ere, die geytigen auf erde 
mil zeitlichen gueetern , die leichtferligen im wasser mit vnkeysch , die laessigen 
vnder der erden mit fraszbait vnd traghait. Darzuoe stymmet desheiligen geistes 
wort. Alles das in diser weld, ist ain gier (h) des fleisch, der augen vnd hochfart 
des lebens. Bey dem fleisch seinn bedeyt fleischlich siind, als vnkeysch, zoren, 



VON GEMALTEN PILDEN. 591 

fraszhait, traghait Bey hochfart, neyd vndiibermuot. Dise siindige ding seinn pild- 
nuss der abgoetterey. 

(a f zefliehen. 1. Corin. 10. in raed. fugite ab idolorum cultura. (b f laster. im 
86. 6. b. (c J venus. sieh. 51. . 18. f. (d J ketzerisch. sieh. 16. per to. (e f 
absondern. sieh. 16. . 1. c. (f f pild. Exo. 20- inprin. sieh. 51-5.2. d. (gfhoch- 
fertig. sieh. 36. . 10. a. (h f gier. 1. Johan. 2. sieh. 36: . 10. d. 

IV. ^ Noch seinn etlich vrsach (a), derhalb im allten gesetz die pild verpoten 
gewest. Aine ist, daz der vnsichtig, vnbegreiflich, geistlich (b) got in kainem pild 
nodi gemael mag figuriert werden. vnd nyemant hat got ye gesehen (c). Jst 
auch verporgen in was gestalt got sey erschinen Abrahe, Moysi oder andern pro- 
pheten. Darumb sprach Moyses zum volck israhel. Jr babt wol geLoertdie wort 
dcs herren stymme, aber seinen form (d) habt jrganntzlich nit gesehen. Des tags 
daran er aufmm perg oreb im fewr mit ew geredet, habt jr kainerlay gleichmiss 
gesehen, vmb das jr nit betrogen werdet, ew zemachen pildnuss in gestalt aines 
mans oder weibs oder viechs (e) auf erden oder der vogel im lufft oder wurme in 
der erden oder der visch im wasser oder stern am himl. domit jr dieselben figu- 
ren nit anpettet. Do aber got, in seiner substantz vnnd person des suns, die 
menschaitan sichgenomen, ister vnsny miner verporgenlich (f) erschinen, sounder 
in warer sichtbarn menschait bey vnns auf erden gewonet vnd all menschlich syn- 
likait ertzaigt vnd dieselben vns zuo hayl ernpfindlich gebraucht hat Nachdem 
auch all menschen desselmals nit gegenbiirtig gewesen , noch christum in seiner 
ItMblichen gestalt gesehen, hat er verordent, seine menschliche werch durch glawb- 
lich zewgnusz, nemlich ewangelisten (g) vnnd ander heilig vaeter (die jne gesehen, 
gehoert vnd leiblich empfunden haben) zebeschreiben, zepredigen vnd vns war- 
lich zeuerkiinden. Hat nu got seitien Sun (der sein ewig pildnuss ist) in christo 
sichtig vnd empfindlich gemacht, auch darnach vil erscbaffener pildnuss, als die 
lieben heyling, erwelt vnnd zuo sieh inn himel genomen. Deszgleichs englisch vn- 
sichtbar geist offt in sichtbar menschlicher pildnuss erscheinen lassen. Jst desz- 
halb nit vnformlich, in der kirch pildnuss zemachen, got zuo ere, den heyling zuo 
lob, vnns todlichen menschen zuo gedaechtnus vnd hail, nit zuo abgoetterey wie 
bey juden (h) vnd hayden beschehen ist. 

(a f vrsach. im 86. . 1. b. (b ^ geistlich. Joh. 4 sieh. 7. . 6. i. (c f ge- 
sehen. i. Joh. 4. deum nemo vidit vnquam. im f. (d f form. deu. 4. post. prin. 
tbrmam penitus non vidistis. (e viechs. sieh. . 1. d. et sieh. 31. . 6. g. (f ^ 
verporgenlich. psl. 50. occulta sapientiae manifestasti mihi. sieh. c. (g ^ ewange- 
listen. sieh. 13. . 1. a. (h f juden. sieh. . 1. b. 

V. f Mer ain vrsach, derhalb die pild nit zeuerwerffen seinn. ( J ) Nachdem 
got ain schoepfer vnd maister auch herr ist aller kunst vnd tugent. jn deme vn- 
maessig vnd vnzelig krefft der tugent vnnd kunst jnwendig seinn die aws got flies- 
sen (a) in die menschen, doch nit gleichmaessig sonder nach gelegenhait der men- 
schen, wie ain yedergeschickt oderfahig (b) ist gotlichs einflusz, jnyedem erschei- 
nen heiliges geistesgabe, anfancklich zu gotes ere , nachuolgend zuo gemainem 

( l Durch das erste Gebot des Dekalogs \vird kcincswegs die Verehrung der Bilder Gottes 
und seiner Heiligen verboten, spndern nur die heidnische Ahgotterci und der Missbrauch, der 
von Seite der Juden mit den Bildern getrieben wurde. Eiri Blick in die Geschichte des alien 
Testaments zeigt dieses klar und deutlich. Man erinnerc sieh nur an den Salomonischen 
Tempel. Ebenso bekannt ist derGebrauch der Bilder in der christlichen Kirchc. Die Concilien 
haben spa'ter den Gebrauch und die Ordnung feierlicli bestiitiget, wie zur Beseiligung etwaiger 
Missbrauche cine Norm aufgestelll. Vergl. Concil Niz. II. Concil von Trienl. Sess. XXV. 



592 FUNFUNDACHTZIGIST CAPITEL 

nutz, nit zuo aigncr (c) ere. Wie paulus bpschrcibt (d). ainem wirt geben gnad 
zereden von der weiszhait oJer von der crkantnuss, dern andern wirt geben der 
glaub. airnm wirt geben kunst der arlzeney, dem andern kraft wunderzaichen (p) 
zethun. ainera wirt geben kraft \veiszesagen , dem andern zeuersteen vnderschid 
in geisten. ainem wirt geben manigerlay spracb (f) zekiinnen, dem andern die 
sprach awszelegen. All solh gab fliessen von got inn menscben, daz er domit enl- 
licb gottcs ere, dannben des nagsten nnlz vnd scin aigen bayl belrachten solle. 
Dieweil nu got zuo pildnuss seiner gotlicben kunsl, bcschaefft vnd gibt dem men- 
scben sein kunst, on zweifel daz er dieselb brawcben soelle, sonderlicb zuo der 
ere gotles. wie dann beilige scbrift antzaigt, daz tuba! kain (g) in alien werchon 
der metall vnd eysen ain polierer gewesen sey. Darawf isl billich, daz die werch- 
lewt, als goldsmid, seydennater, maler, snitzer, stainmclz vnd ander die zuo zior 
der kircb sonderlicb gcwibent seinn, ir nrbait vnd kunst gebiirlich anlegen, in der 
kircb seben lasscn vnd got domit ercn. Dauon steel, also geschribcn. Got iat 
aller kunst ain berr(h), der solb kunst den menscben bescbaffen (i)vnd geben bat, 
domit cr in seinen wunderlicben dingcn (k) gceret werde. Welb menscben aber 
gottes kunst nit brawcben, das isl nit anlegen zuo der ere gotes, dieselben all 
seinn eytel (1). Dann jhen, die der bende wercb, oder was init der kunst ertun- 
den wirt, goelter nennen, die seinn vnsaelig (m). Siecb an daz die scbrift lawler 
wil die werch der hende, als pild vnd dergleichen ding, solten gebraucbt werden 
zuo ere wares gottes vnnd nit zuo eytelhait der falsen goelter, noch zuo bocbl'art 
der menscben. 

(a f fliesscn. sich. 21. . 4. a. (b f f'ahig. sieh. 18. . 7. h. (c f aigncr. 
sich. 84. . 1. m. cl 77. . 3. c. (d J schrcibt. 1. Corin. 12. post prin. (c f| zai- 
chen. im 86. . 8. a. (1 f sprach. sich. 5. . 6. c. et 15. . 3. g. (g f lubal kain. 
Gen. 4. im 88. . 3. c. (h ^ hcrr. 1. Reg. 2. in prin. dcus scientiarum dominus 
cst. (i f bcschafl'cn. cccli. 17. post prin. sieh. 18. . 4. c. (If <f wunderlich. cccli. 
38- in prin. dcdit hominibus scientiam altissimns honorari in mirabilihus suis. im 
88. . 3. b. (1 ^ eytcl. sap. 13. in prin. vani sunt quibus non subest scienlia del. 
(m ^ vnsiilig. Sap. 13. in mcd. infeliccs sunt. 

VI. ^ Nachdem wir nu erlcdigt seinn durch leiden vnd ander leibliche werch 
chrisli, ist zimlich daz wir solh wercb vnd leiden chrisli wissen vnd glauben auch 
derselben zuo vnserm hayl erjnndort werden, das nil anders beschehen mag dann 
durcb predig, scbrift oder gcmael. Sindtenmal aber nit an alien steten, noch zuo 
yeglichen zeiten prediger, auch vil lewt seinn, die nit lesen koennen. Deszhalb 
batcristenlicbekirch(a) im newengesctz durch beilig vaelergeordentvndingemai- 
nen alien concilien (b), benenllicbniceno, conslanlinopolitano vnd laterano, zuogeben 
vnd beslossen, vngelerten leiiten zuo vnderweisung vnd beraiter gedechtnusz, die 
geschicht vnd leiden chrisli vnsers erledigers in pilden vnnd gemael anzetzaigen. 
Darnach des 794. jares ist im Tewtschen concili, so in beysein des grossen kaiser 
karcls zuo franckhfurt am main gehalten ist, wider ainn pildfeind genant felicia- 
num entlich beslossen, der heiling pildnusz in der kirch zuozelassen. ( 2 ) das also 
in alien tewtschen kirchen loblich gehalten ist, bis auf gegenbiirtige new erstan- 
dene sect. Der beiling pilde crspriessen den ainfaltigen zuo vnderweisung , den 
wcisen zuo ermonung, vnd alien lewten zuo guoter bcwegung. Ob yetz oder 

(* Dieser Felix war Bischof von Urgel in der spanischen Mark, und ein Adoptiancr, dercn 
Lchre auf dem Concil zu Frankfurt verdammt wurdc. Wenn in Betreff der Vcrehrung der 
Ililder ein von der Disherison Ubung abweichcnder Beschluss gel'asst wurde, so geschah diess 
vie Pelavius gezcigt, aus Missverslandniss. 



VON GEMA1NEN PILDEN. 593 

i 

< 

I hinfur die pild abgethan, alszdenn werden paid die laessigen menschen aws iren 
\ gedaencfchen fallen lassen vnd vcrgesscn des leiden vnd sterben christi (daran vriser 
hayl (c) ligt) wo vns nit vor augen stueenden das crucifix (d) vnd auder pildung, 
alszdenn blib in vns klaine andacht. Durch anschawen dcrselben moegen \vir 
bewegt werden zuo andacht vnd zebedenckhen das war leiden christi vnsers 
erledigers. 

(a J kirch. im . 7. a. et im 91. . 12. b. (b <J cpncili. sieh. 6. . 10- e. et im 
86. 4. a. (c } hayl. sieh. 56. . 1. a. (d ^ crucifix, im . 7. f. etsieh. 56. .2. b. 

VII. 5 Erzelung etlicher nutzberkait, derhalb die kirch (a) gotlich vnd chri* 
stenlich erlaubt der heyling awfzesetzen vnd zeeren. Erstlich moegen auswen- 
digezaichen, als die pild seinn, vngeiibt menschen jnwendig bewegen (b) zum 
glawb, zuo andacht, zuo guoeten gedaencken, zuohimelspehungvndandern guoten 
sachen. Es mag ainer durch ain pild gleich so leicht, als durch ain predig oder 
schrift (c), goraitzt werden zuo guolem gepet oder andacht, dann christus (wie 
eusebius vnd damascenus (d) schreibt) hat nit vergebens seines angesicht pildnusz 
gedruckt in ain tuoech vnd dasselb dem koenig abgaro zuo hayl geschickt, dieselb 
pildnusz (genant veronica (e)) ist durch kaiser tiberium gen Rom bracht, daselbs 
vil hundert jar in grossen eren gchallteri. Nach ausweisung glaublicher historien, 
hat lucas ewangelist des herren christum vnd marie pildnusz vilfeltig gemalet. 
Dabey zeuersteen. daz pildung vnd gemael in der kirch zuoegelassen vnd zeeren 
seinn von der zeit christi bis awf hewt. Jn sonderhait vor der pildnusz christi 
vnd seines kreytz sollen wir bedenckhen wie christus, von wegen vnnsers hayls, 
inensch worden, bey vns gewonet, gepredigt, guote lere mil worten vnd werchen 
vorgetragen, fur vns geliten bis inn tod, erstanden, awfgefaren vnnd zuo lest ko- 
men wirt zerichten die vngerechten vnd saelig zemachen die gerechten. Darumb 
ist des kreytz (f) vnd and err werch christi pildnusz aufzusetzen vnd wirdiklich 
zeeren, dabey seines Iddens vnd vnsers hayls init danckberkaittaeglich zedenckhen, 
in mass vnnd gestalt wie im ewangeli geschriben stel. Doch daz nit das gemalt 
kreytz oder pild, sonder christus (der daran gehangen auch in der pildnusz bezai- 
cheiit vnnd bedeyt ist) entlich dabey geeret vnd angerueeffet werde. wie diser 
spruch (g) vermag. Das pild bedeyt got vnsern herren , den sol man in seinen 
heyling eren. Nit daz das pild gotselbersey, nur daz man goltes gedenckh dabey. 

Also hat helena das matcrlich heilig krewtz fleissiklich gesuecht, gefunden, er- 
hoecht, gelobt vnd in grossen eren gehalten. Daraus menigfeltig wunderzaichen 
(lurch got desselbenmals, auch nachmals offt ertzaigt seinn. Dasselb materlich 
krewtz, als ain zaichen vnd panyr (h) vnserr erledigung, wirt auch (wie die kirch 
singt (i) ) am himel erscheinen, so der herr kumbt zuo angstlichem gericht. Solhes 

\ alles beschiecht allain von wegen des herren, der dasselb kreytz aiif seimm ruck 
getragen, vnd vns domit erledigt hat. ( 3 ) 

(a f kirch. sieh. . 6. a. (b f bewegen. im 86. . 6. e. (c f schrift. im 86. 
\- 3. d. (d f damascenus. de orthodoxa fide. li. 4. c. 17. (e J veronica. (f f 
; krewcz. sieh. . 6. d. et im . 8. a. et sieh. 9. . 6. f. et im 88. . 13. e. (g f 
1 spruch. Nam deus est quod imago docet, sed non deus ipsa. hanc videas: sed mente 
\ colas quod cernis in ea. (h f panyr. im . 8. b. (i f singt. hoc signum erit in 
] celo cum dominus ad iudicandum venerit. 

I ( 3 Uber die Verehrung der Bilder in der katholischen Kirche vergleiche man: Binterims 

\ Denkwurdigkeiten. Bd. II. Abth. I. pag. 461491; und das neue interessante Werk von Kreu- 

I set: der christliche Kirchenbau. Bd. H. 

;| Keith me ier, Berthold's 'Xheologey. 38 



594 FUNFUNDACHTZIG1ST CAPITEL 

VIII. ^ Soil das gemalt crucifix (a) nichts gelten, alszdenn waer segen vnd 
zaichen des bciligen kreytz auch spotlich vnd yergebens , riachdem solher kreytz- 
segen allain christum bedeyt wie das gesnitz crucifix. Es wurde auch gleich gel- 
ten man gaeb aimm sterbunden menschen in sein band ain misstgabel oder ain 
crucifix, dasselb sol doch dor menschlichen sele zaicben vnd panyr (b) sein, so 
sy vom leib abgeschiden ist vnd vor gotlicbcm gcrichtstuoel erscheinen muoes. 
Huetten sich die kreytzfeind, so yetz sprechen vngebiirlicb zesein , daz gegen aim 
holtzen pild des krewtz, als vor menschen werch, das haup entploest oder knye (c) 
gepogen werden , vnd mueessen doch bekennen , daz sich alle knye piegen gegen 
dem nom jhesus. Wann du jhesum nennest, bescbiecht durch menschlichen 
mund, deszhalb ist solh nennen, auch menschen werch. Aber wie bey dem nom 
jhesus, also auch bey dem kreytz jhesu, wirdet bedeyt vnser hayler jhesus, der zuo 
gerechter gottes sitzt. Darumb ist das kreytz gleich so wol zeeren, als der nom 
jhesus. Jn mass ain vnderthan eret seines fiirsten wappen oder sigill (d) gleich 
sowol als des fiirsten nom. Wer nu das gemalt kreytz versmaecht oder vneret, 
der versmaecbt vnd vneret christum, der bey demselben kreytz bedeyt ist. Dar- 
aus kumbt das zezeiten plag ergangen seinn vber jhen die das krewtz oder der 
heylirig pildnusz verspot haben. Nach der pildnusz cbristi ist zeeren seiner ge- 
pererin marie pildnusz. zeuersteen also. Die erst vnnd groessist wirdikait der 
creatur ist, daz init got die creatur in der m.enschait christi ain person wirt, 
dorinn das hoechst, benentlich got vnd nidriste creatur, das ist der rnensch, ze- 
samen kumbt in ainem ding, nemlich in christo (e) warem got vnnd menschen. 
Die ander wirdikait der creatur ist , daz die creatur wirdet ain natiirliche muo- 
ter (f) derselben gotlichen person christi. Darumb ist solhe creatur zeeren mil 
hoherm dinste, genant hyperdulia (g). Siehe an die mercklich wierde marie, von 
der dieschrift spricht. Nembt war den koenig Salomon (bey dem cristus zeuer- 
steen) in der kron, nemlich seiner heyligen menschait, mit der jne gekroent, das 
ist gepert hat sein muoler maria. 

(a f crucifix, sieh. . 7. f. (b ^ panyr. sieh. . 7. h. (c f knye. phil. 2. 
sieh. 84. . 3. a. (d ^ sigill. sieh. 59. . 1. h. et im 88. . 13. f. (e-J christo. 
sieh. 19. . 6. g. (f f mucter. Cant. 3. in fin. videle regcm salomonem in dia- 
demate: quo coronauit ilium mater sua. sieh. 10. . 3. a. et 54. . 3. b. et im 
. 10. g. et o. (g J hyperdulia. im 88. .13. d. 

IX. ^ Etlich vnchristen verklainen dieselb allerheiligist mariain, vermainend 
vbrigs vnd vnnotdurftig zesein, daz sy gee ret oder angeruefFet werde, gleich als 
vergoenn jr ir sunjesus Cristus nit dereren, die irbeweisen frummandachtiglewt 
hie in disem jamertal. Welher sun jhesus doch bemelter seiner muoter nichts ver- 
sagen (a) mag, sonder er hat jrcn stuoel im himelnebensichgesetzt, darauf maria 
sitzt an seiner gerechten. Dieselb sein allerliebste muoter erhoert billich jr aller 
heiligister Sun jhesus christus warer got vnd mensch. Solhes alles ist figuriert im 
Salomon vnd bathsaba seiner muoter. Darumb ist bestimbte grobe vermuelung 
wider gantze christenliche kirche, wider alt heilig vaeter vndcbristenlichlerer, die 
all sarnentlicb vnd sonderlichgepredigt, geschriben, gesungen vndgesagtbabenvmJ 
nocb, daz all zungen awf erden den lob marie nit kiinnen noch moegen gnuogsain 
preisen noch awssprechen. Daneben wil widerumb einwurlzen die alt verdambl 
ketzerey eluidij (b), der wider rain junckfrawnschaff. marie, faelschlich gereymbt 
hat disc ewangelische wort. Joseph hat mariam nit erkertnt (c), bis sy iren ersten 
sun geporen hat. Dieselben wort doch kains fuegs wider diejunckfrawnschaftaus- 
gelegt moegen werden, dieweil Maria selbs dem engel geantwqrt hat, sy erkenne 



VON GEMA1NEN P1LDEN. 595 

kainen man (d), das istsy welle kbainn man zumm beslaffen nemmen, sender ain 
junckfraw ewiklich beleiben. wie von jr cristenliche kirch singl. Sy bede, maria 
vnnd Joseph (e) heten geliibt ewige keyschait. Maria ist ewige junckfrau vor ge- 
purd, in gepurd vnd nach gepurd christi ires ersten vnd aingeporen suns, das ge- 
zeugt esaias (f) do er sagt. Ain junckfraw werde empfahen vnd geperen ainen 
Sun. Desgleichs gezewgt Ezechiel (g), der geseheu hat ain beslosseneporten, durch 
die got der herr ein vnd ausgangen, dieselb porten ist dannoch zuogeslossen beli- 
ben vnd nymer geoffent, sy bleibt auch ewiklich verslossen dem himlischen fiirsten. 
Daraus erscheint, daz maria christum on maenlichen (h) samenvnd on fleischliche 
gier empfangen auch on zeriittung junckfrawnlichs slosin lawterrainigkait, hatge- 
pert. Wie christus ist eingangen, also ist er auch awsgangcn durch verslossen leib 
marie. Darawf haben die apostel gesetzt in jrem glaub (i), den wir taglich petten, 
gcporen aws maria der junckfrawn. Das alsogantze christenliche kirch fur vnwi- 
dersprechenliche warhait belt vnd zehalten gepewt. ( 4 ) 

(a ^ versagen. 3. reg. 2. ant. med. Neque enim negate tibi quicquam ootest: 
positus que est tronus matris regis quae sedet ad dexteram cius: et dixit ei. pete 
mater mea, neque enim fas cst ut avertam faciem luam. im . 10. a. (b J eluidij. 
sieh. 6. . 10. d. (c ^ erkcnt. Mat. 1. in fin. (d f man. Luce. 1. quum virum non 
cognosco. im 98- 8- 5. c. (e ^ Joseph. 27. q. 2. beata maria. (f 5 esaias. 7. in med. 
mat. 1. in fin. ecce virgo concipiet. sieh. 10. . 3. d. (g f ezechiel. 44. in prin. porta 
haec clausa erit. (h J manlichen. sieh. 54. g. 3. f. (i 5 glawb. sieh. 6. . 2. b. 

X. ^ Daz die allerheiligist maria bey got vor aller weld sitzt (a) vnd wirdig 
ist fiir alle creatur zeeren, wirt befunden an ettlichen orten heiliger schrift, so^n- 
derlich imsalomone, dorinn die weiszhait, in der person marie, spricht. Dermich 
beschaffen, hat gerueet (b) im tabernakel meins leibs. Jch bin von anfang vnd 
vor der weld oder vor den zeiten beschaffen. Dasselb wort mag nit plos verstan- 
den werden allain von ewiger weiszhait, die gottes sun vnd kain geschoepf ist. 
Darumb muoes entlich verstanden vnnd ausgelegt werden von der junckfrawen 
maria, die ain wirdige creatur vnd vor alien dingen beschaffen, nemlicb zuo ainer 
muoter gottes suns, erwelt vnd von ewikait dartzuoe fiirgenornen ist. Darauf 
spricht der weis ferrer an stat marie. Von ewikait (c) bin ich geordent vnd von 
alter lang, ee dann die erde was. Abgrund des meres oder der siind , seinn noch 
nit gewesen do ich empfangen was. Dabey zeuersteen, daz maria in irer empfaenek- 
nus vor der erbsiind (d) erhalten ist. Dann sy hat in irer schicklikait mil souilgot- 
lichen gnaden moegen begabt vnd erfiilt werden, dadurch sy zuoeberait vnd fahig 
(c) auch wirdig (f) worden ist, vnsern hayler christum leiblichzupernpfahen, zege- 
peren vnd desselben muoter (g) zewerden. Wiewol die feind marie ytz bestimbt 
zweri (h) vnd noch mer stollen, so aws heiliger schrift aufmariamgezogen werden 
moegen, nit auf mariam sonder auf gotliche weiszhait oder auf etwe anderspiegen 
vnnd nur awf plossem puoechstab steenwellen, so thuonsy dochsoeihesongrund 
vnd allain aus vbung des dewfels, der vberal vnser frawn maria mantast mi tsmach 
(i) vnd vnere vnd verletzung. Offt wirtin heiliger schrifft awf golliche weiszhait 
gelaittet ain stol, der nachuolgend nichtswenigergezogen werden mag auf mariam, 

( 4 Diescr Helvidms, der durch seine Laugnung der Junsfraulichkeit der Mutter Gottes, als 
Vorliiufcr der Irrlehrer des sechzehnten Jahrhunderls betrachtet -werden mag, wurde vom hi. 
Hieronymus nicht sehr sanft zurecht gewiesen. Man vergl. die Schrift des hi. Hieronymns: 
ifJversus Hclvidium. Auch der hi. Augustingedeiikt dieses Irrlehrers. tom.VJII. pag. 24.lib.de 
haercsibus. Haeres. 84. Ein Blick auf die zahlreiche christlichePoesie zeigt, wie die hi. Jung- 
frau schon fdihzeitig in der Kirche verehrt wurde. Man vergl. Die Kirche in ihren Liedern, 
von Schlosscr. 

38* 



596 FtJNFFUNDACHTZIGIST CAP1TEL VON GEMAINEN PILDEN. 

die an gotlicher weiszhait am nagsten hangt. Dann heiligergeist hatsein gotlich 
wort vnd heilige schrift in hohen verstand gesetzt, dergestalt, daz daraus vierlay 
notturftiger vnd glawbwirdiger bedeytungvndauslegung(k) genomen werden, aine 
ist nach offen pupechstab, drey nach verporgem geistlichen verstand. Darumb ob- 
gleich der schrift puoechstab, nit lawtermariam nennet, mag doch der schrift ver- 
porgener verstand gezogen werden auf dieselb vnser frawen, die gesegent ist vber 
all lauter creatur. Dann wie gantze erde verfluoecht (I) ist, vmb das aws ir ge- 
macht was erster adam, der die siind in menschlich geslaecht eingefuert, also wirt 
gesegent (m) maria, daraus geporen ist anderr adam jhesus cristus, der die siind 
widerumb aufhebt. Darauf ist junckfraw maria vns ellenden menschen, in der 
person johannis, zuo ainer muoter der gnaden gegeben. Do zuo jr crislus am 
kreytz sprach. Nym war, das ist dein sun, darnach zum junger vnd in desselben 
person zuo aimm yeden christen. Nym war, das ist dein (n) muoter. Darumb 
solten wir(wie Johannes thet) die heiligist frawen mariam, als vnnser angewiinschte 
muoter, annemen vnd ir pflegen in aller dinstberkait, auch sy anrueffen als vnser 
gnedigiste furpitlerin, diejres furpetes bey jrem natiirlichem(o) sun jhesum chri- 
stum alzeit geweret wirt. Deszhalb ist die pildnusz marie von iren wegen zeeren. 
vil aue maria werden gesprochen vor gemaltem englischen grus, die sonst vnder- 
wegen beliben. Maniger andachtiger mensch wirt mer zuo gepete vnd andern 
guoten sachen erweckt durch anschawen der pildnusz marie, dann ain anderr, der 
im ewangeli englischen griios list. Aus anscbawen des pildes mag ainer bewegt 
werden danckzesagen, daz got zuo seiner gleichnuss ain solhe heilige pildnusz, als 
maria an jrselbs ist, beschaffen hat, vnd daneben mariam anrueeffen, dazsyalsvor- 
mundjnn von got erlang rainigung vnserr vermailigten pildnusz. 

(a f siczt. 3. reg. 2. sedet ad dexteram eius. sieh. . 9. a. et sieh. 84. . 6. a. 
(b f geruet. eccli. 24. post prin. qui creauit me requieuit in tabernaculo meo. im h. 
(c ^ ewikait. proucr. 8. post med. Necdum erant abyssi. s. peccatoruin et ego iam 
concepta eram, s. praeseruata ab original! labc. sieh. 19. . 2. d. (d J erbsiind. 
sieh. 34. 4. e. (e f fahig. sieh. 18. . 7. h. (f f wirdig sieh. 51. . 16. e. et79. 
. 2. c. (g f mueler. sieh. . 8. f. (h f zwen. sieh. b. et c. (i } smach. im 86. . 
4. b. (kf awslegung. sieh. 14. . 1. b. (1 f verfluecht. Gen. 3. sieh. 25. .6. a. (m 
J gesegent. Luce. 1. benedicta tu in mulieribus. (n ^ dein. Johan. 19. post med. 
ecce mater tua. (o ^ naturlichen. sieh. . 8. f. 

XL f Darnach seinn all ander heiling (a) in pilden auch sonst zeeren vndan- 
zeruoeffen, als vnsere cristenliche mitglidvnderm haupCristi. Besonder die apo- 
stel (b), so chrislus, als sein mithelfer erwelt, daneben auch ander vnser patron, 
die vns in christenlichem glaub vnderweist haben. Item die pild heiligcr martrer 
(c) so mit irem pluoetvergiessen vnnd leidenbis inn tod dem ewangeli vnd der war- 
bait zewgnusz geben. Desgleichs der bewaerten peichliger vnd anderr lieben vae- 
ter pildnusz ermonen vns ires heiligs vnd slrenges lebens. Sonderlich der junck- 
frawen (d) vnd witiben, die ir leib vmb gotes willen haben gekestiget vnd domit 
poes feind vberwunden. Soelhe pild moegen vns bewegen zuo guoeten werchen, 
dorinn bis aufs ende zeuerharren vnd also zegewarlen ewiger saelikait so die hei- 
ling numals erlangt vnd todlicher mensch auch erlangen mag so er der heiling 
guoten werchen nachuoligt. wie sy christo nachgeuoligt haben. Dergestalt pit 
vns paulus, daz wir sein nachuolger (e) seinn wie er cristi vnsers herren nach- 
uoliger ist. Zuo solher nachuoligung moegen wir bewegt werden ausanschawung 
der heyling pildnusz , die in irem leben vnd leiden, vns vorgetragen haben guot 
exempel der diemuot vnd geduld. Wie vns jacobus furhelt. Jr brueder seit ge- 



SEXUNDACHTZIGISTCAPITEL VOM MISZBRAWCH DER PILDE. 597 

duldig (f), nemet ain exempel zeleiden poesen vngemacb, langmuetikait, arbaitvnd 
geduld. welh menscben leiden , die schaetzen wir saelig. Jr habt geboert des 
jobs geduld vnd gesehen des herren ende, der parmbertzig ist. Zuo lest werden 
wir geursacbt zeuerachten die weld (g) vnd ir zergaencklikait, die do ist wie ain 
heypluoem , so wir innpilden sehen der heiling ere, die in jrem zeitlichen leben 
hie versmaecht, verspot vnnd gepeinigt seinn. dadurch sy dort lob vnd saelikait 
(h) erlangt haben. Doch soellen die pild kains wegs missbrawcht werden, dauon 
hernach voligt. 

(a f heyling. im 83. . 13. a. (b ^'apostel. sieh. 8. . 3. c. (c J niartrer. sieh. 
1. 7. g. (d ^ junckfraw. sieh. 8. . 3. e. (e ^ voliger. 1. Corin. 4. ant- fin. et 
1. 'Corin. 11. in prin. rogo imitatores mei estote sicut et ego christi. im 86. . 9. d. 
(f <J duldig. Jaco. 5. patientes estote. sieh. 3. . 10. e. et 56. . 2. k. et 84- . 8. c. 
et im 86. . 9. a. (g f weld. 1. Pet. 1. in fin. gloria eius tanquam flos feni. (h J 
salikait. Math. 19. in fin. sieh. 51. . 7. b. 



5 SEXUNDACHTZIGIST CAPITEL 

vom miszbrawclt der pilde. 

1. Zuo zeiten des alien gesetz haben juden (a) vud hayden leichtfertiklich ge- 
lawbt, in gemalten pilden gottliche kraftzesein. Aus derselbenvnd noch mervr- 
sacben (b) seinn vorzeiten die pild verpoten gewest. Nachdem aber nu die Chri- 
sten im glawb bestaendiger sein solten dann vorzeiten die juden, deszhalb seinn im 
newen gesetz die pild zuoegelassen vnd aufgesetzt zuo gedaechtnuss vnnsershayls 
des leidens christi, auch zuo vnderweisung vnnd guoetern exempel, so vns die he- 
ben heyling gots vorgetragen vnd gelassen haben. Derselben heyling fuoesstaffen 
nachzeuoligen werden wir getzogen vnd geraytzt durch gemalt figuren, gleich als 
durch beschriben legend. Dieweil dann dewfcl verstanden daz in den pilden ny- 
mer sein dinst sender gottes ere befiidert auch frumm lewt zuo merer andachtbe- 
wegt, vnd verkert leiit ab den pilden offt guote beyspil genomen, dadurch sy gepes- 
sert seinn. Barumb hat derselb dewfel sieh wider die pild langzeither geuebt vnnd 
leichtferltig menschen gerailzt zum miszbrawch der pilde. Numals diser zeitvn- 
dersteen sieh die pildfeind vnd dewflisch lerer die pild zeuerspotten, zeuerpietten, 
gar zeuertiligen vnd widerumb abzebringen, als sey es wol gethan die pild zeuer- 
achten, vmb das etlich lewt dieselben miszbrauchen. Wiewol awf dewfels schi- 
ckung, verschiner zeit durch vngeschickhtlewt mil pilden vil miszbrawch beschchen 
vnnd aberglawb eingefueert seinn, wider geschriben recht (c) vnd der kirchenver- 
pot, darein villeicbt etlich selsorger(d) von wegen ires aigen zeitliehs nutz Yerhengt 
vnd durch die finger zuogesehen haben. Wo sy der kirchen verpot vnd geistlich 
recht vor augen gehabt, hieten sy solh miszbrauch im anfang leichtlich vnderdruckt. 
Darumb mag hierinn christenlicher kirch khain schuld zuoegemessen werden, ob- 
gleich jr diener vnfleissig gewesen seinn. (*) 

(' Die schon friiher von Concilien ausgesprochenen Warnungen vor dem Missbrauche der 
Bilderwurden voroConcil vonTrient \viederholtfeierlich bestatiget undausdriicklich bemerkt, dass 
man nicht glauben diirfe, als befinde sieh in ihnen etwas Gottliches oder eine Kraft, wesshalb 
sie zu verehren seyn, oder dass von ihnen etwas zu erbitten, Oder. dass ein Vertrauen auf die 



598 SEXUNDACIITZIGIST C/VPITEL 

(a 5 juden. sieh. 85. . 1. b. et im 5. 6. a. (b f yrsachen. sieh. 85. . 4. a. ( c 
f recht. extra de rel. et vene. sane. c. 2. dc consec. dis. 1. placuit. vbi dicitur : ple- 
bes esse admoneudas ne supersticiones permittant. (d f selsorger. sieh. 8. . 7. a 
et im . 3. b. 

II. J Aber bestimbter miszbrawch beslewsst nit daz deszhalb die pild abze- 
thuon seinn, sonnst mueestman abthuon all vnd yglich sacrament, die aucb offt 
miszbrawcht werden. Die heilig mess (a) ist nit zeuerachten von wegen des prie- 
sters vnscbicklikait. .In gantzer weld wirt nicbts souil miszbrawcht vnnd gefelscht 
dls heilige schrift. daraus all aberglawb erdicbt vnd verkerlicb geschoepft seinn. 
Wie in diser vnstueemen zeit laider beschiecht durch verkert prediger vnd aebich 
schriftgelert, die das gotswort felscben(b), zwingen, piegen vnd brauchenzuohoch- 
fart, neyd vnd rach, domit vngeborsam erwecken , aufruor (c) stiften, alien betrug 
herfiir ziehen vnd mit solben iren schwaencken verfueeren sy gemain volckh vnd 
toetten dorinn vil leichtferttiger selen. Dannocb ist heilige schrift, als das wort 
gots vnd gotliche warhait. nit wegzewerffen , sender nichtsweniger fleissiklich ze- 
predigen, aintrachtiklich auszelegen (d).guetlicb zegelauben vndzierlich zepreisen. 
Wildu gotes nom (e) vnderdrucken oder nit heiligen vmb das etlich lewt denselben 
nom eytel nennen oder sonst miszbraucben mit fluechen oder falsen ayden? Soil 
albeg ain ding abthan werden vmb das es durch miszbrauch vrsach gibt zuo siinden, 
alszdenn tnueessten schoen frawen, guot wein, waffen vnd alles anders, nicbts aus- 
genomen, abthan werden, nachdem alle creator, die got zuo guotem beschaffen, zu 
poesem miszbraucht werden mag. Wer kan all vnkrawt aus der kirch acker on 
schaden ausgeten ? 

(a f mess. sieh. 65. . 8. g. et im 94. $. 6. a. (b J felschen. 2. Pet. 3. sieh. 4. 
6. b. (c f awfrur. sieh. 13. . 5. g. (d j auszelegen. sieh. 15. . 10. a. (e f nom. 
sieh. 22. $. 8. b. 

III. ^ Nachdem nu langeweil biszher (wie zuzeiten der juden (a) vnd hayden 
beschehen) noch hewt vnstaet cristen die pild vngeorderit eren vnd in etlichen sa- 
chen miszbrauchen. Deszhalb sollen die selsorger (b) fleis haben , daz die pild nit 
vnordenlich geert noch smaechlich gehalten werden. War christen pflegen die 
pild ersamlich (c) zehalten, aber nit goetler zenennen. wir sollen den pilden nit 
dienen wie goettern noch mit ainicherlay gotlicher erpiettung. wir moegen in die 
pild kain hoffnung setzen, nachdem wir von jnen weder hilf noch vrtails gewarttenrl 
seinn, sonder die pild inoegen wir eren zuo gedaechtnuss der lieben heyling, auch 
zuo erkundung der guoeten werch, die sy vnd ander vnser vorsidel vnd ellter ver- 
bracht haben. Wie wir nit anpetten die schrift (d)oderpuoech, dorinndas ewangeli 
steet, sonder Jhesum christum, von dem das ewangeli lautt^ also sollen wir nit 
anpetten das pild, so den herren bedeyt, sonder wir petten an vnsern herren vnd 
waren got, des pildnusz da gemalet steet. Also hat der gross lerer gregorius (e) 
gelobt den pischof zuo marsilia vmb das er gepoten bet die pilde nit anzepetten 
vnd jne daneben gestrafFt, daz er die pild zerprochen het vnd spricht. Es ist ain 
anders, gemael anzepetten, dann durch des gemaels hyslorien lernen was anzepet- 
ten sey. Was die schrifft gibt den gelerten, dasselb gibt das gemael den vngelerten die- 
selben sehen in gemael, wein sy sollen nachuoligen. Die nit lesen koennen, moegen le- 
sen am gemael, dasselb wirt sonderlich gehallten fur des gemainen volckhs letzen. 

Bilder zu setzen sey, wie ehedem die Heiden thaten, welche ihre Hoffnung auf die Gotzenbil- 
der setzten, ,,sondern weil die Ehre, die man ihnen erweist, auf dieVorbilder bezogen wird, 
die durch sie dargestellt werden." Sess. XXV. De vener. sanct. et imag. Catech. rom. P. HI. 
cap. q. 24. 



VOM MISZBRAWCH DER PILDE. 599 

Dochdaz daselbs des menschen gemuet vbersichzuogotvnd nitvndersichzumpild 
oder zuo anndcrn leiblichen dingen getzogen werde, wie dann gemainklich vnuermif- 
tiglewtnurvmb iren aigen zeillichen nutz die pild eren oder kirchfart geen. 

(a 5 juden. im . . a. (b ^ selsorger. sieh. . 1. d. (c 5 ersamlich. de consec. 
dis. 3. venerabilis imagines christiani non dcos appellant, (d J schrif. sieh. 85. . 7. 
c. (e f gregorius.de consec. dis. 3. perlatum etc. scq. quodlcgcntibus scriptura: hoc 
ideotis praestat pictura. 

IV. 5 Wo new walfart awfersteen zuo pilden oder kirchenzelawfferii.als vor 
zeiten gen Niclascbawsen, oetting oder yetz newlicb gen Regenspurg zwscbbener 
maria beschehen ist, alszdenn sol embsiger fleis ankhert werden (wie affricaner 
concilium (a) selzt) ob daselbs nit mer dewfels gospenst dann gottes gnad sey. 
Dcufel suecht vberall gotseinere zenemen vnd jmselbs gotlicbe erezuoezeziehen, 
besonder hochlobliche junckfrawen mariam zesmaehen (b). Wie dann deufel aws 
bemeltem marie pild zuo Regenspurg (c)ain abgoettin gemacht vnd darzuoe lewt, 
vilcicht on ir schuld, zelawffen ain zeit grawlich besessen het. Das rede ich nit 
vmb das man vnnser liebe frawe zuo regenspurg, oetting oder in andern iren ca- 
pellen nit solt haimsuecben, eren, loben vnd preisen, dann die gotszbewser seinn 
zuo lob erstlicb gottes, darnach seiner muoeter marie auch ganlzer bimlischer 
kirch zuo ainer (igur vnnd gedaechtnussawfgepawt, geweicbt, gestifft vnd geziert. 
Sender job hab wellen menigklich ermonen, daz die heyling vnd ir pildnuss nit 
vnordenlich geeret nocb ainicherlay abgoetterey oder vnglawb daselbs angericht 
werde. 

(a ^ concilium, de consecra. dis. 1. placuit. sieh. 85. . 6. b. (b 5 smahen. sieh. 
85. . 10, i. (c f regenspurg. sieh. 42- . 2. d. 

V. ^ All ere vnd gepete, so \vir vor den pilden tbuon, bescbehen \vol gegen 
den bedeytten heyling, aber entlich sollen dieselbengepetegezogenwerdenaufgot 
als awf vnser bayl. Gotlicber maiestet ist zuoerzaigen danckberkail, vmb das er 
sein erwelte lebentige pild, benentlich die lieben beyling (so vnsere mitglid seinn) 
hie in tugenten erhalten vnd dort mit ewigen freyden begabthat, inboffnungauch 
daselbs hinzekomen. Die heyling seinn zepitten, daz sy vns gnad vnd hayl er- 
werben von ewigem got, vor desanplickh mit vnserm petezuoerscheinenwirtod- 
liche menschen vnsselbs vnwirdig (a) vnnd vnangenaem erkennen. Deszhalb vns 
not ist, daz die angenaemen heyling vor got fur vnns erscheinen. Dariiberwellest 
mercken wie die pild (b) zeeren seinn. Vor den pilden magsta dich puckhen, 
knyen, bend awfreckhen, petten, liecht awfziinden, wax, klainat vnnd ander gab 
dai'iir hengen vnd die pilde zieren nach deimm geuallen. Solhe awswendige ere 
ist nit der gemalten oder gesnitzten pild, sender du soldest dich jnwendig im ge- 
muet diemueetigen. Got anpetten, der dich beschaffen vnd erledigt hat, die hey- 
ling vmb beystand ersuechen. Aber enllich got zum vodristen loben vnnd eren 
von wegen der heyling, die in pilden bedeyt seinn. Daneben moegen wir die hey- 
ling pitten, daz sy vns von got gnad vnd hayl erwerben, wider vnnser poes feind 
syg vnnd behuoet oder geduld erlangen. Dergestallt bleibt vnser gepet vnd an- 
dacht nit an der wand noch am pilde, sender es wirt erhebt vbersich zuo got vnnd 
zuo seinen himlischen pilden, das seinn die lieben heyling. 

(a 1 vmvirdig. sieh. 18. . 8. 1. (b J pild. sieh. 24. . 2. e. et 85. . 1. a. 

VI. f Wie vor zeiten juden (a) vnd hayden ire pild den abgoettern zuoschant- 
licheh sacnen gemacht, also inachen yetz die christen ire pild got vnd seinen hey- 



600 SEXUNDACHTZIGIST CAP1TEL 

ling zuo lob vnd ere. Vnd wie aws abgoettischen pilden nichts guoets noch nut- 
zes, sender wollust vnd lasler (b) vernomen ist, also werden ab cristenlichen pil- 
den gelernt guot syten vnd erber tugent. Wo nu gleich die cristen vor den pil- 
den petten, seinn sy doch nichts weniger war anpetter. von denender herrsagt. 
Es wirt komen vnd ist nu die zeit, daz diewaren (c) anpetter werden anpettengot 
vater im geist vnd warhait. Got ist ain geist (d), darumb mueessen jben, die got 
anpetten, itn geist vnnd in warhait anpetten. Jmm geist. daz wir im pete vns ab- 
ziehen von alien leiblicben sachen vnd vnser gemueet erheben zuo got vmbgeysl- 
licb hayl, vnd allain die warbait, nemlich waren got vnd nit pilde anpetlen. Da- 
nebeh werden durch anscbawen leiblicber pild oft frumm lewt bewegt (e) daz sy 
goltes warhait im geist dest fleissiger anpetten. Wo du gerechte andachtbraw- 
chest, alszdenn fueeren die scheinbarn pild deinen geist nur zuo got vnnd nit von 
got, denselben soldestu erkhennen, daz er sey dein schoepffervnd anfang, deiner- 
lediger vnd raitler auch dein ende vnd saeligmacber. Darumb seinn der christen 
pild, in khainer heiligen schrifft (wie vorzeiten der juden pild) ditszmals verpoten, 
sender erlawbt. Der juden oder haiden pild vnd anpettung vergleicben sich nit 
mit christenlichem anpetten oder pildnuss. Christus vnnd sein heyling haben kain 
gemainschaft rnit Belial (f) vnd seinen gesellen. Gottes tempel stymbt nit zuo den 
abgoettern. wie Paulus beschreibt. Daraut' pfligt jrdiscbe kirch die bimlisch 
kirch vnd jre erwelle glid, das seinn dieheiling. als jr vorgeer gehorsamlich zuoer- 
suoechen vnd zepitten, daz sy vns als jre ellende todliche mitglide bey got ver- 
spreche vnnd befuder aucb gnad erwerbe. Daneben sollen wir got anpetten vnd 
pitten, daz er sein erwelt heiling in jrem furpete, so sy fur vns thuon, parmher- 
tziklich geruoche zuoerhoeren. 

(a f juden. sieh. . 1. a. et . 3. a. et im . 7. a. (b J laster. sieb. 85. . 3. b. 
(c f waren. Job. 4. in med. veri adoratores adorabunt patreni. (d ^ geist. sieh. 7. 
. 6. i. (e f bewegt. sieh. 85. . 7. b. (fj Belial. 2. Corin. 6. que autem conucntio 
christt cum belial: sieh. 24. . 8. a. 

VII. ^ Die kirch macbt in jrem gepet gemainklich den anfang in got vater. 
Jn mittel nennet sy zuozeyten ainn heiling vnd endet dasselb gepet in Christo sei- 
nem eingepprem sun, der rnit jm lebt vnd regiert in aynikait got desbeyligen geist 
in ewigkait'amen, das steet schier in alien Collecten vonn heyling. Was sonnst 
die kirch vor oder bey den pilden fur gesanng oder lesen gebrawcht. beschiecht 
zuo ere got vnd seiner heyling vnd nichts den pilden, sonnder aller gotsdinst wirl 
zum vodristen getzogen auf got vnd zuo zeiten nachuolgend auf dieErwelten gol- 
tes. Darumb sollen wir vnser gepet vnnd vertrawen entlich vnd allain in got 
setzen. Wie vnns Johannes lernt vnd spricht? Der sun gots ist warer got vnd 
das ewig leben. Lieben sun, hueet w vor den gemallten abgoettern (a), als 
sprech er. verkert ew nit widerumb zuo der abgoetter pild, denen jr vormals in 
haydnischem leben gedient babt. Die schrifft (b) verfluoecht jhene menschen, die 
jnen geschmeltzt goetzen machen, do die seinn ain abscbeyung des herren vnd 
ain werch der menschen hende, vnd setzen dieselben goetzen an verporgen ende. 
Dabey zeuersteen ist, daz die juden (c) solh goetzen haimlich haben vmb rat ge- 
fragt vnd verporgenlich angerueefft als abgoetter. 

(a ^ abgottern. 1. Johan. 5. in fin. custodiatis vos a simulachris. sieh. 85. . 2. 
c. et 24. 7. d. b f schrifft. deu. 27. in med. maledictus qui facit sculptile. (c f 
juden. sieh. . 6. a. 

V11I f Aber wir Gristen sollen den pilden nit dienen als abgoettern, noch 
bey jnen suochen hofnung .noch ratschlag noch opffer. wie vorzeiten juden 



VOM MISZBRAWCH DER PILDE. 601 

vnd bayden tban, sender wir halten die pild fur zaichen vnd bedeyttung des so sy 
init gemael anzaigen, dadurch vnbelesen lewt erjnndert vnd gemonet werden an 
alte gescbicht, die aufgemalt seinn, nemblich mit was peinvnscristus erledigt. Wie 
jme beylig mennscben haben nachgeuoligt, vnd was got durch Mariam vnd ander 
heyling tugentlich vnd wunderlich gewiircht aucb vns fur exempel gelassen hat. 
Dann im anfang cristenlichs glawbs seinn vnderm volck vil vnd grosse zaichen vnd 
wunder (a) beschehen durch die Apostel vnd ander beylig vnd gerecht lewt, die 
billich (lawt der scbrifft) in ewiger gedecbtnuss (b) beleiben. Also lernen wir 
durcb die pild erkennen die wunderbar gnad gottes, der grosse ding wiircht vnd 
in seinn heiling wunderlich (c)ist. Daraus in vns gotsforcht erweckt vnd derglawb 
gemeret. Daneben wirt vnser gemueet vber sich zuo got dem herren gelaitt so 
wir betrachten das ewig leben. Das nu die heyling erlanugt haben. Sonderlich 
werden wir entzundt zuo der lieb gottes, so wir bedencken daz aus der Iieb(d), so 
gott zunn heyling vnnd die heyling zuo Got haben, die ewig frey entsprewst. Wer 
nu der heyling pild weg Ihuot, der berawbt vns vnuerstaenndige menschen vor- 
bestymbtes nutz. Er zerstoert auch der heyling gedechtnuss. vnd wil hie in der 
kirch ausleschen jren nom der doch geschriben (e) stet im himel vnd im puoech 
des ewigen lebens. 

(a ^ "wonder, actu. 5. post prin. per manus populorum fiebant signa. sieh. 5. . 
5. g. et 85. . 5- e. et im 92. .4. h. (b J gedechtnuss. PsI. 111. in memoria eter.na 
erit iustus. (c J wunderlich. Psl. 67. in fin. mirabilis deus in sanclis suis. (d ^ lieb. 
sieh. 46- . 5. n. (e 5 geschriben. Luce. 10. in med. nomina vestra scripta sunt in 
celis. sieh. 19. . 3. f. 

IX ^ Nochmer mogen wir aus dem gemael lernen, nemblich guote beyspil. 
Wie frumm lewt jre zeitliche gueeter durch gotswillen verlassen, sichselbs ver- 
lawgent (a) vnd ]r kreytz auff den rugk genomen vnd Cristo nachgeuoligt haben. 
Wie sy guoten gezierten glawb, fesste hoffnung vnd gantze lieb gegen got gehabt, 
gegen jrem nagsten frydsam, senfftmueetig, vnd in brueederlicher lieb gewesen. 
Bey jnen selbs, als diener (b) gots, in angsten geduldig, leydlich vnd andechtig, mit 
petten, fassten, wachen, tugenthaft vnd strong in jrem leben gewesen, dadurch sy 
s\in vnnd erben (c) gottes auch miterben Crisli worden seinn. wie allenthalb in 
Paulo steel. Daraus mag ain yeder mensch freyd vnd hoffnung empfahen, der- 
gleichen erbschafft auch zuoerlanngen wo er sich darein schickht vnd heiligerlewt 
fuoesstaffen nachuoligt (d). Wo nu dem gemainen volckh die pild wurden ent- 
zogen, waere gleich als wo den gelerten die schritftverpoten, nachdem kainvnder- 
scbid ist der heyling geschicht zelernen oder zedencken in schrifft oder gemael. 
Bey menigem wurde vergessen des leiden Crisli vnd der heyling. Wann er vor 
jm nit hiet pilde, die jne offt vrsachen moegen zepetten oder zegedencken an Cri- 
stum vnd sein sterben auch an ander martrer. Doch hindan gesetzt alien misz- 
brawch der pilde wie obsteet. 

(a 5 verlawgeut. Luce. 9. ant. med. abneget semetipsum. sieh. 33. . 10. f. et 
85. . 11. f. (b <J diener. 2. Corin. 6. in prin. sieh. 65. . 8. p. (c J erben. Ro. 8. 
in med. si autem filij et heredes. sieh. 29. . 6. d. (d ^ nachuolgt- sieh. 85. . 11. e. 



602 SIBENVNDACHTZIGIST CAPITEL 



SIBENVNDACHTZIGIST CAPITEL 

Torn almosen. 

I. Gemain almosen ist dritter tayl ewangelischer puoes, dauon obstet (a). 
Besonder almosen ist ain froembde (b) hilf siindige mayl vnd schulden abzerich- 
ten vnd zcuertiligen, wie im 74.capitel angerueert ist. Solh alraoseu steet in vier- 
zehen werchen der parmhertzikait, als in vierzehen staffeln (c) gen himel, nach 
denen eruoligt der funfftzehend staffel ewiger saelikait (c). Derselben werch 
seinn sibene leiblich vnd sibene geistlich. von sex leiblichen werchen der parm- 
herlzikait steet im ewangeli (d), nemblich hungrigen speisen, durstigen trenckhen, 
froembden beherbergen, nackenden beklaiden, krancken haimsuoechen, die ge- 
fangen zuo erledigen. Das sibend werch steet im Thobia, nemlich die toden ze- 
begraben (e). 1st zeuersteen, nit allain die toden leicb mit schawfeln zuoeze- 
scharren, sounder auch den selen im fegfewr zehelfen mit gepet, gotsdinst vnd 
almosen (f). Daz aber die begrebnuss vnd annder guottat, so den lewten nach 
jrem sterben bewisen werden, ain werch der parmhertzikait sey, befindet sich in 
alien geschichten. Patriarch Jacob (g) hat jme nit vmbsonst erwelt sein begreb- 
nusz im land chanaan. Dohin jne dann Joseph vnd annder sein sun begraben 
haben. Deszgleicbs hat derselb Joseph beuolhen sein gepain aus egypten zefuee- 
ren vnd zuo Sichem zebegraben in ainn acker, den vorzeyten Jacob gekaufft, das 
dann die kind von jsrahel auszgericht vnd beruert gepain Josephs (h) daselbsz bin 
begraben haben. Dauid hat auch den jnwonern zu jabes galaad den segenjgeben, 
vmb das sy die gepain Saulis (i) vnnd seiner dreyer siin vergraben. Deszgleichs 
haben Joseph vnd Nicodemus fleis ankert den leib Jesu zebegraben, vnnd in ain 
new grab zelegen. denselben in synawaffen (k) gebunden vnd nach der juden 
syten gesalbt. alles zuo aimrn anzaigen den toden guottat zebeweysen. 

(a f obsteet. sieh. 76. . 1. i. (b f froembde. sieh. 83. . 4. a. (c f staffeln. 
sieh. 26. . 1. a. et 58. . 1. f. et im 94. . 3. a. (c f salikait. im .-2. e. (d f 
ewangeli. Mat. 25. ant. fin. esuriui et dedistis mini, (e J begraben. Thob. 12. quum 
sepeliebas mortuos. im .7. e. et sieb. 83. . 4. f. (f 5 almosen. im . 3. a. et sieh. 
74. . 1. i. et 83. . 4. e. (g f Jacob. Gen. 50. (h ^ Joseph. Gen. 50. Josue. 24. 
n fin. (i f Saulis. 1. reg. 31. in fin. (k f synawaffen. Mat. 27. in fin. Johan. 19. 
in fin. 

II ^ Syben geistliche almosen seinn, den sunder zestraffen, dem belaidiger 
zeuergeben (a), den vnuerstaendigen zelernen, dem zweitler zeraten, den trawri- 
gen zetroesten, fur den nagsten zepetten, vngefuor geduldiklich zeleyden, dadurch 
wirt des vngefuoren menschen zorn gestilt. Wie der. weis spricht. ain linde (b) 
anntwort pricht den zorn, wer geduldig (c) ist, der mildert ainn krieg. Die vor- 
gemelten siben almosen geistliche vnd leibliche seinn siben saelikait. Nach denen 
volgt die acht vnd ewig saelikait, von derselben achten saelikait (d) redetderherr. 
Saelig seinn die vmb gerechtikait veruolgung leiden etc. Jr belonung wirt vber- 
fliissig im himel. Dieselb himlisch saelikait ist das ende ainer yeden hieigen saeli- 
kait. gleich als sprech Cristus. wer hie sein aigen fleisch vberwindt, poese weld 
flewcht, vom dewfel vnd von seinen knechten geduldiklich leydet bis in sein end, 
derselb erlangt ewige saelikait. 

(a ^ vergeben. sieh. 84. i. c. (b ^ linde. prouer. 15. in prin. (c ^ duldig. 
sieh. 80. . 9. g. (d 5 salikail. Mat. 15. post prin. sieh. 44. . 9. h. el 79. . 6. d. 
(e J ende. sieh. . 1. c. et sieh. 21. . 8. c. et 43. . 3. f. 



VOM ALMOSEN. 603 

III ^ Durch leibliche almosen (a) erlangt ainer abwaschung siindiger mayl 
(b) vnd nachlassung der schulden so nach vergebung seiner siind auf jme ligend, 
vberbeleiben. Wie der herr gepewt. was vberbeleibt(c), gebt alraosen, dadurch 
ew alle ding geraynigt wcrden. Jtem gebet, alszdenn wirt man ew auch geben 
in ewr scboss (d) ain wolgedruckhte, geriitelte vberfliissige mass. Geschriben (e) 
stct. das almosen erledigt von aller siind vnd vom tod. Darumb soldestu dein 
siind erloesen .mit almosen, vnd dein poszbait mit erparmung vber die armen, 
auf das sicb got vber dicb aucb erparme (f). Dann wie wasser auszlescbt das 
prinnend fewr, also widersleet das almosen deu siinden. Docb muoes almosen 
vnnd alle andere guote werch bescbeben aus lieb (g), sonst seinn sy vntiiglicb, 
nach sand Pauls lere. Ob jch gleicb all mein guoet auszgaebe, domit arm lewt 
zespeisen, oder jch liesz meinen leib prennen vnd biet dabey kbain lieb, bulffen 
micb doch meine werch gar nichts. Dieselb lieb mag ainer haben nach der hilf 
gots vor angenaemer gnad, also seinn vor goltes anplick aufgestigen die gepetvnd 
almosen Cornelij (h) ee daz er gelawbt vnd angenaeme gnad gehabt bat. Daraus 
zeuermuoetlen, daz guoete werch vor dem glawb vnnd vor angenaemer gnad got 
gcuellig seinn. Wiewol solbe werch nit verdinstlich noch gnuogsam seinn zuo 
ewiger saeligkait, bis daz der glawb vnd ander angenaem gnad dartzuoe koemen. 

(a f almosen. eccli. 3- in fin. sieh. g. 1. f. et sieh. 2. . 5. f. et 53. 5- 6. h. (b 
f mayl. sieh. 33. . 3. h. (c } vberbeleibt. Luce. 11. sieh. 3. . 7. c. et 51. . 10. 
1'. et sieh. 56. . 8. h. (d f schoss. Luce. 6. post med. sieh. 46. $. 7. a. et 49. 5-7. 
h. (c ^ geschriben. Thob. 4. et 12. in mcd. eccli. 3. in. On. Lani. 4. ant. fin. (f f 
erparme. im . 10. d. (g f lieb. 1. Corin. 13. sieh. 2. . 3. f. et im . 7. f. (h ^ 
Cornelj, actu. 10. sieh. 43. . 2. c. 

^ Von gemaiiiem. Ctosten. C 1 ) 

IV. 5 Die vncristenlich sect, so sieh inTewtschlandenerhebt, vndersteetsich 
petler vor der kirch abzeschaffen vnd aufzerichten gemain casten (a), in denendie 
petelseck sein sollten, vermainen vndern cristen sol nyemants petteln, wieirnaliten 
geselz geschriben slet. Vnder ew sol kain diirfftiger (b) noch petler sein. Solh 
krump fiirnemen ist nit gegriindt weder in schrift noch vernuft. Dann got wil 
nach seiner lieb, daz des nagsteri lieb vndfruentliche aynikaitvnder alien menschen 
sey. Solhes zebeschehen hat sein gotlicheweiszhait geordent, dazainmenschdes 
andern muoes bediirfFen vnd seiner fruentschafft nyessen, daz ainer gesund sey, der 
ander kranck, ainer reich, der ander arm, auf das sy bed des nagsten lieb vnd guote 
werch brawchen vnd gegoneinander begegen (c) moegen. wie geschriben stet. 
Der reich vnd arm seinn aneinander begegent (c), jr bederwiirchervnd erleiichter 
ist got der herr. Jtem armuoet (d) vnd erberkait seinn bed hie von got, deszhalb 
in seinen gotlichen augen leicht ist, daz ain armer paid zuo eren erhebt werde. 
Dergleichen hat zuo got gepett Anna (e) samuelis muoter. Der herr macht den 
menschen arm vnd reich, diemueetig vnd hoch, er weckhet den diirfftigen ausmm 
stawb vnd erhoecht den armen ausmm mysst. Ain mensch ist reich (f), domit er 
aus lieb dem nagsten moeg mildiklich mittailen sein zeillich guoet, vnd jme die ar- 
men zuo fruenden machen mit demselben guoet, das aws poszhait der menschen 
ain aigen protworden vnnd nymer gemain ist, auf das jne, sojmgeistlichenarung 
abgeet, dieselben armen frueud zuo sieh nemen in die ewigen tabernackel, nach 

. ; . . ; . ' 

( l De mendicantium Casa, iibersetzt Berthold. 



604 SIBENVNDACHTZIHIST CAPITEL 

laut des ewangeli (g) (2). Der ander mensch ist arm, domit er in seimm ellend 
geduldig vnd danckbar sey jhenen die in begaben , auch fur dieselben Got pitte, 
daz er sy belone mit gnaden vnd ewigen freiden. Darauf setzt paulus, daz die 
reichen der armen gelter (h) seinn, nachdem sy jrer geistlichen gueter, nemlich 
des gepets, tailhaftig werden, ist billich, daz dafiir die reicben den armen in'leib- 
lichen gueetern dienen vnd danckbar seinn. Vnd spricht der weis, des Reicben 
zeitlich guoet ist jme ain stat (i) der sterckh. vnd der armen diirfftikait ist jnen 
ain forcht. Deszhalb nayg (k) deine oren zuo dem armen vnnd betzal dein schuld. 
Darnacb pitt vns Paulus (1), daz wir es erkennen gegen jhen die vnder vnns arbai- 
ten vnd vnns fursteen bey dern herren, daz wir auch dieselben von jres werchs 
wegen destscboner hallten. Vnd vermaint Jacobus, daz got die armen auf discr 
weld erwelt (m) hab, daz sy am glawb sollen reich vnd erben seinn des ver- 
sprochen reichs. vnd spricht got zum armen. Jch hab dich erwelt im pachofen (n) 
der armuoet. Darumb ist die maynung vnbestaendig, daz nit petler soltensein. 
Dann iin allten vnd newen gesetz seinn albeg petler gewesen, vnd werden vndern 
cristen fiirter noch albeg sein. wie cristus selbssagt. arm (o)lewt, werdetjr 
alweg bew ew haben, denselben moegt jr wolthuon. 

(a f Casten. im . 6. g. (b f diirfftiger. deu. 15. in prin. im . 5. a. (c 5 
begegen. prouer. 22. in prin. prouer. 29. diues et pauper obuiauerunt sibi. im 
. 5. i. (d f armuet. eccli. 11. in med. si eh. 50. . 11. c. (e J anna. 1. reg. 2. 
post prin. (f 5 reich. im . 6. d. et . 11. a. et sieh. 7. . 8. e. (g ^ Ewangeli. 
Luce. 16. post prin. (h f gelter. Ro. 15. ant fin. debitores sumus pauperum im 95. 
g. 10. c. et 97. . 8. o. (i J stat. prouer. 10. in med. substantia diuitis vrbs fortitu- 
dinis. (k ^ nayg. eccli. 4. in prin. declina pauperi aurem. (1 f Paulus. 1. Thes. 5. 
in med. (m f erwelt. Jaco. 2. post prin. deus elegit pauperes. (n ^ ofen. Esa. 48. 
in med. (o f arm. Mat. 26. Marci. 14. Johan. 12. im . 7. d. 

V. ^ Daz aber obangezaigte schrifft (a) setzt, vndervnns solle kain diirfftigcr 
oder notiger sein. ist zeuersteen , daz wir vnder vns kainen armen menscben 
solten not leiden lassen. Solher verstannd erscheint aus nachuolgenden wortten 
derselben schrifft, also lawttennd. Arm leiit werden nitabsein im land deiner 
wonung. darumb gepewt jch dir, daz du dein hannd aufthuoest gegen deinem 
diirfftigen bruoeder vnd armen menschen der vrnb dich wonet. Dergleichen 
spricht durch Sophoniam (b). Jn deiner mitte wirt jch lassen ain arm vnd diirff- 
tig volck, dieselben werden hoffen in den nom gots. vnnd vermaint Paulus, daz 
jr hoechste (c) armuoct vberfliessen werde in die reichtumb jrer ainfaltikait. Dar- 
umb seinn die petler geordent zum gesicht (d) fur gemain kirchen, dorjnn wirt 
gewandelt vnd gepreist der allmaechtig got, von deme jhen, die almosen geben, 
seiner gotlichen gnaden vnd segens gewartten, wie die schrift gepewt, du soldest 
dein hannd reckhen (e) dem armen, auf das dein vergebung vnd gesengung vol- 
streckht werde. deszhalb solten die almosner sitzen vor der kirch , in geduld, 
vnnd embsigklich petten fiir jr begaber. Darauff spricht Dauid (f). Got ist in 
seinem heiligen tempel , seine awgen sehen auf den armen. Er steet an der ge- 
rechten des diirfftigen. Also ist, bey zeit der apostel, ain armer lamer (g) man 
getragen vnd taeglich gesetzt worden fiir des tempels thiir, daz er daselbs vmb 
almosen solt pitten von jhenen die jnn tempel gienngen. Doch pflegen die petler 
auch zesitzen ausserhalb der kirch an andern ortten, do gemainklich die Reichen 
fiirgeen, also ist der plind Barthineus (h) gesessen bey gemainer strasz vnd hat 

( 2 Die hier gemeinte Stelle (Luk. 16, 9.) hat der hi. Augustin auf eine tiefsinnige Weise 
ausgelegt, auf die hier nur hingewiesen werden kann. Serm. 113. de verbis Evangelii Lucae. 
Tom. V. pag. 368. 



VOM ALMOSEN. 605 

I daselbs gepetelt. auf solher strasz reych vnd arm aneinander gemainklich bege- 
! gen (i), der reich mil seiner mildikait, der arme mit diemueetigem pete, dann der 
arm sol petlich reden (k). 

: (a 5 scbrifft. deu. 15. non deerunt pauperes in terra habitations tue. sieh. 

. 4. b. (b f Sppho. 3. in med. (c f hochste. 2. Corin. 8. in prin. altissima 
paupertas eorum. im 97. . 8. e. (d J gesicht. im g. 7. h. et g. 8. c. et . 10. b. 
(e f recken. eccli. 7. in fin. (f J Dauid. Psl. 10. dominus in templo. Psl. 108. 
in fin. astitit a dextris pauperis. (g f lamer, actu. 3- in prin. quidam claudus 

baiulabatur. (h f Barthineus. Marci. 10. in fin. Luce. 18. in fin. (i <f begegen. sieh. 
5. 4. c. (k j reden. proucr. 18. in fin. cum obsecrationibus loquitur pauper. 

VI. f Zemerckhen, daz bede, Reichtumb vnd armuoet, hie seinn von Got, der 
selbs reich vnd arm ist, als er im Propheten bekennt vnd spricht. Vnderainst (a) 
miteinander bin jch reich vnd arm. Reich nacb der gothait, arm nach der 
menschait. Des gibt auch Zacharias (b) gezewgnuss, vnser hayler ist armer auf ain 
eszlinn gesessen. Nu iliessen (c) reichtumb vnd armuoet (wie ander gotlich tu- 
gent) von Got jnn menschen, als in sein piidnusz. Deszhalb mueessen die men- 
schen reich vnd arm sein, daz arm durch reich (d) ernert werden. Darauf hat der 
herr gepoten. Wann du ain pancket (e) hast, darzuoe soldestu beruoeffen arm 
vnd schwach , plind vnd lam , er hat nit gemeldet jhen die sonst gnuog haben. 
Die reichensoltenvonjrenbesserngueetern, nitvon slechtern, was vberbeleibt, das 
almosen den armen raichen. wie geschriben steet. Aus deiner substantz (f) gib 

alrnosen. Jn obangezogen oder andern schriften, wirt nyndert befunden, daz die 
petler vor der kirchen fueeglich moechten abgelegt vnd dafiir ain casten (g) zuo 
gemainem almosen aufgericht werden, vrsachenhalb die oben vernommen seinn. 

(a ^ vnderainst. Psl. 48. in prin. simul in vnum diues et pauper, im 97. . 6. e. 
(b f Zacharias. 9. saluator ipse pauper ascendens super asinam. (c ^ fliessen. sieh. 
21. . 4. a. (d f reich. sieh. . 4. f. (e f pancket. Luce. 14. cum facis conuiuium: 
voca pauperes. (f ^ substantz. Tob. 4. ex substantia tua fac elemosynam. (g J 
Casten. sieh. . 4. a. 

VII. ^ ^ ws solhes castens erfindung, erscheint dewfels haimlicher betrug 
i vnd finantz, wie er durch sein knecht, so in handlung der petelkasten gemueedt 

seinn, mit geuaerlichem schein die raendt vnd giillt, so zum gotsdienst vnnd geyst- 
licher narung gestifFt seinn, moecht reyssen von der kirch, den geistlichen abdrin- 
gen vnd bringen in weltlichen brawch , gleich als sey besser mit solhen gueetern 
die armen zeneren, dann in der kirch zuo gottes lob zelesen oder zesingen. 
Dergleichen rat gab auch der dieb judas do er vmb die koestlich vergossen 
salb gemiirmelt vnd furgeben hat, als waere pesser gewesen, den werdt 
der salben (a) armen leiiten zegeben, dann dieselb also vmbsonst zeuerschiit- 
ten. Das sagt er, (spricht der ewangelist) nit daz jm an armen lewten vil ge- 
legen, sender vmb das er ain dieb was. Also thuon diser zeit ettlich pfaffen- 
feind, die aws jrem aygen peytel weder Got eren noch den armen helffen wellen, 
sonder zuo vnderhalltung der petler, antasten sy fraeuenlich froembde geistliche 
gueeter, so nitjnen zuoegehoerig, sonder zum gotszdinst gewibent seinn, dadurch 
Her nom gotshie in jrdischer kirch solt geheyligt werden, das sonderlich-die men- 
schen zethuon schuldig seinn, wie sy taeglich petten, geheyligt (b) werd deinnom. 
Aber die weld vnd jre kind vndersteen sieh got das sein zuo entziehen vnd dem 
dewfel zegeben. in schein des nagsten lieb, wirt got seiner lieb, lobs vnd ere hie 
in diser weld berawbt. Was got zuo ere vnd der kirch zuo zier anzelegen ist, 
thuoen etlich wie verkert junger teten. Do magdalena bemellte kostliche salben 
auffs hawp Christi gegossen , haben dieselben verkerten zum herren gesprochen, 



606 SIBENVNDACHTZIGIST CAPITEL 

was sol dise veriust (c) koestlichersalben, benentlich vmb auszgab zum gotsdinst, 
besser ist solhe ausgab werde gewendet in nutz armer lewt. Dariiber werden 
dieselben gestrafft vom herren mit solhen worten. Was kiimert jr dits weib, sy 
hat ain guot werch an mir than, jr habt albeg arm (d) lewt bey ew, aber mich wert 
jr nit allzeyt haben. daz sy die salben auf meinn leib gegossen, hat sy than vmb 
das man mich begraben (c) sol. Jn diser red hat vns Cristus golernt, daz wir in 
der pixen (f) vnnsers glawbs soollcn haben die kocstlich sail) gotlicher lieb. Die- 
selb auszgiessen mit auswendigen guolen werchen, erstlich auf sein hawp (g), das 
ist zuo ere vnnd dinst cristi, der vnser hawp ist, darnach aufseinn leib, das ist zuo 
notdurft der armen, als auf glide Christi, auf das er begraben, das ist eingepildet 
werde in der menschen herlz. Nymwar, daz got vor alien dingen sein ere vnd dinst 
von vns haben wil, vnangesehen daz die kostung, so auf solhen gotsdinst geet, moecht 
angelegt werden armen lewten, der wir nit vergessen koennen, dieweil sy stacls 
vor vnsern augen (h) seinn, vns vmb gab anschreyen vnd ermonen. Aber vnsers 
herren vnd seines leidens warden wir paid vergessen wo kain auszwendiger gots- 
dienst beschaehe. Darumb sprach der herr, arm lewt habt jr albeg bey ew, vnd 
mich nit. 

(a 5 salben. Johan. 12. in prin. ^b f gcheiligt. Mat. 6. sieh. 22. . 4. g. (c J 
veriust. Mat. 26. in prin. quid perditio hec. (d ^ arm. Mat. 26. sieh. 5. 4. o. (e J 
begraben. Mat. 26. ad sepcliendum me fecit, sieh. . 1. e. (f ^ pixen. sieh. . 3. g. 
et sieh. 4. . 5. c. et . 15. d. (g f hawp. Mat. 26. effudit super caput. sieh. 27. 
. 7. b. (h ^ awgen. sieh. g. 5. d. 

VIII. f Merckh nu mercklichen vnfuoeg jhener die der geistlikait gueeter, 
so zuo gotsdienst genaichent seinn, fraeuenlichrawben vnd wendeninPetelkaesten, 
derselben Casten haben die stiffter des gotsdienst nye gedacht, noch in warem 
ewangelj ettwas dauon geschriben steet, sonnder erst yetz durch die vermainten 
ewangelischen lewt erdicht vnnd aufgericbt seinn. Cristus gepeut, daz du almo- 
sen gebest, nil zuo gesicht noch mit aufpawken oder pusawnen (a), sonder daz 
tencke hand nit wisse was die gerecht hand thuoe, auf das dein almosen verpor- 
gen sey, wie geschriben steet. Du soldest das almosen verpergen (b) in des ar- 
men schoss. Wol sol des petlers not, vnd nit dein poch, gesehen werden. Solhes 
wirt vmbkert durch die petelkasten, in denen des gabers poch vnd nit des diirffti- 
gen not gesehen wirt, dadurch offt die lieb des nagsten verbindert vnd die werch 
der parmhertzikait gemynndert werden. Wo ainer im gesicht (c) hat die armen 
vnd krancken , die jr not vnnd ellend mit wainen vnnd schreyen klagen', jr gepre- 
chen vnnd schaeden awgenscbeinlich anzaigen, alszdenn werden die vermiigenden 
lewt bewegt danckzesagen got der sy vor solhen schaeden biszher verhueet hat, 
auch sein gotlich gnad zepitten noch fiirter dauor zeuerhueetten, daneben werden 
sy geursacbt den diirfftigen zegeben das alsmosen vnd zuoerzaigen andere werch 
der parmhertzikait, die ain yegliciier mensch seimm nagsten zebeweysen schuldig 
ist nach auszweysung des Ewangeli (d). dorjnn der herr troet. wer nit thuot 
werch der parmhertzikait, der werde ewiklich verdambt. 

(a ^ pusawnen. Mat. 6. in prin. cum facis elemosynam: noli tuba canere. (b ^ 
verpergen. eccli. 29- in med. absconde elemosynam in sinu pauperis. (c J gesicht. 
sieh. ^. 5 d. et im . 9. n. (d ^ E\vangeli. Mat. 25. in fin. ibunt in supplicium 
eternum. sieh. 2. . 5. n. 

IX. ^ Daneben ist miszlich vnnd zebesorgen desCastens verwalter, mochten 
sieh geuaerlich vergreiffen vnd jren vortail suoechen, dadurch der reychen 
gab vnd der armen almosen gesmelert wurde. Wie gleichwol durch etlicb 



VOM ALMOSEN. 607 

geistlich, denen yerwaltung des almosen beuolhen gewest, mer injrensackh ge- 
wendt, dann den armen auszgespendt moecht sein. Des sich der herr .beklagt, 
daz selten ain getrewer (a) ausspender befunden werde. vnd spricht Paulus, man 
suoeche nichts mer amm ausspender dann daz er getrew werde erfunden. Die 
Propheten melden offt, das almosen der armen werde geuaeret (b), daz witiben 
vnd waysen, froembd vnd armleiit gemainklich betrogen (c) vnd verporgenlich ver- 
scblickt (d), auch jre hawp vmb die erden geplewt werden. Zuozeyten verkaufft 
ainer den andern vmb ain par schuoech (e). vnd sprechen die propheten zuo 
vns. Jr thuot den diirftigen (f) vnrecht, vnd jr scbindt die armen, vnd jrtruckt (g) 
sy vnder der tiir. Jtem ewr haws (h) ist ain rawb der armen. jr macht vnge- 
recbte gesetz , domit jr die armen im rechten (i) moegt vnnderdruckben. Wann 
poeser menscb stoltzet(k), so wirt der arm verprendt, seine augen steen wider 
den armen. Er sagt ab (1) vmb fawl spriich, daz er armlewt beschedignn welle. 
Noch mer stollen seinn in heiliger schrifft, die von beschwaerung der armen sa- 
gen. Dariiber warnet vns der weis, sprecbend. thuoe den armen nit gewalt (m) 
noch vnrecbt vmb das er arm ist, dann got wirt sein sach ricbten. Aus obange- 
zaigten vnd nocb mer ansehenlicben vrsachen, ist fuoeglicber petler vnd nrmlewt 
beleiben vor der kircb vnd im angesicbt (n) der reichen, wie bisher gehallten ist, 
dann daz sy von offem almosen abgesondert vnd ausgemainem Casten begabt wer- 
den. Doch vnabgenomen der spital vnd gestiiFten heiiser, dorjnn bebaust werden 
erber armlewt, die sich villeicht offens peteln schamen. 

(a ^ trewer. luce. 12. post med. quis putas est fldelis dispensator. 1. Cor. 4. 
in prin. vt fidelis quis inveniatur. sieh. 44. . 4. c. et im 92. . 3. e. (b <f genaret. 
eccles. 4. in prin. elemosynam pauperis ne defraudes. (c $ betrogen. zach. 7. pau- 
perem nolite calumniari. (d ^ verslickl. Abacuc. 3. ant. tin. deuorat paiipcrem in 
abscondito. (e f parschuech. Amos. 2. vendit pauperem pro calceamentis. item con- 
terunt capita pauperum. (f ^ durfftigen. Amos. 4. in prin. confringitis pauperes. (g f 
truckt. Amos. 5. in med. pauperes deprimunt in porta. (h f haws. Esa. 3. post med. 
rapina pauperum in domo vestra. (i \ rechten. Esa. 10. in prin. iniusticiam scripse- 
runt ut opprimerent in iudicio pauperes. (k J stoltzet. Psl. 9. dum superbit impius: 
incenditur pauper. (1 J sagt ab. Psl. 9. insidiatur ut rapiat pauperem. (m ^ gwalt. 
prouer. 22. ant. fin. non facias violentiam pauperi. (n J gesicht. sieh. . 8. c. 

X. 5 Aber in gemain sol die armuoet vnueracht beleiben, sy ist kain schand, 
sender ain tail der puoes (a) , wie kranckhait oder widerwaertikait. Deszhalb 
soellen reich mit armen milleidig sein. zuo welhem milleiden die reichen geur- 
sacht werden so sy die armen sehen(b)oderhoeren. darzuoeermontvnsheiligeschrift 
sprechund. Hueet (c) dicb, daz du deine awgen nit abwendest von deinom armen 
bruoeder, domit er wider dicb nit schrjey zuo got, daraws dir ain siind entstueend. 
Jtem du spldest dein angesicht von kainem armen keren (d) , domit das gotlich ange- 
sichl von dir auch nit gekert werde. Jtem job hat sich berueembt, daz jne seine oren (e) 
haben saelig gemacht, vnnd seine awgen zewgnisz geben do er erledigt bet den 
schreyunden armen menschen vnd waysen, der sonstkainen helffer gehabt. Dann 
das geschray kumbl ausmm mund (f) des petlers bis in die oren des gaber. Wer 
seine oren verstopfft (g) vor des armen geschray, derselb wirt auch schreyen aber 
von got nit erhoert. Darauff gepewt die schrifFt (h), daz du deine augen von armen 
nit abkerest, sonder (wie dauid spricht) du soldest dich erfreyen (i) so du aynen 
armen ansiehest. Wann du nu siehest oder hoerest die armen , so magstu zuo 
mitleiden vnd parmhertzikait, zuo andacbt vnnd mildikait bewegt werden, dein al- 
mosen den armen mitzetailen nach gelegenhait jrer not, oder wie du ainem oder 
mer aws jnen genaygt bist. Alszdenn ist dir wissund wohin dein gab kumbt. sonst 



608 ACHTUNDACHTZIGIST CAPITEL 

\vo dudeinalmosen jnn casten legen.vnnd andern lewten beuelhen muoest, kanstu 
nit \vissen wie deiner gab beschehe, ob dieselb gab arraen auszgespendt oder sonst 
verdrunckhen werde. 

(a f puoes. sieh. 75. $. 1. c. (b f sehen. im i. et sieh. $. 5. d. (c Jhuet. deu. 
15. post prin. caue ne auertas oculos a pauperc. (d 5 keren. Thob. 4. post pvin. 
sieh. g. 3. f. (e ^ oren. Job. 29. auris audiens bealiflcauit me. (f J mund. eccli. 
21. in prin. deprecatio pauperis ex ore vsque ad aures peruenit. (g J verstopfft. pro- 
uer. 21. ant. med. (h j schrift. Eccli. 4. in prin. (i J ansiehest. Psl. 68. in fin. vi- 
deant pauperes et letentur. sieh. b. 

XL ^ Yeglicher sol almosen geben nach gelegenhait seines stands vnd ver- 
moegens (a), wie die schrift lawtet. Du soldest dein krefft awsreckhen vnd dem 
armen geben. Also gab der reich Zacheus (b) sein guoet halbs armen lewten. Et- 
lich reicb lewt legten vil inn gotszkasten. ain arme wilib (c) het nur zwen bailer, 
dieselben gab sy durch gotszwillen. Deszhalb ward sy durch chrislum mef gelobl 
dann all ander. Zemerckhen ist, daz die starcken vnd streycbenden petler, die des 
almosen nit notturflig seinn, sonder aws fawlkhait dartzuoe gedeihen, zum almosen 
nil soellen zuoegelassen noch jnen zepeteln gestatt, sonder daubngescbafft werden, 
awf das durch ir peteln, den armen durftigen ir almosen nit gesmelert werde. Die 
vnnotdurftigen petler verwuerft geistlich vnd kayserlich recht (d) , nachdem durch 
solh streychund lewt in lannden gemainklich vnruoe angericht vnd schalkait ge- 
brawcht werden. 

(a f vermogens. Eccli. 14. in med. secundum vires tuas da pauperi. sieh. . 4. f. 
(b f Zacheus. Luce. 19. in prin. (c f witib. Marci. 12. in fin. Luce. 21. in prin. 
sieh. 79. . 4. b. et ira 88. . 8. b. (d f recht dis. 8. c. 1. et 5. q. 5. non omnis. 
et codice. de mendicantibus validis. libro. 11. et in aut. de quesloribus. 



ACHTUNDACHTZIGIST CAPITEL 

Von Cerimouieii. 

I. Zuo ablegung siindiger schulden vnd maylen, ist awslraeglich vnd zimlich, 
got vnnd sein heyling zeeren, nit allain jnwendig im gemueet, sonder auch daz got- 
tes ere, lob, glori vnd nome awswendig (a) rait werchen geziert vnd gepreist werde. 
Wie vns paulus beuilcht, daz wir guoeten sachen sollen fiirsehen (b) nit allain vor 
got sonder auch vor alien menschen. Dawider hewtdie ynchristen streben vnnd 
vermainen im newen gesetz sollen ausserlich cerimoni nit gebrawcht werden, aus 
fawlen vrsachen, die sy dorinn furwerffen. Darawf ist zewissen, daz die schrift, so 
an etlichen orten ausserlichen gotsdienst vnd cerimonien niderlegt, zeuersteen ist 
von des allten gesetz ceremonien die nur zuo figur (c) der waren cerimonien des 
newen gesetz beschehen seinn, deszhalb sy numals aufhoeren. Aber des newen 
gesetz Cerimonien werden nyndert verpoten, sonder in vil faelen gepoten. Vnd ist 
das erst (d) geselz, du soldest got eren vnd lieben aus gantzcm deinem hertzen, aws 
gantzersele, aus gantzer deiner sterckh, aws alien deinen krefften (e). Nu haben 
wir zwayerlay krefft, benentlich desleibs vnd des geisles. Vnd ist nit gnuog, daz wir 
got allain im geist mit glawb vnnd lieb im hertzen vnd mit gedaenckh im hyren jn- 
weudig vnd sweigund eren, sonder wir mueessen solh jnwendig glawb , lieb vnnd 



VON CER1MONIEN. 609 

gedaenckb mit leiblichen kreflen auswendig beweisen, vnd mit dem werch erzaigen 
vn d volziehen. Dann nacb lawt der schrifft, ist nit gnuog im hertzen zegelawben 
zur gerecblikait, nur derselb glaub werde durch mund (f| ausgesprochen zumm bay!, 
vnd nit allain init mund, sender aucb mit alien gliden (g) sol der mensch durcb aus- 
wendige guote werch bekennen vnd erscheinen lassen seinen glaub vnd liebzuo got. 
Sonsl moecht vnser nagster in vns weder lieb noch glaub prueefen. Aber durch 
vnser auswendig ere wirt vnser nagster jnwendiger ere erjnndert. Darumb ist jn- 
wendige andacht des menschens nit gnuog zuo glori gottes, on lawt aussprechen, 
dadurcb got mer gelobt vnd daneben der nagst zuo der ere gots auch bewegt wirt. 
Wie paulus vermaint. Wann du im geist ainen gesegenst (h). soldestu lawt reden, auf 
das derselb wtsse solhensegen anzenemen vnd zesprechen amen auf deinn sogen, 
sonst verstet er nit was du sagest. wo du gleich got danckber bist, wirt doch der 
ander nit gebessert durch dein haimlicbe dancksagung. Darumb hat got auswendig 
sein, beschaffen gantze weld mit vernufftigen creaturen, dornit durch dieselben 
verniifligen personen wurde erkennt sein jnwendige vnmaessige ere vnd gepreist 
sein auswendige gemaese ere. Hat nu got sein ere mit auswendigem geschoepf 
(i) wellen erzaigen, dergleichen wil er auch daz jne sein creatur aucb mitauswendi- * 
gen werchen ere. Got geruecht nit aufzehoeren in auswendigem geschoepf sein jn- 
wendige erezuoerzaigen alslang bis awsseregotliche ere vnd glori gantz erfullt sey. 
Darumb sol der mensch auch nit aufhoeren got auswendig zeioben mit klaidung vnd 
erbern syten, rait fassten vnd petten , mit singen vnd orgeln, mit leitten vnd raw- 
chcn, mit feyer vnd kirchgang auch sonst mit aller zier nach ordnung der kirch vnd 
guotem gebrawch loblich herbracht, alsuil der mensch jnndert mag. 

(a J awswendig. sieh. 53. . 5. a. et im 88. . 7. a. (b ^ fiirsehen. Ro. 12. in 
fin. prouidentes bona non solum coram deo sed etiam coram omnibus hominibus. 
(c f figur. 1. Cor. 10. sieh. 64. . 3. a. (d f erst. deu. 6. in prin. Mat. 22. ant. fin. 
Marci. 12. post med. sieh. 46. . 2. e. (e f kreft. Luce. 10. post raed. diliges deum 
ex omnibus viribus. sieh. 50. . 4. c. et sieh. 79. . 1. d. (f f mund. Ro. 10. ore 
professio flt ad salutem. sieh. '4. . 10. e. (g ^ gliden. sieh. 49. . 5. a. (h j ge- 
segenst. 1. Cor. 14. in med. si benedixeris spiritu: quis supplet loeum idiote. (i f 
geschopf. im . 1. b. et . 12. b. et sieh. 22. . 4. f. et 31. . 6. a. 

II. 5 Dawider dilsmals die verkerten newen lerer spotlich kallen, als seinn 
solh ausser zierlikait ain gedicht vnd got missuellig. Daran sy christenlicher kirch 
vnrecht thuon. vnd frummen lewtten , die im gotszdinst fleissig seinn , vngefuer 
zuoefuegen. Dann ausserliche cerimoni seinn in warhait gegrundt vnd an menig 
orten heiliger schrift angezogen. Alzeit ist vnderschid gewesen zwischen geistli- 
chen vnd weltlichen, in wonung, in klaidung vnd in speisung, als geschriben stet vom 
helia (a) vnd von mer andern ainsideln , besonder daz Johannes tawffer (b) in der 
wueest gewonet vndbeklaidt gewest mitkaemelhar, auch gegiirt mit lidrein rye- 
men, sein speis was heyschrecken vnd wild hoenig. Darnach hat die kirch fur geist- 
lich person geordent kloester vnd kutlen auch regelspeis oder dergleichen sachen. 
Wiewol got anfangs alle speis erlawbt, nemlich zeessen von allem holtz (c) des pa- 
radis , hat er doch daneben verpoten zeniessen des paems der wissenhait guots vnd 
poess, noch fleisch mitsambt dem pluoet zeessen. Dergleichen pfligt die kirch, an 
stat gots, zeuerpieten zuo etlichen zeiten fleisch, milich vnd was dauon kumbt. Jn 
etlichen landen oder bislhumben seinn in der speis offt sonder vnd loblich gwon- 
hait (e) eingefuert, die man derselben ende schuldig istzehalten, in mass wieain ge- 
schriben gesetz. als in saltzburger prouintz gwonhait ist, ayr an freytaegen (f) ze- 
meiclen. Desgleichs wer williklich verliibt zefassten oder elwas anders guots ze- 
thun, der ist schuldig sein gliib (g) got vnd der kirch zehalten. 

R e i t h m e i e r , Berlhold's Tbeologey. 39 



610 ACHTUNDACHTZIG1ST CAP1TEL 

(a 5 Helia. 4. Reg. 1. im 97. . 1. a. (b f tawffer. Math. 3. marci. 1. sieh. 56. 
. 8. b. (c J holcz. Gen. 2. ex omni ligno paradisi comede. sieh. 30. 5- 3. i. etsieh. 
76. . 5. c. (d 5 pluoet. Gen. 9. in prin. sieh. 76. . 5. b. (e f gwonhait. sieh. 
17. . 4. a. (f f freytag. sieh. 51. . 2. n. (g [ gltib. im 98. . 1. c. et . 5. d. 

^ Vom gesaiig vnd orgeln. 

m. ^ Gespoettig ketzer haben ye vnd ye (wie y etz durch hayllos lewt beschiecht) 
verspott des gesangs, orgelns (a) vnd ander sayttenspils in der kirch, gleich als hab 
got die frey kunst rnusicam nit jme zuo lob vnd der kirch zuo zier , sonder zu puel- 
schaft vnd zuo andern leichtfertigensachen beschaffen. Dargegen stet geschriben, 
daz got von wegen seiner ere die kunst (b) dem menschen gegeben vnd hab den ju- 
bal (c) gemacht ainn vater der singer in haerpfen vnd orgeln. Darauf vns durch 
paulum heiliger geist gepewt, daz wir vnsselbs sollen ermonen mit psalm (d) vnd 
lobgesang auch mit geistlichen lieden in der gnad. Doch daz \vir daneben im her- 
tzen got aucbsingen, nemlicb wort vnd weis, so wir auswendighoeren oder selbs 
singen, jnwendig (e) bey vns gegen got andaechtiklich betrachten. Dasselb ist dcs 
newen testaments gesang, dauon dauid (f) offt meldung thuot Jr sollt singen das 
new gesang vnd got hat in meinen round eingelassen ain new gesang. Jtem herr got 
jch \virt dir singen ain new gesang vnd psalierenmit ainer besaitten haerpfen. Jtem. 
jr solt got loben in psalm vnd in haerpfen, in say ttenspil vnd in orgeln auch in wol- 
klingunden zymeln. Diser lob gots ist in kirch der heyling. Dieweil nu heiliger 
geist in der schrift anzewcht, daz in hirnlischer kirch durch die heiling, got mit geist- 
lichen haerpfen (g) vnd gesang gelobt werde. Darumb ist jrdische kirch vnd jre glid 
schuldig dergleichen lob vnnd ere gotlicher maiestet auch zebeweisen, alsuil rnoeg- 
lich ist. Wie got sonst alle geschoepf zuo seinem lob beschaffen , also hat er auch 
das gesang vnd armoniam (h) entlich geordent zuo gotlichem lob vnd ziere. ange- 
sehen daz menschliche froelicbe stym vndleiblicbconcordantz gegen got erhebl vntl 
erfreyt trawrigen geist des menschens. 

(a ^ orgelns. Psl. 70. psallam tibi in cithara. Psl. 150. laudate eum in cordis et 
organo. (b ^ kunst. Eccli. 38. in prin. sieh. 85. . 5. k. (c f jubal. Gen. 4. ant. fin. 
sieh. 85. . 5. g. (d ^ psalm. Collo. 3. postmed. commonentes in psalmis. sieh. 12. 
. 7. c. et im 97. - 6. g. et 98. . 1. d. et sieh. 64. .1. c. (e f jnwendig. sieh. 5. 
. 2. i. (f f dauid. Psl. 32. in prin. psl. 39- in prin. psl. 95. in prin. psl. 97. in prin. 
psl. 143. in med. psl. 149. in prin. laus eius in ecclesia sanctorum, et psl. 150. (g 9 
harpfen. Apo. 5. in med. habentes singuli citharas. (h f armoniam. im 100. . 3. e. 

^ Von gloclten. 

IV, ^ Der glocken ton bey kirchen bedeyt geistlich (a) daz nach auffart chri- 
sli, do heiliger geist komen, ist vrbaring ain grosser saws (b), wie ain wind von hi- 
mel gangen, vnszuoerwecken (c), domitwir vergleicht wurden jhenen menschen die 
awf jren herren warttcn. Wann er kumbt vnnd leyttet (d), jme vonstundan awfze- 
thuon. Daentgegen pfligt die kirch hinwider zeleytten vnd anzeklopfen an den hi- 
mel, darein jhesus christus aufgefaren (e) ist vnd nach jme den himel vor siindigen 
menschen widerumb zuoegesperrt hat. laut des ewangeli (f). Wann hawsvater 
hineingegangen ist vnd versperrt nach jme die tiir, so wert jr anheben heruor ze- 
steen vnd anzeklopfen an die tiir, sprechend (g). Herr thuoe vns auf, wir haben vor 
dir geessen vnd getruncken vnd du hast vns auf den gassen gelernet. Darauf wirt 
der herr anlworten. Jch waiss nit woher jr seyt. Jr vbeltaeter mueest all von 
mir weichen. Zuo den frummen (h) spricht got. Jr siillt anklopfen oder leytten, 



VON CERIMONIEN. 611 

alszdenn wirt ew aulthan. Aws solhen vnd mer dergleicben vrsachen, pfligt die 
kirch fiir christglaubig, als fiirjre kind, gegen got mit glocken anzeklopfen. 

(a ^ geisllich. im . 5. a. (b ^ saws. actu. 2. in prin. (c 5 wecken. sieh. 42. 
. 10. c. (d ^ leyttet. luce. 12. post med. cum pulsauerint cont'estim aperient ei. 
(e f gefaren. sieh. 57. . 6. b. (f'f ewangeli. Luce. 13. ant- fin. sich. 71. $., 9. n.' 
(g 5 sprechend. sieh. 2. . 5. k. (h f frummen. Mat. 7- post prin. Luc. 11. sieh. 

77; 5. 5. f. . . . :;; ; 

V. ^ Darawsviernutzberkaitkomen. Ain nutz istnachgeistlichem verstand; von 
dem yelz (a) nogst gesagt ist. Zum andern nacb leiblichem verstand dienen die glocken 
das volckh gen kirchen zeberueeffen (b) ('). Zum dritten \vidervngestueemewetpr, 
die zuozeiten geursacht werdenaus einflus poesergeist die in liiften (c) wonen vnd 
aus missglaiibeh der zawbrer (d) , nach verhengen gots,- offt pocs weter machen. 
Darwidef werden die glocken, als zaicben goles, durcb piscibof gesegent, nachdem 
dauid (e) gegen got meldet. Herr die jirwoner der liifft werden I'iirchten deinezai- 
chen. Vierder hutz der glocken ist awsleytten den abgestorben, das hat diekircb 
genomen aus disem ewangeli (f). Der herr wirt am jungsten tag senden seinengel 
mit pusawn vnd heler slymm , zesameln sein erweld. Nu ist yedes menscben be- 
sonder (g) jungsler tag so sein geist abscbaidt vom leib. Deszhalb hat die kirch ge- 
ordent auszeleytten dem toden, auf das sein geist als ain erwelter gots, beruoefft 
werde. Daraws magstu nemen, daz die glocken entlich zuo ere gottes aufgericht 
vnd geweicht seinn. Desgleichs wirl das wasser (h) gesegent, auf das mit vnuer- 
maledeytem element gesprengt werde die erde vnd erdene ding, so von vnserr siind 
wegen durch got vermaledeyt, aber vns zuo bayl widerumb zebenedeyen seinn. .Item 
von liecbt (i) aufziinden beschehen vil meldung im newen vnd alten gesetz, dabey lass 
ichs. Dann wie got jme zuo glori vil liecht steren beschaffen vnd zuo zier im firma- 
ment steen, also hat die kircb geordent liecht aufzezundten got zuo lob vnd gemai- 
ner kircb zuo zier. nachdem das war liecht christus scheint (k) in der finster 
diserweld. 

(a ^ yecz. sieh. . 4. a. (b ^ .ruffen. mat. 22: in prin. vocare inuitatos. .(c f 
tuft. sieh. 24. ..10. i. (d f zawbrer. sieh. 25. . 6. d. (e ^ dauid. psl. 64. timebunt 
qui habitant terminos terraea signis tuis. (t f ewangeli. Mat. 24. post. med. imlOO. 
. 13. b. (g ^ besonder. im 100. . 7. a. (h f wasser. sieh. GO. . 1. g. (i f liecht. 
mat. 5. sieh. 4. .5. d. et 7. 5-3. e. et . 8. h. et sieh. 21. . 1. i. et 36- . 13. g. 
et im 94. . 12. g. (k 5 scheint. Job. 1. erat lux vera. 

5 Von* r a when. 

VI. ^ Das rawbenim tempel istangebebtzuozeitdes allten gesetz, dorinn ge- 
poten gewest, priester sollen das opfer awfmm altar rawhen (a), domit es sey ain 
geuellig opfer vnndwol riechunder gesmach got dem herren. Dasselb priesterambt 
hetZacharias (b) destawffers yater, der von wegen des rawhen gienge in tempel, 
daselbs jme der engel erschinen vnd die gepurd johannis verkiind hat.. Solh 
rawhen ist gewesen vnd nochain figur, bedeyttuud hie das ernbsig gepeteso von an- 
tiaechtigen menschen zuo got rewcbt (c). Es bedeyt aucb dort das himlisch rauben, 
von dem geschriben ist. Ain engel (dj stuoende vor dem altar vnnd bet ain gulden 

f 1 Uber die Einfuhrung und den Gebrauch der Glocken in der christlichen Kirche ver- 
gleiche man den Arllkel ,,Glocken" im Rirchenlexikon von Wetzer und "Welte. Bd. IV. pag. 
535. u. flg. 

39* 



612 ACHTUNDACHTZIGIST CAP1TEL 

rawchvas in der hand vnnd des weyrach rawch gieng awfvom gepete der heyling( 2 ). 
Darauf pfligt christenliche lurch mit awsserlichen Cerimonien zebedeytten. wiesich 
die erwellenim himel gegen gotjnniklicherzaigenvnd wiesicb bietodlicherinensch 
gegen got vnd seinenheyling jnwendig init andacbtvnd auswendig mit diemuetigeni 
gepaere scbicken solle. awf das sein gemueet werde angeztindt vnd vbersich (e) 
rieche auch awfsteyg zuo got, daselbs pitte, anklopf, leytle vnnd alslarig verharre 
bis jne got erhoer, aufthue vnd einlasse. Soelbs wirt nit allain angezaigt mit raw- 
hen oder leytten, mit gesang oder ander vorbestirnbter geistlicher zier, sonder auch 
mit closterlichem (f) leben vnd bar abscheren (g), mitleibszkestigung(h) vnd mer 
dergleicben cerimonien. von denen anderswo gesagt ist. 

(a J rawhen. leuit. 1. in med. adolehit ea sacerdos. sieh. 84. . 7. c. (b } Za- 
charias. luce. 1. post prin. vt incensum poneret. sieh. 35. 5- 4. f. (c f rewchl. sieh. 
49. . 6. e. (d f engel. Apo. 8. in prin. sieh. 84. . 7. b. (e ^ vbersich. sieh. 46. 
. 1. a. (f f closter. im 97. . 1. e. (g ^ scheren. im 94. . 4. d. (h J kestigung. 
sieh. 76. . 1. h. 

VII. ^ Wie moegen nu jben, die wider cerimonien vnd guote wercb scbreyen 
vnd schreiben domit awszwendigen gotszdienst vertiligen , solh jr vngefuoer gegen 
got verantworten,daz weder sy noch ander lewt, die sy mitjn verfueeren (a) , dem 
allmaechtigen seinn schuldigen awsserlichen lob, zuosambt jnwendiger ere nit be- 
zalen. vnd got hat jn doch .den leib geben zuosambl dem geist vmb das sy sein got- 
liche maiestat solten eren jnwendig geistlicb vnd auswendig leiblich. AHer menschen 
hoechstes ambt ist vnd gotlicher beuelch. Got hat aucb deszhalb die menschen be- 
schaffen (b), jnen leib vnd sel, vernuft vnd freywillen entlich gegeben, domit sy, an 
slat ir vnd aller leiblichen creaturen, hieynnddortymer vndewigklichgollichegros- 
maechtikait solten loben vnnd eren auch in guotem willen vnd geordenter lieb got- 
lichen norn allzeit heiligen (c), nit allain jnwendig, sonder aucbawswendig. Dieselb 
auswendig ere mag nur durch den leibbeschehen vnd nit erfiillt werden nochewik- 
lich beleiben, allain der leib bleib aucb ewiklich. Nachdem aber menschlicher leib 
zeitlich stirbt, darumb mues er nothalben ersteen (d) vnd seinem geist widerumb 
zuoegefuegt werden, auf das der mensch jnwendig vnd awswendig, ymer vnd ewik- 
lich zimliche ere vnd schuldigen dinst moege beweisen ewigem got, der ewige glori 
(e) haben wirt, lawt der schrift. Sonst mueest auswendige gotliche ere awfhoeren 
vnnd zertrendt werden, souerr der mensch nach seimm sterbennymererstueende 
vnd widerumb gantz wurde. Dasselb waere gotlicher wirde vnzimlich , daz aus- 
wendiger vnd leiblicher lob solt zergeen vnd nit ewiklich beleiben. Daraus er- 
scheint daz engel vnd menschen zuo got komen vnd bey jme ewiklich beleiben sol- 
leri, zuoerfiillen ewige auswendige vnd jnwendige glori gots. Dadurch dieselbenver- 
niifftigen personen ewige erbschaft (f) vnd vnsaeglicben nutz erlangen. Dann wie got- 
tes ere waechst auswendig in der creatur, also waechst(g) der nutz vnd saelikait 
verniiftiger creatur jnwendig in got. 

(a *f verfueren. sieh. 48. . 5. c. (b J beschaffen. sieh. . 1. i. (c f Leiligen. 
im . 11. d. (d ^ ersteen. sieh. 57. . 4. e. (e f glori. eccli.31. post prin. erit illi 

( 2 Uber den Weihrauch und die symbolischeBedcutung bemerkt Berthold in seinem ,,Tewl- 
schen Rational:" ,,Der engel nimbt das gulden rauchvas vnd fiillet das selb mit demfewrdes 
altars, das bestimbt rauchuas mit ranch bedeiit die menschait Christi, in deme allweg rewcht 
die wolgeschmach lieb. Die brinnenden kol bedeuten heiligen geist vnd der \veirach bedfit der 
menschen andaechligen fleisz in guotten werchen. Jtem das rauchuas bedeiit auch des men- 
schens herlz, daz oben weit soil sein in der lieb gegen got vnd dem naegsten , vnde_n sol es 
enng sein in demuetiger vnd gehorsamer forcht. Darausz sol der weyrach iibersinh riechen in 
andechtigem gepet." Cap. II. . 13. n o. 



VON CERIMONIEN. 613 

gloria eterna. Exo. 27. in fin. perpetuus erit eultus. sieh. 57. . 5. e. (f f erbschaft. eccli. 
15. post prin. nomine eterno hereditabit ilium, eccli. 15- post prin. testimonium eter- 
num constituitcumillis. sieh. 29. 5. 6. d. (g .f wachst. im . 11. b etsieh. 22. . 4. i. et78. . 8. e. 

VIII. ^ Daz wir aber auswendigen golszdinstgab vnd opfer got zuoerzaigen 
schuldig (a) seinn, befindet sieh im ewangeli. Do jhesus zuoegeschawt (b) hat. wie 
das volckh in stockh oder in kirchschrein zum gotszdinst gelt eingelegt, on zweifel 
diereichen vil gelts aber ain arme witib nurzwen haller. darawf christus gesagt. 
Dise arm witib hat mer eingelegt dann all annder. Dieselben hahen eingelegt von 
jrem vbrigen guoet, aber dise witib hat all ir vermoegen eingelegt. Nymwar daz 
cristus zuogeschawt hatzuo dem tempel zegeben vnd mit gellt den gotszdinst ze- 
fiidern. Christus hat die gotszere nyndert verpoten, wie etlich weltiich herscheft 
thuon vnd wellen nit verhengen, dazzuo ere gottes noch zuo zierder kirch nochzuo 
notdurft der geistlichen etwas gestifft oder gegeben w.erde. Ja was biszher zuo 
rotszhewsern gestift ist, versuechen sy widerumb dauon zereyssen als dann ettlich 
vngestueem lewt newlicber zeit, die zechschrein aufgeprochen haben, kirchen giie- 
ter vnd klainat gerawbt, die pruederschefft (c) beschedigt vnd also die gotszere ver- 
tiligt haben. Daneben wirt das almosen der closter durch hund vnd smorotzer offt 
poeslich verswendt, zu abpruch der diner gottes. wider dits ewangeli. Jr sollt das 
geistlich nitgeben den hunden (d), vnd ist hit guoet daz man der kind prot neme vnd 
werffes fur die hund. Solh lewt besorgen, jnen vnd dem dewfel werden zeitliche 
gueter entgeen vnnd derselben zeuil gedeihen zum dienst gottes. der doch alle 
zeitliche gueter entlich jrne zuo ere beschaffen hat. Wiewol got mer des menschen 
hertz dann gab ansiecht, wil er doch die gab neben dem hertzen haben vnd die leib- 
lich erzaigung, neben geistlicher naygung. wie dann bemelte witib nit allain nay- 
gung gehabt, gottes ere vnd des tempels zyer zemeren, sender auch solh ir naygung 
mit dem werch erzaigt vnd dartzuoe all jr guoet gestewrt hat nach irem vermoe- 
gen. Deszha|b sy von christo hoch gelobt ist. 

(a 5 schuldig. sieh. 49. . 1. a. (b ^ zuegeschawt. Marci. 12. in fin. Luce. 21. 
in prin. jhesus aspiciebat quomodo turba iaclaret es in gazophilacium. sieh. 50. . 11. 
c. et 87. . 1L c. (c f bruederscheft. sieh. 47. . 5. g. (d ^hunden. Math. 7. et 
15. Marci. 7. ant. fin. non est bonum summere panem filiorum et mittere canibus. 
sieh. 64. 5- 11. f. et im 98. $. 9. i. 

IX. f Nyemant sol sein hayl setzen in dieCerimoni, das ist in auswendige 
werch des gotsdinst, aber on dieselben Cerimoni stet der gotsdinst kallt. Wo nit 
auswendig ertzaigt wirt des menschens hertz vnnd andacht, daselbs erlischt ge- 
mainklicbjnwendiger gotszdinst. Zuo jnwendiger andacht wirt gemainermenscb. be- 
wegl vnnd befiidert mit nyederknyen.hueetlabziehen, hendawfrecken, mitklopfenan 
die prust, awfzesteen zum ewangeli vnd mit mer dergleichen offenlichen erpiettungen 
gegen got vnd seinen heyling. Wo ainer vom anndern solh ertzaigung siecht, wirt 
er dergleichen zetbuon auch geraitzt vnnd destmer zuo guoetem bewegt. Wiewol 
daran die gespoetligen offt geergert vndzuomeremschantlichem gespoett geursacht, 
so werden dochfrumm aufrecht lewt dadurch gebessert, nemlich durch gemain ge- 
petvnnd oflfen procession, durch laut lesen vnd singen, durch prinnende liecht vnd 
gesegent wasser auch durch ander cerimoni vnd zyer des gotszdinst, iniremgemueet 
entziindt vnd zuo merer andacht gefueert. Aws solhen vnnd mer beweglichen vr- 
sachenhat christenliche kirch (a) awfgesetzt vnd daneben frumm andachtiglewtvn- 
serellter mit loblichemgebrauch vnd guotergwonhait (b) eingefueert vnd herbracht 
etwouil tapfer cerimonien vnd erlicher gotszdinst, entlich got zuo ere, seiner him- 
lischen kirch zuo lob, der jrdischen kirch zuozier, der puoessunden kirch im feg- 
fewr zuo hilff vnd vns diirftigen menschen zuo hayl. Diesejben Ceri'monien seinn 



614 ACHTUiNDACHTZIGIST CAPITEL 

diser kumerlicben zeit durch verfluoecht dewflischlerevndketzereyen (die vorzeiten 
verworffen gewest aber yetz widerumb vernewet vnd eingewurtzt seinn) bey vns 
tewtschen abkomen (c) , zerstoerl vnd aufgehebl , zuo vnere gottes , seiner kirch al- 
lenthalb zuo schad, schand vnd spot, vnd vns ellenden inenschen zuo zeitlicher vn- 
ruoe, die in Tewlsch landen verschiner zeit mit awfstand vnd empoerungbeschehen 
1st, zuo aimm glawblichenantzaigen, daz darnach vber vnns dort ewige vnruoe vol- 
gen wirt. Nachdem \vir hie im gotszdienst kain vnruoe oder arbait zuo vnserm 
hay I haben wellen, muerssen wir vnruoe zuo vnserm vngliickh leiden, danndiebey- 
ling (d) pitten Got nymer fur vns. wir haben ir vergessen, deszhalb sy vnser auch 
vergfssen. Christenliche ordnung vnd zierlikait ist bey vns in der kirch vergangen. 
Darumb vnder vnns billich ist verderbliche vnordnung vnd schanlliche confusion, (e) 

(a J kirch. sieh. 12. . 8. f. (b J gwonhait. sieh. 17. . 4. a. . (c f abkoiren. 
sieh. 1. . 5. c. ct 13. . 8. f. et 33. '. 1- f. (d f heyling. sieh. 84. .7. k. (e f 
confusion, sieh. 13. . 10. d. 

X. f Es seinn zwayerlay ere, aine natiirlich, die ander zuoefallund. Natiir- 
liche ere zebeweisen seinn wir schuldig vnsern elltern (a), als vnserm anfang, deral- 
beg zeeren ist durch ihen die von demselben anfang herkome,n. Daraws flewsst 
das gepot vater (b) vnd muoter zeeren. Diese ere erbietlung beslewsst in jr natiir- 
liche gueelikait oder sondere guoettat, nit hohen lob oder glori. Nachdem nu got 
der erst vnser vnd aller ding ainiger anfang (c) vnd vater. Deszhalb ist jme allain 
die erst guottat zethuon, die groesst ere zebeweisen vnd die hoechst gueetikait an- 
zelegen. Wer sonst von vns geert wirt, als vater, herr, JFiirst, priesler oder ander 
obrer, das beschiecht im nom (d) gottes, der bey solhen personen representiert ist. 
Die ander ere ist zuoefallund vnd wirt erlangt mit tugenlen, vnd beslewsst in jrguo- 
tennom, ruem, lob, glori oder dergleichen hohen preys, mit denen geert, gelobt vnd 
berueernbt werden die weisen, gelerten, kunstreichen, streytbar lewt.auch all jhen 
die guoet vnd tugenthaft seinn. Dise ere erbiettung vnd lobgesang ist gleich ainer 
awssern gab oder belonung guoter werch, vmb die jhener (dersolh werch volbringt) 
auswendig geert vnd gepreist wirt von jhenen so dieselben werch sehen vnd erken- 
nen. Guote werch thuot allain got durch sicbselbs oder durch sein creatur (e). 
kain creatur m'ag aws jrselbs guoet thuon dieweil sy in jr selbs nichts vnd aus nich- 
ding beschaffen ist. was guoets durch die creatur beschiecht, ist nit jr, sender got 
zuoezemessen (f). Darumb sol vmb guote werch nyemant auswendig oder entlich 
geert noch gelobt (g) werden allain got. ' Aber die vernuftig creatur (die rnitsambt 
(h) Got wiircht , nemlich iren freyen willen in guoet werch ergibt vnd dorinn fleis 
vnd geuallen hat) erlangt von got jnwendigennutz vnd belonung, nemlich hie gnad, 
dort saeligkait. Also wacbset got auswendig vnd die creatur jnwendig vnd nymbt 
auf bis zuo jrer volkomenhait. Solh wachsen vnd meren des gotsdinst hat got ze- 
beschehen verschaft (i), do er sprach, wachset viid werdet gemeret. 

(a f elltern. sieh. 27.. 5- 1- b. (b f vater. exo. 20- sieh. 5.1. .3. a. (c f an- 
fang. sieh. 5. . 4. a. et im 98. . 2. b. (d ^ nom. sieh. 22. .5- 5. c. (e J creatur. 
sieh. 77. . 3- a. (f ff zuemessen. sieh. 84. . 8. e. (g f gelobt. Mat. 5. glorificent 
palrem vestrum. im . 12. 1. (h ^ mitsambt. sieh. 77. . 8. a. (i f schafft. Gen. 9. 
in prin. sieh. 31. . 2. i. et im 99. . 2. e. 

XI. * Dergestalt werden bede gewaechs miteinander geursacht ynder ainem 
ainigen guoten werch das durch gottes gnad aws fre.yem willen des mehschens be- 
schiecht. Ynnd ist das auswendig gewaechs gottes ain jnwendig gewaechs des men- 
schens. Got .vnd sein nom wacbst awswendig im menschen an zwayen orten , be- 



VON GERIMON1EN. . 615 

nentlich in mensclilicher vernuft vnd in f reyem willen . Jn vernuft, so der mensch lernt 
erkennen(a) got vnd gotliche werch, krefftvnd tugent. Zum andern waechstgotin 
menschlichem freyen willen, so der mensch got glaubt, fiircht, liebt, eret, lobt, in jn hoft 
vndgetrawt. Dieweil wachset jnwendig der nutz (b)desmenschens, den got begnadt 
vnd begabtauch in jme meret den glawb, forcht, hoffnung, lieb vnd ander tugent. Nyrn 
war, wie gar nahent (c) wil got bey dem rnenscben sein, nemlich daz sein awswendiger 
gotlicher nom inn menschen koeme vnd durcb den menschcn geheiligt (d) werde. Daz 
aucb der menscb entgegen in got koerae vnnd durch got saelig werde. Daraws ist ze- 
mercken, daz vmb ain guoet werch so got durcb den menschen verbringt, got geeret 
wirt mit auswendigem lob vnd der mensch belonet mit jnwendigem nutz. Also 
werden sy bed, got vnd der mensch billich begabt, nachdem ir beder freyer will in 
guotwerch verhengen. 

(a f erkennen. sieh. 22. g. 4. i. (b f nucz. sieh. . 7. g. et im . 12. c. et 
sieh. 22. <J. 9. a. (c f nahent. sieh. 67. . 8. e. (d f geheiligt. Mat. 6. sieh. . 7. 
c. et sieh. 2?. . 4. g. 

XII. ^ Got bedorf (a) kaines jnwendigs lones oder nutz, nachdem Erin jmselbs 
volkomen ist dermassen, daz jme jnwendig nichts zuoegesetzt noch abgenomen wer- 
den mag. Aber auswendig sol sein ere vnd glori gemert werden in den creaturen. 
Die er entlich von wegen seiner auswendigen ere beschaffen (b) hat. Entgegen be- 
dorf die creatur (die sonst laervnnd eytel ist) jnwendigs lones vnd nutz (c), den jr 
got gibt vmb die guoten werch so er durch sy gewiircht hat. Also wirt got von 
der creatur belonet awswendig mittriumphieren, cerimonien, zucht vnd eren, auch 
wirt die creatur von got belonet jnwendig mit nulz vnd gnaden. Darauf sol kains 
wegs der mensch vmb ainich guoet werch suechen awswendige ere, die got allain 
zuoegehoert. Vnd ist oede hochfart (d). wann jbener, der in jmselbs laer vnd ze- 
nichtigauch nurain eytele erde ist, suecht auswendigen lob vnd weltlichen triumph, 
gleich als moege ain laer vas ausgerueeft werden fur ainn gueten wein. Solh lewt 
tragen widerumb haym jr laere (e) vas, als in Jheremia stet. Darumb verpewt (f) 
cristus, vnser aigene ere zesuecben. Also ist nichts guots jnwendig im hoch- 
fertligen menschen, der seinn auswendigen lob suecht, dadurch wirt er jn- 
wendig nur destlaerer vnd eytler. Dann yemer er nachgeet auswendiger ere, 
desztmer versa wmbt er jnwendig seinen nutz vnd gotlich gnad. Aber got ist jn~ 
wendig (g) volkomen in alien tugenten, in denen gotes auswcndige ere vnd nom, lob 
vnd glori ain fesste wurtz vnd bestandt hat, deszhalb mag vnd sol er durch die crea- 
tar awswendig (h) gelobt werden, als der allmaechtig, ewig, aueelig. gerecht herr 
vnd hochstes guoet. nachdem er in jmselbs volkomen ist in aller macht, ewikait, 
parmhertzikait, streng, herlikait vnd hochait. So ain mensch genent wirt herr oder 
maechtig. gerecht, maisterlich oder dergleicben, solhe herlikait macht oder gerech- 
tikait ist im menschen hie von got, nit vom menschen. Got ist allain herr (i) vnd 
maister. Darumb was lob vnd ere auf menschliche macht, herlikait, maisterschaft 
oder gerechtikait gepawt, das ist auf sande (k) vnd in wind gepawt, alspald ain regen 
oder wind kumbt, wirt es vmbgestossen. laut des ewangeli. Vnd muoes ain yeder 
bekennen, daz jhene gerechtikait, .die ain geschickter richter volzewcht, hie sey von 
got vnd nit vom richter, deszhalb dem richter irn nome gotes lob (1) vnd danck ze- 
geben ist vnd nit von seinselbs wegen. 

(a <f bedorf. Psl. 15. in prin. sieh. 19. . 5. d. (b f beschaffen. sieh. . 1. i. 
(c f nucz. sieh. g. 11. b. td f hochfart. Gen. 1. terra erat inanis. sieh. 29. . ll. f. 
(e [ lare. jhere. 14. in prin. reportauerunt vasa sua vacua, sieh. 63. . 8. b. (f ^ 
verpewt. mat. 6. in prin. sieh. 4. . 13. d. (g 5 jnwendig. sieh. 7. . 2. a. (h f aus- 
wendig. sieh. 22. . 4. f. (i f herr. Job. 13. post prin. vocatis me magister et do- 



616 NEWNVNDACHTZ1GIST CAPITEL 

mine: sum etenim. sieh. 18. 5- 8. d. et im 92. . 3. c. (k f sand. Mat. 7. in fin. edi- 
ficauit super arenam. sieh. 4. . 13. c. (1 J lob. sieh. . 10. g. 

XIII. f Nach (a) got mag der mensch dienen vnd cerimoni halten der creatur, 
alsuil dieselb ist ain pildnusz (b) gotes, mit der dinstberkait so man nennet duliam 
(c), vnd yemer ain creatur vergleicht Jst gotlicher pildnuss, destmer seinn wir der- 
selben creatur zedienen schuldig. Desbalb seinn die heyling zeeren als gewiss vnd 
clar pildnuss gottes. Fur all creatur vnd heyling ist am maisten zedienen der laut- 
tern menschait vnd kreytz christi, darnacb seiner gepererin Marie (d) mil hober dinst- 
berkait genent hyperdulia. Aber gemalt kreytz (e) oder der heyling pild seinn nit 
anders zeeren dann im nome der heyling, die sy bedeyltcn vnd representieren, als 
ain scbrift oder sigil (f) geeret wirt von wegen des herren von dem esausgeet. Von 
diser inateri ist oben im 85. capitel iner gesagt. 

(a ^ nach. sieh. 85. 11. a. (b J pildnusz. sieh. 78. . 8. c. (c 5 duliam. 
sieh. 85. . 7. 1. (d f marie, sieh. 85. . 8. g. (e J krewcz. sieh. 85. . 5. f. (f ^ 
sigil]. sieh. 85. . 8. d. ' 



NEWNVNDACHTZIGIST CAPITEL 

Von gnartenrelcher jndulgentz. (*) 

I. Aws Cristenlicber kirch schatz mag ain volkommen benueegen beschehen 
fur all siindig schulden vnnd mayl, mit nachlassungaller puoessen die dariiber auf- 
gesetzt seinn. Jn heiliger schrift (a) hab jch biszher nichts offenbares gefunden von 
reicher gnad oder volkoemen ablas (b), allain gnadenreicb jar ist figuriert bey dem 
jubil jar, dauon im puoech der leuiten (c) geschriben steel , daz in sybenmal siben 
jaren, das istinnewnundviertzigjarendienstbarkaitsey vnnd das fiinfftzigistjar sol 
geheiligt vnd gefreyel sein, dorjnn ledig werden all jnwoner des lanndes. Darauf 
hat grosser papst gregorius vor neiiri hundert jaren gnad vnnd ablas auszgeben, nem- 
lich aufgesetzt puoes vnd siindig schulden nachgelassen. Das haben also all kirchen 
gantzer cristenhait angenornen, paepstlichen gewalt erkennt vnd biszher gehorsam- 
lich da fur gehalten. Dariiber seinn in Concilien gnadenreiche jarfurgenomen vnd 
aufgesetzt zuo ablainen die swaeren schulden vnd mayl, darein die menschen durch 
jrsiindetaeglich fallen. Nachmals seinn vil sonderr gnad vnd volkommen jndul- 
gentz durch die paepst ausgangen. Aber solhe gnad isl verschiner zeit dermassen 
vnbeschaidenlich fayl vmbgetragen, daz daraus mer ergernuss dann bayl erstanden. 
Dadurch geistlicher gwalt verklaint vnd Roemischer stuoel verachtlich worden ist. 
Vrsachhalb daz jhen, die mit roemischer gnad vmbgangen, haben dieselb geuaerlich 
miszbraucht (d) zuo jrem vortail vnd aygem nutz erweytert, auch nit nach recbtem 
jnnhalt (e) paepstlicher bullen auszgelegt, sounder allenthalben vutrewlich gehan- 
delt. Domit du aber gnadenreichen schatz vnd volkommen ablas vernemest, auch 
was puoes oder schulden dadurch vergeben oder nachgelassen werden, versteen 
moegst. Wisse daz fiinfferlay (f) puoes seinn. Zwo dorl in jhener weld, vnd drey 
(g) in disem leben. 

( 4 Die Cfbersetzung lautet: De intulgentijs. 



VON GNADENREICHER INDTILGENTZ. 617 

(a f schrifft. sieh. 14. $. 12. d. et 81. . 3. g. (b J ablas. sieh. 74. . f. 1. et 
sieh. 83. . 9. a. (c } leuit. 25. post prin. (d } miszbrawcht. sieh. 4. . a. h. (e f 
innhalt. sieh. 83. . 10. d. (f ^ fiinfferlay. de peni. dis. 3. sunt plures. . auctorita- 
tes. dis. 25. qui in aliud. et dis. 45. sed illud. (g ? drey, im . 3. a. 

II. f Erste vnnd groessist pen istdort in ewiger hell, die wirt durch khain gnad 
noch jndulgentz abgelassen, dauon oben (a) geschriben stet. Die ander dorlig pen 
ist das fegfewr (b), von dem jch ains tails oben gemelt hab, daz sichdaselbszhin we- " 
der paepstlich noch ander gnad streckhe annders dann wie ain furpetvnnd froembde 
hilf (c), nachdem hie verporgen ist, wie im fegfewr gebandelt werde mitden selen. 
wieuil vnd wie grosz schulden die selen mit jncn dorlhin gebracht vnd noch 
zepueessen haben. Wie dann den lebentigen nit wirt ablas gegeben noch 
gnad mittailt, nur sy offenbaren eemals durch peicht jre miszhandlung, dar- 
nach gibt man den ablas vnd ain zeytliche puoes, nach gelegenhait der ge- 
peichten siind. ( a ) vmb wieuil dieselb puoes zewenig vnnd dem verprechen 
vngemaes ist, dasselb muoes erstatt werden im fegfewr. Solh puoes des kiinfftigen 
fegfewrs, zuosatnbt aufgesetzter zeitlicher puosz , hatpapst mit seiner gnad, aus 
volkommen gwalt, aufzeheben dieweil der mensch noch im leben (d) vnd vnder des 
papsts selsorgist. Jn krafft der wort so Cristus zuo Petro gesprochen. Was du 
auf erden aufloest (e), ist im hirnel geloest. Aber so die sel vom leyb abgeschiden, 
ist sy nymer vnderrn papst, sonder gotlichem gericht on mittel vnderworffen. Dar- 
utnb mag sieh weder gwallt noch gnad des papst dortbin ins fegfewr, als in ain 
froembd gericht (f), erstrecken. Es wirt auch paepstlich gnad allain geben jhenen, 
die jr siind berewen (g) vnd peichten. So kan die sel im fegfewr hie nymer peichten 
nocb anzaigen wieuil sy verschult, oder was jr zuo puoess dorl got aufgeladen bab. 
Deszbalb weder papst noch ander sieh vndersteen moegen, die abgeschiden sel zeuer- 
tailen oder zeabsoluieren vnd ausmm fegfewr bis jnn himel zeheben. Wann bey 
got wirt nit erwegen (h) das \rtail nocb guot bedunckender priester, sonder das le- 
ben der verstorben strafmaessigen menschen. Doch ist hoffnung, daz durch guote 
werch, die paepstlich bullen oder gnadbrief anzaigen vnd zeuolbringen aufladen, als 
hilf wider tiircken oder ander cristenlich vnd notdiirfftigsachen, so etwer dasselb 
aufgeladen werch auszricht von wegen ainer oder mer selen im fegfewr, denselben 
selen entspriess solh guot werch als froembde (i) hilf zuo abnemung oder ringrung 
jrer aufgeladen pein. Aber die gnadprediger haben mit gedicht auf das fegfewr er- 
weytert vnd gezogen die paepstlichen gnadbrief , in denen lawtter steet, daz papst 
nacblasse die aufgesetzten (k) puoes. Dabey zeuersteen seinn allain die puoessen so 

( 2 Nach der von unserm Berthold dargelegten Lehre der Kirche fiber den Ablass, ist, sollte 
man meinen, jedes Missverstandniss beseitigt und die Beschuldigung, als sey er eineNachlas- 
sung der Sunden, durchaus ausgeschlossen. Gegen die Missbrauche hat das Condi vonTrient 
ein scharfes Verbot erlassen. Sess. XXV. de indulgentiis. Die kirchliche Lehre grundet sieh 
auf die heilige Schrift, und hat in der Tradition die weitere Entwicklung gefunden. Nachdem 
nun die Lehre der katholischen Kirche offen vor Jedermanns Augen liegt und selbst prote- 
stantische Gelehrte den Ablass ,,als Nachlass der zeitigen Sundenstrafen" (Richter, Lehrbuch 
des Kirchenrechts. S. 473.) bezeichnen, so erscheint es urn so auffallender, wie sieh zwei Berliner Ge- 
lehrte nicht scha'mten den Ablass also zu definiren : ,,Hauptsiichlich aberstehtes (das Wort Ablass) 
fur den kirchlichenErlass der Sunde urns geld (die Indulgenz), wider welcben die Reformation 
siegreich eiferte." Deutsches Worterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Erst. Lief, 
pag. 67. Man sollte meinen, solche widersinnige Aufburdungen und absurdeLugen warenin 
unserer Zeit eine Unmb'glichkeit und. noch dazu von Mannern, die in der deutschen Literatur 
einen Namen haben. Jedes Schulkihd konnte die Berliner Intelligenzen beschamen. Wenn 
die Meister solches thun, was werden erst die Jfinger sieh erlauben? Wer uberetwas schreibt 
der soil sieh u'ber seinen Gegenstand zu belehren suchen, und sieh nicht der Gefahr ausselzen, 
als Ignorant gezeichnet zu werden. Die Katboliken kSnnen noch manche schone Lehre ihrer 
Kirche in diesem deutschen ,,Nationalwerk" zu Gesicht bekommen, wenn die beiden Grimm 
w ihrer Darstellung nur Luther als Quelle benutzen. 



618 NEWNVNDACHTZ1GIST CAPITEL 

geschribenerecht oder papst oder aberseinvoruodernodervnderthan, den Peycht- 
siinen eingepunden vnd aufgeladen haben. dieselben puoessen vermaint papst mit 
voller gnad nachzelassen, vnnd nit die puoessen so gotlich gericht dort im fegfewr 
den selen einpindet. Solh gnadprediger, die mit jrem verkiinden ainfaltig lewt be- 
triegen vnnd aws jnen listiklich geldt scbaelzen, auch mit liigen erdichten als erloe- 
sen sy die selen ausmm fegfewer, werden vom.pap'st Clement (I) vnd seinem concilj 
mercklich vnd straeflicb angezogen vnnd verpoten. Souil sey biszher gesagt von 
den zwayen penen in jbener weld. 

(a 5 oben. sieb. 80. . 2. c. (b J fegfewr. sieh. 83. 5. 9. a. (c J hilf. sieh. 83. 
. 10. d. (d f verporgen. de onere eccle. c. 15. . 13. (d J leben. sieh. 83. . 10. 
f. (e f awflosest. Mat. 16. et im . 6. i. (f ^ gericht. sieh. 82. . 7. h. et 83. . 9. 
e. (g f berewen. im . 11. a. (h 5 erwegen. 24. q. 3. in sum. . hi js ita. Apud 
deum non queritur sententia sacerdotum sed vita mortuorum puniendorum. (i "J 
frombde. sieh. 53. . 5. i. (k J aufgeseczlen. de iniunctis poenitentijs. sieh. 83. . 
10. c. (1 ^ Clement, de peni. et remiss, cle. abusionibus et ibi glosa. 

111. f Nu wil jcb sagen von bestymbten dreyen (a) zeytlichen penen , die den 
menschen bie in diser zeit angelegt werden. Aine ist menigerlay plagen, die ander 
ist ewangelisch, die dritt rechtmacssig in latein canonica genennt. Die erstlich leib- 
Hcb vnd zeitlicb pen ist sondereoder gemaine plag, die got schickt oder verhengtvber 
ainen oder mer menschen, zuo zeyten vber Stett oder ganntz Land vnd Lewt , da- 
uon oben (b) gesetzt ist. Dieselb plag vnd pen ist geduldiklich zetragen, dann sy 
mag nit aufgehebt (c) werden durchaynicherlayantlas oder paepsllich gnad, dieweil 
die paepst offt solh pen selbs leyden mueessen, wie dann gegenburtiger papst von 
seinn feinden \berzogen vnd belegert auch mitsambt den seinen in vnmenschlich 
widerwaerlikait gefallen ist. Desgleichs erscheint in der plag des tods, den weder 
papst noch kayser vmbgeen mag. Jtem muee vnd arbait, kranckhait, widerwer- 
tigung vnd ander trueebsal, mit denen gantz menscblich gescblaecht, \on wegen der 
siind, geplagt ist, nemmen kain ende dieweil dise weld steet. Die ander zeitlich pen 
ist ewangelisch (d), die bescbiecht jnwendig mit geduld, rew, laid, vnd andacht. 
Auch auswendig mit kestigung des leibs vnd vil andern guoten werchen gegen got 
vnd gegen nagsten auch wider aygen fleisch. Dauon obsteet im 76. capitl. Dieselb 
ewangelisch pen sol noch mag recbtlich kain gnad abnemen. sonnst wurde vertiligt 
das kreytz (e)Cristi, so all menschen Cristo nachtragen sollen von wegen vnserr 
siind, dorinnwirstaetsligen, deszhalbwrtaeglichpetlen, vergib(f)vnsvnserschuld. 
Drittezeillicbe pen ist rechtmaessig, derselben pen seinn zwo. aine in auszwen- 
digem gerichtszwang weltlichen.vnd geistlichen, burgerlich oder peinlich. Die an- 
der pen ist in jnwendiger gewissen. Die auszwendig gerichtlich (g) pen oder straff 
ist aufgeselzt zuo sichern die vnschuld, vnd zeuertiligen die vntat. Dieselben straf- 
fen vnd puoessen werden nit begriff en in gnadbriefen noch mit ainichemantlas aufge- 
hebt. Sonst wurden dadurch all paennig (h) vnd gefangen ledig, all ratprechen, 
gaeling vnnd kaercher absein. Die ander rechtmaessig pen der puoes vnd gewissen, 
ist vnser gegenbiirtige materi vnnd allain, sonst kain anndere pen, beslossen inRoe- 
mischen vnd andern gnadbriefen. von der jchyetz sagen wil. ( 3 ) 

(a ^ drey. sieh. . 1. g. (b ^ oben. sieh. 75. . 1. a. (c f aufgehebt. sieh. 75. 
. 5. a. et im . 10. f. (d ^ ewangelisch. sieh. 76. . 1. a. et im g. 10. e. (e f 
kreytz. Mat. 16. ant. fin. tollat crucem suam et sequatur me. im . 11. b. et sieh. 33. 
. 10. f. (f f vergib. Math. Q'. sieh. 84. . 1. c. (g f richtlich. sieh. 71. . 4. a. et 
im . 4. d. (h f pa'nnig. im 90. . 6. a. 

( 3 Der Satz: die ander rechtmaessig pen, hat in der Ubersetzung einige Auslassungen ge- 
fanden, indem er lauiet: Altera legitima poena, s. interioris conscientiae est praesentis mate- 
riae ac sola et nulla alia poena includitur literis indulgentiarum : de qua sequitur. 



YON GNADENREIGHER INDULGENTZ. 619 

IV. ; ,J ; GotIicher ordnung seinn zwo, aine der natur, die ander des ger-ichts. 
\\Ter der natur ordnung (a) vbertrit, der fellt in gerichts ordnung. das guot ist ge- 
ordent nach nalur, das poes nach recht. Dieweyl nu der mensch siindigt wider 
ordnung der natur, darauf hat Christus vnnd sein kirch geordent, vber die siind, als 
vber ainn feind (b) gots vnd des menschens, zerichten vnd deszhalb aufgericht den 
gericbtstupel der puoes oder gewissen (c). Dasselb gericht muoes haben ainn an- 
klager, ainn antworter vnd ainn richter. Anklager ist die gewissen. Antworter 
ist siindiger .niensch. Ricbter ist der peichtuater. Dieselb gerichtsordnung ist 
aufgesetzt in gantzer cristenhait mit vil Selsorgern als pfarrern (d) vnd jren gesellen, 
die haben obrer pischof, denselben pischofen alienist ftirgesetzt ain obrister, be- 
nentlich der papst (e). Auf das die ordnung dits gerichts nacheinander in richtigen 
model gegossen sey vnnd alien notdiirfftigen handeln wol fiirgesehen vnd dieselben 
nach gotlicher gerechtikait. gnuogsamlich verhoert, gefaecht, examiniert vnd geur- 
tailt werden. Dieselb geistlich oberkait, alsrichler vnd vrtailer dises gerichts, ha- 
ben auszelegen zeitlicb straft' vnnd pen vmb beganngen siind. Dariiber seinn durch 
geistlich, recht, aus eingebung heiligs geistes, a Is fur gnuoglhuoung(f) vmb diesiin- 
digen.schulden, gernacht vnnd geseizt Canones (g) der puoess, mit awszgetruckhter 
mass vnnd zeyt, aucb mitvnderschidlikaiten vnd vorbehaltungcn. WasPfarrer, 
Pischof oder Papst hierjnn zerichten haben,. nemblich fur ain gemaine todsiind ain 
quadragen (h), das ist 40. tag zefasten in wasser vnd prot. vnd darnach sibenjar in 
puoes steen, drey tag in der wochen zefasten vnd mer dergleichen straeflichen 



gesetzeni. 



(a J ordnung. sieh. 20. . 6. d. ct 29. . 3. i. et 33. . 4. h. et im 100. . 3. b. 
(b 5 feind. sieh. 20. . 8. b. (c f gewissen. sieh. 71. . 4. b. (d ^ pfarrern. sieh. 
. 3. g. et im . 8. b/et im.94. . 14. d. (e f Papst. sieh. 56- . 9. b. et 73. . 9 r 
c. et im 92. . 1: c. (f ^ gnugthuung. im . 6. a. et . 10. a. et sieh. 53. . i. a. 
(g f canones. im . 5. c. et . 6. k. et sieh. 74. . 7. a. (h ^ quadragen. 

V. ^ Dise puoes ist genennt rechtmaessig, nit daz dieselb durch geistlich recht 
erfunden oder aufbracht, sender daz cristenliche kirch vnd derselben regierer er- 
wegen vnd taxiert haben, solhe pen sey gemaes nit allain goetlicher parmhertzikait, 
sonnder auch goetlicher gerechligkait, dieselb erayscht aus nalur (a) in all weg ain 
puoes vom menschen vmb sein begangen siind, mit denen er got belaidigt, vnd sieh 
gegen got ainn schuldner gemacht hat Dieweil man aber aygentlich nit wissen 
kan wieuil derselben puoes sein soclle, haben sy die kirch vnd vaeter gebrawchl des 
gwalts den Gristus gegeben, was jr pindet (b) auf erden etc. Darauff der puoes ca- 
nones (c) gemacht, nit daz sy gotlicher gerechlikait gnugthuoung entlich erfunden, 
sender fur gnuogsame puoes also taxiert vnd geacht haben. domit die peichtuaeter 
bey aimm gleichen wissen wieuil puoes, nach gelegenhait der siind, aufzesetzen sey, 
die goltlichem vrtail vnnd dem rechten (d) fiirsiindig schulden gemaes waere. Also 
haben vorzeiten die Niniuiter (e) vmb jr siind gnuogsame puoes than, darauf von 
jnen gottlich vrtail aufgehebt. desgleichs dem Nabuchodonosor (f) besche- 
hen ist. 

(a 5 natur. sieh. 49. . 2. a. (b f pindet. Mat. 18. sieh. . 8. a. (c f canones. 
sieh. . 4. g. (d 5 rechten. im $.'10. g. et sieh. 53. . 5. d. (e ^ Niniuiter. ion. 3. 
sieh. 53. . 3. e. (f ^ Nabuchodonosor. Dani. 4. sieh. 53. . 3. c. 

VI. ^ Nachdem aber solhe schwaere (a) puoes vnd gnuogthuoung die lewt 
nymer wellen annemen, ist nachgeben, daz numals klaine puoes wirt aufgesetzt (b), 
die ainer gnuogthuoung nynndert gemaes. deszhalb ist die vbrig puosz aufgescho- 



620 NEWNVNDACHTZIGIST CAPITEL 

ben auf gnad oder ander hilf hie zuoerlangen. Wo dariiber nichts erlangt 
alszdenn muoes die aussteund siindig schuldig vnd mayl irn fegfewr betzalt (c) vnd 
abthan werden. Dieselb pen alle -was durch geystlich recht oder durcb papst, pi- 
schof vnd pfarrer, als stathalter christi, fiir puoes hie eingepunden oder dort durch 
gotlich (d) vrtail aufgeselzt, wirt genennt die gnuogthuoung vmb beganngen siind. 
doch nit anders dann daz dieselb gnugthuoung jr krafFt nymbt aus dem verdienn 
Christi. Dieselb pen der gnuogthuoung, allevnd yeglicbe, steet in ains papst (e) 
henden vnd volmaechtigem gwalt. Vnder desselben gerichtszwang vnd oberkait 
seinn all eristglawbig dergantzen jrdischen kirch in krafft desewangeli, nit aus 
gwalt der canones, die lang gemacht seinn nach dem ewangeli. dorjnn Cristus seine 
lamb allain Petro beuolhen vnd dreymal gesprochen hat. Petre, wayde (f) meine 
lamb. Vnder denen kain lamb ausgenomen ist die auf ganlzer weld zerstraeet si- 
tzen. Nachdem aber papst, als aller Christen obrer vnd gemainer hyrt, nit vberal 
(g) wesenlich sein noch die laembel von alien ortten gen Rom koemen mbegen. 
Deszhalb thuot not hohen paepstlichen gwalt nach der laemblen notdurfft, mit brie- 
fen vnd bullen (h) auszzerichten. Wie dann paulus vnd annder junger Christi der 
abwesenden cristglawbigen notdurft mit episteln abgericht haben. Darumb mag 
papst ausschickhen Legaten oder gnadbrief vnd dadurch vberal in der weld bey cri- 
sten brauchen seinen gwalt, den cristus sonderbar Petro gegeben vnd gesprochen 
hat, alles das du pindest oder aufloesest etc. dorjnn hat der herr petro (i) noch 
seinn nachkommen kain zylmass gesetzt, sonder seine rede on all auszziig bey vol- 
maechtigem gwalt gelassen. Jn kraffl solhs volmaechligs gwalts, haben erst dar- 
nach die Paepst vnd Concilj gemacht Canones (k) vnd geistlich recht. dorjnn jr vn- 
derthan mit puoes vnd haylsamen satzungen gepunden. dieselben puoes vnd salzung 
widerumb aufzeloesen haben die paepst ebengleichen gwallt. Daraws fliessen recht- 
maessig jndulgentz vnnd paepsllich gnad. 

(a f sware. sieh. . 4. f. (b J auffgeseczt. sieh. 74. . 1. m. (c 5 betzalt. sieh. 
72. . 7. e. et 74. . 5. g. (d j gotlich. sieh. 53. . 5. d. (e J papst. im . 9. a. et 
sieh. 83. 10. i. de onere eccle. c. 15. . 22. (f f wayde. Job. 21. pasceagnosmeos. 
im 92. . 3. a. et 95. . 2. c. (g J vberal. sieh. 21. . 4. f. (h ^ Bullen. im . 11. 

f. (i } Petro. Mat. 16. sieh. . 2. e. et sieb. 83. $. 10. g. et im 96. . 1. g. et 98. 
. 10. a. et 100. . 6. e. (k ^ Canones. in decreto. de penitentia per to. sieh. . 4. 

g. et im . 9. g. 

VII. f Deszgleichs mag papst, als Stathalter cristi, aufheben all geisllich straff 
vnnd puoes, als pan (a) vnd aecht, all geistlich freyhait vnd priuilegia , als dispensa- 
tion vnd erlawbnusz in alien vnnd yeglichen faelen, dieselben gar nachlassenoder in 
ander werch verwandeln. Vnd wiewol ausserhalb des papsts annder selsorger ab- 
las sprechen von pein vnnd von schulden, ist doch bey der pein zeuersteen ewige 
straff in der hell, vnd bey der schuld ist zeuersteen die siind vndverschuldung. Dann 
fiir zeitlich pein vnd scbulden gibt peichtuater ain puoes. die allain papst hat auf- 
zeheben in krafft volmaechtigs gwalts der sliissel (b). So seinn auch ettlich merck- 
lich fael allain paepstlicher oberkait zuoegehoerig, das ist angezaigt do Cristus ainen 
aussetzigen gesandt hat zuo obrislem (c) priester, daz er sieh demselben solt ertzai- 
gen vnd fiir sein rainikait das opffer legen so moyses gepoten ( 4 ). Wie der heiling 
im himel fiidrung vnnd jrdischer kirch Cerimonj (d) auch frummer lewt gepete, als 

(* Das Recht der reversatio casuum ist auch vora Concil vonTrient anerkannt und besta- 
tigt worden, ,,indem es der Zucbt des christlichen Volkes ungemein fdrderlich sey, wenn ge- 
wisse gar zu grause und schwere Verbrechen nicht von jeglichen, sondern nur von den ober- 
steu Priestern nachgelassen Tviirden." Sess. XIV. cap. 7. u. can. 11. 



VON GNADENREICHER INDULGENTZ. 621 

froembd (e) hilf, vns ellend menschen vnser siindig mayl vndschulden abzewaschen, 
zcbezalen oder zeringern , bey gotlicher gerechtikait etwas helffen moegen. also 
belffen paepstlich oder ander gnadabthuon puoes vnd pen, die vns aufgeladenseinn 
von got oder von der kirch, vom Papst oder andern Selsorgern. Doch sollen solh 
gnad vnd jndulgentz verlihen werden aus ansehenlichen vrsachen, die zuo gotlicher 
ere vnnd ziere der kirch, oder zuo fiidrung vnsers nagsten vnd zuo hayl vnserrselen 
gedeihen. Zuo vodrist mag zuo gemainer notdurffl (f) vnnd enihaltung Christen- 
lichs glawbs vnd volckhs, mit gnad vnd jndulgentz geld aufbracht vnd gebrawcht 
werden, on may! der simoney (g). Du soldest aber nit gelauben noch vermainen 
der geltgenies bring dir saelikait, als Paulus schreibt, das jben der warhait beraubt 
seinn, die do mainen got saelikait sey von wegen zeyllichs genies (b), sender die sae- 
likait erlangst du ausmm verdienn cristi, daz dir mitgetailt wirt aus gwalt dcs papst 
von wegen deiner hilf zuo dem guoten wercb. so papst aufgesetzt hat zuo erlangung 
der gnad. ( 5 ) 

(a f pan. im 90. . 5. c. (b J sliissel. im . 9. b. (c J obristen. Marci. 1. in 
fin. ostende te principi sacerdotum. sieh. 53. . 4. i. (d f Cerimonj. sieh. 88. 1. a. (e J 
frombd. sieh. 83. . 4. a. (f f notdurfft. sieh. 4. g. 5. i. (g ^ simquey. sieh. 66- $. 
5. g. et 77. . 8. e. (h $ genies. 1. Thi. 6. post prin. a veritate priuati sunt existi- 
mantium questum esse pictatem. sieh. 16. . 1. d. 

VIII. f Zuo erklaerung der jndulgentz, istzemercken daz in cristenlicher kirch 
dreyerlay gwallt seinn. der erst ist gemain, zuoerkennen vnd zerichten vber der 
menschen gewissen. Denselben gwalt hat Cristus alien priestern (a) gegeben, wem 
synachlassen diesiind, dem seinn sy nachgelassen, vndwemsys behalten, dem seinn 
sy behalten. Darauf haben die priester (welh vberal in der weld zuo der Selsorg (b) 
gewidembt seinn) gwalt peicht zehoeren , vonn siinden zeabsoluieren vnnd siindig 
schulden zehallten. das ist, puoes dariiber aufzesetzen. Diser gwalll ist alien prie- 
stern geben, nachdem vberall an alien ortten cristglawbigen not ist des sacraments 
der peicht (c). Der ander gwalt ist ober dem gwalt gemainer priesterschaffi. vnnd 
ist geistlicher gerichtszwanng vber menschlich gewissen, besonnder in etlichen of- 
fenbaren faelen. Denselben gwalt hat Cristus seinen Aposteln vnd jren nachkommen 
den pischofen geben. jn dem hat ain pischof (d) mer gwalts dann seinn vnnderthan 
priester. Do der herr sprach. So dich vnd die zewgen jhener (den du slraffest) 
nit erhoert, alszdenn sag es der kirch (e) , benentlich geistlicher oberkait der kirch. 
Darauf redet er mit seinn aposteln vnd in jrer person mit den pischouen. Fiirwar 
jch sag ew, welhe ding ir werd pinden (f) auf erden, die werden gepunden im himel, 
vnd welhe ir werd aufloesen auf erden, die werden aufgeloest im himel. Bey dem 
himel (g) ist aines yeden pischofs kirch vnnd pistumb zeuersteen , bey dem pinden 
vnd loesen seinn zeuersteen gesetz zemachen, yeglicher pischof in seimm pislumb. 
Jtem offen puoes vberoffen su'nd einzepinden, dievngehorsamenzeslraffftn, zepan- 
nen, zeaechten vnnd aws der kirch zeschaffen, wie hayden vnd offen sunder. Dann 
lawtter steet im bemelten ewangelj. Wer die kirch (das ist gerichtliche geistliche 
oberkait) nil hoert, der sey dir als ain hayd (h) vnd offnersiinder. Jlem dieselb geist- 
lich oberkait hat auch gwalt zeabsoluieren , pan vnd gesetz widerumb aufzeloesen 
oder zemildern, doch ain yeder in seinen zwang. 

( b Die Umwandlung und Abkiirzung der canonischen Bussen finden wir schon nach dem 
siebenten Jahrhundert; iiberall aber wird Reue und Beicht als unerlassliche Bedingung gefor- 
dert. Man sehe daruber: Binterim, 1. c. Bd. V. Thl. III. pag. 446. Klee. Dogmatik. Bd. III. 
pag. 331336. Kirchenlexikon v. "Wetzer und Welte, die Artikel: Ablass von Mack und Mast. 
Natalis Alexander. Bd. I. pag. 697710. 



622 NEWNVNDACHTZIGIST CAPITEL VON GNADENREICHER etc. 

(a f priestern. Job. 20. sieh. $. 5~ b. et sieh. 73. . 2. c. (b ^ selsorg. sieh. . 
4. d. et sieh. 8. . 7. a. (c J peicht. sieh. 73. . 10- a. (d-'f pischof. sieh. 17. . 13. 
e. (e ^ kirch. Mat. 18. die ecclesie. im 90. . 3. b. et 9t. . 6. d. . (f J pinden. im 
. 9. d. sieh. 58. . 11. 1. et im 91. 5. 12. b. (g f himel. Mat. 13. simile est rcgnum 
celorum homini ncgociatori. item sagene misse in mare, im . 9- c. et im 92. . 2. e. 
(h Jhayd. sieh. 63. . 7. f. et 51. . 14: e. 

IX. f Dritter gwallt der kirch ist volkommen vnd allain des papsts (a), derne 
vnnd sonnstnyemants, in der person petri, cristus geben hat dps himelreichsschlus- 
sel (b), das ist vohnaechtigen gwalt vber alle pisthumb vnd jrdisch kirchen, was er 
dorjtm pindet oder loeset, das wirt volzogen in himlischen kirchen. Cristus hat mil 
ileis gegen seinen aposteln ia gemain genennt nur ainen himel, dabey aines yeden 
apostel oder pischofs pistumb (c) bedeyt ist. Aber gegen Petro hat Christus ge- 
nennt all himeln. Dabey zeuersteen geben, daz Petrus vnd sein nachkommen paepst 
vber alle pistumb gantzer cristenhait gesetzt ist. Er mag auffheben alle siindige 
mayl vnd schulden, auch aulloesen alle pand vnd puoes. dieselben verwandeln in 
guote werch, als hilf wider turcken, almosen armen lewten, zuo zier der kirch oder 
mer dergleichen geringe werch. Solhe leicbte puoes vnd paepstlich gnad vnd vol- 
koemener gnad ist fiir vngeduldig vnd fawl lewfc , auf das sy jr verschulden moegen 
ablegen durch linde paepslliche gnad, auch der schwaeren vnd langen puces abkoe- 
men durch gering weg vnd kurtze zeit. Dawider vermuoeten etlich, papst hab al- 
lain aufzeloesen was er oder sein voruodern oder vnderthan haben gepunden (d), 
als die canones der puoes, satzung der gepotoder.verpot. gleich als sey der gwallt 
aufzeloesen nit weyter (e) dann zepinden. Dawider seinn die wort Cristi. Was 
du auff erden loesest (f), das ist im himel awl'geloest. Disen gwalt hat Cristus Pe- 
tro gegeben ee die gepot vnd canones (g) der puoes gemacht seinn. Petrus het des- 
selbenmals dannoch nyemants gepunden, aus dem waere (nachjremsynn) der gwalt 
zeloesen dannoch nichts gewesen, also hiet der herr seinn wort vergebens geredt, 
das nit glawblich ist. 

(a g papsts. sieh. . 6. e. et sieh. 6. . 7. e. et 8. . 7. h. et sieh. 83. .10. i. 
im 91. . 15. g. et . 16. k. et . 17. 1. et im 95. $. 2. b. (b f schlussel. Mat. 16. 
tibi dabo claues regni celorum. sieh. . 7. b. et sieh. 8. . 7. d. et 83. . 10. e. et im 
92. . 2. d. et 94. g. 14. f. et im 95. . 5. a. (c f pistumb. sieh. 5. 8. g. (d f pun- 
den, sieh. g. 8. f. (e f weiter. im . 11. b. (f <f losest. Mat. 16. sieh. 83. . 9. i. 
(g 3" canones. sieh. g. 6. k. 

X. f Daneben pfligt Luther des papsts gwalt gar zeuerwerffen, vnd sagt. Papst 
moege nit vnderainstdie siindigen schulden aufheben noch in ander puoes verwan- 
deln, vnnd doch er Luther setzt in seinen verfueerischen leren, daz in aimm awgen- 
plickh durch den glawb vom sunder pein vnd schuld aufgehebt seinn. Dem yetz 
die vncristen nachuolgen vnd vermainen sy seinn gleich saeliginkraft jres nachkun- 
den vnd lamenglawbs. vnd verachten Paepstlich gnad. die doch nit plos von- 
stundan all siind vnd puoes aufhebt, sender dorjnn wirt anzaigt, daz erst I ich der 
sunder sol rew haben vnnd peichten. Jn krafft des sacraments der peicht werden 
vergeben die siind , alszdenn pfligt papst , in krafft seines gwalts , nachzelassen vnd 
aufzeheben oder in annder werch zewandeln all gnuogthuoung (a) , so der inensch 
fur siindig schuld vnd mayl hie oder dort solt auszrichten. Von wegen derselben 
gnuogthuoung seinn papstlich gnad nit zeuerachten (b), sender embsiklich zesuoe- 
chen vnd zuoerlangen, nachdem solh jndulgentz ain kurtzer wege ist zum verdienn 
Cristi vnd ain gelegene fudrung volliklich zuoerlangen dasselb verdienn, auch nach 
dem absterben paid zekommen zub ewigem leben. Doch soldestu dich darauf nit 
zeuil verlassen, domit in dir goetliche forcht nit abneme. Jn allweg solleh wir mer 



NEWNTZIG1ST CAPITEL VOM PAN. 623 

fiirchten gotliche gerechtikait, dann on wiirchliche puoes verhofFen in gnad vnd 
parmhertzikait. Dauon dauid schreibt. Sy seinn nit in arbait (c) der menschen 
vnd werden nit gegayselt mitsambt andern menschen. Darumb seinn sy durch 
hochfart verhefft mit jrer poszhait, vnd mit vnguoet verdeckht. Dann papstliche 
gnad hcbt nit auff, weder natiirlicbe scbuld (d), so wir got alllzeyt zethuon seinn, 
noch ewangelische (e) puoes, die wir auf vnns williklich nemen sollen, noch die 
zuofallund plag ({'), die wir geduldigklich leyden rnueessen, noch das gegenwtirtig 
fegfewr, sounder allain die aufgesetzt puoes vnnd rechtlich (g) gnuogthuoung der 
gwissen, sy sey aufgesetzt von Got, oder vom menschen. Darumb soldestu vber 
erlangte Roemische gnad, nichlsweniger poese tat meyden vnd guoete werch ver- 
bringen, aucb dorjnn verharren (h) bis an dein ende. 

(a 5 gnugthuung. sieh. . 4. f. (b f verachten. sieh. 83. 10. m. (c f arbait. 

Psl. 72. . in prin. in labore hominum non sunt. (d ^ schuld. 'sieh. 50. 1. c. 

(e f ewangelisch. sieh. . 3. d. (f f plag- sieh. $. 3. c. (g J rechtlich. sieh. 
. 5. d. (h ^ barren. Mat. 10. sieh. 79. . 4. o. 

XI. ^ Roemische gnad (lawt Papsllicher Bullen) wirt nur jhenen gegeben 
die jr siind peichten (a) vnd warlich berewen. Ware rew ist, kain puoes zeflie- 
hen, sonnder nachzeuolgen(b) dem herren .lesu irn kreytz, imsterben cristi. Des- 
selben leiden sol in yns vberfluessig (c) sein. Dann ins reich der himel rnuoes 
man eingeen durch vil trueebsal (d), die ain recht bere\vtter willigklich leydet 
vnnd nit flewcht. Ob du gleich paepstliche gnad erlangst, bist du darumb nit 
vonslundan gerainigt von alien mailen vnnd scbulden, daz du on mittel gen himel 
farest, allain du lassest fiir das poes vnd thuost das guot. Auf solhes alles sollen 
die gnadbullen (f) recht verstanden vnd auszgelegt, nit vngeschickt verkiind, noch 
zuom geytz gepredigt werden. Nit auf die plagen oder ewangelisch pen gedrun- 
gen, noch gar hinab ins fegfewer, oder vbersich in goetliche gerichtsschrangetzo- 
gen, sender auf rechtmaessigem wege beleiben, dornit die einfaltigen nit verfueert 
werden vnd die forcht (g) gots mitsambt dem gnadgeld verlieren. Oben ist an- 
getzogen , daz geistlicher gwalt groesser (b) sey aufzeloesen dann zepinden. Die 
Selsorger moegenjr vnderlhan von siinden aulloesen, aber nyemants in siinde 
pinden allain mit puoes. yglicber sunder pindetsichselbs (i) durch seinn muot- 
willen. Lazarus (k) was vorhin gepunden, darnach haben jn die apostel aufgeloest, 
vnd nye gepunden. Aber dannocb mag geistliche oberkait jre vngehorsame schoffel 
anpinden mit schwaerer straff des pan, von dem hernach voligt. 

(a f peichten. confessis et vere contritis. sieh. . 2. g. (b f voligen. Mat. 16. 
in fin. sieh. . 3. e. et sieh. 76. . 2. k. (c f vjjerQussig. 2. Corin. 1. in prin. 
abundant passiones christi in nobis. (d ^ trtibsal. actu. 14. in fin. (e ^ gnad. de 
pcni. dis. 1. quis aliquem. . in leuitico. et c voluissent. et c. sanctus. (f ^ bul- 
len. sieh. . 6. b. (g ? forcht. sieh. 44. . 2. f. (h ^ grosser, sieh. . 9. e. (i J 
selbs. im 90. . 1. b. (K f Lazarus. Joh. 11. sieh. 71. . 3. e. et 83. . 9. m. 



NEWNTZIGIST CAPITEL 

pan. 



I. Zwayerlay (a) pan ist, ainer genennt klain, der ander gros. Jn klainem 
pan ist ain yder todsiinder, der sichselbs (b) in pan, das ist in geistlichen tod, 



624 NEWNTZIGIST CAPITEL 

wirft vnd vnder den deufel ergibt, sein aygner pan isl jm ain gifft vnd kain artze- 
ney (c). Er \ermailigt in jm gottes pildnuss vnnd verderbt sicbselbs als ain glid 
Christi vnd der kirch. daran eraber nochhengt durch mittel des glawbs. Wie- 
wol ain todsiinder gottes lieb verloren , deszbalb er gottes feind (d) worden \nd 
von got gantz abgetailt (e). ' Jst er doch von crislo, als von seinem bawp vnd von 
der kirch als von seimm leib , nit gar abgesniten. Alslang er im glawb mit got 
veraint, das ist in christenlichem glawb bleibt, vnd von der kirch nit abgesniten, 
nemlich in grossen pan than wirt. dieweyl hat er noch in jme ain wirme (f) des 
glawbs vnnd geistlicbs lebens, dadurch er tailhafftig mag werdengemainer hilf vnd 
guoeter einflus (g) der kircb, auch ferrer durch die kirch mit seiner rew (h), von 
got gnad erlangen. Wer aber in grossem pan vnd geistlicb gar tod ist , nemblich 
vom glawb fellt oder vmb poese tat von der kirch abgetailt wirt, derselb empfachl 
weder hilffvon der kirch, noch guoeten einflus von Cristo. 

(a ^ zway. 3. q. 4. c. vl. 5. q. 2. praesenti. 11. q. 1. ad mensara . aliquem. 
(b f selbs. Ro. 9. ant. fin. sustinuit vasa irae apta in inleritum. im . 4. c. et 5. 
. 5. f. et sieh. 36. . 14. d. et 89. . 11. i. (c J artzney. im $. 4. a. (d f feind. 
sieh. 20. 8. c. (e f abtailt. 24. q. 3. certum est quod impius separatus est a deo. 
(f f wirm. im . 2. f. et sieh. 63. S- 12. f. (g ? einflus. im . 2. g. et . 4. g. et 
sieb. 28. . 5- b. (h <f rew. im . 2. n. et sieh. 72. . 6. f. 

II. ^ Dariiber vernym dits beyspil. wann et'twem ain arm swindt (a), dorjnn 
verlewst er sein bewegung vnd empfmden, aber er behelt dannoch ellich lebentig 
adern, mit denen der arm hangt an lebentigem leib. Dadurch noch vom hawp (b) 
naliirliche feiichlikait vnnd haylsam krefft herabfliessen (c) in kranckhen arm, der- 
selb mag dadurch noch gehailt werden. Wuhn aber der arm vom leib abgesniten (d) 
oder mit khainerlebentigen adern mer am leib hangt, alszdennmag der arm nymer 
fruchtig (e) werden, nachdem darein ausmm leib kain natiirliche wirm (f) geet. 
Dergleicb wiewol stindiger mensch ain erdarrt vnd halbtod glid der kirch ist, 
hanngt er doch noch mit seimm glawb vnd lawf am leib der kirch. Deshalb mag 
er durcb den leib cristenlicber kircb vom hawp Cristo, haylsam (g) einfliisz 
empfahen , als des gemainen pets der kirch vnd des verdienn Chrisli genyes- 
sen. Dartzuoe dient diser spruch Pauli. Von wegen der sund (h) ist der leib 
tod. wo aber cristus noch in ew ist, alszdenn lebt der geist noch, von wegen der 
rechtfertigung. Wann aber ainer vom hawp Cristo vnd vom leib der kirch ist 
gar abgesniten mit hawt vnd adern, als ain paenniger oder als ain vnglawbiger, 
der mit hawt noch lebentigen adern an der kirch hengt, derselb empfacht kainn 
baylsamen einflus von vnserm hawp Cristo, sonnder er wirt aller geistlichen hilff 
vertzigen vnd dem deufel (i) gelassen bis zuo ewiger verdamnusz. Nur allain der 
paennig ergeb sieh geduldiklicb in gehorsam der kircb, als der getawft symon (k) 
zawbrer gethan, oder de'r vngetawft mensch schicke sieh zuoempfahen die vor- 
lawffend (I) gnad vnd bilf gottes. wie paulus (m) sieh geschickt hat. Alszdenn 
moegen solh lewt komen zuo angenaemer gnad gottes, wiewol sy noch kainn ein- 
flus von cristenlicher kirch haben bis sy derselben eingeleibt werden. Dasselb 
einleiben beschiecht wann sieh der getauft mensch (der ain abgesniten glid ist) 
widerumb zuo got vnd der kirch keret durch rew (n) vnd puosz, alszdenn wirt er 
widerumb eingeleibt der kircb als dem leib cristi seines haups. Desgleichs wann 
sieh dervnglawbig tawffen (o) lasst vnd glawbt, so wirt er ain new glid vnnd ein- 
geleibt der kircb. Das sacrament der tauf macht ain new glid. Das sacrament 
der puoes (p) widerbringt das verderbt glid. Bed bestimbt pan klainer vnd grosser 
seinn in judo (q) erzaigt, erstlich do jm der dewfel in sein berlz gab den herren zeuer- 



VOM PAN. 625 

raten, daselbs fuoer in jn derlodsiind dewfel, nachmals do er in derselben tod- 
siind das sacrament nam vnd sich aufs herren menigfeltig ermonung (r) nit beke- 
ren wolt, do verliesjn der herr. Darauf fuer in jn der pannig deufel , der judam 
gar besas in grossem pan. (*) 

(a f swindt. sieh. 64. . 12. d. (b ^ hawp. sieh. 28. $. 5. g- (c f fliessen. 
sieh. 70. 2. b. (d J abgesniten. ira . 3. e. et sieh. 58. 5- 13. c. et 59. . 2. e. 
et sieh. 70. . 2. a. et 83. . 7. c. (e J fruehtig. sieh. 59. . 3. g. et 49. . 11. e. 
(f f wirm. sieh. . 1. f. (g $ hailsam. im . 6. c. et sieh. . 1. g. et sieh. 28. 
. 5. h. (h ^ siind. ro. 8. post. prin. corpus quidem mortuura. est propter pecca- 
tum. sieh. 28. . 8. c. (i J dewfel. 11. q. 3. omnis. sieh. 28. . 6. e. (k J symon. 
sieh. 77. . 8. e. (1 ^ vorlawft'end. sieh. 43. . 1. c. (m f paulus. actu. 7. sieh. 84. 
. 2. i. (n ^ rew. sieh. . 1. h. (o f tawf. sieh. 60. . 8. d. (p f pues. sieh. 70. 
. 2. a. (q J juda. luce. 22. job. 13. in prin. et ant. fin. sieh. 64. . 7. h. et i. 
(r f ermonung. sieh. 77. . 9. 1. 

III. f Dasselb ist der ander pan, genant anatbema (a) , vnd nymbt sicb aws 
disem ewangeli. Wer die kirch (b) (das ist geistliche oberkait) niterhoert, der 
sey dir als ain bayd vnd ofner sunder. Aws demselben exempel pfligt die kirch 
vngeborsam widerspaenig lewt zepannen. ( 2 ) Wie faul fleiscb aus zesneiden vnd 
schebige (c) schofvon rainenschoeflenzeschaiden seinn, zeuerhueetten, daz frisch 
fleisch nit auch fawl, nocb scboene scbof aucb schebig werden, also seinn verkert 
menschen aus christenlicher gemainscbaft durch den pan zesetzen. Augustinus (d) 
schreibt. daz geistlicber pan des newen gesetz , sey im alien gesetz bedeyt mil 
todzeslahen oder leiblos zemachen die vbertreter des gesetz. Deszbalb sol ain 
christ den pan fiircbten, nit verachten, awf das er nit geistlich leiblos werde vnd 
verlies den leib christi, nemlich christenliche kirch. Wer von derselben kirch ab- 
gesniten (e) ist, der hat nymer bey jme den geist christi. Deszbalb ist er got nit 
zuogehoerig (f). laut heiliger schrift. Wer den geist Christi nit hat , der ist nit 
sein. Aws bestimbter vrsach sol durch geistliche oberkait aller fleis beschehen, 
daz ir vngehorsamen vnderthan guetlich vnderweist vnd ernstlich ermont vnd sonst, 
on den pan, zuo gehorsam gelaitt werden. Jn mass ain rechtgeschafner artzt embsi- 
gen fleis ankert, das tod oder verderbt glid zuoersetzen ee daz er dasselb vom 
leib abscbneid. Souerr kain andere artzeney helfen mag, alsdenn sol erst das 
glid abgesniten werden. Dergestalt ist der vngeborsam erst zepannen, wann an 
jm sonst kain andere straff helfen wil , noch er in ander weg gehandtbabt (g) wer- 
den mag. Es sol auch nyemants leichtlich gepandt werden , allain vmb treflich 
vbertreten vnd in grossen sachen. Deszhalb ist es genent grosser (h) pan. 

( l In der tibersetzung drvickt Berthold auch noch die Yerslockung des Herzens aus, in- 
dem er sagt: tune full derelictus (Judas) a domino et obsessus a diabolo ac induratus in ex- 
cummunicatione maiori. 

( 2 Der Unterschied zwischen der kleinen Excommunication und der grossern findet sich 
in den Lehrbiichern desKirclienrechts angegeben. Die grb'ssere Excommunication und das Ana- 
thema werden jetzt meist fur gleichbedeutend genommen; es ist die feierliche Ausschlies- 
sung aus der Gemeinschaft des kirchlichen Verbandes und \vird meist gegen die formliche 
Keizerei angewendet. Die strengste Formel der Excommunication oder des Anathems heisst 
Maranatha. Benedict. XIV. de synodo dipecesana. DasNiihereseheman in den Artikeln: Ana- 
thema und Bann von Buss im Kirchenlexikon von Wetzer und Welle. Bd. I. pag. 227229, 
600604. Dass Anathema bisweilen auch fiir Tod, Todtung gebraucht werde, da der gebannte 
Mensch geistig lodt ist, \vie Berlhold bemerkt, isiausdem hi. Chrysosiomus in seiner Homilie: 
De Anathemate, zu ersehen, und ebenso aus dem hi. Hieronymus. Vult evgo, bemerkt Hiero- 
nymus zu den Worten des hi. Paulus, Apostolus perire in carne, ut alii servenlur in spiritu; 
suum sanguinem fundere, ut multorum animae conserventur. Quod autem Anathema inter- 
dum occisionem sonet, multis veteris Instrument! testimoniis probari potest. Quaest. IX. 
epist. 151. Natal. Alexand. 1. c. pag. 667. 

Reithmeier, Berthold's Tbeologcy. 40 



626 NEWNTZIGIST CAPITEL 

(a f anathema, im . 5. c. (b f kirch. Mat. 18. sieh. 63. . 7. f. et 89. . 8. e. 
(c f schebig. 2i. q. 3. resecande. cum octo capitulis sequentibus. (d J augustinus. 
in quaestionibus veteris testa, q. 39. 11. q. 1. nemo contemnat. et c. nihil. (e f 
gesciten. sieh. g. 2. d. (f ^ zugehorig. ro. 8. post prin. qui spiritum christi non 
habet; non est eius. (g 5 handthabt. 11. q. 3. nemo episcoporum. (h ^ grosser. 
im . 5. c. , 

IV. ^ Derselb gros pan sol gebraucht werden als ain artzney (a) , nachdem 
er gefelt wirt entlich zuo hail des paennigen, dergestalt daz er den pan fur ain 
straff diemueeliklich solle annemen, darauf geduldig gehorsam erzaigen, vnd sich 
zuo guotem bekeren vnd von geistlichem to.d erstee zuo ewigein leben. Der pan 
gibt offt ainern vrsach sich wider zekeren vnd in gehorsam zegeben. Darumb ist 
solhe straf nit schedlich zum tod, sender haylsam zum leben. Augustinus (b) 
setzt. ( 3 ) Verpietung der kirch ist artzeneyisch , nit todlich anders dann zum tod 
des fleisch. domit der geist hailwaertig werde zu jungstem gericht. Darumb ist 
geistlich pandt ain zucht vnd kain zerstoerung, ain hailsame straff vnd kain graws- 
same pen. Obgleich papst oder ander geisllich oberkait, mit puosz oder gesetz 
mich pinden. seinnsy doch nit vrsacher meinervbertretung, mit der ich mich selbs 
pind vnd in die vngehorsam muotwilliklicb verwickel, domit mach ich mich- 
selbs (c) ainn vbeltaeter vnd nit der papst. Welher nu nach dem pan nit wicler- 
kert, sonder aus poch oder verzweiflung den pan veracht (d), demselben gedeicht 
der pan hie zuo geistlichem tod vnd dort zuo ewigem tod. Deszhalb ist der pan 
genent mucro (e), benenllich ain sneidund swertdas die erstockten paennigen in 
tod verwundt. Ain solher ist durch den pan von der kirch abgetailt vnd gelassen 
dem dewfel. der imluft(f) ausserhalb der kirch wonet, wie christus in der kirch. 
Dadurch dewfel mer vrsach hat ainn paennigen, der ausserhalb der kirch ist, an- 
zeweigen vnd zeuerfueeren , dann ainen andern siinder der noch an der kirch 
hangt (g). Also gab paulus den vnkeyschen Corinthier (h) dem deufel, das ist, 
inn pan thet, auf das sein fleisch getoet vnd sein geist hailwaertig wurde zu Jung- 
stem tag. Deszgleichs hat paulus inn pan than, vnd dem dewfel geben hyme- 
neum (i) vnd alexandrum, vmb das sy bed trewpriichig seinn worden am glawb, 
domit sy aufhoerten vom gotschelten. Also laesst paulus verfluecht vnd des 
dewfels sein jhen die anders glawben , dann er jn gepredigt hat. 

(a f arczcney. de sen. excom. cum medicinalis. li. 6. sieh. . 1. c. et im . 5. e. 
et . 6. f. (b 5 augustinus. 2. q. 1. multi. in prin. 24. q. 3. notandum. in fin. 
(c <J selbs. sieh. . 1. b. (d J veracht. 24. q. 3. corripiantur. (e f mucro. ]6. q. 2. 
visis. in fin. (f f lul't. sieh. 24. . 10- i. (g 5 hangt. sieh. g. 1. g. (h f Corin- 
thier. 1. Cor. 5. post prin. 11. q. 3- apostolice. (i 5 hymeneum. 1. Thi. 1. in fin. 
sieh. . 12. e (k f verfluecht. Gala. 1. post. prin. anathema sit. im . 5. c. et sieh. 
13. . 4. b. 

Wer gtvalt liab zepanuen. (") 

V. 5 ^ m a ^ en g e setz ist ain vngehorsamer verstaint oder mit dem swert ge- 
richt, vnd leiblich gestraft (a) worden. Aber im newen gesetz werden die vnge- 

( 3 In der tihersetzung heisst es: Hinc ait canon: prohibitio a communione ecclesiae est 
medicinalis, non mortalis nisi ad mortem carnis; denn die allegirten Slellen sind nicht vom | 
heil. Augustin, sondern die eine wird nur ialschlich dem Augustin zugeschriben, die andere 
aber ist vom Papst Urban. j 

( 4 "Wie schon die Juden schwere Verbrecher von derSynagoge ausschlossen, so hat dieses | 
Rechi, das schou jedeGesellschafl als ein naliirlichesRecht beansprucht, Chrislus seiner Kirche 
ausdriicklich iibertragon, Matth. 8, 7. Der hi. 1'aulus hat davon die praklische Anwendung 



VON PURDE DES PAN. 627 

horsamen geistlich gestraft. Wie gotder synagog (b) gwalt geben hat leiblich ze- 
straffen, also gibt got hewt der kirch gwalt'ir vnderthan geistlich zestraffen mil dem 
pan. Wievorzeiten die gehorsamen juden in jrerbesneidung durch pluoetuergies- 
sen mit leiblichem messer der syagog seinn eingeleibt, , also werden diser zeit die 
vngehorsamen christen on pluoetuergiessen mit geistlichem messer des pans abgeleibt 
von christenlicher kirch, dadurch die paennigen geisllich sterben. Derselb gros (c) 
pan (genant anathema) wirt gefellt durch gemain geschriben recht, oder durch son- 
dern geistlicben gwalt. Solher gwalt stet in der kirch regierern, vnder denen ain 
papst, als obrisler geistlicher richter, in gantzer weld, vnd yeglicher pischof in sei- 
nem geistlichen gerichtszwang, vberjr vnzlichtig vnd vngehorsam vnderlhan, den 
grossen pan zefellen, in kraft des ewangelj. Wen jr pindet (d) auf erd , der ist ge- 
pundenim bimel. Jst zeuersteen zuo hayl (e), nit zuo siinden. dieselbensiind 
mag geistliche oberkait wol awfloesen, aber nit zuoepinden anders dann mit der 
puoes. Der menscb verpindet sicbselbs (f) in die siind, von der wegen er hie dutch 
geistliche oberkhait ermont vnnd gepandt, aber dort wirt er deszhalb durch got- 
lich gericht verdambt. 

(a f gestraft. Nu. 15. ant. fin. anima que rebellis est peribit de populo suo. 24. 
q. 3. corripiantur. 11. q. 3. absit. im 92. . 8. d. (b ^ synagog. sieh. 17. . 7. d. 
(c f gros. sieh. 5. 3. a. et h. et . 4. k. et im . 6. a. et sieh. 89- . 7. a. (d ^ 
pindet. Mat. 18. sieh. 73. . 2. c. (e <f hayl. sieh. . 4. a. (f f selbs. sieh. . 1. b. 

f Von purde lies pana. 

VI. f Grosser (a) geistlicher pan ist ain straff, dorinn paenniger mensch von der 
kirch abgesniten wirt, \nd dadurch entsetzt christenlicher gemainschafft vnd geist- 
licher nulzung awswendiger vnd jnwendiger. Awswendig nutz seinn heilig mess 
vnd ander sacrament, kirch vnd freythoef (b) , hesingen vnd gemain pete oder mer 
dergleichen sachen. Jnwendig geistlich nutz seinn, daz der getawfft worden isf ain 
Sun gots vnnd glid der kirch. Der gefirmt ain bestaetter oder beschribener soldner 
chrisli. Der geweicht ain diener gottes vnd der kirch. Der gepeicht ain versueen- 
ter gottes vnd widergegebener der kirch. Solhervnd anderr gnocfen gpystlichen 
sachen werden die paennigen entsetzt, zuosambt der haylsamen einfliiss (c). die von 
cbristo, als vnserm hawp nit fliessen in abgesnitene glid der kirch. Dauon obstet. 
Die recht verpieten mit paennigen christen gemainschaft (d) zehaben. Wie in der 
andern epistel johannis stet. Jr soltjne nit behawsen noch grueessen, wer jn grueest, 
der hat gemainschaft mit seinen poesen werchen. vnd ist solh gemainschafft ver- 
poten zuo artzeney, awf das der paennig aws schanden (e) bewegt werde vnd fleis 
thuoe widerumb zuo geistlicher gemainschafft zekomen vnd das hayl zesuechen. 
Daraws kumbt daz der pan ain artzeney (f) geacht wirt, von wegen des endes zuo 
deme der pan geordent ist, nemlich daz der paennig gehorsam werde. Der paen- 
nige mag auch von wegen der smach awfgedenckhen vnd rew haben vber sein miss- 
bandlung, derhalb er in pan than ist. Aber die vngetawften seinn nye in der kirch 
gewesen. Deszhalb kan man sy nit daraws setzen, das ist nit pannen. Darumb 
mag man mit hayden (g) vnd juden oder mit andern vnglawbigen wol haben erbere 
gemainschafft, die ain christ mit paennigen , so mit vrtail vbcrwunden (h) vnd aws 

gemacht. TJnd auf diesem Grunde hat sieh die spatere Disciplin der Kirche aufgebaut. Der 
Bann als die schwerste der Kirchenstrafen darf nur wegen schwerer Verbrechen und nach reiflicher 
Erwagung verhangt werden. Er soil ,;massis und mit Umsicht in Anwendung gebracht 
den" beraerkt das Concil von Trient. Sess. XXV. de reformat, cap. 3. 

40* 



628 AINSDNDNEWNTZIGIST CAP1TEL. 

der kirch gesetzt seinn, nit haben soil. Doch zu vngiawbigen ist nit zeheyra- 

ten (i). (5) 

(a ^ grosser, sieh. . 5. c. et sieh. 89. . 3. h. (b f freythof. ira . 7. b. (c J 
einflusz. sieh. $. 2. g. (d J gemainschafft. 2. Johan. 1. in fin. (e f schanden. 11. q. 
3. Audi. sieh. 51. 5- 14. d. et 80. $ 1- i- (t f arczney. sieh. g. 4. a. (g J hayden. 
11. q. 3. ad mensam. in prin. (h f vbenvunden. 2. q. i. multi. in prin. (i J hey- 
raten. im 99. ' 12. b. 

VII. f Jtem die Recbt verpietten dem paennigen nit allain gemainschafft, das 
ist Icibliche gesellschafft rnit christglawbigen, zehaben, sender auch vil geisllicher 
nutzung (a), als bey heiliger mess zesein, in geweicbter kirch oder bey gotszdienst 
vnd Cerimonien zesteen, zuoempfahen sacrament, awsgenomen tawf, puoes vnd 
predig. Dpszgleichs was sonst dem menschen not vnd on mittel von got hie, das- 
selb ist paennigen nit verpoten, als gegen got der glaub , hofnung, lieb. desgleicbs 
alle werch der parmhertzikait, besonderzuo lesten zeiten noldurftige sacrament, als 
peicht, oelung vnd fronleib christi. Aber der pan vcrhindert cbristennliche begreb- 
nuss (b). das bringt dem geist des paennigen sondern vnd mercklichen vnfal vnd be- 
swaerung im fegfewr, souerr dorinn derselb geist pueesst. Dann vngesegente erd 
gibtdem menschlichem geist kain frucht. wie got zum cayn (c) sprach. Die erd 
wirt jre frucht dir fiirter nit geben. Aber gesegente erd ist on zweifel der abge- 
storben sel nutz vnd guot. Des haben \vir in der schrift ain beyspil. Etlich wolten 
begraben ain toden rnenschen , als sy ersahen Rawber, wurffen sy eylund das leicb 
in des elisei (d) grab, das vngeuerlich offen stuoend, alspald dasselb leich die heiligen 
gepain des elisei beruert, \vardt der tod menscb widerumb lebentig. Darumb ligt 
menschlichen selen vil daran daz ire tode leich komen in geweicht erde, benentlich 
in kirchen oder freythof, nachdem sonst gantzer erdpoden, vnnserr siind halben, des 
segen gots entsetzt (e) vnd verfluoecht ist. Aber durch pischofliche weich setzt got 
kirchen vnnd freythoef widerumb in ersten segen, den Got vber all sein creatur ge- 
ben hat. Numals ist ferrer zeschreiben von der kirch vnd irem gwalt. 

(a <J nuczung. sieh. 58. . 13. c. (b <f grebnus. sieh. . 6. b. et sieh. 83. . 4. f. 
(c f cain. Gen. 4. in med. sieh. 39. . 1. a. (d 5 elisei. 4. reg. 13. ant. fin. (e J 
entseczt. gen. 3. sieh. 25. . 6. a. 



AINSUNDNEWNTZIGIST CAPITEL. 

von der kirch. 

I. Kirch ist fiinferlay (a) , ain tail triumphiert im bimel , der ander pueesst im 
fegfewr, dritter btreitt hie awf erd. Zum vierden ist yglich andachtig mensch ain 
ternpel gots. Zum funften ist materliche slainene kircb ain figur vnd bedeytungbe- 
meltervierer (a) tail geistlicber kirch. Aws alien vernuftigen creaturen, nemlich 
aus engeln vnd menschen, hat got zuo seiner ainigen prawt (b) erwelt geistliche 
kirch,,daz sy rnitjm ainig (c) sey vrid ewiklich bey seiner gothait beleib. wiewol die 
kirch aws linckher seyt, das ist aws nichding (d) komen, vnd deszhalb widerumb zuo 

(' tJber die \Virkung des Bannes hat Naialis Alexander die treffenden Stellen aus dem ca- 
nonischen Recbte angegeben. Bd. I. pag. 668670. 



VON DER KIRCH. 629 

nichding gedeihen moecht, wil sy doch got zieren vnd awf gerechte seyt fueeren (e) 
auch ewiklich mit jr hawsen. Deszhalb ist die kirch gefiossen aws rechter seytt (f) 
cbristi. Die ander verniiftig creatur, so sich nit kert auf die gerecbt gottes (als poes 
engel vnd verkert menschen) ist kain prawt gots, sender genant die kirch oder ge- 
main der poszhaftigen. Dieselb kirch got hasst (g) vnnd bey jr nit sitzen wirt. Desz- 
halb bleibt sy ewiklich auf tencker (h) seyt vnd bey nichding daraus sy beschaffen, 
vnd ist also des lucipers prawt. Dauon got durch ozeam zuo den verkerten spricht. 
Jr solt richten (i) vber ewr muoeter, dann sy ist nit mein hausfraw noch ich jr man. 
Aber die gerecht kirch hat jme got viermal vermaehelt (k) vnd zu jr gesprochen. Jch 
wil dich mir vermaeheln auf ewig. Jch wil dich mir vermaeheln in der gerechtig- 
kaitvnnd im gericht, in parrnhertzigkaitvnnd in erparmungen. Jch wil dich mir 
vermaeheln im glaub, vnd du wirdest wissen, daz ich herr bin. Erste vermaech- 
lung beschicht auf ewig mithimlischer (I) kirch. die ander , in gerechtikaitmilpuees- 
sunder kirch 5m fegfeur. Dritte in parmhertzikait beschiechlhie mit jrdischer kirch. 
Yierde vermaechlung im glaub beschiecht mit yeglichem andaechtigem cristglaw- 
bigem menschen. der ain sondere (m) kirch vnd prawt gots ist, nemlich wann der 
mensch am ersten vber all ding got liebet, alszdenn wirt sein leib veraint mit gotli- 
cbem willen als ain prawt milirem preytgan (n), der fiirterbeyderselben liebwonet 
als in seiner kirch vnd als ain man bey seimiri weib. 

(a f vierer. im k. (b J prawt. sap. 8. in prin. quaesiuisponsam mihi earn assu- 
mere. im n. et sieh. 17. 5- 7. f. et im 99. . 4. b. et . 6. a. (c f ainig. cant. 6. vna 
est columba mea. sieh. 6. . 4. d. et 47. . 6. a. (d J nichding. sieh. 21. . 2. b. 
(e f fueeren. psl. 142. deducet me in terram rectam. sieh. 27. . 4. m.- (f ^ seyt. 
Job. 19. sieh. 60. . 2. a. (g J hasst. pdiui ecclesiam maligmmtium. sieh. 27. . 7. g. 
(h f tencker. sieh. 20. . 2. e. (i ^ richten. oze. 2. in prin. iudicate matrem ve- 
stram. sieh. 64. . 4. b. (k J vermahelt. oze. 2. in fin. sponsabo te mihi. sieh. a. et 
sieh. 6. 5- 1. g. et im 99. . 6. f. (1 ^ himlische. im . 10. c. (m f sondere. sieh. 
8. . 1. b. et 14. . 11. a. et im 96. . 3. f. (n <[ preytgan. sieh. b. et im . 10. d. 
et sieh. 45. . 11. a. et im 99. . 6. g. 

II. f Anfang jrdischer kirch (a) ist vom Abel bis aufherren jhesum, dazwischen 
batman gelawbt christus werde kunftiklich koemen. Do er nu koemen vnd ge- 
storben, ist die kirch genent cristenlich von christo bis auf lesten gerechten men- 
schen. Dazwischen wirt gelawbt cristus sey komen. Dieselb christenlich kirch 
hat der herr gepawtawf sichselbs, als awf ainn bestaendigen fels(b). vnd zuo er- 
slem grundstain aufgesetzt petrum, der erstlich christenlichen glawb offenlich be- 
kennt (c), sprechund. du bist christus des lebentigen got sun. Awf solhen seinen 
starcken glawb, hat christus in pelro angehebt die- kirch aufzepawen aus lebentigen 
getawften stainen, nemlich aws christglaubigen menschen, von denen petrus schreibt. 
Jr als lebenlig stain (d) , werdet eingepawl zuo geistlichen hewsern. Ain yeder 
rechter christ ist ain stain dises paws. Dieselben stain mueessen lebentigen, nit 
toden (e) glawb noch poes leben haben. Die toden oder faulen stain gehoeren nit 
in das lebentig gepew. Darumb ist der glaub nit des cristenlichs gepew grnnd 
sonder ain form desselben. ain yeder stain muosz nach cristenlichem glaub for- 
miert sein. Christus ist rechter grund wares glawbs. dauon paulus schreibt. Nye- 
mant mag ainn andern grund (f) der kirch setzen , dann jhenen der gesetzt ist, be- 
nentlich christus Jhesus, der nit bedorf glawben, nachdem jm alle warhait bffenbar 
ist. Awf dieselb warhait, nemlich auf sichselbs, alsauf ainn fels, hater gepauot 
vnsern glawb vnd christenliche kirch , wider dieselben werdeh hellisch (g) porten 
nit obsigen. 



630 A1NSUNDNEWNTZIGIST CAPITEL. 

(a J lurch, sieh. 6. . 6. a. et sieh. 63. 5. 11. d. et im 96. . 3. g. (b J fels 
Math. 16. sieh. 1. 5. 2. d. et im . 15. h. et im 92. "g. 1. e. et . 6. c. (c } bekent. 
sieh. 14. . 5. a. et im 92. . 6. c. (d 5 stain. 1. Pet. 2. in prin. sieh. 27. . 7. k. 
(e^ toden. Jaco. 2. sieh. 77. 5- 5. a. (f f grund. 1. Corin. 3. in med. (g f hellisch. 
Mat. 16. im . 9. c. et sieh. il. $. 5. f. 

III. ^ Nachdem christenliche kirch awf disem fels steet, mag sy sieh nit naygen 
vndersichzuo derhell noch zuoder nichtikaitawsdersybeschaffenist. Wol moecht 
sy sieh als ain plosse creator on christo mit got ewiklich nit verainen dieweil sy nit 
gotlicher natur ist. Nachdem aber Christus bed natur an jm hat, gotliche vnd er- 
schaffcne, jst er mitler (a) zwischen got vnd der kirch, derden schoepfer vnd dasgc- 
schoepfe ewigklich beyeinander erhellt im himel. Dazwischenwil christus die kirch 
hie in disem jamertal nit ^erlassen. Do er von seinen jungern (die desselbenmals 
christenliche kirch bedeyt haben) wolt auffaren, versprach er bey jnen (b) alzeit ze- 
sein bis zuo ende der weld , auch himlischen vater zepitten, daz er jne gaebe ainn 
andern troester (c), benentlich den geist der warhait, der bey jn ewik- 
lich belibe. vnd sprach entlich. Jch wil ew als waysen (d) nitverlassen, sender 
zuo ew koemen. dann christus ist das hawp (e) vnd heiliger geist ist die sel (I) chri- 
stenlicher kirch. Derselben kirch leib vnd glid seinn all chrisfglaubig zuo himel, im 
fegfewr vnd auferde. Also seinn all drey (g) tail, benentlich himlische, slaffendevnnd 
streyttunde kirch, nur ain leib. Derselb leib hat hie zwen tail , der ober seinn die 
geistlichen , der vnder tail seinn die weltlichen. Dieselben zwen tail seinn ain leib 
(h) jrdischer kirch wie leib vnd sel ain meusch ist. Darauf ermont vns paulus, daz 
wirfleissig seinn zehalten ainikait(i) des geistes im pand des frids, nachdem wir 
seinn ain leib vnd ain geist, domit vnder vns kain confusion sey. 

(a ^ miller. 1. thi. 2. sieh. 10. . 1. d. (b 5 jnen. Mat. 28. in fin. sieh. 17. . 
8. f. et im 92. . 3. g. (c f troster. Job. 14. im g. 12. g. (df \vaisen. Joh. 14. non 
relinquam vos orphanos. im . 9. d. et . 16. c. et sieh. 14. . 10- e. (e f hawp. im 
. 15. b. et . 16. g. et sieh. 27- . 7. b. (f $ sele. sieh. . 7. f. (g ^ drey, collo. 
1. pro cor pore christi quod est ecclesia. sieh. 6. 1. g. (h ^ leib. eph. 4. in prin. 
vnum corpus et vnus spiritus. im 99. 5- 4. a. (i f ainikait. im . 16. f. et sieh. 
47. . 1. i. 

IV. ^ Wie nu in inenschlichem leib etliche glid (a) die andern glid vnd gantzen 
leib rogieren, elliche werden regiert, also hat got der kirchen leib geordent, dessel- 
ben haup gemacht cbristum, dasselb hawp flewsst (b) mit seinen gnaden durch die 
oborn geistlichen glid herab in die vndern weltlichen glid, durch die sacrament vnd 
haylsam lore. Dieselben glid solten solhen gnaedigen einflus von christo, durch 
geisllich selsorger, geborsamlich annemen. Wie paulus anzewcht etwouil geist- 
licheambt (c) die got geben hat, als obre glid, die geistlichen dienstawszrichten vnd 
den vndern tail des ieibs cristi, benantlich das gemain vofckh awfpawen soellen. Es 
seinn wol manigerlay vnderschidlich (d) gnaden, aber nur der ainig geist. es seinn 
auch manigerlay aembter, aber nur ain herr. Deszgleichs seinn manigerlay krefft, 
aber nur ain Got, der es alles (e) wiircht, in alien dingen. Wie leib vnd sel zuoein- 
der gefueogt, ainenmehschen machen, also macbtweltlicher (f) vnd geistlicher stand 
mileinander ain kirch vnnd ain leib aws vil gliden, die aneinander solten hangen. 
All christen seinn ain leib vnd ain yeder christ ist des andern mitglid. dartzuoe 
paulus spricht Es seinn vil glide (g) vnd nur ain leib. Jr seyt der leib (h) christi 
vnd glid vndereinander. Wie nu menschlicher geist im menschen sol regieren durch 
das hawp mit vernuft vnd geordentem willen, also regiert heiliger geist in christen- 
licher kirch , durch ir haup christum vnd durch sein geistlich stathalter , dieselben 



VON PER E1RGH. 631 

solten mit vernuft vnd haylsamer lere der kirchen glid vnd vnderthan regieren (i) 
nach gotlichem willen. Aws beruerter vrsach, ist ain christ mit dem andern, als 
pit seinem mitglid (k), in christenlicber kircb, vnderainem heyligen geist, vil has 
verpunden, dann aia leiblichglid mit dem andern, in nalurlichem leib vnderainigem 
menscblichem geist verpunden ist. Darumb sol ain christ den andern belfen rellen, 
sonnderlich in christenlichem glaub. als yetz wider ketzer vnd turkhen , lawl hei- 
liger schrifft, daz wir vnser sele fur' vnser brueeder (I) setzen sollen. 

(a ^ glid. sieh. 49. . 5. a. (b f flewsst. ira g. 8. e. et g. 16. i. et sieh. 28. g. 5. h. et im 
95. . 9. i. (c ^ ambt. ephe. 4. post prin. dedit quosdam in opus mysterij in edifi- 
cationem corppris christi. sieh. 17. . 12. a. et im 96. . 4. d. (d J vnderschid. 1. 
Cor. 12. in prin. diusiones gratiarum: idem autem spiritus. (e J alles. sieh. 39. .5. 
i. <f [ weltlicber. im 95. g. 7. i. et g. 9. b. etg. 10. a. (gfglid. sieh. 41. . 1. i. et60. g. 8. d. 
(h f leib. 1. Cor. 12. sieh. 67. . 7. c. (i ^ regieren. sieh. 41. g. 1. a. et im g. 6. d. 
(k f mitglid. sieh. 47. . 4. h. et . 5. d. et g. 8. d. (I f brueder. 1. Joh. 3. ant. fin. 
nos debemus pro fratribus animas ponere. sieh. 50. .10. d. 

V. f Vnser herr christus hat sein kirch in gantze weld gesetzt vnd ir alle 
geistliche obrikait vnd regiment beuolben, darinn der kirch monarchia gegeben 
ist. als vnserr mupter (a), der wir scbuldig seinn gehorsam zelaisten. wie geschri- 
ben stet. Deiner muoter gesetz soldestu halten. Ain narr versmaecht si in muoe- 
ler. Nachdem aber in gantzer weld vil pischof vnd ander selsorger (a), auch die- 
selben weit von einandergesessen seinn. dadurch cristenlich haendel hart in aini- 
gung gericht warden. Deszhalb zuo ainikait geistlicher oberkait vnd zuo entschafft 
christenlicher haendel, bat got geordent ain sonderegewisse slat (b), aucb darlzuoe 
ainen obristen regierer erwelt, nemlicb Rom vnd petrum. Dabey christenlicb 
sacben geendet warden. Wie anfangs die kirch bedeyllich zuo jherusalem gewest, 
als geschriben stel, die kirch was zuo jherusalem (c). also ist ditsmals dieselb 
kirch bedeytlich zuo Rom. deszhalb wirt hewt christenlicbe kirch genent roemi- 
scher stuoel, es sey zuo rom (d) oder anderswo, do sonst papst seinn stuoel hat, 
vmb das daselbs die christen regierer Her kirch seinn vnd daz dieselb slat got zu 
seiner kirch erwelt (e) hat. Wie im alten gesetz obrister priester oder pischof 
vber all ander priester vnd leuiten gewesen, aucb nur allain ainsten im jar in bin- 
dern heiligisten tabernackel (f) gegangen, also ist papst vberall pischof vnd priester. 
Dann yeder papst ist ain nachkomen petri, der sein stuoel zuo rom gehabt vnd ain 
obrer (g) vnd fiirst gewesen ist vber all ander npostl, die in alle weld ausgetailt. 
vnd kainer aus jnen gewissen stuoel oder nachkomen gehabt. oder wo sy gleich 
pischofstueel gehabt hieten, waren doch dieselben stueel numals zergangen, vnnd 
hieten jr uachkomen kainem nom, wie von Petro die paepst genent vnd nachkomen 
petri seinn vnd nit nachkomen Andree oder jacobi. Wo! seinn nach denselben 
aposteln vnd irer stat awferstanden die pischof (b). nit daz dieselben pischof der 
apostel nachkomen an jrer statgewesen, sonderplos der apostel stand vnnd ambt 
haben vorzeiten vnd noch verwesen. Dann in pischo'flichen stuoelen seinn ge- 
mainklich nachkomen, nit der apostel, sender anderr heiligen vaeter, als yeder 
ertzbischof zw saltzburg ist sand Ruodbrechts (i) nachkomen vnd sand peters 
vnderihan. Vnder deme all apostel gewesen. wie ylz all pischof vnderm papst 
(k) seinn. 

(a f mueter. im g. 11. f. et sieh. 81. . 9. f. geschriben. prouer. 1. in prin. et 
prouer 15. in med. (a J selsorger. im . 6. d. et . 15. e. et sieh. 8. g. 7. a. (b f 
stat. im 92. g. 5. d. et g. 8. c. (c ^ jherusalem: actu. 11. in fin. ecclesia quae erat 
iherosolymis. (d f rom. ybr papa ibi roma. (e <f erwelt. im 92. g. 8. g. (f f la- 
bernakel. Hebr. 9, post prin. im 95. . 6. d. (g f obrer. dis. 21. in nouo. (h J 



32 AINSUNDNEWNTZIG1ST CAP1TEL. 

pischof. im . 6. a. et . 11. f. et . 15. f. et sieh. 17. . 13. e. (i f rudbrechts. 
sieh. 23. . 8. k. (k f papst. im . 6. i. 

VI. ^ Darauf 1st zemercken, daz die pischof (a) im ambt nachkomen seinn der 
apostel als sy in die weld ausgetailt gewesen. Aber die cardinael bedeyten die 
apostel dieweil sy dem herren Jhesum beygewont haben. Desgleichs werden in 
den zwayvndsibentzigisten jungern die bey dem herren gewesen bedeyt die andern 
priester vnd selsorger (b). Aber allain die obrern priester, als papst vnnd pischof 
haben aws gwalt vnd satzung heyligs geist, die kirch zeregieren. Des jnen paulus 
zewgnusz gibt. Daz die pischof, als der apostel nachkomen, seinn vberhoerer oder 
aufmercker der kirch (c) sachen vnd haendel. Daneben haben ander geistlich selsor- 
ger jr vnderthan auch zeregieren (d). Dann wie got geordent bat in der weld durch 
oebrer die vnderthan zeregieren. also hatChristus geordent, daz in der kirch die 
selsorger schoeffel zeregieren gwalt haben. Deszhalb die leu't sieh geforcht vnd 
daneben got gelobt (e) haben, vmb das sein gotliche maiestat solhen geistlichen 
gwalt den menschen geben hat, lawt des- ewangeli. Domit aber der kirch regi- 
ment eintraechliklich volfueert vnd nit weitschaechig wurd , hat vnsern herren 
christum guotbedunckt daz nach jm vnd an seiner stat, alien sondern kirchen vnd 
iren regierern, die allenthalten auf weitem erdpoden seinn, ain staete kirch vnd 
ain obrister regierer furgesetz sey, nach laut des ewangeli. nur ain schofstal (f) 
vnd ain hyrt wirt seinn. Dergleichen was vorzeilen auch nur ain synagog zuo 
jherusalem vnd ain obrister priester, vnder demselben seinn ander priester vnd 
leuiten gewesen. Wie samuel zum saul (g) sprach. du bist gemacht das haup 
vber die geslaecht jsrahel. (*) 

(a J pischof. sieh. . 5. h. (b f selsorger. im d. (c ^ a-vvfmercker. actu. 20. 
dis. 93- >legimus. episcopi superattendenles et apostolorum successores. sieh. 17. . 13. 
d. (d ^ regieren. sieh. b. et sieh. . 4. i. et . 5. a. im <J. 15. e. et sieh. 
89. . 8. e. et im 94. . 3. e. (e } gelobt. Mat. 9. in prin. glorificauerunt deum qui 
dedit potestatem talem hominibus. im . 15. c. et sieh. 73. . 2. c. (f J schofstal. 
Job. 10. ant. med. fiet vnum ouile et vnus pastor, sieh. g. 5. k. et im . 17. i. (g^ 
saul. 1. Reg. 15. in med. caput in tribubus israhel factus es. 

VII. ^ Gemainklich all menig naigen sieh nalurlich zuo ainem anfang, regierer 
oder hawp. das wirt gesehen in ympen, in wildgensen vnd etlichen andern tyeren. 
Alle glid sagen zuo ainern hawp (a) vnd bediirffen desselben, nachdem sy dauon ir 
natuerlich einfliiss nemen. wiewol das hawp der andern glid auch bedorf. wie 
paulus schreibt, das hawp mug nit sprechen zw den fueessen (b), es seytmir vnnot- 
durfftig. Land vnd Lewt, cornmun vnd stet moegen nit wol regiert werden on ai- 
nigen obristen vnder jnen. Poese geselschaft, als rawber vnd dergleichen gesellen, 
machen vnder jnen ainnhaupman, dauon geschriben (c) ist. Sy setzen jnselbsain 
hawp. wie luciper aller deufel vnd verkerter menschen hawpmau ist, wiewol solh 
hawp vor got verworffen, fawt derschrift. Du hast das haup geslagen (d) vom haws 
des vnguetigen vnd emploest seinen grund bisaufnn halls. Du hast vbel gesprochen 
seinem regiment, als dem ba\vp seiner kriegeriscben. Wie moecht dann cristen- 
liche kirch (die in gantze weld ausgeprait (e) ist) wol bestaendig sein, wo sy entlich 

( l Der TJnterschied zwischen dem Episcopal und Presbyterat ist in der hi. Schrift und in 
der Tradition so klar dargelegt, dass nur Vorurtheil und dograatische Befangenheit denselben 
nicht sehen will. Berthold hat wohl gewusst, was er rait den Jungern, die Jesus ausgesandt, 
anfangen und welche Stellung er ihnen geben miisse, wahrend protestantische Gelehrte den 
rechten Stahdpunkt in dieser Frage noch nicht einzunehmen verstehen. Man vergl. Klee. Dogm. 
Bd. III. pag. 352. u, flg. Natalis. Alex. 1. c. De sacram. ordin. 



VON DER KIRCH. 633 

nit beschlossen waere vnder ainem bawp vnd obristen gericbt. Die kirch ist kain 
labyrinthus nocb wie ain zeriitter garenbaspel durcheinander(f) verwickhelt, sen- 
der ain wolgeordente, awfrechte gemain, in der vil staeride vnnd staffel seinn. die 
all sagen zw ainem hawp christum. Derselb bat alien gwalt (g) in himel vnd auf 
erd vnd alles fleischs. Sonst ist kain gwalt gerecbter er sey dann bie von got. 

(a f hawp. sieb. 28. . 5. g. (b-J fuessen. 1. Cor. 12. in med. sieh. 27. . 5. c. 
(c f geschriben. Oze. 1. in fin. (d f geslagen. abacuc. 3. ant. fin. percussisti caput 
de domo impij. (e ^ gepraitt. im 92. . 6- d. (f J durcheinander. im . 16. d. et 
sieh. 15. . 1. f. (g ^ gwalt. Mat. 28. in fin. Johan. 17. in prin. Ro. 13. in prin. im 
. il. a. et sieh. 9. . 2. q. 

VIII ^ Der berr christus ist cbristenlicher kirch rechts baup (a), nit allain 
in diser weld, sender auch dort in jhener weld, dann got hat alle ding den fuees- 
sen (b) cristi vnderworfen vnd jne gesetzt zuo aim hawp gantzer kirch, die sein 
leib vnd erfullung ist. Jm herren jhesu (laut der schrift) wonet die voile (c) 
gantzer gothait leiblich. Die cbristglaubigen weiden aucb erfullt durch jne, der 
do ist das hawp aller fiirstenthumb vnd maecbtikait. Er ist auch jhener eckstain 
(d), den die wercblewt beten verworfen vnd dannoch gemacht ist zuom hawpdes 
ecks. Dasselb bawp flewsst (e) mit seinen gnaden in die glid seines leibs cbri~ 
stenlicher kircb. Dauon geschriben stet. als ain salb (f) im hawp flewst es herab 
inn part. Jtem das oel von deimm haup sol nit mangeln. Jtem der berr spricht. 
mein haup ist vol mit thaw. Darumb paulus schreibt. Chrislus ist das haup, 
aus welchem ganlzer leib zesam gefueegt vnd angehengt ist durch alle glencke 
der handraiclmng, nacb wiirchung aines yeden glids in seiner mass (g). vnd macht 
daz der leib aufnymbt zuo seinselbs bessrung vnd in der lieb. Doch istzewissen, 
claz natiirlich all taempf des leibs vbersich riechen ins haup vnd daselbs lempe- 
riert sollen werden. darnach fliessen sy widerumb herab in die glid. Souerr 
die taempf guot gewesen, alszdenn flewst vom hawp guote friichtikait in die glid. 
sonst wo die taempff vngeschickt seinn, dauon wirt das hawp versert. daraus 
herab in die giid poes fliiss (h) kommen. Dergleichen welb christenlich glid guot 
taempf, als andacht, lieb, diemuoet vnd ander tugent vbersich in sein hawp Cri- 
stum riechen laest, in dasselb glid flewst christus mit seinen gnaden. Sonst wo 
christus belaidigt wirt, alszdenn flewsst Er berab mit vngnaden vnd straff, diedem 
menschen vbelkoemen. Dauon geschriben steet. So das hawp versert, alszdenn 
ist in jme khain gesundhait \on der solen (i) bis auf die schaidel. 



voe. oo. . . e au . . . . . 

med. Psl. 117. ant. fin. lapidem quern reprobauerunt edilicantes. (e f flewsst. sieh. 



. . . . . 

salb. Psl. 132. sicut vnguentum in capite. eccles. 9. oleum de capite 




IX ^ Nochmer. Papstlicher vnd anderr geystlicber gwalt steel nit an jren 
personen, als der gwalt trager, sonder in cristo, als des principals vnnd an seiner 
kirch. Darumb mag solher gwalt nit verbindert noch gesmelert werden aus 
ainicherlay vnschicklikait (a) jrer personen. nachdem derselb gwalt der kircben 
ist vnd hie von got, in dene dewfel kain macht bat, der er sieh kan brawchen in 
geysllich person, die als leichtfertig menschen moegen< fallen in siind. Aber nichts 



634 AINSUNDNEWNTZIG1ST CAPITEL. 

v 

weniger beleibt vnuersert der kirchen gwalt. der beuolhen ist dem papst, pischof 
vnd priester. Also moegen die geistlichen mit jrem ambt sichselbs verdammen 
vod ander lewt zuo saelikait befiidern. als wann jch verkerter pfaff in todsiinden 
ainem andern andaecbtigen frummen menschen ain sacrament raich, alszdenn be- 
schwaer jch mein aygen siind, vnnd got vergibt dem andern sein siind durch das 
sacrament so jch jme raiche. Offt beschiecht, daz got airien mennschen zuo puoes 
laesst bewegen durch plag des dewfels, vnd derselb dewfel bleibt dannoch ain vnge- 
pueester dewfel. Dann goetliche ordnung vnd christenliche kirch mag von nye- 
ma'nt vmbgestossen werden, sonst waere christenlicher glawb langst zuo hauffen 
gangen von wegen vnserr siind. Ain jud wolt sich taufFen lassen, doch am ersten 
Rom, als der kirch stuoel (b), vor besehen. Darurnb jhener priester, der jn solt 
tawffen, zweifel het, wo jud zuo Rom des vngeschickten wesens erjndert, wurd 
er sich kains wegs in tauf begeben. Do aber jud von rom widerkam, begert er 
embsiklich der tawf, vermainend, cristenlicher glawb waere vngezweifelt war 
vnd gerecht auch hie von got, dieweyl er bestuond in hellischen (c) porten vnd 
vnsichtigem wesen das er gesehen bet zuo Rom bey dem regiment vnd hawpstat 
christenlicher kircb, die got liebet vnd nit wayslos (d) verlaesst. 

(a f vnschicklitait. im . 13. d. et sieh. 6. . 7. h. et 19. . 2. g. et 83. . 8. f. 
et im 94. . 6. a. (b f stuel. im 92. . 5. d. (c f hellisch. Math. 16. sieh. . 2. g. 
et im g. 13. e. (d f wayslos. Johan. 14. sieh.' . 3. d. 

X 5 Wie Christus sein kirch liebet vnd er sich gegen jr, als seiner prawt, 
verpindet, ist angezaigt durch Paulum mil disem beyspil. Die weiber (a) sollen 
vriderthaenig sein jrcn mannen als dem herren. Dann der man ist desweibshawp 
wie Christus der kirch leib bawp (b) ist vnd ain hayler seins leibs. Wie nu die 
kirch ist Christo vnndertbaenig, also seinn auch die weiber jren mannen in alien 
dingen. Jr maenner sollet lieben ewre weiber, gleich wie christus liebt sein kirch. 
fur dieseib hat er sichselbs vbergeben, domit er sy heylig vnd raynig mach durch 
das waschwasser im wort des lebens. Awfdas er jme zuoeberayt ain lobliche, 
das ist ain himlische (c) kirch, die kain mayl noch runtzen oder dergleichen 
tadel hab, sender daz dieseib kirch heilig vnd vnuennailigt sey. Also raynigt Cri- 
stus die jrdisch kirch daz daraws werdeain himlische kirch. Jn mass sich ain ge- 
schickter man hellt gegen seinem gemahel, dermass hellt sich Cristus in alien 
sachen gegen seiner kirch. Herwider die kirch gpgen cristum als jrem preyfgan 
,(d), in rayner lawtler vnd staeter jnwendiger trew vnd lieb, auch in auszwendi- 
ger ere vnd zier (e) geystlicher vnd leiblicher, als mit erpauoten kirchen vnd kloe- 
stern mit gestifften messen vnnd andersgofsdienst, rnitzier, gemael, gesang, orgeln 
vnd dergleichen awswendigen cerimonien. Dargegen hat Cristus sein kirch auch 
langzeilher geziert mit guotem frid vnd zeitlichen gueetern, mit grossen eren vnd 
hohen wierden. Dieselben haben der kirch diener, als pischof, prelaten, priester 
vnd ander geistlich, ain zeither miszbrawcht. Deszhalb got verhengt, von jnen 
widerumb aufzeheben (f) solh auszwendig ere vnd gueeter. Got spricht durch 
Jheremiam zuo seiner kirch. Jch wil dich nit gar (g) vertiligen lassen, aber im ge- 
richt kestigen, auf das du nit vermainest, du seyst gar vnschuldig. Wie ain be- 
schaidner man seinn gemahel vmb miszhanndlung straeflich peinigt, vnd doch nit 
gar erwiirgt, sonder versuoecht sy auf guoten weg wider zebringen, also strafft 
Cristus die glid seiner kirch. Wie yetz beschiecht mit papst, cardinalen, pischofen 
vnnd alien geistlichen. Got wirt sy aber dannoch nit gar ausztilgen noch von der 
warbait fallen, noch das schiffel petri gar vndergeen lassen, sonder hoffenlich ist, 



VOM GWALT DER KIRCH. 635 

got werde gnaediklich verleihen, daz seiner kirch hohe glid widerumb gesund vnd 
zuo jrem gebiirlichen stand kommen. auch fiirter goetlicher mayestet geuelliklich 
dienenvnnd nymmer sein gepot vbertreten, wie sy verschiner zeit verhandelt ha- 
ben, sonder geystliche gueeter vnd gwalt recht brawchen. 

(a ^ weiber. Ephe. 5. ant. fin. i-m 95. 5. d. (b ^ hawp. coll. 1. in med. 
ipse est caput corporis ecclesie. si eh. 27. . 7. c. (c ^ himlische. Ephe. 5. ant. fin. 
vt exhiberet et sibi gloriosam ecclesiam. sieh. . 1. 1. (d J preytgan. sieh. . 1. n. 
(e f zier. sieh. 58. . 14. a. (f f aufzeheben. de onere ecclesie. c. 31. . 3- et . 10. 
et c. 38. et c. 39. per to. (g f nit gar. Hiere. 30. in med. non faciam in consum- 
mationem. Luce. 22. vt non deficiat fides tua. im . 12. c. et im 92. . 3. n. et 
99. $. 5. e. _ 

f Vom gvvalt der kirch. 

XL f Aller gwallt geistlicher vnd weltlicber ist hie von got. lawt der 
schrifft. Kain gwalt (a) ist nur allain von got. Der spricbt. durch micb regie- 
ren die koenig. durch mich herrschen die fiirsten. Jtem das reich diser weld 
ist gemacht vnsers herren vnnd seines gesalbten vnd sy werden regierenin ewikait 
amen. Daraus erscbeint daz got seinen gwalt iiber dise weld vbergeben hat Cristo. 
Der solhon gwalt ferrer gibt seiner kirch (b), nemlich jrea regierern geistlichen 
vnd weltlichen. Darauf hat Christus beuolhen zegeben dem kayser (c) was des 
kaysers ist vnd got was got zuoegehoert. Ob gleich ain obrer solhen gwalt misz- 
braucht, dannoch ist der gwalt hie von got, wiewol der miszbrawcher des dew- 
fe!s ist. - lawt des herren wort. Du hiettest (d) vber mich kainen gwalt , nur er 
waere dir von oben herab gegeben. Vilmer ist geistlicher gwalt hie von Cristo, 
der anfangs sein erwelt junger auszgesandt, denselben beuolhen vnd gwalt geben 
hat zepredigcn vnd zehandeln die warhait in aller weld. Sonst bieten sy nit ge- 
predigt, nachdem nyemants predigen sol er sey dann gesandt (e), nach zewgnuss 
Pauli. Bemelt junger haben jren gwalt ferrer lassen den pischofen. also hat Paulus 
hinder sein gelassen Titumzuo creta, daz er solle durch all stet pischof(f) aufselzen. 
Dieselben pischof geben ferrer andern selsorgern geistlichen gewalt, also ist der- 
selb gwalt von anbegyn der kirch hie von Cristo. Der in seinem persondlichem 
abwesen ganlze monarchiam (f) geistlichs regiments, hie in dieser w'eld jrdischer 
kirch beuolhen, vnd volmaechtigen gwalt in diser geistlikait geben hat. des sieh 
sonst nyemants , ausserhalb der kirch beuelh, vnderwinden sol. Bey der kirch 
seinn zeuersteen, der kirch regierer, durch dieselben mag gemaine kirch fueeglich 
auszrichten jren gwalt vnd geschaeft, sonst hiet Cristus vnd Paulus nit wol be- 
uolhen, daz wir vnsern vorgeern (g) solten gehorsam laisten. daz wir auch die 
gesandten gots nit versmaehen (h), sonst werden wir geacht fur hayden vnd offen- 
bar siinder. ( 2 ) 

(a J gwalt. Mat. 28. in fin. Ro. 13. in prin. non est potestas nisi a deo. prouer. 
8. ant. med. per me reges regnant, apo. 11. ant. fin. factum est regnum hujus mundi 
domini nostri et christi eius. sieh. . 7. g. et sieh. 9. . 3. 1. et im 95. $. 8. f. 
(b ^ kirch. im . 12. b. (c J kayser. Mat. 22. in med. im 95. . 10. a. (d f hietest. 
Job. 19. post prin. sieh. 25. . 3. d. et im 95 .8. d. (e ^ gesandt. Ro. 10. ant. fin. 
im 94. . 2. f. (f J pischof. Tit. 1. constituas per ciuitates presbiteros. sieh. . 5. h. etim 

( 2 tjfber den Ursprung der Gewalt und iiber die Pflicht des Gehorsams von Seite des 
Untergebenen ist besonders nachzulesen: Rcithmayr, Commentar zum Brief, an die Romer. 
Pag. 680 u. flg. 



636 AINSUNDNEWNTZIGIST CAPITEL. 

g. 12. k. sieh. 17. . 13. e. et im 95. . 6. c. et 96. . 5. h. (f J monarchiam. sieh. 
5. 5. a. (g 5 vorgeern. hebr. 13. obedite praepositis vestris. sieh. 17. g. 13. f, 
(h f versmahen. Luce. 10. sieh. 59. . 10. h. et im 92. . 8. e. 

XII. 5 Also hat allain die kirch durch jr regierer gwalt heilige schrifft ausz- 
zelegen(a), nemlich der lerer auszlegung anzenemen oder zeuerwerffen. Daneben 
hat sy gwallt (b) den gotsdienst vnd Cerimonj aufzesetzen vnd zeordnen, erber 
syten vnd guot gwonhait einzefueeren , sonnderlich in sachen betreffend den ge~ 
lawb vnd der kirchen pollicey auch gemainen nutz der cristenhait. Dartzuoe ist 
roemischer kirch (von sand Peter herkommend) im fiirtrag christenlichs glawbs 
vor alien dingen zegelawben, nachdem christus gepeten hat fur petro, daz sein 
glawb nit abgee (c). Welher glawb im scheff petri biszher beliben ist vnnd fur- 
ter beleiben wirt, sonnst waere pete vnd wort cristi faellig. Der vrsachnach ist 
ain yedengewis (d) im glaub der mit gemainer kirch petri glawbt. Welh sieh 
aber dauon tailen vnud sonder weg suoechen, dieselben steen in geuerligkhait dcs 
aberglaubs. Dieselben vnchristen sagen. Sy hallten es mit alter kirch. wider 
die weis so yetz in gemainer kirch swebet, gleich als sey vor zeiten ain andere kirch 
dann ditsmals gewesen. Nun ist von anbegynn biszher vnnd noch yetz nurain (e) 
kirch, zuo der christus staetigs sendet (f) seinen heiligen geist, der ewigklich be- 
leibt (g) bey der kirch, vnnd sy yetz gleich sowol alsvorzeiten aller warhait bericht. 
Zuo ainer yeden notdurfftigen zeit vnd an ainer yeden gelegen (h) stat, wie Pau- 
lus bekennt, daz jme sein trueebsal der heylig geyst durch all Stet bezewge (i). 
Also pfligt heiliger geist auch ander pischof aufzesetzen (k). 

(a ^ auszzelegen. sieh. 14. . 12. k. (b f vom gwalt der kirch. sieh. g. 11. b. 
et im . 15. a. et sieh. 5. . 5. f. et g. 7. d. et sieh. 6. g. 5. h. et 8. g. 9. g. et 11. 
g. 6. c. et g. 6. e. et sieh. 14. g. 14. a. et 15. g. 1. h. et 17. . 5. h. et . 9. a. et 
sieh. 42. . 7. g. et 51. . 14. b. et 58. g. 11. 1. et 59. . 9. c. et sieh. 63. . 7. e. 
et 71. . 9. c. et 73. . 2. c. et 81. g. 9. a. et 85. g. 6. a. et 89. . 8. f. et im 92. 
g. 7. c. et g. 8. a. et 94. g. 2. b. (c J abgee. Luce. 22. in med. rogaui pro te. 
sieh. . 10. g. et im 92. . 3. h. (d ^ gewis. sieh. 14. . 9. e. (e ^ ain. Ephe. 4. 
sieh. 6. g. 4. c. (f J sendet. Johan. 16. sieh. 6. . 4. h. (g .5 bleibl. Johan. 14. 
vt maneat vobiscum in eternum. sieh. . 3. c. (h f gelegen. sieh. 6. . 7. b. (i ^ 
zewge actu. 20. post med. spiritus sanctus per omnes ciuitatcs mihi protestatur. 
(k f setzen. actu. 20. ant. fin. sieh. g. 11. f. et sieh. 17. . 13. e. et im 95. g. 4. g. 
et . 6. c. 

XIII. 5 Wiewol die kirch bestymbten jren volmaechtigen gwalt weder in 
gemain noch durch sonnder person, als papst, pischof, oder ander, biszher nye 
volliklich vberal gebraucht, so hat sy doch solhen gwalt in jren rechten gehallten. 
Ja christus selbs hat seinen gantzen gwalt noch biszher nye volliklich gebraucht. 
Er wirt aber noch fur an in ganntz volligen gebrawch kommen, wie im Daniel be- 
schriben steet. der hoch got herrscht (a) im reich der menschen, vnd wem er 
wil, gibt er dasselb reich, vnd er wirt daruber setzen den aller diemueetigisten 
menschen, benennllich vnsern herren Jesum christum. Demselben seinn vor got 
all menschen gantzer weld rechtlich schuldig gehorsam zelaisten, wiewol jme yetz 
poes christen auch all juden vnd haiden vngehorsam vnd widerspaenig seinn, aber 
iuran noch vnderthaenig werden mueessen. Dauon christus selbs im psalm zuo 
seimm himlischen vater spricht. Du wirdest mich entheben (b) vom widerkallen 
des volckhs vnd sezen zuo aimm hawp aller geschlaecht. Daz aber diser zeyt 
merer tayl der menschen dem dewfel vnd nit christo gehorsam laisten, dorjnn 
thuon sy vnrecht vnnserm obrer vnd herren Jesu christo. dem albeg zuoegehoert 
aller menschen billiche gehorsam (c). wiewol er ditsmals nit ist in gwer aller ge- 



VOM GWALT DER KIRCH. 637 

horsam , ist aber in gwer der gerechtigkait zuo aller gehorsam. Solhe reclitliche 
gehorsam stet in der gerechtikait christi, nit in poszhait (d) der vngehorsamen 
vnderthan. Darauf dient diser spruch. Es ist nit zemercken was man zuo 
Rom (e) thuoe, sender was man daselbs thuon soelle, demselben bistu schuldig 
nachzeuolgen. 4 

(a ^ herrscht. Dani. 4. dominatur excelsus in regno hominum. de onere ecclesie. 
c. 69- 5- 11- CD f entheben. Psl. 17. ant. fin. eripies me de contradictionibus po- 
puli et constilues me in caput gentium, sieh. . 8. a. etim . 15. b. (c 'J gehorsam. sieh. 
31. . 2. 1. (d } poszhait. sieh. . 9. a. et im 94. g. 6. c. (e f Rom. sieh. 17. 
. 4. c. et sieh. . 9. c. 

XIV. ^ Wasnu Roemischekirch gepewt vnd ordennlich hellt, das ist in tewl- 
schen kirchen auchzehallten (a), vrsachhalbdazin awssendung der apostel tewtsch- 
land zuogetailt ist petro, der daselbs christenliche kirch gepflantzt vnd sein junger 
Marcellum vnd Maternum ( 3 ) in ober vnd nyder tewtschland, gesandt hat, zepre- 
digen waren glawb. Welher glawb nachmals durch tyranney des atyla (b) in 
ober tewtschland ausgelescht. aber darnach durch Ruodhertum vnd Bander hei- 
lig vaeter widerumb aufgericht, vnd biszher schier tausent jar zierlich gehalten, 
bis erst yetz diser kumerlichen zeit widerumb versert ist. Nachdem nu die lewt- 
schen kirchen vnd pistumb von petro vnd seinen jungern vnnd nachkommen dem 
Roemischen stuoel vnd sonnst von kainem andern apostel, jren anfang haben, 
auch dauon aufgericht vnd bestaett seinn. Darumb sollen wir tewtsch nachuol- 
gen vnd halten, was Roemische kirch setzt vnd gepewt, oder in loblichem ge- 
brawch vnnd gewonhait (c) hat. Dann vnzymlich ist, daz die glid mit jrem hawp 
miszhelen (d), wie yetz layder wir tewtsch vns vngehorsam vnd grawlich erzaigen 
gegen roemischen stuoel. Birgitta (e) hat den Kriechen geweyssagt. Ob sy dem 
Papst (I) , als der kirch hawp, nit gehorsam, wurden sy jren feinden den tiircken 
gehorsam mueessen werden, das paid darnach beschehen vnd noch ist. Daraus 
zebesorgen, wir tewtschen, souerr wir von luterischer ketzerey nit lassen, werden 
auch in der tiircken hend fallen. Dann wer paepstlichen stuoel als seiner ge- 
ordenten oberkait widerwaertig vnd vngehorsam ist, der sitzt vnderm sluoel der 
pestilentz (g) vnd hat kain geistlich hawp, deszhalb ist er acephalus (h) als ain ab- 
gesniten glid vom leib christenlicher kirch. Er wirt, in des deufels schar einge- 
leibt als ain abtrynniger, der wider die kirch hellischer porten vnd poesem geist (i) 
gehorsam layst. 

(a 5 zehalten. dis. 11. quis nesciat. Ab omnibus obseruari debet quod romana 
ccclesia seruat. sieh. 17. . 4. c. et im 92. . 8. h. (b ^ atyla. sieh. in prin. pro- 
hemij. el sieh. 23. . 8. k. et im 92. . 3. k. (c f gwonhait. sieh. 17. . 4. a. 
(d ^ miszhelen. dis. 11. c. 3. membris non licet a suo capite dissentire. sieh. 14. 
5. g. et sieh. 1. 5. c. (e 5 Birgitta. li. 7. c. 19. de onere ecclesie. c. 45. . 10. 
(f 5 papst. im . 15. g. (g f pestilentz. Psl. 1. in cathedra pestilentiae. (h f 
acephalus. dis. 93. nulla. sieh. 27. . 7. d. et im 95. . 10. d. (i f geist. sieh. 
13. . 10. a. 

XV. ^ Bestymbten geistlichen gwalt (a) hat vnser herr christus anfangklich 
gestellt auf petrum vnd sein nachkommen paepst, vber all toedlich menschen. 
Auf das jrdische kirch vnnd jre glid haben ainen anfang vnd haup auch ainn gewis- 

( 3 Die hier genannte Mission nach Deulschland lasst sieh historisch niclit nachweisen, 
sondern die Angabe beruht auf der Legende. Man vergleiche: Aschbach, Kirchen- Lexikon. 
Bd. IV. pag. 180181. Wetzer und Welle. Bd. U. pag. 673, wo die Legende auf ihren Werth 
zuruckgefuhrf ist. 



638 A1NSUNDNEWNTZIGIST CAPITEL. 

sen obristen. Bey deme , an slat cristi , in geistlichen noetten vnd fur fallenden 
jrrungen ain enlschafft moege erraicht werden. vnnd der christen geistlich sa- 
chen nit weytswaiffig ewiklich beleiben, sender etwo ain ende finden. Dann 
BUS ordnungder natu* vnd aller recht wirt erfunden vnd ist zebesliessen, daz die 
kirch nur ain hawp (b) hat, benentlich Jesum cristum, domit cristenliche aynikait 
vnnd schuldige gehorsam erhallten werde. Nachdem aber vnser principal hawp 
Christus persondlich nit hie ist, noch bey jrdischer, sender bey himlischer kirch 
wesenlich wonet. Deszhalb muosz er an seiner stat, hie vber gantze christen- 
haitbaben stathalter, die erkennen, erklaeren vnd all geisllicb sachen vnd selsorg 
nioegen (c) auszrichlen. \vas der kirch vnd jrer glid noldurfft eruodert. Vnnd 
wiewoldieselben stathalter vnd selsorger in priesterlicher weich gleich, seinn sy 
doch im stand vnd in gerichtsgwaltvugleich(d). Deszhalb vnderjnen ain ordnung sein 
muoes vomvndristen bisauf obristen. Yegliche pfarr(e) hat ainen selsorger, etwouil 
pfarrerhabenain pischof(f) vnd nitmer. Jstnot, daz all pischofvnnderainem obristen 
seinn. Derselbistpapst(g), dencristus als vnser principal (h) hawp, in der person Pe- 
trials nachgesetzt hawp, durch dasEwangeli erwelt. Darnach aus gotlichcr schi- 
ckung seinn die paepstdurchpischof vnd ander regierer der kirch, in concilien fiir jr 
aller vnd ganlzercristenhaithawp vnd priestermit walerkiestvndgemainklich von al- 
ien gehorsamencristenangenomen vnd daftir biszher gehalten vber tausent jar. 

(a ^ gwalt. sieh. . 12. b. (b f haw.p. sieh. g. 3. e. et . 13. b. et sieh. 27. 
. 7. b. (c f mogen. sieh. . 6. e. el sieh. 6. . 7. g. (d f vngleich. im 94. . 3. e. 
(e f pfarr. sieh. . 6. a. et . 6. d. (f f pischof. sieh. . 5. h. (g J papst. sieh. 
. 14. f. et im . 17. k. et sieh. 89. . 9. a. (h f Ewangeli. Mat. 16- Johan. 21. pasce 
cues meas. sieh. . 2. b. et im . 16. a. et 1. et . 17. d. et im 92. . 3. a. et . 6. b. 

XVI. 5 Wiewol nichtsweniger Crislus noch rechter principal, obrer, hawp, 
miller, vnd richter ganlzer kirch. Jst doch neben jme papst sein volmaechtiger 
Anwald, stathalter vnd verweser hie in jrdischer kirch , souil daz ain yeder rech- 
ter christ, als ain scboeffel christi, muoes den erkennen (a) fur seinn obristen hyr- 
ten, dem christus seinn schofstal christenlicher kirch in seinem abwesen hie hat 
beuolhen. Vnglawblich ist , daz cristus, nachdem er gen himel gefaren (b) vnd 
nymer persondlich hye ist, sein jrdische kirch hab verlassen (c) on ainn gwissen 
byrten vnd hoechsten zeytlichen obrer, bey dem die kirch vnd jre glid in jren ob- 
ligenden sachen entschid finden moechte. Es waere ain vntraegliche confusion (d) 
in der kirch so dorjnn kain gegenbiirtig haup, noch ayniger gwalt vnd obrister 
richter oder miller waere, der mitsambt seinen beysilzern in fiirfallenden zweif- 
lichen sacheu ain beschlushiet zemachen, auf das all Christen (nach lerePauli(e)) 
ain ding sagen vnd nit zwyspilig, sender volkommen seinn in ainer maynung, auf 
das in der kirch aynikait beleib. die nit sein mag on ain hawp (g), das ist chri- 
stus, auf demselben hawp steet der helm (h) vnsers hayls. Desselben krafft vnnd 
gwallt muoes fliessen (i) in seine glid durch ain miltel. Zuo solhem mittel, das 
ist zuo vnserm gegenbiirtigem hawp, obrer vnd richter, hat christus anfangklich 
erwelt Petrum vnnd nach jme sein nachkommen papst (k). Der yedem in sonder- 
hait jrdische kirch beuolhen wirt, aus krafft der wort christi. Wayd (1) meine 
schoeffel. Welh wort durch heiligen geist im Ewangeli gescbriben steen, vnd 
albeg mit aymm yeden papst reden (m). Domit dieselben schoeffel nit zerstraeet 
werden, wie Got durch Ezechielem (n) spricht. Meine Schoeffel seinn erstraeet 
vmb das sy kainen hyrten haben. 

(a erkennen. sieh. g. 15. h. et im 95. . 10. d. (b ^ gefaren. Marci. 16; in fln. 
aclu. 1. post prin. sieh. 57. . 6. b. im . 17. c. et f. et im 92. . 1. b. (c f ver- 



VOM GWALT DER KIRCH. 639 

lassen. sieh. $. 3. d. (d f confusion, sieh. $. 7. f. (e 5 pa""'- * Corin. 1. post 
prin. sieh. 14. . 7. b. (f f aynikait.- sieh. . 3. i. (g f hawp. sieh. . 3. e. (h f 
helm. Esa. 59. in fin. galea salutis in capite eius. sieh. 61. 5- 3. i. et g. 4. e. (i f 
fliessen. sieh. . 4. b. (k f papst. sieh. 89. 5- 9. a. et im 92. . 1. c. (I f wayd. 
sieh. . 15. h. (m f reden. sieh. 11. . 2. o. (n J Ezechielem. 34. in prin. disperse 
sunt oues mee eo quod non esset pastor, im 92. 5- 6. g. 

XVII. f Christus ist wol ewiger vnd vrspriinglicher hoechster priesler der 
kircb. aber zuo gleicbnuss desselben ewigen priestertbumbs , ist daneben papst 
auch hoechster zeitlicher priesfer. Wie moyses vnd aaron miteinauder dersyna- 
gog hoechst priester gewesen. Moyses vrspriinglich von got. Aaron vergleicblich 
vom moyse. Jn jrer beder hand hat got sein volck gefueert (a), wie Dauidschreibt. 
Also seinn Christus vnd papst miteinander der kirch hoechst priester vnd des 
volcks vorgeer. Christus von got, papst von christo als sein gwalttrager. Do moy- 
ses zuo got aufnn perg (b) synai gangen, hat er dieweil seinen bruoeder Aaron vnd 
sein sun dem volck furgesetzt. Do cristus zuo himlischem vater aufgefaren (c), 
hat er in beysein der andern apostel, allain petro vnd seinn nachkommen das 
volck beuolhen, sprechuiid. Waid (d) meine schoeffel, vnnd solhen beuelh drey- 
mal geaefert, auf das dorjnn destfleissiger gehandelt wurde. Moyses (e) hat die 
sachen seines priesterlhuombs bey Got auszgericht. Aaron bey dern volck an stat 
moysi, aus des round er geredt hat. Also ist Cristus eingangen (f) in den himel, 
auf das er fur vnns erscheine vor angesicht gottes. Daselbs haben \vir bey hime- 
lischem vater vnsern vormund (g) vnd aduocaten den herren Jesum cristum. An 
seiner stat haben wir seinn stathalter den papst, der aus dem mund vnd scbrifft 
cristi mit vns zehandeln hat. Von disen zwayen hawpen der kirch spricht got in 
Michea (h). Jch wird gantze menig Jacobs zesam fueegen vnd das vberbeliben 
volck jsrahel in ain ding bringen vnd miteinander setzen, gleich als ain schar 
schoeffel, jnn schof stal. Jr koenig wirt vor jnen vmbgeen vnd got der herr wirt sein 
in jrem hawp. Also seinn im schof stal (i) cristenlicher kirch die cristen, vor denen 
papst, als jr koenig. leiblich vmbgeet vnd in seinem hawp, nemlich im gwalt des 
papsts, ist der herr cristus. der durch solhen papstlichen gwalt geisllich handelt 
vnd gnediklich wiircht in glaubig menschen als in seine glide. Dergestalt ist 
papst (k) hie ain stathallter christi als des hawps gantzer cristenlicher kirch. Jn 
hirnlischer kirch herrscht cristus selbs, im fegfewr vrtailt er selbs; aber hie in jr- 
discher kirch regiert cristus durch den papst als seinn volmaechtigen stathallter. 
Darumb ist papllicher gwalt (I) volkommen vnd mag nit geschmelert werden so- 
uerr papst denselben gwalt braucht als ain papst nach ordnung crisli vnd der 
kirch. Darauf voligt ferrer von papstlichenn gwalt. 

(a f gefueert. Psl. 76. ant. fin. deduxisti populum tuum in manu moysi et 
aaron. (b } perg. Exo. 24. in fin. habetis aaron et hur vobiscum. (c ^ auf- 
gefaren. sieh. . 16. b. (d ^ wayde. Johan. 21. sieh. . 15. h. (e ^ moyses. 
exo. 18. in medi tu eris in his quae ad deum pertinent. (f f eingangen. heb. 9. 
in fin. introijt in celum. sieh. . 16. b. (g f vormund. 1. Job. 2. in prin. (h ^ 
michea. 2. in fin. (i } schpfstal. sieh. . 6. f. et im 92. . 3. a. et . 6. e. 
(k f papst. sieh. g. 15. g. et sieh. 73. . 9. c. (1 ^ gwalt. sieh. 89. . 9. a. 



640 ZWAYVNDNEWNTZIGIST CAPITEL VON PAPSTLIGHEM etc. 



ZWAYVNDNEWNTZIGIST CAPITEL 

Von Papstlicliem gwalt. 

I. Widerspanig lewt verwidern zway , ains daz petrus kain sonderr nach- 
kommen cristi sey noch von jm volkoemmen gwalt empfangen. Dann Christus 
hab seinen gwalt noch biszher behallten vnd nit von jm geben. Zum anndern 
Yermuoetten die widersacher. Ob Petrus gleich ainn sonndern gwallt von christo 
gehabt, waere doch soiher gwallt mit petro erloschen vnd nach jme nit auf die 
paepst gedigen. Auf ersten artickel ist zebekennen, daz Cristus, als principal, 
noch alien volmaechtigen gwalt vber die kirch hab. Er ist derselben kirch vnd 
jrer glid recbter hyrt (a) vnd selsorger, von deme petrus schreibl. Jr eeyt gekert 
zuom byrten vnd pischof ewrer selen. Dieweil aber der herr Jesus nach seiner 
auffart (b) nymer hie bey vns, sender im himel persondlich wonet, hat er an sei- 
ner stat petrum vnd sein nachkoemen paepst zuo vnnsern vorgeern geselzt, daz hie 
in diser streyttunden kirch ain papst (c) regier als obrister statballter cristi, der 
principal hawp ist gantzer kirch. Wie nur ain cristus vnd nur ain kirch also isl 
auch nur ain (d) obrister geystlicher stuoel gepauot auf den fels, darauf der felser, 
das ist Petrus, sitzet. Welher stuoel nymmer gar zerstoert wirt, in krafft der 
wort Christ!. Auf disen fels (e) wirt jch pawen inein kirch, wider dieselb moe- 
gen helliscb porten nit obsigen. Daz aber Petrus nagster nachkommen vnd vol- 
maechtiger stathalter cristi gewesen, dariiber seinn vil glaublich anzaigen vor 
augen, wie hernach voligt. 

(a f hyrt. 1. pet. 2. in fin. (b f awffart. sieh. 91. . 16. b. (c J. papst. sieh. 

89. . 4. e. et 91. . 16. k. et im 97. . 10. b. (d f ain. Ephe. 4. sieh. 6. 

. 4. c. (e f fels. Math. 16. im . 2. a. ct . 7. d. et sieh. 1. . 2. d. et 91. 
. 2. b. 

II. ^ Erstlich hat Petrus vormals Symon gehaissen. Darnacb hat jn Cri- 
stus (der warer fels (a) ist) nach jme genennt Cephas (b) oder petrum , das lawt 
zuo tewtsch felser. Dann Christus sein kirch auf den fels zepawen geredt. Zum 
andern wirt Petrus fur ersten (c) apos'tel gezelt durchallewangelisten, wiewol emit 
der erst aufgenomenjunger cristi gewesen ist. Zum dritten hat Cristus allain Petro des 
himelreichs volkommen sliissel (d) beuolhen vnnd gemainen gwalt geben zepinden 
vnd zeloesen in alien himeln (e). das ist in alien jrdischen kirchen. Andern apo- 
steln hat Cristus dergleychen gwalt geben, aber nur ainem yeden in seinem ausz- 
gezaygten zyrck (f). Zurn vierden hat zuo kayser Tiberi zeit yeder hawszuater (g) 
mueessen der herscbafft zuo Rom geben ain didrachma, das ist ain lot pfenning. 
Darauf beualh Cristus petro, daz er fur sichselbs vnd fiir Cristo solt betzalen ain 
stalherem (h). das ist zway lot oder ain halbe vntz pfenning, benennllich zwo 
didracbma. Daraus ganiz zeuermuoetten. Cristus hab domit fur seinen nach- 
kommen Stathalter vnd kiinfftigen hawsuater seiner junger, Petrum angezaigt. 
als ain Regierer der kirch, als hab dieselb kirch zwen hawszuaeter, Cristum als 
den principal, vnd Petrum als seinn stathalter. Sonst waer gnuog gewesen fiir 
Cristo vnd sein gesind ain didrachma zeuerzinsen. Zum funften. Do des herren 
junger seinen, alsjres obrer (i), abschidverstuoenden. fragtensyvndereinander, wer 
nach Cristum jr obrer wurde. Dariiber hat er sy nit gestrafft, sonder vergoent 
vnnder jnen ainen obrer zesein. Aber er hat jnen denselben nit lawter angetzaigt, 



VON PAPSTLICHEM GWALT. 641 

vnd doch gelernt, wie sicb jr kiinfftiger obrer dicmueetiklich halten soil vnd ge- 
sprocben. Welher vnnder ew wil groesser sein, der sey als ewr diener (k). vnd 
v?er vnder ew wil ersler sein, der wirt ewr knecbt. Jtem wer vnnder ew derail 
jst, der sol sein als ain junger (I), vnd wer vorgeer ist, der sey als ain diener. Zum 
sexlen bat der Engel dreyen frawen, die zuorn grab giengen, beuolhen in sonder- 
hait petro (m) zeuerkiinden die vrstend Cristi, der jme voranderpjungern darnacb 
erscbinen ist, als vernomen wirt ausmm ewangeli, dorjnn steet. der herr (n) ist 
warlich erstanden vnd symoni erscbinen. Zum sibenden , wie.wol Johannes zum 
grab vorgeloffen (o), ist er doch hinein nit ganngen, sender jPetrum vor jme kom- 
men lassen an die slat do Cristus gelegen, zuo glawblichem antzaigen, daz ersler 
stathalter Christi, in seinem persondlicben abwesen, pelrus sein wurde in jrdi- 
scber kirch. ( J ) 



(a 5 fels- 1- Corin. 10. in prin. petra autera erat christus. sieh. 5. 1. e. et im. 
4. d. (b f cephas. Johan. 1. ant. fin. vocaberis Cephas, (cf ersten. primus, symon. 
Mat. 10. Marci. 3. Luce. 6. (d J slussel. Mat. 16. sieh. 89. . 9. b. (e f himeln. 
Mat. 18. sieh. 89. . 8. g. (f f zyrck. im 95. . 2. e. (g J havvszuater. sieh. 41. . 
6. f. (h ^ statherem. Mat. 17. in fin. im 97. . 2. e. (i f obrer. Luce. 22. post 
prin. quis eorum videretur esse maior. im 95. $. 7. a. (k f diener. Mat. 20. ant. fin. 
sieh. 39. . 14. i. et sieh. 65. . 8. p. (1 f junger. Luce. 22. fiat sicut iunior. im . 
4. 1. et sieh. 8. . 7. f. (m f petro. Marc. 16. dicite discipulis suis et petrp. (n J 
herr. Luce. 24. ant. fin. apparuit simoni. (o f geloffen. Johan. 20. in prin. alius 
discipulus praecucurrit citius petro. 

III. ^ Zum acbten hal Cristus zuo lessl seine schaefel (a) in sonderhail Petro 
beuolhen vnd dabey gezewgt, daz pelrus obrister byrt sey der jrdiscben kircb alsdes 
schof stals Christi. Zum newnlen hat cristus lawter zeuersteen geben, daz Petrus 
sein nachkommen sey, mit disen worlen. pelre volig (b) mir nach. gleich alssprech 
er, sey mein nachkommen, nemlichmaisler (c) vnd obrer meiner junger, wie job ge- 
wesen bin. Zum zebenlen. So nu pelro beuolhen was die kirch vnd cristus ain 
rede thet von fleissiger hauszwirtschaft (d), do fragt jne petrus, als der anndern jun- 
ger versorger. Herr rcdestu dise parabel zuo vns oder zuo alien menschen? Dar- 
auf gab Christus zuoerkennen wie sieh ain getrewer (e) vnd fleissiger hawszuater 
halten solt. vnnd hat die ordnung geystlichs hawszgeschaeffts nit alien aposteln , 
sonnder pelro desselbenmals allain darumben angezaygl daz er nach dem herren 
wurde kiinffliger hawsualer vber das hawsgesind christi. Sonst hat der herr zuo 
alien menschen gegenbiirtigeri vnd kiinfftigen, nit allain zuo petro vnd zuo den lew- 
ten, so dieselb zeil gewosen, gesprochen. Was jch ew sag (f), das sag jch alien men- 
schen. Jlem nembt war, jch bin bey ew (g) alle tag bis zuo ende der weld. Zum 
aindlefften hat Cristus verporgenlich zeuersteen geben , daz seiner junger kiinftiger 
vorgeer sein wurde Petrus. Zuo dem er spracb. Jch hab fur dich gepeten, daz 
deinglawb nil abneme, vnnd so du ainmalbekerlwirdest, alsdennbestaett(h) auch 
deinbrueder. Wer ander bestaeltigt, der ist on zweyfeljr obrer, vnnd steel ge- 
schriben (i). Got isl gelrew, der ew wirt bestaetligen vnnd vor vbel behueetten. 
Aber solhe bestaettigung hat nit moegen liberal erbalten den glawb, der in etlichen 
landen, dorjnn die andern apostel gepredigt haben, schier erloschen i , allain sand 

(* Da nun doch von Allen zugegehcn werden muss, dass Christus eine Kirche gegrundet und 
oieselbe auf den Felsen Petrus durch deutlichc Ausspriiche gebnut hat, und diese von ihm gestif- 
tetc Erlosungsanstalt notlmcndig einen Einheitspunkt hahen muss, den der todtc Buchstabe der 
ochrift nichtbilden konnte und kann, so ko'nnen wohl die Ausspruche des Herren in Bezug auf 
Petrus nicbt anders verstanden werden, als wie sie die kalholische Kirche bisher verstanden hat 
nd noch versteht. Man vcrgleiche Rice, Dogm. Bd. T. pag. 190. u. flg , wo die Tradition beson- 
oersgutausgefuhrtist. 
Rcjthmeier, Berthold's Theologey. 41 



642 ZWAYVNDNEWNTZIGIST CAP1TEL 

Peters zyrckel bleibt vnuerruckt vnd steet nocb, aber an etlichen enden kleber , als 
yetz in teiitscb (k) landen. Doch wird christenlicber glawb in dem stuoei petri 
nit gar zergeen, lawt der wort christi.' Bits geslaecht (1) wirl nit vergeen bis daz 
alle ding bescheh'en, das ist, bis auf jungsten tag. Dann christus hat petro zuoege- 
sagt, daz wider sein kirch die belliscben porten (m) vnd ketzereyen nit werden ob- 
sigen, wie bisher in andern kirchen beschehen ist. Sand peters schef (n) leidet wol 
vil vngestueem, es ertrincktaber nit. Wer obbemelt aindlif vortail, die christus vor 
seiner auffart petrb fiir ander junger bewisen, wol erwigt. der verstet leicht, daz 
christus petrum fiir seinn nachkommen, stathalter vnd vicari, nemlich zu verwalter 
seiner jrdischen kirch hat wellen fiirnemen vnd aufsetzen. 

(a f schoffel. Job. 21. sieh. 89. . 6. f. et 91. 15. h. et . 17. i. (b f volig. 
Job. 21. ant. lin. sequerc me. (c 5 maister. Job. 13. post prin. sieh. 88. g. 12. i. 
(d ^ haAVSwirtschaft. Luce. 12. post med. si sciret paterfamilias, etc. (e f getrewer. 
quis putas est fidelis dispensator. sieh. 87. . 9. a. (f f sag. marci. 13. in lin. (g^J 
beyew. mat. 28. sieh. 91. $. 3. b. (h f bestatt. Luce. 22. sieh. 8. $.7. g. et9J. . 12. 
c. (i f geschriben. 2. thes. 3. in prin. (k ^ tewtsch. sieh. 91. . 14. b. (1 f ge- 
slacht. Marci. 13. in fin. non transibit generalio haec. (m f porten. Math. 16. sieh. 
11. . 5. f. (n f schef. sieh. 60. . 14. d. et 77. g. 13. b. et 91. . 10. g. et im 99. 
. 5. e. 

IV. ^ Dergleichen sieh offterfindet nach auffarl christi in der apostel geschich- 
ten. Von erst ist petrus anheber vnd principal vrsacher gewesen daz mathias (a) 
an stat jude zuo apostel ewelt, dann petrus ist in mitte der andern apostel aufge- 
standen vnd hat deszhalb als ir vorgeer, ain tapfere errnonung than. Zuin andern 
hat petrus steund (b), als seiner mitverwonten hawp , nach erscbeinung heiligs gei- 
stes, angehebt zepredigen vnd das volck zeunderweisen. Darauf dieselb stund bey 
dreytawsent rnenschen bekert seinn. Zum dritten, bat petrus ainn krumpen (c) 
menschen auf sein fueesbracht. Dabeyzeuersteen. daz er gewesen ist erstergrund- 
stain, der auf cbristum, alsauf recbten fels (d), gelegtist aufzepawen die kirch. Also 
hat petrus bey den fuessen, das ist ausmrn grund, angehebt die scboeffel cristi zebe- 
stercken, auf das sy irn glaub nit hincken. wie paulus gepewt. Ewren fueessen (e) 
macht richtig trit, auf das kainer hinckund irre , sonder daz er bas gesunt werde. 
Zum vierden ist der gwalt petri erschinen aws dem, daz durch seine wort vnd vr- 
tail, ananias (f) vnd sein hawsfraw gestrafft seinn. Es hat auch petrus, als ain vor- 
geer der andern apostel , in erstem Concili (g) zuo jherusalem vnd in andern merk- 
lichen sachen, der kirch, albeg das wort than vnd fiir gantze gemain geredt. Zum 
fiinften wiewol gemain apostel zaichen (h) than, seinn doch dieselben zaichen kainem 
apostel zuogeschriben, allain petro. vnder des schatten kranck lewt gesund wor- 
den seinn, wie vndernhenden der andern apostel. Zurnsexten, in grossengenoetigen 
sachen ist petrus als maister, von den andern aposteln albeg gesandt, nemlich in sa- 
mariam (i), dorinn Symon ain grosser zawbrer vil volckbs verfueert. deme philip- 
pus nit mocht widerstreben. jn bat aber petrus bekert (k). Solhe sendung hat pe- 
tro nichtsbenomen ab seiner oberkait, die alzeit diemueetig (I) vnnd dinstlich sein sol. 
Zum sibenden , ist der gwalt petri erschinen , do er gesehen hat ain vas (m) von hi- 
mel herab bis auf die erde geend, dorinn allerlay tyer gewesen seinn, die er soil toet- 
ten vnnd essen. Bey demselben gesicht ist petrus, als hawpman der kirch, ermont 
daz er solt vertiligen der hayden abgoetterey vnd die rnenscben einleiben der kircb, 
nemlich daz er die vnglawbigen (n) zuo christenlichem glawb bringe. Aws obbe- 
schriben geschichlen der apostel, dorinn der gwalt petri offt angezaigt, ist gnuog- 
samlich beweist, daz christus petro vnd seinen nachkornen paepsten, jrdiscbe kirch 



VON PAPSTLICHEM GWALT. 643 

vnd jre glid auf gantzer weld beuolhen hat. Dann sonst hiet vns heiliger geist in 
derscbrift alsofftnit eingepildet vnnd ernewertden gwalt vnnd handlung pelri. nur 
domit wir solhen gwalt der paepst erkennen vnd annemen. 

(a f mathias. actu. 1. post med. exurgens petrus in medio fralrum. sieh. 6. . 6. 
f. (b ^ steund. actu. 2. post prin. stans autem petrus. (c J krumpen. actu. 3. in 
prin. (d J fels. sieh. 5. 2. a. (e f fuessen. Hebr. 12. in med. sieh. 27 . 5. c. (f 
f ananias. actu. 5. in prin. sieh. 3. . 12. d. (g^ coneili. actu. 15. sieh. 6. . 5. c. 
(h f zaichen. actu 5. post prin. flebant signa. saltern vmbra illius. sieh. 86. . 8- a. 
(if samaria. Actu. 8. ant. med. miserunt ad eos petruin et iohanem. (k f bekert. 
sieh. 77. . 8. e. (1 J diemiietig. sieh. . 2. 1. (m f vas. actu. 11. in prin. (n J 
vnglawbig. sieh. 5. . 6. a. et im . 5. a. 

V. ^ Dieweil nu Papst in alien geystlichem gwalt vnd rechten ain nachkoemen 
ist petri , dem all menschen glawbig vnd vnglawbig (a) beuolhen seinn von christo. 
vnd der gesprochen. Jch hab noch andere schoeffel (b) die nit seinn aus disem 
schofstal, dieselben muoes ich auch herzuoe fueeren. Darumb sol papst verfuee- 
gen, alsuil er kan, die vnglawbigen in christenliche kirch zefueeren. Dann ehristus 
hat all menschen wellen erledigen, deszhalb hat er auch all menschen petro beuol- 
hen in die kirch zebringen. Paulus (c) schreibt, wie imadam all menschen sterben, 
also werden sy all lebentig in cristo. Darumb hat ain yeder papst in seiner selsorg 
all menschen awf gantzer weld. Des zuo aim anzaigen ist durch heiligen geist, in 
awstailung der apostel, petrus geschickht in rom (d), das dieselb zeithawpvber alle 
weld gewesen, domit er daselbszuo rom, nit zuojherusaiem, noch in Antiochia oder 
anderswo, seinen paepstlichen stuoel entlich atifrichten solt. der aber daselbs yetz 
zeriit (e) stet. ( 2 ) 

(a ^ vnglawbig. sieh. . 4. n. (b f schoffel. Job. 10. post prin. im . 6. g. (c f 
paulus. 1. Cor. 15. ant. med. sieh. 52. . 3. n. (d f rom. sieh. 9- 5. e. et 91. . 
5. b. et . 9. b. et im . 8. g. et im 95. . 9. e. (e f zeriit. sieh. 24. . 6. b. 

VI. f Auf denandernhaupartikel, dorinn papstlich feind vermuoetten, ob- 
gleich Petrus von christo gantzen geistlichen gwallt gehabt, hab jm doch ehristus 
solhen gwalt gegeben von wegen seines grossen glawbs (a). Etlich verwidern, daz 
der gwalt petri awf die paepste gedeihe, als hab crislus geben den gwalt petro von 
wegen seinerjnprii nstigen Heb. Derhalb er jn dreymal gefragt, vnd kain papst hab solhe 
lieb noch glawb zuo christum als petrus gehabt, darumb hab er auch nit den gwalt 
petri von christo. Darzuoe antwort. Der gwalt petro gegeben , ist nil gegriindt 
auf disc frag, glawbestu oder hastu mich lieb, sonder auf disc wort, wayde (b) meine 
schoeffel. Darumb solher gwalt nit erlischt, obgleich ain papst christum nit souil 
liebt als petrus. Desgleichs ob ain papst nit souil glawbt als petrus , dannoch erbt 
er des himels sliissel, die petro beuolhen seinn, nit von wegen seines grossen glawbs 

( 2 liber die Frage, ob Pelrus in Rom gewesen, bemerktMohler: ,,Dass aber Petrus in Rom 
gewesen sey, ist in der neueren Zeit yielfach bestritten worden. Es gibt aberkeinegeschicht- 
liche Thatsache, fur welche sieh so viele, so alte, so ganz sichere und durchaus miteinander 
ubereinstimmende Zeugnisse auffiihren lassen, als fiir die Anwesenheit des Petrus in Rom. 
Nur aus einer aus Parteisucht hervorgegangenen Eingenommenheit und nur aus einem tiefen 
Vorurtheile la'sst es sieh iiberhaupt erklaren, dass jemals diese Thatsache in Anspruch genom- 
wien wurde. Man kann aber gerade aus der Heftigkeit, mil der sie bestritien wurde, schlies- 
s en, dass das Gefiihl von der Wahrheit derselben sieh Jedermann aul'drange ; da man nur den 
Primal laugnen wollte, sah man sieh genothigt, esungevriss zu lassen, von welcher Kirchedie- 
ser Primal des Petrus sey aufgenommen und fortgeselztworden. Daher denn dieser heftige, bis 
auf unsere Tage fortdauernde Kampf gegen dieses so feslstehende Factum." Vergl. Reliquien 
von Mohler im Repertorium von Besnard. Jahrg. 1843. N. 28. \vo Oischinger und derfleraus- 
geber dieses Werkes einen Theil der Vorlesungen unsers verehrten Lehrers unter obigem Titel 
haben abdrucken lassen. 

41* 



644 ZWAYVNDNEWNTZIGIST CAP1TEL VON PAPSTLICHEM etc. 

oder lieb, sender vmb das er anfancklich christenlichcn glawbbekent (c) vnd ausge- 
sprochen hat zu chrislo, du bist des lebentigen goltes sun. Ja ist ainem vater, von 
\vegenseiner tugent etwas gegeben, dasselb erben sein nachkomen, ob sy gleicb nit 
souil tugenthaft, als ir vater gewesen ist. Dieweil nu all christen, als die schof gol- 
les in gantzer weld zerstraeet (d) vnd leiblich voneinander. deszhalbseinnsy geisl- 
Hch zesam zebringen in ainn scbofstal (e), nemlich in ainengeistlichenleib chrislen- 
licher kirch, awf das sy durch dieselb kirch mit Got auch veraint werden. Desz- 
halbhatchristusseinen schoefflen vil hyrten zuoegeordent, aber nur ainnhoecbsten 
awfgesetzt, nemlich petrum vnd sein nachkomen, albeg ainen nach dem andern. do- 
mit alle cristenbait auf ainikait (f) gegrunclt vnd nit gezwayet werde. Daz auch in 
aller geistlikait ain gewisser anfang vnntl hawp sey, vnd nacheinander richtige ord- 
nung erhalten vnd das ende in gotlicher ainikait erraicht werde. Dann was sich nit 
auf ainikait naigt, das ist in die long vnbestaendig. Nubedurffengegenbiirtigcrist- 
glawbig menschen ditsmals gleich sowol ains selsorger vnd hyrten, als die ersten 
christen sand peters vorzeilen bediirft haben, awf das synitseinn schof on ainnhyrten 
(g) vnnd komen in die hende poeses feindes. 

(a f glawbens. de onere ecclesie. c. 19. 3. (b ^ wayde. Job. 21. sieh. 91. . 

5. h. (c ^ bekent. mat. 16. tu es christus lilius dei viui. sich. 91. 5- 2. c. (df zer- 
straet. sieh. 91. . 7. e. el im 95. . 3. f. (e f schofstal. sieh. 91. . 17. i. (f ^| 
ainikait. im 94. . 11. e. (g ^ hyrten. iudith. 11. ant. fin. sicut oues quibus non est 
pastor, sieh. . 5. b. et sieh. 91. . 16- n. 

VII. ^ Der kirch obrer, als papst vnd dergleichen regierer, werden fur antler 
begabt mit heiligem geist, der kumbt zuo guoten vnd poesen. Johannes hat heiligem 
geist zuoegeschriben die prophecey, so caiphas (a) thet , vmb das er desselbenmals der 
synagog obrister priesler gewest, wiewol cr vnrechtlich eingangen vnd sonst auch vn- 
gerecht was. Haben nu die verwalter der Synagog vnnd die obrer awfmm stuoel 
moysi (b), durch heiligen geist, die warhait geweissagt vnnd in zweiflichen sachen 
entschid zemachen auch zwischen den juden zevrtailen gwalt gehabt. Vilmer ha- 
ben solhen heiligen geist vnd gwalt (c) die verwalter der kirch vnd die nachkomen 
petri, so awfrnm stuoel christi sitzen vnd der christenhait obrist vorgeer seinn. daz 
sy heilige schrifft, wo dieselb in sweifel gezogen wirt , macht haben zuo erklaeren 
vnnd daruber zwischen jrrigen parlheyenzeurtailen vnd entschid zegeben. Dawider 
kain ketzerey obsigen (d) sol, dann des koenigs (e) hertz ist in des herren hand, so 
stet die kirch awf gantz festem fels, der ewigen grundt (f) hat. ( 3 ) 

(a f caiphas. Job. 11. ant. fin. cum esset pontifex anni illius prophetauit. sieh. 

6. . 7. f. et sieh. 11. . 1- g. et 42. . 9. f. et 66. . 7. 1. et im 94. . 5. e. (b 1 
moysi. mat. 23- in prin. sieh. 51. . 7. f. et 12. . 5. g. (c f gwalt. sieh. 73. . 2. 
c. et 91. . 12. b. et im g- 8. a. (d f obsigen. sieh. . 1. e. (e ^ kb'nigs. prouer. 
21. in prin. sieh. 39. . 7. a. (f ^ grund. cccli. 26. in fin. fundamenta eterna supra 
petram solidam. 

VIII. f Beslimbter gwalt (a) der geistlichen ist im alten gesetz figuriert, do 
moyses dem volckh fiirgesehen (b) vnd beuolhen hat. Wo dir swaer vnd zweiflicli 

( 3 In der lateinisehen Uberselzung macht Berthold noch folgeriden Zusatz: Hoc cernere 
licet temporalium rerum ordine. ubi corpora coelestia (quibus lanquam organ is deus moderator 
terrena alioquin ad interrituin proria ct corruptioni obnoxia) suis influenlijs in inferioribus 
continuain generationcm et yitam perpetuant. Eis igitur deus eximias indidituirtutes nimirum 
lucendi, illuminandi, tonandi et coruscandi. Pariter in uniuersa ecclesia continente coelum et 
terrain, i. slatum spiritualem et temporalem deus spiritualibus, tanquam coelis enarrantibus 
gloriam dei, indidit gratiam illuminandi laicos honestate uitae: calefaciendi ardore charitalis: 
bumectandi salubribus consilijs: uiuificandi sacramentis: tonandi minis: coruscandi increpatio- 
nibus ul in omnem terrain exeat sonus eorum seu sequacium Chrisli discipulorum. 



DREWUNDNEWNTZIGIST CAPITEL VOM SACRAMENT etc. 645 

sacben fiirfielen die anhaim vnder der porten nit moechten erledigt werden , alsz- 
denn soldestu hinaufgeen an das ende so got erwelt hat. vnd daselbs komen zwden 
priestern des geslaechts leui vnd zum richter der zur zeit sein wirt, dieselben frag, 
so werden sy dir vrtailen des gerichts warhait. Vnd du soldest thuon was jhene, 
die der stat (c) gottes fiirgesetzt seinn, dir sagen vnnd dich nach dem gesetz lernen. 
Du soldest aucb irem vrtail nacbkomen. vnd dauon nit weicben, weder auf rechte 
nocb tenckheseyfen. Wer aber awsiibermuoet, nit wil gehorsam sein dem ge- 
scbaeft des priesters, der zur zeit ist im dienstgottes, derselb mensch sol sterben(d) 
auseftailung des ricbters. Hat nu der vorlawffer christi moyses der synagog, als 
figurierter kirch, fiirgesehen (wie verstanden ist) Warumb wolt warer christus 
seiner kircb nit aucb furseben, die furfallenden zweiflich irrung zuoerledigendurch 
semen gesctzten ricbter den papstvnd sein beysitzer die regierer der kirch. Welhe 
kircb christus mit vergiessung seines aigen pluoets, erledigt hat. Wer aber vnge- 
horsam ist der satzung des obris'een priesters, der diser zeit der kirch furgesetzt 
ist, als papst, derselb felt in lodsiind , aws vrtail Christi. der spricht. so ainer 
die kirch (e) nit boert, derselb sey dir als ain hayd vnd offner sunder. Wann nu 
in heiliger scbrifft oder sonst in der kirch, irrung furfallen, kan ainschrift diean- 
der nit awslegen (f), vnd nyemant mag in seinem zweifel sein aigner richter sein, 
sender er sol komen an die stat (g), so got dartzuoe hat erwelt. das istwasRoe- 
mischer stuoel oder christenlicbe Concilij, in fiirfallenden irrungen erklaeren, be- 
schlossen haben oder noch beschliessen werden , das ist yeglicher christ schuldig 
zehallten (b) alszlang bis annders durch die kirch befunden wirt. Biszher ist be- 
schlossen der puoess sacrament mit seinen anhangenden artickeln, numals ist ze- 
sagen von nachuolgenden dreyen sacramenten, oelung, weich vnd kauschaft. 

(a ^ gwalt. sieh. . 7. c. et sieh. 73. 2. c. et 91. . 12. b. (b f fiirgesehen. 
Deu. 17. inmed. (c f stat. Deu. 17. qui praesunt loco quern elegerit dominus. im g. 
et sieh. 14. . 3. g. et sieh. 91. . 5. b. (d J sterben. sieh. 90. . 5. a. (e f kirch. 
mat. 18. si ecclesiam non audierit. sieh. 91. . 11. h. (f ^ awslegen. sieh. 14. . 3. 
e. et . 12. a. (g 5 sta t- sieh- c< et sie ^- 5. d. et sieh. 91. . 5. e. (h ^ zehal- 
ten. sieh. 91. g. 14. a. 



DREWUNDNEWNTZIGIST CAPITEL 

voiu gacfauieut der oeluug. 

1 Vnser bailer Jhesus ist genant christus, vmb das er der gesalbt (a) gottes 
ist vnd sein salbung gnaediklich in die menschen flewsst (a). Darumb werden 
christglaubig dreymal gesalbt. als figuriert ist im dauid. der dreymal gesalbt 
was. Erstlich (b) in seines vaters haws dieweil er jung gewesen , zuo aimm zai- 
chen seines kiinftigen reichs. vnd bedeyl des kinds salbung die vnderm tawf be- 
schiecht im haws chrislenlicher lurch, zum zaichen kiinftigs bimelreicbs. Zum 
audern mal ist dauid zuo ebron gesalbt vber das geslaecht juda (c). darnach hat 
er vil krieg gefuert. dadurch die firm bedeyt ist. Dieselb firm zuoberait mensch- 
lichen geist zcstreytten (d) wider gottes feind, als in worten vndsegenderfirmung 
angezaigt wirt. Die lesst oelung zuoeberait menschlichen geist zuo got (e) paid 
zeziehen, vnd beschiecht mit petlichen wortten. Darumb ist zum dritten, aber- 



646 DREWUNDNEWNTZ1GIST CAPITEL 

mals in Ebron, dauid gesalbt zuo koenig vber gantz volck jsrahel (f). Nach der- 
selben salbung hat er berueblich regiert. Dasselb bedeyl leste salbung deroelung, 
nach der wir sollen koemen zuo got vnd ewiger ruoe. 

(a ^ gesalbt. sieh. 9. . 6. b. (a f flewsst. 1. Job. 2. in fin. vos vnccionem quam 
accepistis ab eo, maneat in vobis. sieh. 28. . 5. h. et 61. 5- 3. a. (b f erstlich. i. 
Reg. 16. sieb. 60. . 12. a. (c J iuda. 2. Reg. 2. in prin. sieh. 61. . 2. b. (d j 
slreytten. sieh. 61. . 1. c. (e \ zu got. im 94. . 1. f. (f ^ jsrabel. 2. Reg. 5. in 
prin. et 1. paral. 11. in prin. 

II. ^ Dieselb lesst salbung bat der herr Jhesus geordent, do er seinen jun- 
gern gwalt gab die krancken mit oel zosalben vnd gesund zemacben , als sy dann 
solhen beuelh awsgericht babcn. wie ira ewangeli (a) steet. Nachmals hat hei- 
ligorgeist durch jacobum solh sacrament, inderkirchzehalten, awfgesetzt vnd ge- 
poten die krancken mit oel zesalben (b). Solhe oelung ist lesste geistliche artze- 
ney. dorinn geraicht wirt gnad vnd abwaschung der siindigen mail, dadurch 
swacher geist des krancken menschen besterckt vnd zuoeberait auch wol gescbickt 
werde ewige gesundhait zuoerlangen vnd zuo saeligemlebenzekomen. Danndie- 
weil menschlicber geist hie ist in seimm todlichen fleisch, er welle oder nit, wirt 
er gezogen zuo poeser gier. dadurch er offt in vbeltat fellt, vnd gemailigt auch 
vngeschickt (c) wirt, got vber alle ding zeljeben vnnd jtne (wie sieh gebiirt) fleis- 
siklich zedienen. Darumb des sterbenden (d) menscbens notdurft eruodert zuo- 
empfahen heilige oelung, als ain sondere hilf, sieh in seimm sterben zeuersueenen 
(e) mit got. dene er in seim leben dickermals hat belaidigt. Darawf sol derster- 
bund mensch das sacrament (f) des zarten leibs christi auch empfahen. domit or 
awfmm weg des sterbens ain ergetzlikait vnd narung hab wider sein swachhait. 
Vnd ob menschlicher geist nocb nit gnuogsam geschickt waere zuo got einzegeen 
vnd deszhalb durch das fegfewr (g) gerainigt werden mueesst. alszdenn ist dem- 
selben geist not, daz er durch das sacrament heiliger oelung gesterckht werde. 
destleichter zeleiden des fegfewrs pein ( l ], 

(a ^ ewangeli. mat. 10. in prin. etmarci. 6. sieh. 58. . 11. k. (b J salben. jaco. 
5. sieh. 75. 5- 5. f. (c f vngeschickt. sieh. 81. . 6. e. (d J sterbenden. sieh. 58. 
5. k. (e f suenen. sieh. 55. . 3. g. (f ^ sacrament, sieh. 67. . 1. p. (g ? * e S- 
fewr. sieh. 80. . 7. g. 

III. ^ Dann zway ding irren menschlichen geist gen himel zefaren. ains ist 
geistliche swachait (a), die dableibt nach geistlicher todlichen kranckait, das ist, 
nach todsiinden , von clenen der sunder durch rew vnd peicht awfgestanden ist. 
Jn mass wie nach leiblicher todlicher kranckhait (von derainer awfsteet) nochain 
leibliche schwachait hinden beleibt (b). Darawf gepewt vns durch esaiam (c), daz 
wir vnser laessig hende besterckhen vnd die swachen knye aufrecht machen. Zurn 
andern irren laeslich (d) siind, dadurch menscblicher geist awfmm weg gehindert 
wirt zuo got paid zekomen. yelz bestimbtbed jrrung werdenaufgehebt vonjhe- 
nem, der andaechtiklich empiaecht das sacrament lesster oelung (e) , so geraicht 
wirt zebesterckhen vnd zerainigen menschlichen geist nit zuoerkiicken von tod- 

( l Ohne sieh in eine weitlaufigere Beweisfiihrung einzulassen, ob die Olung ein Sacrament 
sey, gebt er gleich zu den Wirkungen dieses Sacraments iiber, die er genau nach derKirchen- 
lehre angibt. Da die Neuercr des sechzehnten Jahrhunderis dieses Sacrament nicht annahmcn, 
sondern den Brief des hi. Jacobus, der dieses Sacrament verkiindet, aus dem Canon entfernten 
urn einigermassen den Schein des Widerspruchs i.n der Glaubens- und Rechtfertigungstheoric 
zu vermeiden, so hat das Concil von Trient die Olung feierlich und ausdriicklich als Sacra- 
ment neuerdings besta'tigt und die Gegner mit dem Bann bclegt. Scss. XIV. can. 14. Aas- 
fiihrlichere Beweise liefert jede Dogmalik. 



VOM SACRAMENT DER OELUNG. 64 1 : 

siinden. Wie in sacramentcn der tawf vnd puoes menschlicbergeistvon todsun- 
den erkiickht, also wirt jme sein swaere purd im sacrament der oelung geringert 
(f) vnd die siindigen mayl abgewischt, souil er des leiden christi tailhaftig (g) wor- 
den ist. Vnd wiewol dieselb oelung entlich zuo ringrung menschlichs geistesge- 
raicht. mag doch dadurch der leib im gemuet, anseinem last vnd beswaerungen, 
aucb geringert werden, nach sag des weisen. Froelicb (h) gesnueetmachtainge- 
rueerigs allter. trawriger geist erderrt das gepain. 

(a 5 swach. sieh. 58. . 4. f'. (b f bleibt. sieh. 81. . 6. b. (c f esaiam. 35. in 
prin. (d f laslich. sieh. 58. . 4. 1'. et i. (e ^ tilling, sieh. 36. . 8. b. et 58. 5- 7. 
g . (f f ringert. im . 4. c. ct sieh. 58. . 10. e. et 81. g. 8. a. (g f tailhaftig. sieh. 
3. . 10. f. (h f frolich. prouer. 17. in fin. animus gaudens aetatem floridam facit. 

IV. f Wie die tauf form vnd mass, aucbmateri vndzaichen hat des auswen- 
digen leiblichen abwaschens, zuo bedeyttung jnwendiger abwaschung. also hat 
leste oelung form (a) vnd gepaer auswendiger salbung der swachen glid. zu an- 
zaigen jnwendiger salbung. die heiligergeistlegtan menschlichen geist, derdurch 
dieselben glid gesiindigt hat. Die materi (b) discs sacraments ist paemoel. wie 
mit oel wunden vnd auder verserung des leibs gemildert. also werden mit got- 
licher gnad durch die oelung geringert (c) sundig wunden des menschlichen gei- 
stes. nach laut der schrift. Auf das derselb geist, in andacht, glaub, hofnung vnd 
lieb moege dorthin koinen zuo volkomener gesundhait. Vnd beschiecht mitaus- 
wendigen zaichen, auf das die bedeyttung gleich sey jnwendiger wiirchung. Dar- 
umb wirt der oelung sacrament nur todlich kranckenvnd nit gesunten, verstaen- 
digen, nit vnuerstaendigen noch kinden geraicht, nachdem mit demselben sacra- 
ment geertzent wirt geistliche vnd todlichekranckait, darein verstaendigvndvogt- 
ber, nit kind noch ainfaltig lewt fallen. Dann gesund lewl sollen suechen das sa- 
crament der puoes. vnd die krancken sollen begem der oelung. sonst on jr pete, 
ist jnen dits sacrament nit zeraichen. Darumb seinn die wort vnd vrsach diser 
salbung gestelt auf todlicheu kranken menschen, des swache glid, als awgen, oren, 
nasen , hend vnd fueess (mit denen er gesiindigt hat) gesalbt werden durch ainn 
priester als stathalter cristi des waren geistlichen artzt (d). Wo gleich auswen- 
dige salbung nichts am leib hi 1ft noch leiblichs wiircht. ( 2 ) Wiedanndie tawf auch 
nit vil vnflats am leib abwaescht , nichtsweniger wiircht dannoch das sacrament 
volkomenlich jnwendig im menschlichen geist, nach gelegenhait seiner andacht vnd 
schicklikait. Dann die sakrament seinn an jnselbs volkomen, uachdem sy ir kraft 
baben aus iiberflussigem verdienn vnd leyden christi. Wann gottes gnad dem 
menschen am sacrament abget, dasselb wirt versawmbt durch schuld des men- 
schens, der solh sacrament vnordenlich empfaecht. Ob etwer nach empfangener 
oelung vber das jar kranck belib oder nach verscheinung des jars widerumb tod- 
lich kranck wurde, demselben mag der oelung Sacrament, doch nach aim jar, aber- 
mals mitgetailt werden. Dasselb sacrament gewingt erst sein kraft vnd wiirchung 

. . ~~* ~ * 

( 2 iJber Wesen und Wirkung der letzten Olung sagt dasConcil von Trient: ,,UnddasGe- 
bet des Glaubens wird dem Kranken hel fen, und der Herr \vird ihn aufrichlen, und bat er 
Siinden auf sieh, die werden ihm erlassen werden. Denn das TVesen besteht eben in dieser 
(made de.s heiligen Geistes:" dessen Salbung die Yergehen, die ehva noch auszusb'hnen sind, 
und die Uberbleibsel derSiinde lilgt, und dieSeele des Kranken erleichtert und starket, indem 
sie in ihm ein grosses Vertrauen auf die gottliche Barmherzigkeit erregt, wodurch derKranke 
untersliitzt, sowohl die Beschwerden und Miihseligkeiten der, Krankheit nicht so schwer tragt, 
als auch den Versucbungen des der Ferse nachstellenden Teufels leichter \vidersteht, und zu- 
weilen die Gesundhcit des Leibes, wo es dem Heile der Seele frommen mag, erlangt," 
Sess. XIY. cap. 2. 



648 VIERUNDNEWNTZIGIST CAPITEL 

zuo lester oelung im sterben des gcsalbten, alsdenn wirt er geringert oder geer- 
tzent an geistlicher kranekhait seiner sele. 

(a f form. sieb. 59. . 6. a. (b ^ materi. sieh. 59. . 1. b. et 61. . 3. f. (c 
ringert. Jaco. 5. ant. fin. alleuiabit cum dominus si in peccatis est. sieh. . 3. f. i 
f arczt. sieh. 58- 2. c. 



VIERUNDNEWNTZIGIST CAPITEL 

von der weicli. 

I. Obberuerte fiinf sacrament, von denen biszher gesagt ist, benentlich tawf, 
tirm, fronleib christi, puoes vnd oelung seinn zuoegehoerig sondern (a) personen, 
die an iren selen , durch solbe sacrament gebessert werden. Jn der beschaiden. 
Menschlicher geist wirt durch die tawf (b) erledigt awserstem fal, durch die fir- 
mung (c) bekreftigt, durch den fronleib (d) christi ernert, durch die puoes (e) er- 
ledigt awsdem andern fal vnnd durch lesste'oelung (f) zuoberait gen himelzefaren. 
Die nachuolgende zway (g) sacrament seinn zuoegehoerig gemainem slannd cbri- 
stenlicher kirch. Die weihe ist geordent zuo geistlicher geperung. Die kanschaft 
zw leiblicher. Wie aws ordnung gotsain menschvom andern natiirlich vnd leib- 
lich geporen (h), also aus ordnung christi wirt ain rnensch vom andern gnediklich 
vnd geisllich geporen im tawf. Vnnd wie got geordent hat durch den menschen 
zegeperen allain ain andern rnenschlichen leib, in denselben ainn newen geist ein- 
zegiessen jme got vorbehalten. Also hat er geordent durch den priester oder in 
noetten (i) durch ander, den leib des menschens allain scheinberlich zetauffen, aber 
gnad inn geist einzegiessen hat jmselbs christus vorbehalten. Nymwar in leib- 
licben sachen wiirchen got vnd der rnensch , got vnd leiblicher vater (k) geperen 
ain kind , dasselb erneren got vnd leibliche muoter. Got vnd der artzt machen 
den krancken gesundt, got vnd der werchman pawen ain haws etc. (doch ist got 
allenthalben prinzipal vnd der mitwurcher nurgottesjnstrument (I)). Dergleichen 
got vnnd der priester tawffen oder finnen oder speisen oder absoluieren ainn men- 
schen. Got ist rechter wiircher, der priester ist sein dienervnd pot, sein jnstru- 
ment vnd mittel, dadurch geraicht wirt das sichtig sacrament dem. sichtigen leib, 
dorinn got die vnsichlbar gnad verleicht dem vnsichtigen menschlichen geist. (*) 

(a ^ sondern. sieh. 58. . 7. h. (b J tawf. sieh. 60. . 1. e. (c f firm. sieh. 61. 
. 2. e. (d f leib. sieh. 67. . i. e. (e <f pues. sieh. 60.". 14. f. (f f olung. sieh. 
93. . 1. e. (g ^ zway. sieh 58. . 7. i. '(h f geporn. Gen. 9. in prin. sieh. 51- 
S- 16. b. (i f notten. sieh. 60. 5. 11. a. et im . 14. a. (k f vater. sieh. 47. . 3. a. 
(1 ^ instrument, im . 2. c. et sieh. 39. . 4. k. 

II. ^ Menschlich geslaecht nach seinem fal, zuo seiner widerkerung, muoes 
zway haben. Ains ist gotliche gnad, die den menschen widerumb geistlich geper 
besterck, ernervnd zuo seinem hay! vnnd saelikaitnach notdurft zuoberait. Nach- 

(* Dass der hi. Geist es ist, welcher die Priester weiht, und der weihende Bischof nur 
das Werkzeug des hi. Geisles, setzt er in der Uberselzung noch hinzu, indem er sagt: Prae- 
terea presbyterorum ordinatio spiritui sancto, non episcopo adscribitur: quum quidem Paulus 
ait quod spiritus sanctus illos posuerit ad regendam ecclesiam dei. (Actu. 20. sieh. . 2. 
ant. med.) 



VON DER WEIGH. 649 



dem aber sunder mensch nit wirdig noch geschickht ist, daz jne got voustundan 
ausmm vnflat vnd kot inn hiiriel on mittel erheb. Deszhalb ist zum andern not 
(Jaz menschlich gcslaecht hab ainn miller durch den die menschen zuo gnaden 
gotskomen moegen. Derselb mittler (a) ist vnser herr jhcsus cbristus, der zuo 
himel sitzt bey himlischem vatervndhat hie geordent sein geistlich ambtlewt, den- 
selben gwalt (b) geben, an seiner stat zeraichen siclitige sacrament, vnder denen 
christus sein verdienn gegen got vnd gnad gegen vns vnsichtbarlicb austailt vnd 
verleicht Solhergwalt \virt geraicht in dcr weich. Vnd wiewol die geweichten 
jrweich empfahen vom weich pischof, ist doch dieselb weich mitsarnbt bestimbtem 
gwalt, anfaencklich hie von christo vnd flcwst in die geweichten durch den pi- 
schof, als durch ain jnstrument (c) christi. Dann wie erster leiblicher vater adam 
durch ander vaeter die menschen raeret vnd von adams leib all menschen komen, 
also meret der erst geistlich vater vnd pisohof jbesus christus, durch ander pischof 
die geweichten. Also komen all priester mitsambt irern gwalt vom gwalt vnd se- 
gen cristi. Der selbs (d) rechler vnd erster priester auch sacramenllicher gnaden 
milder gaber ist. Wie nu zuo hayl der menschen not ist aines mitler, nemlich 
vnsers herren jhesu christi vnd seiner sacrament, also thuot auch not daz christus 
stathalter awf diser erde hab, nemlich priester (e), als mitler zwischen sein vnd 
seiner glide, so von jm die sacrament zeraichen beuelch vnd gwalt haben. Nyemant 
mag on gwalt aines andern sachen ausrichten noch verwalten, lawt heiligerschrift. 
Nyemant 'Sol predigen nur er werdevon got gesandt (f). Jtem ainer sol dem an- 
dern diencn, yeglicher tnit der gnad (g), das ist mit dem gwalt, so er von Got hat, 
dasselb soil jr awstailen als gueet hauszhaber menigfeltiger gnaden gotes. Die- 
selben priester seinn, als ambtleiit (h) gotes, aufgesetzt nit allain die sacrament 
zeraichen sonder auch andern gotszdienst in christenlicher kirch auszcrichten, als 
tagzeit petten, singen, lesen vnd dergleichen. Danebcn hat geistliche oberkaithie 
zeuerwalten den gerichtszwang (i) christi, wie oben vnd hievnden stet. 



(a f mitler. sieh. 10. . 1. d. (b J gwalt. im . 3. d. et sieh. 91. . 12.- b. 
instrument, sieh. . 1. 1. et im . 6. b. (d f selbs. im 95. . 4. i. (e J priester. im 
. 11. d. (f f gesandt. ro. 10. ant. fin. quomodo praedicabunl nisi mittantur. sieh. 
91. . 11. e. (g 5 gnad. 1. Pet. 4. in med. vnus quisque sicut accepit gratiam in al- 
terutrum illam administrantes. (h f ambtlewt. im . 7. i. et im 95. . 3. e. (i f ge- 
richtszwang. sieh. 71. . 4. i. et im 95. . 2. a. 

III. ^ Menschlich geslaecht ist awsmm paradis so hart herab gefallen, daz es 
on new staffel (a) nit kan widerumb awfsteygen noch komen an dascnde zuo dem 
es fiirgenomen ist. Darumb hat christus ainen weg zuo demselben ende zuobe- 
rait, benentlich sein kreytzvnd kirch, dorinn etlich staffel vnd caracteres (b) seinn, 
nemlich die taut', auf den treten mueessen all menschen die zum weg cristi komen 
wellen. Der ander staffel ist die firmung auf dern besteensollenstreytbarcristen. 
Nachmals auf siben (c) staffeln seinn allain geistlich personen, daz sy mit jnen sol- 
ten vbersich fueeren ander lewt, nemlich layen. Dieselben layen bedurffen zuo 
jrem hayl der sacrament vnd deszhalb der geistlichen personen , die in kraft ires 
gwalts (d) (so sy von christo haben) rnoegen andern lewten notdurftige sacrament 
raichen. Daraws erscheint, daz geistlich personen vbcr layen vmb etlich staffeln 
hoher steen. So seinn geistlich staend auch vngleicb, darunder ain person hoeher 
oder nidrer (e) dann die ander ist. Wiewol all christglawbig geistlich vnnd welt- 
lich in glawb vnd lieb gottes gleiche glid christi vnd der kirch seinn, stet doch im 
gwalt vnd ambt ain glid vber das ander, das haup ist hoeher dann die fueess. Pau- 
lus spricht, alle christenliche glid (f) haben nit die ainigwtirchung. Domit vnder 



650 VIERUNDNEWNTZIGIST CAPITEL 

christenlicben gliden ain gemaese ordnung sey in der kirch, dorinnligenzwayerlay 
durftiger spitaler, etlichen wirt die pfruendt zuegetragen durchdie andern als die- 
ner, dieselben haben daneben aucb jr pfruendt. Dergleichen empfahen die geist- 
lichcn selbs beilige sacrament vnd daneben raichen sy solhe sacrament andern 
lewten, aimm yeden nacb seiner notdurft. Dergestalt seinn die geistlichen inho- 
berm stand dann die weltlichen. welh weltlicb vnderworffen seinn iren geistli- 
chen obrern, nit das dieselben herscben, sondern jren vndertbanen dienen sollen 
nacb des herren beuelh. Daz geistlicbcr obrer sol sein als ain diener (g). Dane- 
ben soellen die cristen gehorsam laistcn iren geistlichen vorgeern mit forcht vnd 
ere erbieltung, nach lere pauli, der setzt. durch die gnad (h) sollen \vir got die- 
nen mit forcht vnnd zucht, awf das wir got geuellig werden. 

(a f staffel. sieh. 26. '. 1. a. et 87 .1. c. (b ^ caracteres. sieh. 59. . 3. b. 
et im . 4. a. (c 5 siben. im . 4- b. et k. (d J gwalt. mat. 18. job. 21. sieh. . 2. 
b. et im . 5. b. et . 6. g. et sieh. 73. . 2. c. (e f nidrer. sieh. 91. . 6- d. et. 
15. d. (f 5 gl'd. Ro. 12. omnia membra non eundem actum habent. sieh. 41. . 1. 
i. (g ^ diener. Luce. 22. sieh. 65. . 8. p. (h f gnad. hebr. 12. in fin. per gratiam 
seruiamus deo. 

IV. f Der weihe sacrament bat in seinem caractere (a) oder warzaichen 
(nach mainung heiliger lerer) siben staeffel (b.), die genent seinn siben ordnung, 
Die juristen vermainen zesein newn staeffel oder ordines der weihe, nach zal der 
ne\vn englischen choer, als seinn die erst abscherung vnd hoechste pischolliche 
Consecration zwo besonder weihe. Aber erste abscherung oder tonsura (c) ist 
kain staffel, sender ain zuoberaittung zuo der weihe. ( 2 ) Wo von aim stand in 
den andern zcgeen, daselbs ist not daz zwischen beden staendcnbcscheheainzim- 
liche zuoberaittung, als ain abfart vnd zuoefart. Nachdem nu ain schuoeler vom 
laystand tritt zw geistlichem stand, ist die abscherung ain fuoglich mittel zuo ai- 
nem anzaigen, daz er sieh numals der weld verzeihe. Darawf haben die apostel 
anfangs awfgesetzt den geistlichen platten (d) zetragen, als sieh befindetinjren ge- 
schichten, do sy paulo beuolhen haben, daz er sieh mitsambt vicr verliibten rnan- 
nen, solt rainigen vnd auf sein costung jre hawp bescheren lasscn. ( 3 ) Die closter- 
lewt seinn scbier gar beschoren vmb daz sy aigene zeitlicbe gueeler zuosambt der 
weld verlassen. Doch zu ires leibs narung auch zuo der kirchen ziervnd zuoar- 
rner leiit almosen besitzen sy noch in gemain zeitlichegueter. Deszhalb tragensy 
auf iren haupen ain kraentzel bar, in form ainer coron vmb das sy seinn des koe- 
niklichen priesterthumb (e) vnd gottes, als des boechsten koenigs diener. Wer 
demselben dient, der regiert (f), nemlich ihen, die von siinden erledigt, seinn nu- 
mals knecht gottes. Das abscheren ist awswendig zaichen (g) der weihe, der ca* 
racter ist jnwendig bezaicbung gedruckht in desgeweichtengeist, dadurch jmege- 
geben wirt ain geistlicber gwalt vnd ambt (h) nider oder hoher, nach gelegenhail 
des weicbstaffels. So ist auch pischofliche consecration kain newer caracter noch staf- 
fel der weich, sonder ain erhoehung der wirde, dorinn prieslerlicher caracter itn 
gwallt erweitert vnd gewirdigt ist vmbsouil daz ain piscbof (i) die leiit firmen vnd 
priester weiben auch vber sieh richten moege. AVie die menschen ainer nalur 
vnd natiirlich gleich seinn, doch ainer vber den annderkumbt in gwalt, inherlikait, 

( 3 Der romische Katechismus bcmerkt: Incipiendum cst autem a prima Tonsura, quam 
quidem docere oportet, quandam praeparationem csse ad Ordines accipiendos. P. II. cap. VII. 
q. 13. Klee, Bd. III. pag. 352. Anmerk. 5. 

( 3 Diese Zuriickfuhrung der Tonsur in die apostolische Zeit griindet sieh auf eine Slelle bei 
Beda, Hist. Anglorum lib. IV. cap. 22. die auch Baronius auf das Jahr 58 aufgenommen hat. 



VON DER WEIGH. 651 

in kunst, in lugenten, also habe'n all geweicht ain sacrament der weich vnd ainn 
caracterem in siben (k) staffeln, aber vber dieselben ist ain pischof erhoecht vnd 
sein gwalt vnd wirde gemert vnd erweitert vber ander priester. ( 4 ) 

(a f caracter. sieh. . 3. b. et im . 5- c. et . 6. c. et . 8. c. et sieh. 59. . 3. 
b. (b \ staffel. sieh. . 3. c. el sieh. 58. . 4. h. (c ^ tonsur. (d f platten. actu. 
21. in mod. impende in illis vt radant capita, sieh. 88. . 6. g. (e ^ priesterthumb. 
1. pet. 2. sieh. 41. . 2. d. (f ^ regicrt. deo seruire est regnare. Ro. 6. in fin. libe- 
rati a peccato: serui facti sunt deo. (g f zaichen. im . 5. a. (h ^ ambt. im 95. 
. 4. d. (i 5 pischof. sieh. 17. . 13. c. et 58- . 12. g. (k f syben. sieh. . 3. c. 

V. ^ Wie in andern sacramenten, durch awszwendige vnd sicbtbare zaicben 
(a) oder werch bedeytt vnd geraicbt wirt jnwendig vnsicbtbare gnad , also im sa- 
crament der weihe, durch ofienlicbe zaichen, wort, weis vnd instrument, wirt 
menscblicher geist erhoecht vnnd gesetzt in ain sender ambt, das ist in hoehern 
stand vnnd groessern gwalt (b) dann er vor gewest. Derselb gwalt (b) ist geist- 
lich vnnd wirt von got vnder disem sacrament geraicht vnd gegeben allain dem 
geist des geweichten, nit seinem leib, wiewol solhes beschiecht durch seinn 
leib so derselb die instrument der weich berueert. Durcb die weich wirt in 
des geweichte geist eingedruckt das jnwendig zaichen genant caracter (c). Wie 
derselb caracter im tawf scbaidet vnnd absonndert den christen vom hayden. 
Jn der firrnung den bestaetten christen von vnbestaetten , also im weyhen 
schaidet der caracter den geistlichen vom layen. Jm tawf vnd firmung bringt der 
caracter mit jm ain sondere angenaeme gnad , die den getawften vnd gefirmten 
mensehen gotlicher maiestet angenaemer (d) macbt dann er vormals gewesen ist. 
Aber in der weich bringt caracter kain sondere angenaeme genad, anders dann 
daz dadurch der geweicht empfacht ain ambt vnd sondern geisllichen gwalt vber 
ander lewt vnd zuo zeiten sondern einflus vnd gnad (e) des heiligen geist. 

(a J zaichen. sieh. . 4. g. et sieh. 59. . 6. a. (b f gwalt. sieh. . 3. d. (c ^ 
caracter. sieh. . 4. a. (d f angenamer. sieh. 42. 5. 4. It. (e f gnad. 1. Thi. 4. sieh. 
42. . 9. f. et 92. . 7. a. 

YI. f Dieselb gnad vnnd geistlicher gwalt wirt nit auszgelescht (a) durch des 
geweichten missetat in mass der anndern sacrament gnad durch todsiind aufge- 
hebt werden. Der geweicht mag aigenwilliklich verlieren all ander gnad goltes 
vnd sichselbs verdammen, aber von jm mag emit werffen das ambt vnd gnad der 
weich noch eingedunckten caracterem. Deszhalb ander lewt ir saeligkait, durch 
den gwalt desselben prieslers, als gottes instrument (b), wol suoechen vnd linden 
moegen. Ain yeder priester mag aus gwalt cristi (docb nach christenlicher ord- 
nung) den lewten raichen die sacrament, dieselben hangen an Christo, nit am prie- 
ster. Desselben poszhait (c) oder friinckait gibt oder nymbt nichts seiner weicb 
noch gwalt noch dem Sacrament. Des priesters poes leben ist nur jmselbs nit an- 
dern leiiten schedlich (d). Es bleibt auch die weich mitsambt jrem caracter (e) 
ewiklich in geweichten personen, hyc alien mensehen zuo nulz vnd clort den ge- 
rechten geistlichen zuo merer glori, den verkerten zuo groessern schanden. Jn 
cristenlicher kirch sitzen die geweichten aufmm stuoel cristi. Wie vorzeiten in 

( 4 Berlhold glaubt mit mehrern anderen Theologen seiner Zeit, class das Episkopat kein Sa- 
crament sey. Dogmatisch ausgesprochene Lehre ist es nicht, sondern nur eine fast allgemeine 
Ansicht der Theologen. Desswegen kann man aber nichl behaupten, dass acht Sucramente seyen, 
sondern in dem Ordo, "Weihe, ist sowohl das Presbyterat als das Episcopal enthallen. Dass 
der Ordo ein Sacrament sey, das einen unausloschlichen Charakter eindriicke, hat das Concil 
von Trient neuerdings bestatiget. Sess. XXIII. cap. 14. c. 13. 



652 V1ERUNDNEWNTZIGIST CAPITEL 

der synagog die schrifftgelerten vnd phariseyer gesessen seinn aufmm stuoel (f) 
moysi. Darumb haben sy von cristo gwalt vnnd mer dann die priesterschafft im 
alien gesetz von moysi gehabt, die allain in figur gehandelt. wie hewt cristenliche 
priesterschafft in warhait iren gewalt brawcht. Yedcr priester mag zuo vnns 
sprechen (wic paulus). Wiewol job nicbts bin, dannocb seinn vber e\v bescbehen 
die zaicben meines gwallts (g), als aincs apostels. Solhen gwalt baben die geweichten in 
alien faelen, sy seinn guot oder poes, jrer person halb wirt dem gwallt nichts benomen. 

(a f gelescht. sich. 86. 2. a. ct 91. 5. 9. a. (b 5 instrument, sieh. . 2. c. 
(c \ poszhait. im . 7. b. et sieh. 91. 5. 13. d. et 66. . 7. i. (d f schedlich. im . 
7. g. (e f caractcr. sieh. . 4. a. et sieh. 59. . 3. b. (f f stuel. Mat. 23. in prin. 
sieh. 12. . 5. g. (g f gwalts. 2. Corin. 12. in med. sieh. . 3. d. 

YII. f Nym ain beyspil bey leiblicbem valer destugent odervntugent nicbts 
aendert in leiblicher geperung. Wann sein same inmuoterleib nacb ordnungder 
natur, aim meuscben gleicb formiert (a) ist, vonstundan bescbaeft Got ainn newen. 
geist vnd gewsst denselben in berayten leib, vnangesehen des vaters wesen, essey 
guot oder poes. Desgleichs des priesters vnlugent (b) verbindert nichts an gotli- 
cher gnad. Dieselb wirt gegeben jhenem der vom priester ordennlich empfacht 
ain Sacrament. Dasselb sichtbar sacrament vrsacht zekomen vnsichtbare gnad 
gots, in mass des vaters leiblicher sam vrsacbt zekommen vnsichtbaren menschli- 
chen geist. Wie got nit verzeicht dein kind des poesen vaters ainen newen geist 
einzegiessen, also verzeicht Got nit sein gnad mitzetailcn jhenem menschen der die 
sacrament vom poesen pfaffen andaechtiklich empfacht, nachdem solhe sacrament 
von Christo, nit vom priester hie seinn. Dergestalt bekent christus, daz schrifft- 
gelert (c) vnd phariseyer, wiewolsy verkertgewesen, dannochin jremambt gewalt 
vnd oberkait gehabt, das volck zevnderweisen vnd zeregieren. Der vnderthan sol 
seinem herren gehorsam laisten in alien gepoten, obgleicb gesandterpot, bey dem 
der herr seinn brief schickt oder sonst sein maynung verkiinden laesst, selbsvnge- 
horsam vnd vnendlich ist. Dir moecht ain guoter wege oben vber ain schoeue 
wisen angelzaigt seinn durch ainn pawern, derselbs ainn poesen weg vberstoeckh 
vnd stain oder mitten in ainer lackhen gieng. Du wurdest jme on zweifel nit 
nachgeen, sonnder seinn wortten volgen. Darauf lernt dich der herr, daz du dei- 
nes selsorgers wort, vnnd nit seine werch, hallten (d) vnd thuon soldest. So da 
seine lere verschmaehest (e), hast du nit den menschen sonnder Got verschmaecht. 
Doch erayscht die vernuft vnd erberkait, daz die geweychten, alsanderrlewt vor- 
geer, guot exempel vortragen, tugenthafft leben vnd erbers wesens seinn vnd auch 
thuoen was sy sagen (f). Alsuil des priesters person berueert, kahn er in todsiin- 
den die sacrament nit wirdiklich handeln nocb wandeln, sender jmselbs zuo ge- 
richt (g) vnd verdamnusz. Aber dir mag er nit schaden in raichung des sacra- 
ments, desselben krafft kumbt her von Cristo, dorjnn du souil gnad empfahest als 
ob dir christus selbs solbe sacrament raichte. Darumb soldest du nit fragen nach 
des priesters leben, sonder auf dicbselbs schawen, daz du ordenlich das sacrament 
annemesl. An desapotecker gesund oderkrannckhaithengt nitder artzneykraft, 
dieweyl apolecker dieselb arlzney kocht vnd macht wie jme der bewaertartzt(h) 
beuolhen hat. Dergleichen ist ain yglich sacrament baylsam, souerr domit gehan- 
delt wirt, wie vnser artzt Jesus geordent hat, es sey der raicher des sacraments 
guot oder poes. Docb daz er sey ain geweichter priester. ( 5 ) 

( 5 Es wurdc schpn friiher darauf bingewiesen , dass die Sacramento ihre Kraft von Gott 
haben, wie die Tradition hier einstimmig lehrt, nicht aber vom Ausspender wie die Irrlehre 
nothwendig annemen musslc. indem sic in dieFussstapfenWiclefs trat. Gott wirkt durch den 



YON DER WEIGH. 653 

(a J formiert. sieh. 49. J. 4. a. (b J vntugent.' sieh. . 6. c. (c 5 gelert. 
Mat. 23. in prin. super cathedram moisi sederunt. (d J halten. Mat. 23. omnia 
quaecunque dixerint seruate. (e J smahest. 1. Thes. 4. post prin: non hominem 
spernit sed deum. sieh. 14. . 13. a. et im 95. . 10. f. (f J sagen. sieh. 51. . 12 b. 
(g ^ gericht. 1. Corin. 11. in fin. sieh. . 6. d. et sieh. 64- . 9. e. (h f arczt. 
sieh. 58. . 2. c. (i f priester. sieh. . 2. h. 

VIII. 5 Zuo substanlz der weich gehoeren viere. ains daz die person weich 
zuoempfahen geschickt sey, nemlich getawfft (a) vnnd ain man, dann weiber oder 
vngetawfft des weich caracter nit fahig seinn. Zum anndern daz der weiher sey 
ain consecrierter pischof (b) auch sein maynung sey zeweihen jhen, die der weich 
begem. Zum dritten daz der weichpischof miindlich aussprech die formlichen 
wort so durch die kirch von notdurft darzuoe geordent seinn. Zum vierden daz 
zuo yedem weich grad gebiirliche materi, es sey slussel, pueecher, kertzen, ke- 
lich oder anders was geordent ist, durch den pischof geraicht vnd durch den ge- 
weichten angerueert werde. Alszdenn wirt durch solhe auswendige wort vnd 
leibliche zaichen, jnwendig in des geweichten gcist eingedruckt das geistlich zai- 
chen genant caracter (c). Dasselb zaichen hat siben grad oder staffel. Jn mass 
die weich hat, dorjnn den geweichten gegeben werden siben ambt oder gwalt. 

(a f getawfft. sieh. 59. . 3. e. (b f pischof. im 95. . 4. e. (c f caracter. 
sieh. . 4. a. 

IX. ^ Erstlich wirt geweicht hostiarius (a), das ist ain Torhueeter, der 
gwalt hat die kirch auff vnd zuoezesperren auch zeuerhueeten die stet der sacra- 
ment vor den vnrainen, als vnglaubig vnd verpannt lewt seinn. Der annder 
staffel ist lector (b) oder leser, der die prophecey vnnd ander letzen zelesen gwalt 
hat. Drifter ist exorcista (c), benentlich ain beswerer poeser geist. dieselben 
hat er gwalt auszzetreiben von jhenen die sieh tawffen wellen lassen. Yierder 
staffel ist accolitus (d), ain liechttrager, der gwalt hat zum altar liecht anzeziin- 
den. Daselb liecht vor dem ewangeli zetragcn, als ain fiigur des waren liechts, 
das ainn yeden menschen erlewcht (e) der in disc weld kumbt. wie im Ewann- 
geli sleet. Des funfflen staffels weich haben die vnder diener des altars genent 
subdiacones (f). Derselben ambt ist den altar zuoezeberaytten , die opffer zebe- 
waren vnnd Epistel zelesen. Die ober diener des altars seinn Diacones (g) so 
gwallt haben, den altar zeberaytten mit zier vnnd hostien , das Ewangeli zelesen 
vnnd zeuerkiinden. Weytter zepredigen ist diser weych nit anhengig aber fueeg- 
lich. Aws der apostel ordnung (h) haben die diacones gewalt geistlich hawszge- 
schaeft awszzerichten , awf das die priester destberueeblicher moegen auswartten 
heiligem messambt. 

(a ^ hostiarius. im . 12. b. (b lector, im . 12. d. (d <f exorcista. im . 12. e. 
(d ^ accolitus. im 12. g. (e f erlewcht. Joh. 1. in prin. sieh. 2. g. 1. i. (f } 
subdiacon. im . 12. i. (g f diacon. im . 3. a. (h [ ordnung. actu. 6. im . 13. g. 
sieh. 6. . 6. e. et 62. . 1. h. 

X. J Bestymbt sex staffel seinn geordent zum sibenden staffel der priester- 
schaft (a), zuo der aufgestigen wirt, als zuo salomonis tron (b), der sex staffel (c) 
het. Der priester ambt (d) ist, das meszopffer zeuolbringen vnd darunder den 
leyb vnd pluoet chrisli zewandeln. Daneben haben die priester mit den sacra- 

Menschen, auch wenn er bose ist, bemerkt der hi. Augustin. Epist. 103 ad Donatistas. n. 12. 
Eswiirde jedes Sacrament vernichtet und jede Gewissheit in Zweifel verwandelt, \venn die 
Wirksamkeit des Sacraments von der "Wiirdigkeit des Ausspenders abhangig gemacht wiirde. 



654 V1ERUNDNEWNTZIGIST CAPITEL 

mentenzeuersehen denfigurierten leib christi, benenntlich chrislenliche kirch vnnd 
jre cristglawbige glid, sonderbar mil puoes zepinden vnd zeloesen von iren sun- 
den, auf das sy geschickt vnd zuoberait werden sich zeuerainen (e) mit jrem bawp 
vnd warem leib cbristi. All siberi staffel der weich seinn aufgesetzt vnd von 
aimm staffel auf den andern entlich geordent zum hoechsten (f) sacrament des 
altars, das zeuerwalten ist durch die priesterschafft. Dieselb hat das Sacrament 
der weich mit jren staffeln. wiewol derselben siben, seinn sy doch nur ain aynig 
sacrament der weich. Jn mass ain vngefarbt tuocb anfancklich mit ettlichen 
schlechten farben so lang gefaerbt wirt bis es kumbt zuo volkommener farb (g). 
Also werden vilfach der weich an den geweichten gelegt bis er priester ist. Jn 
deme all weichstaeffel beyeinander versamelt seinn. Das magstu bey disem bey- 
spil versteen. 

(a ^ priestersch. im . 13. h. et sieh. 63. . 1. d. (b f Iron. 3. reg. 10. 

post med. (c f stailel. sieh. 26. . 1. a. (d ^ ambt. sieh. 92. . 4. d. (e J 

zeuerainen. sieh. 62. . 7. d. ct im g. 11. c. (f f hochsten. sieh. 64. .9. n. (g f 
farb. sieh. 30- . 2. e. 

XI. f Natiirlich leben hat drey staffel (a), benentlich wachsend , empfindt- 
licb, vnnd geystlich oder verniifftig leben. Jn.paemen vnd krawt ist allain erster 
staffel des wachsenden leben. Jn tyeren seinn beyeinander erkuckung vnnd em- 
pfindung. Jm menschen seinn dieselben bed staffel auch versamelt mitsambt drittem 
staffel des verniifftigen lebens, das menschlicher geist mit jm bringt. Jn demsel- 
ben menschlichen lebentigen geyst steen noch drey krefft, benentlich gedaecht- 
nuss , vernuft, vnd zuo obrist freyer will (b). Ob demselben steet kain krafft 
mer dann got allain. also seinn all nattirlich krefft im menschen versamelt. Der- 
gleicben ist im geweichten hostiario nur ain staffel der weich, im accolito vier, 
im priester siben, daselbs seinn all staeffel des weichsacraments versamelt vnd 
fiirter kain mittel mer zwischen dem priester vnnd sacrament des altars. Dann 
wie all menschlich krefft seinn geordent zedienen dem freyen willen, der ausser 
got kainn obrer hat. also seinn all \veichstaffel geordent zum priesterthumb, das 
on mittel ansteet in Christo, zuo desselben dinst seinn wol auch geordent die an- 
dern geweichten, aber durch mittel der priester, sy seien guot oder poes. Vnnd 
wie freyer will (ob derselb gleich verkert) dannoch vber ander menschlich krefft 
ist.'als natiirlich mittel zwischen got vnd aller leiblicher creatur. wiewol die 
verkerung (c) mennschliche natur vermailigt, aber dieselb nit aufhebt. Also ist der 
priester (ob er gleich verkert) dannoch in krafft seines priesterlichs ambts das ge- 
wident mittel (d) zwischen des altars sacrament vnd aller cristglawbigen. Nem- 
lich an stat cristi ist der priester am altar ain mittel zwischen der menschen vnd 
got der im sacrament gegenbiirlig ist. Dergestalt veraint (e) der priester, an stat 
cristi, in der mess mit got die gemain kirch, das seinn jhen cristglawbig menschen 
die der mess taylhafftig werden. 

(a 5 staffel. sieh. 26. . 1. a. (b f will. sieh. 38. . 2. h. (c f verkerung. 
sieh. 20. . 6. g. (d f mitlel. sieh. . 2. e. et sieh. 17. . 11* k. et 27. . 4. d. 
et im 95. . 1. e. et 96. 4. e. (e J veraint. sieh. . 10. e. et sieh. 67. . 7. g. 
et 92. 5- 6. f. 

XII. f Vnser hayler Cristus, als erster vnd obrister priester (a), hat obgenant siben 
orden vnd weichstaffel mit seinen "werchen angehebt vnnd verbracht. Ersten 
staffel vnnd torhueeters (b) gwalt hat cristus gebraucht, do er kramer vnd kewffel 
awsmm tempel mit gayseln (c) getriben. Den leser (d) stand hat cristus verwest, 



VON DER WEIGH. 655 

do er in der synagog in mitte der gelerten gesessen, die Propheten gelesen, darab 
sich all, die jn gehoert, verwundert haben. Jn krafft des dritten gwalts der 
weicb, benentlich exorcismi (e), hat Cristus poes geist getriben aus vil lewten so 
jm zuogefueert seinn. Er hat auch dieselb weich mitgetailt seinen jungern (f), 
do er jnen krafft vnnd gwallt gab vber all dewfel , daz sy kranck lewt moechten 
haylen. Deszgleichs hat sich cristus selbs fiir ain accoliten auszgeben-mit disen 
wortten. Jch bin das liecht (g) der weld. Daneben hat er sein junger auch zuo 
accoliten (h) gemacht, do er sy nennte das liecht der weld vnd sprach. 
Jr liecht solt dermassen offenlich scheinen, daz dauon ander lewt im hawss auch 
sehen moechten. Zum fiinfften hat sich christus gehalten fiir ain subdiacon (i) 
das ist ain vnderdiener des altars, do er zuo sich ain furtuoech gegiirt vnd wasser 
in ain peck gegossen, domit der apostel fueess gewaschen, dieselben widerumb 
mit dem furtuoech getriickent hat. Diser diener ist jhener knecht (k) der vom 
acker haimkam, zuo dem der her r sprach. du soldest mir mein abentmal zuoe- 
richten. vmbgiirte dich vnd diene mir bis jch geessen vnd getruncken hab. Jst 
zeuersteen bis das ambt der mess vollend ist. 

(a f priester. Psl. 109. im . 13. h. et sieh. 65. g. 5. d. (b f torhueter. sieh. 
. 9. a. (c f gayseln. Joh. 2. in med. im 97. . 10- c. (d ^ leser. Luce. 2. in fin. 
et Luce. 4. post prin. sieh. . 9. b. (e f exorcis. Mat. 8. ant. med. eijciebat spiritus 
verbo. marci. 1. Luce. 13. in Gn. sieh. . 9. c. (f ^ jungern. Marci. 1. Luce. 9. 
in prin. dedit illis virtutem. (g f liecht. Joh. 8. post prin. ego sum lux mundi. 
sieh. g. 9. d. et sich. 36. 13. g. et 88. . 5. i. (h f accoliten. Mat. 5. post prin. 
sieh. 4. g. 5. d. (i f subdiacon. Joh. 13. in prin. sieh. . 9. f. et sieh. 77. . 2. c. 
(k 5 tnecht. Luce. 17. post prin. seruo regresso de agro. 

XIII. 5 2um sexten ist der herr Jesus gewesen ain diacon (a) oder altar die- 
ner, nachdem er beuolhen hat den geladen gesten zesagen. Nembt war mein 
frueemal (b) hab jch beraittet. Jtem jch gee bin ew die stat (c) zuoeberaytten. 
Christus hat auch sein junger geweckht, sprecbend. Was schlafft (d) ir? sleet 
auf vnd pettet. Des diacon ambt ist auffzewecken vnd zuo jhenen , die den gots- 
dienst versaumen , zesprechen. Wach (e) auf domit dich got erlewchte. Das- 
selb diacon ambt hat cristus ferrer zwaien seineii jungern beuolhen auszzerichlen 
vnd gesagt, geet bin vnd berayttet vns das osterlamb (f), domit wir dasselb essen. 
der hawszvater wirt ew ain grosse zuoeberaytte tiirnitz oder refant zaigen, da- 
selbs solt ir zuoerichten. Das die junger than wie jnen Jesus beuolhen vnd haben 
das oslermal zuoeberayt, domit also ains altars dieners ambt auszgericht vnd nach- 
mals in jren geschichlen (g) geordent. Zum sibenden hat Jesus Cristus priest- 
lich (h) ambt gebraucht, do er vnderm abentessen (i) prot vnd wein benedeyt, in 
seinri leib vnd pluot verwandelt, geprochen, seinen zwelf jungern geraicht vnd 
jnen ferrer dasselb priesterlich ambt beuolhen (k) vnnd zuo priester geweicht mit 
disen worlten. das thuot zuo meiner gedechtnusz. Er hat auch dariiber solh 
priesterthumb vollendet mit seinselbs opffer aufmm altar des heiligen kreytz. 

(a $ diacon. sich. . 9. g. (b ^ fruemal. Mat. 22. in prin. (c f stat. Joh. 14. 
in prin. sieh. 54. . 8. e. (d J schlafft. Luce. 22. post med. quid dormitis? (e f 
Avach. Ephe. 5. sieh. 78. . 7. c. (f 5 lamb. Luce. 22. post prin. sieh. 4. g. 4. n. 
et 69. . 8. i (g f geschichten. actu. 6. sieh. g. 9. h. (h 5 priesterlich. sieh. 
g. 10. a. et g. 12. a. et sieh. 65. . 11. e. (i ? abent. Math. 26. post prin. Marci. 
14. Luce. 22. ante med. sieh. 62. . 1. c. (k ^ beuolhen. Luce. 22. sieb. 58. . ll.m. 
et 68. g. 9. a. 

XIV. 5 Die weich ist geordent zuo notdurft anderr sacrament , die durcb 
geweicht priester sollen geraicht werden. Allain in noetten mag yeglichermensch 



656 FUNFUNDNEWNTZIGIST CAPITEL 

tawffen (a) , nachdem die tawf ain not sacrament ist vnd kainer rechtlichen er- 
kanntnuss bedorf , doch daz tawffer halte aufgesetzte wort vnd mass. Jtem die 
Ee (b) wirt beslossen in vergleichtem willen des mans vnd weibs. Doch dem sa- 
crament zuo eren sollen die kanlewt zesamengeben werden durch ainn priester 
aisuil fueeglicb sein mag. Die andern sacrament sollen allain durch priester ge- 
raicht \verden. Am vodristen ist die weich endtlich aufgericht zum sacrament 
des altars (c). vnd nachdem dasselb sacrament offt empfangen sol werden, doch 
nit in todsiinden Dieselben abzuolegen, ist not des sacraments der puoes, dorjnn 
vber die siind gerichlliche erkantnuszingehaim der peichtergeensol, zuowelhem 
gericht (d) die priester gewident seinn. Nu kan nyemandt richten er bab dann 
gwalt vom obrer vber jhene, die zerichten seinn. Darauf gibt christus verporgen- 
lich im sacrament der weich, den priestern gwalt zepinden vnd zeloesen. Wie er 
anfangklich solhen gwalt seinen jungern offenlich gegeben vnd gesprochen hat. 
Nembt (e) hin heiligen geist. wie mich der vater gesandt hat, also send jch ew. 
Wem jr die siind nachlasset, dem seinn sy nachgelassen. Welher gwalt in gemain 
genennt ist schliissel (f), derselb dem pueesser aufthuoet die gnad, domit er das 
sacrament des altars nit vnwirdiklicb empfahe. 

(a ^ tawf. sieh. . 1. i. (b f Ee. im 99. . ]. b. (c J altars, im 95. . i. b. et 
sieh. 66. . 4. a. (d f gericht. sieh. 89. . 4. d. (e [ nembt. Job. 20- accipite spi- 
rilum sanctum, sieh. 8. . 7. b. et sieh. 72. . 8. m. et 73. . 2. c. et 74. . 4. e. 
(ff schliissel. Luce. 11. in tin. tulistis clauem scientie. sieh. 73. . 9. f. et 89. . 9. b. 



FUNFUNDNEWNTZIGIST CAPITEL. 

Yom prlestertltuml) vnd clii'lsteullelier oberkait. 

I. Von abegyn altes vnd newes geselz, seinn gewesen, vnd noch, zway vn- 
derschidliche priesterthumb, ain hohes vnd ain nyders. Dann ist die weich vnd 
gemaine priesterschafft geordent zuo notdurfft anderr sacrament, so muoes auch 
in der weich ain hoeherr stand vber gemain priester sein, derdieselbenhab zesetzen 
zeweyhen, zerichlen vnd zeregieren. sonst waeren die sacrament vngewis, vnge- 
ordent, vnd in die long vnbestaendig. Darumb ist priesterlicher gwallt (a) zwi- 
fach, ainer vber die mess (b) des hochwirdigisten sacrament. Derselb gwall ist 
vngemessen vnd mitsambt der weich vnd jrem caracter, on mittel hie vonChristo. 
Denselben caracterem (c) christus selbs verporgenlich eindruckt durch vnuerpor- 
gene wort vnd zaichen des weichpischofs. Jn kraft desselben caracter, mag der 
priester a!s ain jnstrument cristi die mess vnd wandlung des sacraments verbringen 
on all mittel. Er bedorf (d) kainer oberkait, sonder prot vnd wein. Jn solhem 
gwallt seinn all priester gleich, vom obristen bis auf vndristen, nachdem yglicher 
priester on mittel (e) von christo gwalt hat mess zelesen vnd zewandeln (f) das 
hochwirdigist sacrament. Ja Christus selbs (g) durch den priester thuot solhe 
wanndlung vnd messopfer, das allain got geuellig (g) ist. 

(a f gwalt. sieh. 73. . 2. c. (b f mess, im . 3. a. et sieh. 94. . 14. c. (c f 
caracterem. sieh. 59. . 3. b. (d f bedorf. im g. 3- c. (e f mittel. sieh. 94. 5. 11. 
d. (f 5 wandeln. sieh. 62. . 4. d. (g f selbs. im . 4. i- fg f geuellig. sieh. 65. 
. 8. n. et p. 



VOM PRIESTERTHUMB VND CHRISTENLICHER OBERKAIT. 657 

II. 5 Der ander priesterlich gwalt ist;zerichten (a) vrid aufzebeben die siihd! 
im sacrament der puoes. derselb gwalt ist vngleich ausztailt, er flewsst wol an-, 
fangklich her von christo on mittel auf papst vnd pischof durch die consecration, 
aber ferrer in mittel der pischof, auf ander priester durch die weich. Denselben 
gerichtlichen gwalt bat papst (b) vblkommenlich vnd vnauszgemessen in gantzer 
jrdischen kircb, als volmaechtiger gwalt trager christi. Wie vnd was papst hie 
pindel oder aufloest. dasselb (nichts ausgenomen) istdortgepunden oder aufgeloest, 
in kraft des himelreicbs sliissel, die mitsambt alien schoeflein (c), ainem yeglichen 
papst als nachkommen christi, derselb herr Ghristus on auszziig beuolhen hat. 
Nach papst haben die pischof (d), als gwalt trager der apostel, gerichtlichen gwalt 
iiber die siind, ain yeder nur in seiriem pisthumb vnd ausgezaigten zyrckel (e). 
Die pischof seinn in sonderhait ainem yedem christenlichem volckh*alsregierer (f) 
fizrgesetzt. nachdem vermoeg heiliger schrifft. Doch mit mass gemessener puces. 
Dann christus' hat nit souil vollen gwalt andern apostelngeben alsPetro. Darumb 
ist der pischof gwalt gemessen. Darnach hat yeder Selsorger in seiner pfarr (g) 
auch annder priester in jren staenden, souil geistlichs gewalts was vnd wieuil aimm 
yglichen von seiner geistlichen bberkait beuolhen vnd zuoegelassen oder gemaes- 
sigt ist ('). . ' 

(a ^ zerichten. im g. 3. b. et sieh. 62. . 4. d. et 71. J. 4. e. etsieh. 73. 5- 2. c. 
et94. 5- 2. i. (b J Papst. sieh. 89. . 9. a. (c ^ schoffel. Job. 21. sieh. 89. . 6. f. 
(d J pischof. sieh. 17. j. 13. e. (e f zyrck. sieh. 92. . 2. f. et im g. 4. c. (f f 
regierer. eccli. 17. ant. med. Jn vnam quamque gentem proposuit rectorem. ^g 5 pfarr. 
Job. 20. ant. fin. quorum remiseritis peccata. im $. 5. c. et . 10. c. et sieh. 8. . 
7. a. et 73. . 2. c. 

III. 5 Wiewol all vnd yeglich priester gleich vollen gwalt im sacrament des 
altars (a) vnd villeicht des sacramentlichen ablas (a), haben sy doch nit gleichen 
gwalt in vergebung der puoes. nachdem dieselb puoes erayscht vndern lewten 
gerichtliche (b) erkantnuss. vnnd deszhalb der oberkait bedorf. welhe oberkait 
richtige ordnung vnd zuo obristnur ain hawp haben muoes. Aber der gwalt, be- 
treffund das sacrament zewandeln, bedorf (c) kainer gerichtsordnung, sender prot 
vnd wein. Daraus zeuersteen, daz in christenlicher kirch not ist dreyerlay prie- 
sterschaft. Erstlich der gemainen priester vnd selsorger, die fur lebentigvndtod 
got zuo lob das messopffer taeglich (d) vnd vihnals verbringen, dieweyl wir men- 
schen offt vnd taeglich siindigen. Daz auch dieselben priester raichen die puoes 
vnd andere sacrament auch sonst mit geistlichen gotsdinsten vnd notdurfft (e) ver- 
sehen die christen so vberal in ganlzer weld zerstraeet (f) wonen. 

(a ^ altars, sieh. . 1. b. et sieh. 73. $. 2. c. (a J ablas. sieh. 73. . 9. a. (b <f 
^erichtlich. sieh. . 2. a. et sieh. 73. . 9. b. (c J bedorf. sieh. . 1. d. (d f tag- 
lich. sieh. 66. . 4. g. ( f notdurft. sieh. 94. . 2. h. (f f zerstraet. im . 5. b. 
et sieh. 92. . 6. d. 

IV. ^ Das ander vnd hoeher priesterthumb habeu die pischof. Jm alien 
gesetz ist der Leuiten (a) obrer ain pischof genent. Jm newen gesetz bedeytdas 
woertl episcopus ainen superattendenten, das ist ainn oberaufseher (b). Deshalb 

(* Das Priesterthum des neuen Bundes, als das Mittleramt zwischen Gott und den Men- 
schen, ist dutch Schrift und Tradition so fest und unerschiitterlich gegriindet, dass es -wirk- 
lich eine eigenthumliche Verblendung ist, es nicht einsehen zu wollen. Daher sagt das Con- 
cil von Trient gegen die Neuerer, dass in der katholischen Kirche ein neues , sichtbares und 
ausseres Priesterthum bestehe und spricht das Anatbem gegen die Laugner ans. Sess. XXII I 
cap. l. et can. 1. 

II e i t h m e i e r, Berthold's Theologey. 42 



658 PUNFUNDNEWNTZIG1ST CAP1TEL 

baben die pischof fleissiklich aufzesehen auf jre schoeffel, geistliche vnd weltlicbe, 
die jnen, als oberselsorgern, beuolhen seinn. Vnd wirt des pischofs bawp in sei- 
ner consecration gesalbt mil chrisem, vmb das erCristum vnser war hawp bedeyt 
vnd figuriert, als in seimm pistumb ainStathalterGristi. Darumb erayschtdie not- 
durfft, daz in chrislenlicher kirch piscbof seinn die allenthalben in der weld, yeglicber 
in seinem zyrck (c), priester aufsetzen vnd ordnen auch richten vnd schlichten was 
andern priestern zeswaer, oder aus vrsachen nit gemainklichzebeuelhen ist. Also 
seinn die pischof im gwalt(d), nit in der weich, vber die priester. Nochmer ist 
der pischof not zum weihen, sonst moecht kain vngeweichter ainn andern weihen 
(e) noch etwer zuo der weich kommen on hoehern gwalt. Dadurch wurd man- 
gel an priestern vnnd also in vil lewten, die zuo notdiirfftigen sacramenten on 
priester nit koemen moechten; verloren das leiden vnd verdienn Cristi. nachdem 
vns dasselb verdienn, durch die sacrament mitgetailt (f) muoes werden. Desz- 
halb hat Christus anfangklich sein Apostel zuo pischof geweicht. jnen beuolhen 
vnd gwalt geben, mer ander pischof vnd priester zeweihen vnd nacheinander bis 
auf jungsten tag zesetzen (g). domit allzeit vnnd vberall meszopffer verbracht, 
auch andere sacrament geraicht vnd sein heilig leiden dadurch auszgeprait wurde. 
von derselben ersten weich christi fliessen her all nachuolgend weych. Jn mass 
die krafft aller tawf (h) herflewst vnd gwaft der weich hie von christo, der selfas 
(i), durch sichtige auszwenndige weych des pischofs, den priester jnwendig vnd 
vnsichtiklich weyhet. 

(a ^ Leuiten. 2. esdre. 11. ant. fin. episcopus leuitarum in iherusalem. sieh. 17. 
. 13. e. (b f aufseher. actu. 20. ant. fin. attendite vobis et vniuerso gregi. sieh. 
17. . 13. d. (c ^ zyrck. sieh. . 2. e. (d f gwalt. sieh. 94. . 4. h. i. (e ^ wey- 
hen. sieh. 69. . 6. c. et 94. g. 8. b. (f f mitgetailt. sieh. 70- g. 8. e. (s J zeseczen. 
sieh. 91. . 12. k. (h ^ tawf. Mat. 3. ant. fin. (i f selbs. sieh. 94. . 2. d. et 
sieh. . 1. g. 



V. ^ Zum dritten ist cristenlicher kirch not ains obristen pnesters, als Stat- 
hallters Chrisli jres hawps. der an stat christi hie volmaechtigen gwalt h'ab in 
krafft der schliissel (a), souil den pischofen vberbeleibt, abzerichten vnd zeordnen 
all notdurfft der cristglawbigen in ganntzer weld, auf das die weytswaiffigen (b) 
haendel vnd jrrung nit zwyspilig beleiben, sonder bey ainem hawp auszgefueert 
werden moegen. Dergestalt, wie vernomen, hat Jhesus christus bede priester- 
thumb hohes vnnd uyders beuolhen seinen aposteln als dienern, priestern vnd pi- 
schofen. wie noch hewt all pischof mueessen priester vnd diacon sein, auch all 
ander vnder staeffel der weich haben. Kain hohe weich sol sein on vnder weich, 
aber nyder weich moegen wol sein on ober weicb. Darumb isl nit yeder priester 
ain pisohof, aber yeder pischof ist ain priester vnd mag bede ambt verwesen. Als 
dann anfangs die apostel an etlichen orten, wo noch wenig cristen gewest, bede 
ambt aynigen personen beuolhen haben. dieselben werden in der schrift genennt 
ellter (c) oder priester oder pischof, nit das es ain ding sey, sounder daz ain person 
bede ambt verwesen hat. Deszhalb ist derselb genent priester von wegen sei- 
nes alters vnd pischof von wegen seiner wierde (d). Do aber christglaubig sieh 
gemert, hat ain person bede ambt fueeglich nymmer moegen auszrichten. Desz- 
halb die apostel das hoch geistlich gerichtsambt beuolhen den pischofen, vnd das 
nyder ambt den priestern, domit gemain volckh nit. versawmbt.' wur.de, sonder 
yede pfarr seinn Selsorger (e), vnd yede hawpstat jren pischof hab. 

(a f schliissel. Mat. 16- sieh. 89. g. 9. b. (b f, weylswaiff. sieh. g. 3. f. (c f ellter. 
actu. 20. ant. fin. Paulus ad maiores natu ait. vos spiritus sanctus posuit episcopos. sieb. 



VOM PR1ESTERTHUMB VNP CHRISTENLICHER OBERKA1T. 659 

17. g. 13. d." (d f wierde. dis. 93. legimus. in : fin. presbiter est nomen. aelatis: 
episcopus dignitatis. sieh. 17. . 13. e. (e 5 Selsorger. sieh. . 2. g. 

YI. f Zuo sblhem pischoflichem ambt hat heyliger geist erwelt Rarnabam 
(a) vnd Paulum, sprechund zuo den aposteln, Resonndert mir aus anderti prie- 
stern Rarnabam vnd Paulum zum werch zuo dem jch sy berueefft. Darauf haben 
die apostel Barnabam vnd Paulum zuo pischofen geweicbt. Darnach hat paulus 
Titum (b) vnnd Thimotheum auch zuo pischofen gemacht vnd jnen erstlich bede 
ambtaufgeladen, nachmals do sich christenhlich volckhgemert, hat er jnen beuolhen, 
daz sy als bischof sollen erstatten der kirchen abgang, auch ander priester weyhen 
vnnd jnn steten (c) aufsetzen. Yon obbestymbten zwayen priesterthumb hohem 
vnd nydern meldet paulus. daz jnn vodern tabernackel (d) alzeit giengeh die prie- 
sler, jren gotsdienst zeuolbringen, aber in den andern gieng nur ain mal im jar 
der obrist pischof. Denselben pischofen hat got beuolhen besonder klaydungvnd 
ornat zetragen, zuo ziere vnd glori gottes, als jnifel mit zopfen. Jtem das ratio- 
nal vnd humeral, auch mer etlich zier so irn puoech (e) der auffueerung gemeldet 
seinn. Sand pauls junger Dionisius (f) martrer, nennet die pischof priester der 
ersten ordnung. Die gemainen priester nennet er der andern ordnung. Mit 
diser vnderschid nennet die kirch in der priesterweich, die gemainen priester, die- 
ner der andern wierde. ( 2 ) 

(a f barnabam. Actu. 13. in prin. im 96. . 6. b. (b J Titum. 1. post prin. 1. 
thi. 3. in fin. im 96. . 5. g. (c ^ steten. Tit. 1. sieh. 91. . 11. f. et . 12. k. 
(d f tabernackel. Heb. 9. post prin. sieh. 91. . 5. f. (e ^ puech. Exo. 28. im 96. 
. 6. e. (f f dionisius. de ecclesiastica hierarchia. In praefacione ordinum fit expres- 
sio secundae dignitatis ministri, 

VII. ^ Dariiber merckh vierlay oberkait von got hie zesein, benentlich geist- 
liche, naturliche, burgerliche vnd weltliche. Die erst geistlich (a) vnd hoechst 
oberkait ist on mittel hie von got vnd durch christum angetzaigt, do jne sein jun- 
ger fragten, wer in der kirch obrer sein wurde, hat er geantwort. wer sieh die- 
raueetigt, der sey ain obrer. Wer erster welle sein, werde der lest vnnd ir aller 
diener. welher aber vnder jnen der wenigist, der sy obrisler. Solhe oberkait ist 
hie on miltel von christo vnd auszerichten durch papst, pischof, prelaten, priester 
vnd ander geistlich. Die ander oberkait ist natiirlich (b) vnd von got hie durch 
mittel, nemlich ain vater (c) vber seinn Sun, ain man vber sein weib (d), ain-mai- 
ster (e)'jvber seinn schuoeler, ain knecht (f) ist vnderm gwalt seines herren, er sey 
glawbig oder vnglawbig, vnd mer dergleichen oberkait seinn in der kirch von 
natun. Dritte oberkait ist burgerlich oder hoeflich, die sol vnder alleh christen 
gemain sein. daz yeglicher fur sieh seinn nagsten setze vnd aller creatur vnder- 
\vorffen sey, wie vns cristus vnd petrus gelernt (g) haben. Vierde oberkait ist 
weltlicher (h) gwalt, das vbel zeslraffen vnd die vnschuld zeschermen. Dann wie 
in cristenlicber kirch geistlicher (i) oberkait vnd gwalts not ist, zuo raichung der 
sacrament vnd zeuolfueeren annder geistlich sachen, also ist auch not weltlichs 
gwalts vnd oberkait, zuo beschiitzung der kirch auch zuo handhabung zeitlichen 
frid vnd ainikait vnder christglawbigen. Darumb ist weltlicher obrer ain dienei 
gottes. . 

( 2 ,,Der Unterschied des Bischofs vom Presbyter und Diakon und seine Superioritat iiber 
diese erhellt ,aus den paulinischen Pasloralbriefen an Titus und Timolheus, worin er diesen 
vorschreibt, welche sie zu den Kirchenamtern befordern und \vie sie Priester und Diakonen 
belohnen und bestrafen sollen, ebenso aus der Apokalypse, worin nur an die Bischofe und 
nicht an die Priester Briefe gerichtet 'werden." Klee, Bd. I. pag. 183. 

42* 



660 FUNFUNDNEWNTZIGIST CAP1TEL 

(a J geistlich. math. 18. in prin. marci. 9. ant. fin. luce. 9. ant. fin. sieh. 92. . 
2. i. et 15. . 1. b. (b } natiirlich. sieh. 27. . 6. a. (c f vater. exo. 20. sieh. 51. 
. 3; a. (d ^ weib. Gen. 3. sieh. 53. 5-2. d. et 91. . 10- a. (e f maister. Luce. 6. 
ant. fin. non est discipulus super magistrum. sieh. 18. . 8. d. (f f knecht. 1. pet. 
2. ant. fin. sieh. 39. . 4. m. (g f gelernt. Luce. 14. in prin. recumbe in nouissimo 
loco. 1. Pet. 2. im . 8. k. (h f weltlicher. luce. 22. im . 8. a. et sieh. 8. . 7. c. 
et 27. . 6- h. (i [ geistlicher. sieh. 91. $. 4. f. (k J diener. Ro. 3. in prin. dei 
enim minister v est. im . 8. h. 

VIII J Got hat weltliche (a) oberkait anfancklich nit aufgesetzt, sonder von 
wegen menigerlay irrung vnd poszhait, die sieh vndern menschen erbebt. hat got 
verhengt daz die menschen vber sichselbs koenig vnd ander obrer setzen haben 
wellen. Also schriren die jiiden zum herren. du soldest vns aufsetzen ainn koe- 
nig (b), der vnder vns richte, wie all ander voelkher koenig baben. Darnacb bat 
got solb der menschen furnemen wol geordent (c) vnd mit weltlicher oberkait. 
vorzeiten die synagog, nemlich mit saul, dauid, vnd iren nachkomn, auch hewt 
die kirch mit roemischen kaysern begabt, vnd dieselben in seiner zuokunft bestat- 
tigt. vnd zuo pilato, als roemischem (d) gwalt, gesprochen. Du hietest vber mich 
kainen gwalt, nur er waere dir geben von obenherab. Daraws wirt vernomen, 
daz weltlicher gwalt hie ist von Got, nemlich die vier reich,,von denen im daniel 
(e) meldung beschiecht, die got nacheinander aufgesetzt vnd vmbgesetzthat sonst 
biet denselben gwallt christus nit vermengt mit geistlichem stand, sonder vertiligt. 
Darauf vns heiliger geist durch paulum beuilcht, daz all menschen vnderthaenig 
seinn der oberkait vnnd dem gwalt, nachdem khain gwalt (f) ist nur allain von 
got derselb ordent den gwalt. darumb wer dem gwalt widersteet, der widersteet 
gotlicher ordnung (g). wer derselben vngehorsam ist, der wirt verurtailt. Welt- 
licber gwalt tregt das swert (h) nit On vrsach/ darin er dient got vnd richt wider 
jhen die poess thuon. Jtem ermon (i) die lewt daz sy den fursten vnnd oberkai- 
ten gehorsam seinn. Darumb sollen wir vnderworffen (k) sein aller menschli- 
chen creatur durch gottes willen, es sey dem koenig als dem obristen, oder den 
bertzogen als seinen gesandten. Solhes ist der will gottes. Aber weltliche reich, 
ausserhalb christenlicher kirch, seinri nit hie von got, sonder zeschaetzen fiirty- 
ranney. vnnd got erkent kainen tyrannen (1), lawt heiliger schrift. ( 3 ) 

(a 5 weltliche. sieh. . 7. h. et im 96. . 6. a. (b f kb'nig. 1. Reg. 8. in prin. 
constitue nobis regem. (c ^ geordent. im g. et sieh. 20. . 6. d. (d ^ romisch. 
Job. 19. sieh. 91. . 11. d. (e ^ daniel. 2. ant. med. transfert regna atque consli- 
tuit. im . 9. a. de onere ecclesie. c. 48. in prin. (f ^ gwalt. Ro. 13. in prin. sieh. 
27. . 6. d. et 37. . 3. k. et sieh. 91. . 11. a. et im 98. . 10. f. (g f ordnung. 
sieh. c. (h ^ SAvert. sieh. . 7. k. et sieh. 40. . 11. i. (i f ermon. Tit. 3. in prin. 
(k J vnder. 1. Pet. 2. post med. sieh. . 7. g. (1 f tyrann. Job. 34. in med. nee 
cognouit lyrannum. 

IX ^ Ainer moecht vermainen. das roernisch reich, vor der zeit kaiser Con- 
stantin. desgleichs die andern drew reich (a) vor christi zuoekunft, waeren nit hie 
von got gewesen, dieweil sy erstlicb die synagog, nachmals die kirch beschedigt 
vnd nit beschermet haben. Darauf mag diser verstand gemerckt werden. Der 
kirchen leib ist gemain laysch (b) volck mitsambt jrem welllichen gwalt. Der 
kirchen sel (c) ist die geistlikait mitsambt heiligem geist. Nu wirt menschlicher 

( 3 Uber die Interpretation der Stelle : Rom. 13, 1. ist nachzulesen: Reithmayr, Commentar 
zum Romerbriefe, wo die Gehprsamspflicht des Urilerlhanen deutlich dargelegt und jede Auf- 
lehnung als Siinde bezeichnet ist. Da jede Gewalt, mag sie wie immer erworben seyn, von 
Gott ist, so ist jeder Ungehorsam verboten. Man vergl. Augustin : Serm. 62. de verbis 
Evangelii Matth. torn. V. pag. 362. Proposit. 72. torn. III. p. II. pag. 920. 



VOM PRIESTERTHUMB VND CHRISTENLICHER OBERKA1T. 661 

leib in seiner muter erstlich zuberait, nachmals so er gleichnuss ains menschens 
hat, alszdenn gibt Got dem leib ainen geist, der jne erkiickt vnd lebentig auch 
empfindlich maeht. Dergleichen ist der kirch weltlicher leib lang vor jrem geist 
zuoberait, bis er geschickht worden ist, zupempfahen geistlich vnd christenlich 
leben. das beschach do rom das obrist reich vnnd in gantzer weld frid was. Des- 
selbenmals ist komen erfiillung der zeit (d),. daz got hieher gescbickht hat seinen 
sun, der geistliche ordnung vnd das leben in dise weld gebracht. Nachmals geist- 
licher oberkait haup gen rom (e), als weltliche haupstat geordent, auf das durch 
bed hoechst oberkhait geistliche vnnd weltliche in gantzer weld all vblkh inoecht 
komen hie zuo geistlichem vnd dort zuo ewigem leben. Durch die geistlichen, 
so den layen die sacrament raichen, flewsst (f) geistlich leben in sy. Dann got 
senndet den weltlichen das geistlich leben durcb jben priester, die jnen predigen 
oder sacrament raichen. Deszgleichs fiir sy messlesen vnd tagzeit petten. Son- 
derlich daz der geistlich stand, als der ober tail, solt regieren vnnd mit seinem 
geisllichen einflus die layen, als den vndern tail christenlicher kirch, erwaickhen 
vnd zuo got helfen bringen. 

(a J reich. sieh. . 8. e. (b J laysch. sieh. 91. . 4. f. (c f sel. sieh. 7. . 7. f. 
(d ^ zeit. Gala. 4. in prin. venit plenitudo temporis. sieh. 54. . 3. c. (e <f rom. 
sieh. 92. . 5. d. (f f flewsst. sieh. 91. . 4. b. 

X f Dergestalt soJCbristenliche kirch durch papst vnd kayser, als obrist (a) 
regierer vnnd gotf es stathallter, erhalton vnd aintraechtig regiert werden. Vnd yedem 
gwalt ist man schuldig gehorsam zelaisten, nach lawt des ewangeli(b), gebet dem 
kayser was des kaysers ist, vnd gebet got wasgottes ist. Daneben sollen die geist- 
lichen den layen geistliche speis vnd die weltlichen iren selsorgern (c) leibliche 
narung raichen und also fruentlich mit einander in christenlicher kirch gehorsam- 
lich hawsen. Wer sieh aber aus des papsts oder roemischen kaysers gehorsam 
zewcht, der ist gotlicher maiestet vngehorsam vnd als acephalus (d), ain abgesni- 
ten glid der kirch, alsiTurckhen vnnd hayden, die vnder jnen nit recht geistlich 
person haben, deszbalb seinn sy on geistlikait vnlebentig vnd in vngnaden gegen 
got vnd vnderm dewfel. Wie menschlicher leib on die sel vnlebentig vnd noch 
nit zeytig ist in menschlicher natur. also ist jhener, deronchristenlichegeistlikhait 
in der weld lebt, gegen got tod vnnd angenaemer gnad nit fahig. Nach laut der 
schrift ist gottes kirch in jrem regiment nit zeuerachten (e). Wer dieselb ver- 
smaehet (f), der versmaecht cristum. der anfancklich die kirch in klainem stand 
angehebt, darnach gemeret, gegroest, geziert, begabt vnd inzeitlichengueetern ge- 
reicht hat, seiner gotlichen maiestet zuo eren, auch seiner kirchen vnd iren gliden 
zuo ergetzlikait. Numals wirt die kirch verderbt vnd zerrissen durch ire aigene 
verserte glid, das seinn verkert christen. Deszhalb sollen awfsehen jhen, dio 
ditsmals helffen awstiligen, vnderdruckben vnd vertreiben die war priesterschaft 
vnd geistlichen stand, mit gedicht, als sey ain yeder getaufter (f) mensch ain prie- 
ster. dadurch sy sichselbs geisllich toetten, dann sy verlieren ir geistlich leben 
vnnd den weg zuo der saelikait. Dieselben soellen jn billich fiirchten vnnd ge- 
wissen nemen. daz sy waren christum den sun gottes vnd seiu prawt christen- 
liche kirch mit erdicbten (g) ewangelj vnd falser brueederlicher lieb, als groblich 
vnd vnchristenlich antasten. Jr poszhaftige weis ist gerat wider alle lieb gottes 
vnd des nagsten auch wider das war ewangeli. Dieweil vnser frumm vaeter die 
allten (g) tewtschen, die priesterschaft geert vnd die kirch geziert haben, auch da- 
neben christenlichen loblichen gebrewchen vnd gepoten gehorsam gewesen. Die- 



682 SEXUiNDNEWNTZIGIST CAPITEL 

selb zeit seinn vriser ellter vnnd nach jrien wir ain weilgesesseninnioe, frid, ainig- 
kait, in gnuogsamer narungvnnd guoeter wolfart. Yetzsoettlichverkertlewlsch 
(h) ab der kirch fallen, dieselb mitsambt iren dienern vnnd gepoten kriegen vnd 
veracliten, auch gantz ketzerische weis an sich nemen, mueessen wir sitzen in 
krieg, vnruoe, vnainikait, armuoet vnd in allem vngliick, als die windigen hundt, 
von denen Paulus schreibt. Secbt (i) an die hundt vnd poesen taeter auch die 
zertrennung. 



(a f obrist. sieh. 27. . 6. g. et 48. . 1. h. et 91. . 4. f. et . 11. c. (b } 
ewangeli. Luce. 20. in med. (c 5 selsorger. Ro. 15. ant. fin. si spiritualiura eorum 
participes facti sunt: debent et in carnalibus ministrare eis. sieh. . 2. g. et sieh. 87. 
. 4. h. et im 96- . 6. c. et 97. . 8. 1. (d f acephalus. sieh. 91. . 14- h. et . 16. 
a. (e f verachten. 1. Cor. 11. post med. ecclesiam dei contemnitis. (f f versmahel. 
Luce. 10. sieh. 94. . 7. e. (f j getawfter. im 96. . 1. a. (g f erdicht. sieh. 13. . 
3. f. (g 5 allten. im 99. . 13. f. (h f tewtsch. sieh. 1. . 5. c. (i ^ secht. Phil. 
3. in prin. im 99. . 9. i. 



SEXUNDNEWNTZIGIST CAPITEL 

O1 yegliclier getawfter ain priest er sey. 

I. Vnglawbliche vnd false ler ist den tewtschen gegeben, daz all getawfft (a) 
priester seinn, doch priesterlich ambt sich nyemants vnderstee awsserhalb ainer 
gemain verwilligung, dann was gemain (a), das sey nit zegebrauchen durch ainich 
besonder person, allain sy werden darzuoe von ainer gemain berueefft. gleichals 
sey die priesterschaft von got in gemainen hawffen aller christen geflossen vnd 
fliesse ferrer von solher gemain in jhenen der zuo priester yon ainer gemain fiir- 
genomen wirt. Dann petrus sprech zuo alien christen. Jr seyt das erwcld ge- 
schlaecbt, das koenigklich priesterthumb (b), das heilig volckh vnd das volckh des 
aigenthumbs (c). Darauf vergonnen bemelt vnchristen dergetawfften layen, wei- 
bcrn vnd kinden, als geistlichen freyen personen, awf ainesmenschenspeicht ablas 
zesprechen vnd mit andern sacramenten zehandeln, in kraftdiserwortchristi, was 
du auf erden loesest (d), das wirt im himel awfgeloest. So hab auch der getawft 
den geist christi, vnd paulus (e) sprech, daz wir all in ainem geist vnd in ainem 
leib getawfft seinn, als seinn wir darumben all priester, gleich als sprech er, alle 
glid seinn hend oder fueess oder awgcn, darumb daz dieselben glid alle an ainem 
leib steen, dergleichen seinn rnanigerlay glid in ainigein leib der kirch. Merspre- 
chen die vnchristen, wo der geist (f) christi, daselbs ist auch christenlicher gwalt 
vnd freyhait, gleich als sey derselb gwalt vnd freyhaitinauswendigen werchender 
sacrament. Der doch nur jnwendig im geist vnd vndersich gegem fleisch zege- 
brawchen ist, nit vbersich gegen got noch neben sich gegen dem nagsten. Dann 
bestimbte wort (was du loesest auf erden) hat der herr allain zuo petro (g) ge- 
redt, darnach (h) zuo and*rn aposteln, denen die selsorg beuolhen ist. Darumb 
sollen dieselben wort nit gezogen werden on vnderschid auf all getawft menschen, 
als seinn dieselben auch geweicht vnnd frey pfaffen. Sy thuon wie tiircken vnd 
hayden, die jr veraint priesterlich ambt mit weltlichen vermiischen von denen 



OB YEGLICHER GETAWi'TER AIN PRJESTER SEY. 663 

Tertulianus (i) schrcibt, daz die ketzer in iren falsen leren fraeuenlich vnnd vnge- 
wis auch vnbestaendig (k) ordnung machen, die zwirem gedicht vnnd hochmuoet, 
nitzu der warhait dienen. Nynderl wirt ainer poelder erhoecht vnd widerumb 
genidert, dann bey obfaemelten abtriinigen christen, hewt ist ainer ain lay, mor- 
gen ain pischof oder priester, vberniorgen widerumb ain lay oder mesner. (*) 

(a 5 getawft. sieb. 95. . 10. f. (a f gemain. im . 2. a. et . 4. f. et . 5. e. 
(b f priesterthumb. 1. Pet. 2. im . 3. a. et sieh. 41. . 2. d. (c ^ aigenthumb. im 
. 4. a. (d f Ipsest. Math. 16- (e f paulus. 1. cor. 12. post prin. omnes in vnum 
corpus baptisati sumus. (f J geist. 2. Corin. 3. in fin. sieh. 37. . 2. f. (g 5 petro. 
sieh. 89. . 6. i. (h f darnach. Math. 18. (i f~Tertullianus. de praescripcionibus he- 
reticorum. (k 5 vnbestaendig.. sieh. 16. . 6. c. 

II. ^ Gemainklich all abtriinig von der kirch vnd vnglawbig volckh setztjm- 
selbsaws irergemain (a) muoetwilliklich sein erdjcht priester. dergleichen thet 
Jheroboam (b), do er initsambt acbt geslaechten dos volckhs jsrahel von der syna- 
gog abtriinig ward, hater ainnhohentempelgepawt vnd slechtlewtausmra volckh 
zw priestern gesetzt, die nit vom geslaecht leui des priesterlichen stames gewesen 
seinn, domit het er das vnuerstaendig volckh bewegt dieselben vnrechten priester, 
fiirwar priester anzenemen, darauf verliessen sy waren got vnd voligten nach fal- 
ser abgoetterey. Deszhalb dasselb volckh in swaer siind gefallen vnd das gantz 
geslaecbt jheroboam vmbkert vnd allenthalben ,awfmm erdpoden vertiiigt ist, wie 
solhes alles in heiliger schrifft befunden wirt Noch vil verdamblicher wellen 
hewt die vnchristen nit allain etlich ausnn layen, wie Jheroboam than hat, sonder 
all getawft menschen , es seyen frawen oder man , kind oder narren, fur priester 
halten, dadurch wirt got vnd die kirch verspot, die sacrament vnd warer glaubze- 
rissen vnd gemain lewt verlueert. 

(a f gemain. sieh.:. 1. a. (b f Jheroboam. 3. Reg. 12. et 13. in fin. sieh. 16. 

5. 1. e.. . . . . . 

III. f DaE aber petrus, (wie obstet (a)) zuo efwelden christen schreibt. Jr 
seyt das erweld geslaecht , das koenigklich priesterthumb vnd heylig volckh. Jst 
nit zeuersteen von geweichten priestern, die durch die sacrament moegen den lew- 
ten heylikait raichen, sonder daz sieh die frummen christen selbs darein schickhen, 
sieh gotlicher gnad vnd jrselbs heilikait fahig zemachen vnd werden also koenig 
(das ist jrselbs guoet regierer (b) ) vnnd werden priester, das ist jrer saelikait leid- 
Hcb (c) vrsacher. dabey vermaint Petrus jhen , die sieh selbs opfern christo als 
irem hawp vnd ewigem priester, des glid sy seinn vnd in denen die lieb christi re- 
giert, dadurch sy von heiligem geist gesalbt werden. Darumbsetzt petrus daselbs 
im anfang. Jr als lebentig stain (d), solt aufgepawt werden zuo geistlichen hew- 

(' Es wurde schon oben bemerkt, dass dieLehre Luthers in Betreff des nllgemeinen Prie- 
sterthums in derSchrift und Tradition keinen Halt habe. Das Concil von Trient hat sieh, die 
friiheren Bestimmungen bestatigend, also ausgesprocben : ,,0pfer und Priestertbum sind nach 
Gottes Anordnung so verbunden, dass unter jedem Gesetze beide vorhanden \varen. Da also 
im neuen Bunde die katholische Kirche aus der Einsetzung des Herrn das beilige , sichtbare 
Opfer der Eucharistie empfangen hat, so muss man auch bekennen, dass in ihr ein neues, 
sichtbares und iiusscres Priesterthum bestehe, in welches das alte iibertragen ist." Sess. 
XXIII. cap. 1. Da die Refovniatoren die aussere, sichtbare Kirche und folgerichtig auch das 
Opfer verwarfen, so musste npthwendig auch das Priesterthum in seine Allgemeinheit aufge- 
lost werden, \veon auch der Widcrspruch Luthers mil dem hi. Paulus (1. Cor. cap. 12.) nocb so 
gross und schreiend war. Man vergl. Mohler, Symb. pag. 394. u. 413. Ausfiihrlich hat diese 
Frage Pelavins in seinem grossen Werke: Detheolog. dogm. torn. VI. De ecclesiastica Hierarchia 
lib. HI. cap. II. pag. 135.u.flg. behandelt, wo alldiepatristischenStellen, die das allgemeine Priester 
thum zu begunstigen scheinen, mit Rucksicht auf die Schrift erklart und bemerkt wird, dass 
Opfer und Priesterthum im nothwendigen Zusammenhange stehen. 



664 SEXUNDNEWNTZIGIST CAP1TEL 

serninainheiligpriesterthumb.Jrsoltauchopfern(e)geistliche;clasistjnwendigeho- 
sti, die gotangenaem seinn durch Jhesum christum. Nacbdemnu die christen sich- 
selbs, als verniifftige opfer, jnwendig spllen gotopfern, deszhalb werden sy in ge- 
stallt aines beyspils priester genent. vnnd seinn docb nit priesler, nachdem sy nit 
geweicht noch gewident seinn, anrider lewtmitdensacramenlen zeuersehen, noch 
des altars lebentig opfer zeuolbringen, sender daz sy sicbselbs geistlich verseben. 
vnd ir gepet, andacbt vnd glawb dern almaecbtigen opfern. Bits ist jnwendiger 
kirch priesterthumb vnd reich, das nit bedorf auswendiger zierlikait. Dann yeg- 
licher andachtiger mensch ist ain jnwendiger tempel gols, nach gezewgnuss sand 
pauls. Jr seyt ain tempel (f) des lebentigen gots. Aber got hat noch ainn aws- 
wendigen tempel, benentlich christenliche kirch (g), dorinn geweicht priester seinn. 
Derselben priesterschaft mag sich kbainer berueemen. Er sey dann nach ordnung 
der kirch dartzuoe erwellt vnd geweicbt. 

(a f obstet. sieh. . 1. b. (b 5 regierer. sieh. 41. . 1. b. et . 2. d. (c^leid- 
lich. sieh. 39. $. 12. d. (d f stain. sieh. 27. . 7. k. (e J opfern. 1. Pet. 2. ofie- 
rentes spirituales hostias. sieh. 65. . 7. i. et . 8. a. (f J tempel. 2. Cor. 6. in fin. 
vos estis templum dei viui. sieh. 91. . 1. m. (g 5 kirch. sieh. 91. . 2. a. 

IV. ^ Dergleichen hat got das jiidisch volkh genent sein aigenthumb (a) aws 
alien voelckern, das priesterlich reich vnd das heilig volkh. vnd doch offenbarist, 
daz nit all juden priester gewest, also seinn auchnitall cristen priester. Vorzeiten 
bat got awsmm volckh besondert das geslaecbt Leui zuotragen die arch (b). -1st 
nu im allten gesetz vnderschid gewesen zwischen den figurierten priestern vnnd 
gemainem volckh, vilmer sol im newen gesetz vnderschid sein zwischen waren 
priestern vnd layen. Darumb hat petrus selbs gesetzt vnderschid zwischen prie- 
stern vnnd layen, als zwischen byrtten vnd iren schoeflen, zuo denen er spricht. 
Jr solt wayden (c) die schar gottes so vnder ew ist. Desgleichs schaidet paulus 
die priester von layen, do er sagt von jmselbs vnd seinen mitgewonten. Wir seinn 
gotes mithelffer (d) vnd diener. Ferrer zunn layen. Jr seyt gottes ackerpaw vnd 
gotes vberzymer, gleich als seinn die layen ain erde die geackert wirt, oder ain 
materlich holtz das gezimert wirt, vnd die priester seinn ackermannen oder zym- 
rer oder mitler (e) zwischen got vnd den layen. Aws befuerten schriften istver- 
standen daz nit all cristen priester seinn. Es ist auch wider heilige schrifft, daz 
die priester durch gemain volckh erwelt vnd awfgesetzt solten werden. Dann 
anfanklich hat got selbs hieher gesant(g) den ersten vnd hoechsten priester jhesum 
chrislum vnsern herren, der nachmals sein zwelf junger zu priestern erwelt vnd 
geschickt hat, sprechend. Wie michlebentiger(h) vater gesandt, alsolebe jch von we- 
gen des vaters. Jtem wie mich mein vater gesant hat, also send (i) ich ew vnd 
ich hab ew zwelif erwelt (k), nemlich zuo allem priesterlichem ambt, als mess hal- 
ten^ sacrament zeraichen, siind auizeloesen, zepredigen vnd ander geistlich not- 
durft der kirch awszerichten. 



(a f aigentumb. Exo. 19. in prin. eritis mihi in peculium. sieh. . 1. c. (b J 
arch. Deu. 10. post prin. (c ^ wayden. 1. Pet. 5. in prin. (d f heifer. 1. Cor. 3. 
post prin. dei sumus adiutores: dei agricultura estis. sieh. 91. . 4. c. (e 5 mitler. im 
g 5. b. et sieh. 94- . 11. d. (f f gemain. sieh. . 1. a. (g f gesant. Gala. 4. in 
prin. misit deus filium suum. (b f lebendiger. job. 6. ant. fin. (i ^ sende. job. 20. 
ant. fin. (k J. erwelt. Job. 6. in fin. sieh. 9. . 2. b. 

V. f Vnd ist zemerckeu, daz die sacrament, mitsambt andern gotlichen kref- 
len, als siben gab des heiligen geist, die acht saelikait vnd mer dergleichen gnad, 
von got durch vnser haup jhesum christum fliessen (a) herabin jrdische kirch vnd 



OB YEGLICHER GETAWFTER AIN PR1ESTER SET. 665 

jnire.glid darnach ain yedes solher gnaden fahig ist. Jn sonderhait geistlicher 
gwalt vnd oberkait christi flewsst in papst, pischof, pfarrer, priester vnd in ander 
geweicht personen, in aine mer als in die ander, nach ordnung yeglicher weich, 
wie ain yeder in der kirch ainen stand hat, in deme er vil oder wenig gotlichs 
gwalts zuoempfahen geschickht ist. Dessclben einfliiss vnd gwalts seinn die vn- 
geweichten nit fahig, anders dann daz sy durch gwalt jrer miller (b), das seinn die 
geweichten, sollen von got empfahen die sacramentlichen gnaden. ,lnen seinn ouch 
die selsorger (c) schuldig solhen iren gwalt vnd sacrament mitzetailen vnd zerai- 
chen vmbsonst on zeitlichen genies. wie der herr spricht. Jr habts vmbsonst 
empfangen, deszhalb gebts vmbsonst. Vorbehalten leiblicher narung, dauon an- 
derswo(d)geredtist. Darauf hat paulus sich erkent fur ainn apostel vnd pischof, 
der nit von ainer gemain (e), noch durch ainen menschen, sender durch jhesum 
christum vnd durch got vater erkiest (f) sey. Er hat auch dariiber kaines volks 
verwilligung erwart, sonderneben sein mer pischof erwelt, geweicht vnd geor- 
dent als thimoteum (g), titum vnd ander, die mit auflegung seiner hende, zuo prie- 
ster geweicht vnd aufgesetzt seinn on des volcks wal oder verwilligung. Jn son- 
derbait schreibt paulus , daz er tito (h) gwalt geben hab , priester zeweihen vnd 
jne deszhalb zuo creta gelassen, daz er die abgaeng verrichte vnd durch die Stet 
allenthalben priester aufsetz. wie er jm dann ordnung geben hab, daselbs nyndert 
meldung beschiecht von des volkhs verwilligung. 

(a ^ fliessen. sieh. 28. . 5. b. (b ^ miller, sieh. . 4. e. (c f selsorger. mat. 
10. post prin. sieh. 66. . 5. a. et sieh. 8. . 7. a. et im . 6. c. (d f anderswo. 



sieh. 66.5. 5. per to. (efsieh. . 1. a. (f f erkiest. Gala. 1. in prin. (g J thimoteum. 
1. Thi. 4. sieh. 42. . 9. .f. et 95. 6. b. (h 5 



tito. 1. in prin. sieh. 91. . 11. f. 



VI. ^ A- us a " en obangezogen schriften lauter erscheint , daz pischoflicher 
gwalt aucb priesterlrche weich vnd wal nit von gemainem volkh hie ist wiewelt- 
licher (a) gwalt, sonder vrsprunglich herkumbt von got auf christum, von christo 
geflossen ist auf petrum, paulum vnd ander apostel, von denselben awf barnabam 
(b), thimotheum, titum vnd ander mer, abermals von denselben ferrer auf ander 
vnd ander, bis auf gegenbiirtig pischof vnd priester. Durch dieselben lasst got 
nochmals fliessen pischoflichen gwalt vnd priesterliche weich vnd wal awf kiinf- 
tig pischof vnd priester. hierinn ist biszher dem volck von got kain gwalt noch 
wal ye gegeben. Deszhalb sich lutherisch pfaffen, die wider geistliche oberkait 
von gemainem volkh in steten oder in pfarren zuo selsorgen (c) aufgesetzt seinn, 
solhes gwalts kains wegs rechtlich brawcben moegen, nach ausweisung heiliger 
schrift, daz jmselbs nymant soell priesterliche wird zuoeziehen allain er darzuoe 
von got eruodert wie aaron (d), der nit vom volck, sonder von got erwelt vnd auf- 
gesetzt. wie moysi beuolhen gewesen ist, daz er nit ainn yeden ausmm volck, 
sonder allain des aaron vnd seiner sun hendc soltsalben (e) vnd heiligen, domitsy 
got sein priesterthumb moechten verwalten. Jst nu des Aaron figuriert priester- 
thumb, nit hie vom volkh, vilweniger mag vom volkh hie sein das war priester- 
thumb christi, so nach ordnung melchisedech (f) aufgesetzt vnd bis auf gegenbiir- 
tige priesterschaft gewert vnd continuirt hat, auch ewiklich werden wirt. Huee- 
ten sich nu jhen, die sich wider ordnung der kirch, vnderwinden priesterlichs 
ambts, daz sy nit die helle verslicke, wie die erd geslickt hat drey fraeuenlich prie- 
ster Chore (g), dathan vnd abyron mitsambt alien iren nachuolgern, vmb das sy 
sich on rechtlichen beuelh des priesterthumbs vnderstanden heten. 



666 SIBENVNDiyEWNTZlGIST GAPITEL 

(a f weltlicher. sieh. 95. . 8. a. (b f barnabam. -sieh. 95. . 6. a. (c 5 sel- 
sorg. sieh. . 5. c. et sieh. 8. . 7. a. et 95. g. 10- c. (d ^ aaron. Heb. 5. in prin. 
Exo. 28. in prin. sieb. 69. . 1. c. (e f salben. Exo. 28. ant. fin. sieh. 95. . 6. e. 
(f f melchisedech. sieh. 65. .5. a. (g f Chore, nu. 16. 



SIBENVNDNEWNTZIGIST CAPITEL 

von ordeiislewten. 

I. Die Cloesterstoerer vermuoeten , ordensleiit seinn nit von christo aufge- 
setzt, sender menschen tand. Aber warhait ist, daz ordenslewt seinn angefangen 
vorzeiten des alten gesetz im helia (a), der verporgen gewesen ist zu Carith auch 
mit haerem klaid angelegt vnd mit ryemen vmbgiirt was, dobey jn koenig ochozias 
erkent hat. Derselben zeit seinn mer ainsidel (b) gewest. von denen paulusmel- 
det, daz sy vmbgangen seinn in peltzen vnd gaysfeln, mit kestigung ires fleisch. 
die sieh von der weld abgezogen haben vnd ir wonunggehabtinderwueestawi'nn 
pergen, in kliifflen vnd loechern der erden. Aller cloesterlewt (c) regel haben 
vrsprung aus dem leben vnd wege, den christus selbs gewandert, ains tails gepo- 
ten, anders tails geraten hat. Gepoten, do er spricht. Wann du pettest (d), gee 
in dein hairnlich zymer (als die cloester seinn) vnd mit verspertter tiir, pette ver- 
porgenlich zu deinetn vater. Zum andern hat der herr cloeslerlich leben geratten 
(e), do er sprach, wildu volkomen sein, gee vnd verkauff was du hast, gib dasselb 
armen lewten vnd kum du, volig mir nach. 

(a J helia. 3. Reg. 17. in prin. et 4. reg. t. post prin. sieh. 88. . 2. a. (b f 
ainsidel. Heb. 11. in fin. (c <f closter. sieh. 79. . 3. e. (d ^ pettest. Math. 9. post 
prin. (e f geraten. Math. 19. ant. fin. im . ,8. a. et sieh. 51. . 10. d. et sieh. 

"88. . 6. f. 

II. ^ Drew hawpgliib der ordenslewt seinn, gehorsam, keyschait vnd ar- 
muoet, das ist verzeihung des freyen willens vnnd des heyrat auch aigener guee- 
ter, alle drew (a) seinn sonst in der weld erlaubt. Disc drew gliih hat gehalten 
christus auch ander closterleben gefueert. Erstlich die rainist keyschait (b), desz- 
halb er aus der aller keyschisten junckfrawen geporen hat wellen werden, dauon 
heiliger geist spricht. O wie hiibsch (c) istdiekeischgeperung mit clarhait. Zum 
andern ist der herr jesus williklich so arm (d) gewesen daz er nichtsgehabtdarawf 
er sein-hawp gelaint oder dauon er den zinsz (e) bezalt hiet. Zum dritten ist der 
ordenslewt gehorsam genomen vom exempel christi, der gehorsam (f) ist beliben 
bis inn tod, durch sein gehorsam werden vil leiit gerecht, nemlichainyederguoe- 
ter clostermenscb, der sieh seinselbs verzeicht (g), das ist, der seinen freyen willen, 
als seinn groesten feind (h), got fur gefangen gibt. Daneben hat christus contem- 
pliert, gewacht. gepet, gepredigtvnd ander merdergleichen cloesterlich werchvol- 
bracht. Dieselben werch pfligt man zeueben inn cloestern, dorinn nach ordnung 
aller regel nichts gelernt wirt, das wider den weg christi, oder seiner lere vnge- 
maes, sender was dient zu volkomener nachuolgung christi. die statlicher (i) in 
verslossen cloestern, dann in weiter weld, eraicht mag werden. vnnd ist aingrosse 
ere (spricht der weis (k)) dem herren nachzeuolgen. Darumb verpewt vns die 



VON ORDENSLEWTEN. 667 

schrift zelicben die -weld (I), oder was in der weld ist. Dann wer der weld'fruend 
sein wil, der wirtgotes feind. Darzuoe redt auch paulus. wann ich noch der 
weld wolgefiel, so waer ich kain diener christi ( l ). 

(a 5 drew. sieh. 51. . 6. g. (b f keyschait. im . 4. a. et sieh. 6. . 10. d. 
(c 5 hiibsch. sap. 4 in prin. O quam pulchra est casta generatio. (d f arm. luce. 
9. in fin. im . 6. a. et $. 7. a. et sieh. 10. . 12. d. (e J zinsz. Mat. 17. sieh. 92. 
. 2- h. (f f gehorsam. Phil. 2. post priu. Ro. 5. in fin. im . 3. a. et sieh. 51. . 
7. d. (g f verzeicht. Luce. 9. abnegct semetipsum. sieh. 39. . 12. e. (h f feind. 
sieh. 20. 6. a. (if statlicher. sieh. 51. . 8. n. (k [ weis. Eccli. 23. in fin. sieh. 
30. . 7. b. (1 f weld. 1. Joh. 2. in med. nolite diligcre mundiim. Jaco. 4. postprin. 
Gala. 1. postprin. im . 5. .b. 

III. f Erst clostergliib ist die gehorsam. wiewol yeder mensch seinen wil- 
len sol fur got aige.n geben vud deszhalb seiner oberkait gebiirliche gehorsam (a) 
laisten, mag er dannoch in zeitlichen sachen frey brauchen seinen willen. Dessich 
ain ordensman bios verzeicht vnd seinen willen in alien zimlichen sachen geistli- 
chen vnd zeitlichen frey vnderthaenig vnd gehorsam macht seinem Prelaten als 
ainer crealur. Nachdem anfangs menschlioh geschlaecht (b) nit hat wellen ge- 
horsam sein dem schoepfer. Darumb wil der ordensman nit allain dem schoe- 
pfer, sender auch seinem gesehoepf gehorsam laisten. 

(a f gehorsam. ro. 13. in prin. sieh. g. 2. f. et sieh. 51. . 7. d. (b f geslacht. 
Gen. .3* sieh. 31. . 2. .d. 

IV. f Zum andern der keyschait gliib halben ist zemercken, wiewol closter- 
lewt weniger dann weltlich person anl'echtung des fleisch haberi vnnd leichtlicher 
die keyschait (a) balten, so erlangen sy doch von Gotmerbclonung (b) vmbirwil- 
kurlich gliib, dann ander lewt die vnangelobte keyschait halten. Nachdem 
got also spricht (c). Jhenen keyschen, die sichselbs zuo keyschait verpjnden vnd 
meiner feyer verhueetten vnd erkiesen was ich wil vndhaltehmein gliib, denselben 
wilich in meinemhaus vnd vnder meinen me wren geben ainguoete stat vndainn 
bessern nom vor andern meinen siinen vnd toechtern, nemlich ainewigennom(d) 
der nymermer zergeet. Ilarawf ermont der herr jhen, die sichselbs versneiden 
(e), das ist gliib der keyschait thudn moegen, daz sy solh gliib thuon von wegen 
des himelreichs. Darnach ermont (f) petrus jhen die sieh, in gehorsam der lieb, 
ergeben haben, daz sy ir selen keysch machen in brueederlicher vnd ainfeltiger 
lieb, nachdem sy geporen seinn nit auszerprochem, sender ausvnzerprochem same, 
nemlich aus dem wort gots, das ewiklich bleibt. Daraus ist zemercken. das das 
wort des clostergliib ewiklich zehalten ist vnd nit zerprochen sol werden. Doch 
sol vorhin ainer bewaeren (g) , ob sein geist aus got sey , vnd daneben fleissiklich 
bedencken ob er solh gliib vnd purde tragen moege (h). Nit daz du vermainen 

' ^ _ _ -,_ _ r * 

(' Mohler sagt fiber die Entstehung des Monchlhums: ,,Unter den ersten Christen fehlte 
desshalb das Mbnchthum auch nicht, ja ganz neue eigenlhtimliche Griinde fiir dasselbe flossen 
unmittelbar aus dem Christenthum. In einem nicht unwahren Sinne kann gesagt wer- 
den, dass die Jiinger des Herrn in den ersten drei Jahrhunderten allezuma) Mi)nche gewesen 
seyen. Von der Welt ausgeworfen, lebte der Christ mitten in ihr als Einsiedler, gerade so- 
weit durch seineSitten von ihr getrennt, als durch seinen Glauben. Die Thatsache, dass der 
Sohn Gottes zur Erlosung der Menschen Mensch wurde, und am Kreuze starb ergriff 
in ihrer ganzen Bedeutung die Herzen, und die Worte des Apostels, dass die Taufe auf Chri- 
stus die Taufe auf seirien Tod sey, waren inhaltschwere Worte fiir jeden Gla'ubigen. DieBande 
der Gemeinschaft mil Christus knupfen, unri die Fesseln dieser "Welt zerbrechen, war das- 
selbe; der Christ starb daher mil Christus. trat aus dem lebendigen Zusammenhang mit die- 
ser "Welt heraus und war lodt fiir sie, oder wie der Ap'ostel sagt, begraben mit dem Herrn." 
Mohlers Schriften und Aufsatze. Bd. II. pag. 166167. 



668 SIBENVNDNEWNTZIGIST CAPITEL 

woldest ledig zesein von poeser anfechtung, dieselb kutnbt dir inallem gotszdinst. 
Wie der weis (i) sagt. So du geest zum dinst gotes, alsdenn bestee in der gerech- 
tikait vnd in forcht, berait dein sele zuo der anfechtigung. Aber du soldest fleis 
baben die anfechtigung zevberwinden vnd in keyschait zebesteen, wo nit, alszdenn 
ist es besser, das gliib zevnderlassen (k) dann zegeloben. besser ist zeheyraten (I) 
dann zeprinnen. Darauf paulus zuo vns spricht. Versucht (m) ewselbsob irim 
glawb seit, ir miigt an ewselbs prueefen oder erkennen, objesus cristus in ewsey, 
nur allain ir waeret verkert. 

(a f keyschait. sieh. . 2. b. et sieh. 34. . 11. g. et im 98. . 4. c. (b f lo- 
nung. sieh. 79. . 3. e. (c f spricht. Esa. 56. post prin. dicit dominus eunuchis. 
(d ^| nom. sieh. 22. . 5. c. (e ^ versneydcn. Mat. 19. sieh. 51. g. 8. b. (f J er- 
mont. 1. pet. 1. in fin. animas vestras castifigantes in obedientia caritatis. sieh. 59. 5- 
7. f. (g 5 bewaeren. 1. Johan. 4. in prin. im. m. (h ^ mpge. sieh. 51. 15. d. (i 5 
weis. eccli. 2. in prin. (k ^ vnderlassen. cedes. 5. in prin. im 98. . 7. h. (1 ^ hey- 
raten. 1. Corin. 7. post prin. sieh. 64. . 3. d. (m ^ versuecht. 2. Corin. 13. post 
prin. sieh. g. et sieh. 64. . 5. c. 

V. f Awsserhalb der cloester seinn mer dann inn cloestern feind vnd anfech- 
tigung. heruor haben wir drey (a) geistlich feind, benentlich aigen fleisch vnd den 
dewfel aucb die weld. Desselben dritten (b) feind seinn die closterlewt vertragen 
( 2 ). vnd haben nur zwen feind. Des dewfels moegen sy sieh erweren mit petten 
(c). lesen, singen, schreiben vnnd himelspehung ( 3 ). den andern feind, benennllich 
aigcn fleisch, moegen sy zaemen mit fasten (d), wachen vnd anderr kestigung. 
Darutnb sol kain closter person noch ander rnensch got zcuil versuochen, domit 
er nit falle noch an Got verzweifel, als moeg er in guoetem fiirnemen nithesteen. 
Der getrew got (bezewgt paulus) laesst nyemantvbersein vermoegen versuoechen 
(e), sender neben der versuoechung oder anfechligung machtgot ain leidlicbausz- 
kommen, auf das ain ycder sein anfechtigung ertragen moeg. Darauf getroestvns 
Cristus nit zefurchten (f) jhen die den leib vnd nit die seStoetten moegen. Dar- 
nach verspricht er jhenen, die das wort der geduld (g), das ist, jr gliib gehallten 
haben, sy zeuerhueetten von der slund der anfechtigung, die ia gantze weld kom- 
men wirt, anzesuoechen die jnwoner auf erden. Wer solhe anfechtigung vber- 
windet vnd bis in das ende verharrt (h) vnnd bestaendig beleibt, der wirt saelig. 

(a ^ drey. Johan. 2. in med. sieh. 36. . 10. d. (b J dritten. sieh. . 2. 1. et 
im 98. . 9. d. (c f petten. Math. 17. sieh. 78. . 2. f. (d f fasten, sieh. 78. . 2- 
d. (e f versuechen. 1. Corin. 10. ant. med. sieh. 33. g. 8. f. et 78. . 10. f. (f 5 
fiirchten. Math. 10. post med. sieh. 44. . 10. b. (g f geduld. apo. 3. in med. sieh, 
3. g. 10. e. (h f harrt. Math. 10. sieh. 2. . 6. a. 

VI. f Drill closterglub ist die armuoet (a). Wiewol etliche cloester in ge- 
main reich, seinn sy doch dprjnn die sondern eingeben personen arm, die allain 
jrer plossen notdurfft gewarten, vnd sonst nichts aigens hahen sollen. Von denen 
paulus (b) schreibt. gleich als seinn sy armdiirftig die vil ander lewt reicb. ma- 
chen vnd die als vnstathafft monich dannoch alle ding besilzen. von jnen mag di- 
ser spruch thobie (c) verstannden werden, daz sy fueeren ain arm lebenin sonder- 
hait, aber in gemain so sy gotsforchtig seinn vnd in gerechter regel bleiben, alsz- 
denn werden sy hie zeillich reich vnd erlanngen dort das ewig reicb. nacb lawl 
des ewangeli (d). Saelig seyl jr armen, dann gotles reich isl ewr. Jlem jch er- 



( 2 Desselben dritten Feindes entbehren die Kloserleut. 
( 3 ,,himelspehung =r Betrachtung. 



VON ORDENSLEWTEN. 669 

kenn dein armuoet, aber du bist reich. also ist auch cristus (e) reicb vnd arm gewesen. 
Bestymbtesonderevndclosterliche armuot ist angofangen durcb dieapostel, doalle 
ding vnder cristglawbigen gemain (f) gewest, vnd nacb yeglichs notturft auszgetailt 
seinn. Nit daz die apostel monich gewesen, sender daz der monich regel vnd or- 
den auf der apostel regel gegriindt seinn, also daz die monicb vnder aines prelaten 
geborsam, alle ding in gemain vnd nichts aigens baben, auch fasten, petten, wa- 
chen, lesen, sirigen, pzalieren (g) vnd fur sichselbs vnd fiir all cristlich volck got 
staetigs loben vnd preysen, wie die apostel, dieweyl sy beyeinander gewonet, 
than haben. 

(a f armuet. sieh. . 2. d. (b J paulus. 2. Corin. 6. in med. (c ^ thpbie. 4i 
in fin. (d f ewangeli. Luce. 6. ant. med. sieh. 44. . 2. c. apo. 2. post prin. scio 
paupertatem tuam sed diues es. im 5. 8. g. (e f christus. sieh. 10. . 12. d. et 871 . 
6- a- (f ? gemain. aciu. 2. et 4. in fin. sieh. 51. . 4. f. (g f psallieren. Psl. 46. 
psallite deo nostro psallite. sieh. 88. . 3. d. 

3 Ton petel ordeii. 

VII. f Darnach hat die kirch gantze ewangelische armuot vernewl in die 
petelorden, die weder in sonderhait noch in gemain jchts aygens haben sollen, als 
ain exempel vnd nacbuolger cristi, der gaentzlich ain arm leben gefuert, wie ob- 
steet (a). Der herr jesus hat auch volkomene armuot gelernt sein junger , do er 
sy zepredigen auszgeschickt, hat er jnen beuolhen, daz sy kain gold (b) oder silber 
noch gelt solten besitzen, aufmm wege khain lasch noch zwen roeckh haben noch 
schuoch antragen, auf das sy zum gotsdinst destgeschickter, vnd on alle sorgwae- 
ren, auch vor alien dingen das reich gots vnd sein gcrechtikait suoechen, vnd vnser 
hoffnung in got allain setzen. Dergleichen lernt vns Christus noch hewt in der 
schrift, daz wir vmb zeytlich guoet nil sorgfeltig (c) seinn noch sprechen, waswer- 
den wir essen oder trinckhen oder anlegen. Dann vnnser hymliscber vater ver- 
steet, daz wir solhe ding bediirffen. Deszhalb werden vnsdieselben zuoegefuegt. 
Dariiber der herr sein junger gefragt (d). Do jch ew hab auszgeschickt on sackh, 
on taschen vnnd onschuoech, was istewabganngen? darauf sy genanntwort, vnns 
ist nichts abgangen. Dieweil nu vnser hayler Jhesus ain gantz streng. vnd arm le- 
ben, seinn jungern, als gesanndten predigern furgehalten, hat cristenliche kirch 
nach solhem form, die petl cloester vnnd orden der armuoet aufgebracht , er- 
weckht, zuoegelassen vnnd bestaetligt aucb zumpredigen verordent, dazdieselben 
brueeder gantze armuoet vnd strenge regel halten, vom got berat leben, dempre- 
digen auswarten, das volckh vnderweisen vnd nichts anders suoechen dann gottes 
ere vnd das hayl jres nagsten. Warlich ist cristenlicher glawb vnnd nome Jhesu 
durch die petelorden guoete zeither wol befiidert vnd noch, wo sy nit zeris- 
sen seinn. 

(a f obstet. sieh. . 2. d. (b f gold. Mat. 10. post prin. (c f sorgfeltig. mat. 
6. in fin. im . 9. a. et im 98. . 2. c. et sieh. 51. . 13. c. (d J gefragt. Luce. 22. 
in med. sieh. 66. . 6. c. 

VIII. f Diser petelstand ist volkommen , von dem cristus sagt. wildu vol- 
kommen sein (a) so geehin verkauff wasdu hast vnd gibs armen lewten vnnd 
kurnb, volig mir nach, so wirdestu haben den schatz irn himel. Denselben vol- 
kummen stand haben an sieh genomen die apostel , als petrus bekennt dem her- 
ren. Nymwar wir haben verlassen alle ding vnd seinn dir nachgeuoligt. Dann 
der herr gab zuoerkennen. Wer sein junger sein, vnnd zuo jme koemen wolt, 



670 SIBENVNDNEWNTZIGIST GAP1TEL 

der mueesst verlassen (b) alle ding vnd sein kreytz nach dem herren tragen vnd 
jme nachuolgen. Nachdem nu vnser hayler jesus vns cristen merischen , als sei- 
nen jungern vnd gliden , soelh streng raet (c) gegeben , aber denselben raeten nit 
all cristen volgen wellen, ist zymlich daz doch etliche cristennliche glid seinn, die 
soelh raet annemen vnd vnserm hawp jesu cristo volkommenlich nachuolgen, auf 
das cristenlichc kirch nit betzigeh werde, als welhe sy allenlhalben jres hawps 
haylsam raet verachten (d) vnd gantzlich versawmen. Deszbalb hat paulus ge- 
preist die willig vnnd hoechst (e) armuoet in der kirch zuo Macedonia, vnd ermont 
vnsdazsolhe armuoet mit der reichen vberflus werde ergetzt. Darauf vnderweist 
vnns paulus, sprechend. Jr wisst (f) diegnad vnsers herren Jhesu cristi, wiewol 
er reich. ist er dannoch von ewrn wegen arm worden, domit jr aus seiner armuoet 
reich (g) wurdet. Darnach gibt vns Paulus disen rat. Jr stilt mit ewren vbri- 
gen (h) zeitlichen guelern dicnen den willigen armen , vnd jr diirftikait erfullen, 
auf das jr geistlicher vberflus ewrr diirftikait auch zuo statlen komme, domit ain 
vergleichung beschehe. \vie gescbriben (i) steet. Wervil samelt, der hat nichts 
vberfliissigs, vnnd \verwenigsamelt, der hat nichts abgeunds. gleich als sprech 
er, da khanst rnit deimm almosen nit zeuil gnad erlangen vnnd der durfftig bruoe- 
der wirt mit dem almosen leichtlich ernert. Dieselben prediger seinn wirdig (k) 
jrerleiblichen narung, nachdemsolh arm prediger von cristo seinn aufgesetzt, wie 
obsteet (1). Dergleichen bekennt auch Paulus. daz jme petrus, jacobus vnnd Jo- 
hannes insonderhait beuolhen haben jngederickh (m) zesein der armen geistlichen. 
Darauf hat er derselben armen zuo jherusalem (n) fleissiklich gepflegen vnd jnen 
bey vil kirchen sammen auch solhe sammung vnd almosen zuoebringen lassen, als 
in etlichen seinen episteln steet, sonderlich zunn Roemern. daselbs setzt paulus, 
daz die lewt schuldig (o) seinn leiblich dinstzethuon den armen geistlichen, vmb 
geistlich guottat, der sy von jnen taylhafftig werden. 

(a $ volkommen. Mat. 19. ant. fin. Luce. 18. post med. sieh. (J. 1. e. et sieh. 44. 
. 4. k. (b f verlassen. Luce. 14. ant. fin. sieh. 33. . 10. f. et 49. . 13. .c. et 
sieh. 51. . 7. a. (c f riit. sieh. 51. . 6. b. (d ^ verachten. im J. 10. d. (e 5 
hochst. 2. Corin. 8. sieh. 87. . 5. c. (f ^ wisst. 2. Corin. 8- in med. propter vos 
egenus factus est cum esset diues. (g f reich. sieh. . 6. d. (h f vbrigen. 
2. Corin. 8. vestra abundantia illorum inopiam suppleat. (i ^ geschriben. Exod. 16. 
in med. (k f wirdig. Math. 10. post prin. (1 f obsteet. sieh. 68. . 5. b. et 95. 
g. 10. c. (m f jngedenck. gala. 2. in med. vt pauperum memores essemus. (n f 
jherusalem. Ro. 15. ant. fin. (o ^ schuldig. im . 9. d. et sieh. 87. . 4. h. 

LX. f Etlich vermainen. daz petel monich vnd willig armuot, die sieh on 
peteln erneren moechten, abpriichig seinn jhenen diirfftigen, die aus natur, kranck- 
hait, rawberey oder aws anderm vnfal arm worden vndzum peleln aus not gedi- 
gen seinn. Deszgleichs sey auch gemainem man beswaerlich mit jrem swais vnd 
almosen die vnnoetigen petler zeunderhalten. Darzuoe ist antwort. Die willi- 
gen petler jrren nit die noetigen petler. Dieselben werden nichtsweniger ernert 
(a) nach gezewgnusz Cristi. Sy gelten mer bey got dann die vogel im lufft, die 
himlischer vatter ernert. ain sel ist mer dann die speis (b), vnd der leib ist mer 
dann sein klaid. Got wil bed geweren, noeligen vnd willigen petler, wir sollen 
jr kainem das peteln weren. Cristus hat erhoert ainn plinden (c) in seinem pete, 
wiewol jne die lewt hiessen schweigen. Frumm lewt sollen sieh auch nit lassen 
berewen was sy geben den petelrnoenichen, die fur sy vor got in der kirch den 
stand der armuoet hallten, vnd danebendasgolswort predigen vnd geistlich friicht 
saeen. Deszhalb ist man schuldig (d) jnen leiblich narung zegeben, nach zewgk- 



ACHTUNDNEWNTZIGIST CAPITEL VOM GLUBD. 671 

nusz Pauli. der spricht. Wir haben ew geistlich sachen gesaeet (e), deszhalb 
ist es nit ain gros ding daz wir von ew leiblich friicht schneiden. Solhes hat der 
herr Jhesus nit allain mit wortten (wie paulus setzt) sender auch mit exempel 
ertzaigt. dann christus selbs ynd aus seimm beuelh die apostel, haben allentbal- 
ben gepredigt vnd fur sicb selbs kain zerung gehabt. Deszhalb sy jr narung ge- 
suoecht haben bei frummen frawen, die den herren vnnd sein junger mit narung 
andaechtiklich versorgt haben, nach lawt des ewangeli (f). dorjnn steet, daz dern 
herren Jesu vil frawen von galilea nachgeuoligt, die jme gedient haben. Sonder- 
lich Martha (g) hat Jhesum mit grossem fleis gewirtt. Dergleichen haben vor 
jaren erber frawen zuo Saltzburg petelprediger auch geren neren helfen, aber 
hewt vor jnen die heiiser zuosperren. 

(a f ernert. Mat. 6. ant. fin. sieh. . 7. c. (b 5 speis. Luce. 12. ant. med. anima 
plus est quam esca (c J plinden. Marci. 10. in fin. Luce. 18. in fin. increpabant 
eum vt taceret. (d f schuldig. sieh. . 8. o. (e f gesaet. 1. Corin. 9. post prin. 
sieh. 66. . 5. f. el . 6. b. (f ^ ewangeli. Mat. 27. ant. fin. Marci. 15. ant. fin. 
(g f Martha. Luce. 10. in fin. sieh. 66. . 5. c. 

X. ^ Was vngefuoer vnd smach in scheltworten vnd sendschrifften , durch 
verkert cristen den heiligen petelorden vnd andern geistlichen staenden zuoege- 
fueegt, ist meniklich kund vnnd allain aus fayger poszhait beschehen. Nyemants 
gezymbt ainn gantzen cristenlichen stand zesmaehen vmb das dorjnn etlich vnge- 
schickt person seinn, sonst moecht der apostel stand, von wegen des vnrainen 
judas (a), auch gelestert werden. Ja wo nur ain ainige person ainn stand ver- 
west, sol derselb stand nit geschendt werden, so man gleich vermaint, des papst 
person sey vngeschickt, dannoch ist das papstthumb (b) heilig vnd von got hie. 
wann vns dorjnn gleich luciper furgeselzt, dannoch waer er vnser oebrer. Dar- 
umb ist kain closter zuoerstoeren von wegen der monich vbertretung, sonder die- 
selben vbertreter seinn zestraffen, oder das closter zereformieren, oder daraws die 
vbeltaeter zetreiben. Wie der herr Jesus die sunder auszmm tempel (c) getrjben 
vnd den tempel nit zerprochen hat. Wer nu die cloesler zerstoert, der verderbt 
gotes ere, vnd wer die gantzen petel orden schendet vnd veracht, der schendt 
crislum vnd veracht (d) seinen haylsamen rat der armuoet. Wer armeri bruee- 
dern versagt jr narung, der toett gottes wort vnnd thuoet wider des nag- 
sten (e) lieb. 

(a f judas. Joh. 13. post prin. mundi estis sed non omnes. sieh. 35. . 4. g. 
(b } papstumb, sieh. 92. . 1. c. (c J tempel. Johan. 2. sieh. 94. . 12. c. - (d ^ 
veracht. sieh. . 8. d. (e f nagsten. 1. Joh. 3. sieh. 51. . 4. e. 



ACHTUNDNEWNZIGIST CAPITEL 

Vom glulid. 

I. Verfueerisch lerer schreiben der closterlewt gliib sey wider got aus 
zwayen vrsachen. Aine ist, daz sy got verlaugen, vnd ir gliib auf vnglawb pawen 
wie juden, die in ire werch hoffen (a). Die ander vrsach, daz sy vater vud muo- 
ter verlasseh, wider gotes gepot (b). Solh bed fawl vrsachen werden angezogen 
on wahrhait vnd on alien grund. Zum erslen, got wirt nit verlawgent, durch 



672 ACHTUNDNEWNTZIGIST CAPITEL 

guote, sender durch poese wercli. So setzen recht closterlewt ir saelikait nit 
aufw'erch (die sy aus gehoTsampflichtig seinn zeuolbringen) sender was sy gudts 
wiirchen, darzuoe sprechen sy, wir seinn vntiiglich knecht, was wirthuon, seinn 
wir zethuon schuldig (c) nemlicb keyschail, armuoet vnd gehorsam zehalten. 
Jtem petten, fasten, wachen, singen (d) , lesen vnd nach gantzem vermoegen got 
allennthalben loben im nom vnd gla wb (e) cristi. Wer mag mit vernufft sprechen, 
daz solhe werch wider ainich goetlich gepot seinn. Die ordenslewt werdenauch, 
jrer guoten werchhalb, vnbillich zuogeleycht den juden (f), dieselben seinn sy plos 
vmbj re werch, sonndervtnb jren vhglawb verworffen. Frumm religiosen sollen 
sich nitbekumern, daz sy durch verkert lewt werden gescholten fiir vngerecht 
juden, dannsy seinn diegerechten (g) juden, von denenpaulusschreibt. dassey nit 
ain rechter jud, der auszwendig ain jud isl, auchseydas nit ware besneidung, die 
auszwendig im fleisch beschiecht, sonder jhener sey ain guoter jud, der jnwendig 
verporgen ist, vnd des hertzcns besneydung beschehe im geist, nit auswendig im 
puochstab (h). Darurnb seinn die ordenslewt gerecht juden, benentlich guoet 
christen, vnd werden vnbillich gescholten durch verkert cristen. Dauon heiligor 
geist weissagt (i). Du bist gelestert von jhenen die sich fiir gerecht juden, das ist 
fur guot christen ausgeben, aber sy seinn des dewfels (k) synagog. ( J ) 

(a f hoffen. im f. et sieh. 40. . 10. a. (b 



gepot. Exo. 20. im . 2. a 




30. 5- 9. m 



II f Zum andern. Clostergliib ist nit wider das gepot (a) vater vnd muoter 
zeeren, als seinn dieselben dadurch verlassen. Vnser erster vnd hoechster va- 
ter (b) ist got im himel, den wir allain im gepet, valer vnnser nennen. So wir 
demselben nachuolgen vnd trewlich dienen, soellen wir weiter nitsorgen (c), was 
wir oder vnnser vaeter essen oder trinckhen oder anlegen werden. Vnnser 
himlischer vater wais wes wir bedurffen , vmb das sollen wir erstlich suoechen 
goltes reich vnd sein gerechtigkhait, alszdenn wirt vns solhes alles zuoefallen* 
Welh nu in closter faren, die seinn kainswegs strafmaessig vmb das sy von leib- 
Hchem vater ziehen vnd von zeitlicben sachen geen. Aus beuelh desherren, ver- 
liessen (c) Jacobus vnd Johannes jren vater. Petrus gieng von weib vnd von kind. 
noch vilmer junger haben jr gesipt fruend, mitsambt alien zeitlichen dingen, ver- 
lassen. vnd nachgeuoligt Chrislo, der sy gnaediklich hat angenomen vnd nit hin 
wider geschickt zuo vater oder muoter. Sonder Christus spricht selbs. Jch bin 
kommen, den menschen zeschaiden (e) von seinem vater vnd die tochter von jrer 
muoeter. Wer vater vnd muoler lieber hat dann rnich , der ist mein nit wirdig. 
vnnd wer sein kreytz auf sich nit nymbt vnnd voligt mir nach , der ist mein nit 
wirdig (f). Jtem wer durch meinen willen vnd von wegen des ewangeli, hawsz 
vnd hot, brueeder vnd swestern, vater oder muoter oder kind verlaest, der wirt 
hundertmal (g) souil einnemen. Ja der herr spricht noch mer. Wer nit hasst (h) 
sein vater, muoter, hawszfrawen, kind, brueeder vnnd swestern auch darzuoe sein 
aygenesele, der mag nit mein junger sein. Jst allenthalben zeuersteen, souerr 

( Es \var von Seite Lulhers mit der Einwendung gegen das Geliibde durchaus nicht so 
ernst gemeint, d. h. es war nicht die innere Uberzeugung, die er aussprach, sondern ein 
Scheingrund fur sein zerrissenes und gemartertes Gewissen, das beschwichtiget M'erden sollte. 



VOM GLtJBD. 673 

dieselben zeitlichen ding den menschen am gotsdinst verhinderu. Darauf schuoef 
christus zum junger, der seinen vater wolt begraben (i), daz er jme nachuolig vnd 
lasse ainen toden begraben den andern. Do der sun Marie Jhesus sein muoeter 
vnd den Joseph verlies (k) vnnd belib im tempel , sprach die muoeter zuo jme. 
Mein sun warumb hastu vns also getban? Schaw dein vater vnd jch haben dich 
mit schmertzen gesuoecht. Darauf er geanntwort. Wisst jr nit, daz jch sein 
muoes im dienst meines himelischen valers. Daraus clar erscheint, daz die clo- 
sterlewt mit dem gliib jr vater oder ander fruend nit vnbillich verlassen noch wi- 
der aynicherlay gepot thuon , sonder naehner (I) zuo Got ruckhen. Dann mag 
ain kind vater vnd muoeter verlassen vnd leiblichen gemahel anhangen, lawt hei- 
liger schrift (m), vil billicher mag ain kind got erkiesen zuo seimm preitgan vnd 
demselben anhangen, vnangesehen vater vnd muoeter. 

(a ^ gepot. Exo. 20. sieh. g. 1. b. et sieh. 51. g. 3. a. (b f vater. Mat. 6. sieh. 
47. 5- 3. f. et 88. . 10. c. (c f sorgen. Mat. 6. in fin. sieh. 97. . 7. c. (d J ver- 
liessen. Marci. 1. ant. med. Mat. 19. ant. fin. (e f schaidcn. Math. 10. ant. fin. (f 
5 wirdig. Mat. 10. in fin. sieh. 33. . 10. f. et im . 8. d. (g J hundert. Marci. 10- 
in med. sieh. 51. . 7. b. (h J hasst. Luce. 14. in fin. sieh. 48. 2. a. (i f begra- 
ben. Math. 8. ant. fin. (k J verlies. Luce. 2. in fin. (1 J nahner. sieh. 67. . 8. c. 
(ra ^ schrifft. gen. 2. in fin. im 99. . 1. e. 

III. ^ Die closterfeind vermuoten, geistliche gliib seinn weder mit schrift 
noch mit bewaerlichen exempeln gegriindt Wider solhe falsche vermuoettung, 
werden angetzaigt etliche exempel, auch eltwo vil heilig schrifften, dorjnn befun- 
den. daz die gliib, got gethan, gegriindt vnd in all weg zeuolstreckhen seinn. Jm 
anfang hat patriarch Jacob (a) ain gliib gelobt den zehendt Got zeopffern von al- 
lem das jme got gebe. Darnach haben die siin jsrael vnd juda zehendt zeopfern 
vilmals verliibt. Hertzog jepthe (b), ain sounder exempel aller gliib , hat aus ein- 
gebung heiligs geistes verliibt , wo erden feinden obsige, alszdenn welle er Got 
opffern das erst mensch so jme am haimzug aus seinem hawsz begegen werde, 
also hat jm begegent sein aingeporne tochter. Alspald er dieselb ersehen, hat er 
seine klaid zerissen vnnd gesprochen. wee mir, mein tochter du hast mich be- 
trogen vnd duselbs bist auch. betrogen worden. Jch hab meinn mund gegen got 
awfthan vnnd mag nu nymmeranders thuon. Darauf hat er sein tochter getoett 
vnnd got geopffert, zuo volziehen sein gliib. Deszhalb Jepthe nit beschuldigt, son- 
der nichtsweniger in der heiling schar gezelt wirt. Dergleichs hat auch jonas(c) 
gegen got geliibt vnd seine gliib auszgericht vnd gesprochen, alles das jch verliibt 
hab wil jch volziehen. Noch vil mer gliib seinn beschehen vnnd auszgericht jm 
allten gesetz. Vnnd was man Got auff beschehene gliib geopffert hat, das istge- 
heyligt (d) gewesen, wie geschriben steet. Jhenes tyer, das ainerauf gliib opffert, 
wirt heilig. Dann gerechter lewt gliib seinn dem herren in ewikait geuellig. (e) 

(a ^ Jacob. Gen. 28. in fin. 2. paral. 31. post prin. Psl. 131. in prin. votum vo- 
uit deo Jacob, (b ^ jepthe. iudi. 11. ant. fin. im . 7. 1. (c 5 Jonas.- 2. in fin. quae- 
cunque voui reddam. (d ^ geheiligt. leui. 27. post prin. im . 10. d. (e f geuellig. 
prouer. 15. sieh. 84. . 5. d. 

IV. ^ Die gliib im alten gesetz seinn gewesen ain figur der gliib im newen 
gesetz, die vil krefftiger seinn sollen. von denen esaias (a) weissagt. Got wirt 
den lewten senden den hayler vnd sy werden dem herren gliib geloben, vnd die- 
selben auszrichten^ Darauf seinn von anbegin des newen gesetz in cristenlicher 
kirch allerlay geliib zuoegelassen vnd gehalten, sonderlich desopffers, daswirtge- 
nomen aus der apostel geschichten (b). Do paulus seine opfer vnd gliib im tem- 

Keithmeier, Berthold's Theologey. 43 



674 ACHTUNDNEWNTZIGIST CAP1TEL 

pel gelaist, vnd sich domit geraynigt hat. Darnach seinn beschehen, zuoegelassen 
vnd gehalten menige gliib dcr seltzamen keyschait (c). von der sand Pauls schreibt. 
Wer in seinein hertzen festiklich fiirsetzt, vnd freywilliklich vnbezwungen im ge- 
mueet beschlewsst die keyschait zehalten der thuot recht. Jtem. Jch habainern 
man (d) cristo versprochen ew zuozebringenals ain keyschejunckfrawen. Daruber 
beslewsst(e) Paulus, daz die ersamen witiben, so in der kirch angenomen, das ist 
in closter koemen seinn, soellen war witiben sein, nemlich zuo keyschait mit gliib 
verpunden. Wann dieselben verlobten witiben aws gayl imnomgotsheyraten(l) 
werden sy im nom des dewfels verdambt, vmb das sy durchsolheheyrat das voder 
gliib der keyschait prechen (g). Wann sy aber die keyschait nit verlubt hieten, 
alszdenn moechtensy onsiind zum anndernmalheyraten. nachdern paulus hernach 
setzt. Jch wil daz die jungen (h) witiben heyraten vnd kind geperen, villeichtvon 
wegen gewondlicher ploedikait der jungen frawen. Aber bestaendig frawen vnd 
junckfrawen werden domit nit verworffen, sonnder jung vnd allt moegen closter- 
lichen orden an sich nemen. die keyschait geloben vnd dorjnn mit hilff gots be- 
rueblich beleiben. 

(a J Esaias. 19. ant. fin. (b f geschichten. actu. 24. in med. ibi oblationes et 
vota. (c ^ keyschait. 1. Corin. 7. in fin. sieh. 64. . 3. g. et 97. . 4. a. (d f man. 
2. Corin. 11. in prin. despondi vos vni viro. (e J beslewsst. 1. thi. 5. in prin. quod 
vere viduae sunt. sieh. 84. . 5. d. (f f heyraten. im . 9. a. et sieh. 64. . 3. e. 
(g 5 prechen. 1. Thi. 5. in med. primam fidem irritam fecerunt. im .9. b. (h 5 
jungen. 1. Thi. 5. in med. volo juniores nubere. sieh. 64. . 3. d. et im 99. 
. 8. d. 

V. ^ Darauf Fauslus bekennt vndTertullianusbesehreibt, daz paulus Teclam 
in Jconio. Clemens domicillam zuo Rom vnd Matheus euphegemiam in egypten, 
mit etlich hundert junckfrawen, eingesetzt vnd von jnendasgeliibewiger keyschait 
mit mund vnnd hand aufgenomen haben. Philippus (b) diaconus hat auchgehabt 
vier toechter, die Prophetin gewesen vnd junckfrawen beliben seinn. Solh gliib 
der junckfrawnschaft hat angehebt allerheiligiste junckfraw Maria, das erscheint 
aus jrer frag, sprechend. wie mag beschehen daz jch empfach (c) vnd geper ainn 
sun, dieweil jch kainn man erkenne, ist zeuersteen, kainen man nemen wil. wie- 
wol sy in eelichem, aber keyschem stand mit Joseph gewest. Disem exempel nach ha- 
ben vil heiligkanleiit (d) ewige keyschaitgeliibtvnd gehallten, benentlich Crisantus 
vnnd Daria. Derselben kahlewt leib seinn von Rom jnn thumbkirch zuo Saltz- 
burg transferiert. Audi haben keyschait verlobt Cecilia vnd Valerius , Dorothea 
vnd jr swestern, auch noch vilmerjunckfrauenvndkanleiit, die ob jrer junckfrawn- 
schaft gemartert vnnd gestorben seinn. Deszgleichs haben etlich ander kanlewt 
die keischait geliibt vnd bis an jr ende tugentlich gehalten, nemlich Alexius vnnd 
seinn prawt, Kayser hainrich vnd kunigund , Euphemianus vnd aglaia , Koenig se- 
bold vnd seinn koenigin, Hertzog hainrich vnd hedwigis, Landtgraf ludwig vnd 
Elizabeth, vnd ander mer, als in legenden befunden wirt. 

(a ^ Tertulianus. de velandis virginibus. (b f Philippus. actu. 21. post prin. (c 
f empfach. Luce. 1. quomodo Get quoniam virum non cognosco. sieh. 85. . 9. d. 
(d f kanlewt. im 9. . 8. h. 

VI. ^ Christenliche kirch hat lannge zeit biszher englischen schatz rainer junck- 
frawnschaft, zuo ere gots mit hilff seiner gotlichen gnaden, in cloestern (a) treuo- 
lich behalten. denselben schatz diser jaemerlicheu zeit dewfel an vil ortten teiit- 
scher land gerawbt vnnd verlubt preyt Christi, die got zuo keyschait verpunden 
gewesein seinn, ausznn cloestern gefueert vnd in huoerhewser gesetzt hat. Was 



VOM GLUBD. 675 

rach deszhalb von himel vber vns tewtscb geen, werden \vir zuo seiner stund er- 
jndert Got spricht /uo~vns. Jr solt geloben (b) vnd laisten, dadurch hater vns 
cristen aufgeladen vnnd geraten, wir sollen geloben vnd halten was wir geliibt ha- 
ben, wie hernach griindtlich steet. Demselben rat wil volgen vnnd erfiillen cri- 
stenlicbe kirch durch etlich junckfrawen, die anstat jr vnd allerannderrcristglaw- 
bigen menschen , jr keyscbait jnn cloestern got opffern. Dawider predigen vnd 
schreiben yetz vncristlich lerer, daz wir got weder geloben nocb laisten sollen. 
Derselben dewflischen lere volgen yetz vil vncristen. Wiewol geliib zethuon nit 
ist gepoten, wo aber geliib beschetien seinn. alsdenn ist gepoten dieselben zeuol- 
ziehen. Daz aber die geliibt zebalten vnd gotlicher mayestet zelaisten seinn, das 
lernt vns die natur vnd alle billikait. es befindet sich auch an menig orten hei- 
liger schrifft, der jch etlicb anzaigen wil, wie bernacb voligt. 

(a <f Clostern. sieh. 64. . 3. e. (b f geluben. Psl. 75. vouete et reddite. 

VII. ^ Erstlich steet im puoech der zal ain streng gepot. Ob ain man dem 
herren geliibt (a) oder sweret, der sol sein wort nit verkeren, sonder allesdas er 
versprochen hat, erfiillen. Jtem ob ain tochter (b), in jres vaters hausz, oder ain 
liauszfraw bey jrem gemahel, got ain geliib thuot. solh gliib ist kreftig, souerr das- 
selb der vater oder hawszwirt offennlich nit widerspricht. Was aber ain witib 

(c) oder ledig weib geliibt, das sol sy on ausred volziehen. Sonderlich ist ainer 
schuldig got zelaisten, was er puoes weis vmb seinsiind verlobt^ nemblicbzefasten 

(d) oder sonst sich zekestigen. Wo ainer verlobt got zegeben etwas, des emit 
mag bekoernen, alszdenn sol er den werd (e) desselben versprochen dings got be- 
Izalen, sonst kan nyemandt sein gliib veraendern. Got gepewt auch was du jm 
verlobest, dasselb nit lang zeuerziehen (f) sonder aufs poeldistauszzericbten, dann 
dasselb wirt got dein berr bey dir ersuoechen, sonnst wurde dein vertzug dir ge- 
rait fur ain siind. Darauf spricht der weis (g). Was du got geliibt hast, dasver- 
zewch nit, dann got missuellt am vngetrewevnnd naerriscbe versprechung. Desz- 
halb gib alles das du versprochen hast. Vil besser(h) ist nit zegeliiben, dannnach 
dem geliib nit zehallten. Daneben steet anderswo geschriben. Wildu khain (i) 
gliib thuon, das ist dir on siind. was aber ainstenaws deinn lebsen gegangenist, 
dasselb soldestuhalltenvnnd thuon, wie du dem herrnn versprochen vnd ausfreyem 
willen durch deinn mund geredt hast. Also hat Dauid (k) got bezalt seine geliib, 
die durch sein lebsen beschiden gewesen seinn. Ja ob ainer geliibt etwas das 
jne mercklich beschwaert, dannoch sol er dasselb volziehen, wie jepthe (1) than 
hat mit seiner tochter. 

(a f- geliib t.'nu. 30. in prin. sieh. 64. . 3. i. et im 99. . 13. c. (b f tochter. 
nil. 30. in med. im 5. 10. b. (c ^ witib. nu. 30. in med. (d f fasten, nu. 30. in 
fin. sieh. 88. 2. g. (e ^ werd. leui. 27. in prin. sub esthnatione dabit precium. 
(f f verziehen. deu. 23. ant. fin. sieh. 83. .3. d. (g f weis. eccles. 5. in prin. sieh. 
51. . 6. d. (b. f besser. sieh. 97. . 4. k. (i f kain. deu. 23. in fin. im . 8. a. 
(k 5 Dauid. Psl. 65. reddam tibi vota mea. (1 ? jepthe. iudi. 11. sieh. . 3. b. 

VIII. f Ettlich vnchristen machen eintrag wider die geliib, vermainend. Chri- 
stus hab vnns frey geraacht, aber die geliib lueeren vns widerumb in faencknusz. 
War ist, christus wil vnns erledigen von dewfels fancknusz, doch danebenfueeren 
m gottes dienstberkait. Zuo derselben vns die gliib befudern. Wer Got dient der 
ist frey (a) vom dewfel vnd gotes gefangen. Du bist anfangs nit gepunden (a) ze- 
geliiben etwas das du sonst nit schuldig zethuon waerest. wann du aber dasselb 
geliibest, alszdenn bistu verpflicht das gliib zehalten. Daneben vermuoetten be- 

43* 



676 ACHTUNDNEWNTZIGIST CAP1TEL 

mellt widersacher, die regel ynd ordnung der closter seinn vbrigmenschengesetzt 
vnd sich nit gezyme ettwas zum ewangeli zeselzen. Dietawfpindeden menschen 
2uo ewangelischer (b) rege], vber dieselb moeg kain ander regel gesetzt werden ( a ). 
Deszgleicbs sprechen dieselben vnchristen, die geliib, als leibliche werch, dienen 
mer zw gleichsznerey, dann zuo rechter andacht. Item die gliib geben vrsach daz 
ainer mervertrawt seinen werchen, dann gotlicher parmhertzikait, dadurch der 
glawb vnd faoffnung gegen got geswecht werden. Dann die gliiber faalten mer 
auf jre gliib dann aufgottes gepot. Als seinn sy aws obangezogen vrsachen nit 
schuldig die gliib zehalten, vnd lernen also Monich vnnd Nunnen ausznn clostern 
zelawffen. Noch mer vngeschickhter eintrag machen die ordenszfeind wider chri- 
stenlich regel vnd heilig orden. Darauf geben cbristenlich lerer anntwort. Wie- 
wol closterlich orden vnd regel dutch die kirch vnd jr regierer (die menschen ge 
wesen) aufgesetzt, seinn sy doch herfliessend von heiligem geist, wie all ander chri- 
stenlich satzung von got durch menschen (c), als Propheten vnd ander lewt, hieber 
geflossen seinn. So wirdt auch in bestymbten christenlichen regeln nichts wider 
das Ewangeli eingefueert, sender dorinn die ewangelischen ermonutig beuestent, 
dadurch dem ewangeli khain zuoesatz noch abpruch, sonder aucb nachuoligung 
(d) r beschiecht. Es ist auch nit zeuermuoelen, daz frurnm ordenslewt von wegen 
irer gliib gleicbsner (e) seinn, noch in ire werch mer vertrawen setzendanningot, 
sonder sy kestigen (f) jr fleisch, auf das der geist () deststatlicher moeg dienen got, 
vnd thuon guote werch, domit ir glawb nit tod (b) sey, sonder destbas lebentig 
werde. Dadurch gottes gepot mer befiidert dann verhindert seinn. 

(a J frey. 2. cor. 3. in fin. sieh. 37. . 2. f. (a J punden. sieh. . 7. i. (b ^ 
ewangelisch. sieh. 76. . 1. a. (c 5 menschen. sieh. 17. . 11. e. (d 5 nachuolig. 
sieh. . 2. f. (e f gleichsner. sieh. 52. . 7. a. (f ^ kestigen. sieh. 76. . 1. b. (g 
J geist. 1. cor. 2. in fin. sieh. 35. . 1. i. (h 5 tod. Jaco. 2. sieh. . 4. 1. 

IX. 5 Aws yetzbeschriben vrsachen erscheint, daz obbemelt dewflisch lerer 
den ordenslewten vbel geralen haben ausnn cloestern zelauffen, in der weld ze- 
wonen vnd zeheyraten (a). Wider dieselben paulus schreibt. Welh iren 
ersten glawb vnd trawen prechen (b) vnd darnach in christo heyraten wellen, 
die verdammen sichselbs. Ellich ander vngeduldig ordenslewt beswaeren 
sicb zebeleiben in irem closterstand , vmb das sy jnselbs nit getrawen im closter 
saelig zewerden. Deszhalb geen sy awch ausnn cloestern vnd suechen geringer 
staende vnd wellen nit beleiben in der vodrung (c), zuo der sy geuodert seinn. 
Warlich durch ir awslawffen fallen sy in vil mer anfechtigung vnd truebsal dann 
sy ymmer in cloestern gehabt. Jn der weld hat menschlicher geist mer feind (d) 
dann inn cloestern. Darumb sollen sich die ordenszlewt wol bedencken. wie- 
\vol sy im anfang vnbezwungen nach irem freyen willen hieten moegen beleiben 
bey weltlichem oder annemen geistlichen^stand. Dieweil sy abernumals sichdes 
weltlichen entslagen vnd des geistlichen stands vnderwunden vnd denselben ver- 
liibt (e) haben, moegen sy nymer hindersich. Das wirt beweist mit des herren 
rede. Wersein handann pfluog (f) legt vnd schawt hindersich, der ist vngeschickt 
zum reich gottes. Dann wer hindersich schawt, der wirt in jmselbs erstockt. das 

( 2 Wenn man die Gelubde liiugnet, so bleibt dem Menschen nichts mehr von einer Freiheit, 
d. h. es lasst sich gar nicht mehr denken, \vie er noch freiwillige Gaben und Opferdarzubringenim 
Stande seyn sollte. Von solchen freiwilligen Gaben redet aber schon das alte Testament (Mos. S, 
23.24), die durch das Gesetz des neuenBandes nicht nur nicht aufgehoben, sondern vielmehr 
ihre Bestatigung gefunden haben, indem selbstder "Weltapostel Paulus ein Gelubde ablegte. 
(Apostg. 18, 18.) 



VOM GLUBD. 677 

ist figuriert in des loth (g) hawsfraw, die nach irem vmbschawen in ain saltz seyl 
verwandelt wardt. Von solhen ablrunigen moenichen schreibt petrus (h). Sy 
seinn empflohen gewesen der weltlichen vnrainikait durch erkantnusz vnsers her- 
ren vnd bailer jhesu christi. Sy seinn aber wideramb indie weld verwickhelt vnd vber- 
\vunden, also ist jne das lesst erger dann das erst, vnd waere jnebesser sy hieten 
der gerechligkait weg nye erkennt, dann-nach solher erkundung hindersichzegeen 
von heiligem gepot, das jnen gegeben ist. Sy seinn begrift'en in disem waren 
sprichwort. Der bund frist widerumb was er gespibenhat vnd ain swein waltzet 
sich nach dem waschen widerumb in kotiger lackhen. souil petrus. Solhawsz- 
geloffen closterlewt seinn die awssern hund (i), von denen in apocalypsi meldung 
beschiecht. 

(a f heyraten. sieh. . 4. f. (b f prechen. 1. Thi. 5. sieh. . 4. g. et sieh. 64. 
. 3. c. (c f. vodrung. 1. Cor. 7. sieh. 39. . 4. d. (d f feind. sieh. 97. . 5. b. 
(e f verliibt. sieh. 60. . 9. a. et 64. . 3- f. (f f pflug. Luce. 9. in fin. sieh. 60. . 
3. d. et 77. 5. 15. g. (g J loth. Gen. 19. ant. fin. (h f petrus. 2. Pet. 2 in fin. 
sieh. 40. . 11. b. (i J hund. Apo. 22. ant. fin. sieh. 88. g. 8. d. et 95. . 10. i. 

X. ^ Doch hat, papst (a)* als aller christen vater, jre gliib ausvrsachen zemil- 
dern, zeueraendern oder gar awfzeloesen, in kraft der wort, was du aufloest etc. 
Dann heilige schrift setzt. Wann der vater das gliib oder den ayd seiner tochter 
(b) widerspricht, alszdenn ist solh gliib vnnd sweren vnpiindig, vmb das es der va- 
ter widersprochen hat. Desgleichs vermoegen kayserliche recht (c), daz ain sun 
oder aigen knecht nit pindet sein gliib das er on gwalt seines vater oder herren 
than, hat. Also erstreckhen sich vnsere gliib bis auf maessigung des papst als des 
stathalter cristi. der vnser warer vater vnd rechter herr ist. Dann in allenglii- 
ben vnd ayden ist der obrer ausgenomen vnd jme sein gwalt vorbehalten, nit daz 
papst rechtmaessige gliib hab aufzeheben oder plos nachzelassen was gotverspro- 
chen ist, sender dasselb mag er in andern-gotsdinst verwandeln vnnd nacb gele- 
genhait der person oder zeit maessigen , dadurch got dannoch ain benuegen be- 
schehe. Was also verwandelt oder ausgewechselt wirt, das ist auch heilig(d) vnd 
got zelaisten, nach jnnhalt der schrift. Daraus vermuoeten leichtfertig lewt, jne 
gezime ire gliib zeuerandern oder gar zeunderlassen. Dieweil Papst dergleichen 
gliib veraender oder gar awfhebe. Aber wie du dichselbs nit tauffennoch firmen 
noch absoluieren, also magst du auch dein gliib nit verwandeln noch von dirselbs 
awfheben, sender dariiber muoestu gewartten des beschaids deiner geistlichen 
oberkait (e), nach lere pauli, daz ainycdeselevnderthaenig seydemhoeherngwallt 
(f). der hie ist von got. " 

(a f papst. Math. 16. sieh. 89. g. 6. i. (b f tochter. Nu. 30. sieh. <J. 7. b. fc f 
recht. ff. de pollicitationibus. 1. 2.- (d J heilig. leui. 27. . 3. d. (e ^ oberkait. sieh. 
17. . 13. f. (ff gwalt. Ro. 13. sieh. 95. .8. f. 



NEWNVNDNEWNTZIGIST CAPITEL 

voiu sacrament der Ee. 

I. Die Ee (a) oder kanschaft ist ain gerechte zesamfuoegung mans vnnd weibs, 
souerr dieselben personen zeheyraten noch recht zuoelaessig seinn vnnd vnzer- 



678 NEWNVNDNEWNTZIGIST CAPITEL 

trente gwondliche beywonung halten. Dieselb kanschaft wirt angehebt irn hey- 
ratmachen vnd beslossen durch beder personen vergleichtem willen (b). darnach 
geoffenbart rnit jren ausgesprocb.cn worten oder verstaendigen zaichen. vnd be- 
stattigt mit priesters zesamgeben. Zuolestvolendt(c)mitfleischlichervermiischung. 
dauon der herr also redet. Der von anfang (d) den menschen gemacht (benentlicb got) 
hat denselben gemacbt ains ainn man, das ander mensch ain weib. vnd sprach, vmb das 
wirt der mensch vater vnd muoter verlassen (e), vnd an seimm gemahel hangen. sy bedc 
werdenain(f) fleisch, dermassen daz sy nymer zway sonder nurain fleisch seinn. (*) 

(a f beschreibung der Ee. 27. q. 2- 1. (b f willen. 27. q. 2. matrimonium. im 
. 9. a. et. 13. b. et . 16. o. et sieh. 58. $. 12. b. et 94. . 14. b. (c f vollendt. im 
g. 6. d. (d ^ anfang. Gen. 2. in fin. Mat. 19. in prin. Marci. 10. in prin. (e ^ las- 
sen, im . 16- b. et sieh. 98. . 2. m. (f ^ ain. Gen. 2. erunt duo in carne vna. sieh. 33. 
g. 9. i. 

II. f Die kanschaft hat drey krefft, aine ist ain ambt, die ander ain gnad oder 
.irtzeney, die drit ain sacrament. Anfangs ist im paradis vnd im stand der vn- 
schuld die kanschaft aufgesetzt als ain ambt (a), zemeren menschlich geslaecht auf 
erde. Als thobias zuo got gesprochen. Herr dir ist wissend daz ich nit beyrat 
aus vnkeysch, sonder aus lieb kind zegeperen, dadurch dein nom geheiligt werde 
in ewikait. Nach der sjind ist allten gesetz die kanschaft zuoegelassen als ain 
artzeney (b) wider fleischliche gier. Doch vnabgenomen das ambt der merung, 
deszhalb hat got zam andern (c) mal, nach der siind gesprochen. Wachset vnd 
meret ew. Jm newen gesetz ist die kanschaft durch christum auf der hochzeit 

'(d) haimgesuecht vnd bestaettigt als ain sacrament, zemeren die glid christenlicher 
kirch. Deszhalb hat got zumm dritten (e) mal gesprochen. Wachset vnd meret 
ew.( 2 ) . 

(a 5 ambt. Gen. 1. crescite et multiplicamini. im . 7. a. et sieh. 51. . 16. b. 
Thobie. 8. (b f arczeney. 32. q. 2. sicut. cum. c. seq. im . 8. a. et sieh. 58. . b. 
(c J andern. Gen. 8. ant. fin. (d J hochzeit. Job. 2. in prin. im . 4. e. et sieh. 
58. 11. c. (e 5 dritten. Gen. 9- in prin. im . 7. b. et sieh. 57. . 3. 1. et 58. . 7. 
i. et sieh. 88. . 10. i. 

III. ^ Fiirter ist in der ee ain sacrament , das ist ain hohe geistliche bedey- 
tung vierlay zesamfueegung (a), aine ist natiirlich, daz got menschlichen geist vnd 
leib natiirlich zesamen fueegt in ainigem menschen, zuo pildnuss gotlicher zesam- 
fuegung, dorinn heilige trinitat (b), vater vnd sun vnd heiliger geist ewiklich vnd 
naturlich zesamgefueegt sein in ainiger gothait. Zum andern hat got geordent, 
menschlich geslaecht zemeren durch wilkiirliche zesamfueegung, nemlich daz zwo 

'person man vnd weib mit iren geisten vnd freyem willen auch mit lieb, wilkiirlich 
zuosamenkomen in ainen leib. wie dann die zwo person got vater vnd sun mit 
lieb heiligs geistes williklich beyeinander seinn in ainer gothait. Dritte (c) zesam- 
fuegung ist der gnaden, daz der mensch sein lieb vnd freyen willen frey williklich 
vergleiche (d) mit dem willen gots, dadurch erkome hiezu gnaedigervnddortzuo 

(! Ausser den bekannten Werken fiber die Ehe von Stapf, Klee, von Moy, Pabst und Werner 
miissen -ffir auf das neuesteWerk: ,,die christliche Ehe," vonDr.Oischinger, Schaffhausen, 1852, 
hinweisen, ein Werk, das tiefe Studien undausgezeichnete Gelehrsamkeit verrath. 

( 2 In der Ubersetzung folgt noch nachstehende weitere Erklarung: nempe per carnalem copu- 
lam, quae non extra sed in matrimonio licita est et sine peccato. Nam eo ipso quod deus iubet 
crescere etmultiplicari, licet ducere uxorem, iuxta id: Si duxeris uxorem , nonpeccasti. Virtus 
igitur sacramenti matrimonialis, et si non afferat specialem gratiam : custodit tamen coniuges a dis- 
gratia fornicationis. Verumtamen in matrimonio quaedam confertur gratia: qua facilius seruari 
valeat indiuisa vitae consuetude. Et hoc in quantum coniuges talem oblatam gratiam acceptent. 
Gratia quidem eis non deest, caueant ne ipsi gratiae desint. 



VOM SACRAMENT DER EE. 679 

vbernatiirlicher (e) zesamfueegung, das ist, domit der mensch hie rait got versuee- 
net werde vnd dort ewiklich in got ruoeh moege. Yierde zesamfueegung ist 
christenlich vnd gros zwischen vnserm herren jhesu christ vnd seiner kircb, 
nemlich mit alien erwelten menschen. Dauon paulus setzt. Dits sacrament ist 
gros (f) spricht er in christo vnd der kircb. ( 3 ) 

(a J zesamfug. im . 9. b. (b 5 Irfnitat. sich. 7. . 5. c. (c J drittc. im . 5. 
b. et . 6. g. (d f vergleich. sich. 19- 5. e. (e f vbernatur. im . 4. g. et . 5. 
d. et sieh. 38. . 9. b. (f f gros. Eph. 5. in fln. 'im . 6. b. et i. et . 9. c. 

IV. ^ Dann gottes sun hat sich mit der menschait jhesu veraint vnd ist word en 
ain christus in ainer person, (a) Jn mass sich mennschlicher geist veraint mit seirnm 
leib vnd rnacht nur ain person. Darnach wil cristus solhe sein menschait ausprai- 
ten in alle mensch, daz daraus nur ain leib vnd ain kirch (a) werde, wie in der ee 
aus man vnd weib nur ain leib wirt. Jn christenlicher kanschaft ist christus prey- 
tigan. die prawt ist die kirch, in der werden rnit der person christi verheyrat all 
erwelt menschen, als ain ainige person. Der gestalt hat gotes sun zwo preyt, die 
clurch der kanschaft sacrament bedeyt seinn. ain prawt ist aigen, benentlich die 
menschait christi. Dieselb nymbt in sich an jrselbs seyten die ander vnd erwelt 
prawt (b), benentlich christenliche kirch, die aus jres preytgans cristi seyten (c) 
geflossen ist, wie die prawt eua aus ires preytgan adams seyten genomen ist. Die- 
weil nu die ee anfancldich im paradis durch got aufgesetzt (d) (do er euam zuo 
adam gefiiert) dieselb ee hat nachmals cristus im ewangeli (e) bestaettigt als das 
groessist sacrament der bedeytung. Darumb sol sich yeglicher gemahel embsik- 
lich befleissen seinen eestand trewlich zebalten. Wer sein aigene kanschaft pricht 
oder aines anndern gemahel vnrainigt. Derselb versert got vnnd seinen sun Jhe- 
sum cristum auch die heylig kirch. Disc alle drey bey dem sacrament der ee 
bedeyt seinn. Aus obbemelten vrsachen vierlay bedeytung, ist die kanschaft ain 
sacrament, vnnd die sichtig auswendig eelich zesamfueegung ist ain zaicheu (f) 
der jnwendigen vnsichtigen geistlichen vnd gotlichen zesamfueegung. Bey dem- 
selben sacrament der kanschaft mag yeder mensch abnemen vnd pruefen sein jn- 
wendige verainigung, die jme got gnaediklich verlihen hat vnd dadurch er noch 
vil hoeher ainikait erlangen mag, ain gnedige in cristo, als ain glid der kirch, vnd 
ain vbernatur (g) liche verainigung in ewiger saeligkeit als ain erwelter sun 
gottes. ( 4 ) 

(a f person, sieh. 19, . 9. e. (a 5 kirch. Ephes. 4. sieh. 91. .3. h. (b f 
prawt. Sap. 8. im . 5. i. et . 6. c. et sieh. 17. . 7. f. et sieh. 91. . 1. b. (c 5 
seytten. Gen. 2. in fin. costam tulit de adam. Johan. 19. latus eius aperuit. (d ^ 
aufgeseczt. Gen. 2. in fin. adduxit earn ad adaia. im . 5. f. (e f ewangeli. Job. 2. 
in prin. sieh. 2. . 2. d. (f f zaichen. sieh. 59. 5. 6. d. (g J vbernatur. sieh. g. 3. e 

V ^ Merckh also vier zesamfueegung. aine ist natiirlicb, daz leib vnd sel bey 
einander seinn. Die ander ist wilkiirlich so sich beder freyer will weibs vnnd mans 
im eestand ergeben. Dise zwo verainigung werden durch den tod, aber durch 
kainn menschen, aufgeloest. als geschriben stet. Welh got zesamgefuegt, die sol 

( 3 liber diese Yerbindungen vergleiche man des Raymund von Sabunde: ,,Theologia na- 
turalis," Tit. 307. pag. 600 601 in der neuen schonen Ausgabe von Prof. Sighart in Frey- 
sing. Sulzbach, bei v. Seidel, 1852. 

(* Die Sacramentalitat der Ehe hat die Kircbe auf Grund der Schrift- und Traditionszeug- 
nisse stets theoretisch und praktisch ausgesprochen und iro Concil von Trient feierlich die Ge- 
genlehre verworfen. Sess.XXIV. c.l. Cat. roman. p. II. c. 8. de sacram. matrim. Klee, Bd. 
111. pag. 394 u. flg. Oischinger, 1. c. pag. 298. u. flg, ; 



630 NEWNVNDNEWNTZIGIST CAPITEL 

der mensch nit schaiden (a). Dritte (b) gnedige zesamfueegung zwischen got vnd 
den menschen, wirt durch die siind aufgeloest, aber widerumb erstat durch puoes 
(c) vnd verdienn cristi. Souerr dorinn bis zum ende verhart, alszdenn wirt dar- 
aws die groessist vnd vbernatiirlich (d) zesamfueegung vnd dort nymermcr aufge- 
loest. Yierde christenliche zesamfuoegung zwischen christum vnd seiner kirch 
wirt khains wegs gar awfgeloest, weder hie nocb dort. wiewol vil der kirchen glid 
darws fallen, aber gantze kirch ertrinckt nit vndern vngestuoemen tunnen (e). Die 
ersten zwo menschlich zesamfueegung, benentlich die natiirlich vnd wilkiirlich, 
hat got im paradis vnnd im stand der vnschuld angefanngen (f). die ain, do Got des 
adams leib formiert (g), vnd demselben ainn lebentigen geist eingossen bat. die 
ander, do got euam zum adam gefueert, dartzuoe adam sprach. Discs pein (h) 
ist aus meimm gepain vnd dises fleisch ist von meimm fleisch. Daselbs im para- 
dis het got menschlich geslaecht erwelt zw seiner prawt (i), die er zuo jm wolt 
nemen in sein haws ewigs himelrcichs. Adam vnd eua haben wol zesam verwil- 
ligt in leibliche kanschaft, aber nit in gotliche, sonder iren freyen willen von got 
gekert. Darawf ist dieselb gotlich heyrat zwischen got vnd menschlichs ge- 
slaechts abgeslagen. dadurch alle vnnd yegliche natiirliche adams kind verloren (k) 
haben gotliche erbschaft. 

(a f schaiden. Mat. 19. in prin. marci. 10. in prin. im . 9. f. (b ^ dritte. sieh. 
. 3. c. (c 5 pues. im 100. g. 8. c. (d J vbernatur. sieh. g. 3. e. et im g. 7. e. (e ^ 
tunnen. Mat. 8. post med. vt nauicula operiretur fluctibus. sieh. 91. . 10. g. et 92. . 
3. n. (f J angefangen. sieh. g. 4. d. (g J formiert. Gen. 2. post prin. sieh. 27. g. 
1. m. (h ^ pain- Gen. 2. in fin. (i J prawt. sieh. . 4. b. (k f verloren. sieh. 
55. . 9. d. 

VI. 5 Darnach hat vnser hayler jhesus mit menschlichem geslaecht willik- 
lich ain newe heyrat gelroffen. Deszhalb zuo seiner prawt erwelt vnd aufgericht 
christenliche kirch (a). Dieselb in solhe heyrat verwilligt. Sy ist dariiber mit 
dem leiden vnd verdienn christi geschwengert vnd hat von jm empfangen vil gnad, 
dadurch sy im tawf aus christo gepert menig sun vnd toechter. Dieselb chri- 
stenlich kanschaft ist gros (b) sacrament vnd wirt bedeyt mit leiblicher kanschaft. 
Christus ist preytgan, die kirch ist prawt (c), erwelt christen seinn ire erbliche 
kind. Beruerte christenliche kanschaft wirt erfiilt oder vollendt (d) mit geistli- 
cher vermtischung, so zum jungsten tag menschlich fleisch erstet (e) vnnd ain ye- 
des seinem geist widerumb zuogefiiegt vnd in got eingeleibt wirt. Also ist bisz- 
her erklaert, daz leibliche ee sacramentlich bedeyt drey geistlich ee, wie jm dann 
christus die kirch dreymal vermaehelt (f). das erst ain sitige (g) ee zwischen 
christum vnd aines yeden frummen menschen, der sieh christo verheyrat vnnd 
das krewtz (h) nach jm tregt auch seinen freyen willen got gaentzlich vbergibt 
vnd vnderthaenig macht. Das ander ist ain grosse (i) vnd weite ee zwischen 
christum vnnd streytunder kirch. Das drit ist ain hohe (k) ee, nemlich zwischen 
Got vnd himlischer kirch.- dieselb ee vnd ainikait bleibt ewiklich (1) zuo got- 
tes ere. 



hohe. i. anagogica. im . 7. b. et 41. . 1. b. 



(1 f ewiklich. im . 9. e. 




3. f. (k 



VII. f Aws allem obuerschribem ist verstanden der erst punkt oder kraft 
der ee, benentlich daz die kanschaft ain ambt (a) ist zegeperen vil menschen awf 



VOM SACRAMENT DER EE. 681 

erdeni, sonnderlich die christenhait zemeren, auf das die ere gottes im hirael (b) 
auch gemert werde. Deszhalb schuoef got zum drittenmal, wachset vnnd wert 
gemeret. Er hat anfanklich nit mer dann ainn (c) man vnd ain weib gemacht, 
vnd zwen geist in ainen leib geordent, vmb das got \vil die kanlewt bey einander 
vnzertrenlich zebeleiben vnd aus jnen zegeperen mer ander menschen, die auch 
vnder einander solten ains sein, zuo ainem antzaigen daz sich menschlich ge- 
slaecht solt mil got veraint (d) haben! Daraus geporen waere aller menschen 
frucht ewiger saelikait, das ist vbernatiirlicher (e) stand der erwelten menschen. 

(a f ambt. sieh. . 2- a. (b J himel. sieh. . 2. e. et . 6. k. (e f ainen. im 
. 16. d. (d } veraint. sieh. 67. . 7. b. et sieb. 7. . 10. b. (e f vbernatiirlicher. 
sieh. . 5/d. 

VIII f Zum andern bringt der kanschaft sacrament mit jm ain gnad vnd not- 
durftige artzney (a). Andere sacrament haylen menscblicb geist an iren wunden. 
die kanschaft verhueet (b) des menschens daz ju die giftig slang fleischliche gier 
nit zum tod becke, wie sy thuoet awsserhalb der kanschaft. Dieselb fleischlich 
gier, genant fomes (c), hat drey poes naygung, dawider drey ertzney seinn im stand 
der ee. Erstlich ist die gier genaigt, mit vil personen fleischlichen lust zeuer- 
bringen. Dawider haben guoet kanlewt gnad, aus kraft dieses sacraments, sich 
an ainem eelicben gemahel zebenueegen. Zum andern. Fleischliche gier ist 
auch plind vnd vnaufgedaechtig kind zegeperen, sender allain seinn lust zetreiben. 
Dagegen wirt aufrechten kanlewten die annder gnad gegeben, fleischlich werch 
nit zehandeln anders dann kind zuoerwerben. Zum dritten. Nach volbringung 
fleischlicbs wercbs, bleibt gemainklich hinden ain natiirlichs gerewen vnd etwas 
vnlust oder verdrus an beyligender person. Derselb vnlust wirt getempft mit 
dritter gnad der ee. daz frumm kanlewt kainen vnlust gegeneinander fassen, son- 
der in trew vnnd lieb gern beyeinander wonen. Dermassen gepewt das sacra- 
ment der kanschaft vier guote ding, ains ist getrewe lieb, das ander frucht der ge- 
perung, das dritt grosse bedeytung, das vierd, wirt dadurch awszgelescht vber- 
fliessende prinnende (d) gier vnd erlaubt ain zimlicher brawch fleischlicher ver- 
muschung. Der sonst ausserhalb der ee in all wege verpoten vnd todsiindig (e) 
ist. Darumb lernt paulus '(f), daz von wegen fleischlicher leichtfertikait ain yeder 
sein eefrawen hab vnd ygliche iren man. der hawswirt sol seinem gemahel 
schuldige werch laisten. Desgleichs die hawsfraw irem man. Die fraw hatvber 
iren leib nit gwalt, sender ir hawszwirt. Herwiderumb ist der man seines leibs 
nit maechtig, sonder sein weib. Jr kanlewt sollet aneinander nit verkiirtzen, es 
sey dann aws ewr beder verwilligung (g), auf das ew dewfel nit anweige von 
wegen ewrer vnmaessikait. Solhes sag ich nach erlawbnusz, nit awsmm gepot. 
gleich als sprech paulus. Jch gepewt nit, sonder ich erlawb fleischliche vermti- 
schung. Aber nichtsweniger moegt ir bede aws ewrem freyen willen keyschait 
halten. Wie dann vil frumm kanlewt (h) beyeinander gantz keyschlich gelebt 
haben. 

(a f erczeney. sieh. . 2. b. (b f verhuett. sieh. 58. . 4. g. (c f fomes. sieh. 
35. . 1. a. (d ^ prinnend. 1. cor. sieh. 98. . 4. h. (e *f siindig. Eph. 5. sieh. 51. 
. 15. b. (f f paulus. 1. cor. 7. sieh. 51. . 16- f. (g f willigung. nisi forte ex 
consensu. 1. cor. 17. post prin. im . 9. a. (h [ kanlewt. sieh. 98. . 5. d. 

IX ^ Aws obbeschribem fiirtrag pauli, ist zeuermuoeten, daz kanlewt on 
siind moegen beyligen in dreyen faelen. nemlich von wegen kind zegeperen. item 
wann ains des andern begern stat thuoet. Zum dritten zeuermeiden vberfliis- 



682 NEWNVNDNEWNTZ1GIST GAPITEL 

sige gier. Welher gemahel awsserhalb derselbea dreyen vrsachen, villeicbt nur 
fleischlicbem lusl nachzegeen, beyligt, daraws mag werden ain siind laszlicb oder 
todlich nacb gelegenbait der tat, vnangesehen feyerzeit oder heilig stet oder mit 
vnmaessiger begier, oder wider natiirlich scbickbung oder dergleicben. Daneben 
wisse, daz kanlich fleischlich weroh nit zuogehoerig ist dem sacrament, dasselb stet 
allain in beder kanlewt verwilligung (a), das-beyligen ist nur ain nachuoligung des 
sacraments. Wie die puoes nacb der peicbt voligt, oder das alter nacb der ju- 
gent. Der jung ist sowol ain mensch als der alt, also ist die kanscbaft vor sowol 
als nacb dem beyligen ain sacrament. Also seinn in der ee drew, das erst ist ain 
anheben der ee, nemlich jnwendiger will, der sich zwischen ledigen personen von 
auswendigen vrsachen zuotregt. Das. ander seinn auswendige wort, benentlicb. 
Jcb nym dicb zu meinem gemabel etc. oder ander verstaendige zaichen, des jn- 
wendigen willens, dadurch die ainikait der kanlewt geoffenbart vnd angetzaigt 
wirt. Das drit ist gotes gnad, die herab flewsst auf soelhe ainikait. ( 5 ) Dieselb 
leiblicb zesamfuoegung bedeyt die andern drey geistlicb heilig zesamfueegnng als 
obsteet (b). Von wegen derselben hohen bedeytung ist die ee genent ain gros (c) 
sacrament. Daraws erscbeint, daz der partbeyen aintraechtiger wil vnd ausge- 
sprochene wort der form (d) seinn des sacraments der ee vnd kanlichen ainikait. 
Dorinn bedeyt werden vier ander geistlicb ainikait (wie vernomen). aine ist zwi- 
scben leib vnd sel aines yeglichen menscbens. die ander zwischen dem sun gots 
vnd menschait christi. die drit zwischen christum vnd der kirch. Vierde aini- 
kait wirt ewiklich (e) beleiben zwischen got vnd erwelten menschen. von wegen 
derselben ewigen bedeytung wirt ain rechte vnd erste ee nymer aufgeloest, dann 
was got zesamfueegt, das sol der mensch nit schaiden (f), das ist die vrsacb, der- 
halb die andern (g) heyrat nit werden eingesegent. 

(a f willigtmg. sieh. . 1. b. et . 8. g. (b f obstet. sieh. . 3. a. (c <f gros. 
sieh. . 3. f. (d ^ form. sieh. 59. . 6. a. (e ^ ewiklich. sieh. . 6. f. (f f schai- 
den. sieh. 5. 5. a. et im . 10. b. (g f andern. extra, de secundis nuptijs. c. 1. im 
. 11. d. et g. et sieh. 58. . 5. m. 



X. ^ Die kanlewt sollen also drew ding gar fleissiklich bedenckhen. Erst- 
lich vnnd am maisten das sacrament, des die kanlewt ain jnstrument (a) seinn 
vnd dermassen zesamen gefuoegt, daz sy nymmermer voneinander gescbiden (b) 
moegen werden, vmb das sy sollen sein, mit irer vnzertrenlichen ainigkait, ain 
pildnuss der geistlichen, christenlichen vnd gotlichen ainigkail. Soelhes istzeuer- 
steen von jhenen die in recbter kanschaft beyeinander wonen. Welh an der vnee 
sitzen oder sonst vnrechtlich beyeinander wonen, seinn khain pildnuss gotlicher 
ainikait, nachdem sy bede nit got (c), sender dewfel zuoeinander fuoegt. Desz- 
halb solh die oberkait solh lewt beyeinander zewonen nit gedulden. Zum andern 
solh das kanvolkh bedenckhen der trew (d) vnd lieb, domit ains das ander saelig 
mache vnd voneinander nit prechen. solhes aber offt faelt in vngetrewen lewten. 
Das drit, so bedacht sol werden, ist die frucht vnd geperung der kind (e), die ze- 
gewinnen offt frumm lewt begem, aber nacb irem willen nit albeg kind haben 

( 5 Nach der neueslen Ansicht sind weder die Contrahenten noch der einsegnende Priester 
der Spender des Ehesacraments, sondern die Taufe ist der Grund, ,,warum die Ehe sacramen- 
talen Charakter habe." Daher konnen nur Christen eine sacramentale Ehe eingehen. Die 
Slelle Innocenz III. sgricht dieses deutlieh aus: Et si malrimonium verum inter infideles exis- 
tat, lion tamen est ratum; inter fideles autem verum et ratum exislit, quia sacramentum fidei, 
quod semel est admissum, nunquam a miltitur, sed ratum efflcit, conjugii sacramentum, ut 
ipsum in conjugibus illo durante perduret. Oischinger, ]. c. pag. 302. 



VON JRRUNG DER HEYRAT. 683 

moegen aus mangel der natur. Welh kanlewt kind baben, dieselben sollen sy 
ziehcn vor alien dingen auf forcht vnd ere gottes, zuo der sy entlich beschaffen 
vnd geporen seinn. Von dritter kraft, nemlich sacramentlicber ee, ist gesagt oben 
. 3. bis auf . 6. 

(a f instrument, sieh. 58. . 2. e. (b f geschiden. 1. Cor. 7. post prin. vxorem 
a viro non discedere. sieh. g. 9. f. (c f got. im . 16. e. (d 5 drew. 1. Corin. 7. 
sanctificatus est vir infidelis per mulierem fidelem. im . 12. b. fe f kind. sieh. 
29. $. 13. a. 

9 Von jrrung der Baeyrat ( u ) 

XI. ^ Die beyrat werden verjrrt aws menigerlay vrsachen. Etlich seinn von 
got vnd der lurch irn newen gesetz. etlich von got im alten (a) gesetz. etlich 
von got vnd der natur (b). etlich von awfsatzung der menschen (c). Erstlich 
verpewt (d) christus die andern heyrat, vnd setzt. Wer von seiner bawsfrawen 
geschiden ist vnd ain ander weib nymbt, der thuoet den eepruch. Desgleichs ist 
ain eeprecherin jhene Craw die von irem hawswirt lawft vnd ainn andern nymbt. 
Dann allain erst zesamgefueegte heyrat machtaynige vnndheyligekanschaft. Dar- 
umb sprach christus zum weib bey dem prunn. der sext man, den sy yetz hab, 
sey nit ir gemahel. Des vrsach stet im ewangeli (e), daz die kind diser weld hey- 
raten vnd werden verheyrat, aber dort werden sy wederheyratennoch verheyrat, 
sender sy seinn den engeln gleichmaessig vnd fiirter kind gottes nachdem sy nuer- 
stannden seinn. Gleich als sprech der herr, nach der verstend (f) wirdeterster ge- 
mahel geen vor jhenem der in der andern heyrat gemahel worden ist. Deszhalb 
werden die andern (g) heyrat im ewangeli nit erlaubt. Aber darnach hat heiliger 
geist durch paulum solh ander heyrat widerumb erlawbt, vrsachhaib zeuermeiden 
merern vnrat. vnnd spricbt paulus. Ain weib (h) ist gepunden an das gesetz so- 
lang ir man lebt. Wann derselb gestorben, alszdenn ist sy erledigt, vnnd sy mag 
im nom gots sieh verheyraten wem sy wil. Es ist weit besser (spricht Jheroni- 
mus(i)) ain fraw erkenn den andern oder dritten man, dann daz sy zu vil man- 
nen begier hab. 

(a f alten. im . 12. a. (b f natur. im . 16. a. (c f menschen. im 5. 17. a. 
(d J verpe\vt. Math. 5. post med. Math. 19. post prin. marci. 10. post prin. Luce. 
16. in med. et Johan. 4. post prin. sieh. . 9. g (e f ewarigeli- Luce. 20- ant. fin. 
equales angelis sunt. sieh. 23. . 8. i. (f <J erstend. sieh. 57. . 6. f. (g ^ andern. 
sieh. . 9. g. (h ^ weib. 1. Corin. 7. in fin. (i ^ jheronimus. 31. q. 1. quomodo. 

XII. ^ Got hat im alten gesetz verpoten zw vnglawbigen oder zuo auslen- 
dern (a) mit heyrat zekeren. Deszhalb eszdras aufstuoend wider judisch volckh 
vnd sprach. Jr habt poeslich than, daz ir in ewr kanschaft froembd hawsfrawen 
habt zuoegelassen , dadureh ir meret des volckhs su'nde. Numals solt ir ew er- 
kennen gegen got vnd desselben willen volbringen vnd abweichen von auslendi- 
schen hawsfrawen. Dergleichen verpewt hewt christenliche kirch die vnglaubi- 
gen, nemlich daz kain getaufte (b) person heyrat. zuo vngetaufter. Mer hat allt 
gesetz den priestern (c) verpoten ausserhalb ires geslaechts zeheyraten , nemlich 
daz die priester ir geslaecht Leui, mit andern geslaechten nit vermiischen, sender 
aus irem geslaecht vnd nur rain junckfrawen, nit andere weiber, zuo gemahel ne- 
men, nachdem die priester dem almaechtigen geheiligt seinn vnd opfern haben 

( 6 De impedimentis matrimonii, lautet die Uberschrift in der iJbersetzung. 



684 NEWNVNDNEWNTZIGIST CAPITEL 

mueessen das prot der fiirsetzung. Das nur am figur gewesen istdes warenprots 
christi. das des newen gesetz pricster awfmm altar handeln vnrid wandeln. 
Deszhalb sy schuldig seinn rain vnd keysch zesein vber die priester des alien 
gesetzt. 

(a f awslendern. Exo. 34. ant. med. nee vxorem de filiabus eorum accipies. 3. 
esdre. 9. in prin. sieh. . 11. a. (b 5 getawfte. 28. q. 1. caue. et c. cum non opor- 
tet. sieh. . 10. d. et sieh. 90. 6. i. (c J priester. Leui. 21. 

XIII. 5 Darauf new gesetz vnd die kirch den priestern vnd leuiten auch re- 
ligiosen die heyrat gar verpeuot (a). Wer priester oder religios sein wil. der hat 
nymer freyen willen zeheyraten, sender er ist zuo keyschait verpflicht vnd gepun- 
den (c), aber dauor ist er wol vngenoett gewesen priester zewerden. oder in ain 
closter zefaren. Solh christenlich verpot vnangesehen, vndersteen sieh ettlich 
pfaffen, moenich vnd nunnen in erdicbtem nom gots verdamblich zeheyraten (d). 
Menigfert fueert dewfel zesamen zwo eingeben personen, die sieh ausgeben fur 
kanlewt, also beyeinander sitzen vnnd offenlich begeen den grawssamen incestum 
(e), das ist verfluoechtisch vnkeysch. Dieselben geistlichen personen, die sieh wi- 
der got vnd recht in erdichtem eestand verwickeln, mitsambt iren kinden, die von 
jnen geporen seinn, verfluoecht (f) Got. wie geschriben stet, daz sy sterben 
mueessen des todes der krancken. das ist der verdambten. sy werden nitbeklagt 
nochbegraben,sonderimmysstligen. Vilmer plag seinn wider solh lewtimjheremia 
beschriben. Dannoch werden diser jaemerlicben zeit, bestimbt schaentlich vnnd 
verdamblich vnee aufgenomen, gehayt, gefreyt vnd beschermet, sonderlich in etli- 
chen beruembten steten. dorinu vorzeiten (f) christenliche zucht vnd geistlich 
pollicey wol geordent gewest. aber numals laider abgefallen ist. Von anbegyn 
christenlichs glawbs wirt nyndert befunden noch gelesen von solhervnuerschamb- 
ter ketzerey vnd gespoett. so ditsmals wider heilige sacrament vnd ander chri- 
stenlich ordnung ergeet vnd geliten wirt in tewtsch (g) landen. Wann grosser 
antichrist selbs komen vnd gelt auszgestraeet hiet, solten sieh die rnanlichen tewt- 
schen, besonder jnwoner der namhaften stet vnd fiirsuchtig burger, so sonst die 
kluoegisten vnd weisisten seinn wellen, weder geld noch guot , weder swertsleg 
noch pftxenscbuss vbergeen haben lassen. zuo deme sy die vngereymbten pfaffen, 
die verzweifelten moenich vnd die awsgeloffen nunnen gebracht haben. Jchhiel 
verhofft, solh tapfer tewtsch waeren bey cbristenlicher kirch bestanden in alien 
faelen. vnangesehen aller erdichten kunst, mit der die falschen lerer, durch ir 
hiibsche wort vnd artlichschreiben, gemain volkhbiszherverfueert haben vnd noch 
taeglich verfueeren. Darauf wil ich meniklich hiemit ermonen durch got vnd sein 
heilige marter, jr wellet dieselb an ew, an ewren kinden vnd nachkomen nit ver- 
loren lassen werden, sonder widerkeren zuogehorsam warer kirch, der dannewr 
vaeter vnd elter auch jrselbs vnderthaenig gewesen seit bis auf gegenbiirtigen 
ewren abfal. 

(a ^ verpe-wt. dis. 27. presbiteris. 27. q. 1. vt lex. extra, de voto. c. 1. li. 6. 
sieh. 64. . 5. b. (b f frey. sieh. . 1. b. (c f gepunden. sieh. 98. . 7. a. (d ^ 
heyraten. sieh. 64. . 4. a. (e f . incestum. sieh. 13- 5- 5. f. (f f verfluecht. Here. 
16. in prin. (g f vorzeiten. sieh. 95. . 10- g. (g 5 tewtsch. sieh. 1. . 5. e. 

XIV. f Ferrer verpewt christenliche kirch die heyrat in hernach geschriben 
faelen. Von erst haymlich winckelheyrat (a), die awsserhalb will vnnd wissen 
der elltern oder gesibten fruend oder gerhaben , oder on offen verkiindung, oder 
on priesters zesamgeben. Jtem die on beysein erber zewgen oder sonst wider 



VON JRRUNG DER HEYRAT. 685 

landsgebrawch beschehen. Wo afaer dariiber ain winckel ee gemacht, dieselb 
ist dannoch kreftig. wiewol das gepot vbertreten vnnd dadurch ain lodsiindbe- 
scbehen ist. Lawt aines capitals (b) im decretal eingeleibt. Dasselb waer meins 
bedunckhens diser zeit auffzeben vnd die winckel beyrat gar fur vnpiindig zuoer- 
kennen. Dann durch bemelt Capitel biszher vil ainfaltiger personen betrogen 
vnnd geuaerlicb in der kanschafft pand verwickelt seinn ( 7 ). Die kirch verpewt 
aucb die heyrat zwischen leiblichen gesibten (c) fruenden bisinvierdesibt. Desz- 
gleichs ist ain jrrung im heyraten die swagerschaft der ersten person bis in vierde 
sibt. Jtem heyrat wirt verpoten zwischen geuatterlewten (d), die in geistli- 
cber sibtschaft seinn. Wie das kind aus seines leiblichen vaters samen , an sich 
nymbt natiirlich wesen , also nymbt das kind an sich von got gnedigs, wesen in 
geistlicher gepurd der tawf. Derselben tawf wirt in geistlichersibtzuoegogleicht 
die firmung, vmb das durch be.de sacrament in menschlichen geist gedruckht wirt 
ain Caracter (e) als ain geystlichersame. Deszhalb jhen, die das kind leyblichvnd 
geistlich geperen, desselben kinds mituaeter, gegen ander geuatern seinn , das ist 
ain natiirlicher vater vnnd vier geistlich vaeter , nemlich der das kind tawft oder 
firmt an stat Cristi, als des rechten geistlichs vaters. vnnd der das kind aus tawf 
hebt oder zuo der firrnung belli an stat der kirch, als rechter geistlichen rnuoeter. 
Welh person vnd wie ferr die geuaterschafft das heyraten verhindert, wirtbefun- 
den in geistlichen rechten (f). ( 8 ) 

(a J winckel. extra, de eland, despon. cum inhibitio. et 30. q. 5. per to. (b J 
capitels. extra, de matrimonio contra interd. (c f gesybten. extra, de consang. et 
affin. non debet- 35. q. 3. de propinquis. cum. c. seq. (d f geuater. 30. q. 1. et q. 
3. per to. (e f Caracter. sieh. 59. . 3. b. (f J rechten. extra, decogna. spirituali. 
per to. 

XV. ^ Noch ist ain Burgerliche sybtschafft. die nach weltlichen rechten 
herkumbt aws anwiischung (a) der kind, dieselb macht etwas jrrung im heyrat, 
dauori auch in geisllichen rechten meldung beschiecht. Jtem im heyrat bringt 
jrrung die gerechtikait (b) gemainer ersamkait. das ist so du zuo ainem weibsz- 
pild hast geheyrat, ob du gleich nit beygelegen bist, dannoch sollen dein gesibt 
fruend, bis in vierden grad, zuo derselben deinen prawt nit heyraten. ( 9 ) Zuo 
lesst werden durch die kirch heyrat nidergclegt von etlicher missetat (e). der 
aine ist, so ain person, dieweil sein gemahel lebt, wissenlich nymbt ainn andern 
gemahel der solhes auch wissen tregt, die moegen hinacb nymer aneinander zuo 
der ee nemen. Deszgleichs so ain person vrsach gibt dem sterben seines gema- 
hels, auf das er moeg nemen ainn anndern gemahel, souerr derselb zuo desvorigen 
gemahels tod geholfen hat, alsdenn moegen dieselben zwo person zuoeinander 
rechtlich nymermer heyraten, besonnder wo sy rniteinander dazwischen den ee- 

( 7 Der Wunsch Bertholds wurde durch das Cqncil von Trient erfullt, indem die Winkel- 
eben von nun an fiir ungiillig erklart wurden. Diese geheimen Ehen waren wirkliche, wahre 
und sacramentliche Ehen, well sie christliche Ehen waren. Da die friiheren Verbote dieser 
Winkelehen nichls fruchteten, so wollte die Kirche ein wirksameres Mittelanwenden und er- 
klarte sie fur ungiiltig. Sess. XXIV. de reform, cap. 1. 

( 8 Das Concil von Trient hat verordnet, ,,dass nur Einer, entweder Mann oder Weib, nach 
den Bestimmungen der hi. Canones, oder hochstens nur Einer und Eine den Taufling aus der 
Taufe heben sollen, so dass nur zwischen diesen und dem Getauften und dessen Vater und 
Mutter, so wie auch zwischen dem Taufenden und Getauften und des Getauften Vater und 
Mutter eine geistliche Verwandlschaft eingegangen werde." Sess. XXIV. cap. 2. Ebenso ist 
es bei der Firmung. 

( 9 Das Hinderniss der b'ffent lichen Ehrbarkeit wurde gleichfalls vom Concil in bestimmte 
Granzen eingeschrankt. cap. 3. 



686 NEWNVNDNEWNTZIGJST CAPITEL VON JRRUNG etc. 

pruch begangen hieten. Welh person zuo heyrat genoettigt (d), oder durch tro- 
ung oder forcht geuaerlich darein gefuert, dieselben seinn wider jren freyen wil~ 
len nit gepunden die kanschaft zebescbliessen. Die kirch verpewt hochzeyt ze- 
hallten in heyligen zeyten (e), nemlich im Aduent bis auf obristen, vnd in den si- 
bentzig taegen. Deszgleichs vom montag vor der auf fart, bis auf der heyligen 
driualtikait tag. Nach loblichen allten syten sol solh verpot erstreckht sein bis 
auf achten des fronleichnams tag. ( 10 ) 

(a 5 anwiinschung. ff. de adop.'l. qui in adoptionem. 30. q. 3. c. 1. et c. per 
adoptionem. extra de cogna. legali. c. 1. sieh. 10. . 10. h. (b <J gerechtfkait. justi- 
cia publicae honestatis. 27. q. 2. qui desponsatam. 35. q. 3. porro. extra, de sponsa. 
c. ex sponsalibus. li. 6- (c <| missetat. 31. q. 1. c. et c. relatum. cum sequ. extra de 
eo qui dux. quam polluit. c. 1. etc. fi. cum similibus. (df genottigt. extra, de spou- 
sal, consultationi. et c. veniens. 1. (e J zeyten. 33. .q. 4. non oportet. extra de fe- 
rijs. capellanus. 

XVI. ^ Von Got vnnd der natur (a) wirt die heyrat verhindert in nachuol- 
genden artickeln. Erstlich in aufsteygunder vnd absteygunder lini. lawt discs 
spruchs. Der mensch wirt verlassen (b) vater vnd muoter. Deszgleichs ander 
fruend vnd swaeger in erster oder andern sibt. Dariiber gescbriben (c) steel, 
kainer sol zuo dernagsten seines pluots geen, noch zuo seines vatern bruoders 
weib, noch zuo seiner hawszfrawen tochter enenckel, oder swesiern. Wiewol die 
natur aws not dispensiert hat mit adams vnd Noe kindenin erster vnd andern sey- 
ten sibt. Die natur verpewt auch vber ainen (d) gemahel nit zehaben. got hat 
anfangs dern adam nur ain weib beschaffen vnd geben. Alsofft got (e) ainn vcr- 
heyrat, hat er jm nur ain eelich weib zuoegefueegt vnd noch. als Abraham (f) 
vnd sarai, Ysaac (g) vnd rebeccam. Dergleichen hat got dem sampson (h) auch 
nur ain weib beschiden vnd sein el tern haben nit gewisst daz solhes von got hie 
sey. Got hat auch thobie (i) saram zuo ainem gemahel auserkoren vnd geordent, 
daz sy bede nach dem zesamgeben dreynacht sollen got dienen vnd erst darnach 
beyligen. Got hat allain den keyschen Joseph (k) fur ainn gemahel zuogeordent 
der junckfrawen Marie, die ist als ain verniinftige (I) ha wszfraw, aygentlichvongot 
kommen. Der engel sprach zuo Joseph, du soldestnit fiirchtenzenemenMariam 
zuo deinem gemabel (m). Also ist gotes vnd der natur ordnung nur ainen ge- 
mahel zehaben. Mer moegen nit heyraten jhen personen, die von natur vnper- 
hafft (n) seinn, als vnuogtbar oder vberkalt lewt. Deszgleichs seinn von nalurnit 
heyrat gnosz die jrer vernufft beraubt seinn vnd nit haben verstaendigen freyen 
willen. Derselb will (o) muoes die kanscbafft beschliessen. Wo nit beder tail 
freye wilkur, daselbs ist kain rechte ee. 

(a f natur. sieh. . 11. b. (b f verlassen. Gen. 2. sieh. . 1. e. (c f gescbri- 
ben. Leui. 20. (d f ainen. Gen. 1. ant. fin. masculum et feminam creauit. extra, de 
sponsa duorum. accepisti. sieh. . 7. c. et sieh. 58. . 11. a. (e J got. sieh. g. 10. c. 
(f $ abraham. Gen. 11. in fin. (g f Ysaac. Gen. 24. (h J sampson. iudi. 14. post 
prin. (i f Tbobie. 7. et 8. (k ^ Joseph. Luce. 1. desponsata viro cuinomen ioseph. 
(1 ^ verniiftige. prouer. 19. in med. a domino vxor prudcns. (m 5 gemahel. Mat. 1. 
ant. fin. sieh. 23. . 5. m. (n ^ vnperhafft. extra, de frig, et malefic, et de sponsa. 
impub. c. 1. li. 6. (o f willen. 30. q. 2. c. vbi non est consensus vtriusque : ibi non 
est coniugium. sieh. . 1. b. 

( 10 Das Concil von Trient hielt nur die Zeit des Advents bis zu Epiphanie und die hi. 
Faslemeit aufrecht; -wahrend dieser Zeiten darf keine hochzeitliche Festlichkeit gehalten wer- 
den. Die alteren Bestimmungen sind aufgehoben. Sess. XXIV. cap. 10. 



HUNDERTIST GAPITEL VON JUNGSTEM GERICHT. 687 

XVII. 5 Vber obbeslymbt heyratsverpot, werden die heyrat offt verhindert 
aus menschen satzungen vnd furfallenden vrsachen oder condicion(a), die vor oder 
in heirats taedingen seinn auszgetragen, als ob es mein vater zuoegibt, als denn 
wil jch dich nemen. Wil daruber vater den heyrat nit zuoegeben, so ist dasver- 
sprechen vnpiindig, nur dareinkoem ettwas newes, dasdieausgelragen fael abnaeme. 
Desgleichs wo die tail jrren in wortten, im willen oder in personen, daraws wirt 
khain ee. Wer jrret (b) der verwilligt nit in das jrrig, als wann du vermainst du 
nemest Margarethen vnd sprichst die wort gegen Cathrein. 

(a ^ condition, extra, de condi. appo. de illis. et c. super eo et c. per tuas. sieh. 
. 11. c. (b f jrret. qui errat: non consentit. 29. q. 1. . 1. ff. de iurisd. omn. iud. 
1. si per errorem. 



HUNDERTIST CAP1TEL 

Ton JTungstem gerieht. 

I. Got bat endtlich von seinselbs (a) wegen gemacht dasgantzgeschoepffson- 
derlicb denmenschen nachuolgennd all leiblich creatur von wegen des menschens. 
Der deszhalb fur sicb vnd fur all ander creator scbuldig (b) istgotzedanckhen.ze- 
gelauben, zctrawen, zelieben, zefiirchten, zeloben, alle ere vnd tugent zebeweysen 
nach gantzen seinen kreften, in allem seinem thuon vnd leben, wie vns paulus er- 
mont (c). Alles was jr thuot mit wortten oder werchen, das thuot im nome vn- 
sers herren jhesu cristi, vnd durcb jne dancket got dem vater. Dariiber gewart 
ain mensh zwifach guot ende, jnwendigs vnnd auszwendigs. Got ist erwelter 
menschen vnerscbaffene saelikait vnd ende, in dem sy jnwendig wiirchlich ruoen 
(d) sollen. Das auszwendig ende, ist erwelter menschen beschaffene saelikait vnd 
zuoeberaitte stat im himel, do sy formlich ruoen werden. Erst ende betrifftgotes 
ere. Das annder betrifft des menschens nutz, dieselben bede zebeschehen pitten 
wir iin anfang des pater noster. geheiligt wert dein nom, zuoekoeme dein reich. 
Dauon anderswo (e) mer gesagt ist. 

(a f seinselbs. prouer. 16. in prin. sieh. 19. . 5. c. (b J schuldig. sieh. 49. . 
2. a. (c f ermont. collo. 3. ant. fin. (d J ende. im . 2. a. et sieh. 21. . 8. c. et 
63. . 12. n. (e 5 anderswo. Mat. 6. im . 15. e. et sieh. 22. . 4. g. et 41. . 2. e. 

II. f Yeglich ding feyert nit bis daz es kumbt zuo seimm vollen oder cen- 
trum (a), das ist zuo seinem gewidentemennde.dasselb ist got, zuodemdermensch 
nit anders endtlich komen mag dann durch lieb(b). Darumb sol sieh der mennsch 
staets yeben (c) in der lieb gots, bis er gar mit gotlicher lieb vergleicht ist. was 
er daran hie versawmbt, das muoes dort sein geist im fegfewr erstatten , bis daz 
er gotlicher lieb ganlz gemaes wirt. Alszdenn nymbt got erst zuo jme mensch- 
Hchen geist. Nachdem nu got, in krafft seiner allmaechtikait, des menschens an- 
fanng aus nichte gemacht hat, gezymet gottlicher mildikaitin ettwe, das ist in seim 
gotlichen wesen, den menschen zuo seinem volkommen ende zefueeren. Zuodem- 
selben ende kommen jhen, die jr leben hie recht fueeren, sonst werden die men- 
schen vmb jr vnrecht leben gestrafft. Dann nach recht vnnd natur seinn poese 
werch zestraffen vnd guotc zebelonen. Vnd ist gotlicher natur vnd mildikaitvn- 



688 HUNDERTIST CAPITEL 

moeglich, daz sy des menschens geordente lieb vnd gerecbten freyen wiljen vnbe- 
gabt (d) lasse. So ist wider gotliche gerechtikait daz aigene lieb vnd verkerler 
will solt vngestraft (e) beleiben, sonst waere got in seinem gericht vnuolkommen. 

(a f centrum, sieh. . 1. d. et sieh. 21. . 8. c. et 28. $. 12. e. (b f lieb. sieh. 
38. . 2. k. et 81. . *11. e. (c 5 yeben. sieh. 35. . 7. c. (d J vnbegabt. sieh. 55. 
5. 9. g. et 79. . 3. a. (e f vngestrafft. sieh. 24. . 1. h. 

HI. 5 Dieweyl nu der mensch nach schickung seines willens vnnd nach ge- 
legenbait seiner wercb zebegabenoder zestraffen, dariiberist notainer rechtlichen 
erkantnusz. Dann freyer will vnd wercb des menschens lassen (a) nach jnen et- 
was, das weder will nocb wercb ist, hemlich gnad oder vngnad, schuld oder vn- 
schuld, rain oder vnrain, zier oder schand, recht oder vnrecbt. Darauf voligtsae- 
likait oder verdambnuss. Dann es seinn zwayerlay gotlicher ordnung , aine der 
natur, die ander der gerechlikait. Wer natiirlicbe ordnung vbertritt, der fellt iu 
gerichtsordnung (b). Das guot ist geordent nach natur. Das poes ist geordent 
nach recht. Wo der mensch guote werch vnderlaesst oder poese verbringt, alsz- 
denn verkert (c) er gottes ordnung, die got gemacht bat nit allain im menschen, 
sonder aucb in andern leiblichen creaturen, denen der mennsch, alsjr hawp fiir- 
gesetzt (d) ist. Dieselben vnderworffen creaturen all beleiben in jrer ordnung vnnd 
thuon was jnen zuogeburt, allain der mensch verkert sieh in vnordnungvndmacht 
domit ain dissonantz in armonia (e) totius vniuersi, das ist ain poess getoene in 
allem geschoepff. Deszhalb der mensch aus natur (f) recbtlich gestrafft sol werden. 
Darauf erayscht die natur vnd alle creatur. Daz ain obrerrichler sey, nemlich 
cristus der vber den menschen koenne vnd moege richten, seine werch erkennen, 
dieselben belonen oder straffen. - Sonst taet got selbs wider sein aufgesetzte ord- 
nung, die der mensch zerissen bat vnd got widerumb erstatten muoes. 

(a f lassen. sieh. 57. . 4. f. (b ^ ordnung. sieh. 20. . 6. d. et 89. g. 4. a. (c 
f verkert. sieh. 20. . 6. g. (d 5 fiirgeseczt. Psl. 8. sieh. 29. x . 12. c. (e f armonia. 
sieh. 50. . 13. g. et sieh. 88. . 3. h. (f f natur. sieh. 28. .11. a. 

IV. ^ Gotliche weiszhait hat aucb in gantzenn geschoepf ains auf das ander 
geschrawft (a). Zuo sichtigen dingen hat got geben die awgen, zuo verstaendigen 
dingen die vernuft, yedem kraut sein aygenschafft, yedem tyer sein leben vnd also 
fur vnd fur ain yedes geordent an sein stat vnnd in gebiirlicher mass , zuo lesst 
dem menschen geben freyen willen, domit er moecht got vber alle ding frey vnd 
vnbezwungen lieben. Dancben gepoten (b) recht zethuon , das vnrecht zelassen. 
Darauf gesetzt vmb guote wercb belonung, vmb poese die straff. Domit aber 
solhe gepot vnd verpot nit vergebens beschehen, noch gotliche ordnung vergee. desz- 
halb ist kain zweifel, gothab dariiber geordent ainengewaltigenbeloner vndstren- 
gen ricbter, nemlich cristum. dem got solhen gwallt (c) gibt als nagstem obrer 
der menschen. Wer seines jrdischen herren gepot vbertritt oder seinem nagsten 
schaden zuoefuegt, der ist aus natur vnnd ordnung der recht, seinem herren straf- 
maessig vnd dem nagsten seinen schaden schuldig abzelegen (d). Vilmer ist siin- 
diger mensch gefallen in straff seines himlischen herren vnd scbuldigabtrag zethuon 
vmb das er seinenthalben zerprochen (e) hat die ordnung gantzes geschoepfs. Die- 
weil aber der mensch got belaidigt hat vnd jmselbs die straff nit nachlassen, nocb 
vmb die schaeden seines nagsten abtrag zethuon vermag. Deszhalb muoes der 
obrer vnd vergleicher, allmaechtiger got vnd reich sein. der gwalt Jhab die belai- 
digung gots nachzelassen vnd all gethan schaeden erstatten vermoege, auff dasnicbts 
vnuergleichts beleib. Es mueessen auch guote vnd poese werch der menschen 



VON JUNGSTEM GER1CHT. 689 

erwegen werden aus jrem gemueet, hertzen vnd willen. Darauf muoes der den 
menschen vnd seine werch richten sol, alle haynalikait wissen vnndjmevnuerpor- 
gen sein all gedanckh, hertz, willen , fursatz , begier, gemueet vnd maynung alter 
vnd yeglicher menschen, toder vnd lebentiger, gegenbiirtiger vnd kiinfftiger. 
Nachdem er vber dieselben all zuoerkennen hat. Das ist allain got, von deme ge- 
schrifaen steet. kain creatur ist jm vnsichtber (f), sender alle ding seinn seinen 
augen plos vnd offenbar. Aus bestymbten vrsachen befindet sicb , daz die men- 
schen von got seinn zeurtailen etwo zuo gelegener zeit. 

(a J schrawfft. sieh. 27. 5- 4. k. (b J gepoten. sieh. 1. . 3. a. (c J gwallt. 
Job. 5. in med. omne iudicium dedit filio. im . 6. d. et . 9. h. et . 13. a. et sieh. 
54. . 7. c. et sieh. 71. . 4. b. et 73. . 1. g. (d J abzelegen. Exo. 22. post prin. 
pro damni estimatione restituet. sieh. 74. 5- 3. i. (e J zerprochen. sieh. 50. . 13. g. 
(f 5 vnsichtber. Heb. 4. ant. fin. im . 5. g. et sieh. 40. . 4. g. 

V. f Aller menschen treflich sachen werden beslossen zuo dreyen taegen, 
die in mercklichen sorgen vnd embsiger gedechtnuszallzeit zebekennen seinn. Jm 
anfang der tag des menschen gepurd. Jn mitte der tag seines sterbens. Jm ende 
der jungst tag. Yon erstem tag der gepurd steet geschriben. Allen menschen ist 
ain grosse bemueeung (a) beschaffen vnnd awf adams sim ist ain schwaer joch ge- 
legt vom tag jres anfangs aws muoeter leyb bis zum tag jrer begrebnusz. Vom 
andern tag des todes lernt vnns die schrifft. Jn alien deinen werchen soldestu 
bedenckhen (b) deiner lessten zeyt, alszdenn wirdest du nit siindigen. Vom drit- 
ten vnnd jungsten tag spricht der weis. Den gantzen tag soldestu sein in gottes 
forcht(c), alszdenn magstu hoffnung haben in jungstem tag, aber ain erhert- 
tennd hertz wirts poess haben zuo jungstem tag. Was ainer all sein tag 
gedacht, geredt, than oder lassen hat, dasselb alles kumbt herfiir vnd wirt ge- 
zogen auf jungsten tag, daran werden dein handel des gantzen lebens, die guoten 
gepreist vnnd begabt, dein poes handel werden gescholten vnd gestrafft. Ain 
fleissiger werchman, dem ain proboder phisier (d) furgeben ist darnach daswerch 
zeformieren, gedenckht auff die prob, domitsein werch recht formiert vnd ge- 
lobt auch nit verworffen werde. Darumb lernt dich paulus (e), daz du soldest 
fleis thuon, dich got zuoerzaigen ainen bewaerten vnd vntadelhafftigen werchman. 
Dann got bewaert (f) vnsere hertz. Darawf hat er seiner gotlichen tugent pild- 
nusz in dich (als in ain prob vnd physier) gesetzt daz du darnach dein leben tu* 
gentlich fueerest vnd recht formierest Domit erals lonherr vnd probierer (dem 
nichts verporgen (g) ist) moeg deine werch zuo jungstem tag loben vnd begaben. 
Wer dariiber sein prob vnd gotes pildnuss in jmselbs nit anschawt vnd des jung- 
sten tags nit bedenckht, der vergisst seines hayls vnd vnrecht gottes gnad. Dage- 
gen ist er gewarttend des angstlichen gerichts zuo jungstem tag. 

(a ^ bemiieung. eccli. 40. in prin. (b ^ bedencken. eccli. 7. in fin. (cf forcht. 
prouer. 23. in med. et eccli. 3. ant. fin. (d f phisier. phisonomia. sieh. 19. . 1. c. 
(e f Paulus. 2. Thimo. 2. in med. sieh. 3. . 10. c. (f f bewa'rt. 1. thes. 2. in prin. 
probat corda nostra. sieh. 14. . 6. e. (g J verporgen. sieh. . 4. f. 

VI. f Darauf wisse, daz drey (a) gotlich gerichtsstet seinn, vor denen ain yeg- 
licher menschzuo gericht steen vnd anntwortten muoes. Erste gerichtsstat ist hie 
in jrdischer kirch. Dafiir die menschen gemainklich vnnd sonderlich von got be- 
schiden seinn, nemlich im all ten gesetz hat sy got lassen eruodern vnd gesprochen. Jch 
hab ew berueefft (b) vnd jr habt ew verwidert. Jch hab ausgereckt mein hand vnd 
ewr kainer hat mich angesehen. Deszgleichs im newen gesetz hat der herr sein 
diener geschickt (c) zeberueenWal! diejhenen so geladen seinn auf die hochzeit 

Reithmeier. Berthold's Theologey. 44 



690 HUNDERTIST CAP1TEL 

cristenlicher kirch. Denselben gerichtszwang (d) hat cristus anfanklich von got 
vnd nachmals dem papst vnd andern geistlichen obrern vbergeben (e) vnd beublhen 
auch zuo jhen gesprochen. Was jr pindet oder aufloest auf erden das ist iiii himel 
gepunden vnd aufgeloest. Doch hat gegenbiiftige kirch nur zerichten vber vergell- 
tung des guoten oder poesen. Die frummen werden begabt mit den sacramenten, die 
pue^ser mit ablas. die widerspaenigen gestrafft mit geistlichem zwang. Was aber 
vnd wieuil zuo Ion oder zuo straff sey zemaessigen, 1st hie geistlicher oberkait vn- 
bewisst vnd dariiber die tax (f) gotlichem gericht haimgesetzt. Souil schulden der 
mensch hie in seinem leben nit auszricht, dasselb wirt dort vergolten. 

(a f drey, hie et im g. 7. et g. 9. a. (b f beruefft. prouer. 1.' ant. fin. sieh. 43. 
. 6. a. (c ^ geschictt. Mat. 22. in prin. Luce. 14. in med. misit seruum suum. 
(d f gerichtszwang. Job. 5. si.eh. . 4. c. (e f vbergeben. Mat. 16. et 18. et sieh. 
73. . 2. c. et 89. . 6. i. (f 5 tax. im . 7. a. et sieh. 83. .' 1. c. 

VII. f Das ander gotlich gericht ist dort in sonderhait vber air en yeden 
menschlichen geist, so er von seinem sterbunden leib abschaidt, dieselb stund ist 
besonder (a) jungster tag aines yeden menschen. als geschriben stel. Den men- 
schen isl aufgesetzt ainsten zesterben. darnach das gericht. Dauon der herr sagt. 
Die stund (b) wirt kommen vnd ist yetz vorhanden daz die toden hoeren werden die 
stymm gotes suns. Dann menschlicher geist, so er von seimm leib abgeschiden ist, 
muosz von wegen aller seiner werch guoter vnd poeser, die er hie than hat, fur dits 
gericht in sonderhait eruodert vnd von cristo geurtailt werden. Desselben vrtails 
volziehung beschiecht im plossen geist, on seinn leib. nachdem die siind volbracht 
seinn aws verkertem willen, der ausmm geist -vnd nit ausmm leib kumbt. Wann 
aber der leib widerumb ersteet (c), alszdenn wirt er auch tailhafftig der vrtayl so 
vber seinn geist gestellt ist, vmb das der geist seine werch durch den leyb volbracht 
hat. Dazwischen bis auf jungsten tag muoes menschlicher geist, ausserhalb seins 
leibs, gotlich vrtail vnd desselben volziehung tragen. Es sey zuo puoes im fegfewr 
(d) oder zuo straff in der helle oder zuo hayl im himel. Derselb geist muoes auch 
dieweil cristo rayttung thuon von ainem yeden wort das der mensch hie geredt hat, 
ausdenselbenwortten wirt menschlicher geistgericht vnd verurtailt.laut des ewangeli 
(e). Des menschens belonung oder straf beschiecht dort geistlich nit leiblich, nach- 
dem hie sein woltat oder vbeltat, das verdienn oder verwiirchen entlich ausmm 
geist vnd nit ausmm leib geflossen ist. Des menschens obrer tail ist der geist, in 
demselben steen gedechtnuss, vernufft vnd freyer will, dadurch sol vnd mag er 
aufgedencken vnd die vernuft wol brawchen auch seinen willen recht fueeren. 
Derselb will (f) ist die wurtz daraws tugent oder vntugent wachsen. Nach gele- 
genhait guots oder poess willens werden des menschens werch erwegen vnd ge- 
urtailt. vnnd nit nach den syndlikaiten, als sehen, hoeren oder annder synn, so die 
menschen gemain haben mit vnuerniiftigen tyeren. Aber vernuftigen geist haben 
die menschen allain, mit demselben moegen sy, vnnd nit andere tyer (g) recht oder 
vnrecht thuon. Nu muoes sieh die belonung oder straff vergleichen rnit seiner 
wurtz oder vrsprung daraus die tat flewsst. Desshalb ist dort des menschens be- 
lonung oder straff geistlich, nit leiblich, noch im leib, sender im geist, der zuo 
himel erfreyt oder durch das fegfewr gerainigt oder zuo hell gepeynigt wirt. Nur 
daz zuo lesst nach jungstem tag der leib seines geistes belonung oder straff tailhaff- 
tig wirt vmb das der geist mit seinem willen den leib zuo guoter oder poeser tat 
hie gebrawcht hat. 

(a ^ besonder. hebr. 9. in fin. sieh. . 6. f. et im . 12. d. el sieh. 73. . 12. b. 
et 80. 5-8. h. et sieh. 81. g.2. b. et 82. .4. e. et 88. . 5. g. (b f stund. Job. 5. in 



VON JtJNGSTfiM GEIfidHT. 691 

med. veniet bora et nunc est. sieh. 83V. 5. b. (c f ersteet. sieh. 57. .. 4. e - (d f 
fegfewr. sieh. 80. . 7. a. (e f ewangeli. 'Mat 12. ant. fin. im .10. b. et sieh. 
82. <J. 4. f. (f f will, sieh. 45. $. 7. a. (g f tyer. sieh. 78. . 5. d. et im 8. b. 

VIII. 5 Darumben seinn fals ynnd betrueegjich des machomets vnd anderr 
sect maynung, die der menschen ende im fleisch rhachen, als werden dort belonung 
vnd straff allain leiblich beschehen vhd der menschen ende stee im leib, nitim geist. 
Dasselb waere wider menschlicbe aigenschafftvnd natur (a), nachdem ainer mensch 
genennt ist iner von wegen seins geistes, dann seins leibs, sonst waeren empjmd- 
liche vriuermifftige tyer(b) auch menschen vnd strafmaessig. Dann der geist ist 
nach seiner art vnd natur vnzerstoerlich vnd nit der leib, auszgenomen sduil der 
leib im geist bleiblich ist. Darumb mag von natur die belonung oder straff ewig 
sein im geist vnnd austntn geist fliessen jnn leib. yeglich ding bleibt alslang bis es 
zerpricht durch sein widerpart (c), als kelt pricht durch hytz, diirr durch feycht, 
die tugent durch siind, die siind durch puoes, das leben durch den tod. Also 
mag des menschens ordenlicher will hie zerprochen werden durch verkerten wij- 
len vnd widerumb derselb verkert will durch gnad gots widerbracht (d) werden, 
als durch sein widerpart. Bringt nu der mensch vonhinn dorthin guoten willen, 
nemlich daz er stirbt in der lieb gottes. Derselb will bleibt ewig vnzerprochen, 
dann er verkert (e) sieh nymer von got vnd leidet fiirter kain widerpart. Solher 
will ist got albeg geuellig, deszhalb ist er albeg saelig. Deszgleichs slirbt ainer 
mit verkertem willen, desselben verkerung vnd siind bleibt albeg. Darin jr wider- 
part, benenntlich gottes gnaden ist verwandelt in gottes gerechtikait, dadurch die 
siind ewiklich gestrafft vnd nymer zerprochen wirt. JBeriieert ainschichtig vnnd 
gestreng gericht gottes ergeet vrbaring wider ainen yeden sterbunden menschen, 
der seines tods vnnd def stund solhes gerichts vngewis (f) ist. Deszhalb vns der 
hailer gnediklich warnet (g) sprechend. Jr sollt aufschawen, wachen vnnd petten, 
nachdem jr nit wisst die zeit noch wann der hawszherr kommen werde, auf das er 
ew, so er vrbaring kumbt, nit schlaffend finde. vnd schreibt paulus (h). Wir all 
werden steen vor dem gerichtstuoel Cristi vnd vnser yeglicher muoes fur sieh rayt- 
tung thuon, nemlich im sterben._ Dann der weis (i) spricht. Sey ingedenck mei- 
nes gerichls, also wirt auch dein gericht gestern an mir, hewt an dir. deszhalb sol- 
destu sterbunden menschen troesten. Daraus wirt clar verstanden, daz got yegli- 
chen menschen paid nach seimm sterben in sonderhait richtet. Das erscheint im 
reichen mann, der vmb sein fraszheit vnd vnparmhertzikait zuor straff geurtailt. 
vnd .armer Lazarus (k) vmb sein geduld in abrahams schoss getragen wart. Also 
ist abgestorbener mensch numals gericht (1). ( l } 

(a f natur. sieh. 1. . 4. a. (b 5 tyer. sieh. . 7. g. (c f widerpart. sieh. 68. 
. 3. a. et 99. . 5- c. (d f widerbracht. sieh. 29. 5- 12. i. (e f verkert sieh. 54. 
5. 12. h. et 61. . 1. e. (f-f vugewis. sieh. 8. . 2. d. et 74. . 6. a. (g f warnet. 
Marci. 13. in fin. sieh. 76. 5- 8. k. (h J Paulus. Ro. 14. post prin. (i f weis. eccli. 
38. in med. sieh. 28. . 14. f. (k J Lazarus. Luce. 16. sieh. 80. . 5. m. (1 f ge- 
richt. Job. 3. in med. iam iudicatus est. 

( l Es ist LeUre der Kirche, dass nach dem Tode eines jeden Menschen ein besonderes 
Gericht stattfindet, wornach er entweder in den Zustand der Seligkeit oder Unseligkeit oder 
der Reinigung eintritt. Der Irrthum der schismatischen Griechen, \velche nach dem Tode noch 
eine Verzogerang der seligen Anschauung annahmen, wurde vom zweiten allgemeinen Concil 
von Lyon 1274 und vom Concil von Florenz 1439 verworfen. Credimus, sagen die Va'ler zu 
Lyon, illorum animas, qui post sacrum baptisma susceptum, nullam omnino peccati maculam 
incurrerunt, illas etiam quae post coritractam peccati maculam, vel in suis manentes corpori- 
bns, vel eisdem exutae, sunt pnrgatae, mox in coelum recipi. Labbe, Concif. torn. XI. col. 
963. Das ist auch die Lehre des Concils von Trienl. Sess. XXV. de invocatione sanctorum. 

44* 



692 HUNDERTIST GAPITEL 

IX. f Drill (a) goellich gericht wirl zuo jungslen lag ergeen in gemain vber all 
crealur geysllich vnd leiblich. von demselben kiinffligen vnd gemainem jungsten 
gcrichl sleel gescbriben in newem vnd alllem gesetz. Jn altein gesetz wirt junger 
lag genenl grawssamer lag, der erschrecklich vnd fassl zefiirchlen isl von wegen 
des hoechsten richler, der belaidigt isl vnd dariiber zericblen vnd ewige stratf auf- 
zelegen bat. Esaias (b) schreibl. Nembl war des herren tag wirl koemen graussam 
vnd vol mil vngnaden, zorn vnd wueltung, vnnd isl der lag der racb des herren. 
Etlich propheten nennen jungslen lag den grossen (c) lag, dem kain anderr lag 
gleicbl. Dergleicben in apocalypsi aucb sleel. Dauon vil scbreibt Johel in andern 
capileln vnd Sopbonias im erslen vnd andern capilel. Daneben ander prophelen 
an ellichen orlen jrer schrifflen. Jm newen geselz isl jungslem lag genent des her- 
ren (d) tag, der haimlich vnd vrbaring hersleicben wirt als ain slrick vnd nacht- 
dieb. Paulus (e) schreibl von jungslem lag disen sloll. Jr wissl, daz gewislich des 
herren lag wirl in der nachl koemen als ain dieb. Jlem zuo hebreiern. Erschreck- 
lich isl die verharrung auf jungst gerichl vnd des fewrs nachuolig. das die wider- 
waerligen verzeren wirt. Wir wissen, daz gol sagt, die rach ist mein. Der herr 
wirl sein volckh richten vnd erschrecklich isl in gotles bende (f) zefallen. Jlem 
pelrus weissagl. Des herren tag (g) wirl koemen als ainnachtdieb, desselben lags 
werden die himel zergeen mil grosser vngeslueem. Die elemenl durch hytz auf- 
geloeslvnd der erdpoden mil alien seinen werchen auszgeprennl. Jnalllervnd 
newer schriflisl begriffen, wer gemainer vnd strennger richler sey, benenllich cri- 
slus (h). Der auff glorificiertem sluoel silzen wirl, als geschriben isl. am Itig des 
endes (i) wirl der richter sitzen auf aimm herlichen stuoel. 

(a f dritt. Matt. 25. sieh. . 6. a.et sieh. 27. . 7. h. et 54. . 8. g. (b f Esaias. 
13. post prin. Esa. 34. post prin. (c ^ grossen.- apo. 16. ant. fin. ad diem magnum 
pmnipotentis. (d j herren. 2. Thes. 2. in prin. quasi instet dies domini. Luce. 21. 
in fin. superueniet in vos repentina dies ilia. sieh. 82. . 4. d. (e J Paulus. l.Thes. 
5. in prin. Hebre. 10. post. med. (f f hende. hebr. 10. ant. fin. sieh. 21. . 7. m. 
(g J tag. 2. pet. 3. in med. (h ^ cristus. sieh. . 4. c. (i J endes. eccli. 40. in prin. 

X. ^ Jungster lag isl das zyl, zuo dem alle zeyl laufft. Er isl lesster vnd ent- 
licher lag, nach deme slillsteen wirl der zeil lauff vnd isl genent des herren lag. 
Zuo dem sieh all ander laeg vnd gantze zeyl naygen. Er ist aller laeg beschlusz 
vnnd ende. darnach kain lag mer kumbl, sender ewige zeit, vnd steel geschriben 
(a). Des herren tag kumbt, desgleichen nie gewesen ist von anfang biszher. Es 
wirt auch nach jme kain tag mer werden, dann derselb tag (nemlich die ewikait) 
ist gros, dem kain tag vergleicht mag werden. An beslimbtem jungsten lag wirl 
nyemant etwas wu'rchen, allain gol wirl daran sein lesst ausserlich werch volbrin- 
gen, das isl angsllicb gericht besitzen. All ander laeg, von anbegyn der weld bis 
auf jungslen lag, seinn der menschen, dorjnn sy guole werch verbringen haben 
sollen. Die sy verraitten mueessen am jungsten tag; lawt des ewangeli. Sy wer- 
den raytlung (b) Ihuon am lag des gerichts. Mil demselben jungsten gericht wer- 
den gotles ausserliche werch bescblossen vnd vollendt. Wie airies yeden rnen- 
schens werch beslossen vnd geendet seinn am tag seines sterbens. 

(a ^ geschriben. Johel. 2. in prin. Jhere. 30. post. prin. (b f rayttung. Math. 
12. sieh.i g. 7. e. 

XI. ^ Got wirt am jungsten tag widerumb erkiicken (a) all vnd yglich verstor- 
ben menschen, die er zuo aller verschiner zeil nacheinander beschaffen hat.- . Der- 
selben menschen werch, thuon vnd lassen nichts auszgenomen, werden desselben 
tags herfur kommen, gericht, geurtailt, belonel vnd bestrafft. Daselbs werden 



VON JUNGSTEM GERICHT. 693 

gefellt nur zway vrtail, ains fur die gerechten, das ander fur vngerecht, vnd das feg- 
feur aufhoeren (a), die gerechten kommen zuo ewigem leben, die vngerechten zuo 
ewiger pein. lawt des ewangeli (b). Jn solhem gericht werden meniklich vnd all 
creaturen sehen vnd mueessen bekennen. Daz all goetlich sachen wol geordent ge- 
west, auch goetlich vrtail angstlichs gerichts ganntz gerecht(c) vnnd vnuerweislich 
seinn, in belonung der gerechten vnnd in verdambnuss der vngerechten. Was die 
menschen hie begangen, das alles wirt dort widergolten. wie Ozeas spricht. Es 
seinn koemen die taeg, daz vns got haimsuoecht vnd wider gelten \virt. Dariiber 
gibt der herr zewgnusz, daz dir widergolten (e) werde in vrstend der gerechten. 

(a f erkiicken. sieh. 57. 3. b. (a J fegfewr. sieh. 81. . 2. d. (b J ewangeli. 
Mat. 25. sieh. 81. . 2- c. (c ^ gerecbt. apo. 19. in prin. vera et iusta iudicia sunt. 
eius. (d $ Ozeas. 9. post prin. venerunt dies visitalipnis et retributionis. (e ^ gol- 
ten. Luce. 14. ant. med. retribuetur tibi in resurrectione iustorum. 

XII. f Des gemainen jungslen gerichts wirt not (a) aus vil vrsachen, der etlich 
hernach volgen. ( 2 ) von erst daz all verstaendig geschoepf benentlich engel vnnd 
menschen ainsmals zesam komraen, nachdem sy noch nie beyeinander (b) gewesen 
vnd doch alle von aynigem got her geflossen seinn. Dann der herr spricht. So 
jch erhoecht(c) wirde von der erde (nemlich amm jungsten gericht) alszdenn wil ich 
zuo mir ziehen alle ding. Das ist englische, geistliche vnd leibliche creatur. Zum 
andern, nachdem all menschen ains geslaechts vnnd ainer natur seinn, gezimbt 
menschlicher natur, daz in gegenburt aller menschen gantz menschlich geschlaecht 
miteinander geurtailt werde zw hay! vnd zuo straf, nach gelegenhait des verdienn 
ainer yeden person. Die furter nichtsmer verdienen noch verwiircben moegeh. 
Wiewol yeglicher geist in sonderhait (d), alszpald er von seimm leib abgeschiden, 
verurtailt worden Jst doch not daz er widerumb mitsambt dem leib gericht vnnd 
das vrtail, so vber jn gefellt was, geoffenbart werde in beysein aller creatur. Daz 
auch ainsmals gantz menschlich geslaecht zuo seinem guoeten geordentem ende 
koeme, zuo dem es gewident ist, nemlich daz die guoeten belonet vnnd die poesen 
gestrafft werden. Das nit beschehen mag, nur am ersten werden die poesen aws 
guoeten gereytlert, nach lawt des herren wort. Alle voelkher werden fur des 
menschen Sun vcrsamelt (e) komen, vnd er wirt sy voneinander schaiden, gleich als 
ain hyrt die schof vonn gayssen schaidet. Er wirt die schof stellen zuo der gerech- 
ten vnd die gaysz zuo der tencken. Sollen nu menschlich geslaecht voneinander 
getailt werden, wie christus gesagt, so muoes es eemals zuoeinander komen, nach- 
dem es noch nye beyeinander (f) gewesen ist. Das wirt entlich beschehen am 
jungsten tag. Daselbs wirt ain yeder haben nach seinem verdienn vnnd darnach 
nichtsmer news weder guoets noch poess empfahen, sonder ain yeder wirt belei- 

( z Wird im ersten Gerichte, bemerkt Staudenmaier, der Mensch auf dem Slandpunkte des 
Individuallebens als fiir sieh bestehende Person gerichtet, so richtet sieh beim zweiten Gericht 
das Augenmerk des Richters nach dem organischen Zusammenhange, in welchem derEinzelne 
zu dem ganzen Geschlechte steht, von dem er ein integrirendes Glied ist. Es kommen hier 
in Frage alle jene Verhallnisse, Beziehungen und Verkettungen, in welchen siitlich und reli- 
gios der Eirie zu den Andern, so wie diese zu ihm standen, und welehe Einfliisse sie gegen- 
seitig im Guten und Bosen fordernd und storend auf einander ausgeiibt haben. Sowohl in 
Betreff des allgemeinen als des besondenrGerichtes wird die gbttlicheEntscheidung vorAHem 
auch nach. dem sieh richten, wie Jemand dieihm alslndividuum von Gott verliehenen geistigen 
Gaben, in welchen sein besonderer Beruf und seine besondere Wirksamkeit im Geschlechte 
ihm angewiesen sind, fiir sieh sowohl als zum allgemeinen Besten verwendethat. Aber ,,auch 
die Engel, die ihren ursprunglichen Zustand nicht behaupteten, sondern ihren Ort verliessen, 
hat Gott bis auf den grossen Gerichtstag aufbewahrt. (Jud. 6, 2. Pet. 2, 4.}'"Vergl. den Arti- 
kel: Gericht, im Kirchenlexikon von Wetzer undWelte. Bd. IV. pag. 44S 457. 



694 HUNDERT1ST CAIPITEL 

ben in jhenem zuo dem er geurtaillist. ,Zum drittenistnot(g)deslesstengemainen 
vnd waren gerichts zuo merung des lobes der erwelten auch zwschand vnd straff 
der verkerten. Dann lob vnd scband werden bederseyt gegroesst, so sy nymer 
verporgen, sender offenbar gemacht seinn. Zum vierden ist jungst gericht kiinf- 
tig von wegen der ere vnd scbicklikait gottes, der aws seiner almaechtikait bewegt 
ist das menscblicb gescblaecht zebescbaffen vnd aws parmhertzikait denselben 
menschen zuoerledigen. vil mer wirt got durcb sein gerechtikait bewegt mensch- 
lich geslaecht zerichten vnd die vngerechten zestraffen, auch aus seiner reichen 
mildikait die gerechlen zebegaben mit ewiger saelikait, sonnst wurde gotlicbe ge- 
rechtikait vnuolkommen. Got erzaigt sein tugent vnd kraffl allenthalben in sei- 
nem geschoepff. Er gibt ainem yeden das sein, guots oder poess, vnd laesst jme 
dasselb ewiklich. 

(a f not. im g. et sieh. 1. . 8. e. (b f beyeinander. im f. (c f erhocht. Job. 
12. post med. ego si exaltatus fuero omnia traham ad me ipsum. sieh. 60. . 3. i. 
(d } sonderhait. sieh. g. 7. a. (e ^ versamelt. Math. 25. post med. congregabuntur 
ante eum omnes gentes. im . 13. c. (f J beyeinander. sieh. b. (g ^ not. sieh. a. 

XIII. f Also wirdt mit jungstem tag vnnd angstlichem gericht erfiillt vnd 
geendet gantz geschoepf. Yede creatur kumbt an jr geordente stat, mit ertailung 
gotlicher erkanntnuss. Desselben gerichts vnd vrlails ist vnser herr jesus cristus 
(a) geordenter richter. Der vor sein senden (b) wirt etlich engel, die mit pusaw- 
nen vnd lawtter stymm zum gericht laden vnd eruodern werden, all verstaenndig 
creatur engel vnd menschen, als anntwortter, die all daselbs zuo gericht steen, 
vnnd ain yeder von seinen wilkiirlichen wercben antwortten vnd rayttungthuon 
muoes. Daselbs werden voneinannder getailt die vngerechten von gerechten, als 
kytz (c) voo lamblein. Die vngerechten mitsambt den dewfeln (d), awf tenckhe 
seyt, vnder jr bawp luciper. Derselb hanngt an jmselbs, nit an got. Deszhalb 
fellt er mit seiner schar hinab zuo gruudt der belle (f), das ist zuo vndrist der 
erde, daselbs werden die verdambten ewigklich gepeynigt. Die erwelten engel 
vud menschen werden getaill auf rechte seyt, vnder jr hawp (g) Christum, der mit 
leyb vnd sel persoendlicb veraint ist mit der golhait. Deszhalb sein schar ewiklich 
bleibt vnd sicber hanngt an starckhem Got mit wunn vnd freyden. 

(a ? Christum, sieh. . 4. c. (b J senden. Mat. 24. post med. sieh. 88. . 5. f. 
(c f kytz. Mat. 25. sieh. . 12. e. (d f dewfeln. sieh. 24. . 10. d. et g. (e f Luci- 
per. sieh. 24. . 10. a. (f.J belle, sieh. 24. $. 10. e. (g f hawp. sieh. 27. 5. 7. b. 

XIV. f Erstlich werden siindig engel vnd menschen verdambt (a) vnd ver- 
urtailt zuo ewigem tod, vmb das sy haben gesundigt wider ewigen got vnnd ver- 
achtdasewigleben, wosy gemoegt, hieten sy sieh in siinden gernn ewiklich erlust 
vnnd noch. deszhalb kain verdambter vber sein siind ware rew haben mag. Ja 
er bleibt staets in siiuden vnd ist got widerwaerti^ vnd haessig. Aus solhen vnd 
mer dergleichen vrsachen wirt got sein vrtail von jnen nymermer aufheben, son- 
der dabey ewiklich beleiben lassen. Dich sol nit verwundern , daz die siind , so 
doch paid vnd zeitlich beschehen, langsam vnd ewiklich zepueessen seinn. Nym 
ain beyspil. Wer heuot etwas versaumbt, der muoes desselben albeggeraten. vnd 
steet geschriben. Der schnid (b) ist vergangen vnd der summer ist geendet vnd 
wir seinn noch nit haylwaertig. Toetliche wunden wirt paid geschlagen oder vr- 
baringgeslochen, aber langsam gehaylt, oder dadurch muoes der verwundt gar 
sterben. Fellt ainer in tyeffe gruoeb daraus er jmselbs nit mag helffen, dorjnn 



VON JUNGSTEM GERICHT. 695 

muoes er on ander hilff, alltzeitbeleiben. wie Christ us beuilht. Werffet (c) den 
siinder mit gepunden henden vnnd fueessen in awssere finster. Item belaidigt 
ainer die maieslat seiner oberkait. Deszhalb muoes er vnd sein absteygund gesibt 
erben zuo schanden vnnd ewiklich aygen beleiben. Wer durch miszhandlung seine 
giieter verwiircht, derselben verfallen gueeler umeessen er vnd sein erben ewik- 
licb geraten. Wie nu zeitliche plag in diser zeitkhainaufhoerenhat, alsoistauch 
ewige plag on ende. 

(a f verdambt. Math. 23. quomodo fugietis a iudicio gehenne. sieh. 20. . 4. I. et 
21. 5. m. et $. 6. k. et 24. ?: l. ; f. (b f snid. Hiere. 8. in fin. transijt messis.' (cf 
werffet. Math. 22. sieh. 77. . 4. f. 

XV. ^ Darnach werden die erwelten begabt mitewigem(a)lebenvndhoech- 
stem guot, vnd gesetzt an jr ziioeberayt ende. Derselben seinn zway. Das ain 
ende (b) ist jnwendige saeligkait vnnd got selbs, indeme, als in hoechstera (c) guoet, 
die erwelten jr ewig leben vnnd hoechste freyd auch wurchliche vnd vnsaegliche 
glori baben, domit sy den nom gots staets vnnd ewiklich heyligen (d). Das ander 
ende ist auszwendige vnd zuoefallende saelikait, die got beschaffen bat zuo 
nulz des menschens, nemlich das hymelreich (e), so den erwelten zuoekumb't, daz 
sy dorjnn bey got ewige ruoe vnd vnermeszliche freyd haberi moegen. Mjt der- 
selben zuoefallenden saelikait begabt got den erwelten dreyerlay mass. Erstlicb 
nach seinem verdienn. Zum andern vmb sein vordienn. Zum dritten vber sein 
verdienn. Awf das erst steet in paulo. daz ain yeder werdeseinen aygenlon(f) 
empfaben nach gelegenhait seiner arbait, vnd spiichtder herr. Mit welberlay mass 
(g) jr messet, in derselben wirt ew hinwider gemessen. Zum andern hat Johannes 
lawffer bekennt, daz wir all Von der volkommenhait cristi nemenvnd gnad (h) 
vmb gnad. Da'rumb beuilht v.nns chrislus in seinen weingarten (i) zegeen. Deszr 
halb well er vnns geben was recht ist. Awf das dritt verspricht der herr Jesus, 
gebet alszdenn wirt ew auch gegeben. sy werden in ewr schoss geben ain guote, 
voile, gedruckte, gerutelte vnnd vberfliissige (k) mass. Der herr Jhesus wirt zuo 
yeglichem rechtfertigem menschen sprechen. Ey du frummer vnnd getrewer 
knecht. Du bist vber wenig trew (I) gewesen. Darumb wil jcli dich yber vil 
setzen, nemblich daz du eingeest in die freyd deines herren. Das ist: in ewige 
saelikait, dieselb geruoche vns alien gnaediklich zeuerleyhen Got vater, Sun vnd 
heiliger geyst. Amen. . 

(a f ewigen. Mat. 25. in fin. iusti autem in vitam eternam. sieh. 4. . 9. f. et 37. 
. 11. i. et 81. . 2. c. (b f ende. Ro. 6. in fin. sieh. 21. 5. 8. c. et 27. . 6. i. (c f 
hochsten. sieh. 7. . 4. a. (d f heiligen. sieh. 22. . 4. g. (e J- reich. sieh. . 1. e. 
et sieh. 41. J 2. e. (f f Ion. 1. Corin. 3. post prin. sieh. 39. . 1. a. (gf mass. Mat. 
7. in prin. sieh. 84. . 1. e. (h f gnad. Job. 1. post prin. gratiam pro gratia, sieh. 
39. . 8. b. (i f gartten. Mat. 20. in prin. (k f vberfliissig. Luce. 6. mensuram su- 
perfluentem. sieh. 46. . 7. a. et 84. . 1. f. (1 5 trew. Mat. 25. ant. med. sieh. 77. 
3. h. et 79. -.2. b. 

5 Finis, 



DAS REGISTER. 

Tafel vber tewtsche Theologey nach ordnung des Alphabeth. 



A. 

Aaron. 69. 1. c. J Abel. 30. . 8. e. 
.Abentessen christi. 65. 5. 4. g. 
Abgoetter. 86. . 7. a. 
Ablas 1st dritter tail des sacraments der 

puoes. 73. 5- 15. et 16. 
Abraham. 2. . 4. m. 

Schos abrahe. 49. . 7. h. et 80. . 5. m. 
Absolon. 74. . 4. .c. f Abtrag. 74. $. 3. h. 
Abtriinig christen, c. 16. per to. 
Achab. 3. 5- 6. e. f Acephalus. 91. . 14. h. 
Accidentz des sacraments. 66. . 3. d. 
Adam erster. 34. . 1- d. cum ibi notatis. 
Ander adam. 68. . 1. i. 
Ader des dewfels. 63. . 12. d. 
Aigen will. 37. 5. 4. c. 
Aigen lieb. 48. . 1. m. 
Aigen nutz. 31. 5- 6. d. f Aigen ere. 29. 

1.1. b. 
Ains erste zal. 29. . 3. c. f Ain glawb. 

.1. . 8. a. 
Ain got. 7. . 1. b. 
Ain menschait. 27. . 1. g. 
Ainikait. 7. . 10. b. 
Ains awsmm andern. 18. 2. f. 
Alles in alien ist got. 39. 5. f. 
Almosen. c. 87. per to. 
Allegorica. Anagogica. 99. . 6. i. et k. 
Anfang aller ding ist got. 5. . 4. a- 
Anfang der rechtfertikait ist der glaub. 4. 

5- 8. k. 

Anfang des glaubs ist die warhait. 5. . 1. h. 
Anfang des menschens. 27. . 1. h. 
Anfang der siind. 24. $. 4. b. 

Demselben anfang ist zewidersteen. 

42. . 8. g. 
Angewiinscht sim. 10. . 10. h. et 99. . 

15. a. 

Angenaem gnad. 4. . 4. e. et42. . 4. a. 
Angenaem person. 65. 8. c. 
Antichrist vorlauffer. 15. 5. 6. g. 
Antidora. 49. 5- 3. g. 
Apostel zwelfpoten. 8. $. 4. c. 
Applicieren die sacrament wie artzeney. 

63. . 9. c. 
Artzt geistlicher ist christus. 58. $. 2. c. 



An stat cristi die selsorger. 58. . 4. g. 

et . 12. f. 

Von geistlicher artzeney. 58. . 2. b. 
Arbait ist vns angeporen. 29. . li. k. 
Argument. 1. g. 2. b. et f. 
Aristoteles. 12. . 4. f. 
Armonia.88. . 3. h. 5 Armuot. 51. . 7. a. 

Willige armuot. 51. 5. 10. e. 
Arrius. 7. . 6. a. 5 Aschrein prot. 63. 

. 2. a. 
Astra influunt. 25. 5- 8. c. f Athanasius. 

6. 5- 3. a. 

Atyla. 91. . 14. b. [ Attritio.72. . I.e. 
Axvffart christi. 57. 6. 
Awfstand. 1. . 5. a. 
Awgenploed. 25. . 2. b. 
Awslegung vnd erklaerung der schrift. 6. 

. 10. f. et 14. per to. 

Verkerte awslegung. 15. per to. 
Awswendige werch. 53. 5- 5. a. 
A-wsred. 50. . 11. a. 
Awssatz. 73. 5. 7. 5 ^.za koenig. 4. 

. 14. n. 

B. 

Balaan. 11. . 6. i. et 66. $. 7. k. 
Bayren. 24. g. 6. d. f Balsam. 61. . 3.g. 
Bediirflen ist got nichts. 19. -5. 5. d. 
Begrebnuss. 87. . 1. e. f Belial. 24. 

. 8. a. 

Belonet got alles. 55. . 9. g. 
Beraitten mag sich der mensch zuo guo- 

tem. 4. . 4. i. 
Berueemen mag sich der mensch nichts. 

39. $. 9. b. 

Bestattigt in guot. 24. . 1. b. 
Bestattigt in poesem. 38. g. 4. h. 
Bibel. 5. . 3. d. et 12. . 1. c. etperto. 
Brueder in christo. 28. . 6. f. 
Bruoderschaft. 47. . 4. et . 5. 
Bullen. 89. . 6. h. 

w. 

Wachen. 76. . 3. d. et 94. . 13. e. 

Wachset got awswendig, der mensch jn- 
wendig. 22. . 4. i. et k. der mensch 
wachset auch awswendig. 29. $. 11. 1. 



DAS REGISTER. 



697 



Wachsund leben, vegetatiua. 28. . 4. b. 
Waffen christenliche. 14. . 7. d. 

Dewflische. 15. . 5. a. 
Wanckel. 38. . 11. c. 
Wandlung in vnd awsser der mess. 63. 
. 8. bis zum ende desselben capitels. 
Jn der mess wirt pro.t,ynd weinyer- 
wandelt in fleisch vnd plu'oet christi. 
66. 5- 1. et . 2. et .3. 
Vpm wort der wandlung. 66. . 7. 
Die lieb verwandelt den lieb haber in 

den geliebten. 45. .' 9. a. b. 
Warhait gots jnwendig. c. 7. 
Eingeleibte warhait. c. 8. 
Awswendige warhait gots. c. 11. 
Miindliche warhait. c. 17. 
Beschaffene warhait. c. 18. 
Warhait gepert neyd. 15. . 8. d. 
Warm. Geistliche wirme. 63. . 12. e 
Wasser. tawfwasser. 60. . 1. g. 
Weichwasser. 88. . 5. h. 

Kalt trinckwasser. 74. . 8. g. et 79. 

g. 3. b. 

Waschen. .64. . 7. e. f Wax. 36. . 13. k. 
Weld grosse macrocosmus. 22. . 1. cum. 
seq. 

Kleine weld microcosmus. 19. . 6. e. 
Weld ist zergaencklich. 21. . 2. b. 
vnd zemeiden. 97. g. 2..L 
Fiirst der weld. 24. . 4. c. 
Wege seinn zwen. 30. 5- 8. a. 

Christus ist der weg, warhait vnd le- 
ben. 8. . 9. e. 
Koenigs weg. 81. 5- 9. m. 
Weichnacht. 10. 5. 7. 
Weichsacrament. 94. per to. 
Wercb. von guolen werchen. 77. per to. 
Guote werch zethuon ist der mensch 

schuldig. 78. 

Guote werch seinn allain got zuoeze- 
messen. 42.5- 4. 1. vnddem menschen 
verdienstlich. 79. . 2. cum seq. 
Frucht guoter werch. 56. 5. 8. c. 
Werchmaister ist got. 7. . 3. b. f. 
Werchzewg gottes ist der mensch. 47. 

5. 3. c. 
Werch lobt den maister. 29. . 6. c. et 

78. . 4. d. 

Werch des fleischs. 25. . 10. e. 
Wesenhait seinn zwo, ain ewige, die an- 
der zeitlich. 21. . 1. . 

Von manigerlay wesen. 21 . J. 3. cum seq. 
Widerwaertikait. 39. . 6. g. sieh. plag. 
Widerpart wirt gehailt mit widerpart. 68. 

5- 3. a.' 
Widerspil. 9. . 3. g. . 

Widerzegeben ist vnrecht guoet. 74. .5. b. 
Willen. von freyem willen in gemain. c. 
38; per to tuum. 

Beschreiburig ff eyes willeris. 38. . 6. a. 



Ob der mensch freyen willen hab. c. 

39. per to. 
Frejer will des menschens ist gottes 

pildnusz. 37. . 1. g. 
Vom regiment freyes willens. c. 41. 

per to. 

Dein will geschech. 37. . 5. e. 
Will des menschens ist vngenoettigt. 45. 
. 9. b. et . 10. a. et 29. . 12. g. Aber 
hie waridelbartig. 38. . 11. a. vnd dort 
in guotem oder poesem bestaettigt. 24. 
. 1. b. 

Freyer will leidet nur vnnd wiircht 
nit selb das guot. 42. . 1. b. et 
45. . 2. d. 

Aigner will ist verkert. 37. . 4. c. 

vnd ist nit frey sonder jmselbs ge- 

fangen. 29. . 12. h. 

Yerkerter will ist gottes feind vnd des 

menschens. 20. . 6. a. et 48. . 2. b. 

Dann derselb will allain volbringt die 

stind. 36. . 10. i. Also steet gottes 

wal vnd des menschens hail an 

seimm ^freyen willen. 40. . 6. e. 

Wellen vnd volziehen den willen seinn 

vnderschidlich. 50. . 7. b. 
Wellen soldestu deimm nagsten wie dir 

selbs. 50. . 7. b. 

Wirdig ist allain got aller eren. 4. . 14. e. 

Vnwirdig seinn wir menschen. 18. .8.1. 

Wolf. 15. . 8. a. ^ Woll spinnen. 30. 

. 2. d. 

Wort gottes. 11. . 2. et per to. 
Wort der sacrament. 59. . 7. a. et 66. . 7. 
Wuoecher. 77. . 12. b. 

Geistlicher wuoecher. 52. . 1. d. et 

53. . 8. d. 

Wunderzaichen. 5. . 5. g. 
Wurtz des menschens. 30. . 2. b. et 34. 

. 1. a. 

Wurtz der lieb. 45. . 7. a. 
Wurtz des poesen. 34. . 1. a. 
Wurtz der siind ist freyer will. 72. . 9. i. 

C. 

Cain. 39. . 1. a. f Caiphas. 92. . 7. a. 

Canon der mess. 63. . 6. b. 

Canones geistlicher recht. 17. . 11. a. 

Caracter. 59. . 3. b. 

Cardinal. 91. .6. in prin. 

Cathecismus. 30. .3. o. f Casten. 87. . 4. 

Cathecumius. 43. . 2. d. 

Centrum. 100. . 2. in prin. f Cerimoni. 

c. 88. 

Cherintus. 13. . 13. g. f Cherub. 21. . 5. i. 
Cisco. 47. . 6. b. J Codicil!. 12. . 8. 

in prin. 

Concil. 6. . 4. vsque ad . 8. et 85. .6. b. 
Concubin. 64. . 4. in prin. et . 5. d. 
Confusion. 13. . 10. d. 



698 



DAS REGISTER. 



Communicieren. 67. . 1. k. 1. 
Compensieren die schuld mil der pen. 33. 

. 3. g. 

Costen himlischer freyd. 46. . 3. c. 
Costen der hell. 80. . 3. e. 
Cornelj. 43. . 2. c. 
Christus gesalbter. 93. . 1. a. vnd erst- 

geporner gottes. 10. . 2. e. 
Christus ist nur aiu airiige person. 19. . 
9. d. e. 

Vnd das hawp gantzerkirch. 27. . 2. b. 
Auch der Avege, warhait vnd leben. 8. 

. 9. e. 

Christus ist obrisler priester. 94. . 12. a. 
Von deme alle gnad flewsst in chri- 

stenliche glid. 28. . 5. h. 
Christus ist got vnd mensch. 85. . 8. e. 
Von der gothait christi. c. 9. 
Von der menschait christi. c. 10. 
Christus ist der menschen vnd aller crea- 
tur beslus vnd awfenthaltung. 19. . 6. 
g- et 67. . 9. m. 

Christus 1st ainsten gestorben. 56. . 3. c. 
et 62. .'4. g. 

Vom leiden christi. 55. . per to. 
dasselb erstatt all mangel. 4. . 2. c. 
et 72. . 4. e. 
Von betrachtung des leiden christi. 

56. . per to. 

Chrislus reich vnd arm. 97. . 6. e. 
Christus ist clariflciert. 68. . 4. k. vnd 
kiinftiger aengstlicher richter. 54. . 8. g. 
Christen seinn genent von christd. 13. 

. 7. h. 
Chrysem. 61. . 3. e. 



Danckberkait. 27. . 3. f. 
Dauid. 4. . 14. m. [' Decret. 6. . 5. g. 
Dewfel seinn verkert engel. 24. per to. 
Diacon. 94. . 9. g. f Dieb. 51. . 4. a. 
Diemuotig. 14.' . 8. 5 Diener gots. 65. 

. 8. p. 
Dulia. 84. . 7. 1. f Duldig. 3. . 10. c. 

Vngeduldig. 80. . 4. k. et . 9. h. 
Durcheinander. 15. . 1. f. f Durst. 4. 

. 12. e. 

E. 

Ee sacrament. 99. per to. 
Ewangeli. c. 13. per to. - 

Erdicht ewangeli. 95. . 10. g. 
Ewangelisch puoes. 76. per to. 
Ecclesiastes. 16. . 7. c. f Eyfern. 36. 
. 10. c. : ' 

Got ist starcker eyfrer. 50. . 3. e. 
Eylen zuo puoes. 76. . 8. et . 9. : 
Einflus gottes. 21. . 4. a. 
Ecolompadi. 66. 7. c. 
Englisch einfliiss. 23. .2. e. 
Einflus der sele'imr leib. 27. . 8. a. 



Einflus des firmaments. 28. . 9. d. et 31. 

4. i. 

Einflus der natur. 25. .4. a. 
Einflus der geistlichen in layen. 95. . 9. f. 
Einflus des dewfels. 24. . 7. b. 
J Poes einfliisz. 91. . 8. h. 
Element. 26. . 1. c. f Elymas. 21. . 7. h. 
Ellend des menschens. 56. . 6. f. 
Eluidius. 6. . 10. d. J Emaus. 69. . 6. e. 
Empfindlich leben. 26. . 5. a. 
Ende des menschens ist got. 21. . 8. c. 

in zwen weg. 100. . i. d. 
Ende des werchs. 79. . 5. a. 
Engel 19. . 8. i. et c. 23. per to. 
Engel seinn nit pildnuss gots. 29; . 8. c. 
Engel seinn geewigt durch christum. 27. 

4. g. .''"' 

Englische speis. 68. . 9. h. 
Enoch. 12. . 1. g. ' f Eeprecherin. 32. 

. 2. a. 

Erbsiind. 34. per to. 
Erbschafft gottes. 29. . 6. d. 
Erb gottes ist christus zwifach. 55. . 9. e. 
Enterben. 32. .. 3. d. 
Erdpoden ist dem viech zuogeordent. 26. 

. 3. f. 
Aws erde ist der mensch vnd wirt 

wider zuo erde. 29. . 10. a. 
Ergernuss. 51.'. 11. d. et 76. . 7. c. 
Erledigen den menschen ist swaerer dann 

beschaffen. 20. . 9. f. 
Esaw. 77. . 10. h. 5 Essig. 32. . 4. h. 
Eua ist betrogen. 33. . 2. e. 
Eua ist das fleisch. 33. . 9. a. b. 
Eua ist die vernuft. 34. . 7. g. 
Eucharistia. 67. . 2. b. 
Exempel guoet. 3. . 10. a. 
Exorcismus. 60. . 3. a. f Ezechias. 4. 

.14. o. '' " 

F. 

Fahig der gnaden. 18. 7. h. 

Vnfahig. 59. . 4. d. 
Fahig des lebens. '28. . 14. g. 
Fahen. i. gefangen. 

Abfahen. 80. . 5. i. et 1. 
Fancknuss der menschen. 37. . 2. d. et 

per to. 

Faigikait. 45. . 7. i. 

Fal des menschens, erster. 30. . 4. i. cum 
ibi notatis. : . 

Vom andern fal des menschens. 43. 

. 15. e. '-> ' 

Fantasey. 27. . 9. a. 
Farb. 30. . 2. e. et 94. . 10. g. 
Faschang. 48. . 6. i. 
Fassten. 76. . 4. vsque ad. .7. 
Fegfewr. 80. . 7. bis auf . 11'. 

Ob ain fegfewr sey. c. 81. , 

Das fegfewr ist beweist in. heiliger 
schrift. c. 82. per to. 



DAS 



Jm fegfewr mag den pueessenden s.e- 
leri hie vnd dort geholffen werdeh. 
c. 83. . . ' . 

Ausmm fegfeur faren die selen gen 

himel. 80. . .11. 

Fegfewr ist genent die slaffend dder puees- 
send kirch. 82. . 2. in priri. et . 8. d. 
Feyertag. 51. . 2. k. 
Feind gots. 20. . 8. cum ibi nota. 
Feind des menschens. 20. . 6. in prin. et 

35. . 1. f- 

Feind seinn liebzehaben. 47. . 10. et. 11. 
Pels vnd felser. 92. . 1. d. e. 
Felscher des gotswort. 86. . 2. b. et c. 

15. per to. 
Fenix. 16. . 5. e. 
Fenster der sele. 43. . 6. e. 
Fewr bewaert. 82.,. 3. a. 
Ficber. 32. . 5. f.' 
Figur ist das allt gesetz. 1. . 8. d. et 64. 

. 3. a. 

Finster. 24. . 4. c. 
Firmung. 61. . per to. 
Firmament. 7. . 1. i. 
Fliesseh. von guoten vnd poesen fliissen. 

sieh. in verb, einflus. 
Fleisch ist der mensch. 34. . 11. b. 
Fleisch begier wider den geist. 33. . 2. d. 
Fleisch ist ain huoerr des geistes. 33. f. 
8. c. et i. 

Das wort ist worden fleisch. 5. . 4. b. 
Fleis ist anzekeren. 40. . 5. a. cum ibi 

nota. 

Fomes ist gier. 35. . 1. a. infra raytzung. 
Forcht gots.' 44. . 2. b. 

Von sexerlay forcht. 44. . 9. k. vs- 

que ad. . 12. 

Forschen die schrift. 5. . 4. c. 
Frag vnweise zemeiden. 15. . 9. d. 
Fraszhait. 74. . 2. g. . 

Wider Fraszhait ist die vernuft. 44. 

. 8. a. 
Freyd gottes. 7. . 5. in prin. 

Zimliche freyd des menschens. 29. 

.5. a. . , 

Vnzimliche freyd. 32. . 5. a. 
Kain freyd noch laid haben vnuerniif- 

tige tyer. 29. . 4. e. 
Freyer will, sieh. will. 
Freyhait der menschen. 37. . 2. f. el . 

3. b. g. m. et 79. . 7. h. 
Freyhot. 37. '. 3. i. 
Freytag. 51. . 2. n. et 88. . 2. f. 
Freythof. 83. . 4. f. f Frid guot. 13. . 5. a. 
Frid poes. 35. . 8. d. 
Froembde hilf. 83. . 4. a. et per to. 
Fruoemal. 69. .7. a. 
Frucht zegewartten. 46. . 5. e. 
Frucht der mess. 62. . 2. f. 
Frucht guoter werch. 56. . 8. 'c. et 79 
. 6. a. 



699 



Fruchtbar ist got. 7. . 2. a. 
Vnfruchtig. 49. . 11. e. 
Fueess. 27. : . 5. c. 
Fuoesschamel gots. 29. . 11. e. 
Fuoesstaffen der siind. 81. . 6. a. 
Furwitz. 1^3. . 2. f. Fursatz. 74. . 5. a. 



Gab heiligs geistes. 44. . 1. i. cum seq. 
Gabala. 12. . 1. m, $ Gamaliel. 9. . 4- e. 
Gang des herren. 35. . 7. d. 
Gang des dewfels. 25. . 9- c. et 43. . 15. 

e. cum ibi nota. 

Gwalt ist aller hie von got. 91. . 11. a. 
Gewis fur vngewis. 8. . 2. d. et 74. . 6. a. 
Gewissen. 28. . 17. a. 

Gericht der gwissen. 11. . 17. a. 
Gwonhait guot. 17. . 4. et . 5. 

von poeser gwonhait. 33. . 3. 1. 
Gedaechtnuss. 27. . 9. a. 

von gedaenckhen. 25. . 10. 
Gefangener mensch. sieh. faencknuss.. 
Gefangener will. 29. . 12. h. 
Gehorsam. 51. . 7. d. 

vngehorsam. 32. 1. d. 
Geist heiliger ist got. 6. . 10. b. et 7. 
. 6. f. 

Heiliger geist redet. 5. . 4. g. vnd 
geistet. 5. . 3. e. AYO er wil. 12. 
. 11. e. 
Heiliger geist ist der kirch sele. 6. 

. 6. c. vnd gnadet. 36. . 12. d. 
auch lernet vns. 11. . 5. b. 
Siben gab heiligs geistes. c. 44. 
Sund in heiligen : geist. 36. . 12. b. 
Geist des menschens. c. 28. per to. 
Menschlicher geist ist vntodlich. 28. . 
7. vsque ad. . 14. " 

Geist wider sein fleisch. 25. . 7. c. 
Geist hailt sein fleisch. 60. . 3. h. 
Geistlich geschoepf. c. 23. 

Poes geist. 13. . 10. a. et c. 24. per to. 
Geytikait. 48. . 8. e. Wider den geytz its 

zebrawchen weiser rat. 44. .4. 
Gesetz erfullt. 12. . 6. b. 
Gesetz redet albeg. 11. . 2. o. 
Gelegenhait. 6. . 7. b. 
Gemael. von gemalten pilden. c. 85. 
Gemain ist got vnd sein gnad. 47. . 1. b. 
Gemaine siind. 53. . 9. a. 
Gericht geistlich. 89. . 4. et .5. 
Gericht gottes ist dreyerlay. 100. 6. a. 
Geselschafft gottes. 7. . 5. in prin. 
Geselschaft der menschen. sieh. verb. 

Bruoderschaft. 

Gyer. sieh. verb, fpmes. f Gift. 13. . 6. f. 
Glawb christenlicher. c. 1. per to. 

Beschreibung des glawbens. 1. . 2. a. 
Glawb ist der anfang. 4. . 8. k. 
Wie zegelawben; sey. c. 2. 



700 



DAS REGISTER. 



Vom ainschichtigem glawb. c. 3. 
Was zeglauben ist, vom funften capi- 

tel bis zuo ende des pupechs. 
Zegelawben, was glawblich 'ist. 5. . 7. b. 
Von stucken des glawbs. c. 6. per to. 
Glawb sol geMaidt sein. 3. . 6. g. et 5. . 5. m. 
Gleichait. 49. . 8. e. et 81. . 8. e. 
Gleichen mit gotlichen tugenten. 19. . 5. 

e. et 18. . 5. d. 
Gleichnuss gols. 29. . 8. b. 
Gleich liebt seinn gleich. 47. . 2. I. 
Vngleichs 81. . 8. c. 
All ding werden gleicht. 80. . 2. a. 
Gleichsnerey. 52. 7. a. 
Gleichsner haben prantmailig gwissen. 13. 

. 10. b. 

Glid des leibs. 49. . 5. a. 
Glidmas. 28. . 1. a. 

Christliche glid christi vud der kirch. 

60. . 8. d. cum ibi notatis. 
Mitglid die heyling vnd selen im feg- 

fe\vr. 84. . 6. k. et 83. . 7. g. 
Abgesniten glid. 90. .2. d. 
Dewfels glid. 28- . 6. e. 
Glocken. 88. . 4. et . 5. 
Gliib. c. 98. per to. J Gluckrad. 32. . 4. f. 
Gnad vmbsonst. 21. . 6. d. 

Von gotlichen gnaden in geinain. c. 43. 
Vorlawffende gnad. 43. . 1. c. 
Mitlawffende gnad. 43. . 1. e. 
Verhengende gnad. 43. . 11. b. 
Angenaeme gnad. 42. . 4. a. 
Nachlawffende gnad. 13. . 15. a. 
Von roemischer gnad. c. 89. per to. 
Gnuoglbuoung. 53. . 1. a. 

Vom gnuogthuoer. 54. . per to. 
Goegler mensch. 75. . 2. f. J Gold. 4. . 6. f. 
Got ist nur ainer. 7. . 1. b. 
Got ist vber all ding zelieben yon sein- 
selbs wegen. 1. . 3. i. cum ibi nota. et 
46. . 1. c. et per to. vnd wirdig ewigs 
lobs. 46. . 1. k. 
Got ist ain geist. 7. . 6. i. et 23. . 2. a, 

Vnd vnser vater. 47. . 3. a. f. 
Got ist die lieb vnd hoechstes guot. 23. . 
6. a. b. 

Auch das scharff fewr. 84. . 4. c. 
vnd liecht, das alle ding siecbet. 36. 
. 13. g. h. 
Got ist reich vnd arm. 87. . 6. 8. vnd nit 

vngerecht. 3. . 10. d. 
Got ist gleich in alien seinen tugenten. 22. 
. 10. c. auch vnwandelbar. 38. . 1. 
b. c. der vberal sein einfluss mittailt. 
21. . 4. a. f. 

Got ist kain versuocher. 25. . 10. b. noch 
vrsacher des vbels. 40. $. 2. o. sonder 
got verlasst kainn guotwilligen menschen. 
36. . 12. h. et 91. . 3. d. 
Gegen gotlichem wesen ist vnser we- 
sen nichts zeschaetzen. 21. ; 1. n. 



Grab christi dqrinn sein gothait beliber 
ist. 10. . 8. b. 

Begrebnuss ist christenlich vnd cuot 
. 83. . 4. f. 

Gratis, vmbsonst seinn geistlich sachet 
mitzetailen. 96. . 5. c. f Gratianer 
66. . 6. 

Guot zethuon ist gepoten vnd das poe; 
verpoten. 1. . 3. a. 

H. 

Hacke. 39. . 4. 1. jh. instrument. 

Hafner. 21. , 5. b. 

Hayden vnd offen sunder. 51. . 14. c. 

Hailikait gots. 5. . 1. i. 

Haller. 51. . 7. c. infra, quadrant. 

Hand gottes. 21. . 5. a. 

Hende des menschens. 27. . 5. d. et 29 

. 6. a. 
Hangt an got alles was guot ist. 11 

.7. b. 

Har abscheren. 94. . 4. c. d. 
Bar ziigeln. 17. . 5. f. f Haerpfen. 88 

3- g- 

Barren bis an das ende. 2. . 6. a. 
Hassen das poes. 49^ . 13. b. 
Hawp der kirch ist christus. 91. . 10. b 
Hawp stet ob andern gliden. 27. .5. e 

jn. kppf. 
Hawp ist flussig. 28. . 5. g. h. 

Wieuil hawp so uil synn. 67. . 5. a 
flaws von got gepawt. 49. . 7. g. 
Hebreisch sprach. 63. 5- 4. b. 
Hey oder ehern besteen nit im fewr. 82 

. 4. b. 

Heyling seinn anzerueffen als glid dei 
kirch vnd pitten fur vns. 84. 5. 5. c 
et . 6. k. 

Der heyling pet vnd verdienn ist air 
hilf lebendiger vnd toder. 4. . 5 
b. c. 

Geheiligt werde dein nom. 22. . 4. g 
Heyrat der geisllichen. 39. . 16. d. et 40 
. 8. b. et 65. . 10. d. et 99. . 13. d 
Helle seinn vier. 80. $.1. et per to. 
Herodes. 14. . 8 f. 
Helm des heils. 61. . 4. e. 
Hertz andaechtiger lewt. 5. . 3. n. 

Vngerecht hertz. 77. . 8. e. 
Herr will ain yeder sein. 38- . 5. b. 

Christus ist rechter herr. 88. . 12. i 
Hertnaeckig. 36. . 14. f. 

Erherttend in poszhait. 36. . 13, 

et 14. 

Hilf gots. 24. 5- 9. f. cum ibi notatis. 
Helffer ist got. 77. . 8. d. 

Froembde hilf. 83. per to. 
Himel ist verspert aws vier yrsachen. 53, 
. 7. b. ' ' ? 

Himel ist aufthan. 55. . 5. k. 



DAS REGISTER. 



701 



Hinael bedeyt die kirch. 89. . 8. g. 
Hindersich treteni 60. . 9. d. 
Hyperdulia. 85. . 8. g. 
Hyren des nrenschens. 27. . S. h. 
Hofnung. 2. . 2. g. 
Hochfart. 36. . 10. a. et 48. . 8. c. 
Wider die hochfart ist die forcht. 44. 

5. 2. a. 

Hochfallen. 24. $. 3. a. 
Holtz des lebens. 30. . 3. g. et 55. . 

2.f. 
Hoeren. Sy wellen nit hoeren. 59. . 

10. i. 

Huoer. 32. . 7. a. ^ Hund. 95. . 13. i. 
Hunden das geistlich nit zegeben. 88. . 

8. d. 
Hunger. 4. . 12. e. 



Jagen. Got jagt nyemant aws. 77. . 9. m. 

Jamnes. 15. . 9. e. f Jdea. 19. . 1. c. 

Jheremias. 19. . 2. a. 

Jberoboam. 16. . 1. e. 

Jhesus. pom. 9. .6. a. et 82. . 5. c. 

Inwendig got. 5. . 3. a. 

Jncestus. 13. . 5. f. 

Instrument guoetes werchs ist freyer will. 

39. . 4. k. 
Instrument gotlicher gnaden seinn die 

sacrament. 58. . 2. e. . ^ 

lob. 4. . 14. i. 5 loch christi. 50. . 11. g. 
lohannes tawffer. 56. . 8. b. 
louinianus. 19. . 9. a. et 76. . 4. h. 
Irren ist nit verwilligen. 99. . 17. b. 
Isaac. 77. . 10. g. f lubal. 88. . 3. c. 
luden vorzeiten gerecht. 8. . 2. h. et 9. 

. 5. a. 
luden kreytziger vnd feind cbristi. 9. . 

3. f. et 15-: . 4. b. , 

ludas. 29. . 3. h. J ludilh. 4. . 14. q. 
lunckfrawen. 8. . 4. c. 
lunckfrawschaft marie. 6. .10. d. 
lungst gericht gemain. 100. . 3. f. et 

per to. 
lungst ainschicbtig gericht. 100. . 7. a. 

K. 

Kaiser. 27. . 6. g. et 95. . 10. a. 
Kampf des geist wider sein fleisch. 33. . 

6. c. 

Kanschaft. 99. per to. 
Kanschaft der priester. 40. . 8. b. et 39. 

. 16. d. 

Kaercher der pbesen geist. 24. . 10. 
Kasten des almosen. 87. . 4. vsque ad 

. 9.' . 

Ketzerey. 6. . 4. b. e. et 16. per to. 
Keyschait. 51. . 8. et 97. . 4. a. 



Kelich. Ob der kelich awsserhalb der 
mess zuo empfahen sey. c. 69. per to. 
Vndern kelich sturtzen. 63. . 11. e. 
Kennen wer got erkent, der wirt erkent 
von got. 45. . 3. c. 
Auch erkent sichselbs. 44. . 2. e. et 

30. . 5. a. 
Kestigung des leibs. 76. . 1. b. cum ibi 

nota. 
Ketten mil der gepunden ist dewfel. 60. 

. 6. g. 

Kind werden erledigt durch tawf on glawb. 
3. . 12. f. vnd koemen nit ins fegfewr. 
83. . 7. d. nachdem sy nit wiirchlich 
siindigen. 41. . 7. i. dann sy seinn 
ires freyen willens nit maechtig. 43. . 
13. d. et 60. . 10. b. wiewol sy zum 
poesen genaigt seinn. 33. . 5. d. desz- 
halb sy sterben muessen. 35- . 7. b. 
Kind seinn wol zeziehen. 37. . 11- c. 
Kindliche forcht. 44. . 12. 
Kirch in gemain. 91. per to. 
Kirch ist nur aine. 6. . 4. d. vnd gemain 

alien menschen. 6. . 6. a. 
Kirch ist ain wonung gottes. 8. . 1. b. 
vnd ist bedeyt im sacrament des altars. 
63. . 11. d. et m. 

Kirch ist dreyfach. 6. . 1. g. cum ibi nota. 
Gwalt. der kirch. 6. . h. et 91. . 12. 

b. cum ibi nota. 

Sel der kirchistheiliger geist. 7.. 7. f. 
Hawp der kirch ist christus. 27. . 

7. b. 

Leib der kirch seinn all christglaw- 
big. 63. . 11. d. et 91. . 2. et . 
3. g. 

Darumb ist yeder christ ain glid der 
kirch. 47. . 2. d. et 60. . 8. d. cum 
ibi nota. 

Kirch ist gottes raine Stat. 4. . 6. f. 
et 30. . 8. et . 9. vnd zuoegeleicht 
dem himel. 92. . 2. e. 
Kirch ist gottes prawt. 17. . 7. f. vnd ain 
seyl der warhait. 5. . 7. d. vnd jrret 
nit. 11. .5. a. et 14. . 13. c. 
Deszhalb ist zegelawben vnd anzene- 
men als gewisse kundschaft was die 
kirch glawb vnd annymbt. 3. . 2. 
$. et 6. . 5. k. et 12. . 3. a. 
Kirch ist geistliche oberkait. 89. . 8. e. 
et 91. . 6. d. dieselb oberkait hat ze- 
handeln an stat der kirch. 69- . 2. b. 
cum ibi nota. 

f Sondere kirch ist ain yeder an- 
daechtiger mensch. 91. 1. m. et 
96. . 3. f. 

Klaefftig seinn die verkerten. 15. . 1. c. 
Klaid christi. 67. . 2. d. e. 
Klaid des glawbs. 3. . 2. b. 
Klaid des menschens. 30. . 4. b. 
Klainmueetig. 44. . 10. h. 



702 



DAS 



Knecht gottes. 39. .4. m. cum ibi nota. 
Knecht der siinde. 53. . 11. b. 
Knecht seines herren. 49. 9. d. 
Knechtliche forcht. 44. . 10. i. 
Koenig drey. 3. . 5. b. 
Koenigs stand. 19. . li. d. J Koren. 66. 

. 3. a. 

Kraft des sacraments. 69. . 1. a. 
Kraft des menschens. 88. 1. e. 
Kreytz hat vier ort. 56. . 2. b. 
Kreytz christo nachzetragen. 33. . 10. f. 

cum ibi notatis. 
Kreytziger christi. 38. . 8. f. 
Kriechen. 15. . 4. f. 
Kriegszknecht. 24. . 8. d. 
Kunst guqte. 12. . 6. d. 
Kunst poese. 18. . 5. a. 
Kurtzweil. 51. . 2. p. et 75. . 2. i. 



Laberinth. 91. .7. f. 

Labung durch das sacrament. 68. . 10. c. 

Layd wider freyd. 48. . 6. c. cum ibi 

nota. 

Laisien was verhaissen ist. 12. . 6. c. 
Lamb osterlich. 64. . 5. i. 
Laym ade. 54. . 5. 1. f Lampen. 4. ". 

5. c. 

Laer vas. 63. - 8. b. et 88. . 12. e. 
Laeslich siind. 36. . 6. a. Mag man nit 
vmbgeen. 36. . 5. b. 

Deszhalb leichtlich vergeben. 36. [. 

8. a. 

Latria. 78. . 8. a. 
Lawffen vmb das klainot. 4. . 2. b. 
Lazarus. 89. .11. k. 
Legion. 55. . 4. f. 
Leib. von ober leiblichem geschoepf. c. 25. 

von vnderm leiblichem geschoepf. c.26. 
Leichtfertig. 34. . 4. d. 
Leidig ist ireyer will. 39. . 12. d. 
Leytten. 88. . 4. d. et . 5. 
Lernen vnd nichts koennen. 15. . 3. c. 
Lieb in gemain. 45. per to. 
Lieb ist die muoeter so vns gepert. 4. . 

10. g. h. 

Lieb gottes. 46. per to. 
Lieb der heylmg. 84. . 5. b. 
Lieb des nagsten. 47. per to. 

Aygene lieb. 48. . 1. m. et per to. 
Lieb ist das groessist. 1. . 3. c. 
Lieb beschlewsst. 64. . 14. c. 

Geordente lieb. 45. . 4. a. 

Erste lieb. 45. . 4. a. 
Lieb ist warm. 48. . 12. e. 
Lieb erlischt. 46. . 4. b. 
Libanus. 60. . 8. b. 
Liecht vom liecht. 7. . 3. e. 

Ain liecht vom andern anziinden. 7. 
. 8. h. 



Liecht sol erscheirien. 4. . 5. d. et 88. . 
5. in fln. 

Liecht ist haessig den po'esen. 45. . 8. b. 

Leychter gulden. 6. . 1. b. 

Lon. nichts bleibt vnbeloht. 79. . 3. a. 

Loth. 68. . 9. g. 

Lucifer ist obrister engel. 27. . 2. a. wi- 
der got aufgestigen. 20. . 4, e. 

Liig yater ist luciper. 18. . 4. g. et . 5. 

Luft ist wonung poeser geist. 24. . 10. i. 

Lust mit vnlust ze pueessen. 72. . 4. b. 

m. 

Macedonius. 7. . 6. e. 

Macrocosmus grosse weld. 22. . 1. b. 

Magdalena. 70. . 6. e. et 83. . 4. i. 

Mayl der siind. 33. . 3. h. ciim ibi notatis. 

Maister ist allain Chrislus. 18. . 8. d. 

Malefitz. 4. . 15. f. 

Malen zwo auf der miil. 4. . 4. b. 

Malen. von gemael jnn kirchen. 85. per to. 

Manicheyer. 38. . 6. e. 

Mantel deckht. 13. . 6. e. 

Maria junckfraw. 6. . 10. d. 1st muoeter 

christi. 10. . 3. c. auch vnser muoeter. 

85. . 10. n. 
Maria ist der hals christenlicher kirch. 27. 

.7. i. vnd on erbsiind empfangen. 34. . 

4. e. g. vnd ains grossen verdienn bey 
got. 84. . 6. e. 

Deszhalb zeeren vnd anzerueeffen. 85. 

. 10. a. et o. 

Martrer christi. l.. 7. g. cum ibi notatis. 

Mass ist aimm yeden zuoegetailt. 14. . 9. h. 

Jn mass jr messt, wirt ew gemessen. 

84. . 1. e. 

Materi der sacrament. 59. . 1. b. 
Melchisedech ordnung. 65. . 4. a. 
Memori der toden in der mess. 82. . 9. f. 
Mensch ist leiblich vnd geistlich geschoepf 
c. 27. vnd ein beslus alles geschoepfs. 
19. . 6. f. 
Mensch ist ain genoettigt geschoepf. 31. . 

5. c. 

vnd aws elementen. 44. . 4. f. vnd 
gesetzt vber ander creatur. 27. . 
2. e. 
Ob der mensch an jm drey tail hab. 

28. . 15. 
Menschens sel ist geistlicher natur vnd vn- 

sterblich. 28. . 3. et .7. 
Menschens geist. 28i . 1. et . 2. 
Menschens pildnuss. 29. per to. 
Menschens staende. 30. per to. 
Menschens fal. 32. . 

Menschens vbel 33. vnd vntiiglikait. 39. . 
9. a. vnd fancknuss. 37. per to. 
von altem vnd newem auch von ausz- 
wendigem vnd jnwendigem men- 
schen. 35. . 10. b. et d. 
Menschengesetz. 17. . 9. c. 



DAS 



703 



Messias. 9. . 8. c. ; 

Mess 1st von got aufgesetzt. 65. per to. 
Form der mess. 
Fruchl der niess. 62. . 2. f. 

Mess ist am opfer. 65. per to. vhd offt 
zelesen. 66. . 4. f Ob fur messlesen 
Ion moeg genbmen werden. 66. . 5. et 
6. .'.'.. , 

Messgewandt 64. .14. f Metall. 26. . 
1. e. 

Michael kumbt yns zuo hilff. 23. . 3. a. 

Microcosmus Maine weld. 19. . 6. e. 

Mildikait. 7. . 8. e. f. 

Milich den kinden. 68. . 9. d. 

Minut. 24. . 7. e. 

Miszhellung der lerer. 14. . 5. g. 

Mystice. 14. . 1. b. . 

Mitwiirchung freyes willens. 43. . 12. f. 

Mitsamkait. 44. . 3. b. e. 

Mittel ist christiis zwischen got vnd des 
sunder auch aller creatur. 10. . 1. d. 
Cristus ist in mitte seiner besambten. 
6. . 4. g. 

Mittel ist die kirch zwischen christum vnd 
dem pueesser. 20. . 3. 1. 

Mittel seinn die engel zwischen got vnd 
der menschen. 23. . 4. d. 

Mittel sein die priester zwischen dem sa- 
crament vnd der layen. 94. . 11. d. 

Mittel seinn die menschen zwischen chri- 
stum vnd leiblichen creaturen. 27. . 
4. d. cum seq. et 17. . 11. k. 
Jn mitte der poesen zewonen. 44. . 
5. e. 

Mitter weg ist zegeen. 3. . 6. f. 

Moeglich. Gnuog ist zethuon alsuil ainer 
mag. 50, . 5. i. et .6. h. 

Vnmoeglichs ist nyemarits aufgeladen. 
i 35. . : 6.,a. et 51. . 14. e. 

Moysi zeglawbeh. 12. . 5. g. 

Mqnarchia. 91. . 5. a. f Monschein. 21. 
I- g- . 

Motus primus ist erste bewegung. 35. . 
1. d. 

Mueessig sein ist poes. 77. . 4. e. 

Mund gottes. 11. . 7. a. 

Mundhche lere. 17. . 6. a. 

Musica. 88^-.,3, a. ^iMTustrung. 61.. 4. f. 

Muoeter ist Maria. 10. '. 3. c. et 85. . 
10. n. , 

Muoeter die kirch. 4. . 5. f. et 91. . 5. a 

ST.- 

Nabuchodonosor. 43. . 17. e. 

Nadel. 44. . 1.1. c. - s . 

Nagel ist got daran vnser hail hanet. 60. 

. 6. f. 
Nagst seinn all menschen. 47. .. 4. d. vnnd 

die heiling im himel auch die|;seien im 

fegfeur. 83. . 4. h. et . 6. d. f N a "- 

sten lieb. 47. per to. 



Nahend ist got. 67. . 2. d. et . 8. e. 

Naygung poes. 33. . 3. k. 

ISaruhg geistlich. 63. . 12. e. 

Narr. 78. . 6. e. f Narren all menschen. 

18. . 5. a. 

Narr lobt seinn kolben. 67. . 5. b. 
Nathan prophet. 14. . 4. c. 
Natern seinn dreyerlay. 20. . 1. b. 

Vipernater. 20. . 1. m. 
Natur wiircht. 22. . 2. c. d. 

Menschliche natur. 32. . 1. e. 

Verkerle natur. 25. . 8. a. 

Vber natur. 38. . 9. b. 
Natiirlich gesetz. 1 . . 3. a. 
Newe creatur. 4. . 10. k. 
New maere. 16. . 2. g. f Neyd. 4B. . 
8. g. 

Wider den neyd ist mitsamkait. 44. 

. 3. b. 

Nicenum Concilj. 6. . 2. e. 
Nichding ist kain ding. 19. . 2. f. 
Nichding ist dreyerlay. 20. . 1. cum seq. 
Nichts ist gemacht on got. 20. . 1. n. 
Nicolaus ketzer. 13. . 13. h. 
Niniue. 53. . 3. e. } Noe. 4. . 14. g. 
Nome ist zwayerlay. 22. . 5. a. 
Nom gottes in den geflrmten. 61. . 4. g. 

Geheiligt werd dein nom. 22. . 4. g. 

et. 6. et . 8. 

Not. ob alle ding aus not beschehen. 40. 
. per to. 

Got noettigt nyemants. 43. . 11. e. 

Der mensch ist sonst in not. 54. . 

2. a. 
Nutz des menschens. 22. . 9. a. 

Aygner nutz. 19. . 10. f. 

o. 

Oreuolauit ad. a. 21. . 8. b. 

Oberkait ist alle hie von got. 27. . 6. c. 

Geistlich oberkait. 15. . 1. b. et 93. 
7. 

Weltlich oberkait. 95. . 8. 
Obrister ist luciper der poesen. 24. . 2. 

a. et 38. . 4. b. 
Obex. 42. . 9. d. jn. rigel. 
Ochsensmawl nit zeuerpinden. 66. . 5. d. 
Offenbar seinn got alle ding. 73. . 14. e. 

Got offenbart sein haimlikait. 11. . 

1. c. 

Offner sunder. 72. . 3. b. 
Offen. 73. . 3. 
Olung sacrament. 93. per to. 
01 swimbt pb wasser. 61. . 3. f. 
Opffer ist die mess. 65. per to. 

Jnwendig geistlich opffer. 96. . 3. e. 

Auszwendig leiblich opfer. 63. .8. b 
et . 9. 

Verworffen opfter. 65. . 6. c. 
Opffer der awssetzing. 81. . 5. f. 



704 



DAS REGISTER. 



Ordnung gottes natiirlich. 27. . 1. i. et 
41. . 1. c. e. 

Got hat das poes wol ynnd rechtlich 
geordent. 20. . 6. d. cum ibi notatis. 
Ordnung verkert. 20. . 6. g. 
Oren zieren. 16. 5- 4. a. f Orgeln. 88. 5. 

3. a. 

Orthodoxi. christenlich lerer. 38. ! g. 9. c. 
Osterlamb. 69. . 8. i. 

JP. 

Pain aws gepain. 99. . 5. h. 
Paid puoes zethuon. 76. g. 8. a. 
Paem tregt frucht nach jme. 35. 5- 8. f. 
Pan ist zwayerlay. 90. . 1. a. et per to. 
Panckhard. 10. . 11. d. 

Vnder der panck. 13. . 4. d. 
Paiiyr der christen ist das kreytz. 85. . 8. b. 
Papst ist gesetzt vber all mennschen auch 
vnglawbig. 92. . 5. a. vnd hat in con- 
cilien zebeschliessen. 6. g. 7. e. f Von 
des papstes stand, gwalt vnd oberkait. 
92. 5. per to. 

Paradis stand. 30. g. 1. b. et 31. . 3. a. 
et per to. 
Fal awsmm paradis. 32. . 4. c. et 

per to. 

Parlier vnderm maister. 43. . 9. d. 
Parmhertzikait ist zebeweisen. 4. g. 9. i. 
werch der parmhertzikait. 87. g. 1. 

et . 2. 

Paten des altars. 63. . 3. d. 
Pater noster. 47. . 3. f. 
Patrera in der mess. 6. . 2. f. 
Pawch ist der prasser got. 74. . 2. g. 
Pawer oder edel. 43. g. 11. d. 
Peicht ist miindlich zethuon. 73. . 1. vs- 
que ad. . 8. 
Wem vnd wann vnd was zepeichten 

ist. 73. 5- 9. et g. 10. et g. 11. 
Von gehaim der peicht. 73. . 13. 
Haimlich siind seinn in offner peicht 

nit zeofnen. 73. . 3. 
Von frucht der peicht. 73. . 14. 
Pelagius. 4. .4. h. J Peltzrock. 74. . 8. h. 
Peltzen auf stoeckh. 19. 5. 11. c. et 32. . 

8. f. 

Perg vmbsetzen. 2. . 3. f- 
Perung des leibs ist weniger dann des 
geysts widerperung im tawf. 60. .l.d; 
Person ist beschfiben. 19. . 7. d. 
Person goltes drey. 7. . 4. c. et . 5. b. 
Got ist kainaufnemer der person. 40. 

g. 8- e. 
Got geuallen nur angenaem person. 

79. . 6. c. 

Petrus ist felser. 92. . 1. d. 
Petten sol ainerfiir den andern. 40. .10. b. 
Beypetten ist verstanden all andach- 
tig \verch. 83. . 4. c. f Pfarrer. 
95. 5. 2. g. 



Pflaster seinn die sacrament. 58. g. 2. f. 
Pharao. 39. . 2. a. f Phase. 35. .7. d. 
Phinees. 3. . 6. c. 
Piegen heilige schrifft. 13. g. 13. d. 
Pildnuss gots. 29. g. 1. b. et . 8. c. cum 

ibi nota. ' 

Pildnuss gots ist zelieben. 50. 5. 9. b. 

Jrdische pildnuss. 29. . 1. c. 
Pildnusz yeglicher creatur. 7. g. 3. h. 
Pildnuss gemayligt. 20. . 8. e. 
Pildnuss. dewlels. 60. . 5. I. 
Pild gemalte. 85. per to. 

Miszbrawch der pild. 86. . per to. 
Pilgrin seinn "wir auf erde. 4. . 14. d. 
Pinden zuo puoes. 8. . 7. c. 
Pischofs gwallt. 95. . 4. d. et per to. 
Von pischofen steel. 17. . 13. e. et 

cum ibi nota. 

Pixen. ist der glaub. 87. g. 7. f. 
Plag. 75. per to. f Pley. 80. . 8. g. 
Flatten der geistlichen. 94. . 4. d. 
Plind ist der sichselbs liebet. 45. g. 8. a. 
Portten der helle. 11. . 5. f. 
Poess zelassen vnd guots zethuon. l.. 3. a. 
Poes mit poes ist nit zeuergleichen. 51. 
g. 9. b. 
Ain poess vertreibl das ander. 55. g. 

5. c. 
Warumb got poes lewt beschafft. 29. 

. 3. b. 
Poes lewt sagen das poes sey guot vnnd 

das guot sey poes. 15. . 6. b. 
Prawt vnd preytgan. 45. . 11. a. 
Prawt gottes ist die kirch. 91. 5. 1. b. 
Prawt Cristi ist andaechtige sele. 60. g. 8. g. 
Predestinatio ist ain Vorsendung oder fiir- 

sehung des menschens hayl. 40. g. 6. 
Prescientia ist gottes vorwissen der ver- 

dambten. 4. .7. 
Priester vnd priesterlich ambt. 62. g. 4. d. 

cum ibi notatis. 
Priester seinn endtlich gewident zuo der 

mess. 62. . 1. d. 

Priester seinn gleich im ambt der mess, 
aber in rechtlichem gwallt ist ain prie- 
ster vber den andern. 95; g. 1. vsque, 
auf .5. 

Priester seinn diener gottes vnd hahdeln 
an stat gottes. 65. g. 8. in fin. et 73. . 
6. e. 
Pxiester seinn diener vnd stathallter Cri- 

"sti. 65. g. 8. p. et 94. . 2. e. 
Priester seinn diener der kirch vnd han- 
deln an stat der kirch. 62. . 2. d. et 
. 6. d. 

Aines priesters vnschieklikait ist sei- 
nem gwallt oder ambt kain abpruch. 
94. . 6. c. 

Principijs obsta 36. .5. n. 
Propheten im allten gesetz. 5. g. 3. 1. et 
10. g. 3. k. 



DAS REGISTER. 



705 



Propheten seinn yetz nymmer. 17. . 8. e. 
Prophecey gnad haben die weich vnd 

hochstaend. 42. . 9. f. 
Prot materlich. 28. $. 3. b. 
Prot geistlich ist Cbristus. 62. . 1. b. 

Himelprot. 67. $. 1. b. 
Prot der engel. 67. . 9. f. 
Protprechen. 69. . 6. f. 
Pruon goltes. 43. 5. 5. c. <f Psalter. 12. 

. 7. c. 

Psallieren. 88. 3. d. f. 
Publicanus offner sunder. 77. . 9. i. 
Puoech des lebens vnd des tods. 19. . 3. 
Puoecbstab. 14. . L a. cum ibi nota. 
Puoes sacrament. 70. per to. 

Drey tayl sacramentlicher puoes. 71. 

per to. 

Von aufgesetzter puoes. 74. per to. 
Ewangelische puoes. 76. per to. 
Hellische puoes. 80. per to. 
Punden sol sein der mensch an got wie 
leyblich creatur an menschen punden 
seinn. 49. .2. h. 



Quadragen. 89. . 4. h. 
Quadrant. 74. . 3. e. sieh. bailer. 
Quicunque psalm. 6. . 10 b. 

11. 

Rach gotles. 70. 5- 8. g. m. 
Rach des menschens. 48. . 8. f. 
Racionatiua. 29. . 12. b. f Rad. 40. 

7. d. 
Raytzung des fleischs. 35. 11. a. etperto- 

tum. sieb. fomes. 
Rain ist Cristus. 54. . 5. f. 
Rain sollen sein die priester. 64. , 2. e. 
Rain vnd gerecht lewt koemen jnn himel. 

4. . 15. i. et 60. . 1. c. et 80. . 8. c. 

et e. 

Raete Cristi. 51. . 6. b. cum seq. 
Rat freyes willens ist die vernuft. 39. . 

11. a. 

Rawber. 60. g. 9. k. 
Rawch des fewers. 49. . 6. e. 
Rawchen in der kirch. 88- 6. 
Recken pfligt got vns sein gnad. 4. .4. d. 
Reden. Die schrift redet albeg. 54. . ll.k. 
Rechtfertig. von der rechtfertikait. 4. per to. 
Himlisch gerieht gottes. 80. . 6. f. 
Jungst gericht. 100. per to. 
Regiment freyes willens vber den men- 

schen. 41. per to. 
Regiment gottes vber freyen willen. 42. 

per to. 

Zuoekoem dein Reich. 41. . 2. e. 
Regieren ist got dienen. 94. . 4. f. 
Reich in gupten werchen. 3. . 10. b. 
Reich in zeitlichen gueetern. 7. . 8. e. 
Reithmeier, Berthold's Theologcy. 



Reich ist got. 10. . 12. d. 
Regnen. 1. pluere. 27. . 3. b. 
Regenspurg. 86. . 4. c. , 

Rew. 72. per to. . 

Vnderschid zwischen warer vndwir- 

diger rew. 72. . 8. 
Rew volkommene. 72. . 6. f. 

Spate rew. 4. . 1. k. 
Rigel der gewissen. 81. . 11. d. sieh. obex. 
Ringrung der puoes. 58. . 10. e. cum ibi 

nota. 

Rom hawp der weld. 92. . 5. d. 
Roemisch reich. 95. . 9. et . 10. 

Zuo Rom ist gemaine kirch. 17. . 4. 
c. vnd zehallten was zuo Rom.be- 
schehen sol , nit was daselbs be- 
schiecht. 91. . 13. e. 
Roemischer kirch abfal. 24. . 6. b. 
Ruoe ewige. 100. . 1. d. 
Rueefft vns got. 43. . 6. a. 
S. Rudpertus. 23. . 8. k. 

s. 

Sacrament seinn geistlich artzeney. 58. 

$. 2. b. 

Sacrament bringen gnad. 4. . 2. a. vnd 
machen den menschen gerecht. 4. . 1. 
c. et . 13. g. 

erstatten auch die abgang. 54. . 10. 1. 

Von sacramenten in gemain. 58. per to. 

Sacramentliche zaicben. 59. per to. 

Sacrament des fronleibs christi. 67. per to. 

Empfabung desselben sacraments. 68. 

per to. 

Zuoeberayttung zuo demselben sacra- 
ment. 64. per to. 

Saydt auf der haerpf. 77. 5- 13. a. 
Sayl erwerben. 18- . 6. f. 
Salb gots. 91. . 8. f. 
Saltzburg im anfang der vorred. c. 
Saelig zewerden all menschen wil got. 20. 

5. 6. b. 

Saelikait seinn acht. 87. . 2. Ewige sae- 
likaitist hoechster stand des menschens. 
30. . 4. g. 
Sam Christi aus Maria vndgesaeet in die 

kirch. 54. . 1. k. et 79. . 6. g. 
Sam des sacraments. 59. . 7. f. 

Poeser sam. 45. . 6. i. 
Sattigt mag werden menschlicher geist al- 

lain mit got. 28. . 1. f. 
Sawer, ageest. 43. . 1. 1. 
Sawgen. das hayl aws christo. 68. 5. 3. d. 
Sawmsal seines hails. 11. . 7. c. sieh. 

versaumen. 
Swach ist menschlicher geist on einflus 

cristi. 28. 5- 5. 1. 
Sweigen ist bekennen. 8. . 3. a. 
Sweinen fleiscb. 76. 5. 5. a. f Sweren. 
51. . 2. f. 

45 



706 



DAS REGISTER. 



Swert geistlich. 61. . 3. d. 

Schacher. 4. . 1. h. 

Schatz der kirch. 56. . 6. a. 

Scham im peichten. 73. . 12. 

Scbatten. i. vmbra des all ten gesetz. 1. g. 

8. d. 

Schlaffende kirch. 82. . 2. a. 
Schrawffen ist genawe ordnung. 27. g. 4. k. 
Schef petri ertrinckt nit gar. 91. g. 10. g. 

et 92. g. 3. n. 
Schef rynnet. 77. . 13. b. 
Sceplici. 21. g. 1. a. 
Schofstal cristi. 91. . 17. i. 
Schoepffer. von geistlichem vnd leiblichem 

geschoepf. capitel 23. et 25. et 26. et 

27. per to. 

Schoss Abrahe. 80. g. 5. m. 
Schuld gegen got. 20. . 3. h. 

Gemaine schuld. 53. g. 3. e. 

Nattirliche schuld. 49. per to. 

Betzalungnatiirlicher schuld. 50. perto. 

Aufgesetzte schuld. 51. per tot. 

Zuoefallende verschuldung. 52. per to. 

et 53. g. 1. f. 

Sect seinn verdamblich. 13. g. 8. a. 
Segen gottes. 60. g. 1. h. 
Seyl des volckhs jsrabel. 11. g. 6. d. 
Seyl der warhait ist die kirch. 81. g; 9. b. 
Sel des menschens ist geistlicher nalur. 

28. . 3. vsque ad. g. 6. 

Sel hat jr geistlich leben in got. 20. .8. 

f. cum ibi notatis. ynd gibt das natiir- 

lich leben jrem leib. 27. g. 8. f. k. 

Denselben leib sol die sel mit jr ziehen. 

60. .3. h. 

Selsprg. 8. . 7. a. cum ibi notatis. 
Senif koren. 58. . 11. n, 
Sensitiua ist syndlikait. 26. 5- 5. a. et 41. 

. 5. a. d. 

Syben leychter. 6. . 1. b. 
Syben diacon. 6. g. 6. e. 
Sichselbs erkennen. 29. g. 11. a. 
Sicher ist in got zegelawben. 5. g. 5. 1. 
Sicher ist der kirch zegelawben. 6. g. 5. 1. 
Sigill gottes ist getawffter mensch. 59. . 

1. h. 

Symoney. 77. . 8. e. 
Synawaffen. 64. . 2. a. 
Synagog. 17. . 7. b. 

Dewfels. 98. g. 1. k. 

Syn. von menschlichen synnen. 18. g. 7. b. 
Sine me nihil potestis facere. 77. g. 7. a. 
Singen zuo kirch. 88. . 3. a. 
Slang ist menschens fleisch. 68. . 3. c. 
Schliissel petri. 89. . 9. b. 
Schlussel der kunst. 94. g. 14. f. 
Schmach. Die kirch ist nit zeuerschmae- 

hen. 59. . 10. h. 
Schmeltzen der kirch klainot. 1. . 5. e. 

item 80. g. 8. f. 
Sodoma. 23. . 7. h. 



Sodomiten. 15. . 10. g. 

Sondrung von gemainer kirch. 16. g. 2. b. 

Sonnschein. 7. 8. g. 

Sonn aufgang. 21. g. 8. g. 

Sontag. 51. g. 2. m. 

Sorgfeltikait vmb zeitlichs ist widerraten. 

51. . 13. c. 

Sonst, gratis, vmbsonst gibt vns got. 21. 
g. 6. d. 

Deszhalben soellen wir die sacrament 
auch vmbsonst raichen. 66. g. 5. a. 
infra, vergebens. 
Sprach manigerlay. 15. g. 3. g. et 85. g. 

5. f. 
Spiegel. 7. . 3. i. f Spiritus vitales. 28. 

. 16. e. 

Spotter. 13. g. 8. d. et 15. g. 4. c. 
Staend menschlichs geslaecht seinn sex. 
30. per to. 
Jn was stand ainer eruodert, dorjnn 

ist zebeleiben. 39. g. 4. d. 
Staffel leiblichs geschoepfs. 26. . 1. a. 

cum. seq. 
Staffel gen himel seinn fiinfzehen. 87. . 

1. c. 
Staffel oder stieg der sacrament. 58. 

g. 1. f. 

Stain lebentig der kirch. 27. g. 7. k. 
Egstain ist Christus. 91. g. 8. d. 
Edelstain. 26. g. 1. e. 
Starcker wirtvberwunden durch denster- 

ckerem. 36, . 9. d. 
Stat ist ain gemain. 49. g. 9. b. 

Zwo Stet gottes vnd dewfels. 30. . 

8. et g. 9. 
An stat der kirch handeln die priester. 

69. . 3. e. 

Slaetigs ist got zedienen. 28. g. 8. b. 
S. Steffan. 5. g. 4. h. 
Stelen ist verpoten. 51. g. 4. a. 
Steren fliessen ein aber sy noettigen nit. 

25. . 8. c. 

Straf ist wider die siind. 33. g. 4. a. cum 
ibi nola. 

Brueederliche straff. 51. g. 14. a. 
Vngesiraft bleibt nichls. 24. g. 1. h. 

cum ibi nota. 
Slreyt ist menschens leben auf erd. 35. 

. 1. h. 

Stuoel christi. 80. . 10. f. 
Stuoel moysi. 94. g. 6. f. 
Substantz gottes. 7. . 3. m. 
Substantz des sacraments. 66. g. 1. e. 
Substantz des almosen. 87. g. 6. f. 
Sueenen. mit got seinn wir versueenet. 

55. g. 3. g. 

Sueesse wort. 16. . 3. f. 
Sim gottes. 7. . 3. k. Angeuogt sun. 10- 
. 11. a. 

Sun tregt nit seines vaters siind. 34. . 6. a. 



DAS REGISTER. 



707 



Siind in gemain. 36. . 2. 

Erbsiind. 34. per to. et 36. . 4. a. 
Laeszlich siind. 36. . 5. vsque ad. 

5- 8. 

Todsiind. 36. . 9. vsque ad. .12. 
Erstockt siind. 36. .13. 
Siind seinn feind gotes vnd des nfenschen. 

36. . 1. c. 
Siind belaidigen vnermeslichen got. 53- 

10. g. 

Siind lassen nach jnen mail vnd schuld. 
68. . 10. e. 

Von siindigen schulden. 52. . 3. 
Taeglich siind mag der mensch nit 

vmbgeen. 36. . 5. d. 
Knecht der siinde. 53. . 11. b. 
Warumb got die sunder beschaefft. 
29. . 3. 

T. 

Tafel. moysi. 60. . 14. a. 

Taeg des menschens seinn drey. 100. .5. a. 

Taylhafftig zewerden des versprechen got- 

tes. 3. . 10. f. cum ibi nolatis. 
Tawb gottes. 6. . 4. d. 
Tawf in gemain. 60. . per to. ^ Tawf 
ist der grund anderr sacrament. 59. . 
2. c. et . 3. e. vom caracter der tauf. 
59. . 3. b. et 60. . 12. f. 
Vnchristenlich ist die -widertawf. 58. 

. 5. e. 

Tawf raynigl die sel. 27. 1. q. vnd er- 

ledigt aws dewfels fancknuss. 36. 1. e. 

Gliib der tawf wirt nit geballten. 77. 

. 7. g. 
dadurch gnad der tawf verworcht. 66. 

. 4. d. 

Tawfwasser. 60- . 1. g. 
Tawsent jar. 40. . 4. a. 
Tax goetlichs vrtails. 100. . 6. f. 
Theodo. im anfang der vorrede. b. 
Testament gottes. 65. 1. a. 
Testament des menschen. 83. . 3. a. 
Tewer hat vns Christus gekawfft. 60. . 

9. e. g. 
Tewtsch vngefell. 1. . 5. c. cum ibi no- 

tatis. 

Thimotheus. vnd Titus. 96. . 5. g. h. 
Tyer seinn menigerlay geslaecht, 30. . 1. a. 
sy volgen nach jrer natur. 31. . 5. e. 
vnd sterben aus natur. 28. . 14. i. 
doch rett'en sy jr leben. 
Tyer haben weder freyd noch layd. 29. . 
4. e. et . 5. c. 

Deszhalb seinn sy vmb jr tat nit ze- 
straffen. 49. . 9. a. noch zebelonen. 
78. . 5. d. et 79. . 7. f. 
Tyeren vnuerniifftigen vergleichensichdie 

menschen. 31. . 6. g. et 35. . 1. e. 
Titl Jhesu nazareni. 54. . 8. b. 
Tyrann. 95. . 8. 1. ? Thobias. 4. . 14. p. 



Tod kumfat natiirlich. 67. . 3. a. et 35. 

. 7. a. 
vnd schaidet. 21. . 6. e. Deszhalb i t 

der tod zefiirchten. 33. . 9. d. 
Tod hat got nit gemacht. 31. . 4- g. 
Tod ist vierlay. 13. . 1. e. Geistlich. 20. 

. 8- f. vom tod sich nyemant erkiicken 

mag. 70. . 2. in prin. 
Tod Cristi ist lebentig. 56. . 3. a. 
Todsiind. 36. . 9. 
Toedten soldestu nit. 51. . 3.b. 
Tonsura. 94. . 4. c. 
Totum vniuersum ist alle ding. 19. per 

totum. 
Traghait ist sund. 36. . 5. m. et 48. . 

8. d. 
wider traghait ist die sterckh. 44. 

.7. a. 

Trawen ist in got zesetzen. 18. . 7. e. 
Trawern ist des menschen tod. 46. . 7. h. 
Trawern sollen wir vber die siind. 53. 

. 4. a. 
Treibt got den menschen. 39. . 2. d. et 

43. . 3. b. 
Trifaltikait. von heiliger trinitat. 7. . 2. 

bis auf . 10. 

Triumph weltlich. 88. . 12. d. 
Troester ist heiliger geist. 6. . 4. h. 
Trunckenhait. 41. .^,7. m. 
Tubalkain. 85. . 5. g. 
Tugent beschaffen. 4. . 1. c. 

Angltugent seinn vier. 44. . 1. c. 
Von tugent in tugent zegeen.35. 7. d. 
Tiir. Got steet vor der tiir. 43. . 7. k. 

V. 

Vater ist got vnser shoepfer. 50. . 8. d. e. 

Leiblicher vater. 47. . 3. a. 
Vas laer. 88. . 12. e. 
Vbel der menschen. 33. . 2. b. et per to. 
Vbel der schuld. 33. . 3. et . 4. 
Vbel der straff beschaefft got 20. . 6. 1. 
Sonder erloes vns vom vbel. 34. . 5. a. 
Vberal ist got. 21. . 4. f. 
Vberfliissig ist das leiden Cristi. 89. .11. c. 
Vberlengt ist vnser thuon durch gottes 

vorwissen. 39. .3. c. 
Vbun ist guot. 35. . 7. c. cum ibi nota. 
Vbersich zuoerheben menschliche hertz. 
28. . 15. h. cum ibi nota. 

5 Vechsnen. 82. . 8. in fin. 
Vegetatiua wachsend leben. 26. . 4. a. 
Venus. 51. . 18. f. f Verdambt menschen. 

100. . 14. a. 

Verdienn marie. 79. . 2. c. 
Verdienn guoler werch. 79. per to. 

Jm fegfewr wirt nit verdient sonder 

bezalt. 80. . 10. e. 
Vergeben dem belaidiger. 3. . 7. d. 
Vergebens 21. 2. d. sieh. vmbsonst. 

45* 



708 



DAS REGISTER. 



Verhengende gnad. 43. . 11. b. 

Verkerter mensch. 33. . 5. b. 

Vernuft des menschens. 18. . 2. a. cum 

ibi nota. ....:.., 

Vernuft ist fraw im menschen. 27. . 8. m. 
Vernuft ist rat des freyen willens. 41. . 

5. h. et. 6. d. 

.f Vnuernuft der menschen. 26. 

. 6. b. 

Veronica. 85. . 7. e. ; 

Versawmen die puoes. 3. . 4. . c. sieh. 

sawmsal. . . : 

Versmaecht got der die kirch versmaecht. 

59. . 10. L 
Versuoehen. fueer vns nit in versuoechung. 

33. . 8. f. ; 

Verzeyhen sich aygner gueeter. 51. 7. a. 
Verzogen ist nit verzigen. 54. . 2..d.. 
Viaticum ist .sacrament der wandrer. 58. 

. 9.,,f, . ...:.. 

Vihische natur 31. . 6. g. cum ibi nota. 
Vipernater. 72. . 2. a. 
Vischer der menschen. 60. .7. d. 
Vitalis spiritus ist natiirlich wirm. 28. 

. 5. e. 

Vnbelont nichts. 55. . 9. g. 
Vndaeen. 60. . 13. c. f Vnderfehung. 29. 

.8. f. .; 

Vnduld ist ain pein. 80. . 4. k. 
Vnermeslich ist gotes gab vnd erledigung. 

52. .. 5. b. 
Vngehorsam. 31. . 2. h. f Vngestraft. 

24. . 1. h. 
Vnglawbig haben kain auszred jres vn- 

glawbs. 5. 6. a. cum ibi nota. 
Vnglawbig seinn in papsts selsorg. 92. 

.4. n. 
Vngleichs ist bey menschen, nit bey got. 

40. . 8. d. et 81. . 8. c. 
Vniuersum totum, ist alle. ding. 19. per to. 
Vnkeysch ist verpoten. 51. . 3. e. 

Wider vnkeysch ist der rat der weisz- 

hait. 44. . 9. a. 
Vnmoeglichs ist nyemants scbuldig zeuol- 

bringen. 40. . 12. a. cum ibi nota. 



Vnschicklikait schadet der person, nit 
jremarabt.58. . 13. a. J Vnsinig.32..5.b. 

Vocales puoechstab. 19. . 9. b. 

Voglfahen.- 24. . 5. f. 

Volkommen solten \vir sein. 4. . 12. a. 

Vorwissen gots. 19. . 1. d. sieh. prescientia. 

Vrhab. 16. . 6. a. 

Vrsach des geschoepfs ist gotselbs. 19. 
. 5. b. 

Vrsach des gesetz. .12. . 3. b. 

Vrsach der svind oder des poesen ist nit 
got. 20. . 6. h. cum ibi notatis. 
Wo die vrsach.aufhoert. 3. . 6. b. 

Vrstend Christi. 57. . i. b. 

Vrstend des fleisch. 6. .. 1. i. 

Zu 

Zacharias. 35. . 4. f. f Zacheus. 87. 

. 11. b. 
Zaichen der sacrament. 59. . 4. a. et . 6. 

Wunderzaichen. 5. . 5. g. 
Zaiger des weins. 59. . 6. e. 
Zal erste ist ains. 7. . 1. e. 
Zaemen sol sich der mensch. 42. . 1. b. 
Zawbrer machen weter. 25. . 6. d. 
Zweiflich sachen. 69. . 9. c. 
Zehent. 65. . 5. c. f Zeit der gnaden. 

83. . 5. b. 

Zeyt ist erfiillt. 95. . 9. d. 
Zeytige sund. 36. . 9. f. 
Zewgnuss got nit bedorf. 12. . 3. e. 
Ziehen sol sich der mensch selbs. 47. 

6. f. gepot der zucht. 31. . 2. m. 
Zyl erraichen. 4. . 12. g. 
Zyrk ains pisthumbs. 95. . 2. e. 
Zorn gottes. 9. . 2. h. et 32. . 1. i. 

Sun des zorns. 18. . 2. d. 
Zorn ist siindig. 36. . 10. n. ^ Wider 

den zorn isl die kunst der geduld. 44. 

. 5. c. . . . 

Zuoegemessen werden got die guoten werch 

vnd dem menschen poese werch. 77. . 

3. d. et 20. . 6. m. 
Zucker vnder gifft. 59. . 8. f. 
Zung manigerlay. 5. . 6. c. 



Geschriben im Closter Raytenhaslach bey Burckhawsen vnd geendet am lessten tag 
..: des monats Nouerabris. Nach Christi vnsers bailers gepurd. 1.5.27. jar. - 

Gedruckht vnd volendet in der Fiirstlichen Statt Miinchen durch Hansen Schobser 
puoechdruckher daselbs, am lessten tag des augstmonats. Als man zelt nach 
Christi gepurd. M.CCCGC.X.Xviij. jar. 



WORTERBUCH NEBST ERLAUTERUNGEN. 



a1>, fiir: aus. cap. 35. . 10. ab, fur: 
wegen, ob, cap. 72. . 3. ab, f. von. c. 
42. .2. 

aber, doch, dennoch. 

abgeents, Feblendes, Geringes, Man- 
gelhaftes. cap. 11. . 6. 

aberts, abwarts, weg von etwas, de- 
orsum. cap. 41. . 6. c. 75. . 13. 

abitz, Schwachej ,,daz ich numals in 
abilz vnd vergessenhait kommen vnd er- 
alltent bin." Vor. V. 

ablas, Lossprecbung des Priesters, ab- 
solutio. cap. 70. . 4. ,,puoes hat drey 
staffel, benenntlichrewjnwendig im hertz, 
peicht heruor im round vnd ablas des 
priesters." cap. 70. . 5. c. 71. . 2. c. 
72. . 6. c. 73. 15. c. 59. . 7. 

ablaessig, nachlassig, faul, segnis. 
,,Darauf ermon jch die ablaessigen Chri- 
sten." cap. 23. . 8. 

ablalnen, ablehnen, abigere. cap. 44. 
. 6. c. 66. . 7. c. 70. 5- 9. c. 81.-$. 9. 

ablesehung , Abloschung , Nachlas- 
sung der Siinden, remissio. c. 2. g. 5. 

abpet, Abbitte, deprecatio. ,,Wann 
dieselb pen erstatt ist an des vbeltaeters 
leib oder guoet oder mit seinem abpet 
oder durch annderr lewt fiirpet, alszdenn 
wirt er aus faencknuss erledigt." i cap. ; 4. 
.15. :,: 

abtriinlfp, abtrtinnig, abgefallen vom 
wabren Glauben der Kirche. ,,vnd fplgen 
abtrunigen pfaffen, ausgeloffen moenichen 
vnd andern losen lewten." cap. 1. g. 6. 
c. 16. . 1. 

.. abvitdcrf elmng, Abbildung, Form, 
Ahnlichkeit, physionomia, similitudo. cap. 
22. . 3. c. 29. . 8. 

abweiclten, weggehen, abgehen, sich 
entfernen, discedere. cap, 2. .5. . 



abwitz, Aberwitz, amentia. cap. 32 .3. 

aefern, wiederholen, repetere. ,,Auf 
dise uiaynung Pauli hat Cristenlicher Kay- 
ser Marcianus verpoten, mit den wider- 
waertigeri des glawbs zedisputieren vnd. 
wider zeaefern die artickel so ainsmals 
geurtailt seinn." cap. 15. . 9. c; 66. 5. 7. 

aebicli, verkehrt, falscb, perversus. 
,,Dieselben all (die Jrrlehrer) hahen kain 
gewisse veraynigungnoch gegrundteschrift 
noch glawblich kundschafft jrrer ketzerey 
anders dann so'uil sy heylige schrift an 
ettlichen ortten, sonderlich das fiwangeli 
vnd Epistel Pauli felschen oder sonst 
aebich auslegen vnd auff jreh muptwil- 
ligen syn betruglich ziehen." cap. 1. . 8. 
,,Daneben vndersteen sich bemelt ver- 
fueerer zu behelf jrer falszhait, etlich po- 
sten heiliger schrift aebich auszelegen." 
cap. 14. 5- 14. , ' 

agrest, Weinbeer, uva, cap. 43. fi'. 1. 

albeg, allweg, stets , immer, semper. 
Die Schreibart albeg und allweg wech- 
selt bei Berthold. . ; ,,Bemelte hofnung sol 
allweg mit forcht beschehen." cap. 2. $. 
2. ,,Der ivater gibt allweg dem Sun, der 
sun nymbt-. albeg vom vater, bed person 
geisten albeg heiligen geist." cap. 7. .7.; 

alszfasst, so sehr, adeo. .,,So was 
zwayen jungern ze Emaus die scbrift alsz- 
fasst :vertunkelt, daz jnen Cristus hat 
mueessen aufthuon den verstand der 
schrift." cap. 14. . 1. c. 48. . 13. 

ainigs, irgend etwas, cap. 1. J. 4. .< 

aynich, .einzig, solus, cap. 3. . 4. c. 
40. . 2. irgend eine: j,Du bist nit aingot 
der ainich poszhait welle." cap. 40. . 3. 

ayiiicherlay, einerlei, allein, solus, 
cap. 2. 5. 5. c. 54. jj. 9. c. 91. 5-9. 

alndlift, elf, cap. 14. . 12. aindlif. 
cap.. 92. g. 3. , ... ! r . 



710 



WORTERBUCH NEBST ERLAUTERUNGEN. 



alnhelllhlich, einhellig, eines Sin- 
nes, unanimis. 

ainlitziy, einzeln; ,,yede ainlitzige 
zerstoerung." Vorred. 11. ,,Mit ainlitzigem 

?lawb toettet sy all ander tugent." ibid. 
II. ,,Deszhalb aller vnd yeglieher ain- 
litziger form mit jren besondern synnen 
zergeen." cap. 26. . 6. 

alnscliichtig, einzeln, Vorred. I. 
allein, blosz. ,,Das ainschichtiger glawb 
nit gnuogsam sey zur saelikait noch zuoer- 
langen goetlicben segen, befindet sich an 
menigen ortten heiliger schrifft." cap. 3. 
. 8. c. 68. . 7. c. 100. . 8. 

alnsten, einmal, semel. cap. 5. . 3. 
c. 37. . 6. c. 38. . 1. c. 58. . 5. 

anbringren, Anbringen das, Bitte, 
Wunsch, Verlangen, desiderium. cap. 41. 
. 6. Anklage, cap. 51. . 14. 

angesuoeciit, versucht, tentatus. cap. 
37. 7. .. , 

angstlieh, angustus,schrecklicb. ,,Der 
glawb fiircht besonder das angsllich ge- 
richt gottes." cap. 1. . 3. c. 73. . 12. c. 
100. 5. etc. 

angewimscht, angenommen an Kin 
des statt, adoptivus. ,,Dasselb ist Cristus 
warer got vnd mensch. Domit durch jne 
die menscben kommen moegen zuo boner 
gotlicher natur vnd angewiinscht stin des 
hymlischen vaters." cap. 10. <J. 2. cap. 37. 
. 9. et 10. c. 50. J. 8. c. 55. . 11. 

aiigewiiuscf ite, an Kindes statt an- 
genommene: ,,nachjmwaeren all menschen 
aws adams natur herkommend angewiinschte 
kind gols wprden." cap. 10. . 11. ,,Ze- 
merckhen seinn drey wege angewiinscbter 
Sunschafft gottes." cap. 10. . 1'l.c. 56.J.3. 

anfaenskUeli, anfanglich, Anfangs. 
cap. 5. . 1. 

anlialin, dabeim , zu Hause, domi. 

anlieben, anfangen, beginnen, in- 
choare. ,,jhene gerechtikait, die wir im 
glawb anheben, werde taeglich iu vns ge- 
meret durch guote werch." cap. 4. . 8. 

anhebeii, das, Anfang, initium. cap. 

44. J. 11. . 
anHeblich, anfanglich, initialiter. cap. 

4. . 3. 

ankeren, anwenden, Fleiss anwenden, 

uram subinferre. cap. 2. . 7. ,,Wer nu 

in seinen werchen moeglichen fleis ankert, 

der wirt nit fur vngerecht geurtailt." cap. 

4. . 14. c. 50. 5. 6. c. 64. .9.c.90. -3. 

ansagen, Verktindigung, assentio. ,,aus 
ansagen heiliger vnd allter vaetter." cap. 
2. . 7. 

antlas, Ablasz, indulgentia, cap. 89. 

antzug, Anzeig, cap. 5. . 7. 

annrelgen, anreizen, versuchen, ten- 
tare. ,,Jme (den Menschen) hiet auchkain 



creatur widerstreben moegen, aberwolan- 
\veigen wie jn dann dewfel durch die slang 
angeweigt hat." cap. 31. . 2. c. 34. . 4. 

anweyguug, Anreizung, Versuchung, 
tentatio. cap. 38. . 4. 

aniwun8Cltunr, Annahme an Kindes 
statt, adoptio. cap. 10 5. 10. c. 99. . 15. 

aufeutlialltung, Erbaltung, con- 
servatio. cap. 11. . 7. c. 49- . 6. c. 58- 
. 8. c. 67. . 1. et 2. etc. 

aufeitntliallteii , erbalten, conser- 
vare. cap. 11. . 8. c. 67. . i. 

aufsatzung, Gesetz, Ordnung, lex. 
cap. 63. . 1. 

ausfueeruMg, Vollendung, Hervor- 
bringung, productio. ,."Wirsehen, daz got 
menschlichem geschlaecht krafft geben hat, 
aus Jme zwayerlay ausfueerung zethuon." 
cap. 7. . 3- " 

aug^eredt, entschuldigt, gerechtfer- 
tiget, excusatus. ,,Alszdenn waere ain ye- 
der in seinem glawb gegen got ausgeredt 
vnd versichert." cap. 6. . 5. 

ausmm, ilir: aus dem. 

an^gespurtzt, ausspiirtzen, aus- 
speien, execrare. 

auslesclieii , ausloschen, vertilgrn, 
nachlassen, remittere. cap. 2. . 5. c.. 29. 
5. 9. c. 57. . 3. 

aiiszreyttern, vertilgen, vernichten, 
eradicare. ,,Waere nu aui der juden alt 
gesetz die lere Christi vnd das Ewangelj 
von himlischem vater nit gepflantzt, alsz- 
denn solt nach laut desselben Ewangeli, 
die lere Christi mitsambt seinem Ewangeli 
langst ausgereytt seinn. Solh auszreyttern 
ist biszher nit beschehen." cap. 9. 5- 5. 
c. 72. . 9. 

aussetzel, der, aussetzige, Aussatzige, 
leprosus. 

aivsslalien, ausschlagen, entfernen, 
auferre. ,,Jr stilt rain sein vnd awsslaheu 
das vbel ewrer gedenckh." cap. 25. . 10- 

awstraeglieh, zutraglich, nutzlich. 
cap. 58- J. 4. c. 58. . 1- 



baa, Gomparativ von wol, gut; besser. 
,,Vnd sich bas naygen zuo tugent dann 
der vnglawbigen gesetz." cap. 1. . 7. 
,,Welher bas mag, der schewbt den andern 
in sack." cap. 16. . 1. 

begabung, Belohnung, renumeratio: 
,,dadurch er von Got erlanngt staete be- 
gabung oder strafl." cap. 28. 5- 11. 

begebeit, befreien, nachlassen, verzei- 
hen, remittere. Wenn der Mensch diegottli- 
che Barmherzigkeit anniramt, ,,alszdenn be- 
gibt jn got seines .vnrechtens, auch ewiger 
peinvndverdamnus. cap. 4. .4. ,,Wemdas 



WORTERBUCH NEBST ERLAUTERDNGEN. 



'11 



siindig vnrecht vergeben, der ist rechtfer- 
tig zuom leben, aber nochnicht zuoeren, 
gleichwie ain vbeltaeter, der des malefitz 
vnd strengen vrtails des todes begebenist, 
widerumb gefueert wirt in faencknuss. u 
cap. 4. . 15. 

begetEMHS, absichtlicbes Zusammen- 
treffen, Einfluss,influentia. ,,Dannwilain 
sunder bekert werden , ist not daz er er- 
ster goetlicher begegnusnachhenge." cap. 

4. .4. 

befuderu, befordern,promovere. cap. 
11. .9. c. 23. . 3. e. 38. . 4. etc. 

behaini, Eb'hmen, cap. 14. . 14. c. 
69. . 10. 

behausen, als Gast wohnen, hospi- 
tare. cap. 32. .2. bewohnen, inhabitare. 
cap. 37. . 3. 

behtelffen, sich etwas bedienen, er- 
freuen. cap. 13. . 9. 

beltellt, v. behallten, bewahren, con- 
servare. cap. 58. . 9. 

beladungen, Belastung, Last, Ge- 
schafte, Dedic. pag. 1. 

benenutlicli, nemlicb, nempe. 

berewt, bereut, piissend, poenitens. 

besamung, Vcrsammlung, Zusam- 
menkunft, coetus : ,,die kirch gepewt in 
geniainen besamungen vnd Concilien." 
cap. 6. . 1. . 

beschermen, beschirmen, bescbii- 
tzen, conflrmare. cap. 1. . 4. vertheidigen, 
defendere. cap. 22. . 6. 

heschermer, Beschirmer, Beschii- 
tzer, Vertheidiger, defensor. cap. 22. . 6. 

bestaett, befestiget, firmatus. cap. 59. 

5. 3. c. 61. . 5. 

beuilclit, v. beuehlen, befehlen, ju- 
bere. 

bruefen, berechnen, betrachten, prii- 
fen, schliessen, considerare, probare. ,,Aus 
solhen vnd mer dergleichen vnsern tugen- 
ten wirt gebriieft, daz der mensch nit ist 
in seinem gebiirendem stand der vn- 
schuld." cap. 32. 4. gepriiefft. cap. 
32. $. 7. 

C. sieh. K. 

D. 

darab, zusammengesetzt aus: von da 
herab. cap. 5. . 1. daraus. ,,Paradis ist 
gewesen erster stand vnnd hohe stat, darab 
menschlich geslaecht eefallen ist." cap. 
31. . 1. darab. f. daruDer. c. 94. g. 12. 

dermassen, so sehr, Vorred. II. u. 
ofter, .'.., 

destbas, desto besser, desto mehr. 
cap. 79. . 5. : 

dieiuipot, ,Demuth, modestia. 

diemueetlj^, demiithig: ,,Jch scbaw 
our auf den armen des geistes, der die- 



mueetig vnd bere\vt ist auch meine wort 
furcht." cap. 14. . 8. 

dickernial^, sehr oft, sehr ha'ufig, 
frequenlissime. ,,Dergleichen wirt imnewen 
testament dickermals beweist freyer will 
des menschens." cap. 39. . 12. dickmals, 
f. hauflger, crebrius. c. 65. . 6. c. 93. . 2. 

dieweil, solange, quamdiu. ,,Dieweil 
Adam got seinem obrer gehorsam gewesen, 
hat sein fleisch im geist auch gehorsam ge- 
laist." cap. 31. . 2. c. 84. . 5. fur: da, 
cum. cap. 45. . 1. 

dltsmals, diesesmal, diesmal: ,.jr- 




,.Also wirt ditsmals geoffenbart verkerter 
menschen neyd." ibid. IIL cap. 40. .' 7. 
doet, Pathe, Taufpathe, levans, suscep- 
tor. ,,Wo kain doet vorhanden vnd nye- 
mants das kind aws tawf hueeb, alszdenn 
erfiillt tawffer- die stat aines doetea mit ge- 
mainem glawb christenlicher kirch." cap. 

60. 10- c - 81. 5- 5. 

drew, drey, drei, die Schreibart ist 
schwankend. cap. 22. . 1. 

dr timer, Stilcke, Theile, cap. 13. 5- 
7. drume, cap. 68. . 7. c. 71. . 6. 

durcliaecltteii, verfolgen, a'chten, 
proscribere, persequi. ,,Deszhalb waere der- 
selb, souerr er gelogen hiet, der groessist 
widersacher vnd todfeind gotes, den die 

K' iden rechtlich durchaecht vnd gekreytzigt 
ieten." cap. 9. . 3. c. 51. . 9. 



Ee, Ehe, matrimonium. ,,Die Ee oder 
kanschaft ist ain.gerechte zesamfueegung 
mans vnd weibs." cap. 99. 5. 1. ' 

ee, eher, prius.. 

eenials, zuerst, vorher ,,er (der Mensch) 
muoesz eemals erledigt sein von zwayen 
vngerechtikaiten," cap. 4. . 15. 

eeliafft, Noth, necessitas. ,,Zum an- 
dern sol tawffer ain priester sein, on eehafft 
(excepta necessitate.)' 4 cap. 60. .$11. ,,on 
mercklich vrsach oder eehafft." cap. 61. .5. 

eiiigeisten, einfliessen, inspirare. cap 
5. g. 4. c. 60. . 5. 

eingeistuiig, EinQuss, Inspiration,. 
inspiratio. cap. 5. . 3. 

eiubewt, v. enlbicten, empfehlen. 
Dedic. pag. 1. 

entsctddung, entschidungen, Ent- 
scheidung. Vor. HI. 

entlialten, erhalten, conservare. cap. 
66. . 6. 

eniidtlicli, hinglanglich, genug, vor- 
ziiglich, satis, principaliter. cap. !..!. in 
der letzteren Bedeutung kommt es am 



712 



WORTERBUCH NEBST ERLlUTERUNGEN. 



hauGgsten vor. f. doch, jedoch: ,,Aber 
entlich vergleicht sich die gerechtikait mit 
der parmhertzikait." c. 4. . 3. Es dient 
zur Verstarkung. cap. 4. 5- 15. c. 30. . 
4. gantzlich, totaliter. cap. 38. . 4. vor- 
ziiglich. c. 100. . 1. 

entgilt, v. entgelten, biissen, Strafe 
leiden, inculpari. c. 68. . 3. 

erallten, altwerden, cralllent, alt 
geworden, inveteratus, ,,ist doch der leib 
in seiner poszbait eralltentvnd dermassen 
zeriitt, daz durcb jne der geist mercklich 
beswaert wirt." cap. 20. . 4. 

eraysclien, erheischen, erfordern, 
exigere. ,,Dritte aygenschafft die der glawb 
erayscht, ist, daz der glaub mit lieb ge- 
ziert vnd wol formiert sey." cap. 2. . 3. 
cap. 31. . 5. et . 9. ,,Die vernuft vnd 
billikait eraischt." cap. 32. . 7. c. 42. . 

10. c. 81. 5- 6. 

erbiettung, Ehrfurcht, reverentia. 
cap. 44. . 12. 

erbsiind, Erbsund, peccatum origi- 
nale. ,,Die erbsiind ist gemaine wurtz die 
Adam seiner wvirchlichenn siind gesaeet 
hat in gantz menschlich fleisch." cap. 34. 
. 1. ,,Jn der erbsiind seinn zway, ains 
ist im geist, nemlich die schuld, das ander 
ist im fleisch vnd fomes genennt." cap. 
35. $. 1. 

erbei*, ehrbar, honestus, cap- 13. .8- 
c. 87. . 9. c. 90. 6. 

erderren, verdorren, austrocknen, 
arefacere. ,,bis er verzert vnd erderret 
sein sel." cap. 48. J. 4- erdarret, c. 90. . 
2. c. 93. . 3. 

erfinden , entscheiden , bestimmen, 
diffinire. ,,Darauf ist yglicher christ schul- 
dig zehalten was jme die kirch durch jr 
diener erklaeren laesst, alslang bis die 
kirch annders erfindet." cap. 14. $. 14. 

ergetzlikait, Trost, consolatio. cap. 
95. . 10. 

erjiidern, erkennen, cognoscere. cap. 

11. . 9. Kenntniss erlangen. ,,Wildu der 
warhait von deiner person erjndert wer- 
den, muoestu nit an hohen dingen anhe- 
ben." cap. 29. . 11. c. 40. 5. 7. 

erkiesen, erwahlen, religere. ,,A.lso 
hat got aws alien creaturen menschlich ge- 
schlaecht erkiest, daz dadurch leibliche 
creatur erfiillt und furter erhoecht werde." 
cap. 27. . 1. erkiest. c. 91. . 15. c. 97. 5- 4. 

erhuckben, erwecken, lebendig ma- 
chen, suscitare. ,,Wie got vater erkiickht 
vnd lebentig mache die toden, also auch 
Er, als gottes sun moeg wem er woell er- 
kiickhen." cap. 9. . 2. ,,Denselben woelle 
auch Er Christus erkiicken am jungsten 
tag. cap. 27. . 1. ibid. g. 8. c. 29. . 9. 
c. 57. . 1. c. 71. S- 2. c.83. . 9. c.|93. 5- 3. 



erfciiclier, Erwecker, resuscitator. 
,,Der herr Jhesus schawet von himel her- 
ab auf vns ellende menschen, als ain er- 
kiicker auf die toden." cap. 30. ?. 6. 

erli.iich.unjg, Erweckung, Neubele- 
bung, resuscitatio. ,,Vrstend des fleisch, 
daz die erweltenin alien dreyen tailen der 
kirch werden ersteen in jrem fleysch, wel- 
che erkiickung des toden fleysch allain got 
zuoegehoert." cap. 6. . 7. c. 41. . 4. c. 

94. 5. 11- 

erlcdiger, Befreier, salvator. 

ersin'iessen, niitzlichseyn, proficere. 
cap. 80. . 9- c. 83. . 6. et 11. 

eirtzen, mit Artzneien versehen, nach 
Art eines Artztes behandeln, curare. ,,Vnd 
wirt der mensch geistlich geertzent. in 
mass er sonst von leiblichen geprechen er- 
ledigt wirt." cap. 4. . 3. ,,Deszgleichs 
ist Thobias durch ainn engel geertzent." 
cap. 23. . 8. c. 38. 5- 4. c. 70. . 4. c. 
93. 4. 

erwaicklten, liebkosen, besanftigen, 
demulcere. cap. 95. . 9. 

erwiscltt, erreicht, erwischt. cap. 34. 
5- 8. 

essunder, 'essbar, esui aptus. cap. 
11. 5. 8. 

etwan, ettwann, einst, olim. ,,Bischof 
etAvan zuo Kiembse." Dedic. pag. 1. 

etwaz, etwas, aliquid. cap. 42. . 3. 

eyluid, eilend, schnell, festinanter. 

F. 

fael, Subst. Irrthum, error, cap. 14. . 5. 

fael, mangelhaft. cap. 1. . 7. vnge- 
wiss. c. 14. g. 2. 

faelen, mangelhaft seyn, fehlen, fal- 

lere. ,,es ist mir ain warer glawb, der 

j nymmer mer faelt," c. 1. . 8. irren: ,,Jn 

j heilige schrift steet gewisse warhait, die 

nymermer faelen mag." c. 14. . 4. 

fallen, fangen, capere. c. 37. . 8. c. 
6. . 7. 

fawl, schlecht, verderblich , pestifer. 
cap. 13. . 6. 

faym, Schaum, cap. 35. . 1. c. 48. . 4. 

ferrer, f. ferner. cap. 30. g. 10. etc. 
,,Welher aber solhe widerkerung innatur- 
lichem leben versawmbt, der fellt ferrer 
in ewigen tod." cap. 32. . 6. c. 36. . 6. 

ferr, fern, longinquus. ,,Diser may- 
nung war der verthan Sun, der in ferr land 
gezogen." cap. 19. . 4. 

felsclien, verfelschen, deprayare. ,,Da- 
uon Petrus sagt, das sblh lewt die schrifft 
felschen." cap. 3. . 1. ,,Dieselbenmitsambt 
andern schriften felschen die vngelerten 
vnd leichtfertigen lerer zuo jrem verder- 
ben." cap. 4. . 6. 



WORTERBUCH NEBST ERLlUTERUNGEN. 



713 



fewreiu, feurig, igneus. cap. 11. .6. 
c. 80. g. 1. c. 82. . 2. ' ' ; : 

fleyden, FJauderii, die Hulse vom Ge- 
treide cap. 34. . 11. 

formes, Zunder, Reiz, fomes. ,,Fomes 
ist fleischliche gier vnnd naygung zuo 
aigner lieb." cap. 35. g- 10. 

freyuiig, asylum, cap. 10. g. 12. 

freyliot, der sich herum treibt, ein 
Vagabund. cap. 37. .3. 

fiiidrung, Beforderung, Nutzen. Vor. 
VI. cap. 79. . 3. c. 83. . 10. etc. 

fiirsiclitig, vorsichlig, cap. 1. . 3. 

fueeglich., fiiglicb, passend. 

friimm, fromm, gut, bonus, Justus. 

iVuelitlier, fruchtbar. cap. 58. . 10. 
c. 60. 5- I- etc. 

friimkait, Frommigkeit, Giite, bo- 
nitas. cap. 94. . 6. 

fiirfcreclften , hervorbrechen , her- 
vorkommen. cap. 8. . 8. 

fikrpet, Fiirbitt, suffragium. cap. 4. 
. 15. c. 23. . 8. etc. c. 83. g. 7. c. 84. .2. 

fiirter, in Zukunft; f. ferner. cap. 
35. . 5. 

1'iirtragen, vortragen. Vor. II. 

funvitz, Vorwitz, cap. 33. .2. 



g, Galgen, patibulum, tor men- 
turn. cap. 2. g. 3. c. 89. .3. 

garritzen, scfrwa'tzen, garrire. cap. 
51. . 16. 

gebroelienliait, Mangel, Gebrech- 
lichkeit, Scbwachheit, fragilitas. 

gefaeren, gefahrden, betriigen, an- 
fiihren, fallere. ,,gleich als moeg sein got- 
liche weiszhait in jren worten jrren Oder 
welle domit die menschengefaeren." cap. 
12. . 5. 

gefert, Gefahrte, Begleiter, custos, 
socius. ,,Derselb engel was des tbobie 
guoter gefert vnd hat all vrsacben dessel- 
ben thobie wol geordent." cap. 23. . 5. 

gefreyt, frei, befreit, v. befreien, exi- 
mere. ,,Darauf ist fesstiklich zeglawben, 
got^hab im ersten stand des paradis den 
menschen dermassen gemacht vnd gefreyet, 
daz er weder an leib noch an sel genoet- 
tigt sey zuo vbertretung desgepotgottes." 
cap. 31. 5. 4. 

gegenburt, Gegenwart. cap. 100. . 12. 

gegeiiAVMvff , Gegenwurf , Gegen- 
stand, objectum. ,,Jtem yede creatur ge- 
pert staets vnd on vnderlas jr pildriuss, als 
gesehen wirt in aimm spiegel oder in an- 
aern gegenwiirffen." cap. 7. . 3. gegen- 
burf. c. 25. g. 2. c. 38- 5-1. 

gegenburtig, gegenwi&rtig, ge- 
genwartig, ,,in gegenwurtigen lewffen." 



Dedic. pag. 1. ,,Dann alsuil die kirch vnd 

t Concilj zuo der Apostel zeit gwalt gehabt, 

' alsuil gwalts hat noch heutige kirch , die 

gantz vnd vngetailt ist zuo aller zeit ver- 

gangener, gegenburtiger vnd kiinfftiger." 

cap. 6. 5 6. ,,der Almaechtig, dena alle 

khiinfftige ding gegenwiirtiklich wissund 

seinn." cap. 27. <*>. 6. c. 40. 5- 7. . 

geltaim , Geheimniss , mysterium. 
,,Also hat Cristus pfft erklaert vndsei- 
nen jungera alle gehaim in sonderhait ge- 
offenbaret vnd auszgelegt." cap. 14. . 2. 
gelielen, zusammenstinimen, einstim- 
men, einhellig seyn, convenire. ,,Vmbdas 
wirt solhe besammung ain Concilj genent, 
daz daselbs der kirch Vorgeer vndRegie- 
rer in ainem geist awf ain maiming zesa- 
men gehelen vnd gleych stymen." cap; 

6. 5-4. 

geitikait, Geiz, avaritia. cap. 36. g. 
11.- c. 48. g. 8. etc. 

gekost, gekiisst. ,,der jne leiblich 
empfangen vnd gekost hat." cap. 19. . 4. 

gelust, gelusten, Lusthaben, appetere. 
c. 37. 6. c. 40. g. 8. 

geiuain, wird stets gebraucht fiir: 
allgemein , gemeinschaftlich, gemeinsam, 
communis, uniyersalis. ,,Dise weyssagung 
hat Christus nit allain wellen versteen von 
gemainer zerstoerung gantzer kirch." Vor- 
red. IT. ,,Weiter, daz heiliger geist flies z 
in gemeine kirch, erscheint aws dem daz 
sein goetliche gnad pfligt zefliessen in ain- 
schichtig kirchen." cap. 14. . 11. 

geiuainklicli , gewohnlich, haufig, 
stets, Vorred. II. gemeinschaftlich. cap. 
14. $. 3. c. 29. g. 12. 

genaiclient, von naichenen, weihen, 
bestimmen, bestimrnt, destinatus. cap. 
87. . 8. 

genoett, genothigt. erzwungen, coac- 
tus. cap. 2. g. 3- u. ofter. 

gentz, Ganzheit, Unversehrtheit, inte- 
gritas. cap. 6. g. 4. 

geoeffent, geoffenbart, revelatus. cap. 
14- 11. geofent. cap. 45. g. 8- 

gepaeve, Gebarde, gestus. cap. 88. . 6. 

geperen, gebaren, erzeugen, hervor- 
bringen, producere. ,,Got geper vnd hab 
jmvehdig vil groesser frucht." cap. 7. .2. 

gepereir, Erzeuger, genitor. ,,Vnd 
nachdem solhe geperung kummbt aus goet- 
lichem gemueet, deszhalb ist der geperer 
genent anfang." cap. 7. g. 4. 

gepurd, Geburt, generatio. ,,Christi 
gepurd seinu drey." cap. 10. .6. 

geperuiig , Empfangnuss, conceptio. 
cap. 2. . 5. Geburt, generatio. ,,Aber 
Esaias vermaint, nyeraannts moege got- 
tes ewige geperung awssprechen." 

7. 5- 2. 



714 



WORTERBUCH NEBST ERLlUTERUNGEN. 



gerateii, entrathen, entbehren, ca- 
rere. cap. 32. . 2. 

gerayt, v. ray ten, rechnen, reputare. 
cap. 36. 4. 

gegchwind, schnell, gefahrlich ; ,,in 
disen geschwinden jrrungen Gbristenlicbs 
glawbs." Dedik. pag. 1. c. 81. . 1. 

gestumifft, verktirzt, verstiimmelt: 
,,ain gestumpfft Ewangeli." Vorred. III. 

gesybt, von sybben, verwandt. cap. 
47. 5. 4. c. 98. . 2. c. 99. . 14. c. 54. 1. 

gewarten, erwarten,exspectare ,,Pau- 
lus selbs bekent, daz er seiner rechtfert- 
tigung gewartt aus seinn guoten werchen 
vnd nit allain ausm glawb." cap. 4. . 9. 
,,Darumb mueessen wir gewartten ainhel- 
liger auslegung cristenlicher lerer, souil 
die kirchdarjnn annymbtvndbestaettigt." 
cap. 14. 5- 1. 

gewident, gewidmet, bestiramt, de- 
stinatus. ,,Weyter ist zemerckhen, daz 
all leiblich geschoepf ist von wegen des 
menschens , vnd wirt on mittel beslossen 
jm menschen als jm ende, zuo deme das- 
selb leiblich geschoepf gewident ist." cap. 
10. . 2. gewidembt. c. 27. . 9. c. 30. . 

4. c. 32. ^. 5. fiir gerechnet, deputatus. c. 
40. J. 6. c. 68. . 1. c. 83. . 8. c. 87. . 7. 

gewinnen, gewung, gewinnen. cap. 
15. . 1. ,,Sonder es verlewsst in dir leib- 
liche mass vnd gestallt vnd gewingt dafiir 
ain geistlich mass vnd gestallt." cap. 28. 

5. 3. c. 32. . 4. c. 33. 5- 2. gewinge. c. 
37. . 6. 

geiurliabt, gesauert, fermentatus. c. 
63. 5. 2. 

glawb, glaub, Glaube, fides. ,,darjnn 
vnder einander vermiischt ist lebendiger 
vnd toder, geklaidter vnd nackender, form- 
licher vnd vnformlicher glawbe." cap. 1. 
. 1. ,,Der glawb ist ain substantz." ibid. 
. 2. ,,Der glaub wirt genent ain sub- 
stantz, vmb das er nattirlich ist ain anfang 
vnd erste schickhung zuoandern tugenten, 
durch die der mensch aufpawen vnnd er- 
werben sol sein hayl." c. 1. . 2. ,,Darumb 
wirt der glaub genennt ain argument das 
ist ainbewarung vnscheinberlicher sachen, 
dadurch die vernuift bewegt wirt zeglau- 
ben hoffenliche ding, die nit offenbar er- 
scheinen, vnd doch vnser hayl.daran sleet." 
ibid. Der Glaube gewahrt Uberzeugung. 
,,Christenlicher glawb ist glaewblich (per- 
suasibilis)." ibid. g. 4. Der Glaube ohne 
Liebe ist eitel und Golt nicht angenehm. 
,,Der glawb onlieb ist ain genoetter glawb 
vnd zenichtig, wie des dewfels glawb ist 
oder aines poesens knechts der glaubt auch 
daz er seines herren aigen ist. Soelher glawb 
des poesen knechts ist dem herren nitge- 
uellig dieweyl er merckht, daz jne der 



knecht nit liebt wie sich gepuert, sonder 
was derselb thuot, das beschehe nur aws 
not vnd vnwilliklich." cap. 2. . 3. Der 
Glaube muss aber auch mit Werken ge- 
ziert seyn. ,,Vierde aigenschafft ist, daz 
der glawb erschein vnd bewaert sey mit 
werchen. Die werch eraischen den glawb 
vnd der glawb eraischt die werch." ibid. 
. 4. Der wahre Christ muss nicht bloss 
glauben, sondera auch die Gebote Gottes 
erfiillen. ,,Wildu ain gerechter Cristglau- 
biger sein, muoestu nit allain glawben, daz 
vns Christus erledigt, auch gepot aufge- 
setzt vnd ordnung vnsers hails gemacht 
hat, benenntlich daz gepoten sey du sol- 
dest got lieb haben, nit toedten, nit vn- 
keyschen etc. sonder du soldest auch die- 
selhen gepot vnd verpot mit werchen hall- 
ten. Christus wirt am jungsten gericht 
nit sprechen. Du hast nit glawbt was jch 
dir gepoten vnd gesagt hab sonder er wirt 
sprechen, du hast meine gepot mit wer- 
chen nit volzogen." c. 2. . 5. in fin. Der 
Glaube muss unwandelbar bis zum Ende 
dauern. ,,Zuom sexten muoesz der glawb 
mit verharrung vnd bestaendikait bewaert 
vnd bekreftigt sein." ibid. . 6. Man ver- 
gleiche noch: c. 3. . 6. c. 4. . 8. etc. 

glayt, Geleit, salvus conductus. cap. 
13. .. 9. 

gliib, Geliibd, votum. cap. 14. . 14. 
c. 97. . et c. 98. 

giiad, genad, Gnade, gratia. ,,Got 
macht durch gnad seines sacraments aws 
ainem vngerechten menschen ainen gerech- 
ten. Das hoeher zeschaetzen ist, dann daz er 
jne aws nichte beschaffen. Ja mer dann daz 
Got gantze weld von newen geschoepft hat." 
cap. 4. . 3. Gott gibt die erste Gnade 
umsonst. ,,Dann erste gnad, natur vnd 
wesen, hat got frewwilliklich vmbsonst ge- 
ben dem menschen, on sein wissen, wil- 
len vnd zethuon." cap. 21. . 6. Stufen 
der Gnade gibt es sechs. ,,Derselben gnad 
seinn sex die Got dem menschen beweist. 
Erste gnad ist nattirlich, die got plos 
vmbsonst gibt, wiewolgot ander gnad auch 
vmbsonst verleicht , kumbt doch disc na- 
liirliche gnad on wissen, willen vnd zuo- 
thuon des menschens. Die ander gnad ist 
genent vorlawffend, die got dem menschen 
zuostellt vnnd steet ainem yden vor sei- 
nem willen. Das dritt ist mitlawffende 
gnad vnnd hilf die got dem menschen ver- 
leicht zuo hilf freyem willen, der nach 
bemelter vorlawffenden gnad greiffen sol 
hilf derselben mitlawffennd gnad, die ne- 
ben jm steet." cap. 43. . 1. ,,Darauf vo- 
ligt vierdegnad vnd ist genent angenaeme 
gnad, die Got verleicht jhenem menschen 



WORTERBUCH NEBST ERL1UTERUNGEN. 



715 



der .aus freyem willen mit hilff gots die 
vorlauffend gnad . angenomen hat. Die- 
selb angenaem gnad treibt awsmm men- 
schen das poes, benentlich die siind, vnd 
macbt den menschen gerecht vnd got an- 
genaem auch geuellig Fiinfte gnad ist 

praeseruatiua, die den menschen verhueet 
vor poesem , nemlich vor kiinftigen svin- 
den, vnd behellt jn bey angenaemer gnad 
vnd guoetem wesen in tugenten. . . Sexte 
vnd entliche gnad ist die belonung him- 
lischer freyden, die got seirien erwellten 
vnd angenaem en menschen ewiklich ver- 
leicht." ibid. 5. 3. 

gnuogtlmoimg, Genugthuung, sa- 
tisfactio. ,.Gnuogthuoung ist ain erstat- 
tung des awsstannds die der mensch na- 
tiirlich oder vmb verprechen schuldig 
bleibt dem reichen got." cap. 43. . 1. 

jeoegel, lasciv, ausgelassen, lascivus, 
luxoriosus. ,,Dann wie vnser artzt cristus 
die sacrament geordent hat zuo hayl kran- 
cker menschen, also hat er geordent zeit- 
lich trueebsal, widerwaertikait vnd anfech- 
tung zuo zaemen die vnbesniten vnd goe- 
geln menschen." cap. 75. . 2. 

graykeln, herumtappen, herumsu- 
chen, manu tentare. c 2. . 1. 

griibeln, nachforschen , vorwitzig 
seyn, verwegen urtheilen, temerarie diju- 
dicare. ,,Ja sy verachten heilige mess 
vnd griibeln im Sacrament wares leibs vnd 
pluoets Cristi." cap. 13. . 8. c. 24. & 7. 

sryiitig, zornig seyn, einen verdriess- 
lictie_n Blick zeigen. Vorred. VI. 

giillt, Abgabe, Einkommen der Geist- 
lichen. reditus. cap. 87. J. 7. 

H. 

Itaentig, feindselig, rauh, fellitus. 
,,Erster vnd sueesser stand menschlichs 
geschlechts erscheint aws pitterm stand 
vnd haen tiger poszhait." cap. 31. . 8. 
bitter. ,,den fiebrigen bedunckt das sueess 
haentig zesein." cap. 32. . 5. 

liainiliclt. geheimnissvoll. cap. 63- 

5. 

Iialnilielkkait, Heimlichkeit , Ge- 
heimniss. cap. 2. . 1. 

haylbertig, des Heils gewartig, sal- 
vus. cap. 2. . 3- hinreichend, genug. 
,,Diser formlicher glawb ist gnuogsam vnd 
haylbaertig." cap. 5. ., 5. c. 54. . 8. 
haylwaertig. c. 60. 1- c. 84. . 4. c. 
90. : . 4. 

liayler, Erloser, Heiligmacher, salva- 
tor. ,,Dann vnnser hayler ist kommen 
vnns durch den glawb die siind zuouerpie- 
ten, nit zuoerlawben." cap. 3. . 4. ,,Das 



vnser hayler Jhesus Cristus warer sun got- 
tes sey, erscheint aus ansehenlichen vrsa- 
chen vnd glawblichen geschichten." cap. 
9. . 1. 

Italntach, Halm, stipula. cap. 82. . 4. 

liarnascli, Harnisoh, arma. cap. 48. 

5- 8. 

Iterdau, weg, hinweg. cap. 14. . 3. 

Heyling;, Heiligen, santi. ,,Vnnd wie- 
wol die heyling von diser weld geschiden 
vnd numals erwelte glid seinn himlischer 
kirch, haben sy doch nichtsweniger ge- 
mainschaft mit jrdischer kirch vnd .mit 
vns als jren todlichen mitgliden. . . die 
vngezweyfelt fur vns pitten, daz vns got 
verleich ablas der siind. Wer aus vber- 
muoet sich so gewis bedunckt als sey sein 
pete vor got erhoerlich, er bediirf khains 
heyling noch anders furpitters, den yer 
lassen die heyling." cap. 84. . 5. et 6. 
c. 4. $. 5. 

iiiet, fur: hatte. 

liyeigi^, hie, hiesig, in dieser Welt, 
cap. 30. . 8. gegenwartig. ,,Vnd ist vnser 
hieigiger stand ain gefangene wonung auf 
disem erdpoden zeschaelzen." cap. 32. 5- 
6. c. 80. . 10. 

Itimelspeliuiig , Himmelsbetrach- 
tung, contemplatio. cap. 50. . 13. 

lititderBtellig, zuruckgestellt, iibrig 
gelassen, auf die Seite gestellt, reliquus. 
,,yetz ist vns kain opffer mer fiir die siind 
hinderstellig." (jam non relinquitur pro 
peccatis hostia.) cap. 42. 3. 

Iioctifrucltt, hohe frucht, fructus 
sublimis. cap. 10. 6. 

liotten, in der Fuhrmannssprache 
haufig vorkommend; lenken, fiihren ; figiir- 
lich : vmbhotten, f. herumstreichen, herum- 
faulenzen. ,,so mit dem loterholtz vmb- 
hotten." cap. 37. . 3. 

hubsehait, Schonhait, pulchritudo. 
cap. 56. 5- 1 

.T. 

ieltte, irgend etwas, cap. 41. 5- 6. 
ichts, irgend etwas, cap. 43. . 4. c. 56. 
. 7. c. 64. . 5. ihts, cap. 65. . 7. 

jiidert, irgend, irgendwo. cap. 78. 
. 10. c. 84., S. 7. c. 88. 5- I- 

jnnliellt, v. jnnhallten, begreifen, 
enlhalten, comprehendere. cap. 1. . 4. 
c. 78. $.8.. 

jrrung, jrrungen, Verirrung, Ketze- 
rei. in disen geschwinden jrrungen Chri- 
stenlichs glawbs. Dedic. pag. 1. Be- 
rueerte jrrung ainschichtigen glawbs ist 
anfanklich entstanden aws ainer epistel 
pauli. cap. 3. . 1. sy verfueeren das 



716 



WftRTERBUCH NEBST ERLlUTERUNGEN, 



volckh vom wege der warhait in vnchri- 
stenliche jrrung.cc cap. 3. . 3. Nach den 
Apostelh seinn im glawben vil zweiflich 
jri-uhg vnd miszglawb entstannden. cap. 
6. 3. jrrung. f. Irrthum, Hinderniss. 
impedimentum. cap. 38. 5- 3. c. 85. . 1. 
c. 91. . 15. c. 92. . 8. c. 99. 5. 11. 



kalleia, Hobn, Spott, irrisio, cap. 
15. . 5. 

kallen , sprechen , bellen , cavillare. 
Dawider kallen hewt etlich vnkeysch le- 
rer. cap. 64. 5. 3. c. 88. $. 2. 

kanlewt, Eheleut, cap. 13. . 5. c. 
41. . 4. c. 58. . 6. kanleiit. cap. 98. 
. 5. cap. 99. 

kaullcli, ehelich. cap. 99. . 9. 

kanschaflft, Ehestand. Von erst 
im puoech des gesangs, dorjnn von der 
kanschafft gots vnd seiner prawt der sy- 
nagog oder kirch geschriben steet. cap. 
10- j. 3. c. 51. g. 6. c. 58. . 6. 8. et 
cap. 99. 

kelicli, Kelcb, calix. cap. 69. u. ofter. 

kestigjeii. kasteyen, kreyzigen, ziich- 
tigen, castigare. cap. 76. . 1. 

kirch, Kirche, ecclesia. Bey disen 
wortten seinn zuouersteen all drey tayl 
der kirch. Erstlich die hie streyttunde 
cristenliche kirch. Darnach die triumphie- 
rende kirch im himel. Zuolesst die puees- 
sund oder slaft'ennd kirch, die jmm feg- 
fewr ablas der schuld erwartt.c< cap. 6. 
f. 1. et . 4. 6. c. 8. 5- 1. c. 63. . 11. 
c. 91. 5- 12. c. 47. . 2. c. 60. . 8. c. 11. 
. 5. c. 14. g. 13. c. 89. . 8. c. 69. . 2. 
. 91. . 1. et 96. . 3. 

kirclaferteii , Kirchfahrt gehen, 
wallfahrten, peregrinari. ain krumper 
mag nit so paid oder so weit kirchferten 
geen als ain gerader." cap. 50. 11. 

klrclii'ert, Wallfahrt, peregrinatio. 
cap. 76. . 3. c. 78. . 10. 

kitel, Rock, penula, cutis. cap. 50. 
5- 12. 

klainaf, Kleinod, supellex. cap. 1. 
. 5. kleinot. Darauf beuilcht vns pau- 
lus, dermassen auf der pan zelauffen, da- 
mit wir ergreiffen das kleinot, das ist der 
kirch schatz, nemlich des herren auch 
seiner heiling leiden vnd verdienn.cc cap. 
4. . 2. c. 39. . 14. c. 40. . 10. 

klaitbeat, sammeln, colligere. Jch 
kumb vnd wil zesamen klauben jre werch 
vnd gedenckh.cc cap. 12.'$. 4. 

kleber, schwach, zart, elend. cap. 34. 
. 5. 

klaefFtig, klaeff tiger, viel geschwa- 
tzig, garrulus, loquax. cap. 15. . 1. 



kraenipel, Hacken, Kralle. ,,Diesel- 
ben laesst dewfel nymmer aus seinen 
kraempeln." Vorred. VJ. 

kundschafft, Kenntniss derWahr- 
heit. cap. 1. $.8. 

kunter, Miss^eschopf , Ungeheuer, 
monstrum, morticinium. cap. 73. . 5. 

kurtz verschiner , kurzvergangen : 
,,kurtzverschiner zeyt mercklich mis- 
praucht." cap. 4. $. 5. 



lamb, Lamm, a gnus. c. 60. 11. etc. 

laeaterlich , lasterhaft, (scelestus) 
boshaft. ,,die sich vor got laesterlich hal- 
ten (sceleste vivunt.)" cap. 1. . 6. 

laitteu , leiten , fuhren , griinden, 
fundare. ,,Sieh an Paulus laittet die recht- 
fertikait, nit auf plossen glawb, sonder 
mer auf die sacrament." capl 4. . 2. 
unterricbten, lehren, docere. ,,Wann aber 
der \varhait geist kumbt, derselb wirt ew 
in alle warhait laitten." cap. 14. . 10. 

lawtter, hell, klar, deutlich, clarus. 
cap. 3. . 6. c. 60. $.11. c. 65. $. 10. c. 
66. . 7. c. 78. . 6. c. 80. . 4. c. 85. 
. 10. c. 89. . 8. c. 91. . 10. 

leb leben, Lowe, leo. ,,Der engel 
hat auch zuogeslossen der leben maul, 
daz sy danielem nit gefressen haben." 
cap. 23. . 5. 

leldlicli, leidbar, ertraglich, gravis, 
tolerabilis, conveniens. 

lernung, Lebre, Lehrmeinung, doc- 
trina: ,,daz wir nit leichtferliklich solten 
nachuolgen newen lernungen." Vorr. IV. 

letz, verwundt, verderbt, corruptus. 
cap. 37. . 10. 

letzen, Lection, Lectio. Lesung. cap. 
94. 9. 

lewiFen, Lauf, currus. Dedic. pag. 1. 

leyden , Leiden , passio. ,,Was dem 
menscben jmm glawb oder rew oder in 
andern geistlicnen notdurfften abgeet, 
dasselb erfiillen die sacrament in krafft 
des leiden Christi, das all vnser geistlich 
maengel erstatt vnd allain gnuog 1st zuo 
aufhebung aller siinden vnd schulden." 
cap. 4. . 2. 

leydlikait, Leidensfabigkeit , passi- 
bilitas. cap. 10. . 13. 

lieb, Liebe, charitas. ,,vnwillige lieb 
ist Got nit angenaem" cap. 2. . 3. 

liederltcli, leicht, gering, facilis. 
,,Auf solhe mass magstu liederlich glaw- 
ben , daz in heiliger Trinitat sein drey 
person mit dreyen sondern aygenscheften 
in aynigem got." cap. ?..$. 9. c. 33. g. 7. 



WORTERBUCH NEBST ERLJOJTERUNGEN. 



717 



loden, wollen, ein grobes Stuck. 
,,Dasanderwickelist vnziigig, daraus nichts 
anderswerdenmagdanngroblodentuoech." 
cap. 30. . 2. 

los, lose, zuchtlos, gottlos, impius. 
liiderlich. cap. 40. . 8. 

loterlioltz, ein Holz, eine Bank, auf 
der die Luderlichen herumflacken, d. h. 
faullenzen. cap. 37. . 3. 

luemb, Leim, lutum. cap. 37. . i. 

Ijuciper, Lucifer, die Schreibart 
wechselt, auch ira Lateinischen gibt Ber- 
thold: Luciper. 

' M. 

nag, moegen, velle, wollen; haufig 
wird esaber fiirkonnen gebraucht. ,,desz- 
halb aus jm (Gott) nichts poes fliessen 
noch Got ettwas poess wellen mag. Moecht 
gotlicher will eltwas vngerechts, vnbillichs 
oder ynformlichs wellen, so waer er nit 
vergleicht mit gotlicher gerechtikait." 
cap. 37. . 4. et 5. c. 39. . 4. ,,'on mich 
miigt ir nichts thuon." cap. 39. 5- 6. c. 
77- . 7. c. 91. . 7. 

maiiigerlay, mancherlei, verschie- 
den. Vorred. I. ,,Die gerechtikait beschiecht 
in vil wegen und manigerlay weis." cap. 
4. .15. c. 41, . 5. c. 91. . 4. 

manigfeltig, manchifach, varius. 
viel. ,,Hat doch der heir anzaigt, daz jr 
vmb menigfeltig lieb die siind abthan 
seinn vnd gesprochen." cap. 2. . 3. c. 
90. .2. 

mayl, mail, Mai, Zeichen, Flecken, 
macula. ,,Doch daz sich der mensch ge- 
horsamlich erzaige und christenlichem 
gesetz gnuog thuoe, zuo ablegung zeytli- 
cher schulden vrind siindigen ; maylen." 
cap. 3. . 3. c. 50. . 5. mail. c. 54. . 5. 
c. 79. 5. 6. c. 80. 5- 8. c. 84. . 1. 

manlielt, mannlich, virilis. 

masen, Narbe, Mahl, vestigium, cap. 
58. . 10. c. 73. 5- 7. c. 81. . 6. 

meitig, Menge, Viele, multitudo. c. 6. 
. 4. c. 50. . 5. c. 91. . 17. 

menlg, mancher, cap. 81. . 6. c. 86. 
g.9.' 

menig:, manichfach, Yorred. II. man- 
cherlei. ibid. IV. viel, cap. 3. . 8. ,,Daz 
aber got den menschen gudt engel zuoge- 
ordennt hat, befindet sich an menigen 
orten heiliger schrift." cap. 23. . 4. c. 54. 
. 4. c. 55, . 8. 

nkenigfelliklielt ,manichfaltig, cap. 
29: . 7. c. 57. . 1. 

menigerlay, mancherlei, vielfach, 
multipliciter. ,,Menigerlay sach seinn ge- 
nent siind als feind gottes." c. 36. . 2. 
et 5. 6. c. 59. g. 3. 



meniklieli, hinlanglich. Vor. I. Je- 
der. ,,Daraus mag meniklich versteen, daz 
durch bestymbte fals lere des plossen 
glawbs die lewt verfueert seinn vom wege 
der gerechtikait zum vnrechten." cap. 3. 
. 4. c. 38. . 1. 

miszlianillimg, Misshandlung, Un- 
recht, Missethat, delictum. cap. 41. .7. 
c. 58. . 11. Schuld, reatus, c. 42. . 8. 
Uebertretung, transgressio. c. 50. . 5. c. 
89. . 2. c. 91. . 10. . , . 

iniszlicleii, nicht uberstimmen, un- 
einis seyn, dissentire. ,,Dann vnzymlich 
ist, daz die glid mit jrem hawp miszher 
len, wie yetz layder wir tewlsch vns vn- 
gehorsam vnd grawlich erzaigen gegen 
roemischen stuoel." cap. 9l. . 14. 

miszlieluiig, Misshelligkeit, Abwei- 
chung, dissensio. Vor. II. 

inissiiveclken , schimpfen, schlecht 
reden, maledicere. ,,Du soldest den Fur- 
sten deines volcks nit missprechen." cap. 
13. 5.- 7. 

mitsam, sanft, mild, mills, cap. 79. 
. 6. 

inuoed, mild, matt, fatigatus. 

mug, mo eg, von mag, mogen, posse. 
cap. 38. . 5. sieh. mag. 

myetten, Vorrath, Uebeifluss, Ge- 
schenke, munera. cap. 77. 5. 11. 



nacliltengeii , einwilligen, einstim- 
men, consentire. ,,wil ain sunder bekert 
werden, ist not, daz er erster begegnus 
nachhenge." cap. 4. . 4. c. 45. .12. c. 
50. 5. 6. c. 60. .10. 

naechnen , nahern , naher kommen, 
properare. cap. 80. .10. 

naeeltner, Compar. vonnahe, naher, 
cap. 38. . 2. c. 50. . 10. 

naltend, Adv. nahe, prope. cap; 48. 
.4. 

uen fuittfiig, neuerfiinden, innovatus. 
cap. 13. . 6. 

newseii, geniessen, sumere. ,,Das 
sacrament in der mess handelt vnd newst 
der pri ester an stat ganntzer kirch." cap. 
62. . 1. 

niclidittg, nichts, nihil, nicht seyn, 
non esse. ,,A.nfangs ist zemerckhen, daz 
dreyerlay nichding vnd vnwesen seinn." 
cap. 20. . 1. etc. 

niclite, nichts, nihil, non esse. cap. 
20. . 2. 3. etc., nichts. c. 41. .8. 

not, nothwendig, necessarius. 

notdurfftig, nothdurftig, nothwen- 
dig. cap. 63. . 1. : 



718 



WORTERBUGH NEBST ERLlUTERUNGEN. 



' notdurfft, iiotturfft, Nolh, Noth- 
wendigkeit, necessitas. ,,Der glawb ist ain 
an fang vnd notdiirft des menschens." cap. 

1. 5- 1. c. 32. g. 2. c. 63. . 1. 
nothalben, nothwendig, necessario. 

,,die aus lieb nothalben dem glawb nach- 
uolgen." cap. 3. J. 1. ,,darumb muoes not- 
halben menschlich vngefell herfliessen aus 
der menschen verschuldung." cap. 32. . 

2. c. 88. 5- 7. 

notiklicli , nothwendig , necessario. 
cap. 40. . 5. 

nyndert, nirgends, nullibi. cap. 13. 
5. 7. c. 54. 5. 6. c. 81. . 9. c. 89. . 6. 
c. 97. . 5. 

o. 

oil, fur: wenn. cap. 73. . 7. 

oiTeiilicIi, offentlich. cap. 42. . 
7. etc. 

on auszziig, ohne Atisnahme. cap. 
95. 5. 2. 

P. 

paem, Baum, arbor, cap. 19. . 10. 
,,ain poeser paem tregt poes friicht." cap. 
35. . 8- 

pan, Barm, anathema. ,,Zwayerlay pan 
ist, ainer genennt Main, der ander gros." 
cap. 90. . 1. 

paenniger, gebannter, cap. 73. . 8. 
c. 89. . 3. c. 90. . 2. 

panekuard, ein ausser rechtmassi- 
ger Ehe erzeugtes Kind, spurius. ap. 10. 
. 11. c. 29. 5. 7. Das Wort dient unter 
gemeinen Leuten haufig als Schimpfname. 

pawrin, Baurin. cap. 37. . 9. 

pawrisch. baurisch, grob. cap. 37. 
5- 9- 

pen, Strafe, poena. cap. 53. . 6. und 
ofter in dieser Bedeutung. 

peck, pecker, ein Pecker, der ei- 
nem ziirnt, grolltj, der Rache nimmt, ein 
Betriiger, postor. cap. 2. . 7. 

pevliaift, fruchtbar. cap. 7. . 3. 
,,der mensch vnnd kain engel ist aus natur 
perhafft." cap. 29. . 8. 

pete, Gebet, oratio. cap. 29. . 7. und 
ofter. 

petriseu, Gichtbriichige der, para- 
lyticus. cap. 3. 5- 12. 

pfaff, Pfaff, Priester, Geistlicber, wird 
sowohl in guter als schlimmcr Bedeutung 
gebraucht; den rechten Sinn gibt der Zu- 
sammenhang. 

piegen, beugen, biegen, drehen, re- 
torquere. cap. 3. . 1. ,,Wiewol bestimbt 
fals Lerer jren grund setzen in geschriben 



Ewangelj oder auf ander heilig schrift, 
thuon sy doch soelhs mit aebichem ver- 
stand und falser auslegung vnd piegen die 
schrift auf jren aigen syn, wie Paulus 
weissagt." cap. 13. 5. 13. ,,Aber erstockh- 
tem willen, der sich -weder ziehen noch 
piegen laesst, ist vorlawffende gnad ent- 
zogen vnd nymer "ersprieslich." cap. 42. 
. 11. cap. 85. 5- 10. 

pildmisz, Bildnuss, Bild, Ebenbild. 
imago, besonders von der verniinftigen 
Creatur gebraucht. ,,Jn welhem men- 
schen goetlicher will beschicht, derselb 
mensch greiffet nach alien tugenten , die 
jme Got reckt, dadurch er, als ain pild- 
nuss gots, gerecht wirdt wie got gerecht 
ist." cap. 4. . 12. ,,Jnwendig im geist 
soellen wir tragen gottes pildnusz." cap. 
29. . 1. Goltes Bild im Menschen durch 
die Siinde vermailigt, cap. 20. . 8. c, 32. 
5. 6. c. 60. 5. 5. 1. c. 81. . 5. 

ploderu, plaudern, schwatzen, effn- 
tire. ,,gleich als mueessen all ding aus 
nodt sein wie sy plodern." 

ploed, blod, schwach, gebrechlich, 
fragilis. cap. 43. $. 10. c. 80. . 9. etc. 

ploedikait, Blodigkeit, Gebrechlich- 
keit, Schwache, fragilitas. ,,Aine (gerechti- 
kait) wirt dort volkoemen, die ander ist 
hie vnuolkoemen, doch disem zeitlichen 
leben, nach menschlicher ploedikait be- 
quemlich." cap. 4. g. 14. 

plos, allain, nackt, nudus. ,,plosser 
glawb sey allain nit gnuog zur gerechtikait." 
cap. 3. . 2. c. 80. .9. 

pluoemeii, schmiickeu, bemanteln, 
verhiillen, palliare. ,,Dariiber wil man 
noch pluoemen." cap. 64. . 4. 
pluoeni, Blume, Bliithe, flos. 
prantmailig, brandmalig, cauteria- 
tus. c. 13. . 10. 

precltenliaift, gebrechlich, fragi- 
lis. ,,A.ber wir prechenhafftige vntiindige 
menschen moegen dieselb heylig schrifft 
on lernung vnnd on gnad heiligs geistes 
nit versteen." cap. 14. . 2. 
pros, Spross, cap. 45. 6. 
prost, sprost, keimt, v. prosen, f. spros- 
sen, germinare. ,,Aus derselben erd ma- 
rie, prost auf ain wolgeschickt krawt." 
cap. 10. . 6. ,,Aus demselben poesen 
sam prosen die ketzer.*' cap. 16. . 6. c. 
35. . 10. 

puoes, Buss, Buss-Sacrament, cap. 70. 
c. 71. 74. 76. et 80. 

puoeszwaertig, biissend, poenitens. 
cap. 12. . 8. ,,Der weg des lebens ist 
puoeszwaertig stand gotlicher gnaden vnd 
versuecnung." cap. 30. 5. 8. 

purgatzeii, Ausreinigungsmittel, pur- 
gatio. cap. 58. . 6. c. 60. . 13. 



WORTERBUCH NEBST ERL1UTERUNGEN. 



719 



putzen, Pfuhl,Pfltze,volutabrum. cap. 
68. . 3. 

purd, piird, Biirde, Last, onus. Vor. 
VI. ,,Durch die tauf ist menschlicher geist 
wol erledigt von alien siinden vnd schul- 
den, aber nit von der purde fleischlichs 
vbels," cap. 35. 5- 2. et . 3. 



ratslahen, rathschlagen, consnltare. 
cap. 41. . 6. c. 78. . 6. 

raecltig, rachsiichtig, rachgierig, ran- 
corosus. cap. 36. . 6. 

raeittlt , Rent , Einkommen , reditus. 
cap. 87. 5. 7. 

raytung, Rechnung, ratio. cap. 51 . . i 1. 

redien, anbieten, darreichcn, aus- 
strecken, porrigere, extendere. ,,Ains ist, 
das er sein parmhertzigkait reckt demvn- 
gerechten menschen." cap. 4. . 4. ,,die 
ander gnad reckt wol got dem menschen. 4 ' 
c p. 30. . 10. c. 42. . 8. 

refant, Refectorium, Speisesaal. cap. 
94. . 13. 

rechtfertifealt, Rechtfertigung, Be- 
freiung, Entsiindigung und Heiligung. 
,,Hiebey verstestu, daz zuo rechtfertigung 
nit gnuog ist, die wort Christi vnsers bai- 
lers zehoeren oder zelernen vnd zeglaw- 
ben, nur dieselbenwordtwerdenvolbracht 
mit werchen." cap. 3. '. 8. c. 4. . 7. 
,,Die rechtfertikait wirt ina glawb anfenk- 
lich empfangen. Darnach wirt sy lebentig 
in der lieb, als injrer muoter. Nachmals 
wirt sy aus derselben lieb geporen vnd 
kumbt herfiir durch guote werch, wie ain 
kind aus muoterleib in die weld. Zuo lesst 
wirt die rechtfertikait vollendt vnd be- 
schlossen im sacrament, alszdenn gibtgot 
sein angenaeme gnad dem rechtfertigen 
menschen." cap. 4. . 10. ,,Die Gerech- 
tigkeit ist eine dreifache ; ,,Aine istjnwen- 
dig in Got ewig, volkommen vnnd vner- 
meslich, nemlich Got selbs. Die ander 
gerechtikait ist auch volkoemen vnd aws- 
wendig, sy geet aus got in dasgesehoepf, vnd 
macbS. alle werch gots gerecht. Dritte ge- 
rechtikait flewsst aus der andern goetlichen 
volkoemen gerechtikait vnd wirt gereckt 
auch mitgetailt verniiftiger creatur." c. 
4. . 11. 

veymen^ auf etwas beziehen, sich zu- 
schreiben, adscribere. ,,wiewol wir all 
menschen mitsambt vnnsern aigen gerech- 
tikaiten, die wir auf vnsselbs reymen, 6 vn- 
gerecht vnd sunder seinn." cap. 4. . 7. 
passen. ,,Gegenbiirtiger vnser ellender 
stand reymbt sich nyndcrt zuo gemainer 
ordnuug.-' cap. 31. 5- 5. c. 39. S- 9. c. 
85. . 3. 



ring, gering, leicht, levis. cap. 79. .4. 
ruoeinb, Ruhm, gloria, cap. 77. 1 1 



sacrament, Sacrament, Gnadenmit- 
tel, sacramentum. cap. 4. . 15. c. 58. . 
2. c. 4. . 2. et c. 4. . 13. c. 54- . 10. 
c. 67. et 68. c. 64. 

samentlicli, sammtlich, insgesammt. 
cap. 38. 9- c. 47. . 4. 

sammeu, sammeln, colligere. cap. 
97. . 8. 

saeligen , selig machen , salvare. 
,,Durch denselben menschen Cristum wer- 
den all menschen vnd tyer von Got bestaet 
vnd gesjieligt." cap. 27. . 2. 

gatzitngr, Gesetz, Ordnung, lex. cap. 
13. . 1. etc. 

sclialiaessig, schabig, von Schaben 
angefressen: ,,fur hochzeitlich klaid legen 
sy an ain schabaessig vnnd zerissen gewandt 
irer gewissen." cap. 30. . 4. 

sclteinnerlicn, scheinbarlich, offen- 
bar, visibilis. cap. 7. . 1. c. 57. . 1. c. 
59. . 6. 

seylften, Seufzer, Gemitus. cap. 14. 
. 11. c. 43.. 9. 

sclieynng, Scheu , Abscheu, terror. 
cap. 13. . 5. 

scheytern, erschiittern, zerstoren, de- 
struere. Vor. V. 

scliielier, scheu, erschreckt, tcrritus. 
cap. 42. 5- 1. 

schier, fast, beinahe ,,Schier in alien 
Episteln Pauli werden guote werch ange- 
tzogen." cap. 3. . 10. c. 91. . 14. c. 
94. . 4. 

sichtig, sichtbar, visibilis. cap. 5. 5- 

6. c. 59. 5- 4. c. 60. 5. 7. c. 61. . 1. c. 
67. . 8. c. 99. 5- 4. 

sclilahen, schlagen, perculere, cae- 
dere. cap. 38. 5. 5. 

slecltt, von slahen, treiben, antreiben, 
impellere. cap. 38. . 9. 

schlecht, einfach, schlicht, ,,inscblech- 
ten wortten." Vor. V. 

sclimal, gering, klein, beschrankt. 
,,schmal Christen." Vor. IV. 

scltntaicken , schmiicken, zieren, 
ornare. cap. 14. .8. 

sollte, soliclte, seiche, die Schreib- 
art: solh, ist fast durchaus gebraucht fur, 
solch, solche. 

schriemns, schief, schrag, falsch, 
falsus. cap. 66. . 7. 

spoetlteyding, Spottreden, Vor. VI. 

siUlen, v. sollen, cap. 40. 5- 10. 

statt, stet, Stadt, urbs. cap. 13. . 

7. etc. 

statt, statten, Umstande, Verhalt- 



720 



WORTERBUCH NEBST ERIIUTERUNGfcN. 



nisse, Fahigkeit, res, capacitas. ,,Daselbs 
\yerden die erwelten got beweysen yollige 
lieb vnd gnuogsamen dinst, alsuil ain ye- 
der nach seinen statten zethuon hat." cap. 
4. . 12. Eigenschaft, qualitas, ,,also hat 
got seiner tugent gleichnuss beschafien vnd 
geben yeder creatur nach jren statten vnd 
gelegenbait." c. 19. . 4. 

stett, Orler, Pliitze, loca sacra. ,,Ye- 
mer die widersacher soelhs versuoecht, dest- 
mer ist christenlicher glawb gewachsen 
auch Stett vnd instrument des leidens Chri- 
sli zuo Eren koemen." cap. 9. 6. cap. 
30. 5. 3. 

staet, gill tig, ratus. ,,sonst ist die aws- 
legung von nyemant auf staet anzenemen." 
cap. 15. . 1. 

staetigs, stets, immer, semper, cap. 
38. 5. .4. c. 42. . 3. 

gtoll, Stelle, locus. Schriftstelle. c. 80. 
. 11. u. ofter. 

strael&Iis, unverziiglich, sogleich, sta- 
tim. cap. 83. . 5. 

siltt, Verwandtschaft, cognatio. cap. 48. 
. 10. c. 99. . 14. 

sy1tscHafft, Verwandtschaft. cap. 54. 
. 1. c. 99. . 15. 

gyuckflus, Siindfluth, Wasserfluth, 
aquae diluvii. cap. 12. . 4. 

synabaflfen, i Leinwand, syndo.cap. 

synawaffen, ) 64. . 2. c. 87. . 1. 

T. 

taedigen, Geschwa'tz, rumor.cap.il. 
g. 7. Unterhandlung. cap. 99. . 17. 

toedtlicli, sterblich, mortalis. 

toecltlikait, Sterblichkeit, Schwache, 
sterblich seyn, mortalitas, infirmitas. cap. 
10. 5- 12. 

tugeiit, Tugend, Eigenschaft; wird 
hauflg fiir die gottlichen Vollkommenheiten 
gebraucht, perfectio: ,,Wie nur ain got, 
also ist nur ain warhait, doch an dreyen 
ortten, wie all ander goetlich tugent dreyer- 
lay seinn." cap. 5. . 1. ,,Von denselben 
jnwendigen tugenten fliessen die auswen- 
digen gottes kreft." ibid. . 2. 

tikriiitz, Wohnzimmer, Speisezimmer, 
coenaculum. cap. 94. . 13. 



varuiide, fahrende, kommt nur ein- 
mal vor in Verbindung mitGiiter: ,,Zuom 
ander hilft VDS die kirch mit der lieben 
beiling verdienn, dasselb mag gebrawchen 
die kirch als ain muoter jrerkind varunde 

tueeter jnnbaben vnd awsspenden." cap. 
. . 5. 

vast, beinabe, sehr, valde. cap. 3. . 
8. c. 80. . 7. 



vberleugt, iibertriift, superat. cap. 
40. . 9. 

vhersieht, nachsieht, indulget. cap. 
74. . 9. .. 

vbrigs, UberQussiges, superfluum. cap. 
40. 5. 8. c. 81. . 13. c. 55.5. l.c.85. .9. 

veclisen, sammeln, colligere. cap. 78. 
. 8. c. 82. . 8. 

verliringen , verrichten , facere. 
,,Dann ain mensch mag guote werch yer- 
bringen wid. daneben in andern werchen 
siindigen." cap. 4. . 7. 

verdiemi, Verdienst, merilum, mehr- 
mals vorkommend. 

vergleiclit , v. vergleichen, abnlich 
seyn , ubereinstimmend seyn, cpnformare. 
,,Sibende aigenschaft auf die ain mensch 
merckhen sol, ist daz sein glawb vergleicht 
sey der warhait." cap. 2. . 7. . 

verltarrung, Bewahrung, Schutz, 
perseverantia. cap. 58. 5. 9. Erhaltung. c. 
100. . 9. 

vei-giclit, v. vergehen, aussahen, er- 
zahlen, sagen. ,,Darauf Dauid vnder an- 
derm vergicht, daz guot ist, hie in diser 
nacht zebekennen die warhait gots." cap. 
8. . 9. 

vei*Iiengeu, geschehen lassen, zulas- 
sen, permittere. ,,Wie hiet spnst \varer 
got schoepfer him els vnd erden moegen 
verhengen, daz souil frummer martrer ver- 
fueert waeren worden." cap. 9. . 4. 
,,Solh vbel verhengt got iiber vns tewtsch 
in gemain, von wegen vnserr siind." cap. 
16. 5- 3. c. 27. . 7. c. 55. . 8. c. 75. S- 
1. et 5- c b5. . 1. et c. 88. . 8. 

verliengnuss , Erlaubnusz , Zulas- 
sung, permissio. ,,Dritte satzung ist, aws 
eingeistung oder gnaediger verhengnuss 
gots." cap. 17. . 3. c. 4'2. . 2. c. 75. . 
1. c. 88. . 5. 

vevlieiigend., zulassend, permittens. 
cap. 43. g. 1 1 . 

verliueetten, behtiten, bewahren, 
bewachen, custodire. ,,die das wort gots 
hoeren vnd verhueetten desselben." cap. 
10. . 6. c. 41. . 5. 

verjrreii, verhindern, impedire. ,,Da- 
durch awswendiger gotszdienst verjrrt wirt." 
cap. 50. . 11. 

veirlawgen, verlaugnen , negare: 
,,darjnn wirt Cristus mit wortten bekenet, 
aber mit werchen verlawgent." cap. 13. 
. 4. c. 76. . 2. 

^verlies, v. verliesen, verlieren, amit- 
tere. cap. 37. .6. 

verliilit, v. verloben, geloben, ver- 
bunden, obligalus. c. 60. 5- 9. c. 98. . 
3. et 6. 

vermailigeii , beschmutzen, beQe- 
cken, maculare. ,,Wir all seinn gemacht 



WbRTERBUCH NEBST ERLlUTERUNGEN. 



721 



vnrain vnd vnser gerechtiklait seinn schier 
als ain vennailigt, tnoech." ,,Dagegen ist 
anntwort, daz derselb spruch zaigt allain 
auf die synagog der Juden, die all dessel- 
benmals mit siinden vermailigt vnd desz- 
halb gefangen gewesen." cap. 41 . 6. ver- 
unreinigen, coinquinare: ,,wasausmmund 
geet, nit was jim inund geet, vermailigt . 
den menschen." cap. 14. $>. 3. ,,Wir ver- 
mailigen in vns gottes pildnusz." cap. 32. 
$. 3. c. 36. . 7. c. 37. . 10. c. 53. . 1. 
c. 60. . 3- c. 67. . 5. 

vermiteii. vermeiden, evitare. ' cap. 
44. . 8. . : , 

vemewen, erneuern, renovare. ,,die 
yetz allt ketzereyen widerumb vernewen." 
cap. 6. . 5. ,,ldaidet ewmit riewem men- 
schen der vernewt wirt in erkanntnuss 
gottes." cap. 35. . c. 64. . 2. c. 88. . 
9. c. 97. 5-7. 

verimfft, Vernunft, ratio, cap. 29. 
12. etc. , 

verricltteu , in Ordnung bringen, 
entschliessen, resolvere. cap. 3. . 3. 

versclieinung , Verlauf, Verfluss. 
elapsus. cap. 93. .4. 

verscliiiier, vergangen, praeteritus. 
cap. !..!. c. 86. . 1. c. 88. . 9. c. 89. 
. 1. c. 89. 5- 10. c. 100. .11. 

verselien , Fiirsehung , Vorsehung, 
Vprsicht, Mittel, remedium. cap. 6. . 6. 
vertcydiiigt,verzieben,nacbgelassen, 
remissus.. cap. 74.. . 5. 

verwaenen, Vermuthung, Mainung, 
Vorred. I. ,,Darumb sol mer glawbt wer- 
den aufrechter kunschaft, dann scheihlicbem 
verwaenen." cap. 2. . 7. 

verwarren , vefwirren, cbnfundere. 
cap. 63- 5- 4. 

vewarriuig, Verwirrung, confusio. 
c. 1. . 1. c. 38. .7.. ' . , . 

vevwidern, verlaugnen, verweigern, 
renuere. cap. 92. . I'. 

yeiriviirclieii, verwirken, cassare. ver- 
w'orch, yerwirkte. cap. 24. $. 3. 

Vertzigen, nehmen, wegnehmcn, au- 

ferre. cap. 20. . 6. c. 70i . 2. vertzogen 

f :verzogert,8l. . l.f. verweigert." c. 90. 5-2. 

verzeiclit, verlaugnet, v. verzeichen, 

verlaugnen, abnegare.' cap. 97. . 2.. et 3. 

verzetten, verliereh, amittere. ,,Nach- 
dem aber mennschlich geschlaecht yetz 
bestymbt zwo gab verzett, hat vns got hie 
fiirgesetzt arinder syben gab des heiligen 
geist." cap. 31. 5-1. c. 32..,. 6. 

vmftfert, v. vmbfareh, herumstrei- 
chen, vagari. Vorred. I. 

vm1>gclva'im1it. vmbschwaimen, 
umschwimmen, natare. Vorred. IV. 

viiljestaett , unbefestiget , schwach, 
non confirmat us. cap. 59. .3. 
Reithmeier, Berthold's Theologey. 



vudertaefliug, Verhandlung,;Unter- 
handlung, transactio. ,,Jn diser aufgesetr- 
ten puoes seinn zwen artikel dem pteicht-- 
sun furzehalten, die kain vhdertaedingle'ir' 
den." cap. 74. .5. : ' "'' , 

viidertltaedigeii , vnterhandeln. , . 
fiirbitten, intercedere. cap. 58. 5- 14. 

viiderwegeii , uhterwegs; ,,ynder- 
wegen gelassen" f. unterlasseb. Vpfrefl; 
IV. cap. 3. . 6. c. 77. . 15. 

vngef ell , Unfall , Ungliick , infelix 
eventus. cap. 31. . 2. ,,parumb mues 
nothalben menschlich vngefell herfliessen 
aus der menschen verschuldung." : cap."32. 
. 2. c. 67. 5.5. : ' ' . '" ; ;- : ' 

viigefiioer, Unschicklichkeit , ' Belei- 
digung, VerhohnunR. irrisio, injuria. capl ! ' 
13. . 6. c. 55. . 4. c. 83. 5^ 2." 'vnge- 
fueer. cap. 16. 5-1. c. 88. J. 7: . : ' ; ; ' 

vngef woven, beleidigend, injurians. 
cap. 87. .2. 

vngeiioet, vngezwungen, non coacte. 
cap. 37. . 5. 

vngeiiplialit, ungesauert, non fer- 
mentatus. cap. 63. . 2. c. 64. . 13. c. 
65. 5. 7. 

vnlawgeiibar , unlaugbar, sicher, 
gewiss, irrefragabilis. cap. 5. . 6. 

ynperliafft, unfruchtbar, sterilis. 
,,die vnperhafft Sara." cap. 2. 5- 5, c. 41, 
. 7. c. 99. 5- 16. . " ''"' 

viiprecltenltaft, unverwcslich, in- 
corruptibilis. ,,Solh .gotlich -wort ist .vn- 
prechenhafter same des sacraments. ""cap. 

59. .7. ' ; ". ' .. ' .."';]'.;:: ; :i:,'.;'" : . 

vnsiclitig, vnsichtbar, in visibilis. cap. ' 

94. g. 1. cap. ,67. 5- 9V ''".';' ''..'.".. 

vntoedlicli, unsterblich, immortalis. 
,,Vntoedlicher Cristus Hat sich inV.toedii^' 
kait eingelassen, auff das die toedtiichen 
vntoedlich \vurden." cap. 10. . 12^ ..|". ; ' 

viiuerdaets, Unverdauts, materiaiii- 
digesta. cap. 73. . 12. ,'.'.'?'. 

viiuerscltaidenllelt, ohne Unter- 
schied, indistincte. ,,Wiewbl ain person 
von der andern.lcumbt', seinn doch laUdrey 
person vnuerschaidenlich von ewikait mit- 
einander gewesen." cap. 7. . 7. 

vnuerweislicli, sicher, gewiss.. cap. 
50. 5. 11. cap. 80. . 9. 

Viiweseii, Nichtweseyn,. nichtsen, ni- 
hil, non esse. cap. '20. 5- 2. et 3. etc. 

vmiermaillgt, unbefleckt, immacu- ' 
latiis. ,,Got hat dem erstgepprem , siindi- 
gen menschen, benenntlich Cain, eingossen 
ainen vnuermailigten geist, dene vonstundan 
sein fleisch gemailigt hat." cap. 29. .3, 
et 13. cap. 32. . 1. c. 37. . 6:c.'40.S- 6. 

vmierzigeii, unverweigert,unversagt. 
minime recusatus. cap. 43. $. 4. . ' ' 

vnwirdiklich, unwurdig, indignus. 

46 



722 



vqgbar, vogtBjer, in einem solchen 
Alter seyn,. dass man sich selbst ver tret en 
kann, yplljahrig. ^,Daz aber ^em also ist 
vnd .yglicher toensch- alspald er vogbar 
wirt, ziio vngehorsam genaygt sey, befln- 
det sich. . ." cap. 22. . 1. c. 61. 5- 1. et 
2. c. 67. g. 1. c. 93. 5. 4. 

volliltliclt , vollkommen , perfectus. 
cap. 40. .4. c. 41. . 7. c. 5,2:$. 6. 'c. 
91. .13. 

voellig. vollkommen. perfectus; cap. 
37. V'l. ." . . 

voile , Vollkommenheit , Vbllendung, 
perfectib: ,,"Vfiewol menscfhlicher leib an- , 
fanklich von got beschaffeh, wifdt er doch 
von der natur gepflantzt bi,s ziip' sejnem 
vollem gefueert;" cap. 29. 'j. 2. : 

vorsidel, Vorfahreri, ' die sichzuvor 
angesiedelt batten, cap. 86. 5-3. . 

vrbaring, -plotzlich', schnell, repente : 
cap. 88.' g. 4. "<'". 

vrliab , Sauerteig, fermentiim. ,,Bey 
dem vrbab ist zeuersteen die ketzerey.'t 
cap. 16. 5. 5. ,,dann ain klain vrhab macht 
sawr gaimtzen tayg." ibid. .6. c. .63. .2. 

vrsacheii, veranlassen, griindeii, caii- 
sare, fundare. ,,dadurch goetliche Trinitat 
geursacht ist." cap. 7. 5. 2. c. 34. 5- 7. c. 
40. . 7. c. 88. .9. ' . ;. 

TPStend, Auferstehung , fesiirrectio. 
cap. 1. g. 8. c. 57. 

w. . 

ivandelbaerti^, wandelbar, veran- 
derlich, mutabilis. ,,Freyer will ist wan- 
delbaertig.'.' cap. 38. . 11. 

warliait , Wahrheit , veritas. ,,Wie 
nur ain got, also ist nur ain warhait." 
cap. 5. $. 1. ,,Erstlich ist der warhait an- 
fang vnd' vrsprung jmvehdig in got, der 
die ewig vnd vnermeslich warhait ist." 
ibid. 

was, statt, war, erat, haufig vor- 
kommend. , 

wegfertig, fertig zum Abreisen, ab- 
reisend, proflciscens. cap. 58. . 9. 

weclislpaelig, thierartig, cap.29. . 7. 

weiben , beweisen , probare. ,,Kain 
menschmoecht weiseri nocb glawblich an- 
zaygen." cap. 12. . 3. unterweisen, unler- 
richten. ; ,,Wiewol wir gewis seinn , daz 
die schrift war ist, seihn wir doch vnge- 
\vis des jnnhalts derselben schrift, alslang 
bis. wir darjnii durch die kirch geweist 
werden." cap. 14. 'g. 2. 

weisztlauiiib , Weisheit, sapientia. 
,,0 Cherub, das ist, o listiger engel, du 
hast verloren deinen weiszthumb." cap. 
21. 5- 5. 

\veitscliaecltig, weitschichtig. ent- 

fernt, remotus. cap. 1. .1. 



wercli, Werk, !.Werke., opus, opera. 
Gute,Werke sind tiothSvendig: .,,Jac'6biis 
setzt, ! der glawb sey eytel vnd 'tod on gupte 
werch, die aus lieb, nbthalben dem glawb 
nachuolgeh." cap. 3. . '1. ,,Schier in al- 
ien Episteln Pauli werden gubte werch 
angetzogen soniderlichzup Thim'ptheum den 
er fur vnd f iir zuo ^'ercheri efmpnt nit 
allain .das er den glawb ^predig Vnd ver- 
kunde, sender auch daz er den Christ- 
glawbigeh mit r we'rchen giiot /exenipel vpr- 
trag, das er reichen lewten gepiete reich 
zewerden in guoten werchen vrid.daz er 
selbs arbaitten sol als airi redlicher Ritter 
Cristi." cap. 3. . 10. ,,Guote werch. ma- 
chen den glawb lebentig, der sqnst ;pn die 
werch tod ist, vnd yemer ainer. 'guote 
werch thuot, destreichliicher wirt sein be- 
lonung." cap. 77. . 5. ; V ' '':' 

\vesen, Wescn, Seyn, esse. ,,Wie vn- 
ser wesen nichts ist vnd vnser lebeh der 
tod ist gegen goetlichem wesen vnd leben." 
cap. 4. . 12. ,,Darauff wisse , daz zAyay 
wesen seinn. Ain ewigs vnd bestaendigs. 
Das ander zeytlich vnd vabestaendig." cap. 
21. . 1. et .3. 

we^v, zuo wew, zu/Avas, ob quam. 
cap. 19. .'5. mil wew fiir: womit. .cap. 
'48: .'4. ' ,.. ' '; ' : 

widei'bringeii , wiederherstellen, 
gut'inachen, reparare. cap. 10. g. 10. 

wider|>art, Gegnef,' Gegentheil, con-' 
trarius. cap. 1. . 5. ,,widerpart wirt rait 
widerpart gehailt." cap. 68. g. 3. c. 
100. 5. 8. 

widerumb, wiedefum, nochmals, 
iterum. 

widerwaertig , zuwider, entgegen- 
gesetzt, contrarius. Dedic. pag. 1. ,,Doch 
seinn hierjnn Paulus vnd Jacobus gegen- 
einander nit widerwaertig." cap. 3. 5. 2. 
,,Aber hie ist staete widerwaertige be- 
gier zwischen leib vnd geist." cap. 25. . 7. 

wider waer tiger, Gegner, adver- 
sarius. ,,Vnd wer solhes widerspricht, der 
ist als ain wider waertiger gottes rechtlich 
zeuerdamen." cap. 1. 5. 7. c. 38. 5. 3. c. 
39. . 2. c. 81. .9. 

\viderwaertikait, Widerwarrtig- 
keit. cap. 75. .2. et 3. et 4. 

widersaessikait , Widersetzlich- 
keit. cap. 31. : 2. 

ividersitaenig , widefspenstig, auf- 
lehnend, rebellans. ,,Deszhalb muoesgot 
erstlich sein gotlichehilf recken demmen- 
schen, domit er solhe geistliche griad an- 
neme, dadurch er Got angenaem werde 
vnd gotlicher gerechtikait nit widerspaehig 
sey." cap. 28. . 2. c. 36. 5. 1. c. 40. g. 
6. c. 43. . 6. c. 77. .15: c. 90. . 3'. c. 
91. .13. c. 92. g. 1. 



WORTERBUCH 1SEBST ERLlUTERUNGEN. 



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widerspaeiiikait, Widerspenstig- 
keit, Widerstand, renitentia. cap. 31. . 
1. c. 43. 5. 6. 

wlderspil, Gegentheil, das Entgegen- 
gesetzte, Verkehrte, adversum. ,,all ander 
lugent vnd krefft, die der mensch ver- 
maint ausjinselbszehaben, seinn eytl vnnd 
laer aucn nichts anders dann das \vider- 
spil." cap. 4. . 11. cap. 9. . 3. c. 29. $. 
7. ,,Aber solhe notdurftige schicklikait 
wirt im menschen nit gesehen, sonder 
\viderspil gemerckt." cap. 31. .9. cap. 
48. . 4. c. 52. . 2. 

wierser, schlechter, schlimmer. cap. 

3. . 5. ,,Wann Jhesus nur plpsser mensch, 
nit auch got gewesen, doch sich dafiir aus- 
geben hiet, alszdenn waere erwierservrid 
grosser lugner dann Luciper." cap. 9. .7. 

wilkikrlich, freiwillig, aus freienStii- 
cken, voluntarie. ,,Got hat yns wilkiirlich 
mil dem wort der warhait gepert." cap. 

4. . 10. ,,Wider das vbel wiirlichervnd 
wilkiirlicher schuld 1st geordent das vbel 
smertzlicher straff." cap. 33. . 6. 

ivillen, Willen, voluntas. cap. 4. . 
4. ,,will ist zwayerlay, guoter vndpoeser." 
cap. 38. . 1. sieh. das Register. 

vtissimd, wissend, wie essund, essend. 

wollialltniig, Wohlhaltung, Vorbe- 
reitung, praeparatio. cap. 42. . 10. 

n r ollust, Wohllust, Wohlgefallen, ge- 
wohnlich rait demBegriff desunsittlichen, 



Neigung, affectus: ,,darnach zeiicht die 
hoffnung des ewigen den menschen von 
zeitlichem wollust. (affectus in ordinatus.)" 
cap. 1. . 3. cap. 31. 5-3. 

z. 

zaeut, Zaum, frenum. cap. 42. . i. 

zeniclitig, nichtig, eitel, yanus. cap. 
2. . 3. ,,Deszhalb 1st aigner will des men- 
schens an jmselbs poes vnd zenichtig." 
cap. 37. . 4. et . 5 c. 59. . 3. 

zeniclitifeait, Nichtigkeit, nihileitas. 
cap. 50. 1. 

zerut, vcrweslich, corruptibilis. 

zeriittlikait, Zerbrechlichkeit, Ver- 
weslichkeit, corruptio. cap. 57. . 2. 

zeuast, so sehr, adeo. cap. 39. . 8. 

zicli, Bezicht, Beschuldigung , crimi- 
natio. cap. 51- . 4. 

zuoerstraeet , zerstreut, bin- und 
wieder, sparsim. cap. 1. $. 1. 

zuoegenaiclient, zugeeigent, be- 
stimmt, praedestinatus. cap. 37. 10- 

zuofallund , zufallig , accidentalis. 
,,Solh zuofallund staend erheben oder er- 
nydern den menschen." cap. 30. ?. 2. 

zwier, zweimal, bis. cap. 13. . 5. 

zvrispillg, zweifach, dupliciter. ,,Jst 
dasselb \vort (Siinde) in heiliger schrifft 
zwispilig zeuersten." cap. 36. . 1. entge- 
gengesetzt, cap. 38. 5. 5. 



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